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Über den Autor:

Abū al-Iḫlāṣ Ḥasan b. ʿAmmār b. ʿAlī aš-Šurunbulālī al-Wafāʾī al-Ḥanafī wurde im Jahre 1586 n. Chr.
(994 n. H.) in der Gegend um al-Manūfiyya (Oberägypten) geboren. Im kleinen Vorort Šubrā Balūla
begann seine Wissensreise, auf der er mit den grundlegenden islamischen Wissenschaftsdisziplinen in
Berührung kam. Mit sechs Jahren lernte er den gesamten Koran auswendig und sein Vater nahm ihn
mit nach Kairo, wo er sein Studium an der al-Azhar Universität aufnahm. Dort lernte er über Jahre bei
mehreren Großgelehrten seiner Zeit, u.a. bei Šayḫ Muḥammad al-Ḥamawī, Šayḫ ʿAbdurraḥmān al-
Masīrī, Imām an-Naḥrīrī (unter dessen Anleitung er zum Rechtsgelehrten wurde) und Muḥammad al-
Maḥabbī. Nach jahrelangem Studium erhielt er einen Lehrauftrag an der al-Azhar Universität und es
bildeten sich studentische Lernzirkel aus ganz Ägypten und dem gesamten aš-Šām-Gebiet um ihn. Zu
seinen bekanntesten Schülern gehören as-Sayyid as-Sanad al-Ḥamawī, Šayḫ Šāhīn al-Armanāwī und
der Großgelehrte Abū al-Fidāʾ Ismāʿīl b. Aḥmad an-Nablūsī. Šayḫ aš-Šurunbulālī beschäftigte sich bis
zu seinem Tod an einem Freitag nach dem Nachmittagsgebet am 11. Ramadan 1069 n. H. (1659 n.
Chr.) mit der Wissenswelt des Korans und der Verbreitung dieses Wissens durch die Lehre. Möge
Allah (der Erhabene) sich seiner erbarmen.

Ḥasan aš-Šurunbulālī
Nūr al-Īḍāḥ
Kitāb aṭ-Ṭahāra
Die rituelle Reinheit gemäß der hanafitischen Rechtsschule
Ein Handbuch über die gottesdienstlichen Handlungen

Übersetzung und Kommentar

© 2018 Alper Soytürk


c/o Stefan Stern
Feldkreuzweg 11
79793 Wutöschingen

Übersetzung: Alper Soytürk


Lektorat: studiotextart, Frankfurt am
Main Dr. Birgit Siekmann
Cover: pro_ebookcovers, www.fiverr.comISBN:
ISBN: 978-19802-51347

Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Übersetzers 12
Vorwort des Autors 16
Arten von Wasser
Wasser zur (rituellen) Reinigung 18
Kategorien von Wasser 19
Arten von Wasser, mit denen man keine Gebetswaschung
vornehmen darf 20
Wann ändert das Wasser seine natürliche (reinigende)
Eigenschaft? 21
Die Beurteilung vom Speichel 25
Wassergefäße und Kleidungen 27
Die Beurteilung von Brunnen und die Möglichkeiten, sie zu
reinigen 29
Dinge, die das Wasser nicht verunreinigen 32

Die Reinigung der Ausscheidungsorgane (‫ﺠﺎء‬ َ ‫ﺳِﺘْﻨ‬


ْ ‫ﻹ‬ِ ْ ‫)ا‬
Die Beurteilung (Ḥukm) vom al-Istinǧāʾ 34
Die Sunna-Handlungen beim al-Istinǧāʾ 35
Verbotene Handlungen beim al-Istinǧāʾ 37
Verpönte Handlungen beim al-Istinǧāʾ 39
Anstandsregeln beim Verrichten der Notdurft 40
Die Gebetswaschung (‫ﺿﻮء‬ ُ ‫)اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬
Die Pflichtwaschung 43 ُ ‫ﺾ اْﻟُﻮ‬
‫ﺿﻮء‬ ُ ِ‫َﻓَﺮاﺋ‬
Grund der Gebetswaschung 44
Bedingungen zur Verpflichtung der Gebetswaschung44 ُ
‫ﺷُﺮوط‬
Bedingungen für die Gültigkeit der Gebetswaschung 46
Weitere Bestimmungen zur Gebetswaschung 47 ُ ‫ﻜﺎُم اْﻟُﻮ‬
‫ﺿﻮِء‬ ْ َ‫أ‬
َ ‫ﺣ‬
Die Sunna-Handlungen der
Gebetswaschung 50 ُ ‫ﻦ اْﻟُﻮ‬
‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫ﺳَﻨ‬ُ
Anstandsregeln bei der
Gebetswaschung 53 ‫ﺿﻮِء‬ُ ‫ب اْﻟُﻮ‬ُ ‫آَدا‬
Verpönte Dinge bei der Gebetswaschung ‫ت‬ ُ ‫ھﺎ‬ َ ‫َﻣْﻜُﺮو‬
56 ُ ‫اْﻟُﻮ‬
‫ﺿﻮِء‬
Kategorien der Gebetswaschung 57
Erste Kategorie: Verpflichtend 57 ‫ض‬ٌ ‫َﻓْﺮ‬
Zweite Kategorie: Obligatorisch 57 ‫ﺟﺐ‬ ِ ‫َوا‬
Dritte Kategorie: Erwünscht 58 ٌ ‫َﻣْﻨُﺪو‬
‫ب‬
Dinge, die die Gebetswaschung ungültig machen
61 ‫ﺿﻮِء‬ُ ‫ﺾ اْﻟُﻮ‬ُ ِ‫ﻧََﻮاﻗ‬
Dinge, die die Gebetswaschung nicht ungültig
machen 65
Die Ganzkörperwaschung (‫ﺴﻞ‬ ُ ‫)اْﻟ‬
ْ ‫ﻐ‬
Dinge, die eine rituelle Ganzkörperwaschung ‫ﺴﻞ‬ ْ ‫ُﻏ‬
verpflichtend machen 68
Dinge, die eine Ganzkörperwaschung nicht verpflichtend
machen 70
Die Pflichtbestandteile der
Ganzkörperwaschung 72 ‫ﻞ‬ِ ‫ﺴ‬ ْ ‫ﺾ اْﻟُﻐ‬ُ ِ‫َﻓَﺮاﺋ‬
Die Sunna-Handlungen der Ganzkörperwaschung
74 ‫ﻞ‬ِ ‫ﺴ‬ ْ ‫ﻦ اْﻟُﻐ‬ُ ‫ﺳَﻨ‬
ُ
Anstandsregeln (‫ )آَداب‬und verhasste Handlungen (‫ھﺎت‬ َ ‫)َﻣْﻜُﺮو‬
bei der Ganzkörperwaschung 76
Wann die Ganzkörperwaschung zur Sunna wird 77
Wann die Ganzkörperwaschung erwünscht (‫ب‬ ٌ ‫)َﻣْﻨُﺪو‬
ist 77
At-Tayammun (‫ﻤﻢ‬ ‫)اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
Bedingungen für die Gültigkeit des Tayammum 80
Die Säulen des Tayammum 86 ‫ﻢ‬
ِ ‫ﻤ‬ ُ ‫أَْرَﻛﺎ‬
‫ن اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
Die Sunna-Handlungen beim Tayammum 86
Den Tayammum hinauszögern 87
Die Suche nach Wasserbecken 88
Das Gebet mit dem Tayammum 89
Der Tayammum bei Verletzung 90
Dinge, die den Tayammum ungültig machen ‫ﺾ‬ ُ ِ‫ﻧََﻮاﻗ‬
91 ‫ﻢ‬ ‫اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
ِ ‫ﻤ‬
Die Beurteilung desjenigen, der keine Hände und Füße
hat 92

Das Streichen über die


Ledersocken (‫ﻋﻠَﻰ‬
َ ‫ﺢ‬ُ ‫ﺴ‬ َ ‫اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬
‫)اْﻟ ُ ﱠ‬
ِ ‫ﺨﻔْﯿ‬
‫ﻦ‬
Die Bedingungen für das Streichen über die
Ledersocken 93
Bedingungen für die Gültigkeit des Streichens über die
Ledersocken 94
Die Dauer für das Streichen über die Ledersocken
96 ِ‫ﺴﺢ‬ َ ‫ُﻣﱠﺪُة اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬
Pflichtbestandteile und Sunna-Bestandteile für das Streichen
über die Ledersocken 98
Dinge, die das Streichen über die Ledersocken ungültig
machen 99
Dinge, über die man nicht streichen darf 100
Das Streichen über Gips und dergleichen
Bestimmungen beim Streichen über den Gips 102
Das Abfallen oder der Wechsel vom Gips 103
Zustände, in denen das Darüberstreichen erlaubt ist 103
Die Absicht beim Darüberstreichen 104
Die Regelblutung (‫ﺤْﯿﺾ‬ َ ‫)اْﻟ‬, das Wochenbett (‫ﻔﺎس‬ َ ّ‫ )اﻟ ِﻨ‬und die
Schmierblutung/Zwischenblutung (‫ﺔ‬ُ ‫ﺿ‬َ ‫ﺤﺎ‬
َ ‫ﺳِﺘ‬ْ ‫ﻹ‬ ِ ْ ‫ )ا‬der
Frau
Arten von Blut 105
Dauer der Reinigung 107 ‫ُﻣﱠﺪُة اﻟﻄ ﱡْﮫِﺮ‬
Verbotene Handlungen während der Regelblutung und des
Wochenbetts 108
Wann ist der Geschlechtsverkehr wieder erlaubt? 109
Gottesdienstliche Handlungen, die nachgeholt werden
müssen 110
Dinge, die im Zustand der großen rituellen Unreinheit (‫ﺠَﻨﺎﺑَﺔ‬ َ ‫)اْﻟ‬
verboten sind 111
Dinge, die im Zustand der kleinen rituellen Unreinheit (‫ث‬ ُ ‫ﺤَﺪ‬َ ‫)اْﻟ‬
verboten sind 111
Weitere Bestimmungen für die Zwischenblutung 112 ‫ﺿُﺔ‬
َ ‫ﺤﺎ‬
َ ‫ﺳِﺘ‬ ِْ‫ا‬
ْ ‫ﻹ‬
Wann zählt man als entschuldigt? 113

Die Unreinheiten (‫ﺠﺎس‬ َ ‫ )اْﻷَْﻧ‬und Wege, sie zu reinigen


Arten von Unreinheiten 115 ‫ﺔ‬
ِ ‫ﺳ‬ َ ‫أَْﻗ‬
َ ‫ﺴﺎُم اﻟﱠﻨ‬
َ ‫ﺠﺎ‬
Wann wird die Unreinheit nicht beachtet 117
Mittel, Verunreinigungen zu beheben 119
Reinheit von der Haut eines verendeten Tieres 121
9767-4677-2
Vorwort des Übersetzers
Im Laufe der Geschichte der islamischen Wissenschaftsdisziplinen haben
sich in allen Wissenschaftsdisziplin (wie z.B. in ʿAqīda, Uṣūl, Fiqh, ʿUlūm
al-Qurʾān, al-Qirāʾāt, Muṣṭalaḥ al-Ḥadīṯ, an-Nahw etc.) Grundtexte (Mutūn)
herauskristallisiert, die das Ziel hatten, zum einem dem Anfänger einen
groben Überblick über die Grundbausteine dieser Disziplin zu geben, zum
anderen auch dem Gelehrten halfen, aufgrund dieser Grundtexte schnell auf
dieses Wissen zurückzugreifen.
Die meisten dieser Texte werden von angehenden Gelehrten auswendig
gelernt und führen den Anfänger in diese Thematik ein, ohne auf die Art
Details einzugehen, die man in den ausführlich kommentierten Werken jeder
Wissenschaftsdisziplin vorfindet.
Diese Grundtexte beschränken sich auf die Wiedergabe des Konsenses der
Experten dieser Wissenschaftsdisziplin.
Nūru-l-Īḍāḥ wa Naǧātu-l-Arwāḥ (Das Licht der klaren Darlegung und die
Rettung der Seelen) gehört zu den wichtigsten Grundtexten der hanafitischen
Rechtsschule, den darum sowohl Anfänger als auch der Gelehrte kennen
sollte.
Dieser Grundtext hat sich bereits zu den Lebzeiten von aš-Šurunbulālī
sowohl unter den Schülern als auch Gelehrten weiter Verbreitung erfreut,
sodass dieser Grundtext noch heute im Curriculum (Lehrplan) der großen
Universitäten wie z.B. der al-Azhar Universität steht, und sich in Ländern, in
denen die hanafitische Rechtsschule mehrheitlich gelehrt wird, weiter
Verbreitung erfreut. aš-Šurunbulālī verfasste bereits zu Lebzeiten aufgrund
der hohen Nachfrage einen Kommentar (Šarḥ) zu diesem Grundtext mit dem
Namen Imdādu-l-Fattāh Šarḥ Nūri-l-Īḍāḥ wa Naǧātu-l-Arwāḥ.
Kurze Zeit später schrieb er einen weiteren Kommentar, der die Endfassung
darstellte, in dem er alle Kapitel, die im Grundtext vorkommen, ausführlich
noch einmal darlegte – er gab ihm die Bezeichnung Marāqī al-Falāḥ Bi-
Imdādi-l-Fattāḥ Šarḥ Nūri-l-Īḍāḥ wa Naǧātu-l-Arwāḥ. Dieser Kommentar ist
eine meiner Hauptquellen, auf die ich mich bei meinen Kommentaren in den
Fußnoten stütze. Dieser Kommentar hat die Aufmerksamkeit vieler
Rechtsgelehrten auf sich gezogen, sodass der Großgelehrte Aḥmad b.
Muḥammad aṭ-Ṭaḥṭāwī (gest. 1816 n. Chr./ 1231 n. H.) einen ausführlichen
Kommentar (Ḥāšiya) geschrieben hat mit der Bezeichnung Ḥāšiya aṭ-
Ṭaḥṭāwī ʿalā Marāqī al-Falāḥ, den ich als zweite Hauptquelle bei meinen
Anmerkungen in den Fußnoten herangezogen habe.
In dem hier vorliegenden Werk ist der originale Grundtext übersetzt worden
und um den Leser mit dem Grundtext nicht alleine zu lassen, findet man
darüber hinaus in den Fußnoten detaillierte Informationen sowie anschauliche
und praktische Beispiele vor, deren Referenz die beiden eben erwähnten
Kommentare von aš-Šurunbulāli und aṭ-Ṭaḥṭāwī und die übrigens die zwei
geläufigsten und am meisten verbreiteten Kommentare zum Grundtext sind.
Weiterhin handelt es sich beim Grundtext um einen Fließtext, daher habe ich
versucht, Struktur in den Grundtext zu bringen, indem ich ihn in Kapitel
aufgeteilt und diese nummeriert habe. Bei dem vorliegenden Werk handelt es
sich um die Übersetzung und den Kommentar des Kapitels über die Reinheit
(aṭ-Ṭahāra). Dieses Kapitel wird in nahezu allen Rechtswerken aller
Rechtsschulen als allererstes Kapitel behandelt und der Grund dafür ist, dass
die Reinheit zu den unerlässlichen Grundbedingungen gehört, um das Gebet
verrichten zu können.
Ohne rituelle Reinheit kein Gebet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das
Gebet immer nach dem Kapitel über die Reinheit behandelt wird. Die
anderen Kapitel (wie z.B. das Gebet, das Fasten, die Zakat und die
Pilgerfahrt) werden mit Allahs Erlaubnis mit der Zeit auch übersetzt werden.
Nun bleibt hier an dieser Stelle nichts anderes zu tun, als die Einleitung so
abzuschließen, wie es auch Šayḫ aš-Šurunbulālī tut: Ich bitte Allah (den
Erhabenen) darum, dass er seine Diener daraus Nutzen ziehen lässt und
ermöglicht, dass dieser Nutzen anhält.

Berlin, im Februar 2018 Alper Soytürk

Vorwort des Autors


Aller Lobpreis gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Friede und Segen seien
auf unserem Propheten Muhammad (sas), dem Siegen aller Propheten, auf
seiner reinen Familie und all seinen Gefährten.
Einige Freunde traten mit der Bitte an mich heran – möge Allah (der
Erhabene) sie und mich mit seiner Güte aufnehmen – ein Einführungswerk
im Bezug auf die gottesdienstlichen Handlungen zu verfassen, das es
ermöglicht, die verschiedenen Angelegenheiten, die in den kommentierten
Werken in aller Ausführlichkeit behandelt werden, für den Anfänger leicht
verständlich zusammenzufassen.
Dieser Bitte bin ich mit der Hoffnung auf die Belohnung (Allahs)
nachgekommen und ich erwähne hierhin nur die Aussagen (der hanafitischen
Rechtsgelehrten), deren Authentizität durch die Großgelehrten festgesetzt
wurde, ohne dass ich diese in die Länge ziehe.

Diesem Werk gab ich den Namen Nūru-l-Īḍāh wa Naǧātu-l-Arwāḥ. Ich bitte
Allah (den Erhabenen) darum, dass er seine Diener daraus Nutzen ziehen
lässt und ermöglicht, dass dieser Nutzen anhält.

Arten von Wasser


Wasser zur (rituellen) Reinigung

Die Arten von Wasser, mit denen man sich (rituell) reinigen darf, sind sieben
an der Zahl:
1. Regenwasser
2. Meerwasser
3. Flusswasser
4. Brunnenwasser
5. Schnee
6. Hagel
7. Quellwasser

Kategorien von Wasser

Die Arten von Wasser lassen sich in fünf Kategorien[1] aufteilen:


1. Rein und reinigend (‫ﮫﺮ‬ ِّ َ‫ھﺮ ُﻣﻄ‬ ِ ‫)طَﺎ‬, von dessen Benutzung nicht
abgeraten wird: Das Wasser in seinem Urzustand (‫ﻖ‬ ْ ‫ﻤ‬
ُ َ‫ﻄﻠ‬ ُ ‫ﻤﺎُء اْﻟ‬
َ ‫)اْﻟ‬
2. Rein und reinigend (‫ﮫﺮ‬ ِّ َ‫ھﺮ ُﻣﻄ‬ ِ ‫)طَﺎ‬, von dessen Benutzung
abgeraten wird (‫)َﻣْﻜُﺮوٌه‬: Das ist das (wenige)[2] Wasser, von dem
eine Katze und ähnliche Tiere[3] getrunken haben
3. Rein, aber nicht reinigend (‫ﮫﺮ‬ ِّ َ‫ھﺮَﻏْﯿُﺮ ُﻣﻄ‬
ِ ‫)طَﺎ‬: Das Wasser, das
bereits zur rituellen Reinigung benutzt wurde (‫ﻤﻞ‬ َ ‫ﺴَﺘْﻌ‬
ْ ‫)ُﻣ‬

Wann gilt das Wasser als benutzt (‫ﻤﻞ‬ َ ‫ﺴَﺘْﻌ‬


ْ ‫ )ُﻣ‬und ist somit für eine weitere
rituelle Reinigung nicht mehr geeignet?
Das Wasser gilt in dem Augenblick als benutzt, sobald das reine und
reinigende Wasser, womit man sich wäscht, von einem Körperteil abperlt.

Arten von Wasser, mit denen man keine


Gebetswaschung vornehmen darf
Mit folgenden Arten von Wasser und Flüssigkeiten[4] ist es nicht erlaubt, die
ُ ‫ )اْﻟُﻮ‬vorzunehmen:
rituelle Reinigung (‫ﺿﻮء‬
1. Flüssigkeiten, die aus einem Baum oder aus einer Frucht
austreten, selbst wenn diese Flüssigkeit aus der Frucht austritt,
ohne dass Druck ausgeübt wurde. Dies ist die geläufige Meinung
in dieser Rechtsschule.[5]
2. Wasser, in dem etwas gekocht wird[6] oder zu dem etwas
hinzugefügt wird, wodurch sich das Wasser (hinsichtlich der
Farbe, des Geruchs oder des Geschmacks) verändert.

Wann ändert das Wasser seine natürliche


(reinigende) Eigenschaft?

1. Es ändert sich durch, dass man dem Wasser ein festes


Element[7] beifügt und dieses Feinheit und Fließeigenschaften
des Wassers verändert.[8] Sollten dem Wasser Safran, Früchte
oder Blätter beigefügt werden,[9] würde das Wasser dadurch
seinen reinigenden Charakter nicht verlieren, selbst wenn all
seine drei Eigenschaften (Geruch, Geschmack und Aussehen)
sich dadurch geändert hätten.[10]
2. Es ändert sich dadurch, dass man dem Wasser eine Flüssigkeit
beifügt und sich nur eine einzige Eigenschaft des Wassers[11]
ändert, wenn es sich um eine Flüssigkeit wie Milch handelt,
die insgesamt selbst nur zwei Eigenschaften aufweist: Sie hat
eine Farbe, einen Geschmack, aber keinen Geruch. Wenn die
beigefügte Flüssigkeit alle drei Eigenschaften aufweist, wie
z.B. Essig[12], dann müssen zwei Eigenschaften dieser
Flüssigkeit das Wasser dominieren, um es für die rituelle
Waschung unbrauchbar zu machen.
3. Bei der Flüssigkeit, die keine der drei Eigenschaften aufweist,
wie z.B. bereits zur rituellen Reinigung benutztes
Wasser (‫ﻞ‬ َ ‫ﺴَﺘْﻌ‬
ُ ‫ﻤ‬ ُ ‫ﻤﺎُء اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬ َ ‫ )اْﻟ‬oder geruchloses
Rosenwasser, entscheidet sich die Reinheit oder Unreinheit
des Wassers durch das Gewicht. Wenn man zwei Raṭl[13] des
benutztem Wassers (‫ﻞ‬ َ ‫ﺴَﺘْﻌ‬
ُ ‫ﻤ‬ ْ ‫ﻤ‬ُ ‫ﻤﺎُء اْﻟ‬َ ‫ )اْﻟ‬auf ein Raṭl des
sauberen Wassers (‫ﻖ‬ ْ ‫ﻤ‬
ُ َ‫ﻄﻠ‬ ُ ‫ﻤﺎُء اْﻟ‬َ ‫ )اْﻟ‬gießt, dann ist das daraus
resultierende Wasser für die rituelle Waschung unbrauchbar,
doch wenn das umgekehrte der Fall ist, dann ist es erlaubt.[14]
4. Es ändert sich dadurch, dass eine unreine Substanz (‫ﺔ‬ ٌ ‫ﺳ‬ َ َ‫ )ﻧ‬in
َ ‫ﺠﺎ‬
das wenige[15] stillstehende Wasser oder in ein fließendes
Wasser fällt[16] und Spuren dieser Unreinheit darin zu
erkennen sind.
5. Zudem ist es nicht erlaubt, mit Wasser die rituelle Waschung
vorzunehmen, bei dem es Zweifel über seine Reinheit gibt,
wie z.B. Wasser, aus dem ein Esel oder ein Maulesel
getrunken hat.

Die Beurteilung vom Speichel


Das wenige Wasser, in das sich Speichel mischt, wovon ein Tier trinkt, lässt
sich in vier Kategorien aufteilen:

1. Rein und reinigend (‫ﮫﺮ‬ِّ َ‫ھﺮ ُﻣﻄ‬


ِ ‫)طَﺎ‬: Das Wasser, von dem ein
Mensch, ein Pferd oder ein Tier, dessen Verzehr erlaubt ist,
getrunken hat[17]
2. Unrein (‫ﺲ‬ٌ ‫ﺠ‬ِ َ‫ )ﻧ‬und für den Gebrauch verboten ist: Das
Wasser, von dem ein Hund, ein Schwein oder Raubtiere, wie
Leoparden und Wölfe, getrunken haben
3. Das Wasser, dessen Benutzung verpönt (‫ )َﻣْﻜُﺮوٌه‬ist, wenn sich
daneben sauberes Wasser befindet: Das Wasser, von dem
Katzen, Hühner, Raubvögel wie Falken, Wanderfalken, Milane
und Mäuse getrunken haben, jedoch keine Skorpione[18]
4. Das Wasser, über das Zweifel herrscht (‫ك‬ ٌ ‫ﺸُﻜﻮ‬
ْ ‫)َﻣ‬, ob es rein
und reinigend ist: Das Wasser, in das sich der Speichel von
Esel und Maulesel gemischt hat. Wenn man kein anderes
Wasser finden sollte, dann führt man zuerst die rituelle
Waschung ُ ‫ )اْﻟُﻮ‬aus, danach den Taymmum (‫ﻤﻢ‬
(‫ﺿﻮء‬ ‫)اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
und danach kann man beten.[19]

Wassergefäße und Kleidungen


Wenn man saubere (Ṭāhir) und dreckige (Naǧis) Wassergefäße hat und man
sich nicht mehr sicher ist, welches Gefäß rein und welches unrein ist, man
aber weiß, dass die meisten Gefäße rein sind, dann sucht man gründlich nach,
um abzuschätzen, welches Wassergefäß sich zur rituellen Waschung und zum
Trinken eignet. Sollte jedoch der Großteil der Wassergefäße verschmutzt
(Naǧis) sein, dann darf mit keinem der Wassergefäße die rituelle Waschung
vorgenommen werden[20] und man darf nur gründlich untersuchen, welches
sich davon noch zum Trinken eignet.[21]
Wenn jemand saubere und dreckige Kleidung[22] hat und man nicht weiß,
welches Kleidungsstück sauber und welches unrein war, dann versucht man
durch gründliches Nachforschen herauszufinden, welches Kleidungsstück
sauber ist, ganz gleich, ob der Großteil der Kleidung rein oder unrein ist.[23]

Die Beurteilung von Brunnen und die


Möglichkeiten, sie zu reinigen
Ein (kleiner) Brunnen gilt in den folgenden Fällen als verunreinigt und muss
gereinigt werden,

1. wenn sich eine Unreinheit (Naǧāsa) darin mischt, selbst wenn


es wenig sein sollte, wie z.B. ein Tropfen Blut oder Alkohol,
2. wenn ein Schwein hineinfallen sollte und selbst, wenn das
Schwein lebendig herauskommen sollte[24] und sein Mund
das Wasser nicht berührt haben sollte,[25]
3. wenn ein Hund, ein Schaf[26] oder ein Mensch darin sterben
sollte,
4. wenn ein Tier sich darin (nach dem Tod) aufblähen sollte,
selbst wenn es sich dabei um ein kleines Tier handeln sollte.
Wenn es in so einem Fall nicht möglich sein sollte, das
gesamte Wasser im Brunnen auszuwechseln, dann nimmt man
200 Eimer vom reinen und reinigenden Wasser und gießt diese
in den Brunnen, somit wird das Brunnenwasser wieder rein,
5. wenn darin ein Huhn, eine Katze oder ähnliche Tiere sterben
sollten, dann gibt man dem Brunnen 40 Eimer vom
reinigenden Wasser hinzu,
6. wenn darin eine Maus oder ein ähnliches Tier verenden sollte,
dann gibt man dem Brunnen 20 Eimer vom reinigenden
Wasser hinzu.

Was wird durch die Zugabe vom reinigenden Wasser alles gereinigt?

1. Der Brunnen
2. Der Eimer
3. Das Seil (womit der Eimer abgeseilt wird)
4. Die Hand, die das Seil runterlässt oder der Haken, an dem der
Eimer befestigt ist
Dinge, die den Brunnen nicht verunreinigen:

1. Ausscheidungen von Kamel, Schaf, Bock, Ziege etc. (‫)اْﻟﺒَْﻌﺮ‬


2. Ausscheidungen von Esel und Maulesel (‫)اﻟﱠﺮْوث‬
3. Ausscheidungen von einer Kuh, Büffeln etc. ِ ‫)اْﻟ‬
(‫ﺨْﺜﻲ‬

Es sei denn, dass einem die Ausscheidungen im Brunnen zu viel erscheinen


oder man beim Hochziehen des Eimers sieht, dass er voll mit
Ausscheidungen ist, in dem Fall muss das Wasser gereinigt werden.

Dinge, die das Wasser nicht verunreinigen

Das Wasser wird durch folgende Dinge nicht verunreinigt:

1. Kot von einer Taube oder einem Spatz


2. Durch den Tod eines Lebewesens, das keinen Blutkreislauf
hat, wie z.B. Fische, Frösche, Wasserlebewesen, Insekten,
Fliegen, Bienen und Skorpione
3. Durch einen Menschen oder Tiere, deren Verzehr erlaubt ist
und die lebendig aus dem Wasser kommen und bei denen sich
keine Unreinheit an ihrem Körper befindet[27]
4. Durch einen Esel, Maulesel, Raubvögel und auch Raubtiere
nach der korrekten Ansicht
Wenn der Speichel eines Lebewesens, das rein ist, das Wasser des Brunnens
berührt, bleibt das Wasser rein, doch wenn der Speichel des Lebewesens, das
sich darin befindet, unrein ist und es das Wasser berührt, wird das Wasser im
Brunnen unrein und muss gereinigt werden.
Wenn ein totes Tier in den Brunnen fällt, ist das Wasser darin nicht sofort
unrein, sondern erst nach einem Tag und einer Nacht. Wenn ein totes und
aufgeblähtes Lebewesen sich im Brunnen befindet und man nicht genau
weiß, seit wann dieses sich darin befindet, dann gilt das Brunnenwasser erst
nach drei Tagen und Nächten als verunreinigt.
Die Reinigung der Ausscheidungsorgane
َ ‫ﺳِﺘْﻨ‬
(‫ﺠﺎء‬ ِ ْ ‫)ا‬
ْ ‫ﻹ‬
Der Mann muss sein Geschlechtsorgan soweit reinigen, dass vom Urin keine
Spur mehr übrig bleibt und er muss sich darüber auch in der Praxis
vergewissern: Entweder durch gehen, durch husten, sich hinlegen oder andere
Praktiken, um sicherzustellen, dass kein Urin mehr austritt. Er darf solange
nicht mit der rituellen Reinigung (‫ﺿﻮء‬ُ ‫ )اْﻟُﻮ‬beginnen, bis er sich sicher ist,
dass der Urin vollständig ausgeschieden ist.

Die Beurteilung (Ḥukm) vom al-Istinǧāʾ

1. Das Reinigen der Ausscheidungsorgane (al-Istinǧāʾ) ist eine


Sunna, solange die Unreinheit (Naǧāsa) aus den beiden
Ausscheidungsorganen noch nicht ausgetreten ist.
2. Wenn die Unreinheit über die beiden Ausscheidungsorgane in
der Größe eines Dirhams[28] ausgetreten ist, dann ist die
ٌ ‫ﺟ‬
Reinigung obligatorisch (‫ﺐ‬ ِ ‫)َوا‬.
3. Wenn die Unreinheit über die beiden Ausscheidungsorgane die
Größe eines Dirhams übersteigt, dann ist die Reinigung mit
ٌ ‫)َﻓْﺮ‬.
Wasser verpflichtend (‫ض‬
Zudem ist es verpflichtend, die Ausscheidungsorgane zu reinigen bei der
großen rituellen Reinigung aufgrund der großen rituellen Unreinheit (‫ﺟَﻨﺎﺑَﺔ‬
َ ),
der Regelblutung (‫ﺣْﯿﺾ‬
َ ) oder beim Wochenfluss (‫)ﻧَِﻔﺎس‬, selbst wenn es
sich um eine geringe Menge Unreinheit handelt, die ausgeschieden wurde.

Die Sunna-Handlungen beim al-Istinǧāʾ

1. Die Reinigung der Ausscheidungsorgane durch einen sauberen


Stein ist empfehlenswert.[29]
2. Das Reinigen mit Wasser ist empfehlenswerter.
3. Am besten ist es, diese beiden zu verbinden, indem man
zunächst die Ausscheidungsorgane mit Steinen abwischt und
anschließend mit Wasser reinigt.
4. Es ist erlaubt, sich nur auf Steine oder das Wasser zu
beschränken.

Die Anzahl der Steine ist eine Empfehlung (‫ب‬ ٌ ‫ )َﻣْﻨُﺪو‬und keine gesicherte
‫ﱠ‬
Sunna-Handlung (‫ﺔ ُﻣَﺆﻛَﺪٌة‬
ٌ ‫ﺳﱠﻨ‬
ُ ), so ist es empfohlen, mit mindestens drei
Steinen die Reinigung durchzuführen, bis die verschmutzten Stellen
vollkommen gereinigt sind. Es ist zudem dringend zu beachten, die
Ausscheidungsorgane eindringlich zu reinigen, bis die Unreinheit und der
üble Gestank vollkommen entfernt wurden. Der Fastende sollte sich etwas
zurückhalten.[30] Wenn man mit der Reinigung fertig ist, sollte man seine
Hände ein zweites Mal waschen und die nassen Stellen abtrocknen.

Verbotene Handlungen beim al-Istinǧāʾ

1. Es ist nicht erlaubt, seinen Schambereich zu entblößen, selbst


wenn die Unreinheit über die Ausscheidungsorgane
ausgetreten ist.[31] Wenn man etwas findet, womit man die
Unreinheit reinigen kann und dies unterlässt, so ist das Gebet
in so einem Zustand ungültig.[32]
2. Wenn sich andere Menschen in der Umgebung befinden, dann
sucht man nach einer Lösung, seine Ausscheidungsorgane zu
reinigen, ohne dabei seinen Schambereich zu entblößen.

Verpönte Handlungen beim al-Istinǧāʾ


Es ist verpönt (‫)َﻣْﻜُﺮوٌه‬, die Reinigung der Ausscheidungsorgane mit einem der
folgenden Dinge durchzuführen:
1. Knochen
2. Essen von Menschen oder Tieren
3. Ziegel
4. Keramik
5. Steinkohle
6. Glas
7. Kalk
8. Etwas Wertvollem, wie z.B. Seidenstoff oder Baumwolle
9. Mit der rechten Hand, außer man hat einen
Hinderungsgrund[33]

Anstandsregeln beim Verrichten der Notdurft

Beim Toilettengang:

1. Man betritt sie mit dem linken Fuß.


2. Zuvor sucht man Zuflucht bei Allah (dem Erhabenen) vor dem
gesteinigten Satan.
3. Man hockt sich hin, indem man sich auf die linke Seite stützt.
4. Man redet nicht, außer es gibt einen Notfall.

Verpönte Dinge bei der Notdurft sind:

1. sich mit der Vorderseite oder Rückseite der Gebetsrichtung


(Qibla) zuwenden, selbst wenn man sich nicht im Freien
befindet,
2. gegen die Sonne, den Mond[34] oder den Wind[35] gerichtet die
Notdurft zu verrichten.

Ferner ist es verpönt, an einem der folgenden Orte die Notdurft zu verrichten:

1. Im Wasser[36]
2. Im Schatten[37]
3. In Zufluchtsorten von Tieren[38]
4. Auf dem Gehweg[39]
5. Unter einem Baum, der Früchte gibt
6. Und das Urinieren im Stehen, es sei denn, dass ein
Hinderungsgrund herrscht
Anstandsregeln nach dem Ende der Notdurft:

1. Man verlässt die Toilette mit dem linken Fuß.


2. Anschließend sagt man:
َ ‫ﻋﺎ‬
‫ﻓﺎﻧِﯿﻲ‬ َ ‫و‬ َ َ‫ﻋﻨِّﻲ اْﻷ‬
َ ‫ذى‬ َ ‫ﺐ‬ َ ‫ﺬي أَْذ‬
َ ‫ھ‬ ِ ‫ﻤُﺪ ِ ﱠ ِ اﻟﱠ‬ َ ‫اْﻟ‬
ْ ‫ﺤ‬
„Gepriesen sei Allah, der diese Last von mir genommen hat und mich
verschont hat.“

ُ ‫)اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬
Die Gebetswaschung (‫ﺿﻮء‬

ُ ‫ﺾ اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬
Die Pflichtwaschung (‫ﺿﻮء‬ َ )
ُ ِ‫ﻓَﺮاﺋ‬

Die Säulen der Gebetswaschung sind vier an der Zahl und diese sind
gleichzeitig auch verpflichtend:

1. Das Waschen des Gesichtes[40]


2. Das Waschen der Hände bis zum Ellenbogen[41]
ٌ ‫ﺴ‬
3. Das Bestreichen (‫ﺢ‬ ْ ‫ )َﻣ‬von mindestens einem Viertel des
Kopfes
4. Das Waschen der Füße bis zu den Knöcheln[42]

Grund der Gebetswaschung


1. Um Dingen nachzugehen, die ohne die Gebetswaschung
verboten wären[43] und dies ist der weltliche Nutzen.
2. Ihr jenseitiger Nutzen ist die Belohnung im Jenseits.[44]

Bedingungen zur Verpflichtung der


Gebetswaschung (‫ﺷُﺮوط‬ ُ )

Die Bedingungen, dass eine Gebetswaschung verpflichtend wird, sind


folgende:
ُ ‫)اْﻟَﻌْﻘ‬
1. Mündigkeit (‫ﻞ‬
2. Geschlechtsreife (‫)اْﻟُﺒُﻠﻮغ‬
3. Die Zugehörigkeit zum Islam[45]
4. Ausreichendes Wasservorkommen[46]
5. Nach der Verrichtung der Notdurft[47]
6. Für die Frau: Dass sie sich nicht in der Zeit der Regelblutung
(‫ﺣْﯿﺾ‬
َ ) oder im Wochenbett (‫ )ﻧَِﻔﺎس‬befindet
7. Knappe Zeit[48]

Bedingungen für die Gültigkeit der


Gebetswaschung
Die Bedingungen für die Gültigkeit der Gebetswaschung sind drei an der
Zahl,

1. dass das reine und reinigende Wasser die zu waschenden


Stellen vollständig umfasst,
2. die Beendigung der Regelblutung, des Wochenbettes und
alles, was die Gebetswaschung ungültig macht,[49]
3. alles, was das Wasser daran hindert, an die obligatorisch zu
waschenden Stellen zu gelangen, muss zunächst entfernt
werden.[50]

Weitere Bestimmungen zur Gebetswaschung


(‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫م اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬ ْ َ‫)أ‬
َ ‫ﺣ‬
ُ ‫ﻜﺎ‬

1. Es ist verpflichtend, das Äußere eines dichten Bartes zu


waschen.[51]
2. Es ist verpflichtend, dass das Wasser bis zur Haut durch
dringt, wenn das Barthaar undicht ist.
3. Das Wasser muss nicht die Spitzen des Barthaares benetzen,
wenn es lang ist und über die Grenzen des Gesichtes
hinausragt, genauso muss das Wasser den (inneren) Bereich
der Lippen nicht benetzen, der verborgen bleibt, wenn man
seinen Mund ohne Druck im natürlichen Zustand geschlossen
hält.
4. Wenn die Finger dicht nebeneinander stehen oder die
Fingernägel derart gewachsen sind, dass sie die Fingerkuppen
überdecken oder etwas anderes sich an den Händen befindet,
das das Wasser am Durchdringen hindert, wie z.B. Teig, dann
ist es dennoch verpflichtend, das, was sich darunter befindet,
zu waschen.[52]
5. Der angesammelte wenige Schmutz unter den Fingernägeln
oder winzige Verschmutzungen, wie z.B. Ausscheidungen von
Wasserflöhen oder ähnlichen Insekten, sind kein
Hinderungsgrund, dass das Wasser die betreffenden Stellen
reinigt.
6. Wenn man einen eng anliegenden Ring hat, dann muss man
diesen bei der Waschung bewegen, damit das Wasser diese
Stelle auch erfasst.
7. Wenn man z.B. eine Wunde an den Füßen hat, die mit einer
Salbe beschmiert ist und das Wasser die Wunde
verschlimmern oder die Heilung verzögern würde, dann reicht
es aus, über die Salbe zu streichen oder diese Stelle ganz
auszulassen.
8. Wenn man sich nach der großen rituellen Waschung (Ġusl)
z.B. die Haare rasiert, die Fingernägel kürzt oder den
Schnurrbart stutzt, dann müssen diese Stellen nicht noch
einmal gewaschen oder über sie gestrichen werden.

Die Sunna-Handlungen der Gebetswaschung


(‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫ﻦ اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬ ُ ‫ﺳَﻨ‬
ُ )

18 Dinge gehören zu den Sunna-Handlungen bei der Gebetswaschung:

1. Als erstes die Hände bis zum Handgelenk zu waschen


2. Mit der Basmala[53] zu beginnen
3. Mit dem Siwāk[54] die Zähne zu reinigen und wenn keines
vorhanden ist, dies (symbolisch) mit den Fingern
vorzunehmen
4. Das dreimalige Ausspülen des Mundraumes َ ‫ﻤ‬
(‫ﻀﺔ‬ َ ‫ﻀ‬ َ ‫)اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬
5. Das dreimalige Ausspülen der Nasenhöhlen َ ‫ﺳِﺘْﻨ‬
(‫ﺸﺎق‬ ِ ْ ‫)ا‬
ْ ‫ﻹ‬
6. Das Ausspülen des Mundraumes mit reichlich Wasser, außer
für den Fastenden[55]
7. Das Ausspülen der Nasenhöhlen mit reichlich Wasser, außer
für den Fastenden
8. Das Schrubben des dichten Bartes mit den gespreizten
Fingern, indem man eine Handvoll Wasser nimmt und sich
von unten nach oben arbeitet
9. Die Zwischenräume der Finger der einen Hand mit den
gespreizten Fingern der anderen gründlich mit Wasser
durchzugehen
10. Alle Körperteile drei Mal zu waschen
11. Die gesamte Kopfhaut mit einem Mal vollständig mit Wasser
zu benetzen
12. Das Bestreichen Ohren, sei es mit dem Restwasser vom
Bestreichen der Kopfhaut, das noch in den Händen ist.
13. Das Wasser nicht nur durch die betreffenden Körperteile
fließen zu lassen, sondern es einzureiben und einzuarbeiten
(‫)اﻟﱠﺪْﻟﻚ‬
14. Aufeinanderfolgend zu waschen (56](‫]اْﻟِﻮَﻻء‬
15. Die Absicht zu fassen[57]
16. Die Gebetswaschung in der Reihenfolge vorzunehmen, wie
Allah (der Erhabene) es in seinem Buch offenbart hat.[58]
17. Dass man mit der rechten Seite,[59] bei den Fingerspitzen[60]
und der Vorderseite des Kopfes (beim Bestreichen) beginnt
18. Das Bestreichen des Kopfes bis zum Nackenansatz, aber nicht
der Kehle

Es wird auch von einigen Gelehrten gesagt, dass die letzten vier Handlungen
keine Sunna-Handlungen sind, sondern erwünschte Handlungen (‫ﺐ‬ ‫ﺤ ﱞ‬ ْ ‫)ُﻣ‬.
َ ‫ﺴَﺘ‬

Anstandsregeln bei der Gebetswaschung


(‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫ب اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬ ُ ‫دا‬
َ ‫)آ‬
Es gibt 14 Dinge, die zu den Anstandsregeln bei der Gebetswaschung
gehören:

1. Das Sitzen auf einer erhöhten Position[61]


2. Das Ausrichten nach der Gebetsrichtung (Qibla)
3. Sich nicht auf Gegenstände oder andere Menschen zu stützen,
wenn keine Notwendigkeit besteht
4. Das Reden zu unterlassen
5. Das Verbinden zwischen der Absicht des Herzens und dem
Aussprechen (der Absicht) mit der Zunge
6. Die Bittgebete, die vom Gesandten Allahs (sas) diesbezüglich
erwähnt wurden, auszusprechen.
7. Die Basmala bei jedem Körperglied erneut aufzusagen
8. Beim Bestreichen der Ohren mit dem kleinen Finger den
Gehörgang mit zu reinigen
9. Wenn man einen locker sitzenden Ring hat und das Wasser
darunter fließt, diesen Ring dennoch zu bewegen, damit das
Wasser diese Stelle besser erreichen kann
10. Das Wasser für den Mundraum und die Nasenhöhlen mit der
rechten Hand zuzuführen und beim Ausspülen die linke Hand
zu benutzen
11. Das frühe Vornehmen der Gebetswaschung noch bevor die
Gebetszeit eintritt, außer man ist entschuldigt.
12. Das Aufsagen des Glaubensbekenntnisses[62], nachdem man
mit der Gebetswaschung fertig ist
13. Von dem übrig gebliebenem (sauberen) Wasser im Behälter
etwas zu trinken
14. Und abschließend folgendes Bittgebet aufzusagen:
َ ‫ﺮﻳ‬
‫ﻦ‬ ِ ‫ﮫ‬ ُ ‫ﻦ اْﻟ‬
ِّ َ‫ﻤَﺘﻄ‬ ِ ‫ﻌْﻠِﻨﻲ‬
َ ‫ﻣ‬ َ ‫ﺟ‬
ْ ‫ﻦوا‬ ‫ﻦ اﻟﱠﺘ ﱠ‬
َ ‫ﻮاﺑِﯿ‬ ِ ‫ﻌْﻠِﻨﻲ‬
ْ ‫ﻣ‬ َ ‫ﺟ‬ ‫اﻟﻠﱠُﮫ ﱠ‬
ْ ‫ﻢا‬
O Allah, lass mich zu den Reumütigen und zu den sich Reinigenden gehören.

Verpönte Dinge bei der Gebetswaschung


ُ ‫ت اْﻟ‬
ُ ‫ﻮ‬
(‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫ھﺎ‬ ْ ‫ﻣ‬
َ ‫ﻜُﺮو‬ َ )
Sechs Dinge sind bei der Gebetswaschung verpönt:

1. Das übermäßige Verschwenden von Wasser


2. Das zu wenige Verwenden von Wasser
3. Das Wasser ins Gesicht zu schlagen
4. Sich während der Gebetswaschung zu unterhalten
5. Sich auf Gegenstände oder Menschen zu stützen, ohne dass
eine Notwendigkeit dazu besteht
6. Den Kopf drei Mal mit jeweils neuem Wasser zu bestreichen

Kategorien der Gebetswaschung

Die Gebetswaschung lässt sich drei Kategorien zuordnen.

َ )
ٌ ‫ﻓْﺮ‬
Erste Kategorie: Verpflichtend (‫ض‬

Für jenen, der sich nicht im Zustand der rituellen Reinheit befindet
ٌ ‫ﺤِﺪ‬
(‫ث‬ ْ ‫)ُﻣ‬
1. Für das Gebet, sei es auch nur das freiwillige Gebet
َ ‫ﺻَﻼُة اْﻟ‬
2. Für das Totengebet (‫ﺠَﻨﺎَزِة‬ َ )
3. Für die Niederwerfung bei der Koranrezitation (‫ﺠَﺪُة اﻟﺘَِّﻼَوِة‬
ْ ‫ﺳ‬
َ )
4. Um den Koran zu berühren, sei es auch nur ein Vers

Zweite Kategorie: Obligatorisch (‫ﺟﺐ‬ َ )


ِ ‫وا‬
Für jenen, der die Kaaba umrunden möchte (Ṭawāf)

ٌ ‫ﻣْﻨُﺪو‬
Dritte Kategorie: Erwünscht (‫ب‬ َ )
1. Vor dem Schlafen und nach dem Aufwachen die
Gebetswaschung vorzunehmen
2. Die Gebetswaschung zu jeder Zeit vorzunehmen, selbst wenn
keine verpflichtende gottesdienstliche Handlung (wie z.B. das
Gebet) ansteht, einfach nur um sich ständig im Zustand der
rituellen Reinheit zu befinden
3. Während man sich im rituell reinen Zustand befindet und
seinen Gebetswaschung erneuern möchte (‫ﺿﻮُء َﻋﻠَﻰ‬ ُ ‫اْﻟُﻮ‬
63] ُ ‫]اْﻟُﻮ‬
(‫ﺿﻮِء‬
4. Nach dem Lästern
5. Nach einer Lüge
6. Nachdem man Unruhe zwischen den Menschen gestiftet hat
7. Nach jeder Verfehlung
8. Dem Aufsagen oder Hören von sündhafter Dichtung[64]
9. Nach jeder Verfehlung
10. Nach übermäßigem Lachen außerhalb des Gebets
11. Für das Waschen eines Verstorbenen
12. Oder das Tragen eines Verstorbenen
13. Zu jeder Gebetszeit
14. Für denjenigen, der sich im Zustand der großen rituellen
Unreinheit (‫ﺟَﻨﺎﺑَﺔ‬
َ ) befindet und etwas essen, trinken, schlafen
oder den Beischlaf ausüben möchte
15. Bei Zorn
16. Beim Lesen des Korans[65]
َ ) vom Gesandten
17. Beim Aufsagen einer der Aussagen (‫ﺣِﺪﻳﺚ‬
Allahs (sas)
18. Oder der Überlieferung (‫ )ِرَواﻳَﺔ‬einer seiner Aussagen
19. Beim Wissenserwerb
20. Beim Gebetsruf (‫)أََذان‬
21. Oder der Iqāma
22. Bei der Predigt
23. Beim Besuch vom Grab des Propheten (sas)
24. Beim Stehen am Berge ʿArafa
25. Beim Laufen zwischen den beiden Hügeln aṣ-Ṣafā und al-
Mawā
26. Nach dem Essen von Kamelfleisch[66]
27. Und in Situationen, bei denen Meinungsverschiedenheit
herrscht und man zur Sicherheit die Gebetswaschung
vornimmt, um in keine zweifelhafte Lage zu geraten[67]

Dinge, die die Gebetswaschung ungültig


ُ ‫ﻮ‬
machen (‫ﺿﻮِء‬ ُ ‫ﺾ اْﻟ‬
ُ ِ‫ﻮاﻗ‬
َ َ‫)ﻧ‬
Zwölf Dinge machen die Gebetswaschung ungültig:

1. Alles, was aus den beiden Ausscheidungsorganen austritt[68]


2. Wenn Blut[69] oder Eiter fließt[70]
3. Nach der Geburt, selbst wenn kein Blut während der Geburt
und danach fließt[71]
4. Wenn man Essen, Wasser, Klumpen, Galle oder dergleichen
erbricht und die Menge einen Mundvoll erreicht, dann macht
es die Gebetswaschung ungültig[72]
5. Wenn sich in den Speichel mehrheitlich Blut mischt oder sich
in gleichen Anteilen Blut und Speichel befindet[73]
6. Ein tiefer Schlaf, bei dem man die Außenwelt nicht mehr
wahrnimmt und man liegend schläft[74]
7. Wenn man sitzend schläft und sich das Gesäß in dieser Zeit
auch nur einen kurzen Augenblick vom Boden erhoben hat,
macht dies die Gebetswaschung ungültig, selbst wenn man
dabei nicht gefallen sein sollte.
8. Bewusstlosigkeit
9. Beim Verlust des Verstandes
10. Trunkenheit/Rausch
11. Lautes Gelächter während des Gebets, worin sich eine
Verbeugung (Rukūʿ) und die Niederwerfung (Suǧūd)
befinden, selbst wenn damit beabsichtigt wurde, das Gebet
abzubrechen[75]
12. Die Berührung des weiblichen Geschlechtsorgans durch das
männliche Geschlechtsorgan[76]

Dinge, die die Gebetswaschung nicht ungültig


machen
Zehn Dinge machen die Gebetswaschung nicht ungültig:

1. Blut, das sichtbar ist, jedoch nicht fließt.


2. Hautgewebe, das abfällt, ohne dass dabei Blut fließt.
3. Wurm, der aus einer Wunde, dem Ohr oder Nase austritt.[77]
4. Das Berühren des eigenen Geschlechtsorgans[78]
5. Das Berühren der eigenen Ehefrau[79]
6. Weniges zu erbrechen[80]
7. Schleim oder Rotze auszuspucken[81]
8. Wenn jemand mit dem Gesäß den Boden berührend und
stützend schläft und sich etwas neigt, ohne dass sich sein
Gesäß vom Boden abhebt
9. Wenn jemand mit dem Gesäß den Boden berührend schläft
und sich mit dem Rücken auf etwas stützt und dass, wenn man
die Stütze entfernen würde, die Person zu Boden fallen würde.
10. Der Schlaf während des Gebets, selbst wenn man stehen oder
sich in der Verbeugung oder der Niederwerfung befinden
sollte[82]

ُ ‫)اْﻟ‬
ْ ‫ﻐ‬
Die Ganzkörperwaschung (‫ﺴﻞ‬

Dinge, die eine rituelle Ganzkörperwaschung


(‫ﺴﻞ‬ ْ ‫ﻏ‬ُ ) verpflichtend machen

Die Ganzkörperwaschung wird durch eines der folgenden sieben Dinge


verpflichtend:

َ ‫ )اْﻟ‬mit Begierde
‫ﻤِﻨ ﱡ‬
1. Das Austreten von Ejakulat (‫ﻲ‬ ‫)اﻟ ﱠ‬,
(‫ﺸْﮫَﻮة‬
ohne Geschlechtsverkehr[83]
2. Wenn das Geschlechtsorgan des Mannes bei einem lebendigen
Menschen in eines der beiden Ausscheidungsorgane eindringt,
selbst wenn dabei kein Ejakulat austritt
3. Beim Geschlechtsverkehr mit einem verstorbenen Menschen
oder Lebewesen[84]
4. Wenn man nach dem Schlaf am Geschlechtsorgan eine
Flüssigkeit vorfindet, bei der man davon ausgehen kann, dass
es sich um Ejakulat (Manī) handelt
5. Wenn man aus Bewusstlosigkeit oder Trunkenheit/Rausch
erwacht oder zu sich kommt und eine Flüssigkeit am
Geschlechtsorgan vorfindet, bei der man davon ausgehen
kann, dass es sich um Ejakulat handelt
6. Die Regelblutung (‫ﺤْﯿﺾ‬ َ ‫ )اْﻟ‬und das Wochenbett (‫)اﻟﻨَِّﻔﺎس‬,
selbst wenn die aufgezählten Dinge vor dem Übertritt zum
Islam geschehen sind[85]
7. Die Ganzkörperwaschung eines verstorbenen Muslims.

Dinge, die eine Ganzkörperwaschung nicht


verpflichtend machen
Zehn Dinge machen eine Ganzkörperwaschung nicht verpflichtend:

1. Präejakulat (86](‫ﻤﺬي‬ َ ‫]اْﻟ‬


2. al-Wadī (87](‫]اْﻟَﻮِدي‬
3. Ein feuchter Traum, ohne dass eine Flüssigkeit ausgetreten ist
4. Eine Geburt, bei der kein Blut geflossen ist[88]
5. Durch das Vorspiel mit dem Ehepartner, ohne dass der Akt
stattfindet oder Ejakulat austritt
6. Einlauf[89]
7. Das Eindringen des Fingers in eines der beiden Geschlechts-
und Ausscheidungsorgane
8. Der Verkehr mit einem Lebewesen, ohne dass dabei Ejakulat
austritt.
9. Der Verkehr mit einem toten Menschen, ohne dass dabei
Ejakulat austritt
10. Das Penetrieren einer Jungfrau mit dem Geschlechtsorgan,
ohne dass ihr Jungfernhäutchen verletzt wird und bei ihr kein
Ejakulat austritt

Die Pflichtbestandteile der


Ganzkörperwaschung (‫ﻞ‬ ْ ‫ﻐ‬
ِ ‫ﺴ‬ ُ ‫ﺾ اْﻟ‬ َ )
ُ ِ‫ﻓَﺮاﺋ‬

Bei der Ganzkörperwaschung gibt es elf Pflichtbestandteile, die es zu


einhalten gilt:

1. Der Mund
2. Die Nase[90]
3. Den gesamten Körper mit einem Mal
4. Die Innenseite der Vorhaut
5. Der Bauchnabel
6. Öffnungen, die nicht zusammengewachsen sind[91]
7. Wenn der Mann geflochtene Haare hat, muss er diese auflösen
und sicherstellen, dass das Wasser alles durchnässt. Die Frau
muss ihre geflochtenen Haare nicht auflösen.[92]
8. Die Gesichtshaut, selbst wenn der Bart dicht ist
9. Die Haut über den Oberlippen, selbst wenn der Schnauzbart
dicht ist
10. Die Haut unter den Augenbrauen, selbst wenn sie dicht sind
11. Die äußeren Schamlippen der Frau

Die Sunna-Handlungen der


Ganzkörperwaschung (‫ﻞ‬ ُ ‫ﻦ اْﻟ‬
ْ ‫ﻐ‬
ِ ‫ﺴ‬ ُ ‫ﺳَﻨ‬
ُ )

Zwölf Dinge gehören zu den Sunna-Handlungen bei der


Ganzkörperwaschung:

1. Mit der Basmala zu beginnen


2. Zuvor die Absicht zu fassen (dies allein für das Wohlgefallen
Allahs (des Erhabenen) vorzunehmen)
3. Das Waschen der Hände bis zu den Handknöcheln
4. Das Auswaschen – vor der eigentlichen Ganzkörperwaschung
- einer Unreinheit (wie z.B. Blut, Eiter, Ejakulat etc.), die am
Körper haftet
5. Das Waschen der Geschlechtsorgane vor der eigentlichen
Ganzkörperwaschung, selbst wenn daran keine Unreinheit
haften sollte
6. Danach nimmt man die Gebetswaschung (al-Wuḍūʾ) vor, in
dem man die Sunna-Handlungen dabei einhält.[93]
7. Das Waschen der beiden Füße hebt man sich für den Schluss
auf, wenn man an einem Ort die Waschung vornimmt, wo das
Wasser sich ansammelt.
8. Dann wäscht man den gesamten Körper drei Mal.[94]
9. Man beginnt mit dem Waschen des Kopfes.
10. Danach wäscht man die rechte Schulterseite, anschließend die
linke.
11. Man reibt und schrubbt das Wasser förmlich im Körper.
12. Man legt während der Waschung keine Pause ein.

َ ‫ )آ‬und verhasste
Anstandsregeln (‫داب‬
Handlungen (‫ھﺎت‬َ ‫ﻜُﺮو‬ْ ‫ﻣ‬
َ ) bei der
Ganzkörperwaschung

Zu den Anstandsregeln der Ganzkörperwaschung gehören all die Dinge, die


es auch bei der Gebetswaschung zu beachten gilt, außer dass der Waschende
sich nicht der Gebetsrichtung (Qibla) zuwendet, da die Schambereiche
(ʿAwra) in den meisten Fällen entblößt sind. Zu den verhassten Handlungen
bei der Ganzkörperwaschung gehören die Dinge, die auch bei der
Gebetswaschung verhasst sind.[95]

Wann die Ganzkörperwaschung zur Sunna


wird
Die Ganzkörperwaschung wird in einem der vier folgenden Fälle zu einer
Sunna-Handlung:

1. Zum Freitagsgebet
2. Zu den beiden Festgebeten[96]
3. Vor dem Anziehen des Iḥrāms
4. Zur Pilgerfahrt am Tag von ʿArafa
Wann die Ganzkörperwaschung erwünscht
ٌ ‫ﻣْﻨُﺪو‬
(‫ب‬ َ ) ist

Die Ganzkörperwaschung ist in 16 Fällen erwünscht:

1. Für denjenigen, der im reinen Zustand zum Islam übertritt[97]


2. Für jenen, der die Volljährigkeit erreicht[98]
3. Jener, der zu sich kommt[99]
4. Nach der Ḥiǧāma[100]
5. Wenn man einen Verstorbenen waschen will
6. In der Nacht der Vergebung (101](‫]ﻟَْﯿﻠَُﺔ ﺑََﺮاَءة‬
7. In der Nacht der Bestimmung (102](‫]ﻟَْﯿﻠَُﺔ اْﻟَﻘْﺪر‬
8. Vor dem Betreten der Prophetenstadt al-Madīna al-
Munawwara
9. Am Morgen des Opferfestes zum Stehen (Waqf) in Muzdalifa
nach Sonnenaufgang
10. Beim Betreten der Stadt Mekka für die Umrundung (Ṭawāf)
der Kaaba
11. Oder für den Besuch zur Umrundung ُ ‫طََﻮا‬
(‫ف‬
‫)اﻟ ِﺰّﻳَﺎَرِة‬
12. Für das Gebet zur Sonnenfinsternis (‫ﺴﻮف‬ ُ ‫ )ُﻛ‬oder
Mondfinsternis (‫ﺴﻮف‬ ُ )
ُ ‫ﺧ‬
13. Beim Gebet zum Bitten um Regen (‫ﺴَﻘﺎء‬
ْ ‫ﺳِﺘ‬ ِ ْ ‫ﺻَﻼُة ا‬
ْ ‫ﻹ‬ َ )
14. Bei großer Angst
15. Bei extremer Finsternis
16. Bei heftigem Sturm

‫)اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
At-Tayammun (‫ﻤﻢ‬
Bedingungen für die Gültigkeit des
Tayammum

Die Bedingungen für die Gültigkeit des Tayammum[103] sind acht an der
Zahl.
Erstens: Die Absicht[104]
Die Absicht wird im Herzen gefasst.
Der Zeitpunkt, in dem man die Absicht fasst, muss mindestens vor dem
Schlagen der Hände auf die reine Erde geschehen, mit denen man
beabsichtigt, über das Gesicht und die Hände (bis zum Ellenbogen) zu
streichen. Die Bedingungen für die Gültigkeit der Absicht sind drei an der
Zahl:

1. Die Zugehörigkeit zum Islam


2. Altersreife[105]
3. Das Wissen, worüber man die Absicht fasst

Für die Gültigkeit der Absicht beim Tayammum, um das Gebet zu verrichten,
muss eine der drei Bedingungen erfüllt sein:

1. Entweder die Absicht zur Reinigung


2. Oder zum Verrichten des Gebets
3. Oder zur Ausübung einer gottesdienstlichen Handlung, die nur
im rituell reinen Zustand möglich ist
Wenn man nur die Absicht fast, um den Tayammum vorzunehmen oder um
den Koran zu lesen und man sich nicht im Zustand der großen rituellen
Unreinheit (Ǧanāba) befindet, dann ist dies nicht ausreichend.

Zweitens: Ein Grund, der den Tayammum rechtfertigt, wie:

1. Weite Entfernung[106] zum Wasser, selbst wenn man in einer


Stadt leben sollte
2. Krankheit[107]
3. Kälte[108]
4. Angst[109]
5. Durst.[110]
6. Wenn man das Wasser für Teig braucht, jedoch nicht für das
Kochen einer Suppe[111]
7. Wenn das Mittel fehlt[112]
8. Wenn die Befürchtung besteht, das Totengebet oder das
Festgebet zu verpassen[113]
Die Befürchtung, das Freitagsgebet oder Pflichtgebet zu verpassen, sind
keine legitimen Gründe, um den Tayammum vorzunehmen.[114]

Drittens: Dass die Erde, mit der man den Tayammum vornehmen möchte,
von der sauberen Art ist, wie z.B. saubere Erde, Stein, Sand, jedoch nicht
Holz, Silber oder Gold.
Viertens: Dass die zu bestreichenden Stellen vollkommen erfasst werden.
Fünftens: Dass man mit der gesamten Handfläche oder dem Großteil der
Handfläche über die betreffenden Stellen streicht. Es würde nicht ausreichen,
nur mit zwei Fingern darüberzustreichen, selbst wenn man dies mehrmals
wiederholen sollte, im Gegensatz zum Bestreichen des Kopfes, wo dies
erlaubt ist.

Sechstens: Dass man mit der offenen Handfläche zwei Mal auf die reine Erde
schlägt, selbst wenn es dieselbe Stelle ist.

Siebtens: Keine weiteren Hinderungsgründe, wie z.B. die Regelblutung, das


Wochenbett oder alles Weitere, was die Gebetswaschung auch ungültig
machen würde.

Achtens: Das Entfernen aller Dinge, die das Bestreichen verhindern.[115]


Die Bedingungen, die den Tayammum verpflichtend machen, sind dieselben
wie bei der Gebetswaschung.

Die Säulen des Tayammum (‫ﻢ‬ ‫ن اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬


ِ ‫ﻤ‬ َ ‫)أَْر‬
ُ ‫ﻛﺎ‬

Die beiden Säulen des Tayammum sind:

1. Das Bestreichen der Hände (bis zum Ellenbogen)


2. Das Bestreichen des Gesichts

Die Sunna-Handlungen beim Tayammum


(‫ﻢ‬ ‫ﻦ اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
ِ ‫ﻤ‬ ُ ‫ﺳَﻨ‬
ُ )

Sieben Dinge gehören zur Sunna-Handlung beim Tayammum:

1. Das Beginnen mit der Basmala


2. at-Tartīb[116]
3. al-Muwālā[117]
4. Die Hände beim Legen auf die Erde nach vorne zu bewegen
5. Sie danach nach hinten zu bewegen
6. Anschließend die Hände einander abzuklopfen
7. Die Finger gespreizt zu halten

Den Tayammum hinauszögern

1. Es ist für jenen, der sich erhofft, noch bevor die Gebetszeit
sich dem Ende neigt, Wasser zu finden, empfohlen, den
Tayammum hinauszuzögern.
2. Es ist verpflichtend, den Tayammum hinauszuzögern, wenn
man sicher ist, dass Wasser in der Nähe vorhanden ist.
3. Ebenso ist es verpflichtend, den Tayammun hinauszuzögern
(solange nicht für befürchten ist, dass die Gebetszeit sich dem
Ende neigt) für jenen, der keine Kleidung hat und dem
Kleidung versprochen wird oder der am Brunnen steht und
dem ein Eimer in Aussicht gestellt wird, um damit die
Gebetswaschung vorzunehmen.

Die Suche nach Wasserbecken

1. Es ist verpflichtend, bis zu 400 Schritte nach Wasser zu


suchen, wenn man in der Nähe Wasser vermutet und nicht um
seine Sicherheit fürchtet.
2. Es ist verpflichtend, nach Wasser zu fragen, wenn man auf
Menschen an einer Ortschaft trifft, die sich nicht durch Geiz
auszeichnen.[118]
3. Wenn man ihm dieses Wasser nur mit Geld anbietet, dann
muss er es kaufen[119], sofern er genug Geld bei sich hat.

Das Gebet mit dem Tayammum

1. Mit dem Tayammum darf man so viele Pflichtgebete (‫)َﻓَﺮاﺋِﺾ‬


und freiwillige Gebete (‫ )ﻧََﻮاﻓِﻞ‬verrichten, wie man will.
2. Der Tayammum, der vor dem Eintritt der Gebetszeit
vorgenommen wurde, ist gültig.

Der Tayammum bei Verletzung


1. Wenn die Hälfte des Körpers oder mehr als die Hälfte
verwundet ist, dann kann man statt der Gebetswaschung den
Tayammum vornehmen.[120]
2. Wenn mehr als die Hälfte des Körpers gesund ist, dann muss
man die Gebetswaschung vornehmen und über die
verwundeten Stellen kann man drüberstreichen.[121]
3. Es ist nicht erlaubt, die Waschung und den Tayammum
gleichzeitig durchzuführen.[122]

Dinge, die den Tayammum ungültig machen


(‫ﻢ‬ ‫ﺾ اﻟﱠﺘﯿَ ﱡ‬
ِ ‫ﻤ‬ ُ ِ‫ﻮاﻗ‬
َ َ‫)ﻧ‬

1. Alles, was auch die Gebetswaschung ungültig macht und


2. wenn wieder ausreichend Wasser verfügbar sein sollte.

Die Beurteilung desjenigen, der keine Hände


und Füße hat

Derjenige, der keine Hände und Füße hat und eine Wunde im Gesicht oder
am Kopf hat, verrichtet das Gebet, ohne die Gebetswaschung oder den
Tayammum vorzunehmen. Diese Gebete müssen im Nachhinein nicht
wiederholt werden.
Das Streichen über die Ledersocken
‫ﻋﻠَﻰ اْﻟ ُ ﱠ‬ ُ ‫ﺴ‬
َ ‫ﺢ‬ َ ‫)اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬
ِ ‫ﺨﻔْﯿ‬
(‫ﻦ‬

Die Bedingungen für das Streichen über die


Ledersocken

Das Streichen über die Ledersocken[123] ist sowohl für Männer als auch
ْ َ‫ث اْﻷ‬
Frauen erlaubt, wenn eine kleine rituelle Unreinheit vorliegt (‫ﺻَﻐِﺮ‬ َ ‫)اْﻟ‬.
ُ ‫ﺤَﺪ‬
Es ist selbst dann erlaubt, wenn das Material kein Leder ist und auch nicht die
Unterseite bzw. Sohle aus Leder besteht, denn es ist ausreichend, dass es ein
dicker Stoff ist, der kein Wasser durchlässt.

Bedingungen für die Gültigkeit des Streichens


über die
Ledersocken ُ ‫ﺷُﺮو‬
(‫ط‬ ُ
‫ﻦ‬ ‫ﻋﻠَﻰ اْﻟ ُ ﱠ‬
َ ِ‫ﺴﺢ‬
ْ ‫ﻤ‬َ ‫ﻮاِز اْﻟ‬
َ ‫ﺟ‬ َ )
ِ ‫ﺨﻔﯿ‬
Es gibt sieben Bedingungen, die eingehalten werden müssen, damit man über
die Ledersocken streichen darf,

1. dass man die Ledersocken nach der rituellen Waschung


anzieht,[124]
2. dass die Ledersocken die Füße bis zum oberen Ende der
Fußknöchel bedecken,
3. dass diese Ledersocken dazu geeignet sind, darauf zu laufen –
es wäre daher nicht erlaubt Schuhwerk, das aus Glas, Holz
oder Eisen besteht zu verwenden, selbst wenn diese bis über
die oberen Fußknöchel reichen sollten –,
4. dass die Ledersocken keine Risse aufweisen, die – ausgehend
vom schmalsten Zeh des Fußes - größer als drei Zehen breit
sind.
5. dass die Ledersocke fest am Fuß sitzt, ohne mit einer Schnur
festgebunden werden zu müssen,
6. dass die Ledersocke wasserundurchlässig ist.
7. dass an der Fußspitze der Ledersocke mindestens drei Finger
breit ausgehend vom schmalsten Finger der Hand vorhanden
sind. Wenn mehr als dies an der vorderen Stelle fehlt, ist es
nicht erlaubt, über die Ledersocke zu streichen und man muss
die Füße ganz waschen.

Die Dauer für das Streichen über die


Ledersocken (ِ‫ﺴﺢ‬ َ ‫ﺪُة اْﻟ‬
ْ ‫ﻤ‬ ‫ﻣ ﱠ‬
ُ )

1. Der Ortsansässige (‫ﻤِﻘﯿﻢ‬ ُ ‫ )اْﻟ‬darf einen Tag und eine Nacht (24
Stunden) über die Ledersocken streichen und der Reisende
ُ ‫ )اْﻟ‬darf drei Tage und drei Nächte (72 Stunden) über
َ ‫ﻤ‬
(‫ﺴﺎﻓِﺮ‬
die Ledersocken streichen.
2. Die Zeit für die Dauer, in der man über die Ledersocken
streichen darf, beginnt, nachdem die Gebetswaschung ungültig
geworden ist.[125]
3. Wenn der Ortsansässige vor dem Ablauf der Dauer für das
Streichen über die Ledersocken eine Reise antritt, dann darf er
sie weiter tragen, bis die Dauer der Reise zu Ende geht.[126]
4. Wenn der Reisende nach einem Tag und einer Nacht seine
Reise beendet, dann darf er nicht weiter über die Ledersocken
streichen. Wenn der Reisende vor dem Ablauf für
Ortsansässige (24 Stunden) seine Reise beendet, dann darf er
weiter über die Ledersocken streichen, bis die Dauer für
Ortsansässige abgelaufen ist.

Pflichtbestandteile und Sunna-Bestandteile


für das Streichen über die Ledersocken

1. Das Mindestmaß, worüber man (mit Wasser) über die


Ledersocken streichen muss, sind drei Fingerbreit – ausgehend
vom kleinsten Finger der Hand auf die Oberseite, indem man
mit der Fußspitze beginnt.[127]
2. Die Sunna-Handlung beim Streichen über die Ledersocken
besteht darin, dass man die gespreizten Finger an die
Fußspitze legt und über die gesamte Fußoberseite bis zum
Schienbein streicht.[128]

Dinge, die das Streichen über die Ledersocken


ungültig machen

Vier Dinge machen das Streichen über die Ledersocken ungültig:

1. Alle Dinge, die auch die Gebetswaschung ungültig machen


2. Wenn die Ledersocke ganz oder der Großteil davon
ausgezogen werden
3. Wenn in die Ledersocken Wasser eindringt und einer der
beiden Füße oder der Großteil einer der beiden Füße nass wird
4. Wenn die Dauer für das Bestreichen über die Ledersocken
abgelaufen ist[129]

Dinge, über die man nicht streichen darf

Man darf über vier Dinge nicht streichen:

1. Turban
2. Kopfbedeckung
3. Gesichtsbedeckung
4. Handschuhe

Das Streichen über Gips und dergleichen

Jene, für die das Streichen darüber verpflichtend


ist:
1. Wenn bei jemandem Blut entnommen wird, man eine Wunde
oder einen Bruch hat und dieser Körperteil mit einem Verband
oder einem Gips verbunden wird und man hat nicht die
Möglichkeit, diesen Körperteil zu waschen oder
darüberzustreichen (indem man den Verband abnimmt), dann
ist es verpflichtend, über den Großteil des Verbands/Gips zu
streichen.
2. Wenn die Möglichkeit besteht, dann streicht man über den
Verband und wäscht den restlichen nicht verbundenen
gesunden Teil des Körpers mit Wasser. Wenn die Möglichkeit
bestünde, dass durch das mögliche Eindringen von Wasser die
Wunde sich verschlimmern könnte, dann lässt man die
Waschung und wenn selbst das Bestreichen des Verbandes die
Wunde verschlimmern oder die Heilung verzögern sollte,
dann lässt man auch dies aus aufgrund der Notwendigkeit.

Die Bestimmungen beim Streichen über den


Gips
1. Es ist nicht Bedingung, dass der Gips oder Verband im
Zustand der rituellen Reinheit angebracht werden.[130]
2. Es ist erlaubt, über den Gips oder Verband des einen Fußes
mit Wasser zu streichen und den anderen (sofern er gesund ist)
mit Wasser zu waschen.

Das Abfallen oder der Wechsel vom Gips

1. Wenn der Verband abfällt oder ausgewechselt wird, bedeutet


dies nicht, dass man nicht mehr darüberstreichen darf, sofern
die betreffende Stelle noch nicht geheilt ist.
2. Es ist erlaubt, den Gips oder Verband auszuwechseln und das
Wiederholen des Darüberstreichens ist in solch einem Fall
nicht verpflichtend, aber empfohlen.

Zustände, in denen das Darüberstreichen


erlaubt ist

Wenn sich die Wunde entzündet und (vom Arzt) empfohlen wird, diese Stelle
nicht zu waschen oder wenn sein Fingernagel bricht und er eine Wundsalbe
darauf schmiert und deren Entfernen ihm schaden würde, dann ist es erlaubt,
darüberzustreichen. Wenn einem das Darüberstreichen schaden würde, dann
unterlässt man das.

Das Fassen der Absicht beim


Darüberstreichen

Beim Streichen über die Ledersocken, den Gips/Verband und den Kopf ist
das Fassen einer Absicht nicht verpflichtend.[131]
Die Regelblutung (‫ﺤْﯿﺾ‬ َ ‫)اْﻟ‬, das Wochenbett
(‫ﻔﺎس‬ َ ِّ‫ )اﻟﻨ‬und die
Schmierblutung/Zwischenblutung
ُ ‫ﺿ‬
(‫ﺔ‬ َ ‫ﺤﺎ‬
َ ‫ﺳِﺘ‬ ْ ‫ﻹ‬ ِ ْ ‫ )ا‬der Frau
Arten von Blut
Vom Geschlechtsorgan der Frau treten drei Arten von Blut aus:

1. Die Regelblutung (‫ﺤْﯿﺾ‬ َ ‫)اْﻟ‬: Blut, das von der Gebärmutter


einer geschlechtsreifen Frau ausgesondert wird und nicht
aufgrund von Krankheit, einer Geburt und nicht nach Eintreten
der Wechseljahre.[132] Die Mindestdauer einer Regelblutung
wurde auf drei Tage festgesetzt, die mittlere Dauer auf fünf
Tage und die Maximaldauer auf zehn Tage.[133]
2. Das Wochenbett (‫)اﻟ ِﻨَّﻔﺎس‬: Das ist das Blut, das nach einer
Geburt ausgesondert wird. Die Maximaldauer für das
Wochenbett beträgt 40 Tage und für die Minimaldauer gibt es
keine Grenze.[134]
3. Die Zwischenblutung (‫ﺿُﺔ‬ َ ‫ﺤﺎ‬ ِ ْ ‫)ا‬: Die Blutung, die bei der
ْ ‫ﻹ‬
َ ‫ﺳِﺘ‬
Regelblutung weniger als drei Tage oder mehr als zehn Tage
und beim Wochenbett mehr als 40 Tage andauert.

Dauer der Reinigung (‫ﺮ‬ ْ


‫ﮫ‬ ‫ﺪُة اﻟﻄ ﱡ‬
‫ﻣ ﱠ‬
ُ )
ِ
Die Mindestdauer, die zwischen zwei Regelblutungen liegt, beträgt 15 Tage
und für die Maximaldauer gibt es keine Grenze[135], außer für eine
Mustaḥāḍa.[136]

Verbotene Handlungen während der


Regelblutung und des Wochenbetts
Acht Dinge sind während der Regelblutung und dem Wochenbett verboten:

1. Das Gebet
2. Das Fasten
3. Das Rezitieren des Korans[137]
4. Das Berühren des Korans, ohne dass etwas dazwischen
ist[138]
5. Das Betreten der Moschee
6. Das Umrunden der Kaaba (Ṭawāf)
7. Der Geschlechtsverkehr
8. Das Penetrieren (mit dem Finger)

Wann ist der Geschlechtsverkehr wieder


erlaubt?

1. Wenn die Regelblutung aufhört oder die Maximaldauer von


zehn Tagen überschreitet und beim Wochenbett die
Maximaldauer von 40 Tagen überschritten ist, dann ist der
Geschlechtsverkehr wieder erlaubt, ohne dass die Frau zuvor
eine Ganzkörperwaschung vornehmen muss.[139]

Wenn die Regelblutung vor dem Ablauf der Maximaldauer von zehn Tagen
endet, dann darf der Geschlechtsverkehr erst vorgenommen werden, wenn

1. die Frau zuvor die Ganzkörperwaschung vornimmt,


2. oder den Tayammum[140] vornimmt und das Gebet
verrichtet,
3. oder, dass sie die Gebetszeit verpasst hat und dieses Gebet
nachbeten muss, weil sie weder die Ganzkörperwaschung
noch den Tayammum vorgenommen hat, obwohl sie genug
Zeit dafür gehabt hätte.[141]
Gottesdienstliche Handlungen, die nachgeholt
werden müssen

Eine Frau muss nach der Regelblutung oder dem Wochenbett die verpassten
Gebete nicht nachholen, doch die verpassten Pflichtfastentage im Ramadan
schon.

Dinge, die im Zustand der großen rituellen


َ ‫ )اْﻟ‬verboten sind
Unreinheit (‫ﺠَﻨﺎﺑَﺔ‬

Fünf Dinge sind im Zustand der großen rituellen Unreinheit verboten:

1. Das Gebet
2. Das Rezitieren des Korans
3. Das Anfassen des Korans, ohne dass etwas (wie z.B. ein Tuch)
dazwischen ist
4. Das Betreten der Moschee
5. Das Umrunden der Kaaba (Ṭawāf)

Dinge, die im Zustand der kleinen rituellen


َ ‫ )اْﻟ‬verboten sind
ُ ‫ﺤَﺪ‬
Unreinheit (‫ث‬

Drei Dinge sind im Zustand der kleinen rituellen Unreinheit verboten:

1. Das Gebet
2. Das Umrunden der Kaaba (Ṭawāf)
3. Das Anfassen des Korans, ohne dass etwas dazwischen liegt
Weitere Bestimmungen für die
ُ ‫ﺿ‬
Zwischenblutung (‫ﺔ‬ َ ‫ﺤﺎ‬
َ ‫ﺳِﺘ‬ ِ ْ ‫)ا‬
ْ ‫ﻹ‬

1. Die Blutungen einer Mustaḥāḍa sind so wie fortwährende


Nasenblutungen einzuordnen, d.h., dass dies keinen
Hinderungsgrund für das Gebet, Fasten und den
Geschlechtsverkehr darstellt.
2. Eine Mustaḥāḍa muss ähnlich wie jemand, der seinen
Harndrang nicht zurückhalten kann und bei dem unkontrolliert
immer wieder Urintröpfchen fließen, die Gebetswaschung zu
jedem Pflichtgebet erneuern und kann dann mit dieser
Gebetswaschung bis zum Eintreten des nächsten Pflichtgebets
so viele obligatorische und freiwillige gottesdienstliche
Handlungen vornehmen, wie sie will.
3. Die Gebetswaschung dieser betroffenen Personen wird erst
durch das Eintreten der nächsten Gebetszeit ungültig.[142]

Wann zählt man als entschuldigt?

Es gibt drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit man als entschuldigt
gilt und die Gebetswaschung nur zu jedem Pflichtgebet erneuern muss:

1. Das Auftreten der Notwendigkeit: Man zählt so lange nicht als


entschuldigt, so lange diese Entschuldigung (wie z.B.
dauerhaftes Nasenbluten, Zwischenblutung der Frau etc.) für
einen Zeitraum aussetzt, in der man genug Zeit hätte, die
Gebetswaschung vorzunehmen und das Pflichtgebet zu
verrichten.
2. Die Bedingung zum Fortdauern der Notwendigkeit: Wenn die
Entschuldigung einmal, wie in Punkt 1 aufgetreten ist, dann ist
man so lange entschuldigt, bis diese zu jeder Gebetszeit
mindestens einmal wieder auftritt.
3. Die Bedingung zum Aussetzen der Notwendigkeit: Wenn
diese Entschuldigung bei der Betroffenen für eine gesamte
Gebetszeit aussetzt, dann gilt man nicht mehr als entschuldigt.

Die Unreinheiten (‫ﺠﺎس‬ َ ‫ )اْﻷَْﻧ‬und Wege, sie zu


reinigen

Arten von Unreinheiten (‫ﺔ‬ َ ‫م اﻟﱠﻨ‬


َ ‫ﺠﺎ‬
ِ ‫ﺳ‬ َ ‫)أَْﻗ‬
ُ ‫ﺴﺎ‬

Die Unreinheiten lassen sich in zwei Kategorien einteilen:

1. Große Unreinheiten
2. Kleine Unreinheiten

Die großen Unreinheiten sind:

1. Alkohol
2. Fließendes Blut
3. Das Fleisch eines verendeten Tieres[143]
4. Die Haut des verstorbenen Tieres (vor der Gerbung)
5. Der Urin von Tieren, deren Verzehr verboten ist
6. Die Ausscheidungen eines Hundes
7. Die Ausscheidungen von Raubtieren
8. Der Speichel von Raubtieren
9. Die Ausscheidungen von Hühnern, Enten und Gänsen
10. All die Dinge, die die Gebetswaschung ungültig machen
würden.[144]

Die kleinen Unreinheiten sind:

1. Der Urin eines Pferdes


2. Der Urin von Tieren, deren Verzehr erlaubt ist
3. Ausscheidungen von Vögeln, deren Verzehr verboten ist

Wann wird die Unreinheit nicht beachtet

1. Wenn weniger als das Ausmaß eines Dirhams von der großen
Unreinheit und nicht mehr als ein Viertel der Kleidung oder
des Körpers mit kleiner Unreinheit beschmutzt ist.[145]
2. Ein Urinspritzer, der nicht größer als die Spitze einer Nadel
ist.
3. Wenn Unreinheiten von unreinen Tieren auf dem Liegeplatz
oder der Erde gesichtet werden und darauf sich der Schweiß
oder die Spuren eines nassen Fußes auf dem Körper oder die
Füße von einem anderen absetzen, dann gelten diese als
verunreinigt (Naǧis). Wenn keine Spuren auszumachen
sind[146], dann nicht.
4. Genauso wird ein Kleidungsstück nicht verunreinigt, wenn
dieses sauber und trocken ist, wenn es mit einem
verunreinigten Kleidungsstück in Berührung kommt, das so
wenig Feuchtigkeit in sich hat, dass, wenn man es auspressen
würde, keine Tropfen runterfallen würden.
5. Eine saubere feuchte Kleidung wird durch das Hinlegen auf
trockene verunreinigte Erde nicht unrein, sofern die
Unreinheit auf der Kleidung nicht wahrzunehmen ist (durch
Geruch, Geschmack oder Aussehen, wie z.B. Abfärbung).
6. Wenn ein Wind Unreinheit mit sich trägt und auf saubere
Kleidung trifft, wird die Kleidung solange davon nicht
verunreinigt, solange nichts von dieser Unreinheit
wahrzunehmen ist.

Kleidung[147], die verunreinigt wurde, wird dadurch gereinigt, dass man die
eigentliche Unreinheit entfernt, wenn diese mit dem Auge zu sehen ist.[148]
Wenn diese Unreinheit abgewaschen und entfernt wurde, gilt diese Kleidung
als rein, selbst wenn der Geruch noch haften sollte.
Wenn es sich um eine mit dem Auge nicht sichtbare Unreinheit handeln
sollte, dann muss man die Kleidung mindestens drei Mal waschen und bei
jeder Waschung das Wasser mit Druck auspressen.

Mittel, Verunreinigungen zu beheben

1. Eine Verunreinigung wird von der Kleidung oder vom Körper


durch Wasser gereinigt und durch jede andere reinigende
Flüssigkeit, wie z.B. Essig oder Rosenwasser.
2. Die Ledersocke und ähnliche Dinge[149] werden durch das
Abreiben der Unreinheit gereinigt.
3. Ein Schwert und ähnliche Dinge, an denen Unreinheit haftet,
werden durch das Abstreichen gereinigt.
4. Wenn die Spuren einer Unreinheit auf der Erde nicht mehr
wahrzunehmen sind und diese Stelle trocken ist, dann darf
man darauf das Gebet verrichten, jedoch darf man an dieser
Stelle nicht den Tayammum vornehmen. So verhält es sich
auch mit Bäumen, Pflanzen und Rasen, auf denen sich
Unreinheit befindet und die durch das Trocknen der
Unreinheit wieder als rein zu betrachten sind.
5. Eine Unreinheit wird dadurch rein, wenn ihr Wesen sich
umwandelt, so z.B., wenn sie zu Salz[150] wird oder durch
Verbrennung.[151]
6. Das Präejakulat (al-Manī) wird, nachdem es an der Kleidung
oder am Körper getrocknet ist, durch das Schrubben wieder
rein. Wenn es noch feucht ist, muss diese Stelle mit Wasser
gewaschen werden.

Die Reinheit von der Haut eines verendeten


Tieres

Die Haut eines verendeten Tieres wird gereinigt durch:

1. Gerbung
2. Durch das Bedecken mit Erde oder die Trocknung durch die
Sonne. Die Haut eines Menschen oder vom Schwein wird
unter keinen Umständen rein.
3. Der Verzehr des Fleisches von Tieren, deren Verzehr an sich
verboten ist, wird durch die schariagerechte Schlachtung zwar
nicht erlaubt, doch ihre Haut wird dadurch rein und kann (z.B.
nach Gerbung) genutzt werden.
4. Alle Körperteile, in denen kein Blut fließt, werden durch den
Tod des Tieres nicht unrein, wie z.B. das Fell, Gefieder,
Nägel, Hörner und Knochen, so lange daran kein Fett haftet.
5. Die Nerven sind als unrein zu betrachten.
6. Der Behälter,[152] in dem sich Moschus befindet, ist genauso
rein wie der Moschus (von Moschustieren)[153] selbst. Sein
Verzehr ist erlaubt.[154]
7. az-Zabād[155] ist rein und das Gebet von jemandem, der diese
Substanz (zur medizinischen Behandlung) nutzt, ist gültig.

Weitere Werke vom Übersetzer

Autor: Ibn Qayyim al-


Ǧawziyya
Titel: Das Gottesgedenken
Seitenanzahl: 240
Taschenbuch : 9,99 €
ISBN-10: 1520292953
ISBN-13: 978-1520292953
Autor: Abū Ḥanīfa
Titel: Abhandlungen
Seitenanzahl: 140
Taschenbuch: 7,99 €
ISBN-10: 1520514026
ISBN-13: 978-1520514024

Autor: Ibn Ǧarīr aṭ-Ṭabarī


Titel: Erläuterung der Sūra al-Fātiḥa
Seitenanzahl: 120
Taschenbuch: 7,99 €
ISBN-10: 1976746779
ISBN-13: 978-1976746772
[1] Die vierte und fünfte Kategorie werden im Nachhinein noch erklärt. Der Grund, weswegen
diese beiden Kategorien nicht gleich mit aufgezählt werden, ist, dass der Autor das im Originaltext
auch nicht gemacht hat und daran möchte ich mich bei der Übersetzung auch halten.
[2] Wenn es sich um einen großen See, Fluss und größere Gewässer handelt, dann ist von der
Benutzung dieses Wassers – selbst wenn eine Katze und ähnliche Tiere daraus getrunken haben
sollten – nicht abzuraten. Das Beispiel im Buch bezieht sich auf kleinere Wassermengen.
[3] Wie z.B. Hühner, Raubvögel, Schlangen etc.
[4] Dies ist die vierte und fünfte Kategorie, von denen der Autor sprach.
[5] Einige hanafitische Gelehrte vertreten die Meinung, dass man mit dem Wasser, das aus einer
Frucht von sich aus austritt, die rituelle Waschung vornehmen kann, doch es gibt einen Konsens
unter den Gelehrten dieser Rechtsschule, dass, wenn die Flüssigkeit unter Druck von außen austritt,
sie zur rituellen Reinigung nicht brauchbar ist.
[6]
Wie z.B. Linsen, Kichererbsen, Kräuter, eine Brühe etc.
[7] Wie z.B. Fleisch, Knochen, Bohnen, Linsen etc.
[8] In dem es z.B. dickflüssig wird.
[9] Ohne diese im Wasser zu kochen.
[10] In Muslim wird berichtet, dass der Gesandte Allahs (sas) seinen Gefährten befahl, einen
Mann, der sich im Iḥrām-Zustand befand und von einem Kamel erschlagen wurde, mit Sidar (vom
Sidarbaum) zu waschen. Qays b. ʿĀṣim befahl er ebenfalls, sich mit Sidar zu waschen, nachdem
dieser den Islam annahm. Ferner wird berichtet, dass der Prophet (sas) einmal, als er die große
rituelle Waschung (Ġusl) vornahm, seinen Kopf mit Hibiskus (Pflanzengattung) wusch. Daher sind
die hanafitischen Gelehrten der Meinung, dass, wenn dem Wasser etwas hinzugefügt wird, das die
reinigende Wirkung verstärkt (z.B. durch einen angenehmen Duft) das Wasser weiterhin als rein
und reinigend gilt, selbst wenn sich seine Farbe, sein Geruch und Geschmack dadurch ändert.
[11] Wie z.B. Geruch, Geschmack oder Farbe.
[12] Wie z.B. Apfelessig, das eine eigene Farbe, einen Geruch und Geschmack aufweist.
[13] Raṭl bezeichnet eine Maßeinheit und ein Raṭl sind in etwa 0,53 l.
[14] Wenn das benutzte Wasser, als auch das saubere Wasser in gleichem Maße
zusammenkommen sollten, dann sollte man das Wasser als Vorsichtsmaßnahme, als benutztes
Wasser behandeln und damit nicht die rituelle Waschung vornehmen.
[15] Wenig bedeutet in dem Fall, alles etwas weniger als eine Fläche von 68 m² aufweist. Wenn
sich auf diese Fläche auch nur ein Tropfen einer Unreinheit mischen sollte, ist dieses Wassers nicht
mehr für eine rituelle Waschung brauchbar, selbst wenn sich keine Spuren der Unreinheit (wie
Geruch, Geschmack oder Farbe) wahrnehmen lassen sollten. In jedem Falle muss die Tiefe des
Wassers auch so sein, dass der Boden mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sein darf.
[16] Wie z.B. ein Fluss.
[17] Es sei denn, auf dem Mund des Menschen befindet sich eine Unreinheit, wie z.B. Reste
vom Schwein oder Alkohol. In dem Fall würde die Berührung des Mundes mit dem Wasser dieses
verschmutzen. Wenn die Person, die das Wasser trinkt, sich im rituell unreinen Zustand befinden
sollte (Ǧunub) oder die Periode haben sollte (Ḥāʾiḍ), dann bleibt das Wasser weiterhin sauber. Von
ʿĀʾiṣa (r.a.) wird berichtet, dass sie während der Menstruation aus einem Gefäß Wasser trank,
daraufhin der Gesandte Allahs (sas) das Gefäß nahm und aus derselben Stelle trank, aus der sie
trank.
[18] Wasser, aus dem Skorpione, Käfer und Grillen getrunken haben, gilt nicht als verpönt und
kann bedenkenlos zur rituellen Waschung benutzt werden.
[19] Am besten ist es zunächst mit diesem Wasser die rituelle Waschung vorzunehmen und
danach den Tayammum. Zufar sagt: Es ist verpflichtend, in so einem Fall die rituelle Waschung
dem Tayammum vorzuziehen.
[20] Die Bedingung, dass in so einem Fall überhaupt die rituelle Waschung vollzogen werden
darf, ist, dass, wenn wir mehrere Wassergefäße haben und uns sicher sind, dass mindestens mehr
als die Hälfte davon rein ist, wir gründlich untersuchen, welches davon rein ist. Wenn jedoch mehr
als die Hälfte unrein ist, dann dürfen wir mit keinem der Wassergefäße die rituelle Waschung
vornehmen, da es eine Alternative gibt und dies ist der Tayammum. Dazu noch Näheres in den
kommenden Kapiteln.
[21] Während es für die rituelle Waschung eine Alternative gibt und zwar, wenn das Wasser
verschmutzt ist, man mit reiner Erde den Tayammum vornehmen kann, gibt es für jemanden, der
sich in einer Notlage befindet und an einem Ort lebt, wo die Wasservorkommnisse knapp sind,
keine Alternative und in so einem Fall dürfte die Person, um ihr Leben zu schützen – auch wenn
mehr als die Hälfte der Behälter verschmutzt wäre –- gründlich nachsuchen, welcher der Behälter
rein sein könnte und anhand dieser Beurteilung das Wasser trinken. Wenn kein Notfall vorliegt,
sollte dieses Wasser auch nicht getrunken werden.
[22] Man beachte, dass hier mit dreckig immer der Fachbegriff Naǧis gemeint ist. So kann z.B.
ein Koch, dessen Kleidung mit Fett, Essensresten etc. beschmutzt ist oder ein Mechaniker, der
überall Ölreste und Staub auf der Kleidung hat, mit dieser Kleidung das Gebet verrichten, auch
wenn es äußerlich dreckig ist. Mit Dreck (Naǧāsa) sind andere Formen des Drecks gemeint, wie
z.B. Urinrückstände, Kot, Blut etc.
[23] Während die Alternative zu dreckigem Wasser die reine Erde ist, gibt es zur Kleidung
keine Alternative. Es ist besser, dass man im Notfall mit unreiner Kleidung das Gebet verrichtet, als
dass man seinen Schambereich (ʿAura) nicht bedeckt.
[24] Nach einigen malikitischen Rechtsgelehrten ist das Schwein im lebendigen Zustand als
rein zu betrachten und wird erst durch den Tod unrein.
[25] Der Mund wird hier explizit erwähnt, weil dadurch der Sabber das Wasser berührt und der
Sabber vom Schwein ist, wie bereits erwähnt, unrein. In dem Falle ist nicht nur der Sabber vom
Schwein unrein, sondern sein Wesen an sich, daher reicht der kurze Kontakt des Schweines mit
dem Wasser aus, um es zu verunreinigen.
[26] Auch Ziegen, Böcke, Schafe etc.
[27] Wenn ein Mensch in einen Brunnen steigt, um sich von Unreinheiten wie z.B. Blut, Kot,
Urin, Erbrochenem etc. zu reinigen, dann wird das Brunnenwasser durch diese Unreinheit
verschmutzt und das gleiche gilt für die Tiere, deren Verzehr erlaubt ist und die Unreinheiten mit
sich tragen.
[28] Dirham bezeichnet eine Maßeinheit und kann heute mit ca. 3,5 Gramm angegeben werden.
[29] Dabei sind Steine gemeint, die keinen Schaden für die Ausscheidungsorgane darstellen oder
alles, das dem gleichkommt, wie z.B. in heutiger Zeit mit Toilettenpapier. Steine werden in diesem
Buch genannt, da es zu jener Zeit gängige Praxis gewesen zu sein scheint, mit ihnen die
Ausscheidungsorgane zu reinigen. Es soll nicht falsch verstanden werden, indem man explizit nach
Steinen sucht im falschen Denken, dass man dadurch eine Sunna-Handlung praktiziert hat. Der
Nutzen dieser Information liegt vielleicht darin, dass, wenn man sich mal in einer Notsituation
befindet, wo man sich reinigen möchte und nicht weiß womit, man zumindest eine Alternative hat,
auf die man zurückgreifen kann. Die Reinigung durch die Knochen von Lebewesen ist streng
verboten, da Allah (der Erhabene) sie geehrt hat und ihr Schutz auf Unversehrtheit und Anspruch
auf ehrenwerte Behandlung dauert auch über den Tod hinaus an. Ohne Zweifel ist das Reinigen der
Ausscheidungsorgane durch die Knochen von Tieren oder Menschen eine Entehrung und
Missachtung ihrer Unversehrtheit.
[30] Da durch das Eindringen von Wasser über den Gesäßbereich in den Darmbereich das Fasten
gebrochen wäre.
[31] Das Entblößen des Schambereiches bezieht sich auf den öffentlichen Raum oder auf die
Gefahr, von anderen Menschen gesehen zu werden. Selbstverständlich kann und muss man diese
Bereich entblößen, um die Ausscheidungsorgane zu reinigen, wenn man sich in den privaten
Räumlichkeiten (WC) befindet oder man in einer öffentlichen Toilette ist, wo man sicherstellen
kann, dass der entblößte Schambereich von niemandem gesehen werden kann.
[32] Alle Unreinheiten, die über die Ausscheidungsorgane austreten und weniger als einen
Dirham in ihrem Ausmaß sind, werden nicht berücksichtigt. Wenn die Menge einen Dirham
erreicht oder überschreitet, dann wird es verpflichtend, diesen Bereich zu reinigen. Wenn man sich
in einer Notlage befinden sollte und man nichts findet, womit man diese Unreinheit beseitigen
kann, dann nimmt man die rituelle Waschung oder, wenn es kein Wasser gibt, den Tayammum vor
und verrichtet so das Gebet. Das Gebet muss im Anschluss, wenn man später etwas zum Reinigen
gefunden hat, nicht wiederholt werden.
[33] Für gewöhnlich wird auf Anraten des Propheten (sas) versucht, mit der rechten Hand zu
essen. Daher sollte man nicht diese Hand auch noch zur Reinigung der Ausscheidungsorgane
benutzen, zumal das abgesehen davon, dass es unhygienisch sein kann, wenn man sie im
Nachhinein nicht richtig wäscht, einem das, während man isst, Übelkeit verursachen kann.
Nichtsdestotrotz ist es erlaubt, diese Stellen mit der rechten Hand zu reinigen, wenn die linke Hand
z.B. durch einen Bruch, eine Wunde etc. behindert ist.
[34] Die Sonne und der Mond sind zwei gewaltige Zeichen von Allah (der Erhabene), so wird es
als respektlos angesehen, sich bei der Notdurft gegen sie zu richten.
[35] Da die Gefahr besteht, dass der Wind die Ausscheidungen zu einem selbst zurückweht.
[36] Selbst, wenn es sich dabei um fließendes Wasser wie einem Fluss handeln sollte, da die
Menschen darin baden und dies zur Reinigung nutzen. Erst recht sollte man dabei von
stillstehendem Wasser, wie z.B. einem See, Brunnen, Wasserbecken etc., absehen.
[37] Da die Menschen an warmen Sommertagen die schattigen Plätze nutzen, um sich vor der
stechenden Sonnenhitze zu schützen und die Gefahr besteht, dass sie auf diese Unreinheit treten
und sich hinsetzen oder zumindest der üble Gestank die Menschen stören wird. Sollte es sich um
einen schattigen Platz irgendwo in einem Wald oder einen Ort handeln, wo die Menschen für
gewöhnlich nicht hingehen, dann ist es nicht verpönt.
[38] Wie z.B. Höhlen oder Nester, selbst wenn es sich um Insektennester handeln sollte, um den
Lebewesen nicht zu schaden oder sich selbst in Gefahr zu bringen, wenn es sich z.B. um eine Höhle
handelt und wilde Tiere dort Zuflucht suchen.
[39] Der Prophet (sas) sagt in einer Überlieferung: „Fürchtet euch vor den zwei Dingen, die
Verfluchungen verursachen.“ Man fragte ihn: „Welche sind diese?“ Er (sas) sagte: „Derjenige, der
seine Notdurft auf den Gehwegen und schattigen Plätzen, in denen Menschen Zuflucht suchen,
verrichtet.“
[40] Die Grenzen des Gesichtes der Länge nach: vom vordersten Haaransatz bis zum
Unterkinn.
Die Grenzen des Gesichtes der Breite nach: von einem Ohrläppchen bis zum anderen.
[41] Die Knöchel des Ellenbogens müssen auch gewaschen werden und besser ist es, noch einen
Stück darüber mit zu waschen.
[42] Die Fußknöchel müssen auch gewaschen werden.
[43] Wie z.B. das Gebet, die Umrundung der Kaaba (Ṭawāf), das Berühren des Korans etc.
[44] Der Lohn wird einem nur dann zuteil, wenn die Gebetswaschung mit der Absicht
vorgenommen wird, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, denn alle gottesdienstlichen Handlungen
werden erst durch die richtige Absicht und die korrekte Durchführung im Jenseits belohnt. Sollte
man die Gebetswaschung ohne Absicht durchführen bzw. mit der Absicht bspw., sich nur
abzukühlen oder dergleichen, dann gibt es für diese Handlung keine Belohnung im Jenseits.
[45] Da Andersgläubige nicht aufgefordert werden, gottesdienstlichen Handlungen nachzugehen,
die sie ablehnen. Das Gebot der Gebetswaschung und der anderen gottesdienstlichen Handlungen
im Koran (wie z.B. das Gebet, die Pilgerfahrt nach Mekka etc.) bezieht sich nur auf Muslime.
[46] Es muss ausreichend Wasser vorhanden sein, um damit alle nötigen Körperteile rituell zu
waschen. Sollte nur Wasser nur knapp vorhanden sein und dies würde zum Kochen oder zum
Trinken benötigt werden, dann darf man dieses Wasser nicht zur Gebetswaschung benutzen, da es
die Alternative gibt, mit reiner Erde den Tayammum vorzunehmen, während das Trinken von
Wasser und das Kochen lebensnotwendig sind.
[47] Durch die Notdurft wird die rituelle Waschung gebrochen und muss für das nächste Gebet
oder für andere gottesdienstliche Handlungen (wie z.B. Ṭawāf etc.) erneuert werden. Nicht nur die
Notdurft macht die Gebetswaschung ungültig, es gibt noch eine Reihe weiterer Dinge, die sie
ungültig machen, aber dazu im Kapitel über die Dinge, die die Gebetswaschung ungültig machen,
mehr.
[48] Die Diskussion, ob man auch die Gebetswaschung vornehmen muss, wenn es einem z.B.
droht, dadurch das Freitagsgebet zu verpassen, ist eine ältere und die hanafitisichen Gelehrten sind
der Meinung, dass knappe Zeit kein Grund ist, statt der Gebetswaschung den Tayammum
vorzunehmen (da es schneller und einfacher ist), weil man z.B., wenn man das Freitagsgebet
verpasst, immer noch alternativ das Mittagsgebet verrichten kann. Bei anderen Gebeten, zu denen
es keine Alternative gibt, wie z.B. dem Totengebet (Ǧanāza), das nicht im Anschluss ein zweites
Mal verrichtet werden kann, erlaubten sie, den Tayammum vorzunehmen, um dieses wichtige
Gebet nicht zu verpassen und man stelle sich vor, dass es sich da um das Totengebet eines nahen
Angehörigen handelt.
[49] Wie z.B., wenn jemand sich am Finger schneidet und blutet, da muss man zunächst die
Blutung stoppen und kann erst danach die Gebetswaschung vornehmen.
[50] Wie z.B. Nagellack, Gel, Cremes, Schminke etc. und alles, was das Wasser daran hindert, an
die Haut zu gelangen.
[51] Die Definition von einem dichten Bart ist, dass die Haut nicht durchscheinen darf und das
Barthaar die Haut vollkommen abdeckt. In solch einem Fall muss man nicht versuchen, das Wasser
mit Gewalt durch die Haut dringen zu lassen, es reicht, wenn man das Äußere des Bartes wäscht.
[52] In dem man z.B. die Finger auseinanderspreizt, die Fingernägel kürzt oder zuvor den Teig
entfernt.
[53] Mit den Worten „Bismillāhi-r-Raḥmāni-r-Raḥīm“.
[54] Traditionelle arabische Form der Zahnbürste, die aus den Knospen oder dem Wurzelstück
des Zahnbürstenbaumes (Salvadora persica) gewonnen wird und zur Zeit des Propheten
Muhammad (sas) verwendet wurde und auch heute weiterhin in mehrheitlich muslimischen
Ländern weit verbreitet ist. Alternativ kann man auch eine Zahnbürste benutzen.
[55] Da die Gefahr besteht, dass das viele Wasser durch den Mundraum oder die Nasenhöhlen in
den Magenbereich gelangen kann.
[56] Al-Wilāʾ bedeutet, dass nächste Körperteil zu waschen, bevor das vorherige Körperteil
trocknet, d.h. aufeinanderfolgend zu waschen, ohne eine Pause während der Gebetswaschung
einzulegen.
[57] Die Absicht zu fassen bedeutet, dass man die Gebetswaschung aufrichtig mit der Absicht
vornimmt, Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Nach Imām Mālik und Imām aš-Šāfiʿī (möge Allah
(der Erhabene) mit allen beiden zufrieden sein) ist es verpflichtend, (Farḍ) die Absicht vor der
Gebetswaschung zu fassen und keine Sunna.
[58] Während die Einhaltung der Reihenfolge (dass man z.B. mit dem Gesicht beginnt, dann auf
die Hände und Arme übergeht, anschließend die Kopfhaut benetzt und zum Schluss die Füße
wäscht) bei den meisten Rechtsgelehrten der anderen Rechtsschulen eine Pflicht (Farḍ) darstellt, ist
es bei der hanafitischen Rechtsschule eine Sunna-Handlung, die man unbedingt einhalten sollte.
[59] Bei allen Körperteilen, die es doppelt gibt, wie z.B. Hände und Füße.
[60] Bei der Waschung der Hände bis zum Ellenbogenknöchel und den Fußspitzen bis zum
Fußknöchel wird empfohlen, jeweils bei den Fuß- und Fingerspitzen zu beginnen.
[61] Damit das Wasser, das auf den Boden plätschert, nicht auf die Kleidung kommt.
[62] aš-Šahāda wird wie folgt ausgedrückt: „Ašhadu an Lā Ilāha Illā Allāh wa Aṣhadu anna
Muḥammadan Rasūlullāh.“
[63] Dies ist nur dann erwünscht, wenn man an einen anderen Ort geht. Sollte man sich am selben
Ort befinden, dann ist das Erneuern der Gebetswaschung verpönt (Makrūh) aufgrund der
Verschwendung vom Wasser (Isrāf). Wenn man hierzu noch Wasser benutzen sollte, das zum
Kochen oder Trinken bestimmt war, dann ist es sogar eine Sünde (Ḥarām), die Gebetswaschung
vorzunehmen, da man sich bereits im rituell reinen Zustand befindet und zudem das Wasser für
andere Zwecke bestimmt war.
[64] Weil die Gebetswaschung die kleinen Sünden und Verfehlungen ausgleicht.
[65] Ohne den Koran zu berühren. Wenn man das Auswendig gelernte rezitiert, wird dafür keine
Gebetswaschung benötigt, doch wenn man den Koran als Buch aufschlagen und darin lesen
möchte, dann ist die Gebetswaschung verpflichtend.
[66] Während einige Rechtsgelehrte es als verpflichtend ansehen, nach dem Essen von
Kamelfleisch (aufgrund einer Überlieferung) die Gebetswaschung vorzunehmen, sind die
hanafitischen Rechtsgelehrten der Ansicht, dass es nicht verpflichtend, jedoch angemessen ist, um
der Meinungsverschiedenheit der Rechtsgelehrten zu entgehen und ganz sicher zu sein.
[67] Wie z.B., nachdem man eine Frau berührt hat.

[68] Dabei spielt es keine Rolle, ob es viel oder wenig, ob es fest, flüssig oder gasförmig ist. All
diese Dinge, die aus den beiden Ausscheidungsorganen austreten, machen die Gebetswaschung
ungültig
[69] Wenn das Blut äußerlich sichtbar ist und fließt, macht es die Gebetswaschung ungültig.
Wenn das Blut nicht nach außen tritt, z.B. im Mundbereich nach innen fließt, in den Nasenhöhlen
oder dem Gehörgang fließt, im Auge oder einem anderen Bereich fließt und nicht nach außen tritt,
dann ist das Vornehmen der Gebetswaschung empfohlen, aber nicht verpflichtend.
[70] Zum Beispiel aus einer Wunde, dem Mund, der Nase, dem Ohr oder anderen
Körperorganen.
[71] Nach Abū Yūsuf und Muḥammad b. al-Ḥasan b. Farqad aš-Šaybānī muss die Frau nach
einer Geburt, bei der kein Blut geflossen ist, nur die Gebetswaschung (Wuḍūʾ) vornehmen und sie
befindet sich nicht im Zustand einer Wöchnerin (Nifās). Abū Ḥanīfa hingegen ist der Ansicht, dass
sie auch wenn kein Blut während und nach der Geburt geflossen ist, sie die große rituelle
Waschung (Ġusl) vornehmen muss zur Sicherheit, weil eine Geburt immer mit einer Blutung
einhergeht, selbst wenn sie minimal sein sollte.
[72] Wenn man im Laufe des Tages immer in ganz wenigen Mengen erbricht und der Grund
des Erbrechens immer derselbe ist, dann macht dieses Erbrechen, das im Laufe des Tages das Maß
von einem vollen Mund erreicht, die Gebetswaschung ungültig.
[73] Das findet man durch die Färbung heraus. Wenn der Speichel, der ausgespuckt wird,
gelblich ist, dann bedeutet dies, dass sich mehr Speichel als Blut darin befindet und dies macht die
Gebetswaschung nicht ungültig. Wenn der Speichel eine rötliche Färbung annimmt, dann bedeutet
dies, dass sich darin zu gleichen Teilen Blut und Speichel befindet und das macht die
Gebetswaschung ungültig. Wenn der Speichel eine stechende rote Farbe hat, bedeutet dies, dass
mehr Blut als Speichel sich darin befindet und auch das macht die Gebetswaschung ungültig.
[74] Nach Ansicht der hanafitischen Rechtsgelehrten bricht der Schlaf, bei dem man auf dem
Gesäß sitzt, nicht die Gebetswaschung, da sie die Überlieferung des Gesandten Allahs (sas)
dahingehend auslegen, dass nicht der Schlaf die Gebetswaschung ungültig macht, sondern der
Verlust der Kontrolle über das Ausscheidungsorgan, aus dem, ohne sie unter Kontrolle zu haben,
Gase austreten können. Wenn man sicherstellt, dass diese nicht austreten, indem man z.B. sitzend
und lehnend schläft und somit das Ausscheidungsorgan schließt, macht dies die Gebetswaschung
nicht ungültig.
[75] Dabei spielt es keine Rolle, ob man bewusst oder unbewusst gelacht hat. Die Definition
von lautem Gelächter ist, dass man selbst oder derjenige, der neben einem betet, das Lachen gehört
hat. Lächeln allein ohne einen Ton von sich gegeben zu haben, macht die Gebetswaschung nicht
ungültig, selbst wenn man die Zähne dabei sehen sollte. Das laute Lachen während eines
Totengebets oder der Niederwerfung bei einer Koranrezitation (Saǧda at-Tilāwa) macht das Gebet
ungültig, doch die Gebetswaschung nicht.
[76] Dabei ist noch nicht von Geschlechtsverkehr oder vom Eindringen die Rede, sondern die
bloße Berührung. Bei Geschlechtsverkehr würde eine einfache Gebetswaschung nicht ausreichen,
da müsste man die große rituelle Waschung (Ġusl) vornehmen.
[77] Im Gegensatz zu den Ausscheidungsorganen. Wenn der Wurm aus einer der
Ausscheidungsorgane austreten würde, dann würde dies die Gebetswaschung ungültig machen.
[78] Ohne dass dabei Präejakulat (Maḏī) fließt. Ein Mann kam zum Gesandten Allah (sas)
und fragte ihn: „O Gesandter Allahs. Was sagst du zu jenem, der sein Geschlechtsorgan
berührt?“. Er antwortete: „Ist es denn etwas anderes, als ein Teil deines Körpers?“
Die große Gefährten ʿUmar, ʿAlī, Ibn ʿAbbās und Ibn Masʿūd (möge Allah (der Erhabene)
mit ihnen allen zufrieden sein) waren der Ansicht, dass das bloße Berühren der
Geschlechtsorgane die Gebetswaschung nicht ungültig macht und Allah (der Erhabene) weiß es
am besten.
[79] Ohne dass dabei Präejakulat (Maḏī) und Ejakulat (Manī) fließen. Es wird vom Gesandten
Allahs (sas) berichtet, dass er manchmal seine Frau vor dem Gebet zu küssen pflegte und
anschließend das Gebet verrichtete, ohne die Gebetswaschung zu erneuern.
[80] Sobald die Menge den Mund füllt, bricht es die Gebetswaschung.
[81] Wenn diese nicht zusammen mit einer anderen Unreinheit, wie z.B. Blut, Erbrochenem etc.
ausgespuckt werden.
[82] In einer Überlieferung sagt der Gesandte Allahs (sas), dass derjenige, der stehend, sich
verbeugend oder sich niederwerfend schläft (im Gebet), die Gebetswaschung so lange nicht
wiederholen muss, bis er auf die Seite fällt.
[83] Die Bedingung, dass das Ejakulat mit Begierde austreten muss, damit eine
Ganzkörperwaschung verpflichtend wird, ist wichtig, da dies bedeutet, dass, wenn Ejakulat ohne
Begierde austritt, wie z.B. wenn jemand etwas Schweres anhebt und dabei Ejakulat ohne Begierde
austritt, dann macht dies eine Ganzkörperwaschung nicht nötig. Dabei ist es egal, ob es im wachen
Zustand oder im Schlaf geschieht und ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.
[84] Die Rechtsgelehrten behandeln Themen, die manchmal für Außenstehende nicht
nachvollziehbar sein können. Sie sind aber diejenigen, an denen sich die einfache Bevölkerung mit
ihren Fragen wendet und die Rechtsgelehrten scheinen selbst nach solchen Dingen gefragt worden
zu sein, sodass sie diesen Punkt mit in ihre Bücher aufnahmen. Solche Art von Problemfällen wird
auch in den Werken der Rechtsgelehrten anderer Rechtsschulen behandelt. Manchmal werden
solche Arten von Problemfällen als theoretische Fragen behandelt gemäß dem Motto „was wäre,
wenn?“ und manchmal werden sie aufgrund von tatsächlich vorhandenen Problemen behandelt, die
einer Antwort bedürfen.
[85] Wenn jemand z.B. kurz vor seinem Übertritt zum Islam sich im rituell unreinen Zustand
(Ǧanāba) befindet, muss dieser nach seiner Konvertierung dennoch die Ganzkörperwaschung
vornehmen, da selbst, wenn die Sünden der betreffenden Person gereinigt werden, die Unreinheit
(z.B. Austritt von Ejakulat oder Regelblutung etc.) bleibt und diese kann nur durch eine
Ganzkörperwaschung gereinigt werden.
[86] Der Unterschied zwischen Präejakulat (‫ )اْﻟَﻤﺬي‬und Ejakulat (‫ﻲ‬ َ ‫ )اْﻟ‬ist, dass das
‫ﻤِﻨ ﱡ‬
Präejakulat (auch als Lusttröpfchen bekannt) durchsichtig ist und nicht in einem Schwall austritt, so
wie das Ejakulat. Bei der Frau wird das Präejakulat als al-Qaḏī (‫ )اْﻟَﻘِﺬي‬bezeichnet.
[87] Bezeichnet ein trübes und dickflüssiges Sekret, was vor oder nach dem Urinieren austritt.
Die Gelehrten dieser Umma sind sich darin einig, dass das Austreten von Präejakulat (al-Maḏī) und
al-Wadī die Ganzkörperwaschung nicht nötig macht. Alle beiden Ausscheidungen sind dennoch
Unreinheiten (Naǧāsa), die gereinigt werden müssen und mit denen man auf der Kleidung nicht das
Gebet verrichten darf.
[88] Dies ist die Meinung von Abū Yūsuf und Muḥmammad. Abu Ḥanīfa ist der Ansicht, dass
die Ganzkörperwaschung zur Sicherheit dennoch vorgenommen werden sollte.
[89] Einführung von Flüssigkeit über den Anus in den Darm, um ihn zu reinigen.
[90] Während das Waschen des inneren Mundraumes (al-Maḍmaḍa) und der Nasenhöhlen (al-
Istinšāq) bei der Gebetswaschung (al-Wuḍūʾ) keine Verpflichtung darstellen, ist ihre Waschung bei
der Ganzkörperwaschung verpflichtend.
[91] Wie z.B. beim Loch für einen Ohrring. In dem Fall kann man den Ohrring anbehalten und
ihn hin und her bewegen, damit das Wasser die innere Seite der Öffnung erreicht.
[92] Es sei denn, ihre Haare sind verdreckt oder so dicht, dass das Wasser nicht an die Wurzeln
bzw. an die Kopfhaut gelangt.
[93] Wie z.B. das Einhalten der Reihenfolge, die Körperteile drei Mal zu waschen, mit der
rechten Seite zu beginnen etc. Bei Interesse nochmal im Kapitel über die Sunna-Handlungen bei der
Gebetswaschung nachschauen, da wird es detailliert erklärt.
[94] Wenn man sich in einem Fluss wäscht oder an einem anderen Ort, wo das Wasser fließt,
wie z.B. im Meer, dann reicht es aus, da einzutauchen, durch die Bewegung des Wassers ist es so,
als hätte man sich drei Mal gewaschen. Man muss nicht drei Mal dafür in das Wasser tauchen. Bei
einer modernen Dusche verhält es sich ähnlich, da es ständig fließt.
[95] Für nähere Informationen siehe die betreffenden Kapitel, in denen diese Dinge ausführlich
dargelegt werden.
[96] Das Festgebet (Ṣalātu-l-Īd) zum Ramadanfest (ʿĪd al-Fiṭr) und zum Opfertierfest (ʿĪd al-
Aḍḥā).
[97] Es wurde bereits angemerkt, dass jemand, der sich kurz vor seinem Übertritt zum Islam im
rituell unreinen Zustand (Ǧanāba) befindet, nach seinem Übertritt die Ganzkörperwaschung
vornehmen muss.
[98] Das meint nicht die Pubertät, denn wenn durch das Eindringen in die Pubertät Ejakulat
fließt oder bei der Frau die Regelblutung einsetzt, dann ist die Ganzkörperwaschung verpflichtend.
Hier ist das Erreichen einer geistigen Reife gemeint und diese wird bei den klassischen
hanafitischen Rechtsgelehrten mit 15 Jahren festgesetzt, da zu jener Zeit die Reife scheinbar in der
Regel in dem angegebenen Alter erreicht wurde.
[99] Zum Beispiel nach Trunkenheit, Rausch, Bewusstlosigkeit oder dem Verlieren des
Verstandes.
[100] Auf Deutsch: schröpfen.
[101] Die Nacht der Vergebung ist die Nacht zur Hälfte des Monats Šaʿbān, also der Vormonat
zum Ramadan.
[102] Die Nacht der Bestimmung ist die Nacht, in der der Koran offenbart wurde und sie ist in
den letzten zehn (ungeraden) Nächten des Fastenmonats Ramadan zu suchen.
[103] at-Tayammum bedeutet in der Fachterminologie der Rechtsgelehrten das Bestreichen des
Gesichts und der Hände (bis zum Ellenbogen) mit reiner Erde. Allah (der Erhabene) hat dies als
Erleichterung in Notsituationen als erlaubt erklärt und somit für jede Bedrängnis einen Ausweg
geschaffen.
[104] Die Absicht ist daher bei der Gebetswaschung keine Bedingung für die Gültigkeit der
Waschung, da durch das Wasser der Zweck der Waschung erlangt wird und das ist die Reinheit.
Bei Erde hingegen ist es so, dass sie oftmals verschmutzt ist und wir staubig werden, wenn wir uns
damit über das Gesicht und die Hände streichen, daher muss die Absicht gefasst werden, dies mit
dem Zweck vorzunehmen, sich zu reinigen, auch wenn äußerlich betrachtet keine Reinigung
stattfindet.
[105] Die Altersreife wird als at-Tamyīz bezeichnet und drückt ein Alter aus, in dem die
mündige Person reif genug ist, differenzieren zu können.
[106] Circa 4.000 Fußschritte oder 30 Minuten Fußweg.
[107] Eine Krankheit, bei der der Kontakt mit Wasser die Krankheit verschlimmern oder die
Heilung verzögern würde.
[108] Wenn die Gefahr besteht, dass man durch die Gebetswaschung mit kaltem Wasser krank
wird und es kein warmes Wasser gibt, dann ist es erlaubt, statt des Wassers mit reiner Erde den
Tayammum vorzunehmen.
[109] Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Angst vor einem Menschen oder einem Tier
handelt, ob es sich um Angst um sich selbst, einen anderen, anvertrautes Gut oder sein Vermögen
handelt. All diese können den Tayammum vornehmen und müssen diese Gebete nicht wiederholen.
[110] Wenn zu befürchten ist, dass durch die Gebetswaschung kein Wasser mehr übrig bleibt,
darf man den Tayammum vornehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man dies im jetzigen Zustand
befürchtet oder in naher Zeit, ob für seinen Mitmenschen, sein Reittier oder einen Hund, der sich
mit auf der Reise befindet.
[111] Die Rechtsgelehrten sind der Ansicht, dass im Notfall Teig (womit man Brot backen kann)
ausreicht, um zu überleben und die Suppe ein Zusatz wäre, der diese Notwendigkeit ausreizen
würde.
[112] Als Mittel kann angesehen werden, wenn jemand z.B. einen Brunnen mit sauberem
Wasser hat, er aber keinen Eimer oder kein Seil hat, womit er das Wasser zu sich befördern kann
und er auch nicht die Kraft hat mit dem Wasser abzusteigen und wieder aufzusteigen. Sein Zustand
ist dann wie jemand, der kein Wasser zur Verfügung hat.
[113] Selbst wenn man die Gebetswaschung haben sollte und während der Verrichtung des
Totengebets oder des Festgebets rituell unrein werden sollte, darf man in dem Augenblick den
Tayammum vornehmen, da zu befürchten ist, dass das Gebet verpasst wird.
[114] Da es zu diesen Gebeten Alternativen gibt, während es für das Toten- und Festgebet keine
Alternativen gibt. Jemand, der das Freitagsgebet verpasst, kann das Mittagsgebet verrichten und
jemand, der das Pflichtgebet mit der Gemeinschaft verpasst oder generell verpasst, hat die
Möglichkeit, dieses Gebet nachzubeten.
[115] Wie z.B. Creme auf der Hand, im Gesicht und alle weiteren Dinge, die das Bestreichen
behindern würden.
[116] Das Einhalten der Reihenfolge.
[117] Keine Pause dazwischen zu schieben.
[118] al-Ḥasan sagt, dass das Fragen nach Wasser keine Pflicht darstellt, da es mit dem Gefühl
der Demütigung einhergehen kann und der Tayammum ist ja gerade eine Erlaubnis Allahs (des
Erhabenen), um einem aus einer Notsituation heraus zu helfen und nicht in eine weitere zu bringen.
Wenn eine Demütigung nicht zu befürchten ist, so ist es besser, nach Wasser zu fragen.
[119] Wenn aufgrund der Notlage ein Wucherpreis für das Wasser verlangt wird, dann ist man
ِ ‫َﻣَﻘﺎ‬
nicht verpflichtet, dieses Wasser zu kaufen, da eines der übergeordneten Ziele der Šarīʿa (‫ﺻُﺪ‬
‫ﺔ‬‫ﻌ‬َ
ِ ِ ‫ﻳ‬‫ﺮ‬‫ﺸ‬‫ﱠ‬ ‫ﻟ‬‫ا‬) der Schutz des Vermögens ist (‫ل‬ِ ‫ﺎ‬‫ﻤ‬َ ْ
‫ﻟ‬ ‫ا‬ ُ
‫ﻆ‬ ْ
‫ﻔ‬ ‫ﺣ‬
ِ ).
[120] Selbst wenn man sich im Zustand der großen rituellen Unreinheit (Ǧanāba) befinden
sollte.
[121] Wenn die Möglichkeit besteht, über die Wunde mit Wasser zu streichen, z.B. über die
Salbe oder den Verband, dann macht man das. Wenn der Kontakt des Wassers die Verwundung
verschlimmert oder die Heilung hinauszögert, dann unterlässt man das und es ist in dem Fall
erlaubt, diese Stellen auszulassen.
[122] Im Anfangskapitel wurde gesagt, dass, wenn es nur einen Wasserbehälter geben sollte, aus
dem ein Esel oder Maulesel getrunken hat, dann würde man mit diesem Wasser die
Gebetswaschung vornehmen und anschließend den Tayammum vornehmen. Das bedeutet nicht,
dass die Reinheit in der Kombination von Gebetswaschung und Tayammum erlangt wurde, sondern
nur durch eines von beiden. Da der Speichel vom Esel zu den zweifelhaften Arten von Speichel
hinsichtlich seiner Reinheit gehört, führt man anschließend zur Sicherheit den Tayammum aus,
damit das Gebet dennoch gültig ist, falls die Waschung mit dem Wasser, in dem sich dieser Sabber
gemischt hat, ungültig sein sollte.
[123] Das betrifft nicht nur Ledersocken, sondern es können auch Schuhe sein, die über die
Fußknöchel reichen und dies ist eine Erleichterung von Allah (den Erhabenen), wenn man sich
vorstellt, dass Menschen in kalten Gegenden leben und sie von dieser Regelung viel profitieren
können oder aber auch Reisende, bei denen die normale Zeit für das Streichen über die
Ledersocken, was mit einem Tag (24 Stunden) festgesetzt ist, auf drei Tage (72 Stunden)
ausgeweitet wird. Natürlich gibt es auch bei dem Streichen über die Ledersocken Bedingungen und
Regelungen, auf die jetzt eingegangen wird.
[124] Insbesondere nach dem Waschen der beiden Füße. Da in der hanafitischen Rechtsschule
die Einhaltung der Reihenfolge bei der Gebetswaschung nicht verpflichtend ist für die Gültigkeit,
sondern eine Sunna-Handlung darstellt, könnte jemand theoretisch die Gebetswaschung direkt mit
dem Waschen der Füße beginnen, anschließend die Ledersocken überziehen und dann mit dem
Waschen der übrigen Körperteile fortfahren. Wenn bis zum Ende der Waschung die rituelle
Reinheit gebrochen werden sollte, dann müssen die Ledersocken ausgezogen und die Füße erneut
gewaschen werden. Daher ist es ratsam, sich an die Sunna-Handlung zu halten und die Reihenfolge
bei der Waschung zu beachten, indem man die Füße zum Schluss wäscht.
[125] Das ist eine wichtige Information, da die Dauer nicht mit dem Anziehen der Ledersocken
beginnt, sondern nachdem man die Ledersocken im Anschluss an die Gebetswaschung angezogen
hat und erst durch das Eintreten der rituellen Unreinheit. Einige Rechtsgelehrte sind der Ansicht,
dass die Dauer mit dem Anziehen der Ledersocken beginnt und andere, dass es mit dem Streichen
über die Ledersocken beginnt, doch die verbreitete Ansicht bei den hanafitischen Rechtsgelehrten
ist, dass die Dauer erst beginnt, nachdem die Gebetswaschung ungültig geworden ist. Und Allah
(der Erhabene) weiß es am besten.
[126] Konkret heißt es, dass der Ortsansässige, wenn er eine Reise antritt, nicht 72 Stunden
weiter über die Ledersocke streicht, sondern als Ausgangspunkt gilt der Zeitpunkt, wo er
ortsansässig war und nach dem Anziehen der Ledersocken seine rituelle Reinheit verloren hat.
[127] Es ist verpflichtend, über die Oberseite zu streichen und nicht erlaubt, auf die Unterseite,
die Seite oder die Ferse zu streichen. Ebenfalls ist es keine Sunna, diese Handlung drei Mal zu
wiederholen.
[128] Während es bei Imām Mālik und Imām aš-Šāfiʿī (möge Allah (der Erhabene) mit allen
beiden zufrieden sein) eine Sunna-Handlung darstellt, auf die Ober- und Unterseite des Fußes zu
streichen, ist das Streichen auf die Fußunterseite in der hanafitischen Rechtsschule nicht einmal
empfohlen oder erwünscht (Mustaḥabb).
[129] Wenn durch das Ausziehen der Ledersocken zu befürchten ist, dass man aufgrund von
Kälte erkrankt, dann darf man weiter über die Ledersocken streichen, solange, bis man in Sicherheit
ist. In dem Fall nehmen die Socken eine ähnliche Stellung ein wie bei jemandem, dessen Füße
gebrochen und mit Gips versehen sind. In dem Fall dürfte man über den Gips mit Wasser streichen,
genauso verhält es sich in der Notsituation, wo zu befürchten ist, dass durch das Ablegen der
Ledersocken Krankheit zu erwarten ist.
[130] Im Gegensatz zu den Ledersocken, da sie jederzeit getragen werden können und nicht nur
in Notsituationen.
[131] Im Gegensatz zum Tayammum, wo die Absicht verpflichtend ist. Das Streichen über Kopf
und Verband bedarf mit Übereinstimmung der Rechtsgelehrten keiner Absicht und das Streichen
über die Ledersocken nach der gängigen Meinung dieser Rechtsschule auch nicht.
[132] Der Eintritt der Wechseljahre wurde in der hanafitischen Rechtsschule auf 55 Jahre
festgesetzt.
[133] In der schafitischen Rechtsschule wurde die Mindestdauer auf einen Tag und die
Maximaldauer auf 15 Tage festgesetzt. Bei der hanafitischen Rechtsschule hat eine Blutung, die
weniger als drei Tage oder mehr als zehn Tagen dauert, die Beurteilung einer Schmierblutung bzw.
Zwischenblutung (al-Istiḥāḍa) und in diesem Zustand sind alle Dinge, die während der
Regelblutung oder dem Wochenbett verboten sind, erlaubt.
[134] Wenn die Blutungen der Frau z.B. zwei Tage nach der Geburt stoppen, dann darf/muss sie
die Dinge, die im Zustand des Wochenbetts verboten wären, wie z.B. das Gebet, weiter ausführen.
Wenn die Blutung mehr als 40 Tage dauert, dann darf sie ab dem 41. Tag selbst wenn es weiterhin
bluten sollte, mit dem Gebet und all den anderen Dingen anfangen, die im Zustand des
Wochenbetts verboten wären.
[135] Vor allem durch die Einnahme von Verhütungspillen kann es dazu kommen, dass eine
Frau mehrere Monate, sogar ein ganzes Jahr keine Regelblutung bekommt. In dieser Zeit muss sie
die Gebet und alle anderen gottesdienstlichen Pflichthandlungen ganz normal weiter ausführen, bis
die Regelblutung wieder eintritt.
[136] Eine Frau, die ständig Blutungen hat und nicht mehr zwischen der Regelblutung und der
krankhaften Blutung unterscheiden kann. Eine Frau, die dauerhaft täglich Blutungen hat, setzt ihre
Regelblutung auf zehn Tage fest, dann schiebt sie eine Pause von 15 Tagen dazwischen und setzt
wieder die Regelblutung auf zehn Tage fest. Das macht sie so lange, bis sie wieder eine regulierte
Regelblutung hat oder wenn es unheilbar ist, bis sie in die Wechseljahre tritt. Sollten diese
Blutungen nach einer Geburt weiterhin anhalten, dann setzt sie das Wochenbett auf maximal 40
Tage fest.
[137] Von Imām Abū Ḥanīfa wird berichtet, dass er kein Problem darin sah, wenn gewissen
Verse, die Bittgebete und das Gedenken an Allah (den Erhabenen) enthalten, in diesem Zustand
aufgesagt werden.
[138] Wie z.B. ein Tuch oder Handschuhe etc.
[139] Während es zu empfehlen ist vorher die Ganzkörperwaschung vorzunehmen, um aus der
Meinungsverschiedenheit der Rechtsgelehrten sicher auszutreten, da einige Rechtsgelehrten dies als
verpflichtend ansehen.
[140] Aufgrund einer Notwendigkeit.
[141] Wenn sie das Gebet verpasst hat, müsste sie also nicht zuerst das Gebet nachbeten, um
Geschlechtsverkehr haben zu können.
[142] Das bedeutet, dass egal, wie viel Blut oder Urin in dieser Zwischenzeit fließen sollte, dies
die Gebetswaschung nicht ungültig machen würde, was eine enorme Erleichterung für die
betroffenen Personen darstellt.
[143] Hiermit ist das Fleisch von Tieren gemeint, die einen Blutkreislauf haben. Tiere wie
Fische oder Insekten wie Heuschrecken etc. sind davon nicht betroffen.
[144] Wie z.B. Kot, Urin, Präejakulat, Ejakulat, Blut, Erbrochenes, Eiter, Regelblutung, Blutung
aufgrund des Wochenbetts oder der Zwischenblutung (al-Istiḥāḍā).
[145] In solchen Fällen dürfte man das Gebet verrichten. Wenn diese Menge überstiegen ist,
dann ist das Gebet mit solch einer Kleidung ungültig.
[146] Zum Beispiel durch Geruch, Aussehen oder Geschmack.
[147] Oder aber auch der Körper, ein Behälter oder Sonstiges.
[148] Wie z.B. Blut.
[149] Wie z.B. Schuhwerk, das dem gleichkommt.
[150] Wie z.B. ein Tier, das in einer Salzmine stirbt und über die Zeit darin verwest und zuletzt
keine Spur mehr von ihm übrig bleibt.
[151] Wie z.B. Kot, der nach einer Verbrennung rein wird.
[152] Mit Behälter ist der Moschusbeutel gemeint, der zwischen Nabel und Geschlechtsteil des
männlichen Moschustieres liegt.
[153] Werden auch als Moschushirsche bezeichnet, weil sie eine mit Hirschen verwandte
Familie der Paarhufer sind.
[154] Dies ist keine Selbstverständlichkeit, da nicht alles, was man benutzen darf, auch für den
Verzehr geeignet und erlaubt ist, z.B. darf man reine Erde im Notfall als Alternative zur
Gebetswaschung nutzen, aber der Verzehr von Erde ist verboten.
[155] Der Dreck, der sich zwischen dem Schwanz und dem Ausscheidungsorgan der Zibetkatze
ansammelt.

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