Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
- das ist das erste Goethes Werk, in dem Ideale auffällig sind (seit seiner Italienreise); es gab 4
Versionen dieses Werkes
- jambischer Zehnsilber, perfekter Blankvers
- Iphigenie ist eine antike Heldin aus der Vorgeschichte über den Trojanischen Krieg. Sie ist
Tochter von Agamemnon, der sie geopfert hat, um Göttin Artemis zu befrieden. Sie hat sich
dann erbarmt und Iphigenie geschont und auf Tauris gebracht, wo sie im Dienst Artemis` war
- die Grundlage ist Euripides` Tragödie ,,Iphigenie bei den Tauern“
- Tauris = Krim
- Goethe übernimmt Einheit von Zeit, Ort und Handlung und 5 Aufzüge aus dem klassischen
Drama
- Taurier sind Barbaren und ein feindes Volk – Goethe wählt Tauris, nicht Aulis wie Euripides in
seinem Drama, weil er diese Ansicht widersprechen will
- Thoas: König der Taurier. Er wollte Iphigenie (als eine Fremdin) töten, aber er hat sie
geschont, als sie ihn unter seines Sohnes Tod leidend gesehen hat. Seine Liebe zu ihr
ermöglichte, dass Tradition, jeden Fremden zu töten, zu Ende kommt.
- Thoas bittet Iphigenie, dass sie ihn heiratet und ihr Gelübde der Keuschheit und des Dienstes
an Göttin Artemis zu brechen
- Iphigenie hat Angst, dass jemand, den sie liebt, sie im Stich lässt und wieder opfert
(Agamemnon und dann Thoas)
- Pylades und Orest kommen auf Tauris nach dem Auftrag von Apollo, seine Schwester zu
bringen. Sie dachten, dass das die Statue von Artemis ist, weil Orest nicht wusste, dass seine
Schwester Iphygenie lebendig auf Tauris ist. Als Fremde mussten sie getötet werden.
- Iphigenie bittet Thoas, sie freizusprechen, ohne dass sie weiß, wer die Inhaftierten sind.
Thoas sagt, dass es möglich ist, nur wenn sie heiraten, aber Iphigenie lehnt diese Idee ab.
Sie weiß, dass sie und andere wegen ihrer Entscheidung schwere Folgen tragen werden,
aber sie hofft, dass Thoas ihre Entscheidung verstehen wird, weil er sie und sie ihn liebt
- Thoas` Ehre ist verletzt, aber er wurde durch Liebe zu ihr veredelt (es gibt ein innerlicher
Konflikt in Thoas; er hat sich als Mensch vervollkommnet und hat eine positive Sicht auf das
menschliche Lebewesen. Goethe wollte seine innerliche Verwandlung darstellen, weil
Iphigenie schon das Ideal und Vorbild ist. Thoas lässt sie am Ende und gibt ihr den Segen
(blagoslov)
- Thoas ist Erster unter Gleichen – wenn er es geschafft hat, sich zu vervollkommnen, kann er
Vorbild für seine Untertanen sein
- Moment der Erkennung – Orest und Iphigenie erkennen einander (antikes Motiv)
- Wahrnehmung des Menschen hilft uns, uns von den Fesseln des Determinismus zu befreien
– von Notwendigkeiten (bei G. und Sch. sind das Triebe) im Leben zu befreien) –
WICHTIGER MOMENT IST, WENN THOAS DEN MENSCHEN NICHT ALS OPFER SIEHT,
SONDERN ALS EIN MENSCHLICHES LEBEWESEN
- es gibt keinen Chor (in der Antike hatte Chor die zentrale Rolle)
- Drama dauert ein paar Stunden
2. Torquato Tasso (1790):
- ,,Torquato Tasso“ ist direktes Produkt des Klassizismus und Goethes Erfahrungen in Italien
(dieses Drama hat 5 Aufzüge und Einheit von Zet, Ort und Handlung)
- dieses Drama ist Goethes direkte Antwort auf Anarchie im Sturm und Drang; Goethe und
Schiller waren die Wegbereiter für Naturalismus (Imitation der Natur (z.B. in ,,Räubern“).
Nach seiner Italienreise wendet sich Goethe davon ab und fokussiert sich auf literarische
Fragen.
- seit 1790 versuchten G. und Sch. zu erklären, dass Kunstwerk keine Imitation der Realität
sein muss, dass Realismus ein Irrtum ist und dass Kunstwerk fiktiv ist (,,Tasso“ ist eine
künstlerische Schöpfung, welche die Realität nicht kopiert, sondern nur thematisiert)
- Struktur: jambische Verse, Einheit von Zet, Ort und Handlung, kleine Zahl der Gestalten im
Drama, Thema – mentaler Konflikt
- Tasso war ein italienischer Dichter aus dem 16. Jhd
- Goethes Verfahren der Gestaltung der Gegenwart: Er spricht über seine Probleme und
Probleme in der Gesellschaft nicht im Rahmen seiner Zeit, sondern schildert er das durch die
Vergangenheit in der Geschichte eines Dichters aus dem 16. Jhds
- In Tasso kann man auch autobiographische Elemente sehen – Goethe war auch Hofdichter.
Es gab Auseinandersetzungen mit höfischen Traditionen, was er nicht aushalten kann,
deshalb hat er den Hof verlassen. Goethe überwindet hier das autobiographische und
historische Konzept und verfasst das erste Drama, das die Lage des Dichters in der
Gesellschaft thematisiert
- Tasso: Werk des Dichters ist eine autonome Schöpfung, die er nicht auf jemandes Wunsch
oder Auftrag verfasst. Als Dichter hat er keine Freiheit (er hat auf dem Auftrag des Herzogs
von Ferrara ein Werk verfasst; er versucht, für Freiheit zu kämpfen). Er denkt, dass seine
dichterische und menschliche Würde am Hof verletzt wird (Konflikt zwischen Tasso und
Antonio: Antonio denkt, das Ästhetik ist, was der Hof sagt. Er ist Vertreter der höfischen
Ideale)
- Lenore (genauso wie Werthers Lotta) kann sich von den Fesseln der gesellschaftlichen
Normen nicht befreien
- das Ende ist offen: Goethe gibt und keine Hoffnung auf Besserung der Dichters Lage in der
Gesellschaft
-
3. Wilhelm Meisters Lehrjahre (1796):
Die Wahlverwandshaften:
- Liebesroman
- Zentralmotiv: Idee der freien Liebe
- arrangierte Ehe und Ehe als Institution – Goethe verteidigt die Ehe
- Goethe geht von wissenschaftlichen Forschungen aus, die damals noch in der frühen
Phrase waren (Anziehung der chemischen Elemente) ---- Metapher: Liebe ist Chemie;
harmonische Ehe von Charlotte und Eduard verderben zwei weitere Figuren (Ottilie
verzabert Eduard durch ihre Lebhaftigkeit, Otto Charlotte (seine Balance zwischen
Vernunft und Sensibilität))
- die Wahl der Liebe muss die Ehe ,,beschützen“ und in Gleichgewicht bringen
- erotische Szenen – erotiches Viereck
- Ehe von C. und E. war arrangiert, aber ihre Verwandschaft ist Folge diesers
Arrangements
- Goethe zeigt uns einige Tatsachen in Liebesverhältnissen: Übergewicht des Gefühles,
Bedarf an Institutionalisierung einiger Verhältnisse
4. Balladen:
1) Erlkönig (1782):
- Basis für Goethes ,,Erlkönig“ ist eine dänische Ballade (,,Erlkönigs Tochter“ – Tochter des Erlkönigs
versucht, den König Oluf vor seiner Heirat zu verzaubern und ihr Versuch scheitert. Nächsten Tag ist
er tot – Sie hat an ihm Rache genommen.)
- diese Ballade wurde von Herder übersetzt
- das Kind: unvollkommenes Lebewesen, dem destruktive Mächte begegnen
- Unzertrennbares Verhältnis des Kindes zu Natur vs. der Natur entfremdetes Verhältnis des Vaters
- Position des Kindes: Es ist existenziell einsam, weil sein Vater mit ihm seine Gefühle nicht teilt – der
Vater hat auch das Problem, weil er kein Problem beim Kind sieht. Nicht nur das Kind ist verunglückt,
sondern auch sein Vater, weil er das Kind nicht versteht
- das Kind sucht Sicherheit und Hut und fühlt sich ganz einsam (wie Heidenröslein oder Gretchen).
Das ist eine reine Seele, die nicht alleine das Böse von sich treiben kann.
- Kind = Gefühle, Vater = Vernunft und Verstand
- POENTA: Goethe (Schiller auch) sucht den Erwerb von Bewusstsein und Selbstbewusstsein. Der
irrationale (Kind) und rationale Aspekt (Vater) sind realisiert und man muss die Balance finden (das
Rationale nimmt das Irrationale wahr)
- dem Vater ist das Gefühl der Lebensfülle verweigert, weil er die zweiseitige menschliche Natur
kennt. Schicksal des Kindes ist dementsprechend als Strafe zu betrachten, weil sich der Vater der
irrationalen Seite des menschlichen Lebewesens nicht ergeben wird. Natur, die wir nicht kennen,
bestraft.
- didaktische Züge – Goethe hat aus den nordischen Naturgeistern das Gespenst im Kindes Kopf
geschaffen und dadurch zeigt des Menschelns Unreife.
- Parallele zwischen den Gefühlen und der Natur – Merkmale des Sturm und Drang
2. Der Sänger (1783):
- Der König hat den Sänger beauftragt, zu singen – Er kann das nicht ablehnen (die Rolle des
Sängers, nach dem Auftrag zu schaffen)
- Geschehen ist während der Zeit der Minnesänger
- Dieses Werk hat viele Metapher – Goethe nutzt sie in unterschiedlichen Situationen
- Bewahrung der Freiheit – deshalb lehnt der Sänger die goldene Kette ab
- Symbol der Eingebung (nadahnuca) – der Sänger will Wein trinken
- Freiheitsdrang des Prometheus
- KÜNSTLERISCHE FREIHEIT IST DIE FREIHEIT DES FREIEN SCHAFFENS!
- Goethe schuf dieses Werk vor seiner Italienreise und das kann man deutlich sehen, weil er unter
dem Einfluss des Lebens am Hof in Weimar, wo er seit 1775 dient, steht. Diese Ballade hat
dementsprechend autobiographische Züge, weil er dann resignierte und kaum was schuf. Italienreise
wurde Flucht aus diesen Umständen. -,,nesrazmera talenta i zivota“
- Goethe hat diese Ballade als Antwort auf eine Frage Wilhelm Meisters im zweiten Buch dargestellt.
- Stimmung in der Ballade: Anaphern am Anfang des Verses und Ausrufe kreieren Emotionalität,
Heiterkeit und Lebhaftigkeit
- Reim: Paarreim des 5. und 6. Verses in 6 Strophen mit jeweils 7 Versen. 1-4. Vers ist Kreuzreim, der
siebte Vers ist fast ohne Reim.
- in der Ballade sind drei Stimmen anwesend: König, distanzierter Erzähler und Dichter
-Dichter ist die Zentralfigur der Ballade und er übernimmt die Rede, die 4 Strophen dauert
- es ist besser, dieses konkrete Werk als eine universale Geschichte von einem Dichter jeder Zeit, die
ihn begrenzt, zu fassen, auch wenn er frei ist, zu dichten und zu wandern (Seine Selbstbestimmung).
Dieser Dichter entspricht Goethes, Tassos oder mittelalterlicher Zeit der Minnesänger nicht. Er ist
kein Hofdichter, aber wenn der König seinen Namen sagt, muss er kommen und singen.
- Motiv der Schönheit – in der zweiten Strophe bewundert der Dichter die Herrlichkeit des Hofes. Er
vergleicht das mit den Sternen. (Schönheit bei Goethe ist mit den Sternen verbunden). Schönheit
begeistert ihn und er kann seine Augen davon nicht abbringen. Inspiration geht nicht von der äußeren
Schönheit aus, sondern von innen.
- Motiv der Freiheit: indirekt eingeleitet, als Freiheit des Dichters, nach eigenem Willen das
Gegenstand seines Gedichtes zu wählen (Aristoteles und Horaz); daneben zeigt er durch seine
Ablehnung der goldenen Kette und Bestellung eines Bechers Wein, dass er mit materiellen Sachen
nicht zufrieden ist, dass er nur frei schaffen kann, wenn die Natur die Inspiration in ihm spontan
erweckt. Motiv des Weines ist das typische dionysische Motiv.
- er vergleicht sein Lied mit den Vögeln
- Aber, seine Freiheit ist eigentlich von er weltlichen Macht begrenzt
-poenta: Gete jeste uneo pojam slobodnog stvaranja u ovu pesmu kao pojam slobode koju svaki
pesnik zeli, medjutim nije izrazito prikazao svoj polozaj tj. pesnika na dvoru koji rezignira, pa obradio
to u smislu da on za time tezi. To je samo delimican okvir, dok je akcenat na nekoj sveopstoj
pesnickoj situaciji, gde pesnik cak i ako luta i slobodno stvara, njega ogranicava vreme i svetovna
moc. ,,Tako Gete na prelazu u klasiku, a sa iskustvom šturm und dranga, umetničku egzistenciju
određuje pre svega kao prostor slobode, subjektivnog osećanja, slatkog, spontanog stvaralačkog
zanosa i istančanog osećaja za lepotu, ali i kao prokletstvo života van sveta, u dubokoj izopštenosti
po izboru. “
3. Der Zauberlehrling (1797):
- geheime Welt der nordischen Volksballade – Erzähler ist ein wandernder Sänger, sehr oft
auch derjenige, der an diesen Ereignissen teilgenommen hat – das ist die Grundlage für
die ,,Ballade“
- Graf muss den Hof mit seiner kleinen Tochter verlassen. Er wird zum Bettler und wandernden
Sänger. Seine Tochter wächst und wird so schön, dass ein Ritter sie zur Frau genommen hat.
Trotz dem stört den Ritter ihre unadlige Herkunft. Am Ende kommt der ehemalige Graf, lernt
seine Enkelkinder kennen und erzählt die Geschichte. Er bekommt seinen Hof zurück.
- es gibt zwei Linien der Erzählung über den Grafen:
1) Der wandernde Sänger (Graf) lernt seine Enkelkinder kennen, die alleine zu Hause sind
und die ein Märchen hören möchten. – dritte Person
2)Verbannter hinter der Maske des Bettlers, dessen Tochter den Adligen geheiratet hat.
- mit der Rückkehr des Ritters von der Jagd wurde der ehemalige Graf entdeckt und in den letzten
zwei Strophen löst sich alles.
- Erzählung eines balladenhaften Geschehens wird zum Gegenstand der Ballade (Goethe und
Schiller haben über dieses Verfahren diskutiert)
- Der Name ,,Ballade“ kennzeichnet die typischen Merkmale der Balladen – Rahmen- und
Binnenerzählung, affektives Geschehen, Refrain.
- Graf: Dichter, der zum Stigma verurteilt wurde, aber auch sehr stolz und voller Freude, weil seine
Tochter bei ihm wächst
- sein Gedicht ist seine Tochter, die mit ihm Freiheit und das bettelhafte Leben teilt. Sie wächst unter
schweren Umständen und wird zu einem sehr schönen Mädchen adligerer Herkunft, was Allegorie
des Kunstwerks ist
- Sänger ist Schöpfer und Beschützer, Gedicht ist das Kind, das unter Obhut des Vaters steht
,,wie unter dem glücklichen Sterne“ – im Kontakt mit Sternen bekommt es das Attribut des Glanzes. In
der Natur finden sie Unterstützung und Obhut.
- Goethes und Schillers Idee der ästhetischen Erziehung –Dicher ist kein Unterhalter am Hof, sondern
der Vater seiner Kinder und Erzieher. Seine Kunst läutert/veredelt. (plemeni)
5. Faust:
- Quelle: Volkslegende über den Zauberer Faustus. Doktor Faustus war Alchemist aus dem
Mittelalter, der einen Vetrtag mit dem Teufel schloss (Teufelspakt), weil er ewige Jugend nicht
erreichen konnte. Der Teufel diente ihm ein paar Jahre und am Ende verkaufte er seine Seele an den
Teufel. Das Ende ist tragisch.
- Im 16. Jhd erschien zum ersten Mal Faust im Volksbuch (erste gedruckte Version)
- Goethe hat diese Idee bearbeitet und der Geschichte von Faust die klassische Gestalt gegeben
- Den ersten Teil des Dramas hat er nach dem Tod Schillers veröffentlicht. Der zweite Teil wurde
nach seinem Tod veröffentlicht
- Faust I, II sind Dramen, aber nicht in Form des klassischen Dramas – es gibt eine große
Abweichung von drei Einheiten (Zeit, Raum und Handlung)
- Zueignung, Vorspiel auf dem Theater, Prolog im Himmel – Goethe gab den bestimmten Rahmen für
die Deutung von Faust
- Zueignung und Vorspiel auf dem Theater sind metapoetische Texte
Zueignung:
- ,,Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten“ – schwankende Gestalten – Engel: Ideen,
die im Geist des Dicters erscheinen, die er gestalten soll. (Inspiration)
6
Vorspiel auf dem Theater:
- Konflikt zwischen dem, ob das Kunstwerk lehren oder amüsieren soll – WICHTIGE
POETISCHE FRAGE
- Theaterdirektor kommt zum Schluss: Das Kunstwerk muss ineressant sein und entwickeltes
Geschehen haben, aber zugleich die Züge der Kenntnis und Erkenntnis haben
Prolog im Himmel:
- Es gibt ein metaphysischer Ramen – Diesseits und Jenseits
der Mensch: Leib (verderblicher Teil) + Geist (intellektueller Teil) + Seele (unverderblicher
Teil)
- Seele ist hochwertig – sie hat Anspruch auf Ewigkeit, entweder im Paradies oder in der Hölle
- Man lernt Faust kennen, bevor man ihm begegnet (sehr häufige Erscheinung bei G. und
Sch.)
- Goethe hat viele Motive aus der Tradition genommen (Das Buch Ijob (Knjiga o Jovu) Gott und
Teufel treffen sich und es stellt sich die Frage nach dem Schicksal von Ijob. Teufel sagt, Ijob
ist Gott treu, nur weil er alles hat. Gott erlaubt dem Teufel, Ijob zu versuchen. Ijob verliert
alles – Familie und Vermögen. Am Ende begegnet er Gott in Gestalt des Sturmes. Ijob fragt
Ihn, warum er leidet, wenn er sündenfrei ist. Gott antwortet: Wer bist du, um mich nach so
etwas zu fragen? Zweifle dich nicht, glaube. = Mystik Gottes – WARUM FAUST, WER SO
KLUG IST UND SO VIEL WEIß, DIE HÖHERE INSTANZ / DAS AUẞERIRDISCHE NICHT
VERSTEHEN KANN?
- Gott gibt dem Menschen freie Wahl zwischen dem Bösen und Guten – deshalb gibt es auch
Qual und Leiden
- Gott glaubt, dass Faust Ihm treu ist; deshalb erlaubt er dem Teufel, dass er Faust versucht
- Geschehen ist im späten Mittelalter
Inhalt:
- zu Osten will Faust einen Selbstmord begehen (Chor der Engel und Erwachung der Natur
bringen ihn vom Gift ab – Frühling: Das Leben erneuert sich; er hört den Gesang der Engel,
aber er hat keinen Glauben)
- Elemente der Natur – Sturm und Drang
- Faust übersetzt das Evangelium nach Johannes
- ,,am Anfang war das Wort“ – Beginn der Bibel. In Faust ist etwas anderes
hervorgehoben: ,,Am Anfang war die TAT“ – Charakterisierung von Faust. Die Tat ist für
Faust am wichtigsten
- Faust – Tätigkeit (Affirmation) und Mephisto – Nihilismus, Zweifel (Negation). Mephisto will
Nichtigkeit, dass das Leben und die Wiedergeburt stoppen
- Welt funktioniert nach dem dialektischen Prinzip – es gibt kein Gutes und Böses
ohneeinander
- Wette zwischen Faust und Teufel: WETTE, nicht Vertrag. SEELE VON FAUST WIRD AN
DEN TEUFEL VERKAUFT, WENN DER TEUFEL IHM ETWAS ANBIETET, WAS FAUST
ZUFRIEDEN MACHEN WIRD – JEDER MOMENT, DER SO WUNDERBAR IST, DASS ER
IN DIESEM MOMENT EWIG LEBEN KÖNNTE
-Auerbachs Keller: traditionelle Bezeichnung des Teufels – ein Bein ist kürzer
-Hexenküche: Faust verwandelt sich in den ,,grünen Ritter“ (die Suche nach der ewigen Jugend)
GRETCHEN:
- 2. Buch (1832):
DER ZWEITE TEIL:
- Beginn: Brief des Paulus an die Korinther – diese Art der Liebe schreibt Faust Gretchen zu – Das
Materielle ohne Liebe ist nichts!
- Wenn Gretchen gerettet wurde, alle diese Sünden wurden Faust zugeschrieben – Wie kann Faust
damit weitergehen?
- Begriff ,,novi um“ – am Anfang des zweiten Teiles kommt Faust dazu nicht durch die Bereuung,
sondern wurde er aus dem Heilschlaf des Vergessens erwacht
- Anmutige Gegend (pitomi predeo) und Ariel – guter Geist der Natur bei Shakespeare. Er und Chor
singen und Faust wird aus dem Heilschlaf wiedergeboren.
- Ariel: Kennzeichnung für Wiedergeburt der Natur
- Goethe führt zweifache Darstellung des Paradieses ein: materialistisches Bild und Überfluss
Anmutige Gegend:
- Faust kann in die Sonne nicht direkt schauen, sondern sieht er einen Regenbogen – Abglanz
der Sonne
- Symbol des Wasserfalls – Erneuerung der Natur und des Lebens
- Symbol des Regenbogens: Versprechung von Gott, dass Er immer da ist und dass Er die
Menschen nie verlassen wird – wir können Gott nicht sehen und kennen, aber Gott schickt
Signale, durch die wir Seine Existenz wahrnehmen – ALLES IST SYMBOL
- Reise von Faust – jüdisch-christliche und hellenistische Tradition (Mittelalter hat Tradition
aufbewahrt)
- Die schöne Helena – ihre Schönheit ist das beste Produkt der Natur. Sie ist sich aller
Katastrophen, die ihre Schönheit auslöst, bewusst
- Mephisto ist in Form von Phorkyaden dargestellt, weil IN DER ANTIKE DIE ÄUßERE
SCHÖNHEIT WIDERSPIEGELUNG DER INNEREN SCHÖNHEIT IST. Mephistos Äußeres
ist hässlich und schrecklich, weil er böse ist.
- Homunculus – Kind aus der Eprouvette
- Symbol der Scheine – Szene, wenn Mephisto Goldmünzen in Scheine verwandelt - Kritik an
der Gesellschaft – Geld ist das Böse
- Mythologisierung (mitotvorstvo) – Goethe (und Romantiker auch) schaffen ihre eigenen
Mythen (Mütter – Reservoir der antiken Lebewesen, wo sich auch Die schöne Helena
befindet)
- Reise von Faust zu den Müttern – Reise in die Unterwelt; Mephisto befürchtet diese Reise
- antike Göttheit Proteus – Meeresgott, der seine Gestalt ändern kann. Symbol des
menschlichen Vermögens, anders zu werden; Kenntnisse, die man erwirbt
- Die schöne Helene hat Faust verzaubert
- Klassische Walpurgisnacht – Tradition
- Goethes Fassung idealer Liebe – Helene und Faust
- Euphorion – Produkt des Geistes und der Schönheit
- humanistisches Verhältnis zum Leben – Vergänglichkeit gibt dem Leben den Sinn
(Verschwinden Der schönen Helene fällt ihm nicht schwer, weil er einmal ideale Liebe hatte)
- Ihm bleibt noch die Liebe für die ganze Welt (weltliche Macht) – er möchte seinen Unertanen
einen guten Ort für das Leben und Liebe ermöglichen
- am Ende versteht er, dass Mephisto schlechte Dinge in seinem Namen macht (Tod des alten
Ehepaars) – er beginnt zu reuen. Zu ihm kommen 4 Seuchen – Not (er möchte reich und
mächtig sein), Schuld (er rechtfertigt sich mit seinem Pakt mit dem Teufel), Mangel (Tod ist
immer anwesend und sagt, man sei sterblich), Sorge (sie kann den Menschen zerstören)
- Sorge blendet ihn und er begreift es nicht, dass Lemuren ihm die Grube gräben, sondern
denkt er, dass sich seine Vision einer besseren und schönen Welt erfüllt (Sinn der Existenz) –
Überzeugung, dass er anderen von Nutzen sein kann (Altruismus)
- Faust stirbt, als er gesagt hat: Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn,/Auf freiem Grund mit
freiem Volke stehn./Zum Augenblicke dürft' ich sagen: /Verweile doch, du bist so schön! (Ah,
to da vidim: sa slobodnim svojim/narodom na tlu slobodnom da stojim!/Tada bih smeo reći
trenu tom/Tako si divan! Stani! Traj!)
- Gretchens Liebe rettet Faust
- Goethes Vision des Menschen: Margarete (jemand, der scheint, ungeschützt zu sein) und
Faust (Schöpfer des Sinnes durch das Gegebene)
-kurze Zusammenfassung:
Faust. Der Tragödie zweiter Teil von Johann Wolfgang von Goethe wurde von 1825 bis 1831
verfasst und 1832, kurz nach dem Tod Goethes, veröffentlicht. Es ist ein Theaterstück in fünf Akten,
in Versen verfasst. Goethe überwindet mithilfe des fiktiven Charakters Mephistopheles alle
Beschränkungen von Raum und Zeit, er schickt Faust gleichzeitig ins Mittelalter und ins antike
Griechenland, er vermischt christliche Lehren mit den Lehren der griechischen und römischen
Mythologie und lässt die Protagonisten in verschiedenen Figuren auftreten.
Der schlafende Faust wird vom Luftgeist Ariel und herumschwirrenden Elfen, die ihn im Fluss des
Vergessens baden, von seiner Schuld gereinigt. Er erwacht in der Kaiserlichen Pfalz. Mephistopheles
ist dort der neue Hofnarr des vergnügungssüchtigen Kaisers. Er erfindet das Papiergeld und vertreibt
damit die Geldnöte des Kaisers. Am Hof wird daraufhin Karneval gefeiert. Faust erscheint in
Verkleidung des Plutos, dem Gott des Reichtums, Mephistopheles erscheint als Avaritia, der Geiz.
Der Kaiser kommt in Verkleidung des vergnügungssüchtigen Pan. Plutos verführt die Anwesenden
mit einer Goldkiste, die sich als siedend-heißes Metall entpuppt und den Saal in Feuer aufgehen
lässt. Dem Kaiser gefallen "solche Scherze" und er fordert von Faust, die Göttin Helena zusammen
mit dem Prinzen Paris leibhaftig zu sehen. Faust begibt sich auf eine Odyssee in die Unterwelt, mit
dessen Hilfe in einer Art "Geisterspiel" Helena und Paris sichtbar werden. Faust verliebt sich
unsterblich in die Schönheit, vergisst sich aufgrund seiner Eifersucht und versucht, Helena aus den
Fängen von Paris zu befreien. Als er in das Geisterspiel eingreift, lösen sich die Gestalten in Luft auf.
Verwirrt fällt Faust bewusstlos zu Boden. Mephistopheles rettet den Bewusstlosen und flüchtet mit
ihm in dessen ehemaliges Arbeitszimmer. Dort begegnet er dem damaligen Famulus Wagner, der
zwischenzeitlich ein angesehener Naturwissenschaftler geworden ist. Mephistopheles betritt Wagners
Laboratorium just in dem Moment, als Wagner seinem künstlich erschaffenen Menschen Leben
einhaucht. Der "Homunkulus" kann nur in einer Phiole, einer kleinen Glasflasche, existieren. Durch
Anraten des Homunkulus begeben sich die drei nach Griechenland in die Zeit der griechischen
Antike. Faust solle dort seine Helena bekommen und der Homunkulus will dort durch einen
mythischen Zauber verkörperlichen. Mithilfe eines fliegenden Mantels machen sich die drei auf ins
antike Griechenland. Dort findet die klassische Walpurgisnacht statt. Der bis dahin
bewusstlose Faust erwacht. Mephistopheles schlägt vor, sich zu trennen, sodass jeder der drei sein
eigenes Abenteuer erleben könne.
Mephistopheles trifft auf die verführerischen Sirenen und die Sphinxen. Faust trifft auf Chiron, einen
Kentaur, den er nach Helena fragt. Chiron bringt ihn auf seinem Rücken zu Manto, einer Prophetin.
Der Homunkulus erhofft sich Hilfe von Thales, einem griechischen Philosophen, der ihm jedoch bei
der Vermenschlichung nicht helfen kann. Er wird zu verschiedenen Göttern und Propheten gebracht,
die sich jedoch alle außerstande fühlen, ihm zu helfen. Bei der Reise zur Meeresgöttin Galatee
zerschellt er an ihrem Muschelwagen. Durch den Tod des Homunkulus entsteht ein Meeresleuchten.
Mephistopheles stößt auf die drei Phorkyaden, die drei Grauen, und schmeichelt ihnen so lange, bis
ihnen eine der drei ihren Körper überlässt, über den Mephisto Besitz ergreift.
Mithilfe ihres Körpers schmiedet Mephistopheles einen Plan, um Helena zu Faust zu führen, lauert ihr
im Fürstenhof in Sparta auf und entführt sie mitsamt ihrer Gefolgschaft durch Magie ins
Mittelalter. Faust tritt ihr in ritterlicher Hofkleidung entgegen. Helena verliebt sich
in Fausts dichterische Sprache. Die beiden kommen sich beim gemeinsamen Reimen näher. Als
Menelaos, Helenas Ehemann, herannaht, um sie zurückzuholen, ist Faust entschlossen, sie mit aller
Kraft zu beschützen. Er gewinnt die Schlacht um Helena, sie heiraten und bekommen einen
gemeinsamen Sohn namens Euphorion, der jedoch durch seine ungestüme Art zu Tode stürzt. Seine
Mutter folgt ihm zurück in die griechische Sagenwelt. Es bleibt nur ihr Kleid bei Faust zurück, mit
dessen magischen Kräften dieser zurück in seine Heimat flieht.
Nachdem seine Begierden nach Liebe und Macht gestillt worden war, möchte er von nun an der
Gemeinschaft dienen und durch das Zurückdrängen des Meeres, durch Damm und Kanalbau Land
gewinnen. Mephistopheles lässt daraufhin einen Krieg zwischen dem Kaiser und einem Gegenkaiser
ausbrechen, der durch dessen Hilfe zugunsten des alten Kaisers entschieden wird.
Diesr teilt zum Dank das gewonnene Land unter vier Fürsten, darunter auch Faust, auf, der das Land
am Ufer des Meers erhält und sofort damit beginnt, dem Meer Land abzutrotzen. Dabei kommen
jedoch wieder Menschen ums Leben. Ein kleines Häuschen stört ihn noch. Er trägt Mephistopheles
auf, die beiden Alten, die in diesem Häuschen leben, zu beseitigen. Die Hütte geht des Nachts in
Feuer auf. Als Faust davon erfährt, möchte er die Verantwortung für den Tod der beiden nicht tragen
und gibt Mephistopheles die alleinige Schuld, weil er hätte einen Tausch gewollt und keinen Raub.
Vier graue Weiber als Personifikation von Mangel, Schuld, Sorge und Not besuchen den ergrauten,
hundertjährigen Faust. Nur die Sorge kann ein Schlupfloch in dessen Gedankenwelt finden und lässt
ihn erblinden.
Lärmende Lemuren hält er für seine Arbeiter, tatsächlich schaufeln sie sein Grab. Der letzte Wunsch
des erblindeten Faust ist es, auf "freiem Grund mit freiem Volke" zu stehn. Sollte er dies erleben, das
Volk völlig frei zu sehen, würde er die Schwurformel sagen können. Er will Räume für Millionen
schaffen, die für jeden frei bewohnbar seien. Da er sich dieser zukünftigen Entwicklung sicher zu sein
scheint, genießt er das Gefühl des Erfolges als "Vorgefühl", und erfüllt dadurch den Pakt mit dem
Teufel. Faust sinkt zurück und stirbt. Als Mephistopheles die Seele Fausts in die Hölle holen möchte,
steigt eine himmlische Heerschar vom Himmel, überlistet Mephistopheles und entführt die
Seele Fausts in einem unbemerkten Moment in den Himmel. Der Chor der seligen Knaben
verkündet: "Wer immmer selig sich bemüht, den können wir erlösen." Gretchen begrüßt Faust an der
Himmelspforte.
Das Drama wird vom Chous Mysticus beschlossen:
"Alles Vergängliche ist nur ein Gleichn
is. Das Unzulängliche, hier wird's Ereignis: Das Unbeschreibliche: hier ist's getan. Das Ewig-
Weibliche zieht uns hinan."
RÖMISCHE ELEGIEN:
- Römische Elegien ist der Titel eines Zyklus von 24 Gedichten von Johann Wolfgang von
Goethe.
- Goethe verfasste sie nach seiner Rückkehr von der Italienischen Reise 1788 bis Ende 1790
und veröffentlichte 1795 zunächst zwanzig davon in Schillers Monatsschrift „Die Horen“.
- Elegie hat in der Antike eine Liebeskonotation (Geschlechtsverkehr, Mahlzeit, Begegnug mit
der Geliebten...) und so übernimmt Goethe in seinen Elegien dieses Konzept
- in Elegien ist das lyrische ,,Ich“, was ermöglicht, dass man diese Elegien als Zycklus
betrachtet
- Liebe zu einer Frau und Begegnung mit der antiken Kultur ----- Ausbildung durch die
römische Antike und Erhebung des Geistes durch die Liebe
- Form: elegisches Distichon (ein Hexameter + ein Pentameter)
- Inspiriert von der antiken römischen Liebeselegie (Catull, Tibull, Properz und Ovid) greift
Goethe in seinem ersten Gedichtzyklus »Römische Elegien« (1788/90) deren Form, Motive
der Mythologie und Tonfall auf, um sowohl sein eigenes Rom-Erlebnis als auch die frisch
aufkeimende Liebe zu Christiane Vulpius dichterisch so zu verarbeiten, daß Tradition und
Innovation, Form und Erleben miteinander verschmelzen.
- Die »Römische Elegien« sind ein Zeugnis der persönlichen ‚Befreiung’ Goethes aus der Enge
deutscher Verhältnisse. Wie schon im palindromischen Wortspiel »Roma – Amor«
angedeutet, spiegeln die Elegien Goethes Erfahrungen sowohl der Antike wie auch des
römischen Volkslebens, des befreienden mediterranen Lebensstils voll Genuß und sinnlicher
Erfüllung wider. So es ist nicht der Liebesschmerz, sondern der Abschiedsschmerz von Rom,
der Goethe tiefe Trauer bereitet. Während Friedrich Schiller das Werk aufs Höchste lobte und
in seinen »Horen« publizierte, löste die Freizügigkeit der »Erotica Romana« bei den
Zeitgenossen jedoch einen veritablen Skandal aus.
- Seit Goethes klassischem Werk »Die italienische Reise« (1786) datiert das Ideal der
modernen Bildungsreise. Denn Goethes Italienerlebnis vereinigt beide Strömungen, die Liebe
zur Natur und zur antiken Kunst. lso eine Bildungsreise, die nicht bloß dem Kennenlernen
historischer und künstlerischer Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem der Selbstbildung, der
Kultivierung der Persönlichkeit des Reisenden zugutekommt. Das heißt, er differenzierte die
klassische enzyklopädische Italienreise zur individuelleren sensualistischen Italienreise.
Friedrich Schiller :
1.Balladen:
1. Der Taucher (1797):
- moralische Geschichte in Versen
- Geschichte über einen bösen König und einen Jüngling der zum Opfer sozialer Verhältnisse
fällt - NICHT
- der Jüngling überschreitet bewusst die Grenze, die für Menschen gesetzt ist, weil er durch
den Lohn motiviert ist
- neutrale Perspektive wird durch die Erzählung in der ersten Person ersetzt, wenn der
Jüngling vom furchtbaren Abgrund zeugt
- Die Erzählung in der ersten Person vom Aussehen des schrecklichen Abgrunds betont neu
erworbenes Bewusstsein des Jünglings für Gefahren, die da vorhanden sind
- unbewusstes Ich (plötzlicher Erzähler in der ersten Person) – es ist nicht betont, wer das ist.
Dass kann entweder einer des Höflings sein, der die Rückkehr des Jünglings abwartet, oder
kann das als die Stimme des Rationalen, der kollektiven Erfahrung sein, wobei mann auf
Schillers Unterscheidung vom naiven und sentimentalen Menschen achten soll, der ein
unmittelbares Verhältnis zu Natur durch die persönliche, historische Erfahrung bilden soll.
- indirekte Strukturiertheit der Ballade – der Jüngling schildert alles, was er dort gesehen hat.
Diese Verse verweisen uns darauf, dass er, der diese unendlichen und geheimen Tiefe erlebt
hat, nicht mehr mit dem Oberflächlichen zufrieden sein kann und dass er bei zweitem
Eintauchen ums Leben kommen wird
- das tragische Ende wird nur in einem Satz dargestellt: ,,Den Jüngling bringt keines wieder. “
- Moral der Geschichte: Wir haben in uns noch unbekannte, tiefe Orte, die wir befürchten. Wer
wagt sich, in diese Tiefe einzutauchen und diese geheime Welt kennenzulernen, wird
zerstört. Man kann diesen Druck nicht aushalten. – Symbol des Wassers: Tür zu einer
anderen Welt, zu unerforschten Geländen, zu irrationaler Welt
- jede Tiefe ist gefährlich, so ist auch die Tiefe unseres Daseins
- Geschichte über Polykrat ist aus dem Stoff von Herodot übernommen
- Schiller hat kein Epilog geschrieben – alle Situationen und Ereignisse im Text sind so
verbunden, dass sie nur zu einem Ergebnis führen können
- Dauer des Geschehens: 2 Tage
- Alle Geschehen ergeben sich auseinander und so ist es unmöglich, sie in gesonderte
Situationen einzuteilen
- zwei Gesprächspartner – der König von Ägypten und Polykrat – unterscheiden sich durch die
Erfahrung: Der König von Ägypten hatte alles, aber Gott hat ihm seinen Sohn entnommen,
deshalb weiß er, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben soll. Polykrat sucht
Bestätigung seines Glückes und Triumphes bei ihm, aber ein neues Böses kommt, so er
entscheidet, seinen wertvollsten Ring ins Meer zu werfen, damit Götter erbarmen und ihm die
Vorfreude nicht verderben. Der König von Ägypten sieht die Rückkehr des Ringes durch
einen gefangenen Fisch als ein schlechtes Zeichen – Götter haben Polykrat nicht verzeiht.
- Das Schicksal Polykrates ist nicht explizit dargestellt. Alle Geschehen führen dazu, dass sein
Schicksal tragisch ist.
- Der König von Ägypten ist Symbol des rationalen Denkens. Polykrat reagiert intuitiv und ohne
Nachdenken wirft er den Ring ins Wasser
- Symbol des Ringes: Instabilität des menschlichen Schicksals und Glückes
- Die Rückker des Ringes kann zweideutig sein – als Bestätigung seines Glückes oder als
Ablehnung von Göttern. Dass diese zweite Deutung richtig ist, wird durch die Figur des
Königs von Ägypten gezeigt, der von Anfang an Polykrats Glück bezweifelt. Am Ende sagt er,
dass Götter sein Opfer nicht akzeptiert haben.
- intuitiver Charakter der Ballade: Großen Teil der Ballade macht ein auktorialer Erzähler, der
die Geschichte in der direkten Rede schildert
- gesagt, getan (receno, ucinjeno) – Alles was gesagt wird, passiert unmittelbar danach
- ein Paradox: Polykrat ist nicht schuld, weil ihm viel Glück ermöglicht ist, aber er wird
verunglückt, weil seine Abhängigkeit von Glück seine Freiheit abschafft
- diese Ballade ist eine der 4 Schillers Balladen, die sich mit der Thematik der Herrscher und
derer Taten, Größe und Leides beschäftigt
3. Die Kraniche des Ibykus (1797):
- Das Naive und das Sentimentalische stehen in einem dichterischen Gegensatz – das
sind klassische und romantische Intentionen, die durch das mittelbare bzw.
unmittelbare Verhältnis zur Natur bedingt sind
- das Naive: Unser Gefühl der Welt. Der Mensch hat sich von dem spontanen Dasein
durch die Geschichte sehr getrennt und sich dessen bewusst geworden sein. Er strebt
danach, in dieses naive Dasein zurückzukehren.
- das Naive ist im Kind realisiert – das Kind existiert naiv und hat unbegrenzte
Möglichkeiten, die menschliche Natur zu realisieren
- das Ideal: totale Humanität, die nur potential im Kind existiert
- der Mensch ist immer unvollkomen und er ist keine Realisierung aller Möglichkeiten,
die im Kind existieren
- IDEAL IST UNSER BESTREBEN NACH DER BEWUSSTEN VERWIRKLICHUNG DES
POTENITIALS, DAS IM KIND VORHANDEN IST!
- das Naive ist etwas, was in uns nach Gesetzlichkeiten funktioniert, ohne dass man sich
dieser Gesetzlichkeiten bewusst ist!
- Das Bewusstsein ist sehr wichtig – bewusster Entschluss zur kindlichen Naivität
- bei Kant und Schiller: BEWUSSTSEIN = FORM
- Genie muss naiv sein: Seine Naivität spiegelt darin, dass seine Imagination nach
eigenen innerlichen Gesetzlichkeiten funktioniert. Sie harmonisiert das Innere und ist
Vermittlerin zwischen der gekünstelten Welt und göttlichen Welt wahrer Werte
- der naive und moderne Mensch ≠ der naive und moderne Dichter: Der moderne
Mensch hat kein unmittelbares Verhältnis zur Natur und der moderne Künstler strebt
nach der Rückkehr in Unschuld und nach dem Verlust des Bewusstseins
- es gibt 2 Triebe (Instinkte) im Menschen: 1) sinnlicher Trieb (sinnliches Vorhandensein
in der Welt) bzw. Stofftrieb 2) moralischer Trieb (Trieb zur Gestaltung) bzw. Formtrieb
- derer harmonischer Einklang ist nur durch den Spieltrieb möglich
- Der Spieltrieb - Er zügelt den sinnlichen Trieb, aber zerstört ihn nicht; man bleibt frei.
Man wird moralisch ohne Zwang (ästhetische Erkenntnis)
- moralische Form kann in der sinnlich-konkreten Weise realisiert werden
- unschuldige Existenz – Balance des Verstandes und der Sinnlichkeit
- Künstlichkeit – Überwiegen entweder des Verstandes oder der Sinnlichkeit
- der sentimentalische Dichter – er ist ständig in moralischer und ästhetischer
Vervollkommnung. Schiller schätzt mehr die bewusste Mühe als unbewusste
Vervollkommnung (dass kann man in Goethes ,,Faust“ sehen)
- KÜNSTLER MUSS EINE MORALISCHE UND ÄSTHETISCHE GRÖßE SEIN!
- moralische Form in einem Kunstwerk zeigt sich als rein geistliche Form (z.B. eine
schöne Geste – Ausprägung des Morals)
- das Naive – das Antike, Ideale, Individualisierung des Idealen
- das Sentimentalische – das Moderne, Individuelle, Idealisierung des Individuellen, das
Satirische, Elegische
- naive Dichtung unterscheidet sich im Grad der Mimesis
- der sentimentalische Dichter ist zwischen seiner eigenen Ideologie und der Realität,
die nicht auf dem Niveau seiner humanen Ideale ist, hin- und hergerissen
- Satiriker: Er lacht die Realität im Bezug auf seine Ideale aus
- Elegiker: Er leidet unter der Disharmonie seiner Ideale und der Realität
- SATIRE: Abweichung von der gekünstelten Natur, die man in solcher Gestalt nicht
imitieren kann, weil das zur mehr Unnatürlichkeit führt. Sie kann scherzhaft (sie lacht
aus, sich mit den trivialen Sachen beschäftiend darf sie das Ideal nicht verlieren) und
pathetisch sein (sie weist zurecht und darf nicht zu didaktisch sein)
- die satirische Einstellung: 1) in der Komödie (lacht das Vernunftslose aus. Sie muss
den gehobenen Stil bewahren und humoristische Efekte auslösen) 2) in der Tragödie
(im Höhepunkt gelangt sie zur pathetischen Befreiung und stellt pathetisch eine Menge
der Emotionen dar, die man aushalten kann)
- Komödie hat Vorteil – durch die humoristische Einstellung wird die Freiheit am
stärksten gegenüber der gekünstelten Welt ausgeprägt
- pathetische Satire – das Ideal, das eindeutig dargestellt ist, nach dem die nicht ideale
Wahrheit bemessen werden (es gibt eine Auseinandersetzung)
- NICHT ZU VERWECHSELN: Schiller spricht über dichterischen Einstellungen (naive,
sentimentalische, tragische, satirische, pathetische...), was nicht in Verbindung mit
traditionellen poetischen Gattungen steht
- Wichtig sind die dichterische Einstellung bzw. Weltanschauung des Dichters und nicht
formale Gattungsbezeichnungen
- ELEGIE: Elegiker sind in der Darstellung der idealen Welt andauernd
- Elegie im engen Sinne: Ideal ist als verloren dargestelt, man sucht es
- IDYLLE im weitersten Sinne: Ideal als verwirklicht dargestellt
- Hier bricht er die Dichotomie des Satirischen und Elegischen und führt eine
Trichotomie (das Idyllische) ein. Schiller ist ein idyllisher Dichter (ein satyrischer
Dichter auf pathetische Weise)
- der sentimentalische Dichter: Er muss die Wahrheit idealisieren und zwar duch die
Bearbeitung oder Objektivation des Ideals
- naive Bearbeitung – Goethe ist der einzige naive Dichter der Moderne
- der naive Dichter: Übt Einfluss auf uns durch die Individualität, lebhafte Natürlichkeit
und Sinnlichkeit; der sentimentalische Dichter übt Einfluss auf uns durch Ideen und
gehobene Geistigkeit
- Schiller besteht darauf, das Ideale zur Aktivität verleiten. Aktion beruht auf dem Ideal.
Man muss eine Aktivität haben, um zum Ideal zu gelangen. Das Ziel dieser
Entwicklung: Natürliche und der auf rationale Beschränkungen bewusste Rückkehr in
den ursprünglichen Zustand
- WICHTIG: Laut Schiller darf es keinen Unterschied zwischen der poetischen Ethik und
Ästhetik geben – Dichter steht unter dem Gesetzt seiner natürlichen Ethik. Genie ist
ideal moralisch, was bei Schiler auch eine metaphysische Dimenison hat
- Der ideale Mensch = das naive Genie
3. Wallenstein (1799):
- historische Grundlage als Universalität, in der Ideale sind: Maria Stuart war Königin von
Schottland am Ende des 16. Jhds
- sie kommt zu Besuch Königin Elisabeth. Elizabeth inhaftiert sie, weil sie von einer möglichen
Verschwörung und ihrem Mordversuch gehört hat. Marie ist zum Tode verurteilt ---- sie erfährt
das durch einen Brief (Schiller hat das aus ,,Hamlet“ übernommen)
- Marie wendet sich an Mortimer (ihr Begleiter und wichtiger Vermittler zwischen Maria und
Elisabeth und eigl. zwischen Maria und derer Befürwortern, die sich verstecken)
- wichtiger Vermittler ist auch Leicester; Marias und Elizabeths Gefühle gegenüber ihm
- Marie ist immernoch König von Schottland – Auseinandersetzung zweier Herrscherinnen
(Schiller benutzte das Motiv des Herrschers als: Jemand, der den Aufklärungsprozess
beginnen kann. Wenn er das Ideal erreicht hat, kann er auch Vorbild sein; Deshalb ist hier
Geschichte über zwei Königinen und eine von ihnen ist als ,,schöne Seele“ dargestellt)
- Zaplet: Versuch der Marie und derer Befürworten, sie zu retten
- preokret: führt zur Realisierung der Verurteilung
- zentrale Szene: Begegnung der Marie und Elisabeth; Graf von Leicester bringt Elisabeth in
einen Park, wo Maria spazieren gehen kann; Elisabeth weiß nicht, dass sie Maria begegnen
wird ----- Hier kann man sehen, wie sich Marie entwickelt hat und dass Elisabeth
unvollkommen ist
- Marie hat sich auf die Beggegnung vorbereitet und sie ekelt sich vor Elisabeth, ABER SIE
VERBEUGT SICH VOR IHR ---- Moment der Ablehnung von Ehrgeiz. Sie zeigt, dass sie
individuelle Freihiet hat
- Elisabeth: Ihre Antwort zeigt ihre Unvollkommenheit - Gott sei Dank, dass ich nicht vor dir auf
die Knie falle)
- Maria leidet in der Haft und hat sich innerlich entwickelt, was natürlich in ihrem Gesicht
sehbar ist – sie ist schön- Das bemerkt Elisabeth, was sie bewunderte
- Marie bittet um die Verzeihung, was Elisabeth ablehnt – Sie kann sich nicht erbarmen, weil
sie Marie als sich selbst nicht sehen kann; diese Begegnung ist kein Spiegel für sie; Sie hat
keine Selbstwahrnehmung
- Diese Begegnung und Mortimer sind nicht historisch bestätigt. Schiller führt am Ende auch
eine unbestätigte eine Szene ein – Marias Beichte; Sie bereut drei Sünden --- das verweist
darauf, dass sie am Anfang überhaupt nicht vollkommen war und dass sie sich durch Liebe,
Leid und Reue entwickelt hat
- Elisabeth bleibt die Gleiche und fühlt kein Mitleid mit jemanden anderen
- Maria: Spiegelbild der schönen Seele
- Marias Kommunion am Ende – Schillers Loyalität dem Katholizismus gegenüber
- Auseinandersetzung zweier Königinnen ---- Geistliches vs. reines Instinkt, das nicht beselt ist
Schillers Briefe Über die ästhetische Erziehung sind das philosophische Fundament der
Weimarer Klassik.
Inhalt: Der Mensch wird von zwei Trieben bestimmt. Der Stofftrieb klammert sich an die
Materie, der Formtrieb an die Vernunft. Einen Ausgleich zwischen den beiden Extremen schafft
nur die Kunst. Sie ist das Resultat eines dritten Triebs – des Spieltriebs – der die anderen
beiden in sich vereint. Ziel der Kunst muss es sein, den Menschen zu veredeln.
Bei der Abhandlung handelt es sich nicht um echte Briefe, sie beruhen aber auf solchen –
gerichtet an Schillers Gönner Friedrich Christian von Augustenburg.
Anstoß zu den Briefen gab die Französische Revolution, deren unmenschliche Entwicklung
Schillers Abscheu erregte.
Schiller sah die Diktatur des Adels von einer Diktatur des Pöbels abgelöst.
Manche glauben in den Briefen eine Rechtfertigung des Feudalsystems zu erkennen.
Im Gegensatz zu Jean-Jacques Rousseau wollte Schiller die Verbesserung des Menschen
nicht über eine „Rückkehr zur Natur“ erreichen, sondern über Bildung und Kunst.
Schillers Anspruch ist universalwissenschaftlich; die Briefe vereinen Fragen der Soziologie,
Politiktheorie, Ästhetik, Pädagogik und Bewusstseinsphilosophie.
Die Briefe festigten Schillers Ruhm als Philosoph und die Freundschaft mit Goethe.
Zitat: „Es gibt keinen andern Weg, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen, als dass
man denselben zuvor ästhetisch macht.“
Zusammenfassung
Naturstaat und Vernunftstaat
Auf der politischen Bühne wird derzeit über das Schicksal der Menschheit entschieden.
Schönheit spielt dabei kaum eine Rolle. Sie wird als nicht nützlich betrachtet – und die
Gegenwart huldigt nur Dingen, die nützlich sind. Man gelangt jedoch nur über die Schönheit
zur Freiheit. Sie ist entscheidend für die politisch-moralische Bildung des Menschen.
„Sie wollen mir also vergönnen, Ihnen die Resultate meiner Untersuchungen über das Schöne
und die Kunst in einer Reihe von Briefen vorzulegen.“ (S. 7)
Zunächst schlummert der Mensch in einem Staat, den er sich aus der schieren Not gebildet
hat. Der Notstaat oder Naturstaat gehört also zu den Bedingungen des menschlichen
Zusammenlebens. Dieser von natürlichen Zwängen geprägte Staat kann dem moralisch
veranlagten Menschen aber nicht genügen. Genauso wie er den reinen physischen Vorgang
der Liebe durch Sittlichkeit veredelt, weil er ihm als solcher nicht genügt, tut er dies auch mit
dem Staat. Was er anstrebt, ist ein Vernunftstaat. Das ist ein schwieriges Unterfangen: Der
Staat kann nicht in Ruhe veredelt werden, sondern ist wie ein Uhrwerk, das bearbeitet werden
soll, während es weiterläuft. Wenn dem Naturmenschen der faktische Naturstaat unter den
Füßen weggezogen wird – mit der Verheißung eines rein theoretischen Vernunftstaates –,
sorgt das für Chaos und Unsicherheit. Die staatliche Vervollkommnung kann nur gelingen,
wenn der Mensch einen Helfer hat. Seine Natur ist es nicht, denn die ist zerstörerisch und
selbstsüchtig. Seine Moral ist es auch nicht, denn die gilt es ja erst herauszukitzeln. Nur die
Ästhetik kann diese Helferrolle übernehmen. Sie muss zwischen den beiden Teilen des
Menschen vermitteln.
„Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte frohnen und alle Talente huldigen
sollen.“ (S. 9)
Die Vernunft ist im Menschen angelegt. Um aber tatsächlich zum Vernunftmenschen zu
werden, muss er beeinflusst und erzogen werden. Ein Mensch, der seiner Natur gehorcht und
keine Grundsätze hat, ist ein Wilder. Ein Mensch, der zwar Grundsätze hat, aber die Natur
missachtet, ist ein Barbar. Der harmonisch gebildete Mensch vereint die Gegensätze und ehrt
die Natur, zügelt (krotiti) aber ihre Unberechenbarkeit. (neuracunljivost) Ähnliches gilt für den
Staat, der weder repressiv noch verwirrend pluralistisch sein darf. Sinnliche und geistige
Kräfte müssen sich auch im Staatswesen zu einer harmonischen Einheit verschmelzen. Nur so
wird aus dem Staat der Not ein Staat der Freiheit.
„Hier Verwilderung, dort Erschlaffung (mlitavost): die zwey Aeussersten des menschlichen
Verfalls, und beyde in Einem Zeitraum vereinigt.“ (S. 18)
Der moderne Mensch ist nicht mehr ganzheitlich gebildet und harmonisch, wie es die antiken
Griechen waren. Die Gegenwart ist auf Spezialisierung aus: Jeder moderne Mensch ist in
seinem Fach den alten Griechen haushoch überlegen, aber er ist innerlich zerrissen – was die
Harmonie der Persönlichkeit und die Ausgeglichenheit des Charakters betrifft, stehen wir den
Griechen nach. Die Arbeitsteilung hat den Menschen von der Totalität seines Daseins und
seines Handelns entfremdet. Die Menschen der Antike waren Politiker, Wissenschaftler,
Künstler und Athleten gleichzeitig. Ihre Persönlichkeit war harmonisch. Heute müssen wir
versuchen, uns diesem Ideal wieder anzunähern.
„Stolze Selbstgenügsamkeit zieht das Herz des Weltmanns zusammen, das in dem rohen
Naturmenschen noch oft sympathetisch schlägt, und wie aus einer brennenden Stadt sucht
jeder nur sein elendes Eigenthum aus der Verwüstung zu flüchten.“ (S. 20)
Die Menschen leben im Zeitalter der Aufklärung, die Geheimnisse sind enthüllt, der
Aberglaube ist enttarnt. Und doch sind alle nach wie vor Barbaren. Woran liegt es, dass sie
den weisen Umgang mit dem Wissen der Aufklärung nicht gelernt haben? Vielleicht am
fehlenden Empfindungsvermögen. Nur über das Herz kann der Kopf erreicht werden. Dahin
gehend gilt es den Charakter der Menschen zu veredeln. Wenn der Staat es nicht kann, dann
vielleicht der Künstler. Denn die schöne Kunst ist frei, egal welche weltlichen Schranken zu
überwinden sind. Ihr Instrument ist der Künstler: Er kann die Welt in Harmonie versetzen.
Allerdings nur, wenn er autonom ist und kein Zögling oder gar Günstling seiner Zeit, denn er
soll seine Zeit belehren, sie säubern und reinigen. Der wahre Künstler achtet das Urteil seiner
Zeitgenossen gering und orientiert sich an höheren Werten einer ganz anderen, fernen Zeit.
„Zugleich voll Form und voll Fülle, zugleich philosophirend und bildend, zugleich zart und
energisch sehen wir sie die Jugend der Phantasie mit der Männlichkeit der Vernunft in einer
herrlichen Menschheit vereinigen.“ (über die Griechen, S. 21)
Sind Kunst und Schönheit also nur um den Preis der Unvernunft zu haben? Vielleicht muss
man sich von den abschreckenden Beispielen der Vergangenheit lösen und das Augenmerk
auf einen abstrakten Kunstbegriff richten, der Schönheit als absolute Grundbedingung der
Menschheit versteht.
„Der Charakter der Zeit muß sich also von seiner tiefen Entwürdigung erst aufrichten, dort der
blinden Gewalt der Natur sich entziehen und hier zu ihrer Einfalt, Wahrheit und Fülle
zurückkehren – eine Aufgabe für mehr als Ein Jahrhundert.“ (S. 30)
Zwei Triebe steuern das menschliche Verhalten: der Stofftrieb und der Formtrieb. Der
Stofftrieb ist sinnlich, er will die Welt begreifen und ihre materielle Fülle erschließen. Der
Formtrieb strebt danach, die Person zu bewahren, ihre Unveränderlichkeit zu behaupten. Er
gründet vor allem auf der Vernunft. Beide Triebe benötigen einander und sind aufeinander
bezogen. Der Stofftrieb bemächtigt sich der Welt, der Formtrieb hilft dem Menschen dabei, die
Welt zu verstehen. Jener befördert das sinnliche Erleben, dieser den Intellekt. Ohne Stofftrieb
wäre der Mensch blind, ohne Formtrieb würde ihm jeder Begriff fehlen.
„Nicht genug also, daß alle Aufklärung des Verstandes nur insoferne Achtung verdient, als sie
auf den Charakter zurückfließt; sie geht auch gewissermaßen von dem Charakter aus, weil der
Weg zu dem Kopf durch das Herz muß geöffnet werden.“ (S. 33)
Die Aufgabe der Kultur wäre es, die beiden Triebe gegeneinander abzugrenzen und sie in
Balance zu halten. Weder Gefühlswallung noch unbedingte Rationalität bringen uns weiter. Die
Kultur kann den Menschen nur dann erziehen und bilden, wenn sie ihm sowohl
Einfühlungsvermögen als auch Vernunft beibringt. Dabei kommt ihm eine dritte Kraft zugute:
der Spieltrieb. Im Spiel kann der Mensch die Forderungen der Vernunft und der Sinne
harmonisch verbinden oder sich über beide hinwegsetzen. Spiel bedeutet Zwanglosigkeit und
Harmonie. Erst im Spiel wird der Mensch vollkommen: Er begreift seine Möglichkeiten, ohne
auf die Zwänge der Wirklichkeit zu achten.
Der „Spieltrieb“ lässt sich als „lebende Gestalt“ bezeichnen, als Symbiose von „sinnlichem
Trieb“ bzw. „Leben“ und „Formtrieb“ bzw. „Gestalt“. Diese „lebende Gestalt“ meint
„Schönheit“ in „weitester Bedeutung“. Die ästhetische Kunst ist das Objekt des „Spieltriebs“.
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da
ganz Mensch, wo er spielt.“ Der Mensch erfährt in dem Zustand des ästhetischen Spiels den
„Zustand der höchsten Ruhe und der höchsten Bewegung“, das persönliche Glück.
Das „Schöne“ kann auf zwei verschiedene Weisen wirken. Es kann zum einen die Spannung
zwischen dem „Formtrieb“ und dem „sinnlichen Trieb“ auflösen und zum anderen
„anspannen“, um sie in ihrer jeweiligen Kraft zu erhalten.
,, …von dem Schönen zugleich eine auflösende und eine anspannende Wirkung zu erwarten
sei: eine auflösende, um sowohl den sinnlichen Trieb als den Formtrieb in ihren Grenzen zu
halten; eine anspannende, um beide in ihrer Kraft zu erhalten.“
Die Schönheit der „Erfahrung“ dagegen teilt sich in die „schmelzende Schönheit“, die
Schönheit im engeren Sinne, die die Grundtriebe vereint, und die „energische Schönheit“, die
die Kraft der beiden Grundtriebe stabilisiert. Die energische Schönheit ist es, die die
„civilisierten Klassen“ vor ihrem Sittenverfall, der sinkenden Kraft des „Formtriebs“, bewahren
kann. Doch beide müssen gleichermaßen wechselseitig wirken, denn wenn die „schmelzende
Schönheit“ überwiegt, drohen „Weichlichkeit und Entnervung“, überwiegt die „energische
Schönheit“, drohen „Wildheit und Härte“.
„Durch die Schönheit wird der sinnliche Mensch zur Form und zum Denken geleitet; durch die
Schönheit wird der geistige Mensch zur Materie zurückgeführt und der Sinnenwelt
wiedergegeben“. Also muss es einen „mittleren Zustand“ geben, in dem beides real werden
kann. Die beiden Grundzustände „Leiden“ bzw. „Empfinden“ und „Thätigkeit“ bzw. „Denken“
stehen sich grundsätzlich entgegen und können durch die „Schönheit“ nur verbunden
werden, indem sie vereinigt und zu einem Ganzen werden. Der Mensch wird damit zu einer
„reinen ästhetischen Einheit“.
Der Mensch muss sich sowohl von der Bestimmung des Körpers als auch von der des Geistes
lösen, um einen Zustand der „Bestimmungslosigkeit“ zu erreichen, in dem die Bestimmung
nicht festgelegt ist. Dieser „Null“-Zustand macht den Menschen in neuer Weise bestimmbar, in
einer „ästhetischen Bestimmbarkeit“. Die „leere Unendlichkeit“ des „Null“-Zustands, der nicht
nur durch Willen, sondern auch durch Mangel herbeigeführt sein kann, wird zu einer „erfüllten
Unendlichkeit“ im „ästhetischen“ Zustand. Schönheit bzw. „ästhetische Kultur“ ist nicht
zweckgebunden, findet keine Wahrheiten oder erfüllt Pflichten, verhilft dem Menschen aber zu
Würde, die es ihm ermöglicht, persönliche Freiheit zu erlangen. Dies ist das höchste Gut, das
Menschen widerfahren kann.