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Der geistige Ursprung der Spagyrik liegt in der »Wissenschaft vom Leben in der Materie«,
kurz gesagt in der Alchymie. Die Alchymie war schon im alten China, im alten Indien und im
alten Ägypten bekannt. Unsere europäische Spagyrik mit ihren keltisch-germanischen
Wurzeln wurde wahrscheinlich stark von der ägyptischen Alchymie beeinflußt.
Die Alchymie oder die »Wissenschaft vom Leben in der Materie« ist die Grundlage der
Spagyrik. Sie darf nicht mit der Biologie gleichgesetzt werden, und sie ist auch nicht ein
primitiver Vorläufer der Chemie. Für das Verständnis ist es hilfreich, wenn man sie von den
anderen Richtungen abgrenzt und sich vergegenwärtigt, daß die Chemie die Wissenschaft von
den Stoffen ist und die Biologie die Wissenschaft von der belebten Materie.
Die Physis des Menschen allein, ohne das Leben etc., ist der Leichnam, welcher der Erde
zugeordnet wird (»Erde zu Erde«). Die Essenz der Erde ist das Sal, das Salz der Erde.
Das Vital, der ätherische Bereich, ist dem Wasser zugeordnet. Es ist die Grundlage für das
vegetative Leben. Es ist das »Wasser des Lebens«, »Aqua vitae«. Die Essenz des Wassers ist
der Merkur.
Die Seele, der astrale Bereich, ist dem Feuer zugeordnet. Hier finden wir den fixen und den
flüchtigen Sulfur. Der fixe Sulfur ist der physiszugewandte, und der flüchtige Sulfur der
geistzugewandte Teil der Seele.
In der astralen Seelenwelt ist übrigens für die christliche Mythologie das Fegefeuer. In diesem
höllischen Bereich findet sich Feuer, Pech und Schwefel. Hier verbrennen alle unreinen
Seelenanteile, die nicht nach oben in den geistigen Bereich steigen können.
Spagyrik
Die Begriffe Sal, Merkur und Sulfur sind in der Spagyrik nur eine technisch-laborantische
Bezeichnung von Stoffgruppen, die zwar zu Mißverständnissen führen kann, sich aber im
spagyrischen Labor seit vielen Jahrhunderten bewährt hat.
In der Laborarbeit ist Sal das Feuerfeste, Merkur das Flüchtige, Sulfur das Verbrennliche. Die
Begriffe werden bevorzugt nur als Symbole verwendet. Sie haben ursprünglich eine viel
wichtigere und tiefere Bedeutung.
Die philosophischen Prinzipien müssen für eine gute Gesundheit in einem Gleichgewicht
stehen.
Zuwenig Sal äußert sich in Form von Mangelerkrankungen. Bei einer Merkur- Schwäche
würde der ungehinderte Sulfur die Verbrennungsprozesse überschießen lassen. Daraus würde
Entzündung und Abbau entstehen.
Sulfur ist gewissermaßen der Gegenspieler des Merkurs. Bei einer Sulfur- Schwäche würde
durch den ungehinderten Merkur ein ausuferndes vegetatives Wachstum entstehen, Gewebe
würden proliferieren. Sulfur begrenzt dieses Wachstum.
Spagyrische Arzneimittel
Die drei Kriterien für spagyrische Arzneimittel sind, daß sie eine spezifische stoffliche Basis,
eine Heilkraft und eine indikationsspezifische Ausrichtung dieser Heilkraft aufweisen
müssen. Beim spagyrischen Heilmittel haben die »drei philosophischen Prinzipien« folgende
Bedeutung:
Die »Wissenschaft vom Leben in der Materie« ist die Grundlage der Spagyrik. Wenn wir uns
einmal mehr um das »Leben« kümmern und weniger um die mechanistische Seite der Welt,
wird die logische Konsequenz sein, daß auch die Spagyrik mehr und mehr in den Mittelpunkt
des therapeutischen Spektrums gelangt. Dafür ist es nötig, daß sowohl Pharmazeuten und
Therapeuten an der Spagyrik als auch »Philosophen« an einer Alchymie der Zukunft
mitschaffen. Dabei sind die alten Schriften und Überlieferungen wichtig; sie sind unsere
Basis, wir dürfen nur nicht bei ihnen stehenbleiben. Vieles ist in den alten Schriften
verfälscht, der Patient ist heute nicht mehr der gleiche Patient wie vor fünfhundert Jahren,
einiges für unser Bewußtsein nicht mehr nachvollziehbar. Daher ist es essentiell wichtig, daß
wir uns in selbstbewußter Weise auf unsere eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse verlassen
und an der Weiterentwicklung einer Alchymie und Spagyrik der Zukunft arbeiten. Dabei
müssen wir den Mut haben,Wege zu gehen, die sich von den vergangenen und gegenwärtigen
unterscheiden.
Dies war ein Auszug aus dem Vortrag, den Heilpraktiker Jürgen Christian Bauer 2001 auf
dem Gießener Symposium des Forschungskreises gehalten hat. (ds)