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I. Einleitung
1. Themensatz (mit Szenennummer, Gattung, Titel, Autor, Erscheinungsjahr und
abstrahierender Themaformulierung, ausschließlich bezogen auf die Szene)
In der Szene I,1 aus dem Trauerspiel „Emilia Galotti“, verfasst von Gotthold Ephraim
Lessing und uraufgeführt im Jahr 1772, geht es um eine beendete und eine neu
entstehende Beziehung (Beziehungsverwirrungen) und um die Willkür des Adels.
2. Deutungshypothese (erst nach eingehenden Vorarbeiten zur Szene, also Lektüre,
Unterstreichungen, Randkommentare, Klärung unbekannter Wörter, Klärung des eigenen
Gesamtverständnisses etc.), inhaltliche Konkretisierung des Themensatzes
Nach einer ersten Lektüre kann man zu der Vermutung kommen, dass der Prinz ein
schlechter Herrscher ist, weil er ungerecht und willkürlich handelt. Zudem scheint er frisch
verliebt in eine Emilia Galotti zu sein.
II. Hauptteil
3. knappe, aber präzise Inhaltswiedergabe der Szene und Einordung in den
Handlungszusammenhang des Dramas (kurze Darstellung der Handlungsgrundlagen und
Hauptfiguren, ansonsten nur Aspekte nennen, aus denen sich die Szene entwickelt bzw.
die aus der Szene folgen), (ohne direkte Rede und Zitate), z.B.:
[Anm.: das Drama beginnt mit der Szene I,1, dem entsprechend kann kein vorheriges
Geschehen dargestellt werden.] Die Hauptfiguren in dem Drama sind Hettore Gonzaga,
Prinz von Guastalla, und Emilia Galotti, eine Tochter aus gutbürgerlichem Haus.
In der Szene I,1 nun sitzt der Prinz im Arbeitszimmer seiner Residenz und arbeitet Papiere
durch. Er gewährt die Bitte einer Untertanin lediglich, weil sie den Namen „Emilia“ trägt,
und kann sich danach nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren. Er befiehlt einem Diener,
den Kammerherrn des Prinzen, Marquese Marinelli zu rufen, um mit ihm einen Ausflug zu
machen. Des Weiteren erhält der Prinz einen Brief der Gräfin Orsina, mit welcher er eine
Liebesbeziehung hat, die aber von seiner Seite aus erkaltet ist. Dem entsprechend lässt
der Prinz den Brief ungeöffnet liegen. Am Ende lässt der Prinz den Maler Conti in sein
Arbeitszimmer rufen. (103 Wörter)
Im Anschluss daran erfährt der Prinz von Guastalla, dass Emilia noch am selben Tag den
Grafen Appiani heiraten soll. Marinelli, der Kammerherr des Prinzen, lässt sich freie Hand
geben, um das Problem aus der Welt zu schaffen, und sorgt für die Ermordung Appianis
und die Entführung Emilias. Von der ehemaligen Mätresse des Prinzen, der Gräfin Orsina,
erfährt Emilias Vater, Odoardo, von dem Komplott, wenn auch zu spät; er versucht, seine
Tochter zu befreien, und als das nicht gelingt, ersticht er sie auf ihren eigenen Wunsch, um
ihre Tugend zu bewahren. (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Emilia_Galotti)
symbolischer Raum (z.B. Welt des Bürgertums oder des Adels? Freundliche
oder feindliche Umgebung?)
1
Die Szene spielt im Arbeitszimmer des Prinzen, es wird deutlich, dass der Prinz sich von
den Klagen und Bitten der Bürger erdrückt fühlt (vgl. Z.2f.). Dies drückt auch der mit
Papieren übersäte Schreibtisch symbolisch aus (siehe Regieanweisung in Z.1f.). Zudem
sieht er sein Arbeitszimmer als eine Art Gefängnis an, aus dem er entfliehen will. Er
versucht, diesem Käfig zu entfliehen, indem er lieber eine Kutschfahrt mit seinem
Kammerherrn unternimmt, anstatt sich um seine Pflichten als Herrscher zu kümmern.
5. Lineare Analyse des Gesprächs und der stilistisch-rhetorischen Mittel
Art des Gesprächs: Der Prinz richtet zwar einige Anweisungen an einen auftretenden
Kammerdiener, im Grunde führt Hettore Gonzaga aber einen Monolog mit klagenden
und verliebten Elementen.
Gesprächsverlauf: Man könnte den Monolog des Prinzen in drei Abschnitte
strukturieren. Im einleitenden Monolog Z.1-13 beklagt sich der Herrscher über die
Amtsgeschäfte und stößt auf den Namen „Emilia“. Im zweiten Abschnitt, der in Z.15
auf S.7 beginnt und in Z.11 auf S.8 endet, tritt zunächst eine Wende ein und der Prinz
möchte nicht mehr arbeiten, sondern einen Ausflug machen: „Ich will ausfahren.“
(Z.16). Er erhält einen Brief der Gräfin Orsina und denkt über sie nach. Im dritten
Abschnitt (S.8, Z.12-16) kündigt der Kammerdiener den Maler Conti an und der Prinz
lässt ihn hineinbitten.
Gesprächsstrategien (wie versuchen die Personen, ihre Ziele zu erreichen, z.B. indem
sie bitten, fragen, befehlen, drohen, überhören, verführen, ausweichen, erläutern,
begründen, schmeicheln etc.): Diese Aufgabe bezieht sich vor allem auf Szenen, in
denen Personen miteinander interagieren
Gesprächsverhalten (der Prinz redet fast ausschließlich mit sich selbst, teilweise
klagend, dann wieder fahrig und etwas verwirrt: „Auf einmal muss eine arme
Bruneschi Emilia heißen: - weg ist meine Ruhe, und alles! –“ (S.7, Z.19-21). Wenn er
mit dem Kammerdiener kommuniziert, ist er klar superior. Der Kammerdiener ist als
Statist so unbedeutend, dass er nicht einmal einen Namen erhält – und darum klar
inferior.)
Ergebnis des Gesprächs (Kommt es zu einer Einigung, warum/warum nicht?). Diese
Aufgabe bezieht sich vor allem auf Szenen, in denen Personen interagieren.
Vorliegende Analysen I,1 von Celine, Johanna, Lena und Lilly. Die von Lukas konnte ich als Fotos nicht gut
genug lesen. Überhaupt wäre die beste Form der digitalen Einreichung ein WORD-Dokument. Da könnte
man sofort in den Text kommentieren.
2
Thematisierung (EXPOSITION) Gräfin Orsina in I,1 (S.7, ab Z.22)
DER PRINZ „Desto schlimmer – besser, wollt‘ ich sagen.“ (S.8, Z.5)
Umgang mit dem Brief (und Bedeutung für weitere Dramenhandlung, siehe IV,3, S.60,
Z.14-16: ORSINA (heftig) „Nicht gelesen? – (Minder heftig.) Nicht gelesen? – (Wehmütig
und eine Träne aus dem Auge wischend.) Nicht einmal gelesen?“
Davon abgeleitet: Charakterisierung der Figuren (durch eigene und fremde Äußerungen)
In linearer Analyse bereits weitgehend geschehen (s.o.)
III. Schluss (ist nicht Teil der Hausaufgabe für den 18.11.22)
6. Gesamtdeutung aufgrund der Analyseergebnisse
Textimmanent: abstrahierende, zusammenfassende Darstellung der wesentlichen
Ergebnisse, des Deutungskerns; Funktion der Szene bezogen auf die Gesamt-
problematik des Dramas, KEINE WÖRTLICHEN ZITATE
In der Hauptsache charakterisiert die Szene den Prinzen als willkürlichen,
schwachen Herrscher, der sich von seinen Gefühlen und Begierden leiten lässt,
nicht von Verstand und Verantwortungsgefühl.
Weiterführender Deutungsansatz, z.B.
- die dramentheoretische Funktion der Szene im Handlungsganzen erläutern (Expo-
sitionsszene? Steigende Handlung? Höhepunkt? Peripetie? Fallende Handlung,
retardierendes Moment erkennbar? Katastrophe? Siehe TTS S. 222 > Aristoteles, G.
Freytag, G.E. Lessing),
Die Szene liefert zusätzlich im Sinne der aristotelischen Dramentheorie eine
Exposition der Figuren Emilia und Orsina. Auffallend ist vielleicht, dass alle
zentralen Konfliktquellen des Dramas in der 1. Szene bereits angeschnitten
werden. Damit ist diese Szene eine typische Szene des 1. Aufzugs und der
Exposition.
(TIS 02/2010, CLA, TIS 09/2010, 08/2012, 01/2015, 11/2016, 10/2017; CLA 10/2020)