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Workshop Thieme

Ernährungsaspekte bei Morbus Parkinson: Erkrankungsrisiko,


Diät und Therapie von Funktionsstörungen des Verdauungstraktes

Nutritional aspects in Parkinson's disease: disease risk, dietary


therapy and treatment of digestive tract dysfunction

Autoren
Ilona Csoti1, Christian Dresel2, Björn Hauptmann3, Thomas Müller4, Christoph Redecker5, Tobias Warnecke6, Ulrich Wüllner7

ZU SAMM EN FASS UN G

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Institute
Daten aus epidemiologischen Studien, die mögliche Assozia-
1 Gertrudis Klinik Biskirchen, Karl-Ferdinand-Broll Straße
tionen bestimmter Nahrungsmittel mit dem Risiko an der
2–4, 35638 Leun-Biskirchen
Parkinson’schen Krankheit zu erkranken untersucht haben,
2 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin
suggerieren, dass manche Nahrungsmittel, wie z. B. nikotin-
Mainz, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
reiche Paprika, dieses modifizieren können. Auch scheinen
3 Neurologisches Zentrum, Segeberger Kliniken, Hamdorfer
nach der Analyse einer Reihe von Medikamenten-Zulas-
Weg 3, 23795 Bad Segeberg und Department Perfor-
sungsstudien positive Effekte auf den Krankheitsverlauf
mance, Neuroscience, Therapy and Health, Medical
durch Coffein (Kaffee) und höhere Harnsäure-, sowie
School Hamburg, Am Kaiserkai 1, 20457 Hamburg.
Gesamtcholesterinspiegel vor allem bei Männern vorhanden
4 Klinik für Neurologie, St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Wei-
zu sein.
ßensee, Gartenstraße 1, 13088 Berlin
Noch ist aber ungewiss, ob eine Diät oder besondere diäteti-
5 Klinik für Neurologie, Klinikum Lippe, Rintelner Straße 85,
sche Konzepte und eventuell auch die Auswirkungen der Mik-
32657 Lemgo
robiota des Darmes auf den menschlichen Stoffwechsel, eine
6 Department für Neurologie, Universitätsklinikum Münster,
Rolle für den Krankheitsverlauf spielen könnten. Angesichts
Albert-Schweitzer Campus 1, Gebäude A1, 48149 Münster
fehlender prospektiver Ernährungsstudien können nur allge-
7 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum
meine Empfehlungen gegeben werden: eine „ausgewogene“
Bonn und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative
saisonal-regional frische Ernährung mit Schwerpunkten auf
Erkrankungen (DZNE e. V., Bonn)
Gemüse, Obst, Nüssen, Fisch, wenig rotem Fleisch und wenig
Schlüsselwörter hochverarbeiteter Nahrung mit nur einem geringen Anteil ein-
DIÄT, Darm, Mikrobiota, Dysphagie, Obstipation, Sarkopenie facher Kohlenhydrate könnte hilfreich sein. Speziell für ältere
Menschen ist eine eiweißarme Diät nicht sinnvoll. Vielmehr
Key words muss, um der Entwicklung von Sarkopenie und Malnutrition
Diet, Parkinson, Microbiome im Alter vorzubeugen, besonders auf ausreichende Eiweißzu-
fuhr geachtet werden. Die Versorgung mit den Vitaminen B12
eingereicht 26.03.2018 und D3 muss sichergestellt werden – gleichzeitig muss von
akzeptiert 29.07.2018 der unkritischen Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln,
insbesondere von Mikronährstoffen mit vermuteten anti-oxi-
Bibliografie dativen Eigenschaften, abgeraten werden.
DOI https://doi.org/10.1055/a-0681-6700
Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: S34–S42
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York A B S T R AC T
ISSN 0720-4299 Epidemiological studies suggest an association of certain
foods with the risk of Parkinson's disease. Also, a number of
Korrespondenzadresse studies revaeled positive effects on disease progression by
Prof. Ullrich Wüllner caffeine, higher uric acid and total cholesterol levels – espe-
Universitätsklinikum Bonn, cially in men. However, it is not yet clear whether a specific
Neurologie Sigmund-Freud-Str. 25 dietary concept or the effects of the intestinal microbiota on
53127 Bonn the human metabolism could play a role in the course of the
Tel.: +49 (0) 228 2871 5712 / 5736 disease. Given the lack of prospective nutrition studies, only
Fax: +49 (0) 228 2871 5024 general recommendations can be given: a "balanced" seaso-
E-mail: wuellner@uni-bonn.de nal regional diet with emphasis on vegetables, fruits, nuts,
fish, low amount of red meat, and non-processed foods with

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a low level of simple carbohydrates may be helpful. Espe- adequate protein intake. The supply of vitamins B12 and D3
cially for the elderly, a low-protein diet should be avoided. must be ensured - at the same time, the non-critical use of
Rather, in order to prevent the development of sarcopenia dietary supplements, especially micronutrients with presu-
and malnutrition, particular attention must be paid to med anti-oxidative properties, should be discouraged.

Was soll man essen, wenn man unter der Parkinson-Krankheit Diät und Mikrobiota des Darmes stehen wahrscheinlich in
leidet? – Eine Frage, die sich tausende Betroffene jeden engem Zusammenhang. Der Darm stellt mit seiner großen
Tag stellen. Bisher gibt es keine eindeutigen Erkenntnisse, Oberfläche die größte Grenzfläche zur Außenwelt dar und die
dass eine besondere Diät oder Ernährungsform den Verlauf Besiedlung mit Mikroorganismen ist erst in Ansätzen verstan-
der Parkinson’schen Krankheit (Morbus Parkinson, MP) beein- den. Deren Konzentration (koloniebildende Einheiten, d. h. Bak-
flussen könnte. In diesem Artikel wird nach einer kurzen Dar- teriendichte) nimmt mit dem Verlauf vom Magen bis zum
stellung verschiedener diätetischer Konzepte und möglicher Kolon zu. Die Gesamtheit der Mikroorganismen wird als Mikro-

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Auswirkungen der Mikrobiota des Darmes auf den menschli- biota bezeichnet. Unter dem Begriff Mikrobiom versteht man
chen Stoffwechsel, die Datenlage aus epidemiologischen Stu- die Gesamtheit der mikrobiellen Gene in unserem Verdauungs-
dien zusammengefasst, die mögliche Assoziationen bestimmter trakt – die vermutlich eine etwa um den Faktor 100 größere
Nahrungsmittel mit dem Risiko an MP zu erkranken, unter- Anzahl als der homo sapiens aufweisen (Bakterien, Archaea,
sucht haben. Außerdem wird die Bedeutung von Mikronähr- Viren und Phagen, Fungi). Wahrscheinlich unabhängig von
stoffen in der Ernährung allgemein beleuchtet und versucht, Alter, Geschlecht und anderen Einflussgrößen wurden drei
eine Empfehlung für gesunde Ernährung für Menschen mit MP sogenannte Enterotypen des Menschen postuliert [4]. Darunter
zu entwickeln. Schließlich werden auch ernährungsspezifische ist eine Mischung unterschiedlicher Bakterienspezies zu verste-
Aspekte des MP, insbesondere Schluckstörungen (Dysphagie), hen, in der Bakteriengattungen dominieren, die wiederum bei
Verstopfung (Obstipation) und die Problematik der Eiweißrest- bestimmten langfristigen Ernährungspräferenzen vermehrt
riktion erläutert und Empfehlungen zu Diagnostik und Behand- gefunden werden (▶Abb. 1).
lung des Gewichtsverlusts im Alter (Sarkopenie) vorgestellt. Diese Einteilung ist nicht unumstritten und viele der
Ketogene Diäten sind arm an Kohlenhydraten, reich an Protei- aktuell diskutierten Daten können noch nicht abschließend
nen und verschieben die Hauptenergiequelle von Kohlenhydraten beurteilt werden [5]. So wurden im Darm von Patienten mit
zu Fetten, aus denen Ketonkörper gebildet werden (z. B. Atkins rheumatoider Arthritis vermehrt Prevotella Bakterien gefun-
Diät oder und Grain Brain Regimes). Eine streng ketogene Diät den, obwohl diese eher bei Vegetariern zu finden sind, wäh-
kann sicher nicht empfohlen werden, da diese Ernährungsmän- rend Rheuma eher mit fleischreicher Ernährung assoziiert ist;
gel, Dehydrierung und Nierensteine begünstigen kann. Tenden- Prevotella-spezifische DNA -Sequenzen sind vermindert in
ziell ist aber die Verminderung von einfachen Zuckern zugunsten mehreren Studien des Mikrobioms des Darms bei MP gefun-
komplexerer Kohlenhydrate und Protein-reicher Gemüse eine den worden [6–8].
sinnvolle Maßnahme, die sich auch in den aktuellen Empfehlun- Eine große Bedeutung der Mikrobiota für den Gastorganismus
gen der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (www.dge.de) besteht in der Metabolisierung von resistenter Stärke, die z. B. in
abzeichnet [1] Bohnen, Vollkorn und unreifen Bananen enthalten ist. Diese ist
Glutenfreie Diäten schließen Gluten, einen Proteinbestandteil für den menschlichen Dünndarm per se unverdaulich, wird erst
von Weizen, Gerste und Roggen aus. Es gibt keine präklinische im Colon mikrobiell verarbeitet und in kurzkettige Fettsäuren
oder klinische Evidenz, die einen Nutzen einer solchen Diät für metabolisiert, die wiederum in Energie umgewandelt werden,
MP belegen würde. Auch besteht bei dieser Diät das Risiko, Vita- aber auch als Signalsubstanzen für das Immunsystem fungieren
minmangelzustände zu begünstigen. können [9, 10].
Die mediterrane Ernährung („Kreta-Diät“) konzentriert sich Evidenz aus Assoziationsstudien: Eine Reihe epidemiologi-
auf Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Fette scher Studien hat unterschiedlich starke (positive und negative)
in Nüssen und Olivenöl; Fisch; wenig rotes Fleisch und Wein zu Assoziationen bestimmter Nahrungs- und Genussmittel und MP
den Mahlzeiten sind in Maßen erlaubt. Ein verringertes Risiko für zutage gefördert. Ein herausragendes Beispiel ist die Korrelation
die Alzheimer’sche Erkrankung, Herzerkrankungen, evtl. auch ein von Kaffeekonsum und nikotinhaltiger Ernährung, beziehungs-
geringeres Risiko für MP wird postuliert [2]. Ein modifizierter weise dem (scheinbaren) Genuss von Zigaretten. Mehrere
Ansatz betont bestimmte Nahrungsmittel besonders (Blattge- Studien lassen vermuten, dass regelmäßiger Konsum Coffein-
müse, Bohnen, anderes Gemüse, Beeren, Geflügel, Fisch, Oli- haltiger Getränke (Kaffee, Tee) das Erkrankungsrisiko vermin-
venöl, Nüsse, Getreide und Wein) – in präzise empfohlenen dern könnte. Für die Aufnahme nikotinhaltiger Nahrungsmittel,
täglichen und wöchentlichen Mengen. Die Auswirkungen solcher einschließlich Tomaten, Kartoffeln und Paprika, konnte ein
Ernährungsformen wurde bei MP nur in wenigen Studien unter- reduziertes Parkinson-Risiko auch bei Männern und Frauen
sucht [3]. Auch der Stellenwert besonderer naturheilkundlich nachgewiesen werden, die nie geraucht hatten [11]. Ähnliche
geprägter Diäten (z. B. im Rahmen eines Ayurveda-Behandlungs- Effekte scheinen angesichts der epidemiologischen Daten vor
konzeptes) ist noch nicht hinreichend untersucht. allem Nahrungsmittel zu entfalten, die reich an so genannten

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über die Nahrung zu empfehlen ist. Ähnliches gilt für Niacin (Vit.
B3), das in Abhängigkeit von der Tryptophanzufuhr synthetisiert
wird.
Mineralien und Spurenelemente sind bedeutsam unter ande-
rem für den Elektrolyt- und Wasserhaushalt und unverzichtbar
für das Immunsystem. Typische Spurenelemente, Mineralien und
(Erdalkali-) Metalle sind Jod, Selen, Kupfer, Mangan und Zink, Car-
nitin, Coenzym Q10, Ferritin, Fluor, Eisen, Magnesium, Kalzium,
Kalium und Natrium.
Studienergebnisse bei Parkinsonpatienten hinsichtlich Symp-
tomkontrolle oder Krankheitsverlauf beschränkten sich auf
wenige Fälle mit zwingend erforderlicher Substitution, wie z. B.
▶Abb. 1: Enterotypen beim Einsatz von Duodopa® [15]. Allerdings sind Mangelzustände
Bei den meisten Menschen (ca. 70 %) dominieren Ruminococcus sowohl aufgrund der seit Jahrzehnten propagierten Proteinrest-
Bakterien, die an der Spaltung von Schleimstoffen (Biopolymeren, riktion, einer altersbedingten Fehlernährung und der Parkinson-

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Muzinen) und Kohlenhydraten beteiligt sind. Bakterien der Gattung assoziierten Gastroparese wahrscheinlich. Die Dopamin-Ersatz-
Prevotella, die Zucker-Protein- Komplexe abbauen, dominieren bei therapie mit L-DOPA führt in der Langzeitbehandlung durch
Vegetariern, während mit zunehmendem Fleischkonsum vermehrt
Methylierung zu erhöhtem Homocysteinspiegel und konsekuti-
Bacteroides gefunden wurden (nach [4]).
vem Mangel an B-Vitaminen (s. u. ). Niedrige Plasmaspiegel von
Eisen und Zink könnten sowohl die Folge mangelnder Zufuhr, als
auch von krankheitsbedingtem oxidativen Stress sein [16, 17].
sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Polyphenolen und Flavonoi- Ein Mangel an Vitamin-D ist bei Parkinsonpatienten häufig
den) sind; interessanterweise sind die Effekte für Männer häufig und mit einem erhöhten Frakturrisiko verbunden [18, 19]. In
deutlicher. mehreren Studien führte eine orale Supplementierung mit Vita-
Grundsätzlich gilt es zu bedenken, dass (scheinbare) Vermin- min D (1000 IE / d) zu einer erheblichen Reduktion nicht-verte-
derungen des Erkrankungsrisikos noch keine Aussagen dazu braler Frakturen. Eine zusätzliche Gabe von Kalzium sollte
erlauben, ob auch der Verlauf einer Parkinson-Krankheit beein- erfolgen, wenn die Kalziumzufuhr unter 1000 mg / d beträgt [1].
flusst werden könnte – so scheint z. B. eine Cholesterin-senkende Die meisten Früchte und Gemüse sind reich an Antioxidantien,
Behandlung das Erkrankungs-Risiko für Parkinson zu vermindern, einschließlich Vitamin A, C und E. Eine japanische Studie postu-
während ein höheres Gesamtcholesterin mit einem günstigeren lierte, dass eine Zufuhr dieser Vitamine über die Nahrung invers
Krankheitsverlauf assoziiert sein könnte. Für eine umfassendere mit dem Fortschreiten der Krankheit und auch mit dem Krank-
Darstellung der epidemiologischen Befunde verweisen wir auf die heitsrisiko assoziiert sein könnte [20]. Die mediterrane Ernährung
Übersichtsarbeit von Ascherio und Schwarzschild [12]. ist reich an diesen Antioxidantien und wird als potenziell neurop-
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente (auch als rotektive Diät diskutiert [2, 3]. Klare Evidenz aus epidemiologi-
Mikronährstoffe bezeichnet), liefern im Gegensatz zu den Mak- schen Studien, dass Antioxidantien das Krankheitsrisiko für MP
ronährstoffen (Lipide, Proteine, Kohlenhydrate) keine Energie, verringern könnten, gibt es aber nicht [21].
sind jedoch für eine Vielzahl von Körperfunktionen essentiell. Coenzym Q10 ist strukturell verwandt mit Vit.K und Vit.E und
Sie dienen als Elektrolyte oder Antioxidantien, als Cofaktoren als Coenzym innerhalb der Atmungskette an der Energiegewin-
für Enzymreaktionen im Stoffwechsel, fördern das Zellwachs- nung beteiligt. Da zumindest bei manchen Kranken mit MP eine
tum und die neuronale Reizleitung und sind Bestandteil von
Hormonen [13]. Sekundäre Pflanzen-Stoffe könnten auch dazu
gezählt werden, also z. B. Polyphenole (Tee) und Flavonoide
(Kakao) [14]. Die im weitesten Sinn nicht unmittelbar verdau- ▶Tab. 1 Vitamine: 13 komplexe organische Verbindungen
baren Pflanzenbestandteile („Ballaststoffe“) liefern Energie bzw.
regulatorische Metabolite erst dann, wenn sie von der Mikro- Wasserlöslich (hydrophil) Fettlöslich (lipophil)
biota des Darms abgebaut worden sind. Aus der scheinbar
unverdaulichen resistenten Stärke werden z. B. kurzkettige Fett- Thiamin (Vitamin B1), Retinol (Vitamin A),
säuren (SCFA), z. B. Buttersäure (Butyrat), Proprionsäure etc., Riboflavin (Vitamin B2), Calciferol (Vitamin D),
die aus dem Darm resorbiert werden und sowohl als Energie-
Niacin (Vitamin B3), Tocopherol (Vitamin E),
speicher (vor allem in der Leber) fungieren, aber auch regula-
Pantothensäure (Vitamin B5), Phyllochinon (Vitamin K).
torische Funktionen ausüben und Immunantworten modulieren
Vitamin B6 (Pyridoxin),
[9, 10].
Unter den lipophilen Vitaminen („ADEK“, (▶Tab. 1) nimmt Biotin (Vitamin B7),

Cholecalciferol (Vitamin D3) eine Sonderstellung ein, da es in Folsäure (Vitamin B9),


Abhängigkeit von der Sonnenexposition synthetisiert werden Cobalamin (Vitamin B12),
kann. Die Sonnenlicht-abhängige körpereigene Herstellung von Ascorbinsäure (Vitamin C).
Vitamin D ist oft unzureichend, sodass eine zusätzliche Aufnahme

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Störung der Mitochondrienfunktion vorliegen könnte, glaubte an Anthocyanen sind Heidelbeeren und Holunderbeeren,
man durch hoch dosiertes Coenzym Q10 einen neuroprotektiven außerdem Weintrauben, Kirschen und Rotkohl. MAO-Hemmer
Effekt erzielen zu können. In einer von der Parkinson-Study Group sind auch die ß-Carboline Harman und Norharman, Alkaloide,
durchgeführten Studie mit 600 Patienten gelang es jedoch nicht, die im Zigarettenrauch enthalten sind. Erstaunlicherweise wur-
die Krankheit in einem sehr frühen Stadium zu verlangsamen den erhöhte Plasmaspiegel von Norharman auch bei (nicht-
[22]. Unter Beachtung des Studienergebnisses kann die Ein- rauchenden) Patienten mit MP gefunden [27]. Für Carotin-
nahme von Q10 zur Neuroprotektion bei Parkinsonpatienten in haltige Lebensmittel und ß-Carotin wurde in epidemiologi-
frühen Krankheitsstadien nicht empfohlen werden. Gleiches schen Studien ein neuroprotektiver Effekt nachgewiesen, sie
muss auch für andere Antioxidantien angenommen werden (s. o., verfügen über antioxidative Eigenschaften und schützen vor
insbesondere manche sekundäre Pflanzenstoffe könnten sich freien Radikalen [28]. Andererseits schützt hochdosierte Nah-
unter Umständen tatsächlich nachteilig auswirken). rungsergänzung mit den Vitaminen ACE nicht vor Bronchialkar-
Vit.B12 und Homocystein haben wie Vit.D einen besonderen zinomen und verbessert nicht die kardiovaskuläre Gesundheit
Stellenwert bei MP. Durch Kombination von L-DOPA mit einem [29, 30].
Dopadecarboxylasehemmer (DDH) wird einerseits der Abbau von Der Kurkuma-Extrakt Curcumin wird seit fast 3000 Jahren in
L-DOPA in der Peripherie gehemmt, andererseits der Abbau von der Ayurvedischen Medizin eingesetzt. Es stammt aus dem Rhi-

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L-DOPA über die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) zu 3-O- zom der Gelbwurzel (Kurkuma). Synthetisch hergestellt findet
Methyldopa gefördert. Dazu benötigt die COMT Magnesium als man das Polyphenol Curcumin unter der Bezeichnung E 100 als
Kofaktor und S-Adenosylmethionin (SAM) als Methylgruppen- Farbstoff in Lebensmitteln, aber auch als Aromaträger im Curry-
Donor. Die O-Methylierung von L-DOPA zu 3-O-Methyldopa geht pulver. Studien lassen auf einen antioxidativen, entzündungs-
mit der Umwandlung von SAM zu S-Adenosylhomocystein und hemmenden und schmerzlindernden Effekt schließen und
schließlich Homocystein einher. Mit L-DOPA / DD-HI behandelte suggerieren eine neuroprotektive Wirkung [31].
Patienten zeigen erhöhte Homocystein-, erniedrigte Methionin- Den im Tee enthaltenen Polyphenolen Theoflavin und Epigal-
und SAM-Spiegel [23, 24]. Homocystein fördert eine endotheliale locatechin-Gallat werden antioxidative, antiapoptotische und
Dysfunktion bereits bei moderaten Erhöhungen der Plasmaspie- antiinflammatorische Eigenschaften zugeschrieben [32].
gel und die Hyperhomocysteinämie stellt einen Risikofaktor für Aufgrund der Erkenntnisse aus zahlreichen präklinischen Stu-
das Auftreten von arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen, Neu- dien wurden Polyphenole aus grünem Tee zur Behandlung von
ropathien, Vitamin-D-Mangel und Demenz dar [25]. Homocy- de-novo-Parkinson-Patienten getestet (Efficacy and Safety of
stein wird über eine unter anderem auch Vit.B6 abhängige Green Tea Polyphenol in De Novo Parkinson’s Disease Patients,
Transsulfurierung über Cystein abgebaut oder in einer mit dem NCT00461942). Die Studie ist abgeschlossen, Ergebnisse wurden
Vit.B12 und Folat-Stoffwechsel verknüpften Reaktion zu Methio- bislang nicht mitgeteilt.
nin remethyliert. Daher sind bei Vitamin-B12- oder Folsäureman- Kaffee enthält neben Koffein u. a. Theophyllin, verschiedene
gel die Spiegel von Homocystein ebenfalls erhöht. Ein möglicher Flavonoide und Gerbstoffe mit antioxidativem Effekt. In einer
therapeutischer Ansatz für die Senkung eines erhöhten Homo- offenen Studie mit Parkinsonpatienten schienen sich nicht-
cysteinspiegels unter L-DOPA / DD-HI ist die zusätzliche Ein- motorische Symptome zu verbessern [33]. In mehreren epide-
nahme von Folsäure, B6 und B12, um die Umwandlung von miologischen Studien fand sich ein größerer Effekt hinsichtlich
Homocystein in Methionin und Cystein zu fördern oder auch die des MP-Risikos bei Männern [34]. Koffein und synthetische Ade-
additive Gabe von COMT-Hemmern, um den Methylgruppenver- nosin-A2A-Antagonisten werden in klinischen Phase-II- und -III-
brauch zu vermindern. Studien zur symptomatischen Behandlung von Parkinson unter-
Sekundäre Pflanzenstoffe sind organische Verbindungen, sucht [35]. Istradefyllin ist ein A2A-Adenosinrezeptor-Antagonist
die in geringen Konzentrationen in Pflanzen vorkommen. Sie und ein Analogon des Koffeins, 2013 wurde es in Japan in einer
wirken z. B. als Abwehrstoffe gegen Schädlinge oder Krankhei- Dosierung von 20 mg zur Therapie bei Parkinson unter dem Han-
ten, als Farb- oder Lockstoffe oder fördern die Photosynthese. delsnamen Nouriast® zugelassen.
Bisher sind über 30.000 unterschiedliche sekundäre Pflanzen- Die im Rotwein enthaltenen Flavonoide Resveratrol und Quer-
stoffe bekannt, ihre tatsächliche Zahl wird weitaus höher cetin haben in Tiermodellen antiapoptotische und neuroprotek-
geschätzt. Unsere Nahrung enthält ca. 10.000 dieser Pflanzen- tive Effekte [36]. Die Mengen Rotwein, die Menschen zu sich
stoffe. Die Wirkung dieser Stoffe gegen Krebs- oder Herz-Kreis- nehmen müssten, um z. B. die postulierten Effekte von Resverat-
lauf-Erkrankungen wurde in zahlreichen Studien untersucht, es rol zu testen, verbieten eine klinische Studie. In einer epidemiolo-
fehlt jedoch an großen, systematischen Arbeiten, die eindeu- gischen Studie mit MP-Patienten fand sich kein Zusammenhang
tige, belastbare Aussagen bez. z. B. verlaufsmodifizierender zwischen Rotweinkonsum und MP [37]. Für Alkohol allgemein
Wirkungen erlauben würden. Zumindest in einer Reihe von gilt, dass der Konsum von mehr als 5 Gramm pro Woche (d. h. ca.
experimentellen Ansätzen wurden anti-oxidative Eigenschaften 0,5 Liter Wein) mit Wahrscheinlichkeit mit einem erhöhten
von Flavonoiden (z. B. Rutin, Quercetin), Polyphenolen (z. B. Demenzrisiko einhergeht [38]. Für die kommerziell angebotenen
Anthocyane), Carotinoiden und Phytosterinen gezeigt [14]. Zu Resveratrol-Zubereitungen gibt es keine belastbaren Daten und
diesen sekundären Pflanzenstoffen zählen z. B. Farbstoffen ähnlich wie für CoQ10 und ACE kann eine Einnahme nicht emp-
(Anthocyane) die in roten Beeren und Gemüse zu finden sind, fohlen werden. Ein Teil der neuroprotektiven Wirkung von
und denen eine hemmende Wirkung auf die Monoaminooxida- Rotwein wird auf oligomere Proanthocyanidine (OPC) zurückge-
sen (MAO) A und B zugeschrieben wird [26]. Besonders reich führt. Dabei handelt es sich um in Traubenkernen vorkommende

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Bioflavonoide (u. a. Catechin, Epicatechin, Epicatechin-Gallat, Epi- Frühe Arbeiten hatten postuliert, dass eine proteinarme
gallogatechin-3-Gallat). Diät von 0,5–0,8 g / kg Körpergewicht / Tag zu weniger motor-
Senfölglykoside in Kreuzblütengewächsen wie Brokkoli, aber ischen Fluktuationen und einer deutlich verbesserten motor-
auch in Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Meerrettich, Rucola, ischen Leistungsfähigkeit führt. In diesen Studien war die
Kresse und Senf sind reich an Antioxidantien, wie Erucin (Glycosy- Zahl der eingeschlossenen Patienten relativ klein und es kann
nolat) und Sulforaphan (Isothiocyanat) [39]. Bockshornklee wer- aus Sicht der Autoren keine klare Empfehlung für eine eiweiß-
den zellschützende, antioxidative und antiinflammatorische arme Diät (< 0.8 g / kg Normalgewicht / Tag) abgeleitet wer-
Eigenschaften zugeschrieben. Neben Vitamin C, Eisen, Calcium den, da für ältere Menschen eine Proteinzufuhr von 0.8 g / kg
und Magnesium enthalten Bockshornkleesamen u. a. Steroidsa- Körpergewicht / Tag nicht ausreicht, um die körperliche Leis-
ponine, Bitterstoffe und Trigonellin. Um die eventuelle Wirksam- tungsfähigkeit zu erhalten [46, 47]. Es ist nicht eindeutig
keit bei MP zu bewerten, wurden 50 mit L-Dopa behandelte belegt, wie hoch der Anteil an Patienten ist, bei denen eine
Patienten zusätzlich mit Bockshornklee behandelt (2 x 300 mg / Interaktion zwischen Nahrungseiweiß und L-DOPA im Alltag
Tag). Nach 6 Monaten zeigten die Verumpatienten im Vergleich tatsächlich motorische Probleme bereitet [47]. In einer kürz-
zur Plazebogruppe eine geringere Verschlechterung im UPDRS, lich veröffentlichten Studie an 421 Patienten ließen sich die
sodass die Autoren schlussfolgerten, dass Bockshornklee die The- motorischen Fluktuationen bei ca. 12 % auf eine Interaktion

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rapie mit L-Dopa sinnvoll ergänzen könnte [40]. Wir haben zwischen Nahrungseiweiß und L-DOPA zurückführen, was auf-
bereits auf die mögliche – kontraintuitive – schädliche Wirkung grund des retrospektiven Studiendesigns wahrscheinlich aber
von Antioxidantien verwiesen und möchten nochmals vor deren ein zu niedriger Wert ist [48]. Dementsprechend wird bei
unkontrollierter Anwendung warnen. Vorhandensein von motorischen Fluktuationen in der DGE-
Parkinsonpatienten wiesen in mehreren Studien signifikant Leitlinie Klinische Ernährung auch eine Empfehlung für die
niedrige Spiegel für Eisen und Kupfer auf; Zink und Selen unter- ‚Protein-Umverteilungs-Diät‘ ausgesprochen [1]. Im Rahmen
schieden sich nicht von gesunden Kontrollen [41]. Ob eine Sub- der ‚Protein-Umverteilungs-Diät‘ ist die Proteinaufnahme zum
stitution zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome oder Frühstück und Mittagessen auf kohlenhydratreiche Produkte,
der Prognose führen könnte, ist nicht systematisch untersucht Früchte und Gemüse bzw. auf eine Obergrenze von 7 g Eiweiß
worden, muss aber bezweifelt werden. Liegt bei nachgewiese- begrenzt. Erst zum bzw. ab dem Abendessen sind proteinrei-
nem Eisenmangel ein Restless Legs Syndrom (RLS) vor, wird bei che Mahlzeiten erlaubt. Dieses Vorgehen führte bei über 80 %
Ferritinwerten unter 50 ug / l eine Substitution mit Eisen empfoh- der Patienten nicht nur zu einer Abnahme der Wirkungsfluk-
len, entweder intravenös oder oral (Leitlinien der DGN, AWMF- tuationen und verbesserten motorischen Leistungsfähigkeit
Registernummer: 030 / 081; 42). Wegen der möglichen Chelatbil- mit längeren ON- und kürzeren OFF-Zeiten, sondern auch zu
dung mit L-DOPA ist eine intravenöse Substitution wahrscheinlich einem geringeren L-DOPA-Bedarf [49, 50]. Dies wurde kürzlich
von Vorteil; ansonsten muss bei oraler Aufnahme unbedingt durch eine große Beobachtungsstudie an 510 MP-Patienten,
ein mindestens 2-stündlicher Abstand zu L-Dopa eingehalten von denen 277 eine ‚Protein-Umverteilungs-Diät‘ durchführ-
werden. ten, bestätigt [51]. Leider gibt es bislang keine ausreichenden
Eiweiß und L-DOPA L-DOPA ist eine neutrale Aminosäure und Prädiktoren, welche Patienten positiv auf die Diät reagieren
ähnelt in der Struktur anderen großen Aminosäuren, die im Nah- könnten; Patienten mit unvorhersehbaren ON-OFF Fluktuatio-
rungseiweiß vorhanden sind. Die Aufnahme dieser Nahrungsei- nen und Wirkungsausfall unabhängig von den Mahlzeiten
weiße erfolgt durch spezifische Transportsysteme in bestimmten werden wahrscheinlich eher schlechter auf eine diätetische
Abschnitten im Dünndarm und an der Blut-Hirn-Schranke [43]. Umstellung reagieren [47].
Da die Aufnahmekapazität dieser Transportsysteme begrenzt ist Insgesamt ist die Verträglichkeit dieser Maßnahmen gut. Zwar
und sich L-DOPA und Nahrungseiweiße strukturell ähneln, treten wäre bei der ‚Protein-Umverteilungs-Diät‘ auch eine Verschlechte-
sie bei dem Aufnahmetransport in Konkurrenz zueinander, rung der nächtlichen Beweglichkeit einschließlich dystoner Krämpfe
wodurch die Verfügbarkeit des L-DOPA im Gehirn begrenzt wer- und Tremor denkbar, dies lässt sich jedoch weder durch Studien
den kann. Dieser Effekt kann durch eine nahrungs- und letztlich noch durch eigene Erfahrung belegen [51]. Bezüglich des Ernäh-
auch krankheitsbedingt verzögerte Magenentleerung, die auch rungsstatus wird eine geringe Abnahme des Körpergewichts von
den Transport des L-DOPA vom Magen zum Dünndarm ein- weniger als 2 % unter einer Protein-Umverteilungs-Diät berich-
schränkt, verstärkt werden. Während bei Gesunden in nüchter- tet [50].
nem Zustand 90 % des L-DOPA innerhalb einer Stunde im Blut Zusammenfassend ist festzustellen, dass Menschen mit und
verfügbar ist, kann sich diese Zeit in Anwesenheit von Nahrung ohne MP auf eine „ausgewogene“ und ausreichend eiweißhaltige
verdoppeln bzw. verdreifachen und die maximale Konzentration Nahrung achten sollten, die reich an Vitaminen, Mineralien und
im Blutplasma um ein Drittel verringern [44, 45]. Eine entschei- sekundären Pflanzenstoffen ist [2, 3]. Die Substitution von Mikro-
dende Maßnahme, die negativen Folgen dieser Interaktion zu nährstoffen ist besonders dann zu empfehlen, wenn ein spezifi-
minimieren, ist die Einhaltung des sogenannten Essabstandes. scher Mangel nachgewiesen ist.
Hier lautet die Empfehlung, L-DOPA-haltige Medikamente min- Ernährung unter besonderer Berücksichtigung von Dyspha-
destens 30 Minuten vor dem Essen einzunehmen. Von alternati- gie und Obstipation
ven Empfehlungen, wie z. B. einer Einnahme 60-90 Minuten nach Dysphagie, also eine Störung des Schluckaktes, die alle Pha-
dem Essen, sollte nach Meinung der Autoren Abstand genom- sen des Schluckens von oral über pharyngeal bis ösophageal
men werden. betreffen kann, entwickeln mehr als 80 % aller MP-Patienten im

S38 Csoti I et al. Ernährungsaspekte bei Morbus … Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: S34–S42
Krankheitsverlauf. Das Auftreten einer Dysphagie ist mit Malnutri- Parkinson-Erkrankung weiter verschlechtert [58]. Einige jüngere
tion, Dehydratation und unzureichender Medikamentenwirkung Studien sehen eine Ursache der Obstipation in einem Ungleichge-
assoziiert und führt zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. wicht der Darmflora (Dysbiose), die bei Parkinson-Patienten
Um ein aspirationsfreies Schlucken zu ermöglichen, können im beschrieben wurde (59; 5–8). Darüber hinaus wurden eine
Krankheitsverlauf Kosteinschränkungen und in ausgeprägten Fäl- höhere intestinale Permeabilität und eine Störung der intestina-
len eine Ernährung über eine perkutane endoskopische Gastro- len Barriere bei Alpha-Synuclein-Ablagerungen in der Mucosa des
stomie (PEG) erforderlich werden [53]. Sigmas beschrieben [60]. Weiterhin wirkt sich neben einer intrin-
Eine Schluckstörung kann sich bereits in frühen Krankheits- sischen Verzögerung der Magen-Darmpassage durch MP-spezifi-
stadien entwickeln, ohne dass sie von den Betroffenen sche Veränderungen auch nicht resorbiertes L-DOPA negativ auf
bemerkt wird [54]. Um eine eventuell schon subklinisch vor- die gastro-intestinale Motilität aus. Obstipation wiederum beein-
handene Schluckstörung zu diagnostizieren und eine adäquate trächtigt nicht nur durch die gastrointestinalen Beschwerden die
und aspirationsfreie Ernährung von schluckgestörten Parkinson- Lebensqualität sondern vermindert durch daraus resultierende
Patienten zu gewährleisten, ist eine frühzeitige Dysphagiediag- Resorptionsstörungen die Wirkung der Parkinson-Medikamente
nostik sinnvoll. Klinische Hinweise für eine Parkinson-bedingte (s. o. ). Der Behandlung der Obstipation muss daher schon früh
Dysphagie sind ein ungewollter Gewichtsverlust, ein Body- eine besondere Bedeutung zugemessen werden.

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Maß-Index (BMI) < 20 kg / m2 sowie eine Parkinson-Demenz Bislang liegen nur wenig kontrollierte Studien zum Ein-
[53]. Validierte Fragebögen, wie der „Swallowing Disturbance fluss der Ernährung auf die Obstipation bei Parkinson-Patien-
Questionnaire“ (SDQ) oder der „Münchener Dysphagie-Test – ten vor. Eine Ballaststoff-reiche Ernährung (30 – 35 g täglich)
Parkinson’s Disease“ (MDT-PD) enthalten auch Items zur wird zusammen mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr
aktuellen Ernährungssituation [55]. Zum Screening wird ein (1.500 – 2.000 ml täglich) generell empfohlen [58]. Ballast-
modifizierter Wasserschlucktest empfohlen, der das maximale stoffe bzw. Nahrungsbestandteile die reich an sog. resistenter
Schluckvolumen misst (normal > 20 ml). Zur detaillierten Ana- Stärke sind, können durch die Enzyme des Dünndarms nicht
lyse des Störungsmusters sowie des Schweregrades ist die fle- gespalten werden und passieren daher unverdaut das Colon,
xible endoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) sowie mit osmotischer Wasserretention, Zunahme des Darminhaltes
die videofluoroskopische Schluckuntersuchung (VFSS) zu emp- und Anregung der Darmperistaltik. Die Wirkung von Makro-
fehlen, da abhängig von den verschiedenen Phasen des gol und Flohsamenschalen beruht auf diesem Prinzip. Ergän-
Schluckaktes (oral, pharyngeal, ösophageal) und des Bolus zend kann Lactulosesirup eingesetzt werden (66,7g/100 ml),
(fest, weich, flüssig) in vielen Fällen individuelle Kostempfeh- ein osmotisch wirksames Disaccharid aus Fructose und Gala-
lungen für die betroffenen Patienten gegeben werden kön- ctose, dass durch die Disaccharidasen des Dünndarmes nicht
nen [56]. hydrolysiert werden kann. In Folge wird Lactulose im Colon
Sobald eine Parkinson-bedingte Dysphagie diagnostiziert durch bakterielle Enzyme u. a. zu kurzkettigen Fettsäuren
wurde, sollte eine regelmäßige logopädische Behandlung erfol- (v. a. Butyrat) abgebaut. Als präbiotische Substanz stärkt Lac-
gen. Wichtige Ziele der Ernährungsumstellung sind die Vermei- tulose zusätzlich das Wachstum von Bifidobakterien und Lac-
dung von Malnutrition und einer Aspirationspneumonie, die mit tobacillus, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung
einer reduzierten Lebensqualität und erhöhten Mortalität asso- zugeschrieben wird. Darüber hinaus sollen ein moderater
ziiert sind [1]. Bei leicht bis mittelgradiger Dysphagie ist es meist Fettkonsum und eine vermehrte Ballaststoffaufnahme
möglich, durch logopädisches Training und das Erlernen von auch den gastroösophagealen Reflux günstig beeinflussen
kompensatorischen und bewussten Schlucktechniken eine Nor- [61]. In den aktuellen Empfehlungen werden regelmäßige
malkost aufrechtzuerhalten und dadurch einer Malnutrition ent- Mahlzeiten mit einem hohen Anteil an ballaststoffreichen
gegenzuwirken. Bei hochgradigen Dysphagien besteht die Früchten und Gemüsen, nativem Olivenöl, Vollkornbroten
Herausforderung darin, mit möglichst geringen und vom Patien- und Vollkornprodukten mit einer entsprechenden Flüssig-
ten tolerierten Kosteinschränkungen, ein aspirationsfreies Schlu- keitszufuhr empfohlen [62]. Eine neuere randomisierte, kon-
cken zu ermöglichen und einen zunehmenden Gewichtsverlust trollierte Studie an Parkinson-Patienten mit manifester
zu verhindern. Obstipation konnte zeigen, dass der tägliche Genuss von 125
Neben kleineren Boli kann auf weiche Kost (weichgekochte g eines Sauermilchproduktes mit probiotischen Bakterien-
Speisen, pürierte Kost, Toastbrot) umgestellt und auf feste Spei- stämmen und präbiotischen Ballaststoffen im Vergleich zu
sen (z. B. Fleisch) verzichtet werden. Die Aspirationsgefahr kann einem pasteurisierten Milchprodukt die Darmentleerungsfre-
durch eine Andickung der Flüssigkeit (nektar- oder honigartig) quenz signifikant steigert [63]. Der Konsum von Sauermilch-
verringert werden. Ist infolge einer hochgradigen Dysphagie eine produkten wie z. B. Kefir und Dickmilch könnte gemäß dieser
ausreichende aspirationsfreie Ernährung nicht mehr möglich, Studien die Obstipationsbeschwerden lindern. Auch wenn
sollte eine PEG-Anlage erfolgen; dies betrifft etwa 10 % der MP- während der Anwendung von Probiotika vielleicht günstige
Patienten im Spätstadium [57]. Effekte beobachtet werden können, gilt es zu bedenken, dass
Obstipation (d. h. weniger als drei Darmentleerungen pro allein durch die Zufuhr der wenigen in Probiotika enhaltenen
Woche), ist eines der häufigsten nicht-motorischen Symptome Mikroorganismen keine „Sanierung“ der Mikrobiota des
des MP. Etwa 90 % der Betroffenen entwickeln im Verlauf der Darms oder eine Änderung eines Enterotyps erzielt werden
Erkrankung eine Obstipation, die bereits in der prämotorischen kann – hierfür sind grundlegende langfristige Umstellungen
Phase auftreten kann und sich dann mit Fortschritt der der Ernährungsgewohnheiten erforderlich.

Csoti I et al. Ernährungsaspekte bei Morbus … Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: S34–S42 S39
Workshop Thieme

Bei allen diätetischen Empfehlungen darf auch nicht verges- Mangelernährung oder einem Mangelernährungsrisiko ist bei Par-
sen werden, Patienten zu regelmäßiger Bewegung anzuleiten. In kinson-Patienten die Anwendung von energiereichen oralen Nah-
einer allgemeinen Kohorte mit chronischer Obstipation führte rungssupplementen, die für Patienten mit Nierenproblemen
täglich 30 – 60 min körperliche Aktivität allein zu einer signifikan- entwickelt wurden, eine Option. Bezüglich der Ernährungstherapie
ten Verbesserung der Darmentleerung [64]. von Parkinson-Patienten soll hier auch noch einmal ausdrücklich
Malnutrition und Sarkopenie Mehr als 20 % aller MP-Patien- auf die entsprechende S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für
ten entwickeln eine Mangelernährung (Malnutrition), wobei Ernährungsmedizin verwiesen werden [1].
Frauen einen ausgeprägteren Gewichtsverlust aufweisen [65]. Bei
betroffenen MP-Patienten ist der Gewichtsverlust ein kontinuierli-
cher Prozess, der schon vor Diagnosestellung beginnt und nicht Empfehlungen
ausschließlich durch eine verringerte Energiezufuhr erklärbar ist ▪ Mindestens 30 Minuten vor dem Essen müssen alle L-DOPA –
[66, 67]. Bei MP-Patienten mit Gewichtsverlust besteht trotz der haltigen Medikamente eingenommen werden; es ist in der
motorischen Einschränkungen oft eine vermehrte Fett- und Ener- Regel nicht erforderlich, einzelne Medikamente getrennt von-
giezufuhr, was für eine erhöhte Stoffwechselrate spricht. Malnut- einander einzunehmen.
rition ist mit einer Sarkopenie (Mangel an Muskelmasse) ▪ Keine Eiweiß–Restriktion aufgrund der Gefahr der Mangeler-

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assoziiert. Das Auftreten einer Sarkopenie ist besonders bei nährung: insbesondere MP-Patienten in einem fortgeschritte-
motorisch ohnehin eingeschränkten älteren Parkinson-Patienten nen Stadium müssen auf eine ausgewogene, eiweißreiche
ungünstig und führt zum Frailty-Syndrom mit häufigen Stürzen, Ernährung achten.
Frakturen und entsprechenden Komplikationen [68]. Grundsätz- ▪ B12 / D3 Supplementation ist bei nachgewiesenem Mangel
lich sollte auf eine energiereiche, hoch-kalorische Ernährung sinnvoll.
geachtet werden. ▪ Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit kann nicht genug
Ein Risikofaktor für Malnutrition stellt das Vorhandensein betont werden.
einer Dysphagie dar, die durch frühzeitige Schluckdiagnostik und ▪ Störungsmuster der Schluckstörungen beachten, um Aspira-
entsprechende Kostanpassung vermindert werden kann (s. o. ). tion vorzubeugen.
Trotz dieser Maßnahmen kann es bei MP-Patienten zu einem
Gewichtsverlust kommen, wodurch das Auftreten von Dyskine-
sien begünstigt, wiederum die Stoffwechselrate erhöht und die Schlussfolgerung
weitere Gewichtsabnahme im Sinne eines Teufelskreises verstärkt Bisher gibt es keine gesicherten Erkenntnisse aus doppelblinden,
wird. Hinzu kommen in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit placebo-kontrollierten Studien, dass eine besondere Diät oder
reduziertes Durstgefühl und verminderter Appetit sowie eine län- Ernährungsform den Verlauf der Parkinson’schen Krankheit
gere Dauer der Mahlzeiten, was Dehydratation und Malnutrition beeinflussen könnte. Zu empfehlen ist grundsätzlich eine „ausge-
begünstigt. wogene“ saisonal-regional frische Ernährung mit Schwerpunkten
Zur Erfassung des Ernährungszustandes und von Malnutrition auf Gemüse (und Obst) und wenig prozessierter und hochverar-
kann bei MP-Patienten das „Mini Nutritional Assessment“ (MNA) beiteter Nahrung. Diese sollte wahrscheinlich einen geringen
eingesetzt werden. Damit werden Probleme bei der Nahrungs- Anteil einfacher Kohlenhydrate aufweisen. Speziell für ältere
aufnahme, Gewichtsverlust (in den letzten 3 Monaten), Mobilität, Menschen ist eine eiweißarme Diät nicht sinnvoll, vielmehr muss,
akute Krankheit / psychischer Stress, neurokognitive Symptome, um der Entwicklung von Sarkopenie und Malnutrition im Alter
BMI und Wadenumfang erfasst. Die mittels MNA ermittele Man- bzw. bei MP vorzubeugen, auf ausreichend Eiweiß- und Flüssig-
gelernährung ist mit nicht-motorischen Parkinson-Symptomen, keitszufuhr geachtet werden. Trotz des Fehlens prospektiver
wie Obstipation und Depression, assoziiert [69]. Ernährungsstudien kann versucht werden, durch eine fundierte
Als Alternative für den klinischen Alltag im Krankenhaus wird Diätberatung ernährungsbedingten Defiziten vorzubeugen –
der Nutritional Risk Screening-Fragebogen empfohlen, da dieser besonderes Augenmerk gilt es dabei auf ausreichende Versor-
bei Kenntnis der Patientensituation ohne großen Aufwand in gung mit den Vitaminen B12 und D3 zu richten.
wenigen Sekunden durchführbar ist [1].
Die Beurteilung des Ernährungszustands und diätetische Schu-
Interessenkonflikt
lung sollten Bestandteil der Routinebehandlung von Parkinsonpa-
tienten sein. Patienten mit einem Risiko für Mangelernährung
oder bestehender Mangelernährung benötigen ernährungsmedizi- Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

nische Maßnahmen in einem multidisziplinären Ansatz. Um den


individuellen Energie- und Flüssigkeitsbedarf zu klären, wird die
Literatur
detaillierte Protokollierung der Nahrungsaufnahme des Patienten
über möglichst mehrere Tage mit Berechnung der Energie und
Proteinzufuhr durch eine Ernährungsfachkraft empfohlen. Als [1] Wirth, R., Dziewas, R., Jäger, M., Warnecke, T., Smoliner, C., Stingel, K.,
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Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenar-
Werte beziehen sich auf das Zielgewicht und müssen unter beit mit der GESKES, der AKE, der DGN und der DGG. Klinische Ernäh-
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Krankheitsaktivität individuell angepasst werden. Bei vorliegender 10.1055 / s-0033-1343317

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