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Die dunkle Nacht der Seele

Es ist eine Zeit, die man durchstehen muß, ohne daß man einzugreifen versucht.
Sie überkommt Dich, Du kannst sie nicht üben.
Alles auf was Du Dich vorher verlassen hast, zerbricht.
Dein Glaube zerbricht, Deine Erfolge zerbrechen. Du verlierst den Boden. Und Dein Wissen zerbricht.
Daher bewirkt die Dunkle Nacht der Seele eine tief gehende Reinigung, eine Läuterung.
Während der Dunklen Nacht der Seele lässt Du ab von allen Hoffnungen und allen Erwartungen oder
Tröstungen.
Es ist alles vorbei.Und Du lässt ab vom Streben nach Erfolg.
Doch wenn Du durch die Dunkle Nacht der Seele gegangen bist, hast Du Klarheit gewonnen, große Klarheit.
Geheimnisse dürfen dann Geheimnisse bleiben. Du machst keinen Versuch mehr, sie zu lüften, sie zu
verstehen.
Wenn Du durch die Dunkle Nacht der Seele gegangen bist, kannst Du genau unterscheiden, was hilfreich ist
und was nicht, und das ohne Anstrengung.
Und so wird die dunkle Nacht der Seele nach einiger Zeit hell.
Dann zeigt sich auch, dass das Gefühl der Leere, welches die dunkle Nacht begleitet, ganau das Gleiche wie
das Gefühl von Fülle ist. Fülle fühlt sich dann an wie Leere.
Voraus geht eine Zeit der Desillusionierung.
Sie ist der Tod des Ichs, alle Strukturen und Glaubensinhalte zerbrechen und alles, was Du vorher gelernt
hast.
Der nächste Schritt, der auf die dunkle Nacht folgt, nennt man die Nullposition.
In dieser Position hat man nichts aus der Vergangenheit, auf das man sich verlassen kann.
Dann erst baut man seine eigenen Erfahrungen auf und trifft von da an seine eigenen Entscheidungen.
Die dunkle Nacht der Seele zwingt uns nicht nur, unsere bisherigen Vorstellungen von Ordnungen
aufzugeben und von Wissen, von Erfolg oder Misserfolg, sondern sie zwingt uns auch zu warten, bis sich aus
dem Dunkel der Nacht eine Bewegung ergibt, die uns tastend vorwärts schreiten lässt und uns mitten in der
Finsternis einen Schimmer zeigt von dem was wesentlich und jenseits des Gedachten wirkt.
Sie zwingt uns auch, das eigene Wollen als unzureichend oder irreführend wahrzunehmen und hinter uns zu
lassen.
Wer etwas will, der weiß sich seiner selbst bewusst, der hat sich und das, was er will, gleichsam in seiner
Hand.
Wer in die Nacht der Seele geht und gehen muß, der weiß sich ausgeliefert und von höheren Mächten in
Schach gehalten.
Doch wer diese Nacht aushält, bis er nur noch auf einen Eingriff von außen warten kann, sei er nun von oben
( Himmel) oder von unten ( Erde), der erfährt sich in dieser dunklen Nacht geführt und sowohl getrieben als
auch getragen.

Handeln, das aus diesem Einklang kommt, hat Kraft.


Warten, das aus diesem Einklang kommt, hat Kraft.
Es kann auch andere zu Ungewöhnlichem bewegen, ohne dass diese sich in Fremdes verlieren.
Denn auch ihr Wollen fügt sich dann ein in ein Wollen, das willenlos geworden ist, und gerade dadurch dem
Wesentlichen verpflichtet bleibt und das ihm Gemäße wirkt.

( Auszug aus Entlassen werden wir vollendet, Bert Hellinger )

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