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Dirk Ryssel / Hans J.

Wulff
Affektsteuerung durch Figuren
Eine erste Fassung dieses Artikels erschien in: TV-Movies „Made in Germany“. Struktur, Gesellschaftsbild und
Kinder-/Jugendschutz. 1. Historische, inhaltsanalytische und theoretische Studien. [Hrsg. v.] Hans J. Wulff. Kiel:
Unabhängige Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR) 2000, S. 236-256 (= Themen, Thesen, Theorien. 16.).
URL der Online-Fassung: http://www.derwulff.de/2-94.

1. Charakterisierung / Empathie auf der Leinwand. Man könnte aber auch vom Ge-
genteiligen ausgehen, würde sich dann also gerade
Glaubt man den Drehbuchhandbüchern, steht die für die Unterschiede interessieren. Roloff (1981)
Empathie in einem korrelativen Verhältnis zur Cha- geht davon aus, dass die Wahrnehmung realer wie
rakterisierung des Darsteller: Je genauer eine Figur medialer Figuren aus Schemata gesteuert werde, die
charakterisiert wird, ihre Handlungen diegetisch sich in drei Punkten unterscheiden:
motiviert werden, desto stärker wird das empathi- (a) Medien-Schemata sind stärker strukturiert als le-
sche Verhältnis des Zuschauers zum Protagonisten bensweltliche Schemata;
werden. Die angenommene empirische Invarianz (b) die gezeigten Personen sind eindeutiger erkenn-
dieser kognitiv-affektuellen Zusammenhänge soll bar, es liegen mehr explizite Informationen über sie
hier weder verifiziert noch falsifiziert werden, es lie- vor;
gen auch kaum empirische Arbeiten vor (als ein Bei- (c) Medien-Schemata sind „kontextresistenter“, sie
spiel vgl. Beentjes/Boe/Heijing 1997). Deutlich ist lassen sich über eine größere Variationsbreite von
aber, dass Personenwahrnehmung auch von abgebil- Kontexten generalisieren.
deten Figuren in höchstem Maße konstruktiv ist und
die Charaktere in oft komplizierten Attributionspro- Der Charakterisierung einer Person liegt eine Moti-
zessen aufbaut (Wulff 1997). Es liegt nahe anzuneh- vierung der Handlungen zugrunde, was nichts ande-
men, dass die affektiven Beziehungen des Zuschau- res bedeutet, als dass Handlungsweisen und Charak-
ers zum Text in dieser „Arbeit am Charakter“ aufge- tere in ein diskursives Kausalverhältnis gesetzt wer-
baut und spezifiziert werden, wobei der Charakter den. Eine Figur handelt brutal, weil sie einen bruta-
strikt als kontextbezogene Größe anzusehen ist. Af- len Charakter hat; umgekehrt ist auf einen brutalen
fektsteuerung ist durch die Figuren der Handlung Charakter bei einer Figur zu schließen, wenn diese
vermittelt, sie filtern und führen die Rezeption. Es brutal handelt. Charakterliches Profil und Handeln
ist nicht allein die Geschichte, nicht allein die Span- bilden eine unmittelbare Konjunktion, sind zwei Sei-
nung, nicht allein das Milieu, die den Zuschauer bin- ten der gleichen Medaille. Nach Field und den meis-
den, sondern es sind die Figuren selbst. Das Empa- ten anderen Autoren der Drehbuchtheorie sind
thische sind alle jene Austauschbeziehungen, die den Handlungen motiviert, wenn die Ursachen der
Zuschauer dazu befähigen, die Handlungssicht einer Handlung (der Begründung der Handlung, der
der Figuren des Films „von innen her“ zu überneh- Handlungsentscheidung und ihrer Durchführung)
men. Natürlich sind sie nicht zufällig und beruhen bekannt sind oder bekannt gemacht werden - sprich,
nicht auf einer äußerlichen Affinität zwischen Zu- später gezeigt bzw. erklärt werden. Innere Hand-
schauer und abgebildeter Person / Figur der Hand- lung, also Gedanken, Emotionen und Gefühle wer-
lung, sondern sind das Produkt dramaturgischer Ar- den zu äußerer Handlung, zu Aktion, um dem Zu-
beit. schauer die Handlungsweisen, die aus inneren Vor-
gängen resultieren, zu erklären (vgl. z.B. Field 1990,
22 u. 93). Eine Figur ist gut charakterisiert und ihre
1.1 Wahrnehmung abgebildeter Personen Handlungsweisen sind verständlich, wenn die inne-
ren Vorgänge, die die Person zu der einen oder an-
Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen Perso- deren Handlungsweise bewegen, in Handlungen the-
nen- und Kontextwahrnehmung sowie den empathi- matisiert, also gezeigt werden. Die Drehbuchhand-
schen Bewegungen der Rezeption noch weitestge- bücher greifen hier zum einen auf Dramaturgien des
hend ungeklärt. Man könnte annehmen, dass es kei- Theaters (vgl. Freytag 1975; Klotz 1969), zum ande-
nen wesentlichen Unterschied gebe zwischen der ren auf küchenpsychologisches Wissen zurück.
Wahrnehmung und Interpretation von Personen im Handlungen stehen danach in einem psychologi-
wirklichen Leben und solchen im Fernsehen oder schen Kausalverhältnis zu inneren Vorgängen: In ih-
nen drücken sich innere Vorgänge in einem direkten bar ist, sondern sich vielmehr aus intertextuellen Be-
Kausalzusammenhang (als unmittelbare Handlun- zügen und Genrewissen ergibt (Vale 1987). Be-
gen) sowie Charaktereigenschaften oder Charakter- stimmte Figuren in (Genre-)Filmen bedürfen in ihrer
entwicklungen (als mittelbare Handlungen bzw. die einseitigen dramaturgischen Funktion offenbar kei-
Summe von Handlungen) aus. ner tieferen Psychologisierung, da sich diese aus in-
tertextuellen Bezügen zu ähnlichen Figuren ergibt.
In den strukturalen Poetiken des Erzählens ist dieser Ihre Charakterisierung / Psychologisierung ist natür-
Zusammenhang immer wieder zentral gemacht wor- lich stereotyp und schnell erschließbar - ein drama-
den. „Ein bestimmter Charakterzug bewirkt eine turgisches Merkmal des Genres.
Handlung; der zwischen beiden bestehende Kausal-
zusammenhang ist entweder unmittelbar oder ver- Für die (Er-)Kenntnis der Aktualgefühlslage scheint
mittelt“ (Todorov 1972, 78). Unmittelbar bedeutet die Perspektivierung des Geschehens an die Aktual-
hier einen direkten Zusammenhang zwischen Cha- person gebunden zu sein. Psychologisierung von
rakterzug und Handlung, sie ist eine der Erschei- Handlungen bedeutet dann auch Organisation von
nungsweisen der Einfachheit der Komposition: Erzählfiltern (vgl. Chatman 1990). Wenn man die
X ist mutig, [also] X fordert das Ungeheuer her- Emotionen und Gefühle einer handelnden Figur dar-
aus. stellen will, muß man auch den Fokus der Erzählung
X ist geizig, [also] X schenkt dem Bettler kein verlagern, also die Erzählperspektive mit der Psy-
Geld. chologisierung abstimmen (vgl. hierzu Wulffs Erläu-
Bei der vermittelten psychologischen Kausalität ist terungen zur Konfliktstruktur).
kein sofortiger Zusammenhang zwischen Charakter-
zug und unmittelbarer Handlung erkennbar: Man er- Für das Kenntnisnehmen einer früheren Gefühlslage
kennt den Mut von X erst im Verlauf der Handlung oder die Prognose einer potentiellen, zukünftigen
(vgl. ebd., 78-79). Vale weist diesbezüglich auf den Gefühlslage scheint die Perspektivierung des Ge-
ständigen Streit zwischen Drehbuchautoren, die die schehens nun nicht an die betroffene Figur gebunden
Handlungen der Protagonisten mehr psychologisie- zu sein - im Gegenteil: Das Bangen um eine Person
ren wollten, und den Produzenten hin, die „Charak- (feeling for) - als starke empathische Bindung zu
terisierungen verächtlich als psychologischen Firle- verstehen - scheint vor allem durch den Perspekti-
fanz“ bezeichneten und nur an der äußeren Hand- venwechsel möglich, der den affektuellen Haushalt
lung interessiert seien (vgl. 1987, 101). Die dabei des Zuschauers massiv beeinflusst.
unternommene Trennung zwischen Charakterisie-
rung und Handlung ist aber natürlich problematisch.
Vale verweist zwar darauf, dass Handlung losgelöst 1.2 Empathie
vom Handelnden gar nicht existiere, doch ist dieser
Hinweis halbherzig, wenn er weiter unten es als eine Will man die Bedingungen für affektive Teilnahmen
„Geschmacksache“ kommentiert, ob Charakterisie- am Handeln von Fernsehfiguren aufklären, geht es
rung oder Handlung die Oberhand habe (vgl. ebd.). also um die gefühlsmäßige Bindung von Zuschauern
Letztendlich kann für dramaturgische Überlegungen an eine abgebildete Person und um den Nachvollzug
die Trennung jedoch nicht gänzlich aufgegeben wer- der Gefühle der fiktiven Figur durch den Adressa-
den. Sie ist vielmehr funktional-pragmatisch zu se- ten. Aber es geht nicht um eine schlichte „Verset-
hen: Bestimmte Handlungen des Protagonisten ha- zung“, um einen urteilslosen Nachvollzug oder um
ben keinen unmittelbaren Einfluß auf die Aktual- eine naiv verstandene „Identifikation“, sondern um
handlung, sondern sind als kausallogische Motivie- etwas anderes, Komplizierteres. Am Beispiel: Der
rung von späteren, relevanten Handlungsweisen zu Zuschauer hat beim Besichtigen eines Films eine
verstehen. Sie reichern das Bild des Charakters an, Leitfigur gefunden, eine junge Frau, die fröhlich ist;
weisen auf künftige Komplikationen vor, simulieren die empathische Bindung ist aber nicht allein auf sie
den Eindruck einer psychischen Unabhängigkeit der gerichtet, das nachlebend, was sie vorspielt - ein Hai
Figur gegen den Kontext. Aber auch sie stehen unter ist im Wasser, die Heldin ist in größter Gefahr, und
dem Diktat der semantischen Dichte, auch sie gehor- der Rezipient bangt um sie, obwohl sie fröhlich ist.
chen den Strategien des planting, sind dem Kontext Carroll, von dem dieses Beispiel stammt, hat sich in
der Gesamtgeschichte untergeordnet. seinem Buch über Horrorfilme deutlich gegen die
Annahme einer simplen character identification ge-
Unter dieser Perspektive ist DER KUSS DES KILLERS wandt:
gerade ein Beispiel dafür, dass die Psychologisie-
rung der Figur Arthur nicht textimmanent erschließ-
When the heroine is splashing about with aban- rechtigkeit und Diskriminierung auf dem Bildschirm
don as, unbeknownst to her, a killer shark is zoo- sehen.
ming in for the kill, we feel concern for her. But
that is not what she is feeling. She‘s feeling de- Der Einwand: die Bedingung kann man verkehren -
lighted [1]. derjenige, der stärker auf Situationen von Ungerech-
tigkeit und Ungleichbehandlung sensibilisiert ist, ist
Darum ist es nicht allein ein feeling-with, sondern stärker dazu bereit, empathisch an einem solchen
auch ein feeling-for (in dieser Doppelung auch bei Konflikt teilzunehmen. Je stärker ausgeprägt das
Zillmann 1991, 141), das in der empathischen Bewe- moralische Bewusstsein oder das Unrechtsbewusst-
gung auf eine Figur enthalten ist und das in einer sein ist, desto mehr steigt die Bereitschaft, intensiv
Theorie der Empathie zu beschreiben ist. Eine Dop- an derartigen Konflikten symbolisch teilzunehmen
pelposition, die der Zuschauer einnimmt, die jeweils und dabei die Perspektive der Opfer einzunehmen.
unterschiedliche emotional-affektive Intensität in Intuitive Parteinahme gegen das Unrecht: eine Ziel-
sich tragen kann: Hier geht es nicht um simple Text- vorstellung der moralischen Sozialisation. Feshbach
verarbeitung, um Informationsaufnahme und -inter- geht sogar so weit, anzunehmen, dass Zuschauer mit
pretation, sondern um eine viel komplexere, höchst hoher Empathiebereitschaft und -fähigkeit weniger
kontextsensible Positionierung des Zuschauers als gewaltsame Programme ansehen als Zuschauer mit
einer Größe, die am Geschehen teilhat und ihm geringer ausgeprägter Empathiefähigkeit (1989, 81).
gleichzeitig gegenübergestellt ist.
In empathy the self is the vehicle for understan-
Wenn hier von Empathie die Rede ist, sind die Pro- ding, and it never loses its identity. Sympathy, on
zesse, die zum „Mitfühlen“ führen, durchaus von the other hand, is concerned with communion rat-
Bedeutung. Empathie ist etwas, das an der Hand- her than accuracy, and self-awareness is reduced
lungslinie entlang geführt werden muß, sie richtet rather than enhanced. [...] In empathy one substi-
sich sogar auf die negativen Figuren, die Figuren, tutes oneself for the other person; in sympathy
die Angst auslösen oder die gespanntes Mitleiden one substitutes others for oneself. To know what
mit dem Helden herbeiführen können, weil sie stark something would be like for the other person is
genug sind, jenen ernsthaft in Gefahr zu bringen. empathy. To know what it would be like to be
that person is sympathy. In empathy one acts „as
Dagegen ist Sympathie eine Beziehung zu einer an- if“ one were the other person. [...] The object of
deren Person (oder auch: Paraperson), die ein positi- empathy is understanding. The object of sympa-
ves Hingezogensein meint. Einer kann aufrecht sein thy is the other person‘s well-being. In sum, em-
und im Recht und dennoch keine Sympathie auf sich pathy is a way of knowing; sympathy is a way of
ziehen. Einer kann Protagonist sein und muß den- relating (Wispe 1991, 80).
noch nicht Sympathie auf sich ziehen. Sympathie
korrespondiert mit persönlichem Geschmack und Doch wie soll man die Rede über „Sympathie“ (oder
mit besonderen Vorlieben. Die Bindung an einen ähnlich von „Empathie“) objektivieren und an die
Star kann besagen, dass er grundsätzlich als Figur Texte anknüpfen? Neill (1996, 179) verweist auf
der Sympathie angesehen wird. Allerdings: diese Abel Ferraras Film BAD LIEUTENANT - einen Film über
Aussage ist brüchig und sollte so nicht stehen gelas- Einsamkeit. Wenn nun aber „Einsamkeit“ die zentra-
sen werden. Im Starsystem achtet man in der Regel le Emotion des Films ist, muß sie der Figur „von in-
darauf, dass der Star kongruent mit seinem Image nen her“ attribuiert werden; man kann Mitleid mit
besetzt wird. Der Star hält keine negativen Rollen seiner Lage haben oder ihn bedauern, aber man kann
inne, weil diese Antipathie induzieren können. Wenn ihm nicht „von außen“ Einsamkeit zuordnen. Dazu
man über Sympathie redet, muß man es auch über bedarf es einer perspektivischen Bewegung, die die
Antipathie tun (global dazu: Wispe 1991). Befindlichkeit der Figur in einer primär-empathi-
schen Bewegung von innen fasst und sie damit ei-
Empathie und Sympathie hängen eng miteinander nem Urteil, einer sekundär-sympathischen Qualifi-
zusammen: Sympathie und Mitgefühl basieren auf zierung zugänglich macht. Dieses würde einer Ge-
der Fähigkeit, uns in andere einfühlen zu können. genüberstellung von innen / von außen das Wort re-
Und auch das moralische Urteil schwankt in Abhän- den: Jede Versetzung in eine Figur und jede Bestim-
gigkeit von der Intensität der empathischen Bezie- mung ihrer Emotionen aus ihrem eigenen Blick her-
hung: Empathische Zuschauer zeigen stärkere aus wäre empathisch, jede Bestimmung des Urteils
Schuldgefühle oder Betroffenheit, wenn sie Unge- über die Figur, ihre Lage, ihr Verhalten dagegen
wäre sympathisch.
(zur Wahrnehmung der filmischen Figur vgl. Wulff
In diese Richtung scheint auch Carroll in seinem 1997). Natürlich sind Figuren komplex angelegt,
Überlegungen zum Horror-Erleben zu tendieren. Er weil sowohl ihre Milieubindung wie auch ihre inter-
nennt den relevanten Vorgang assimilation und ver- textuelle Bindung in die Figurenarsenale von Gen-
steht darunter das folgende: res als Horizonte der Figurenwahrnehmung aktive
Elemente der Rezeption sind. So unterscheidet sich
this involves having a sense of the character‘s in- die Antagonistenfigur in John McTiernans Kinofilm
ternal understanding of the situation; that is, ha- DIE HARD deutlich von der viel flacher und einfacher
ving asense of how the character assesses the si- von Heinz Hönig gespielten Rolle, die in der RTL-
tuation. [...] I must have a conception of how the Stoffadaption SOS BARRACUDA II (1998) angelegt ist,
protagonist sees the situation; and I must have ac- durch solche Charakteristiken wie „Diabolik“, „So-
cess to what makes her assessment intelligible ziopathie“ und „materielle Gewinnorientierung“.
(1990, 95). Wir haben unten eine Figurenanalyse von DER KUSS
DES KILLERS ausgeführt und dabei eine ähnliche Ten-
Carroll setzt die Intelligibilität der zugeschriebenen denz aufzeigen können, die Figur nicht in psycholo-
Handlungsmotive und -affekte als zentral an, eine gische Tiefe hinein auszuführen, sondern sie nur in
Eigenschaft, der die Tendenz zur Stereotypie von Fi- wenigen Charakterzügen (traits) zu kennzeichnen,
guren sicherlich entgegenkommt. Tatsächlich ist die im Gang der Erzählung in ein verändertes En-
deutlich, dass die meisten textbezogenen affektuel- semble von Charakteristiken transformiert werden -
len oder emotionalen Prozesse ohne ein kognitives so dass die Charakterdramaturgie wesentlich in der
Pendant (oder sogar einen kognitiven Vorlauf) nicht Figuren-Dynamisierung zu bestehen scheint.
zustande kommen könnten (so auch Grodal 1997,
87f). Nun sind die Prozesse des Textverstehens Wir haben ein zweites zeigen können: Dass nämlich
grundsätzlich Zeichenprozesse, somit an die Inter- die empathischen Prozesse eine moralische Dimensi-
pretationsarbeit an den Ausdrucksmitteln rückge- on haben. Man kann also - ganz heuristisch - von
bunden. Emotionale Prozesse über der Folie der moralischer Empathie sprechen und findet in der
Filmrezeption können nicht primär sein, sondern ste- schmalen Literatur zur Empathie dafür durchaus Be-
hen immer im Rahmen der Geschichten und der Sze- lege. Empathische Zuschauer bringen z.B. eine grö-
nen und somit in einem bestimmbaren semiotischen ßere Sympathie zu einem leidenden Akteur zum
Horizont von Relevanz und Sinn. Ausdruck als nicht-empathische (Feshbach 1989,
81). Je stärker ausgeprägt das moralische Bewusst-
Es geht hier nicht um Prozesse der Übertragung sein oder das Unrechtsbewusstsein ist, desto mehr
oder der subjektiven Projektion, sondern um den steigt die Bereitschaft, intensiv an derartigen Kon-
Aufbau schematisierter Figurenvorstellungen in der flikten symbolisch teilzunehmen und dabei die Per-
Rezeption. Es handelt sich um Figuren, nicht um spektive der Opfer einzunehmen. Das würde dafür
Personen, weil wir es mit Akteuren der erzählten sprechen, dass die empathische Teilhabe Teil einer
Welt zu tun haben, die handeln, die Absichten ha- Technik ist, sich der eigenen moralischen Urteils-
ben, die Verantwortung für ihre Handlungen tragen. kompetenz zu versichern - die intuitive Parteinahme
Die sich im Konflikt mit anderen befinden. Die gegen das Unrecht erfolgt während der Besichtigung
Handlungen begründen müssen. In allem diesen äh- derartiger Filme unterhalb der Bewusstseinsschwel-
neln Figuren Personen des tatsächlichen Lebens. le, sie ist weitgehend automatisiert und knüpft an
Aber Figuren sind abstrakter, typenhafter, sie sind Rezeptionserfahrungen an, wie sie schon in einfa-
Elemente oder Funktionen des Textes, textuelle Grö- chen Formen wie Märchen aufgebaut werden. Die
ßen. Und sie werden in der Rezeption nur in dem Sicherheit des moralischen Urteils erfolgt ähnlich
Maße entworfen, von innen her konturiert, als Syn- wie der Aufbau von Wertvorstellungen in Auseinan-
these von Hypothesen formiert, wie es zum Ver- dersetzung mit den symbolischen Vorgaben von
ständnis der Handlung nötig ist. Der verstehende Märchen und ähnlichen Angeboten, darauf hat Bet-
Nachvollzug von Figuren ist in einem harten Sinne telheim seinerzeit insistiert. Eine Dramaturgie der
dem Prinzip der Signalökonomie verwandt, erfolgt moralischen Positionen, wie wir sie heir implizit be-
nur in einem Umfang, der für das Verständnis der haupten, wäre dann einer Zielvorstellung der mora-
Geschichte nötig ist [2]. Es kann sogar zur Differenz lischen Sozialisation untergeordnet und im TV-
der körperlich-leiblichen Charakteristiken des Spielfilm durchaus strategisch gesetzt, weil sie der
Schauspielers und derjenigen der Figur kommen, moralischen Selbstversicherung des Zuschauers
wenn Leibcharakteristiken wie das tatsächliche Ge- dient.
schlecht zum Verständnis der Rolle irrelevant sind
rät. Selbst die Kommissars-Figuren sind keine kru-
2. Analyse den Vollzieher geltenden Rechts, sondern als proble-
matische und der Ordnungsvorstellung gegenüber
Die Synopsis des TV-Films DER KUSS DES KILLERS gestellte, zweifelnde Akteure gezeichnet (man denke
lässt sich in zwei Varianten erzählen, beide Male als an das Figurenarsenal des SKORPIONS).
Dreipersonenkonstellation und damit in der Grund-
anlage als Doppelbindung der Figur Arthurs ausge- Auch wenn die Konterperspektiven in den Filmen
wiesen, die sich also in beiden Varianten als Zentral- des Korpus nicht realisiert sind, lassen sie sich doch
figur erweist: in der Nacherzählung durch Rezipienten gewinnen
(1) Die Undercover-Polizistin Vera Wolf (alias Ro- (Anderson/Pitchert 1978; Barclay/Reid 1974;
binson) verliebt sich in den Killer Arthur Brauner, Black/Turner/Bower 1979; Pitchert/Anderson 1977).
Kompagnon und rechte Hand des Barbesitzers Küh- Dabei fällt auf, dass selbst Kinder dazu in der Lage
ne, und gerät dadurch in einen Konflikt mit ihrem sind, Konterperspektiven einzunehmen und die Ge-
bisherigen bürgerlichen Umfeld. schichten und ihre Handlungen unter dieser Vorgabe
(2) Der Killer Arthur, Kompagnon und rechte Hand neu zu organisieren; und es fällt auf, dass die verän-
des Barbesitzers Kühne, verliebt sich in die Under- derte Perspektive eine veränderte Werthaltung um-
cover-Polizistin Vera, die auf ihn angesetzt wurde, faßt, die aber ebenfalls zugänglich ist und in der
und gerät dadurch in einen Konflikt mit seinem bis- Nacherzählung simuliert werden kann. Geschichten
herigen kriminellen Umfeld. bewegen sich im Werthorizont der verschiedenen
Wertungsperspektiven der Figuren und der durch sie
Drei Figuren machen die Grundkonstellation aus, angezeigten Institutionen, der Konflikt ist entspre-
eine der Teil-Beziehungen der Triade ist problema- chend eine Diskursivierung von Werthaltungen - die
tisch - darin ist das Beispiel mit vielen anderen Bei- perspektivvariierten Rekonstruktionen zeigen, dass
spielen des Korpus vergleichbar. Es handelt sich nur sich Zuschauer im Wertverhältnis der erzählten Welt
im Sonderfall um „Dreiecks-Konstellationen“, son- bewegen können, nicht allein in den Bezügen der Fi-
dern vielmehr um einen triangularen Solidaritäts- gur, die die Erzählperspektive dominiert.
oder Loyalitätskonflikt oder -widerspruch, den der
eine der Akteure beantworten muß (ähnlich Halperin DER KUSS DES KILLERS entscheidet sich interessanter-
1996, 104f). Ein Pol dieses Beziehungsgefüges ist weise nicht eindeutig für eine der beiden präferierten
oft durch eine Autorität besetzt, manchmal gar als Erzählperspektiven von Frau oder Mann, sondern
Institution markiert. Als Erzählperspektiven bieten dynamisiert die Perspektivität der Erzählung in sich.
sich nur die beiden Perspektiven des Paares an, auch Es findet im Verlauf der Handlung ein Wechsel des
darin unterscheidet sich das Beispiel nicht von den Erzählfilters zugunsten des ‚Schurken‘ statt. Die
anderen Standardfällen des Korpus. Um so inter- Empathiesteuerung vollzieht sich auf zwei Ebenen:
essanter wäre die experimentelle Variation der Per- Zum einen durch einen Wechsel des Interessenfokus
spektive: Erzähle die Geschichte des Paares in LIEBE der Erzählung (die Frage: wessen Geschichte wird
MICH BIS IN DEN TOD aus der Sicht der Familie der Ärz- hier erzählt?), zum anderen durch eine damit zusam-
tin! Oder die Geschehnisse des FEUERLÄUFERS aus den menhängende Psychologisierung bzw. Verlagerung
Augen der esoterischen Untergrundgruppe, die am der Psychologisierung von der Protagonistin zum
Ende gestellt wird! Oder die Geschichte der Kinds- Antagonisten. Ob der damit einhergehende, allmäh-
räuberin aus GESTOHLENES MUTTERGLÜCK aus der Sicht liche Charakterwechsels des Killers zu einem Sym-
der besten Freundin, der Mutter der Räuberin, des pathiegewinn beim Zuschauer führt, müßte empi-
Ehemannes! Geschichten selektieren Präferenzper- risch überprüft werden. Es ist aber klar, dass dies
spektiven, aus denen sie erzählt oder nacherzählt dramaturgisch intendiert ist.
werden können - und es liegt nahe anzunehmen, dass
in der Wahl von Perspektiven eine Position zum Ge- Sympathie scheint an kontextuelles Handeln in der
schehen eingenommen wird, die durch Wert-Orien- jeweiligen Situation gebunden zu sein: Jemand wird
tierung begründet ist. Im Zentrum der TV-Spielfilme durch seine Handlungsweise sympathisch oder un-
steht normalerweise die Figur, die den dramaturgi- sympathisch. Maß und Art der Sympathie hängt dar-
schen Konflikt trägt, sie dominiert die Erzählper- an, wie er sich verhält, also wie sich sein Charakter
spektive. Die Geschichten illustrieren die Hand- äußert. Empathie ist an die jeweilige (affektuelle) Si-
lungs- und Interpretationsperspektive des problema- tuation und Problemlage gebunden, in der sich die-
tischen Individuums (Halperin 1996, 67ff), nicht getische Figuren befinden, befanden oder befinden
desjenigen, der die bestehende Ordnung verteidigt, werden. So nahe Sympathie und Empathie einander
sondern desjenigen, der in eine persönliche Krise ge- auch zu stehen scheinen, gibt es doch sehr unter-
schiedliche Bezüge, in denen das eine oder das ande- gieren. Was das für ein Gefühl sei, jemanden zu tö-
re entsteht: Empathie ist offenbar an situative Pro- ten, fragt ihn sein Opfer vor der Hinrichtung. Er wis-
blemkontexte, Sympathie an kontextuelles Handeln se es nicht, er habe noch nie darüber nachgedacht,
gebunden. Ein empathisches Fühlen mit der Figur gibt er zur Antwort. Er erschießt den Polizisten ohne
setzt die Orientierung der Figur im intentionalen auch nur einen Moment an der Richtigkeit seines
Feld der Handlungssituation voraus. Das Gefühl für Handelns zu zweifeln, was im Zusammenhang mit
die Figur dagegen entsteht in einer Reaktion auf ihre seiner Antwort impliziert, dass dies nicht sein erster
Handlungsziele, ihre moralische Integrität, die Legi- Mord ist.
timität dessen, was die Person will. Das Entstehen,
das Aufrechterhalten und die Intensivierung von Arthur verfügt im Gegensatz zu seinem Kompagnon
Sympathie ist offenkundig mit der Attribution sozi- Kühne über eine äußerst sensitive Sinneswahrneh-
al-humanistischer Wertesysteme auf kontextuelle mung, kombiniert mit ausgeprägten Reiz-Reaktions-
Handlungen verbunden: Zeigt ein Killer, der ansons- Verhaltensschemata. Seine Gefahrenwitterung ist so
ten seine Aufträge emotionslos und professionell er- weit professionalisiert, dass die kleinste Ungewöhn-
ledigt, liebevolle Zuwendung zu einer Bezugsperson lichkeit in seiner Wahrnehmung von ihm auch als
oder einem -objekt, kann er zum Sympathieträger solche registriert wird und ihn zu entsprechenden
werden - weil er liebevolle Eigenschaften zeigt bzw. Verteidigungs- oder Angriffsreaktionen veranlasst.
weil ihm liebevolle Züge attribuiert werden können. Beispiele hierfür sind Registrierung folgender Ge-
Arthur schenkt in DER KUSS DES KILLERS Vera ihre räusche, die von den jeweils Mitanwesenden nicht
Lieblingsschokolade, der Auftragsmörder Léon im wahrgenommen werden:
gleichnamigen Film von Luc Besson (Frankreich (1) Der als Kellner getarnte Undercover-Polizist will
1994) kümmert sich liebevoll um seine Pflanze und in Kühnes Büro eine Abhörwanze am Tisch befesti-
später auch um das kleine Mädchen Mathilda, ähn- gen.
lich hat der Killer in LE SAMOURAÏ (Frankreich/Italien (2) Vera verliert während ihres ersten Versuchs
1967) von Jean-Pierre Melville ein sorgfältig-liebe- Kühne, Arthur und Gruber zu belauschen, einen
volles Verhältnis zu seinem Vogel. In allen Fällen Schuh.
schimmert eine Sensibilität, eine Integrität im klei- (3) Einer der beiden Killer Grubers zerschlägt eine
nen, eine Verbindlichkeit der Person durch, die aus kleine Scheibe einer Terrassentür.
ihrer nur professionellen Charakterisierung nie ent-
stehen könnte. Das Resultat: Die Killer-Figur wird Das letzte Beispiel veranschaulicht am deutlichsten
„sympathiemächtig“, sie kann Sympathien binden, Arthurs routinierte Verhaltensweisen. Er greift,
obwohl ihr Beruf verwerflich bleibt. nachdem er das Geräusch vernommen hat, nahezu
automatisch mit der Hand zu seinem (nicht vorhan-
Die Psychologisierung Arthurs schreitet durch den den) Schulterhalfter. Da er keine Pistole hat, sieht er
Film und seine Geschichte hindurch voran, das Ge- sich, als ob er ein mentales Krisenszenario aktivier-
schehen wird immer mehr durch ihn fokussiert. Aus te, schnell und funktionell im Zimmer um und greift
der Gegenfigur wird die Ankerfigur. Dieser Prozeß nach einem Küchenmesser. Sein Misstrauen gegen-
ist das Zentrum der empathischen Dynamik des Bei- über Fremden ist Teil seiner Professionalität, er
spiels, darum lohnt genaueres Hinsehen. kann sich naives, 'blindes' Vertrauen nicht leisten
und weiß genau, dass eine Unachtsamkeit, ein Fehler
entweder das Ende seiner Freiheit (durch Verhaf-
2.1 Exposition/Charakterisierung tung) oder seines Lebens (durch andere Killer) be-
deuten kann.
Die Einführung Arthurs ist unmissverständlich und
eindeutig. Er ist ein Profikiller: aufmerksam, miss- Die Charakterisierung seiner Person ist bis zum Zu-
trauisch, konsequent und skrupellos im Handeln. Er sammentreffen mit der Protagonistin Vera sehr ober-
versteht es, mit Waffen umzugehen, die er ebenso flächlich und stereotyp - der Erzählfilter liegt also
routiniert wie schnell zur Hand hat. Er erledigt seine nicht bei ihm. Vielmehr unterliegt seine Figur aus-
Aufgaben kalkuliert, rational und gibt dabei einen schließlich der narratologischen Funktion des Ant-
emotions- und affektneutralen Anschein. Als er agonisten. Über sein Privatleben, wie und wo er
einen Kellner als Undercover-Polizisten entlarvt, wohnt, was er in der Freizeit unternimmt, welche
handelt er entschlossen und berechnend. Weder eine Hobbies, welchen Musikgeschmack, welche Affini-
Appellierung an seine Vernunft - der entlarvte Poli- täten und Leidenschaften etc. er hat, werden keine
zist bietet ihm einen Kronzeugenstatus an, noch der Informationen vergeben. Die Exposition charakteri-
Versuch sein Mitleid zu erregen, scheint ihn zu tan- siert ihn als potentiell zentrale Figur, jedoch nicht als
Hauptfigur. Dafür ist der Fokus zu wenig an seiner quand) scheitert, weil er sich in eine verheiratete
Kontfliktentwicklung interessiert. Die Erzählper- Frau verliebt; Léon (in LEON) scheitert, weil er sich
spektive liegt nicht bei ihm, sondern bei Vera, über der kleinen, ihm anvertrauten Mathilda emotional
deren Leben wir im Vergleich sowohl quantitativ als und affektiv öffnet; genauso scheitert auch der Stasi-
auch qualitativ wesentlich mehr erfahren. Elaborier- Agent in DER HANDYMÖRDER, weil er nicht auf die
te Informationen bezüglich seines Charakters, die Frau schießen kann, in die er sich verliebt hat.
ihn aus einer stereotypen Antagonistenfunktion her-
auslösen und damit auch den Erzähl- und Interessen- Narrative Mittel - Phase I: Vera ist für Arthur zu-
fokus verlagern, werden erst vom Moment des Zu- nächst eine Art Projektionsfläche seiner Sehnsüchte.
sammentreffens mit der Undercover-Polizistin Vera, Sie ist etwas besseres als die anderen Gogo-Girls der
die sich im Avalon als neue 'Bar-Dame' vorstellt, Bar. Sie gehöre nicht in dieses Milieu, habe es nicht
vergeben. nötig, in dieser Bar zu arbeiten, so seine Worte beim
ersten Zusammentreffen. In der Einschätzung ihrer
Person drückt er sein soziales Bewusstsein und seine
2.2 Konfliktentwicklung/Psychologisierung eigene Verortung darin aus. Seine Worte sind nicht
abschätzig gemeint. Entweder entstammen sie sei-
Jeder Psychologisierung liegt eine thematische, nar- nem professionellen Misstrauen gegenüber Fremden
rative und dramaturgische Prämisse zugrunde. Deut- (dies wäre aufgrund der Exposition durchaus plausi-
licher formuliert: Es muß die Frage beantwortet wer- bel) oder sie deuten auf eine ausgeprägte Selbstdiszi-
den, plinierung hin, auf eine Dissonanz zwischen einem
- welcher innere Konflikt wunschphantasierten Selbstbild und einem ebenso
- wie, also mit welchen erzählerischen Mittel, ausgeprägten Realitätssinn. Ist es am Anfang noch
- warum (die Funktionalität für den dramatischen nicht eindeutig, ob er ihr gegenüber misstrauisch
Konflikt) oder an einem Kontakt interessiert ist, verdeutlicht
erzählt werden soll. In DER KUSS DES KILLERS ist der sich Arthurs innerer Konflikt anhand seines Verhal-
Beginn einer Psychologisierung der Figur Arthur mit tens sowohl zu ihr als auch zu seiner bisherigen Be-
dem Auftritt Veras in der Avalon-Bar festzustellen. zugsperson, dem Barbesitzer Kühne. Er hat plötzlich
moralische Bedenken, als es um den Einstieg in den
Thematische Prämisse: Arthur verliebt sich in Vera Mädchenhandel geht (es wird nicht sehr deutlich,
und gerät dadurch in einen zweifachen Konflikt: Ei- welcher Art krimineller Unternehmung sie bisher
nerseits verlangt die Professionalität seines Berufes nachgegangen sind) - und er ist überraschenderweise
eine generelle emotionale Abstinenz sowie absolutes auch über Veras Moralverständnis irritiert. Diese hat
Misstrauen gegenüber Dritten. Andererseits ist durch sich, um sich nach der misslungenen heimlichen Be-
die Liebe zu Vera seine Loyalität und angedeutete lauschung ein Alibi zu verschaffen, mit einem älte-
emotiv/affektuelle Bindung zu Kühne gefährdet [3]. ren Mann in ein Hinterzimmer zurückgezogen. Für
Denn wie sollte er diese charakterliche Dichotomie Arthur unverständlich, er attribuiert Vera eine ande-
miteinander verbinden: auf der einen Seite der ge- re Herkunft, einen anderen sozialen Status, und er
fühlvolle Liebhaber, auf anderen der gefühllose Kil- muß schließen, dass für die Frau, für die er Vera
ler sein bzw. wie soll er zu Vera gleichzeitig Nähe hält, ein solches Verhalten zutiefst unschicklich
erreichen und Distanz beibehalten? wäre. Hat er sich in seinen Zuschreibungen und Be-
wertungen geirrt? Spätestens nach einem abendli-
Es ist hier durchaus zu fragen, inwieweit es sich bei chen Besuch muß er wieder zu dieser Überzeugung
dieser Thematik um einen narrativen Topos handelt kommen: Durch Misstrauen motiviert, beobachtet
und inwieweit dann bereits ein tragischer Verlauf und verfolgt er sie bis zu ihrer Wohnung. Er klingelt
antizipiert werden kann. Derartige Topoi bilden ste- bei ihr, wird hereingelassen und will sich von ihrer
reotype Verlaufsmuster aus, enthalten schemaartige Integrität überzeugen, indem er beginnt, ihre Woh-
Vorgaben für die Figuren und ihre Entwicklung. nung zu durchstöbern. Er versucht sie wegen des
Wenn man also an (Kino-)Filme denkt, in denen nachmittäglichen Flirts mit dem Mann zur Rede stel-
Profikiller die Hauptrolle spielen, fällt auf, dass sie len. Der Dialog legt Arthurs Unsicherheit offen. Er
als Figuren in einer Grenzposition gezeichnet sind - ist a priori davon überzeugt, dass Vera keine Frau
am Rande der Legalität wie alle Kriminellen, am mit geringer Sexualmoral sein kann. Als sie ihm eine
Rande der Gesellschaft wie die Henker, am Ende ih- zweideutige Antwort gibt, interpretiert er diese so-
rer Laufbahn, als seien sie vom Ende ihrer Laufbahn fort als potentielles Angebot an ihn. Seine Enttäu-
und ihres Lebens schon gezeichnet. Henry Faber in schung, die aus ihrer Zurückweisung seines primiti-
THE EYE OF THE NEEDLE (England 1980, Richard Mar- ven, zweideutigen Annäherungsversuchs resultiert,
hält sich in Grenzen. Schließlich wird damit sein um sie, indem er ihr z.B. ihre Lieblingsschokolade
Bild von ihr bestätigt, sie wird zu etwas Wertvolle- (Zartbitter) schenkt, er bietet ihr Schutz (als sich der
rem, einem Objekt der Begierde und vielleicht gera- Mädchenhändler Gruber ihr sexuell nähern will). Er
de darum zu etwas Erstrebenswerten. verhält sich ihr gegenüber respektvoll und ist den-
noch ungeschickt, weil unerfahren in der Art und
Die erotische Beziehung zwischen Arthur und Vera Weise ihres Flirts. Er ist schüchtern, beinahe ohn-
ist schillernd, weil es nicht um das Spiel von Wer- mächtig, da er nicht weiß, wie er ihr gefallen bzw.
bung und Zurückweisung geht, das zur Intensivie- ihr (libidinöses) Interesse wecken kann. Da er keine
rung des Begehrens des Mannes und der Attraktivi- Kenntnis davon hat, dass ihre erotischen Provokatio-
tät der Frau führt. Es ist auch nicht zu vergleichen nen in der Regel auf spontanen Notreaktionen basie-
mit dem Genre-Topos der Gangsterbraut, die das ei- ren, um Enttarnungsängste zu überspielen (ihr sexu-
gene Ego erhöht, indem sie den viel mächtigeren elles Angebot bei einer Leibesvisitation - Arthur tas-
Mann zurückstößt. Vielmehr scheint die Frau hier tet ihren Körper nach Waffen oder Abhörgeräten ab
für den werbenden Mann aus einer anderen sozialen -; der Flirt mit einem Gast), läßt er sich von ihr re-
Sphäre zu kommen, in die er gerne eintreten würde. gelrecht um den Finger wickeln. Ihm fehlen die
Möglicherweise wäre sein innerer Konflikt gar nicht kommunikativen und sozialen Fähigkeiten, mögli-
entstanden, wenn sie sich ihm gleich hingegeben cherweise auch ein gewisses intellektuelles Niveau
hätte. Die Unterschiedlichkeit ihrer Herkunft zeigt oder die Kenntnis über bestimmte gesellschaftliche
sich noch einmal im letzten Akt des Films während Konventionen, um in dem von ihr initiierten eroti-
Veras Amnesie: Arthur versucht, nachdem er ihre schen Spiel zu interagieren. Das zeigt der (oben be-
wahre Identität kennt, ihr selbst eine neue zu kreie- schriebene) dilettantische Annäherungsversuch in
ren. Auch hier gerät er in Konflikt mit seiner sozia- ihrer Wohnung.
len Kastenzugehörigkeit, ihm gehen gerade Kennt-
nisse über die Intimität der anderen Klasse ab. Als er Narrative Mittel - Phase III: Doch seine Charak-
mit ihr in eine - vermutlich von ihm eingerichtete - tereigenschaften verändern sich: Die Figur gewinnt
Wohnung kommt, entdeckt sie eine Parfumflasche, an Heterogenität, wird interessanter, da ihr Charak-
an der sie riecht. Das Parfum hat sicher Arthur ge- ter gebrochen erscheint und dadurch zu einer ambi-
kauft. Ihre Reaktion muß für ihn schmerzlich sein, valenten, wenn nicht gar tragischen Figur wird. Der
da sie ihm vergegenwärtigt, dass sie, ob sie will oder bis hierhin scheinbar gefühllose, eiskalte Killer ist
nicht, selbst trotz ihrer Amnesie ihre bessere soziale kopflos, die Kontrolliertheit seines normalen Auftre-
Herkunft nicht leugnen kann. Sie hat Geschmack tens wird zurückgenommen, er ist verliebt und of-
und Stil, er nicht. Ihr Eigensinn verwirrt und stimu- fenbar machtlos gegenüber seinen Gefühlen. Als er
liert ihn gleichzeitig. im dritten und letzten Akt die wahre Identität Veras
entdeckt, ist er nicht mehr in der Lage, sie zu töten.
Doch ist die schwankende Beziehung, die Neuver- In einer Szene, die einen Höhepunkt seines inneren
handlung der subjektiven Distanzen nur der eine Konfliktes markiert, versucht er, die schlafende Vera
Aspekt, der hier interessiert. Ein zweites betrifft eine mittels eines Kissens zu ersticken. Die einzelnen
unterhalb aller Bewusstheit liegende Beziehung und Handlungen, die seinen inneren Konflikt ausdrücken
Bindung der Figuren zu ihren Milieus. Vera hat zwar sollen, sind sehr banal und stereotyp angelegt: Er
jedes Bewusstsein verloren, hat keine Erinnerung an zieht das Kissen unter ihrem Kopf weg und nähert
das, was ihr geschah. Aber ihr Geruchssinn - als der sich damit ihrem Gesicht. Seine ernste, zornige Mie-
Sinn, der den Körper am stärksten von allen Sinnen ne, sein fester, starker Griff sollen seine Wut sowie
repräsentieren kann - kann sich in den Düften ihrer seine Entschlossenheit zur Tat ausdrücken. Kurz vor
ursprünglichen Umgebung orientieren, er kann das ihrem Gesicht zögert er aber und hält inne. Sein
Gute vom Schlechten unterscheiden, das Schöne Griff lockert sich, er legt das Kissen beiseite, nimmt
vom weniger Schönen, als sei das Gespür für Duft statt dessen ihre Hand und küßt sie. Die formelhafte
ein körperlich-biologisches Gedächtnis. Der Körper Szene macht in ihrer Schlichtheit und Deutlichkeit
Veras stößt das Körper-Milieu Arthurs ab, es bleibt einen holzschnittartigen Eindruck: Die Liebe hat das
eine Fremdheit zwischen den beiden, die unterhalb Rachegefühl und den Selbsterhaltungstrieb besiegt.
aller erotischen Faszination liegt, die die beiden Sie ist im Fortgang der Geschichte eher das Emblem
auch füreinander empfinden. einer Szene als eine tatsächlich ausgeführte Hand-
lungsszene. Allerdings trägt sie (vielleicht gerade
Narrative Mittel - Phase II: Verliebtheit bestimmt wegen der Reduktion auf die bare Formel) ein hohes
seine Verhaltensweisen und Einstellungen: Der Pathos, das zumindest formal einen tiefgreifenden
Mann sucht den Kontakt zu der Frau, bemüht sich
und handlungsrelevanten Wandel des Charakters keine Vertiefung, da Kühne nach der Auseinander-
markiert. setzung mit Gruber im narrativen Off verschwindet
und kann/muß im folgenden Arthurs Handlungsmo-
Veras Amnesie nach der Schießerei mit Grubers Kil- tiven und -weisen kausal attribuiert werden.
lern eröffnet ihm die Möglichkeit eines neuen Le-
bens. Seine Handlungsweise steht dabei in diametra- Arthur erfährt von Kühne, dass dieser sich inzwi-
len Kontrast zu seiner expositionellen Charakterisie- schen mit dem Mädchenhändler Gruber zusammen-
rung. Er handelt irrational, unüberlegt, emotional, geschlossen hat. Letzterer, wahrscheinlich durch die
oft aggressiv. Es entsteht der Eindruck - und offen- vorherigen Konfrontationen animiert, zweifelt an
bar soll er auch entstehen -, er habe die strikte Ver- Arthurs Loyalität und verdächtigt ihn des potentiel-
haltens- und Affektkontrolle, die sein professionelles len Verrates. Schließlich biete ihm die Kronzeugen-
Auftreten kennzeichnete, aufgegeben, lasse sich nun, regelung eine Möglichkeit des neuen Daseins. Ar-
umgangssprachlich formuliert, „von seinen Gefühlen thurs aggressive Überreaktion auf diese Äußerung
leiten“. Eine Schlüsselszene in Kühnes Büro mar- Grubers ist verblüffend. Sie läßt auf einen allgemein
kiert sowohl Höhepunkt als auch Wendepunkt seines nervösen Gemütszustand und einen labilen Emoti-
emotiven Verhaltens: Arthur möchte aus dem Ge- ons- und Affekthaushalt schließen; vermutlich eine
schäft (der Teilunternehmerschaft an der Bar) aus- unbewusste Sublimierung oder Kanalisierung diffu-
steigen und seine Anteile ausgezahlt bekommen. Er ser Emotionen, die sich durch die vergangenen Er-
will offenbar seine kriminelle Laufbahn beenden. eignisse sowie den anstehenden Möglichkeiten und
Perspektiven entwickelt haben. Arthur ist in der Tat
Der Ausstieg ist im Kontext des Films zugleich als ein unsicherer Kompagnon geworden, nachdem er
ein Verlassen des Vaters lesbar, als eine Bewegung, sich geweigert hat Vera zu töten (dies wurde ihm
die den Halt der ursprünglichen Familie aufgibt. Die u.a. auch durch Kühne befohlen und wäre auch vom
Interaktionen zwischen Arthur und Kühne, seinem kriminellen Standpunkt aus die logisch notwendige
Freund und Kompagnon, weisen auf ein deutlich Tat, um in Freiheit zu leben). Seine unsichere Situa-
eindimensionales Verhältnis mit eindeutigen Autori- tion hat eine ebenso unsichere Lebensperspektive:
täts-, aber gegenseitigen Loyalitätsverhältnissen hin. Wird er aus dem Syndikat herauskommen? Und
Als sich Arthur bei Grubers erstem Besuch in das wenn ja, wie soll er sich gegenüber der Polizei ver-
Gepräch einmischt, kommt es zu Kompetenz-Irrita- halten? Und nicht zuletzt: Wird Vera zu ihm halten
tionen. Kühne deckt und legitimiert Arthurs Inter- oder ihn der Polizei verraten, wenn sie ihr Gedächt-
vention, indem er herausstellt, dass Arthur für ihn nis wiedererlangt? Interessant hierbei ist allerdings,
wie ein Sohn sei. Ein späterer Dialog zwischen den dass dieser Konflikt nur wenig, eigentlich fast gar
beiden knüpft daran an. Kühne hat den Mädchen- nicht thematisiert wird: der gescheiterte Mordver-
händler Gruber erneut eingeladen, was Arthur ärgert. such, abwechselnde Bemühungen, ihr Gedächtnis
Auf seine Frage, warum er nicht informiert wurde, entweder zu stimulieren (das Kinderbuch mit einer
antwortet Kühne barsch: "Weil ich die Geschäfte Abbildung eines Polizisten) oder zu behindern (der
führe!" Es folgt eine kurze Pause stiller Besinnung, Besuch der neuen Wohnung mit neuem, fremden
dann stellt Kühne eine Frage, die einen Dankbar- Parfum). Es ist ganz offensichtlich, dass sich das
keits- und Respektanspruch impliziert. Arthur soll Verständnis für Arthurs Konflikt vielmehr aus extra-
sich an die Autoritätsverhältnisse erinnern: "Was diegetischem, narrativen Wissen sowie Kenntnissen
wäre aus dem kleinen Autodieb geworden, wenn ich über Genrekonventionen und -stereotypen ergibt,
ihn nicht von der Straße geholt hätte?" Arthur: "Ich das dem unmittelbaren Geschehen attribuiert werden
hätte vielleicht die Kurve gekriegt. Würde 'n norma- muß. Denn während Arthurs vorherige Konfronta-
les Leben führen!" Kühne: "Was ist denn los mit tionen mit Gruber allein aus Vorsichtsmaßnahmen
dir? So kenn' ich Dich doch gar nicht!" Natürlich oder aus Verdachtsmomenten resultierten, reagiert er
sind diese Andeutungen, die auf der Dialogebene die in dieser Situation aus dem Affekt heraus, aggressiv
einzigen sind, sehr oberflächlich und stereotyp kon- und irrational. Er zieht seine Pistole aus dem Halfter
zeptualisiert. In ihnen zeigt sich dennoch eine dra- und hält sie Gruber an den Kopf. Natürlich könnte
maturgische Intention: Arthurs innerer Konflikt, der auch argumentiert werden, dass Arthurs Reaktion
aus den Antipolen Liebe zu einer Frau, die einer an- aus dem Attentatsversuch Grubers resultiert, doch
deren Sozialhemisphäre angehört, und dem darin im- wäre dann nicht verständlich, warum er erst zu die-
plizierten Bewusstsein über die eigene soziale Ver- sem späten Zeitpunkt zuschlägt und entgegen seiner
ortung konstituiert ist, soll um die Dimension eines sonst überlegten Verhaltensweise, warum an diesem
sozio-familiären Emanzipationversuchs erweitert Ort. Es scheint sich vielmehr um eine unreflektierte
werden. Dieser Konflikt bleibt nur angedeutet, findet Verzweiflungstat zu handeln, die evtl. auch zusätz-
lich durch den verspürten emotiven Verlust Kühnes haftes Problem, weil er aus seinem bisherigen sozia-
angeregt wurde. Diese These bestätigt sich durch die len Umfeld ausbrechen will. Die Motivation zu die-
Herausforderung einer (ehemals) vorhandenen emo- sem Entschluß, so soll der Zuschauer verstehen, re-
tionalen Bindung der beiden. Als Kühne wenig spä- kurriert auf Arthurs charakterlicher Veränderung.
ter eine Waffe auf Arthur richtet, zweifelt dieser an Wir wollen an dieser Stelle deshalb unsere These
Kühnes Entschlossenheit. Kühne erklärt, dass er Ar- wiederholen, dass die Interpretation dieses Konflik-
thur nicht wiedererkenne und sich der Loyalität nicht tes - jedenfalls in DER KUSS DES KILLERS - auf kausal-
mehr sicher sei. Arthur läßt daraufhin von Gruber ab attributiven Prozessen basiert, deren Kausallogik
und wendet sich vollständig Kühne zu. Er provoziert sich nicht durch diegetische Informationen, sondern
Kühne, indem er ihn ermutigt und auffordert, ihn zu durch intertextuelle Bezüge und Genrewissen konsti-
erschießen. Kühne senkt nun ebenfalls seine Pistole tuiert (zur Attributivität vgl. Wulff 1997). In der
und äußert (zu Gruber), dass man Arthur wohl ver- Terminologie der Drehbuchhandbücher soll die
trauen könne. Als Loyalitätsbekenntnis verlangt man Nachvollziehbarkeit des inneren Konfliktes in der
von Arthur jedoch einen letzten Mord: Er soll einen Formulierungsstrategie des Aktualtextes, also in die-
V-Mann, der auf Gruber angesetzt ist, liquidieren. getischer (äußere) Handlung angelegt sein. Charak-
terisierung/Psychologisierung wäre dann ein kausal-
2.3 Dramaturgie: Konfliktkonstellation und Gen- logischer Übersetzungsvorgang, der innere Konflik-
rekonvention te in Interaktion zum sozialen Umfeld setzt, ergo die
attributiven Prozesse des Zuschauers fokussiert und
Die aus dem Mordauftrag resultierende Konfliktkon- steuert.
stellation ist eindeutig; hier treffen verschiedene di-
vergierende Interessenslagen aufeinander, die von Folgt man der von Eugene Vale vorgeschlagenen
Wulff im Absatz über Konfliktstrukturen behandelt Dichotomie von Charakterisierung und Handlung, so
wurden, so dass sie hier nicht wiederholt werden ist davon auszugehen, dass, wenn man der Logik des
müssen. Nur soviel: Im Fokus des Geschehens geht Übersetzungsvorgangs von innerer in äußere Hand-
es hier um Arthurs Konflikt. Er will nicht mehr mor- lung folgt, bestimmte Handlungen und Ereignisse
den, wird aber dazu genötigt, da er ansonsten be- nicht dem eigentlichen Plot dienlich, sondern nur
fürchten muß, selbst ermordet zu werden. Geht man für die intersubjektive Nachvollziehbarkeit des Cha-
von der oben formulierten These aus, dass eine em- rakters bzw. der inneren Konflikte angelegt sind.
pathische Teilhabe erst möglich ist, wenn man sich Das beschriebene Beispiel beweist das Gegenteil
in die Problem- und Konfliktsituation einer Figur und fordert gerade dazu auf, viel stärker über Genre-
hineinversetzen kann, müßte die Psychologisierung strukturen und Genrewissen nachzudenken. Denn
Arthurs einer intersubjektiven Nachvollziehbarkeit wenn man die Charakterisierung/ Psychologisierung
seines (inneren) Konfliktes dienen und letztendlich Arthurs genauer untersucht, fällt die Oberflächlich-
als Steuerung der empathischen Teilhabe fungieren. keit der nur angedeuteten psychologischen Diskurse
auf. Was wissen wir von Arthur, bzw. was ist über
Dies scheint zunächst plausibel, verdeutlicht die die tieferen Konflikte seiner Psyche bekannt? Die
Analyse der Psychologisierung doch Arthurs charak- Dramaturgie dieser Entwicklung hängt unmittelbar
terlichen Wandel. mit den Hinweisen zusammen, die wir über Arthurs
- Es gibt einen Anfangszustand: Arthur als gefühllo- Gefühlsleben bekommen - aber sie sind jeweils nur
ser Killer, loyal gegenüber seinem Kompagnon und schwach markiert:
Ziehvater Kühne; (1) Es muß irgendwann eine Freundin gegeben ha-
- es gibt einen späteren Zustand: ein um die Gunst ben, die Arthur sehr geliebt hat - diese Information
Veras bemühter, zweifelnder, skeptischer Arthur, gibt Kühne in einem Gespräch preis. Ob diejenige
der sie beschützt, für sie romantisch kocht und me- gestorben ist und wenn ja, wie, ob sie ihn oder er sie
lancholisch wird; verlassen hat, erfahren wir nicht.
- schließlich gibt es einen Endzustand (mit unter- (2) In welchem Verhältnis Arthur zu Kühne steht,
schiedlich ausgerichteter Initiativität): ein entschlos- wird auch nur am Rande angesprochen. Beim ersten
sener Arthur, der aus dem Syndikat aussteigen Treffen mit Gruber erwähnt Kühne, dass Arthur für
möchte, um damit seiner kriminellen Laufbahn ein ihn wie ein Sohn sei. Warum Arthur einen Ersatzva-
Ende zu setzen und mit seiner geliebten Vera durch- ter braucht und hat (was ist mit seinem wirklichen
zubrennen. Vater?) oder ob das Verhältnis auch vice versa gilt,
- Doch erst in der Konfliktkonstellation, die sich am also dass Kühne für Arthur stets wie ein Vater war,
Ende des zweiten Aktes ergibt, wird der charakterli- bleibt ungeklärt.
che Wandel Arthurs ersichtlich. Arthur hat ein ernst-
(3) Später folgt der oben zitierte Dialog zwischen Homogenität in der antizipierten (off-line) Konflikt-
den beiden bezüglich Arthurs Herkunft (Autodieb) konstellation mit der Polizei läßt auf bestimmte Gat-
und Kühnes Gunst, ihn in sein Syndikat als Partner tungskonventionen schließen.)
aufzunehmen. Wie Arthur vom Autodieb zum Killer
wurde, was, salopp ausgedrückt, auf der kriminellen Im Grunde genommen ist auch der
Leiter schon ein paar Sprossen auseinander liegt, (Auflösungs-)Konflikt, der den inneren Konflikt Ar-
wird ebensowenig thematisiert wie Kühnes Motiva- thurs in manifester Interaktion (sein o.g. nervöser
tion, ihn zum Partner zu machen. Schließlich muß Ausbruch) und in der Verzögerung von Arthurs
Kühne schon früher eine mächtige, kriminelle Positi- Handlungsentscheidung für den Zuschauer konkreti-
on inne gehabt haben, sonst hätte er Arthur ja nicht siert, ein banaler (topikaler) Erzählstereotyp, der aus
aus seinen Verhältnissen „herausholen“ können. Krimiplots, resp. der série noire, hinlängst bekannt
(4) Das mögliche (tiefenpsychologische) Schlüs- ist: Ein Killer, der sich gebessert hat und ein neues
selerlebnis für Arthurs Entschluß, keine Waffe mehr Leben beginnen möchte, muß, um seiner Vergan-
in die Hand zu nehmen, bleibt dem Zuschauer genheit zu entkommen, den berühmten, letzten Auf-
schließlich auch vorenthalten. Wir erfahren von der trag erfüllen. Er ist gezwungen in seine alte Rolle, zu
Wendung erst in Kühnes Büro, als er Gruber die schlüpfen, um in Zukunft in der anderen, neuen Rol-
Waffe an den Kopf hält und sagt, dass er eigentlich le leben zu können. Wissensstrukturen dieser Art,
geschworen habe, nie wieder davon Gebrauch zu die hier im Verständnis von Arthurs Konflikt ange-
machen. Wann dieser Schwur wiederum vollzogen wendet werden, konstituieren sich jedoch - wie oben
wurde, bleibt unklar. angedeutet - weniger aus den diegetischen Informa-
tionen, denn aus Genrewissen.

2.4 Diskurse und Stereotypien Wennwir anfangs eine Korrelation von Charakteri-
sierung/Psychologisierung und empathischer Teilha-
Summa summarum verfolgt die Dramaturgie von be vermuteten, muß die These hier, aufgrund der
DER KUSS DES KILLERS eine Analyse des Films, korrigiert bzw. erweitert werden.
Strategie von populärpsychologischen resp. trivialen Das feeling for, die empathische Teilhabe, scheint
psychoanalytischen Diskursandeutungen ausgespro- sich hier nicht allein aufgrund der diegetischen In-
chen stringent. Wie alle Formen des Andeutens ist formationen zu entwickeln. Vielmehr stimulieren die
die Stimulation jener Diskurse auf den Zuschauer stereotypen Informationen der Diegese offenbar in-
ausgerichtet, er soll entsprechende Schemata eröff- tertextuelle Bezüge zu anderen Filmen bzw. Bezüge
nen. Anders ausgedrückt, reichen für den Nachvoll- zu intertextuell populärer Problem- und Konfliktfel-
zug der inneren Konflikte und Gefühle Arthurs be- dern, welche in der Interpretation und möglicherwei-
reits wenige stereotype Hinweise im Text aus, den se auch in der Extrapolation der Aktualereignisse an-
Vollzug der Stereotypie leistet erst der Zuschauer. gewendet werden. Denn dass Arthur natürlich schei-
DER KUSS DES KILLERS wie die meisten anderen der tern, also nicht in ein normales Leben entlassen
von uns eingehender untersuchten TV-Spielfilme wird, geht bereits aus der schematisch konzeptuali-
vertraut hier offenbar auf einen versierten, kompe- sierten Konfliktkonstellation hervor. Wir haben des-
tenten Adressaten, der das fragmentartig-restringier- halb auch die Formulierung "berühmter letzter Auf-
te Stimulusmaterial durch elaboriertes Genrewissen trag" verwendet, um die Stereotypie dieses konzep-
und institutionalisiertes psychoanalytisches Wissen tualisierten Erzähltopos herauszustellen.
kausallogisch ergänzt. Das Gefühlsleben Arthurs -
dies verdeutlichte die Analyse - bleibt letztlich dif-
fus. Die tieferen Beweggründe, warum er z.B. Vera 3. Resümee
verfällt, warum er seine kriminelle Laufbahn so
plötzlich beenden will (dass Vera eine Polizistin ist, Die Analyse der Charakterisierungs- und Psycholo-
ist m.E. nicht Grund genug dafür, sein Dasein als gisierungsstrategie von DER KUSS DES KILLERS deutet
Krimineller zu beenden), warum er den abschließen- auf ein (Genre-) Charakteristikum hin, das für den
den, aggressiven Ausbruch im Büro hat etc., müssen TV-Spielfilm kennzeichnend ist. Man trifft hier auf
der Figur attribuiert werden. Diese Attributionspro- eine filmische Rhetorik, die sich den Rezeptionsge-
zesse sind wiederum im Filmtext durch implizierte, wohnheiten des Fernsehens auf der einen und dem
intertextuelle Verweise angelegt - DER KUSS DES Zielpublikum auf der anderen Seite angepaßt hat.
KILLERS bewegt sich innerhalb scharf konturierter Ein Film, der im Durchschnitt bis zu viermal mit
Genrekonventionen. (Die in den Schlußentwürfen Werbeblöcken unterbrochen wird, bietet nur geringe
der Probandengruppe Wulffs teilweise verblüffende Möglichkeiten einer intensiven kognitiven Ausein-
andersetzung, ein konzentriertes Involvement kann pifizierte Elemente von Genremustern auf. Das
sich kaum einstellen. Wir hatten oben schon auf die heißt, dass wir es nahezu immer mit stereotypisch
gegenüber dem Kinofilm kürzeren dramaturgischen fundierten Akteuren zu tun haben, mit Figuren in
Spannungsbögen hingewiesen, die den TV-Spielfilm diesem engeren Verständnis (ähnlich Winterhoff-
kennzeichnen. Die Untersuchung der Strategien der Spurk 1989, der von „Figurenschemata“ spricht). Sie
Charakterisierung zeigen am Beispiel, dass die Figu- sind oft in nur wenigen Charakteristiken angelegt,
ren auf einen Wandel hin konzipiert sind, die das deren Konfiguration sich ändert. Davon handeln die
Drama in mehrere scharf voneinander getrennte Geschichten. Nun sind es einerseits generische, an-
Akte gliedert. Empathische Teilhabe kann sich im dererseits diskursive Rahmen, in denen die Charak-
TV-Spielfilm im situativen Feld einstellen eher als terisierung vorgenommen wird. Eine Figur wie die
im Gesamtbogen der Geschichte, und sie entfaltet des Stahlarbeiters und Kung-Fu-Kämpfers aus LIEBE
sich dann in einem relativ kurzzeitigen Intervall. MICH BIS IN DEN TOD wirkt vor allem deshalb anti-
Eine textbezogene Empathie, die sich auf die großen quiert, weil sie einen sozialen Typus inkarniert oder
Veränderungen von Figuren und ihr intentionales sogar nostalgisch wieder aufruft, der heute kaum
Feld richtet, kann dagegen nicht als eine kontinuier- noch aktuelle Interpretationen hat.
liche Versetzung in die Figur zustande kommen, (3) Die Typenhaftigkeit der Figuren erklärt sich auch
sondern muß die Unterbrechungen verarbeiten. Als aus der strikten generischen Bindung der Filme und
Antwort auf diese fernsehspezifische Darbietungs- aller ihrer Elemente. Sie sind als Figuren nur ver-
form entsteht ein dramatisch-biographisches Modell stehbar, wenn man sie in den Realitäts-, Rollen- und
der krisenhaften Übergänge, der Umschichtungen Handlungsbezügen der Genres verstehen kann. Das
des subjektiven Interesses, der Neuordnung der sub- Figurenverständnis von Figuren des TV-Spielfilms
jektiven Bedeutungen und Energien. ist demzufolge an „Genre-Kompetenz“ gebunden.
Die Intertextualität der Akteursrollen macht die Fil-
Filme wie DER KUSS DES KILLERS bieten zum einen me unter Umständen exklusiv - fehlt die vorausge-
ein situatives empathisches Feld an. Anders ausge- setzte Eingeweihtheit in die funktionalen Rollen von
drückt, wird hier nicht viel Zeit für die Entwicklung Genres, ist auch der Zugang zu den exponierten Fi-
und Ausbreitung der Affekte gelassen. Und zum guren schwierig. Wollte man dieser These folgen,
zweiten exposieren sie eine Dramaturgie, die die Fi- sind Publika derartiger TV-Spielfilme hochgradig
guren sich nicht entwickeln läßt, sondern die sie in exklusiv.
plötzliche und tiefgreifende persönliche Krisen
stößt, in deren Gefolge die gesamte innere Hand- Die Rezeptionsbedingungen fließen auch in die Dra-
lungswirklichkeit der Figuren neu gefaßt wird. Diese maturgie der Filme ein: Konflikt- und Problemfelder
Prozesse haben mehrere verschiedene Komponen- müssen für den Zuschauer schnell erschließbar sein.
ten: Demzufolge müssen auch Charakterisierung und
(1) Der Zuschauer muß die Bereitschaft für die af- Psychologisierung der Figuren konventionell bzw.
fektuelle Teilhabe offenbar a priori mitbringen. Die- stereotyp ausfallen. Die Rhetorik des Informations-
ses gilt als eine allgemeine motivationale Rahmen- materials muß mit den Rezeptionsbedingungen kon-
vorgabe der Rezeption (die man als eine besondere gruent sein. Da sich eine kontinuierliche empathi-
Abschattung des „Unterhaltungsbedürfnisses“ anse- sche Teilhabe durch die Unterbrechungen nicht ent-
hen darf). Dies hat allerdings auch handfeste drama- wickeln kann, muß die Dramaturgie auf Wiederer-
turgische Konsequenzen: Die Handlungsstruktur ist kennungseffekte setzen. DER KUSS DES KILLERS wie
nämlich sehr viel weniger im Vordergrund der Tex- auch der ganz ähnlich verfahrende HANDYMÖRDER
te, als die Inhaltswiedergaben und die Trailer dieses veranschaulichen, dass die Handlung des Films auf
vermuten ließen - TV-Spielfilme legen fast immer intertextuelle Bezüge angewiesen ist und dass der
den Akzent auf die Charakterisierung der Figuren abschließende Konflikt im letzten Akt auf einem po-
und auf die krisenhaften Entwicklungen, die sie im pulären Erzähltopos basiert. DER KUSS DES KILLERS
Verlauf und Gefolge der Handlung durchmachen. wie TV-Spielfilme generell zielt auf einen mediener-
Diese Tendenz haben wir in allen Korpora nachwei- fahrenen, narratologisch und dramaturgisch kompe-
sen können, die wir untersucht haben, und sie gilt tenten Zuschauer. Die dramaturgische Analyse ver-
wohl in allen Teilgenres. deutlicht die Voraussetzungen dieses Zuschauerpro-
(2) Empathie wird über die affektuellen Diskurse, fils - die restringierte Informationsvergabe des Films
die im TV-Spielfilm verhandelt werden, bereits sti- bezüglich der Psychologisierung der Figuren und die
muliert (vgl. hierzu den Aufsatz von Merschmann). daraus resultierenden Konflikte müssen durch elabo-
Die Figuren sind nicht im Sinne einer psychologi- rierte Wissensstrukturen ergänzt werden.
schen Durchzeichnung gesetzt, sondern treten als ty-
Natürlich weist der Befund auf die poetischen Struk- Der Auftrag, den er auszuführen hat, verlangt von
turen der sogenannten Trivialliteratur zurück (ähn- ihm notfalls auch die Ermordung der Frau, um den
lich Bleicher 1999a, 5). Sie sind ja nicht nur gekenn- Erfolg oder seine Flucht zu ermöglichen.
zeichnet durch die Stereotypie ihrer Inhalte und ihrer
Rhetorik, sondern auch durch die kolossalen Aufla-
gen, die am Markt eingelöst werden müssen. Die Le- Literatur
ser dieser Texte konsumieren nicht nur einen einzi-
gen Text, sondern ganze Serien von Texten. Sie Anderson, Richard C. / Pitchert, James W. (1978)
wenden sich Gattungen von Romanen zu, nicht ein- Recall of previously unrecallable information follo-
wing a shift in perspective. In: Journal of Verbal
zelnen Werken - ansonsten würde es zu enormen
Learning and Verbal Behavior 17, pp. 1-12.
Schwankungen der Verkaufszahlen führen müssen,
die ökonomische Basis der Massenauflagen würde
Barclay, J. Richard / Reid, Marylou (1974) Semantic
zerstört. Die Leser wissen, was sie wollen, die Pro-
integration in children‘s recall of discourse. In: De-
duzenten wissen, was die Leser erwarten: Das Ge- velopmental Psychology 10, pp. 277-281.
schäft mit trivialer Massenliteratur beruht auf einem
gegenseitigen Wissen über Bedürfnisse und die Qua- Beentjes, Hans / Boe, Denis de / Heijink, Herna
lität symbolischer Waren. Es gibt eine Verständi- (1997) Young children‘s understanding of emotions
gung darüber, dass ein Roman, der vorgibt, einem portrayed by puppets and actors in SESAMSTRAAT. In:
besonderen Genre zuzugehören, die Affekte, die mit Communications: The European Journal of Commu-
dem Genre und seinen Stoffen und Erzählweisen nication Research 22,4, pp. 383-394.
verbunden ist, verlässlich anregen wird. In der Regel
sind die Leser mit ihrem Medium und seinen Ange- Black, John B. / Turner, Terence J. / Bower, Gordon
botsformen vertraut, so, wie sich auch Fernsehzu- H. (1979) Point of view in narrative comprehension,
schauer in den Genre-Spielfilmen des Fernsehange- memory, and recall. In: Journal of Verbal Learning
bots auskennen. Sie wissen wie die Leser populärer and Verbal Behavior 18, pp. 187-198.
Massenliteratur, was sie kognitiv und affektuell er-
wartet bzw. was sie erwarten können - dementspre- Bleicher, Joan Kristin (1999a) Das kleine Kino. TV
chend routiniert und schnell werden auch die Texte Movies im deutschen Fernsehen der neunziger Jahre.
konsumiert, konzentriert darauf, jene Wirkungen zu In: ZMM News (Hamburg), WS 1999/2000, S. 3-8.
induzieren, die als Genuss des Abends definiert sind.
Beim TV-Spielfilm haben wir es mit einem ähnli- Carroll, Noël (1990) The philosophy of horror, or
chen Phänomen wie mit dem Versprechen auf einen Paradoxes of the heart. London/New York: Routled-
besonderen Rezeptionsgenuß in der Populärliteratur ge.
zu tun, mit dem Unterschied, dass die Rhetorik der
Chatman, Seymour (1990) Coming to terms. The
Filme durch die Rezeptionsbedingungen - den Sen-
rhetoric of narrative in fiction and film. Ithaca.
deplatz, die Massivität der Werbung, die Zeitkondi-
tion (den Aufführungscharakter) usw. - noch ganz
Feshbach, Norma Deitch (1989) Fernsehen und Em-
anders bestimmt wird als der Konsum von soge- pathie bei Kindern. In: Empirische Medienpsycholo-
nannten trivialen Romanen. gie. Hrsg. v. Jo Groebel & Peter Winterhoff-Spurk.
München, pp. 76-89.
Anmerkungen Field, Syd (1990) Das Drehbuch. In: Drehbuch-
schreiben für Fernsehen und Film. Ein Handbuch
[1] Carroll 1990, 90; das Beispiel auch bei Neill für Ausbildung und Praxis. Hrsg. v. A. Meyer u. G.
1996, 177; dagegen nimmt Grodal (1997, 89ff) Em- Witte. 6. Aufl. München/Leipzig, pp. 11-120.
pathie und Identifikation als zwei verschiedene For-
men der Partizipation des Zuschauers an der erzähl- Freytag, Gustav (1975) Die Technik des Dramas.
ten Welt. Reprog. Nachdr. Darmstadt.
[2] Ähnlich Grodal 1997, 92; auch Smith (1995,
413f) konzediert, dass die Imagination eines Hand- Grodal, Torben (1997) Moving pictures. A new theo-
lungsraums „von innen her“ nur partial sei. ry of film genres, feelings, and cognition. Oxford.
[3] Eine ähnliche Thematik findet sich auch im Halperin, Michael (1996) Writing great characters.
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der er ein Verhältnis hat in einen Loyalitätskonflikt: plays.Los Angeles.
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