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Konjunktiv II
Gegenwart Präteritum Konjunktiv,
Konditionalis I
Vergangenheit Plusquamperfekt Konjunktiv,
Konditionalis II
14.
Zukunft Präteritum Konjunktiv,
Konditionals I
Im Unterschied zum Konjunktiv I stellt der Konjunktiv II eine Aussage als nur
gedacht, als nur vorgestellt hin. Sein Hauptanwendungsgebiet liegt im Konditional-
und Wunschsatz. Innerhalb des Konjunktivs II differenzieren die Tempora in Bezug
auf die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Verwirklichung:
1. Der Konjunktiv Präteritum drückt die Potentialität aus, weil er sich auf
Gegenwärtiges oder Zukünftiges bezieht: Wenn ich heute / morgen Zeit hätte,
würde ich kommen.
2. Der Konjunktiv Plusquamperfekt drückt die Irrealität aus, weil er sich auf
Vergangenes bezieht und deshalb die Möglichkeit zur Unmöglichkeit geworden
ist: Wenn ich gestern Zeit gehabt hätte, wäre ich gekommen.
Diese Differenzierung trifft auch für den Wunschsatz zu:
1. Wenn der Briefträger doch bald käme (potentiell: Der Briefträger kann noch
kommen ) ;
2. Wenn der Briefträger doch heute gekommen wäre (irreal: Der Briefträger ist
schon vorbei).
gilt als die neutrale Grundform der Genera des Verbs. Im Allgemeinen ist die
Darstellung im Aktiv agensbezogen: D e r Täter oder Urheber wird genannt und tritt
als Subjekt im Nominativ in Erscheinung: Peter sucht seinen Schlüssel. Er hilft
17.
seinem Freund. Man sorgt für seine Eltern. Das Aktiv erlaubt aber auch eine
nichtagensbezogene oder agensunabhängige Wiedergabe von Sachverhalten: Die
Geschäfte schließen 18 Uhr (werden geschlossen).
steht zur Verfügung, wenn es gilt, Täter, Urheber oder Ursache (Agens) eines
Sachverhalts in einer Äußerung ungenannt zu lassen: Der Schlüssel wird gesucht.
Dem Freunde wurde geholfen. Für die Verletzten ist gesorgt worden . Sofern in
Passivsätzen ein Täter erwähnt wird, geschieht dies durch eine präpositionale
Wortgruppe, niemals durch das syntaktische Subjekt: Die Schlüssel wurden von uns
gefunden. Ob eine Agensposition im Passivsatz als beiläufige oder betonte
Bezeichnung des Täters aufzufassen ist, hängt u.a. vom Textzusammenhang ab: Die
Schüler wurden von mir wegen ihrer Unaufmerksamkeit getadelt (Agens beiläufig
erwähnt). Die Schüler wurden vom Schulleiter persönlich ausgezeichnet (Agens
hervorgehoben).
Das Deutsche verfügt über ein Vorgangs- und ein Zustandspassiv.
Das Vorgangspassiv kennzeichnet einen Vorgang, der an einem Aktanten
vollzogen wird; einen Prozess, für den durch die Passivcharakteristik eine
Begrenzung oder ein Abschluss nicht angezeigt wird: Der Flughafen wird
ausgebaut. Dem Künstler wurde applaudiert. Über die Anweisung ist diskutiert
worden. Es wurde gelacht.
Das Zustandspassiv kennzeichnet einen Zustand als Ergebnis eines Vorgangs,
ein Resultat, das einen Prozess begrenzt oder abschließt : Der Flughafen ist
ausgebaut. Dem Kranken war geholfen. Für die Verletzten ist gesorgt.
Die Struktur Finitum von sein + Partizip II (ist beleuchtet) wird von manchen
Grammatikern als adjektivisches Prädikativ erklärt.
IV.7.3. Passivstrukturen
Passivsätze sind geregelte Abwandlungen von Aktivsätzen. In Passivsätzen mit
transitiven Verben wird das Patiens, das Akkusativobjekt des Aktivsatzes, durch das
18.
syntaktische Subjekt ausgedrückt: Der Schlüssel (Patiens, Subjekt) wurde von
meinem Bruder (Agens, Präpositionale Gruppe) gefunden. (Vorgangspassiv). Der
Schlüssel ist gefunden (Zustandspassiv).
Die Kategorie der Genera verbi unterscheidet sich von den anderen Kategorien
des Verbs dadurch, dass ihr Geltungsbereich geringer ist, weil nicht alle Verben
genusfähig sind. Das Passiv bilden die meisten transitiven Verben, die eine Agens-
Patiens-Beziehung ausdrücken. Eine Ausnahme sind nur einige genusunfähige
transitive Verben, z.B .: haben, besitzen, umfassen, anhaben, erhalten, bekommen,
kriegen, erfahren, wissen, kennen, enthalten, kosten, wiegen usw. Obwohl all diese
Verben zu den transitiven zählen, bezeichnen sie keine Handlung. Nicht passivfähig
sind intransitive Verben mit sein-Perfekt ( gehen, laufen, entstehen, fallen).
Intransitiva mit haben-Perfekt bilden Passivformen, wenn sie eine aktive Tätigkeit
ausdrücken, aber nur in der 3.Person Singular in dem sogenannten subjektlosen Satz:
Über diesen Fall wurde lange gestritten. Dem Verletzten wird von Passanten geholfen.
Dem Verletzten – Adressat, Dativobjekt, von Passanten – Agens, präpositionale
Gruppe. Ein Zustandspassiv kann in der Regel nur dann gebildet werden, wenn auch
ein Vorgangspassiv möglich ist. Voraussetzung ist jedoch im Allgemeinen ein
resultativer Charakter des Verbs.
Abhängig vom kommunikativen Bedeutungsgehalt werden drei Arten der
passiven Konstruktionen unterschieden:
1. agensbezogene oder das sogenannte dreigliedrige Passiv;
2. agensabgewandte oder das sog. zweigliedrige Passiv;
3. agensunabhängige Konstruktionen oder subjektlose Passivsätze.
Eine dreigliedrige passivische Satzstruktur entsteht bei der Nennung von zwei
am Geschehen beteiligten Aktanten: des Patiens und des Agens: Die Schüler wurden
vom Direktor ausgezeichnet.
Die statistische Analyse deutscher Texte ergibt folgende Angaben: die
Gebrauchsfrequenz der Passivsätze ohne Agens gegenüber der der Passivsätze mit
Agens ist 6:1. Die Möglichkeit der Aussparung des Agens im Passiv satz ist ein
wichtiges Kennzeichen des Passivs gegenüber dem Aktiv. Das ist ausschlaggebend
bei der Bevorzugung der Passivform des Satzes.
19.
BRINKER: "Passiv wird in den Fällen gewählt, in denen man das Agens nicht
nennen will oder nicht konkret angeben kann".
ERBEN: "Die Darstellungsform des Passivs erlaubt vom Vorgangsträger, der im
Aktiv genannt werden müsste, abzusehen und ihn unerwähnt zu lassen".
Die Aussparung des Agens hat verschiedene Ursachen:
1. Das Agens ist bereits im Vortext genannt worden und die wiederholte
Nennung ist überflüssig.
2. Das Agens ist nicht bekannt oder ist in allgemeinen Zügen bekannt, aber nicht
konkret angebbar.
3. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen der Vorgang selbst, seine Folgen,
seine Bedeutung für das Patiens oder die Umgebung, während das Agens für
die Erzählung unwesentlich ist.
Das zweigliedrige Passiv ist nicht die einzige Möglichkeit der Aussparung des
Agens. Sein Synonym ist der unbestimmt-persönliche man-Satz: Er wurde gelobt.
Man lobte ihn. Der Passivsatz wird aber viel häufiger gebraucht als der man-Satz,
was auf ihre Inadäquatheit vom Standpunkt der kommunikativen Satzperspektive
zurückzuführen ist.
Der subjektlose Passivsatz ist meistens eingliedrig. Durch Aussparung des
Agens und des Patiens rückt die Handlung selbst in den Mittelpunkt. Der subjektlose
Passivsatz wird oft das "unpersönliche Passiv" genannt, weil die entsprechenden
Sätze mit es" beginnen können: Hier wird nicht geraucht. Es wird hier nicht
geraucht.
Dazu gehören beide Partizipien (I und II) und vier bzw. sechs Infinitive. Was
den Bedeutungsgehalt des Infinitivs I und des Partizips I anbetrifft, so ist er dem der
finiten Formen gleich: sie bezeichnen auch den Verlauf einer Tätigkeit, einen
Prozess, aber ohne Bezugnahme auf den Täter, und überhaupt ohne unmittelbare
Berührung mit dem Kommunikationsprozess. Sie haben keine Kategorie der Person
und des Modus, und die Kategorie des Tempus (der Zeit) erscheint bei ihnen auf den
20.
Moment des Redeaktes bezogen, sondern als Gleichzeitigkeit mit dem Moment, der
vom finiten Verb bezeichnet wird : Ich sehe das lachende Mädchen – Ich sah das
lachende Mädchen.
Das Partizip II und der Infinitiv II entfernen sich in ihrem Bedeutungsgehalt
von dem der finiten Formen, indem sie den Prozess als schon beendet, zu einer
Eigenschaft des Subjekts oder des Objekts der Handlung darstellen: mein
zurückgekehrter Freund, das gelesene Buch. Er soll sich den Film angesehen haben .
Auf diese Weise kommt bei diesen Formen die Semantik der Vollendung, des
Resultats zum Vorschein, die Semantik, die für die Kategorie der verbalen
Aktionsart charakteristisch ist. Die Gegenüberstellung Infinitiv I – Infinitiv II
einerseits und Partizip I und Partizip II andererseits dient zur Darstellung der
relativen Zeit und der damit verbundenen Aktionalität : Er glaubt (glaubte), mich gut
zu verstehen – Gleichzeitigkeit, Dauer ; Er glaubt (glaubte), mich gut verstanden zu
haben – Vorzeitigkeit, Abschluss der Handlung . Der abfahrende Zug – Dauer, der
abgefahrene Zug – Abschluss.
Den Nominalformen des Verbs ist außerdem die Kategorie des Genus eigen : Er
behauptet, mich angerufen zu haben – Er behauptet, von mir angerufen worden zu
sein. Das lesende Mädchen – Aktiv, das gelesene Buch – Passiv.
Während die Funktion der finiten Formen die Bildung des Prädikats ist, sind die
Funktionen der infiniten Formen viel mannigfaltiger. Sie dienen:
1. zur Bildung der zusammengesetzten analytischen Formen des Verbs : sie ist
gekommen, er hatte gearbeitet, wir werden gelobt, sie werden arbeiten . In
diesem Gebrauch sind die infiniten Formen in den grammatisch-semantischen
Einheiten die Träger der lexikalischen Bedeutung .
2. Auf syntaktischer Ebene können diese infiniten Formen des Verbs in
verschiedenen nominalen Wortklassen auftreten : Der Infinitiv (besonders in
den Fällen mit der Partikel zu) nähert sich dem Substantiv: Er hofft zu reisen –
Er hofft auf die Reise. Das Partizip übernimmt die Funktionen des Adjektivs,
sowohl die attributiven, als auch die prädikativen: Das Mädchen ist reizend.
Der Lehrer ist belesen. Sie grüßte ihn lächelnd. Er arbeitet angespannt. Die
Tür bleibt geöffnet.
21.
Die morphologische Struktur der finiten und der infiniten Formen ist auch sehr
unterschiedlich. Die finiten Verben werden konjugiert, d.h. nach den Personen,
Zahlen, Zeitformen, Modi und Genera verändert. Der Infinitiv bleibt unverändert
(in diesem Fall wird er gewöhnlich von der Partikel zu begleitet). Wenn die
Infinitive substantiviert werden, richten sie sich nach der starken Deklination: das
Lesen, des Lesens usw. Die Partizipien entsprechen in ihrer Formbildung den
Adjektiven: sie treten sowohl in Kurzform als auch dekliniert auf: das gelesene
Buch, ein gelesenes Buch, das Buch ist gelesen . Wenn auch die infiniten
Verbalformen substantiviert bzw. adjektiviert werden, behalten sie Fügungspotenzen
des Verbs: Die Delegation ist in Odessa eingetroffen – Die in Odessa eingetroffene
Delegation.
Die infiniten Formen sind sowohl morphologisch als auch syntaktisch
Mischformen: sie vereinigen verbale und nominale Eigenschaften.
30. Welche grammatischen Kategorien sind den Nominalformen des Verbs eigen?
I. Das Substantiv
Schwerpunkte für die Diskussion:
V.1. Wesensbestimmung und grammatische Kategorien. Funktion im Satz
V.2. Die Kategorie des Genus (des grammatischen Geschlechts)
V.3. Die Kategorie des Numerus
V.4. Die Kategorie des Kasus
V.4.1. Der Nominativ
V.4.2. Der Akkusativ
V.4.3. Der Dativ
V.4.4. Der Genitiv
V.5. Die Kategorie der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit
Die Veränderung der Substantive nach den Kasus (Deklination) verleiht ihnen
ihr vielfältiges Funktionieren im Satz. Die Kasus dienen zum Ausdruck der
28.
syntaktischen Beziehungen zwischen den nominalen Satzgliedern und dem Prädikat
des Satzes sowie zum Ausdruck der syntaktischen Beziehungen zwischen den
Substantiven in der Wortfügung. Diese Funktion erfüllen sowohl reine Kasus als
auch Präpositionalkasus. Die Präpositionen konkretisieren durch ihre lexikalische
Bedeutung die Beziehungen, die der Kasus nur in sehr allgemeiner Form angibt. Die
grammatische Bedeutung der Kasus ist sehr abstrakt. Von der satzgliedgestaltenden
Rolle der Kasus ausgehend, unterscheidet man die primäre Kasusfunktion und die
sekundären Kasusfunktionen.
Das Deutsche verfügt über folgendes Kasussystem:
1. Der Nominativ (l.Fall, Werfall, Nennfall);
2. Der Genitiv (2.Fall, Wesfall, Besitzfall);
3. Der Dativ (3.Fall, Wemfall, Zweckfall);
4. Der Akkusativ (4.Fall, Wenfall, Zielfall).
Strukturell-morphologisch wird der Kasus durch die kasusbildenden Morpheme
und den Artikel ausgedrückt. Der Artikel spielt dabei eine wichtigere Rolle, denn
die Zahl der Kasusendungen ist gering, und nicht jeder Kasus hat eine Endung.
Die primäre syntaktische Funktion des Akkusativs ist die Bezeichnung des
direkten Objekts. Das direkte Objekt bezeichnet einen Begriff, der von der Tätigkeit
des Subjekts geschaffen wird oder auf den sich die Tätigkeit richtet. Ein Substantiv
im Akkusativ hat folgende Bedeutungen:
30.
1. Akkusativ des Zieles bezeichnet einen Gegenstand, der in Folge einer
Handlung entsteht:
Ich schreibe einen Brief.
2. Akkusativ des Inhalts enthält eine genauere Angabe der verbalen Tätigkeit.
Diese Art des Akkusativs bildet meistens mit dem Verb eine stehende
Wortfügung: Boot fahren, einen Walzer tanzen, Sport treiben usw. Manche
Fügungen können tautologisch sein, die Tautologie wird doch durch das
adjektivische Attribut aufgehoben:
bittere Tränen weinen = bitter weinen, den Heldentod sterben = als Held
sterben.
3. Der freie Akkusativ bringt räumlichen und zeitlichen Bezug zum Ausdruck:
Er ging einen langen Weg. Er steigt die Treppe hinunter. Wir fahren ein Stück
mit der Straßenbahn. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Er bleibt hier einen
Monat.
4. Der absolute Akkusativ ist eine zweigliedrige Struktur, die von keinem
Satzglied regiert wird. Er steht frei und unabhängig im Satz und entspricht
inhaltlich einer Partizipialgruppe oder einem Nebensatz:
Er sprach, die Zigarette im Mund. Er stand, den Blick in die Ferne. Er saß,
den Hut auf dem Kopf.
Die Hauptfunktion des reinen Dativs ist wie die des Akkusativs die Funktion
des Objekts. Den Bedeutungsunterschied zwischen Akkusativ und Dativ als
Objektkasus gibt die traditionelle Grammatik in den Termini direktes Objekt
(Akkusativobjekt) und indirektes Objekt (Dativobjekt) wieder.
BRINKMANN: "Der Dativ nennt eine Person (oder das persönlich Gedachte),
der das verbale Geschehen zugewendet ist".
Als obligatorischer Mitspieler tritt das Dativobjekt in Verbindung mit den
Verben des Sich-Zuwendens, Zuneigens, des Zustrebens, Zusagens usw. und mit dem
nominalen Prädikat auf, sowie nach Adjektiven, die den genannten Verben ähnliche
31.
Bedeutung haben: behilflich, schädlich, dankbar, böse, gehorsam, nahe, gleich,
verwandt, teuer, treu usw.:
Er begegnet seinem Freund. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor. Das neue
Gemälde gefällt mir. Ich vertraue dir. Ich bin ihr dankbar.
Eine Sonderart des Dativobjekts ist der sog. freie Dativ . Der freie Dativ
bezeichnet eine Person, die an der Handlung interessiert ist, deshalb heißt er auch
der Dativ des Interesses. Zum Unterschied von dem notw endigen Dativobjekt ist der
freie Dativ für die Vollständigkeit des Satzes nicht unbedingt erforderlich. Im
Rahmen des freien Dativs unterscheidet man nach der Bedeutung:
1. dativus commodi bezeichnet die Person, für die das Geschehen günstig oder
ungünstig ist:
Mir ist zu dunkel hier. Die Sache ist mir klar. Die Wohnung ist ihm groß
genug.
2. dativus sympatheticus bezeichnet die interessierte Person, zu der das Subjekt
oder das Objekt des Satzes im Verhältnis der Zugehörigkeit stehen. Oft steht
der dativus sympatheticus in Verbindung mit den Benennungen für Körperteile;
er lässt sich in den Genitiv oder das Possessivpronomen transformieren: Die
Hände zitterten mir. (Vgl. Meine Hände zitterten). Mir schmerzt der Kopf. Er
strich ihr das Haar. Das Herz blutet mir.
3. dativus ethicus bringt eine emotional gefärbte lebhafte Beteiligung der Person
an dem Geschehen zum Ausdruck. Gewöhnlich steht im Dativ das
Personalpronomen der 1. oder 2. Person:
Dass du mir nicht rechtzeitig nach Hause kommst! Das nenne ich mir Glück.
Falle mir nicht!
Seine syntaktische Hauptfunktion ist die des Attributs . Der Genitiv stellt als
adnominaler Kasus das Substantiv in Beziehung zu einem anderen Substantiv, dem
Bezugswort. W.SCHMIDT nennt den Genitiv "den Kasus der adnominalen
32.
Determination". Die traditionelle Grammatik unterscheidet folgende Bedeutungen
des Genitivs:
1. genitivus possessivus oder Genitiv des Besitzes oder der Zugehörigkeit
bezeichnet:
a) das Besitzverhältnis im engeren Sinne : der Hund des Jungen, die Tasche des
Schülers;
b) die Zugehörigkeit zu einer Organisation, Gemeinschaft, Epoche, zu einem
Millieu, Lande usw.: der Direktor des Betriebs, der Dozent der Universität, die
Bürger der Ukraine;
c) das Abstammungsverhältnis : der Artikel des Wissenschaftlers, der Entwurf des
Architekten, der Sohn eines Bauern;
d) das Verhältnis eines Teils zum Ganzen (genitivus partitivus): das Zentrum der
Stadt, der Anfang der Rede, das Ende des Liedes, das Fenster des Zimmers;
e) das Verhältnis eines Merkmals : die Tapferkeit des Soldaten, die Schönheit der
See;
2. Genitivus qualitatis gibt eine Beschaffenheit, eine Qualität des vom Bezugswort
Bezeichneten an: ein junger Mann festen Blicks und ruhigen Betragens (Goethe),
der Stoff bester Qualität, ein Abteil erster Klasse, alle Menschen guten Willens.
Hierher gehört auch die Wiederholung des Bezugswortes als Genitiv der Steigerung.
Er kommt in der gehobenen Stilschicht als Mittel einer Steigerung des
Substantivinhaltes vor: das Lied der Lieder, die Nacht der Nächte, das Buch der
Bücher usw.
3. Genitivus subjectivus tritt an Verbalsubstantive und bezeichnet das Agens der
Handlung: die Hilfe des Arztes (der Arzt hilft), die Heimkehr des Sohnes. Genitivus
subjectivus kommt vorwiegend bei Verbalsubstantiven aus reflexiven Verben vor:
die Freude der Kinder (die Kinder freuen sich), die Erinnerungen des alten Mannes,
die Entwicklung der Wissenschaft usw.
4. Genitivus ob j ectivus wird ebenfalls mit Verbalsubstantiven gebraucht und
bezeichnet das Patiens der Handlung: die Erforschung der Wahrheit (die Wahrheit
wird erforscht), die Lösung der Aufgabe, die Befriedigung der Bedürfnisse;
33.
Die sekundäre Funktion des Genitivs ist die des Objekts. Das Genitivobjekt wird
heute selten verwendet. Als einziges Objekt steht es nur bei einer verhältnismäßig
kleinen Anzahl von Verben: bedürfen, gedenken, harren, sich besinnen: keines
Beweises bedürfen, des Verstorbenen gedenken, des Freundes harren. Viele Verben
mit Genitivrektion gehören der gehobenen Stilebene an. Einige Adjektive in
prädikativer Funktion regieren ebenfalls das Genitivobjekt: z.B . bewusst, mächtig,
schuldig, überdrüssig, wert, würdig usw.: Das ist nicht der Rede wert. Er ist der
Zukunft gewiss. Der Schüler ist des Lobes würdig.
Der freie Genitiv (im adverbialen Gebrauch) erscheint als:
1) Zeitangabe: eines Tages, eines Abends, Morgens, Sonntags.
2) Ortsangabe: Wohin des Wegs?
3) Adverbiale der Art und Weise: schnellen Schrittes, fröhlichen Mutes;
Feste ungegliederte Verbindungen sind: der Meinung sein, guter Laune sein,
guter Dinge sein usw.
Die Kategorie der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit wird durch die
Verbindung des Substantivs mit dem Artikel, d.h. auf analytische Weise
ausgedrückt. Der Artikel erscheint nicht als Träger einer lexikalischen Bedeutung,
sondern als ein Ausdrucksmittel der grammatischen Bedeutungen im Paradigma des
Substantivs. Die Wahl zwischen einer "d-Form" (der, die, das), einer "ein-Form"
oder einer O-Form des Artikels dient zum Ausdruck der Kategorie der Bestimmtheit
und der Unbestimmtheit des Substantivs, was die Grundfunktion des Artikels ist.
Die grammatische Bedeutung der Bestimmtheit und Unbestimmtheit hängt damit
zusammen, dass die Bedeutung des Substantivs, wie aller anderen Wörter einen
verallgemeinerten Charakter hat. Beim Gebrauch im Satz wird diese Bedeutung
durch die Sprechsituation konkretisiert. Jeder Gegenstand unterscheidet sich von
den anderen durch Merkmale, die nur ihm eigen sind, die seine individuellen
Besonderheiten ausmachen. Der Artikel erfüllt im Deutschen die Funktion, die
34.
Bedeutung des Substantivs den konkreten Forderungen der Sprechsituation gemäß
mehr oder weniger einzuschränken.
Die grammatische Bestimmtheit besteht darin, ein Ding als Gesamtheit aller
seiner Merkmale – überhaupt oder für die gegebene Sprechsituation zu
kennzeichnen; im letzteren Fall wird das Ding von den übrigen Dingen derselben
Gattung abgesondert.
Die grammatische Unbestimmtheit besteht darin, ein Ding als zu einer
bestimmten Gattung gleichartiger Dinge gehörend zu kennzeichnen. Das geschieht
im Singular mittels des unbestimmten Artikels und im Plural sinngemäß durch die
Nullform des Artikels.
Die Bedeutung der Bestimmtheit oder der Unbestimmtheit hängt meist nicht von den
Merkmalen der Dinge selbst ab, sondern von der Stellungnahme des Sprechenden,
von der gesamten Sprechsituation.
Es ist immer wieder versucht worden, die Adjektive nach ihrem Inhalt und
ihren grammatischen Eigenheiten einzuteilen. Diese Einteilungsversuche stoßen
allerdings auf manche Schwierigkeiten, da die Grenzen oft schwer zu ziehen sind,
weil viele Adjektive polysem sind und demzufolge verschiedenen Gruppen
zugehören können. Gewöhnlich unterscheidet man nach O.BEHAGEL die
semantisch-grammatischen Klassen der absoluten und der relativen Adjektive. Die
absoluten oder, wie sie auch genannt zu werden pflegen, die qualitativen geben fü В
sich allein einen vollständigen Sinn, während die relativen allein zu allgemein sind
und einer genauerer Bestimmung bedürfen. Die qualitativen Adjektive nennen
Farben (rot, gelb), Größe (groß, klein), Gewicht (schwer, leicht), Alter (jung, alt),
Geschmack (bitter, sauer), physische Eigenschaften ( gesund, nass), innere
Merkmale (böse, gut, klug, schlau ). Die meisten (doch nicht alle) qualitativen
Adjektive haben ein volles Paradigma: sie werden dekliniert, sie besitzen
Steigerungsstufen, sie können attributiv und prädikativ gebraucht werden.
38.
Syntaktisch gesehen, unterscheiden sich absolute Adjektive von den relativen
dadurch, dass die relativen zwei obligatorische "Leerstellen" haben, d.h. dass sie
außer dem substantivischen Wort, auf das sie sich beziehen, noch mit einer
Bestimmung verbunden werden müssen ( ähnlich – wem? Hans ist seinem Vater
ähnlich; gestimmt – wie? Die Mutter ist heiter gestimmt; verwandt – mit wem? Er
war mit ihr verwandt ). Die absoluten Adjektive sind dagegen
nichtergänzungsbedürftig.
Innerhalb dieser beiden Hauptgruppen können verschiedene semantische
Untergruppen gebildet werden. W.ADMONI unterscheidet neben den absoluten und
relativen Adjektiven (er nennt sie qualitative und syntaktisch-relative) noch zwei
andere Arten von relativen Adjektiven und zwar: die semantisch-relativen und die
etymologisch-relativen.
Unter semantisch-relativen (oder beziehungsverweisenden bei MOSKALSKAJA)
versteht man solche Adjektive, die einen Gegenstand dadurch charakterisieren, dass
sie ihn in Bezug zu einem anderen Gegenstand, einem bestimmten Ort, einer Zeit
usw. setzen: menschlicher Körper, betriebliches Eigentum, landwirtschaftliche
Produktion, gestriger Unfall, die spanische Literatur.
Die beziehungsverweisenden Adjektive weisen sowohl syntaktische als auch
morphologische Eigenheiten auf:
1) Die meisten davon kommen nur in attributiver Verwendung vor ( der dortige
Bürgermeister, der morgige Tag, die heutige Versammlung, der gestrige Gast);
2) In Verbindung mit dem überwiegenden attributiven Gebrauch werden sie fast
ausnahmslos in flektierter Form verwendet ;
3) Entsprechend ihrer Bedeutung haben sie keine Kategorie der Komparation.
Die etymologisch-relativen Adjektive sind solche, "deren Grundmorphem nicht
adjektivisch ist, sondern anderen Redeteilen entnommen ist" (W.ADMONI). Hierher
gehören u.a. die Stoffadjektive ( hölzern, golden).
Aber die Abgrenzung der semantisch-relativen von den etymologisch-relativen
Adjektiven ist nicht immer leicht, da auch die ersteren oft nichtadjektivische
Grundmorpheme haben.
39.
Nach der Beziehung zur Kategorie der Komparation lassen sich im Rahmen der
qualitativen Adjektive ebenfalls zwei Gruppen unterscheiden:
1) vergleichsfähige Adjektive ( groß – größer – am größten);
2) vergleichsunfähige Adjektive ( tot, lebendig, nackt, blind, maximal, minimal ).
Die Vergleichsfähigke іt / unfähigkeit ist durch die lexikalische Bedeutung des
Adjektivs bedingt.
Die Komparation (die Graduierung) gilt als primäre Kategorie des Adjektivs.
Durch Komparationsmorpheme werden Gradunterschiede oder verschiedene Stufen
eines Merkmals ausgedrückt. Den Bedeutungsunterschieden liegen
Merkmalsunterschiede der objektiven Wirklichkeit zugrunde, sie haben
Abbildcharakter. Die Komparation tritt sowohl bei prädikativer und adverbialer wie
auch bei attributiver Verwendung in Erscheinung.
Der Positiv gilt als Grundstufe der Komparationsformen, in der Adjektive
einfach genannt werden: Die Jungen lernen fleißig . Beim Vergleich wird durch den
Positiv Gleichheit der verglichenen Größen ausgedrückt: Die Jungen lernen so
fleißig wie die Mädchen . Durch lexikalische Elemente können Adjektive in der
Grundstufe graduell modifiziert werden, z.B.: sehr schnell, blitzschnell .
Der Кomparativ ist eine Vergleichsstufe, die einen Vergleich mit mindestens
einem Bezugsobjekt voraussetzt; dabei wird Ungleichheit der verglichenen Größen
zum Ausdruck gebracht. Der Komparativ bezeichnet einen höheren Grad als den des
Vergleichswertes: Die Mädchen lernen fleißiger als die Jungen . Komparativformen
können lexikalisch modifiziert werden (z.B. etwas fleißiger, wesentlich schneller ,
einen Meter weiter ). Im Falle "eine ä1tere Frau" wird der Komparativ " älter" nicht
mit "alt" verglichen, sondern mit "jung", d.h. die Vergleichsgrundlage bildet nicht
der Positiv, sondern ein Gegenwort. Eine ältere Frau ist älter als eine junge Frau,
aber nicht so alt wie eine alte Frau. Auf solche Weise ist eine Bezugsreihe " jung –
älter – alt" anzusetzen.
40.
Der Superlativ – die Höchststufe, bezeichnet den höchsten Grad unter den
verglichenen oder vergleichbaren Werten, wobei ein Vergleich mit mehr als zwei
Werten zugrunde liegt: Peter ist am fleißigsten / der fleißigste von allen Schülern .
Eine lexikalische Modifizierung der Superlativformen ist auch möglich: der
allerschnellste Läufer, der mit Abstand beste Vorschlag.