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314

Scheiben und Platten


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Hochrainer, Institut für Festigkeitslehre

u www.tugraz.at
315
Scheiben

Als Scheiben bezeichnen wir ebene Bauteile


• bei denen eine Dimension (im Weiteren als
Dickendimension bezeichnet) deutlich kleiner ist, als
die beiden anderen
• bei denen (nichttriviale) Belastungen und Verschieb-
ungsrandbedingungen nur in der Bauteilebene
vorgeschrieben sind.
In Scheiben herrscht definitionsgemäß ein ebener
Spannungszustand (ESZ, keine Spannungen in
Dickenrichtung).
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316
„Scheiben“ mit ebenen Verzerrungszustand

Oft werden auch zweidimensionale Probleme, die einen


ebenen Verzerrungszustand (EVZ) garantieren als
Scheiben bezeichnet. Ein solcher liegt bspw. vor
• wenn eine Dimension deutlich größer (als unendlich
angesehen) ist, als die beiden anderen
• bei denen (nichttriviale) Belastungen und Verschieb-
ungsrandbedingungen nur in der Bauteilebene
vorgeschrieben sind.
Ein ebener Verzerrungszustand liegt auch in der
Symmetrieebene entsprechend belasteter dicker
Bauteile vor.

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317
Konvention für Indexnotation

Ebene Probleme können mit nur zwei Koordinaten beschrieben


werde.
Wenn wir das ebene Problem als Teil eines dreidimensionalen
Problems betrachten, seien im Weiteren immer die ersten beiden
Indizes jene in der Scheibenebene.
Wir arbeiten also mit zweidimensionalen Vektoren und Tensoren.
Um das in der Indexnotation sichtbar zu machen, kennzeichnen
wir Indizes die nur die Werte 1 und 2 durchlaufen im Folgenden
mit griechischen Kleinbuchstaben .
Diese Konvention wird auch für Platten und Schalen verwendet
werden.

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318
Volumenlast bei ebenen Problemen

In beiden Scheibenfällen (ESZ und EVZ), werden keine


Belastungen in Dickenrichtung zugelassen. Also ist
auch eine etwaige Volumenlast von der Form
f 
  1
f   f2 
0
 
  
oder in Indexnotation f  f i ei  f e .

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319
Erhaltungsgleichungen

Die Drehimpulserhaltung macht offensichtlich auch den


zweidimensionalen Spannungstensor in der Ebene
symmetrisch, also
     .
Im ebenen Spannungszustand gilt offensichtlich
 ji , j    ,   f .
Beim ebenen Verzerrungszustand tritt zusätzlich die
Normalspannung in Dickenrichtung auf. Diese ist
jedoch in Dickenrichtung konstant, weshalb ist.
Daher gilt auch hier  ij ,i    ,  f  .
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320
Erinnerung Hookesches Gesetz

Die Materialgesetze für EVZ und ESV leiten sich aus


dem dreidimensionalen isotropen Hookeschen Gestz
ab:
  11     2    0 0 0   11 
     

 22   *   2  0 0 0    22 
  33   * *   2 0 0 0    33 
   
  23   * * *  0 0   2 23 
  31   * * * *  0   2 31 
     
  12   * * * * *    212 
Mit Laméschen Konstanten   E E
; 
1  1  2  2 1  
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321
Materialgesetz EVZ

Durch Weglassen verschwindender Zeilen und Spalten


folgt   11     2  0

     11 
 22       2 0  
   22 
  33     0 
     212 
  12   0 0 
Die Spannung in Dickenrichtung ist jedoch keine
unabhängige Variable, denn es ist

 33   11   22 
2    

Sie wird daher weggelassen (siehe nächste Folie)


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322
Materialgesetz EVZ

Das Materialgesetz für den EVZ hat damit die Form


  11     2   0   11 
     
 22    
   2 0     22 
   0 0    212 
 12  

Mit E-Modul und Querkontraktionszahl gilt


    3  2 
 1  0   11  E
  11   
  E    
  22   1  1  2    1  0     22 

   1  2   212  
 12   0 0  2   
 2 

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323
Materialgesetz ESZ

Beim ebenen Spannungszustand gilt


0   33    11   22      2   33
und daher
 
 33   11   22    11   22 
   2  1 
Damit folgt
 1  2  1  2  
   2  0  
1  1 
  11     11  1  0   11 

  

1  2  
1  2   2   
0     22  
E 
 1
 
 
 22    1  1  2 
0 
  
  2  1  
22
   1    2 
 12   0 0    12   0 0   12 
   2 
 
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324
Indexschreibweise

Die je drei Komponenten der Spannungen und


Dehnungen sind auch beim ESZ und EVZ jeweils
Tensorkomponenten. Wir können die Materialgesetze
daher wie folgt in Indexnotation formulieren
EVZ:
E E
EVZ
C                               
1  1  2  2 1  

ESZ:
1  2            E    E     
ESZ
C        1  2   2 1        
1      

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325
Zusammenfassung EVZ und ESZ

Kräftegleichgewicht
  ,   f  0

Momentengleichgewicht
    
Kinematik (kleine Deformationen)
1
    u ,   u , 
2
Materialgesetze
   C
EVZ
   C
EVZ
 u ,

   C
ESZ
   C
ESZ
 u ,

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326
Analogie zwischen 3D und 2D Scheiben

Die gesamte Theorie der räumlichen FE überträgt sich


folglich vollständig auf Scheiben, wenn der Laufbereich
der Indizes auf 1,2 eingeschränkt wird und die dem EVZ
und ESZ entsprechenden Elastizitätstensoren
eingesetzt werden.
In beiden Fällen sind die Randbedingungen durch
Flächenkräfte und Verschiebung in der Scheibenebene
vollständig definiert,
 
t  t e
und
 
u  u e
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327
Schwache Formulierung für Scheiben

Die schwache Form für Scheiben entspricht mutas


mutandis jener der dreidimensionalen Elastizität:
EV( S ) Z     I   
     ,    ,           x  d   t  x , t  vI  x  dA
I
C x u x , t v x d f x , t v
   N

Die Finite-Elemente-Diskretisierung erfolgt mit


zweidimensionalen kartesischen Vektorfeldern als
Ansatzfunktionen, wie im Foliensatz 8 auf den Folien
169–179 skizziert.

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328
Plattentheorie

Als Platten bezeichnen wir flache, ebene Bauteile, die


ausschließlich durch eine Flächenlast (Druck) in
Dickenrichtung belastet wird.
p(x,y)

pΔA x

z ΔA Δx
Δy

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329
Gleichgewicht am Plattenelement

Wenn die Platte im Gleichgewicht ist,


so ist auch jedes ihrer Teile im
Gleichgewicht.
Für ein Teilgebiet sei die
p  x, y   h h
 , 
Platte .  2 2
x
Wir nehmen eine von der 

n

q n
Schnittrichtung in der Plattenebene
z
abhängige Querkraft(-liniendichte)
y
an:

q n

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330
Zusammenhang zum Spannungstensor
(Äquivalenzbedingung)
p  x, y 
Die Querkraftliniendichte ergibt sich an
einer Schnittfläche als Integral über die x
-Komponente des Spannungsvektors: n
q  n
h h

 2
 2
q n   z d z 
t  n    n d z
z z
h h
 
2 2 y
Mit dem Vektor
h
2
q   
h
z dz

2

gilt

q  n   q n .  xz
 yz

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331
Infinitesimales Gleichgewicht am
Plattenelement
Kräftegleichgewicht in -Richtung

 p  x, y  d x d y 



q n  d s  0

Durch den linearen Zusammenhang zwischen p  x, y 


Normale und Querkraft

q  n   q n x

 n
q n
folgt mit dem Gaußschen Integralsatz
z

q ,  x, y    p  x, y   div q   p y

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332
Momentengleichgewicht am Plattenelement

Die Drucklast erzeugt um den p  x, y 

(willkürlichen) Koordinatenursprung
x
nur Momente um die - und - Achse.  
 m n 
n
Das Gleiche gilt für die äußere
Querkraft .  z
q n
y
Wir nehmen daher an, dass es einen
von der Schnittrichtung abhängigen
(ebenen) Momentenvektor gibt,
der im Integral das Momenten-
gleichgewicht herstellt.
(Momentenliniendichte)
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333
Zusammenhang zum Spannungstensor
(Äquivalenzbedingung)
Biege und Torsionsmomente resultieren aus Normal-
bzw. Schubspannung
h h

 2
 2
m  n     zdz 
t  n    n z d z
h h
 
2 2 mxx
myy
Mit den Tensorkomponenten  yy
 xx
h
2
m     z d z
h

2

folgt der lineare Zusam-


menhang myx
mxy

 xy
 yx
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334
Komponenten des Momentenvektors

Achtung: die Indizierung des Momenten-


vektors (zweiter Index des Tenors) der
Plattentheorie ist nicht konform mit der x
üblichen Konvention für Momentenvektoren!
y
So bezeichnet ( steht für oder ) myy
mxx

• das Moment um die negative -


Achse und
• das Moment um die positive -
x
Achse.
y
Die Indizierung folgt jener der mxy
myx
zugeordneten Spannungskomponenten.
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335
Momentengleichgewicht am Plattenelement

Moment um die -Achse


 
 yp  x, y  d x d y 



yq  n  d s  

my  n  d s  0

Moment um die -Achse


 
  xp  x, y  d x d y   xq  n  d s   mx  n  d s  0
  

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336
Umformung mittels Kräftegleichgewicht

Wir betrachten den ersten Term des Moments um die -


Achse und nutzen q   x, y    p  x, y  ,

 qx q y 
 yp d x d y     x  y  d x d y
y

   yqx  y   yq y  y 
    qx   qy  d x d y

 x x  y y 
 
    yqx nx  yq y n y  d s   q y d x d y
 

 yq  n  d s   q y d x d y
 

Es folgt
 
 yp d x d y   yq  n  d s   my  n  d s  0
  

  m nd s   q

y

y d xd y  0

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337
Infinitesimales Momentengleichgewicht

Wie gesehen ist das Momentengleichgewicht um die -


Achse äquivalent zu

  d s   q d xd y  0
m

n y

y

Analog folgt für Gleichgewicht um -Achse



 m xn d s   q d xd y  0
x
 

Mit dem Tensor , für den gilt, folgt aus


dem Gaußschen Integralsatz

m   x, y   q  x, y 
,  div m  q 

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338
Zusammenfassung Erhaltungsgleichungen

Wir stellen die Erhaltungsgleichungen der Platte jenen


des Balkens gegenüber
Platte Balken

Kräfte q ,  x, y    p  x, y  Q,x  x    q  x 

Momente m ,   x, y   q  x, y  M ,x  x   Q  x 

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339
Kinematik der Plattenverformung

Ähnlich wie bei der Biegetheorie werden vereinfachende kinematische


Annahmen gemacht, welche die Plattenverformung beschreiben.
1. Annahme: Kleine Auslenkung
 Verschiebung der Plattenmitte findet nur in -Richtung statt. Diese
Verschiebung wird mit bezeichnet.
2. Annahme: Querschnitte erfahren reine Drehung um kleine Winkel in -
Ebene und in -Ebene . (Ähnlich wie beim Momentenvektor
entspricht der Index nicht der Drehachse!)
Das Verschiebungsfeld ergibt sich näherungsweise (vgl. Balken) zu

 z x ( x, y ) 
  
u   z y ( x, y ) 
 w( x, y ) 
 

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340
Kinematik der Plattenverformung

Damit folgt der Verzerrungstensor als


  x z   x  y  1 w  
z    x  
 x 2  y x  2 x  
  y 1 w  
ε * z  y  
 y 2 y  
 
 * * 0 
 
 

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341
Kirchhoffsche Plattentheorie

Ähnlich wie bei der Balkentheorie treten mit obiger Kinematik


Schubverzerrungen auf
 w   w 
 xz    x   ,  yz    y   ,
 x   y 
welche konstante Schubspannungen zur Folge hätten, die
nicht möglich sind.
Die Kirchhoffsche Normalenhypothese überträgt die Annahme von
Bernoulli in beide Richtungen und koppelt die Drehungen an die
Neigungen, also
w w
x   , y   .
x y
Diese Theorie wird gleichfalls als Schubstarr bezeichnet.

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342
Verzerrungsgrößen bei Normalenhypothese

Wir erhalten damit die Komponenten des


Verzerrungstensors
2w 2w 2w
 xx   z 2 ;  yy   z 2 ;  xy   z
x y xy
2w
Oftmals wird mit Scherung gearbeitet:  xy  2 xy  2 z
xy
Als globale (unabhg. von ) Verzerrungsgröße fungiert der
Krümmungstensor , mit den Komponenten
2w
k   w,
x x

Es gilt

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343
Zusammengefasste Erhaltungsgleichung

Da bei der Kirchhoffschen Plattentheorie nur eine


Unbekannte gesucht wird, ist eine Erhaltungsgleichung
ausreichend. Diese ergibt sich durch Kombination von
Kräfte- und Momentengleichgewicht m ,  x, y   q  x, y 
zu
p  q ,    m ,  ,  m ,

 2 mxx  2 mxy  2 m yy Vgl. beim Balken


p 2 
x 2
xy y 2 M ,xx   q

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344
Materialgesetz

Mit der Normalenhypothese treten keine


Schubspannungen in -Richtung auf. Auch eine etwaige
Normalspannung in -Richtung ist viel kleiner als die
Spannungen innerhalb der Plattenebene.
Wir legen daher das Materialgesetz für einen ebenen
Spannungszustand zu Grunde.
E
2  xx
 xx     yy 
1 
E
 yy 
1  2
 yy  xx 
E
 xy   xy
2 1   
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345
Materialgesetz für Momentenkomponenten

Mit der Normalenhypothese folgt


Ez   2 w 2w  Ez   2 w 2w   Ez  2 w
 xx  2 
  2  ,  yy   2 
  2  ,  xy 
1   x 2
y  1   y 2
x  1   xy

Einsetzen
h
in die Definition der Momentenkomponenten
 2
m  n      z d z
h

2

liefert
  2w 2w   2w 2w  2w
mxx  n    K  2   2  , m yy   K  2   2  , mxy   1   K
 x y   y x  xy
mit der Plattensteifigkeit
Eh3
K
12 1  2 
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346
Plattendifferentialgleichung

Mit
 2 mxx  2 mxy  2 m yy
p 2 
x 2
xy y 2
folgt schließlich die sogenannte biharmonische
Plattendifferentialgleichung
p 4w 4w 4w
 4  2 2 2  4  w
K x x y y

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347
Randbedingungen für die Platte

Rechts ist der gekrümmte Rand einer Platte


dargestellt. Am Punkt gibt es scheinbar drei
wesentliche Randbedingungen

und drei Kraftrandbedingungen für .


n
s
Allerdings ist die Verkippung entlang der
mnn w
Plattenkante durch die Neigung y mns

bereits festgelegt. z
𝑞

Außerdem trägt das Drillmoment zu einer Randbedingungen am Punkt P einer


effektiven Querkraft bei, die Platte [adaptiert nach Steinke]

direkt als Kraftrandbedingung verwendet wird


(vgl. schwache Form, Folien 351-352).

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348
Randbedingungen für die Platte

Als wesentliche Randbedingungen für die Platte werden


daher nur
die vertikale Verschiebung
und die Neigung zugelassen.
Als Kraftrandbedingungen können
die effektive Querkraft
und das Biegemoment gegeben sein.
Damit sind vier RB für die Differentialgleichung vierter
Ordnung gegeben.

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349
Randbedingungen für einige Lagerungsarten
einer Rechteckplatte

𝑞 𝑚

𝑞
𝑧

[adaptiert nach Steinke]

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350
Das Tonti-Diagramm der Kirchhoffschen
Platte
w0 w  w0
w p
n,0 n  n 0

2w m ,   p


k   w,
x x
mns
m  D k qn   qn0
k m
s qn0
mnn  mn0n
0
mnn

h3 ESZ h3  1  2  
D   C                  
12 12  1  
Dabei heißt D der Steifigkeitstensor der Platte.

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351
Schwache Form für Kirchhoffsche Platte

Wir nehmen eine vertikale virtuelle Verrückung an, mit


Neigungen am Rand und , die auf den
Diricheleträndern geeignete Nullrandbedingungen erfüllt.
Die virtuelle Arbeit bei gegebenem Momententensor ist
 m  ,  p  v d A      mnn  mnn
0
 n   mns  mns0  s   mnn,n  mns,s  qn0  v  d s
 

 W  W
Durch zweimalige partielle Integration folgt zunächst
 m  v d A   m v  d A   m
, , nn n  mns s   mnn ,n  mns ,s  v  d s

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352
Schwache Form der Kirchhoffplatte

Wir erhalten vorläufig die schwache Form


0    m v,  pv  d A    mnn
0
 n  mns0  s  qn0 v  d s
 

Wegen kann auf dem (glatten) Rand erneut eine


partielle Integration durchgeführt werden,
 m  d s   mns0 v, s d s   mns0 , s v d s.
0
ns s
 

Daher erhalten wir mit , die endgültige


schwache Form
0    m v,   pv  d A    mnn
0
 n  qn0 v  d s
 

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353
Finite Elemente für die Kirchhoffsche Platte

Analog zur Bernoullischen Balkentheorie führt die Forderung


nach stetigen Neigungen auch bei der Kirchhoffschen
Plattentheorie auf die Forderung der stetigen
Differenzierbarkeit der globalen Ansatzfunktionen.
Auch hier werden also Forderungen an die Funktion und ihre
Ableitungen gestellt, mithin Hermite-Elemente benötigt.
Im zweidimensionalen ist es deutlich aufwendiger, die
Forderung der stetigen Differenzierbarkeit zu erfüllen.
Neben dem unten vorgestellten vollständigen Argyris-
Dreieck (das voll konform ist) sind daher in der Praxis auch
verschiedene Elemente mit niedrigeren Anforderungen in
Gebrauch.

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354
Anforderungen an Plattenelemente

Für ein konvergentes Element ergeben sich neben der


Kompatibilität noch zwei Bedingungen, die die Ansatz-
funktionen für die Durchbiegung erfüllen müssen:
• Kompatibilität der Verschiebungsgrößen an den
Elementrändern.
• Starrkörperbewegungen des Elementes dürfen keine
Dehnungen und damit Spannungen im Element
hervorrufen.
• Konstante Dehnungs- und Spannungszustände müssen
durch die Ansatzfunktion darstellbar sein.

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355
Argyris Element (Freiheitsgrade)

Das Argyris-Dreieck hat 21 Freiheitsgrade. Dies sind die


Werte an den Ecken (3) die ersten Ableitungen an den
Ecken (2x3), die zweiten Ableitungen an den Ecken (3x3)
und die Normalenableitung auf den Seitenmittelpunkten (3).
 1 ,  2 ,  3 :  i  p  ,    p  ai  , i  1, 2, 3
p 1
 4 , ,  9 :  1 2i  j  p 1 ,  2     ai  , i  1, 2,3 j  1, 2
 j
2 p
 10 , ,  18 :  63i  j  k 1  p 1 ,  2     ai  , j  1, 2; k  1, j a3
 j  k
b3 b
2
p
 19 ,  20 ,  21 :  18i  p 1 ,  2     bi  , i  1, 2,3 a1 b1 a2
n
2

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356
Argyris Element (Ansatzfunktionen)

Der Raum der Ansatzfunktionen ist der 21 dimensionale


Raum der Polynome fünften Grades. Die Koeffizienten der
Ansatzfunktionen , werden wie immer aus der
den Forderungen
 i  N j 1 , 2     δij
abgeleitet.
Die Polynome sind von der Form
N j 1 , 2    c1j  c2j1  c3j 2
c4j12  c5j1 2  c6j 22
c7j13  c8j12 2  c9j1 22  c10j  24
c11j 14  c12j 13 2  c13j 12 22  c14j 1 23  c15j  24
c16j 15  c17j 14 2  c18j 13 22  c19j 12 23  c20j 1 24  c21j  25
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357
Eigenschaften des Argyris Elements

Das Argyris Element erfüllt alle Anforderungen eines


konvergenten Elementes
• Kompatibilität der Verschiebungsgrößen
• Spannungsfreie Starrkörperbewegungen
• Konstante Dehnungs- und Spannungszustände
Trotz dieser idealen Eigenschaften hat es sich nicht in der Praxis
durchsetzen können, da
• es eine hohe Anzahl Freiheitsgrade pro Element besitzt,
• Randbedingungen für zweite Ableitungen erforderlich sind,
• ein stetiger Verlauf der Krümmungen Voraussetzung ist,
weshalb keine Dickensprünge und Materialwechsel in der
Platte beschrieben werden können.
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358
Nichtkonforme Elemente für die
Kirchhoffsche Plattentheorie
Wegen der genannten Probleme mit dem Argyris Element
haben sich in der Praxis unterschiedliche nichtkonforme
Elemente für die Kirchhoffsche Platte durchgesetzt.
Ansätze dafür gibt es zum Beispiel von Tocher [1963],
Morley [1968], Bazeley [1965], Specht [1988] und anderen.
Vergleiche hierzu etwa [Steinke].

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359
Reißner-Mindlin Plattentheorie

Die Reißner-Mindlinsche (RM) Plattentheorie (tatsächlich


sind die Theorien von Reißner und Mindlin eng verwandt
aber nicht gleich) ist die natürliche Übertragung der
Timoschenkoschen Balkentheorie auf Platten.
Die Erhaltungsgleichungen für die RM-Theorie sind genau
wie bei der Kirchhoffschen Theorie.
Die Kinematik betrachtet die Absenkung und die
Neigungen und als unabhängig.
Auch hier wird zur Umgehung der Inkonsistenz bei den
Schubspannungen ein Schubkorrekturfaktor eingeführt.

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360
Schubkorrekturfaktor

In der RM-Theorie wird mit dem Schubkorrekturfaktor eine


effektive (Schub-)Höhe der Platte assoziiert
hS

h
Damit wird folgende Beziehung zwischen der Querkraft in
einem Schnitt mit Normaler und den Schubverformungen
hergestellt:
h
 w   w   w 
qn     z n dh   Gh 
2
h    n   Gh   n   GhS   n 

2  x   n   n 

Insbesondere gilt
 w 
q  GhS      GhS  w,      Gh  w,   

 x 
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361
Kräftegleichgewicht der Reißner-Mindlin-
Theorie
Die Erhaltungsgleichung
q ,  x, y    p  x, y 

für die Vertikalkraft ergibt sich damit zu


  w 
 Gh        p
  x   ,

Für die hierin auftretenden Scherkomponenten schreiben wir


auch
  3  w,  

so dass gilt
 Gh  3 ,   p
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362
Momentengleichgewicht der Reißner-Mindlin-
Theorie (Kinematik)
Für das Momentengleichgewicht erinnern wir uns zunächst,
dass gilt
  x z   x  y  
z   
 x 2  y x  
   
 
 y 
 * z 
 y 

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363
Momentengleichgewicht der Reißner-Mindlin-
Theorie (Materialgesetz)
Ohne Normalenhypothese folgt
Ez   x  y  Ez   y  x   Ez   x  y 
 xx   2 
   ,    2 
   ,     
  
1   x y 
yy
  
1   y x 
xy
1     y x 

Einsetzen in Definition der Momentenkomponenten liefert


    y    y  x    x  y 
mxx  n    K  x   , m yy   K     , m xy      
1   K 
 x y   y x   y x 

mit der Plattensteifigkeit


Eh3
K
12 1  2 

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364
Momentengleichgewicht der Reißner-Mindlin-
Theorie
In Analogie zur Kirchhoffschen Theorie definieren wir
den Krümmungstensor
  x 1   x  y  
   
x 2  y x   1
 k   

 y 
 k 
2
 ,    , 
 * 
 y 

Damit gilt wie vorher m  D k


und aus dem Momentengleichgewicht
m ,   x, y   q  x, y 

folgt  D k     Gh  w    


, ,

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365
Starke Form der Reißner-Mindlin-Theorie

Wir fassen zusammen:


Erhaltungsgleichung Kinematik Materialgesetz
q ,  x, y    p  x, y    3  w,   q   Gh  3

1
m ,   x, y   q  x, y   
2
 ,   ,  m  D k

Starke Form Vergleiche Timoschenko-Balken


 Gh  3 ,   p  GA  w '     q

D  k    Gh  w,   


,
 EI   x     GA  w ' 

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366
Das Tonti-Diagramm der Reißner-Mindlin
Platte
w0 w  w0 w
p
0
   0 

q ,   p
  3  w,  
1 m ,  q
k   ,    , 
2
q   Gh  3 qn  qn0
3 q qn0
k m  D k m mn  mn0 mn0

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367
Schwache Form

Die virtuelle Arbeit enthält wiederum einen Biegeanteil


  D k     Gh 

, 3
 d A
 
und einen Schubanteil
  Gh  3 ,  p  v d A

Gaußscher Integralsatz im Biegeanteil führt auf


   D k     Gh     d A    D k   n d s

, 3

Gaußscher Integralsatz im Schubanteil führt auf


  Gh  3 ,  p  v d A     Gh  3v,  pv  d A    Gh  3vn d s
  

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368
Biege- und Schubsteifigkeit

Wie beim Timoschenko-Balken fassen wir die


Volumenintegrale zusammen und unterscheiden darin die
Biege- und Schubanteile.
  D k     Gh     v   d A

, 3 ,

Biegeanteil Schubanteil

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369
Shear locking

Für einfache Ansatzfunktionen für Verschiebung und die


Verdrehungen zeigen auch Finite-Elemente für die
Reißner-Mindlin-Theorie das Phänomen des Shear-Locking:
Bei niedriger Polynomordnung für wird auch hier die
Schubsteifigkeit stark überschätzt.
Die Rezepte zur Vermeidung des Shear-Locking ähneln
jenen bei der Timoschenko-Theorie
• Höhere Polynomgrade
• Feinere Vernetzung
• Reduzierte Integration
• Vernachlässigung der Schubsteifigkeit
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