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Szenenanalyse Woyzeck -Szene 5

In der fünften Szene ,,Der Hauptmann. Woyzeck“ aus dem Werk ,,Woyzeck“ von Georg
Büchner (1976) geht es um die Beziehung zwischen Woyzeck und dem Hauptmann, seinem
Vorgesetzten, dazu auch um die verschiedenen Weltbilder der beiden, die während der
Unterhaltung bei der Rasur, die Woyzeck dem Hauptmann gibt, deutlich werden.
In der Szene stellt der Autor auch die Machtverhältnisse des Hauptmanns, der Vorgesetzte
Woyzecks mit hohem militärischem Rang sowie Repräsentant der Oberschicht und
Woyzecks, einem Befehlsempfänger sowie Repräsentant der Unterschicht, dar.

Das Drama besteht aus vielen verschiedenen Fragmenten, die nach dem Tod von Georg
Büchner zu ,,Woyzeck“ zusammengefügt wurden. Es stammt aus der Epoche des Vormärz
und befasst sich mit der gesamtgesellschaftlichen Situation des 20. Jahrhunderts, welche
hier besonders aus der Sicht des Protagonisten Woyzecks dargestellt wird.
Schon am Anfang kann man deuten, dass sowohl grundlegende Lebenssituationen der
beiden sowie auch ihre unterschiedlichen Sorgen und Probleme der beiden Protagonisten zu
einem Kommunikationsproblem und Verständnisschwierigkeiten führen könnte.

Der Anfang der fünften Szene besteht aus einem Monolog, welcher vom Hauptmann
dominiert wird, denn die Hauptperson Woyzeck hat im ersten Teil sehr geringen Redeanteil
und eher zurückhaltende Antworten, welche nur vier Zeilen (S.12 Z.9,19,24,28) sind.
Während Woyzeck ihn also rasiert, philosophiert der Hauptmann darüber, dass er noch
lange zu leben habe, aber dennoch vor Langeweile geplagt sei und ,,Woyzeck solle langsam“
(s.12 Z.2) machen, denn man sollte selbst die einfachsten Dinge nicht in Eile erledigen, da so
die Zeit langsamer vergeht. Mit leeren Worten philosophiert der Hauptmann weiter vor sich
hin über seine luxuriösen Probleme, während Woyzeck darauf nur mit ,,Jawohl, Herr
Hauptmann“ (S.12 Z.9) antwortet. Da der Hauptmann dann versucht Woyzeck mit
einzubeziehen, stellt er diesem die inhaltslose Frage ,,was ist heut für Wetter“ (S.12 Z.22f.),
welche Woyzeck wieder einmal mit einer kurzen Antwort, dass es windig sei beantwortet.
Daraufhin stellt der Hauptmann Woyzeck eine Falle, in welcher er von Süd-Nord Wind redet,
welcher offensichtlich nicht existiert. Woyzeck respondiert dann wieder mit ,,Jawohl, Herr
Hauptmann“ (S.12 Z.28) woraufhin der Hauptmann lachend aufschreit, weil Woyzeck ,,ganz
abscheulich dumm“ (S.12 Z.30) sei, da er auf diese einfache Falle reingefallen ist.
Daraufhin kritisiert der Hauptmann deutlich Woyzeck, urteilt also über ihn, dass er ein guter
Mensch sei, aber moralisch verwerfliches getan habe. Dabei bemängelt er vor allem das
uneheliche Kind mit Maria, denn es sei ein Kind ,,ohne den Segen der Kirche“ (S.12 Z.34).
Nun verlässt Woyzeck seine stumme desinteressierte Rolle und kontert mit einem Bibelzitat
(vgl. S.13 Z.1-4), mit welchem er versucht dem Hauptmann zu veranschaulichen, dass alle,
auch uneheliche Kinder, von Gott Barmherzigkeit erleben können, denn er nehme alle Kinder
auf. Mit dem Beginn der Kritik des Hauptmanns erhöht sich der Redeanteil Woyzecks, denn
dieser versucht sich zu verteidigen. Dadurch wird der Dialog zwischen den beiden
Protagonisten etwas ausgewogener und das darauffolgende Gespräch wird von dem
Zeitpunkt an von Woyzeck dominiert. Die Reaktion des Hauptmannes nach seinem Zitat ist
verwirrend, denn er kann die weder entkräften noch verarbeiten (S.13 Z.5ff.). Woyzeck
erklärt dann, dass den Armen nichts geschenkt wird sowie das Menschen in so einer Lage
keinen Wert auf die Moral setzen können, denn auch wenn sie den Himmel kommen
würden, ,,(…)so müssten wir donnern helfen.“ (S.13 Z.12f.). So verdeutlicht er, dass er und
jeder Repräsentant der Unterschicht sein Leben mit Arbeit verbringt und versucht sich selber
finanziell zu versorgen. Sie also das komplette Gegenteil von der Sorge des finanziell starken
Hauptmannes haben, dass die Zeit zu langsam vergeht.
Seinen Aspekt führt Woyzeck weiter, als der Hauptmann ihn als jemanden ohne Tugend
beschreibt (S.13 Z.14ff), worauf er seinem Vorgesetzten entgegnet, dass ein tugendhaftes
Leben der Oberschicht vorbehalten sei, denn sie erachten den Grundstein des Lebens auch
für selbstverständlich und sich nicht wie er täglich um Mahlzeiten sorgen müssen. Wenn er
Hut oder einen Gehrock besitzen würde, wäre er sicher auch tugendhaft, meint Woyzeck,
nur ist dies ihm aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung verwehrt (vgl. S.13 Z.23-29). Das
Gespräch von Woyzeck und dem Hauptmann beendet der Hauptmann, welcher Woyzeck
befiehlt zu gehen, nachdem er ihm noch mal klar verdeutlich, dass ihn die Aussagen
ziemlich ,,angegriffen“ (S.13 Z.32f.) haben und er nach allem ein guter Mensch sei, aber zu
viel nachdenken würde.
In dieser Szene werden mehrere wichtige Aspekte verdeutlicht und dargestellt, wie die
Machtverhältnisse zwischen Woyzeck und dem Hauptmann. Dies beginnt schon mit der
Regieanweisung, in welcher der Hauptmann sitzt während Woyzeck über ihm steht. Der
Soldat muss also zeitgleich im Stehen die Arbeit verrichten, denn er ist ihm untergestellt,
währenddessen sitzt sein Vorgesetzter gemütlich auf dem Stuhl. Im Dialog der beiden wird
auch deutlich, dass der Hauptmann im ersten Teil das Gespräch dominiert. Er ergreift immer
das Wort, während Woyzeck eine sehr zurückhaltende Rolle im Monolog vertritt. Im letzten
Teil des Dialogs jedoch nimmt seine Redeanteil erheblich zu, doch die Machtverteilung der
beiden bleibt trotz dessen sichtbar. Der Hauptmann hat einen hohen militärischen Rang und
ist somit abgesichert, während Woyzeck aber ein armer Soldat und täglich ums Überleben
kämpfen muss. Die Kommunikationsprobleme entstehen also aufgrund der Unterschiede
zwischen den sozialen Zuständen der beiden, weswegen der Hauptmann seine Argumente
auch nicht nachvollziehen kann.
Ebenso werden seine Luxusprobleme deutlich, denn er redet über diese während sein
Untergestellter ihm sein Bart rasiert, also eine niedere Arbeit erledigt, und so auch entweder
aktiv oder passiv Macht ausübt.
Auch werden die Unterschiede zwischen den beiden sehr deutlich, als Hauptmann den
schlüssigen Argumenten Woyzecks aus dem Weg geht, da er diese nicht versteht oder nicht
wahrhaben möchte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Szene die Machtverhältnisse zwischen dem
Hauptmann und Woyzeck verdeutlicht. Der Hauptmann, der als Vertreter der Oberschicht
eingeführt wird, wird Woyzeck, dem Soldaten aus der Unterschicht, klar über gestellt. Der
Unterschied der beiden Ränge wird dargestellt und es kommt zu einer Konfrontation des
Hauptmannes mit den Problemen Woyzecks, welche aufgrund seines sozialen Ranges
zustande kommen. Auch aber redet der Hauptmann über seine Probleme und gibt sich das
Recht über den Lebensstil von Woyzeck zu urteilen, was dazu führt, dass Woyzeck ihm die
Unterschiede und das Leben in der Unterschicht erklärt, woraufhin der Hauptmann das
Gespräch abbricht.

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