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Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ www.netzwerk-iq.

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Psychische Störungen

Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen


Fachdozent: Istvan Kiss
Sprachdozentin: Hajnalka Sabile
12.07.2022

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Agenda

•  Wiederholung: Essstörungen
•  Einstieg: Sucht/Abhängigkeit
•  Psychische Abhängigkeit vs. Physische Abhängigkeit
•  Kriterien nach ICD-10
•  Formen von Abhängigkeit
•  Das Transtheoretische Modell—Stufenmodell der
Verhaltensänderung
•  Risikofaktoren
•  Korsakow-Syndrom
•  Gruppenübung:
Methoden der Behandlung – motivierende Gesprächsführung

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Wiederholung: Essstörungen

https://learningapps.org/watch?v=p8rnt94a322

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Einstieg - Substanzkonsumstörung

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Welche Formen von Abhängigkeit kennt ihr?

Alkohol Spiele Drogen


Kaffee
Workaholic
Glücksspiel Cannabis
Handy Tabaksucht
Essen Marihuana, Alkohol,
Sport/Fitneess
Kaufsucht
LSD
Plastische Chirurgie Internet/surfen
Beziehung
Sexsucht

Fernseher

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Definition: Sucht/Abhängigkeit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sucht 1957


folgendermaßen definiert:
§  Sucht ist ein Zustand periodischer oder chronischer
Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten
Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge
und gekennzeichnet durch 4 Kriterien:
§  Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und
Beschaffung des Mittels (Abstinenzunfähigkeit), eine
Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung),
die psychische und meist auch physische
Abhängigkeit von der Wirkung der Droge, die
Schädlichkeit für den einzelnen oder die
Gesellschaft.

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Substanzkonsumstörungen
§  Die Substanzeinnahme wird trotz körperlicher, emotionaler und sozialer Folgen fortgeführt. Im
Vordergrund des Störungsbildes steht eine körperliche und /oder psychische Abhängigkeit.
§  Bei der Entstehung und weiteren Entwicklung der Störung spielen physiologische, kognitive
und soziale Faktoren sowie Lernprozesse (klassische und operante Konditionierung) eine
Rolle.
§  Die Therapiemotivation entwickelt sich oft erst nach Jahren, wenn negative Auswirkungen
überwiegen. Ambivalente Motivation bzgl. der Abstinenz ist ein verbreitetes Phänomen bei
Abhängigkeit.
§  Für Rückfälle sind neben klassisch konditionierten internen und externen Auslösern auch
kognitive Faktoren verantwortlich (z. B. positive Erwartung an Substanzeinnahme).
§  Die Förderung der Therapiemotivation – z. B. mittels Motivational Interviewing – ist im
gesamten Behandlungsverlauf unerlässlich. Ein weiterer wichtiger therapeutischer Bereich ist
die Rückfallprävention.

Quelle: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Springer Verlag

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Ordne die Begriffe richtig zu!

§  Substanzmissbrauch oder Abhängigkeit?

Substanzkonsumstörung (learningapps.org)
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Psychische Abhängigkeit vs. Physische Abhängigkeit

§  Toleranz: (Gewöhnung) Abnahme der Drogenwirkung bei wiederholter


Gabe.
§  Körperliche Abhängigkeit: Bildung von einem Entzugsyndrom beim
Absetzung der Substanz
§  Psychische Abhängigkeit: starkes , unwiderstehliches Verlangen nach
einer Droge
§  Entzugssyndrom: beim Absetzen der Suchtstoffe entwickelt sich ein
vegetatives Syndrom. z.B: Brechreiz, Durchfälle, Tachykardie, erhöhte
übermäßiges Schwitzen, Schlafstörungen, innere Unruhe u.A.

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ICD-10 Kriterien der Abhängigkeit

Zumindest 3 der 6 Punkte müssen über einen Zeitraum von einem Jahr
erfüllt sein, um eine Abhängigkeit zu diagnostizieren:

§  1. Starker Wunsch oder eine Art Zwang eine Substanz zu konsumieren


§  2. Verminderte Kontrollfähigkeit (bzgl. Beginn, Beendigung und Menge des
Substanzkonsums)
§  3. Körperliches Entzugssyndrom
§  4. Toleranz (d.h. Dosiserhöhung ist notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erreichen)
§  5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen od. Interessen zugunsten des
Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, zum Substanzkonsum od. sich von Folgen zu
erholen
§  6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweis schädlicher Folgen (körperl.+psychisch)

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Substanzmissbrauch: ICD-10 Kriterien

Zumindest 1 Kriterium innerhalb von 12 Monaten muss erfüllt sein, um


einen Missbrauch zu diagnostizieren:

§  Wiederholtes Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen (z.B.


Schule, Arbeitsplatz, Haushalt)
§  Wiederholte körperliche Gefährdung (im Straßenverkehr)
§  Wiederholte Probleme mit dem Gesetz (Verhaftungen)
§  Fortgesetzter Gebrauch trotz wiederholter sozialer und interpersoneller
Probleme (Familienstreit)

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Korsakow-Syndrom

§  Das Korsakow-Syndrom ist eine Erkrankung des Gehirns, die sich vor
allem durch starke Gedächtnisstörungen äußert.
§  Auftretende Gedächtnislücken füllen Betroffene meist mit erfundenen
Inhalten (Konfabulieren). Die Krankheit tritt meist bei Menschen auf, die
jahrelang zu viel Alkohol konsumiert haben. Die Störungen sind auch bei
fachgerechter Therapie meist nicht vollständig umkehrbar.

Alkoholmissbrauch, Stoffwechsel-Störung (Vitamin-B1 Mangel


Gehirnentzündung (Wernicke-Syndrom)
Gedächtnisstörung (überwiegend anterograde Amnesie)
gelegentlich Konfabulation
(Wernicke-) Korsakow-Syndrom

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Psychische Abhängigkeit vs. Physische Abhängigkeit

§  Wie gefährlich sind folgende Substanzen?


Markiere mit X deine Wahl in jeder Kategorie!

Substanz Toleranz Psychische Körperliche


Abhängigkeit Abhängigkeit

Cannabis

Kokain

Alkohol

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Das Transtheoretische Modell – Stufenmodell der Verhaltensänderung

1. Absichtslosigkeit

6. Stabilisierung 2. Absichtsbildung

5. Aufrechterhaltung 3. Vorbereitung

4. Handlung

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Das Transtheoretische Modell—Stufenmodell der


Verhaltensänderung

1.  Absichtslosigkeit/ Unentschiedenheit----Die Person hat sich noch


nicht entschieden etwas zu ändern.
2.  Absichtsbildung---Die Person liegt ein Ziel fest. Die Person merkt
es geht ihr nicht gut und etwas muss geändert werden
3.  Vorbereitung---sich informieren, wie kann die Person diese Absicht
umsetzen.
4.  Handlung—Unterlassen von etwas (keinen Alkohol mehr trinken,
keine Droge nehmen)
5.  Stabilisierung---länger durchhalten
6.  Aufrechterhaltung---langfristig das gewünschte Verhalten zeigen.
7.  Rückfall: das Wiederaufnehmen des alten Konsumverhaltens.
Beispiel: die Person hat 2 Wochen z.B. keinen Alkohol getrunken
oder keine Droge genommen und geht auf eine Party und trinkt
wieder ein alkoholisches Getränk oder nimmt wieder Droge.

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Risikofaktoren des Substanzmissbrauchs/ der Abhängigkeit

§  Negative Gefühle
§  Körperliche Beschwerden
§  Kontrolliertes Trinken
§  Süchtiges Verlangen
§  Angenehme Gefühlszustände
§  Geselligkeit
§  Konflikte
§  Soziale Verführung

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Methoden der Behandlung

Suchtkrankenfürsorge:

§  Kontaktaufnahme und Motivierung


§  Körperlicher Entzug
§  Vorbereitung einer Entwöhnungskur
§  Arbeits- & Beschäftigungstherapie
§  Berufliche Rehabilitation
§  Partnertherapie, Familienfürsorge
und Nachsorge

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Motivational Interviewing – motivierende Gesprächsführung

§  Motivational Interviewing (MI) oder motivierende Gesprächsführung ist


eine Methode, die Ratsuchenden hilft die Widersprüche zwischen ihren
Handlungen, Wünschen, Absichten und längerfristigen Zielen, die mit
bestimmten Wertvorstellungen verbunden sind zu lösen.
§  Die Fragen der Therapeuten sollten zum Nachdenken motivieren und
die Bereitschaft für Veränderungen unterstützen.
§  Dieser Stil hilft die persönliche Motivation für und die Selbstverpflichtung
auf ein spezifisches Ziel zu stärken, indem er die Motive eines
Menschen, sich zu ändern, in einer Atmosphäre von Akzeptanz und
Mitgefühl in den Mittelpunkt stellt.
§  Der Therapeut zeigt im Gespräch Mitgefühl und hilft die Ressourcen der
Klienten zu enthüllen, sichtbar machen.

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Motivierende Gesprächsführung

§  Theorie

https://www.youtube.com/watch?v=pAoJCl511_k

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Motivational Interviewing - Tools

§  Change-Talk in der Vorbereitungsphase

§  Change-Talk in den weiteren Phasen des Transtheoretischen-Modells

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Motivierende Gesprächsführung

§  Beispiele

https://www.youtube.com/watch?v=RvuSS-ZyRpg

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PAUSE

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Gruppenarbeit

Übung motivierende Gesprächsführung

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Ein Fallbeispiel

Markus erzählt…..
Ich bin Markus. Als ich den „Wachdienst“ übernahm, hatte ich die ersten Kontakte zu den
Drogen. Mit 17 war ich in einer Clique, in der Joints, Bong und Gras geraucht wurde. Obwohl ich
mir nach dem ersten Bong fast die Lunge raushustete, gewöhnte ich mich sehr schnell an die
Suchtstoffe. Amphetamine, Speed und Koks konsumierte ich täglich, dazu Pillen mit Heroin. Direkt
neben meinem Bett stand eine Pfeife mit Pep-Mischungen (Amphetamine). Schon früh fing ich an,
Pilze zu essen. Da war der Rausch schlimm, Panikattacken kamen dazu. Ich flippte total aus.
Absolutes Chaos und „Paranoia“. Ich dachte, ein kalter Entzug wäre die Lösung, aber ich bekam
Krämpfe, war total weggetreten. Glücklicherweise geriet ich an einen Arzt, der sich mit Sucht
auskannte. Dieser zeigte mir einen Weg auf, auf dem es keine Kompromisse gab: Entweder
„verrecken“ oder sofort aufhören mit den Drogen! Ich begab mich in eine Klinik zur Entgiftung,
hatte aber danach gleich wieder einen Rückfall. Ich brauchte den Stoff, um überhaupt zu
funktionieren. Dank meiner Familie und dem Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe wurde ich doch
noch clean – für mich jetzt ein „geiles Gefühl“.

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Quellen

§  Mathias, B. 2011. Psychische Erkrankungen: Klinik und Therapie.


München: Urban & Fischer/Elsevier.
§  Bühringer, G. (2006). Störungen durch Substanzkonsum: Eine
Einführung. In: H. U. Wittchen & J. Hoyer. Klinische Psychologie &
Psychotherapie. Heidelberg Springer-Verlag. S. 605.
§  Wirtz, M. A., Strohmer, J. 2013. Dorsch - Lexikon der Psychologie. Bern:
Huber.

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Quellen

§  https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-86226-898-6_5
§  https://www.seko-bayern.de/veranstaltungen/rueckblick-
selbsthilfefachtag-sucht-und-gesundheit-05072019/
§  https://www.google.com/search?
q=das+transtheoretische+modell+der+verhaltens%C3%A4nderung+mar
latt+gordon&tbm=isch&ved=2ahUKEwicscec6KPoAhVv2OAKHbBhD5c
Q2-cCegQIABAA&oq=das+transtheoretische+m
§  https://prezi.com/p/b9usycraw5i6/sucht/
§  https://freundeskreise-sucht.de/fileadmin/image/materialien/
broschueren/pdf/Frei_sein.pdf
§  www.pixabay.com

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