Sie sind auf Seite 1von 6

Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.

doc

Übersicht zur Architekturgeschichte (alle Illustrationen: commons.wikimedia.org)

I. Griechische Antike (ca.1000-80 v. Chr.)


Geschichtliche Aspekte:
• Kleine Stadtstaaten im Bereich des heutigen Griechenland (z.B. Athen, Sparta)
• Kolonien rund um das Mittelmeer, vor allem aber in Süditalien und Kleinasien (heutige Türkei)
• Ursprung der Demokratie und der Philosophie werden in Athen verortet, Griechenland gilt
als „Wiege der europäischen Kultur“
• Später Großreich (Alexander der Große) bis nach Persien (heute Iran)
Archetypische Bauwerke:

Parthenon, Athen (447 v. Chr.); Theater, Epidauros (ca. 350 v. Chr.)

• Tempel werden als Wohnhäuser der Gottheiten verstanden (dürfen nur von Priestern
betreten werden).
• Tempel sind auf Ausgewogenheit, harmonische Proportionen und Allansichtigkeit konzipiert
• Tempelfassade mit Krepis, Säulen (Fuß, Schaft, Kapitell), Architrav und Tympanon bilden ein
Motiv, das in fast allen folgenden Architekturepochen wieder aufgegriffen wird
• Klare Tektonik (Tragen und Lasten sichtbar)
• Entwicklung von Einfachheit, Ruhe und Starrheit (archaischer Stil) hin zu Opulenz, Dekor und
Bewegtheit (hellenistischer Stil)
II. Römische, vorchristliche Antike, vorchristlich (ca. 750 v. Chr. – 350 n. Chr.)
Geschichtliche Aspekte:
• Rom zunächst kleiner Stadtstaat in Mittelitalien
• Expansion durch Eroberung, umfasst ca. 100 n. Chr. den gesamten Mittelmeerraum, einschl.
Nordafrika und Ägypten, Syrien, Irak, Armenien und die Türkei, Frankreich, England, den
gesamten Balkan, das heutige Rumänien und den Südwesten des heutigen Deutschlands
• Römische Kultur, Sprache (Latein), Rechtssprechung, Staats- und Militärwesen und
Technologie werden zum Vorbild für diesen ganzen Kulturraum und darüber hinaus.
Archetypische Bauwerke:

Colosseum, Rom (80 n. Chr.); Pantheon, Rom (118-128 n. Chr.)


Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.doc

Triumphbogen, Leptis Magna (Lybien) (ca. 200 n. Chr.); Pont du Gard, Südfrankreich (ca. 50 n. Chr.)

• Zahlreiche Stadtgründungen, Straßen und Infrastrukturbauwerke (Ingenieurbau) im ganzen


Reichsgebiet
• Erfindung des Rundbogens, des Tonnen- und des Kugelgewölbes (Kuppel), damit
Überbrückung großer Strecken bzw. Überdachung großer Räume möglich
• Oftmals Konzentration auf eine Schaufassade, theatralische Effekte

III. Römische und byzantinische christliche Antike (ca. 350-700 n. Chr.)


Geschichtliche Aspekte:
• Nach langer Verfolgung wird das Christentum wird im ganzen Römischen Reich zur
Staatsreligion (380 n. Chr.)
• 395 n. Chr. Teilung in West- und Oströmisches Reich, Zerfall des Weströmischen Reichs im
Zuge der Völkerwanderung 475 n. Chr., Oströmisches, später Byzantinisches Reich mit der
Hauptstadt Byzanz (heute: Istanbul) bestand bis 1453 (Eroberung durch die Osmanen)
Archetypische Bauwerke:

St. Sabina auf dem Aventin, Rom (422-432 n. Chr.); Hagia Sofia, Istanbul (532-537, urspr. ohne Minarette)

• Kirchenbau entwickelt sich aus der Basilika (röm. Markt- und Gerichtshalle) mit Mittelschiff,
Seitenschiffen und Apsis bzw. aus dem mit einer Kuppel überwölbten Zentralbau

IV. Islamische Architektur im Europa in Mittelalter u. Neuzeit (ca. 700-heute)


Geschichtliche Aspekte:
• Ab 711 wird die iberische Halbinsel fast vollständig von arabischen und berberischen
Eroberern kontrolliert, es entsteht das Emirat, später das Kalifat von Córdoba.
• Das letzte islamische Königreich auf der iberischen Halbinsel wird 1492 von den christlichen
Herrschern Spaniens erobert.
• 1453 erobern die islamischen Osmanen Konstantinopel (heute Istanbul) und dehnen ihren
Herrschaftsbereich in Europa mit der Zeit über den Balkan bis fast nach Wien aus (ca. 1700)
• Das Osmanische Reich verliert danach zunehmend Gebiete und endet 1923
• Seit der osmanischen Zeit leben Muslime auf dem Balkan und im europäischen Teil der Türkei
Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.doc

Archetypische Bauwerke:

Mezquita von Córdoba(784-987); Banja Bashi Moschee, Sofia (1576)


• Kuppelmoscheen entwickeln sich aus der römisch-christlichen Architektur, arabischen
Ursprungs ist die Hallenmoschee, wie z.B. die Mezquita von Córdoba
• Kennzeichnend für viele Bauwerke sind der Hufeisenbogen und die opulente geometrische
und florale Ornamentik

Romanik (ca. 700-1250)


Geschichtliche Aspekte:
• Die Antike endete mit dem Zerfall des Weströmischen Reichs im Zuge der Völkerwanderung.
• Das Mittelalter begann als eine Zeit ohne stabile staatliche Institutionen und damit ohne die
entsprechenden Machtkonzentrationen, die die Errichtung größerer Bauwerke ermöglicht
hätten. Erst langsam, ab Ende des 5. Jahrhunderts, entwickelte sich das Frankenreich zu einem
stabilen Machtfaktor (größte Ausdehnung unter Karl dem Großen). Es bestand bis zum 9.
Jahrhundert. Aus dem Frankenreich gingen Frankreich und Deutschland hervor.
• Hier kam es zum Bau von Klöstern und von Domen zur Missionierung und als Symbol der
Verbindung kirchlicher und staatlicher Macht.
• Klöster bilden, gerade im frühen Mittelalter, die wichtigsten kulturellen Zentren
• Kirchen dienen teilweise auch als Zufluchtsstätten bei Angriffen (Wehrkirchen)
Archetypische Bauwerke:

Kloster unserer lieben Frauen, Magdeburg (ab 1015); St. Michael, Hildesheim (1010-1033); Dom zu Speyer (ab 1024)

• Kirchen als Gruppenbauten, die Grundstruktur entspricht der römischen Basilika, wurde aber
stetig um weitere Gebäudeteile ergänzt: Hauptschiff, Seitenschiffe, Apsis, Nebenapsiden,
Querschiff, Vierung, Vierungsturm, Chor, Chorumgang, Kapellenkranz, Westwerk, Türme...
• Wände als tragende Elemente (Massivbau), sehr dicke Mauern mit nur kleinen Fenstern, daher
oftmals burgartiger Charakter der Bauwerke
• Einwölbung mit Tonnen- und Kreuzgratgewölben
• Im Laufe der Zeit zunehmende Gliederung der Gebäudeteile durch Zierelemente: Zwerg- und
Blendarkaden, Rundbogenfriese, Gesimse, Lisenen, Stützenwechsel von Pfeilern und Säulen,
geschmückte Würfelkapitelle, abgestufte und ausgeschmückte Portale.
Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.doc

Gotik (ca. 1100-1500)


Geschichtliche Aspekte:
• Der Begriff 'Gotik' wurde von dem italienischen Maler, Baumeister und Kunstschriftsteller
Vasari in abwertender Absicht verwendet, denn die germanischen Goten hatten dem
Römischen Reich den Todesstoß versetzt und galten ihm als Barbaren
• Der gotische Stil entstand in Frankreich (Île de France), dem nun selbständigen Westteil des
Frankenreichs ab ca. 1140. Er verbreitete sich mit dem Einflussgebiet der französischen
Könige und bald auch über fast ganz Europa jedoch in sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit
und Intensität
• Der gotische Stil ist in seiner Pracht auch Ausdruck der wiedererstarkten Gesellschaft des
Hoch- und Spätmittelalters, des aufstrebenden Bürgertums und der wachsenden Städte
• Die gotischen Kathedralen, die wichtigsten Bauten der Gotik, wurden nicht im Frondienst
errichtet, sondern durch die (weitgehend) freiwillige Beteiligung der städtischen Bevölkerung.
Archetypische Bauwerke:

Kathedrale von Chartres, Frankreich (ab 1194); Sainte-Chapelle, Paris (1244-48); Kölner Dom (ab 1248)

• Im Gegensatz zur Romanik kein Gruppenbau sondern Vereinheitlichung des Raums


• Stark aufstrebende Wirkung der Bauwerke durch die vertikale Gliederung
• Der Spitzbogen und das Kreuzrippengewölbe ermöglichen leichtere Deckenkonstruktionen
und damit höhere Bauwerke
• Die gotische Kathedrale entsteht als Skelettbau mit Kreuzrippengewölben und Strebewerk:
Das Strebewerk fängt den Schub des Dachs auf, die Wand verliert die tragende Funktion,
kann dünner und von großen Fenstern durchbrochen werden.
• Den Säulen und Pfeilern sind sogenannte ‚Dienste’ vorgelagert, die den Schub der Gewölbe
auffangen, es entstehen die für den gotischen Stil typischen Pfeilerbündel.
• Der Bau wird immer stärker mit einem filigranen Dekor überzogen: Maßwerk, Wimperge,
Rosettenfenste, Fialen, Krabben, Kreuzblumen, durchbrochene Turmhauben... auch wird das
Bauwerk zunehmend mit Plastiken geschmückt.

Renaissance (ca. 1420-1620)


Geschichtliche Aspekte:
• frz., ursprünglich italienisch rinascimiento, dt. Wiedergeburt
• Ausgangspunkt in Italien (Florenz) – Reiche Stadtstaaten mit starkem, Handel treibenden
Bürgertum und einem ‚verbürgerlichten’ Adel.
• Humanismus: Neues Interesse an der realen Welt als göttlicher Schöpfung, die es
verstandesmäßig zu durchdringen gilt – Überwindung kirchlicher Dogmen (Reformation)
• 1492 Neuentdeckung Amerikas - wird vielfach als Beginn der Neuzeit angesehen – Für Kirche
schwer zu erklären, warum Ureinwohner nichts vom christlichen Gott wissen.
• Kopernikanische Wende: Erde nicht im Zentrum des Universums – dies bedeutet eine
Erschütterung des christlichen Weltbilds
• Auch die Pestwellen am Ende des Mittelalters und zum Beginn der Neuzeit untergruben den
christlichen Glauben
Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.doc

• Rückbesinnung auf Kunst und Kultur der Antike (allerdings sind nur die griechischen und
römischen Baudenkmäler in Italien bekannt.
Archetypische Bauwerke:

Palazzo Chiericati, Vicenza, Italien (1550); Tempietto di San Pietro, Rom (ab 1500); Villa Rotonda, Vicenza, Italien (ab 1567)

• Zentral- und Rundbauten, Kreis und Quadrat als Idealformen, Betonung von Symmetrie und
Axialität.
• Ziel der Renaissancearchitektur war zunächst die Herstellung perfekter Harmonie und die
Orientierung am menschlichen Maß (→ Ausgleich zwischen Horizontalen und Vertikalen, im
Gegensatz zur Gotik, →Anwendung des Goldenen Schnitts)
• Verwendung von Elementen antiker Architektur: Kuppeln, Rundbogen (z.B. Bogenfenster und
Arkaden), Portikus, Säulen der antiken Ordnungen, Fenstergiebel (Dreiecks- und
Segmentgiebel), Pilaster (der Wand vorgelagerte Halbsäulen)

Barock und Rokoko (ca. 1600-1780)

Schloss Versailles, Frankreich (ab 1661); Stift Melk, Österreich (ab 1702), Residenz Würzburg (ab 1719)

Geschichtliche Aspekte:
• port. barroco ‚unregelmäßig geformte Perle’, zunächst abwertend gebraucht
• Herausbildung von Nationalstaaten unter einem mit unumschränkter Machtfülle
ausgestatteten Herrscher (Absolutismus), der entsprechender Repräsentation bedurfte
• Gegenreformation: Versuch der Erneuerung der katholischen Kirche, Bedarf nach
beeindruckender Inszenierung von Macht und Pracht der Kirche
• Durchbruch der Geldwirtschaft: Merkantilismus, Manufakturen, Kolonialhandel, Gründung von
Aktiengesellschaften und Börsen, Kolonialismus

Wesentliche Kennzeichen:
• Fließender Übergang von der Renaissance zum Barock, genaue Abgrenzung ist nicht möglich.
• Architektur diente der Inszenierung von Macht und der Überwältigung des Betrachters
• Illusionismus (trompe l’oeil) z.B. Fortführung von architektonischen Elementen als Malerei,
Verstärkung der Tiefenwirkung von Räumen durch tatsächliches Verkleinern der Elemente
nach hinten, Vergoldungen, Bemalungen von Holz zu Marmor, etc.
• Verbindung von Malerei, Skulptur und Architektur (Gesamtkunstwerk)
Macintosh HD:Users:joachimbalser:Desktop:Übersicht-Architekturgeschichte.doc

• Am Anfang und in der Hochzeit der Epoche prächtig und pompös, in der Spätphase (Rokoko),
kleiner, graziler, verspielter
• Schloss als Wohnsitz und Machtsymbol des absolutistischen Herrschers, nach außen geöffnete
Flügelanlage, Ehrenhof, Gartenanlagen und evtl. mit einer eigens angelegten Residenzstadt, die
ganz auf das zentrale Schloss ausgerichtet ist (wie z.B. Karlsruhe oder Mannheim).
• Geschwungene Linien, wellenförmige Fassaden, elliptische Grundrisse und Kuppeln,
Durchdringung und Auflösung von Formen (es gibt aber auch geradlinigere Ausprägungen)
• Reiches Dekor: Sprenggiebel, verkröpfte Giebel, Girlanden, Vasen, Urnen, Putten, Voluten,
Ochsenaugen, Kartuschen, Rollwerk, Rocaillen, funktionslose Säulen, Säulenpaare,
Kolossalsäulen...

Klassizismus (ca. 1750-1850)


Geschichtliche Aspekte:
• Zeit der Aufklärung (Kant), Beginn der Industriealisierung, Blütezeit der Wissenschaft
• Beginn der Altertumswissenschaft (Archäologie)
• Revolutionäre Umwälzungen (Französische Revolution), Staaten geben sich Verfassungen,
erste demokratische Staaten (Großbritannien, Frankreich, USA)
• Napoleonische Kriege, Neuordnung ganz Europas

Kapitol, Washington (ab 1793); Brandenburger Tor, Berlin (ab 1789); Glyptothek, München (ab 1816)

St.-Hedwig-Kathedrale, Berlin (ab 1747); Konzerthaus am Gendarmenmarkt, Berlin (ab 1818)

• Es entsteht der Bautyp des Museums zur Bildung der breiten Bevölkerung
• Aufgreifen antiker Architektur: Säulen, Portikus... (Antike Architektur wurde nun durch die
Archäologie genauer und wissenschaftlicher studiert)
• Geometrische und stereometrische Grundformen (Kreis, Quadrat, Kugel, Kubus) als Ergebnis
geistiger Abstraktion
• Ausgewogenheit von Horizontaler und Vertikaler
• Klare Abgrenzung der Bauteile voneinander (Gegenbewegung zum Barock)

Das könnte Ihnen auch gefallen