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Buch Ester

Das Buch Ester bzw. Esther[1], hebräisch ‫סתֵּר‬ ְ ‫א‬


ֶ ‫ מְג ִל ַּת‬məgillat
’æster, ist ein Buch der Bibel, das von den Gefährdungen, aber auch
Möglichkeiten des Lebens in der antiken jüdischen Diaspora erzählt.
Der loyale Hofbeamte Mordechai und die schöne und mutige Königin
Ester vereiteln den vom Großwesir Haman geplanten Genozid an den
Juden im Perserreich. Am Ende der Erzählung sind alle Feinde tot,
die Juden sind geachtet und glücklich, viele Proselyten schließen sich
ihrer Religion an, und das Purimfest wird als jährliches Freudenfest
gefeiert, das an Esters Tat erinnert.

Das Esterbuch ist in drei verschiedenen Fassungen überliefert: einer


hebräischen und zwei davon abweichenden griechischen Versionen.
Das hebräische Esterbuch ist von hoher literarischer Qualität, aber
(jedenfalls explizit) wenig religiös. Dies haben die griechischen
Detail einer illuminierten Esterrolle,
Versionen durch eingefügte Gebete von Ester und Mordechai und
aschkenasisch, 18. Jahrhundert
weitere Hinweise auf ihre Frömmigkeit korrigiert.
(Gross Family Collection, Israel)

Im jüdischen Kanon gehört das hebräische Esterbuch zum dritten


Hauptteil des Tanach, den Ketuvim (Schriften). Es wird als
Festrolle (Megilla) beim Purimfest gelesen. Ketuvim (Schriften) des Tanach
Sifrei Emet (poetische Bücher)
Im christlichen Kanon der Septuaginta wird das griechische
Esterbuch zu den Geschichtsbüchern gerechnet. Diese Einordnung
übernehmen moderne katholische wie evangelische christliche ‫ספֶר תְּ הִל ִּים‬ֵ – Buch der Psalmen
Bibelübersetzungen mit Ausnahme der Bibel in gerechter Sprache, ‫ – אִיו ֹּב‬Ijob
die dem jüdischen Kanon folgt. Es wird aber ein unterschiedlicher ‫ש ל ֵי שְׁ לֹמֹה‬
ְ ‫מ‬ִ – Sprüche Salomos
Text geboten. Evangelischen Bibelübersetzungen (Lutherbibel,
‫ – חמש מגילות‬Megillot (Festrollen)
Zürcher Bibel, Elberfelder Bibel und weitere) liegt der hebräische
Text zugrunde, während die römisch-katholische
‫ – רוּת‬Buch Rut
Einheitsübersetzung einen Mischtext bietet: sie „verbindet die
Erweiterungen aus der griechischen Fassung mit dem hebräischen ‫ – שִׁיר הַ שִּׁיר ִים‬Hoheslied
Kerntext.“[2] ‫ – קֹ הֶ ל ֶת‬Kohelet
‫ – אֵיכ ָה‬Klagelieder
‫סתֵּר‬ ְ ‫א‬ֶ – Buch Ester

Inhaltsverzeichnis Übrige

Hebräisches Esterbuch ‫אל‬ ֵ ּ ‫ – דָּנִי‬Daniel


Inhalt ‫ – ﬠֶזְר ָא‬Esra (einschließlich Nehemia)
Aufbau der Erzählung ‫ – ִד ּבְר ֵי הַי ָ ּמִים‬Chronik (1–2 Chr)
Hauptpersonen
Ort und Zeit der Handlung
Persisches Kolorit
Historizität
Entstehungszeit und -ort
(Un)-Sichtbarkeit jüdischen Glaubens in der Diaspora
Geschichtsbücher des
Intertextuelle Bezüge
Alten Testaments
Griechische Versionen
Verhältnis zwischen Masoretischem Text, Septuaginta Pentateuch
und Alpha-Text Buch Josua
Buch der Richter
Inhalt
Buch Rut
Septuaginta-Version
1. Buch Samuel
Alpha-Text 2. Buch Samuel
1. Buch der Könige
Rezeptionsgeschichte
2. Buch der Könige
Jüdische Leser
1. Buch der Chronik
Qumran 2. Buch der Chronik
Flavius Josephus Buch Esra
Rabbinische Literatur Buch Nehemia
Mittelalterliche und neuzeitliche Kommentatoren
Buch Tobit
Modernes Judentum Buch Judit
Christliche Leser
Buch Ester
Neues Testament und Alte Kirche
Mittelalter und Reformationszeit Stücke zum Buch
Ester
Modernes Christentum
1. Buch der
Makkabäer
Ester in Kunst, Literatur, Musik und Film
2. Buch der
Bildende Kunst Makkabäer
Literatur
Musik
Film Namen nach dem ÖVBE
Eingerückt:
Literatur
Deuterokanonisch
Textausgaben
(katholisch und orthodox)
Überblicksdarstellungen bzw. Apokryphen
Forschungsberichte (evangelisch)
Kommentare
Einzelthemen
Weblinks
Einzelbelege

Hebräisches Esterbuch

Inhalt

Das Esterbuch spielt am persischen Hof in Susa und versetzt den Leser in eine märchenhafte Welt luxuriöser
Festbankette und höfischer Intrigen.[4] Der König Ahasveros[5] verstößt die Königin Waschti, weil sie sich
geweigert hat, bei einem Bankett vor den Gästen zu erscheinen. Als neue Gemahlin wählt er Hadassa aus, die
auch Ester heißt. Sie stammt aus einer jüdischen Familie (was am Hof zunächst nicht bekannt ist) und ist bei
ihrem Cousin aufgewachsen, dem Hofbeamten Mordechai. Die Erhebung Esters zur Königin und die Heirat
mit Ahasveros ist eine quasi private Szene, bei der alle höfische Prachtentfaltung fehlt (Est 2,17 ).[6] Erst im
Anschluss folgt ein Festbankett.
Mordechai bringt eine Verschwörung
gegen den König zur Anzeige. Als
Mordechai sich weigert, den Großwesir
Haman durch Proskynese zu ehren, hat
das weitreichende Folgen. Motive für
sein Handeln werden nicht genannt; der
Leser kann aber vermuten: Mordechai
handelt so als religiöser Jude; dass die
Proskynese nur Gott zusteht, ist ein im
Tanach vertrauter Gedanke.[7] Aber der
in seiner Ehre gekränkte Haman plant
daraufhin die Ermordung aller Juden im
Reich; der Tag dafür wird von ihm
ausgelost. Es ist der 13. Adar (Ende
Die erste erhaltene künstlerische Darstellung der Estergeschichte Februar / Anfang März). Der König, der
ist ein Fresko der Synagoge von Dura Europos, etwa 245 n. Chr. als Marionette Hamans erscheint, billigt
Rechts thront König Ahasveros, neben ihm Ester als Königin. Links diesen Genozid, und die Eilläufer der
wird Mordechai geehrt, indem er auf dem Pferd des Königs reiten persischen Post tragen den Aufruf zum
darf, das von Haman geführt wird, vgl. Est 6,6–11 . Mordechai ist Pogrom in alle Provinzen des Reichs.
als vornehmer Parther gekleidet, Haman dagegen als Römer.[3] Während Ahasveros und Haman ihre Tat
(Nationalmuseum Damaskus) mit einem Gelage feiern, sind die
Einwohner der Residenz Susa entsetzt.

Mordechai tritt als öffentlicher Büßer vor dem Palast auf, ein Verhalten, von dem Ester ihn zuerst abzubringen
versucht. Er informiert Ester über das geplante Pogrom und fordert sie auf, sich für ihr Volk einzusetzen. Ihre
Intervention beim König ist ein Wagnis, auf das sie sich, gemeinsam mit allen Juden in Susa, durch dreitägiges
Fasten vorbereitet. Dann tritt sie allein vor den König. Ahasveros fragt gnädig, was ihr Anliegen sei. Ester lädt
den König und Haman zu einem Bankett ein. In seiner Hochstimmung ob dieser Einladung bereitet Haman
die Vernichtung Mordechais vor, die seinen Triumph komplettieren soll: Er lässt für ihn einen
überdimensionierten Galgen errichten (Est 5,9–14 ).[8] Unterdessen erfährt Ahasveros davon, dass Mordechai
die Verschwörung gegen ihn aufgedeckt hat, und ordnet an, dass er dafür besonders geehrt werden soll –
womit Haman beauftragt wird, was dessen Erbitterung gegen Mordechai steigert, aber auch schon Hamans
Entmachtung einleitet.

Bei dem von ihr ausgerichteten Bankett bittet Ester den König in einer kunstvollen Rede um ihr Leben und
das Leben ihres Volkes. Ahasveros greift nur einen Aspekt auf: wer wagt es, seine Gemahlin zu bedrohen?
(Est 7,5 ) Ester weist auf Haman als Urheber des geplanten Pogroms. Erregt steht der König von der Tafel auf
und geht in den Palastgarten. Haman versucht sich zu retten, indem er Ester um Vergebung bittet (ihre
Reaktion wird nicht erzählt). Ahasveros tritt wieder in den Raum und sieht Haman über Esters Polster
hingestreckt. Er missversteht diese Annäherung als Vergewaltigungsversuch; damit ist der Untergang Hamans
besiegelt. Er wird abgeführt und an dem Galgen erhängt, den er für Mordechai errichten ließ.[9]

Die Bevölkerung in Susa jubelt Mordechai zu, viele Menschen konvertieren zum Judentum. Ahasveros hebt
mit einem neuen Edikt das Pogromedikt auf und gewährt seinen jüdischen Untertanen zwei Privilegien:
Versammlungsfreiheit und Verteidigungsfreiheit (Est 8,11 ). Nach dem Grundsatz, Gleiches mit Gleichem zu
vergelten, erhalten sie die Erlaubnis, die Angreifer mit Frauen und Kindern zu töten, so wie diese es mit ihnen
tun wollten. Erst dadurch ist die Gefahr wirklich überwunden.[10] Vom 13. bis zum 15. Adar töten sie über
75.000 Judenfeinde im gesamten persischen Reich. Der 14. Adar wird zum landesweiten Festtag erklärt, der
15. Adar dagegen zum Festtag in der Stadt Susa.

Aufbau der Erzählung


Der kunstvolle Aufbau der Erzählung lässt sich auf verschiedene Weise analysieren. So zählt Arndt Meinhold
acht Bankettszenen, die sich zu vier Festgelagepaaren gruppieren. Das erste Festgelagepaar dient der
Selbstinszenierung des persischen Königs. In dem letzten Festgelagepaar, das damit kontrastiert, feiern die
Juden ihre Befreiung und konstituieren sich als Gemeinschaft.[11] Mehrfach wurde ein „Spiegelprinzip“ bzw.
eine Umkehrstruktur (reversal structure) im Esterbuch aufgezeigt, die z. B. nach Jon B. Levenson schematisch
so dargestellt werden kann:[12]

Abstieg Aufstieg
A Größe des Ahasveros (Est 1,1–8) A’ Größe des Ahasveros und des
Mordechai (Est 10)
B Zwei persische Bankette (Est 1,1– B’ Zwei jüdische Bankette (Est
8) 9,20–32)
C Ester verbirgt ihre jüdische C’ Nichtjuden konvertieren zum
Identität (Est 2,10–20) Judentum (Est 8,17)
D Erhöhung Hamans (Est 3,1) D’ Erhöhung Mordechais (Est 8,15)
E Judenfeindliches Edikt (Est 3,10– E’ Judenfreundliches Edikt (Est 8,9–
15) 14)
F Gespräch Mordechais mit Ester F’ Gespräch Esters mit Ahasveros
(Est 4) (Est 7,1–6)
G Erstes Festmahl Esters für G’ Zweites Festmahl Esters für
Ahasveros und Haman (Est 5,6–8) Ahasveros und Haman (Est 7,1–6)
H Königliche Ehrung Mordechais
(Est 6)

Hauptpersonen

Im Esterbuch treten vier Hauptpersonen auf, literarische Typen, die vor allem durch ihr Handeln
gekennzeichnet werden:[13]

König Ahasveros – persönlich integer, politisch unbekümmert, folgt er spontanen Aufwallungen


von Zorn oder Zuneigung.
Königin Ester – diplomatisch klug, dabei nach anfänglichem Zögern konsequent, findet die
Heldin des Buchs stets das Wohlwollen ihrer Umgebung.
Mordechai – sowohl seinem Gott als auch dem persischen König treu, steht er zu seiner
ethnischen und religiösen Herkunft.
Haman – der intrigante, aber auch eitle und dumme Höfling versucht, die Unerfahrenheit des
Königs zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Ort und Zeit der Handlung

Der Erzähler hat sehr genaue Vorstellungen von der Palastanlage der Perserkönige. In Susa unterscheidet er
die Zitadelle von der Stadtsiedlung; innerhalb der Zitadelle befindet sich der eigentliche Palast. Der Zutritt zum
Palast erfolgt durch das „Tor des Königs“, wo mehrere Szenen des Esterbuchs lokalisiert sind. Im Palast gibt
es den königlichen Wohntrakt und, davon getrennt, das Frauenhaus. Ferner unterscheidet der Erzähler einen
allgemein zugänglichen äußeren Palasthof und einen inneren Hof, der nur auf königliche Einladung hin
betreten werden darf. Weiterhin gibt es im Palastbereich ein Gebäude für die Bankette des Königs und einen
Garten.[14] Möglicherweise kannte der Verfasser den Palast in Susa aus
eigener Anschauung; da Susa bei der Eroberung durch Alexander den
Großen 330 v. Chr. nicht zerstört wurde, steht eine solche Ortskenntnis nicht
notwendig im Widerspruch zu einer späten Abfassung des Buches.[15]

Nachdem Waschti im 3. Regierungsjahr des Ahasveros verstoßen wurde,


gelangt Ester in dessen 7. Regierungsjahr an den Hof. Die weiteren
Ereignisse spielen in seinem 12. Regierungsjahr. Das Pogromedikt wird im
ersten Monat (Nisan) erlassen, das durch Los ermittelte Datum des Pogroms
ist aber erst im zwölften Monat (Adar). Es bleibt also fast ein Jahr für
Mordechai und Ester, um die tödliche Gefahr von den jüdischen Einwohnern
des Perserreichs abzuwenden.[16]
Relief aus dem
Persisches Kolorit achämenidischen Palast in
Susa (Pergamon-Museum
Die Erzählung hat ein persisches Gepräge. Zahlreiche Nebenpersonen Berlin)
werden mit ihrem iranischen Namen eingeführt; allerdings sind nur wenige
dieser Personennamen im iranischen Onomastikon bezeugt, die meisten sind
Kunstnamen.[18]

Im Esterbuch werden Details aus dem Hofprotokoll mit den zugehörigen


Höflichkeitsformeln erwähnt, ebenso wie persische Trinksitten, das
Postwesen und die königliche Gerichtsbarkeit. Bei Herodot, Xenophon und
Diodor liest man Vergleichbares. Die Zahl persischer Lehnwörter ist im
Esterbuch höher als in jeder anderen biblischen Schrift. Hinzu kommen
exotische Lehnwörter, die quasi die ganze Ausdehnung des persischen
Reiches von Äthiopien bis Indien in die Erzählung einbringen. Die Namen
von Edelsteinen und Gewebearten tragen zur Atmosphäre von höfischem
Luxus bei.[19] Aramäische und aramaisierende Formen sprechen zusammen
mit syntaktischen Beobachtungen für ein spätes Stadium des biblischen
Hebräisch.[20] Goldenes Trinkgefäß
(Rhyton) aus Persepolis.
Das durch den Wortschatz und durch eine gewisse Kenntnis des höfischen Vgl. Est 1,7 [17] (Iranisches
Lebens und der Administration entstehende „persische Kolorit“ kann Nationalmuseum Teheran)
allerdings nach Meinung vieler Exegeten nicht für die historische
Zuverlässigkeit der erzählten Ereignisse in Anschlag gebracht werden.[21]

Historizität

Der Name des Königs im Esterbuch, Ahasveros (hebräisch ׁ‫אחַשְׁו ֵרוֹש‬ ֲ ’ǎḥašwerôš), kann plausibel als
Transkription des Namens Ḥšayārša (= Xerxes) erklärt werden. [22] Xerxes I. regierte von 486 bis 465/464 v.
Chr.; demnach wäre Ester im Jahr 479 v. Chr. in den königlichen Harem aufgenommen worden. Wenn
Mordechai zu den 598/597 deportierten Judäern gehörte (Est 2,5–6 ), wäre er zu diesem Zeitpunkt hochbetagt
gewesen und Ester als dessen Cousine auch viel zu alt, um für den königlichen Harem in Betracht zu
kommen.[23] Herodot erwähnt die Ehefrau Xerxes’ I.; sie hieß nicht Waschti oder Ester, sondern Amestris.[24]
Die persischen Könige wählten ihre Partnerinnen unter den adligen Frauen des Landes aus und nicht aus
einem Harem.[25] Im Harem Xerxes’ I. kann es zwar zwei Frauen namens Waschti und Ester gegeben haben,
diese wären aber nicht als Königinnen bezeichnet worden.[26]
Die im Esterbuch erzählten königlichen Erlasse vereinen mehrere historische Probleme auf sich. Es ist
unwahrscheinlich, dass sie nicht in Reichsaramäisch, sondern in allen Sprachen des Reichs ergingen (Est
1,22 ; Est 3,12 ; Est 8,9 ). Ein Erlass des Inhalts, dass alle Männer Herr in ihrem Haus sein sollten (Est 1,22 ),
klingt absurd; dass der persische König in seinem Reich einen Bürgerkrieg genehmigt hätte (Est 9,11–12 ), ist
nach Erich Zenger „völlig undenkbar“.[26] Die Todesstrafe wegen verweigerter Ehrbezeugung ist aus dem
Perserreich bezeugt;[27] Cicero warf Mithridates von Pontos vor, er habe an einem einzigen Tag 80.000 bis
150.000 Römer ermorden lassen.[28] „Allerdings ist eine kollektive Vernichtung einer ethnisch-religiösen
Gemeinschaft wegen einer unterlassenen Huldigung eines Einzelnen eine dichterische Stilisierung,“ so Harald
Martin Wahl. Ein Pogrom gegen die jüdischen Untertanen des Perserkönigs ist in außerbiblischen Quellen
auch nicht bezeugt.[29]

Historisch-kritische Exegeten kommen aufgrund der genannten Inkongruenzen mehrheitlich zu folgendem


Ergebnis: „Das idealisierte Milieu und die märchenhaften Züge sowie die kunstvolle dichterische Komposition
zeigen, dass es sich um eine literarische Fiktion handelt. Einzelne Erzählzüge können auf historischen Motiven
beruhen …, insgesamt aber überwiegt die Typisierung.“[30]

Entstehungszeit und -ort

Erich Zenger vertritt eine Datierung des Buches Ester in das 3. Jahrhundert v. Chr. Dafür spreche außerdem,
dass das Thema Judenverfolgungen in der Zeit der Diadochenkämpfe nach dem Tod Alexanders des Großen
aktuell war.[31] Ähnlich urteilt Markus Witte, der das Buch in die ausgehende Perserzeit oder beginnende
hellenistische Zeit datiert. Dass griechische Spracheinflüsse im hebräischen Esterbuch nicht erkennbar sind,
weise nicht auf eine frühe Entstehungszeit hin, sondern auf den Entstehungsort, nämlich die östliche jüdische
Diaspora bzw. das Kerngebiet des persischen Reichs.[32] Beate Ego sieht die Stadt Susa als Ort einer persisch-
griechischen Kultursymbiose und verweist darauf, dass es in hellenistischer Zeit, im politischen Rahmen des
Seleukidenreichs, eine Rückbesinnung auf die eigene, achämenidische Kultur gab, eine „Re-
Persianisierung“.[33]

(Un)-Sichtbarkeit jüdischen Glaubens in der Diaspora

Während die späte biblisch-hebräische Prosa reich ist an Träumen, Visionen, liturgischen Texten und privaten
Gebeten, fehlt all das im hebräischen Buch Ester. Die beiden Protagonisten Mordechai und Ester sind sehr
weitgehend assimiliert. Von einer öffentlich oder auch privat gelebten Religiosität ist bei beiden nicht die
Rede.[34] „Anders als in den Büchern Esra, Nehemia und Daniel wird die jüdische Identität nicht in der
strikten Beachtung von Reinheitsvorschriften gesichert, sondern im kämpferischen und listigen Einsatz für das
Leben des jüdischen Volkes,“ so Markus Witte.[35] Das Bußritual Mordechais, mit dem er auf das
Pogromedikt reagiert, versteht Harald Martin Wahl als spontane religiöse Handlung.[36] Andere Exegeten
sehen den Bußritus eher profan: Mordechai protestiere damit öffentlich gegen Unrecht, oder Mordechai zeige
seine Betroffenheit, durch die Provokation Hamans sein Volk in Gefahr gebracht zu haben. Auf der Ebene der
Erzählung entsteht ein Kontrast zwischen dem büßenden Mordechai und dem beim König tafelnden
Haman.[37]

Der Gottesname JHWH kommt im ganzen Buch nicht vor, auch keine andere Bezeichnung für Gott. Mit
diesem „Gottesschweigen“ solle dem Leser aber gerade „urbiblische Gottesgewissheit“ vermittelt werden,
vermutet Erich Zenger: Die Leser sollen selbst schlussfolgern, dass die vordergründig durch Ester und
Mordechai bewirkte Rettung der Juden auf Gott zurückzuführen sei.[38]

Intertextuelle Bezüge
Als relativ junge Schrift der Hebräischen Bibel nimmt das Esterbuch Bezug auf andere Texte dieses Kanon. In
der Exegese wird das vor allem für folgende Motive diskutiert:[39]

Josef ist von herausragender Schönheit (Gen 39,6 ) und macht Karriere an einem fremden
Königshof. Auch die Josefsnovelle bringt Gottes rettendes Handeln nur indirekt zur Sprache.
Saul, der Sohn des Kisch, aus dem Stamm Benjamin, verspielt sein Königtum, indem er den
Amalekiterkönig Agag verschont (1 Sam 15,1–35 ). Wenn Mordechai als Nachkomme des
Kisch und Benjaminit eingeführt wird (Est 2,5), Haman dagegen als „Agagiter“ (Est 3,1 ), so
gleicht Mordechai gewissermaßen das Versagen Sauls aus.
Schließlich ist Purim ein Fest der Rettung und darin dem Pessachfest vergleichbar. Im
Gegensatz zum Auszug aus Ägypten wird Israel aber nicht aus der Fremde, sondern in ihr
gerettet.[35]

Griechische Versionen

Verhältnis zwischen Masoretischem Text, Septuaginta und Alpha-Text

Überliefert sind zwei griechische Texttypen: die Langfassung der Septuaginta (10 Kapitel) und der kürzere,
von vier Minuskelhandschriften aus dem 10. bis 13. Jahrhundert bezeugte sogenannte Alpha-Text,[40] der nur
8 Kapitel hat.[41]

Das Verhältnis zwischen der hebräischen Version (dem sogenannten Masoretischen Text), dem Septuaginta-
Text und dem Alpha-Text wird kontrovers diskutiert; die Forschung tendiert aber dahin, den Alpha-Text in der
vorliegenden Form als sekundär gegenüber der Septuagintaversion zu sehen.[42] Marie-Theres Wacker schlägt
vor, von einem narrative pool auszugehen, d. h. von einem in antiken jüdischen Diasporagemeinden beliebten
Stoff, der unterschiedlich erzählt wurde – nicht nur in den Details der Handlung, sondern auch in der
Gesamttendenz.[43]

Der Masoretische Text ist die älteste erreichbare Textgestalt. Andererseits setzt die materiale textliche
Bezeugung des Septuaginta-Esterbuchs Jahrhunderte früher ein als die des Masoretischen Textes, nämlich mit
den großen spätantiken Bibelcodices Alexandrinus, Sinaiticus, Vaticanus, Venetus sowie dem Chester-Beatty-
Papyrus 967 aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.[44]

Die Septuaginta-Fassung unterscheidet sich vom Masoretischen Text durch zahlreiche kleine Varianten und
sechs längere Zusätze, insgesamt 105 zusätzliche Verse. Diese Stücke zum Buch Ester werden in der heutigen
Fachliteratur, der Göttinger Septuaginta-Edition folgend, mit den Großbuchstaben A bis F gekennzeichnet.
Hier eine Übersicht der Bezeichnungen für diese Texte in verschiedenen Bibelausgaben:[45]
Göttinger Septuaginta Septuaginta
Vulgata Inhalt
(ed. Hanhart) (ed. Rahlfs)

A 1–11 1,1a–l 11,2–12 Traum Mordechais.

Mordechai rettet den König vor einem


A 12–17 1,1m–r 12,1–6
Komplott.
Edikt des Königs Artaxerxes zur Ausrottung
B 1–7 3,13a–g 13,1–7
der Juden.

C 1–11 4,17a–i 13,8–18 Gebet Mordechais.

C 12–30 4,17k–z 14,1–19 Gebet der Königin Ester.

15,1/4–
D 1–16 5,1a–f. 5,2a–b Esters Audienz beim König.
19
Edikt des Königs Artaxerxes zur rechtlichen
E 1–24 8,12a–x 16,1–24
Anerkennung der Juden.

F 1–6 10,3a–g 10,4–9 Mordechai deutet seinen Traum.

10,10–
F 7–10 10,3h–k Midrasch zum Purimfest.
13
Kolophon zur griechischen Übersetzung des
F 11 10,3l 11,1
Esterbuches.

Diese Zusätze scheinen eine unterschiedliche Vorgeschichte zu haben. Das nur in der Septuaginta-Version
vorhandene Kolophon (F 11) datiert die griechische Übersetzung ins Jahr 78/77 v. Chr., dem 4.
Regierungsjahr Ptolemaios’ XII. Wegen ihrer Nähe zum hellenistischen Briefstil gelten auch die beiden Edikte
B 1–7 und E 1–24 als „genuin griechische Produkte“, die erzähltechnisch die Figur des Artaxerxes aufwerten.
Für die übrigen Zusätze kann vermutet werden, dass sie aus dem Aramäischen oder Hebräischen ins
Griechische übersetzt wurden.[46] Da der Septuaginta-Übersetzer jedenfalls Hebräisch passiv und Griechisch
aktiv beherrschte, kann er durchaus in einem einzigen Arbeitsprozess diese unterschiedlichen Texte in sein
Werk integriert bzw. für seine griechische Erzählung neu geschaffen haben.[47]

Inhalt

Septuaginta-Version

Auch das Esterbuch der Septuaginta (LXX) spielt am persischen Hof in Susa, allerdings zur Zeit des Königs
„Artaxerxes des Großen“. Der jüdische Höfling Mordechai hat einen Traum, der eine große Gefahr für das
„Volk der Gerechten“ ankündigt. Damit ist das, was im hebräischen Esterbuch als heitere Hoferzählung
begann, von Anfang an eine bedrohliche, düstere Geschichte, in deren Mittelpunkt Mordechai steht.[48] Er
deckt eine erste Verschwörung gegen den Perserkönig auf, und schon damit macht er sich Haman zum Feind,
der für die hingerichteten Verschwörer Rache nehmen will. Haman wird als Makedonier bezeichnet (Est
E10LXX; Est 9,24LXX), was ihn zum politischen Gegner des Perserkönigs macht. Es folgt das königliche
Festbankett, und der König gibt seinen Eunuchen den Auftrag, sie sollten Waschti „zu ihm hineinführen, um
sie zur Königin zu machen und ihr das Diadem aufzusetzen und sie den Obersten zu zeigen und den Völkern
ihre Schönheit, denn sie war schön.“ (Est 1,11LXX)[49] Waschti weigert sich jedoch, sich krönen zu lassen,
und wird daraufhin vom König nicht mehr beachtet.
Die folgende Brautschau bringt Ester an den Hof. Sie ist nicht nur Mordechais Pflegekind: „beim Tod ihrer
Eltern … hatte er sie für sich zur Frau erzogen.“ (Est 2,7bLXX)[50] Artaxerxes verliebt sich in Ester, erhebt sie
zur Königin und veranstaltet ein Hochzeitsbankett. Ester behält als Königin ihre jüdische Lebensweise bei.
Später erfährt der Leser, dass Ester sich in einer „Zwangslage“ befindet: sie hasst das Hofleben und
verabscheut „das Bett eines Unbeschnittenen und gänzlich Andersartigen“ (Est C26fLXX).[51]

Mordechais Karriere am Hof erregt den Neid zweier Eunuchen, die deshalb einen Anschlag auf den König
planen. Mordechai deckt diese zweite Verschwörung gegen den König auf. Aber nicht er, sondern Haman
wird vom König „an die Spitze aller seiner Freunde“ gestellt (Est 3,1LXX).[52] Mordechai verweigert ihm die
Ehrung durch Proskynese. Auch das wird nachträglich erläutert: Mordechai wollte nicht einen Menschen
höher ehren als Gott; aber er hätte dem Haman gern sogar die Fußsohlen geküsst, „wenn es nur der Rettung
Israels gedient hätte“ (Est C6LXX).[53] Haman beginnt nun seine Vorbereitungen für das Pogrom, dem
Mordechai und sein ganzes Volk zum Opfer fallen soll. Der König stimmt zu. Das in der Septuaginta im
Wortlaut enthaltene Pogromedikt zeigt, dass Artaxerxes sich als milder Herrscher versteht, der das Wohl seiner
Untertanen will und von der Integrität des Haman überzeugt ist (der Leser weiß freilich, dass Haman auf
Seiten der Verschwörer gegen Artaxerxes steht). Haman habe ihn darauf hingewiesen, „dass sich ein
bestimmtes übel gesinntes Volk unter alle Stämme der Welt gemischt habe“ (Est B4LXX), das durch Befolgung
seiner eigenen Gesetze die gute Verwaltung des Reichs unterlaufe. Es müsse ausgerottet werden, damit
Artaxerxes’ Regierungsmaßnahmen in Zukunft ihre wohltätige Wirkung entfalten könnten.[54] Hier sind
antijüdische Stereotypen der hellenistischen Zeit aufgenommen.[48]

Sowie Mordechai von dem Pogromedikt erfährt, läuft er in Sack und Asche durch die Hauptstraße von Susa
und erhebt ein Geschrei: „Beseitigt wird ein Volk, das keinerlei Unrecht begangen hat!“ (Est 4,1LXX)[55]
Nachdem Mordechai die Königin von der Gefahr in Kenntnis gesetzt hat und sie von der Notwendigkeit,
selbst aktiv zu werden, überzeugt hat, beten beide und suchen so explizit die Hilfe Gottes.[48] Der Höhe- und
Wendepunkt der Septuagintaversion ist der Auftritt der Königin vor Artaxerxes: dieser sitzt auf seinem Thron,
überaus furchterregend und mit feuerrot grimmigem Gesicht, so dass Ester einen Schwächeanfall erleidet. „Da
veränderte Gott den Geist des Königs, sodass er sanft gestimmt wurde.“ (Est D8LXX) Er springt vom Thron
auf, nimmt die Königin in die Arme und redet ihr zu: „Was ist, Esther? Ich (bin) dein Bruder. Sei getrost!“ (Est
D9LXX)[56]

Noch einmal greift Gott direkt ein, indem er „dem König den Schlaf raubt, ihn auf die Wohltaten Mordechais
stößt und somit die Wende in der Erzählung vorbereitet.“[57] Ester richtet ihr Festmahl aus, zu dem sie den
König und Haman eingeladen hat. Sie überführt Haman, und der König veröffentlicht ein (wieder im Wortlaut
mitgeteiltes) Gegenedikt. Dieses Edikt mindert bereits als solches das Ausmaß der Judenfeindschaft, so dass
der Umfang der Kämpfe und die Zahl der getöteten Angreifer erheblich geringer ist als in der hebräischen
Version.[58]

Alpha-Text

Diese Version der Geschichte stellt Mordechai als (einzige) Hauptperson dar. Nachdem der „Großkönig
Assveros“[59] die Königin Waschti verstoßen hat, wird für ihn nicht eine neue Frau gesucht, sondern ein
„kleines Mädchen“ (Est 2,4A-Text). Dementsprechend ist Ester in dieser Version ein Kind. Die vom
Masoretischen Text und der Septuaginta ausgemalte Schönheitspflege lässt der Alpha-Text aus, betont dafür
aber, dass die Eheschließung öffentlich stattfindet (Est 2,18A-Text). Im weiteren Verlauf steht der Konflikt
zwischen dem Makedonier Haman (Est A17A-Text) und Mordechai im Mittelpunkt; die Ehrung Mordechais
durch Haman (Kapitel 6) ist ausführlich beschrieben. Die kindliche Ester bringt erst beim dritten Bankett, zu
dem sie einlädt, ihr Anliegen beim König vor, und auch das nur mit besonderer göttlicher Hilfe (Est 7,2A-Text).
Andererseits ist es ihr ausdrücklicher Wunsch, dass ihre Feinde getötet werden, vor allem die zehn Söhne
Hamans (Est 7,18f.A-Text). Mordechai erscheint am Ende der Geschichte als Stifter des Purimfestes. Die
Szene, in der er die Deutung seines Traums vorträgt, ist wie ein Gottesdienst gestaltet. Die Gemeinde
antwortet auf Mordechais Rede mit einem liturgischen Ruf: „Gepriesen bist du, Herr, der seiner
Bundesschlüsse mit unseren Vätern gedacht hat. Amen!“ (Est 7,58A-Text).[60]

Rezeptionsgeschichte

Jüdische Leser

Qumran

Das Buch Ester ist das einzige Buch der Hebräischen Bibel, von dem keine Fragmente unter den Schriftrollen
vom Toten Meer gefunden wurden.[61] Dabei könnte es sich aber auch um einen Zufall der
Überlieferungsgeschichte handeln; Emmanuel Tov verweist darauf, dass von dem umfangreichen Buch der
Chronik nur ein einziges Textfragment (4QChr) erhalten blieb. Der Ester-Stoff scheint in Qumran durchaus
bekannt gewesen zu sein.[62] Michael G. Wechsler erwägt, dass es sich bei 4Q550a-c um das Fragment einer
Vorgeschichte (Prequel) zum biblischen Esterbuch handelt, also um parabiblische Literatur.[63]

Flavius Josephus

Der jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus erzählte das Esterbuch im Rahmen seines 93/94 n. Chr.
fertiggestellten Geschichtswerks Jüdische Altertümer nach (Buch 11, 184–296). Er legte die Septuaginta-
Version zugrunde (mit den Zusätzen B bis E, also ohne den Traum Mordechais und seine Deutung). Er kannte
anscheinend eine dem Alpha-Text ähnliche Version der Geschichte, die er gelegentlich gegenüber der
Septuaginta bevorzugte.[64] Die Bearbeitung des Josephus diente dem Zweck, den Stoff für die römische
Leserschaft attraktiver zu machen, indem er die Ester-Geschichte einem hellenistischen Roman annäherte:
mehr Erotik, mehr Spannung (Esters Petition beim König) und mehr Ironie (Hamans Entlarvung und
Sturz).[65] Außerdem war Josephus bestrebt, Einzelzüge auszulassen, die ein nichtjüdisches Publikum
missbilligen könnte. Artaxerxes wirkt bei Josephus recht sympathisch und wird auch als Herrscher
aufgewertet.[66]

Rabbinische Literatur

Seit wann das Esterbuch im antiken Judentum als Heilige Schrift betrachtet wurde, ist in der Forschung
umstritten. Die Feier des karnevalartigen Purimfestes war wohl schon in der Zeit des Zweiten Tempels (vor 70
n. Chr.) in jüdischen Gemeinden weit verbreitet. Die Gelehrten der Mischna betrachteten Purim als
Selbstverständlichkeit, ihr Anliegen war, die Verlesung der Esterrolle zum zentralen Festinhalt zu machen.[67]
Erst im Babylonischen Talmud wird eine Diskussion über den kanonischen Status von Ester überliefert, wo
dem negativen Votum eines Rabbi Samuel zahlreiche positive Stimmen gegenübergestellt werden (bMeg 7a).
Für die späteren Rabbinen war Ester nicht nur inspiriert; Ester war neben der Tora der einzige heilige Text,
dessen liturgische Verlesung ein verpflichtendes Gebot darstellte. Damit hängt vermutlich zusammen, dass für
das Esterbuch, nächst der Tora, besonders viele Midraschim erstellt wurden. Da das hebräische Esterbuch dem
Literalsinn nach nicht sehr religiös ist, war dabei eine erhebliche Neuinterpretation notwendig. Ein Problem
war, dass Ester einen Nichtjuden geheiratet hatte und am Hof sicherlich weder den Sabbat noch die
Speisegebote beachten konnte. Dem Midrasch zufolge fand Ester Mittel und Wege, um das jüdische
Religionsgesetz doch zu befolgen. Blieb das Problem des sexuellen Kontakts zwischen dem Perser Ahasveros
und der Jüdin Ester; hier wurde Ester dadurch entlastet, dass die Rabbinen ihr Eheleben einer Vergewaltigung
gleichstellten.[68]
Mittelalterliche und neuzeitliche Kommentatoren

Jüdische Gemeinden befanden sich im christlichen Europa während des Mittelalters meist in einer prekären
Situation, in der das Esterbuch Stoff zur Identifikation bot und als Rettungsgeschichte Mut machte. Die
Kommentatoren konnten auch Themen der Diasporaexistenz anhand des Esterbuchs abhandeln, wie die
Beziehung zu nichtjüdischen Herrschern, die Situation von Hofjuden oder allgemein die Beziehung zur
christlichen Mehrheitsgesellschaft. Rabbi Judah Löw von Prag entwickelte anhand des Esterbuchs eine
politische Theorie der Habsburgermonarchie als Staatsform, die ethnische und religiöse Toleranz
gewährleistete und damit der jüdischen Gemeinde ein sicheres Umfeld bot.[69]

Das „Gottesschweigen“ des Esterbuchs wurde verschieden erklärt. Eine kabbalistisch inspirierte Deutung
besagte, dass die Ester-Geschichte in einer Zeit spielte, in der sich Gott verbarg (hester panim); eine mehr
messianische, esoterische Auslegung sah in Esters und Mordechais Handeln ein Paradigma für die künftige
Erlösung.[69]

Die Rolle Esters als Gemahlin des Perserkönigs wurde auch von mittelalterlichen Kommentatoren als
problematisch empfunden. Hätte Mordechai sie nicht schützen können, und hätte Ester nicht besser
Selbstmord verüben sollen, als sich in den Harem aufnehmen zu lassen? Eine Lösung bot die Kabbala:
Abraham Saba (15./16. Jahrhundert) identifizierte Ester mit der Schechina. Dass Mordechai Ester bei sich
aufzieht, ist demnach ein theurgischer Akt, der in der göttlichen Sphäre positive Veränderungen auslöst. Den
Rabbinen war auch die Tradition bekannt, wonach Ester und Mordechai ein Paar waren (ähnlich der antiken
Septuaginta-Version, wonach Mordechai seine Cousine heiraten wollte), was weitere Probleme aufwarf. Auch
hier bot die Kabbala die Möglichkeit, diese Konstellation esoterisch zu deuten.[69]

Esters Ehe mit Ahasveros wurde zwar als schwere Schuld klassifiziert (nämlich als sexuelles Vergehen, neben
Götzendienst und Mord eines von drei Verboten, bei denen man in einer Zwangslage (Pikuach Nefesch) eher
sterben soll als diese Tat zu begehen); die Rabbiner differenzierten aber zwischen einer aktiven und einer
passiven Übertretung dieser drei Verbote, und Esters Rolle ist rein passiv. Mit ihrer Petition beim König, die in
der Auslegung auch sexuell konnotiert ist, tritt Ester allerdings aus dieser Passivität heraus. Der 1793
verstorbene Rabbiner Jecheskel Landau erklärte, dass Esters Aktion eine Ausnahme von dem genannten
strikten Verbot darstelle, da sie damit das gesamte jüdische Volk rette. Trotzdem erscheint Ester hier als
tragische Gestalt: sie opfert sich für Israels Rettung.[70]

Dass Ester ihre jüdische Identität am Hof zunächst verbirgt und den jüdischen Glauben im Verborgenen
praktiziert, machte sie zur Identifikationsfigur für Conversos in Spanien. Diese begingen ein dreitägiges Ester-
Fasten, das im rabbinischen Judentum unbekannt war.[69]

Modernes Judentum

„Da ist ein anderes Büchlein: Esther; es ist geschmack- und gesinnungslos, es erzählt uns sicher
einen Roman, von dem wir nicht mehr wissen können, wie viel Wahres daran ist.“
– ABRAHAM GEIGER: Einleitung in die biblischen Schriften[72]

Einige Autoren des Reformjudentums äußerten sich kritisch über das Buch Ester. Ähnlich wie der 1874
verstorbene Abraham Geiger, bezweifelte auch Claude Montefiore Ende des 19. Jahrhunderts den historischen
und moralischen Wert des Esterbuchs.[73] Der Religionsphilosoph Schalom Ben-Chorin veröffentlichte 1938
in Jerusalem als erste Schrift nach seiner Alija eine „Kritik des Estherbuches“, in der er vorschlug, das
Purimfest aus dem jüdischen Kalender zu streichen „und das Buch Esther aus dem Kanon der heiligen
Schriften auszuschließen, … stellen sie [Esterbuch und Purimfest] doch eine Verherrlichung der Assimilation,
des Muckertums, der hemmungslosen Erfolgsanbeterei dar.“[74] Die Reaktionen auf diese Streitschrift waren
kontrovers; Zustimmung erhielt der Autor von Samuel Hugo Bergmann.[75]
Indes gelangte der Ester-Stoff auch in liberalen jüdischen Gemeinden durch
die NS-Diktatur zu neuer Aktualität. „Öffentliche … Purim-Feiern gewannen
eine ungeahnte Bedeutung und lockten mehr Juden an, als Sitzplätze finden
konnten. Wenn der Kantor den Namen Haman aus der Schriftrolle Esther
vortrug, hörte jeder „Hitler“, und der Lärm war ohrenbetäubend.“[76]

In amerikanischen jüdischen Gemeinden gehörten Ester-


Schönheitswettbewerbe zu den häufigen Purim-Festivitäten. Vor diesem
Hintergrund forderte Mary Gendler 1973 die „Rehabilitierung Waschtis.“ Die
Dichterin Alicia Ostriker schrieb 1996 rückblickend, dass die Gestalt der
Ester, „diese verzogene Schönheitskönigin“, sie als Brandeis-Studentin in den
1950er Jahren nicht angesprochen hätte: „Die stolze Waschti war mir
lieber.“[77] In einigen liberalen jüdischen Gemeinden finden anstelle der
traditionellen Purimfeier Studientage statt, bei denen Themen wie Sexismus
Das Buch Ester, Szyk und
und Antisemitismus anhand des Esterbuchs besprochen werden.[78] Haman (Arthur Szyk,
1950)[71]

Christliche Leser

Neues Testament und Alte Kirche

Im Neuen Testament wird das Esterbuch nicht zitiert, und seine Hauptpersonen werden nicht erwähnt. Ein
frühes Beispiel für christliche Rezeption des Buchs ist Clemens von Alexandria (um 200 n. Chr.):

„Wiederum errettete die im Glauben vollkommene Esther Israel aus der Gewalt des Tyrannen und
der Grausamkeit seines Statthalters; ganz allein, eine durch Fasten geschwächte Frau, wagte sie
den Kampf gegen viele Tausende von bewaffneten Männern und machte durch ihren Glauben
den Erlaß des Tyrannen rückgängig. Und den einen (den König) besänftigte sie, und den Plan des
Haman vereitelte sie und erhielt durch ihr vollkommenes Gebet zu Gott Israel unversehrt.“
– CLEMENS VON ALEXANDRIA: Stromata (Teppiche)[79]

Athanasius lobte Ester (wohlgemerkt: die Ester der Septuagintaversion) zwar im 4. Osterfestbrief als fromme
Asketin und empfahl sie den Christen als Vorbild für die Fastendisziplin in der Passionszeit. Im 39.
Osterfestbrief zählte er aber das Esterbuch zu den Schriften, die man lesen sollte, die aber nicht zum Kanon
des Alten Testaments gehörten.[80]

Hieronymus übersetzte das hebräische Esterbuch und fügte die Zusätze der Septuagintaversion als Kapitel 11
bis 16 am Ende an: eine Zweiteilung, die dann in der Reformationszeit aufgegriffen wurde. Im Vorwort zu
seiner Übersetzung erläuterte er, er habe das Esterbuch „aus den Archiven der Hebräer hervorgeholt“,
nachdem der Text von den griechischen Übersetzern zerdehnt und verdorben worden sei. Die Septuaginta
(und ihr folgend die Vetus Latina) habe nämlich, dem Zeitgeschmack folgend, an vielen Stellen
hinzuerfunden, „was nach Art der Umstände noch hätte gesagt und gehört werden können.“[81] In diesen
Vorbehalten wird Hieronymus’ Verständnis der Hebraica Veritas deutlich.

Mittelalter und Reformationszeit

Eine marianische Interpretation Esters ist bereits im ersten christlichen Kommentar zum Esterbuch, durch
Hrabanus Maurus, angelegt, und begründet dann auch die Darstellung Esters in Kirchen, etwa als Skulptur in
der Kathedrale von Chartres oder auf einem Glasfenster der Sainte-Chapelle.[82] Esters Fürbitte vor König
Ahasveros zugunsten Israels wird als Präfiguration der Fürbitte Mariens vor
Gott zugunsten der Menschheit gedeutet, so etwa bei Antonius von Padua
und in Gabriel Biels Erklärung des Messkanons, den auch Martin Luther in
seiner Klosterzeit studierte.[83]

Ester als königliche Asketin war ein Rollenmodell, das von mittelalterlichen
Theologen mehrfach zeitgenössischen Herrscherinnen empfohlen wurde. Den
Anfang machte Hrabanus Maurus, der sich im 9. Jahrhundert in diesem Sinn
an Kaiserin Judith, die zweite Ehefrau Ludwigs des Frommen, wandte. Papst
Johannes VIII. bat Richildis, die Gemahlin Karls II., sich für die Kirche so
einzusetzen wie Ester für das jüdische Volk. Bischof Hinkmar von Reims
verfasste die Liturgie für die Trauung von Karls II. Tochter Judith mit
Æthelwulf von Wessex (856), worin auch auf Ester als königliche Fürbitterin
Bezug genommen wurde.[83] Das Krönungsritual der Königinnen von
Frankreich betonte das Vorbild der biblischen Ester, erstmals, wenn die Braut
die Kirche betrat, und dann nochmals im Moment der Krönung. Christine de
Pizan beschrieb in Le Livre de la Cité des Dames (vor 1404) gleichfalls Ester
als Inbegriff einer Königin, die ihr Volk rettete.[84] Ester (unten) als
Präfiguration Mariens
Nach Isaac Kalimi lassen sich bei Martin Luther positive Bezugnahmen auf (oben), Speculum Humanae
die biblischen Gestalten Ester und Mordechai von negativen Urteilen über das Salvationis, um 1360. (ULB
Esterbuch unterscheiden. Das entspreche seinem selektiven, christlich- Darmstadt, Hs 2505, fol.
theologischen Umgang mit der Hebräischen Bibel insgesamt.[85] Bekannt ist 67r)
Luthers Votum aus den Tischreden, er sei dem 2. Buch der Makkabäer und
dem Esterbuch „so feind, daß ich wollte sie wären gar nicht vorhanden, denn
sie judenzen zu sehr und haben viel heidnische Unart.“[86] Gewichtiger ist aber, dass er sich in einer seiner
Hauptschriften, nämlich De servo arbitrio (1525), ähnlich äußerte.[87] Luther missfiel, wie aus der oben
zitierten Tischrede hervorgeht, dass seine jüdischen Zeitgenossen die Bücher Jesaja und Daniel aus seiner
Sicht nicht richtig (d. h. nicht christlich) verstanden und das Esterbuch überaus schätzten.[88]

Modernes Christentum

Besonders im Protestantismus überwiegen im 19. und 20. Jahrhundert negative Urteile zum Buch Ester.
Heinrich Ewald verglich das Esterbuch zu dessen Nachteil mit älteren Schriften der Hebräischen Bibel:

„Wir fallen hier wie aus einem Himmel auf die Erde, wir blicken uns um unter den Gestalten der
neuen Umgebung, und siehe da es sind die Juden oder vielmehr alle die kleinen Menschen der
Gegenwart wie sie noch heute sich herumtreiben.“
– HEINRICH EWALD: Geschichte des Volkes Israel[89]

Ähnlich äußerten sich beispielsweise Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Friedrich Bleek, Otto Eißfeldt, H.
Wheeler Robinson und Paul Heinisch.[90] In neuerer Zeit sind stark abwertende Urteile über das Esterbuch
selten, aber das Buch bereitet christlichen Exegeten weiterhin erhebliche Probleme, wie die Ausführungen in
einem Standardwerk der 1990er Jahre zeigen:

„Gewiß halten Mordechai und Ester auch in gefährlicher Situation vorbildlich am Judentum fest;
stellt das Buch aber nicht zu sehr die Überlegenheit des Judentums (6,13) heraus? Warum muß
die Rettung vor dem Untergang zum Triumph über die Feinde gesteigert werden? Vergeltung aus
eigener Hand ist … eine theologisch illegitime Hoffnung.“
– WERNER H. SCHMIDT: Einführung in das Alte Testament[91]
Erich Zenger verweist darauf, dass das Christentum in der Geschichte oft selbst die Rolle des Haman gespielt
habe, deshalb könne die Lektüre des Esterbuchs zur Selbstkritik anleiten. „Andererseits kann das Christentum
aus dem Esterbuch lernen, dass der Gott Israels auch als der Verborgene seinem Volk die Treue hält, weil er
ein Gott der Rettung ist.“[92] Beate Ego räumt ein, dass das Esterbuch „von einem engen christlichen Rahmen
aus“ trotz seiner literarischen Qualitäten „eher sperrig und verschlossen“ bleibe, jedoch thematisiere das Buch
erstmals die Möglichkeit einer Totalvernichtung des Judentums wie auch die Koexistenz verschiedener Völker
und kulturell oder religiös begründete, gewaltsame Konflikte zwischen ihnen. Die Aktualität dieser Themen
begründe eine intensive Beschäftigung mit dem Esterbuch.[93]

Ester in Kunst, Literatur, Musik und Film

Bildende Kunst

Da der Gottesname im hebräischen Esterbuch nicht vorkommt, ist die Esterrolle (Megillat Ester) nicht von
Beschränkungen betroffen, die sonst für Illustrationen biblischer Texte im Judentum gelten. Bereits eine um
1300 entstandene Esterrolle (Spertus Museum, Chicago) weist ovale Bildfelder mit Szenen der Geschichte auf.
Einige Esterrollen des 16. bis 18. Jahrhunderts bieten Illustrationen oberhalb und unterhalb des Textes, mit
dem sie durch florale Motive verbunden sind.[94]

Mehrere Künstler der italienischen Renaissance malten die Königin Ester; ein Beispiel ist Filippino Lippi: in
einer eindrucksvollen Palastarchitektur stellt sich eine Reihe junger Frauen dem thronenden König Ahasveros
vor, der die kniende Ester erwählt (um 1480, Musée Condé, Chantilly).[95]

Im späten 16. Jahrhundert war es oft die Pracht der Festbankette, die eine interessante Aufgabe bei der
Darstellung der Ester-Geschichte stellte. Jacopo Tintoretto zeigt, wie Ester einen Schwächeanfall erleidet, als
sie ihre Bitte vor dem König vortragen will. Erbleichend sinkt sie, von Dienerinnen gehalten, zu Boden,
während der König von seinem Thron aufgesprungen ist und sich Ester freundlich zuwendet (1547/48, Royal
Collection, Windsor Castle).[95]

Dagegen bevorzugen die niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts private, schwach beleuchtete Szenen.
Von Rembrandt existieren zahlreiche Zeichnungen, Radierungen und Gemälde zur Ester-Geschichte; wie man
annimmt, erstellte er diese Bilder auch für jüdische Auftraggeber.[95] Die Provenienz des Gemäldes „Ester und
Ahasveros“ im Puschkin-Museum (etwa 1660) ist vergleichsweise gut bezeugt, da ein Gedicht von Jan Vos
das Werk „Haman bei Ester und Ahasveros, gemalt durch Rembrandt“ 1662 in der Sammlung des Jan
Jacobsz. Hinloopen erwähnt. Die drei Personen haben auf Kissen sitzend an einem Tisch Platz genommen.
Man sieht Ester rechts im Profil, überaus reich gekleidet, was Rembrandt Gelegenheit gibt, Texturen und
Lichtreflexe darzustellen. König Ahasveros, mit großem Turban, Krone und Zepter, sitzt in der Bildmitte und
hat den Blick auf den links sitzenden Haman gerichtet, der von dem königlichen Paar durch einen im
Hintergrund sichtbaren Vorhang getrennt ist. Das Licht fällt von oben links ein, so dass Haman im Schatten
sitzt. In der Rembrandt-Werkstatt scheint dieses Werk des Meisters Modell für Kopien und Variationen
gewesen zu sein.[96]
Filippino Lippi, um 1480 Jacopo Tintoretto, Rembrandt, um 1660
1547/48

Théodore Edwin
Chassériau, Long,
1841 1878

Im 19. Jahrhundert reizt der Ester-Stoff zur Darstellung orientalistischer Interieurs und Haremsszenen.
Théodore Chassériau stellte Ester nach dem Vorbild der Venus mit entblößtem Oberkörper dar. Die Arme sind
erhoben, da Ester gerade ihre Haare aufsteckt. Eine orientalische Dienerin und ein afrikanischer Sklave
assistieren der blonden, europäisch wirkenden Schönheit (1841, Louvre). Edwin Long platziert eine
hellhäutige Ester in einem persischen Palast, wie er durch archäologische Grabungen bekannt geworden war,
und umgibt sie mit dunkelhäutigen Dienerinnen (1878, National Gallery of Victoria, Melbourne).[97]

Literatur

Es gibt sowohl eine jüdische als auch eine christliche Tradition, die Handlung des Esterbuchs dramatisch
darzustellen. Im aschkenasischen Judentum wurden (oft sehr lebhafte) Purimspiele in jiddischer Sprache
aufgeführt; das älteste bekannte dieser Spiele entstand 1555 in Venedig. Üblicherweise war Haman ein
christlicher Kleriker mit Halskreuz, was Mordechai ein klares Motiv gab, vor diesem Haman (und damit vor
dem Kreuz) den Kniefall zu verweigern. In dem karnevalesken und daher relativ geschützten Rahmen des
Purimspiels gab es für Juden in der frühen Neuzeit eine seltene Gelegenheit, über das Christentum zu spotten –
während antijüdischer Spott von christlicher Seite Alltag war.[98] Ein jüngeres Beispiel des Genres ist die
Komödie des Fürther Kupferstechers Josef Herz Esther oder die belohnte Tugend (1828), ihr Titel ist eine
Anspielung auf den Erfolgsroman Pamela oder die belohnte Tugend von Samuel Richardson.

Lope de Vega verfasste die Tragikomödie La hermosa Ester („Die schöne Ester“), welche 1611 in Madrid und
Sevilla aufgeführt wurde. Er blieb relativ eng am Text der Vulgata. Die Schlussszene ist der Lobpreis der
geretteten Hebräer (Lope de Vegas Ersatzwort für Juden), die Tötung der Söhne Hamans unterbleibt ebenso
wie der Kampf gegen die Judenfeinde.[99] Elaine Canning vermutet, dass Lope de Vega dem massiv
antijüdischen Klima der spanischen Gesellschaft seiner Zeit ein sympathisches Bild des Judentums
entgegensetzen wollte. Indem er Ester in traditioneller Weise als Präfiguration Mariens darstellte, habe er sich
vor der Inquisition geschützt. „La hermosa Ester demonstriert, wie der Underdog, in diesem Fall Frau und
Jude, in einem Klima der Verfolgung nicht nur überleben, sondern erfolgreich sein kann.“[100]
Jean Racine schrieb das Drama Esther für Schülerinnen im Mädchenpensionat Saint-Cyr (Uraufführung: 26.
Januar 1689). Die pädagogische Zielsetzung war damit klar. Einerseits nahm Racine Elemente der
griechischen Tragödie auf – ein Chor unterbricht kommentierend die Handlung. Andererseits erreichte er mit
einer Änderung bzw. Interpretation des Stoffes eine stärkere christliche Profilierung: er identifizierte König
Ahasveros mit Dareios I. und bestimmte die letzten Jahre das Babylonischen Exils als Zeit der Handlung.
Dementsprechend singt der Chor von der Rückkehr nach Zion, und Ester blickt voraus auf den Wiederaufbau
des Jerusalemer Tempels. Im Gegensatz zu jüdischer Diasporaexistenz war das Babylonische Exil eine im
Christentum vertraute Metapher. Aus pädagogischen Gründen tritt die in der Bibel gerühmte Schönheit Esters
zugunsten ihrer Tugendhaftigkeit in den Hintergrund. Ester ist ein Modell selbstloser christlicher Hingabe.[101]

Rainer Maria Rilkes Gedicht Esther (1908)[102] beschreibt, wie Ester

„den drohend offenen Palast betrat,


um gleich, gelegt auf ihre Kammerfrauen,
am Ende ihres Weges Den zu schauen,
an dem man stirbt, wenn man ihm naht.“

1917 erschien Else Lasker-Schülers Gedicht Esther[103], das sich weit weniger direkt auf das biblische
Esterbuch bezieht als Rilkes Esther. Neben Esters Begegnung mit dem König thematisiert das Gedicht, wie
Ester im Judentum erinnert wird. Eingangs wird Ester mit den „Feiertagen, die in Juda fallen“ in Beziehung
gesetzt, und am Ende steht der Leser möglicherweise im Vorraum der Synagoge:

„Der König lächelt ihrem Nahen entgegen –


Denn überall blickt Gott auf Esther.
Die jungen Juden dichten Lieder an die Schwester,
Die sie in Säulen ihres Vorraums prägen.“

Musik

Vertonungen der Ester-Geschichte haben eine lange Tradition. In jüdischen Gemeinden zogen Musikanten mit
Ester-Geschichten und Liedern von Haushalt zu Haushalt. Die Rabbinen, die dem Theater ablehnend
gegenüberstanden, gestatteten diese Form der Unterhaltung. Sie wird als Keimzelle des Purimspiels betrachtet.
Die Kantillation der Esterrolle im Gottesdienst von Purim hat einige Besonderheiten, durch die musikalisch an
die Klagelieder und damit an die Situation des Exils angespielt wird.

Der Ester-Stoff wurde vor allem in Italien und England im 17. und 18. Jahrhundert in Oratorien aufgeführt,
unter denen Georg Friedrich Händels Esther (1714) am bekanntesten ist. Die Königin wird hier als
leidensbereit und damit Christus ähnlich dargestellt. Ihre Tugendhaftigkeit führt sie ans Ziel:

Virtue, truth and innocence


Shall ever be her sure defence
[…]
She is Heaven’s peculiar care
Propitious Heaven will hear her prayer.

Der venezianische Rabbiner Jacob Raphael Saraval (1707–1782) übersetzte das Libretto in der Version von
1732 ins Hebräische.[104]

Ester in Oratorien und Opern (Auswahl):

Esther (Die liebreiche, durch Tugend und Schönheit erhöhte Esther). Oper von Nicolaus Adam
Strungk, Hamburg 1680
Esther. Erstes englisches Oratorium von Georg Friedrich Händel, 1714.
Esther. Oratorium in hebräischer Sprache von Christian Joseph Lidarti, 1774.
La regina Ester. Oratorium von Giacomo Giuseppe Saratelli, 18. Jh.
Ester, ossia la liberatrice del popolo giudaico. Oratorium von Carl Ditters von Dittersdorf, Wien
1773.
Esther. Oper von Jan Meyerowitz, Tanglewood 1960.
The Book of Esther. Oratorium von Mario Castelnuovo-Tedesco, 1962.
Esther. Oper von Robert Hanell, Berlin 1966.
Esther. Oper von Hugo Weisgall, New York 1993.

Film

Ester ist ein in der Filmgeschichte beliebter Stoff. In der Frühzeit des Films bot er die Möglichkeit, Harems-
oder Kampfszenen zu zeigen, ohne dass dies vom Zensor beanstandet wurde. In der Ära des Stummfilms
entstanden folgende Produktionen: Esther (Regie: Louis Feuillade, 1910), Esther: A Biblical Episode (Regie:
Theo Frenkel, 1911), Esther (Regie: Henri Andréani, 1913), Esther (Regie: Maurice Elvey, 1916) und Das
Buch Esther (Regie: Uwe Jens Krafft / Ernst Reicher, 1919).

Im Gegensatz zu diesen Bibelfilmen modernisiert Esther of the People (Frank Thorne, 1916) die Handlung,
die in der Hutfabrik eines James King spielt und vom Konflikt zwischen den Vorarbeitern Hammond und
Morden handelt. Esther, Mordens Nichte, rettet die Belegschaft der Fabrik und heiratet King.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden folgende Ester-Verfilmungen (in chronologischer Folge):

Queen Esther. Regie: John T. Coyle, 1948.


Das Schwert von Persien (Esther and the King). Regie: Raoul Walsh, 1960. Mit Joan Collins
als Ester.
Esther. Regie: Amos Gitai, 1986.
Die Bibel – Esther. Regie: Raffaele Mertes, 1999. Mit Louise Lombard als Ester, Thomas
Kretschmann als Xerxes.
VeggieTales’ Esther: The Girl who Became Queen. Regie: Mike Nawrocki, 2000.
One Night with the King. Regie: Michael Sajbel, 2006. Mit Tiffany Dupont als Ester, Luke Goss
als Xerxes.

Der Film des israelischen Regisseurs Amos Gitai ist die kreativste moderne filmische Interpretation des
biblischen Stoffs. Gedreht wurde in den Ruinen des arabischen Viertels von Haifa. Der aktuelle israelisch-
palästinensische Konflikt wird zum biblischen Esterbuch in Beziehung gesetzt.[105]

Literatur

Textausgaben

Hebräisch

Biblia Hebraica Stuttgartensia. Deutsche Bibelgesellschaft, 5. Auflage Stuttgart 1997, ISBN 3-


438-05219-9.
Esther ‫אסתר‬, bearbeitet von Magne Sæbø. In: Megilloth Hrsg. von Adrian Schenker et al. (=
Biblia Hebraica Quinta. Faszikel 18). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2004. ISBN 978-3-
438-05278-0.
The Jerusalem Bible Edition of The Koren Tanakh. Hebräisch / Englisch. Koren Publishers, 3.
Auflage Jerusalem 2015. ISBN 978-965-301-723-8. Standardausgabe der Hebräischen Bibel in Israel,
englische Übersetzung (von Harold Fisch) genehmigt durch die Rabbiner Moshe Feinstein und Joseph B.
Soloveitchik.

Griechisch

Alfred Rahlfs, Robert Hanhart: Septuaginta: Id Est Vetus Testamentum Graece Iuxta LXX
Interpretes. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-438-05119-6.
Robert Hanhart: Esther. (= Septuaginta: Vetus Testamentum Graecum. Band 8/3). 2.
durchgesehene Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983, ISBN 3-525-53402-7.
Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament
in deutscher Übersetzung. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-438-05122-
6. Wissenschaftliche Übersetzung des Esterbuchs durch Kristin De Troyer und Marie-Theres Wacker. Die beiden
griechischen Versionen, der A-Text und die Septuaginta, sind parallel gedruckt.
Darüber hinaus bieten die Gute Nachricht Bibel und die Bibel in gerechter Sprache neben der
Übersetzung des hebräischen Esterbuchs auch die Übersetzung der vollständigen
Septuaginta-Version.

Überblicksdarstellungen
Hanna Liss: Das Buch Ester. In: Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel (= Schriften der
Hochschule für Jüdische Studien. Band 8). Universitätsverlag C. Winter, 4., völlig neu
überarbeitete Auflage Heidelberg 2019, ISBN 978-3-8253-6850-0, S. 453–455.
Shaul Shaked: Art. Esther, Book of. In: Encyclopaedia Iranica, Band 8/6. Routledge, London /
New York 1998, S. 655–657. (Online (https://iranicaonline.org/articles/esther-book-of))
Johannes van der Klaauw, Jürgen Lebram: Esther (Buch). In: Theologische Realenzyklopädie
(TRE). Band 10, de Gruyter, Berlin/New York 1982, ISBN 3-11-008575-5, S. 391–395.
(abgerufen über De Gruyter Online)
Markus Witte: Das Esterbuch. In: Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes
Testament. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2019, ISBN 978-3-8252-5086-7, S. 481–493.
Erich Zenger: Das Buch Ester. In: Einleitung in das Alte Testament (= Kohlhammer
Studienbücher Theologie. Band 1,1). Kohlhammer, 9. aktualisierte Auflage, hrsg. von Christian
Frevel, Stuttgart 2016, S. 378–388. ISBN 978-3-17-030351-5.

Forschungsberichte
Harald Martin Wahl: Esther-Forschung. In: Theologische Rundschau 66 (2001), S. 103–130.
Leonard Greenspoon, Sidnie White Crawford: The Book of Esther in Modern Research. T & T
Clark International, London / New York 2003. ISBN 0-8264-6663-X.

Kommentare
Beate Ego: Ester (= Biblischer Kommentar Altes Testament, Neubearbeitung. Band 21).
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017. ISBN 978-3-7887-2966-0.
Jean-Daniel Macchi: Esther (= International Exegetical Commentary on the Old Testament).
Kohlhammer, Stuttgart 2018. ISBN 978-3-17-020753-0.
Harald Martin Wahl: Das Buch Esther. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2009. ISBN 978-3-
11-020504-6. (abgerufen über De Gruyter Online)

Einzelthemen
Adele Berlin: The Book of Esther and Ancient Storytelling. In: Journal of Biblical Literature 120
(2001), S. 3–14. (PDF (https://www.academia.edu/23770801/The_Book_of_Esther_and_Ancie
nt_Storytelling_JBL_2001_))
Jo Carruthers: Esther Through the Centuries (= Blackwell Bible Commentaries). Blackwell
Publishing, Malden u. a. 2008. ISBN 978-1-4051-3213-8.
Kristin De Troyer: Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments. Untersuchungen
zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2005, hier S. 26–48 und S. 84–120. ISBN 978-3-8252-2599-5. (Digitalisat (https://digi20.digital
e-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045925_00002.html))
Arndt Meinhold: Zu Aufbau und Mitte des Estherbuches. In: Vetus Testamentum 33/4 (1983), S.
435–445.
Marie-Theres Wacker: Innensichten und Außensichten des Judentums im
septuagintagriechischen Estherbuch (EstLXX). In: Friedrich V. Reiterer, Renate Egger-Wenzel,
Thomas R. Elßner: Gesellschaft und Religion in der spätbiblischen und deuterokanonischen
Literatur. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, S. 55–92. ISBN 978-3-11-031605-6. (PDF (htt
ps://www.academia.edu/39981070/Innensichten_und_Au%C3%9Fensichten_des_Judentums
_im_septuagintagriechischen_Estherbuch))
Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung. In: Wolfgang Kraus,
Oliver Munnich (Hrsg.): La Septante en Allemagne et en France: Textes de la Septante à
traduction double ou à traduction très littérale (= Orbis Biblicus et Orientalis. Band 238).
Academic Press Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 2009, S. 64–89. ISBN 978-3-
7278-1651-2. (PDF (https://docplayer.org/89553016-La-septante-en-allemagne-et-en-france-te
xtes-de-la-septante-a-traduction-double-ou-a-traduction-tres-litterale.html))
Harald Martin Wahl: „Jahwe, wo bist du?“ Gott, Glaube und Gemeinde in Esther. In: Journal for
the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic, and Roman Period 31/1 (2000), S. 1–22.
Benjamin Ziemer: Masoretischer Text und Septuaginta im Estherbuch. In: Ders.: Kritik des
Wachstumsmodells: die Grenzen alttestamentlicher Redaktionsgeschichte im Lichte
empirischer Evidenz (= Vetus Testamentum, Supplements. Band 182). Brill, Leiden 2020, S.
423–445. ISBN 978-90-04-41061-9.
József Zsengellér: Addition or Edition? Deconstructing the Concept of Additions. In: Géza G.
Xeravits, József Zsengellér (Hrsg.): Deuterocanonical Editions of the Old Testament Books.
Walter de Gruyter, Berlin 2010, S. 1–15. ISBN 3110240521. (abgerufen über De Gruyter
Online)

Weblinks
Commons: Buch Ester (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Book_of_Esther?uselang=d
e) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Esther Brünenberg: Ester / Esterbuch. (https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/Esterbuch)
In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon
im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
Esther-Rollen im Bezalel Narkiss Index of Jewish Art (http://cja.huji.ac.il/browser.php?mode=tre
efriend&id=318&f=object), einer Datenbank der Hebräischen Universität Jerusalem.
Einzelbelege
1. Der Name lautet nach den Loccumer Richtlinien zur ökumenischen Schreibung biblischer
Eigennamen Ester.
2. Revidierte Einheitsübersetzung (2016), Vorwort zum Buch Ester.
3. Aaron Koller: Esther in Ancient Jewish Thought. Cambridge University Press, New York 2014,
S. 153–155.
4. Vgl. Hanna Liss: Das Buch Ester, Heidelberg 2019, S. 453: „Das Buch stellt eine kunstvolle
und geradezu märchenhaft ausgestaltete Novelle dar.“
5. Aufgrund ihres eklektischen Charakters trägt die Einheitsübersetzung den Namen des Königs
in der Septuaginta-Version, Artaxerxes, auch dort ein, wo sie hebräischen Text übersetzt.
6. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 81f.
7. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 92.
8. Das Aufhängen am Holz bzw. Pfählen war die im Perserreich übliche Todesstrafe, vgl. Art.
‫תלה‬, in: Gesenius, 18. Aufl. 2013, S. 1440. Die Formulierung kommt auch außerhalb des
Esterbuchs mehrmals im Tanach vor, vgl. vor allem Dtn 21,22–23 . Es ist wohl als
Leichenschändung eines bereits hingerichteten Verbrechers zu verstehen, vgl. Harald Martin
Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 155.
9. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 149–153.
10. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 166–168.
11. Arndt Meinhold: Zu Aufbau und Mitte des Estherbuches, 1983, S. 435–437. Erich Zenger: Das
Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 382. Jon B. Levenson und andere zählen dagegen zehn
Bankette, bzw. fünf Bankettpaare, was aber an Meinholds und Zengers These, dass das erste
und das letzte Paar einen Gegensatz bilden, nichts ändert. Vgl. Jon D. Levenson: Esther. A
Commentary. Westminster John Knox Press, Louisville / London 1997, S. 5f.
12. Jon D. Levenson: Esther. A Commentary. Westminster John Knox Press, Louisville / London
1997, S. 7–9.
13. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 16f. Erich Zenger: Das Buch
Ester, Stuttgart 2016, S. 384.
14. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 11–14.
15. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 27.
16. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 10f.
17. Carey A. Moore: Archaeology and the Book of Esther. In: The Biblical Archaeologist 38/3
(1975), S. 62–79, hier S. 69f.
18. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 15f. Vgl. Ran Zadok: Notes on Esther. In: Zeitschrift für
die Alttestamentliche Wissenschaft 98/1 (1986), S. 105–110 (abgerufen über De Gruyter
Online): Weder die masoretische Vokalisation des hebräischen Textes, noch die griechischen
Versionen sind bei der Ermittlung der iranischen Namen von Belang: The Septuagint to Esther
is totally ignorant here (ebd. S. 106)
19. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 18–20.28.
20. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 22.
21. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 24.29.
22. Shaul Shaked: Art. Esther, Book of, London / New York 1998, S. 655. (Online (https://iranicaonli
ne.org/articles/esther-book-of)); Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009,
S. 53f.
23. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 484. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart
2016, S. 383f.
24. Herodot: Historien 7,61.114; 9,109f.112.
25. Herodot: Historien 3,84.88.
26. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 383.
27. Xenophon: Hellenika 2,1,8–9.
28. Cicero: Pro lege Manilia 3,7.
29. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 94.
30. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 485.
31. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 384.
32. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 485f.
33. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 65.
34. Kristin De Troyer: Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments. Untersuchungen
zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte, Göttingen 2005, S. 41.
35. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 486.
36. Harald Martin Wahl: „Jahwe, wo bist du?“ Gott, Glaube und Gemeinde in Esther, 2000, S. 7.
37. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 231–233.
38. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 386f.
39. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 24–30. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S.
384f. Hanna Liss: Das Buch Ester, Heidelberg 2019, S. 454.
40. Minuskeln 19, 93, 108 und 319; Minuskel 392 bietet einen Mischtext. Zur Datierung vgl. Beate
Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 6.
41. Der Alpha-Text wird auch als A-Text oder (in der älteren Forschung) als Lukianischer Text
bezeichnet.
42. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 8f. Kristin De Troyer: Die Septuaginta und die Endgestalt
des Alten Testaments. Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte,
Göttingen 2005, S. 87f.120.
43. Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung Fribourg / Göttingen
2009, S. 73.
44. Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung, Fribourg / Göttingen
2009, S. 66.
45. Vgl. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 489.
46. Markus Witte: Das Esterbuch, Göttingen 2019, S. 492f, Zitat S. 492.
47. Benjamin Ziemer: Kritik des Wachstumsmodells: die Grenzen alttestamentlicher
Redaktionsgeschichte im Lichte empirischer Evidenz, Leiden 2020, S. 442.
48. Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung Fribourg / Göttingen
2009, S. 69.
49. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 597.
50. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 598.
51. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 605.
52. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 600.
53. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 604.
54. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 601f.
55. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 602.
56. Septuaginta Deutsch, Stuttgart 2009, S. 606.
57. Harald Martin Wahl: „Jahwe, wo bist du?“ Gott, Glaube und Gemeinde in Esther, 2000, S. 4.
58. Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung Fribourg / Göttingen
2009, S. 69f.
59. Der Alpha-Text nennt den König von der Septuaginta abweichend Assveros, was eine korrekte
Wiedergabe von hebräisch ׁ‫אחַשְׁו ֵרוֹש‬ֲ ’ǎḥašwerôš darstellt. Vgl. Septuaginta Deutsch, Stuttgart
2009, S. 594.
60. Marie-Theres Wacker: "Three faces of a story". Septuagintagriechisches und
pseudolukianisches Estherbuch als Refigurationen der Esther-Erzählung Fribourg / Göttingen
2009, S. 70f.
61. Daniel Stökl-Ben Esra: Qumran: Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum, Mohr
Siebeck, Tübingen 2016, S. 180.
62. Hier referiert nach: Michael G. Wechsler: Art. Esther (Book and Person) IIA. Second Temple
and Hellenistic Judaism. In: Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 8. Walter de
Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 13–19, hier Sp. 15f. (abgerufen über De Gruyter Online)
63. Michael G. Wechsler: Art. Esther (Book and Person) IIA. Second Temple and Hellenistic
Judaism. In: Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin /
Boston 2014, Sp. 13–19, hier Sp. 18. (abgerufen über De Gruyter Online) Vgl. Michael G.
Wechsler: Two Para-Biblical Novellae from Qumran Cave 4: A Reevaluation of 4Q550. In:
Dead Sea Discoveries 7/2 (2000), S. 130–172.
64. Kristin De Troyer: Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments. Untersuchungen
zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte, Göttingen 2005, S. 92.
65. Michael G. Wechsler: Art. Esther (Book and Person) IIA. Second Temple and Hellenistic
Judaism. In: Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin /
Boston 2014, Sp. 13–19, hier Sp. 16f. (abgerufen über De Gruyter Online)
66. Louis H. Feldman: Hellenizations in Josephus’ Version of Esther. In: Transactions and
Proceedings of the American Philological Association 101 (1970), S. 143–170, hier S. 162f.
67. Günter Stemberger: Judaica Minora, Teil 1: Biblische Traditionen im rabbinischen Judentum.
Mohr Siebeck, Tübingen 2010, S. 238.
68. Eliezer Segal: Art. Esther (Book and Person) IIB. Rabbinic Judaism. In: Encyclopedia of the
Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 19–21.
(abgerufen über De Gruyter Online)
69. Barry Dov Walfish: Art. Esther (Book and Person) IIC. Medieval Judaism: General. In:
Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014,
Sp. 21–24. (abgerufen über De Gruyter Online)
70. Yehuda Shurpin: How Could Esther Marry a Non-Jewish King? (https://www.chabad.org/holida
ys/purim/article_cdo/aid/628769/jewish/How-Could-Esther-Marry-a-Non-Jewish-King.htm),
Chabad.org.
71. Irvin Ungar: The Arts: Arthur Szyk and His Books of Esther (https://www.hadassahmagazine.or
g/2010/02/21/arts-arthur-szyk-books-esther/). In: Hadassah Magazine, Purim 2010: In the
illumination where Haman hangs from the gallows that he had prepared for Mordechai, Szyk
painted himself into the work observing the scene, with hamantaschen in hand, while inscribing
the Hebrew words: “The people of Israel will be liberated from their persecutors.”
72. Abraham Geiger’s Nachgelassene Schriften. Herausgegeben von Ludwig Geiger. 4. Band.
Louis Gerschel, Berlin 1876 (Digitalisat (http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/conten
t/pageview/873337))
73. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIE. Modern Judaism. In: Encyclopedia of the
Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 27–30, hier Sp.
28f. (abgerufen über De Gruyter Online)
74. Hier zitiert nach: Felix Schölch: Kritiken über mich. Das Rezensionen-Sammelalbum des
Schriftstellers Schalom Ben-Chorin. In: Yearbook for European Jewish Literature Studies 6/1
(2019), S. 267–290, hier S. 280. (abgerufen über De Gruyter Online)
75. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIE. Modern Judaism. In: Encyclopedia of the
Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 27–30, hier Sp.
28. (abgerufen über De Gruyter Online)
76. Michael A. Meyer: Antwort auf die Moderne: Geschichte der Reformbewegung im Judentum.
Böhlau, Wien u. a. 2000, S. 481.
77. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIE. Modern Judaism. In: Encyclopedia of the
Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 27–30, hier Sp.
29f. (abgerufen über De Gruyter Online) Vgl. Alicia Ostriker: Back to the Garden: Reading the
Bible as a Feminist. In: Jeffrey Rubin-Dorsky, Shelley Fisher Fishkin (Hrsg.): People of the
Book: Thirty Scholars Reflect on Their Jewish Identity. The University of Wisconsin Press,
Madison 1996, S. 64–77, hier S. 67.
78. Hanna Liss: Das Buch Ester, Heidelberg 2019, S. 455.
79. Clemens von Alexandria: Stromata 4,119 (https://bkv.unifr.ch/works/172/versions/191/divisions/
109305/RXN0aGVy#fn:2632) (Übersetzung: BKV).
80. Ein Bruchstück aus dem neununddreißigsten Festbriefe des heil. Athanasius (Übersetzung:
BKV): „Allein wenigstens der größern Genauigkeit wegen füge ich nothwendiger Weise auch
noch dieses meinem Schreiben bei, daß es nämlich ausser diesen auch noch andere Bücher
gibt, welche zwar nicht in den Canon aufgenommen, aber von den Vätern für diejenigen zum
Lesen vorgeschrieben sind, welche erst eintreten, und in dem Worte der Frömmigkeit
unterrichtet werden wollen. Diese sind die Weisheit Salomons, und die Weisheit Sirachs,
Esther, Judith, Tobias, die sogenannte Lehre der Apostel, und der Hirt.“
81. Hieronymus: Biblia Sacra Vulgata, Band 2, hrsg. von Andreas Beriger, Widu-Wolfgang Ehlers,
Michael Fieger (= Sammlung Tusculum). Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2018, S. 1278.
(abgerufen über De Gruyter Online).
82. Jo Carruthers: Esther Through the Centuries, Malden u. a. 2008, S. 13.
83. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIA. Patristics and Western Christianity. In:
Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014,
Sp. 30–34. (abgerufen über De Gruyter Online)
84. Tracy Adams: The Life and Afterlife of Isabeau of Bavaria. The Johns Hopkins University
Press, Baltimore 2010, S. 77f. Nicole Hochner: Imagining Esther in Early Modern France. In:
The Sixteenth Century Journal 41/3 (2010), S. 757–787, hier S. 763f.
85. Isaac Kalimi: Martin Luther, die Juden und Esther. Bibelinterpretation im Schatten der
Judenfeindschaft. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 71/4 (2019), S. 357–394,
hier S. 357.
86. WA.Tr 1,208,29–31. Hier zitiert nach: Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 388.
87. WA 18,666,24–25. Vgl. Harald Martin Wahl: Das Buch Esther, Berlin / New York 2009, S. 36.
88. James A. Loader: Das Buch Ester. (= Das Alte Testament Deutsch. Band 16/2 der
Neubearbeitung) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1992, S. 203.
89. Heinrich Ewald: Geschichte des Volkes Israel bis Christus, Erster Band, Göttingen 1843, S.
255.
90. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIA. Patristics and Western Christianity. In:
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Sp. 30–34. (abgerufen über De Gruyter Online)
91. Werner H. Schmidt: Einführung in das Alte Testament (De-Gruyter-Lehrbuch). Walter de
Gruyter, 5., erweiterte Auflage Berlin / New York 1995, S. 323. (abgerufen über De Gruyter
Online)
92. Erich Zenger: Das Buch Ester, Stuttgart 2016, S. 388.
93. Beate Ego: Ester, Göttingen 2017, S. 3f.
94. Ori Z. Soltes: Art. Esther (Book and Person) VI. Visual Arts. In: Encyclopedia of the Bible and
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96. Ernst van de Wetering: A Corpus of Rembrandt Paintings V: The Small-Scale History
Paintings. Springer, Dordrecht 2011, S. 635–646, besonders S. 635.
97. Ori Z. Soltes: Art. Esther (Book and Person) VI. Visual Arts. In: Encyclopedia of the Bible and
Its Reception, Band 8. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, Sp. 42–48, hier Sp. 42 und 44.
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98. Elliott Horowitz: Art. Esther (Book and Person) IIE. Modern Judaism. In: Encyclopedia of the
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99. Francisco-Javier Ruiz-Ortiz: The Dynamics of Violence and Revenge in the Hebrew Book of
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