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Klägers,
gegen
Beklagte
wegen Kriegsfolgenrecht
hat die L Kammer aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 21. Juni 2018
Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Voll-
streckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 Prozent des aufgrund des
Urteils vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Voll-
streckung Sicherheit in Höhe von 110 Prozent des jeweils zu vollstreckenden Be-
trages leistet.
Tatbestand
Am 26. November 2015 beantragte der Kläger eine einmalige Beihilfe nach den Richtli-
nien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von NS-Unrechtsmaßnahmen
im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes (AKG-Härterichtlinien). Zur Begrün-
dung gab er im Wesentlichen an, er sei 1942 in Polen als Kind wegen seines ,,arischen"
Aussehens von der SS verschleppt und über die Organisation ,,Lebensborn" von dem
reichsdeutschen Ehepaar Lüdeking adoptiert worden. Er sei damit Opfer von NS-
Unrecht geworden. Diesen Antrag lehnte die Beklagte mit der Begründung ab, nach den
AKc-Härterichtlinien könne eine Entschädigung nur an Personen gewährt werden, die
im Zeitpunkt des schädigenden Ereignisses deutsche Staatsangehörige oder deutsche
Volkszugehörige gewesen seien. Nach seinen Angaben sei der Kläger jedoch im ent-
scheidenden Zeitpunkt Pole gewesen. Der Kläger erhob gegen den Ablehnungsbe-
scheid Widerspruch und führte unter Vorlage von Belegen und Nachweisen aus, er sei
sehr wohl deutscher Staatsangehöriger gewesen. Mit Widerspruchsbescheid vom 26.
Januar 2017 wies die Beklagte den Widerspruch zurück und führte aus, es komme letzt-
lich auf die Frage der Staatsangehörigkeit nicht an, weil der Kläger die Voraussetzun-
gen des § 1 der AKG-Hä(erichtlinien nicht erfülle, denn er sei zwar als Kind verschleppt
jedoch nicht als Einzelner oder Angehöriger einer Gruppe vom NS-Regime ,,angefein-
det" worden.
Der Kläger hat am 17. Februar2OlT Klage erhoben. Erträgt unterWiederholung und
Vertiefung seines Vorbringens im Antragsverfahren vor, er sei 1942 in Litzmannstadt
(dem heutigen Lodz) von der SS aus einem Waisenhaus entführt worden. Anschließend
sei er in das Assimilierungsheim Bruckau gebracht und von dort aus in das Lebens-
bornheim Bad Polzin geschickt worden. Dort sei er gewaltsam gezwungen worden, die
deutsche Sprache zu lernen. Während der Germanisierung habe auch er unter den Re-
pressionen, denen alle Kinder ständig ausgesetzt gewesen seien, seine Erinnerung an
die Vergangenheit weitgehend verloren. Dazu gehöre auch, dass die Kinder ihre polni-
sche Muttersprache verlernten, weil sie im Gaukinderheim Bruckau für jedes polnische
Wort bestraft worden seien. Die nächste Station der Germanisierung sei das Lebens-
bornheim ,,Sonnenwiese" in Kohren-Salis gewesen, wo er kurz vor Weihnachten 1g42
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der Pflegefamilie Lüdeking übergeben worden sei und den Namen Hermann Lüdeking
erhalten habe.
Der Kläger legt eine Geburtsurkunde vom 7. März 1944 vor, die nach seinen Angaben
von der Organisation Lebensborn ausgestellt worden ist, in der als sein Geburtsort
Bruckau und als Geburtsdatum der 20. Januar 1936 angegeben ist. Die Zeilen für die
Namen der Eltern sind durchgeixt worden. Über das Schicksat seiner leiblichen Eltern
sei ihm bis heute nichts bekannt, trägt er weiter vor. Seine Pflegemutter, Frau Maria
Lüdeking, habe sich damals Sorgen über den körperlichen Zustand des Klägers ge-
macht und gegenüber dem Leiter des Gesundheitswesens im Lebensborn Zweifel an
dessen Alter geäußert. Daraufhin habe dieser eine Untersuchung der Handwurzel-
knochen des Klägers veranlasst, aufgrund derer ein Alter von 8 Jahren für wahrschein-
lich gehalten worden sei.
Nach dem Krieg habe das polnische Rote Kreuz versucht, ihn, den Kläger, nach Polen
zurück zu holen. Auf Bitten der Lüdekings habe er schließlich doch bei ihnen bleiben
dürfen. Er sei zu dieser Zeit davon überzeugt gewesen, dass die Eheleute Lüdeking
seine leiblichen Eltern waren. Als Jugendlicher habe er doch Zweifel bekommen und
geahnt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. lrgendwann sei seiner Mutter heraus-
gerutscht, dass seine leiblichen Eltern im Krieg umgekommen seien. lm Juli 1949 habe
er dann erfahren, dass die Lüdekings nicht seine Eltern waren. Am 6. Mai 1950 wurde
der Kläger von den Lüdekings adoptiert. Mit 16 habe er die noch vorhandenen Unterla-
gen über seine Herkunft aus dem Lebensborn an sich genommen, was nach dem Tod
des Adoptiwaters zum endgültigen Bruch zwischen ihm und seiner Pflegemutter ge-
führt habe.
Der Kläger beantragt,
die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides vom 23. Februar 2016 und des
Widerspruchsbescheides vom 26. Januar 2017 zu verpflichten, ihm eine Ent-
schädigung nach der AKG-Härterichtlinie zu gewähren.
Die Beklagte beantragt,
die Klage abzuweisen.
Zur Begründung verweist sie auf ihre Ausführungen in den angefochtenen Bescheiden.
Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen
auf den lnhalt der Gerichtsakte sowie des beigezogenen Verwaltungsvorganges.
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Entscheidungsqründe
lich vertretbar sind und sich daher der Schluss aufdrängt, dass sie auf sachfremden
Erwägungen beruhen;
vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 22. November 2000 - 1 BvR
23A7194 -, m.w.N., Juris.
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Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. lm Fall der Einreichung eines
elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.
Beglauhiqt
Kurek, VG-Beschäftigte
als Urkundsbearntin der
Geschäfisstelle