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In der Szene treffen der Graf Maximilian von Moor und sein
zweitgeborener Sohn Franz im Saal des Moorischen Schlosses
aufeinander. Nach der heuchlerischen Besorgnis um seinen
Vater um seine Intrige vorzubereiten und seinen Vater zu
beunruhigen, verliest Franz dem Grafen (der alte Moor) den
vermeintlichen Brief seines älteren Bruders Karl. In diesem
Brief steht, dass Karl 40.000 Dukaten Schuld hätte, die Tochter
eines Bankiers entjungfert, anschließend ihren Verehrer
getötet haben soll und nun als Gesetzloser auf der Flucht ist.
Der alte Moor ist von den Schandtaten seines erstgeborenen
Lieblings enttäuscht, beschämt und besorgt um den Ruf seines
Namens. Franz zieht nun Beispiele aus ihrer Kindheit heran, um
Karls missratenen Charakter aufzuzeigen. Nach einem
Zwischenruf des Vaters, fängt Franz an positive
Charaktereigenschaften Karls negativ auszulegen, um noch
einmal klarer zu machen wie misslungen sein Sohn ist.
Abschließend malt Franz seinem Vater noch ein düsteres
Zukunftsszenario aus, um die von ihm gewünschte Enterbung
Karls zu erreichen.
Der Dialog aus dem der ganze erste Akt besteht, ist eigentlich
eher ein Monolog Franz‘, denn er möchte Karl schlecht
darstellen (vgl. Z. 58-71). Durch das Monologisieren will er den
Grafen überzeugen, dass Karl einen schlechten Charakter hat
(vgl. Z. 47-65) und ihn anscheinend informieren, wie sich aber
schon in den nächsten Szenen herausstellt manipuliert Franz
seinen Vater um die Enterbung Karls zu erreichen. Um dem ihm
die von Karl verursachte Schande zu verdeutlichen fällt Franz
zum Beispiel diese Aussage „die Freude ihn an der Fronte eines
Hauses zu erblichen“ (Z.73). „Seht ihr nun Vater!“ (Z.65) soll
den alten Moor emphatisch von der Enterbung Karls
Überzeugen und ihn mit Tatsachen kontrollieren. Auch der
sarkastische und ironische Satz „wie hübsch sie sich zur
Frechheit verdreht hat“ (Z.66) dient diesem Zweck.
Die Redeanteile sind sehr asymmetrisch und die Monologe von
Franz werden im Verlauf immer länger (vgl. Z.58-78),
wohingegen der Vater immer nur in kurzen Sätzen antwortet
(vgl. Z. 79).
Durch die gelogene Besorgnis (vgl. Z.1, 5f., 9) um den Vater,
Dramatisiert Franz den Brief, und sein Vater vertraut ihm
(Z.24).
Ein daraus resultierender Ausdruck der Enttäuschung des
Vaters welcher den wirkenden Spannungsaufbau von Franz,
wird mit einem Bildlichen Vergleich verdeutlicht. Auf die Frage
wie es ihm ginge antwortet der Graf „Wie der Fisch im Wasser“
(Z.7) was klar macht wie gut es ihm geht. Doch später wird mit
der Regieanweisung „weint bitterlich“ in Zeile 46 aufgezeigt,
wie schnell sich sein Zustand geändert hat. Auch durch den
Ausruf in Zeile 11 „Gott!Gott!“ wird die Verzweiflung
verdeutlicht, die schon vor dem Vortrag des Briefes durch den
dramatisierten Spannungsaufbau vorhanden war.
Die von Schiller eingefügten Gedankenstrichen in den
Antworten des alten Moors zeigen das Verarbeiten der
Informationen (vgl. Z.57). Die Parataxen (vgl. Z.2, 24) die
Schiller verwendet drücken die Monotonie des Grafens und das
bedrückende Gefühl eines missratenen Kind aus.