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Ideologie im Dritten Reich: Die Macht der

Propaganda
Was behauptete die NS-Rassenlehre?
Sie ging von der intellektuellen und biologischen Überlegenheit einer »menschlichen Rasse«
über eine andere aus. Im »Lebenskampf der Völker«, den Hitler als das Grundgesetz der
Geschichte bezeichnete, sah der Nationalsozialismus das deutsche Volk berufen, die Führung
zu übernehmen: Als Kern der »germanischen Herrenrasse« vertrete es die höchste Stufe der
Naturgeschichte, die durch »Rassenhygiene« und ausreichend »Lebensraum« zu sichern sei.
Die erste Aufgabe zielte auf die »Reinheit des Blutes« durch das Verbot der
»Blutsvermischung«, durch die »Rassezüchtung« und Vernichtung von »Rasseschädlingen« –
und führte zum millionenfachen Völkermord und zum Zweiten Weltkrieg.

Welche Rolle spielte der Antisemitismus?


Der rassistisch begründete Antisemitismus war Hitlers Kerngedanke. »Der Jude«, der in der
»Rassenwertigkeit« die unterste Stufe einnahm, war Inbegriff für alles Negative,
verantwortlich für alles, was als nationales Unglück angesehen wurde – wie die Revolution
von 1918, die Weimarer Demokratie, die Weltwirtschaftskrise, der »Bolschewismus«.
Die Bekämpfung der Juden wurde als Voraussetzung für die Lösung aller Probleme in
Gesellschaft, Wirtschaft, Staat und internationaler Politik ausgegeben. Hitler gab vor, das
Deutsche Reich gegen die Verschwörung des »Weltjudentums« zu schützen. Der
Antisemitismus, in Teilen der Bevölkerung seit langem verankert, mobilisierte kollektiven
Hass.

War der Nationalismus eine neue Entwicklung?


Nein. Auch mit seinem übersteigerten Nationalismus knüpfte der Nationalsozialismus an
politische Traditionen an, die sich mit autoritären Denkweisen verbanden, und radikalisierte
sie. Der Begriff »Drittes Reich«, mit dem sich die Diktatur Hitlers bis 1939 selbst
bezeichnete, sollte die Vollendung der deutschen Geschichte darstellen– nach dem Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation (962–1806) und dem Hohenzollern-Kaiserreich (1871–
1918).

War das Volk eine geschlossene Gemeinschaft?


Das war eine zentrale Vorstellung der NS-Ideologie. Das wahre Volkstum der Nation sollte
sich in der »Volksgemeinschaft« verwirklichen. Hitler definierte sie als »soziale Einheit der
deutschen Menschen ohne Ansehen des Standes und der Herkunft, im Blute fundiert, ... durch
das Schicksal auf Gedeih und Verderb verbunden« (1940). Die »Gemeinschaft der
Volksgenossen« täuschte eine Gesellschaft von Gleichen vor und verlangte vom Einzelnen,
sich vollständig einzufügen: »Du bist nichts, dein Volk ist alles!«

Warum funktionierte die Propaganda so gut?


Weil Joseph Goebbels ein medienpolitisches, organisatorisches und rhetorisches Talent war.
Er setzte seine Kontrolle und Lenkung der Meinungsbildung und des kulturellen Lebens auf
der einen Seite autoritär-bürokratisch durch. Doch sein Erfolg beruhte noch mehr darauf, dass
es ihm gelang, das Volk in den Bann der nationalsozialistischen Agitation zu schlagen, indem
er neueste massenpsychologische Erkenntnisse und Entwicklungen auf dem Mediensektor
einsetzte und einen gewaltigen Propagandaapparat aufbaute.

Wie wurden die Medien gleichgeschaltet?


Hebel für die »Gleichschaltung« und Grundlage für das Monopol der Nationalsozialisten im
Bereich von Kultur und öffentlicher Meinungsbildung war die im September 1933 gegründete
»Reichskulturkammer«. Die von Joseph Goebbels, dem »Reichsminister für Volksaufklärung
und Propaganda«, selbst geleitete Zwangsvereinigung aller »Kulturschaffenden« gliederte
sich in insgesamt sieben Einzelsparten (Schrifttum, Presse, Rundfunk, Theater, Film, Musik,
Bildende Künste). Wer nicht darin aufgenommen wurde oder wer ausgestoßen wurde, erhielt
automatisch Berufsverbot.

Welche Massenmedien nutzte die Propaganda?


Radio, Wochenschau und Presse. Dank des neu entwickelten preiswerten »Volksempfängers«
war das Radio Massenmedium geworden. Offizielle Verlautbarungen mussten in Gaststätten,
Betrieben, Schulen und Behörden gemeinschaftlich empfangen werden. Auch das neue
Massenmedium Kinowochenschau wurde systematisch dazu eingesetzt, Stimme und Bild des
»Führers« in den Provinzorten ständig aktuell zu präsentieren.
Die Presse wurde vom Propagandaministerium reglementiert – durch Pressekonferenzen, auf
denen die Sprachregelung vorgegeben wurde, durch das Monopol auf das
Nachrichtenmaterial und detaillierte Anweisungen und Zensur. Darüber hinaus verschaffte
sich die NSDAP die wirtschaftliche Kontrolle über einen Großteil der Zeitungsverlage.

Wie wurde Joseph Goebbels zum Trommler für den


Endsieg?
Der am 29.10.1897 in Rheydt geborene Germanist stieg als glänzender Agitator in der
NSDAP schnell auf. 1927 wurde er Parteiführer (Gauleiter) von Berlin-Brandenburg, 1928
Reichspropagandaleiter, 1933 dann Reichsminister für »Volksaufklärung und Propaganda«.
Er sorgte für die Gleichschaltung des gesamten Medien- und Kultursektors und inszenierte
mit psychologischem Geschick und virtuoser Beherrschung propagandistischer Effekte den
Führerkult um Hitler und verankerte die nationalsozialistische Ideologie im Volk. Als
fanatischer Judenhasser propagierte Goebbels den Antisemitismus als Staatsdoktrin und
stiftete das Judenpogrom der »Reichskristallnacht« (1938) an. 1944 stattete ihn Hitler mit
umfassenden Vollmachten »für den totalen Kriegseinsatz« aus und bestimmte ihn zu seinem
Nachfolger als Reichskanzler. Goebbels starb am 1.5.1945 in Berlin durch Selbstmord.

Wer begründete den Rassismus?


Die rassistische NS-Geschichtsauffassung ging u. a. auf Arthur Graf von Gobineau (1816 bis
1882) zurück, der nachzuweisen versuchte, dass die »Arier« biologisch »höher« stünden als
andere Rassen. Der Kulturtheoretiker Houston Stewart Chamberlain (1855–1927) schrieb den
Deutschen den höchsten Kulturstatus zu, während die Juden das zerstörerische Prinzip
verkörperten. Ideologischen Rückhalt fand diese Logik im Sozialdarwinismus, der die
Darwin'schen Gesetze von der Auslese des Stärksten im Tierreich auf die menschliche
Gesellschaft übertrug. Einer der Verfechter dieser Theorie war der Naturforscher und -
philosoph Ernst Haeckel (1834–1919). Das »Recht des Stärkeren«, das den Untergang des
»Lebensunwerten« im Daseinskampf der Natur einschließt, sollte nun auch für das Verhältnis
der menschlichen Rassen gelten.

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