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Deutsche Literatur 3 Wintersemester

mr Aleksandra Lazić Gavrilović Belgrad, den 22.12.2014.

E.T.A. Hoffmann
Die Elixiere des Teufels
Der goldne Topf

Autorinnen:
Emilija Obradović, 2013/833
Ana Cvetković, 2013/707

Inhalt

1. Biographie

2. Die Elixiere des Teufels

3. Der goldne Topf


Biographie

Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner
Zeit und wegen seiner vielseitigen Interessen in Malerei, Musik und Literatur eine treibende
Kraft der Romantik.
Er wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg als drittes Kind des Rechtsanwalts Christoph
Ludwig Hoffmann (1736 – 1797) geboren, der sich zwei Jahre später von seiner Frau Lovisa
Albertina (1748 – 1796) scheiden ließ. Unter der Vormundschaft seines Onkels Johann Ludwig
Doerffer lebte Ernst Hoffmann von da an mit seiner Mutter bei seiner Großmutter. Die
Freundschaft, die er in der Schule mit Theodor Gottlieb Hippel schloss, hielt ein Leben lang.
1782 besuchte Hoffmann die Burgschule in Königsberg. Dort befreundete er sich 1786
mit seinem Klassenkameraden Theodor Gottlieb von Hippel (1775–1843). Hippel war für
Hoffmann wie ein großer Bruder, der ihn unterstützte und ermahnte. Auch in späteren Jahren
blieb diese Freundschaft durch einen regen Briefwechsel erhalten, mit dem Hoffmann die
Freundschaft bis ins Künstlerische hochstilisierte, auch wenn er manchmal argwöhnte, Hippel
habe sich von ihm distanziert. Obwohl beide fast gleich alt waren, durchlief Hippel die
Juristenausbildung rascher. Außerdem kam er 1796 in den Genuss einer großen Erbschaft, die
ihn zum Majoratsherrn ausgedehnter Besitzungen im westpreußischen Leistenau machte. In den
Jahren 1809 bis 1813 war die Verbindung zwischen den beiden Freunden unterbrochen. Aber
immer wenn Hoffmann Hilfe brauchte, war auf Hippel Verlass: Er schickte Geld, wenn es
benötigt wurde, und stand Hoffmann in schwierigen Situationen zur Seite. Er war es auch, der
am Ende an Hoffmanns Sterbebett saß und notierte:
Daß ich sein Freund gewesen, fühle ich seit seinem Tode mehr denn je. Ohne oft mit ihm Briefe
zu wechseln, war ich gewohnt, ihn mir nahe und unzertrennlich von mir zu denken, und von einer
Zukunft zu träumen, die uns an einem gemeinschaftlichen Wohnort vereinigen sollte. Auch bei
ihm war dieser Gedanke eine feste Einbildung geworden, deren Erfüllung der Tod nun
hinausgeschoben hat.

Während des Jurastudium in Königsberg (1792 – 1795) verliebte er sich in die neun Jahre ältere
Dora (Cora) Hatt, eine unglücklich verheiratete Frau, die während der Affäre mit Hoffmann ihr
sechstes Kind gebar. Nach dem zweiten Staatsexamen am 20. Juni 1798 und seiner Aufnahme in
den Staatsdienst verlobte er sich mit seiner Cousine Minna Dörffer in Glogau, aber nach vier
Jahren löste er die Verlobung und heiratete am 26. Juli 1802 Maria Thekla Michalina (Mischa)
Rorer-Trzynska, die Tochter eines polnischen Stadtschreibers. Zwei Jahre später wurde er in
Warschau zum Regierungsrat ernannt. Als die Franzosen 1806 in Preußen einmarschierten und
im Jahr darauf Warschau besetzten , verlor Hoffmann seine Stellung, denn er verweigerte ihnen
den Ergebenheitseid. Acht Jahre lang schlug er sich in Warschau, Bamberg, Dresden und Leipzig
als Musiklehrer und Kapellmeister, Theaterkomponist und Bühnenbildner durch. In Bamberg
verliebte sich der Vierunddreißigjährige in die dreizehnjährige Gesangsschülerin Julia Mark, die
jedoch zwei Jahre später, im Dezember 1812, den Hamburger Kaufmann Georg Groepel
heiratete.
Mit der Arbeit an verschiedenen deutschen Bühnen rückte immer mehr die Literatur in
den Mittelpunkt. Erste Erfolge stellten sich 1815 mit der Geschichten-Sammlung Fantasiestücke
in Callots Manier (Ritter Gluck, Der goldene Topf) ein. Auch spätere Werke bestanden oft aus
einer Sammlung von Erzählungen, so beispielsweise die 1817 veröffentlichten Nachtstücke (Der
Sandmann, Das steinerne Herz) oder auch Die Serapionsbrüder von 1821 (Das Fräulein von
Scuderi, Zacharias Werner). Sein bekanntestes Werk ist der Roman Die Elixiere des Teufels von
1816. Er war Dichter und Komponist, Musikkritiker, Karikaturist, Maler und Zeichner. Sein
literarisches Schaffen ist der Hochromantik zuzuordnen, aber er orientierte sich auch am trivialen
Schauerroman und interessierte sich für Geisteskrankheiten. Charakteristisch für E. T. A.
Hoffmann ist die Dichotomie zwischen Normalität und Wahn, Realität und Fantasiewelt,
Bürgerlichkeit und Exzentrik.
Am 25. Juni 1822 starb Hoffmann im Alter von 46 Jahren an einer Erkrankung des
Rückenmarks. Er hinterließ über 50 Romane und Erzählungen, ein Dutzend Bühnenstücke sowie
knapp 20 Instrumental- und Gesangswerke. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof III der
Gemeinde der Jerusalem- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor an der U-Bahn-Station
Mehringdamm in Berlin. Der Grabstein wurde von seinen Freunden gestiftet. Der ursprüngliche
Grabstein wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erneuert. Er trägt die Vornamensabkürzung E. T.
W., amtlich war ein E. T. A. nicht zulässig. Sein Nachlass liegt bei der Staatsbibliothek zu Berlin
und beim Märkischen Museum. Hoffmann-Sammlungen gibt es bei der Staatsbibliothek
Bamberg und bei der Universitätsbibliothek München (Bibliothek Carl Georg von Maassen).
Die Elixiere des Teufels

Gern möchte ich dich, günstiger Leser! einladen zu der Lektüre dieses Beitrags, auf dass
sich dir die elendliche Wirkung der Elixiere des Teufels in ihrer ganzen Scheußlichkeit auftut und
dir in mannigfachen Bildern vor Augen hält, welche Verwirrungen des Geistes durch den
höllischen Trunk herbeigeführt werden, ja, zu welch schauerlichen Greueltaten er unweigerlich
verleitet.

So hatte wohlmöglich Hoffmann das Ziel der vorliegenden Arbeit formuliert, wenngleich
sie nur zusammenfasst und auswertet, was Hoffmann in seinem 1815 erschienenen Roman Die
Elixiere des Teufels mit den gleichnamigen Objekten veranschaulicht. Obwohl die Elixiere dem
eben genannten Roman seinen Titel verleihen, wurden sie von der literaturwissenschaftlichen
Forschung bisher meist nur am Rande beachtet und standen kaum im Zentrum des Interesses.
Teilweise hat dies seine Berechtigung, wie die vorliegende Arbeit zu demonstrieren versucht,
indem sie die relativ gering ausfallende Wirkung der Teufelselixiere aufzeigt. Andererseits
nehmen die Elixiere auf übergeordneter Ebene wichtige Funktionen für den Text ein und wurden
in dieser Hinsicht sicherlich zu Unrecht vernachlässigt – auch dies wird die Arbeit zu zeigen
versuchen. Um die Wirkung der Elixiere zu untersuchen, nimmt sie zunächst die Textstellen in
den Fokus, in welchen Francesco, Medardus und andere Figuren von den Elixieren trinken. Sie
geht im Weiteren dialektisch vor, indem sie sowohl Argumente für die Wirkungslosigkeit der
Elixiere, als auch Argumente für ihre Wirkungsmacht aufführt. Dabei soll analysiert werden, ob
der Text einen Beleg für die übersinnliche Wirkung der Elixiere liefern kann, oder ob sich ihre
Wirkung bereits ausreichend durch Alkohol und Einbildungskraft erklären lässt und sie letztlich
nur als Rechtfertigungsgrund für Medardus herhalten. Beachtung sollen im Anschluss Aspekte
finden, welche die Wirkung der Elixiere unterstreichen: als handlungsstiftendes Moment und als
Medium eines moralischen Appells. Zuletzt sollen autoreflexive Verweise auf die Elixiere
thematisiert werden, die über die Titelgebung des Romans hinausgehen bis hin zum realen Leben
des Autors E.T.A. Hoffmann. Auf diese Weise sollen zugleich Wirkung und Wirkungslosigkeit
der Elixiere illustriert werden, was letztlich zu einer Auflösung des scheinbaren Widerspruchs im
Titel dieser Arbeit führen soll – zumindest sei dies Empfinden dem günstigen Leser gewünscht.
Teil I
1. Abschnitt: Die Jahre der Kindheit und das Klosterleben

Franziskus lebt mit seiner Mutter in einem Nonnenkloster in der Nähe von Bamberg, dessen
Abtissin sich seiner annimmt. Er studiert Theologie am Kapuzinerkloster in Bamberg und
beschließt Mönch zu werden. Er nimmt den Klosternamen Medardus an. Medardus entwickelt
sich im Laufe der Zeit zu einem großartigen Redner. Er ist überall bekannt und beliebt, doch die
Abtissin und Leonardus, der Prior, werfen ihm Selbstverherrlichung vor. Während einer Predigt
erscheint ihm in einer Vision ein alter Maler, den er aus seinen Kindertagen kennt. Diese
Erscheinung treibt Medardus schier in den Wahnsinn. Nach diesem Vorfall scheint Medardus
seine Redekunst verloren zu haben. Doch mit der Hilfe einer Reliquie, des geheimnisvollen
Teufelselixiers kehrt seine Redegewandtheit zurück und neue Kraft erfüllt ihn. Eines Tages
kommt ein Mädchen in den Beichtstuhl und gesteht Medardus seine Liebe. Das Mädchen scheint
dem Altarbild der hl. Rosalia vollkommen zu entsprechen. Medardus möchte unbedingt in die
Welt hinaus, um es zu finden. Er kleidet sich weltlich und schmiedet einen Fluchtplan. Der Prior
Leonardus versteht seine Gefühle und hat einen passenden Auftrag für Medardus: Er soll
Geschäfte in Rom erledigen. Mit Vollmachten und Instruktionen ausgestattet macht sich
Medardus auf die Reise.

2. Abschnitt: Der Eintritt in die Welt

Während seiner Reise kommt Medardus an einem Abhang vorbei, in den ein Schlafender zu
stürzen droht. Medardus möchte ihn wecken doch dieser Versuch scheitert und der Schlafende
stürzt in die Tiefe. An der Reaktion eines hinzukommenden Jägers erkennt Medardus, daß der zu
Tode Gestürzte die Absicht hatte, im nahegelegenen Schloß verkleidet als Mönch aufzutreten.
Medardus tritt an seine Stelle. Als ihr Liebhaber Viktorin wird Medardus von der Baronin
Euphemie empfangen. In ihrer Stieftochter Aurelie erkennt er das Mädchen, das ihm seine Liebe
gestand. Neben seiner Beziehung zu Euphemie versucht Medardus auch Aurelie zu verführen.
Bei dem Versuch, Medardus zu töten, stirbt Euphemie selbst. Medardus bedrängt Aurelie, ihr
Bruder Hermogen möchte sie schützen. Medardus ersticht ihn und flieht.

3. Abschnitt: Die Abenteuer der Reise

Medardus flüchtet in eine Handelsstadt und wird vor einen Richter geführt, da er sich nicht
ausweisen kann. Er gibt den Verlust seiner Papiere an und verhindert so weitere
Nachforschungen. Medardus läßt sich von dem Haarkünstler Pietro Belcampo (alias Peter
Schönfeld) und dessen Freund, einem Schneider, als reisender Privatmann ausstatten. In einem
Gasthaus begegnet ihm erneut der alte Maler und Medardus flieht mit Belcampos Hilfe. Auf der
Flucht gelangt Medardus in ein einsames Forsthaus, wo ihm sein wahnsinniger Doppelgänger,
der tot geglaubte Viktorin, begegnet. Dieser wurde vom Förster aufgenommen und soll nun in
das Irrenhaus in der nahegelegenen Residenz gebracht werden. Medardus reist mit ihm.

4. Abschnitt: Das Leben am fürstlichen Hofe

Medardus gibt sich als polnischer Gelehrter Herr Leonard aus und kann sich erfolgreich in die
Hofgesellschaft der Residenz integrieren. Unverhofft trifft er dort auf Aurelie.
II. Teil

1. Abschnitt: Der Wendepunkt

Aurelie klagt Medardus als Mörder ihres Bruders und ihrer Stiefmutter an. Ihm soll der Prozeß
gemacht werden, er wird in den Kerker geworfen. Medardus leugnet alles und wird
freigesprochen, da sich sein Doppelgänger als der gesuchte Kapuziner ausgibt. Medardus (alias
Herr Leonard) erholt sich wieder und hält um Aureliens Hand an. Am Hochzeitstage begegnet
dem Brautpaar der Karren, auf dem der angebliche Medardus (=Viktorin) zur Hinrichtung
gefahren wird. Der wahre Medardus gibt sich Aurelie zu erkennen, versucht sie zu töten und
flieht, gefolgt von seinem Doppelgänger, der dem Galgen entronnen war.

2. Abschnitt: Die Buße

Medardus erwacht nach schwerer Krankheit in einem Kloster in der Nähe von Rom, in dem ihn
Belcampo untergebracht hat. Medardus glaubt, Aurelie getötet zu haben. Geplagt von höllischen,
sinnlichen Visionen unterzieht er sich sehr strengen Bußübungen. Der Prior des Klosters läßt ihm
ein Malerbuch zukommen, in dem Medardus das "Pergamentblatt des alten Malers" findet,
welches ihm Aufschluß über seine Familie gibt (siehe Stammtafel).

3. Abschnitt: Die Rückkehr in das Kloster

Da Medardus in Rom seine Bußübungen in allen öffentlichen Kirchen vollzieht, ist er für das
Volk ein Märtyrer. Der Papst bittet ihn zu sich, er soll künftig sein Beichtvater sein. Den
Dominikanern steht Medardus im Weg. Er wird in einen Hinterhalt gelockt und entgeht einem
Giftanschlag. Sein Ordensbruder Cyrillus wird ein Opfer der Inquisition. Da Medardus weitere
Mordanschläge fürchtet kehrt er in sein Kloster in Deutschland zurück. Am nächsten Tag soll
Aurelie eingekleidet werden, d.h. sie hat sich entschieden, Nonne zu werden und soll den
Klosternamen Rosalia annehmen. Während der Zeremonie taucht plötzlich Medardus'
Doppelgänger auf und ersticht Aurelie. Sterbend bekennt sich Aurelie zum Band ihrer Liebe zu
Medardus. Er selbst stirbt genau ein Jahr nach Aureliens Ermordung, am Tag der hl. Rosalia.
Von den verschiedenen Typen des Schauerromans haben vor allem der Kloster- und der
Geheimbundroman (Schiller, Karl Grosse) auf "Die Elixiere" eingewirkt.Die wichtigste Quelle
ist M. G. Lewis' Roman "Der Mönch", das berühmteste Beispiel eines Schauerromans. Es gibt
zwischen Hoffmann's und Lewis' Werken Parallelen, die sich besonders auf das Klostermilieu
und die Gestalten beziehen: Beide Hauptfiguren sind Kapuzinermönche, die zu Sündern und
Frevlern werden, beide werden durch ihre Leidenschaft zu Mördern. Auch die handelnden
Frauen weisen Parallelen auf, einerseits die schöne, aber teuflische Verführerin, andererseits die
unschuldige Heilige. Auch viele Szenen der "Elixiere" haben Vorbilder im "Mönch". 1812
besuchte Hoffmann mit seinem Verleger das Kapuzinerkloster bei Bamberg. Dieses Erlebnis hat
auf die Gestaltung des Pater Cyrillus und des römischen Priors eingewirkt.

Ein wichtiges Motiv der "Elixiere" ist der Fluch der Erbsünde, der auf der Familie des
Medardus lastet. Der Geist des alten Malers kann nicht zur Ruhe kommen, bis Medardus diesen
Fluch nicht aufgehoben hat. Medardus bündelt die verbrecherischen Taten seiner Familie. Sein
Leben ist eine Prüfung, er soll allen Versuchungen widerstehen und so die Taten seiner Familie
sühnen. Er muß der leidenschaftlichen verbotenen Liebe zu Aurelie entsagen, um sie als Heilige
verehren zu können. Einerseits wird Medardus von höheren Mächten geleitet, er hat die Aufgabe
den Fluch der Erbsünde aufzuheben und er wird zu seinen Verbrechen als Werkzeug des Teufels
getrieben. Andererseits wird das Geschehen auch von seinen eigenen Entscheidungen geprägt. In
der Schlußszene (Aureliens Einkleidung) verspürt Medardus den Drang, auf Aurelie zu stürzen
und sie zu töten, doch er kann der Versuchung widerstehen und gewinnt den inneren Kampf, er
besteht seine letzte Prüfung. Plötzlich taucht Viktorin auf und führt die sündigen Gedanken des
Medardus aus. Viktorin verkörpert also den frevelhaften Trieb in Medardus. Das Übernatürliche
in diesem Roman wird durch die Gestalt des alten Malers verkörpert. Er erscheint als Geist in
Visionen. Er greift öfter in das Geschehen ein, indem er Medardus zur Flucht zwingt. Er bleibt in
der Schwebe zwischen Gut und Böse und erinnert somit an Archivarius Lindhorst und den
Marktschreier im "Goldenen Topf", man merkt nicht, ob sie es gut oder böse meinen. Eine
Besonderheit in den "Elixieren" ist die tiefe Psychologie, die auch Sigmund Freud schätzte. Man
kann nie genau unterscheiden zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein, zwischen Realität und
dem Übernatürlichen. Am Schluß bleiben viele Rätsel ungeklärt, somit bleibt das
Geheimnisvolle des Romans erhalten.
Der Mensch „wird trunken und ergibt sich mir und meinem Reiche“ – mit diesen Worten
beschreibt der Teufel laut Legende selbst die Wirkung seiner Elixiere. Zunächst paradox
erscheint die Verwendung des Wortes „Elixier“ in diesem Zusammenhang, da es ursprünglich
synonym ist mit „Heiltrank“ und „Lebenssaft“ und im 16. Jahrhundert in der Alchimie verwendet
wurde für ein Mittel, das Leben verlängern und jede Krankheit heilen kann. In Hoffmanns
Roman werden jedoch nur die magischen Eigenschaften, die der Wortbedeutung von Elixier
inhärent sind, aufgegriffen. Wie in allen Teufelsbund-Geschichten hat es der Widersacher auch in
Die Elixiere des Teufels mit seinem Trunk laut Reliquiendokumenten auf die menschliche Seele
abgesehen. Die Figuren in dem Roman interessieren sich dagegen vor allem für die Auswirkung
der Elixiere auf ihr diesseitiges Leben. „Macht mit übernatürlichen Mittel, übernatürliche Macht,
ja höchste Macht“, ist laut Walter Haug das Ziel des luziferischen Typs von Teufelspakt, bei
welchem der Mensch Anspruch auf göttliche Schöpferkraft erhebt. Wie Monika Fick feststellt,
hat es auch Hoffmanns Protagonist Medardus auf „den Raub des göttlichen Feuers“ abgesehen,
wenn er von dem Teufelselixier kostet. Welche Folgen dies bei ihm und anderen Figuren nach
sich zieht, die der Versuchung nicht widerstehen können, soll im Folgenden genauer untersucht
werden.
Bei Francesco, dem Maler und Vorfahren Medardus’, hat das Elixier tatsächlich eine ähnliche
Wirkung, wie sie in der Legende angekündigt wird. Kaum, dass er von dem Elixier getrunken
hat, wendet er sich von der christlichen Religion ab:
So wie der Berg Vesuv in wildem Brausen verzehrende Flammen aussprüht, so tobte es jetzt in
Feuerströmen heraus aus Francescos Innerm. Alle heidnischen Geschichten, die er jemals gemalt,
sah er vor Augen, als ob sie lebendig worden, und er rief mit gewaltiger Stimme: „Auch du
musst kommen, meine geliebte Göttin, du musst leben und mein sein, oder ich weihe mich den
unterirdischen Göttern!“.
Statt sich jedoch dem Teufel zu verschreiben, ruft er nach Venus und will sich, sollte sie nicht
erscheinen, in den Dienst unterirdischer Götter stellen, womit womöglich die der römischen
Antike gemeint sind. Als weitere Effekte des Elixiers sind bei Francesco Hitzewallungen (vor
allem auf geistiger Ebene) und eine opulente bilderreiche Illusionskraft zu nennen. „Die Elixiere
rufen die Geschichten und mythologischen Bilder hervor und verlebendigen sie. Die Elixiere
verwandeln totes Kulturgut [...] in einen lebendigen Bild-Raum“, schreibt Bernd Stiegler
entsprechend.
Als Francesco nach kurzer Zeit zum zweiten Mal von den Elixieren trinkt, fühlt er sich „wieder
ganz erkräftigt“. Er betrachtet das inzwischen vollendete Venusbild und gerät in Ekstase:
das geliebte Venusbild lachte ihn mit üppigem Liebesblicke an. In demselben Augenblick wurde
Francesco von wilden freveligen Trieben entzündet. Er heulte vor wahnsinniger Begier [...].
Dann zerraufte er sein Haar und gebärdete sich wie einer, der von dem Satan besessen. Schon
zwei Tage und zwei Nächte hatte es Francesco so getrieben [...].
Die Elixiere führen bei Francesco also nicht nur zu einem kurzfristigen Rausch: Seine
Besessenheit hält für mindestens 48 Stunden an. Die Elixiere fungieren als Auslöser des
Wahnsinns. Stiegler bezeichnet sie als „Katalysator der Bildersetzungen oder, um im technischen
Bereich zu bleiben, als Entwicklerflüssigkeit"). Die Teufelselixiere wirken außerdem
aphrodisisch, denn der Wahnsinn ist bei Francesco eng an einen übersteigerten, auf das
Venusbild projizierten Sexualtrieb geknüpft.
Wie bei seinem Vorfahren haben die Elixiere auch bei Medardus großen Einfluss auf die
Sexualität. Schon bei seiner ersten Begegnung mit dem Kasten, in dem sich die Elixiere
befinden, fühlt der Mönch „eine innere Lüsternheit emporkeimen [...], die wunderbare Reliquie
zu sehen“. Auf ihn hat das Elixier nicht nur eine aphrodisische Wirkung, sondern wird schon vor
dem eigentlichen Genuss wie ein eigenständiges Sexualobjekt begehrt. Auch die Motivation, von
dem Elixier zu trinken, versteht Kremer als eine sexuelle:
Medardus trinkt vom Teufelselixier, um den „Verlust der Inspiration“ zu überwinden und um als
begnadeter Prediger Erfolg beim Publikum zu haben. Dass sich dieser Erfolgshunger
vornehmlich auf den weiblichen Teil des Publikums richtet, rückt eine zweite Motivation des
Teufelselixiers in den Blick, die die Künstlerthematik an Bedeutung vermutlich noch überragt:
das Erotische, genauer noch: das Sexuelle.Ebenso verzeichnet Cornelia Steinwachs im
Elixiergenuss „Momente des Ineinanderfließens verschiedener Bereiche des Ichs“, die in Form
einer Substitution für positive Grenzüberschreitungen in der Liebe, die bei Medardus nicht
stattfinden können, als „lustvoll“ empfunden werden.
Medardus trinkt die Elixiere mit dem primären Ziel, seine kreative Produktivität zu steigern. Sie
lösen bei ihm neben einer bilderreichen Illusionskraft auch Euphorie aus:
Glut strömte durch meine Adern und erfüllte mich mit dem Gefühl unbeschreiblichen Wohlseins
– ich trank noch einmal, und die Lust eines neuen herrlichen Lebens ging in mir auf! [...] ein
buntes Bild jagte das andere bei dem wie aus tiefem Schlaf aufgerüttelten Geiste vorüber. [...]
statt dass ich sonst, in mich verschlossen, kein Wort sprach, war ich heiter und lebendig.
Medardus fürchtet, dass die Wirkung der Elixiere bald zum Negativen hin umschlagen könnte,
statt dessen fühlt er auch am darauffolgenden Tag, „wie mit der wiedererlangten Kraft auch
jugendlicher Mut und jenes rastlose Streben [...] zurückkehrte“. Die Elixiere regen an und
spenden Energie, und als Medardus das Kloster verlässt, sorgen sie für „neue Kraft“, so dass er
„erfrischt und gestärkt“ weiterziehen kann. Auffällig ist die Verwendung der Feuer-Metaphorik
bei der Beschreibung der Elixierwirkung. Da strömt „Glut“, da wird „feurig“ gesprochen, es
fließen die Worte „wie ein Feuerstrom“, „wie der Berg Vesuv in wildem Brausen verzehrende
Flammen aussprüht“, so tobt es „in Feuerströmen“. Auch Stiegler beobachtet, dass „das im Text
häufig vorkommende Feuer immer in Blicken (also der Ordnung der Bilder) oder aber in der
Sprache erscheint“. Die Metaphorik scheint stimmig, denn wie Feuer haben die Elixiere nicht
nur eine wärmende und belebende, sondern auch eine destruktive Seite. Diese entfaltet sich
jedoch eher langfristig und kommt bei Medardus erstmals zur Geltung, als er Viktorin von den
Klippen stürzt. Unter dem schädlichen Einfluss der Elixiere besitzt er keine Kontrolle mehr über
sein Sprechen und Handeln: „Ich war es nicht, der diese Worte sprach, unwillkürlich entflohen
sie meinen Lippen“. Medardus Befürchtung, dass es keinen Genuss ohne Reue gibt, bewahrheitet
sich so schließlich doch. Die Elixiere verleiten zu bösen Taten. Henriett Linder beschreibt die
ambivalente Wirkung des „Teufelsweins“ bei Medardus wie folgt:
er stärkt ihn auf der einen Seite, wie wir später erfahren, kurzfristig, auf der anderen verstärkt er
die inneren Widersprüche. [...] Infolge der ‚teuflischen‘ Betrunkenheit werden aber die
angelegten Momente verstärkt: die Leidenschaft, die Gewalt und die Religiosität werden ins
Extreme getrieben.
Auch mit dem „Wiedergewinn der verlorenen geistigen Kraft“, den Medardus durch die Elixiere
erreichen will, ist es nicht weit her. Der Prior Leonardus und die Fürstin entlarven seine
Predigten als „trügerische Rede“. Ihm ergeht es damit wie seinem Ahn, dessen Gemälde von den
Auftraggebern weiterverkauft wird „wegen der sonderbaren Gerüchte, die man von dem
entflohenen Maler verbreitete“. So wird die zunächst überwiegend positive Wirkung der Elixiere
durch eine negative, wenngleich diffusere und schwerer zu bestimmende Langzeitwirkung
überschattet.
Neben Francesco und Medardus gelangen auch weitere Figuren unter den Einfluss der
Teufelselixiere. An erster Stelle steht der heilige Antonius selber. Der habe laut Überlieferung
zwar nicht von dem Elixier gekostet, doch versehentlich dessen Dampf eingeatmet; dabei hätten
„allerlei scheußliche und sinnverwirrende Bilder der Hölle [...] den Heiligen umschwebt, ja ihn
mit verführerischen Gaukeleien zu verlocken gesucht“. Versteckt im mönchischen Duktus lässt
sich die aphrodisische Wirkung auch hier erahnen. Der Hofmeister und der Graf, die Medardus
im Kapuzinerkloster besuchen, reagieren mit „Frohsinn“ auf das Teufelselixier – die
euphorisierende Wirkung schlägt bei ihnen also durch. Spektakulärer reagiert Medardus
Doppelgänger, dem es schon bei dem Geruch des Elixiers „durch alle Glieder“ bebt . In seiner
Abhängigkeit schreit er die ganze Nacht über: „Gib mir noch mehr von deinem Wein, und ich
will mich dir ganz ergeben; mehr Wein, mehr Wein!“. Hier ist offensichtlich ein Kenner am
Werk, der von der Vorgeschichte der Elixiere weiß und sich allein um ihres Genusses willen in
den Dienst des Teufels stellen möchte. Der in den Reliquiendokumenten erwähnte Zweck der
Elixiere wird von Medardus Doppelgänger damit am Treffendsten erfüllt. Der Förster, der
Medardus beherbergt, gibt die Schilderung des Doppelgängers wieder, wie unter dem Einfluss
der Elixiere „[sein] ganzer Sinn sich änderte, wie [er] einen brennenden Durst nach der Lust der
Welt empfand, wie das Laster in verführerischer Gestalt [ihm] als des Lebens höchste Spitze
erschien“. Medardus ist von der Wahrheit der Geschichte überzeugt und glaubt, dass nur der
erneute Genuss des Elixiers seinen Doppelgänger aus der zurückgewonnenen Normalität „aufs
Neue in verruchten gotteslästerlichen Wahnsinn gestürzt“. Dies kann gemäß der Handlungslogik
jedoch nicht sein, denn erstens ist der Doppelgänger auch schon vorher wahnsinnig (er stöbert in
Medardus’ Besitz, spielt wie ein Kind und springt in die Höhe), und zweitens stellt er sich im
Laufe der Handlung als Graf Viktorin heraus, womit sich zwangsläufig auch seine Geschichte
aus dem Mönchsleben als Erfindung entpuppen muss.
Ein wenig konstruiert wirkt auch die Elixierwirkung bei den Gefährten des ältesten Francesco.
Die bei allen übrigen Figuren belebende Wirkung fällt bei ihnen erstaunlicherweise
narkotisierend aus: „Es stieg ein seltsamlicher Duft aus der Flasche, der die Jünglinge betäubte,
sodass sie, wie von Schläfrigkeit übernommen, in die Sessel sanken und die Augen schlossen“.
Vermutlich wurde die Kausalitätslogik hier in den Dienst der Atmosphäre gestellt, damit die
„wilden Brüder“ den bedeutungsschweren Moment des ersten Schluckes, den Francesco von den
Teufelselixieren trinkt, nicht durch ihr „Gelage“ stören können. – Kurz darauf werden sie der
ganz Tür verwiesen

Der goldne Topf

Bis heute gilt die Novelle Der goldne Topf als eines der bedeutendsten Werke des
Vertreters der Romantik. Die Veröffentlichung der Novelle ist auf das Jahr 1814 datiert,
allerdings erfuhr das moderne Märchen fünf Jahre später eine Überarbeitung durch den Autor. Zu
den Besonderheiten der Novelle gehören die sehr unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten
oder auch die Gliederung in 12 sogenannte Vigilien (Vigil = Nachtwache bzw. Nachtgebet). Den
zeitlichen Rahmen der Märchen-Novelle bildet das Dresden zu Zeiten des Autors, also im frühen
19. Jahrhundert.
Die Novelle handelt vom Widerstreit der bürgerlichen Welt und der Welt der Poesie
(feindliche Prinzipe), zwischen denen sich der Student Anselmus zu entscheiden hat. [Ein
Zwiespalt übrigens, in dem sich Hoffmann als Jurist und Künstler zeitlebens befand.] Anselmus
wird durch einen Fehltritt in einen Strudel fantastischer Ereignisse gezogen:

Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden


durchs Schwarze Tor, und geradezu in einen Korb mit Äpfeln und Kuchen hinein, die ein altes
häßliches Weib feilbot …

Um das Gezeter des Apfelweibs und der anderen Marktweiber zur beschwichtigen,
überlässt er ihr seinen Geldbeutel, dessen Inhalt er sich für ein paar bescheidene Vergnügungen
im Linkischen Bad zusammengespart hatte. Ungeachtet der finanziellen Wiedergutmachung ruft
die Alte dem davoneilenden Anselmus in gehässigem Ton den rätselhaften Satz nach:

Ja renne — renne nur, Satanskind — ins Kristall bald dein Fall — ins Kristall!

Schweren Herzens und mit seinem Schicksal hadernd, das ihn immer wieder durch
Ungeschicklichkeiten um verdiente Erfolge bringt, muss Anselmus jede Hoffnung auf
Festtagsvergnügungen aufgeben. Ohne so recht zu wissen wohin, landet er schließlich fernab
allen Menschengetümmels an der Elbe, inmitten frühsommerlich strahlender Natur. Er lässt sich
unter einem Holunderbaum nieder und gibt sich weiter seinen trüben Gedanken hin. Während er
darüber sinniert, wie ein Pechvogel wie er jemals eine Anstellung und gar eine Ehefrau finden
soll, erhebt sich im Holunderbaum ein seltsames Geflüster und Geklingel — als ertönten die
Blüten wie aufgehangene Kristallglöckchen. Anselmus hält die Geräusche für das Spielen des
Abendwinds, der an diesem besonderen Tag wohl etwas deutlicher als für gewöhnlich flüstert
und raunt. Dann meint er, drei kleine goldgrüne Schlangen zu erkennen, sagt sich aber, dass dies
wohl nur das Spiel der Abendsonne im frischen Grün des Holunderbaums ist,

… aber da ertönten die Glocken wieder, und Anselmus sah, wie eine Schlange ihr Köpfchen nach
ihm herabstreckte. Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag, er erbebte im
Innersten — er starrte hinauf, und ein paar herrliche dunkelblaue Augen blickten ihn an mit
unaussprechlicher Sehnsucht …

Von diesem Moment an ist Anselmus verzaubert. Die dunkelblauen Augen waren die
Augen Serpentinas, der jüngsten Tochter des Archivarius Lindhorst, der in Wirklichkeit ein
Salamander ist und vor langer Zeit aus dem sagenhaften Atlantis vertrieben wurde. Um nach
Atlantis zurückkehren zu können, muss der Archivarius seine drei Töchter verheiraten, wofür
natürlich nur Kandidaten mit starker Neigung zur Poesie infrage kommen.
Anselmus ist ein solcher Kandidat. Deshalb erhält er kurze Zeit später den Auftrag, für
einen Speziestaler pro Tag im Hause des Archivarius »mit höchster Genauigkeit und Treue«
wertvolle Manuskripte zu kopieren. Vermittelt wird dieses Arrangement über den Registrator
Heerbrand und den Konrektor Paulmann, der Anselmus wohlgesonnen ist. Ebenfalls mit
Wohlgefallen wird Anselmus von des Konrektors Tochter Veronika betrachtet (die gleichfalls
dunkelblaue Augen hat). Als der Registrator Heerbrand die Bemerkung fallen lässt, Anselmus
könnte es wohl bald zum Hofrat bringen, ist sich Veronika sicher: Anselmus wird ihr Gatte —
und sie Frau Hofrätin!
Veronika zögert nicht, dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Sie begibt sich
des Nachts zur Frau Rauerin (die niemand anderes als das boshafte Apfelweib ist), einer Alten
von zweifelhaftem Ruf, um diese nach den Aussichten für ihren heimlichen Wunsch zu befragen.
Doch sie bekommt keineswegs das zu hören, was sie zu hören wünscht:

Er liebt dich nicht, denn er liebt die goldgrüne Schlange, er wird niemals Hofrat werden, weil er
sich bei den Salamandern anstellen lässt, und er will die grüne Schlange heiraten, laß ab von
ihm, laß ab!

Als Veronika zornig davoneilen will, geht eine Veränderung mit der vorher so hässlichen
und schäbigen Frau Rauerin vor. Sie sieht nun aus wie eine ehrbare alte Frau, in der Veronika auf
einmal ihre einstige Amme, die Liese, wiederkennt. Die jammert ihr vor, dass Anselmus in die
Fänge des Archivarius Lindhorst geraten sei und ihr nur deshalb sehr viel zu leide getan habe,
denn:

Der Archivarius ist mein größter Feind, und ich könnte dir allerlei Dinge von ihm sagen, die
würdest du aber nicht verstehen, oder dich doch sehr entsetzen. Er ist der weise Mann, aber ich
bin die weise Frau — es mag darum sein!

Und als weise Frau weiß sie natürlich:

— ich kenne das Mittel, das den Anselmus von der törichten Liebe zur grünen Schlange heilt
und ihn als den liebenswürdigsten Hofrat in deine Arme führt; aber du mußt helfen.

In der Nacht der nächsten Tag- und Nachtgleiche stellt die Alte mit Veronikas Hilfe einen
Zauberspiegel her, um Anselmus weg von Serpentina und in die Arme von Veronika zu treiben.
Anselmus hat inzwischen seine Arbeit im Hause des Archivarius Lindhorst
aufgenommen. Schon beim ersten Besuch wird klar, dass der Archivarius nicht von dieser Welt
ist. Bevor sich Anselmus an die Arbeit macht, führt ihn der Archivarius durch das höchst
ungewöhnliche Haus. In dem prächtigsten und wunderlichsten Raum sieht er zum erstenmal den
goldenen Topf — und auf dessen Boden sich selbst und Serpentina. Hier eröffnet ihm der
Archivarius, was der eigentliche Zweck seiner Anstellung ist:

… junger Mensch, ich habe, noch ehe du es ahntest, all die geheimen Beziehungen erkannt, die
dich an mein Liebstes, Heiligstes fesseln! — Serpentina liebt dich, und ein seltenes Geschick,
dessen verhängnisvollen Faden feindliche Mächte spannen, ist erfüllt, wenn sie dein wird, und
wenn du als notwendige Mitgift den goldenen Topf erhältst, der ihr eigen ist.

Mit den Schreibarbeiten wird Anselmus also auf die Probe gestellt. Das Kopieren der
Manuskripte mit ihren komplizierten, Anselmus völlig unbekannten Zeichen geht ihm wider
Erwarten leicht von der Hand. Anstatt ihn zu ermüden, führt ihn das Nachzeichnen in die
poetische Zauberwelt des Salamanders und der goldgrünen Schlange Serpentina. Gleichzeitig
nimmt er am gewöhnlichen Leben kaum mehr teil, ist völlig entrückt. Aber die feindlichen
Prinzipe ruhen nicht. Der goldene Topf ist das, was des Archivarius Gegenspielerin, die Frau
Rauerin begehrt, und um ihn zu erlangen, bedient sie sich Veronikas, die Anselmus begehrt.
Veronika nutzt eine günstige Gelegenheit, zusammen mit Anselmus in den Zauberspiegel zu
blicken. Nach diesem Blick erscheinen Anselmus seine Liebe zu Serpentina und sein Gefühl der
Geborgenheit in der Zauberwelt des Salamanders als Hirngespinste eines überarbeiteten und
vereinsamten Geistes.
Er mußte herzlich über die tolle Einbildung lachen, in eine kleine Schlange verliebt zu
sein und einen wohlbestalten Geheimen Archivarius für einen Salamander zu halten.
Anselmus glaubt nun zu wissen, dass das Ziel seiner Sehnsucht, jene dunkelblauen
Augen, in Wirklichkeit Veronikas Augen sind. Er verspricht Veronika die Ehe, die damit (fast) ihr
Ziel erreicht hat. Aber nur fast, denn außer den beiden Zaubermächten gibt es noch einen
unscheinbaren Dritten, der statt mit Zauberkraft mit Arglist seine eigenen Ziele verfolgt. Dies ist
der Registrator Heerbrand, der wie Anselmus im Hause des Konrektors Paulmann ein- und
ausgegeht. Er schlägt den beiden anderen Herren vor, aus den von ihm mitgebrachten Zutaten
einen Punsch zu bereiten, den Veronika kredenzt. Anselmus versäumt wegen dieser
Punschgesellschaft seine Arbeit beim Archivarius, aber das ist noch lange nicht das Schlimmste.
Der Punsch steigt ihm über die Maßen zu Kopf und lässt ihn allerlei wirres Zeug über den
Salamander daherreden und sich am Ende völlig daneben benehmen. Wie sich am nächsten Tag
zeigt, weiß der Archivarius über den peinlichen Vorfall längst Bescheid — und auch darüber,
dass Anselmus der Zauberwelt zu entgleiten droht. In seiner veränderten Verfassung will
Anselmus die Arbeit nun gar nicht mehr gelingen. Als er das Manuskript durch einen großen
Tintenklecks verdirbt, sperrt in der Archivarius zur Strafe in eine Kristallflasche — womit sich
die rätselhafte Prophezeiung des Apfelweibs erfüllt.
Eingesperrt in der Flasche besinnt sich Anselmus, dass seine Liebe nur Serpentina gilt. Er
versteht der Versuchung, sich von der Alten unter der Bedingung befreien zu lassen, dass er
Veronika heiratet. Damit hat er seine Schuld gegenüber dem Archivarius und Serpentina
wiedergutgemacht und seine Treue bewiesen:

Anselmus, sprach der Geisterfürst, nicht du, sondern ein feindliches Prinzip, das zerstörend in
dein Inneres zu dringen und dich mit dir selbst zu entzweien trachtete, war schuld an deinem
Unbehagen. — Du hast deine Treue bewährt, sei frei und glücklich.

Anselmus und Serpentina leben fortan glücklich und in Harmonie mit allen Wesen auf
dem Rittergut des Archivarius im sagenhaften Atlantis.
Und Veronika? Die wird doch noch Frau Hofrätin. Tatsächlich zum Hofrat ernannt wurde
nämlich der Registrator Heerbrand, der schon lange ein Auge auf Veronika geworfen hatte.
Nachdem der Konkurrent endgültig aus dem Weg geräumt ist, hält er ganz förmlich beim Vater
um die Hand der Tochter an. Veronika hält sich nicht lange mit wehmütigen Gedanken auf, und
so findet umgehend die Verlobung statt. Hofrat ist eben Hofrat.

Die Charaktere

Der Student Anselmus: Anselmus besitzt ein extrem gespaltenes Persönlichkeitsprofil


welches zwischen den Wunsch auf der einen Seite bürgerliche Ziele (Hoffrat, nachahmen von
bürgerlichen Riten, bürgerliche Liebe zu Veronika) und auf der anderen Seite, poetische Ziele zu
erreichen (Freiheit, Poesie an sich, Fantasiewelt erkennen, poetisch- enthusiastische Liebe zu
Serpentina, Atlantis). Er scheitert jedoch in die Klasse der Bürger aufzusteigen, aufgrund seiner
Tollpatschigkeit und seiner Fantasie. Wird jedoch durch seine materiellen Wünsche auch immer
wieder der Fantasiewelt und der Poesie entrückt. Dies wird deutlich, als das Palmbaumzimmer
seine Anziehungskraft auf ihn verliert. Die sonst wie funkelnde Smaragde glänzenden Blätter
wirken nur grell und häßlich. Er wird mit der Gefangenschaft in einer Glasflasche bestraft.
Daraufhin, merkt er erst wieder, wie begrenzt das bürgerliche Leben, hinterfragt die Echtheit der
Wirklichkeit und entscheidet sich letztendlich für die Poesie, in der er frei sein kann.
Der Archivarius Lindhorst: In der Figur des Archivarius verschmilzt die Dresdener
Realität mit dem Mythos von Atlantis. Durch seinen Sündenfall in Atlantis, und seine
Verbannung auf die Erde ist er Initiator sämtlicher Ereignisse des Märchens. Er ist in zwei
Welten zu Hause: Als Elementargeist in Atlantis und als arbeitender Bürger in Dresden. Trotz
seines bürgerlichen Lebens grenzt er sich von seiner Umgebung ab, bzw. wird von dieser
abgegrenzt. Dies geschieht zum einen durch einen räumlichen Faktor (er lebt abgeschieden in
einem alten Haus) und zum anderen durch seine Tätigkeiten, welche in der Öffentlichkeit nicht
völlig geklärt sind. Er strahlt etwas fast gottähnliches aus. Er setzt Anselmus der Welt des
Mythos aus forciert somit dessen Entwicklungsprozess, setzt ihn jedoch öfters wieder unsanft in
den Alltag zurück, um ihm vor der Erfüllung seiner Wünsche noch einiges zu lehren. Dabei setzt
er seine magischen Fähigkeiten ein, welche sich in der Überwindung von Zeit und Raum, seiner
Allwissenheit und Metamorphose widerspiegeln.
Serpentina: Serpentina hat zwar keinen ausgesprochen bürgerlichen Wesensteil, ist jedoch
für Lindhorst eine heiratsfähige Tochter, die es gilt unter die Haube zu bringen, damit dieser nach
Atlantis zurückkehren kann. Serpentina besitzt, wie ihr Vater, magische Kräfte, die es ihr
erlauben ihre Gestalt zu verändern. Den ersten Kontakt zu Anslemus stellt sie in der Form eines
Schlänglein her. Dabei bewirkt sie durch das Zusammenspiel verschiedener Sinneseindrücke, bei
Anselmus eine Transzendierung der Wirklichkeit. Indem sie den Studenten Anslemus verführt,
weckt sie seine kreativen Kräfte, welche ihm das Erblicken der Herrlichkeit der Welt der Poesie
ermöglicht. Sie ist die treibende Kraft im Märchen. Sie ist zugleich Weg und Ziel des Anselmus
aus der bürgerliche Welt in das Fantasiereich Atlantis einzutreten. Serpentina stellt die
Vollendung der Liebe in der Poesie dar.
Veronika: Veronika ist die Gegenspielerin von Serpentina. Die Verführungen des
Bürgerlichkeit und des Philistertums werden in ihr personifiziert. Sie ist wild entschlossen den
zum Hofrat bestimmten Anselmus zu heiraten, um somit gesellschaftliches Ansehen zu erlangen.
Sie setzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein um ihr Ziel zu erreichen, sogar Magie.
Durch die Hilfe der alten Hexe, entrückt sie Anselmus der Poesie und verursacht somit dessen
Gefangenschaft in der Flasche und den Verlust dessen Einstellung zur Betrachtung der Welt. Als
sie letztlich gegen ihre Antagonistin Serpentina verliert, gibt sie sich kurzerhand mit dem zum
Hofrat beförderten Heerbrand zufrieden. Veronika, stellt im Gegensatz zu Serpentina die an die
bürgerliche Welt gebundene Liebe dar.
Hexe: Die Hexe spielt eine eher untergeordnete Rolle. Sie verkörpert das böse Element
des Märchens. Sie ist der Gegenspieler zu Lindhorst. Sie ist auch im Besitz magischer Kräfte,
ähnlich denen des Archivarius, welche sie anfangs dazu einsetzt, Anselmus vor der Poesie
abzuschrecken. Später nutzt ihr Macht um Anselmus, auf Bitte von Veronika, von dessen
Erkenntnis, daß die wahre Freiheit in der Poesie und Fantasie liegt, abzubringen und ihn an die
beklemmende Enge des philisterhaften Lebens zu binden.
Konrektor Paulmann und der Registrator Heerbrand: Beide haben keine tragenden, für
den Verlauf des Märchens wichtige Rollen, symbolisieren jedoch die bürgerliche Welt, welche
im Konflikt mit der wunderbaren Welt des Archivarius steht. Beide sind vom Streben nach
materiellem Reichtum und gesellschaftlichen Ansehen geprägt, gar besessen. Dies wird
besonders daran deutlich, daß ihre Berufe den Platz ihres Vornamen einnehmen. Jedoch
unterscheiden sich beide in ihren Grundzügen. Paulmann führt ein geordnetes Leben, begrenzt
durch seine extreme Spießbürgerart. Er wird als absolutes Feindbild gegenüber dem träumenden
und fantasierenden Anselmus charakterisiert. Heerbrand hingegen beweist ähnliche Ansätze der
Fantasie und des Träumens wie Anselmus. Er versucht auch dessen Ausschweifungen vor dem
Konrektor zu rechtfertigen. Nach seiner Ernennung zum Hofrat und der Heirat mit Veronika,
entscheidet er sich jedoch den Zielen des gepflegten Bürgertums nachzustreben.

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