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FRANZ KAFKA

Franz Kafka wurde im Jahr 1883 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Prag (damals in der
österreichisch-ungarischen Monarchie) geboren. Er studierte Jura an der deutschen Universität in
Prag und dann hat er eine Stelle in einer Versicherungsgesellschaft gefunden. Er hat immer seine
Arbeit als ein Hindernis fü seine Tätigkeit als Schriftsteller gesehen. Er lebte lange bei seinen Eltern
und zog dann mit seiner Schwester zusammen in ein kleines Haus in Prag. Er hatte eine schwache
Gesundheit und starb 1924 im Alter von 41 Jahren.

Franz Kafka hatte eine schwierige Stellung in seiner Gesellschaft: Er stellte als deutschsprachiger
Jude im tschechischen Prag eine Minderheit dar. Als Künstler fühlte er sich in der bürgerlichen
Gesellschaft unwohl, obwohl er aus einer bürgerlichen Familie stammte. Er hatte auch eine sehr
problematiche Beziehung zu seinem Vater und Frauen. Aus diesem Grund war Kafka eine Figur
voller Konflikte und, wie R. M. Rilke, erlebte er schmerzlich die tragische Lage der menschlichen
Schwäche vor dem ersten Weltkrieg. Wie Rilke war Kafka ein Mensch ohne Heimat: Beide fühlten
sich nirgendwo wohl (auch James Joyce, der “Jude ohne Heimat”; F. Kafka sah das Haus als
Gefängnis; Rilke hat viel gereist//Kafka ist fast immer in Prag geblieben). Sowohl Rilke als auch
Kafka erlebten die Krise ihrer Zeit und wurden von der Philosophie Kierkegaards beeinflusst.

In Kafkas Werke, die nach seinem Tod vom Freund Max Brod gegen seinen erklärten Willen
veröffentlicht wurden, stellt er die Situation des modernen Menschen dar. Hier finden wir nicht nur
pessimistische aber auch absurde und grotteske Elemente.

Brief an den Vater

1919 schrieb Franz Kafka einen langen Brief an seinen Vater Hermann 1. Er wurde nie abgeschickt
und nach dem Tod des Authors veröffentlicht. Der »Brief an den Vater« ist eine Abrechnung
(chiusura dei conti) Kafkas mit seinem übermächtigen Vater. Franz beginnt den Brief mit „Liebster
Vater“: das ist eine formale Anrede und das erste Indiz, das es keine enge Bindung zwischen Vater
und Sohn gibt. Es wird in diesem Brief beschrieben, dass Franz als Kind Furcht vor seinem Vater
hatte.

Der Anlass (motivo) dem Vater zu schreiben


Der Sohn begründet zuerst, warum er den Brief verfasst. Sein Vater hat ihn gefragt, warum er Angst
vor ihm hatte. Wegen dieser Furcht konnte er seine Frage nicht mündlich beantworten. Diese
Ursachen sind zu kompliziert, um sie in einem persönlichen Gespräch vortragen zu können. Beim
Schreiben ist er ruhiger, kann er seine Gedanken ordnen und der Komplexität des Themas erklären.

Die Sicht (punto di vista) des Vaters und die Antwort des Sohnes
Sein Vater arbeitete hart, um seinen Kindern ein finanziell gutes Leben zu ermöglichen. Doch Franz
war verschlossen und kalt. Dies erschien dem Vater wie Undank (ingratitudine). Für den Vater trug
allein der Sohn die Schuld an ihrem schwierigen Verhältnis. Kafka schrieb im Brief, dass der Vater
1
Hermann Kafka gehörte zum gehobenen Bürgertum, dank seines geschäftlichen Erfolgs konnte er seine vier Kinder
auf gute Schulen schicken.
keine Schuld trug. Auch der Sohn war unschuldig. Doch hat der Vater die Entfremdung
(alienazione) verursacht: Der Vater ist zu stark für ihn gewesen. Das ist das Ziel des Briefes: Die
Anerkennung (riconoscimento) des Vaters von seiner eigenen Strenge (severità)
Kafka beschreibt die grundverschiedenen Wesenszüge von Vater und Sohn. Hermann ist vital,
willensstark und cholerisch. Franz ist ängstlich, still und introvertiert. Auch äußerlich haben die
beiden nichts gemeinsam. Der Vater ist stark und athletisch, der Sohn mager und schwach.

Die Erziehungsmethoden des Vaters


Der Vater wertet den Sohn permanent mit Worten ab (sminuire). Was immer Franz sagt, wird
lächerlich gemacht. Er diffamiert die Freunde von dem Sohn, ohne sie zu kennen. Die
Kommunikation zwischen Vater und Sohn ist nicht offen und oftmals gibt es auch Streit.
Die Erziehungsmethoden des Vaters sind brutal. Zu körperlicher Gewalt kommt es nur selten. Der
cholerische Vater erlaubt (permettere) keine Widerrede (obiezione). Der Sohn konnte darum kaum
sprechen. Und so statt den Sohn zu dem energischen Mann zu erziehen, den er sich wünscht, ist der
Sohn wegen der Methoden des Vaters ein schwacher Mann geworden. An ein Ereignis kann sich
der Sohn vor allem erinnern. Er hatte eines Nachts um Wasser zum Trinken gebeten, aber der Vater
war so genervt, dass er ihn auf den Balkon hinausgesperrt hat. Dieses Erlebnis war für den Sohn
traumatisch. Die harte Strafe war übertrieben gegenüber dem, was sich der Sohn gewünscht hatte.
Aus diesem Grund lebte der Sohn immer mit der Furcht, jederzeit von dem Vater bestraft werden zu
können.

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