Sie sind auf Seite 1von 4

O (https://geohack.toolforge.org/geohack.php?params=32.53625_N_44.

420833333333_E_dim:100_region:IQ-BB_type:landmark&pagename=Etemenanki&language=de)

Etemenanki
Etemenanki (sumerisch É.TEMEN.AN.KI; Haus der Fundamente
von Himmel und Erde) war eine dem babylonischen Reichsgott
Marduk gewidmete Zikkurat in der Hauptstadt Babylon im 6.
Jahrhundert vor Christus. Manche Forscher sehen in ihm ein Vorbild
für die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel (Gen 11,1–9 ).
Von ihren ursprünglich sieben Stockwerken sind heute kaum noch
mehr als die Fundamente erhalten, die im Satellitenbild als dunkles
Quadrat mit 90 Metern Seitenlänge erscheinen (32° 32′ 10,5″ N,
44° 25′ 15″ O).
Rekonstruktion des Etemenanki
nach R. Koldewey (30. August 1919)

Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Beschreibungen
Zerstörung
Siehe auch
Dokumentarfilme
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Geschichte
Wann Etemenanki erstmals errichtet wurde, ist bis heute unklar. Lange wurde lediglich vermutet, dass der Bau
zwischen dem zwölften und neunten Jahrhundert vor Christus existiert habe.[1] Aus der Erwähnung einer
Zikkurat in Babylon im Schöpfungsepos Enûma elîsch kann jedoch auch gefolgert werden, dass Etemenanki
bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus existierte.[2]

Der Assyrerkönig Sanherib, der Babylon 689 v. Chr. vollständig zerstörte, behauptet, auch Etemenanki
zerstört zu haben. Seine Nachfolger begannen den Wiederaufbau der Stadt, welcher dann aber vor allem unter
den chaldäischen Herrschern Nabopolassar und Nebukadnezar II. vorangetrieben wurde. Das zentrale
Gebäude dieser Stadt war der Marduk-Tempel Esaĝila in Nachbarschaft zum von Nebukadnezar II. wieder
errichteten Etemenanki. Dieser Neubau hatte einer Tontafel aus Uruk zufolge mit sieben Stockwerken eine
Gesamthöhe von 91 Metern. Obenauf befand sich ein Schrein.

Beschreibungen
Die wohl bekannteste Beschreibung der Zikkurat von Babylon stammt von Herodot aus dem 5. Jahrhundert
vor Christus. Er berichtete von einem Zeus-Belus-Tempel, entsprechend seiner Beschreibung handelt es sich
dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um Esagila. Innerhalb des Temenos von Esagila befand sich laut Herodot
ein Turm mit einer quadratischen Grundfläche von einer Achtelmeile
Kantenlänge (ca. 201 m). Auf diesem Turm hätten sieben weitere
Türme gestanden. Der Zugang zum Dach des Turmes sei über eine
Treppe möglich gewesen, die sich um den Turm selbst herumwand.
Auf dem obersten Turm habe sich ein Tempel befunden, in dessen
Innerem sich ein kolossales Sitzmöbel und ein goldener Tisch
befunden haben sollen.[3]

Von Nebukadnezar II. stammt eine Stele mit einer Beschreibung des
Etemenanki, die von Robert Koldewey 1917 bei seinen
Ausgrabungen entdeckt wurde. Koldewey hatte zuvor bereits im
November 1900 den Etemenanki entdeckt. Auf der Stele rühmt sich Rekonstruktion Etemenankis nach
der babylonische Herrscher, den Tempelturm Etemenanki errichtet zu Schmid
haben. Der Turm habe demnach bis zum Himmel gereicht und sei mit
Bitumen und Backstein verkleidet gewesen. In einem flachen Relief
findet sich zudem eine Darstellung des Etemenanki mit paarweisen Treppenaufgängen zu den unteren Stufen
des Turmes, fünf weiteren Stufen und einem Tempel auf der Oberfläche des Turmes. Auf dem Relief findet
sich auch ein Grundriss des Gebäudes mit einer deutlichen Darstellung eines Pfeiler-Nischen-Dekors der
Außenwände und der inneren Räume, die eine zentrale Cella umgeben.

Aus Uruk stammt eine beschriftete Tontafel aus dem Jahr 229 v. Chr., die wiederum einen älteren Text
wiedergibt[4]. Demnach hatte der Turm mit seinen sieben Stockwerken eine Höhe von 91 Metern und eine
Grundfläche mit ebendieser Kantenlänge. Robert Koldewey konnte durch seine Ausgrabungen ab 1913 diese
Ausmaße bestätigen. Außerdem fand er große, freistehende Treppen im südlichen Bereich des Gebäudes, wo
es durch Tore mit Esagila verbunden war. Im Osten befand sich ein weiteres Tor, durch das ein Zugang zum
Turm von der Prozessionsstraße bestand.

Zerstörung
Alexander der Große eroberte Babylon 331 v. Chr. und befahl die Restaurierung von Etemenanki. Bei seiner
Rückkehr nach Babylon 323 v. Chr. hatten diese Erneuerungsmaßnahmen jedoch keine Fortschritte gezeigt,
weshalb er den Abriss des gesamten Gebäudes anordnete, um es komplett neu zu errichten.[5] Sein
überraschender Tod setzte den Rekonstruktionsplänen dann jedoch ein Ende. Die Babylonischen Chroniken
und die astronomischen Tagebücher berichten von verschiedenen Versuchen, Etemenanki neu zu errichten, die
jeweils mit dem Entfernen des Schutts der ursprünglichen Zikkurat begannen. Der seleukidische Kronprinz
Antiochos (I.) habe aus Frustration, weil er beim Opfern gestolpert und hingefallen sei, seinen Führern der
Kriegselefanten den Befehl zur endgültigen Vernichtung der Überreste gegeben; damit enden auch die antiken
Erwähnungen von Esagila.[6]

Siehe auch
Etemennigur
Stufentempel
Zikkurat des Gottes An

Dokumentarfilme
Der Turmbau zu Babel. (= Treasures Decoded – Jäger der verlorenen Schätze. Staffel 4, Folge
1). 45 Min. Ein Film von Elliot Kew. Kanada/Vereinigtes Königreich 2017.[7]
Literatur
A. R. George: E-sangil and E-temen-anki, the Archetypal Cult-centre? In: Johannes Renger
(Hrsg.): Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in
der Moderne. SDV, Saarbrücken 1999, ISBN 3-930843-54-4.
A. R. George: The Tower of Babel: Archaeology, History and Cuneiform Texts. In: Archiv für
Orientforschung 51 (2005/2006), S. 75–95. pdf document (http://eprints.soas.ac.uk/3858/2/Towe
rOfBabel.AfO.pdf).
Anton Gill: Mythos Babylon. Die Wiege unserer Zivilisation (Originaltitel: Gateway of The Gods,
übersetzt von Ulrike Bischoff und Birgit Irgang). Hamburg: National Geographic Deutschland
2010, ISBN 978-3-8669-0164-3.
Caroline Janssen: Bâbil, the City of Witchcraft and Wine. The Name and Fame of Babylon in
Medieval Arabic Geographical Texts. Gent 1995.
Hansjörg Schmid: Der Tempelturm Etemenanki in Babylon. (Baghdader Forschungen. Band
17). Mainz: Philipp von Zabern, 1995, ISBN 3-8053-1610-0.
Wilfried Seipel: Der Turmbau zu Babel. Band I: Der babylonische Turm in der historischen
Überlieferung, der Archäologie und der Kunst. Graz 2003.
Bert van der Spek, Is dit niet het grote Babylon, dat ik gebouwd heb? In: Phoenix 36 (1990), S.
51–63.

Weblinks
Commons: Etemenanki (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Etemenanki?uselang=de) –
Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Jona Lendering: Etemenanki (the “Tower of Babel”) (http://www.livius.org/articles/place/babylo
n/etemenanki/). In: Livius.org (englisch)
Etemenanki (https://www.orient-gesellschaft.de/forschungen/projekt.php?a=53). In: Orient-
Gesellschaft.de

Einzelnachweise
1. A. R. George:'E-sangil and E-temen-anki, the Archetypal Cult-centre?. In: J. Renger (Hrsg.),
Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der
Moderne. Saarbrücken, 1999, 301 f.
2. George; Andrew: The Tower of Babel: Archaeology, history and cuneiform texts. In: Archiv für
Orientforschung 51 (2005/2006), 75–95.
3. Herodot, Historien 1, 181.
4. Esagila-Tafel im Louvre, Paris (https://www.louvre.fr/en/oeuvre-notices/esagila-tablet)
5. Diodorus Siculus, 2.9.9; Strabo, Geographie, 16.1.5.
6. http://www.livius.org/cg-cm/chronicles/bchp-ruin_esagila/ruin_esagila_01.html
7. Der Turmbau zu Babel. (https://www.fernsehserien.de/treasures-decoded-jaeger-der-verlorene
n-schaetze/folgen/4x01-der-turmbau-zu-babel-1123477) In: Fernsehserien.de. Abgerufen am
16. November 2020.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Etemenanki&oldid=205604010“

Diese Seite wurde zuletzt am 16. November 2020 um 22:06 Uhr bearbeitet.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern und
zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser
abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser
Website erklären Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.

Das könnte Ihnen auch gefallen