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R
öhren-Freaks wissen natürlich, reicht die zugeführte Leistung 1:1 wieder mit den richtigen Schallwandlern galten
worum es geht: OTL heißt heraus. Sein Wicklungsverhältnis zwi- beispielsweise die frühen OTLs von Tech-
schlicht „Output Transformer- schen Primär- und Sekundärwicklung nics (20A), Luxman (MQ36) und Taki
less“ und bedeutet folglich, dass zwischen bestimmt dabei den Übersetzungsfaktor: (OTL Power Amplifier) als klanglich her-
Lautsprecher und Endröhre kein Trans- Hohe Spannung und wenig Strom rein, ausragend. Erschwerend kam jedoch hin-
formator vorhanden ist. Dieses Thema wenig Spannung und viel Strom raus. zu, dass die ausnahmslos verwendeten
beschränkt sich beileibe nicht nur auf Primär ist die Röhre an eine Wicklung Spezialröhren mit relativ niedrigem In-
Röhren, sondern war auch in der Transis- mit hoher Impedanz gut angepasst, nenwiderstand (6336A, 7241, 6080,
tortechnik einige Zeit aktuell. Bei den ak- sekundärseitig besitzt die Wicklung we- EC33C, 11A3, 6RA2, 6RA3) mit Aus-
tiven Bauelementen wie Transistoren nig Innenwiderstand zur Anpassung an nahme der 6AS7G und der 12B4 schon
oder Röhren geht es einerseits darum, die kleine Ohm’sche Lasten. früh nicht mehr in relevanten Stückzahl-
mit dem Signal verbundene Betriebs- Jetzt taucht natürlich die Frage auf, en zur Verfügung standen, ja heutzutage
spannung von der Last – dem Lautspre- warum man Übertrager oder Ausgangs- allgemein als Raritäten gelten. (Ein paar
cher – fern zu halten, andererseits ver- kondensator gerne vermeiden möchte. wenige, meist kleine Hersteller oder die
langt eine Röhre mit ihrem vergleichs- Beides sind Bauelemente, deren Übertra- DIY-Ecke verwenden für OTLs auch jetzt
weise hohen Innenwiderstand nach einer gungsverhalten nicht gerade den Träu- noch Tetroden vom Typ EL505 oder
Anpasssung an die niederohmige Last. men des Elektronik-Theoretikers ent- EL509).
Die Lösung des Problems bei den Tran- springt. Nichtlinearitäten und einge- In den üblichen eisenlosen Röhren-
sistoren stellten letztlich für positive und schränkte Bandbreite machen einen verstärkern kommen die Röhren parallel
negative Versorgungsspannungen geeig- Übertrager zu einem brauchbaren Kom- geschaltet zum Einsatz, um den Aus-
nete, komplementäre Halbleiter – so ge- promiss, den Kondensator zu einem gangswiderstand entsprechend der An-
nannte PNP- und NPN-Typen – dar, die Trauma. Den theoretisch idealen Audio- zahl der Röhren zu senken. Die Mehrzahl
im Gegentaktbetrieb arbeiten und sich Verstärker interessiert das Impedanzver- der OTL-Konzepte benutzt die ja nur für
dabei die positive und negative Halbwelle halten des Lautsprechers kaum, er arbei- positive Betriebsspannungen geeignete
des Signals genau aufteilen. An der Ver- tet absolut phasenstarr und er besitzt eine Röhre in einer Art von Push-Pull-Schal-
bindungsstelle zwischen NPN- und PNP- Bandbreite von null Hertz bis weit in den tung mit einer positiven und einer nega-
Transistor heben sich positive und nega- Megahertzbereich hinein. All dies ist mit tiven Betriebsspannung; hier arbeiten
tive Betriebsspannung gegeneinander Übertrager und Kondensator nicht meist Trioden wie etwa die schon er-
auf, und voilà – nur die Signal-Wechsel- machbar. wähnte 6AS7G in einer Art von Quasi-
spannung bleibt übrig. Baut man nun ei- Dieses klare Wasser auf die Mühlen Komplementärbetrieb, bei dem die für
nen Eintakt-Transistorverstärker, dann von Transistorfans ist einfach nicht weg- die positive Halbwelle zuständige Röhre
benötigt auch der einen Ausgangsüber- zudiskutieren... Logisch, dass die nicht via Anode, die für die negative Halbwelle
trager oder Ausgangskondensator, um die erst seit gestern bekannten Verhältnisse zuständige Röhre via Kathode an der Be-
(Betriebs-)Gleichspannung von der Sig- schon früh dazu anregten, so genannte triebsspannung hängt (die Röhre will ja
nal-Wechselspannung zu trennen, eine „eisenlose“ Röhrenkonzepte zu realisie- lediglich eine in Bezug auf die Anode po-
Aufgabe, die von zwei nur durch Wech- ren. Aber während das OTL-Pflänzchen sitive Spannung „sehen“, was ja auch der
selspannung passierbaren Bauelementen, seltsamerweise in Europa nicht gedieh, Fall ist, wenn an der Anode null Volt, an
eben Kondensator oder Übertrager, mehr machten OTL-Verstärker bereits früh in der Kathode dagegen minus 160 Volt an-
oder weniger gut erfüllt wird. den USA und Japan Furore. Mangelnde liegen). Logisch, dass diese Schaltung
Der Übertrager hat, wie schon er- Lastkompatibilität, oft auch ein ärgerli- aufgrund der unterschiedlichen Übertra-
wähnt, beim Röhrenverstärker noch eine cher Mangel an Standfestigkeit und im- gungseigenschaften von Kathoden- und
andere Aufgabe: Röhren sind Bauelemen- mer anspruchsvollere Lautsprecherde- Anodenbetrieb etwas „humpelt“ und nur
te mit hohem Innenwiderstand. Sie kön- signs mit horrendem Energieverbrauch mit einigen Tricks halbwegs anständig
nen viel besser hohe Spannungen hand- plus kurzschlussartiger Impedanz dräng- ans Laufen zu bringen ist. Dem Elektro-
haben als satt Strom liefern. Hier arbeitet ten den OTL-Verstärker aber im Laufe niker sind solche zwanghaft herbeige-
ein Übertrager auch als Impedanzwand- der Zeit in die Mauerblümchen-Ecke. führten Symmetrien ein Greuel, weiß er
ler an geringe Lastwiderstände, denn er Fälschlicherweise, denn im Teamwork doch, dass Linearität und Verzerrungs-
um, und das gute alte Vinyl verbucht im Stimmen die Theorien über die jetzt nem leicht fallen sollte, kann man sich
strengen Vergleich zum abgeschnittenen nicht mehr hypothetisch „ideale“ OTL? doch dem Luxus hingeben, nicht stets ein
Frequenzgang der CD wieder alle Vorteile Ich meine: ja. Diese Röhre ist durchlässi- und derselben Geschmacksrichtung zu
für sich. Aber lassen wir die Kirche dies- ger, transparenter als jeder mir bekannte frönen, sondern vielmehr erwartungsvoll
bezüglich lieber im Dorf – der Autor die- Transistor, und sie besitzt praktisch kei- die Kreationen der Fünf-Sterne-Röhren-
ser zugegeben rückhaltlos begeisterten nen Eigenklang, keinen sicher auf die küche zu genießen. Aber falls Sie nun ei-
Zeilen hat auch schon gerade mal der al- Endstufe zurückzuführenden Charakter nen klaren Standpunkt oder gar simples
ten HiFi-Norm entsprechende, aber außer jenem schon erwähnten und er- Ranking verlangen – sorry, so einfach lie-
trotzdem superb klingende Gerätschaften wünschten „Röhren-Faktor“, den zu un- gen die Dinge nicht. Was wirklich zählt,
gehört, ja scheut nicht einmal davor terdrücken nicht mehr zielgruppenkon- ist nicht das Prinzip, nicht einmal eine
zurück, die Klemmen der OTLs mit ei- form wäre. Klingt es also mal ausgespro- klangliche Ausprägung in die eine oder
nem erstaunlichen Breitbandtreiber zu chen giftig, dann bemühe man bitte nicht andere Richtung. Vielmehr kommt’s dar-
verbinden, dessen Hochtonreproduktion das probate Umsatz-Helferlein der HiFi- auf an, ob die Musik ihre Wirkung entfal-
keinesfalls dem messtechnischen Ideal Industrie, das Kabel, sondern sich selbst ten kann. Hielte man den für einen Wein-
entspricht. Macht nichts, denn auch hier aus dem Sessel, um den schrägen Silber- kenner, der sich nur eine Sorte in den Kel-
setzt sich die schlanke, spektrale Reinheit ling auf ewig ins Archiv zu verfrachten. ler legt? Na also. Ein wenig lehnt sich der
der Monos durch, profitiert das hörbare Andere Scheiben, fraglos auch die Autor aber trotzdem aus dem Fenster:
Frequenzband von Detailreichtum und schwarzen, werden der funkelnden Im- Dies – und Sie wissen, wer oder was ge-
Finesse. Doch dem mitunter charmant- pulsivität, der stupenden Offenheit, der meint ist – ist einer der feinsten Tropfen,
verzeihenden Klang einiger Eintakt- faszinierenden Dreidimensionalität die- die man für Geld und gute Worte über-
Röhren hält The Final Cut eine an das ser Verstärker sicher besser gerecht. haupt kriegen kann. Basta. ●
berühmte „verstärkende Stück Draht“ er- Gleichwohl liegt nun kein, wiederhole,
innernde Arbeitsweise entgegen, sprich- kein ernsthaftes Software-Problem vor,
wörtlich nochmals verstärkt durch blitz- das man an der gerade durch Vinyl-Jun- image infos
sauberen, kantenscharf definierten Bass. kies so häufig herbeigebeteten Schlech-
Nein, kein „kälterer“ Klang, keine hyper- tigkeit der CD festzumachen hätte. Aber
analytische Reproduktion, aber eben auch wer imstande ist, sein Konto um den für
Unnachsichtigkeit gegenüber Problemen, Einstein’sche Höhenflüge fälligen Betrag
die weiter vorne zu suchen wären. zu erleichtern, der müsste sich doch auch,
verflixt noch mal, einen sehr, sehr anstän-
digen CD-Player respektive Plattendre-
Komponenten der Testanlage her hinstellen können! Ansonsten: Die
konservativ angegebenen 55 Watt erlau- OTL-Endverstärker Einstein The Final Cut
Digital-Player: Linn Mimik, Sony PS One,
ben breite Lautsprecher-Auswahl mit Leistung (8/4 Ohm): ......................55/45 Watt
Einstein The Last Record Player
Analog-Laufwerk: Platine Verdier
Ausnahme jener Konstrukte, deren Erfin- Eingang: .............................................1 x XLR
Tonarm: Ortofon, SME 3012
der 0,7 Ohm mit einer guten Idee ver- Ausgang: .................................1 x Polklemme
Tonabnehmer: Ortofon SPU, Denon DL103 wechseln. Eingangsimpedanz (sym.): ..............5,6 kOhm
Phono-Entzerrer: Shindo Allegro Maße (B/H/T): .............................43/22/45 cm
Vorverstärker: Einstein The Tube image x-trakt Gewicht:.................................................33 kg
Endverstärker: Shindo Palmer, Einstein OTL Tja – der Berichterstatter, dessen röh- Paarpreis: .....................................18900 Euro
Lautsprecher: Auditorium 23 Rondo, rentechnische Vorlieben mittlerweile Garantiezeit: ...................................36 Monate
Triangle Titus XS hinlänglich bekannt sein dürften, hängt
ein bisschen hilflos rudernd zwischen image kontakt
Kabel: Ortofon, HMS, Auditorium 23
Zubehör: Netzfilter Einstein The Mains, den Seilen respektive Prinzipien. Single- Marvel Heiss
„Die Bank“ von Schreinerei Norbert Gütte Ended-Triode mit Übertrager oder Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum;
CCAC? Höchste Zeit, sich aus dem Di- Telefon: 0234/9731510
lemma herauszuwinden? Was unserei-