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Herzlich

Willkommen
deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider
Schulung zur Erbringung
von Leistungen gemäß § 45a SGB XI
Barbara Schachtschneider

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Tagesablauf

Persönliche Vorstellung Dozentin


Persönliche Vorstellung der Teilnehmer:innen
Vorstellung des Projekts und des Trägers
Einführung in die Schulung
Inhalte der Schulung/Fortbildung

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Förderer und Finanzierung

§ 45a SGB XI Modul 1-3 Schulung und Fortbildung wird gefördert durch:

Arbeitsgemeinschaft
der
Krankenkassen

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Vorstellung des Schulungskonzeptes § 45a SGB XI

Modul 1: Modul 2: Modul 3:


Betreuung Pflegebedürftiger Kommunikation und Begleitung Unterstützung bei der Haushaltsführung
14 UE 10 UE 6 UE

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Ziel der Schulung:

Vorbereitung auf das Erbringen von Leistungen im Rahmen verschiedener Unterstützung im Alltag.

Entlastungsleistungen, wie haushaltsnahe Dienstleistungen

Alltagsbegleitung

Pflegebegleitung als auch den Einsatz von Betreuungsgruppen

Ehrenamtlichen Helferkreisen

In der Tagesbetreuung in Privathaushalten

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Modul 1
Betreuung Pflegebedürftiger

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Inhalte Modul 1

1. Rechtliche Rahmenbedingungen

2. Überblick über Behinderungs- und Krankheitsbilder

3. Grundlagen der Aktivierung und Beteiligung

4. Umgang mit Hilfsmitteln

5. Handeln in Krisen und Notfallsituationen

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1. Rechtliche Rahmenbedingungen

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Datenschutz ist ein Grundrechtschutz

Werden persönliche Daten in unzulässiger Art und Weise verwendet, liegt eine Beeinträchtigung des
Persönlichkeitsrechts des Betroffenen vor.

Alle Angaben zu einer Person:


Name Vertragsbeziehungen
Adresse Angaben zu Vermögensverhältnissen
Telefonnummer Verhalten oder Zugehörigkeit zu Gruppen
Geburtsdatum Fotos
Religion IP-Adressen
Beruf

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Informationen zur Datenverarbeitung für Schulungs- und
Fortbildungsteilnehmer Herausgeber, Landesamt für Pflege [LfP] Stand: Mai 2020
Dauer der Speicherung Wenn Sie in die Verarbeitung eingewilligt haben oder ein
der personenbezogenen Daten Vertrag zur Datenverarbeitung besteht und die
Ihre Daten werden nur so lange gespeichert, wie dies Datenverarbeitung mithilfe automatisierter Verfahren
unterBeachtung gesetzlicher Aufbewahrungsfristen zur durchgeführt wird, steht Ihnen gegebenenfalls ein Recht auf
Aufgabenerfüllung erforderlich ist. Datenübertragbarkeit zu (Art. 20 DSGVO).
Falls Sie in die Verarbeitung eingewilligt haben und die
Ihre Rechte Verarbeitung auf dieser Einwilligung beruht, können Sie die
Einwilligung jederzeit für die Zukunft widerrufen. Die
Soweit wir von Ihnen personenbezogene Daten verarbeiten, Rechtmäßigkeit der aufgrund der Einwilligung bis zum Widerruf
stehen Ihnen als Betroffener nachfolgende Rechte zu: erfolgten Datenverarbeitung wird durch diesen nicht berührt.
Sie haben das Recht auf Auskunft über die zu Ihrer Person ge- Sie haben das Recht, aus Gründen, die sich aus Ihrer
speicherten Daten (Art. 15 DSGVO). besonderen Situation ergeben, jederzeit gegen die Verarbeitung
Sollten unrichtige personenbezogene Daten verarbeitet werden, Ihrer Daten Widerspruch einzulegen, wenn die Verarbeitung
steht Ihnen ein Recht auf Berichtigung zu (Art. 16 DSGVO). ausschließlich auf Grundlage des Art. 6 Abs. 1 Buchst. e oder f
Liegen die gesetzlichen Voraussetzungen vor, so können Sie die DSGVO erfolgt (Art. 21 Abs. 1 Satz 1 DSGVO)
Löschung oder Einschränkung der Verarbeitung verlangen (Art.
17 und 18 DSGVO).

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2. Überblick über Behinderungs- und Krankheitsbilder

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Was ist eine Behinderung?

Körperliche Behinderungen,
z. B. motorische Einschränkungen, Beeinträchtigungen der
Seh-, Hör- und Sprachfähigkeit, chronische Krankheiten.

Geistige Behinderungen,
z. B. Lernbehinderungen, gestörte kognitive Fähigkeiten,
stark unterdurchschnittliche Intelligenz.

Seelische Behinderungen,
z. B. Depression

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Erkrankung/Behinderungen in der Kindheit

Fehlsichtigkeit, Sehbeeinträchtigung und Blindheit ...


Gehörlosigkeit und Hörbeeinträchtigungen ...
Trisomie 21 (Down-Syndrom) ...
Spina Bifida ...
Muskeldystrophien und spinale Muskelatrophien
Kugelzell-Anämie
Autismus
Onkologischer Erkrankungen
Gendefekte

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Häufig auftretende chronische Erkrankungen in der
frühen und mittleren Lebensphase

Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Krebserkrankungen
Chronische Lungenerkrankungen
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems
Psychische Störungen
Diabetes mellitus
Neurologische Erkrankungen
Folgen von Unfällen

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Alterstypische Erkrankungen

Halluzination
Multimorbidität Demenz Depression Sucht
und Wahn

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Halluzination
Multimorbidität Demenz Depression Sucht
und Wahn

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Multimorbidität

Unter Multimorbidität oder Polymorbidität (Mehrfacherkrankung) versteht man das gleichzeitige Bestehen
mehrerer Krankheiten bei einer einzelnen Person.

Da Mehrfacherkrankungen mit zunehmendem Alter vermehrt auftreten, stellt die Beschäftigung mit diesen
einen besonderen Schwerpunkt der Geriatrie dar.

In vielen Fällen wäre mit entsprechenden Therapien und Pflegekonzepten Abhilfe möglich oder zumindest
die Einschränkungen der Lebensqualität deutlich reduzierbar. Ein häufig beobachtetes Problem stellt die
Multimedikation im Alter dar.

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Halluzination
Multimorbidität Demenz Depression Sucht
und Wahn

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Prävalenz:
Häufigkeit und Verteilung nach Altersgruppen in Bayern

In Bayern leben derzeit ca. 250.400 Menschen mit einer Demenz.


Stand Dezember 2021

Altersgruppe
62–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90+ 95+13
13.600 23.900 36.700 73.600 58.500 44.100 250.400
Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz, Berlin

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Definition Demenz

Der Begriff Demenz bezeichnet keine bestimmte Krankheit, sondern das gemeinsame Auftreten bestimmter
Symptome (= Syndrom), die unterschiedlichste Ursachen haben können.
Insgesamt umfasst der Begriff mehr als 50 Krankheitsformen (wie Alzheimer-Krankheit und vaskuläre
Demenz).
Allen Demenzformen gemeinsam ist die anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses,
des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen. Oft kommen weitere Symptome (etwa im
zwischenmenschlichen Verhalten) hinzu.

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Erkrankungen, die eine Demenzsymptomatik hervorrufen
können

Infektionskrankheiten (z.B. Borrelien, AIDS, Neurosyphilis)


Tumore im zerebralen Bereich
Hirnschädigungen
Stoffwechselerkrankungen
Vitaminmangel
Vergiftungen durch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch
Erkrankungen des Herzkreislauf Systems
Stark ausgeprägter Flüssigkeitsmangel

Wird die Grunderkrankung geheilt, treten sekundär demenzielle Veränderungen in der Regel nicht mehr auf.

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Diagnose der Demenz:
Differentialdiagnostisches Verfahren

Eine fachgerechte Diagnostik sollte erfolgen, da die Therapie bei verschiedenen Erkrankungen
unterschiedliche medikamentöse Behandlungen bedarf. Nur eine genaue Diagnostik kann eine heilbare
Erkrankung ausschließen. Bei Vorlage der Diagnose kann gezielt behandelt werden.

Nachweis über die Abnahme des


• Gedächtnisses
• Denkvermögens
• Störungen im emotionalen Bereich

Verfahren
• Bildgebung (strukturelle/funktionelle)
• Testverfahren (Uhrentest, Würfeltest, MMST, Dem TECT)
• Labor, Liquor

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Uhrentest

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MMST – Mini Mental Status Test

Der Mini Mental Status Test besteht aus einem einfachen Fragenbogen. Anhand der verschiedenen Aufgaben
werden Hirnleistungen wie Orientierung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Rechnen und Sprache geprüft.

Um die Fähigkeit zur Orientierung zu testen, beinhaltet der MMST zum Beispiel folgende Fragen
• In welchem Jahr leben wir?
• Welche Jahreszeit ist jetzt?
• Welches Datum haben wir heute?
• In welcher Ortschaft sind wir?
• Wo sind wir (in welcher Praxis/ welchem Altenheim)?
• Auf welchem Stockwerk?

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DemTect

DemTect ist die Abkürzung für "Demenz Detection". Es handelt sich dabei um ein einfaches Screening-
Verfahren für Demenzerkrankungen. Der DemTect prüft kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis,
Wortflüssigkeit und Aufmerksamkeit. Er dauert nur etwa zehn Minuten.

Der DemTect besteht aus fünf Teilen, anhand derer verschiedene kognitive Fähigkeiten getestet werden.
• Wortliste
• Zahlenumwandlung
• Supermarktaufgabe
• Zahlenfolge Rückwärts
• Wiederholung der Wortliste

Achtung: der DemTect eignet sich bei Patienten unter 40 Jahren nicht zur Abklärung eines Demenzverdachts.

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Ursachen und typische Symptome
der unterschiedlichen Demenzformen
Eine Demenz kann vielfältige Ursachen haben, und es gibt sehr viele Erkrankungen,
die zu einer Demenzsymptomatik führen.

Primäre Demenz Sekundäre Demenz Mischformen von Demenzen


(Irreversible Demenzformen) (Reversible Demenzformen) wie z. B. eine Kombination von
d. h. nicht rückgängig zu machende d. h. sie können durch eine adäquate vaskulärer Demenz und Alzheimer.
Demenzformen: hier ist das Gehirn direkt Behandlung teilweise oder ganz geheilt
erkrankt. Die Alzheimer-Erkrankung und werden.
die vaskuläre Demenz zählen zu den Hierzu zählen bestimmte Stoffwechsel-
häufigsten irreversiblen Demenzformen. erkrankungen, wie z. B. die
Eher selten sind Parkinson-Demenz, Schilddrüsenunterfunktion oder ein
Levy-Body-Demenz und die fronto- Mangel an Vitamin B12.
temporalen Demenzen.

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Typische Symptome für eine Demenz

• Vergesslichkeit
• Konzentrationsprobleme
• Beeinträchtigung des Denkvermögens
• Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen
• Sprachprobleme
• Orientierungsprobleme
• Stimmungsschwankungen
• Änderung des Verhaltens und der Persönlichkeit

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Alzheimer Demenz

Benannt nach dem deutschen Psychiater Alois Alzheimer, der


die Erkrankung 1906 erstmals beschrieben hat.

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Die Alzheimer-Demenz: Ursachen

• Ablagerungen von Eiweißen stören das Zusammenspiel der Nervenzellen und bewirken deren Zerstörung
• Amyloide Plaques und neurofibrilläre Bündel sind kennzeichnend
• Fortschreitender Verlust von Nervenzellen, besonders betroffen ist die Hirnregion, die für die
Gedächtnisinhalte zuständig ist
• Folge ist ein Mangel des Überträgerstoffes Acetycholin, der für die Aufmerksamkeit besonders wichtig ist
und eine ungesteuerte Ausschüttung des Überträgerstoffes Glutamat, der für das Lernen und Gedächtnis
benötigt wird

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Die Alzheimer-Demenz: Risiko

Frühformen der Alzheimer Demenz (vor dem 60 Lebensjahr):


• Seltene Vererbung
• Ist durch einen Gentest diagnostizierbar
• Beratung und Abwägung ist eine wichtige Komponente

Spätformen:
• Wichtigster Risikofaktor ist das Alter
• Genetische Faktoren (spielen keine ursächliche, jedoch eine begünstigende Rolle)

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Symptome Stadium I

Frühe Erkennungszeichen
• Probleme beim rationalen/ abstrakten Denken/ Zerstreutheit
• Stimmungs- und Verhaltensschwankungen
• Persönlichkeitsveränderungen, Antriebs- und Interesselosigkeit
• leichte kognitive Einschränkungen, die Merkfähigkeit lässt nach,
• Wortfindungsstörungen
• Probleme bei der Orientierung bemerkbar, insbesondere in fremder Umgebung
• Gedrückte Stimmung, Angst, Konzentrationsstörungen  ähnlich einer Depression

Wichtiges Differenzierungsmerkmal: Während Depressive eher über ihre Situation lamentieren, neigen
Demenzpatienten dazu, ihre Ausfälle zu überspielen.

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Symptome Stadium II

• Die Erkrankung wird sichtbar anstrengend und Hilfe im Alltag wird nötig
• Orientierungsfähigkeit in Ort, Zeit und Person nimmt deutlich ab ( auch im eigenen zu Hause)
• Sprache und Sprachverständnis leiden im mittleren Stadium immer mehr
• Fähigkeiten, die früher täglich im Beruf gefragt waren, gehen verloren, an Autofahren ist nicht mehr zu
denken
• Langzeitgedächtnis: Erinnerungen aus den letzten Jahrzehnten, Ehepartner, Kinder – sie alle verschwinden
im Nebel des Vergessens.
• Stattdessen tauchen mitunter Episoden aus Kindheit und Jugend auf – und erscheinen dem Betroffenen,
als seien sie gerade erst passiert.
• Betroffene wirken oft nervös und rastlos, manche fühlen sich ungeliebt und argwöhnen, man wolle sie
hintergehen und bestehlen. Misstrauen, Gereiztheit, Nervosität und aggressive Ausbrüche – all das ist
Ausdruck der fortschreitenden Orientierungslosigkeit.
• Das gefühlsmäßige Erleben bleibt erhalten!

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Symptome Stadium III

• Im Übergang zum späten Stadium ist bei vielen Betroffenen der Alltag von abrupten Stimmungswechseln
und einer großen motorischen Unruhe geprägt.
• Saß der Patient eben noch regungslos da, so springt er im nächsten Moment vielleicht auf, um stundenlang
zu marschieren – in den eigenen vier Wänden. Oder er irrt, wenn er das Haus verlassen kann, ziel- und
planlos durch die Straßen. Oft wandern Alzheimer-Kranke auch mitten in der Nacht, denn das Zeitgefühl
geht immer mehr verloren. Tag und Nacht, Gestern und Morgen verschwimmen zu einem Einheitsbrei.
• Im Spätstadium der Erkrankung erlaubt der Körper solche Ausflüge nicht mehr. Viele Patienten leiden
unter einer verstärkten Muskelspannung und steifen Gelenken. Treppensteigen, Körperpflege, Essen – all
das wird allmählich unmöglich. Der Patient wird zum bettlägerigen Pflegefall.
• Mit fortschreitender Krankheit versiegt auch die Sprache weiter. Die Betroffenen verfügen nur noch über
wenige Worte, viele verstummen ganz.

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Was geschieht im Gehirn?

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Was geschieht im Gehirn?

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Weitere Formen der Demenz

Lewy-Body- oder Lewy- Demenz bei Morbus Creutzfeldt-Jakob


Vaskuläre Demenz Korsakow-Syndrom
Körperchen-Demenz Parkinson Krankheit
Demenzformen, bei Die Lewy-Körperchen- Die Parkinson-Krankheit Die Creutzfeldt-Jakob Das Korsakow-Syndrom
denen es in Folge von Demenz ähnelt der zeigt sich in erster Linie Krankheit gilt als ist häufig die Folge eines
Durchblutungsstörungen Alzheimer-Krankheit in Bewegungsstörungen. menschliche Variante jahrelangen
des Gehirns zu einem sehr stark. Bei vielen Sie verläuft schleichend, des sogenannten übermäßigen
Absterben von Patienten sind aber ist aber in den meisten "Rinderwahnsinns" Alkoholkonsums. Die
Nervenzellen kommt, starke Schwankungen Fällen nicht mit geistigen (BSE). Diese Betroffenen verlieren
werden als vaskuläre der geistigen Fähigkeiten Einschränkungen Demenzform hat einen die Fähigkeit neue
Demenzen bezeichnet. im Tagesverlauf verbunden. Erst im sehr schnellen Verlauf. Informationen zu
festzustellen. Häufig späten Sie tritt aber nur sehr speichern in sehr hohem
treten auch früh zu Krankheitsstadium selten auf. Maß und entwickeln
Krankheitsbeginn bildet sich bei einem oft die Tendenz, ihre
Halluzinationen und/ Teil der Betroffenen Gedächtnislücken mit
oder eine Demenz heraus. frei erfundenen
Bewegungsstörungen Geschichten zu füllen.
auf.

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Medikamentöse Behandlung von Demenz

Behandlung durch Facharzt und Weiterbehandlung durch den Hausarzt


• Zur Verbesserung der Alltagskompetenz: Antidementiva
• Zur Milderung Schwieriger Verhaltensweisen: Neuroleptika, Antidepressiva
• Zum Aufhalten des a: Acetylcholinesterasehemmer (Arizept, Exelon, Reminyl)

Die Medikamentengabe sollte so früh wie möglich erfolgen! Die Wirksamkeit ist individuell sehr verschieden

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Medikamentöse Behandlung
Antidementiva im Überblick

Wirkstoff Wirkprinzip Einsatz bei


Donepezil Cholinesterase-Hemmer Leichtgradiger bis mittelschwerer
Hemmen den Abbau des Botenstoffes Alzheimer-Demenz
Galantamin Acetylcholin, der dann wieder vermehrt Leichtgradiger bis mittelschwerer
zur Verfügung steht. Alzheimer-Demenz
Rivastigmin Leichtgradiger bis mittelschwerer
Demenz infolge von Alzheimer oder
Parkinson
Ginkgo biloba Fördert die Durchblutung im Gehirn Bei leichtgradiger Alzheimer- oder
Verbesserung der Sauerstoffversorgung vaskulärer Demenz, sowie bei
Mischformen aus beiden
Memantine Glutamat-Antagonist Mittelschwere bis schwere Alzheimer-
Wirkt einer übermäßigen Glutamat- Demenz
Ausschüttung im Gehirn entgegen.

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Nichtmedikamentöse Therapien

Musiktherapie
Es geht um das Hören, Singen oder Spielen von Liedern und Musikstücken im Rahmen einer
therapeutischen Beziehung. Dies ist individuell und in Gruppen möglich. Dabei wird gern auf biographisch
bedeutsame Musik „von früher“ zurückgegriffen. Mit Musik können auch Menschen im fortgeschrittenen
Stadium der Demenz erreicht werden, die sich nur schwer sprachlich äußern können. Erinnerungen können
geweckt werden, Gefühle finden Ausdruck, Kreativität wird ermöglicht. Musiktherapie kann auch bei
Verhaltensstörungen und depressiven Stimmungen helfen. In Heimen und Gruppen wie auch privat wird
Musik häufig eingesetzt, um Freude zu machen, ohne dass dies mit einem therapeutischen Anspruch
verbunden ist.

Kunsttherapie
Kunsttherapie ist in vielen Formen möglich, meist als Zeichnen, Malen und Gestalten von Objekten. In der
Beziehung zum Therapeuten können Wahrnehmung, Erinnerung und Kommunikation gefördert werden.
Schöpferische Tätigkeit wird möglich, die das Selbstvertrauen stärkt. Oft entstehen so Ergebnisse, auf die man
stolz sein kann und die anderen gezeigt oder sogar ausgestellt werden.

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Nichtmedikamentöse Therapien

Körperbezogene Therapien
Besonders im fortgeschrittenen Stadium können Menschen mit Demenz sich selbst und ihre Umwelt nur
noch sehr eingeschränkt wahrnehmen. Mit der Methode der Basalen Stimulation werden alle Sinne (Tasten,
Hören, Sehen, Schmecken, Riechen) besonders durch Berührung und Bewegung angesprochen. Bei der aus
den Niederlanden stammenden Methode des „Snoezelen“ findet die Therapie in einem besonderen,
angenehm gestalteten Raum statt und kann das Wohlbefinden fördern.

Erinnerungstherapie
Als Erinnerungstherapie bezeichnet man Einzel- oder Gruppengespräche über frühere Erfahrungen und
Erlebnisse. Sie soll geistig anregen und die Stimmung verbessern. Oft werden Erinnerungen mit Bildern,
Geschichten, Musik oder Alltagsgegenständen geweckt. Dies ist häufig erfolgreich, denn bei Menschen mit
Demenz bleiben die Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend oft lange erhalten, auch wenn das
Kurzzeitgedächtnis nicht mehr gut funktioniert.

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Nichtmedikamentöse Therapien

Wertschätzender Umgang
Hinsichtlich der Art, wie man Menschen mit Demenz begegnet und mit ihnen kommuniziert, hat sich das
Konzept eines wertschätzenden Umgangs bewährt. Diese Art des Umgangs wird auch als „Validation“
bezeichnet. Der Grundsatz ist: Man akzeptiert, dass Menschen mit Demenz in ihrer eigenen Welt leben und
korrigiert sie nicht ständig.

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Prävention

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt folgende Maßnahmen, um das Demenz-Risiko zu


mindern:
• nicht rauchen
• keinen oder nur wenig Alkohol trinken
• auf ein gesundes Körpergewicht achten
• sich gesund und ausgewogen ernähren (nach dem Vorbild der Mittelmeer-Küche)
• Sport und Bewegung in den Alltag einbauen
• Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, und hohe Cholesterin-Werte behandeln lassen

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Delir: Diagnostische Kriterien

Bewusstseinsstörung: Psychomotorische Störungen:


• Wahrnehmungsstörungen, • z.B. verlängerte Reaktionszeit,
• verminderte Klarheit & Aufmerksamkeit • Hypo-/Hyperaktivität im Wechsel

Störung der Kognition: Störung des Schlaf- Wachrhythmus:


• Gedächtnisstörung, • z.B. Schlafstörung,
• Orientierungsstörung • Schläfrigkeit am Tag

Plötzlicher Beginn und Tagesschwankungen des Symptomverlaufs

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Delir: Häufigkeit

Bis zu 50% aller älteren Menschen im Akutkrankenhaus, nach operativen Eingriffen bis zu 60%. 70% bis 90%
auf Intensivstationen
Häufig bei folgenden Erkrankungen:

• Infektionen (Pneumonie, Harnwegsinfekt, Sepsis u.a.)


• Schmerzen
• Gastrointestinale Störungen
• Erkrankungen des Nervensystems (Schlaganfall, Entzündungen)
• Nach Trauma, Operation, Intoxikation
• Herz- Kreislauferkrankungen, Exikose, Überwässerung u.a.

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Häufige psychische Erkrankungen

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Gerontopsychiatrie - Definition

Die Gerontopsychiatrie ist ein Fachgebiet der Psychiatrie, das sich psychischen Erkrankungen von Menschen
im höheren Lebensalter (ab dem 60. Lebensjahr) beschäftigt.
Die Gerontopsychiatrie ist ein Teil der Geriatrie und behandelt Senior*innen die unter körperlichen und
psychiatrischen Erkrankungen leiden.

Die Gerontopsychiatrie wird in der Pflege im stationären Setting angeboten

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Multimorbidität Demenz Depression Sucht
Halluzination
und Wahn

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Depressionen im Alter

• Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter.


• 10% aller über 65-Jährigen leiden an einer depressiven Störung.
• 2% der über 65-Jährigen leiden an einer schweren depressiven Erkrankung.
• Frauen leiden doppelt so häufig an einer Depression wie Männer.

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Symptome einer Depression

Psychische Symptome Psychomotorische Symptome Körperliche Symptome


Traurige Verstimmung, Psychomotorische Hemmung: Vitalstörungen:
Angst, Gereiztheit, Hoffnungslosigkeit, (gehemmte Depression) gering Müdigkeit, Kraftlosigkeit,
Gefühl des eigenen Unvermögens, ausgeprägte oder fehlende Mimik, Energiemangel (besonders am
Gefühl der Gefühllosigkeit, innere Bewegungsarmut, Erstarrung (Stupor) Morgen), Druck oder Schmerz in
Leere, Denkhemmung, Apathie oder Herz- und Magengegend.
innere Unruhe, Entscheidungslosigkeit, Psychomotorische Agitiertheit:
Schuldgefühle. (agitierte Depression) rastlose Unruhe, Schlafstörungen:
Getriebenheit, leerer Beschäftigungs- Einschlafstörungen, zerhackter Schlaf,
drang frühes Erwachen.

Vegetative Störungen:
Mundtrockenheit, Atembeschwerden,
Schwindel, Verstopfung,
Herzrhythmusstörungen.

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Besonderheiten bei Depression im Alter

• Verminderung des Antriebs und gedrückte Stimmung stehen eher im Hintergrund


• Häufig Somatisierung, d.h. vegetative Störungen wie Schlafstörungen, Atembeschwerden, Obstipation,
Kopf- oder Herzschmerzen (sog. larvierte Depression)
• Wahnhafte Symptomatik (sog. schizoaffektive Erkrankung)
• Verhaltensstörungen
• Störung der kognitiven Leistungsfähigkeit, d.h. verringerte Orientierungs- und Merkfähigkeit,
Einschränkungen im abstrakten Denken (in ausgeprägten Fällen sog. ‚Pseudodemenz‘)
• Neigung zu Substanzmissbrauch und Sucht
• Suizidgefahr

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Therapien der Depression

1. Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva:


• kann dämpfend, depressionslösend bzw. stimmungsaufhellend oder aktivierend bzw. antriebssteigernd
wirken
• wirkt erst nach einer Einnahmezeit von zwei Wochen
• kann folgende Nebenwirkungen haben: Mundtrockenheit, Verschwommensehen, Störungen beim
Wasserlassen, Erhöhung des Augeninnendrucks, Herzrhythmusstörungen
• macht nicht abhängig und verändert nicht die Persönlichkeit
• Achtung: Antriebssteigernde Medikamente erhöhen die Suizidgefahr, da die stimmungsaufhellende
Wirkung meist erst verzögert eintritt!

2. Weitere Therapieformen:
• Lichttherapie, Schlafentzug, Elektrokrampftherapie (nur bei therapieresistenten Depressionen)

3. Psychotherapeutische Behandlung
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Hinweise auf eine Suizidgefahr

• Schwere depressive Verstimmung


• vorangegangene Suizidversuche
• direkte oder indirekte Suiziddrohungen
• konkrete Vorstellungen über Durchführung und Vorbereitung
• gelegentlich rasche unerwartete Besserung einer Depression und scheinbare Beseitigung suizidaler
Tendenzen

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Multimorbidität Demenz Depression
Wahn und Sucht
Halluzination

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Wahn und Halluzination im Alter

Wahn Halluzination
• Falsche persönliche Überzeugung aufgrund • Sinneswahrnehmungen des Betroffenen, die ohne reale
unrichtiger Schluss-folgerungen über die Reizquelle existieren: Man hört Stimmen (obwohl keine
Realität.Wird fest beibehalten trotz abweichender Stimmen vorhanden sind), sieht, riecht oder schmeckt nicht
Ansichten trotz aller klaren Beweise des Gegenteils. vorhandene Dinge.

• Diese Überzeugung wird nicht von Angehörigen • auch Sinneseindrücke aus dem eigenen Körper, etwa
derselben Kultur oder Subkultur des Betreffenden Schmerzen, Hitze oder Kälte. Für den Betroffenen sind diese
geteilt (ist also z.B. kein religiöser Glaubensinhalt). Sinneseindrücke genauso real wie echte Wahrnehmungen.

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Therapie bei Wahn und Halluzination

• Diagnostische Abklärung der Störung und ihrer Ursache (z.B. Intoxikation durch Medikamente,
Flüssigkeitsmangel, Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumore etc.) und gegebenenfalls Behandlung der Ursachen
• Medikamentöse Therapie mit Psychopharmaka
• Gestaltung der Umgebung des Erkrankten: Ruhig, übersichtlich, Entfernung der Auslöser des Wahns,
Anwesenheit einer vertrauten Person
• Therapeutischer Umgang mit dem Erkrankten

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Multimorbidität Demenz Depression
Wahn &
Halluzination Sucht

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Abhängigkeitserkrankungen im Alter*

• Ca. 35.000 Bundesbürger sterben jährlich an den Folgen von Alkoholabhängigkeit und -missbrauch.
• Die Zahl der Alkoholabhängigen im Alter nimmt eher ab, die der Medikamentenabhängigen eher zu.
• Von den 60 – 69-jährigen konsumieren über 50 % regelmäßig Alkohol.
• Von den 70-jährigen 80 % der Männer und 60 % der Frauen.
• Vermutlich rund 1,2 Mio. Menschen abhängig von Benzodiazepinen, etwa weitere 300.000 von anderen
Arzneimitteln.
• Mehr als 20 % der über 60-jährigen Männer und Frauen werden als abhängig oder stark
abhängigkeitsgefährdet durch Medikamente klassifiziert.

*Quellen: Lothar Schmidt u. Lutz G. Schmid in Jochen Denzin (Hrsg.), Sucht und Alter, 14. Symposium der FU Berlin,
Tagungsdokumentation, 1999; Dritter Bericht zur Lage der älteren Generation der Bundesregierung, BMfFSJ (Hrsg.)

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Hinweise auf Alkoholabhängigkeit im Alter

• Häufige Stürze, Hämatome, verbrannte Finger


• Häufige Aufnahme in Erste-Hilfe-Stationen
• Gerötetes Gesicht, Hautveränderungen
• Ernährungsstörungen
• Erhöhte Infektanfälligkeit
• Auffällige Schlafgewohnheiten, Schlafstörungen
• Ängste, Panikattacken, Depressionen, Suizidalität
• Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
• internistische Probleme, Störungen des Magen-Darm-Traktes, instabiler Diabetes mellitus, ...

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Hinweise auf Medikamentenabhängigkeit im Alter

• Dosissteigerung (nicht immer zu beobachten)


• Einnahme ohne medizinische Indikation
• Auffallendes Insistieren auf nicht ärztlich begründeten Verschreibungen
• Rezeptbeschaffung über Dritte, mehrere Ärzte oder über Fälschungen
• Auffallende Verhaltensänderungen in Abhängigkeit von Intoxikation und Entzug
• Auffällige Wesensänderungen (meist Verlangsamung, Zunahme von Interesselosigkeit), seltener Wahn
oder Halluzinationen
• Häufige Krankenhausaufnahme in intoxikiertem Zustand oder nach Suizidversuchen

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Medikamente, die ältere Menschen häufig einnehmen*

• Tranquilizer: Beruhigungsmittel mit Suchtpotential, sind in zahlreichen Kombinationsmitteln enthalten


und weisen unterschiedlich schnelle Gewöhnungstendenzen in ihren Wirkungsqualitäten auf. Wird das
Medikament plötzlich abgesetzt, kann es zu Entzugssymptomen kommen wie Schlaflosigkeit, Agitiertheit
und Angst (Rebound-Effekt). Diese Symptome werden irrtümlich als Krankheitszeichen gedeutet, wogegen
ursprünglich das Medikament eingesetzt wurde.
• Analgetika: Schmerzstillende Mittel, werden sehr häufig gegen chronische Schmerzen eingenommen.
Problematisch sind Kombinationspräparate, wenn diese Substanzen enthalten, die keine Schmerzen stillen
wie z.B. Koffein. Diese können zu rascher körperlicher Abhängigkeit führen und bei plötzlichem Absetzen
kann der oft beschriebene Koffein-Entzugskopfschmerz auftreten, was zu erneuter Einnahme führt.
• Laxanzien: Wirken abführend durch unterschiedliche Wirkprinzipien. Sie werden oft als Selbstmedikation
eingenommen. Die längerfristige Einnahme führt bei einigen Präparaten zu
Elektrolytstoffwechselstörungen, besonders Kaliumverlust, der wiederum die Obstipation (Verstopfung)
verstärkt.

*Quelle: Elisabeth Höwler, Gerontopsychiatrische Pflege, 2020

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3. Grundlagen der Aktivierung und Beteiligung

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Möglichkeiten der Alltagsbegleitung und
Aktivierung und aktivierende Begleitung bei
alltäglichen Aufgaben

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Gestaltung des Lebensumfeldes

Die Milieutherapie nimmt die Umwelt (das Milieu) eines demenzkranken Menschen in den Blick.

Zu dieser Umwelt gehört die Architektur und Einrichtung von Räumen, ebenso das soziale und ...

... und das organisatorische Milieu. Das Ziel ist es, diese Umwelt so anzupassen, dass sie den abnehmenden
Fähigkeiten des Menschen entspricht. So wird zum Beispiel die eigene Wohnung derart umgebaut und
gestaltet, dass Menschen mit Demenz sich möglichst gut orientieren und sicher bewegen können. Das kann
Stress reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Wohnberatungsstellen wie auch Ergotherapeuten
können bei der Anpassung des Wohnraums unterstützen.

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Grundsätze für die Aktivierung und Beschäftigung

Selbstwertgefühl stützen Einfach ausprobieren


Die gemeinsame Zeit ist auf Wohlbefinden Nur Mut! Beobachten Sie: was macht die erkrankte
und Zufriedenheit ausgerichtet Person gerne, zu welcher Zeit und wie lange?
Sicherheit geben: Was in der Betreuung und Begleitung möglich ist,
Oftmals reicht schon Ihre Anwesenheit aus. hängt ab von:
Sie müssen den Erkrankten nicht ständig • Persönlichkeit des Erkrankten
beschäftigen, dafür reicht die • Tagesabhängige Form und Verfassung
Konzentrationsspanne nicht aus.
Seien Sei einfach da • Krankheitsstadium und aktuellen Bedürfnissen
Kein Leistungsdruck • Wünsche der Angehörigen
Sie müssen keine greifbaren Ergebnisse
erzielen, ständig das Gedächtnis fördern
oder alle Informationen sammeln. Es geht
um eine gute Zeit

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Gruppenarbeit

Sammeln Sie alles, was Ihnen zur Beschäftigung pflegebedürftiger Personen einfällt…

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Gespräche

• Viele pflegebedürftige Menschen ziehen sich zurück. Sie brauchen oft nur einen kleinen Impuls, um
selber wieder ins Reden zu kommen
• Hören Sie aktiv und aufmerksam zu. Dies stärk das Selbstwertgefühl – auch wenn Sie nicht immer alles
verstehen
• Kann ein Pflegebedürftiger nicht mehr selbst sprechen, sind Sie als Helfer besonders gefordert: Lesen Sie
vor, erzählen Sie eine Geschichte….
• Und bedenken Sie: Kommunikation muss nicht unbedingt verbal sein!

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Gesprächsthemen

Alltag Lebensgeschichte
Wetter, Gesundheit, Ereignisse im Umfeld Kindheit, Schule, Schulabschluss, Ausbildung,
oder in der Umgebung, etc. Studium, Jugend, Familie, Beruf, Ehe, Kinder,
Enkelkinder, positive wie negative Erlebnisse,
Schicksal, etc.
Hobbies/ beliebte Beschäftigungen
Sammler von…, Vereinsmitgliedschaften,
Urlaube, Sprachen, Kultur, soziales Jahreszeiten
Engagement, Musik, Lesen, etc. Religiöse und weltliche Feste, Ostern, Fasching,
Volksfest, jahreszeitlicher Rhythmus, etc.
Tiere
Haustiere, Lieblingstiere, Erfahrungen Natur
Was wächst gerade, Lebensmittel, etc.

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Hilfsmittel

• Fotos in der Wohnung oder in Alben


• Bildbände, Bücher, Zeitschriften
• Vorlesen, Vorlesen lassen
• Das Fenster: was passiert draußen so?
• Wohnungsgegenstände: Handarbeiten, Urlaubsmitbringsel, Geschenke…
• Gedichte, Sprichwörter
• Spiele: Deutschland-Memory, Kreuzworträtsel,…

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Musik

• Gilt als Königsweg der Beschäftigung und des Zugangs zu Menschen – gerade zu Erkrankten.
• Gemeinsam musizieren oder Musik hören kommt meistens gut an.
• Es ist alles möglich:
o Volksmusik
o Kirchenmusik
o Opern
o Schlager
o Etc.
• Entscheidend ist der Geschmack der erkrankten Person!

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Bewegung

• Möglichkeiten:
o Spazieren gehen
o Auch in der Wohnung möglich
o Tanzen, Sitztanz
o Kleine Übungen: Arme ausstrecken, Faust machen, mit den Beinen stampfen
o Multi-Task-Training
o Ballspiele: zuwerfen, über den Tisch rollen (Luftballon oder Softball)
• Der Bewegungsdrang demenziell Erkrankter sollte möglichst wenig unterbunden werden. Lassen Sie die
Person einfach im Raum wandern.
• Haben Sie Freude und nicht den Erfolg im Fokus

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Basale Stimulation (Fröhlich und Bienstein 1991)

• Basale Stimulation ist ein therapeutisches Konzept und bedeutet die Aktivierung der Wahrnehmungsbereiche und die Anregung
primärer Körper- und Bewegungserfahrungen sowie Angebote zur Herausbildung einer individuellen non-verbalen
Mitteilungsform (Kommunikation) bei Menschen, deren Eigenaktivität aufgrund ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit
eingeschränkt ist und deren Fähigkeit zur Wahrnehmung und Kommunikation erheblich beeinträchtigt ist, z. B.
schwerst mehrfachbeeinträchtigte Menschen, Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Menschen
mit hemiplegischem, apallischem oder komatösem Syndrom sowie geriatrische Patienten und Sterbende. Mit einfachsten
Möglichkeiten wird dabei versucht, den Kontakt zu diesen Menschen aufzunehmen, um ihnen den Zugang zu ihrer Umgebung
und ihren Mitmenschen zu ermöglichen und ihre Lebensqualität zu erhöhen.

• Die Basale Stimulation wurde von dem Sonderpädagogen und heilpädagogischen Psychologen Andreas D. Fröhlich ab 1975 im
Rahmen eines Schulversuches für schwerst behinderte Kinder entwickelt, veröffentlicht und ist heute als Begriff markenrechtlich
geschützt. Sie versteht sich ausdrücklich als pädagogisches Konzept und nicht als therapeutische Technik. Während Fröhlich das
Konzept für den Bereich der Sonderpädagogik entwickelte, wurde das Konzept von Christel Bienstein in Zusammenarbeit mit
Fröhlich in den Bereich der Pflege übertragen und vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe aufgegriffen.

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Aromapflege

Die Aromapflege ist eine Pflegemaßnahme, die im Rahmen anderer pflegerischen Tätigkeiten angewendet werden kann. Der
Grundgedanke der Aromapflege wurde von der Aromatherapie abgeleitet, welche ein Teilgebiet der Phytotherapie darstellt.

Therapeutic Touch

Therapeutic Touch ist eine begleitende und unterstützende Maßnahme bei chronischen und akuten Krankheiten. Die erzielbaren
Behandlungserfolge sind Stressfreiheit, Entspannung und Steigerung der individuellen Vitalität und des Wohlbefindens.

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Sonstiges

• Basteln
o Viele ältere Menschen sind für Basteln nur schwer zu begeistern – einfach ausprobieren…
• Malen
o Frei oder zum Beispiel als Mandalas
• Spielen
o Karten, Würfel, etc.
• Werkzeugkoffer
o Gegenstände zum Fühlen
o Gegenstände zum Riechen
o Gegenstände zum Betrachten
o Gegenstände zum Sortieren
o Gegenstände zum Erzählen

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Jahreszeitliche Orientierung

• Thematisierung von Frühling, Sommer, Herbst und Winter


• Traditionelle Feierlichkeiten wie Fasching, Ostern, Maifeiertag, Muttertag, Pfingsten usw. in die Betreuung
miteinbeziehen
• Kalendarische Orientierung mit Datum, Tag, Uhrzeit
• Jahreszeitliche Materialien aus der Natur wie Schnee, Blätter, Kastanien, Wurzeln
• Lieder und Musik zu den Jahreszeiten wie Weihnachtslieder

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Biografiearbeit

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Was ist Biopgraphiearbeit?

Biographiearbeit ist ein absichtsvoller, bewusster, zielgerichteter und aktiver Gestaltungsprozess, bei dem die
Lebensgeschichte eines Menschen im Mittelpunkt steht.

• das Erfassen der eigenen Lebensgeschichte im Sinne einer biographischen Selbstreflektion


• vor allem die geistig seelische Entwicklung
• gesellschaftliche Gebundenheit – aber auch – das Handeln und seine Wirkung auf die Umwelt

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Individuelle Lebensgeschichte

• Unsere Fähigkeiten und positiven Erinnerungen stärken unser Selbstwertgefühl


• Schmerzhaftes verdrängen wir oder wir lassen es zu und lernen damit umzugehen und uns
weiterzuentwickeln

Das aktuelle Befinden des Menschen und seine Erinnerungen sind die Hauptanknüpfungspunkte für die
Kommunikation in der professionellen sozialen Betreuung

Das momentane Befinden wird beeinflusst durch die Lebensgeschichte des Menschen

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Es ist auch möglich, die Ressourcen als Baum darzustellen.

Wichtige Charaktereigenschaften und Fähigkeiten bilden dabei


die Wurzeln.

Der Stamm setzt sich aus all den Dingen zusammen, die im
Laufe der Jahre gelernt wurden.

Äste und Blätter bieten Platz für Lieblingsaktivitäten und die


Menschen, die Ihrer Patientin nahestehen.

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Ziel der Biographiearbeit

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit kann


• persönliche Sicherheit geben
• das Selbstvertrauen stärken
• dabei helfen, die schwierigen Situationen des Älterwerdens besser zu bewältigen.

Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Einzelnen:


• individuelle Geschichten wiederbeleben
• ganzheitliches Verständnis für die eigene Biographie des Betroffenen.

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Ziel der Biographiearbeit

Stärkung der autobiografischen Kompetenzen:


• Fähigkeit erwerben, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen
• Mut zum Erzählen vermitteln
• Gedächtnisinhalte der älteren Generationen als verborgene Schätze wahrnehmen

Integration der Lebensgeschichte:


• positives Verarbeiten versöhnt Brüche, Wider-sprüche und Scheitern
• gewonnene Erkenntnisse werden zu einer Ressource für die Zukunft gemacht
• Biographiearbeit kann helfen, die schwindende Identität etwas länger zu bewahren

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Lebenslauf erstellen

• Soziale Situation: Familienverhältnisse, wichtige Bezugspersonen, gesellschaftliche Beziehungen,


Einkommen und Vermögen.
• Kulturbiografie: kulturelle Herkunft; persönliche Traditionen (z. B. Ess-, Wohn-, Freizeitkultur)
• Körper- und Öko-Biografie: der eigene Körper; Wege zur Sexualität; Natur; Umwelt; Stadt/Land; Kindheit
• Mytho-Biografie: mythologische Elemente; Religion; Spiritualität; Gottesbilder
• Persönlichkeits-Biografie: Kognition; Emotion; Verhalten; Bewältigung
• Bildungs- und Lern-Biografie:
o formal: Schule; Schulpflicht; Studium
o funktional: z. B. angeeignetes Wissen; Techniken; Tanzkurse

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Wie sieht die Biographiearbeit konkret aus?

• Was hat der Klient sein Leben lang getan?


• Wie hat er gelebt?
• Wer war er?, Wer ist er?
• Wobei hat er gelacht?, Was hat er gerne gemacht?
• Was hat ihm Freude gemacht?, Was hat er gut gemacht?
• Was war ihm wichtig?
• Was hat er nicht gerne gemacht?
• Wurde er verletzt?
• Gab es Schicksalsschläge?
• In welcher Zeit lebt er jetzt?
• Was waren prägende Ereignisse in seinem Leben?

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Frageformen

• Offene Fragen
„Wo sind Sie geboren?“/ Was waren Sie von Beruf?“
• Geschlossene Fragen
„Haben Sie Geschwister?“/ „Sind sie verheiratet“
• Suggestive Fragen
„Bewegung an frischer Luft mögen Sie doch bestimmt, oder?“
• Zirkuläre Fragen
„Wenn ihre Tochter jetzt hier sitzen würde, was würde Sie über sie erzählen?“

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Weitere „Puzzlestücke“ herausbekommen:

Assoziativ arbeiten, heißt:


Über Bilder, Photos, Musik, Gerüche, Erzählungen, Berührung mit unterschiedlichen Materialien an die
Erinnerung des Klienten heranzukommen.

Was brauche ich in meinem „Arbeitskoffer“?


Eine Sammlung unterschiedlichster Gegenstände/ Wissen zu den verschiedenen Jahrzehnten. Welche Musik,
Kleidung, Essen, gesellschaftliche Formen, politische Situation, wirtschaftliche Begebenheiten usw. gab es in
den 50iger/60iger/ 70iger Jahren?

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Innere und äußere „Checkliste“ für einen EH beim Besuch
eines Klienten

Einstimmung auf den Besuch


• Auf der Fahrt zum Klienten, vor der Tür, einen Moment des Innehaltens, des Revue passieren lassen,
überlegen was war beim letzten Mal, was habe ich erlebt mit meinem Klienten, worüber haben wir
gesprochen, wie sah es in der Wohnung aus, wie ging es dem Angehörigen, Was ist das letzte Mal
gelungen?
• Ist es der erste Besuch, vergegenwärtigen was man an Informationen über den Klienten bekommen hat.
• Sich versichern, dass man mit dem Klingeln seine eigenen „Päckchen“ für die Zeit des Besuches, vor der
Tür lässt und die kommenden Stunden dem Klienten schenkt.

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Innere und äußere „Checkliste“ für einen EH beim Besuch
eines Klienten

Zeit der Sinne


Die Tür geht auf, das ganze Wahrnehmungssystem springt an.
• Gerüche: Frisch/alt/gelüftet/muffig/Medikamente/Essen usw.
• Gegenstände: ordentlich/ unordentlich/ am selben Platz/ in Symmetrie/ haben sie „ihren Platz“/ ein
gedeckter Tisch (für wen?) Fotos/ Bilder usw. Licht: Hell/ dunkel Vorhänge geschlossen/ künstliches Licht
usw.
• Bewohner: Angehörige/ regelmäßige Besucher/ Haustiere
• Geräusche: Radio/ Fernsehen/ Schallplatten/ Straßenlärm/ Züge
• Raumgefühl: „Bin ich erwartet?“/ „Freut sich der Klient?“/ „Erinnert sich der Klient?„Bringe ich ihn
durcheinander“?/ „Muss er meinetwegen etwas unterbrechen?“

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Tipps für die Einsätze

• Leistbarkeit für den pflegebedürftigen Menschen


• Kein Leistungsprinzip
• Spaß und Freude, Erfolgserlebnisse
• Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration
• Soziales /Gemeinschaftserleben
• Psychische und emotionale Stärkung

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Was ist allgemein zu beachten?

• Sicherheit geben durch Beständigkeit, Regelmäßigkeit,…

Vorhersehbarkeit in:
• Räumlichkeit, Bezugsperson
• Verhaltens- und Kommunikationsstil
• Tagesstruktur

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Grenzen in der Erinnerungsarbeit

• Nicht jede(r) erinnert sich gern an Vergangenes


• Unangenehme Erinnerungen (jemand kann weinen oder traurig werden)
• Nicht „nötigen“, etwas zu erzählen auch Zuhören kann positive Effekte haben
• Nicht jeder Anstoß ( Geruch, Bild etc.) löst etwas aus - Geduld und ausprobieren

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Biografiebogen

Persönliche Daten

________________________________________________________________________
Vorname, Name, Geburtsname

_________________________________________________________________________
Geburtsdatum, Geburtsort

_______________________________ ______________________________
Vorname der Mutter Vorname des Vaters

_______________________________ ______________________________
Familienstand Konfession

Bedeutende Lebensereignisse
Kindheit
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Ressourcenorientierung und
Personenzentrierung

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Personenzentrierte Betreuung nach Tom Kitwood

Der von dem britischen Psychologen Tom Kitwood (1995) entwickelte Ansatz der person-zentrierten Pflege
stellt die Einzigartigkeit der Person in den Mittelpunkt. Der Erhalt und die Stärkung des Personseins ist sein
oberstes Ziel in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Die aus diesem Konzept resultierende
Grundhaltung gegenüber Menschen mit Demenz und die positive Arbeit/Beziehung mit der Person bilden die
Basis. Kitwood stellt die Hypothese auf, dass eine person-zentrierte Pflege den Prozess einer
Demenzerkrankung positiv beeinflussen kann (Kitwood, T. 2000). Nach Kitwood stellt der Erhalt des
Personseins das oberste Ziel einer qualitativ hochwertigen Demenzpflege dar. Eine Grundvoraussetzung dafür
ist die Befriedigung von seelischen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz, da "ein Mensch ohne (deren)
Befriedigung nicht einmal minimal als Person funktionieren kann." (Kitwood, T. 2000)

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Fünf psychosoziale Bedürfnisse von Menschen mit
Demenz (nach T. Kitwood)

Liebe.
Damit ist ein emotionales Geben von ganzem Herzen, eine verzeihende und bedingungslose Annahme des
anderen gemeint. Menschen mit Demenz bringen ihr Bedürfnis nach Liebe oft sehr offen und beinahe auf
eine kindliche Art zum Ausdruck.
Trost.
Dieses Bedürfnis ist aufgrund der vielfältigen Verlusterfahrungen bei Menschen mit Demenz stark ausgeprägt.
Zu trösten bedeutet, durch einfühlendes Verstehen, Anteilnahme und Nähe die emotionalen Schmerzen, wie
Angst und Trauer, zu lindern.
Identität.
Identität meint das Wissen, wer man ist und woher man kommt, sowohl im Erkennen als auch im Fühlen.
Dieser rote Faden durch die eigene Lebensgeschichte geht im Laufe der Demenz verloren, was zu Angst und
Hilflosigkeit seitens der betroffenen Menschen führen kann. Menschen mit Demenz sind daher darauf
angewiesen, dass andere ihre Identität mittels detaillierter Kenntnisse über ihre individuelle Lebens-geschichte
und einer empathischen Grundhaltung bewahren.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 94
Fünf psychosoziale Bedürfnisse von Menschen mit
Demenz (nach T. Kitwood)

Beschäftigung.
Die Fähigkeit, etwas geleistet und geschafft zu haben wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl aus. Menschen
mit Demenz bringen das Bedürfnis nach Beschäftigung durch vielfältige Weise zum Ausdruck. Sie bieten
andere ihre Hilfe an, räumen die Tische im Gemeinschaftsraum ab oder beteiligen sich eifrig an
gemeinsamen Aktivitäten. Je bekannter die Gewohnheiten und Vorlieben sind, desto besser kann dieses
Bedürfnis befriedigt werden.
Einbeziehung.
Teil einer Gruppe zu sein und dazuzugehören ist ein elementares und menschliches Bedürfnis. Weil im
Laufe der Demenz aber die Fähigkeit abnimmt, soziale Kontakte und Beziehungen aufrecht zu erhalten, sind
diese Menschen auf andere angewiesen, um nicht ausgegrenzt und isoliert zu werden und an
gemeinschaftlichen Aktivitäten teilnehmen zu können.
Bindung.
Da es für Menschen mit Demenz im Laufe der Erkrankung immer schwieriger wird, ihre Umwelt zu
verstehen, sehnen sie sich im besonderen Maße nach Sicherheit und Schutz. Sie sind auf Menschen
angewiesen, die mit ihnen in Kontakt treten und Nähe und Geborgenheit vermitteln.

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4. Umgang mit Hilfsmitteln

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Transfer Stuhl oder Rollstuhl

Die Helferin unterstützt beim Anheben Die Helferin greift über die Person, unter
des Beckens und hält die Person in der dessen Gesäß oder dessen
Oberkörperbeugung. Der Patient rutscht Schulterblätter.
soweit an die Bettkante, dass beide Füße Auf Kommando hebt die Person ihr
ganz auf dem Boden stehen. Er bringt Gesäß an gleichzeitig verlagert die
seine Füße in hüftbreite Stellung, beide Pflegekraft ihr eigenes Körpergewicht
Füße müssen hinter den Knien stehen. nach hinten “ hebelt so den Patienten
Die Person beugt sich nach vorne, seine hoch” und dreht ihn gleichzeitig zur Seite.
Hände halten sich an der Helferin fest.

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Unterstützung beim Laufen

Bitte beachten:
• Sicheres Schuhwerk, am besten geschlossene Schuhe und angemessene Kleidung
• Kreislauf beobachten vor während und nach dem Gehen
• Auf Sitzmöglichkeiten während des Spaziergangs achten
• Ist die Person sturz-gefährdet
• Ist die Person seh-eingeschränkt
• Hat die Person eine Gehilfe, die benutzt werden soll (Gehwagen oder Gehstock)
• Gehtempo der Person anpassen

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Hilfe beim An- und Auskleiden

• Der Betroffene wird an der Auswahl seiner Kleidung und am Bekleidungsvorgang


selbst beteiligt.
• Das An- und Auskleiden wird geübt
• Kleidungstücke in Reichweite legen
• Kurze, klare, verständliche Anweisung geben
• Wo nötig, Hilfestellung geben
• Immer wieder motivieren und loben

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Essen und Trinken

• im Gehirn das Durstgefühl nach.


• Ältere Menschen vergessen auch einfach zu trinken, oder sind
• Im Alter lässt aufgrund einer Funktionsminderung der Rezeptoren
• aufgrund von Immobilität gar nicht in der Lage selbständig zu trinken.
• Beachte beim Essen eingeben:
• Gefahr der Aspiration, Speisereste gelangen in die Lunge (bei Schluckstörungen)
• Während dem Essen und auch nach dem Essen Person nicht flach in das Bett
legen, sondern das Kopfteil hochstellen, bei immobilen Personen.
• Dem Ess-Tempo der Person anpassen
• Nein heißt nein, Vertrauen auf zu bauen ist wichtiger.

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Der Rollator

• Der Rollator ist eine sichere und standfeste Stütze beim Aufstehen und Laufen.
• Er hat zwei Feststellhandbremsen.
• Die vorderen zwei der vier Leichtlaufräder sind lenkbar.
• Der Rollator ist zusammenklappbar, und die Griffhöhe ist individuell einstellbar.
• Der Rollator ist geeignet für Straße, Haus und Garten.
• Ein Rollator muss nicht gekauft werden – sondern wird vom Arzt verschrieben.

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Der Rollstuhl

Rollstuhl-Etikette

Wohl die wenigsten unter uns mussten jemals (krankheits- oder unfallbedingt) einen
Rollstuhl benutzen. Es ist deshalb nicht so einfach, sich vorzustellen, wie sich ein
Rollstuhlnutzer fühlt und was dieser von uns, den gesunden Mobilen, erwartet.

Der Rollstuhlfahrer bewegt sich auf einer anderen Ebene, er sitzt permanent, seine
Mobilität hat Grenzen, möglicherweise leidet er auch an bestimmten Schmerzen.

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Bordsteinkanten oder Stufen

Randsteinkante oder eine Stufe hinunter:


Vorwärts fahren bis an Randsteinkante. Mit einem Fuß auf
eine der zwischen den Rädern angebrachten Längsstangen treten.
Gleichzeitig Schiebegriffe nach unten drücken, Rollstuhl leicht nach
hinten kippen. Langsam mit den großen Rädern entlang der Kante
abgleiten. Evtl. Kopf abstützen mit dem eigenen Körper.

Randsteinkante oder eine Stufe hinauf:


Vorwärts an den Randstein fahren, leicht kippen, bis die kleinen Räder auf der Stufe
stehen. An den Griffen den Rollstuhl hochziehen, bis auch die großen Räder oben
stehen. Kopf stützen.

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Der Faltmechanismus

Zusammenklappen:
Fuß und/oder Wadenplatten hochklappen. Sitzkissen entfernen. Seitlich zum Rollstuhl stehen,
Sitzbespannung fassen und hochheben, dann nach unten schieben und glatt streichen, schließen.

Öffnen:
Der Helfer steht vor dem Rollstuhl, fasst die Sitzrohre in der Mitte. (Finger nach Innen, sonst werden sie
gequetscht!). Handballen zeigen nach außen. Kräftig auf die Sitzrohre drücken, bis Sitzbespannung gestrafft ist.
Evtl. Fuß/Wadenplatten herunterklappen.

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Bitte beachten:

Bequeme Sitzhaltung

Auf Hände achten

Anschnallen mit Einverständnis

Reifen und Bremsen prüfen

Füße auf die Fußstützen stellen

Im Stand immer die Bremse einstellen…wichtig !!!!

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Brille

Bitte achten Sie bei ihren Betreuungen immer darauf, dass


• ihre Klienten falls benötigt ihre Brille tragen
• die Brille geputzt ist und bieten Sie ggf. Unterstützung an
• Die Brille nicht schief und nicht zerkratzt ist

Bitte informieren Sie ggf. Angehörige, gesetzliche Betreuer oder Pflegedienste.

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Hörgerät

Bitte achten Sie bei ihren Betreuungen immer darauf, dass:


• Ihre Klienten falls benötigt ihr Hörgerät tragen
• Das Hörgerät im richtigen Ohr eingesetzt ist
• Das Hörgerät richtig zusammengesetzt ist
• Das Hörgerät gereinigt ist
• Eine funktionsfähige Batterie im Hörgerät ist

Bitte informieren Sie ggf. Angehörige, gesetzliche Betreue oder Pflegedienste.

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5. Handeln in Krisen und Notfallsituationen

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Erstmaßnahmen beim Erkrankten

Verletzungszeichen suchen
Pupillenweite prüfen (Taschenlampe)
Evtl. Lähmungen,
Hautveränderungen (blaue Flecken, kalte Extremitäten, Marmorierung)
Erbrechen, Stuhl-/Urinabgang
Patient nicht allein lassen, Ruhe ausstrahlen, beruhigen
Wenn Patient am Boden liegt > Decke, Unterlage, Lagerung

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Absetzen eines Notrufs

Notfallmeldung 112
Wo ist es passiert? Genaue Adresse und Namen des Betroffenen
Was ist passiert? Kurze Schilderung des Vorfalles
Wie viele Betroffene gibt es?
Wer meldet den Notfall? Name , Telefonnummer
Welche Erkrankungen oder Verletzungen liegen vor? Beschreibung des
Zustandes und des Aussehens, Keine Vermutungen oder Diagnosen
Weiteres Angehörige informieren, Koordinatorin; Pflegedienst

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Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Die Basismaßnahmen lassen sich in drei einfache Schritte unterteilen:

1. Prüfen:
Prüfen, ob die bewusstlose Person reagiert (z. B. durch Schütteln an der Schulter), Überprüfen der Atmung:
Keine oder keine normale Atmung.

2. Rufen:
Um Hilfe rufen – umstehende Personen einbinden und den Notruf absetzen (112)

3. Drücken:
Fest (5cm) und schnell (100 bis 120 Mal pro Minute) in die Mitte des Brustkorbes drücken.

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Algorithmus der lebensrettenden Basismaßnahmen
bei Erwachsenen
nach den Richtlinien des European Resuscitation Council von 2010

keine Reaktion auf Ansprechen Hilfe rufen

Atemwege freimachen,
Kontrolle der Atemwege

keine Atmung oder


Notruf
Lebenszeichen feststellbar

Herzdruckmassage: Beatmung 30:2


fortfahren bis professionelle Hilfe eintrifft

Defibrillation
falls Defibrillation (AED) vorhanden

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Stabile Seitenlage

Durch die stabile Seitenlage wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes, Blut
etc. ablaufen kann - der Mund des Betroffenen wird zum tiefsten Punkt des Körpers. Der Betroffene wird so
vor dem Ersticken bewahrt.

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Stabile Seitenlage - Durchführung

Schritt 1
Seitlich neben dem Betroffenen knien. Beine des Betroffenen
strecken. Den nahen Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben
legen, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben.

Schritt 2
Fernen Arm des Betroffenen am Handgelenk greifen.
Arm vor der Brust kreuzen, die Handoberfläche des Betroffenen
an dessen Wange legen.
Hand nicht loslassen.

Schritt 3
An den fernen Oberschenkel greifen und Bein des Betroffenen
beugen.

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Stabile Seitenlage - Durchführung

Schritt 4
Den Betroffenen zu sich ziehen. Das oben liegende Bein so
ausrichten, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte
liegt

Schritt 5
Hals überstrecken, damit die Atemwege frei werden.
Mund des Betroffenen leicht öffnen.
Die an der Wange liegende Hand so ausrichten, dass der Hals
Überstreckt bleibt.

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Kontrolle

Auch in der stabilen Seitenlage müssen Sie immer wieder


• Bewusstsein
• Atmung
• Lebenszeichen
• des Betroffenen kontrollieren.
• Achten Sie darauf, dass der Mund des Betroffenen als tiefster Punkt des Körpers erhalten und das sein
Kopf nackenwärts gebeugt bleibt.

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Modul 2
Kommunikation und Begleitung

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Inhalte Modul 2

1. Kommunikation und Begleitung

2. Subjektive und objektive Belastungsfaktoren, Bedeutung der Selbstfürsorge pflegender Angehöriger

3. Beratungs-, Entlastungs-, Betreuungs- und Pflegeangebote im regionalen Kontext

4. Überblick über die Leistungen der Pflegeversicherung

5. Rolle der Helfenden und Selbstmanagement

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1. Kommunikation und Begleitung

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“Man kann nicht nicht kommunizieren.”
Paul Watzlawick

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Wie kommunizieren diese Menschen?
Über welche Kanäle, mit welchen Mitteln?

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Wie kommunizieren wir?

Verbal
• Gesprochenes Wort
• Tonfall
• Lautstärke
• Sprechgeschwindigkeit
• Pausen
Non-Verbal
• Mimik
• Gestik
• Körperhaltung
• Nähe und Distanz
• Physiologische Erscheinungen (Schwitzen, Erröten, etc.)

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Die vier Seiten einer Nachricht
nach Friedemann Schulz von Thun

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Kommunikationsquadrat

• Wenn ich als Mensch etwas von mir gebe, bin ich in vierfacher Weise wirksam.
• Jede Äußerung enthält, ob ich will oder nicht, vier Botschaften gleichzeitig

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Kommunikationsquadrat

Ehepaar steht mit dem Auto vor einer roten Ampel, die Frau sitzt am Steuer, die Ampel wird grün…..
Er: „Du, die Ampel ist grün!“ Sie: “Fährst du oder fahre ich?“

• Sachebene: Hinweis, dass die Ampel grün ist


• Appellebene: Aufforderung loszufahren
• Beziehungsebene: Absicht der Frau zu helfen oder Demonstration der Überlegenheit
• Selbstoffenbarung: Ausdruck der Ungeduld

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Kommunikationsquadrat

Auf welche Seite der Nachricht legen wir das Gewicht?


• Mann legt das Gewicht der Nachricht auf Appell, Frau fasst es als Bevormundung auf!

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Gelungene Kommunikation

• Die eigene Meinung zu erkennen geben


• Keine Befehle, lieber Bitten
• Feedback (Rückmeldung) geben: konstruktiv (z.B. „Ich glaube, du wärst verständlicher, wenn du...)
• Blickkontakt zum Gegenüber aufnehmen, auf non-verbale Signale achten und selbst senden, unterstreicht
das eigene Interesse (nicken, „mmh“-sagen etc.)
• Ausreden lassen
• Bei der Sache bleiben, auch in Gedanken nicht abschweifen
• Offene Fragen stellen, d.h. Fragen, auf die ein Ja oder Nein als Antwort nicht ausreicht
• Aktiv zuhören

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Grundsätze der Kommunikation mit Menschen
mit Demenz und anderen
Unterstützungsbedürftigen

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Validation Grundsätze nach Naomi Feil

Wir versetzen uns in den Menschen hinein, akzeptieren seine Wirklichkeit und damit ihn selbst als Person.
Wir erkennen seine Emotionen an.
Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt werden.
Alle Menschen sind wertvoll, ganz gleichgültig, in welchem Ausmaß sie verwirrt sind.
Es gibt einen Grund für das Verhalten von verwirrten, sehr alten Menschen.
Verhalten im sehr hohen Alter ist nicht nur eine Folge anatomischer Veränderungen des Gehirns, sondern
das Ergebnis einer Kombination von körperlichen, sozialen und psychischen Veränderungen, die im Laufe
eines Lebens stattgefunden haben.
Wir akzeptieren Menschen so wie sie sind
Schmerzliche Gefühle, die ausgedrückt, anerkannt und von einer vertrauten Person validiert werden, werden
schwächer. Schmerzliche Gefühle, die man ignoriert und unterdrückt, werden stärker.
Einfühlung führt zu Vertrauen und kann Angstzustände verringern.

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Aktives Zuhören
Nach Kris Cole

„Ich bin wirklich frustriert – ich gebe hier alles, strenge mich an, aber ich komme nicht richtig weiter. Irgendwie hat sich
alles gegen mich verschworen.“

Paraphrisieren Gefühle reflektieren Inhalte reflektieren Synthese Lautes Phanta-sieren


Das Gesagte in eigene Ausgedrückte Gefühle Den Kern Mehrere Gedanken Sich in das Gegenüber
Worte übersetzen: auffangen: wiedergeben: verbinden: hinein-versetzen:

„Das klingt, als ob du „Du fühlst dich wohl „Dich ärgert, dass du „Von allen Seiten „Ich an deiner Stelle
nicht ausreichend richtig im Stich hier scheinbar allein fühlst du dich im Stich wäre auch sehr traurig,
Unterstützung erhältst gelassen.“ für alles verantwortlich gelassen.“ wenn ich das Gefühl
bist.“ hätte, im Stich gelassen
zu werden.“

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Aktives Zuhören - Möglichkeiten für Rückmeldungen

Rückmeldungen, die im Sinne des aktiven Zuhörens aus Aussagen gesprochen werden, bewegen das
Gegenüber zu einer ausführlichen Antwort. (im Gegensatz zu geschlossenen Fragen)

„Sie klingen ...“


„Sie scheinen ...“
„Dann wäre ihre Idee ...“
„Das muss Sie aber ärgern!“
„Es scheint mir, Sie wollen sagen ...“
„Sie müssen das Gefühl haben, dass ...“
„Wenn ich Sie richtig verstanden habe ...“

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Kommunikationsprinzipien in Anlehnung an Kitwood

Erkennen und Anerkennen


Der Mensch mit Demenz wird als einzigartig anerkannt. Das gilt auch für seine Wahrnehmung und die für ihn gültige Realität. Wir
hören der Person zu und sind dabei sowohl empathisch als auch authentisch. Uns muss bewusst sein, dass unsere innere Haltung
von einem Menschen mit Demenz wahrgenommen und gespürt wird.
Verhandeln und Aushandeln
Solange der Mensch mit Demenz seinen Willen ausdrücken kann, nehmen wir diesen an und respektieren ihn. Die Umsetzung des
Willens wird mit dem Betroffenen ausgehandelt.
Zusammenarbeit
Wir arbeiten nicht „am “Klienten, sondern „mit“ dem Klienten. Wir fördern seine Potenziale, geben Anleitung, wo nötig und
zwängen ihn nicht in eine herbeigeführte Hilflosigkeit.
Zwecklosigkeit und Spiel
Dem Menschen mit Demenz tut es gut, wenn wir uns z.B. zu ihm setzen und einfach mal nichts wollen. Vielleicht reden wir, trinken
gemeinsam etwas oder spielen. Auf diese Weise signalisieren wir ihm, dass wir gerne bei ihm sind. Wem tut das nicht gut?

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Kommunikationsprinzipien in Anlehnung an Kitwood

Basale Stimulation/Timalation
Timalation, griechisch, bedeutet in etwa: „ich ehre dich.“ Es wird häufig da eingesetzt, wo verbale Kommunikation nicht möglich ist.
Wir kommunizieren über sensorische Reize und bieten dem Erkrankten Wahrnehmungsreize.
Entspannen
Der Mensch mit Demenz benötigt genauso selbstverständlich Zeit für sich selbst, wie jeder gesunde Mensch auch.
Halten
Wenn ein Mensch gedrückt und gehalten werden muss, bzw. das Bedürfnis danach hat, dann drücken und halten wir ihn.
Erleichtern
Etwas nicht mehr tun zu können, was einem wichtig ist, bedeutet einen gewaltigen Verlust an Lebensqualität. Wir unterstützen den
Betroffenen dabei, seine Handlungen durchzuführen und vermitteln ihm, dass er selbst an Ziel gekommen ist.
Interaktion durch Symbole
Es ist bekannt, dass Menschen mit schwerer Demenz positiv auf immer gleich ablaufende Rituale reagieren. Ein stets
wiederkehrender Tagesablauf bietet viel Sicherheit.
Geben
Wir Menschen definieren uns über viele Dinge. Eines davon ist, dass ich für etwas, dass ich in Anspruch nehme, bezahle, oder mich
revanchiere. Bei Menschen mit Demenz hört das nicht auf. Häufig möchten Sie uns für unsere Arbeit etwas geben.

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2. Subjektive und objektive Belastungsfaktoren und
Bedeutung für Selbstfürsorge pflegender Angehörigen

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Situation pflegender Angehöriger

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 135
Rollen pflegender Angehöriger

• Welche sozialen Rollen nehmen pflegende Angehörige ein?


• Welche sozialen Rollen nehmen pflegebedürftige Menschen ein?
• Welche Folgen könnten sich daraus ergeben?

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 136
Gruppenarbeit

Bilden Sie Arbeitsgruppen:


• Welche Belastungen erleben Pflegende Angehörige in dem nachfolgenden Fallbeispiel?
• Halten Sie Ihre Ergebnisse schriftlich fest, ein Stichwort/eine Belastung pro Moderationskarte.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 137
Belastungen pflegender Angehöriger

Körperliche Psychische Soziale Zeitliche Strukturelle


Belastungen Belastungen Belastungen Belastungen Belastungen

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Belastungen pflegender Angehöriger

Objektive Belastungen Subjektive Belastungen


das persönliche Empfinden
entstehen direkt aus der Pflege,
einer objektiven Belastung,
z.B. gestörte Nachtruhe
z.B. Ekel bei Inkontinenz

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Wenn Töchter pflegen

Familie, Beruf,
eigenes Leben
hoher
moralischer Schuldgefühle
Anspruch

Zur „Mutter Angst vor


alte Konflikte
der eigenen finanziellen
Mutter“
werden Verpflichtungen

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Wenn Ehepartner pflegen

„Das schaffen wir


alleine.“

Verleugnung der Eigene


Defizite Einschränkungen

Ehebeziehung
Aufeinander Hartz IV-Niveau
bezogen vs. bei Heimeinzug
Pflegebeziehung

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Teufelskreis der Belastungen

intensive Pflege vermehrtes Bemühen

fehlende Freizeit Schuldgefühle

Erschöpfung Ungeduld, Hassgefühle, Gewalt

Ungeduld noch weniger Freizeit, Isolation etc.

Schuldgefühle vermehrtes Bemühen

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Belastungen pflegender Angehöriger

Objektive Barrieren Subjektive Barrieren


z.B.: z.B.
Fehlende Flexibilität von Einrichtungen Normen/Einstellungen „Das tut man nicht“
Mangelnde Eignung für Demenzkranke Angst davor, ersetzbar zu sein, versagt zu haben
Preis-Leistungsverhältnis Soziale Ängste, z.B. Scham, sich nicht ausdrücken zu können
Pflegebedürftige weigern sich Die Beeinträchtigungen des Gepflegten nicht wahrhaben
können

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Unterstützung und Entlastung der Angehörigen

• Beratung, Information und Kurse können pflegenden Angehörigen helfen, Demenzerkrankungen zu


verstehen, verständnisvoll mit den Erkrankten umzugehen und sich selbst nicht zu überlasten.

• Auch Wissen über die Leistungen der Pflegeversicherung und die örtlichen Hilfsangebote, z. B.
Tagespflege und Angehörigengruppen, werden vermittelt.

• Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat die Kursreihe „Hilfe beim Helfen“ entwickelt, die u. a. von
örtlichen Alzheimer-Gesellschaften angeboten wird.

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Übung in Dreiergruppen

Rollenverteilung
• Eine Person ist der/die Pflegebedürftige, eine Person die ehrenamtliche Helferin/ Haushaltskraft. Dritte
Person Beobachter: in
• Aufgabe des Beobachters: in ist zu beobachten wie sehr die ehrenamtliche Helferin/ Haushaltskraft bei
sich ist oder bei der pflegebedürftigen Person.
• Dies wird zeitgleich gespiegelt

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 145
Konflikte (nach F. Glasl)

Ein sozialer Konflikt ist eine Interaktion, bei der es Unvereinbarkeiten gibt, die als Beeinträchtigung erlebt werden

• Zahlen
Sachebene • Daten
• Fakten

• Emotionen, Gefühle,
Beziehungsebene Wünsche, Bedürfnisse,
Einstellungen, Werte,
Selbstwahrnehmung, …

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Zirkularität von Konflikten

Ich musste,
weil du….
Rückzug
selbst erledigen

Nörgeln
demotiviert
Ich musste,
weil du….

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Konflikte ansprechen

Wahrnehmung Wirkung

Mir ist aufgefallen,


Ich fühle mich…
dass…

Ich wünsche Für mich


mir… bedeutet das…

Wunsch Wirkung

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Konfliktlösung
Das Thomas-Modell

Das Thomas-Modell

Orientierung an den eigenen Interessen

Niedrig Hoch
Orientierung an den

Konfliktpartners
Interessen des

Niedrig Vermeiden Durchsetzen


Beide verlieren Ich gewinne

Konsens
Nachgeben Kompromiss
Hoch

Der andere gewinnt Beide verlieren und


gewinnen etwas

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Konfliktlösung

Bedürfnisse, Das Problem oder Ein für beide


Gegenseitige Gemeinsamen
Wünsche und die Streitfrage neu annehmbares
Achtung Nenner suchen
Sorgen feststellen formulieren Ergebnis finden
Wer sich und das Meist gibt es Auch diese Wenn keine Wenn erst einmal
Gegenüber achtet, zumindest kleine Forderung gilt Überein-stimmung ein gemeinsames
wird bestrebt sein Berührungspunkte, wieder für sich gefunden werden Ziel formuliert ist,
sowohl die eigenen die die Grundlage selbst und das kann, hilft findet sich in der
Wünsche und für einen Gegenüber. möglicherweise Regel auch ein
Bedürfnisse als Kompromiss Überschneidungen eine neue Weg dahin.
auch die des bilden können. können wiederum Formulierung und
Gegenübers zu helfen einen eine neue
respektieren. So Kompromiss zu Perspektive.
kann leichter eine finden.
Lösung gefunden
werden, mit der
alle zufrieden sind.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 150
Konfliktlösung

Alternativen bereit
Offen bleiben für Gemeinsam das Das Wort “aber”
halten und flexibel Positiv sein
neue Ideen Problem lösen vermeiden
bleiben
Meist gibt es nicht Vorgefasste Verhalten erzeugt Versuchen Sie eine Damit wird die
nur eine Lösung Meinungen sind Gegenverhalten, Haltung Meinung der
für ein Problem. für die Lösung von oder: Wie man in einzunehmen, dass anderen Person
Überlegen Sie, ob Konflikten den Wald hinein Sie gemeinsam mit beiseite gestoßen
nicht auch kontraproduktiv. ruft, so schallt es Ihrem Gegenüber und alles
Alternativen für Lassen Sie sich ein heraus! Werten Sie an einem Problem relativiert, was Sie
Sie denkbar wären auf neue Ihr Gegenüber arbeiten, nicht selbst vorher
Lösungsvorschläge. nicht ab, sondern gegen ihr konstruktiv und
formulieren Sie, Gegenüber. Wenn empathisch
was Ihre Ansicht möglich, setzen Sie geäußert haben,
ist. Achten Sie sich neben die z.B. „Ich verstehe
auch auf Ihre Person, nicht ihr ihre Ansicht,
Körpersprache. gegenüber aber...“.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 151
Konfliktlösung

Alternativen bereit
Offen bleiben für Gemeinsam das Das Wort “aber”
halten und flexibel Positiv sein
neue Ideen Problem lösen vermeiden
bleiben
Meist gibt es nicht Vorgefasste Verhalten erzeugt Versuchen Sie eine Damit wird die
nur eine Lösung Meinungen sind Gegenverhalten, Haltung Meinung der
für ein Problem. für die Lösung von oder: Wie man in einzunehmen, dass anderen Person
Überlegen Sie, ob Konflikten den Wald hinein Sie gemeinsam mit beiseite gestoßen
nicht auch Wenn die
kontraproduktiv. Vorgehensweise nicht funktioniert,
ruft, so schallt es die Strategie ändern
Ihrem Gegenüber und alles
Alternativen fürIhre Argumente
Immer, wenn Sie Lassen Sie sich
wiederholen ein kann dies heraus!
müssen, ein Hinweis Werten Siedass Ihr Gegenüber
darauf sein, an einem Problem
entweder diesem Argumentrelativiert, was Sie
nicht zugänglich
Sie denkbar wären ist, oderauf
der neue Ihr
Zeitpunkt nicht der richtige ist, Gegenüber arbeiten,fühlt
oder ihr Gegenüber sich nicht verstanden nicht
etc. selbst vorher
Lösungsvorschläge. nicht ab, sondern gegen ihr konstruktiv und
formulieren Sie, Gegenüber. Wenn empathisch
was Ihre Ansicht möglich, setzen Sie geäußert haben,
ist. Achten Sie sich neben die z.B. „Ich verstehe
auch auf Ihre Person, nicht ihr ihre Ansicht,
Körpersprache. gegenüber aber...“.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 152
Selbstfürsorge

Für sich selbst sorgen − Ausgleich zum belastenden Alltag schaffen

Sammlung Selbstfürsorge

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3. Beratungs-, Entlastungs-, Betreuungs- und
Pflegeangebote im regionalen Kontext

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Entlastung für berufstätige pflegende
Angehörige

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Betreuungsangebote

Betreuungsangebote nach § 45 a SGB XI sind Angebote, in denen insbesondere Helferinnen und Helfer
unter pflegfachlicher Anleitung die Betreuung von Pflegebedürftigen mit allgemeinem oder mit besonderem
Betreuungsbedarf in Gruppen oder im häuslichen Bereich übernehmen.
Die Betreuung findet nach Absprache stundenweise entweder bei dem Pflegebedürftigen zu Hause oder in
Kleingruppen außerhalb statt.
Die Angebote sind auch bekannt unter "niedrigschwellige Angebote", weil sie
• von Ehrenamtlichen begleitet oder durchgeführt werden (Laien),
• leicht in Anspruch zu nehmen sind (Absprachen anstatt Verträge),
• kostengünstig sind.

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Angehörigengruppen

Hauptziel von Angehörigengruppen ist es, pflegenden Angehörigen die Möglichkeit zum Austausch über die
Pflegesituation zu bieten.
Ratschläge von Personen, die sich in der gleichen Situation befinden und mit den gleichen Problemen
konfrontiert sind, werden einfacher angenommen. Zudem ist es wichtig zu erfahren, dass man mit den
Problemen nicht allein ist und es anderen genauso geht.
Durch den Austausch mit anderen können auch soziale Kontakte aufgenommen und gepflegt werden. Der
Abstand und neue Impulse von außen können die eigene Sicht auf die Pflegesituation verändern.

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Betreuungsgruppen

• In Betreuungsgruppen werden Menschen gemeinsam für mehrere Stundenbetreut (z.B. Kaffeetrinken und
Rahmenprogramm).
• Eine Fachkraft leitet die Gruppe und wird von geschulten Ehrenamtlichen dabei unterstützt. Pflegende
Angehörige können neue Kontakte knüpfen. Die vorhandenen Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer werden unterstützt und können damit solange wie möglich erhalten bleiben.

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Pflegebegleiter:innen

Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter geben den häuslich Pflegenden verlässlich beratende, aber auch
emotionale Unterstützung zur besseren Bewältigung des Pflegealltags.
Sie helfen bei der Strukturierung und Organisation des Pflegealltags. Sie sind mit Hilfsangeboten vernetzt und
achten darauf, dass die Selbstfürsorge des Pflegenden nicht so weit in den Hintergrund gerät, dass
gesundheitliche Gefährdung und soziale Isolation entstehen.
Sie leisten keine Pflegeberatung nach § 7a SGB XI, sondern unterstützen den Pflegenden, vorhandene
Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 159
Haushaltsnahe Dienstleistungen

Unter haushaltsnahen Dienstleistungen werden Dienstleistungen verstanden, die üblicherweise zur Versorgung in einem
Privathaushalt erbracht werden.
Dazu zählen u.a.:

• Hilfe bei Reinigungs- und Ordnungsarbeiten


• Verpflegung
• Lebensmittelbevorratung
• Wäschepflege
• Blumenpflege
• Erledigung des Wocheneinkaufs
• Fahrdienste zum Arzt oder auch anderen Terminen
• Botengänge z.B. zur Post
• Unterstützung bei der alltäglichen Korrespondenz

Keine haushaltsnahen Dienstleistungen sind handwerkliche Tätigkeiten, die im Regelfall nur von Fachkräften durchgeführt werden
oder die keinen Bezug zur Hauswirtschaft haben.

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Verhinderungspflege (§§ 39, 123 SGB XI)

• Ist die Pflegeperson aufgrund von Erholungsurlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen (z.B. Arzt-
termin, Familienfeier) verhindert, kann Ersatzpflege in Anspruch genommen werden.
• Die Leistungsbeträge können auch für Tages- und Nachtpflege sowie Kurzzeitpflege genutzt werden.
• Dauer: maximal 8 Wochen pro Kalenderjahr
• Nicht verbrauchte Leistungen der Kurzzeitpflege können zu 100 % für Verhinderungspflege eingesetzt
werden.

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Kurzzeitpflege (§§ 42, 123 SGB XI)

• Anspruch auf vollstationäre Kurzzeitpflege besteht, wenn die häusliche Pflege vorübergehend nicht
erbracht werden kann, z.B. Krankenhausaufenthalt.
• Bei der Kurzzeitpflege übernimmt die Pflegekasse die Kosten für pflegebedingte Aufwendungen, für
medizinische Behandlungspflege und soziale Betreuung.
• Zur Bewältigung von Krisensituationen

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 162
Pflegehilfsmittel & Technische Hilfsmittel

• Zur Förderung, Unterstützung und Erleichterung der häuslichen Pflege


• Pflegehilfsmittel, die zum Verbrauch bestimmt sind: z.B Moltex bis zu 40,- € monatlich
• technische Hilfsmittel werden meistens (Zuzahlung möglich) von den Pflegekasse kostenfrei bereit gestellt

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Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen

• Anpassung des Wohnumfeldes an die besonderen Belange des Pflege- und Betreuungsbedürftigen
• z.B. Badezimmerumbau, Bodenbeläge ohne Schwellen, etc.
• Bis zu 4.000 € je Maßnahme
• Der Zuschuss ist vom Einkommen abhängig. (Darlehn möglich)

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Pflegezeit und Familienpflegezeit

Beschäftigte, die nach § 3 des Pflegezeitgesetzes von der Arbeitsleistung vollständig freigestellt wurden oder deren Beschäftigung
durch Reduzierung der Arbeitszeit zu einer geringfügigen Beschäftigung im Sinne des § 8 Abs. 1 Nr. 1 des Vierten Buches wird,
erhalten auf Antrag Zuschüsse zur Kranken- und Pflegeversicherung. Zuschüsse werden gewährt für eine freiwillige Versicherung in
der gesetzlichen Krankenversicherung, eine Pflichtversicherung nach § 5 Abs. 1 Nr. 13 des Fünften Buches oder nach § 2 Abs. 1 Nr.
7 des Zweiten Gesetzes über die Krankenversicherung der Landwirte, eine Versicherung bei einem privaten
Krankenversicherungsunternehmen, eine Versicherung bei der Postbeamtenkrankenkasse oder der Krankenversorgung der
Bundesbahnbeamten, soweit im Einzelfall keine beitragsfreie Familienversicherung möglich ist, sowie für eine damit in
Zusammenhang stehende Pflege-Pflichtversicherung. Die Zuschüsse belaufen sich auf die Höhe der Mindestbeiträge, die von
freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherten Personen zur gesetzlichen Krankenversicherung (§ 240 Abs. 4 Satz 1
des Fünften Buches) und zur sozialen Pflegeversicherung (§ 57 Abs. 4) zu entrichten sind und dürfen die tatsächliche Höhe der
Beiträge nicht übersteigen. Für die Berechnung der Mindestbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden bei Mitgliedern
der gesetzlichen Krankenversicherung der allgemeine Beitragssatz nach § 241 des Fünften Buches sowie der kassenindividuelle
Zusatzbeitragssatz nach § 242 Absatz 1 des Fünften Buches zugrunde gelegt. Bei Mitgliedern der landwirtschaftlichen
Krankenversicherung sowie bei Personen, die nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind, werden der allgemeine
Beitragssatz nach § 241 des Fünften Buches sowie der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz nach § 242a des Fünften Buches
zugrunde gelegt. Beschäftigte haben Änderungen in den Verhältnissen, die sich auf die Zuschussgewährung auswirken können,
unverzüglich der Pflegekasse oder dem privaten Versicherungsunternehmen, bei dem der Pflegebedürftige versichert ist, mitzuteilen.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 165
Kurzfristige Arbeitsverhinderung

Für kurzzeitige Arbeitsverhinderung nach § 2 des Pflegezeitgesetzes hat eine Beschäftigte oder ein Beschäftigter im Sinne des § 7
Absatz 1 des Pflegezeitgesetzes, die oder der für diesen Zeitraum keine Entgeltfortzahlung vom Arbeitgeber und kein Kranken- oder
Verletztengeld bei Erkrankung oder Unfall eines Kindes nach § 45 des Fünften Buches oder nach § 45 Absatz 4 des Siebten Buches
beanspruchen kann, Anspruch auf einen Ausgleich für entgangenes Arbeitsentgelt (Pflegeunterstützungsgeld) für bis zu insgesamt
zehn Arbeitstage. Wenn mehrere Beschäftigte den Anspruch nach § 2 Absatz 1 des Pflegezeitgesetzes für einen pflegebedürftigen
nahen Angehörigen geltend machen, ist deren Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld auf insgesamt bis zu zehn Arbeitstage begrenzt.
Das Pflegeunterstützungsgeld wird auf Antrag, der unverzüglich zu stellen ist, unter Vorlage der ärztlichen Bescheinigung nach § 2
Absatz 2 Satz 2 des Pflegezeitgesetzes von der Pflegekasse oder dem Versicherungsunternehmen des pflegebedürftigen nahen
Angehörigen gewährt. Für die Höhe des Pflegeunterstützungsgeldes gilt § 45 Absatz 2 Satz 3 bis 5 des Fünften Buches entsprechend.

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Kurzfristige Arbeitsverhinderung

Anspruchsberechtigt sind:
• Alle nicht erwerbsmäßig tätigen häuslichen Pflegepersonen (z.B. Familienangehörige, Freunde, Nachbarn) sind bei den
gemeindlichen Unfallversicherungsträgern im kommunalen Bereich beitragsfrei versichert, wenn sie:
• eine pflegebedürftige Person mit mindestens Pflegegrad 2 (im Sinne des § 14 des Sozialgesetzbuches XI) pflegen,
• die Pflegetätigkeit wenigstens zehn Stunden wöchentlich beträgt, verteilt auf regelmäßig mindestens zwei Tage in der Woche,
• die Pflegetätigkeit nicht erwerbsmäßig erfolgt,
• in häuslicher Umgebung gepflegt wird.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 167
Wie wirkt sich die Pflege bei der Rente aus?
Wir zählen Ihre Pflegezeit als Beitragszeit und rechnen sie Ihnen für die sogenannte Wartezeit an. Dabei handelt es sich um die
Mindestversicherungszeit für Leistungen aus der Rentenversicherung (Rentenanspruch).
Zusätzlich zahlt die Pflegekasse Beiträge für Ihre Rente: Sie bezahlen nichts und Ihre Rente erhöht sich. Wie viele Beiträge dies im
Einzelnen sind und wie sich diese auf Ihre Rente auswirken, hängt unter anderem von Ihrem zeitlichen Einsatz, dem Pflegegrad
sowie dem Ort, an dem die Pflege ausgeübt wird, ab. Bei geteilter Pflege wird der Rentenbeitrag unter den Pflegenden aufgeteilt.
Pflegegrad 1 bezogene Leistung Rentenzahlbetrag Rentenzahlbetrag
West/Monat 2 Ost/Monat 2
2 Pflegegeld 8,77 EUR 8,59 EUR
Kombinationsleistung 7,46 EUR 7,30 EUR
Sachleistung 6,14 EUR 6,01 EUR
3 Pflegegeld 13,97 EUR 13,68 EUR
Kombinationsleistung 11,88 EUR 11,62 EUR
Sachleistung 9,78 EUR 9,57 EUR
4 Pflegegeld 22,75 EUR 22,26 EUR
Kombinationsleistung 19,33 EUR 18,92 EUR
Sachleistung 15,95 EUR 15,58 EUR
5 Pflegegeld 32,49 EUR 31,80 EUR
Kombinationsleistung 27,62 EUR 27,03 EUR
Sachleistung 22,75 EUR 22,26 EUR
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Flexirente für pflegende Rentner:innen

Wenn Sie als Rentner oder Rentnerin einen Angehörigen oder eine andere pflegebedürftige Person pflegen,
können Sie von der Pflegekasse Beitragszahlungen zur Rentenversicherung erhalten.
Damit steigt Ihr Rentenanspruch.
Wenn Sie jemanden pflegen und bereits die Regelaltersgrenze erreicht haben, müssen Sie von der Vollrente
in eine Teilrente wechseln.
Voraussetzungen für die Beitragszahlung:
• Die Pflegekasse zahlt unter folgenden Voraussetzungen Beiträge an die Rentenversicherung:
• Sie pflegen einen Menschen pro Woche mindestens 10 Stunden, verteilt auf 2 Tage pro Woche.
• Die pflegebedürftige Person hat mindestens Pflegegrad 2.
• Sie pflegen die Person nicht erwerbsmäßig in ihrem häuslichen Umfeld.
• Der Medizinische Dienst prüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und dokumentiert sie im
Pflegegutachten.

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Kurzzeitpflege oder hauswirtschaftliche Hilfe nach
Krankenhausbehandlung ohne Pflegegrad

• Wer sich wegen einer schweren Erkrankung oder nach einem Aufenthalt im Krankenhaus für kurze Zeit
nicht selbst versorgen kann, kann auch ohne Pflegegrad Unterstützung für zu Hause, einen kurzen
Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung oder Übergangspflege von der Krankenkasse finanziert bekommen.
• Die Pflege, Betreuung und Behandlungspflege während eines solchen Aufenthalts werden pro Jahr für
höchstens 8 Wochen mit maximal 1.612 Euro bezuschusst. Ab dem 1. Januar 2022 steigt dieser Betrag auf
jährlich 1.774 Euro. Die Krankenkasse genehmigt die Kurzzeitpflege nur, wenn im Haushalt keine
Personen leben, die die Pflege im notwendigen Umfang übernehmen können.
• Auch die Krankenversicherung bezuschusst die Kurzzeitpflege in einer stationären Pflegeeinrichtung nur
mit einem festen Betrag. Alles, was darüber hinaus anfällt sowie die Kosten für Unterkunft und
Verpflegung, auch Hotelkosten genannt, müssen selbst getragen werden.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 170
Übergangspflege

• Wenn Personen – mit oder ohne Pflegegrad - direkt nach einer Behandlung im Krankenhaus weiteren
Unterstützungsbedarf haben, ist es möglich, dass sie für maximal 10 Tage in diesem Krankenhaus weiter
versorgt werden. Dies gilt pro Krankenhausbehandlung.
• Zu der Leistung gehören Unterkunft, Verpflegung, Grund- und Behandlungspflege, die Versorgung mit
Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln sowie eine ärztliche Behandlung, sofern dies notwendig ist.
• Übergangspflege wird von der Krankenkasse nur übernommen, wenn die Pflege zuhause, eine
Kurzzeitpflege oder eine medizinische Rehabilitation nicht oder nur mit großem Aufwand möglich sind.
• Für die Übergangspflege im Krankenhaus müssen Versicherte pro Tag 10 Euro zuzahlen. Die Zuzahlung
ist auf 28 Tage im Jahr begrenzt.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 171
Kurzzeitpflege in Reha-Kliniken

Erhält ein Versicherter, der einen nahen Angehörigen pflegt, eine stationäre Rehabilitation oder
Vorsorgemaßnahme, kann der Pflegebedürftige in dieser Zeit Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen.
Die Kurzzeitpflege kann in derselben Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtung erfolgen, in der die
Pflegeperson behandelt wird.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 172
Landespflegegeld Bayern

• Das Landespflegegeld erhalten Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 und höher. Sie müssen zum Zeitpunkt
der Antragstellung ihren Hauptwohnsitz in Bayern haben. Das Landespflegegeld wird unabhängig davon
gezahlt, ob der Pflegebedürftige in einem Pflegeheim untergebracht ist oder zuhause lebt und versorgt wird.
• Die Auszahlung erfolgt im Jahr der Antragstellung nach Erlass des Bewilligungsbescheids, für die
folgenden Pflegegeldjahre beginnen die Auszahlungen immer im Oktober des darauffolgenden Jahres.
Beispiel: Sie haben am Anfang des Kalenderjahres 2023 einen Antrag auf Landespflegegeld gestellt.
• Sie können das Landespflegegeld auch online beantragen. Für die Online-Antragstellung müssen Sie sich
über die BayernID mit dem neuen Personalausweis registrieren bzw. anmelden. Dazu benötigen Sie den
neuen Personalausweis mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion, ein Kartenlesegerät und die
AusweisApp2.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 173
Beratung und Schulung

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 174
Beratung für pflegende Angehörige

Anleitung und Schulung


Fachstelle für pflegende Beratungs-einsatz nach im häuslichen Bereich Pflege-beratung §7a SGB
Angehörige § 37.3 SGB XI XIMUT APP
§45 SGB XI

• Beratung der pflegenden Angehörigen zur Gestaltung der Pflegesituation


• kostenlose und auf Wunsch anonyme Beratung

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Fachstelle für Pflegende Angehörige

• Neutrale Beratung und Informationen über Hilfsangebote und Leistungen der Kranken- und
Pflegeversicherung
• Begleitung bei Pflegegutachten durch den Medizinischen Dienst Bayern, Medicproof
• Beratung bei Behördenangelegenheiten
• Motivierung zur Inanspruchnahme und Umsetzung von Maßnahmen
• Psycho-soziale Beratung zur Stärkung und Entlastung des Familiensystems
• Pflegebereitschaft und Pflegefähigkeit der pflegenden Eltern/Angehörigen zu sichern (Prävention)
• Netzwerkarbeit

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 176
Beratungseinsatz §37.3 SGB XI

Pflegebedürftige, die zuhause gepflegt werden und Pflegegeld erhalten, müssen in regelmäßigen Abständen,
abhängig vom Pflegegrad eine Beratung zur Qualitätssicherung der Pflege durchführen lassen.

Beratungsdauer ist 75 Minuten

Beratungsthemen
• Überprüfung des Pflegegrades
• Vorstellung weiterer Möglichkeiten zu Pflegeschulungen und Pflegekursen
• Inanspruchnahme weiterer Leistungen (Geld-, Sachleistung)
• Entlastungsangebote für pflegende Angehörige
• Pflegerelevante Umbaumaßnahmen

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Schulung und Anleitung §45 SGB XI

Schulung für Pflegepersonen in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen (Pflegegrad 1-5). Ziel ist es,
die Pflege und Betreuung zu erleichtern, die körperliche und seelische Gesundheit der Pflegenden zu fördern.

Beratungsdauer ist 120 Minuten

Beratungsthemen
• Reflexion der Pflegesituation (Mobilisation, Hilfsmittel, vorbeugende Maßnahmen)
• Anleitung zur konkreten Pflegesituation
• Rehabilitationsmaßnahmen
• Selbsthilfe und Selbstpflege (Kompetenzförderung, Resilienz)
• Kommunikation im Pflegeprozess

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Pflegeberatung nach § 7a SGB XI

• Seit dem 01. Januar 2009 hat jeder Pflegebedürftige in Deutschland einen Anspruch auf individuelle
Pflegeberatung durch die Pflegekassen (Pflegeweiterentwicklungsgesetz). Diese erweiterte Pflegeberatung
zielt darauf ab, den Pflegebedürftigen eine umfassende Unterstützung bei der Auswahl und
Inanspruchnahme notwendiger Hilfe- und Pflegeleistungen zukommen zu lassen und auf die dazu
erforderlichen Maßnahmen hinzuwirken.
• Bei einer Pflegeberatung gemäß § 7a Sozialgesetzbuch (SGB) XI ermitteln sie zunächst den jeweiligen
Unterstützungsbedarf und beraten z.B. über Pflegeleistungen, Rehabilitationsmaßnahmen oder
Anpassungen des Wohnumfeldes.
Was sind die möglichen Inhalte einer Beratung nach 7a SGB XI?
• Umfassende sowie unabhängige Auskunft und trägerneutrale Beratung zu sozialrechtlichen Fragen, zur
Auswahl und Nutzung von Sozialleistungen und vielfältigster Hilfsangebote. Vermittlung und
Koordinierung aller für die wohnortnahe Versorgung geeigneten Hilfen medizinischer, pflegerischer und
sozialer Art.

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Seminarreihe „Hilfe beim Helfen“ für pflegende
Angehörige von Menschen mit Demenz/ Pflegekurse der
Krankenkassen
• Im Jahr 2000 wurde die Schulungsreihe „Hilfe beim Helfen“ entwickelt, 2015 wurde sie komplett
überarbeitet und seitdem regelmäßig aktualisiert. Die Schulungsreihe hat die Schwerpunkte
Kommunikation und Umgang mit Menschen mit Demenz. Ergänzend dazu wurden insgesamt fünf Filme
gedreht, die sehr nah am Alltagserleben der Angehörigen ansetzen. Sie stellen eine gute Möglichkeit dar,
eigenes Verhalten zu reflektieren und gemeinsam in der Gruppe nach neuen Lösungswegen zu suchen.
• Das Schulungsprogramm „Hilfe beim Helfen“ ist ein interaktives Seminarprogramm und umfasst acht
Module. Es soll Moderierenden und Kursleitungen ermöglichen, Schulungen für pflegende Angehörige
vor Ort durchzuführen. „Hilfe beim Helfen“ stellt für alle acht Module Präsentationsfolien und
begleitende Texte bereit. Die Reihe ist didaktisch so aufbereitet, dass die Teilnehmenden immer wieder
eingeladen werden, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und sich mit anderen auszutauschen.
• Damit will das Programm sowohl dem hohen Informationsbedürfnis der pflegenden Angehörigen gerecht
werden als auch Wege aufzeigen, wie pflegende Angehörige Entlastung finden können.

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4. Überblick über die Leistungen der Pflegeversicherung

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Pflegeversicherung

• Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt mit
dem Sozialgesetzbuch XI ( SGB XI)
• Das Gesetz dient zur sozialen Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit. (Risikoversicherung)

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 182
Die Säulen der Sozialversicherung

Quelle: https://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Professoren/fr13_ProfDietrich/WS1314_Gesundheitsrecht_I_Heinz.pdf
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Die Säulen der Sozialversicherung

Arbeitslosenversicherung
Krankenversicherung

Rentenversicherung

Unfallversicherung

Pflegeversicherung
Quelle: https://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Professoren/fr13_ProfDietrich/WS1314_Gesundheitsrecht_I_Heinz.pdf
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Die Säulen der Sozialversicherung

Arbeitslosenversicherung
Krankenversicherung

Rentenversicherung

Unfallversicherung

Pflegeversicherung
1883 1889 1884 1927 1995
Quelle: https://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Professoren/fr13_ProfDietrich/WS1314_Gesundheitsrecht_I_Heinz.pdf
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1995

1996 1. SGB-XI-ÄndG

1997
• Gesetz zur sozialrechtlichen Absicherung
1998 flexibler Arbeitszeitregelungen
• 3. SGB-XI-ÄndG
• Gesetz zur Neuregelung der geringfügigen
Beschäftigungsverhältnisse 1999
• 4. SGB-XI-ÄndG
Gesetz zur Reform der gesetzlichen
2000 Krankenversicherung ab dem Jahre 2000
(GKV-Gesundheitsreform 2000)
2001
Pflege-Qualitätssicherungsgesetz
2002
Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz (PflEG)
2003

2004
Kinder-Berücksichtigungsgesetz
2005
Verwaltungsvereinfachungsgesetz

2006

Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der


GKV (GKV-WSG)
2007

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2008 Pflege-Weiterentwicklungsgesetz

2009

2010

2011

2012 Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG)

2013

2014

Erstes Pflegestärkungsgesetz (PSG I) 2015

2016 Zweites Pflegestärkungsgesetz (PSG II)

Drittes Pflegestärkungsgesetz (PSG III) 2017

2018 Betriebsrentenstärkungsgesetz

Fünftes Gesetz zur Änderung des Elften Buches 2019


Sozialgesetzbuch – Beitragssatzanpassung

Quelle:´http://portal-sozialpolitik.de/sozialpolitische-chronik/pflegeversicherung/pflegeversicherung-ab-1995
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Was ist Pflegebedürftigkeit?

„Pflegebedürftig im […] sind Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit
oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen. Es muss sich um Personen
handeln, die körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte
Belastungen oder Anforderungen nicht selbständig kompensieren oder bewältigen können. Die
Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, und mit mindestens der in
§ 15 festgelegten Schwere bestehen.“ § 14 SGB XI

Pflegebedürftigkeit wird dargestellt als Beeinträchtigung der Selbstständigkeit bzw. analog dazu als
Abhängigkeit von personeller Hilfe.

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Wer gilt als Pflegeperson? (§ 19 SGB XI)

Eine Pflegeperson im Sinne des Rechts der Pflegeversicherung ist eine Person, die eine Pflegebedürftige oder
einen Pflegebedürftigen nicht erwerbsmäßig in ihrer oder seiner häuslichen Umgebung pflegt.

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Zahlen und Fakten zur Pflegebedürftigkeit

Ende 2019 gab es rund 4,13 Millionen pflegebedürftige Menschen


• 3.309.288 ambulant (80,2%)
• 818.317 stationär (19,8%)

51,3% der Pflegebedürftigen werden alleine durch Angehörige versorgt


23,8% werden in den eigenen vier Wänden, jedoch mit Hilfe eines Pflegedienstes versorgt

Lediglich 19,8% der Pflegebedürftgen werden vollstationär versorgt


• 2005 waren es noch 30,7%
• 5,1% (210.311) sind 19 Jahre alt oder jünger

Ende 2020 waren es 4,57 Millionen

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Zahlen und Fakten zur Pflegebedürftigkeit

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Einstufungsverfahren Pflegegrad

• Antrag bei der Pflegekasse


o Pflegetagebuch, ärztliche Unterlagen, etc.
• Recht auf Beratung
o Innerhalb von zwei Wochen
• Begutachtung
o Durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK), Medicproof bei Privatversicherungen
oder unabhängige Begutachter
• Bescheid der Pflegekasse
o Innerhalb von 5 Wochen, ansonsten Strafzahlungen

Anerkennung von Ablehnung des Antrages


Leistungen rückwirkend Widerspruch innerhalb 4 Wochen

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Die sechs Lebensbereiche (neues Verfahren)

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0 = selbständig

Die Person kann die Aktivitäten in der Regel selbständig durchführen

• Möglicherweise ist die Durchführung langsam und erschwert oder nur durch Nutzung von Hilfsmitteln
möglich
• entscheidend ist, dass keine Hilfestellung durch eine Person nötig ist
• vereinzelt auftretende Beeinträchtigungen sind nicht zu berücksichtigen

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1 = überwiegend selbständig

Die Person kann den größten Teil der Aktivitäten selbständig durchführen

Es besteht nur ein geringer Aufwand für die Pflegeperson


• herrichten von Gegenständen
• motivierende Aufforderungen
• Unterstützung bei der Entscheidungsfindung
• punktuelle Übernahme von Teilhandlungen

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 198
2 = überwiegend unselbständig

Die Person kann Aktivitäten nur zu einem geringen Anteil selbständig durchführen

• es sind aber Ressourcen vorhanden, so dass sie sich beteiligen kann


• ständige Anleitung oder aufwändige Motivation ist nötig
• Teilschritte der Handlung müssen übernommen werden
• Zurechtlegen von Gegenständen, wiederholte Aufforderung oder punktuelle Unterstützung reichen nicht
aus

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 199
3 = unselbstständig

Die Person kann die Aktivitäten in der Regel nicht selbständig durchführen bzw. steuern, auch nicht in Teilen

• es sind kaum oder keine Ressourcen vorhanden


• Motivation, Anleitung, ständige Beaufsichtigung reichen auf keinen Fall aus
• die Pflegeperson muss alle oder nahezu alle Teilhandlungen für die betroffene Person übernehmen

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Leistungen der Pflegeversicherung (§ 28)

• Pflegesachleistungen (§ 36 ) • Vollstationäre Pflege (§ 43)


• Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen (§ 37) • Leistungen zur sozialen Sicherung der Pflegeperson (§ 44)
• Kombination von Geldleistung und Sachleistung (§ 38), • Zusätzliche Leistungen bei Pflegezeit und kurzzeitiger
• Häusliche Pflege bei Verhinderung der Pflegeperson (§ 39) Arbeitsverhinderung (§ 44a)
• Pflegehilfsmittel und wohnumfeldverbessernde Maßnahmen • Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche
(§ 40) Pflegepersonen (§ 45)
• Tagespflege und Nachtpflege (§ 41) • Umwandlung des ambulanten Sachleistungsbetrags (§ 45a)
• Kurzzeitpflege (§ 42) • Entlastungsleistungen (§ 45b)

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 202
Leistungen der Pflegeversicherung PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG 5
Pflegegeld (monatlich) 332€ 572€ 764€ 946€
Pflegesachleistung (monatlich) 760,20€ 1431,15€ 1777,65€ 2199,75€
Tages- oder Nachtpflege (monatlich) 689€ 1298€ 1612€ 1995€
Entlastungsbetrag ambulant 125€ 125€ 125€ 125€ 125€
(zweckgebunden + monatlich)
Leistungsbetrag stationäre Pflege 125€ 770€ 1262€ 1775€ 2005€
Ambulant betreute Wohngruppen 214€ 214€ 214€ 214€ 214€
Verbrauchshilfsmittel (monatlich) 40€ 40€ 40€ 40€ 40€
Verhinderungspflege (jährlich) 1612€ 1612€ 1612€ 1612€
Kurzzeitpflege (jährlich) 1774€ 1774€ 1774€ 1774€
Wohnumfeldverbesserungen 4000€ 4000€ 4000€ 4000€ 4000€
(einmalig)

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Andere gesetzliche Regelungen

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 204
Vormundschafts- und Betreuungsrecht Betreuungsgesetz
ab 01.01.2023

• Ab 1. Januar 2023 tritt das Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts in Kraft. Es
stärkt die Selbstbestimmung von betreuten Menschen und die Qualität der rechtlichen Betreuung. Die
Reform ist die größte im Betreuungsrecht seit dessen Einführung und der Abschaffung der Entmündigung
im Jahr 1992.
Unterschied zwischen Vormundschaft und Betreuung
• Ein wichtiger Unterschied zwischen Vormundschaft und Betreuung besteht darin, dass Vormundschaften
normalerweise für Minderjährige eingerichtet werden. Dagegen werden Betreuungen normalerweise für
volljährige Personen eingerichtet. Darüber hinaus ist die Vormundschaft in der Regel ein dauerhafter
Zustand.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 205
Vorsorgevollmacht

• „Ich benenne schriftlich eine andere Person, für mich Entscheidungen zu treffen.“
• Nur von geschäftsfähigen Personen möglich
• Macht Betreuung eventuell überflüssig
• Schriftlich (Vordrucke), nur gültig mit Ort, Datum, Unterschrift und für aufgeführten Aufgabenbereich
• Notarielle Beurkundung zu empfehlen (z.B. Demenz)
• Notarielle Beurkundung bei Grundstücksgeschäften oder Veräußerung von Firmen nötig
• Der Bevollmächtigte sollte im Bedarfsfall die Urkunde vorzeigen können
• Banken erkennen Vollmachten oft nur beglaubigt an

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Betreuungsverfügung

• „Ich formuliere schriftlich Bedingungen, falls von Seiten des Vormundschaftsgerichtes eine Betreuung für
mich angestrebt wird.“
• Auch von nicht geschäftsfähigen Personen möglich
• Vorausverfügung für zukünftige Betreuer*innen mit Angaben zur Gestaltung der Betreuung (z.B.
Heimwahl)
• Kann beim Vormundschaftsgericht hinterlegt werden.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 207
Patientenverfügung

• „Ich formuliere schriftlich, welche Methoden und Arten medizinischer Behandlung für mich in Frage
kommen und welche nicht“
• Angaben zum Behandlungswunsch bei Einwilligungsunfähigkeit
• Muss beachtet werden, wenn Wille des Patienten eindeutig erkannt werden kann
• Schriftlich (Vordrucke), nur gültig mit Ort, Datum, Unterschrift und sollte möglichst jährlich erneuert
werden
• Sinnvoll: Beratung durch den Hausarzt, möglichst detaillierte Ausformulierung und Kombination mit
Vorsorge- oder Betreuungsverfügung

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 208
Rolle der Helfenden, Selbstreflexion,
Selbstmanagement

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 209
Rolle der Helfenden

Was ist Ihre Rolle in der Betreuung und Hauswirtschaft?

Gruppenarbeit
• Was sind Ihre Aufgaben??
• Wo sind Ihre Grenzen???
• Was bedeutet konkret der Unterschied von ehrenamtlicher und Hauptamtlicher Arbeit??

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 210
Selbstreflexion und Selbstmanagement

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 211
Resilienz

• Übersetzt wird er häufig als „Widerstandsfähigkeit“. Bezogen auf den Menschen beschreibt Resilienz die
Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen
ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen.

Sieben Säulen der Resilienz – Eines der bekanntesten Resilienzkonzepte. Zu den 7 Säulen der Resilienz
gehören Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, das Verlassen der Opferrolle, ein Erfolgsnetzwerk,
positive Zukunftsplanung und Selbstreflexion.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 212
Achtsamkeit

• Achtsam sein, heißt den gegenwärtigen Moment bewertungsfrei und bewusst wahrzunehmen. Wobei
„bewusst“ bedeutet, dass wir uns entscheiden, unsere Aufmerksamkeit absichtlich auf den gegenwärtigen
Moment zu lenken, uns nicht ablenken lassen und nicht mental abschweifen.

• Die Wurzeln der Achtsamkeit liegen in alten spirituellen Traditionen, vor allem im Buddhismus.
Achtsamkeit, oder "Sati" auf Pali, ist ein zentrales Element der buddhistischen Lehre und Praxis. Es geht
darum, die eigene Aufmerksamkeit bewusst und wertfrei auf den gegenwärtigen Moment zu richten.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 213
Wie übe ich Achtsamkeit

• Gehmeditation: Ohne Ablenkung durch Telefon oder Gespräche ganz langsam und bewusst spazieren
gehen - und sich dabei die Gehbewegung bewusst machen. Das Aufsetzen und Abrollen der Füße spüren.
Die Hände können entspannt unterhalb des Brustkorbs auf dem Körper oder auf dem Rücken liegen.
Den Kopf leicht neigen.
• 5,4,3,2,1 Übung
o Augen schließen und nichts tun
o Bei der Zahl 4 bewegen Sie die Füße und Beine wieder, bei der Zahl 3 nehmen Sie die Hände und
Arme hinzu, bei der Zahl 2 räkeln und strecken Sie den ganzen Körper mit Rumpf und Kopf, atmen
wieder tief und erst bei der Zahl 1 öffnen Sie erfrischt und hellwach die Augen.

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 214
Coping Strategien

Der Begriff Coping-Strategie stammt aus dem Englischen und kann im Deutschen mit
dem Begriff Bewältigungsstrategie übersetzt werden. Coping-Strategien erleichtern die
Bewältigung von Stress, belastenden Situationen und Angst.
Welche Coping Strategien gibt es??

Es gibt es drei Arten von Coping – abhängig davon, wie du auf eine stressige Situation
reagierst:

• das problemorientierte Coping


• das emotionsorientierte Coping
• bewertungsorientierte Coping

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Fragen?

deinNachbar e.V. | © Barbara Schachtschneider Erbringung von Leistungen gemäß § 45 a SGB XI Seite 216

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