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Konstruktionselemente

Kapitel 5: Konstruktion und Festigkeit

Prof. Dr.-Ing. Andreas Ettemeyer


Dipl.-Ing. Otto Olbrich

Fakultät 06 – Feinwerk- und Mikrotechnik, Physikalische Technik

Version 3.06 vom 14.09.2009


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Verbesserungs- und Korrekturvorschläge seitens der Leserschaft sind erwünscht.
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es liegt nachweislich Vorsatz oder grob fahrlässiges Verschulden vor.
Feinwerktechnische Konstruktion - 1.2 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Inhalt
Artikel I. 1 Allgemeines .................................................................................................... 2
Abschnitt 1.01 1.1 Konstruktion...................................................................................... 2
(a) 1.1.1 Typische Anforderungen an eine Konstruktion .............................................. 2
(b) 1.1.2 Allgemeine Vorgehensweise ......................................................................... 3
Abschnitt 1.02 1.2 Konstruktionssystematik ................................................................... 3
(a) 1.2.1 Anforderungsliste und Konzept ..................................................................... 3
(b) 1.2.2 Grobgestalt ermitteln (Qualitatives Entwerfen) .............................................. 3
(c) 1.2.3 Anschlüsse und Zusammenbau berücksichtigen ........................................... 3
(d) 1.2.3 Berücksichtigung Kraftfluß (Qualitatives Entwerfen) ...................................... 4
(e) 1.2.4 Berücksichtigung Lager, Schmierung (Qualitatives Entwerfen) ..................... 4
(f) 1.2.5 Schwachstellenanalyse (Qualitatives Entwerfen) .......................................... 4
(g) 1.2.6 Ergebnis qualitativer Entwurf ......................................................................... 5
(h) 1.2.7 Dimensionieren (Quantitatives Entwerfen) .................................................... 5
(i) 1.2.8 Erstellen maßstäblicher Entwürfe (Quantitatives Entwerfen) ......................... 5
(j) 1.2.9 Berücksichtigung Fertigung und Montage (Quantitatives Entwerfen)............. 5
(k) 1.2.10 Bereinigter Entwurf ...................................................................................... 6
(l) 1.2.11 Optimieren der Einzelteile (Endgültiges Ausarbeiten) .................................. 6
(m) 1.2.12 Ausarbeiten der Fertigungsunterlagen..................................................... 6
(n) 1.2.13 Vergleich der Kosten und Fertigungsfreigabe .............................................. 6
Abschnitt 1.03 1.3 Festigkeit und zulässige Spannung .................................................. 7
(a) 1.3.1 Spannung...................................................................................................... 7
(b) 1.3.2 Belastungsarten ...........................................................................................11
(c) 1.3.3 Statische Festigkeit ......................................................................................11
(d) 1.3.4 Dauerfestigkeit .............................................................................................12
(e) 1.3.5 Einfluss von Kerben .....................................................................................13
(f) 1.3.5 Dauerbruch ..................................................................................................14
Verwendete Literatur
1. Vorlesungsskript (Lückenskript) Prof. Dr. Peter Leibl, Fachhochschule München
2. G. Niemann: Maschinenelemente, Band I, 2. Auflage, Springer Verlag 1981
3. G.Niemann, H. Winter, B.-R. Höhn: Maschinenelemente, Band I, 4. Auflage,
Springer Verlag 2005
4. Roloff/Matek: Maschinenelemente, 13. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn 1995
5. Decker: Maschinenelemente, 15. Auflage, Carl Hanser Verlag, 2000
6. Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau, 15. Auflage 1983

Artikel I. 1 Allgemeines
Abschnitt 1.01 1.1 Konstruktion
(a) 1.1.1 Typische Anforderungen an eine Konstruktion
1. Funktionalität
2. Wirtschaftlichkeit
3. Werkstoffauswahl
4. Fertigungsverfahren
5. Bearbeitung
6. Formgebung
7. Zusammenbau
8. Versand
9. Bedienung
10. Wartung
11. Entsorgung

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.3 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

(b) 1.1.2 Allgemeine Vorgehensweise


12. Überprüfung und Präzisierung der Aufgabenstellung
13. Lösung der Aufgabe
14. Entwicklung weiterer Lösungen
15. Kritik und Auswahl der Lösung
Abschnitt 1.02 1.2 Konstruktionssystematik
Die Konstruktionssystematik wird anhand folgender Aufgabenstellung demonstriert: Ermögli-
chen einer geführten Pendelbewegung unter Belastung (Entwurf einer gelenkigen Aufhän-
gung)
(a) 1.2.1 Anforderungsliste und Konzept
Nr. Kriterium Anforde-
rung
1 Schwenkwinkel α ≤ 60° Min
2 Zugkraft: F = 750 N + 50 N Fest
3 Axialkraft: Fa ≤ 100 N Min
4 Max. Winkelgeschwindigkeit ω = 1s-1 Min
5 Lebensdauer L ≥ 10 000 h Min
6 Anschlußbohrung: 10 mm Fest
7 Montage an Stahlgerüst Fest
8 Stückzahl einmalig 50 Stück Fest
9 Herstellkosten ≤ 30 Euro/Stück Min
10 Anwendung im Freien Fest
(b) 1.2.2 Grobgestalt ermitteln (Qualitati-
ves Entwerfen)

- Zuordnung von Wirkflächen nach Form, Lage, Größe


- Herstellen einfacher Verbindungen der Wirkflächen
- Beachten von Bewegungsmöglichkeiten
- Nur einfachste Flächen und Formen auswählen
(c) 1.2.3 Anschlüsse und Zusammenbau berücksichtigen

- Anschlüsse an andere Bauteile


- Teilfugen hinsichtlich Montage einfügen

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.4 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

- Fixieren der Relativlagen durch Anschlagflächen, Absätze, Zentrierungen, Verspan-


nungen
- Achten auf Montage und Demontagemöglichkeit
(d) 1.2.3 Berücksichtigung Kraftfluß (Qualitatives Entwerfen)

- Möglichst kurze Wege von einer Krafteinleitungsstelle zur anderen


- Umwege vermeiden -> ergibt kleine, steife Konstruktionen
- Keine scharfen Kraftumlenkungen, Querschnittsänderungen (Kerbwirkung)
- Bauteile gleicher Festigkeit -> beste Werkstoffausnutzung
(e) 1.2.4 Berücksichtigung Lager, Schmierung (Qualitatives Entwerfen)

- Festellen von Gleit- und Verschleißstellen


- Maßnahmen gegen Reibung, Verschleiß, Erwärmung,
- Wenn Verschleiß unvermeidlich ist, Austauschmöglichkeit vorsehen
- Schmierung wählen, Zugänglichkeit während Betrieb beachten
- Korrosionsschutz vorsehen
-
(f) 1.2.5 Schwachstellenanalyse (Qualitatives Entwerfen)
- Analyse von Schwachstellen
- Übergeordnete Anforderungen beachten
- Schwachstellen im Beispiel:
- Anschlussschrauben stützen beim Pendeln nicht genügend ab
- aus Sicherheitsgründen sollten Befestigungsschrauben gesichert sein
- aus Sicherheitsgründen und für Auswechseln sollte Lagerbolzen nicht nur durch
Presssitz, sondern formschlüssig fixiert sein.

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.5 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

(g) 1.2.6 Ergebnis qualitativer Entwurf

- Ergebnis aller Änderungen bisher


- Damit ist das System qualitativ entworfen
- Nächster Schritt: quantitatives Entwerfen
(h) 1.2.7 Dimensionieren (Quantitatives Entwerfen)
- Treffen von Lastannahmen
- Wählen der Werkstoffe
- Durchführen der Berechnung hinsichtlich Tragfähigkeit, Verschleiß, Erwärmung, Le-
bensdauer, etc.
- Wählen der Hauptabmessungen, Querschnitte, Formen der Bauteile
- Ggf. Berechnung wiederholen, um Optimierung zu erzielen (Entwerfen und Verwer-
fen)
(i) 1.2.8 Erstellen maßstäblicher Entwürfe (Quantitatives Entwerfen)
- Aufzeichnen des quantitativen Entwurfs (M 1:1)

(j) 1.2.9 Berücksichtigung Fertigung und Montage (Quantitatives Ent-


werfen)
- Welche Bauteile müssen gefertigt werden, welche sind vorhanden, welche sind Zu-
kaufteile, Herstellerangaben, Lieferzeiten, Kosten beachten
- Fertigungsverfahren wählen
- Fertigungs- und montagegerechtes Gestalten der Bauteile

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.6 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

- Zukaufteile:
- 1 Sicherungsschrauben
- 2 Lagerbuchse eingeklebt
- 3 Lagerbolzen
- 4 Schmiernippel
- 5 Spannstift
(k) 1.2.10 Bereinigter Entwurf
Technisch-wirtschaftliche Bewertung der Entwürfe
- Bewertungsmatix erstellen, besten Entwurf auswählen
- Vergleich der Entwürfe untereinander und mit Idealbauteil
Schwachstellen ausmerzen

(l) 1.2.11 Optimieren der Einzelteile (Endgültiges Ausarbeiten)


- Durchführen der notwendigen Berechnungen und Prüfungen
- Festlegen aller Größen für die Herstellung
(m) 1.2.12 Ausarbeiten der Fertigungsunterlagen
- Einzelteilzeichnungen,
- Zusammenbauzeichnungen,
- Stücklisten
- Weitere Unterlagen (Wärmebehandlung, etc.)
- Kontrollieren aller Unterlagen
(n) 1.2.13 Vergleich der Kosten und Fer-
tigungsfreigabe
Beispiel: Augenschraube zur Befestigung einer
Feder am Kupplungspedal eines PKW
Funktionen:
- Verbindung herstellen
- Zugkräfte übertragen
- Verstellbarkeit und Fixierung ermöglichen
Lösungen:
- a), b) Ausgangslösung, im Werk gedreht, gefräst, etc.: Kosten 100%
- c) Kaufteil Gewindestift, nachgearbeitet: Kosten 14,5%
- d) gewählte Lösung: Kaufteil Stein-Schraube: Kosten 10%

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.7 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Abschnitt 1.03 1.3 Festigkeit und zulässige Spannung


(a) 1.3.1 Spannung
- Die Auslegung der Konstruktionselemente erfolgt i.d.R. nach der zulässigen Span-
nung, das ist die Spannung, bei der mit Sicherheit kein Bruch oder Versagen eintritt.
Es ist daher wichtig, diese zulässige Spannung zu kennen.
- Je nach Beanspruchung können folgende zulässigen Spannungen für die Auslegung
maßgeblich sein:
- Zug- ; Druckspannung σ z ; σd
- Schubspannung, Abscherspannung, Torsionsspannung: τ s , τ d , τ t
- Für die Auslegung von Bauteilen oder Verbindungen müssen die maximal auftreten-
den Spannungen bestimmt und mit den zulässigen Spannungen verglichen werden.
Es muss dann gelten:
σ max < σ zul
τ max < τ zul
- Die Definition und Bestimmung der einzelnen Spannungen erfolgt genauer im Fach
Technische Mechanik. Daher hier nur einige Grundbegriffe:
a) Zugspannung
Zieht man an einem Stab der Querschnittsfläche A mit einer Kraft F im Schwerpunkt, so
entsteht eine gleichmäßige Zugspannung. Sie ist definiert als
F
σ Zug =
A
(Einheit N/mm2)
Längung ∆l bei Zug = Stauchung bei Druck
F⋅l ∆l
∆l = Dehnung ε = und σ = E ⋅ ε
E⋅A l
gilt immer für Normalspannungen (normal heißt ⊥ zur Schnittfläche)

E = Elastizitätsmodul
b) Druckspannung, Flächenpressung
Bei entgegen gesetzter Kraftrichtung entsteht eine Druckspannung.
Berühren sich zwei Flächen A unter der Druckkraft F, so entsteht zwischen beiden eine Flä-
chenpressung, analog der Druckspannung:
F
σ Druck = p =
A
(Einheit N/mm2)
p ist mittlere
Flächenpres-
sung.
Bei rundem,
quer zur Achse
belastetem Zapfen A = D·B.
Die Druckspannung p ist über dem Quer-
schnitt D·B für die Rechnung ebenfalls als
konstant betrachtet. Sie ist an der unteren
Auflagestelle am größten und nimmt je nach

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.8 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Spiel S in Umfangsrichtung mehr oder weniger schnell ab.


c) Normalspannung aus Biegung
M bx
σ bx = ⋅y
Ix
M bx M M M
max (σ bx )Zug = ⋅ e1 = bx ; max (σ bx )Druck = bx ⋅ e 2 = bx (Einheit N/mm2)
Ix Wb1 Ix Wb 2
M by
Analoge Gleichungen ergeben sich für die y-Achse: σ by = ⋅ x , etc.
Iy
Für symmetrische Fälle (z.B. Rechteckquerschnitt, Kreisquerschnitt) sind Druck- und Zug-
spannungen gleich groß:
Mb
σb =
Wb

Die Normalspannung aus Biegung ist linear über dem Querschnitt verteilt und in der neutra-
len Faser Null. Durch Biegung entsteht Zug- und Druckspannung.
Das Flächenträgheitsmoment I sowie das Widerstandsmoment W b wird nach Tabelle be-
stimmt. Komplexere Querschnitte können mit Hilfe des Steiner´schen Satzes aus einfachen
Grundgrößen zusammengesetzt werden:
Trägheitsmoment I Widerstandsmoment W

Für x-Achse I x = ∫ y 2 dA Wbx = I x e


A
Allgemein
Für y-Achse I y = ∫ x 2dA Wby = I y e
A

I x = b ⋅ h 3 12 Wbx = b ⋅ h 2 6
Für Rechteck-Querschnitt Bild a
I y = h ⋅ b3 12 Wby = h ⋅ b 2 6
Für Kreis-Querschnitt Bild b I x = I y = π d 4 64 Wbx = Wby = π d 3 32

Für Kreisring-Querschnitt Bild c Ix = Iy =


(
π d a4 − d i4 ) Wbx = Wby =
(
π d a4 − d i4 )
64 32 d a
Steinerscher Satz Bild d I x = Iξ + A ⋅ a 2
Mit Iξ Trägheitsmoment für die ξ-Achse durch den Schwerpunkt S
Ix Trägheitsmoment für die Parallele x-Achse
A Querschnittsfläche, a Abstand der Achsen

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.9 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Formeln für die Verformung bei Durchbiegung

Die Biegelinien können überlagert werden. Damit können z.B. die Durchbiegungen aus ver-
schiedenen Belastungen errechnet und addiert werden.

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.10 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

d) Schubspannung aus Querkraft


Tritt zum Beispiel bei der Querbelastung von Nieten, Bolzen, etc. F
auf.
F
τq =
A
Dies ist ein Mittelwert. Tatsächlich ist die Schubspannung nicht
konstant über dem Querschnitt.
A
Für Rechteckquerschnitt:
3 F
max τq ≈ ⋅ (in der Mitte des Querschnitts)
2 A
Für Kreisquerschnitt:
4 F
max τq ≈ ⋅ (in der Mitte des Querschnitts)
3 A

e) Schubspannung aus Torsion


Analog zur Biegespannung definiert man:
Mt
τt =
Wt

Für Kreis-Querschnitt I t = I p = π d 4 32 Wt = Wp = π d 3 16

Für Kreisring-Querschnitt It = Ip =
(
π d a4 − d i4 ) Wt = Wp =
(
π d a4 − d i4 )
32 16 d a
M ⋅l
Verdrehwinkel im Bogenmaß ϕ = t
G ⋅ It
G = Schubmodul (Gleitmodul)
Bei Kreis- und Kreisringquerschnitt sind das Torsions-Trägheits- und Widerstandsmoment
gleich den polaren Trägheits- und Widerstandsmomenten. Deshalb meist I p und Wp .

Für Rechteck-Querschnitt I t = c1 ⋅ h ⋅ b 3 Wt = c 2 ⋅ h ⋅ b 2
h/b≥1 1 1,5 2 3 4 6 8 10 ∞
c1 0,141 0,196 0,229 0,263 0,281 0,298 0,307 0,312 0,333

c2 0,208 0,231 0,246 0,267 0,282 0,299 0,307 0,312 0,333

Maximale Torsionsspannung in der Mitte der Höhe am Rand.

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.11 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

(b) 1.3.2 Belastungsarten


Man unterscheidet folgende Belastungsarten:

a) Statische Belastung (Belastung I)


b) Schwellende Belastung (Belastung II): dynamische Belastung mit konstantem Vorzei-
chen
c) Wechselnde Belastung (Belastung III): dynamisch Belastung mit wechselndem Vor-
zeichen
d) Allgemeiner Fall: kombinierte Belastung
Statische Werkstoffkennwerte bei Raumtemperatur:

(c) 1.3.3 Statische Festigkeit


Zur Absicherung der statischen Festigkeit wird die erwartete maximale Beanspruchung im
Bauteil ermittelt und mit dem zulässigen statischen Festigkeitswert verglichen. Diese Werte
werden in Zugversuchen an Zugstäben ermittelt. Es ergeben sich Spannungs- Dehnungsdi-
agramme. Ihnen kann die Bruchgrenze σ B und die 0,2 Dehngrenze σ 0, 2 bzw. σ p 0, 2 ent-
nommen werden. Diese beiden Werte dienen zur Absicherung der zulässigen Spannung.
Je nach Einsatz und Werkstoff wird noch ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor ν berücksichtigt:
σ B (τ B ) σ F (τ F )bzw.R p0,2
σ zul (τ zul ) = oder =
ν ν
Näherungswerte für zulässige Spannungen bei statischer Beanspruchungen sind:

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.12 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Spannungs-Dehnungsdiagramm
a) spröder Werkstoff (z.B. Grauguss)
b) weicher Stahl
c) hochfester Stahl oder spröder
Werkstoff, je spröder, umso geringer
ist die Dehnung

(d) 1.3.4 Dauerfestigkeit


Die Dauerfestigkeit wird experimentell an glatten polierten Probestäben mit 10mm Durch-
messer ermittelt. Sie ist die höchste Spannung, die dieser Stab bei dynamischer Belastung
beliebig lange ohne Bruch bzw. schädigende Verformung aushält.
Führt man Versuche mit unterschiedlicher dynamischer Belastungshöhe durch und notiert
die Versagenszeitpunkte (Anzahl der Lastspiele), so erhält man eine Wöhlerlinie. Ab etwa 2
bis 10Mio Lastspielen spricht man bei Stahl von Dauerfestigkeit, darunter von Zeitfestigkeit.
Unterhalb von N = 1000 können die statischen Festigkeitswerte angesetzt werden.
Wöhlerlinie:

Als Ausschlagfestigkeit σ A bezeichnet man die höchste Ausschlagspannung, die der Probe-
stab bei dynamischer Belastung um eine ruhend gedachte Mittelspannung σ m nach beiden
Seiten gerade noch beliebig lange ohne Bruch ertragen kann. Liegen diese Werte für ver-
schiedene Mittelspannungen vor, so kann man das Dauerfestigkeitsschaubild zeichnen.

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.13 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

Für σ m = 0 erhält man die Wechselfestigkeit σ W , für σ u = 0 die Schwellfestigkeit σSch . Die
Streckgrenze σ s oder R e oder R p bezeichnet die praktische Grenze der Einsetzbarkeit.
Somit kann das Dauerfestigkeitsschaubild auch schon mit diesen drei Größen konstruiert
werden.

(e) 1.3.5 Einfluss von Kerben


Kerben bewirken eine starke Festigkeitsminderung. An den Kerben entstehen örtlich Span-
nungsspitzen, die deutlich höher sein können als die Nennspannungen.
Daher ist bei der konstruktiven Gestaltung auf mögliche Kerbwirkungen zu achten.
Beispiel: Spannungsüberhöhung an typischen Kerbformen:
a) Spitzkerbe
b) Rechteckkerbe
c) Rundkerbe

Maßnahmen zur Verringerung der Kerbwirkung:

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Feinwerktechnische Konstruktion - 1.14 - Kapitel 01 - Konstruktion und Festigkeit

a) Zusammentreffen von Kerben vermeiden (z.B. Wellenübergang und Nut)


b) Entlastungskerbe am Wellenabsatz
c) Entlastungskerbe bei festsitzender Nabe
d) Sanfte Kraftflussumlenkung beachten
e) Absätze ausrunden
(f) 1.3.5 Dauerbruch
Dauerbruch einer Ritzelwelle Dauerbruch einer Kurbelwelle

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