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1.

Alkoholismus
Inhaltsverzeichnis
1. Darstellung des Themas anhand bezugswissenschaftlicher Aspekte ..........1
1.1. Medizinischer Background ........................................................................ 1
1.1.1. Begriffe und Definitionen ................................................................... 1
1.1.2. Trias-Modell der Entstehungsursachen der Drogenabhängigkeit .............. 2
1.1.3. Ursachen ......................................................................................... 2
1.1.4. Typen der Alkoholismus..................................................................... 3
1.1.5. Phasen der Alkoholismus ................................................................... 4
1.1.6. Symptomatik und Folgeschäden ......................................................... 5
1.1.7. Therapie in vier Phasen ..................................................................... 6
1.1.8. Motivationsprozess ........................................................................... 6
1.2. Epidemiologie ........................................................................................ 6
2. §15 Kompetenzen bei medizinischer Diagnostik und Therapie ...................8
3. Die Darstellung des pflegetheoretischen Hintergrundes ............................9
3.1. Das Interaktionsmodell nach Hildegard Peplau ............................................ 9
3.1.1. Metaparadigmen .............................................................................. 9
3.1.2. Vier Phasen der Beziehung............................................................... 10
3.2. Pflegekonzept Ungewissheit ................................................................... 11
4. Darstellung des Pflegeprozesses ..............................................................12
4.1. Assessment ......................................................................................... 12
4.2. Krankheitsbezogene Pflegediagnosen, Ziele und Pflegeinterventionen nach §14
GuKG Kernkompetenz pflegerischen Handels .................................................. 12
5. Deskription spezifischer Beratungsinhalte ...............................................16
5.1. Beratungsinhalte .................................................................................. 16
5.1.1. Alkoholabhängigkeit ........................................................................ 16
5.1.2. Alkoholabstinenz ............................................................................ 16
5.1.3. Therapiemöglichkeiten .................................................................... 16
5.2. Beratungsformen .................................................................................. 16
5.3. Beratungskompetenz in der Pflege von Abhängigen ................................... 17
5.4. Gesprächsführung nach Carl Rogers ........................................................ 18
5.5. Selbsthilfegruppen in Österreich ............................................................. 18
5.6. Umgang mit Rückfall ............................................................................. 18
5.7. Angehörigenberatung ............................................................................ 19
5.8. Entlassungsmanagement ....................................................................... 19
6. Gesundheitsförderung und Prävention .....................................................20
6.1. Pathogenetische Sichtweise ................................................................... 20
6.2. Salutogenetische Sichtweise .................................................................. 20
6.3. Projekt der Gesundheitsförderung – Anton-Proksch-Institut (API)................ 20
6.4. Prävention ........................................................................................... 20
6.4.1. Suchtprävention in der Schule .......................................................... 21
Fallbeispiel Alkoholismus: Herr NoName
Herr NoName (Alter 34) ist alleinstehend und arbeitet in einer Versicherung als
Kundenberater. Nach dem Arbeitsende trinkt er täglich sein Bier. Im Laufe der Jahre
steigerte sich die Alkoholmenge, die Herr NoName abends zu sich nimmt. Er trinkt seit
einer Weile auch Schnaps zum Bier. Er selber hat das Gefühl, dass er seinen
Alkoholkonsum gut unter Kontrolle hat, und jederzeit aufhören könnte zu trinken.
Früher hatte Herr NoName ein recht ausgefülltes Privatleben, war viel in Sportvereinen
tätig und hat sich am Wochenende häufig mit Freunden getroffen. In den letzten Jahren
hat er sich von diesen Tätigkeiten immer mehr zurückgezogen. Er findet es mittlerweile
erholsamer, am Wochenende zu Hause auszuspannen, fernzusehen und dabei Alkohol
zu trinken. In der letzten Zeit ist es häufiger vorgekommen, dass er auch morgens vor
der Arbeit einen Schnaps trinken musste, um auf die Beine zu kommen. Den
Arbeitskollegen von Herrn NoName fällt auf, dass er seine Aufgaben nicht mehr so
gründlich ausführt und es immer häufiger zu Fehlern kommt. Herr NoName selber
reagiert gereizt und ist sich keiner Schuld bewusst, wenn er von den Kollegen zur Rede
gestellt wird. Des Friedens willen möchte er aber eine Beratung in Anspruch nehmen.
Er wendet sich an eine Ambulanz eines Standardkrankenhauses. Bei der
Kontaktaufnahme zeigt der Patient sich fahrig, nervös, nestelt an seinen Extremitäten
und kann sich kaum auf das Gespräch konzentrieren (Sätze sind unvollständig),
fragliche Gedankenabrisse sind erkennbar. Eine gewisse Aggression (wird laut,
rüpelhaft) bzw. eine versteckte Angst ist spürbar.
1. Darstellung des Themas anhand
bezugswissenschaftlicher Aspekte
1.1. Medizinischer Background

1.1.1. Begriffe und Definitionen

• Sucht (Abhängigkeit)
– Definition (WHO)
§ Zustand periodischer/ chronischer Intoxikation, verursacht durch
§ wiederholten Gebrauch natürlicher/ synthetischer Substanz
§ schädlich für Individuum/ Gemeinschaft
– Merkmale
§ Physische Abhängigkeit
§ Psychische Abhängigkeit
§ Toleranzsteigerung (erhöhte Dosis notwendig, um ursprüngliche
Wirkung zu erreichen)
§ Craving (Starker Wunsch/ Zwang zu konsumieren)
§ Verminderte Kontrollfähigkeit
§ Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung/ Reduktion
§ Vernachlässigung früherer Interessen (Hobbies, Job, Freunde)
§ Negative soziale Folgen für Individuum/ Gesellschaft
– Suchtformen
§ Stoffgebundene
• Nikotinsucht
• Alkoholsucht
• Drogensucht (Cannabis, Kokain, Opium, Designerdrogen)
• Medikamentensucht
§ Stoffgebundene
• Arbeitssucht
• Esssucht
• Sexsucht
• Kaufsucht
• Glücksspielsucht
• Internetsucht
• Missbrauch (Abusus)
– Definition (WHO)
§ wiederholte Verwendung ohne medizinische Indikation
§ Dosierung massiv erhöht
– nicht gleichzeitig Drogenabhängigkeit
– Vorstufe der Drogenabhängigkeit
– Betroffene kann noch willentlich Konsum enden
– je länger Missbrauch, desto höher Risiko der Drogenabhängigkeit
• Alkoholismus
– ICD-10
§ F10.2 à „Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol:
Abhängigkeitssyndrom“
§ offizielle Krankheit (Psychische und Verhaltensstörung durch
psychotrope Substanzen)
– Definition WHO
§ bereits Errichtung eines Grades Ethanol-Abhängigkeit (Alkohol)
– Merkmale à beeinträchtigte
§ körperliche/ seelische Gesundheit
§ zwischenmenschliche Beziehungen, sozio-wirtschaftliche Funktionen
§ zwanghafter Konsum à Kotrollverlust über Alkoholmenge

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– Formen
§ primärer Alkoholismus
• übermäßiger Alkoholkonsum à Abhängigkeit
• psychische/ physische/ soziale Probleme
§ sekundärer Alkoholismus
• bestehende psychische/ physische/ soziale Beeinträchtigung
à Alkoholabhängigkeit

1.1.2. Trias-Modell der Entstehungsursachen der Drogenabhängigkeit

§ Kielholz und Ladewig à Trias-Modell


§ Entstehung einer Sucht aus 3 Perspektiven
– Psychoaktive Substanz
§ Pharmakologische Eigenschaften
§ Art der Anwendung
§ Konsumfrequenz
§ Konsumdauer
§ Konsumdosis
§ Leichte Verfügbarkeit der Droge (v.a. Alkohol)
§ Auslösen positiver Empfindungen durch Substanz
§ Verlangen, angenehme Empfindung zu wiederholen
– Person
§
§ Persönlichkeitsentwicklung (geringes Selbstwertgefühl; Angst, nicht
akzeptiert zu werden; Unfähigkeit Enttäuschungen zu ertragen)
§ Persönlichkeit von Betroffenen (Suche nach positivem Erleben;
Neugier/ Nachahmung)
– Soziales Umfeld und Gesellschaft
§ Familie/ Freunde à Störungen in der Familie (Trennung der Eltern)
§ Schulische/ berufliche Situation à Gruppendruck
§ Sozialstatus/ finanzielle Situation
§ Freizeitmöglichkeiten
§ gesellschaftliche Bewertung der Drogen à Statussymbol
§ Werbe- / Modeeinflüsse à Modischer Trend
§ Gesetzgebung/ Konsumsitten à Einfluss Medien/ Werbung
§ Verfügbarkeit/ Mobilität
§ Religion/ Wirtschaft
§ Wenig emotionale Zuwendung

1.1.3. Ursachen

• Ursache à multifaktorielles Geschehen


• einzelnen Faktoren à Zusammenfassung in Erklärungsansätze à beinhalten
multifaktorielle Aspekte
• Ein Aspekt alleine reicht nicht aus, um ein Suchtverhalten zu entwickeln
• Sucht kann allerdings primär von einem der Faktoren ausgelöst werden
• Soziologische Erklärungsansätze
– Suchtentstehung à gesellschaftliche Einflüsse und Rahmenbedingungen
– Werte aus Gesellschaft (Beruf/ Ausbildung à Leistungsdruck) à Risiko einer
Suchtentwicklung (übermäßiges Substanzkonsum)
– Ursachen einer Suchterkrankung
§ erschwerte wirtschaftliche Verhältnisse à fehlende
Zukunftsperspektive/ -ängste
§ Erziehungsstil à Rolle auf zukünftiges Verhalten mit Substanzen à
Zugehörige geben dem Kind Bewältigungsstrategien à gesundes
Konsumverhalten

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• Psychologische Erklärungsansätze
– Ursache einer Suchtkrankheit liegt beim Individuum selbst
– Lerntheoretisches Modell
§ Lernen am Erfolg
• Schüchterne konsumiert Alkohol à Selbstsicherheità positive
Empfindungà regelmäßiger Konsumà Suchtentstehung
§ Lernen am Modell
• gehäufter Alkoholkonsum vorgelebt von Zugehörigen
– Psychoanalytisches Modell
§ Ursache der Sucht in Persönlichkeitsentwicklungsstörung
§ ungelöste Konflikte aus Kindheit, unbewusst dem Individuum selbst
– Systemischen Theorien
§ Fokus auf Beziehungen zwischen Familienmitgliedern
§ Erklären nicht eigentliche Ursache der Suchtentstehung, sondern den
Zweck des derzeitigen Sucherverhaltens
• Biologische Erklärungsansätze
– psychoaktive Substanzen à beeinflussen Stoffwechselvorgängen im Gehirn
– Neurobiologischer Ansatz
§ psychoaktive Stoffe ähnlich wie körpereigene opiatähnliche
Substanzen (Dopamin/ Adrenalin)
§ Konsum à ähnliches Wohlbefinden à Abhängigkeit kann entstehen
– Genetischer Ansatz
§ Untersuchung des kausalen Zusammenhangs zwischen genetischer
Disposition eines Individuums / Entwicklung einer Abhängigkeit

1.1.4. Typen der Alkoholismus

• Alkoholiker*innentypen nach Elvin M. Jellinek


– nur Männer* untersucht
– Konzept kann nicht 1:1 auf Frauen* umgelegt werden
– Alpha
§ Konflikt-, Erleichterungs- und Problemtrinker
§ Abhängigkeit à nur psychisch
§ Kein Kontrollverlust, Abstinenz möglich, Alkohol zum
Spannungsabbau
– Beta
§ Gelegenheitstrinker
§ Abhängigkeit à ø
§ Kein Kontrollverlust, Abstinenz möglich, Konsum in Gesellschaft
vermehrt
– Gamma
§ Rauschtrinker, süchtiger Trinker
§ Abhängigkeit à zuerst psychisch, später physisch
§ Kontrollverlust, Abstinenz zeitweise möglich, Toleranzerhöhung
– Delta
§ Gewohnheits- und Spiegeltrinker
§ Abhängigkeit à physisch
§ Kein Kontrollverlust, Unfähigkeit zur Abstinenz, kontinuierlicher
Konsum, Toleranzerhöhung, gesundheitliche Schäden
– Epsilon
§ Episodischer Trinker, „Quartalssäufer“
§ Abhängigkeit à psychisch
§ Mehrtägiger Exzess im Kontrollverlust und dann Phasen ohne
Alkoholkonsum

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• Trinktypen nach Irmgard Vogt
– Frauen* à andere Trinkverläufe vs. Alkoholiker*innentypen von Jellinek
– Typ 1 à Späteinsteigende
§ Einstiegsalter 25-30. Lebensjahr
§ Lebt in geordneten Verhältnissen à Familie
§ In Lebenskrisen alleine/ einsam
§ Im Beruf erfolgreich
§ Geringes Selbstwertgefühl
§ Probleme mit sich selbst/ Bezugsperson
§ Psychosomatische Erkrankungen lange vor Alkoholkonsum-Beginn
§ (Selbst-)Schuldgefühle wegen Alkoholkonsum
§ Ursache möglicher Ausbrüche des Partners à sieht in sich selbst
– Typ 2 à Früheinsteigende
§ Einstiegsalter 15-25. Lebensjahr
§ Private Verhältnisse ungeordnet
§ Häufig Opfer von Misshandlungen/ sexuellem Missbrauch
§ Beziehung zu eigenen Kindern schlecht
§ Im Beruf selten erfolgreich
§ Keine Schuldgefühle wegen Alkoholkonsums
§ Umgebung à Schuld für Konsum

1.1.5. Phasen der Alkoholismus

• nicht bei jedem Alkoholiker*in nachweisbar


• 4 Verlaufsphasen bei der Entwicklung zum Alkoholismus
• 1. Stufe à Präalkoholische Phase
– Erleichterungstrinken
– nachlassen der Tragfähigkeit für seelische Belastungen
– größere Verträglichkeit für Alkohol
• 2. Stufe à Prodromalphase
– Gedächtnislücken
– Trinkart ändert sich (allein, heimlich)
– Denken an Alkohol
– erste Glas à häufig schnell getrunken
• 3. Stufe à kritische Phase
– nach Trinkbeginn Verlust der Kontrolle über weitere Trinkmenge
– Trinkpausen nach Kontrollverlusten
– nötige Erklärungen und Ausreden
– veränderte Verhalten
– fortschreitende Isolierung
– deutliche körperliche Abhängigkeit vom Alkohol
– körperliche Folgeschaden
• 4. Stufe à Chronische Phase
– regelmäßiges morgendliches Trinken notwendig
– tagelange Geräusche
– körperlicher, seelischer, sozialer Abbau
– Merkfähigkeit- und Konzentrationsstörungen
– bedrohliche Entzündungszeichen
– Abnahme der Verträglichkeit für Alkohol
– Körperliche/ seelische Zusammenbrüche
– Organschäden, Demenz und Tod

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1.1.6. Symptomatik und Folgeschäden

• Körperliche Folgen des Alkoholismus


– Gastritis
– Ösophagitis, Ösophagusvarizen
– Magenulkus
– Pakreatitis
– Fettleber, Hepatitis, Leberzirrhose
– Polyneuropathie
– Toxische Hirnschädigungen
– Hypertonie
– Kardiomyopathie
– Osteoporose
– Impotenz
• Soziale Folgen des Alkoholismus
– Invalidität
– Zerstörung des Familienlebens
– Verwahrlosung
– Kriminalität
– Suizid
• Psychische Folgen des Alkoholismus
– alkoholische Wesensveränderung
– Gereiztheit
– Affekt- / Stimmungslabilität
– gefühlsmäßige Abstumpfung
– oberflächliche Euphorie
– Niveauverlust
– Unaufrichtigkeit/ paranoide Entwicklungen
• Psychiatrische Folgeerkrankungen des Alkoholismus
– Korsakow-Syndrom (spezielle Demenzform)
§ Hochgradige Merkfähigkeitsschwäche
§ Desorientiertheit
§ Konfabulationen à Gedächtnislücken gefüllt mit phantastischen
Erlebnissen
– Wernicke-Enzephalopathie
§ Ursache à Vitamin B1 (Thiamin)- Mangel
§ Schwerste Form der alkoholbedingten Hirnschädigung (3-5%)
§ Augenmuskellähmungen/ Pupillenstörungen
§ Ataxie
§ Bewusstseinseintrübung
§ Desorientiertheit
– Alkoholischer Eifersuchtswahn
§ Eher selten, in fortgeschrittenem Stadium des Alkoholismus
§ mitbedingt durch Sekundärschäden (Impotenz, zerebraler Abbau)
§ Wahnhafte Überzeugung der Untreue des Partners
– Alkoholdelir
§ meist im Entzug
§ Dauer à 2-5 Tage
§ Symptome:
• Prädelir
o Unruhe, Angst, Zittern, Aufmerksamkeitsstörungen,
Schlaflosigkeit
• Delir
o Desorientiertheit
o Motorische Unruhe, Nesteln
o Oft optische Halluzinationen („weiße Mäuse“)
o Vegetativentgleisung (Tremor,Schwitzen,Tachykardie)

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§ Therapie
• Überwachung der Vitalparameter, Flüssigkeitsbilanz
• Benzodiazepine in hohen Dosen (Mogadon®, Valium®)
• Neuroleptika bei Halluzinationen (Haldol®)
§ Prognose
• lebensbedrohlicher Notfall
• unbehandelt à Letalität 15-20%

1.1.7. Therapie in vier Phasen

• Phase 1: Kontakt und Motivation


– Erkennen der Abhängigkeit
– Motivation zum Entzug
• Phase 2: Entgiftung bzw. körperlicher Entzug
– Ambulant oder stationär
– Gefahr eines Delirs
– CAVE: ø plötzliches Absetzen ohne medikamentöse Therapie à Epilepsie-
Anfall
– Dauer: 1-2 Wochen
• Phase 3: Entwöhnung
– Lernen ohne Alkohol zu leben à andere Problemlösungsstrategien
– In Fachkliniken (z.B. API in Kalksburg)
– Dauer: 6 Wochen – 6 Monate
• Phase 4: Nachsorge und Rehabilitation
– Längerfristige Stabilisierung
– Ambulante Betreuung durch Suchtberatung, FA für Psychiatrie
– Selbsthilfeorganisationen (AA-Gruppen)
– Psychotherapie

1.1.8. Motivationsprozess

• nicht ausschließlich auf Abstinenzmotivation


• Veränderungsmotivation/ Behandlungsmotivation essenziell
• 5 Phasen des Motivationsprozesses in Alkoholismus-Behandlung
– Phase 1 à Erste Ahnungen zur Problematik des Trinkverhaltens
– Phase 2 à Problematisierung des Trinkverhaltens
– Phase 3 à Akzeptieren der Abhängigkeit – Krankheitseinsicht
– Phase 4 à Therapiebereitschaft
– Phase 5 à Bereitschaft zur kontinuierlichen/ anhaltenden Abstinenz

1.2. Epidemiologie

• Alkoholkonsum pro Einwohner weltweit


– seit 1990 à Alkoholkonsum um 70% gestiegen
– regionale Unterschiede, abhängig von Religion, Gesundheitspolitik
Wirtschaftswachstum eines Landes
– Konsum in nordafrikanischen Ländern/ Nahen Osten à am niedrigsten
– Österreich in Top-Länder (2016)
– zwischen 10-12l reinen Alkohols/ Einwohner
• Alkoholkonsum in Europa
– Konsum in Zentral-/ Osteuropa à am höchsten
– Österreich in der Mitte (2016)
– 10,6l reinen Alkohols/ Einwohner

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• Alkoholkonsum in Österreich
– Prävalenz
§ Zahl Erwachsenen (ab 15. Geburtstag) Alkoholtrinker im Querschnitt
§ Männer* à 7,5% (ca. 270.000 Personen)
§ Frauen* à 2,5% (ca. 95.000 Personen)
§ gesamt à 5% (ca. 365.000 Personen)
– Gesamtlebenszeitprävalenz
§ Zahl jener, die die Krankheit im Laufe ihres Lebens durchmachen
§ Männer* à 14% der Geborenen
§ Frauen* à 6% der Geborenen
§ gesamt à 10% der Geborenen
– Inzidenz
§ Zahl pro Jahr an chronischem Alkoholismus Erkranken
§ Männer* à 0,19% der Bevölkerung (ca. 7.000 Personen)
§ Frauen* à 0,07% der Bevölkerung (ca. 3.000 Personen)
§ gesamt à 0,13% der Bevölkerung (ca. 10.000 Personen)

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2. §15 Kompetenzen bei medizinischer Diagnostik und
Therapie

Kompetenz PA PFA DGKP


Verabreichung von Arzneimitteln lokal, transdermal,
X X X
gastrointestinal oder über Respirationstrakt (inkl. Dispensierung)
Vorbereitung und Verabreichung z.B. von subkutanen,
X
intramuskulären und intravenösen Injektionen
Ab- und Anschluss laufender Infusionen bei liegendem
X X
periphervenösen Gefäßzugang
Vorbereitung und Verabreichung von z.B. subkutan, intravenös,
intraarteriell, intrathekal oder über Plexuskatheter zu X
applizierenden Infusionen (z.B s.c. NaCl-Infusionen)
Punktion der Arterie Radialis, und der Arterie Dorsalis Pedis X
Legen und Wechsel periphervenöser Verweilkanülen X
Aufrechterhaltung der Durchgängigkeit und Entfernung des
X X
periphervenösen Zugangs
Legen und Entfernen von transnasalen & transoralen
X X
Magensonden
Erhebung und Überwachung medizinischer Basisdaten (Puls, RR,
Atmung, Temperatur, Bewusstseinslage, Gewicht, Größe, X X X
Ausscheidungen)
Durchführung des Monitorings mit medizin-technischen
X
Überwachungsgeräten einschließlich Bedienung derselben

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3. Die Darstellung des pflegetheoretischen
Hintergrundes
3.1. Das Interaktionsmodell nach Hildegard Peplau

• Kommunikation / Interaktion in Pflege essentiell für kompletten


pflegetherapeutischen Prozess à am wichtigsten bei Alkoholismus
• Hildegard Peplau à Interaktionsmodell der Pflege
• psychodynamische Beziehung zwischen Pflegekräfte/ Betroffenen à Grundlage
therapeutischer Pflege à Basis des pflegerischen Erfolgs
• gute sich permanent entwickelnde Beziehung à pflegerischen Fortschritte bei der
Arbeit mit Betroffenen
• Ziel à Pflegekräfte/ Betroffenen während des Pflegeprozesses voneinander lernen
• Pflegekräfte erkennen Betroffenen-Bedürfnisse à Unterstützung bei Befriedigung
• vermittelte Verständnis über gesundheitlichem Zustand à Betroffene arbeiten an
eigener Genesung
• Betroffenen-Verhalten ändert sich während des Spitalaufenthalts ständig à
dynamisch/ beinflussbar durch Beziehung der Beteiligten
• Pflegekräfte à verändertes Verhalten der Betroffenen wahrnehmen, Ursache
erkennen, dementsprechend agieren

3.1.1. Metaparadigmen

• Gesundheit
– Gesund à Mensch, der sich in seiner Persönlichkeit ständig weiterentwickelt/
verändert à orientiert am Leben in Gesellschaft
– Wer ist gesund, der ist dynamisch
– Dynamik bei Gesunden à physischen/ sozialen Wohlbefinden/ harmonisches
gesellschaftliches Leben
– pflegerische Beziehung à gesellschaftlicher Bezug trotz Krankheit
– Pflegepersonal
§ Krankheit à Symptome, Folgen und Therapiemöglichkeiten kennen
§ herausfinden, was Krankheit für Betroffene bedeutet à
Unterstützung der Betroffene, Gefühl/ Gedanken zu äußern
– Betroffeneà gesund denken können/ sich nicht in seiner Krankheit aufgeben
• Krankheit
– Krankheit à Möglichkeit für Betroffenen/ Pflegepersonal, etwas voneinander
zu lernen à sich so weiterzuentwickeln
– Pflegepersonal à Wissensteilen über Krankheit mit Betroffenen
– Betroffene à herausfinden, was mit dem Körper durch Krankheit passiert/
wie Heilungsprozess aussieht à kann zukünftiges Leben vorstellen, eigene
Gedanken/ Gefühle über Krankheit/ Situation wahrnehmen/ verstehen
– Pflegepersonal à Gespräche/ Zuhören à Bestätigung der Betroffenen à
Hilfe, Gefühle auszudrücken/ an gemeinsamen Zielen zu arbeiten
• Mensch
– lebt im nicht stabilen GleichgewichtàVeränderung des Verhaltens/ Handelns
– Leben ist Prozess à ständige Veränderungen à Streben nach stabilem
Gleichgewicht à Erreichen mit dem Tod
– Ziel des Lebens à ständige Weiterentwicklung individueller Persönlichkeit
– Krankheit à Einschränkung der Persönlichkeitsentwicklung
– Therapie/ Erziehung der Pflege à Unterstützung à Mensch agiert später
wieder unabhängig in der Gesellschaft
– Pflegekraft à Verständnis über Verhalten von Betroffenen à Betroffene so
äußert, was benötigt wird/ fehlend ist

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• Pflege
– ständig fortschreitenden, therapeutischen/ zwischenmenschlichen Prozess
– fördert/ wiederherstellt Wohlbefinden der Betroffenen
– Ausgangspunkt à Beziehung zwischen Pflegekräfte/ Betroffenen
– Pflege
§ Kenntnisse von Betroffenen (andere Einstellungen, Sichtweisen,
Wissensstand) einholen, erforschen und verstehen
§ herausfinden, wie Betroffene eigene Gesundheitszustand empfinden

3.1.2. Vier Phasen der Beziehung

• Betroffene/ Pflegekräfte à agieren in verschiedenen Interaktionsphasen, geprägt


durch unterschiedliche Umstände/ Verhalten der Betroffenen
• Pflegekraft à weiß derzeitige Beziehung-Phase (an Verhalten der Betroffenen zu
erkennen) à stellt Bezug mit Betroffenen her
• Betroffene à in jeder der Phasen à befindet sich in einer neuen Situation
• Pflegekraft à Phase erkennen à erfüllen der Bedürfnisse der Betroffenen
• Phasen können sich wiederholen/ finden in einen fließenden Übergang statt
• Orientierungsphase
– erste Kontaktaufnahme à Beginn der Beziehung mit Betroffenen
– neue Umgebung, Krankheit, unbekannte Personen à Angst
– Pflegekräfte
§ Unterstützung der Betroffene, sich zurechtzufinden (orientieren),
§ Informationen über weiteren Ablauf
§ Ansprechpersonen
• Identifikationsphase
– Situation wird den Betroffenen immer bewusster
– Unterstützungsbedarf à in der Pflege zu finden
– pflegerische Maßnahmen/ eingehaltene Vereinbarungen à Vertrauen
zwischen Betroffenen/ Pflegekräfte
– für Beziehungsentwicklung entscheidende Phase
– Betroffene à sich aktiv an eigener Pflege beteiligen/ sie verweigern/ sie
stillschweigend über sich ergehen lassen
• Nutzungsphase
– Betroffene à beginnt aktiv zu werden, kennt Umgebung / Personen besser
– Betroffene erhält Informationen à Kenntnisse über eigene Krankheit,
Wünschen, Bedürfnissen à fordert sie aktiv ein
– Gespräche mit anderen Betroffenen, die sich in ähnliche Situation befinden
– Betroffene hat ich weiterentwickelt à von der Pflege weniger abhängig
– Betroffene wollte Mitbestimmung, was/ wie geschieht à informiert sich
– à kooperative Zusammenarbeit zwischen Betroffenen/ Pflegekräfte
bezüglich des Genesungsprozesses
• Ablösungsphase
– Rückkehr aus Abhängigkeit wieder in normales Leben
– Beziehung zwischen Pflegekräfte/ Betroffenen endet
• Rollen der Pflegeperson innerhalb der Phasen der Beziehung
– Rolle des Fremden
§ Bei erster Kontaktaufnahme mit Betroffenen
§ vorurteilsfrei, respektvoll, interessiert
– Rolle des Hilfsperson
§ Informationsquelle, Zuhörende, Vermittelnde
– Rolle des Lehrers
§ Schulung, Anleitung
– Rolle des Führenden
§ Demokratischer Pflegestil
§ Betroffene wird aktiv miteinbezogen

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– Rolle des Stellvertreters
§ Wird Pflegekräften von Betroffenen zugewiesen (Person aus Kindheit)
– Rolle des Beraters
§ Beratungsanliegen entscheidet Betroffene
§ wichtigste Rolle professioneller Pflege laut Peplau

3.2. Pflegekonzept Ungewissheit

• Machtlosigkeit à eine von ehesten Pflegeinterventionen bei Alkoholabhängigen


• daraus resultierend passende Pflegekonzept Ungewissheit
• Ungewissheit à Entstehung des Gefühls der Machtlosigkeit
• Ungewissheit à Unfähigkeit, kognitive Bedeutung der (durch Krankheitsgeschehen
hervorgerufenen) Ereignisse zu erkennen
• kognitiven Zustand à fehlende Anhaltpunkte, um im Geschehen Sinn zu geben
• Mensch à kann für Krankheitsereignisse kein kognitives Schema entwickeln
(subjektive Interpretation der Krankheit, Behandlung und Hospitalisation)
• Faktoren, die Ungewissheit auslösen
– Symptommuster der Krankheit
– Vertrautheit des Ereignisses
– Kongruenz im Erwarteten zum Erfahrenen im Krankheitsereignis.
• positive/ negative Beeinflussung der auslösenden Faktoren/ Ungewissheit durch
– kognitiven Fähigkeiten des Individuums
– strukturellen Möglichkeiten (Glaubwürdigkeit der Fachkräfte, soziale
Unterstützung/ Ausbildungsniveau der Betroffenen)
• Ungewissheit à individuelle Reflexion über Ich à Möglichkeit, Ungewissheit zu
verändern à Sehen/ Sehen-Wollen von neuen Möglichkeiten von anscheinend
(nicht voraussagbaren) nicht zusammenstehenden Ereignissen
• Ungewissheitàkontinuierlichen Prozess der Selbstentwicklungà Selbstbewältigung

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4. Darstellung des Pflegeprozesses
4.1. Assessment

§ Basisassessment für die Darstellung des Pflegeprozesses


– Assessment funktioneller Gesundheitsverhaltensmuster nach Gordon
§ 11 Bereichen
§ Einstufung funktionell/ dysfunktional
§ Weitere zusätzliche krankheitsspezifische Assessmentinstrumente
– Readiness to Change Questionnaire RCQ
§ Fragebogen von Betroffenen auszufüllen
§ 12 Items
§ Beurteilung Änderungsbereitschaft
– Alcohol Use Disorders Identification Test AUDIT
§ Fragebogen von Betroffenen auszufüllen
§ Grundlage für Gesprächsorientierung und Beratungsschwerpunkten
– Confusion Assessment Method CAM
§ Beurteilung des Vorhandenseins/ Verlaufs des Delirs
§ 9 Kriterien zu beurteilen à Delir ab 4 vorhandenen Kriterien
§ Zusätzliches Instrument bei Diagnosesicherung
– Delirium Observation Screening DOS
§ Fragebogen von Pflegepersonal auszufüllen
§ Identifizierung der Verhaltensauffälligkeiten wie Delir
§ Zusätzliches Instrument bei Diagnosesicherung

4.2. Krankheitsbezogene Pflegediagnosen, Ziele und


Pflegeinterventionen nach §14 GuKG Kernkompetenz
pflegerischen Handels

• Informationen aus Anamnese à Clustern der Pflegephänomene anhand des


Assessments funktioneller Gesundheitsverhaltensmuster nach Gordon
• interventionsbedürftige Bereiche
• Hypothesenbildung
• Pflegediagnosen anhand NANDA
• mit Merkmalen aus Anamnese verknüpft
• Verbindung der Interventionen mit dem pflegetheoretischen Hintergrund
– Verknüpfung mit Interaktionsmodell von Hildegard Peplau
– Pflegefachpersonen à Anpassung ihrer Rolle an Situation/ Phase im
Beziehungsprozess
– Abhängigkeità längere Betreuungsdauerà Phasen-/Rollenwechsel mit Zeit
deutlich
– Wichtig à Pflegefachpersonen ständig individuell gestellte bedarfsorientierte
Pflege leisten à dementsprechend auch Rolle adaptieren
• Wahrnehmung und Umgang mit der eigenen Gesundheit
– Domäne 1. Gesundheitsförderung Klasse 2. Gesundheitsmanagement à
00188 Risikobehaftetes Gesundheitsverhalten
§ Selbstgefühl, Alkoholkonsum gut unter Kontrolle zu haben/ jederzeit
aufhören trinken zu können
§ trinkt täglich Bier nach dem Arbeitsende
• Selbstwahrnehmung und Selbstbild
– Domäne 7. Rollenbeziehungen. Klasse 3. Erfüllung einer Rolle à 00052
Beeinträchtigte soziale Interaktion
§ alleinstehend 34a
§ Früher ein recht ausgefülltes Privatleben

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§ den Kollegen auf der Arbeit auffällige Änderung
§ kann sich kaum auf das Gespräch konzentrieren
§ unvollständige Sätze
• Bewältigungsverhalten (Coping) und Stresstoleranz
– Domäne 9. Coping/ Stresstoleranz. Klasse 2. Coping-Reaktionen à 00226
Risiko einer ineffektiven Aktivitätenplanung
§ Gereizte Reaktion auf Kollegen
§ ist sich keiner Schuld bewusst
§ seit einer Weile auch Schnaps zum Bier
§ Früher viel in Sportvereinen tätig
§ Früher häufiges Treffen mit Freunden am Wochenende
§ in den letzten Jahren zunehmender Rückzug von diesen Tätigkeiten
– Domäne 9. Coping/ Stresstoleranz. Klasse 2. Coping-Reaktionen à 00069
Ineffektives Coping
§ Kundenberater in einer Versicherung
§ führt Arbeitsaufgaben nicht mehr so gründlich aus
§ es kommt immer häufiger zur Arbeitsfehlern
§ findet es erholsamer, am Wochenende zu Hause auszuspannen,
fernzusehen und dabei Alkohol zu trinken
§ graduell gesteigerte Einnahme der Alkoholmenge abends
§ in der letzten Zeit muss häufiger auch morgens vor der Arbeit einen
Schnaps trinken, um auf die Beine zu kommen
– Domäne 9. Coping/ Stresstoleranz. Klasse 2. Coping-Reaktionen à 00125
Machtlosigkeit
§ Bei der Kontaktaufnahme fahrig, nervös, nestelt an Extremitäten
§ fragliche Gedankenabrisse erkennbar
§ aufgrund von anderen Personen zur Beratung à Ambulanz im Spital
§ Spürbare Aggression (wird laut, rüpelhaft)
§ Spürbare versteckte Angst

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Domäne 9. Coping/ Stresstoleranz. Klasse 2. Coping-Reaktionen
00069 Ineffektives Coping
Definition
„Muster unwirksamer Bewertung von Stressfaktoren mit kognitiven/ verhaltensbezogenen Anstrengungen,
welches unzureichend ist, um mit Anforderungen bezogen auf das Wohlbefinden zurechtzukommen“
Bestimmende Merkmale: Problem:
§ destruktives Verhalten anderen gegenüber § Alkoholabusus als Bewältigungsstrategie
§ destruktives Verhalten sich selbst gegenüber Ätiologie:
§ ineffektive Coping-Strategien § Fehlende Problemlösungsfähigkeit
§ Substanzmittelmissbrauch § Ineffektive Entspannungsstrategien
§ Unfähigkeit, nach Hilfe zu fragen Symptome:
§ Unfähigkeit, Rollenerwartungen zu entsprechen § führt Arbeitsaufgaben nicht mehr gründlich aus
§ unzureichende Problemlösungsstrategien § es kommt immer häufiger zur Arbeitsfehlern
§ Veränderung des Kommunikationsmusters § findet es erholsamer, am Wochenende zu
§ Veränderung des Konzentrationsvermögens Hause auszuspannen, TV + Alkohol zu trinken
Beeinflussende Faktoren: § graduell gesteigerte Alkoholeinnahme abends
§ falsche Bedrohungsbeurteilung § häufiger auch morgens vor der Arbeit einen
§ inadäquate Ressourcen Schnaps, um auf die Beine zu kommen
§ ineffektive Entspannungsstrategien Ressourcen:
§ unzureichende soziale Unterstützung § Kundenberater in einer Versicherung
§ unzureichendes Gefühl der Kontrolle § Früher viel in Sportvereinen tätig
Risikopopulation: § Früher Treffen mit Freunden am Wochenende
§ ø § aufgrund von anderen Personen zur Beratung
Ziele
Nahziel: Fernziel:
§ 1806 Akzeptanz: Gesundheitszustand § 1305 Psychosoziale Anpassung:
In einer Woche akzeptiert und äußert Betroffene Lebensveränderung
Alkoholismus als eigenen Gesundheitszustand. Bis Entlassung nennt/nutzt Betroffene effektive
Copingstrategien für Lebensveränderung.
Pflegeinterventionen
keine mögliche Delegation an Pflegeassistenz/ Pflegefachassistenz anhand §83/§83a GuKG (alle geplanten
pflegerischen Interventionen à Beratung)
4512 Alkoholentzugsbehandlung
§ Überwachen
o der Vitalzeichen während des Entzugs
o auf ein Delirium tremens
o der Betroffene auf versteckten Alkoholkonsum während der Entgiftung
§ Herantreten an missbräuchliches Verhalten der Betroffene in neutraler Art und Weise
§ Anhören der Probleme der Betroffene bezüglich des Alkoholentzugs
5230 Copingverbesserung
§ Unterstützung der Betroffene,
o angemessene Nah- und Fernziele festzulegen
o beim Überprüfen verfügbaren Ressourcen, um die Ziele zu erreichen
o beim herunterbrechen Komplexer Ziele in kleine zu bewältigenden Schritten
o eine objektive Einschätzung des Ereignisses zu entwickeln
o positive Strategien zu identifizieren, um mit Einschränkungen umzugehen und erforderliche
Veränderungen seiner Lebensweise bewältigen zu können
4370 Impulskontrolltraining
§ Unterstützen der Betroffene,
o Verläufe einer möglichen Handlung und ihre Kosten-Nutzen-Relation zu erkennen
o den vorteilhaftesten Handlungsbedarf auszuwählen
o das Ergebnis der gewählten Handlungsverlauft zu evaluieren
o zu evaluieren, wie sich Misserfolg durch andere Verhaltensentscheidungen hätten vermeiden können
§ Auffordern der Betroffene, sich für gute Ergebnisse selbst zu belohnen
4500 Suchtmittelprävention
§ Unterstützen der betroffene, erhöhte Stressbelastungen zu tolerieren
§ Vorbereiten der betroffene auf schwierige oder schmerzhafte Ereignisse
§ Auffordern zu verantwortungsbewusster Entscheidungsfindung in Fragen der Lebensweise
§ Unterstützen der Betroffene, alternative spannungsreduzierende Strategien zu ermitteln
§ Reduzieren sozialer Isolation
4360 Verhaltensmodifikation
§ Feststellen der Motivation der Betroffene, eigenes Verhalten ändern zu wollen
§ auffordern zum Austausch ungewünschter gegen erwünschte Gewohnheiten
§ Anbieten positiver Bestärkung für selbstständig getroffene Entscheidungen der Betroffene
§ Ermutigen der Betroffene, eigenes Verhalten zu überprüfen
§ Unterstützen der Betroffene, selbst kleine Erfolge zu identifizieren
Evaluation des Pflegeplans
§ Vergleich von Ziele, IST-Zustand der Betroffene und Umsetzungsmöglichkeiten der Interventionen
o erreichte Ziele à Interventionen werden geschlossen
o nicht erreichte Ziele à Interventionen werden verlängert, angepasst oder gewechselt
§ 1x/ 7 Tage + bei Bedarf à für den Betroffenen am Tag der Evaluation zuständige DGKP

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Domäne 9. Coping/ Stresstoleranz. Klasse 2. Coping-Reaktionen
00125 Machtlosigkeit
Definition
„Wahrnehmung eines Mangels an Kontrolle über eine Situation, einschließlich bewusster Wahrnehmung,
dass eigene Handlungen keine signifikante Wirkung auf das Ergebnis haben“
Bestimmende Merkmale: Problem:
§ Abhängigkeit § fehlendes Gefühl der Einfluss auf der
§ Frustration darüber, nicht in der Lage zu sein, Gestaltung/ Kontrolle von Beziehungen/
frühere Aktivitäten auszuführen Situationen
§ unzureichendes Gefühl der Kontrolle Ätiologie:
Beeinflussende Faktoren: § Substanzmittelmissbrauch
§ Angst § Fehlende Ziele
§ geringes Selbstwertgefühl Symptome:
§ ineffektive Coping-Strategien § fahrig, nervös, nestelt an Extremitäten
§ soziale Ausgrenzung § fragliche Gedankenabrisse erkennbar
§ unzureichende soziale Unterstützung § Spürbare Aggression (wird laut, rüpelhaft)
§ mangelndes Wissen über Umgang mit Situation § Spürbare versteckte Angst
Risikopopulation: Ressourcen:
§ ø § Arbeit
Assoziierte Bedingungen: § Kolleg*innen
§ ø § aufgrund von anderen Personen zur Beratung
Ziele
Nahziel: à Gesundheitsüberzeugungen Fernziel: à Selbstwertgefühl
Innerhalb einer Woche hat Betroffene der Nutzen Bis zur Entlassung kann Betroffene eigene Grenzen
der Behandlung wahrgenommen. akzeptieren und äußert Selbstakzeptanz.
Pflegeinterventionen
keine mögliche Delegation an Pflegeassistenz/ Pflegefachassistenz anhand §83/§83a GuKG (alle geplanten
pflegerischen Interventionen à Beratung)
5250 Entscheidungsfindungsunterstützung
§ Unterstützung der Betroffene beim Klären von Wertvorstellungen und Erwartungen, die beim Fällen
kritischer Lebensentscheidungen helfen können
§ Informieren der Betroffene über alternative Sichtweisen/ Lösungen in einer klaren und
unterstützenden Weise
§ Unterstützen der Betroffene, Vor- und Nachteile jeder Alternative zu erkennen
§ Respektieren des Rechts der Betroffene, informiert werden zu wollen oder nicht
§ Verweisen an Selbsthilfegruppen
7400 Gesundheitssystemorientierung
§ Informieren der Betroffene über geeignete Gemeinderessourcen und Kontaktpersonen
§ Sorgen dafür, dass Betroffene Informationen über eigenen Rechten erhält
§ Aushändigen schriftlicher Informationen über Zweck/ Ort Gesundheitsversorgungsaktivitäten
§ Sorgen für eine Nachsorgevereinbarung mit Betroffenen
§ Benachrichtigen der Betroffene über geplante Termine
5390 Selbsteinschätzungsverbesserung
§ Ermutigen der Betroffene, eigene Gedanken/ Gefühle zu erkennen und darüber zu sprechen
§ Mitteilen von Beobachtungen/ Gedanken hinsichtlich des Verhaltens/ der Reaktion der Betroffene
§ Konfrontieren der Betroffene mit eigenem ambivalenten (wütenden oder depressiven) Gefühlen
§ Unterstützen der Betroffene,
o die Auswirkungen von Krankheit auf das Selbstkonzept zu erkennen
o selbstzerstörerische Verhaltensweisen zu erkennen
5400 Selbstwertgefühlsverbesserung
§ Ermutigen der Betroffene, eigene Stärken zu erkennen
§ Vermitteln von Vertrauen in die Fähigkeit der Betroffene, mit der Situation zurecht zu kommen
§ Unterlassen, negative Kritik zu äußern
§ Fördern einer Umgebung und von Aktivitäten, die Selbstwertgefühl erhöhen
§ Äußern positiver Aussagen über Betroffene
5395 Selbstwirksamkeitsverbesserung
§ Erkunden der Wahrnehmung der Betroffenen in Bezug auf eigene Fähigkeit zur Umsetzung des
gewünschten Verhaltens
§ Ermitteln von Barrieren einer Verhaltensänderung
§ Nutzen positiv überzeugender Aussagen bezüglich der Fähigkeit der Betroffene, Verhalten umzusetzen
§ Ermutigen zur Interaktion mit Individuen, die ihr Verhalten erfolgreich umstellen (Selbsthilfegruppen)
§ Vorbereiten der Betroffene auf die physiologischen und emotionalen Zustände, die während der ersten
Versuche der Umsetzung eines neuen Verhaltens eintreten können
Evaluation des Pflegeplans
§ Vergleich von Ziele, IST-Zustand der Betroffene und Umsetzungsmöglichkeiten der Interventionen
o erreichte Ziele à Interventionen werden geschlossen
o nicht erreichte Ziele à Interventionen werden verlängert, angepasst oder gewechselt
§ 1x/ 7 Tage + bei Bedarf à für den Betroffenen am Tag der Evaluation zuständige DGKP

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5. Deskription spezifischer Beratungsinhalte
5.1. Beratungsinhalte

5.1.1. Alkoholabhängigkeit

§ Folgen (physisch, psychisch, sozial) des übermäßigen Alkoholkonsums


§ Alkoholdelir
§ Therapieziele/-Zweck (überzeugend informieren)

5.1.2. Alkoholabstinenz

§ Motivation/ Beziehungsaufbau
§ Formulierung von Zielen à Endziel: Dauernde Abstinenz
§ Wichtigkeit von Disziplin/ Selbstkontrolle
§ Tipps für gesellschaftliche Anlässe
§ Handlungsvorschläge bei möglichen Rückfällen
§ Handlungsvorschläge bei „Craving“

5.1.3. Therapiemöglichkeiten

§ Psychotherapie
§ Ergotherapie
§ Selbsthilfegruppen
– Blaues Kreuz
– Grüner Kreis
– AA „Anonyme Alkoholiker“
– SIGIS (Service und Informationsstelle für Gesundheitsinitiativen und
Selbsthilfegruppen)
– ISP „Informationsstelle für Suchtprävention der Stadt Wien“
– ÖVDF „Österreichischer Verein für Drogenfachleute“
– Fonds Gesundes Österreich
§ Allgemeine Gesundheitsberatung (Lebensstilführung, Ernährung)
§ Einbezug der Zugehörigen

5.2. Beratungsformen

• Einzelberatung
– individuelle/ subjektive Erfahrung der Patient*innen mit Problemsituation
– bei für Betroffene unangenehmen Problem
– Verlangen, dass Beratende ausschließlich für Einzelnen da ist
– Motivationsgespräch vor der Entgiftung:
§ Klient*innenzentriertes Interventionsverfahren
§ Ziel à intrinsische Motivation zur Verhaltensänderung
§ Grundprinzipien:
• Förderung der Wahrnehmung von Diskrepanzen zwischen
persönlichen Zielen/ gesundheitsriskanten Alkoholkonsum
• Arbeiten am Widerstand
• Fördern der Erfahrung von Selbstwirksamkeit
§ Offene Fragen stellen
§ Reflektiertes zuhören/ unterstützen
§ Aussage zusammenfassen/herausarbeitenàEigenmotivation fördern

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• Gruppenberatung
– Kommunikationsweisen, Einstellungen, Kenntnisse, Erfahrungen der
Betroffenen
– direkte Interaktion
– Belastungen à leichter akzeptiert
– unangenehme/ tabuisierte Themen à leichter angesprochen
– Nutzung eigener/ fremder Problemlösungsvarianten
– bei Suchtkranken (Selbsthilfegruppen à Anonyme Alkoholiker)
• Aufklärende Beratung
– Vermittlung gewissen gesundheits-/krankheitsbezogenen Wissen
– Betroffene à aktive Gesprächspartner während Informationsvermittlung à
Einbringen offener Fragen aus subjektiver Sicht
– Stärkung des Kohärenzgefühls (Salutogenese) à Übersicht-Problemausmaß
– um Hinweise auf Verhaltensweisen zu geben, die korrigiert werden müssen
à beobachtetes selbstschädigendes/ negierendes Verhalten (Alkoholsucht)
– Beratung der Zugehörige à Vermittlung von Informationen über soziale
Hilfsdienste (SIGIS, ISP)
• Empfehlende Beratung
– bewusste, systematische Vermittlung von Informationen gekoppelt mit
vorteilerbringenden Alternativen für Betroffenen
– überzeugenden Argumenten der Pflegeperson à Umsetzung der Empfehlung
• Komplexe Beratung
– Problemsituation à gleichzeitige Heranziehen mehrerer Beratungstypen
– Kombination aufklärender, empfehlender, kompetenzfördernder und
lösungserarbeitende Beratung
– rascher Zugang zu verständlichen Beratungsschwerpunkten für Betroffenen
– Berücksichtigung momentanen körperlich-emotionalen Gesundheitszustand
• Beratung während Entgiftung
– Körperlicher Entzug à Aufklärung
– Strategien für den Fall eines akuten Suchtdrucks:
§ Entlastungsgespräche
§ Ablenkung (Spaziergänge, Spiele)
§ Ablenkende Reize (Musik, Aromabad)
§ Bewegung
§ Entspannung
§ Motivierende Gespräche (suchtdruckfördernde Gespräche
vermeiden)
• Beratung nach Entgiftung
– Aufklärung über Risikofaktoren eines Rückfalls
– Sinnvolle, geregelte Tagesstruktur
– Gespräche
– Vertrauenspersonen
– Hilfsangebote (Selbsthilfegruppen)

5.3. Beratungskompetenz in der Pflege von Abhängigen

§ vorurteilsfreier, wertfreier, fürsorglicher Umgang


§ Alkoholkranke à Pflegepersonen anfangs als Gegner à Beziehungsaufbau fördern
§ Vermeidung von Schuldzuweisungen/ Vorwürfen
§ Betroffene nicht aktiv mit alkoholassoziierten Themen konfrontieren (über
alkoholisches Lieblingsgetränk reden)
§ Einbezug/ Beratung der Zugehörigen
§ CAVE: Suizidale Merkmale

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5.4. Gesprächsführung nach Carl Rogers

• Mensch/ Menschlichkeit im Mittelpunkt


• Kontakt mit Betroffenen geprägt von partnerschaftlicher Haltung
• besonderen Wert à menschliche Begegnung (Einschluss emotionaler Ebene)
• Fähigkeit zur Empathie
– Fähigkeit eines Menschen, anderer Mensch von außen (ohne Überschreiten
persönlicher Grenzen) ganzheitlich zu erfassen/ Gefühle verstehen
– à Möglichkeit, sich über innere Welt des anderen / Handeln klar werden
• Aspekten
– Kongruenz
– Empathie
– Bedingungslose positive Zuwendung

5.5. Selbsthilfegruppen in Österreich

§ Blaues Kreuz
§ Grüner Kreis
§ AA „Anonyme Alkoholiker“
§ SIGIS (Service und Informationsstelle für Gesundheitsinitiativen und
Selbsthilfegruppen)
§ ISP „Informationsstelle für Suchtprävention der Stadt Wien“
§ ÖVDF „Österreichischer Verein für Drogenfachleute“
§ Fonds Gesundes Österreich

5.6. Umgang mit Rückfall

• Gefahr eines Rückfalls à Hoffnungslosigkeit/ fehlende Motivation der Betroffenen


• Pflegepersonen à Aufgabe
– Selbstwertgefühl der Suchtkranken zu stärken
– Unterstützung bei der Suche nach Zukunftsperspektiven
– Autonomie/ Identität der Betroffenen wahrnehmen / respektieren
– Entlastungs-/Motivationsgesprächà ø Vorwurf, Aggression, Schuldgefühl
• Warnsignale
– Körperliche Warnsignale
§ Unruhe
§ Zittern
§ Herzklopfen
§ Schweißausbrüche
§ Durstgefühle
§ Schlafstörungen
– Gedankliche Warnsignale
§ „einmal ist keinmal“
§ „wenn ich etwas trinke, geht es mir danach besser“
§ „ein kleines Bier kann doch nicht schaden“
§ „ich höre einfach nach dem ersten Getränk auf“
§ „ich werde es kontrollieren können“
– Emotionale Warnsignale
§ Angst
§ Wut
§ Traurigkeit
• Gründe für erneuten Alkoholkonsum à Niedergeschlagenheit, Angebot
alkoholischer Getränke (soziale Events), Kritik, hoher Druck
• Bei Rückfall à Betroffenen zu vermitteln, dass dies kein Grund ist, aufzugeben à
wichtig, erneut professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
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5.7. Angehörigenberatung

• Zugehörige stark betroffen von Abhängigkeitsfolgen à benötigen Unterstützung


• Zugehörige in Therapie miteinbeziehen
• Informationen über Anlaufstellen
• Möglichkeit der Reflexion ihrer Rolle bei Alkoholproblem der Zugehörige

5.8. Entlassungsmanagement

§ Entlassungstermin planen à Betroffene/ Zugehörigen mitteilen


§ 1-2 Tage vor Entlassung à Situationsbericht/ Entlassungsbrief Pflege
§ Ambulante/ Teilstationäre Weiterversorgung planen
§ Entlassungsgespräch
– klar/ deutlich vermittelte Informationen à Versicherung, dass Informationen
verstanden wurden
– Vollständiger Entlassungsbrief ausgehändigt an Betroffene à
Behandlungsrelevante Inhalte als Anhang (Rezepte/ Einnahmeanweisung)
– Abklärung, wie Betroffene nach Hause kommt (Öffentliche Verkehrsmittel,
Krankentransport)
– Information über Selbsthilfegruppen, Tageszentren

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6. Gesundheitsförderung und Prävention
• wissenschaftliche Orientierung bei Prävention à Pathogenese
• Gesundheitsförderung à Salutogenese

6.1. Pathogenetische Sichtweise

• Alkoholismus à Abhängigkeit von psychotroper Substanz Ethanol

6.2. Salutogenetische Sichtweise

• Antonovsky (salutogenetischen Modell)


• Mensch à größtenteils im Ungleichgewicht
• Menschen à Stressoren à Spannungszustand à adaptive Reaktion erforderlich
• Abhängigkeitserkrankungen à Stress / Alkoholabhängigkeit à wechselseitige
Beziehung
• Abhängigkeit à Stress
• stressreiche Situationen à Alkohol
• entspannte/ enthemmende Wirkung von Alkohol à Alkohol als Problemlöser
• schädliche Wirkung von übermäßigem Alkoholkonsum à notwendiges Umlernen
des Bewältigungsprozesses von belastenden Situationen à Betrachtung/
Integrierung individueller, alternativer Ressourcen

6.3. Projekt der Gesundheitsförderung – Anton-Proksch-Institut


(API)

• Sonderkrankenhaus für Abhängigen


• Behandlung/ Erforschung stoffgebundener/ nicht stoffgebundener Formen
• Klinik/ Aus-/ Weiterbildungen/ Forschungstätigkeiten
• Institut à Kalksburg
– stationären, teilstationären und ambulanten Teilbereich
– Schwerpunkt Alkohol- / Medikamentenabhängigkeit/ Spielsucht
• problemorientierten Zugang
• ressourcenorientierten Ansatz
• „Orpheusprojekt“ (2009)
– modulares Therapiekonzept
– Fokus individuelle Ressourcen/ Stärken
– „sinnerfülltes und freudvolles Leben“ fern vom Missbrauch von Suchtmitteln

6.4. Prävention

• Maßnahmen zur
– Vorsorge
– früher Behandlung
– Verhinderung von Rückfällen
• Primärprävention
– potentiell Betroffene/ mögliche Kontaktpersonen (Lehrer*innen, Ärzt*innen)
– öffentliche Werbung
• Sekundärprävention
– Früherkennung/ Frühbehandlung

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– Nach der Manifestation à Fachpersonen (Ärzt*innen/ Pflegepersonen) in der
Lage, von Betroffenen oft verdeckte Probleme zu erkennen
• Tertiärprävention
– Versuch, Auswirkungen der Krankheit zu verringern
– Folgeschäden sollen eingegrenzt werden
– Rückfälle sollen soweit möglich vermieden werden
• Verhaltensprävention
– individuelles Risikoverhalten soll verändert werden
– ausreichend Information, Wissen und Motivation, um gesundheitsfördernde
Entscheidungen zu treffen
– Lernkompetenzförderung/ Motivationsgespräche
• Verhältnisprävention
– verhältnisorientierte Maßnahmen (indirekter Einfluss)
– Versuch der Umwandlung suchtfördernden in gesundheitsförderndes Umfeld
– Peer-Involvement-Ansätze
– massenmediale Kampagnen (Internet, Radio, Fernsehspots, Impfungen,
Screenings)

6.4.1. Suchtprävention in der Schule

• Person
– Förderung der Lebenskompetenzen
§ Substanzunspezifisch
• Selbstwahrnehmung
• Empathie
• kreatives/ kritisches Denken
• Entscheidungsfähigkeit
• Problemlösefertigkeit
• effektive Kommunikationsfertigkeit
• interpersonale Beziehungsfähigkeit
• Gefühls- / Stressbewältigung
§ Substanz- / verhaltensspezifisch
• Sachspezifisches Wissen
• Substanz- / verhaltensspezifische Selbstwirksamkeit
• normative beliefs
• Wirkungserwartungen
• Standfestigkeit/ Selbstbehauptung
– Stärkung von Selbstwertgefühl / -wirksamkeit
– Stärkung-Kohärenzgefühl (Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit, Bewältigbarkeit)
– Erlebnisalternativen zu suchtriskanten Verhaltensweisen eröffnen
– Hilfe bei Bewältigung auftretenden Krisen/ Umgang mit Krisen generell
• Struktur
– Partizipationsmöglichkeiten von Schüler, Lehrer, Eltern schaffen/ erweitern
– Verbesserung des Schul- und Klassenklimas
– Gute räumliche Bedingungen zu Verfügung stellen
– Ressourcen-Erschließung (Lehrer*innen, Supervision, Fortbildungsangebot)
– überschaubare Strukturen/ klare Regeln
– Gute Arbeits-/ Lernbedingungen schaffen
§ adäquates Lerntempo/ Leistungsniveau
§ Angebote von Unterrichtsprojekten
– Umsetzungskonzept entsprechend Richtlinien für Präventionsmaßnahmen
• Psychoaktive Substanz/ Verhalten
– Altersangemessene, erfahrungsbezogene, sachliche Information
– Vorbildverhalten der Lehrer*innen
– Informationen über Beratungs- und Hilfsangebote
– klare Regeln zum Substanzkonsum auf dem Schulareal
– Förderung gesunder Alternativen

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