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Deutsche Literaturgeschichte
Das Hildebrandslied
Im Hildebrandslied wird erzählt, wie der Held Hildebrand nach seiner Heimat
zurückkehrt, nachdem er viele Jahre als Soldat durch Europa herumgeirrt hat.
An der Grenze wird er mit seinem Heer von Hadubrand aufgehalten.
Hildebrand erkennt in Hadubrand seinen Sohn und sagt darum, dass er nicht
mit ihm kämpfen will. Hadubrand glaubt nicht, dass Hildebrand sein Vater ist
und antwortet, dass dieser alte Held wohl nicht den Mut hat mit ihm zu kämpfen.
Damit beleidigt er Hildebrand und muss Hildebrand wohl um seine Ehre
kämpfen.
Das Ende des Liedes ist verlorengegangen, aber aus der altnordischen Literatur
wissen wir, dass Hildebrand seinen Sohn Hadubrand im Kampf tötet. Die
eigentliche Geschichte spielt im 5.Jahrhundert und wurde etwa im Jahre 800
niedergeschrieben. Der Autor des Hildebrandsliedes ist anonym geblieben.
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Der Dichter = de schrijver, de dichter
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Die Dichtung = de literatuur
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Das Nibelungenlied
Das Nibelungenlied ist viel länger als das Hildebrandslied, es besteht aus zwei
Teilen.
Im ersten Teil wird erzählt über der jungen Helden Siegfried, der auf Reise geht,
weil er sich eine Frau sucht. Er kommt in Worms, wo König Gunther herrscht.
Gunther hat eine schöne Schwester, Kriemhild, in die Siegfried verliebt wird.
Gunther ist damit einverstanden, dass Siegfried Kriemhild heiratet, aber zuerst
soll Siegfried ihm helfen. Gunther hat sich nämlich verliebt in eine gewisse
Brunhild, eine Frau die schrecklich stark ist. Sie will nur den Mann heiraten,
der sie in einem Wettkampf besiegen kann und Gunther weiß, dass er nicht stark
genug ist.
Siegfried ist aber wohl sehr stark, er ist berühmt, weil er einen Drachen getötet
hat und durch ein Bad im Drachenblut fast unverletzbar ist. Außerdem hat er
einen Zwergen besiegt. Dieser Zwerg war sehr reich und Siegfried hat all seine
Juwelen und all sein Gold mitgenommen. Auch hat er ihm seine ‚Tarnkappe’
gestohlen, eine Art von Mantel, mit dem er unsichtbar wird. Siegfried soll
Gunther also helfen, die Brunhild zu gewinnen. Das macht er und so wird eine
doppelte Hochzeit gefeiert.
Die beiden Frauen bekommen aber einen Streit über die Frage, wer nun der
größte Held ist, Siegfried oder Gunther. Bei diesem Streit beleidigt Kriemhild
Brunhild und Brunhild bittet darauf den Minister Hagen, sie zu rächen. Hagen
macht sich schon länger Sorgen um die Macht Siegfrieds und ist darum nur allzu
gerne bereit, Siegfried zu töten. Bei einer Jagdpartie wird Siegfried ermordet.
Kriemhild glaubt nicht, dass es ein Unfall war und schwört, seinen Tod zu
rächen.
Im zweiten Teil des Nibelungenliedes wird dann über die Rache Kriemhilds
erzählt.
Auch der Autor des Nibelungenliedes ist uns unbekannt geblieben.
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Das Drama = het toneelstuk. Dat kan een komedie, maar ook een tragedie zijn
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Der Tanzbär
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hemmen = remmen, tegenhouden
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Im Jahre 1786 macht Goethe eine Reise nach Italien, wo er die antike Kunst
kennenlernt. Seine Auffassung von Literatur verändert sich dann und dies
bedeutet den Anfang der deutschen Klassik. In dieser Blütezeit der deutschen
Literatur ist der reine, harmonische Mensch das Ideal. Gefühl und Vernunft
sollen im Gleichgewicht8 sein, der Mensch soll sich also nicht nur von seiner
Vernunft leiten lassen und auch nicht nur von seinem Gefühl. In diesem Sinne
verbindet die Klassik also die Ideale von Aufklärung und Sturm und Drang zu
einem Ideal vom harmonischen Menschen.
Goethe und Schiller haben viele Werke verfasst, die zur Klassik gerechnet
werden. Die Klassik endet mit dem Tod Schillers.
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das Gleichgewicht = evenwicht
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das Märchen = het sprookje
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die Verfassung = de grondwet
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dieser kleinen Gruppe von Autoren. Diese Gruppe, - die eigentlich gar keine
Gruppe war - , nannte man Das Junge Deutschland.
Auch in der Literatur befasst man sich mit der Wirklichkeit. Dabei stellt man die
Wirklichkeit aber schöner vor als sie ist, man poetisiert die Wirklichkeit. Die
Schriftsteller des Poetischen Realismus wollen sich nicht mit politischen oder
sozialen Fragen befassen, sie wollen die Wirklichkeit nicht beurteilen, das
überlassen sie dem Leser, die Schriftsteller selber bleiben also objektiv. Die
Schriftsteller des Poetischen Realismus gebrauchen eine schöne, klare Sprache.
In dieser Zeit lebte der Biologe Charles Darwin, der meinte, dass der Mensch und
die Welt nicht von irgendeinem Gott geschaffen seien, sondern dass die
Lebewesen sich durch die Jahrhunderte hindurch entwickelt hätten. In dem
Kampf ums Dasein hätten nur die stärksten Lebewesen überlebt. Dabei spielten
nach Darwin Milieu, Lebensumstände und Vererbung eine wichtige Rolle. Diese
sogenannte Evolutionslehre hatte großen Einfluss auf die Naturalisten. Sie
glaubten, dass der Mensch verbessert werden konnte, wenn seine
Lebensumstände verbessert würden.
Die Naturalisten zeigen in ihrer Literatur auf die sozialen Missstände hin und
hoffen, auf diese Weise die Gesellschaft verändern zu können. Solche Literatur
nennen wir ‚engagierte Literatur’.
Innern fühlen und sehen. Es geht ihnen nicht um die Wirklichkeit, darum
beschreiben sie das Nicht-Rationale, das Phantastische und Visionäre, sie sind
echte Träumer. Dabei träumen die Expressionisten von einer besseren Welt, in
der die Menschen brüderlich zusammenleben. Manche glauben sogar, dass diese
bessere Welt erst dann entstehen kann, wenn die ‚alte’ Welt durch einen Krieg
vernichtet worden ist, darum sind ‚Untergang, Verfall, Krieg’ Themen in dieser
Literatur.
Der Surrealismus
Zum Expressionismus gehört auch eine Strömung, die wir den Surrealismus
nennen. Im Surrealismus beschreiben die Autoren Alpträume13, Visionen und
Halluzinationen. Das Unwahrscheinliche, das Unmögliche wird dargestellt, als
ob es Wirklichkeit ist. Der bekannteste Autor dieser Strömung ist Franz Kafka.
Kafka war ein einsamer Mensch, der eigentlich nicht wollte, dass seine Werke
veröffentlicht werden sollten. Sein Freund hat nach Kafkas Tod seine Werke
dann doch ausgegeben.
In den Werken von Kafka ist der Mensch Opfer anonymer Mächte, der Mensch
kann sich nicht wehren und geht unter.
Bertolt Brecht
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Alpträume = nachtmerries
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Schützengraben = loopgraven
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Der Autor Bertolt Brecht ist besonders wichtig für das deutsche Theater gewesen.
Er schrieb viele Dramen, aber wollte die Zuschauer nicht mit seinen Dramen
unterhalten. Er wollte die Leute belehren, er wollte den Menschen zeigen, wie es
in der Gesellschaft wirklich zugeht, damit die Gesellschaft sich verändern würde.
Darum sollten die Zuschauer über die Gesellschaft nachdenken. Deshalb
entwickelte Bertolt Brecht eine ganz neue Form des Theaters, die wir
‚Lehrtheater’ oder ‚Episches Theater’ nennen.
Auch saβen die Zuschauer nicht mehr in Reihen neben und hinter einander, man
saβ um die Bühne herum, so dass die Distanz zwischen Bühne und Zuschauern
nicht mehr so groβ war.
Dadurch konnte das Publikum sofort auf das Spiel reagieren oder umgekehrt
konnten die Schauspieler das Publikum sehr direkt anreden.
Eigenständige Autoren
In dieser Zeit schrieben ein paar Autoren in Deutschland eine ganz eigene Art der
Literatur, die dadurch nicht zu einer bestimmten literarischen Periode gerechnet
werden kann. Sie versuchen in ihren Werken ihre Personen so zu beschreiben,
dass der Leser verstehen kann, warum diese Personen dies oder das tun, warum
sie so handeln und denken und nicht anders. Diese Autoren geben also eine
psychologische Beschreibung von ihren literarischen Personen. Der eine Autor ist
Thomas Mann, der andere ist Stefan Zweig.
Direkt nach dem Krieg begann die Wiederaufbau von Deutschland, auch in der
Literatur versuchten deutsche Autoren einen neuen Anfang zu machen. Bereits
im Winter 1944-1945 erschien in den Kriegsgefangenenlagern der Amerikaner
für deutsche Soldaten eine Zeitschrift, ‚der Ruf’. Zwei der Mitarbeiter dieser
Zeitschrift, Hans Werner Richter und Alfred Andersch, wollten auch, nachdem
sie aus dem Lager freigelassen worden waren, in Deutschland eine ähnliche
Zeitschrift erscheinen lassen. In Deutschland hatten die Amerikaner als Besatzer
das Sagen und sie fanden diese Zeitschrift wohl zu sozialistisch. Darum wurde
die Zeitschrift bald von den Amerikanern verboten.
Daraufhin lud Hans Werner Richter die früheren Redakteure der Zeitschrift zu
sich ein und man beschloss, sich gegenseitig Manuskripte vorzulesen. So
entstand die Gruppe 47. Die Gruppe bestand aus ungefähr 100 Schriftstellern und
war 20 Jahre sehr aktiv. Die Gruppe 47 wollte, dass Deutschland wieder ein
humanes, menschliches Land sein würde, wo man auf eine menschwürdige
Weise miteinander umgehen würde. Die Autoren der Gruppe 47 meinten, dass sie
mit ihrer Literatur dazu beitragen könnten. Im Jahre 1977 wurde die Gruppe
offiziell aufgelöst.
Die Gruppe war sehr wichtig für die deutsche Literatur der ersten Nachkriegszeit,
weil die vorgelesenen Werke eingehend17 besprochen wurden. Ein Werk das gut
befunden wurde, wurde denn auch meistens ein literarischer Erfolg.
Die Zweiteilung Deutschlands im Jahre 1949 hatte auch Folgen für die deutsche
Literatur. Die Literatur in der DDR wurde von der dortigen Regierung in hohem
Maβe bestimmt und gesteuert und hat dadurch sich auf ganz eigene Weise
entwickelt.
Literatur zeigen, wie es in der Welt wirklich zugeht, damit sich etwas in der
Gesellschaft ändere. Dürrenmatt war viel pessimistischer: er glaubte nicht, dass
man so die Welt verändern konnte.
Im Jahre 1970 entstand ein Zwiespalt in der Gruppe 61, weil einige Mitglieder
der Gruppe 61 nicht länger politisch unanhängig bleiben wollten.
Die sechziger Jahre waren unruhige Zeiten: überall in Europa wurde gegen den
Vietnamkrieg protestiert, überall demonstrierten Studenten für mehr Einfluss auf
das eigene Studium, sie übten Kritik an den Missständen in der Politik und in der
Gesellschaft, man trat ein für die Dritte Welt und für die Umwelt.
Auch in der Literatur befasst man sich intensiv mit solchen zeitgenössischen
Fragen, mit der Umweltproblematik, mit der Ausländerfeindlichkeit, mit der
Trennung der beiden Deutschlande, usw. Als am Ende der sechziger Jahre unter
anderem durch einen wirtschaftlichen Rückfall deutlich wird, dass die
Gesellschaft sich nicht so leicht verändern lässt, geben viele Autoren ihre
schönen Pläne auf und ziehen sich ins Privatleben zurück. Die Literatur von
diesen Autoren wird dann subjektiver, die Lyrik blüht auf. Namentlich in der
Poesie wird experimentiert und nach neuen Formen gesucht. Es entstehen die so
genannte konkrete und die experimentelle Poesie.
Nicht alle Autoren wenden sich in dieser Periode von aktuellen Themen ab. In
den siebziger Jahren ist die Gleichberechtigung der Frauen ein wichtiges
gesellschaftliches Problem, worüber auch in der Literatur viel geschrieben wird.
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der Maurer = de metselaar
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der Bergarbeiter = de mijnwerker
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Daneben hat eine Gruppe von Studenten und Intellektuellen den Gedanken, die
Gesellschaft ändern zu wollen, noch nicht aufgegeben. Diese so genannte
‚Baader-Meinhof-Gruppe’ richtet sich gegen den Kapitalismus und die
Ungleichheit in der Gesellschaft. Weil es nicht gelingt, die Gesellschaft auf
demokratische Weise zu ändern, radikalisiert diese Gruppe sich und scheut den
Terrorismus nicht. Die Presse, vor allem die ‚Bildzeitung’ vom Axel Springer
Verlag agiert heftig gegen diese Baader-Meinhofgruppe. Der Autor Heinrich Böll
übt in seinem Werk „Die verlorene Ehre der Katharina Blum’ harte Kritik an
dieser Art der Journalistik, weil er meint, dass nicht die Presse, sondern der
Richter über die Gruppe und ihre terroristischen Aktivitäten den Urteil fällen soll.
In den achtziger Jahren wird das Verhältnis zwischen den beiden Deutschlanden
wesentlich besser, auch die Spannung zwischen den Groβmächten wird geringer,
was das Ende des Kalten Krieges bedeutet. Damit wird auch die Drohung eines
Atomkrieges geringer. Dafür interessiert man sich immer mehr für allgemeine
Lebensfragen, wie die Umwelt, das Wohlergehen der Menschheit, usw.
‚Nikolaikirche’ von dem Autor Erich Loest. Er beschreibt darin, wie der
Aufstand des Volkes gegen das DDR-Regime sich entwickelt hat.
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Dieser Überblick über die Deutsche Literaturgeschichte basiert auf dem Werk
‚Wahlfach Deutsch, Literatur’ von R.Hazekamp und J.V.Zambon und auf
eigenen Notizen.
Mw.Drs.A.Knepper