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Angesichts der Zunahme langwieriger Erkrankungen, insbesondere im Zusammenhang mit
Stress, wird die Frage danach, was nachhaltig heilt, immer wichtiger. Ein ganzheitliches
Verstehen der gesunden Selbstregulation als Regulation in Kooperation, hier insbesondere
in einer therapeutischen Kooperation, kann darauf Antworten liefern.
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ebung/Übersysteme
Um g
Verhalten
Handeln Reflektieren
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Individuum
Attraktoren
Stimmigkeit
Bedürfnisse
Motivation, Lernen
Wünsche
Wahrnehmen
was bedeut-
sam ist:
Ist = Soll
ren Stoffwechsel. Entsprechend gibt es Attraktoren als erscheint, springt unsere psychoneuroendokrine Stress-
Maßstäbe für mitmenschliche Nähe, Gerechtigkeit und regulation an.
vieles andere. Das, was wir jeweils aktuell als Bedürfnis
wahrnehmen, entspringt dem Abweichen des Ist- Annäherung oder Abwendung
Zustands vom Attraktor, dem Soll-Zustand. Jeder Mensch Je nachdem, ob die Umwelt als attraktiv bzw. aufbauend
muss also ein inneres Bild, ein implizites Wissen von sei- oder bedrohlich bewertet wird, wird das neuropsychische
nen Attraktoren haben. Annäherungs- bzw. das Abwendungs- oder Vermei-
dungssystem aktiviert [6, 7]. Aus der jeweils folgenden
Der Begründer der Neuropsychotherapie Klaus Grawe [5] Motivation heraus entfalten wir
schreibt zu diesen regulierenden Maßstäben, dass das ▪ lustvolle, auf Annäherungsziele gerichtete Aktivitäten
„oberste Regulationsprinzip“ der psychischen (und damit (dopamingesteuert, inneres Belohnungssystem) bzw.
ganzheitlichen) Regulation die Stimmigkeit (Kohärenz) ▪ angstgesteuerte Flucht-, Kampf- oder Schockreaktio-
sei. In der Naturheilkunde wird gern von einem „inneren nen, wie Anspannung und Stress. Eine anhaltende
Arzt“ gesprochen, der wohl eine ähnliche Instanz meint Stressreaktion (z. B. auch nach einem Trauma bei einer
(▶ Abb. 1). posttraumatischen Belastungsstörung) ist ein wesent-
licher Faktor für die Entstehung und den Verlauf von
Diese inneren Attraktoren bestimmen maßgeblich, ob chronischen, auch psychischen Erkrankungen.
wir Umweltreize als aufbauend bzw. unbedeutend (neu-
tral) oder bedrohlich erleben. Aus dieser Bewertung Laut Roth [8] war zu Beginn von Psychotherapien bei Ge-
erfolgen die unterschiedlichen Aktivitäten wie Freude, sundungsprozessen eine Zunahme von Botenstoffen so-
Annäherung, Schreien, Abwehr, Anspannung der Musku- wie eine verstärkte Hirnaktivität zu beobachten, die dem
latur sowie die Aktivitäten der Hormondrüsen, des Ver- neuro-motivationalen Annäherungssystem zugeordnet
dauungstrakts, des Stoffwechsels usw. Die Informationen werden: Oxytocin, Endorphine, Dopamin, Serotonin so-
dieses inneren Attraktors [1] oder des „inneren Arztes“ wie höhere Aktivitäten im Nucleus accumbens und im
wirken attraktiv wie imaginäre Magneten auf den Stoff- Frontalhirn. Durch diese Veränderungen werden auch
wechsel und auf alle anderen Funktionen und sollen im- die Schmerzempfindlichkeit und Ängste und insgesamt
mer wieder Ganzheit, Integrität und Gesundsein her- das Stresserleben vermindert.
stellen. Der innere Attraktor ist auch verknüpft mit Soll-
Erwartungen an die Umwelt. Wenn diese bedrohlich
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Spektrum | Salutogenese
Anpassungsverhalten
bricht zusammen
chronischer Depression, Stress-
Stress und andere
Verhalten Erkrankungen
Reflektieren
Handeln
Bilanzieren:
Ressourcen
Abwenden erfolgreich? gescheitert?
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der Not/
Attraktoren
Gefahr
Stimmigkeit
Bedürfnisse
Lernen
Motivation: ja: Selbst-
Annäherungsziele vertrauen
Wahrnehmen
was bedeut-
sam ist:
Ist = Soll anhaltende
Innehalten Gefahr
Gefahr! Abwendungsmodus
Unbewusste Bilanz oder bewusste Reflexion rationen von den krank machenden „pathogenen“ zu
Nach jeder Aktivität bilanzieren wir diese entweder unbe- unterscheiden. Dabei spielen Distresserfahrungen in un-
wusst oder reflektieren bewusst: serer Umwelt eine besondere Rolle.
▪ Welche Antworten haben wir auf unser Verhalten be-
kommen? In der Gebärmutter, bei der Geburt und in den ersten Le-
▪ Wie verlief die Interaktion? bensmonaten ist der kommunikative Zugang des Kindes
zu seiner Umwelt überwiegend körperlicher Natur. Das
Aus der Erfahrung können wir lernen. Körperwachstum bleibt auch noch die ganze Säuglingszeit so, wobei das
sowie -symptome entstehen durch unsere Interaktionen, Kind ab dem 3. Monat langsam den sozialen Kontakt zu-
besonders auch des ZNS und der Gene (letztlich des im- sätzlich über visuelle und akustische Reize auch auf eine
pliziten Attraktors), mit der Umwelt (▶ Abb. 2). Distanz hin ohne direkten Körperkontakt herstellen kann.
Später lernt es, auch über Worte Beziehungen koope-
rativ zu gestalten [8].
Gesunde Selbstregulation
in Kooperation Während der Schwangerschaft und Geburt sowie in den
ersten Monaten werden tief greifende psychoneuroendo-
Die Entwicklung unseres Organismus und unserer Per- krino-epigenetische Kommunikations- und Verarbei-
sönlichkeit vollzieht sich in einer Wechselbeziehung zwi- tungsmuster ausgebildet, insbesondere für die Körper-
schen unserer Ganzheit und der Umwelt. Diese findet funktionen. Die Selbstregulation des Kindes erwartet
insbesondere in unserem ZNS und in unseren Genen und erhofft, dass es durch die Bezugspersonen in seinem
funktionell und strukturell ihren Ausdruck [5, 8, 9]. So Streben nach Ganzheit, Heil-Sein, Wachsen, Entwicklung
entscheiden v. a. unsere ganzheitlichen Weltbeziehungen und Kohärenz unterstützt wird, wenn es die Dinge nicht
und die Antworten des ZNS und letztendlich auch der bewältigt. Dabei handelt es sich anscheinend um ange-
Gene über unsere gesunde Entwicklung und Erkrankung. borene Potenziale und Regeln zur Kooperation, die Mi-
Die Gene z. B. antworten mit ihrer Aktivität auf Umwelt- chael Tomasello am Max-Planck-Institut für Entwick-
einflüsse (Epigenetik) – bereits während der Schwanger- lungspsychologie in Leipzig erforscht hat [10, 11]. In sei-
schaft. Deshalb scheint es angebracht zu sein, die Art und ner zusammenfassenden Definition einer menschlich-
Weise der gesund aufbauenden „salutogenen“ Koope-
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partnerschaftlichen Kooperation finden wir die wesent- geben uns den Behandlungsauftrag – soweit wir diesen
lichen Aspekte von aufbauender Beziehung überhaupt: im Sinne von Stimmigkeit zustimmen sowie folgen wollen
▪ Kooperative Beziehung bedeutet ein gegenseitiges und können.
Eingehen aufeinander.
▪ Sie dient einem gemeinsamen Zweck (Ziel, Sinn, Merke
einem Attraktor). Die Verbindung (Kohärenz) erfolgt Heilende Erfahrung
durch eine gemeinsame Intentionalität (ein Teilen Der Attraktor für jede therapeutische Sitzung sollte
des Attraktors, auch durch Mitgefühl und Mitwissen – nach John Scott eine „Healing Experience“ sein [12].
Mitwissen, Gewissen und Bewusstsein [Descartes]
sind interessanterweise Übersetzungen des lateini- Schutzwälle statt Stimmigkeit
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schen Wortes „conscentia“ und bezeichnen womög- Häufig allerdings sind die tiefen Bedürfnisse, die Stim-
lich unterschiedliche Aspekte von Mitwissen an Über- migkeit des Patienten, hinter Schutzwällen wie Sympto-
systemen). men verborgen, die er im Laufe seines Lebens aufgebaut
▪ In einer Beziehung haben die Beziehungspartner un- hat, um sich, seine Integrität und Ganzheit zu schützen.
terschiedliche Rollen (Aufgaben), die sie miteinander Diese Schutzwälle sind als Antworten auf erlebte Bedro-
abstimmen. hungen, also als Verletzungsfolgen, zu verstehen. Neuro-
▪ Wenn einer der Kooperationspartner seine Rolle bzw. psychologisch sind sie mit dem Abwendungssystem ver-
Aufgabe nicht hinreichend erfüllen kann, hilft der an- knüpft. Sie verkörpern häufig eine Ambivalenz zwischen
dere ihm dabei nach Kräften. dem Bedürfnis nach Sicherheit/Überleben (einem Gefühl,
sich schützen zu müssen im Abwendungs-/Stressmodus)
und dem Bedürfnis nach Freude und Lust am Leben (An-
Bedeutung für die näherungsmodus). Der gebildete Schutzwall schützt die
therapeutische Praxis Ganzheit des Lebens und behindert gleichzeitig die Be-
dürfniskommunikation. Als Behandler sind wir häufig mit
Für Therapien mit ganzheitlichem Ansatz gehen wir da- diesem Problem doppelter Botschaften konfrontiert.
von aus, dass der Patient eine heilsame Erfahrung [12]
sucht und dass diese der Attraktor jeder therapeutischen Ein Fallbeispiel: Ein 52 Jahre alter Lehrer kam mit einem
Sitzung ist bzw. sein sollte. Das bedeutet im Wesentli- anhaltenden und jetzt akut zum Schiefhals verschlimmer-
chen, auf das tiefe Bedürfnis nach Gesundheit und Stim- ten HWS-Syndrom, Bluthochdruck und Wortfindungsstö-
migkeit einzugehen, denn dies ist unser übergeordneter rungen in die Sprechstunde und wollte, dass ich seine
Attraktor [2 – 5]. Daraus ergibt sich die gemeinsame In- Symptome „wegmache“. Im Verlauf wiederkehrender
tentionalität, die Motivation für unsere Kooperation mit Konsultationen berichtete er, dass sich seine Eltern ge-
dem Patienten. Die tiefen Bedürfnisse unserer Patienten trennt hätten, als er 4 Jahre alt war, und sein Vater seit
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Spektrum | Salutogenese
dieser Zeit nichts mehr von ihm wissen wolle. Außer die- Erfolg der Intervention. Hardliner der Schulmedizin mö-
sem Verlust hat der Patient ein Stück Mannrolle für die gen dann gern von einer Placebo-Wirkung sprechen, wie
Mutter übernommen und diese in ihrem Leid getröstet. sie z. B. besonders stark bei einer Knie-OP auftreten.
Diese Rolle als Mann und Helfer der Mutter in der Not Doch meines Erachtens bringt die geschilderte Vor-
war für ihn ein stressiges Kooperationsmuster. Später als gehensweise eine klar begründete ganzheitliche thera-
Lehrer hat er aus dieser Rolle einen zwanghaften Perfek- peutische Wirkung, die viel mehr kultiviert werden sollte,
tionismus entwickelt, zu dem ein ständiger Hartspann weil damit eine wirklich gesunde Entwicklung der Men-
der Schulter- und Nackenmuskulatur ebenso gehörte schen ohne erneute Verletzung vorangebracht wird.
wie die ebenso zwanghafte wie vergebliche Suche nach
bestimmten Wörtern und der Bluthochdruck als Aus- Merke
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druck inneren Stresses. Nachdem er dieses Beziehungs- Attraktor
muster reflektiert und körperbezogene Therapie erhalten Der gemeinsame Attraktor von Patient und Thera-
hatte und die stressende Rolle als Mannersatz und Mut- peut ist die Gesundung des Patienten.
ter-Retter loslassen konnte, verschwand der Bluthoch-
druck. Das HWS-Syndrom hat er bis jetzt weit über die
Pension hinaus als Warnsignal für Stress gut im Griff. Rollenaufteilung zwischen
Patient und Therapeut
Eingehen auf den Patienten
Eingehen auf den Patienten bedeutet, dass wir seine Lei- Die Rollen sind durch das therapeutische Setting bereits
den („Blockaden“, innere „Schutzwälle“) wertschätzen im Groben vorgegeben: Der Patient hat seine individuelle
als Versuch, eine Bedrohung abzuwenden und sich zu Eigenkompetenz (letztlich der autonomen Selbstregula-
schützen (möglicherweise viele Jahre vor der Behand- tion) und der Therapeut seine professionelle von der Kul-
lung, wie z. B. bei Stress in der Familie, oder im Zeitraum tur gestützte Fachkompetenz. Diese soll dabei der Ge-
der Symptomentstehung). Zudem ist es häufig hilfreich, sundheit bzw. Stimmigkeit des Patienten, also dessen
den Patienten nach seinen Emotionen und Bedürfnissen höchstem Attraktor, dienen (▶ Abb. 3).
zur Zeit des Krankheitsbeginns und kurz davor zu fragen,
ebenso nach Bedürfnissen und Anliegen, die er damals So erkennen wir bei genauer Betrachtung der Therapeut-
oder auch jetzt nicht erfolgreich mitteilen konnte [2, 3]. Patient-Kooperation viele z. T. auch bedeutsame Unter-
Auf seine Bedürfnisse und Wünsche hin angesprochen, schiede bezogen sowohl auf die Rollenverteilungen in
kann der Patient leichter wieder in seinen Annäherungs- verschiedenen Behandlungsmethoden als auch in der je-
modus an Stimmigkeit und Gesundheit kommen und sei- weils konkreten, ganz individuell einmaligen Koopera-
ne Selbstregulation kann ihn wieder leichter zu seinem tion. Wir können Unterschiede ausmachen, die z. B.
attraktiven Wohlbefinden führen. Ein solches Eingehen hierarchische Aspekte betreffen (top-down oder horizon-
auf die Bedürfnisse des Patienten muss nicht immer ver- tal-partnerschaftlich) oder die Prozessqualität der Koope-
bal sein. Auch differenzierte körperliche Interventionen ration (dialogisch-kokreativ, manipulativ u. a.) oder die
können bei Patienten als Kooperation auf einer implizi- Kommunikationskanäle (wie körperlich, emotional bzw.
ten, tief wirksamen Regulationsebene verstanden wer- verbal-kognitiv) und die Rollenverteilung (Mutter, Vater,
den [14]. Kind, Lehrer sowie aktiv, passiv).
40 Petzold TD. Körperarbeit als Zugang … DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2019; 17: 36–42
salutogene Kommunikation
intentionaler Resonanzraum
Arzt Patient
W Annäherung
H kooperativer
W Erwartung:
H
heilsame
an Gesundheit Dialog
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Erfahrung
R gemeinsamer Attraktor –
R
R = Reflektieren geteilte Intentionalität:
W = Wahrnehmen Unter- Wohlbefinden, Stimmigkeit
schied von Ist und Soll
H = Handeln
In der Mitte steht der Attraktor.
▶ Abb. 3 Bei einem gemeinsamen Attraktor kann ein kreativ-kooperativer Dialog entstehen. (© Theodor Dierk Petzold)
Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen ist es häufig hat, wo Krankheiten bzw. vulnerable Muster entstanden
angebracht, gewohnte Kommunikations- bzw. Koopera- sind, die durch spätere Stresserfahrungen getriggert
tionsmuster zu unterbrechen und neue anzubieten, um werden konnten.
die gesunde Selbstregulation anzuregen. Regulations-
starre bei „chronischen“ Erkrankungen ist als Folge von Bei der heilsam-kooperativen Erfahrung des Patienten
eingefahrenen Kooperationsmustern zu verstehen, die durch Berührung [14] kommt es nicht nur auf die Technik
heute dysfunktional sind. Oft können erst dann eine dia- und den Ort der Intervention an, sondern auch und ganz
logische kokreative Kommunikation und eine heilsame besonders auf die Einstellung des Behandlers: Wie weit
Erfahrung entstehen, wenn der Patient die Vorteile einer kann er den Weg zum Attraktor, dem „inneren Arzt“ des
bedürfnisgerechten Aktivität in neuen Kommunikations- Patienten bahnen – auch neurophysiologisch? Dabei ist
und Kooperationsmustern erfährt und lernt. Dazu sind von der Resonanz des Patienten auf den Behandler aus-
der gemeinsame Blick auf die gemeinsame Intentionali- zugehen: Ist dieser in einem angespannten, gestressten
tät und ein Dialog, der sich von diesem Attraktor leiten Zustand, erlebt der Patient (wie auch schon ein Säugling)
lässt, förderlich [6, 7, 13]. das körperlich. Deshalb ist es wichtig – auch und gerade
bei jeder Form von berührender Körperarbeit –, dass der
Behandler in einer positiv gestimmten kooperativen Hal-
Heilsame Erfahrung als tung ist und somit möglichst den inneren Weg zum At-
gelungene Kooperation traktor seines Patienten bahnen kann.
Petzold TD. Körperarbeit als Zugang … DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2019; 17: 36–42 41
Spektrum | Salutogenese
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wäre dann als eine imaginäre Information der Psyche zu
sehen, als der heilende Aspekt der Seele („innere Arzt“), Korrespondenzadresse
der immer wieder bemüht ist, die Ganzheit und ihre stim-
mige Verbundenheit in einem dynamischen Prozess her- Theodor Dierk Petzold
zustellen. Barfüßerkloster 10
37581 Bad Gandersheim
info@salutogenese-zentrum.de
Der Blick auf den „inneren Arzt“/Attraktor regt das
übergeordnete Kohärenzstreben des Gehirns an, wahr-
Literatur
scheinlich besonders im präfrontalen Kortex. Er wird v. a.
durch ein Ansprechen und Aktivieren von rundum stim-
[1] Petzold TD. Schöpferische Kommunikation. Bad Gandersheim:
migen Zielen angeregt, z. B. auch durch Imagination
Gesunde Entwicklung; 2017
einer Wunschlösung, oder die Frage, wie der Patient sich
[2] Petzold TD. Gesundheit ist ansteckend – Praxisbuch Salutoge-
fühlt und was er tun möchte, wenn er wieder gesund und nese. München: Irisiana; 2013
das Symptom weg sei. Durch diese Interventionen wird
[3] Petzold TD. Salutogene Kommunikation und Selbstregulation.
die innere Verknüpfung mit dem Attraktor wieder geför- Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2013; 2
dert oder sogar hergestellt. Dies ist die Grundlage für das (92): 131–145
Funktionieren der Selbstregulation und Selbstheilung. [4] Hartmann C. Das große Still-Kompendium. Pähl: Jolandos;
2002: 179
[5] Grawe K. Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe; 2004
Fazit für eine therapeutische [6] Petzold TD. Für eine gute Arzt-Patient-Kooperation ist die ge-
Kooperation meinsame Intentionalität entscheidend. ZFA Z. Allg. Med.
2015; 10: 6–10
1. Wir schenken dem Patienten grundsätzlich das Ver- [7] Petzold TD. Arzt-Patienten-Kooperation aus Sicht der Saluto-
genese – Fokus auf die Genesung – nicht auf die Erkrankung!
trauen und die Hoffnung, dass seine Selbstregula-
Der Allgemeinarzt 2017; 11: 64–68
tionsfähigkeit (geleitet von seinem „innerem Arzt“/At-
[8] Roth G. Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Stutt-
traktor) ein großes Heilungspotenzial hat, und wollen
gart: Klett-Cotta; 2007
ihm bei seiner Selbstregulation helfen, gesünder zu
[9] Fuchs T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Stuttgart: Kohl-
werden und sich wohlerzufühlen. Hierin besteht die hammer; 2010
gemeinsame Intentionalität.
[10] Tomasello M. Warum wir kooperieren. Berlin: Suhrkamp; 2010
2. Wir gehen auf seine Beschwerden, Symptome, Emo-
[11] Tomasello M, Hamann K. Kooperation bei Kleinkindern. Max-
tionen und Nöte und noch mehr auf die dahinter ver- Planck-Gesellschaft Jahrbuch 2011/2012
borgenen gesunden Bedürfnisse und Anliegen ein und
[12] Scott JG. Complexities of the consultation. In: Sturmberg JP,
nehmen diese mitfühlend ernst. Martin CM. Handbook of systems and complexity in health.
3. Die Rollen beider Kooperationen miteinander sind klar New York: Springer; 2013: 257–277
oder wir klären diese: Was ist die Aufgabe des Patien- [13] Petzold TD. Stimmigkeit im therapeutischen Resonanzraum.
ten (einschließlich seiner Zusammenarbeit mit seinem Der Mensch 2013; 47: 48–51
„inneren Arzt“, seinem Fühlen von Stimmigkeit usw.)? [14] Petzold TD. Berührungsräume. Der Mensch 2013; 47: 16–22
Was ist die Rolle des Therapeuten, z. B. für Sicherheit
sorgen, den Körper oder das Bewusstsein an seine Hei- Bibliografie
lungsfähigkeit, Attraktoren, Bedürfnisse und seine
Ressourcen zu erinnern, innere Verknüpfungen zur DOI https://doi.org/10.1055/a-0875-2752
Entspannung anregen, die dem Organismus im Stress- DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2019; 17: 36–42
erleben abhandengekommen sind? © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 1610-5044
42 Petzold TD. Körperarbeit als Zugang … DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2019; 17: 36–42