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Der Roman

Ein Roman ist eine lange Form der schriftlichen Erzählung. Bevor diese Textsorte ab
dem 17. Jahrhundert als “Roman” bezeichnet wurde, hieß sie “Historie” und konnte
sowohl in Prosa- als auch in Versform verfasst sein. Ab dem 17. Jahrhundert umfasste
der Roman allerdings nur noch Prosatexte. Heute ist er eine der meist verbreiteten
Gattungen der Epik. In der Regel wird das Schicksal einer oder mehrerer Personen
ausführlich und ausgeschmückt geschildert.
Der Roman ist eine der beliebtesten Literaturgattungen unserer Zeit. Doch abgesehen
vom Unterhaltungswert bietet er auch viel Potential für eine Textanalyse.

2-Merkmale des Romans:

1-Außergewöhnliche Länge (länger als andere epische Prosatexte)


2-Mehrsträngige Handlung
3-Viele Figuren
4-Meist ein mehrdimensionaler Protagonist, der eine Entwicklung durchmacht
5-Schicksalhafte Welt, reich an Eindrücken rund um den Protagonisten
6- Der Leser befindet sich meist mitten im Geschehen
7-Meist subjektive Erzählposition des Erzählers
8-Fortverlauf der Handlung ist oft ungewiss
9-Ende kann sowohl offen als auch geschlossen sein
3-Interpretation des Romans
*Erzähler und Erzählstandpunkt
Ein epischer Text hat einen Erzähler, der dem Leser die Geschichte erzählt. Dieser
Erzähler kann unterschiedliche Positionen einnehmen. Diese Position wird als
Erzählperspektive bezeichnet. Grundsätzlich unterscheiden wir vier
Erzählperspektiven: die auktoriale, personale, neutrale und die Sonderform des Ich-
Erzählers.
-Der auktoriale Erzähler: Da ein auktorialer Erzähler allwissend ist und
demzufolge alles über die Geschichte weiß, wird er häufig auch als allwissender
Erzähler bezeichnet und tritt dabei in der Erzählung als Urheber oder auch Vermittler
in Erscheinung, wodurch er sich außerhalb der erzählten Wirklichkeit befindet.
(Ein auktorialer Erzähler ist nicht Teil der Erzählung oder des eigentlichen Textes,
sondern betrachtet das Geschehen von außen.)

-Der personale Erzähler: Ein personaler Erzähler schildert das Geschehen aus der
Sicht einer oder mehrerer Figuren. Dabei schlüpft der personale Erzähler jedoch nicht
in die Figur selbst, was bei einem Ich-Erzähler der Fall wäre, sondern berichtet dem
Leser, was der jeweilige Charakter erlebt, sieht oder fühlt.
-Der neutrale Erzähler: in neutraler Erzählform zieht sich aus der Figurenwelt
zurück. Das bedeutet, dass es keine kommentierende oder wertende Erzählerstimme
gibt, die den Leser durch die Geschichte führt. Jedoch zeigt uns der neutrale Erzähler
auch Dialoge, gewährt uns jedoch keinen Blick in die Gedanken oder Gefühle der
sprechenden Figuren.
4-Aufbau einer literarischen Interpretation:
Einleitung
Text situieren in Bezug auf Entstehungszusammenhang, Leben des Autors,
zeithistorischen Hintergrund; danach ersten Eindruck des Textes formulieren;
vorläufigen Deutungsansatz (Deutungshypothese) nennen
Hauptteil
a) Text beschreiben, z. B. Thema, Inhalt, Aufbau, Personen, literarische Textart,
sprachlich-rhetorische Auffälligkeiten
b) Aussage/Sinn/Bedeutung des Textes klären/Text deuten, z. B. inhaltliche und
sprachliche Einzelheiten aufeinander beziehen, gegebenenfalls mehrere
Deutungsmöglichkeiten nennen, Deutung durch textexterne Einzelheiten (Verfasser,
Entstehungszeit, literarische Epoche) absichern; in einem Rückbezug auf die
Einleitung wird noch einmal auf die Deutungshypothese eingegangen und diese in
begründeter Weise bestätigt, korrigiert, verändert oder verworfen.
Schlussteil
Fazit ziehen und das Ergebnis der Analyse/Interpretation auf den Punkt bringen

Tendenzen der Gegenwartsliteratur:


-Alltagsdiskurse
-Die jüngste deutschsprachige Gegenwartsliteratur befasst sich vermehrt mit
Alltagserfahrung und Näheverhältnissen, mit Realien und Zeitkritik, mit ebenso
einfachen wie fundamentalen Fragen des Lebens und Sterbens – in diesem
Zusammenhang wird auch von einem ‚neuen Realismus‘ gesprochen. Aktuelle Texte
reflektieren die Möglichkeiten für Wahrnehmung und Veränderung komplexer
Realitäten.
-Postkoloniales, postmodernes Schreiben
Heutige Herausforderungen durch Migration und Globalisierung gründen wesentlich
in Prozessen der Kolonisierung und Entkolonisierung. Hier werden die Vorstellungen
von Rasse, Nation und Kultur thematisiert.
-Neue Mehrsprachigkeit und Mehrstimmigkeit
Migration, Globalisierung und Internationalisierung bringen den Erwerb von
mehreren Sprachen mit sich, was sich seit 2000 zunehmend auch in der
deutschsprachigen Literatur niederschlägt.
Das Drama
Ein Bühnenstück, Trauerspiel und Lustspiel umfassende literarische Gattung, in der
eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Bühne dargestellt wird.
2-Merkmale des Dramas:
-Kein Erzähler, nur direkter Dialog und manchmal Regieanweisungen.
-Figurenrede, die sich sozialen Milieus und persönlichen Hintergründen durch Sprache anpasst.
-Ausdruck von Gefühlen durch inneren Monolog.
-Textinterne Hinweise von Autoren.
-Aus Fiktion wird Simulation in der Realität (durch Aufführung auf der Bühne).
Ein klassisches Drama (Nach Arestoteles) wird traditionell in fünf Akte eingeteilt:
1. Akt: Exposition
Die Exposition informiert den Zuschauer über Schauplatz, Zeit und Situation. Die
Charakterzüge der Figuren werden deutlich sowie ihre Interessen und Beziehungen.
Der erste Akt ist als eine Art Einleitung in das Geschehen zu sehen, welche teilweise
auch die Vorgeschichte mancher Figuren aufgreift.
2. Akt: Steigerung
Die Handlung zielt auf einen Konflikt ab. Der sogenannte "erregende Moment" ist ein
Ereignis, aus dem sich eine dramatische Aktion entwickelt.
3. Akt: Peripetie (Umschlag)
Der dramatische Konflikt erreicht seinen Höhepunkt und die Handlung schlägt um.
Der Wendepunkt, also die Peripetie, sorgt für einen unerwarteten Umschwung.
4. Akt: retardierender Moment
Fallende Handlung, welche durch den retardierenden Moment aufgehalten wird und
die Lösung des Konflikts verzögert.
5. Akt: Katastrophe
Der Konflikt findet seine Lösung, meist auf tragische Weise und durch Untergang des
Helden.
-Nach Arestoteles beschränkt man sich nicht nur auf wenige Figuren, sondern auch
auf wenige Schauplätze.
(Gustav Freytag)

Das geschlossene Drama


(3 Einheiten, Ort, Zeit und Handlung)
– Die Haupthandlung ist durchgängig, d.h. alle Ereignisse sind miteinander verknüpft
und führen auf ein Ziel hin.
-Eine kurze gespielte Zeit.
-Die Handlung beschränkt sich auf wenige Schauplätze.
-Eine geringe Zahl von Figuren steht in einem klaren Beziehungsgeflecht zueinander.
-Es dominiert bei allen Figuren und in sämtlichen Situationen ein einheitlich hoher
Sprachstil.
Das offene Drama nach Bertolt Brecht ist im Gegensatz zu dem Drama nach
Aristoteles nicht an die Einheit von Ort, Zeit und Handlung gebunden.
Außerdem tauchen im Drama nach Bertolt Brecht mehr Figuren als im aristotelischen
Drama und auch der Schauplatz kann variieren. Darüber hinaus gibt es keinen
einheitlichen Redestil, sondern die sozialen und und individuellen Merkmale der
Figuren zeigen sich auch in ihrer unterschiedlichen Redeweise.
Textsorten der Dramatik
In der Dramatik gibt es zwei wesentliche Grundformen, in die das Drama eingeteilt
werden kann. Auf der einen Seite wäre das die Tragödie, auf der anderen Seite die
Komödie.
Als Tragödie wird die Form mit traurigen Ausgang, als die Komödie jene mit
glücklichem Ausgang bezeichnet.
Die Tragödie wird auch als Trauerspiel bezeichnet und bildet entsprechend ihrer
Merkmale das Gegenstück zur Komödie. Die Handlung bietet einen unlösbaren
Konflikt, der sich zu einer Katastrophe entwickelt und meist mit dem tragischen
Schicksal des Helden endet.
Das furchtbare Ende einer Tragödie soll dazu dienen, den Zuschauer emotional
wachzurütteln,es geht hier um den Begriff Katharsis.
Das Gegenstück, die Komödie, kann auch als Lustspiel bezeichnet werden. Sie dient
der Erheiterung des Publikums und die Handlung bietet einen Konflikt, der lösbar ist.
Sie ist geprägt von Komik und Ironie und nicht selten werden menschliche Fehler
überspitzt dargestellt oder die Figuren lächerlich gemacht.

Eine Tragikomödie ist ein Bühnenstück. Sie zählt zur literarischen Hauptgattung der
Dramatik. Eine Tragikomödie enthält sowohl Elemente der Tragödie als auch der
Komödie. Diese durchdringen einander und erhellen sich wechselseitig. Man
unterscheidet zwei Varianten:
Entweder werden tragische Situationen mit humoristischen Elementen verbunden
oder komische Sachverhalte werden tragisch beleuchtet.
Die Tragikomödie erscheint häufig als offenes Drama. Sie weicht ab von der Einheit
von Ort, Zeit und Handlung. Die Tragikomödie kann auch mehrere Handlungstränge
haben.
Friedrich Dürrenmatt ist ein Dichter der Moderne, der mit seinen Dramen und
Romanen in erster Linie Kritik am Denken und Handeln der Menschen bzw. der
Gesellschaft üben möchte, um sie wachzurütteln. Er ist der Auffassung, dass die Welt
nur mit Witz und Ironie zu ertragen sei, so sind die vorherrschenden Stilmittel in
seinen Werken: Witz, Ironie, Sarkasmus und Humor. Seine Komödien werden jedoch
immer zu Tragikomödien, weil er die Bedrohung des Menschen durch die Macht
schildert. Durch Überbelichtung und Verzerrung möchte Dürrenmatt den Rezipienten
verdeutlichen, dass das moderne Leben unüberschaubar, anonym und bürokratisch
geworden ist. Die Welt wirkt in seinen Werken grotesk und grausam, er greift das
Publikum an, fordert es heraus und versucht so Aufmerksamkeit zu wecken und
Erkenntnis zu bewirken.
Seinen Welterfolg verdankte er aber nicht diesen Werken, sondern der Tragikomödie
„Der Besuch der alten Dame“ (1956). In diesem Werk machte DÜRRENMATT die
Verhaltenskonventionen der Wohlstandsgesellschaft am Beispiel einer korrupten
Kleinstadtbevölkerung deutlich, die durch ein verlockendes Geldangebot der
Titelheldin sämtliche moralischen Skrupel verliert. Dieses Stück wurde 1964 von
BERNHARD WICKI unter dem Titel „The Visit“ (dt.: „Der Besuch“) verfilmt und ist
auch heute noch im Spielplan vieler Bühnen weltweit.

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