Sie sind auf Seite 1von 9

Test Endverstärker

70 image hifi 2/2001 image-hifi.com


Einstein The Final Cut
Paarpreis: 18900 Euro
von Roland Kraft, Fotos: Rolf Winter

OTL? Jawohl – eine zumindest in


der europäischen Audio-Szene
eigentlich schon längst abgehakte
Röhrentechnik meldet sich mit
einem Paukenschlag zurück...

image-hifi.com 2/2001 image hifi 71


Test Endverstärker

R
öhren-Freaks wissen natürlich, reicht die zugeführte Leistung 1:1 wieder mit den richtigen Schallwandlern galten
worum es geht: OTL heißt heraus. Sein Wicklungsverhältnis zwi- beispielsweise die frühen OTLs von Tech-
schlicht „Output Transformer- schen Primär- und Sekundärwicklung nics (20A), Luxman (MQ36) und Taki
less“ und bedeutet folglich, dass zwischen bestimmt dabei den Übersetzungsfaktor: (OTL Power Amplifier) als klanglich her-
Lautsprecher und Endröhre kein Trans- Hohe Spannung und wenig Strom rein, ausragend. Erschwerend kam jedoch hin-
formator vorhanden ist. Dieses Thema wenig Spannung und viel Strom raus. zu, dass die ausnahmslos verwendeten
beschränkt sich beileibe nicht nur auf Primär ist die Röhre an eine Wicklung Spezialröhren mit relativ niedrigem In-
Röhren, sondern war auch in der Transis- mit hoher Impedanz gut angepasst, nenwiderstand (6336A, 7241, 6080,
tortechnik einige Zeit aktuell. Bei den ak- sekundärseitig besitzt die Wicklung we- EC33C, 11A3, 6RA2, 6RA3) mit Aus-
tiven Bauelementen wie Transistoren nig Innenwiderstand zur Anpassung an nahme der 6AS7G und der 12B4 schon
oder Röhren geht es einerseits darum, die kleine Ohm’sche Lasten. früh nicht mehr in relevanten Stückzahl-
mit dem Signal verbundene Betriebs- Jetzt taucht natürlich die Frage auf, en zur Verfügung standen, ja heutzutage
spannung von der Last – dem Lautspre- warum man Übertrager oder Ausgangs- allgemein als Raritäten gelten. (Ein paar
cher – fern zu halten, andererseits ver- kondensator gerne vermeiden möchte. wenige, meist kleine Hersteller oder die
langt eine Röhre mit ihrem vergleichs- Beides sind Bauelemente, deren Übertra- DIY-Ecke verwenden für OTLs auch jetzt
weise hohen Innenwiderstand nach einer gungsverhalten nicht gerade den Träu- noch Tetroden vom Typ EL505 oder
Anpasssung an die niederohmige Last. men des Elektronik-Theoretikers ent- EL509).
Die Lösung des Problems bei den Tran- springt. Nichtlinearitäten und einge- In den üblichen eisenlosen Röhren-
sistoren stellten letztlich für positive und schränkte Bandbreite machen einen verstärkern kommen die Röhren parallel
negative Versorgungsspannungen geeig- Übertrager zu einem brauchbaren Kom- geschaltet zum Einsatz, um den Aus-
nete, komplementäre Halbleiter – so ge- promiss, den Kondensator zu einem gangswiderstand entsprechend der An-
nannte PNP- und NPN-Typen – dar, die Trauma. Den theoretisch idealen Audio- zahl der Röhren zu senken. Die Mehrzahl
im Gegentaktbetrieb arbeiten und sich Verstärker interessiert das Impedanzver- der OTL-Konzepte benutzt die ja nur für
dabei die positive und negative Halbwelle halten des Lautsprechers kaum, er arbei- positive Betriebsspannungen geeignete
des Signals genau aufteilen. An der Ver- tet absolut phasenstarr und er besitzt eine Röhre in einer Art von Push-Pull-Schal-
bindungsstelle zwischen NPN- und PNP- Bandbreite von null Hertz bis weit in den tung mit einer positiven und einer nega-
Transistor heben sich positive und nega- Megahertzbereich hinein. All dies ist mit tiven Betriebsspannung; hier arbeiten
tive Betriebsspannung gegeneinander Übertrager und Kondensator nicht meist Trioden wie etwa die schon er-
auf, und voilà – nur die Signal-Wechsel- machbar. wähnte 6AS7G in einer Art von Quasi-
spannung bleibt übrig. Baut man nun ei- Dieses klare Wasser auf die Mühlen Komplementärbetrieb, bei dem die für
nen Eintakt-Transistorverstärker, dann von Transistorfans ist einfach nicht weg- die positive Halbwelle zuständige Röhre
benötigt auch der einen Ausgangsüber- zudiskutieren... Logisch, dass die nicht via Anode, die für die negative Halbwelle
trager oder Ausgangskondensator, um die erst seit gestern bekannten Verhältnisse zuständige Röhre via Kathode an der Be-
(Betriebs-)Gleichspannung von der Sig- schon früh dazu anregten, so genannte triebsspannung hängt (die Röhre will ja
nal-Wechselspannung zu trennen, eine „eisenlose“ Röhrenkonzepte zu realisie- lediglich eine in Bezug auf die Anode po-
Aufgabe, die von zwei nur durch Wech- ren. Aber während das OTL-Pflänzchen sitive Spannung „sehen“, was ja auch der
selspannung passierbaren Bauelementen, seltsamerweise in Europa nicht gedieh, Fall ist, wenn an der Anode null Volt, an
eben Kondensator oder Übertrager, mehr machten OTL-Verstärker bereits früh in der Kathode dagegen minus 160 Volt an-
oder weniger gut erfüllt wird. den USA und Japan Furore. Mangelnde liegen). Logisch, dass diese Schaltung
Der Übertrager hat, wie schon er- Lastkompatibilität, oft auch ein ärgerli- aufgrund der unterschiedlichen Übertra-
wähnt, beim Röhrenverstärker noch eine cher Mangel an Standfestigkeit und im- gungseigenschaften von Kathoden- und
andere Aufgabe: Röhren sind Bauelemen- mer anspruchsvollere Lautsprecherde- Anodenbetrieb etwas „humpelt“ und nur
te mit hohem Innenwiderstand. Sie kön- signs mit horrendem Energieverbrauch mit einigen Tricks halbwegs anständig
nen viel besser hohe Spannungen hand- plus kurzschlussartiger Impedanz dräng- ans Laufen zu bringen ist. Dem Elektro-
haben als satt Strom liefern. Hier arbeitet ten den OTL-Verstärker aber im Laufe niker sind solche zwanghaft herbeige-
ein Übertrager auch als Impedanzwand- der Zeit in die Mauerblümchen-Ecke. führten Symmetrien ein Greuel, weiß er
ler an geringe Lastwiderstände, denn er Fälschlicherweise, denn im Teamwork doch, dass Linearität und Verzerrungs-

72 image hifi 2/2001 image-hifi.com


verhalten praktisch niemals perfekt in einmal aus dem Signalweg verschwun- cher mit transistorähnlichem Ausgangs-
den Griff zu kriegen sind. den, die wohl puristischste aller Lösun- widerstand verbinden. Logisch, dass vor
Etwas besser sieht es bei einer OTL- gen repräsentieren würde: pures Vakuum allem in den gehobenen Do-it-yourself-
Schaltung aus, die schon lange unter dem sozusagen, keine Elektronen, die sich Ecken plötzlich Schaltpläne und Projekte
Begriff „Circlotron“ oder auch „CCCC“ durch Halbleiter-Materialien „zwängen“ mit der 6C33C auftauchten. Das alte
(„Cross Coupled Cathodes Circuit“) be- müssten. Zudem könnte man erstmals, Circlotron wurde flugs aus der Schublade
kannt ist. In dieser symmetrischen An- entsprechendes Design vorausgesetzt, geholt, wobei ausnahmslos alle derzeit re-
ordnung hängt der Lautsprecher zwi- echte Bandbreite (bis hin in den Mega- cherchierbaren Verstärker den Lautspre-
schen den über Kreuz verbundenen Ka- hertzbereich) sowie echten Dämpfungs- cher zwischen die Kathoden „einklem-
thoden der Endröhren. Der Preis für die faktor (in der Größenordnung von Tran- men“.
durchaus elegante Lösung sind zwei sistoren) realisieren... Genau dieser Umstand war es, der
„schwimmende“ Netzteile, die ohne Mas- In diese frustrierende Situation platz- dem Entwickler unserer OTL gegen den
sebezug („Floating Power Supply“) zwei te vor einigen Jahren ein Glaskolben, des- Strich ging. Ideal, so Rolf Weiler, wäre es
möglichst exakt gleiche Anodenspannun- sen Potenzial allen Anlass gab, das Thema vielmehr, im Prinzip zwei „klappsymme-
gen liefern. Als Nachteil muss freilich gel- OTL neu aufzurollen. Die russische trische Single-Ended-Amps“ zusammen-
ten, dass die Last keinen Massebezug 6C33C, inzwischen eine durch viele neue zufügen, „deren Ruheströme gegeneinan-
mehr besitzt, vielmehr liegt der Masse- Verstärker schon recht bekannte Endtrio- der laufen“. Damit wäre erreicht, dass der
punkt fiktiv auf der Hälfte der de, schreit wegen ihres supergeringen Lautsprecher optimal über die Anoden
Schwingspule. Innenwiderstands förmlich nach einer angesteuert wird. Okay – was sich erstmal
Studiert man die Veröffentlichungen OTL-Applikation. Zudem steht diese ex- so simpel anhört, stellt in der OTL-
über OTL-Röhren-Endverstärker, dann trem robuste Röhre in offenbar ausrei- Röhrentechnik ein Novum dar. Denn auf
wird schnell ersichtlich, dass sich diese chender Stückzahl relativ preisgünstig der Preisliste stehen dann sofort voll sta-
Technik regelrecht festgefahren hatte. zur Verfügung. Also höchste Zeit, sich bilisierte Plus/Minus-Anodenspannun-
Zum einen fehlte es an wirklich geeigne- den idealen Verstärker aufs Entwurfspa- gen sowie ein paar andere, keinesfalls zu
ten Röhren, zum anderen saß die Schal- pier zu malen. Der müsste vollsymme- vernachlässigende „Kleinigkeiten“. Mit
tungstechnik in der Sackgasse. Obwohl trisch-elegant sein, also auch auf die übli- anderen Worten: Dieser Amp fordert eine
OTL-Fans felsenfest und nicht ohne che Phasenumkehrstufe verzichten, ge- gehörige Portion Aufwand, hat also sei-
Grund dabei bleiben, dass die OTL-Röh- nug Leistung auch an kleinen Lastimpe- nen Preis. Doch auf der Habenseite stün-
re in Sachen Klang, ist der Übertrager erst danzen bieten und Röhre und Lautspre- de zweifellos die bis dato wohl überzeu-
gendste OTL-Endstufe unserer Tage...
Und da Sie garantiert schon zu Be-
6C33 – Versionen ginn dieser Geschichte – nämlich bei der
Preisangabe – ein bisschen zusammenge-

N icht selten herrscht Verwirrung über die unterschiedlichen Bezeichnungen,


genauer gesagt, über die Versionsbuchstaben der 6C33: Zu lesen ist von 6C33
-C, -CB, -CV, -C, -EB, -PV und -SV. Licht ins Dunkel russischer Röhrendaten-
zuckt sind, serviere ich Ihnen jetzt schon
vorab ein paar Dinge, die todsicher dazu
geeignet sind, sogar höchst selbstsichere
bücher brachte schließlich das Internet, und zwar in Person von Sergey Kubushin. alte Röhren-Hasen in Aufregung zu ver-
Danke! setzen. Also, schnell und stakkatoartig:
Die Sechs am Anfang der Bezeichnung steht ganz einfach für die Heizspannung Acht-Ohm-Leistung 55 Watt, Vier-Ohm-
(6,3 Volt). Der nächste Buchstabe kennzeichnet die Art der Röhre – C oder auch S Leistung 45 Watt. Klirr bis zur Vollaus-
stehen für das kyrillische „es“, was Triode bedeutet. Danach kommt eine Modell- steuerung (!) 0,04 Prozent, im Kleinleis-
nummer; kein weiterer Suffix bedeutet, dass es sich um eine Oktalröhre mit Me- tungsbereich 0,02 Prozent. Drei Mega-
tallgehäuse handelt. Dann folgen die Versionsbuchstaben: Wieder C oder S weisen hertz (!) Leistungsbandbreite. Und als
auf eine Glasröhre hin, E steht für eine Spezialversion mit langer Lebensdauer, B Sahnehäubchen obendrauf gibt’s einen
oder V (unterschiedliche Sprechweisen für das russische „ve“) drücken besondere Ausgangswiderstand von 300 Milliohm
Sicherheit gegen Vibration aus. Damit wäre beispielsweise die 6C33C-EB eine sehr (!), entsprechend einem Dämpfungsfak-
gute Wahl. ● tor von 70. Ach ja: Fremdspannungsab-

image-hifi.com 2/2001 image hifi 73


Test Endverstärker

Dieses Prinzip- mit erträglichen 350 Mark zu Buche.


Schaltbild ver- Welcher Aufwand in den beiden OTLs
deutlicht die nötig ist, demonstrieren bereits die zwei
Arbeitsweise der chromgekapselten Ringkerntrafos auf
CCAC-Schaltung. dem 33-Kilo-Chassis. Bereitgestellt wer-
Der Lautsprecher den nicht nur zwei massefreie, stabilisier-
hängt zwischen te (Schlagworte: „schwimmende Strom-
den Anoden und versorgung“ oder auch „Floating Power
den über Kreuz Supply“) Plus/Minus-Anodenspannun-
gekoppelten Be- gen für die Endröhren, sondern darüber
triebsspannungen hinaus eine ebenfalls symmetrische und
voll stabilisierte Versorgungsspannung
von 360 Volt für Treiber- und Eingangs-
stufe. Nachdem vorhin schon vom
„CCCC“ – „Cross Coupled Cathode Cir-
cuit“ – die Rede war, müssen wir Rolf
stand bewertet > 100 Dezibel. Und das dicht vor dem Chassis! Aber selbst kleins- Weilers Design folglich „CCAC“ – „Cross
alles ist, bitteschön, keineswegs erträumt, te Brummeinstreuungen – etwa über Ka- Coupled Anodes Circuit“ taufen. Der
sondern wurde am Audio-Analyzer von bel – die ansonsten im Restrauschen un- Lautsprecher sieht hier trotz direkter gal-
Rhode & Schwarz vorgemessen. Und die- bemerkt untergehen, werden nun scho- vanischer Kopplung mit den Röhren-
ses Teil ist wirklich unbestechlich, das nungslos über die Hörschwelle gezerrt, Anoden lediglich die resultierende Wech-
können Sie mir ruhig glauben. zwingen zum ordentlichen, überlegten selpannung. Um die Stabilität der Anord-
Was Rolf Weiler, der Kopf hinter Ein- Aufbau der Kette respektive zu der nung kümmert sich eine Servoschaltung
stein, hier präsentiert, ist schon wieder ei- Schlussfolgerung, dass leider nicht alle für den Ruhestrom der Endröhren. Hier
ne Sensation. Denn nicht wenige Röhren- CD-Player über einen völlig „sauberen“ wird natürlich auf die Hilfe von Halblei-
Fans werden sich an den Einstein-Vorver- Ausgang verfügen. tern zurückgegriffen, was auch für die
stärker The Tube (image hifi 2/99) erin- Mit Hilfe von zwei Pärchen der 6C33 Schutzschaltungen sowie für die kräfti-
nern, der als maßstabsetzend gelten darf. liefert ein Monoblock im Push-Pull- gen Stromquellen der Treiberstufe gilt.
Mit den beiden OTL-Monoblöcken na- OTL-Betrieb satte 55 Watt an die volliso-
mens The Final Cut erhält diese Vorstufe lierten Klemmen; beileibe noch keine
technisch und klanglich nun ihr lang er- echte Anstrengung für die vier Röhren,
sehntes Pendant, zumal der vollsymme- die damit ein gutes Stück unterhalb ihrer
trische Signalweg konsequent seine Fort- Maximaldaten arbeiten. Über die poten-
setzung findet. Von den XLR-Eingängen zielle Lebenserwartung der Russen-Röh-
bis hin zum Lautsprecherausgang warten re ist übrigens schon viel geschrieben
die Monos nämlich mit einer durchweg worden; als Spannungsregler im Bord-
eleganten, geradezu faszinierenden sym- netz einer MIG billigten ihr die vorsichti-
metrischen Technik auf, die letztlich auch gen Militärs gerade mal 1000 Stunden zu,
für den mehr als nur beeindruckenden was angesichts von Vibrations-, Tempe-
Fremdspannungsabstand verantwortlich ratur- und G-Schockbelastung kein
ist. Was bezüglich der Störspannungs- großes Wunder darstellt. Den weit fried-
freiheit wirklich Sache ist, stellt sich licheren Job im HiFi-Verstärker dürfte
beispielsweise im Teamwork mit einem die robuste Leistungs-Doppeltriode, bei
96-Dezibel-Lautsprecher heraus: Den der intern zwei Systeme parallel laufen,
Rechtsanschlag am Pegelregler quittiert mit der mehrfachen Lebensspanne quit- Eine Eintakt-OTL mit der Last im
die Vor-/Endverstärker-Kombi mit To- tieren. Ach ja: Im Ernstfall schlägt ein se- Stromkreis. Die klappsymmetrische
tenstille. Wohlbemerkt: Mit dem Ohr lektierter Endröhrensatz laut Vertrieb Variante hiervon ist die CCAC

74 image hifi 2/2001 image-hifi.com


Die Verstärkerschaltung sitzt unter
dem E88CC-Ensemble und ist frei ver-
drahtet. Stromversorgungen und Hilfs-
schaltungen wurden dagegen mit Hilfe
von Teflonboards realisiert. Koppel-
Kapazitäten (Bild rechts) sind mit
Glimmern Überbrückt; Stromquellen
(Bild links) finden Kühlung am Chassis

image-hifi.com 2/2001 image hifi 75


Test Endverstärker

Logische Ergän- ben, sondern auch durch die ange-


zung: Ein CD- flanschten Leistungstransistoren der
Spieler mit sym- Stromquellen. Klar, dass die Verlustwär-
metrischem Aus- me der insgesamt sechs Doppeltrioden
gang – die Vor- vom Typ E88CC da kaum mehr zur Ge-
stufe symmetriert samtbilanz beiträgt. Schon am Eingang
freilich auch her- ist jeweils eine der HF-Novaltrioden für
kömmliche Sig- je eine Halbwelle des Audiosignals zu-
nalquellen ständig, selbstredend in Cascode-(oder
schön deutsch: Kaskaden-)Schaltung, bei
der ein Triodensystem im Teamwork mit
dem Außenwiderstand den eigentlichen
Arbeitswiderstand der aktiven Stufe bil-
det. Vorteil: Man erzielt einen der Pent-
Apropos Schutzschaltungen: Die am Ein-
gang gleichspannungsgekoppelte End- Der linke Dreh-
stufe überwacht sowohl XLR-Buchsen als knopf ist der
auch Lautsprecherausgang. Im Ernstfall Hauptschalter,
machen zwei Relais den Verstärker an rechts wählt man
beiden Enden dicht, auch bei Übersteue- zwischen Stand-
rung oder hochfrequenten Störsignalen by (drei blaue
geht der ausschließlich symmetrisch an- LEDs) und Be-
steuerbare Amp schlicht auf Standby. trieb (eine blaue
Auf dem Chassis fallen sofort ein paar LED)
schwarze Aluminiumteile auf: Die dicht
bei den Röhren angeordneten runden
und viereckigen Kühlelemente stellen
schlicht Kamine dar. Sie heizen sich
durch die Abwärme der vier 6C33 auf
und befördern dann äußerst wirksam
heiße Luft aus dem Chassis ins Freie.
Denn Letzteres erwärmt sich nicht nur ode vergleichbaren, hohen Verstärkungs-
durch die Boden-Abwärme der Glaskol- faktor, ohne sich jedoch das unerwünsch-
te Pentoden-Rauschen einzuhandeln, zu-
dem glänzt die Cascode-Stufe durch
Breitbandigkeit.
Insgesamt vier E88CC dienen dann
als Treiber – es ist alles andere als leicht,
der 6C33 so richtig auf die Sprünge zu
helfen, denn sie benötigt sehr hohe Steu-
Der Einstein-Vor- erspannungen. Und, wie sollte es anders
verstärker mit sein, die Qualitäten der Treiberstufen
seinem symme- entscheiden über die Performance des
trischen Ausgang Verstärkers. Allerdings profitiert man
ist der probate nun auch von einem Vorteil des „CCAC“-
Spielpartner für Prinzips: Im Gegensatz zur Kathodenfol-
die Monos ger-OTL sehen die beiden Treiberstufen –

76 image hifi 2/2001 image-hifi.com


je ein kaskodierter Differenzverstärker Wollte man es kurz machen, dann gä- technik beschränkt und mit der Gegen-
pro Halbwelle – konstante Impedanz. So- be es der Klangbeschreibung des Vorver- kopplung so geizt, als koste dieses heut-
wohl zwischen Eingangs- und Treiberstu- stärkers (image hifi 2/99) in Bezug auf die zutage schon verrufene Verfahren Un-
fe als auch zwischen Treiber und Endröh- Endstufen kaum etwas hinzuzufügen. summen. Rolf Weiler, der die Bedürfnisse
re ist ein Koppelkondensator nötig, wo- Außer vielleicht, dass nun – womöglich seiner Klientel genau kennt, setzt viel-
mit sich insgesamt lediglich vier Kapa- erstmals bei einem Röhrenverstärker – mehr auf den bewussten und gekonnten
zitäten – selbstverständlich Folientypen – eine Bass-Performance vorherrscht, die Umgang mit dem Heilmittel Feedback.
im Signalweg befinden. Strukturell be- in weiten Bereichen an eine sehr gute Trockener Kommentar: „Nur weil’s ein-
sticht dieser Verstärker durch seine Sym- Transistor-Endstufe erinnert, sich aber mal schiefging, muss man’s nicht gleich
metrie und schaltungstechnische Ele- trotzdem das feine Schwingen, das diffizi- verteufeln.“
ganz. Doch vom Prinzip bis zur funkti- le Ausklingvermögen der Röhre bewahrt Zurück zur Auseinandersetzung mit
onsfähigen Anordnung ist es ein langer hat. Fakt ist, die OTLs üben echte Kon- den Monos, deren Bauweise übrigens
Weg, zumal sich Rolf Weiler offenkundig trolle aus, nehmen sogar anspruchsvolle auch zu einer erstaunlich kurzen Warm-
mit nicht weniger als perfekten Daten zu- Lautsprecher förmlich in die Zange. Was laufphase führt, welche die Geduld des
frieden gibt. Dazu trägt nicht zuletzt die nicht zuletzt daran liegen mag, dass not- Benutzers auf das übliche Vinyl-Ritual
Elektromechanik bei: Zugunsten der falls genug Strom bereitsteht, um sogar beschränkt. Apropos: Eine sogar MC-
Bandbreite, bei der störende Kapazitäten an niedriger Impedanz noch felsenfest zu taugliche Röhren-Phonostufe ist in Ar-
unbedingt vermieden werden müssen, ist agieren. Und nun ist es höchste Zeit, mit beit, und der Entwickler macht uns mit
die eigentliche Verstärkerschaltung peni- einem Vorurteil aufzuräumen, das sich der coolen Aussage, ein adäquater
bel frei verdrahtet aufgebaut; periphere garantiert im Hinterkopf einiger harter Fremdspannungsabstand sei da das ge-
Elektronik wurde mit Hilfe von Teflon- (Eintakt-)Röhren-Fans festgesetzt hat: ringste Problem, schon mal den Mund
boards realisiert. Dass alle Ingredienzen Perfekte Messwerte statt geradzahliger wässrig. Kein Wunder, beeinträchtigt
vom Feinsten sind, versteht sich ebenfalls Klirr, so die Meinung, führten den er- doch jeder Rauschteppich den durch die
von selbst, wobei man nicht einmal vor wünschten Röhrenklang womöglich ad Vor-/End-Kombi gebotenen gewaltigen
der Verwendung teurer Glimmer-Kon- absurdum. Doch genau hier kommt der Headroom zwischen Totenstille und Voll-
densatoren zurückschreckte. Logisch, erwiesenermaßen nicht mehr nur theore- aussteuerung, zwischen gerade noch er-
dass der Hörtest unter Verwendung des tische Denkansatz des Entwicklers zum ahnbarem Ausklingen und vollem Ein-
Einstein-Vorverstärkers The Tube von- Tragen, der sich der klanglichen Meriten satz. Höchste Zeit, sich nochmals „Signal
statten gehen musste. Da auch andere guter Single-Ended-Amps wohl bewusst to Noise“ ins Gedächtnis zu rufen: Dieser
Mütter schöne Töchter haben, ist der fle- ist. Denn schon die beiden Prinzip- Dynamikspielraum bedeutet nichts an-
xible Einsatz der beiden OTLs natürlich Schaltbilder, die wir mit Erlaubnis von deres als die Differenz zwischen den lei-
garantiert, allerdings verspricht das Ge- Rolf Weiler abdrucken dürfen, erläutern sesten und lautesten Signalen, die ein
spann aus gleichem Hause positive Syn- dem Kenner den eigentlichen Gedanken- Verstärker weitergeben kann. Logisch,
ergieeffekte, die sich entgehen zu lassen sprung zwischen der dargestellten Ein- dass Grabesstille im Hintergrund ein
eine sträfliche Unterlassungssünde wäre. takt-OTL und der klappsymmetrischen Mehr an Information bietet, das Nutzsig-
Und bei diesen außergewöhnlichen End- Version – bei beiden hängt die Last wie nal viel besser zur Geltung kommt und
verstärkern ist natürlich mit – fast – allem gewünscht an der Anode. Im Klartext: feinste Strukturen wie mit dem Sezier-
zu rechnen, einschließlich einer gänzlich Auch das Klirrspektrum der Final-Cut- messer herausgearbeitet werden.
neuen Erfahrung mit Röhren, die echte Monos bewahrt weitestgehend die er- Dann kommt die reine Bandbreite
Bandbreite, echten Dämpfungsfaktor, wünschten Eigenschaften. hinzu, die selbst ansonsten unhörbare
übertragerlosen Signalweg sowie unterm Und mit Rücksicht auf notorisch pu- Oberwellen unbeeinträchtigt weiter-
Strich schlicht eine bis dato nie dagewe- ristische Highender, bei denen auch das reicht, die den Verstärker nicht nur sub-
sene OTL-Schaltungstechnik realisieren. kleinste Drahtstück schon zu Misstrau- jektiv schneller macht, seine Transparenz
Der alte Spruch, dass mit Röhren nichts ensanträgen führt, sei noch erwähnt, dass auf ein Niveau hebt, dem beileibe nicht al-
Neues mehr zu machen sei, wurde – der Signalweg trotz 33 Kilo Kampfge- le Signalquellen gewachsen sind. Der Un-
zählen wir den Einstein-Vorverstärker wicht pro Kanal erfrischend dürftig aus- terschied zwischen CD und SACD gerät
mit – folglich zum zweiten Mal widerlegt. fiel, sich obendrein auf reine Trioden- da schnell zum entscheidenden Kriteri-

image-hifi.com 2/2001 image hifi 77


Test Endverstärker

um, und das gute alte Vinyl verbucht im Stimmen die Theorien über die jetzt nem leicht fallen sollte, kann man sich
strengen Vergleich zum abgeschnittenen nicht mehr hypothetisch „ideale“ OTL? doch dem Luxus hingeben, nicht stets ein
Frequenzgang der CD wieder alle Vorteile Ich meine: ja. Diese Röhre ist durchlässi- und derselben Geschmacksrichtung zu
für sich. Aber lassen wir die Kirche dies- ger, transparenter als jeder mir bekannte frönen, sondern vielmehr erwartungsvoll
bezüglich lieber im Dorf – der Autor die- Transistor, und sie besitzt praktisch kei- die Kreationen der Fünf-Sterne-Röhren-
ser zugegeben rückhaltlos begeisterten nen Eigenklang, keinen sicher auf die küche zu genießen. Aber falls Sie nun ei-
Zeilen hat auch schon gerade mal der al- Endstufe zurückzuführenden Charakter nen klaren Standpunkt oder gar simples
ten HiFi-Norm entsprechende, aber außer jenem schon erwähnten und er- Ranking verlangen – sorry, so einfach lie-
trotzdem superb klingende Gerätschaften wünschten „Röhren-Faktor“, den zu un- gen die Dinge nicht. Was wirklich zählt,
gehört, ja scheut nicht einmal davor terdrücken nicht mehr zielgruppenkon- ist nicht das Prinzip, nicht einmal eine
zurück, die Klemmen der OTLs mit ei- form wäre. Klingt es also mal ausgespro- klangliche Ausprägung in die eine oder
nem erstaunlichen Breitbandtreiber zu chen giftig, dann bemühe man bitte nicht andere Richtung. Vielmehr kommt’s dar-
verbinden, dessen Hochtonreproduktion das probate Umsatz-Helferlein der HiFi- auf an, ob die Musik ihre Wirkung entfal-
keinesfalls dem messtechnischen Ideal Industrie, das Kabel, sondern sich selbst ten kann. Hielte man den für einen Wein-
entspricht. Macht nichts, denn auch hier aus dem Sessel, um den schrägen Silber- kenner, der sich nur eine Sorte in den Kel-
setzt sich die schlanke, spektrale Reinheit ling auf ewig ins Archiv zu verfrachten. ler legt? Na also. Ein wenig lehnt sich der
der Monos durch, profitiert das hörbare Andere Scheiben, fraglos auch die Autor aber trotzdem aus dem Fenster:
Frequenzband von Detailreichtum und schwarzen, werden der funkelnden Im- Dies – und Sie wissen, wer oder was ge-
Finesse. Doch dem mitunter charmant- pulsivität, der stupenden Offenheit, der meint ist – ist einer der feinsten Tropfen,
verzeihenden Klang einiger Eintakt- faszinierenden Dreidimensionalität die- die man für Geld und gute Worte über-
Röhren hält The Final Cut eine an das ser Verstärker sicher besser gerecht. haupt kriegen kann. Basta. ●
berühmte „verstärkende Stück Draht“ er- Gleichwohl liegt nun kein, wiederhole,
innernde Arbeitsweise entgegen, sprich- kein ernsthaftes Software-Problem vor,
wörtlich nochmals verstärkt durch blitz- das man an der gerade durch Vinyl-Jun- image infos
sauberen, kantenscharf definierten Bass. kies so häufig herbeigebeteten Schlech-
Nein, kein „kälterer“ Klang, keine hyper- tigkeit der CD festzumachen hätte. Aber
analytische Reproduktion, aber eben auch wer imstande ist, sein Konto um den für
Unnachsichtigkeit gegenüber Problemen, Einstein’sche Höhenflüge fälligen Betrag
die weiter vorne zu suchen wären. zu erleichtern, der müsste sich doch auch,
verflixt noch mal, einen sehr, sehr anstän-
digen CD-Player respektive Plattendre-
Komponenten der Testanlage her hinstellen können! Ansonsten: Die
konservativ angegebenen 55 Watt erlau- OTL-Endverstärker Einstein The Final Cut
Digital-Player: Linn Mimik, Sony PS One,
ben breite Lautsprecher-Auswahl mit Leistung (8/4 Ohm): ......................55/45 Watt
Einstein The Last Record Player
Analog-Laufwerk: Platine Verdier
Ausnahme jener Konstrukte, deren Erfin- Eingang: .............................................1 x XLR
Tonarm: Ortofon, SME 3012
der 0,7 Ohm mit einer guten Idee ver- Ausgang: .................................1 x Polklemme
Tonabnehmer: Ortofon SPU, Denon DL103 wechseln. Eingangsimpedanz (sym.): ..............5,6 kOhm
Phono-Entzerrer: Shindo Allegro Maße (B/H/T): .............................43/22/45 cm
Vorverstärker: Einstein The Tube image x-trakt Gewicht:.................................................33 kg
Endverstärker: Shindo Palmer, Einstein OTL Tja – der Berichterstatter, dessen röh- Paarpreis: .....................................18900 Euro
Lautsprecher: Auditorium 23 Rondo, rentechnische Vorlieben mittlerweile Garantiezeit: ...................................36 Monate
Triangle Titus XS hinlänglich bekannt sein dürften, hängt
ein bisschen hilflos rudernd zwischen image kontakt
Kabel: Ortofon, HMS, Auditorium 23
Zubehör: Netzfilter Einstein The Mains, den Seilen respektive Prinzipien. Single- Marvel Heiss
„Die Bank“ von Schreinerei Norbert Gütte Ended-Triode mit Übertrager oder Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum;
CCAC? Höchste Zeit, sich aus dem Di- Telefon: 0234/9731510
lemma herauszuwinden? Was unserei-

78 image hifi 2/2001 image-hifi.com

Das könnte Ihnen auch gefallen