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Inhaltsangabe und Einordnung in den Dramenverlauf

In dem bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1772,
geht es um die Kritik an der adligen Willkürherrschaft.

Die Szene spielt morgens in Oberitalien im Schloss des Prinzen. Der Prinz erfährt von der Hochzeit
Emilia Galottis mit dem Graf Appiani, während er mit dem Kammerherr Marinelli eine Unterhaltung
über die Neuigkeiten in der Stadt führt. Er ist schockiert, da er selbst in Emilia Galotti verliebt ist, an
seiner Mätresse Orsina findet er keinen Gefallen mehr. Der Prinz stimmt Marinellis Plan zu, die
Hochzeit durch Entsendung des Grafen zu verhindern und gibt Marinelli freie Hand.

In der Folge schmiedet Marinelli einen Komplott gegen den Verlobten und lässt Emilia entführen und
den Grafen Appiani ermorden. Um den Verführungskünsten des Prinzen zu entgehen, tötet der Vater
Emilia auf ihr Verlangen hin.

Dialoganalyse
Die Szene 1.6 beginnt damit, dass die Grafin Orsina in die Stadt kommt, der Prinz jedoch kein
Interesse zeigt, was Marinelli verdächtig findet. Sein Verdacht stellt sich als wahr heraus, als er die
Hochzeit von dem Grafen Appiani mit Emilia Galotti erwähnt. Der Prinz reagiert schockiert und
Marinelli schlägt vor, die Hochzeit zu verhindern, da der Prinz sich nicht mit der Position eines
Geliebten zufriedengeben will. Daraufhin hat Marinelli zunächst den Plan, Appiani zu entsenden und
bittet um freie Hand, bei der Ausführung seiner Pläne zur Verhinderung der Hochzeit.

Das Kernauslöser der Szene ist, dass Marinelli erwähnt, dass Graf Appiani eine Frau niederen Standes
heiratet. Der Prinz erfährt, dass es sich um Emilia Galotti handelt. Der Prinz reagiert völlig aufgelöst,
Marinelli bietet an, die Hochzeit zu verhindern.

Man kann die Szene in vier verschiedene Sinnesabschnitte unterteilen:


In dem ersten Sinnabschnitt kommt Marinelli verspätet bei dem Prinzen an und rechtfertigt sich für
seine Verspätung, weshalb sie eine Unterhaltung anfangen (S 15 Z4-5). Darauffolgend kommen sie
auf die Geliebte des Prinzen, Gräfin Orsina ,zurück, für welche der Prinz sich nicht mehr sonderlich
interessiert. Danach kommen sie auf das Thema der politisch motivierten Vermählung des Prinzens
mit der Prinzessin von Messa zu sprechen, welche der Prinz als eine Einschränkung für sein Herz
empfindet (vgl. S.15, Z28-29). Indem der Prinz Marinelli eine rhetorische Frage stellt, ändert sich das
Thema (vgl. S. 16, Z. 5). Sie kommen auf das Gesprächsthema der Hochzeit des Grafen Appiani (vgl. S.
16, Z. 27-29).

Hier beginnt auch der zweite Sinnabschnitt, denn der Prinz hakt nach, mit welcher Person der Graf
am Ende des Tages den Ehebund schließen wird (vgl. S. 16, Z. 30-31). Marinelli springt sofort auf das
Gesprächsthema ein und erzählt dem Prinz alle Details, wobei er eine ziemlich herablassende
Sprechweise verwendet (vgl. S. 16-17, Z. 35-3). Der Prinz reagiert jedoch im Gegensatz zu Marinelli
ganz anders und redet positiv über Appiani (vgl. Z. 4-13), möchte jedoch auch erfahren, wie seine
Verlobte heißt. Marinelli versucht den Namen so lange es geht zu verheimlichen, jedoch sagt er ihn
am Ende doch noch: „Emilia Galotti“ (Z. 14-20 und 25).

Daraufhin folgt der Sinnabschnitt, in welchem der Prinz zu realisieren versucht, dass Appiani die Frau
am Ende des Tages heiraten wird, für welche er sich gerade interessiert. Zuerst will er nicht
wahrhaben, dass Appiani Emilia Galotti heiratet, weshalb er verzweifelt nach einer Erklärung sucht,
weshalb die Frau den gleichen Namen hat, wie diejenige, die sein momentanes Interesse hält (vgl. Z.
30-33). Als er die Situation besser zu verstehen beginnt, fängt er an nachzufragen, welche Emilia
Galotti Marinelli denn meint, wobei genau die gleiche Emilia Galotti gemeint ist. (vgl. S. 18 Z4-19).
Der Prinz reagiert darauf dramatisch und verzweifelt (vgl. S. 18, Z. 28-29). Er vergleicht es mit einem
Stoß durch sein Herz, da er der Meinung ist, dass Marinelli doch ahnen müsste, dass er etwas für sie
fühlt. Aus dem selbigen Grund fühlt er sich auch verraten von ihm und wirft ihm Verrat vor (vgl. Z. 31-
5). Marinelli versichert ihm aber, dass es sich um ein Missverständnis handelt und schwört nichts
davon gewusst zu haben, worauf der Prinz sich selbstbedauernd bei Marinelli entschuldigt (vgl. S. 19,
Z. 14-15).

Hier nimmt das Gespräch Dynamik an und es kommt zu einem schnellen Wortwechsel zwischen
beiden (vgl. S.17 Z.25 – S.18 Z.20). Durch die schockierende Nachricht der Hochzeit wird der Prinz
dramatisch und verzweifelt in seiner Handlung und Sprache. Dies wird sichtbar, als er das Bild der
Emilia entreißt und zu Boden wirft. Sein Gesprächspartner versucht ihn daraufhin zu beruhigen und
Hoffnung auf Besserung zu machen (S.18 Z.22 – S.20 Z.17). Um diese zu bestärken schlägt Marinelli
einen Plan vor, der den Prinzen überzeugt, erfreut und zugleich neue Hoffnung gibt. So fordert er die
Durchsetzung (S.20 Z.18 ff.).

Danach beginnt der vierte Sinnabschnitt, der Prinz bittet Marinelli um Hilfe, ihn „retten“ (Z. 34-35)
solle er. Sie überlegen kurze Zeit, was man unternehmen könnte, wobei Marinelli schlussendlich den
Prinzen fragt, ob er ihn frei handeln lässt (vgl. S. S20 Z 20-21). Der Prinz sagt sofort zu, und bestätigt,
dass Marinelli alles machen darf um die Hochzeit abzuwenden.

In dieser Szene kommt zum Ausdruck, wie fixiert der Prinz auf Emilia Galotti ist und man erkennt wie
egoistisch er handelt, zudem reagiert der Prinz auf Vermutungen und wird leicht gekränkt. Dies
erkennt man gut in den letzten beiden Sinnesabschnitten. Der Prinz hat eine aktive und
dominierender Rolle in dem Gespräch als Marinelli. Dies erkennt man daran, dass der Prinz immer
aktive Fragen stellt und Vorderungen stellt, während Marinelli diese beantwortet. Somit geht der
Prinz immer in die redeinitiative. Jedoch haben beide Charaktere einen ungefähr gleichen
Sprachanteil.

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