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- Stabilität der Gattung Novelle: anhand des Erzählrahmens über die Epochengrenzen
- Altitalienischen Muster der Novelle beginnen oft mit einer präzisen Ortsangabe und den
Adverbien ‚neulich‘ oder ‚jüngst‘
- Typische Bauformen: in einer altitalienisch-deutschen Novellentradition entstanden und nicht
automatisch auf andere Literaturen übertragbar (Differenzen zum angelsächsischen Bereich)
- Stabilität der Bauformen: Theoretiker und Novellisten kommen in ihren jeweiligen Epochen
trotz gänzlich unterschiedlicher Voraussetzungen zu ähnlichen Ergebnissen Ergebnis der
Forschungsdiskussion
- Bauformen bilden Novelle als erzähltechnich und symbolisch überstrukturierte Prosa-Gattung
o Seit Spätrenaissance: Novellistik Boccacios als allgemein akzeptiertes Gattungsmuster
Bevorzugung italienischer Stoffe in der deutschen Novellistik bis hin zu den
Italienischen Novellen
o Novellengattung besitzt eine wesensbestimmende Bildhaftigkeit (im Fall des
Dekamerons in entsprechenden Illustrationen niederschlägt viele Novellenautoren
entnehmen der Kunstsphäre Bezeichnungen für Bildformen und übertragen sie dann
auf ihr eigenes Erzählwerk
o Novelle als ‚Schwester des Dramas‘: in der ursprünglichen Renaissancepoetik der
Gattungsspezifika in der Autorität der Tragödientheorie des Aristoteles geschuldet ist
eine niedrige Gattung wie die Novelle sollte sich am Drama orientieren
(Novellentheorie auf Dramentheorie ausgerichtet) aber manchmal entstehen auch
Dramen aus Novellen
o An die Dramenstruktur knüpft die zentrale Stellung des Wendepunkts oder
Umschlags in der Novellenhandlung an Schicksalswende der Novelle führt die
Handlung in andere Sphären
o 1574 bei Bonciani die gattungsspezifische Bedeutung eines Zeichens (später als
Zentralmotiv) als handlungsbestimmende Merkmal bewegen oft die Handlung
vorwärts
o Novelle als tendenziell bürgerliche Gattung mit handelnden Personen mittleren
Standes
o Der strukturierende, oft in beschaulichem Milieu angesiedelte Novellenrahmen
hervorzuheben „jene Form gesellschaftlicher Bukolik“ Novellen oft in geselligem
Rahmen erzählt (in Gesellschaften auf dem Land, im Salon oder im Bahnabteil
- Novellenrahmen durch die Alltagssituation des Erzählens festgelegt und naheliegend
o Später der schriftliche Bericht (Chroniknovelle) und im Zuge der Etablierung der
wissenschaftlichen Psychologie die persönliche Erinnerung hinzu
Erinnerungsnovelle
- Warum wird eine bestimmte Novelle erzählt und warum nicht?
- Boccacio: Modell für den Novellenrahmen und ein frühes Beispiel für eine blutige
Gruselnovelle Autorität Boccaccios ist ein Spezifikum der Novellentheorie seit dem 16.
Jahrhundert
- Altitalienische Novelle als Modell für die deutsche Novelle
- Vorbildcharakter hatte die altitalienische Novelle seit der Zeit des deutschen
Frühhumanismus in der Literatur selbst
- Seit der Goethezeit wurde diese Musterfunktion auch theoretisch und philosophisch
untermauert Problem: die romanische novella ebenso wenig als die deutsche Novelle
- Im 19. Jahrhundert (romantischen Märchennovelle und gründerzeitlichen
Monumentalnovelle eher Theorie als Praxis der novellistischen Literaturproduktion
italienischer Kürze und Klarheit
- Novellisten durch Boccaccio einige Gattungsbausteine
o Novellistische Dreieck (von zwei Männern und einer Frau gebildet) in der grausamen
Herznovelle variiert
o Boccacios humoristische Figuren in der italienischen Novellistik übernommen und
weiterentwickelt
- Personal und Bildhaftigkeit der Novelle: Boccacio
o Bild: Baustein der Novelle
o Bildern: große Zeichenhaftigkeit, Symbolkraft bis hin zur Heilkraft inne
o Wie Drama und Novelle: Illustration neigt zur Einheit des Bildes in Raum, Licht und
Gestik viel später Novellen als ‚Nachtstücke‘ bezeichnet
- Intermediale verschiedene Medien wie Text und Bild verbindende kulturgeschichtliche
Faktum: weiteren Grundbaustein der Novelle zwischen Boccacio (altitalienischen
Novellentheorie des 16. Jahrhunderts) und der deutschen des 19. Jahrhunderts
o Bonciani: novellistisch relevantes Gemälde eines historischen Wendepunt
deutschen Novellenpoetik des 19. Jahrhunderts
- Bildlich fassbare, relativ einfache Handlung prägt die Novelle bildliche Fasslichkeit zur
traditionellen Anforderung die Handlung einer Novelle in einem Satz zusammenfassen
- Hebbel: Novelle aus ästhetischen und soziologischen Gründen nach Bildern
- Bedeutende Verschwisterung mit dem Drama
o Altitalienische Novellenpoetik orientiert sich am Drama als Gattung mit hoher
Dignität
o Unterschied: Tragödie und Komödie sind nach poetologischer Tradition ihre Handlung
auf vierundzwanzig Stunden beschränken müssen <-> Novelle in ihrer Zeitgestaltung
bei Weitem freier
- Tieck: Verbindung novellentypischen Wendepunkt mit dem Wunderbaren im Alltag
- Gemeinsames Strukturmerkmal zwischen Novellistik und Dramatik: Peripetie
o Novelle nach Boncianis Regelwerk: Wendepunkt auch übernehmen, weil die
Dramatik die bestimmende Gattung ist
o Später regelpoetische Rechtfertigung verloren, Grundelement verbleibt
o Handlungen für die Novelle geeignet: wie Aristoteles einteilen in einfache (die bei
denen der Umschlag erfolgt ohne Erkennung und jenen großen Umschwung der
Peripetie heißt) und verwickelte (welche Erkennung und Peripetie oder beides
zugleich haben
o Erkennung nach Aristoteles: Übergang vom Nichtwissen zum Wissen
o Der Erkennung: besagten Wendepunkt Kennzeichen ist die Novellenhandlung
motivierendes Motiv
- Deutschen Novellenpoetik des 20. Jahrhunderts: Zeichen zu einem hochkomplexem Symbol
ausgebaut (Kollektivsymbol)
o Unterschied zwischen Zeichen und Symbol
- Falkennovelle: Adlige und nicht Bürger im Mittelpunkt
o Deutsche Sonderstatus dieser Novelle geht zurück auf den Novellenautor Paul Heyse
o Novelle nicht nur ein „Kultur- und Gesellschaftsbild im Großen“, sondern ein
„Weltbild im Kleinen entfaltet“
o Bildliche steht über dem Abstrakten
o Heyse: Novelle im Jahrhundert naturwissenschaftlicher Empirie als „isoliertes
Experiment“ im Gegensatz zur romanhaften Breite
o Greift auf aristotelische Poetik zurück
o Handwerklich solide klare Konstruktion (einen Falken): kennzeichnet das
Novellenmuster Falke im Mittelpunkt: Dingsymbol
- Falknerei entnommene Zentralmotiv einer Novelle: Strukturmerkmal, inhaltlich eher ein
Symbol
- Umbauten der novellistischen Bausteine sind gattungsimmanent
o Frei auswählen
o Unterschied von Reim, Versmaß und Strophenform (klar fixierten Gedichtsgattungen)
o Unterschied von anderen Prosaformen: große Repertoire an formalen Versatzstücken
und inhaltliche Motiven und Symbolen
- Novellistik: Erzählen nach Modellen und Mustern kein Ausweis mangelnden Talents
- Spiel mit Tradition prägt Novellieren Novelle in der Postmoderne (Skepsis gegen die
modernen Avantgarde kultiviert) wieder eine beliebte Gattung
- Ernst der konservativen Novellenschaffens: spielerischen Ironie im Umgang mit den ererbten
Musterbrüchen
- Meisterschaft der Novellisten: Kunsthandwerkliche der Gattung