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Strom ist nicht gleich Strom

Planung von Photovoltaikanlagen


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Honorare für die Planung von Photovoltaikanlagen, welche auf einem Gebäude in-
stalliert sind und diesem zur Eigenstromversorgung dienen, sind in der HOAI verord-
net. Die Planung von Freiflächenanlagen und von Anlagen, die zwar auf einem Ge-
bäude installiert werden, diesem aber nicht zur Stromversorgungdienen, ist hingegen
nicht von der HOAI erfasst.

Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz HOAI lässt sich nur ableiten, dass Ingenieur-
(EEG) und die dort geregelte Einspeisevergü- bauwerke und Anlagen der Technischen Aus-
tung ist das Interesse an Photovoltaik-Anlagen rüstung, denen PV-Anlagen grundsätzlich zu-
(PV-Anlagen) weiterhin groß. Die GHV errei- geordnet werden könnten, „Objekte“ sind. Eine
chen immer wieder Anfragen, wie Planungs- eindeutige Begriffsdefinition dieser Bauwerke
leistungen dazu zu vergüten sind. und Anlagen findet in § 2 HOAI, anders als
zum Beispiel für Gebäude, nicht statt. § 40
Anfrage 1: Ein Ingenieur plant die Technische HOAI ist mit „Anwendungsbereich“ für Inge-
Ausrüstung eines Gebäudes. Es soll auch eine nieurbauwerke überschrieben und führt Inge-
PV-Anlage auf dem Dach zum Einsatz kom- nieurbauwerke an. Bauwerke und Anlagen der
men. Der Planer will nun wissen, wie sich das Energieversorgung sind nicht genannt.
Honorar dafür aus der HOAI ergibt. Genauer führt die amtliche Begründung
(BRDs. 395/09) dazu aus, dass § 40 HOAI den
Anfrage 2: Ein Auftraggeber will auf einer Anwendungsbereich von § 51 Abs. 1 HOAI
stillgelegten Deponie eine größere PV-Anlage a. F. (alte Fassung) übernommen hat. Die
auf dem Grundstück geplant haben und will amtliche Begründung zu § 51 Abs. 1 HOAI a.
wissen, wie sich das Honorar dafür aus der- F. stellte den Anwendungsbereich wie folgt
HOAI ergibt. klar:
„Als Ingenieurbauwerke werden in Absatz 1
Anfrage 3: Ein kommunaler Auftraggeber will nur Bauwerke und Anlagen aus die im einzel-
von einem Planer geprüft haben, auf welchen nen erwähnt sind. Soweit Bereiche nicht er-
städtischen Gebäuden sich eine PV-Anlage wähnt worden sind, wie z. B. Elektrizitätswerke
lohnt und will diese von ihm auch geplant ha- oder Versorgungsleitungen über Land für
ben. Er will wissen, wie sich das Honorar für Elektrizität, rechnen die Leistungen hierfür
die Planungsleistung aus der HOAI ergibt. nicht zu den von der Verordnung erfassten
Vorab: Nach § 1 HOAI sind nur solche Honora- Leistungen; die Leistungen in diesen Berei-
re von Planungsleistungen verordnet, welche chen sind preisrechtlich nicht gebunden.“
durch die HOAI erfasst sind. § 51 Abs. 1 HOAI
erfasst folgendes: „Die Leistungen der Techni- Demnach sind weder PV-Anlagen, die auf
schen Ausrüstung umfassen die Fachplanun- einem Gebäude installiert sind, noch Freiflä-
gen für die Objektplanung.“ Es geht also um chenanlagen Ingenieurbauwerke im Sinne der
Fachplanungen von Technischer Ausrüstung, HOAI.
die eine Objektplanung erfordern. Daher ist Weiter ist in § 51 HOAI zu prüfen, ob eine der
zum einen nach den einschlägigen Objektpla- dort aufgeführten Fachplanungen einschlägig
nungen und somit nach einem Objekt im Sinne ist. Die amtliche Begründung (BR-Ds. 395/09)
der HOAI zu fragen, zum anderen nach den führt zu § 51 aus: „In Absatz 1 wird der preis-
erfassten Fachplanungen. rechtlich regulierte Anwendungsbereich der
„Technischen Ausrüstung“ festgelegt. Der An-
Zunächst zu den Objekten: Aus § 2 Nr. 1 wendungsbereich umfasst nach DIN 276 acht

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Anlagengruppen.“ Damit ist der Wille des Ver- schränkt, welche in § 40 HOAI explizit genannt
ordnungsgebers klar erkennbar. Er wollte nur sind. Somit sind die Honorare für eine PV-
solche Honorare für Planungsleistungen von Anlage als Freiflächenanlage nicht in der HOAI
Anlagen der Technischen Ausrüstung verord- verordnet. Die Honorare können frei vereinbart
nen, welche in der DIN 276 in den acht Anla- werden. So können die Parteien festlegen,
gengruppen der Kostengruppe 400 genannt dass eine Abrechnung „in Anlehnung“ an die
sind. Nach DIN 276-1:2008-12 (auf die der HOAI erfolgt, und eine solche PV-Anlage als
Verordnungsgeber unzweifelhaft abhebt, § 4 Ingenieurbauwerk einstufen.
Abs. 1 HOAI), handelt es sich um die Anlagen, Die eigentlichen Stromerzeugungsmodule
die der Kostengruppe „Bauwerk – Technische können dann wie Maschinentechnik nach § 41
Anlagen“ zuzuordnen sind. Abs. 3 Nr. 5 HOAI betrachtet werden und in die
anrechenbaren Kosten einfließen. Die Parteien
Diese sind in den Anmerkungen der DIN wie sind frei, diese überproportional teuren Module
folgt definiert: „Kosten aller im Bauwerk einge- nur teilweise als Teil der anrechenbaren Kos-
bauten, daran angeschlossenen oder damit ten zu betrachten. Nach Erfahrung der GHV
fest verbundenen technischen Anlagen oder entsteht über die Vereinbarung als Ingenieur-
Anlagenteile“. Es geht also um die Kosten bauwerk meist ein angemessenes Honorar.
Technischer Anlagen, die dem Bauwerk die-
nen und mit diesem verbunden sind. Dabei Zur Anfrage 3: Die Prüfung, welche Gebäude
muss eine Fachplanung erforderlich sein, wel- im städtischen Eigentum sich für eine PVAnla-
che einer Objektplanung dient. Konkret zeigt ge eignen, stellt eine Machbarkeitsstudie oder
dies auch der Blick in die Kostengruppe 442 Bedarfsplanung nach DIN 18205 dar. Honora-
der DIN 276-1, welche betitelt ist mit „Eigen- re für solche Leistungen sind nicht in der HOAI
stromversorgungsanlagen“, also Anlagen, verordnet, sondern frei vereinbar. Hier bietet
welche das Bauwerk selbst mit Strom versor- sich eine Abrechnung nach Aufwand oder eine
gen. Pauschale pro untersuchtes Gebäude an. Ste-
Dort sind in den Anmerkungen unmittelbar hen die Gebäude, die sich für eine PVAnlage
genannt: „photovoltaische Anlagen“. Mit diesen eignen, fest und sollen dann die Anlagen konk-
Grundlagen lassen sich die Anfragen beant- ret geplant werden, ist die Bewertung klar,
worten. aber kurios. Denn streng nach der zuvor
durchgeführten Herleitung stellen diese PV-
Zur Anfrage 1: Das Honorar ergibt sich unmit- Anlagen keine Eigenstromversorgungsanlagen
telbar aus der HOAI. Es handelt sich um die des jeweiligen Gebäudes dar. Die HOAI greift
Fachplanung einer Anlagengruppe nach § 51 für diese Planungsleistung nicht. Das ist aller-
HOAI, die einer Objektplanung eines Gebäu- dings insoweit kurios, weil die fachliche Leis-
des dient, und zwar die der Anlagengruppe 4 tung keine anderen Inhalte hat, als bei der PV-
nach § 51 Abs. 2 HOAI. Für die Honorarermitt- Anlage der Anfrage 1. Dennoch greift die HOAI
lung setzt der Planer die Kosten der PV- als Preisrecht nicht. Es ist auch deshalb kurios,
Anlage in der Kostengruppe 440 – Starkstrom- wenn man bedenkt, dass auch die PV-Anlage
anlagen an. Das Honorar ergibt sich aus den der Anfrage 1 ihren erzeugten Strom ins
anrechenbaren Kosten dieser Anlagengruppe Stromnetz speisen muss, zumindest insoweit,
4 nach § 52 Abs. 1 HOAI. Je nach beauftrag- wie dieser nicht unmittelbar selbst im Gebäude
tem Leistungsbild ist § 53 HOAI weiter zu be- verwertet wird. So sind beide Anlagen aus der
achten. Anfrage 1 und aus der Anfrage 3 mit dem
Die Honorartafel zu § 54 Abs. 1 HOAI ergibt Stromnetz verbunden und entnehmen Strom
die Mindest- und Höchstsätze. Eigenstromer- aus dem gleichen Netz. Dem Strom merkt man
zeugungsanlagen sind laut Anlage 3.6.3 zu § 5 es nicht an, wo oder wie er erzeugt wurde.
Abs. 4 Satz 2 HOAI in der Regel der Honorar- Dennoch ist der Wille des Verordnungsgebers
zone III zuzuordnen. in der amtlichen Begründung, wie zuvor ausge-
führt, klar. Honorare für PV-Anlagen, die, wie
Zur Anfrage 2: Eine PV-Anlage, welche auf in diesem Fall, nur zufällig auf diesem Gebäu-
freier Fläche geplant werden soll, dient keinem de installiert werden, sind nicht Teil des An-
Bauwerk zur Eigenstromversorgung. Eine sol- wendungsbereichs des § 51 HOAI. Die Hono-
che ist, gemäß der Herleitung zuvor, also keine rare sind frei vereinbar. Aber den Parteien
Technische Ausrüstung im Anwendungsbe- steht es frei, das Honorar in Anlehnung an die
reich des § 51 ff. der HOAI. Es stellt aber auch Regelungen des § 51 ff. HOAI vertraglich zu
kein Ingenieurbauwerk im Sinne der HOAI dar. vereinbaren. Nach Erfahrung der GHV entsteht
Bei diesen sind, wie ebenfalls zuvor ausge- so ein angemessenes Honorar.
führt, „Elektrizitätswerke“ ausgenommen, und
Ingenieurbauwerke sind auf die Anlagen be-

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Fazit: Angemessene Honorare entstehen nach Er-


Honorare für Planungsleistungen von PV- fahrung der GHV aber dann, wenn Freiflä-
Anlagen, die der Eigenstromversorgung eines chenanlagen als Ingenieurbauwerke nach § 40
Gebäudes dienen, sind verbindlich in der HOAI ff. HOAI und Anlagen auf Gebäuden als Anla-
verordnet. Handelt es sich um eine PV-Anlage gen der Technischen Ausrüstung nach § 51 ff.
als Freiflächenanlage oder wird diese nur zur HOAI behandelt werden. Bei der in 2013 vor-
Stromerzeugung auf einem Gebäude geplant, gesehenen HOAI-Novelle wäre eine weitere
sind die Honorare nicht in der HOAI erfasst. Klarstellung in diesem Bereich hilfreich.

Autoren
Dipl.-Ing. Peter Kalte, Öffentlich bestellter und vereidigter Honorarsachverständiger;
Rechtsanwalt Michael Wiesner, LL.M., Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Dipl.-Betriebswirt
(FH).

Gütestelle Honorar- und Vergaberecht (GHV) gemeinnütziger e. V.


Friedrichsplatz 6
68165 Mannheim
Tel: 0621 – 860 861 0
Fax: 0621 – 860 861 20

Veröffentlicht im Deutschen Ingenieurblatt, Ausgabe 04/2013, Seiten 54 bis 55

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