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DEUTSCHE LITERATUR DES

MITTELALTERS
• Hören statt Lesen
• Gerade zu Beginn des Mittelalters wurde lediglich in Klöstern die Kunst des Lesens und Schreibens gepflegt. Der weitaus
größte Teil der Bevölkerung konnte nicht lesen – auch nicht die Adligen. Im Alltag sprachen die Menschen die
Volkssprache: zwischen 750 und 1050 war das Althochdeutsch, anschließend Mittelhochdeutsch und ab 1350
Frühneuhochdeutsch.
• Das hatte Konsequenzen für den Literaturbetrieb im Mittelalter: So gab es eine ausgeprägte mündliche Erzähltradition;
Sagen und Mythen wurden von fahrenden Sängern immer wieder neu erzählt und dabei leicht variiert. Dadurch entstand ein
Geflecht aus Erzählsträngen, das sich über den ganzen europäischen Kontinent erstreckte. Zum Beispiel Siegfriedsage.
• Noch bis ins 14. Jahrhundert hinein wurden Dichtungen hauptsächlich an den Adelshöfen vorgetragen – bei prachtvollen
Festen ebenso wie zur Abendunterhaltung kleinerer Gesellschaften. Dadurch bekam das Publikum meist nur einen
Ausschnitt eines Romans oder eines Heldenepos mit. Das Hörerlebnis muss sich also stark vom heutigen Lesegenuss
unterschieden haben. Doch was wurde wann von wem geschrieben? Und wer interessierte sich für Literatur?
ALTHOCHDEUTSCHE LİTERATUR (750-1050)

• Gegen Ende des 8. Jahrhunderts, also etwa zur Zeit Karls des Großen, entstanden erste „deutsche“
Texte. Der Begriff des „Deutschen“ ist dabei allerdings mit Vorsicht zu gebrauchen: Wir nennen diese
Sprachstufe zwar „Althochdeutsch“, doch die einzelnen Dialekte (Bairisch, Fränkisch, Alemannisch,
Sächsisch und Friesisch) unterschieden sich so stark voneinander, dass sich die Sprecher untereinander
nicht verstehen konnten. Die Dichtung aus dem 8. und 9. Jahrhundert besteht mit ganz wenigen
Ausnahmen aus Übersetzungen von lateinischen Texten in den jeweiligen althochdeutschen Dialekt. Es
handelt sich fast ausschließlich um geistliche und Fachtexte.
• Der sogenannte „Codex abrogans“ ist ein schönes Beispiel für Schriftgut aus dieser Zeit: Es handelt sich
dabei um ein lateinisch-deutsches Glossar, das nach dem ersten Eintrag – „abrogans = dheomodi“
(bescheiden, demütig) – bezeichnet wird. Es gilt als erstes erhaltenes Buch in deutscher Sprache.
FRÜHMİTTELHOCHDEUTSCHE LİTERATUR (1050-1150)

• Im 9. Jahrhundert brach die deutsche Literaturtradition plötzlich ab (oder sind nur keinerlei
Handschriften aus dieser Zeit überliefert?). Es folgten rund 150 Jahre, aus denen uns keine
deutschsprachigen Texte bekannt sind. Erst um 1050 setzte die deutsche Dichtung wieder ein – und sie
hatte sich deutlich gewandelt. Zwar kennen wir aus dieser Zeit fast nur geistliche Texte, doch sie richten
sich nunmehr auch an Laien. Die Dialekte des Althochdeutschen hatten sich inzwischen zu einer
einheitlicheren Sprache, dem Mittelhochdeutschen, weiterentwickelt.
HÖFISCHE MITTELHOCHDEUTSCHE LITERATUR (1150-
1230)

• Als Blütezeit der mittelalterlichen Literatur gelten die Jahre von 1170 bis 1230, weil zu dieser Zeit
gleich mehrere herausragende Dichter lebten und wirkten. Die bedeutendsten Werke wurden fast alle in
diesen 60 Jahren verfasst: das „Nibelungenlied“, der „Parzival“, die Lieder Walthers von der
Vogelweide, „Tristan und Isolde“.
• Romane und Heldenepen
• Im 12. Jahrhundert entstanden immer mehr Residenzen, in denen sich Adlige mit ihrem Hofstaat
niederließen. Dadurch wurde die höfische Etikette wichtig: Wie sollte man sich richtig verhalten –
beim Essen, beim Kämpfen, im Umgang mit dem anderen Geschlecht? Was sollte man anziehen? Die
„höfische Literatur“, die ab etwa 1170 in Deutschland entstand, griff diese Fragen auf.
• Es entstand eine Vielzahl von Romanen, die auf französischen oder lateinischen Vorlagen beruhten und
die mit vielen „höfischen Versatzstücken“ (Schilderungen von vorbildlichen Festen, Burgen, Kleidern,
Turnieren, Konversationen u. v. m.) ausgeschmückt wurden. Diese Art von Dichtung entstand im
Auftrag reicher Mäzene und richtete sich ausschließlich an Adlige. Deshalb spielen Bauern oder
Bürger keine nennenswerte Rolle in den Dichtungen des Hochmittelalters. Besonders die Sagenkreise
um König Artus, den Trojanischen Krieg, Alexander den Großen, den Heiligen Gral und ganz
generell das Thema Liebe sind beliebte Romanstoffe, die bis ins 13. Jahrhundert sehr oft behandelt
wurden.
• Neben diesen Auftragsarbeiten im Dienste reicher Fürsten und Grafen wurden zunehmend auch
Heldenepen schriftlich fixiert, die zuvor als mündliches Erzählgut über Jahrhunderte hinweg gepflegt
worden waren. Das berühmteste Beispiel dieser Art ist das „Nibelungenlied“, das um 1200 von einem
unbekannten Dichter aus verschiedenen Sagensträngen zusammengetragen wurde.
MINNESANG UND SANGSPRUCHDICHTUNG

• Außerdem wurde der Minnesang zunehmend beliebter. Die Minnelyriker waren meist Adlige, die als
Dilettanten auftraten. Doch es gab auch Berufsdichter – wie (höchstwahrscheinlich) Walther von der
Vogelweide –, die ganz außerordentliche Minnelieder verfassten. Besonders bekannt
sind Liebeslieder zum Thema „Hohe Minne“: Analog zum Lehensdienst muss der männliche Liebende
um seine Geliebte werben, also Minnedienst leisten. Aber seine Mühen sind vergeblich. Er leidet sehr
darunter. Doch aus dem Kummer entsteht auch Schönes, nämlich der Minnesang. Wenn dieser in der
Öffentlichkeit vorgetragen wurde, erhöhte sich das Ansehen des Werbenden. Nun darf man keineswegs
dieses sehr künstliche Minne-Ideal mit der Wirklichkeit verwechseln: Der Minnesang war Kunst und
damit fiktiv – und das wussten sowohl der Dichter als auch sein Publikum. Doch es gab auch
Liebeslieder mit „Happy End“ – und vieles dazwischen.
• Neben dem Minnesang hatte auch die sogenannte Sangspruchdichtung ihren Höhepunkt um 1200:
Diese Art der Dichtung hatte zuvor Morallehre und religiöse Unterweisung zum Thema und wurde
erst durch Walther von der Vogelweide richtig bedeutend.
SPÄTMITTELHOCHDEUTSCHE DICHTUNG (1350-1500)

• Um 1350 gab es eine Zäsur in der Literatur, deren Ursachen bislang nicht ganz geklärt sind: Die
Liedüberlieferung brach plötzlich ab. Beliebte Romanthemen wie der Artusroman hatten sich offenbar
überlebt und machten einer weitaus größeren Vielfalt Platz. Auch die Versform kam außer Mode.
Stattdessen entstanden Prosaromane, die kürzer, geradlinigerund (der Name sagt es bereits) prosaischer
sind, als es die ausschweifend-kunstvollen früheren Versromane waren. Die Anzahl an belehrend-
moralischen und mystischen Texten nahm stark zu, ebenso wie die Sachliteratur.
• Die Städte entwickelten sich nach und nach zu literarischen Zentren, dadurch wurde der Kreis an
Dichtern großer und vielfältiger. Auch Juristen, Kaufleute und sogar Handwerker betätigten sich als
Literaten. Der Buchdruck veränderte das Buchwesen schließlich enorm und eröffnete für eine
deutlich größere Anzahl an Menschen die Möglichkeit, Literatur direkt zu konsumieren. Doch bis
zu einer Gesellschaft, in der praktisch jeder lesen kann und jährlich rund 90.000 neue Bücher auf den
Markt kommen, war es noch ein weiter Weg.
WICHTIGE WERKE DER LITERARISCHEN EPOCHE
MITTELALTER

• Von den folgenden drei literarischen Werken solltest du auf jeden Fall gehört haben. Sie begegnen uns bis
heute im Theater, Film und Fernsehen.
• Das Nibelungenlied
• Der Held Siegfried erobert für seinen König Gunter die stolze Brünhilde und erhält zur Belohnung dessen
Schwester Krimhild. In einer Diskussion, wer den mächtigeren Mann zum Gemahl hätte, demütigt Krimhild
Brünhilde.
• Daraufhin lässt Brünhilde Siegfried durch ihren Vasallen erschlagen. Im zweiten Teil der Geschichte heiratet
Krimhild den Hunnenkönig Etzel. Sie lädt ihren Bruder mit dem Wunsch nach Rache an den Hof ein.
Brünhilde, ihr Mann und das Gefolge nehmen die Einladung an. Das mittelalterliche Werk endet im blutigen
Gemetzel, das fast keiner überlebt.
• Der Verfasser des Nibelungenliedes ist heute nicht mehr bekannt. Die meisten Menschen kennen die
Thematik auszugsweise aus Wagners Oper Der Ring der Nibelungen.
TRISTAN

• Tristan handelt von einer Liebe, die den höfischen Idealen widerspricht. Er soll für seinen Onkel und
Herren losziehen, um ihm die schöne Isolde zur Hochzeit heimzubringen. Aufgrund
eines Liebestrankes verlieben sich beide auf der Reise ineinander.
• Am Hof müssen sie ihre Liebe verstecken, weshalb sie in die Natur fliehen, um sich dort zu lieben. Sie
kehren aus êre zurück, woraufhin Tristan verbannt und Isolde bei ihrem Ehemann totunglücklich wird.
• Der Roman, den Gottfried von Straßburg schrieb, ist in Fragmenten erhalten.
• Gottfried von Straßburgs Tristan und Isold ist eine der bekanntesten Fassungen der berühmten
Liebesgeschichte.
• Inhalt: Der musterhafte Ritter Tristan besteht bravourös viele Abenteuer. Für seinen Onkel, König Marke,
wirbt er die schöne Isold als Braut. Doch dann trinken Tristan und Isold versehentlich einen Liebestrank
und verlieben sich unsterblich ineinander. Sie leben ihre Liebe heimlich, bis sie zur Trennung gezwungen
werden.
• Zentral ist die Dualität der Liebe: Glück ist nicht ohne Leid zu haben.
• Gottfried versetzt die Schilderung dieser absoluten Liebe mit religiösen Anklängen.
• Die ehebrecherische Liebe von Tristan und Isold fordert das Recht auf individuelles Glück und verstößt
damit gegen die Normen der Gesellschaft.
• Das Epos ist Fragment geblieben, es bricht nach 19 548 Versen ab.
• Gottfried von Straßburg, einer der bedeutendsten Dichter des Mittelalters, starb um 1210. Über sein
Leben ist fast nichts bekannt.
• Als Vorlage für Tristan und Isold diente ihm Thomas von Britanniens Version.
• Richard Wagner ließ sich für seine Oper Tristan und Isolde von Gottfried inspirieren.
• Zitat: „Wem nie durch Liebe Leid geschah, / der hat auch nie Freude durch Liebe erfahren. / Freude und
Leid, die waren bei der Liebe / von jeher untrennbar verbunden.“
PARZIVAL

• Der Versepos wurde von Wolfram von Eschenbach verfasst. Thematisiert wird die Entwicklung von
Parzival, der zunächst von seiner Mutter Herzeloyde fern von der höfischen Gesellschaft in der Natur
aufgezogen wird.
• Nachdem Parzival Artusritter getroffen hat, möchte er auch ein Ritter werden. Er besteht
viele âventiure (Abenteuer), bis er eines Tages zur Gralsburg Munsalväsche kommt, wo der Gralskönig
Anfortas offensichtlich leidet. Weil Parzival glaubt, er dürfe als Ritter keine Fragen stellen, zeigt er kein
Mitleid.
• Als er zurück an den Artushof kehrt, wird er aus diesem Grund von der Gralsbotin angeprangert. Von
diesem Augenblick an ist er verflucht. Er irrt umher und leidet, bis er die Gralsburg wiederfindet.
Parzival kann die versäumte Frage schlussendlich stellen und erlöst damit Anfortas von seinen Qualen.
Dadurch wird er selbst zum neuen Gralskönig und von seinem Fluch befreit.
• Parzival ist eines der wichtigsten literarischen Werke des Mittelalters. Es beschreibt höfische Gebräuche,
Ritterkämpfe und die Suche nach dem heiligen Gral.
• Wolfram von Eschenbach hat das Versepos um 1200 in mittelhochdeutscher Sprache verfasst.
• Parzival ist der Sohn von Gahmuret, dem größten Ritter seiner Zeit. Nach dessen Tod will Parzivals
Mutter ihren Sohn vom Rittertum fernhalten.
• Doch Parzival hört nicht auf sie und verlässt sein Zuhause, um Ritter bei König Artus zu werden. Seine
Mutter stirbt.
• Bei einem alten Edelmann lernt er ritterlich zu kämpfen und sich höfisch zu benehmen.
• In seiner ersten Bewährungsprobe befreit er die Königin Conduir-amour aus einer Belagerung – und
heiratet sie.
• Auf dem Mont Sauvage sieht Parzival den Gral. Weil er den Hausherrn Anfortas nicht nach der Ursache
seines Leidens fragt, wird er an dessen Fortdauer schuldig.
• Von seiner Frau getrennt, irrt er fast fünf Jahre unglücklich durch die Welt, um den Gral wiederzufinden.
• Der Gral ist göttlichen Ursprungs und kann ewiges Leben spenden. Seit Generationen wird er von einem
Geschlecht bewacht, zu dem auch Parzival gehört.
• Als bester Ritter seiner Zeit wird Parzival vom Gral selbst zu dessen Hüter berufen. Nun erlöst er mit
seiner Frage Anfortas von seiner Qual.
• In einem Großteil des Epos werden parallel zur Parzival-Geschichte die Abenteuer des Ritters Gawan
erzählt, die von der Haupthandlung weitgehend unabhängig sind.
• Wolfram von Eschenbach hat mit seiner Mischung aus christlicher Mythologie und mittelalterlichen
Sagen ein Zeitgemälde geschaffen, das Quelle vieler Rittergeschichten und Opern geworden ist.
LITERATURVERZEICHNIS

• https://www.mein-literaturkreis.de/specials/mittelalterliche-literatur-des-mittelalters/ueberblick-deutsc
he-literatur-mittelalter-was-ist-das-ueberhaupt/
• https://www.pearson.de/blog/literatur-mittelalter
• https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/tristan-und-isold/16216
• https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/parzival/6751

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