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Analyse einer Dramenszene

Strukturierungsvorschlag für einen Interpretationsaufsatz

Die Einleitung
Allgemeine Vorstellung des Werkes (Titel, Verfasser, Entstehungszeit, Thematik, …)

!!! Worauf es hier ankommt:


• dem Leser einen Überblick zu vermitteln und Kenntnisse zu demonstrie-
ren
• komplexe Thematiken (worum geht es in dem Stück?) auf einen kurzen
und präzisen Nenner zu bringen

Die Hinleitung
Einordnung der Szene in den Zusammenhang des Stückes, d. h. allgemeine Entwicklungsli-
nien bis zu dieser Szene werden dargestellt, und es wird auf folgende Fragestellungen Bezug
genommen:
- Wie kommt es zu dieser Begegnung?
- In welcher Verfassung sind die Figuren?
- Wie sind die Umstände des Zusammentreffens?
- Welche wichtigen Szenen gehen unmittelbar voraus und inwiefern sind sie verantwort-
lich für die Situation der Protagonisten in der zu analysierenden Szene?

!!! Worauf es hier ankommt:


• Textkenntnisse und Wissen um den Strukturzusammenhang müssen ge-
zeigt werden.
• Handlungs- und Entwicklungslinien müssen KURZ UND PRÄZISE zusam-
mengefasst werden, ohne dass man sich in Inhaltswiedergaben verzettelt!

Der Hauptteil: Die Szenen-Analyse


Situationsanalyse
- Wo befinden wir uns jetzt? Wann spielt die Szene? Wer sind die handelnden Personen?
Personenkonstellation, Rollenverteilung, persönliche Situation, Gefühle
- Vergleich/Kontrast zu anderen Szenen, z. B. die Anzahl der Figuren (mehr/weniger als
zuvor?), Wechsel des Ortes, etc.
- Regieanweisungen: Welche symbolische Bedeutung können Ort und Regieanweisungen
haben?

Figurenanalyse
Darstellung von Überzeugungen und Wertvorstellungen einer Figur, ihrem Verhalten, ihren
Gewohnheiten usw., also nach all dem, was unter dem Begriff „Charaktereigenschaften“ ver-
standen wird. Ferner berücksichtigt sie auch ihre gesellschaftliche und private Stellung. Hier
können zeittypische und/oder schichtenspezifische Eigenheiten eine besondere Rolle spielen.

Handlungsanalyse
Untersuchung von Art und Verlauf beziehungsweise Entwicklung einer Handlung. Mit der Art ist
gemeint, dass die Handlung z. B. in einer Intrige, einer Verschwörung, einer Gefangennahme usw.
besteht. Zum Verlauf gehören z. B. der Aufbau eines Konfliktes, sein Höhepunkt und seine etwaige
Lösung, aber auch seine Ursachen und seine Auswirkungen können in den Blick genommen wer-
den.
Gesprächsanalyse
- Gesprächsgegenstand (Inhalt des Gespräches, Position, Argumente) und Gesprächsver-
lauf (Art des Beginns und des Endes, Konfliktentwicklung, Wendepunkt/e, …)
- Gesprächsverhalten der Figuren: Redeanteile, Sprecherwechsel, Gesprächsbeteiligung,
Redeinitiative, nonverbales (körpersprachliches) und paraverbales Verhalten (Intona-
tion, Lautstärke, Sprechtempo, Pausen), symmetrisch oder komplementär, überlegen
(superior), unterlegen (inferior), Formen sprachlichen Handelns (fragen, vorwerfen,
überreden, informieren, bitten, …)
- Redesequenzen, d. h. typische Abfolge der Beiträge: „Interview“ mit Frage - Antwort -
Gegenfrage, „Argumentation“ mit These - Zweifel - Argument - Gegenargument - Argu-
mententwürdigung - Schlussfolgerung, „Streitgespräch“ mit Vorwurf - Rechtferti-
gung/Gegenvorwurf - Ausweichen - Verstärken des Vorwurfs - Aggression - Beschwich-
tigung...;
- Gesprächsstörung (Missverständnisse, Widersprüche, Täuschungen, …)
- Sprachschicht/Sprachstil (Vgl. TTS, S. 610): Hochsprache, Alltagssprache, Jargon, ge-
schlechtsspezifisch, zeittypisch, sprachliche Brüche, …
- Rhetorische Figuren und ihre Funktion (vgl. TTS, S. 196 – 198): Anaphern, Antithesen,
Ellipsen, Euphemismen, Hyperbeln, Ironie, Metaphern, … sowie Satzlänge, Satzbau, …

Wirkungsanalyse
- Untersuchung der Wirkung auf den Zuschauer:
Ist der Zuschauer den handelnden Figuren in Erkenntnissen voraus? Weiß er mehr als
die Protagonisten? Bleiben ihm Informationen verborgen, über die die Protagonisten
verfügen? Findet er das Geschehen lächerlich, während die Protagonisten es ernst neh-
men? Soll er sich identifizieren/einfühlen? Soll er Zusammenhänge begreifen, die den
Protagonisten verborgen bleiben, weil diese zu sehr von Leidenschaften/Gefühlen be-
herrscht sind?

!!! Worauf es hier ankommt:


• Inhaltsparaphrase unbedingt vermeiden!
• Sprachliche Besonderheiten/rhetorische Mittel sollen nicht nur ge-
nannt werden, sondern müssen immer mit Blick auf ihre Funktion be-
schrieben werden.
• Interpretatorische Behauptungen nicht ohne „Beweis“, d. h. stützende
Detailarbeit am Text, lassen.

Schlussteil: Einordnung und Kontextualisierung


• Funktion der Szene innerhalb der Dramenstruktur: Exposition, Zuspitzung, Krise, retar-
dierend, …?
• Auswirkungen für die nachfolgenden Ereignisse, die sich aus dieser Szene ergeben: Fol-
gen für die Handlung, den Konflikt, das Schicksal der Figuren, das Ende des Dramas? Be-
deutung der Szene im Gesamtzusammenhang des Dramas
• Literaturgeschichtliche Bedeutung des Dramas
• Bezugnahme auf und Vergleich mit ähnlichen Motiven und Konflikten in anderen Wer-
ken

Zusammengestellt aus: TTS, S. 173, 560 – 565; www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/dautel/analyse/drama2.htm

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