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Analyse II. Akt 2.

Szene

Der Stürmer und Dränger und später der Klassiker, Johann Christoph
Friedrich von Schiller, veröffentlicht zunächst anonym in dem Jahr 1781 sein
erstes Drama „Die Räuber“, welche die Rivalität zwischen zwei Brüder
thematisiert. Dieses Drama lässt sich in fünf verschiedene Akten zu teilen, von
welchen, in dieser Analyse, die zweite Szene des zweiten Aktes näher untersucht
werden soll.

Die zwei entgegengesetzten Brüder, welche an politischer Macht und


persönlicher Selbstständigkeit festhielten, sind die Söhne eines alten Grafen,
welcher seinen erstgeborenen Sohn, Karl, bevorzugt. Franz gelingt es die Liebe
des Vaters zu seinem ältesten Sohn, welchen in Leipzig studiert, durch eine
Briefintrige zu zerstören. In einem angeblich von Karl stammenden Brief wird um
Verzeihung für seinen verworfenen Lebenswandel gebeten. Daraufhin verflucht
Franz in einem Antwortbrief seinen Bruder im Namen des Vaters, weil er die Ehre
des Hauses Moor für sich selbst haben soll. Durch diesen Brief, der die Antwort
auf sein Gesuch um Verzeihung war, fühlt sich Karl von der Gesellschaft verraten
und wird zum Räuberhauptmann.

In der zweiten Szene des zweiten Aktes nähert sich Amalia dem
schlafenden Moor. Sie hörte ihn von seinem Sohn, Karl, sprechen. Als er
aufwacht, bedauert er, dass er nicht weiter geträumt hat, weil er hofft, sein Sohn
würde ihm vergeben. Amalia versichert ihn, dass sie keinen Groll mehr gegen ihn
hat, und dass Karl ihm schon lange vergeben hat. Moor spricht über die
Traurigkeit, die er empfindet, wenn er spürt, dass sich der Tod nähert, und weiß,
dass sein geliebter Sohn nicht bei ihm auf seinem Sterbebett ist. Am Ende der
Szene tritt der Diener Daniel ein und teilt dem Grafen mit, dass ein Bote auf ihn
mit einer Nachricht wartet. Franz kommt mit dem vermeintlichen Boten daher
und überbringt dem alten Moor die schreckliche Botschaft, dass Karl gestorben
sei. Als der alte Moor diese Nachricht bekommt beginnt er abgehackt zu sprechen
und wird ohnmächtig. Franz erklärt ihn als tot und sich selbst als der neue Herr.

Diese Szene lässt sich in zwei unterschieden Abschnitte teilen, und zwar,
der Dialog zwischen dem alten Moor und Amalia und die Mitteilung von Karls
vermuteten Tod. Diese zwei spielen eine wichtige Rolle in dem
Gesamtzusammenhang mit dem Rest des Dramas, indem diese die steigende
Handlung des Textes darstellen. In dieser Szene erklärt sich Franz als neuer Herr
„Jetzt bin ich Herr“ (S. 55; Z. 13). Daraus folgt, dass beginnend mit dieser Szene
den Konflikt zwischen den Brüdern sich verstärkt, als Franz auch viel mehr Macht
als Graf erreicht, sowie sein Bruder Karl als Räuberhauptmann.

In dem ersten Teil der Szene, und zwar der Dialog zwischen Maximilian von
Moor und seine Schwiegertochter, gibt es viele verschiedene wichtige Elemente
des Satzbaus und Sprachstils, als auch rhetorische Mittel, wie zum Beispiel: kürze
Sätzen: „bist du da?“ (S. 46; Z. 9); „Wie ist Euch“ (S. 46; Z. 20), Ausrufesätze: „Seht
auch, lieber Geist!“ (S. 46; Z. 12); „Horch, Horch!“ (S. 46; Z. 7); „Ach!“ (S. 46; Z. 9),
Ellipsen: „Du da, Amalia“ (S. 46; Z. 19); „Ein schönes Lied, meine Tochter“ (S. 47; Z.
32), Wiederholungen: „Mein Sohn! Mein Sohn! Mein Sohn!“ (S. 46; Z. 5f);
„Amalia, Amalia!“ (S. 48; Z. 22) und rhetorische Fragen: „Warum hab ich nicht
fortgeträumt“ (S. 46; Z. 22f). Alle diese dienen zur Erhaltung einer Emotionalen
Effekt und zur Auszeichnung der Beziehung der zwei Figuren.

Diese Beziehung verfolgt einen positiven Kurs im ersten Teil der Szene, als
Amalia auf dem alten Moor achtet und beruhigt „Ihr träumt nur. Fasst Euch“ (S.
46 Z. 13f). Sie bemerkt das Leiden des alten Grafs und sichert ihn, dass sie und
Karl, seinem Fehler vergeben „- er verzeiht Euch. […] Ich verzeih Euch“ (S. 46; Z.
25 f). Deutlich für die Zuneigung des alten Moors an Amalia ist, dass er sie jetzt
„[s]eine Tochter“ (S. 46; S. 28) nennt. Der erste Teil dieser Szene ist also der
Höhepunkt der guten Beziehung zwischen den beiden im gesamten Drama.

In dem zweiten Teil, aber, als die Nachricht von Karls Tod, Amalia und
Maximilian von Moor erreicht, ändert sich diese Beziehung sehr schnell, indem
Amalias freundlichen, warmen und einfühlsamen Herz, sich mit Hass und
Verachtung für den Mooren fühlt „Wohl Euch! Ihr seid zu beneiden“ (S. 53 Z. 13f).
Dadurch zeigt es, dass, wenn es zu Karl kommt, kann sich Amalias Haltung viel zu
leicht verändern. Folglich kann man behaupten, dass ihre Liebe ein negativer
Effekt auf ihren Sinn hat.

Weiter ist aus dieser Szene deutlich, dass für Franz, keine Maßnahme zu
extrem ist, wenn diese ihn näher an die Macht bringt. Die Tatsache, dass
nachdem dieser indirekt seinen eigenen Vater in kaltes Blut vermeintlich
ermordet hat, gleich an seiner neuen Macht denkt „Jetzt bin ich Herr“ (S. 55; Z.
13), verstärkt die obenstehende Deutungshypothese noch mehr.
Zusammen mit der Betonung der Gefühle und Franzes Forderung nach
Freiheit und Selbstbestimmung ist die Verehrung und Bewunderung tragischen
Helden ein sehr wichtiges Merkmal des Sturm und Drangs, welcher in dieser
Szene deutlich erscheint, als Amalia ein Lied, das auf Gesänge der Ilias Homers
anspielt, singt. Folglich ist die zweite Szene des zweiten Aktes sehr nützlich für die
Einordnung dieses Dramas in der Epoche des Sturm und Drangs.

Um zusammenzufassen, spielt die zweite Szene des zweiten Aktes eine sehr
wichtige Rolle in dem Gesamtzusammenhang des Dramas, indem in diesen Seiten
die Beziehung einer der zwei wichtigen Figuren: Max von Moor und Amalia, ein
Gipfel erreicht, aber auch schnell hinabsteigt. Gleichzeitig wird Franzes kalter
Charakter wirklich hervorgehoben. Der neidische Sohn wird alles nur Erdenkliche
tun, um Einfluss, Macht und Anerkennung, was er sein ganzes Leben vermisst hat,
zu erreichen.

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