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Ausblick 3.

Quartal 2010
Orientierung gefragt
Editorial

Orientierung gefragt

Dr. Helmut Kaiser,


Globaler Chefanlagestratege

Liebe Anlegerin, lieber Anleger,

die Risikobereitschaft der Anleger, die vor allem durch momentanen Deflationsängste übertrieben. So setzt
die fortgesetzte konjunkturelle globale Erholung und sich die Erholung der US-Wirtschaft fort, die Binnen-
ausgezeichnete Unternehmensgewinne sowohl in den nachfrage in China und auch in Brasilien erreicht zwei-
USA als auch in Deutschland unterstützt wurde und bis stellige Zuwachsraten. In Anbetracht der aktuellen
Ende April zu einer 13-monatigen Rallye an den Märkten Marktturbulenzen dürften die wichtigsten Notenban-
für riskantere Anlagen geführt hatte, wurde in den letz- ken in den G7-Staaten zudem noch längere Zeit an ihrer
ten Wochen auf eine harte Probe gestellt. Angst vor lockeren Geldpolitik festhalten, was die Frage nach
Zahlungsausfällen bei Staatsanleihen in Süd- und Ost- den Alternativen nahezu zinsloser Geldmarktanlagen
europa sowie anhaltende Diskussionen um den Erhalt provoziert. Darüber hinaus empfehlen wir für die zweite
der Eurozone als Ganzes führten vor allem im Mai zu Jahreshälfte 2010 folgende Investmentstrategien:
deutlichen Einbußen auf den internationalen Aktien-
märkten, Ausweitungen von Kreditspreads, einem star- Schwellenmarktaktien und -anleihen vor allem aus
ken Anstieg der Volatilitäten und einer rasanten Euro- Asien weiter aufbauen: Die Schwellenmärkte profitie-
Abwertung – die Deflationsängste aus 2008 sind zurück. ren weiterhin von einer starken Erholung der Wirt-
schaftstätigkeit. Zudem verfügen sie angesichts ihres
Investoren brauchen in diesem volatilen und von starken niedrigen Verhältnisses von Schulden zu BIP im Ver-
Emotionen geprägten Investmentumfeld Orientierung. gleich zu den Industrienationen über einen solideren
Zwei maßgebliche Faktoren gilt es für sie zu berück- Haushalt. Überdies werden sich die Schwellenmarkt-
sichtigen: ihren individuellen Zeithorizont und ihr Risi- währungen wahrscheinlich weiterhin aufwerten.
koprofil. Investoren, die keine überdurchschnittlich er-
höhte Volatilität in ihren Portfolios wünschen oder die Deutsche Exportwerte übergewichten: Da sich der Euro
nur für einen kurzen Zeitraum anlegen möchten, raten derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit 2006 befindet,
wir zu kurzfristigen liquiden Anlagen und zur Risikore- dürfte der deutsche Export von einer größeren Wettbe-
duzierung. Anlegern, die größere Volatilität bei den werbsfähigkeit und attraktiven Bewertungen profitieren.
Mark-to-Market-Bewertungen in Kauf nehmen können
oder die einen mittleren bis langen Anlagehorizont be- Weiterhin auf US-Aktien setzen: Die Unternehmenser-
sitzen, empfehlen wir, nach den teilweise massiven gebnisse übertreffen weiterhin die Erwartungen (auf
Kursabstürzen auf einigen Märkten Gelegenheiten zum Umsatz-, Gewinn- und Margenebene), und die Bewer-
Positionsaufbau zu nutzen. Die derzeitige Situation bie- tungen sind überaus attraktiv im historischen Kontext.
tet insbesondere für jene Anleger, die an der Aktien-
und Kreditmarktrallye von 2009 nicht partizipiert
haben, äußerst günstige Gelegenheiten, um ihr Risiko- Ihr
exposure allmählich zu erhöhen.

Trotz momentan gedrückter Stimmung in Euroland


weisen wir erneut darauf hin, dass die Fundamental-
faktoren, vor allem in den USA und den Schwellen-
märkten, weiterhin attraktiv ausfallen – hier sind die

2 Ausblick 3. Quartal 2010


Vermögensaufteilung

Vermögensaufteilung und Assetklassenübersicht

Aktuelle Vermögensaufteilung des Global Investment Committee

Unternehmensanleihen / Emerging-Markets-Anleihen*

Staatsanleihen Restriktionsfreie Strategie basierend auf


der Vermögensaufteilung des Global In-
Liquidität
vestment Committee mit Fokus auf Werter-
Rohstoffe / Währungen halt und inflationsbereinigtem Vermögens-
zuwachs. Das abgebildete Portfolio stellt
Immobilien / Infrastruktur
eine dynamische Strategie unter Berück-
9 3 4 sichtigung der aktuellen Marktlage dar.
5 Die Portfolioausrichtung basiert auf neun
Anlageklassen, die den Kategorien Aktien,
Renten und Alternative Investments zu-
25
Absolute Return / Hedgefonds 16 geordnet werden. Private Equity wird auf-
% grund der Erhöhung der Flexibilität be-
züglich der jeweiligen Liquiditätspräferenz
zu den Aktien gerechnet.
5
Private Equity
*inklusive Bankanleihen
11 22
Aktien Emerging Markets Quelle: Deutsche Bank, Global Investment Solutions.
Stand: 26.05.2010
Aktien Industrieländer

Aktien Industrieländer: Angesichts der positiven Wirt- Immobilien / Infrastruktur: Die gestiegene Nachfrage
schafts- und Ertragsperspektiven sowie günstiger Be- nach Gewerbeimmobilien defensiven Charakters hat
wertungen und anhaltend niedriger Zinsen sehen wir deren Anfangsrenditen regional merklich sinken lassen.
derzeit trotz der Schuldenproblematik günstige Ein- Eine deutliche Erholung der Mietmärkte erscheint un-
stiegschancen. Innerhalb der Eurozone bevorzugen wir wahrscheinlich für 2010. Dennoch bleiben Gewer-
aufgrund der Euro-Schwäche vor allem Exportwerte. beimmobilien attraktiv im Vergleich zu Staatsanleihen.

Aktien Emerging Markets (EM): Das strukturell relativ Rohstoffe / Währungen: Angesichts der erwarteten glo-
hohe Wachstums- und Gewinnpotenzial spricht für balen Konjunkturerholung sollte sich der Ölpreis wie-
einen nennenswerten Anteil in der Asset Allocation. der festigen. Bedenken über die Eurozone haben den
Die im Vergleich zu den entwickelten Märkten bessere Euro und andere zyklische Währungen unter Druck ge-
fundamentale Lage vieler EM (vor allem Verschuldungs- bracht (AUD, CAD, EM-Währungen). Dort rechnen
trend), der Gewinnausblick und die attraktive Bewer- wir mit einer Gegenbewegung, sobald sich die Märkte
tung sprechen für eine Erholung insbesondere der etwas beruhigen. Die Verluste im Euro sehen wir als
asiatischen EM. strukturell an und erwarten weitere Euro-Schwäche
auf Jahressicht.
Staatsanleihen: Die jüngste Rallye vor allem von US-
Staatsanleihen und Bundesanleihen wurde getragen Private Equity: Günstige Bewertungen und niedrige
von wachsender Verunsicherung über die Zukunft der Zinsen erzeugen ein attraktives Umfeld für das traditio-
Eurozone. Wir halten unsere Allokation niedrig, da wir nelle Private-Equity-Geschäft („Buyouts“). Zwar verfü-
erwarten, dass diese Bewegung nur temporär sein gen Private-Equity-Firmen derzeit über ein hohes Maß
wird. Die EUR-, aber vor allem die US-Renditen stehen an investierbarem Eigenkapital. Die Verfügbarkeit von
momentan nicht im Einklang mit den makroökono- Übernahmekrediten bleibt jedoch relativ gering.
misch positiven Perspektiven.
Hedgefonds: Wir bevorzugen eine ausgewogene Stra-
Unternehmensanleihen: Jüngste Kursrückgänge bei tegieallokation mit einer Favorisierung von Long / Short-
Unternehmensanleihen würden wir selektiv zum Auf- Equity und Event Driven. Wir halten indes an unserer
bau nutzen. Da Spreads von Anleihen aus dem Blue- vorsichtigen Einschätzung von Trendfolgemodellen
Chip-Segment vielfach nicht mehr sehr attraktiv sind, fest und empfehlen des Weiteren, reine Arbitragestra-
würden wir geringer bewertete Unternehmen trotz des tegien deutlich unterzugewichten.
höheren Risikos derzeit bevorzugen.

Ausblick 3. Quartal 2010 3


Makroumfeld & Globale Investmentstrategie

Von Dr. Helmut Kaiser und Dr. Elke Speidel-Walz

Auf Wachstumspfad mit ungleicher Verteilung

Das globale Wirtschaftswachstum bleibt stark, wird wirken könnte, besteht erst auf längere Frist. Die USA
aber immer ungleicher verteilt. Das stärkste Wachstum und Großbritannien sind eher anfällig für ein solches
weisen die USA, die asiatischen Emerging Markets Szenario als die Eurozone, wo wir eine lange Phase
und Brasilien auf, am unteren Ende steht Europa, wo niedriger Inflation beziehungsweise sogar Deflationsri-
eher noch Abwärtsrevisionen zu erwarten sind. Der siken erwarten. Der Inflationsausblick und die neuen
von den EU-Regierungen, IWF und EZB beschlossene globalen Unsicherheiten haben die Erwartungen erster
750-Mrd-Euro-Rettungsschirm ist eine außergewöhn- Zinserhöhungen auf frühestens 2011 verschoben. In
liche Maßnahme, um die Stabilität im Euroraum wie- Euroland rechtfertigt weder die schwache Konjunktur-
derherzustellen, die kurzfristig eine Stabilisierung der erholung noch der Inflationsausblick eine baldige Zins-
Risikoprämien erreichte. Mittelfristig erfordert die erhöhung, und die Euro-Krise hat zuletzt jegliche Wahr-
Glaubwürdigkeit des Euro-Systems aber klare Anreize scheinlichkeit einer Zinserhöhung in diesem Jahr
zur Budgetkonsolidierung. verschwinden lassen. Die Glaubwürdigkeit der EZB hat
unter der Entscheidung, direkte Käufe von Staatsanlei-
Wachstumsrisiken in Euroland hen zu tätigen, gelitten. Der Test für die EZB steht noch
Der strikte Sparkurs, der in den kleineren Ländern aus, wenn Käufe in großem Umfang notwendig wer-
schon eingeleitet wurde und 2011 auch in den Kernlän- den und die geldpolitische Neutralisierung dieser zu-
dern vorgesehen ist, ist zwar notwendig, um die Haus- sätzlichen Liquidität schwierig wird.
haltsdefizite auf finanzierbare Größen zu reduzieren, er
dämpft jedoch auch die Wachstumsaussichten Euro- Konsequenzen für die Anlagestrategie
lands trotz der positiven Wirkung des schwachen US-Staatspapiere und Bundesanleihen haben von der
Euros. Am besten fahren in diesem Umfeld die export- Eskalation der Euro-Krise und der Flucht in sichere Hä-
starken Länder (Deutschland), während die schulden- fen profitiert. Die Anleihekurse sind aber mittelfristig
geplagten und wenig wettbewerbsfähigen Länder korrekturanfällig trotz des vorerst weiter niedrigen In-
(Griechenland, Portugal, Spanien) auch 2011 kaum flationsausblicks. Hauptrisiken gehen vom global stei-
wachsen können. Im Gegensatz dazu boomt in den genden Angebot an Staatspapieren und von einer infol-
USA und in den großen Emerging Markets nicht nur ge der explodierenden Staatsschulden und langfristiger
die Export-, sondern auch die Inlandsnachfrage. Inflationsgefahren steigenden Risikoprämie aus.
Auf kurze Sicht könnte die Flucht in sichere Häfen
Inflationsrisiko allenfalls auf lange Sicht (Bundesanleihen) weiter anhalten. Aufgrund des nied-
In Euroland ist aufgrund der notwendigen restriktiven rigen Renditeniveaus rechnen wir aber mit Kursver-
Fiskalpolitik eher Deflation als Inflation ein realistisches lusten bei Staatsanleihen. Aktienmärkte sind im Um-
Szenario. Das Risiko, dass die stark steigende Staats- feld globaler Wachstumsstärke attraktiv, sofern es sich
verschuldung in fast allen Industrieländern inflationär um exportdominierte Märkte mit Absatzschwerpunkt
außerhalb Europas handelt (US-Markt, Deutschland,
BIP-Wachstum Emerging Markets in Asien und Lateinamerika). Mit
2008 2009 2010e 2011e
steigenden Kapitalmarktzinsen dürfte sich im Laufe
des Jahres 2011 die relative Attraktivität Renten / Ak-
%
tien wieder drehen. Sobald sich die Zinsen in Richtung
10
4 – 5 % bewegen, ist ein Wiedereinstieg in die Renten-
8 märkte überlegenswert.

6 Risikoszenario: Deflation in Euroland


Aus Sicht eines Euro-Investors ist das prominenteste
4
Risikoszenario eine Verschärfung der Verschuldungs-
2 und Vertrauenskrise in Euroland verbunden mit deflati-
onären Tendenzen. Hauptproblem ist der sehr schwa-
0 che Wachstumsausblick, der durch die notwendige
Sparpolitik noch verschlechtert wird, bzw. ein Teufels-
-2
kreis aus niedrigem Wachstum und steigenden Haus-
-4 haltsdefiziten. Die befürchtete inflationäre Wirkung
hoher Verschuldung kommt hier nicht zum Tragen.
-6 Erstens liegt die inländische Nachfrage aus struktu-
Welt USA Euroland UK Japan EM Latein-
Asien amerika rellem und zyklischem Grund am Boden (Überschul-
Quellen: Deutsche Bank, Global Investment Solutions;
dung der Haushalte in Portugal und Spanien, hohe Ar-
Deutsche Bank, Global Markets Research. Stand: 02.06.2010 beitslosigkeit, Reallohnverluste in Deutschland und
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
ähnliches). Zweitens spricht die Unabhängigkeit der
kator für die künftige Wertentwicklung. Zentralbank dagegen.

4 Ausblick 3. Quartal 2010


Währungen

Von Matthias Pannhorst

Eine schnelle Erholung des Euros ist nicht zu erwarten

Die Sorgen um den Fortbestand des Euros, die seit nun- rungen mit starker Rohstoffabhängigkeit und viele
mehr einem halben Jahr an den Märkten kursieren und Schwellenländerwährungen abgestraft. Die dahinter-
den Kurs der Einheitswährung immer weiter drücken, stehende Befürchtung ist, dass durch die Turbulenzen
sind nur schwer zu beruhigen. Trotz umfangreicher Ga- in Europa und die Notwendigkeit zu strikten Sparmaß-
rantiezusagen auf Ebene des Euro-Systems und einer nahmen in einem Großteil der Industrieländer der glo-
Vielzahl ambitionierter Sparpakete nationaler Regie- bale Wirtschaftsaufschwung gefährdet sein könnte.
rungen ist das Vertrauen der Märkte in die Institutionen Dies halten wir derzeit aber für wenig wahrscheinlich,
des Euros bislang nicht zurückgekehrt. vor allem, weil die meisten Ökonomen schon zum Ende
der Rezession erwartet haben, dass der globale Wachs-
Das Problem hoch verschuldeter Staaten wird sich nicht tumsbeitrag von Europa relativ gering sein würde.
kurzfristig lösen lassen. Auch wenn die derzeitige Defi-
zit- und Verschuldungssituation und die Projektionen Eine positive Meinung haben wir demnach gegenüber
für die weitere Entwicklung in den USA und Großbri- den Währungen vor allem asiatischer Schwellenlän-
tannien nicht wirklich solider sind (in Japan hingegen dern, die aus strukturellen Gründen langsam und län-
noch viel schlechter), hat der Markt im Moment einen gerfristig aufwerten sollten. Da wir außerdem eine po-
klaren Fokus auf die Probleme Europas. Neben der als sitive Preisentwicklung von Öl und anderen Rohstoffen
unklar empfundenen wirtschaftlichen Perspektive spielt erwarten, sollten auch die Dollarblock-Währungen (vor
dabei sicherlich auch eine Rolle, dass Europa sich nur allem CAD, aber auch AUD und NZD) wieder aufholen
schwer auf eine einheitliche politische Linie und Kri- können – umso mehr, als deren Fundamentaldaten
senstrategie festlegen kann, während beispielsweise sich vom Durchschnitt der Industrieländer positiv ab-
die USA als sehr viel homogener wahrgenommen wer- heben.
den. Auch dies wird sich nicht kurzfristig ändern.
Die Marktstimmung gegenüber dem britischen Pfund
Weitere Euro-Schwäche erwartet war vor den Unterhauswahlen im Mai sehr negativ.
Durch die Entwicklungen der letzten Monate sind zu- Durch die schnelle Regierungsbildung sowie die An-
dem schnelle Zinserhöhungen in Europa unwahr- kündigung von seitens vieler Analysten als glaubhaft
scheinlicher geworden. Wir gehen davon aus, dass die empfundenen Sparmaßnahmen hat sich die Meinung
EZB auch abseits der Zinspolitik die Liquiditätsversor- zu dieser Währung vielfach aufgehellt. Positiv zu sehen
gung der Märkte und vor allem des Bankensystems ist, dass die Politik der Bank of England etwas klarer
hochhalten wird, und zwar auf absehbare Zeit. Zuletzt geworden ist: In Anbetracht der Sparbemühungen ist
wurde zudem durch den direkten Ankauf von Staats- die Zentralbank offenkundig bereit, eine etwas höhere
anleihen ein weiterer, durchaus umstrittener Schritt Inflation zu tolerieren, um nicht durch eine straffere
unternommen, um die Rentenmärkte der europäischen Geldpolitik zusätzlichen Druck auf die Wachstumsper-
Peripherieländer zu stützen. Zumindest relativ gesehen spektiven des Landes auszuüben.
macht all dies den Euro weniger attraktiv im Vergleich
zum US-Dollar. Euro-Krise drückt auch volatilere Währungen
AUD / USD
Wir erwarten mithin, dass sich der Euro weiter sukzes- EUR / USD
sive abschwächen wird und rechnen mit einem EUR / JPY (rechte Skala)
EUR / USD-Kurs um die 1.10 EUR / USD in zwölf Mo- 1,6 170
naten. Denn zuletzt war nicht nur der Euro schwach,
sondern auch der Dollar als vermeintlich sichere Zu- 160
1,4
flucht profitierte von den bestehenden Unsicherheiten.
150

Dies gilt auch für andere Rückzugswährungen wie den 1,2


140
Schweizer Franken oder den japanischen Yen.
Vor allem bei Letzterem erachten wir die gegenwärtige 130
1,0
Stärke aber als vorübergehendes Phänomen und be-
halten unsere negative Einschätzung gegenüber dem 120
Yen bei. Derzeit spricht nichts dafür, dass die japani- 0,8
sche Zentralbank ihre seit Jahren andauernde Nullzins- 110
politik in absehbarer Zukunft aufgeben wird. Der Yen 100
0,6
ist damit auf dem Weg, wieder die bevorzugte Wäh-
rung zur Finanzierung von Carry Trades zu werden. 05 06 07 08 09 10
Quelle: Bloomberg Finance LP. Stand: 07.06.2010
Schwäche der Rohstoffwährungen temporär Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
Zu Unrecht hingegen wurden aus unserer Sicht Wäh- kator für die künftige Wertentwicklung.

Ausblick 3. Quartal 2010 5


Aktien Industrieländer

Von Wolfgang Stöhr

Gute Einstiegsmöglichkeit trotz verbleibender Risiken

Im April konnten die Aktienmärkte der Industrieländer wichtiger Industrieländer ihre expansive Geldpolitik
dank einer positiv verlaufenden Berichtssaison noch beibehalten, was die Aktienmärkte zusätzlich stützt.
neue Höchststände des seit März 2009 bestehenden
Aufwärtstrends markieren. Seither wird das Marktge- Die Marktteilnehmer dürften sich in den nächsten Mo-
schehen wesentlich durch die europäische Schulden- naten wieder zunehmend auf das günstige fundamen-
krise, die sich vor allem auf die südlichen Länder sowie tale Umfeld fokussieren, was mittelfristig ein spürbares
Irland konzentriert, bestimmt. Die Sorgen über ein Kurspotenzial erschließen sollte. Jedoch könnten die
etwaiges Übergreifen der Krise auf andere Länder, die Verschuldungsproblematik, die Bankenregulierung
notwendigen Sparmaßnahmen zur Lösung der Fiskal- sowie rückläufige Einkaufsmanagerindizes erneut tem-
krise sowie die Befürchtungen von möglichen nega- poräre Kursschwächen auslösen.
tiven Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum,
nicht nur in der Eurozone, belasteten die Marktstim- US- und deutsche Aktien deutlich favorisiert
mung erheblich. Als eine Folge dieser Bedenken korri- Während für US-Aktien neben attraktiven Bewertun-
gierten die Aktienkurse deutlich. Ein in seinem Umfang gen vor allem das hohe inlandsgetriebene Wachstum
beispielloses europäisches Rettungspaket konnte nur spricht, kommt deutschen Aktien insbesondere die
zwischenzeitlich für eine Erholung der Kurse sorgen. starke globale Wirtschaftserholung zugute. Deutsche
Einige schwächer als erwartet ausgefallene Wirt- Aktien sind aufgrund ihrer hohen Exportintensität und
schaftsdaten trugen zu einer weiteren Verunsicherung ihrer zyklischen Industriestruktur auf globales Wachs-
der Anleger bei. tum ausgerichtet. Zudem profitieren deutsche Export-
werte in ihrer Wettbewerbsfähigkeit und ihrer
Positiver Ausblick für Aktien Profitabilität von der von uns erwarteten anhaltenden
Trotz der derzeitigen Belastungen halten wir Aktien aus Euro-Schwäche. Darüber hinaus dürften die Kurse
den meisten Industrieländern für attraktiv. So dürfte deutscher Aktien von der Bevorzugung europäischer
sich die Erholung der Weltwirtschaft im weiteren Ver- Kernländer seitens vieler Investoren profitieren. Auf
lauf des Jahres 2010 sowie 2011 fortsetzen. Vor allem Branchenebene empfehlen wir in den Industrieländern
die USA wie auch die Emerging Markets sollten maß- die zyklischen Bereiche Energie und Technologie. In
geblich zu der positiven Entwicklung beitragen. In ei- der Eurozone raten wir zudem zu Industrietiteln, in den
nem solchen Umfeld dürften sich die Unternehmens- USA hingegen zusätzlich zu Gesundheits- und nicht zy-
gewinne weiter gut entwickeln. Bereits nach der guten klischen Konsumwerten.
Berichtssaison zum 1. Quartal 2010 erhöhten die Ana-
lysten ihre ohnehin hohen Wachstumsschätzungen für Erwartetes Gewinnwachstum 2010 nach Regionen
das Jahr 2010 nochmals spürbar. Eine Ausnahme da- 31.03.2010
bei bildeten indes die Peripheriemärkte der Eurozone, 04.06.2010
deren erwarteter Gewinnanstieg reduziert wurde, was in % ggü. Vj.
unter anderem an den möglichen Auswirkungen der
Fiskalkrise liegt. Die Gewinnwachstumsschätzungen
91,5
für die Unternehmen der Kernländer fallen jedoch 85,3
deutlich höher aus. Die positiven Wirtschafts- und Un-
ternehmensperspektiven sollten auf mittelfristige Sicht
zu Zuversicht führen und den Märkten positive Impulse 52,2
geben. 44,8 45,5 43,2
39,2 37,8
36,1
30,4
Die Aktienmärkte erhalten ebenso Unterstützung von
der Bewertungsseite. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse 12,3 9,1
liegen nach der Korrektur beträchtlich unter ihren lang-
USA Japan Großbri- Deutsch- Kern Peripherie
fristigen Durchschnittsniveaus. Die entsprechenden (S&P 500) (TOPIX) tannien land Eurozone* Eurozone**
Werte auf Basis der kommenden zwölf Monate für den (FTSE 100) (DAX)
DAX betragen per 8. Juni 10,2 gegenüber dem 20-Jah-
res-Median von 15,6. In den wichtigsten Märkten liegt * Mittelwert der Gewinnwachstumsraten der entsprechenden
Länderindizes Belgiens, Deutschlands, Frankreichs und der
auch der Risikoaufschlag gegenüber den entsprechen- Niederlande
den Staatsanleihen im historischen Vergleich deutlich ** Mittelwert der Wachstumsraten der entsprechenden Länderindizes
(Italien, Spanien) und MSCI-Länderindizes (Portugal, Irland,
unter dem langfristigen Durchschnitt. Sehr viele Ein- Griechenland)
zelwerte weisen zudem eine erwartete Dividendenren- Quellen: Deutsche Bank, Global Investment Solutions;
dite auf, die nennenswert über der von entsprechen- I / B /E / S, Thomson Reuters Datastream. Stand: 04.06.2010
den zehnjährigen Staatsanleihen liegt. Angesichts der Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässli-
Verschuldungsproblematik dürften die Zentralbanken cher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

6 Ausblick 3. Quartal 2010


Aktien Emerging Markets

Von Dr. Elke Speidel-Walz

Attraktives Ertragspotenzial und fundamentale Stärken

Nachdem Emerging-Markets-(EM-)Aktienmärkte 2009 Wir erwarten eine Erholung an den Aktienmärkten in


in Euro einen Ertrag von über 70 % brachten (dreimal China. Auf kurze Sicht, solange Inflationsrisiken noch
so viel wie entwickelte Märkte), lag die Performance im Vordergrund stehen, dürften diese Sektoren outper-
2010 (Januar – Mai) nahe Null. Während EM-Aktien im formen: Versicherer, Konsumgüter (Marken mit Preis-
1. Quartal unter den mit der Zinswende verbundenen macht), Grundstoffe. Ebenso präferieren wir Expor-
Unsicherheiten litten, dominierten zuletzt die drei po- teure hochwertiger Güter, deren Löhne bereits deutlich
tenziellen Ansteckungskanäle der Euro-Krise: über den Mindestlöhnen liegen und die von starker
Nachfrage profitieren.
— Ähnliche makroökonomische Schwachstellen:
Da die Verschuldungssituation in den EM aber viel Ausblick nach Regionen und Ländern
besser ist als in Europa, trifft dies in der Mehrheit EM Asien bleibt die attraktivste Region dank starken
nicht zu (Ausnahme Osteuropa). Wachstums bei moderater Inflation, solider Fundamen-
— Exportausfall nach Europa: Unter dieser Befürch- tallage (stabile Staatshaushalte) und hoher Wettbe-
tung litten vor allem die sehr offenen Regionen EM werbsfähigkeit. Sinkende Exporte nach Europa werden
Asien und Osteuropa. Allerdings exportiert zum Bei- durch zunehmenden intraregionalen Handel und stei-
spiel China zwar 20 % der Gesamtausfuhren nach gende Marktanteile ausgeglichen. In Südkorea dürfte
Europa, davon geht aber der größte Teil nach der politische Konflikt mit Nordkorea kein dauerhaftes
Deutschland, wo noch keine Anzeichen eines Nach- Problem für den Aktienmarkt bleiben. Aufgrund hoher
frageeinbruchs erkennbar sind. Wettbewerbsfähigkeit und starker globaler Nachfrage
— Bankensektorverflechtung: Betroffen ist vor allem dürfte Südkorea insgesamt – und hier insbesondere
Osteuropa, wo ein Großteil der Kredite an den Pri- die Sektoren Technologie und Autos – weiter steigende
vatsektor von westeuropäischen Banken stammt. Marktanteile verzeichnen. Indien leidet unter den
großen EM am wenigsten unter den globalen Unsicher-
Stimmungsbesserung in China erwartet heiten. Konsum und Investitionsnachfrage sind sehr
Am chinesischen Aktienmarkt ist (zu) viel Negatives stark. In Lateinamerika dürften auf kurze Sicht in Brasi-
eingepreist: Die gleichzeitige Sorge über Inflation und lien die sehr starke Inlandsnachfrage und gestiegener
starke Wachstumsverlangsamung ist nicht konsistent Handel mit EM Asien die Unternehmensgewinne
und in beiden Punkten übertrieben. Wirtschaftspoliti- beflügeln. Die Wirtschaft ist auch im 1. Quartal mit 9 %
sche Bremsmaßnahmen haben bereits zur graduellen gegenüber Vorjahr sehr stark gewachsen. Entspre-
Wachstumsverlangsamung geführt. Sowohl Inlands- chend steigen aber auch die Überhitzungsrisiken und
als auch Exportnachfrage sind aber nach wie vor robust. die Zentralbank dürfte noch einige Zinserhöhungen
Die Wirtschaftspolitik kann dank fiskalischem Spiel- vornehmen. Mexiko profitiert dagegen besonders stark
raums im Falle eines potenziellen externen Schocks vom US-Aufschwung und kann vorerst noch die Vor-
(Euro-Exportausfall) wieder gegensteuern. Geldpoliti- teile eines kräftigen Aufschwungs bei moderater Infla-
sche Restriktionsmaßnahmen werden unter Umstän- tion vereinen. In Osteuropa überwiegen die Risiken
den angesichts globaler Unsicherheiten verzögert. Die aufgrund eigener Schwachstellen (Verschuldung) und
Abkühlung am teilweise überhitzten Immobiliensektor der engen Handels- und Bankensektorverflechtung
ist politisch herbeigeführt und sinnvoll. Generell ist der mit Westeuropa.
Sektor robust: Angebot, aber auch Nachfrage steigen
stark an. Spekulative Nachfrage konzentriert sich auf Performance MSCI Emerging-Markets-Aktienindizes
wenige Standorte. Immobilienkäufe sind zu einem
Gesamtertrag, 2005 2006 2007 2008 2009 2010*
hohen Anteil mit Barmitteln finanziert und es gibt auch % in EUR
kein „Subprime“-Segment.
EM 55,0 18,6 26,1 -50,8 73,5 11,1
Chinesische Inflationssorgen übertrieben
Angesichts der sehr starken Inlandsnachfrage stehen Welt 26,8 7,9 -1,2 -37,2 26,7 11,3
Inflationsrisiken im Vordergrund. Aufgrund ungünsti- Asien EM 46,9 19,2 27,7 -50,3 68,8 11,5
ger Basiseffekte könnte die Inflationsrate im Sommer
Osteuropa EM 72,6 31,3 13,6 -67,4 78,6 9,2
auf über 3 % ansteigen. Die Nachfrageberuhigung
nach erfolgreicher Geldpolitik und die Ölpreiskorrektur Lateinamerika EM 73,3 28,4 35,9 -48,8 97,8 8,2
dürften aber im 2. Halbjahr den Inflationsanstieg
* seit Jahresanfang
dämpfen. Befürchtungen, dass die jüngste Anhebung
von Mindestlöhnen in einigen Provinzen inflationsför- Quellen: Deutsche Bank Global Investment Solutions;
Thomson Reuters Datastream. Stand: 03.06.2010
dernd wirkt, sind zu relativieren. Angesichts zweistelli-
ger Produktivitätszuwächse sind in einigen Branchen Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
kator für die künftige Wertentwicklung.
durchaus starke Lohnzuwächse möglich, zumal die
Löhne in den vergangenen zwei Jahren stagnierten.

Ausblick 3. Quartal 2010 7


Internationale Rentenmärkte

Von Dr. Konrad Aigner

Konsolidierung der Staatsfinanzen im Fokus

Die Zuspitzung der Verschuldungskrise in der Eurozo- in den Industrieländern werden vermutlich von hohem
ne und Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Sta- Niveau weiter steigen und trotz Sparanstrengungen
bilität des Euros haben zu einer anhaltenden Flucht in nur langsam stabilisiert beziehungsweise reduziert
Qualitätstitel geführt. Profitiert haben dabei vor allem werden können, da aufgrund der erwarteten moderaten
die als sichere Häfen erachteten Staatsanleihen der USA Wachstumsraten auch die Steuereinnahmen schwach
und Bundesanleihen. Solange die Unsicherheit an den bleiben werden. Um in diesem Umfeld das Angebot
Märkten die Oberhand behält, werden die niedrigen von Staatsanleihen für private Investoren attraktiv zu
Renditeniveaus an diesen Märkten fortbestehen. Aller- gestalten, dürfte der Druck zu höheren Renditen zu-
dings sehen wir die Situation aufgrund der Krisenereig- nehmen. Wir behalten daher unsere vorsichtige Hal-
nisse als kurzfristig verzerrt an, sie sollte sich aber auf tung gegenüber Staatsanleihen in den Industrieländern
mittlere Sicht korrigieren. Trotz eines günstigen Inflati- bei. Aufgrund des von uns erwarteten Renditeanstiegs
onsumfelds erscheinen Staatsanleihen der Industrie- auf Sicht von zwölf Monaten empfehlen wir eine de-
länder daher anfällig für Rückschläge. fensive Portfolioausrichtung mit Anleihen vorwiegend
aus den kurzen Laufzeitenbereichen.
Öffentliche Verschuldung belastet Anleihemärkte der
Industrieländer Komplexe Situation in der Eurozone
Die Hauptrisiken gehen dabei von den Kosten der ag- Der Anstieg der öffentlichen Verschuldung in den Teil-
gressiven fiskalpolitischen Maßnahmen aus, die zur nehmerländern der Eurozone und die durch Griechen-
Konjunkturstabilisierung erforderlich waren. Aufgrund land ausgelöste Krisensituation hat Konstruktions-
des gestiegenen Finanzierungsbedarfs nehmen Neu- beziehungweise Umsetzungsschwächen für den Euro
emissionen von Staatsanleihen in den Industrieländern aufgedeckt. Die damit verbundenen Unsicherheiten
zu und belasten die Aufnahmebereitschaft des privaten haben zu einer deutlichen Ausweitung der Renditeauf-
Sektors an den Anleihemärkten. Die Stütze, die die No- schläge der kleineren Länder gegenüber den Kernlän-
tenbanken durch außergewöhnliche geldpolitische dern geführt. Vor allem Bundesanleihen konnten von
Maßnahmen (zum Beispiel umfangreicher Ankauf von ihrer Rolle als sicherer Hafen profitieren. Ihre relative
Anleihen) dem Anleihemarkt gaben, dürfte im Jahres- Stärke sollte einstweilen weiter anhalten. Das zunächst
verlauf reduziert werden. Aufgrund der starken Zunah- auf drei Jahre angelegte europäische Stabilisierungs-
me der Verschuldung des öffentlichen Sektors in den programm über 750 Mrd EUR sollte eine Stabilisierung
Industrieländern dürfte die von privaten Investoren ge- und Beruhigung der Situation ermöglichen. Allerdings
forderte Risikoprämie zunehmen. Die Schuldenstände besteht das Risiko, dass im Falle einer stärkeren Bean-
spruchung des Instruments sich auch die Finanzie-
Renditeabstand zu 10-jährigen Bundesanleihen rungssituation der „Zahlerländer“ verschlechtern
Griechenland Irland Spanien Italien Österreich
würde. Eine schnelle Verringerung der Renditeauf-
schläge ist nicht zu erwarten, da die Konsolidierung der
öffentlichen Finanzen in einem länger andauernden
Bp.
Prozess erfolgt, der oft auch mit Rückschlägen verbun-
1.200
den ist. Für den sicheren Anteil im Portfolio würden wir
daher kurzlaufende Bundesanleihen einsetzen, aber
1.000
auch nur einen begrenzten Anteil, da von den derzeit
außergewöhnlich niedrigen Niveaus Renditeanstiege
800
wahrscheinlich sind.
600 Relative Attraktivität von Emerging Markets
Während wir bei den Staatsanleihemärkten der entwi-
400 ckelten Märkte mit Rückschlägen rechnen, ist der Aus-
blick für die lokalen Staatsanleihemärkte der Emerging
200 Markets (EM) erheblich attraktiver. Deutlich höheren
Ertragserwartungen (höhere Coupons) stehen in vielen
0 Ländern überschaubarere Risiken gegenüber. Die er-
2008 2009 2010 heblich niedrigere Verschuldung und solidere Haus-
haltslage hält das Ausfallrisiko gering, während starkes
Die Renditeaufschläge haben nur teilweise korrigiert und befinden sich Wirtschaftswachstum die Schuldenbedienung pro-
weiter auf hohen Niveaus.
blemlos macht. Dies gilt vor allem für EM aus Asien
Quellen: Bloomberg Finance LP; Deutsche Bank, Global Investment
und einige lateinamerikanische Länder, nicht aber für
Solutions. Stand: 07.06.2010 Osteuropa, wo die Schuldenindikatoren und die Ver-
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
flechtung mit dem westeuropäischen Bankensektor
kator für die künftige Wertentwicklung. und Außenhandel Risiken bergen.

8 Ausblick 3. Quartal 2010


Unternehmensanleihen

Von Matthias Pannhorst

Kursrückgänge selektiv zum Einstieg nutzen

Sorgen um den Fortgang der globalen Erholung und Negative Marktstimmung beeinflusst auch Anleihen
schlechte Nachrichten rund um den Euro haben nicht Pfandbriefspreads (EUR)
nur die weltweiten Aktienmärkte in Nervosität versetzt – iTraxx Main 5yr (Investment Grade)
auch Unternehmensanleihen mussten größtenteils iTraxx Crossover 5yr (High Yield)
BBB-Spread (EUR)
Kursverluste hinnehmen. Spekulativere High-Yield-
Titel litten dabei stärker als Investment-Grade-Anlei- %
hen. Auf Sektorenebene weiteten sich vor allem die 6
Spreads von Unternehmen des Finanzsektors aus.
Auch stiegen die Absicherungskosten gegen einen 5
Schuldnerausfall deutlich an (siehe iTraxx-Indizes in
nebenstehender Grafik). 4

Die Gefahr steigender Kapitalmarktzinsen ist insbeson- 3


dere in Europa jüngst zwar in den Hintergrund getre-
ten, bleibt aber mittelfristig ein Thema. Daher raten wir 2
zu Anleihen mit kurzer Laufzeit, da diese weniger stark
auf Zinsänderungen reagieren als Langläufer. Betrach- 1
tet man die Performance seit dem Höhepunkt der Fi-
nanzkrise im Herbst 2008, so haben EUR- und GBP-An- 0
leihen noch Aufholpotenzial gegenüber USD-Anleihen. 05 06 07 08 09 10
Inmitten nervöser Märkte sind Pfandbriefemissionen
jüngst deutlich zurückgegangen. Durch das Auslaufen Quelle: Bloomberg Finance LP. Stand: 07.06.2010
der EZB-Stützungskäufe Ende Juni sollte die Emissions- Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
tätigkeit auch nur langsam wieder anziehen. kator für die künftige Wertentwicklung.

Von Dr. Eric Jahn Immobilien & Infrastruktur

Gesunkene Renditeaufschläge bei Gewerbeimmobilien

Die gestiegene Nachfrage nach Gewerbeimmobilien Renditeaufschlag gegenüber Staatsanleihen


mit defensivem Charakter hat deren Preise seit einem Frankfurt am Main Mailand London-City Paris Madrid
knappen Jahr steigen lassen, was sich in niedrigeren
%
Anfangsrenditen niederschlägt. Wir gehen davon aus,
4
dass sich der Abwärtstrend bei den Anfangsrenditen –
beziehungweise der Anstieg der Preise – von Gewer- 3
beimmobilien im weiteren Verlauf von 2010 deutlich
abschwächt. Insbesondere in Teilen Asiens und Groß- 2
britanniens sind die Anfangsrenditen und damit die At-
traktivität von Gewerbeimmobilienanlagen infolge 1
steigender Preise bereits wieder bedeutsam gesunken.
0
Schwacher Mietmarkt versus niedrige Zinsen
-1
Der europäische Mietmarkt entwickelt sich weiterhin
insgesamt schwach, wobei eine Erholung der Mieten -2
nicht vor 2011 einsetzen dürfte. Das von den zahlrei-
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
chen Sparprogrammen ausgehende Wachstumsrisiko
dürfte den Mietmarkt zusätzlich belasten. Trotz gesun- Die Grafik bildet die Differenz zwischen der Anfangsrendite von Büro-
immobilien in Spitzenlagen in den dargestellten Städten und der Rendite
kener Anfangsrenditen und des schwierigen Miet- 10-jähriger Bundesanleihen quartalsweise ab (Ausnahme: Bei London-
markts bleibt die relative Attraktivität von Gewerbe- City werden britische Staatsanleihen betrachtet).
immobilieninvestments gegenüber Anlagen in Quellen: Bloomberg Finance LP; Deutsche Bank, Global Investment
Staatsanleihen weiterhin bestehen. Wir raten Anlegern Solutions; RREEF. Stand: Q1 2010
jedoch, weiterhin auf defensive Investments zu setzen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
kator für die künftige Wertentwicklung.

Ausblick 3. Quartal 2010 9


Rohstoffe

Von Dr. Konrad Aigner

Unsicherheit drückt Rohstoffpreise

Die Zuspitzung der Verschuldungskrise in Griechenland Ein weiteres Argument ergibt sich in der aktuellen Si-
Ende April, die weiter schwelenden Euro-Unsicherheiten tuation aus der Tatsache, dass die Verschuldungskrise
sowie die Belastungen, die sich durch die erforderli- das Vertrauen internationaler Anleger in den Euro er-
chen fiskalpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen der schüttert hat. Gold stellt eine Ausweichmöglichkeit für
Euro-Teilnehmerländer für das Wirtschaftswachstum diejenigen Anleger dar, die ihre Währungspositionen
ergeben, haben zu hoher Nervosität an den Finanz- diversifizieren wollen.
märkten geführt. Die Eintrübung des Konjunkturaus-
blicks belastete auch die Rohstoffmärkte und führte zu Strukturelle Verschiebung der Ölnachfrage
Preisrückgängen bei allen wichtigen Rohstoffen. Eine
OECD-Ölnachfrage
Ausnahme war der Goldpreis, der von seiner Rolle als Ölnachfrage ex OECD
sicherer Hafen profitieren konnte.
Mio Barrel pro Tag
Das Auf und Ab der Nachrichtenlage zur Konsolidie- 55
rung der öffentlichen Finanzen dürfte auf absehbare
Zeit für Volatilität an den Finanzmärkten und damit 50
auch an den Rohstoffmärkten sorgen. Für die Nachfra-
45
geentwicklung am Rohstoffmarkt ist der ohnehin rela-
tiv niedrige Wachstums- und Nachfragebeitrag der Eu- 40
rozone aber nicht entscheidend. Wichtig ist unsere
Erwartung, dass die Wirtschaft in den USA und den 35
Emerging Markets weiter wächst. Das maßgebliche
Argument für unsere insgesamt positive Haltung für 30
die allgemeine Rohstoffpreisentwicklung ist die zuneh-
25
mende Verlagerung der globalen Wachstumsbeiträge
von den Industrieländern in die dynamisch wachsen- 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
den Schwellenländer. Dieser Trend zeigt sich zum Bei-
spiel in der Entwicklung der globalen Ölnachfrage (vgl. Während die Ölnachfrage aus den Industrieländern (OECD) aufgrund
Grafik). Während die Ölnachfrage in den Industrie- des starken Konjunktureinbruchs 2008 rückläufig war, hält der steigen-
de Trend des Ölverbrauchs der Länder außerhalb der OECD an.
ländern in den letzten Jahren aufgrund der geringeren
Wachstumsdynamik, aber auch durch Einsparanstren- Quellen: Bloomberg Finance LP; Deutsche Bank, Global Investment
gungen und den Einsatz neuer Technologien vergleichs- Solutions. Stand: 30.04.2010
weise stabil geblieben ist, weist der Ölverbrauch in den Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indi-
Schwellenländern einen steigenden Trend auf, der auf kator für die künftige Wertentwicklung.
absehbare Zeit anhalten wird.

Gold als Schutzinstrument attraktiv Ölpreis gut nach unten abgesichert


Für einen starken Goldpreisanstieg wäre vermutlich die Wachstumsdämpfende Maßnahmen der chinesischen
Zuspitzung eines erneuten Krisenereignisses erforder- Administration, wie Einschränkungen für die Kreditver-
lich, eine Situation, die wir nicht erwarten. Andererseits gabe, und die Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa
aber zeigt die Erfahrung, dass nach größeren Krisener- haben die Unsicherheiten für den globalen Konjunktur-
eignissen häufig die Verunsicherung und Anfälligkeit ausblick erhöht. Auch aufgrund vergleichsweise hoher
für stärkere Preisausschläge für längere Zeit anhält. In Lagerbestände hat der Ölpreis deutlich nach unten kor-
diesen Marktphasen bleiben Anlageinstrumente, die rigiert. Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis bei den
einen sicheren Hafen bieten, gesucht. Dies wird zum derzeitigen Niveaus von etwa 70 USD / Fass gut nach
Beispiel durch die derzeit starken Zuflüsse in die Gold- unten abgesichert ist. Obwohl die OPEC keine offiziellen
ETFs bestätigt. Der Goldpreis scheint daneben aus Preisziele veröffentlicht, deuten eine Reihe von Inter-
einer Reihe von weiteren Gründen gut gestützt: views von Ölministern an, dass sie mit den derzeitigen
Preisniveaus zufrieden sind. Saisonal tendiert der Öl-
Um die wachstumsdämpfenden Effekte der fiskalpoli- markt in den Sommermonaten eher zu Preissteige-
tischen Konsolidierung abzufedern dürften die Zentral- rungen, da die Nachfrage in der Reisesaison ansteigt
banken in den Industrieländern ihre Leitzinsen noch ei- und aufgrund der Hurrikansaison (etwa Juni bis No-
nige Zeit niedrig halten. Dies stützt Gold, da aufgrund vember) das Risiko für Angebotsstörungen zunimmt.
der geringen Attraktivität alternativer Anlagemöglich- Darüber hinaus dürfte die Ölkatastrophe im Golf von
keiten die fehlende laufende Verzinsung eine geringere Mexiko über restriktivere Genehmigungsverfahren für
Rolle spielt. Goldpreisanstiege erfolgen daher häufig in neue Ölförderprojekte und höhere Sicherheitsanforde-
Marktphasen niedriger Zinsen. rungen längerfristig zu deutlich höheren Ölprodukti-
onskosten führen.

10 Ausblick 3. Quartal 2010


Private Equity

Von Dr. Eric Jahn

Attraktives Umfeld für Private Equity

Aufgrund hoher Mittelzuflüsse im Vorfeld der Wirt- Zwei von drei PE-Firmen mit Hauptsitz in Nordamerika
schafts- und Finanzkrise und eines relativ geringen In-
Nordamerika
vestitionsvolumens in den letzten beiden Jahren verfü-
gen Private-Equity-Firmen weiterhin über einen hohen Sonstige
Betrag an investierbarem Eigenkapital. Allerdings
bleibt die Verfügbarkeit von Übernahmekrediten trotz Europa (ex GB)
jüngster Fortschritte insgesamt relativ gering, was die 4
Private-Equity-Aktivität weiterhin einschränkt. 10

Günstige Bewertungen, niedriges Zinsniveau Asien


11
Die Profitabilität des traditionellen Private-Equity-Ge-
schäfts („Buyouts“) wird in der Regel begünstigt durch %
attraktive Kaufpreise, geringe Kosten für Fremdkapital
und ein sich positiv entwickelndes wirtschaftliches 11 64
Umfeld. Diese Voraussetzungen sind derzeit gegeben, Großbritannien
weshalb Private-Equity-Investments gegenwärtig at-
traktiv erscheinen.

Private-Equity-Industrie dominiert durch Amerika


Trotz der rapiden Entwicklung der asiatischen Ökono- Geografische Verteilung der Hauptsitze der 300 größten
Private-Equity-Firmen.
mien und ihrer Finanzmärkte befindet sich der Haupt-
sitz von knapp zwei Dritteln der 300 größten Private- Quellen: Deutsche Bank, Global Investment Solutions;
Equity-Firmen in Nordamerika. Private Equity International. Stand: Mai 2010

Von Dr. Dirk Steffen Hedgefonds

Dynamische Portfoliosteuerung im Hedgefondskontext

Wir reduzieren die Allokation zu Relative-Value-Strate- Empfohlene Hedgefonds-Stilallokation


gien aufgrund erhöhter regulatorischer Risiken und Er-
HF-Strategien HF-Stile Markt- Empfohlene Positio-
eignisrisiken. Im Gegenzug bewegen wir uns weiter in anteil* Allokation nierung
Richtung diskretionärer Makrostrategien aufgrund
Long / Short-
eines fruchtbaren Umfelds für volkswirtschaftlich ge- Equity (LSE) Long/Short- Überge-
triebene Handelsansätze. Wir behalten unsere starke Emerging Equity 28,0 % 33,0 % wichten
(+5 %)
Untergewichtung von CTAs bei, da die Kategorie derzeit Markets
unter erhöhter Volatilität und aktuell nur sehr begrenz- Discretionary
ten Absicherungseigenschaften leidet. Wir heben Macro Macro / 22,5 % 22,5 % Neutral
CTAs
unsere temporär etablierte etwas vorsichtigere Ein- CTAs
schätzung der Emerging Markets auf. Die Long / Short- Convertible
Equity-Stilempfehlung erhöht sich damit wieder auf Arbitrage
Übergewichten. Im aktuellen von erneuten Verwerfun- Fixed Income
Arbitrage Relative Stark Unter-
gen geprägten Marktumfeld hat der Long /Short- Equity- Value 24,7 % 17,2 % gewichten
Equity Market
Stil den Reiz einer wenig komplizierten und relativ ein- Neutral (-7,5 %)
fach umsetzbaren Handelsstrategie. Außerdem zeigen Relative Value
Spezialisten für die Industrieländer derzeit ein sehr Multi-Strategy
dynamisches Marktexposuremanagement. Spezia- Distressed Debt
listen für die Emerging Markets profitieren zusätzlich Merger Event Leicht
von unserer mittel- bis langfristig bevorzugten Aktien- Arbitrage Driven 24,8 % 27,3 % Überge-
wichten
marktregion. Wir erwarten weiterhin ein bipolares Event Driven (+2,5 %)
Multi-Strategy
Marktumfeld, das heißt mit starker wirtschaftlicher
Entwicklung der Emerging Markets und nur unter- Quellen: * Deutsche Bank Schätzung basierend auf Daten von HFR
durchschnittlicher Entwicklung der Industrieländer. und Barclay. Stand: Q1 2010

Ausblick 3. Quartal 2010 11


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Mainzer Landstraße 178 – 190
60327 Frankfurt
www.deutsche-bank.de

Wichtige Hinweise
Dieses Dokument enthält lediglich generelle Einschätzungen, Quellen: Barclay; Bloomberg Finance LP; Deutsche Bank,
welche auf der Grundlage einer fundamentalen sowie tech- Global Investment Solutions; Deutsche Bank, Global Markets
nischen Analyse der Deutsche Bank AG getroffen wurden. Research; HFR; I / B / E / S; Private Equity International; RREEF;
Diese Einschätzungen stellen keine Anlageberatung dar. Sie Thomson Reuters Datastream
sind insbesondere keine auf die individuellen Verhältnisse
des Kunden abgestimmte Handlungsempfehlung. Sie geben Herausgeber: Deutsche Bank AG, Global Investment Solutions,
lediglich die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG Mainzer Landstraße 178 –190, D-60327 Frankfurt am Main,
wieder, die auch sehr kurzfristig und ohne vorherige Ankündi- Bundesrepublik Deutschland
gung geändert werden kann. Damit ist sie insbesondere nicht Autor: Deutsche Bank AG, Frankfurt
als Grundlage für eine mittel- oder langfristige Handlungs- ViSdP: Steffen Mitschka, Frankfurt
entscheidung geeignet. Grafikdesign: Weigand Design und Kommunikation GmbH,
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Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verläss- Druck: Adelmann GmbH, Frankfurt
licher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
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