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Zeitliche Markierung der Lexik.

Das Neue und alte Wortgut der


deutschen Sprache.
Neologismen

 DerNeologismus wird als eine neue lexikalische


Einheit aus Neulexeme und Neubedeutung
definieren, die in einer Gemeinschaft aufgrund
des kommunikativen Bedarfs aufkommen, in den
allgemein gebräuchlichen Wortschatz
übernommen und als sprachliche Norm akzeptiert
werden.
So entstanden in den letzten Jahrzehnten solche
Neologismen, wie:

 Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur: Ausländerbeauftragte, Beziehungsstress,


Billigjob, Doppelpaß, Eineurostück, Erwerbsbiographie, Euroland,
Konvergenzkriterium, Müllvermeidung, Nachwendezeit, Trendscout, Vor-Ort-
Service und so weiter;
 Massmedienbereich: Backslash, Bildschirmschoner, browsen, chatten,
Electronic Commerce, E-Mail, Hotline, Internetcafe, mailen, Website;
 Bereiche Kinokunst, Fernsehen, Musik: Bezahlfernsehen, Blockbuster,
Boygroup, Remix, Nachrichtenkanal, Trash, Unterbrecherwerbung;
 Bereiche Sport, Muße, Mode: Beachvolleyball, Bodydrill, Cargohose, cruisen,
Körperkult, Milleniumsfeier, Push-up-BH.
Man unterscheidet drei Arten von
Neologismen:
Neuprägungen bzw. Neubildungen das sind die Wörter, die nach
funktionierenden Modellen gebildet werden, aber man bekommt neue
Kombinationen und Bedeutungen. Neuprägungen sind Komposita und Derivate
verschiedener Art, die nach einheimischen Wortbildungsmustern entstehen.
 brandeilig, Dritte-Welt-Laden , touren
 Als eine Abart der Neuprägungen kann man einige Gruppen von Kurzwörtern –
sogenannte Kopfwörter – betrachten: Hypo (Hypothek), Pop-Cafe, Alko-Test,
Stamm (Stammgast), Info (Information), Diss (Dissertation), Assi (Assistent), J
oganastik (Joga + Gymnastik), Aerobatik (Aero + Akrobatik), Dimafon (Diktier
+ Magnetofon).
Neubedeutungen sind neue Bedeutungen der schon
vorhandenen Wörter. Neubedeutungen können auch auf
fremdsprachliche Einflüsse zurückgehen. In diesem Fall
spricht man von Bedeutungsentlehnungen.
 Konversion (im Militärbereich), Renner (besonders
populäre Ware), Szene (charakteristischer Bereich für
bestimmte Aktivitäten: kriminele Szene,
Terrorszene), geschockt, Allergie, allergisch (Antipathie:
Du bist einfach allergisch gegen ihn. Ich bin gegen
Mathematik allergisch).
Unter den Neuwörtern werden solche Wörter verstanden, die in der Sprache
neu aufgekommen sind. Die meisten der Neuwörter sind Entlehnungen (aus
anderen Sprachen entlehnte Wörter): Trend, file, server, modem, user. Die
meisten Neuwörter der letzten Zeit sind aus dem Englischen entlehnt.
 Die Kunstwörter, die für die Bezeichnung neuer Gegenstände und Begriffe
ausgedacht werden, kann man auch zu den Neuwörtern zählen: Core-
Tex (Stoff), SensiBelle, Multiplex, Telex, Xerox, Internet.
 Die Abbreviaturen kann man auch als eine Art von Neuwörtern
betrachten: PR (Public Relations), PC (Personalcomputer),
BAFÖG (Bundesausbildungsförderungsgesetz),
ALU (Arbeitslosenunterstützung), Z-Soldat (Soldat auf Zeit), knif (kommt
nicht in Frage), WWW (World Wide Web).
Man unterscheidet noch eine Gruppe von Neologismen –
individuelle Neologismen, die von bedeutenden
Schriftstellern und Dichtern, Publizisten oder Politikern
geschaffen werden und die manchmal von der
Gemeinsprache aufgenommen werden: 
Trotzkopf, Weltliteratur, Übermensch von
Goethe; Gedankenfreiheit, verhängnisvoll von Schiller.
Die meisten Neuschöpfungen dieser Art sind jedoch
Einmalbildungen, sind kontextgebundene
Gelegenheitsbildungen. Sie werden meistens untersucht,
wenn man das Schaffen des Schriftstellers studiert.
Man unterscheidet drei Wege der Entstehung von
Neologismen:

 Entlehnung,
 Wortbildung,
 Analogie.
Die Auswirkungen der Neologismen auf den
Wortschatz:

 Entstehung der Synonyme: Frustration – Enttäuschung, Zweitfrisur – Perücke,


узгодження – консолідація, фотографія – світлина.
 Entstehung einer Wortbildungsreihe bzw. Wortfamilie: Problem- (-haut,
-haar, -kind), топ- (-лист, -менеджер, -пропозиція).
 Zusammenhang mit dem Prozess der Archaisierung (das eine Lexem verdrängt
ein anderes aus dem Sprachgebrauch, was sich auch extralinguistisch erklären
lässt): Gasthaus → Restaurant, лавсан → органза.
 Starke Wortschatzerweiterung in einem onomasiologischen Bereich: z.B.
Modefarbenbezeichnungen: Hibiskus, Kokos, Curry, мокрий асфальт,
металік.
Archaismen

 Archaismen sind Lexeme oder Lexembedeutungen, die von einer


Gemeinschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt als veraltet und nicht
mehr zeitgemäß empfunden werden.
 Sie sind noch Bestandteile des Wortschatzes, leben im Bewusstsein
der Sprecher und werden in gegenwärtigen Texten verwendet.
 Untergegangene Wörter (die nicht mehr gebraucht werden) sind keine
Archaismen, da sie ja gar nicht mehr zum Wortschatz gehören.
Arten von Archaismen

1. Historismen (Begriffsarchaismen) sind die Wörter und Wendungen, die


Begriffe aus früheren historischen Epochen bezeichnen. Sie bezeichnen die
Gegenstände oder Erscheinungen, die heute veraltet sind oder nicht mehr
gebraucht werden. Historismen werden genutzt, um über nicht mehr existente
Denotate zu kommunizieren und das Zeitkolorit zu beleben.
 der Hanse (ганзеец), der Kirchenzehnt (церковная десятина), der
Fronhof (барский двор), der Ablaßhandel (торговля индульгенциями). Als
weitere Beispiele können auch viele Wörter genannt werden, die auch mit der
Epoche des Feudalismus in Verbindung stehen: Armbrust, Minnisänger,
Spieß (копьё, пика), Lanze (копьё, пика), Harnisch (рыцарский панцирь,
латы), Kurfürst.
2. Semantische Archaismen, solche Lexeme und Wendungen, die im heutigen
Sprachgebrauch durch neue, jüngere Synonyme verdrängt werden.
 Als Beispiele der semantischen Archaismen können folgende Wörter genannt
werden: das Gestade = die Küste, die Minne = die Liebe, das Gewand = das
Kleid, die Muhme = die Tante, der Born = die Quelle, das Geziefer = das
Ungeziefer.
3. Bedeutungsarchaismen, darunter versteht man solche Lexeme, deren
Grundbedeutung oder eine andere Bedeutung veraltet ist.
 Der alte Sinn dieses Wortes – „Sprache“ ist aber veraltet; mit dieser
Bedeutung ist das Wort Zunge zu einem Bedeutungsarchaismus geworden
und wird jetzt seltener als „Sprache“ gebraucht.
4. Archaismen der Form (lautlich-morphologische Archaismen), hier geht es
um Wörter, deren lautliche bzw. morphologische Form veraltet ist.
 Turnei statt Turnier, Odem statt Atem, Quell statt Quelle, Jungfer statt
Jungfrau.
Gründe der Archaisierung:

 Analogiebildungen verdrängen alte Formen


 Kommunikationsgemeinschaften formieren sich neu;
 Der Sprachgebrauch älterer Generationen wird abgelehnt;
 Im Deutschen wurde das französische Vokabular in einigen onomasiologischen
Bereichen durch das deutsche abgelöst (Trottoir – Fußweg, Coupé – Abteil,
Perron – Bahnsteig), im Ukrainischen – das russische Wortgut durch
ukrainische und lateinische Wörter und Formative (льотчик – літун,
актриса – акторка, посольство – амбасада).

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