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TRAVAIL DE CANDIDATURE

GESAMTKONZEPT MOUNTAINBIKE

FÜR DIE LUXEMBURGISCHEN

SEKUNDARSCHULEN

LAMBORELLE NATHALIE
2017
Erklärung

Hiermit versichere ich, dass die Arbeit

GESAMTKONZEPT MOUNTAINBIKE FÜR DIE LUXEMBURGISCHEN

SEKUNDARSCHULEN

von mir selbst und ohne jede unerlaubte Hilfe angefertigt wurde.

Schifflange, 2. November 2017

Nathalie Lamborelle
Nathalie Lamborelle

Professeur - Candidat

au Lycée Michel Lucius

GESAMTKONZEPT MOUNTAINBIKE

FÜR DIE LUXEMBURGISCHEN

SEKUNDARSCHULEN

Luxembourg, 2017
ZUSAMMENFASSUNG

Der Bereich Mountainbike hat sich im Radsport in den letzten Jahren immer

mehr von der Trendsportart zur festen Größe entwickelt. Vor allem im Freizeit-

bereich kennt diese Sportart einen regen Zuwachs und bietet einige interessan-

te Ansätze für die Integration in den Schulsport in den Sekundarschulen, die in

dieser Arbeit analysiert und beschrieben werden.

Zunächst bedarf es einer theoretischen Einleitung mit einer umfassenden Be-

standsaufnahme zur Sportart Mountainbike. Hier werden die Anreize, Geschich-

te, Entwicklung, Disziplinen, Materialkunde, die grundlegenden Techniken so-

wie die Mountainbikebewegung in Luxemburg erläutert.

Der Hauptteil der Arbeit besteht darin, ein Gesamtkonzept für die Schule zu

erstellen. Zu Beginn werden die Argumente für die Aktivität in der Schule sowie

deren Verankerungen im Curriculum für den Sportunterricht dargestellt bevor

die materiellen Voraussetzungen sowie die Anforderungen an Lehrer und Leh-

rende und das Rechtswesen analysiert werden.

Nach den Grundvoraussetzungen wird ein Leitfaden zur Vermittlung von

Mountainbike präsentiert. Neben der Planung, dem Aufbau und der Durchfüh-

rung sollen diverse Unterrichtsvorhaben mit den jeweils zu erarbeitenden Kom-

petenzen und der abschließenden Schülerevaluation Aufschluss zur Integration

in den schuleigenen Lehrplan geben.

Im folgenden Kapitel wird dann noch auf die außerunterrichtlichen Möglich-

keiten von Mountainbike eingegangen bevor die Ergebnisse einer quantitativen

Analyse mittels Fragebogen über die aktuelle Lage zum Thema Mountainbike

im luxemburgischen Schulsystem vorgestellt und diskutiert werden.

Mit dem Ziel möglichst viele interessierte Sportlehrer auf den gleichen Wis-

senstand zu bringen, werden die Inhalte von Fortbildungskursen im letzten Ka-

pitel beschrieben um am Ende einen zusammenfassenden Überblick über das

Gesamtkonzept Mountainbike zu erstellen.


INHALTSVERZEICHNIS

1 E INLEITUNG ....................................................................... 13

2 M OUNTAINBIKESPORT .......................................................... 14

2.1 Geschichtliche Aspekte .................................................................. 14

2.2 Anreizstrukturen für Mountainbike ................................................. 15

2.3 Disziplinen im Mountainbike .......................................................... 16

2.3.1 Wettkampfdisziplinen ....................................................................................... 16


2.3.2 Weitere Disziplinen .......................................................................................... 20
2.3.3 Einsatzzwecke .................................................................................................. 20

2.4 Materialkunde ............................................................................... 21

2.4.1 Rahmen und Material ....................................................................................... 21


2.4.2 Dämpfung ........................................................................................................ 21
2.4.3 Bremsen .......................................................................................................... 22
2.4.4 Antrieb ............................................................................................................ 22
2.4.5 Laufräder ......................................................................................................... 22
2.4.6 Bereifung ......................................................................................................... 22
2.4.7 Pedalen ........................................................................................................... 23
2.4.8 Sattel, Lenker ................................................................................................... 23

2.5 Bewegungstechniken und Basisfertigkeiten .................................... 24

2.5.1 Grundposition .................................................................................................. 24


2.5.2 Balance ............................................................................................................ 25
2.5.3 Beschleunigung ............................................................................................... 25
2.5.4 Verzögerung .................................................................................................... 25
2.5.5 Steuerung ........................................................................................................ 26

2.6 Singletrail-Skala ............................................................................. 27

2.7 Mountainbike Bewegung in Luxemburg ......................................... 29

2.7.1 Verband ........................................................................................................... 29


2.7.2 Freizeit ............................................................................................................ 30

2.8 Rechtswesen in Luxemburg ............................................................ 30

3 M OUNTAINBIKE IN DER S CHULE - K ONZEPTGESTALTUNG ............ 31


3.1 Argumente für Mountainbike in der Schule und Verankerung im

Curriculum für den Sportunterricht ................................................. 31

3.1.1 KB1 Gesundheits-und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen .......... 32


3.1.2 KB2 Soziale- und integrative Bewegungshandlungen ........................................ 32
3.1.3 KB3 Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen ......................... 33
3.1.4 KB6 Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen ............................. 34
3.1.5 Weitere Gründe für Mountainbike in der Schule ................................................ 35

3.2 Rechtswesen .................................................................................. 36

3.3 Materielle Voraussetzungen für Mountainbike Unterricht ................ 36

3.3.1 Anschaffung der Mountainbikes ........................................................................ 36


3.3.2 Auswahl des Materials ...................................................................................... 37
3.3.3 Einstellung der Mountainbikes .......................................................................... 39
3.3.4 Lagerung ......................................................................................................... 40
3.3.5 Wartung ........................................................................................................... 42
3.3.6 Ausstattung der Werkstatt und Ersatzmaterial ................................................... 43
3.3.7 Ausstattung für unterwegs ................................................................................ 44

3.4 Voraussetzungen für den Mountainbikeunterricht ........................... 45

3.4.1 Material ........................................................................................................... 45


3.4.2 Anforderungen an den Lehrer ........................................................................... 46
3.4.3 Anforderungen an die Schüler .......................................................................... 47

4 V ERMITTLUNG VON M OUNTAINBIKE ........................................ 47

4.1 Zu erarbeitende Kompetenzen ....................................................... 47

4.2 Integration in schuleigene Lehrpläne ............................................. 51

4.2.1 Beispiel des schuleigenen Lehrplans des Lycée Michel Lucius ........................... 51

4.3 Führungsstile ................................................................................. 52

5 M OUNTAINBIKE UNTERRICHTEN ............................................. 53

5.1 Planung und Durchführung eines Mountainbike Unterrichtes .......... 54

5.1.1 Kontexte für Mountainbike Unterricht ............................................................... 54


5.1.2 Planung und Vorbereitung ................................................................................ 54
5.1.3 Durchführung einer Tour und Gruppenführung einer Schulgruppe .................... 55
5.1.4 Durchführung eines Fahrtechnikunterrichtes ..................................................... 59
5.1.5 Kommunikation während des Unterrichts .......................................................... 59
5.1.6 Notfallplan ....................................................................................................... 60
5.1.7 Beeinflussende Faktoren .................................................................................. 61

5.2 Unterrichtsaufbau und Einführung .................................................. 63

5.2.1 Unterrichtseinstieg ........................................................................................... 63


5.2.2 Grundlegende Erklärungen zum Mountainbiken ................................................ 63

5.3 Unterrichtsinhalte .......................................................................... 66

5.3.1 Bremsen .......................................................................................................... 67


5.3.2 Schalten ........................................................................................................... 71
5.3.3 Gleichgewicht .................................................................................................. 73
5.3.4 Kleine Spiele .................................................................................................... 75
5.3.5 Gewichtsverlagerung ........................................................................................ 77
5.3.6 Hilfestellungen ................................................................................................. 82

5.4 Erfahrungsberichte aus diversen Mountainbike Lernzyklen ............. 83

5.4.1 Einführung ins Mountainbikefahren auf 7e am Beispiel der 7IEC2 im LML ......... 83
5.4.2 Technikzyklus ................................................................................................... 85
5.4.3 Projektorientierter Unterricht (4e LJBM) ............................................................ 89
5.4.4 Ausdauerbetonter Zyklus .................................................................................. 92
5.4.5 Allgemeiner MTB Zyklus ................................................................................... 93

6 M OUNTAINBIKE IM AUßERSCHULISCHEN SCHULINTERNEN B EREICH 95

6.1 Sportsektion .................................................................................. 95

6.2 Tagestouren .................................................................................. 96

6.2.1 Erfahrungsbericht der Zweitagestour LJBM – LGL ............................................. 96


6.2.2 Translux LML .................................................................................................... 97
6.2.3 Fazit Tagestouren .......................................................................................... 102

6.3 Schulfahrt .................................................................................... 102

7 M OUNTAINBIKE IN DER LASEL ............................................ 104

7.1 BIKE DAY .................................................................................... 104

7.1.1 Planung und Organisation .............................................................................. 106


7.1.2 Ablauf ............................................................................................................ 107
7.1.3 Sponsoring .................................................................................................... 112
7.1.4 Fazit ............................................................................................................... 112

7.2 LASEL Meisterschaft .................................................................... 113


7.2.1 Organisation im Vorfeld ................................................................................. 115
7.2.2 Strecke .......................................................................................................... 115
7.2.3 Organisation am Tag selbst ............................................................................ 116
7.2.4 Ablauf des Rennens und Ergebnisdienst ......................................................... 117
7.2.5 Fazit ............................................................................................................... 118

7.3 Radtouristikfahrt „LASEL MTB Randonnée“ .................................. 118

7.3.1 Planung und Organisation .............................................................................. 119


7.3.2 Strecke .......................................................................................................... 120
7.3.3 Ablauf ............................................................................................................ 122
7.3.4 Fazit ............................................................................................................... 123

7.4 Umsetzungsmöglichkeiten in den schulinternen Sport .................. 124

8 B ESTANDSAUFNAHME / I STZUSTAND L UXEMBURG .................... 125

8.1 Aufbau des Fragebogens ............................................................. 125

8.2 Ergebnisse .................................................................................. 126

8.2.1 Punkt 1: Situation in der Schule ...................................................................... 127


8.2.2 Punkt 2: Argumente für das eventuelle Unterrichten von Mountainbike ........... 127
8.2.3 Punkt 3: Erfahrungen im Mountainbike Unterricht ........................................... 130
8.2.4 Punkt 4: Weiterbildung ................................................................................... 133

8.3 Diskussion ................................................................................... 134

9 F ORTBILDUNG FÜR S PORTLEHRER ......................................... 137

9.1 Mountainbike in der Schule unterrichten ...................................... 137

9.2 Verbesserung des eigenen Fahrkönnens ...................................... 138

9.2.1 Organisation .................................................................................................. 138


9.2.2 Ablauf ............................................................................................................ 139
9.2.3 Fazit ............................................................................................................... 139

10 FAZIT UND A USBLICK ......................................................... 141

11 L ITERATURVERZEICHNIS ...................................................... 142


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Fahrradkeller des Lycée Josy Barthel Mamer ...................................... 41

Abbildung 2: Korrekte Handposition am Lenker (Trummer, 2012) ............................ 66

Abbildung 3: Stufen der Fahrtechnik (Kerndler, 2009) ............................................. 67

Abbildung 4: Slalomvariationen in 3 verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Rechts

außen der leichteste, mittig der etwas Schwierigere und links der Schwierigste

Slalom. ............................................................................................................ 68

Abbildung 5: Weitere Slalomvarianten (FFC) ........................................................... 69

Abbildung 6: Versetzter Slalom wo das Hinterrad folgt einer anderen Spur folgt als

das Vorderrad (Jenny, 2007) ............................................................................. 70

Abbildung 7: Übungen in der Gasse (eigene Darstellung) ........................................ 71

Abbildung 8: Über ein Brett fahren ......................................................................... 73

Abbildung 9: Stillstehen (Jenny, 2007) (Swiss Cycling, 2016) ................................... 74

Abbildung 10: Korridore zum "auf der Stelle stehen bleiben" üben ......................... 75

Abbildung 11: Schüler der Sportsektion beim Absteigerlispiel. Rechts begrenzen

Markierungsteller das Spielfeld, die später noch als Slalom genutzt werden

können. ........................................................................................................... 76

Abbildung 12: Schüler beim Bewältigen einer relativ leichten Treppe auf dem

Schulgelände des LML ..................................................................................... 78

Abbildung 13: Position in der Auffahrt .................................................................... 78

Abbildung 14: Schüler beim Auffahren einer einfachen Palettenkombination ........... 80

Abbildung 15: Zwei Palettenkombinationen für zwei Schwierigkeitsgraden .............. 81

Abbildung 16: Droptechnik auf Paletten ausgeführt ................................................ 81

Abbildung 17: Gesamte Gruppe der Zweitagestour vor dem Start in Marienthal ...... 97

Abbildung 18: Strecke der ersten Etappe Troisvierges – Kautenbach ....................... 99

Abbildung 19: Strecke der zweiten Etappe Kautenbach - Luxemburg .................... 101
Abbildung 20: Vergleich der Einschreibungen und tatsächlichen Teilnehmern am

BIKE DAY von 2013 bis 2016 .......................................................................... 105

Abbildung 21: Vergleich der Teilnehmer in den einzelnen Altersklassen (Minimes,

Cadets, Juniors/Seniors) ................................................................................ 106

Abbildung 22: Plan der Stationen der ersten Auflage des BIKE DAY 2013 ............. 110

Abbildung 23: Skizze des Four Cross Race 2013 .................................................... 111

Abbildung 24: Start des Four Cross Battle ............................................................. 112

Abbildung 25: Vergleich der Einschreibungen und tatsächlichen Teilnehmern an der

Mountainbike Meisterschaft von 2014 bis 2016 .............................................. 114

Abbildung 26: Streckenführung der LASEL Mountainbikemeisterschaft auf der

"Drëps" ......................................................................................................... 116

Abbildung 27: Höhenprofil der LASEL Mountainbikemeisterschaft auf der "Drëps" 116

Abbildung 28: Strecke MTB Randonnée LASEL 2017 mit den Straßenüberquerungen

(in Rot eingezeichnet) .................................................................................... 121

Abbildung 29: Höhenprofil MTB Randonnée LASEL 2017 ...................................... 121

Abbildung 31: Verteilung des Niveaus des Fahrkönnens der Umfrageteilnehmer ... 127

Abbildung 32: Vergleich der Gesamtzahl an Schulen, den Antworten aus den Schulen

und der Schulen mit Mountainbikes ............................................................... 128

Abbildung 33: Anzahl der Mountainbikes in den Schulen (Vergleich aller Antworten)

...................................................................................................................... 129

Abbildung 34: Wartung der Mountainbikes ........................................................... 129

Abbildung 35: Verteilung der Wichtigkeit der Basiskompetenzen als Voraussetzung

für den Mountainbike Unterricht (Summe der 5 Antwortmöglichkeiten pro Frage

ergibt 100%) .................................................................................................. 130

Abbildung 36: Anzahl der Schüler im Mountainbike Unterricht in Prozent .............. 131

Abbildung 37: Vergleich von drei Aussagen bezüglich des Mountainbike Unterrichtes

(Summe der 5 Antwortmöglichkeiten pro Frage ergibt 100%) ......................... 132

Abbildung 38: Gründe gegen Mountainbike Unterricht ......................................... 132


Abbildung 39: Interesse an Weiterbildungen zum Thema Mountainbike ................ 133

Abbildung 40: Fazit der Weiterbildung "MTB in der Schule unterrichten" (Summe der

5 Antwortmöglichkeiten pro Frage ergibt 100%) ............................................ 134


TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Einsatzzwecke im Mountainbikesport (nach Head & Laar, 2013, S. 10-11) 20

Tabelle 2: Singletrail-Skala nach Schymick, Philipp & Werner (2008) ........................ 28

Tabelle 3: Kompetenzbereiche und Kompetenzerwartungen mit Ideen zur

spezifischen Umsetzung im Mountainbikeunterricht (Ministère de l'Education

Nationale, 2009) .............................................................................................. 48

Tabelle 5: Einzelne Stationen mit den geforderten Fertigkeiten ............................... 86

Tabelle 6: Zyklusplanung Projektorientierter Unterricht ........................................... 90

Tabelle 7: Die einzelnen Stationen mit der geforderten Aufgabe und

Differenzierungsmöglichkeiten im Überblick (Ausgabe 2013) .......................... 109

Tabelle 8: Vergleich der Teilnehmer der Mountainbike Meisterschaft 2014 – 2016 im

Detail ............................................................................................................. 114

Tabelle 9: Startzeiten und Rundenanzahl der jeweiligen Kategorien (Kopie aus der

Ausschreibung von 2017) ............................................................................... 117


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 13

1 Einleitung

Mit einer jahrelangen aktiven Karriere im Radsport im Gepäck, erkannte ich mit der

Besichtigung des Radkellers meiner ersten Schule relativ schnell mein bevorzugtes

Arbeitsfeld. Dem Ziel, den Schülern meine Begeisterung für den Sport und die Be-

wegung weiterzugeben, komme ich anhand meiner eigenen Sportart zweifelslos am

nächsten, darum entwickelte sich auch recht schnell der Gedanke in diesem Bereich

zu versuchen etwas in den Schulen zu bewegen.

Vor allem im Freizeitbereich erfährt die Sportart Mountainbike einen regen Zu-

wachs an faszinierten Biker und Bikerinnen, die den Reiz der freien Bewegung in der

Natur suchen. Ob heimische Wälder oder alpine Steige, ob gemütliche Forststraßen

oder kurvenreiche und steinige Pfade, Mountainbike kann fast überall betrieben wer-

den und bietet für jedes Fahrkönnensniveau die nötige Herausforderung.

In und rund um die Schulen hat das Fahrrad schon länger seinen Platz, sei es als

Transportmittel dorthin oder als Aktivität in der Schulfreizeit. Jedoch bietet der

Mountainbikesport auch diverse Möglichkeiten für den gesamten Sport in der Schule.

Im aktuellen luxemburgischen Curriculum für den Sportunterricht hat Mountainbike

schon seinen Platz im Bewegungsfeld sieben. Wie die Integration in den schuleige-

nen Lehrplan nun funktionieren kann und was sonst noch alles rund um das Thema

Mountainbike bewegt werden kann, soll anhand eines Gesamtkonzeptes für die Schu-

len in dieser Arbeit dargelegt werden.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 14

2 Mountainbikesport

2.1 Geschichtliche Aspekte

Wie die Geschichte des Mountainbikesports genau anfangen hat, kann nicht klar

definiert werden. Fest steht nur, dass eine Gruppe radsportbegeisterter Amerikaner

als Pioniere des Mountainbikesports gelten, da sie in den siebziger Jahren den Reiz

hatten auf Schottenpisten den Mount Tamalpais hinabzufahren. Einer der Bande Joe

Breeze sagt “Die Evolution des Mountainbikes bestand aus vielen Schritten – einen

einzelnen Erfinder gibt es nicht.” (Ring, 2013)

Zunächst versuchte die Gruppe mit Cyclocrossrädern, die damals in Europa gefah-

ren wurden, den Mount Tamalpais zu erkunden. 1974 vertrauten sie dann wieder den

alten stabilen Fat Tire-Bikes mit Ballonreifen, auf denen sie auch bald Wettrennen

veranstalteten. Die Räder, die nicht für den Einsatz im Gelände gebaut wurden, ka-

men rasch an ihre Grenzen und so wurde versucht die Räder stabiler zu machen. 1977

schweißte Joe Breeze den ersten Rahmen, der von der Geometrie her einem aktuel-

len Mountainbike relativ ähnlich war. Gebremst wurde damals mit Trommelbremsen

und Gangschaltungen gab es anfangs nicht. Die Downhill Rennen, die die Gruppe um

Breeze, Guy, Kelly und Fisher veranstalteten wurden Repack Rennen genannt, da sie

nach jeder 3,3 Kilometer-Abfahrt die Trommelbremsen zerlegen mussten um sie neu

einzufetten. 1979 lud Fisher den Rahmenbauer Tom Ritchey zu einem Repack Rennen

ein um ihm die neuen Mountainbikes schmackhaft zu machen. Fisher und Kelly grün-

deten eine Firma, öffneten einen reinen Bikeladen und seitdem war der Boom des

Mountainbikes unaufhaltbar. 1980 kam der Durchbruch der Mountainbikes in den

Vereinigten Staaten von Amerika durch einen Artikel eines großen amerikanischen

Radsportmagazines, der von der kalifornischen Bikeszene berichtete. Die heutige

Firma „Specialized“ kaufte Ritchey Mountainbikes auf, verlagerte die Produktion nach

Japan, das die Preise deutlich senkte. Dies führte dazu, dass die neuen Sportgeräte

nun endgültig den Weg in die weite Welt erreicht hatten.

(Listmann, 2014 & Ring, 2013)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 15

2.2 Anreizstrukturen für Mountainbike

Für den oben erwähnten Boom des Mountainbikesports ist die Wandlung der

Sinnzuschreibung des organisierten Sportes in den letzten Jahren sicherlich mit ver-

antwortlich. Früher beschäftigte sich der organisierte Sport hauptsächlich mit dem

wettkampforientierten Ausüben einer Sportart. Heute ist eine klare Hinwendung zum

Individualismus und Hedonismus zu erkennen. Zum Thema Faszination Mountainbike

kommen immer wieder Begriffe auf wie Selbstverwirklichung, Naturerlebnis, Glücks-

gefühle, Freiheit, uvm. Der Trend zur erlebnisorientierten Freizeitgestaltung ist deut-

lich erkennbar (Kerndler, 2009, S.38, zitiert nach Bässler, 1989, S.63-67). Das Fahren

in der freien Natur mit einem Gerät, das geländetauglich ist und jederzeit einen Ab-

stecher neben die asphaltierten Straßen auf Schotterwege oder sogar kleine Pfade

ermöglicht, deckt viele Bedürfnisse des modernen „Lifestyles“ ab. Neben dem omni-

präsenten Naturerlebnis steht auch das Erleben von Geschwindigkeit, das Spiel mit

dem Gleichgewicht sowie das Verwachsen von Körper, Gerät und Umwelt (Scheid &

Prohl, 2012). In diesem Kontext wird auch oft vom „Flowerlebnis“ gesprochen.

Eine umfassende Studie von Beier (2001) hat sich mit den „Anreizstrukturen von

Sporttreibenden in verschiedenen Outdoor-Sportarten“ beschäftigt. Die zentrale

Fragestellung hierbei war „Was reizt Menschen an sportlicher Aktivität in der Natur?“

sowie „Wozu betreiben Menschen sportliche Aktivitäten in der Natur?“ (Beier, 2001,

S. 201). Hierzu wurden folgende Kategorien mittels einer qualitativen Untersuchung

erforscht:

• Sensorische Erfahrungen

• ästhetische Erfahrungen

• Bewegungs- und Körpererfahrungen

• Spannung und Aktivierung

• Entspannung und Stimmungsregulation

• Besondere Erlebnisqualitäten (Flow-Erlebnis)

• Leistung

• Soziale Erfahrungen
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 16

• Gesundheit

Auch geschlechtsspezifische Unterschiede sowie sportartspezifische Unterschiede

oder/und sportartübergreifende Anreizprofile wurden untersucht. (Beier, 2001, S. 219

– 221)

Schlussendlich brachte die Studie kein eindeutiges Ergebnis über „den“ definier-

ten Outdoorsportler, bzw. den Mountainbiker, den Skifahrer oder den Kletterer. Nur

wegen dem gesundheitsfördernden Aspekt übt niemand eine Natursportart aus, bei

der man sich in risikoreiche Situationen begeben kann. Die Anreize sind vielfältig und

interindividuell unterschiedlich. So kann man die Natursporttypen eher in folgende

Kategorien einteilen:

• Ausführungsorientierte Leistungssportler

• Leistungsorientierte Fitness-Sportler

• Erlebnisorientierte Sportler

• Erholungsorientierte Natursportler

Diese Kategorien beschreiben die einzelnen Anreizmuster für eine Outdoor-

sportaktivität besser und zeigen, dass die Motive sportartübergreifend sind. Des Wei-

teren konnte noch festgestellt werden, dass das Naturerlebnis bei Frauen stärker

ausgeprägt ist als bei Männern.

2.3 Disziplinen im Mountainbike

2.3.1 Wettkampfdisziplinen

Der internationale Radsportverband (UCI) unterteilt den Bereich Mountainbike in

vier verschiedene Disziplinen in denen Weltmeister ermittelt werden: Cross-Country,

Cross-Country Marathon, Downhill und Four-Cross. Olympisch ist lediglich das Frau-

en- und Männerrennen im Cross-Country.

Weitere Disziplinen in denen offizielle Wettkämpfe ausgetragen werden und teil-

weise auch sehr populär im Freizeitbereich sind, stehen meistens unter der Schirm-

herrschaft des nationalen Radsportverbandes. Diese Rennen werden nach den Wett-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 17

kampfbestimmungen des Bund Deutscher Radfahrer weiter unten aufgelistet und er-

örtert.

2.3.1.1 Cross Country

Cross Country ist die bekannteste und renommierteste Disziplin im Mountainbike-

bereich. Spannend und spektakulär zum Teil, werden diese Rennen durch technisch

anspruchsvolle Passagen, steile Abfahrten, Waldpfade, Steinpassagen und Hindernis-

se. Mittlerweile werden die Strecken teils künstlich angelegt um die Ansprüche an die

Fahrer weiter zu steigern und den rund 20.000 Zuschauern (bei Weltcups und Welt-

meisterschaften) ein Spektakel zu bieten.

Bei Weltcups und Weltmeisterschaften, sowie auch bei nationalen Rennen werden

im Rahmen der Cross Country Disziplin auch Eliminator und Team-Relay Wettbewer-

be ausgetragen. Im Folgenden werden die Spezifikationen der einzelnen Rennformen

kurz erklärt.

Beim Hauptrennen, dem „Cross Country Olympic“ wie es auch genannt wird, fin-

den die Rennen auf Rundstrecken statt, die zwischen fünf und neun Kilometer haben.

Der Start erfolgt als Massenstart und die offizielle Renndauer beträgt 1,5 Stunden.

Cross Country Eliminator Rennen sind kurze Ausscheidungsrennen die über mehre-

re Läufe ausgetragen werden. Die Strecke soll eine Länge zwischen 500 und 1250

Metern mit kleinen natürlichen und künstlichen Hindernissen haben.

Team Relay Rennen gibt es auf internationaler Bühne lediglich bei großen Meister-

schaften wie Europa- und Weltmeisterschaften. Ein Team besteht dabei aus je einem

Fahrer oder Fahrerin jeder Altersklasse und es wird in der Regel eine Runde auf dem

Rennkurs des Cross Country Rennens gefahren.

2.3.1.2 Marathon

Cross Country Marathon Rennen stellen die langen Versionen des Cross Country

Rennens dar. Der Start erfolgt ebenso als Massenstart, jedoch ist die Renndistanz mit

60 bis 120 Kilometern im Schnitt eine ganz andere. In diesem Rennen können sowohl

professionelle Sportler wie auch Freizeitsportler teilnehmen und sich messen. Viele
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 18

Veranstalter haben schnell das Potential für den Breitensport erkannt und bieten an

ihren Veranstaltungen mehrere Streckenlängen an. Dies führte zu einem regelrechten

Boom im Freizeitbereich und viele Großveranstaltungen zählen mittlerweile tausende

an Teilnehmern. Dies ist allerdings nicht alleine durch den gemeinsamen Start mit

den Profis bedingt, sondern durch die Streckenführung, die in der Regel wesentlich

einfacher ist als im normalen Cross Country Rennen und über eine große Runde führt.

2.3.1.3 Downhill

Downhill Rennen unterscheiden sich klar von den beiden vorherigen Disziplinen.

Es sind Rennen, die gegen die Uhr auf einer abgesperrten Strecke stattfinden, die

fast ausschließlich bergab geht und sehr hohe technische Anforderungen an den Fah-

rer stellt. So schnell wie möglich müssen Wurzelpassagen, Steinpassagen, Steilkur-

ven, Absätze und hohe Sprünge bewältigt werden. Dabei werden Geschwindigkeiten

von rund 80km/h erreicht.

Auch diese Disziplin wurde in den letzten Jahren für den Breitensport ausgelegt,

jedoch kaum im Rennbetrieb. Viele Skistationen nutzen den Mountainbiketourismus

um ihr Sommerloch zu füllen. Liftanlagen und Shuttles werden genutzt um die Biker

zu den angelegten Downhillstrecken zu befördern. Solche Bikeparks sind mittlerweile

in vielen Skigebieten zu finden.

(Natter, 2007, S. 23)

2.3.1.4 Four-Cross

Bei dieser Art von Rennen starten vier Teilnehmer gleichzeitig auf einen gemein-

samen Kurs mit Steilkurven und Sprüngen. Die Rennen sind sehr kurz (zwischen 30

und 60 Sekunden) und sind auf wilde und enge Körperkontakte zwischen den Teil-

nehmern ausgelegt, solange dies in sportlich fairer Weise von statten geht. Der Sie-

ger ist der erste, der die Ziellinie überquert und die Rennen werden über mehrere

Qualifikationsrunden ausgetragen.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 19

2.3.1.5 Enduro

Ein Enduro Rennen setzt sich aus mehreren Verbindungsetappen und Wertungs-

prüfungen zusammen. Sieger ist derjenige, der die geringste Gesamtzeit aller Wer-

tungsprüfungen aufweist. In solchen Wettkämpfen können ab der Juniorenkategorie

lizenzierte sowie nicht lizenzierte Fahrer starten. Die Rennstrecke sollte vorwiegend

bergab sein und eine Mischung aus schnellen und langsamen sowie engen und wei-

ten Passagen vereinen.

2.3.1.6 Etappenrennen

Etappenrennen sind eine Serie von Cross Country Rennen, die über mehrere Tage

geht. Dabei können verschiedene Arten an Etappen wie beispielsweise Rundstre-

ckenrennen, Marathon oder Zeitfahren das Rennen charakterisieren. Ein bekanntes

Etappenrennen, das auch von vielen ambitionierten Freizeitsportlern gemeistert wird

ist die Transalp.

(Union Cycliste Internationale, 2017)

2.3.1.7 Sonderwettbewerbe

Neben den großen und bekanntesten Wettbewerben gibt es noch folgende Wett-

bewerbe, die offiziell unter der Schirmherrschaft des Bund Deutschen Radfahrers lau-

fen:

• Hill Climb (Bergzeitfahren)

• Dual Slalom

• Dual Eliminator

• Team Relay

• 24 Stunden Rennen

• Kombinationswettbewerb

(Bund Deutscher Radfahrer (BDR), 2015)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 20

2.3.2 Weitere Disziplinen

Neben den offiziellen Wettkämpfen, die von einem Verband geregelt und geneh-

migt sind gibt es weitere Disziplinen, die im spaßorientierten Freizeitbereich und bei

vielen Jugendlichen Anklang finden. Bekannte Disziplinen sind Trial und Dirtjump.

Beim Trial müssen die Fahrer einen Hindernisparcours möglichst fehlerfrei überwin-

den und beim Dirtjump geht es darum einen möglichst spektakulären Sprung über

einen Erdhügel zu absolvieren. Solche Dirtbikes kommen auch auf einem Pumptrack

zum Einsatz.

Ein Pumptrack ist eine angelegte Mountainbikestrecke die aus vielen Wellen und

Steilhangkurven mit lehmigem oder betonartigem Untergrund. Diese können im ur-

banen Raum entstehen und sind ganzjährig befahrbar.

2.3.3 Einsatzzwecke

Denkt man nicht gleich an Wettkämpfe, kann man den Mountainbikesport auch

nach Einsatzzwecken einteilen. So fällt die Wahl zwischen den vielen verschiedenen

Bikearten, die der Markt mittlerweile bietet, leichter. Tabelle 1 soll einen kleinen

Überblick hierüber verschaffen.

Tabelle 1: Einsatzzwecke im Mountainbikesport (nach Head & Laar, 2013, S. 10-11)

Cross Country / Race Primär Trainings- & Wettkampfmittel für kürzere Rennen (bis 2-3h)
mit höchster Intensität. Leichte Räder die ihre Vorteile beim Berg-
auffahren haben.
Marathon Trainings- & Wettkampfmittel für die Langstrecken (>2h). Komfort
spielt eine größere Rolle.
Tour Von gemütlichen Biergartenfahrten bis hin zu Mehrtagestouren
auf Forststraßen und leichten Trails mit angenehmem Komfort.
All Mountain Entspannte Tages- bis Mehrtagestouren wo es mehr auf den Spaß
und Komfort bei den Abfahrten oder auf Singetrails kommt als auf
das Bergauffahren.
Enduro Das Hauptaugenmerk liegt auf fahrtechnisch anspruchsvollen Sin-
gletrails oder gröbere Abfahrten.
Freeride Vor allem auf Abfahrten in grobem Gelände mit Sprüngen ausge-
legt. Bergauffahren kaum noch möglich.
Downhill Ausschließlich abfahrtsorientiert mit Sprüngen und mit maximalem
Tempo.
Dirt Für speziell angelegte Bikeparks wie Pumptrack mit Sprüngen und
Steilkurven.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 21

2.4 Materialkunde

Ein Fahrrad ist ein Sportgerät, das sich in seiner Vielfältigkeit an kleinen techni-

schen Sonderbarkeiten immer weiterentwickelt. Viele Feinmechanismen machen es

mittlerweile möglich z.B. elektrisch zu schalten. Spezielle Rahmenkonstruktionen in

Zusammenhang mit einzelnen Dämpfmechanismen ermöglichen darüber hinaus

höchsten Komfort und Sicherheit. Jedoch möchte ich in diesem Kapitel nicht auf all

diese Einzelheiten eingehen, sondern eher ein Fahrrad und genauer ein Mountainbi-

ke gröber betrachten, die einzelnen Fachbegriffe aufzählen sowie die groben Eintei-

lungen und Unterschiede der einzelnen Mountainbikeklassen erläutern.

2.4.1 Rahmen und Material

Die Rahmengeometrie eines Mountainbikes hängt vom Einsatzzweck ab, die in Ta-

belle 1 beschrieben wurden. Durch die Veränderung der einzelnen Winkel des Rah-

mens wird das Rad entweder eher auffahrts- oder eher abfahrtsorientierter.

Je nach Hersteller und Preisklasse kann das Material des Rahmens Aluminium,

Stahl, Carbon oder Titanium sein. Mittlerweile haben sich die Aluminiumrahmen für

die untere Preisklasse (außer im Downhillbereich) und die Carbonrahmen, aufgrund

ihrer besseren Steifigkeit und geringerem Gewicht, in den oberen Preisklassen

durchgesetzt.

2.4.2 Dämpfung

Auch hierbei kommt es stark auf den Einsatzzweck des Bikes an. Während ein

rennorientiertes Cross Country Hardtail lediglich eine Federgabel vorne mit 80-

100mm Federweg hat, verfügen Endurobikes über eine Federgabel mit 160mm und

aufwärts an Federweg und einem hinteren Dämpfer, der einen ähnlichen Federweg

haben kann. Der Mechanismus besteht aus der Federung, die durch Luft oder einer

Stahlfeder erzeugt wird und der Dämpfung die ölgetrieben ist.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 22

2.4.3 Bremsen

Bis auf wenige Einsteigerbikes sind mittlerweile (Müller, Maier, Schmid, & Wehrlin,

2017) auf allen Mountainbikes hydraulische Scheibenbremsen montiert. Im Gegensatz

zur Felgenbremse bieten sie eine größere Bremskraft sowie ein präziseres Bremsen.

2.4.4 Antrieb

Der Antrieb besteht aus Kette, Kassette und Kettenblätter. Je nachdem aus wie

vielen Ritzeln eine Kassette besteht oder wie viele Kettenblätter ein Mountainbike

hat, kann die Ganganzahl zwischen 11 und 30 variieren. Zunächst waren drei Kette-

blätter vorne Standard und die Kassette hinten ging bis 10 Ritzel. Durch die neuen

technologischen Bauweisen der Schaltwerke, konnten immer größere Ritzel gefertigt

werden, die den Triple vorne überflüssig machten. Mittlerweile gibt es schon Kasset-

ten mit 12 Ritzeln die von 50 zu 10 Zähnen abgestuft sind und demnach die kom-

plette Schaltbreite abdecken. Auch wenn dies auf Kosten der Feinabstufung geht, so

bringt das einzelne Kettenblatt vorne viele Vorteile und Reduzierung an Gewicht und

technischer Probleme mit sich.

2.4.5 Laufräder

Die ursprüngliche Laufradgröße 26 Zoll ist kaum noch auf dem Markt zu finden.

Mit 29 Zoll und 27,5 Zoll gewinnen die Mountainbikes deutlich an Komfort, Rollfreu-

digkeit und Gripp im Gelände.

2.4.6 Bereifung

Schlauchreifen und Drahtreifen, die mit Schlauch gefahren werden, boten bis vor

kurzem die Auswahlmöglichkeiten. Wobei Schlauchreifen fast ausschließlich im Wett-

kampf zum Einsatz kamen. Drahtreifen mit Schlauch sind dagegen sehr pannenanfäl-

lig und daher ist die etwas neure Technologie des Tubeless Systems die bessere

Wahl. Eine schweizer Studie, die im Rahmen der olympischen Spiele in Rio durchge-

führt wurde, hat sogar bewiesen, dass das Tubelesssystem in Kombination mit einem

guten Reifen schneller ist als die alt bewährten Schlauchreifen. (Müller, Maier,

Schmid, & Wehrlin, 2017) Bei diesem Mechanismus wird ein spezielles, dichtes Fel-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 23

genband eingelegt und mit Milch gearbeitet, die im Falle eines leichten Defektes des

Reifens die Löcher dichtet.

2.4.7 Pedalen

Klickpedale wo der Fuß anhand einer Platte am Schuh im Pedal festsitzt sind für

den ambitionierten Mountainbiker im Cross Country und Marathonbereich Standard.

Sie bieten beste Kraftübertragung, Halt und Sicherheit, da kein Abrutschen möglich

ist und im Falle eines Sturzes die Pedalen meistens auslösen. Im Enduro sowie

Downhill kommen viele Flatpedals zum Einsatz, wo der Fuß lediglich auf dem Pedal

steht. Spezielle Noppen verhindern das Rutschen vom Pedal. Von Riemchen, die an

gewöhnlichen Pedalen befestigt sind, ist abzuraten, da man im Fall eines Sturzes aus

diesen „Käfigen“ kaum den Fuß befreien kann. Diese sieht man auch nur noch ganz

selten.

2.4.8 Sattel, Lenker

Der Sattel ist meistens eine ganz persönliche Angelegenheit. Auf dem Markt gibt

es viele verschiedene Sättel mit den unterschiedlichsten Formen und Materialien.

Lediglich bei günstigen Modellen, die oft im Verleih oder in der Schule genutzt wer-

den läuft man die Gefahr, dass die Streben sich mit der Zeit verbiegen und den Sat-

tel nach hinten rutschen lassen, das die Sitzposition stark verändern kann. Die Positi-

on des Sattels spielt im allgemeinen keine so unwichtige Rolle, wenn es um das

Wohlbefinden auf dem Rad geht. Ist die Distanz zwischen Sattelspitze und Lenker zu

groß, kann die Kontrolle des Fahrrades negativ beeinflusst werden. Daher sind die

meisten neuen Einsteigerbikes von der Rahmenlänge her sehr kurz, haben eine gera-

de Sattelstütze montiert und relativ kurze Vorbauten. Dies bringt eine verbesserte

Kontrolle über das Rad mit sich.

Der Lenker eines Mountainbikes ist meistens quasi gerade. Je nach Modell gibt es

verschiedene leichte Krümmungen. Anfangs waren die Lenker noch relativ schmal,

aber mittlerweile sind sie um die 70cm breit, das wiederum die Kontrolle über das

Bike verbessert.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 24

2.5 Bewegungstechniken und Basisfertigkeiten

Auch wenn der Radsport im Allgemeinen nicht zu den technischen Sportarten

zählt, verlangt der Mountainbikesport um einiges mehr an Fahrtechnik als der Stras-

senrennsport. Im Wettkampfbereich haben sich die Cross Country Strecken in den

letzten Jahren stark entwickelt. Technisch anspruchsvollere Passagen verlangen ein

intensives Techniktraining und eine hervorragende Bikebeherrschung. Aber auch im

Freizeitbereich, wo die modernen „Allmountain Bikes“ viel Spielraum für technische

Herausforderungen bieten, ist das Bestreben immer schwierigere Passagen zu meis-

tern ungebremst und Techniktrainings von den Basics bis hin zum Bikepark liegen

voll im Trend. Ob nun Profisportler, Freizeitradler oder Bikeanfänger, eine gute Rad-

beherrschung bringt auf allen Leistungsebenen einen großen Sicherheitszuwachs mit

sich und sollte deshalb im Mountainbike-training sein festes Standbein haben. Aus

diesem Grund wird, bei der Integration von Mountainbike im Schulsportprogramm

viel Wert auf die Schulung der koordinativen Fähigkeiten auf dem Rad gelegt.

Beim Analysieren dieser Grundfähigkeiten auf dem Rad kann man folgende Bewe-

gungsformen einteilen: Balance, Beschleunigung, Verzögerung und Steuerung. Ohne

dabei die Grundposition zu vergessen aus deren all diese Bewegung kommen.

2.5.1 Grundposition

Die Grundposition ist eine stabile und zentrale Position auf dem Mountainbike.

Hierfür sollen die Pedalen waagerecht stehen, sodass beide Füße das Gewicht des

stehenden Fahrers gleichmäßig tragen. Die Kniegelenke und Ellbogengelenke sind

dabei leicht gebeugt um eine Muskelvorspannung zu erzielen, die ein schnelles Rea-

gieren auf Hindernisse oder Abfedern ermöglicht. Zudem sollen die Knie und Ellbo-

gen etwas nach außen gedreht sein, damit das Rad jederzeit zum Gleichgewichtsaus-

gleich etwas gekippt werden kann. Die Hüfte soll zentral über dem Sattel sein, denn

aus dieser neutralen Position kann die Hüfte je nach Gelände nach vorne oder hinten

sowie oben oder unten und rechts oder links verschoben werden. Ein bis zwei Finger

sollen dabei immer auf den Bremshebeln liegen und der Blick in Fahrtrichtung ausge-

richtet sein. (Head & Laar, Mountainbiken - Alpin-Lehrplan 7, 2013)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 25

2.5.2 Balance

Wie bei allen Roll- und Gleitsportarten bildet die Balance den Grundstein für alle

komplexen Bewegungen. Ein gutes Gleichgewichtsvermögen auf dem Rad im Stand

erhöht die Sicherheit in schwierigen Passagen erheblich. Jedoch spielt die Balance

nicht nur im Stand in der Grundposition eine wichtige Rolle. Beim Bremsen z. B. wird

die neutrale Stellung aufgelöst, indem der Körperschwerpunkt entgegensetzt zu den

Kräften, die beim Bremsen entstehen, nach hinten verlagert wird. Bei diesem Zu-

sammenspiel zwischen den beiden Bewegungsformen Balance und Verzögerung ist

die Verlagerung des Körperschwerpunktes ein Mittel um das Gleichgewicht beim

Bergabfahren aufrecht zu erhalten. Ebenso kann der Körperschwerpunkt seitlich oder

nach vorne verlagert werden. Das Fahren im Gelände verlangt demnach eine ständi-

ge Anpassung und Verlagerung des Körperschwerpunktes aus der neutralen Grund-

stellung heraus um somit das Gleichgewicht auf dem Bike zu halten.

(Head & Laar, Mountainbiken - Alpin-Lehrplan 7, 2013)

2.5.3 Beschleunigung

Die Beschleunigung ist der Vortrieb des Rades, der durch die muskuläre Kraft der

Beine erzeugt wird. Diese Kraft wird durch die Tretbewegung über die Pedale, Kur-

bel, Kette und Zahnkränze auf das Hinterrad übertragen und sorgt so für den Antrieb.

Diese Kraft sollte möglichst effizient eingesetzt werden um einen effektiven Vortrieb

zu erzeugen, der durch die Schalttechnik und eine angepasste Gangwahl beeinflusst

wird. Besonders im Gelände spielt dies eine große Rolle, da es auf schmalen Wegen

ständig auf und ab geht und in technisch anspruchsvollen Passagen die korrekte Be-

schleunigung oft über Erfolg oder Misserfolg der Passage entscheidet.

(Head & Laar, Mountainbiken. Alpin-Lehrplan 7, 2013)

2.5.4 Verzögerung

Im Bereich der Bremsen gab es in den letzten Jahren einen regelrechten Innovati-

onsschub. Hydraulische Scheibenbremsen, die in jeden Bedingungen funktionieren,

sind kaum noch von einem modernen Mountainbike wegzudenken. Durch die Kraft

der Scheibenbremsen ist aber auch ein gewisses Feingefühl nötig, um diese richtig
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 26

einzusetzen. Ziel sollte es sein, ein Blockieren der Reifen zu vermeiden, denn dies

vermindert die Radkontrolle und erhöht das Sturzrisiko. Allgemein gilt, dass immer

beide Bremsen eingesetzt werden sollten. Dabei darf man aber nicht außer Acht be-

halten, dass die Vorderradbremse deutlich mehr Kraft hat als die Hinterradbremse.

So sollte die Bremswirkung zu 70 Prozent vom Vorderrad und nur zu 30 Prozent vom

Hinterrad ausgehen. Die Bremsen werden nur mit einem oder zwei Finger betätigt

und die Bremshebel gleichzeitig angezogen. (Meyer & Rögner, 2014)

Um ein Überrollen zu vermeiden ist es wichtig, dass der Körperschwerpunkt nach

hinten verlagert wird. Je nach Bremsintensität wird die Hüfte entsprechend hinter

den Sattel verschoben. Bei einer optimalen Verzögerung findet also ein perfektes

Zusammenspiel zwischen Balance und Bremsvorgang des Fahrers statt.

(Head & Laar, Mountainbiken - Alpin-Lehrplan 7, 2013)

2.5.5 Steuerung

Unter die Definition „Steuern“ fällt jede Richtungsänderung des Mountainbikes.

Sie wird in erster Linie durch den Lenkimpuls der Hände ausgelöst. Steuern ist nicht

nur in Verbindung mit Kurvenfahren zu verstehen, sondern auch in Bezug auf das Ge-

raudeausfahren oder Gleichgewicht im Allgemeinen. Wichtig beim Steuern ist ein

stabiles und gleichmäßiges Führen des Lenkers, sowie ausreichend Druck auf dem

Vorderrad. Vor allem bei steilen, technischen Spitzkehren bergauf muss Druck auf

dem Vorderrad sein um das Bike noch lenken zu können.

(Head & Laar, Mountainbiken - Alpin-Lehrplan 7, 2013)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 27

2.6 Singletrail-Skala

Die Singletrail-Skala basiert auf der Idee die Schwierigkeit der Wege die von

Mountainbiker genutzt werden einzuschätzen. Das Wort „Singletrail“ bedeutet ein

Pfad der so schmal ist, dass er von der Breite her keine zwei Personen nebeneinander

laufen oder fahren können. Dieser Begriff ist im Mountainbikebereich sehr verbreitet,

da es diese schmalen Wege sind, die größtenteils den Reiz der Sportart ausmachen.

Die Skala, die von den deutschen Philipp und Werner an Anlehnung an Schymick und

der zuvor erstellten Skala des Österreichers Hofer definiert wurde, dient mittlerweile

im deutschsprachigen Raum als gängiges Mittel zur Einstufung der Anforderungspro-

file der Kondition, der Fahrtechnik und der Gefährlichkeit eines solchen Singletrails.

Die Singletrail-Skala wird ähnlich wie die Skipisten in drei Schwierigkeitsklassen

eingeteilt: Blau für leicht, Rot für mittel und Schwarz für schwer. Orientiert an den

technisch aktuellen Mountainbikes und am Fahrkönnen eines durchschnittlichen Bi-

kers werden zudem sechs Schwierigkeitsgrade (S-Grade) unterteilt. Für diesen gilt S0

als locker fahrbar und S5 als unfahrbar. In diese Einstufung fallen nur flache oder ab-

fallende Wege die ohne Berücksichtigung auf fahrtechnisch beeinflussbare bzw. sub-

jektive und variablen Faktoren wie dem Gefahrengrad (Absturzgefahr), dem Wetter

(Nässe, Wind, Nebel und Schnee), den Lichtverhältnissen und der Fahrgeschwindig-

keit eingeteilt wurden. (Head & Laar, Mountainbiken. Alpin-Lehrplan 7, 2013)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 28

Tabelle 2: Singletrail-Skala nach Schymick, Philipp & Werner (2008)

Level Wegbeschaffenheit Hindernisse Gefälle Kurven Fahrtechnik


Fester, griffiger Un- Keine Leicht Weit Kein besonderes
S0
tergrund bis Fahrkönnen erfor-
mäßig derlich
Loserer Untergrund Kleine Hinder- <40% Eng Fahrtechnische
S1
möglich, kleine nisse, Wasser- (22°) Grundkenntnisse
Wurzeln und Steine rinnen, Erosi- nötig. Hindernisse
onsschäden müssen überrollt
werden
Untergrund meist Flache Absätze <70% Leichte Fortgeschrittene
S2
nicht verfestigt, und Treppen (35°) Spitzkehren Fahrtechnik nötig
größere Wurzeln &
Steine
Verblockt, viele Hohe Absätze >70% Enge Spitz- Sehr gute Bikebe-
S3
große Wur- (35°) kehren herrschung nötig
zeln/Felsen, rutschi-
ger Untergrund,
loses Geröll
Verblockt, viele Steilrampen, >70% Ösenartige Perfekte Bikebe-
S4
große Wur- kaum fahrbare (35°) Spitzkehren herrschung mit
zeln/Felsen, rutschi- Absätze Trial-Techniken
ger Untergrund, nötig, (z.B. Verset-
loses Geröll zen des Hinterra-
des in Spitzkehren)
Verblockt mit Ge- Steilrampen, >>70% Ösenartige Exzellente Beherr-
S5
genanstiegen, rut- kaum fahrbare (35°) Spitzkehren schung spezieller
schiger Untergrund, Absätze in mit Hinder- Trial-Techniken
loses Geröll, der Kombination nissen nötig. Versetzen
Weg ist eher ein des Vorder- & Hin-
Wandersteig terrades ist nur
eingeschränkt
möglich
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 29

2.7 Mountainbike Bewegung in Luxemburg

Bei der Rede von Mountainbike Bewegung in Luxemburg müssen zwei Bereiche

klar unterteilt werden: der Freizeitbereich und die Verbandsebene. Mountainbike als

Freizeitsport boomt förmlich in Luxemburg. Aus informellen Beobachtungen heraus

sind es vor allem die Sportbegeisterten, die Mitte Zwanzig bis Dreißig das Bike ent-

decken. Zum einen zieht es diese in die Wälder um dem Verkehr zu entkommen, zum

anderen wegen dem Funfaktor der das Mountainbiken mit sich bringt.

Daneben gibt es den Sport auch in organisierter Form auf Verbandsebene. Jedoch

tut sich dieser seit Jahren schwer seine Existenz neben dem Straßenrennsport und

dem Cyclo Cross zu sichern.

2.7.1 Verband

Mit zwei Rennen für die nationale Elite in der Saison 2017, die beide zugleich die

nationalen Meisterschaften im Cross Country und Marathon sind, und 4 Rennen für

den Nachwuchs wird deutlich wo der Mountainbike-sport in Luxemburg steht. Auch

wenn die Nachwuchsradsportler bis zum Alter von 11 Jahren ausschließlich Moun-

tainbike Rennen bestreiten, zieht es danach fast alle auf das Rennrad. Später kommt

dann noch Cyclo Cross im Winter dazu. Diese beiden Disziplinen werden zudem

komplett vom Verband in Sachen Training und Wettkampf unterstützt, derweil den

wenigen Mountainbike Spezialisten nur die individuelle Organisation bleibt. Viele

Diskussionen werden geführt wie man die olympische Sportart, die in vielen anderen

Ländern die Jugend begeistert aufblühen lassen kann, jedoch derzeit noch ohne Er-

folg. Seit 10 Jahren kann man hier eher eine Achterbahnfahrt beobachten. Es gaben

schon mal mehr Rennen, ein Mountainbike Cup, usw. jedoch ist dies derzeit in weite

Ferne gerutscht.

Auch im Freizeit Bereich hat der Mountainbikesport auf Verbandsebene nur ein

schwaches Dasein. Lediglich 10 MTB Radtouristikfahrten sind beim nationalen Ver-

band gemeldet. Es werden jedoch schätzungsweise gute 20 pro Jahr innerhalb des

Landes organisiert. Hierzu gibt es keine offiziellen und genauen Daten.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 30

2.7.2 Freizeit

Wie schon in der Einleitung erwähnt, boomt der nicht organisierte Bereich des

Mountainbikesports. An Wochenenden vergnügen sich viele Freizeitbiker in den hei-

mischen Wäldern. Auch hierzu gibt es keine Angaben, aber allein die Anzahl der

Mountainbikefahrer unter den Befragten Sportlehrern liegt bei 108 von 167 Befrag-

ten.

2.8 Rechtswesen in Luxemburg

Die Gesetzeslage für das Befahren der luxemburgischen Wälder ist derzeit noch

nicht eindeutig und es ist auch nicht leicht ohne Sekundärquelle an Informationen zu

kommen. Dies gilt nicht alleine für Luxemburg, denn im DAV Alpin Lehrplan Moun-

tainbike (Head & Laar, 2013, S. 51-53) ist auch zu lesen, dass die Gesetzeslage in

Deutschland sowie in vielen anderen Ländern Europas genau so verwirrend vielfältig

ist und sich stets verändert.

Nach Rücksprache mit dem beigeordneten Direktor des „Ministère du Dévelop-

pement durable et des Infrastructures - Administration de la nature et des forêts“ hat

man als Mountainbikefahrer in Luxemburg viele Freiheiten und kann in der Regel alle

Wege im Wald benutzen, außer man begibt sich in ein klassifiziertes Naturschutzge-

biet. Aktuell gibt es 49 ausgewiesene Naturschutzzonen die man unter

www.map.geoportail.lu einsehen kann. Vor allem die „Réserves naturelles totales

(réserves naturelles + réserves forestières)“, die als „geschützte Zonen von nationa-

lem Interesse (Naturschutzgebiete und Naturwaldreservate) gemäß abgeändertem

Gesetz vom 19. Januar 2004 betreffend den Schutz der Natur und der natürlichen

Ressoucen. Jedes Gebiet und Reservat ist mit Auflagen belastet, die durch großher-

zogliches Reglement definiert sind.“ beschrieben werden, unterliegen wichtigen

Bestimmungen betreffend des Mountainbikefahrens. (Administration du Cadastre et

de la Topographie)

Für manche dieser Gebiete gibt es ausdrückliche Verbote für das Verkehren mit

dem Rad außerhalb der hierfür gekennzeichneten Wegen und Zonen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 31

3 Mountainbike in der Schule - Konzeptgestaltung

3.1 Argumente für Mountainbike in der Schule und Verankerung

im Curriculum für den Sportunterricht

Die Aktivität "Mountainbike" hat ihre feste Wurzeln im luxemburger Sportlehrplan.

Unter den sieben verbindlichen Inhaltsbereichen für den Sportunterricht wird die

Sportart „Mountainbike“ in das Bewegungsfeld sieben „Bewegen auf rollenden und

gleitenden Geräten“ klassiert. Als zentrale Elemente werden die Gleichgewichts- und

Steuerungsfähigkeiten aufgeführt, die mit ständig wechselnden Bedingungen durch

Geschwindigkeits- und Umweltsituationen gefordert werden. Auch Kreativität wird

durch das Bewegen auf rollenden und gleitenden Geräten gefördert.

Um diesen Inhaltsbereich im regulären Unterricht einzubauen, bleibt neben Inline-

Skaten oder Rollbrettfahren nur das Radfahren. Zudem bietet Mountainbiken speziell

ein noch höheres Maß an Gleichgewichts- und Steuerungsanforderung. Um eine

technische Passage im Wald zu meistern bedarf es einer guten Radbeherrschung so-

wie auch dem nötigen Gefühl für die Wahl der richtigen Spur. Hierfür braucht man

sogar nicht gleich einen anspruchsvollen Trail im Wald, selbst ein Slalom fordert ge-

nügend Kreativität, Gleichgewicht und Steuerungsvermögen. Je besser die Spur, je

schneller und erfolgreicher können solche technischen Aufgaben erfüllt werden.

Neben den nun schon kurz erwähnten leistungsorientierten Anforderungen, bietet

die Aktivität „Mountainbike“ darüber hinaus viele weitere Dimensionen um den Sport

im ganzheitlichen Sinne zu vermitteln. Einstellungen, Emotionen, Motivdispositionen,

Sozialbezüge, Volitionen sowie Kognitionen werden in den einzelnen fachspezifi-

schen Kompetenzbereichen für den Sportunterricht zitiert und können fast alle im

Mountainbikeunterricht erarbeitet werden. Im Folgenden werden die passenden

Kompetenzbereiche genannt und mit Beispielen für den Mountainbikeunterricht dar-

gelegt. Ausführlichere Gedankenzüge zur Erarbeitung der einzelnen Kompetenzbe-

reiche werden später im Kapitel 4.1 auf Seite 47 beschrieben, wo es um die einzelnen

Zyklen geht, die man für dieses Bewegungsfeld durchführen kann.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 32

3.1.1 KB1 Gesundheits-und wahrnehmungsorientierte Bewegungshandlungen

Durch die ausdauernde körperliche Anstrengung beim Radfahren erfahren manche

Schüler Körpersignale, die sie so von ihrem Alltag her nicht kennen. Als ersten Kom-

petenzschwerpunkt sollen die Schüler Körpersignale deuten und angemessen han-

deln. Für das Radfahren bedeutet dies, dass sie bei Eintreten der Befindlichkeit der

Anstrengung und leichter Müdigkeit nicht sofort aufgeben. Sie sollen versuchen die-

se Leistung, die sie erbringen auf einem individuellen Leistungsniveau durchzuhalten.

Darüber hinaus bietet das Mountainbikefahren durch den ständig wechselnden Un-

tergrund sensomotorische Herausforderungen die durch Gleichgewicht und Steue-

rungsfähigkeit ausgeglichen werden müssen.

Auf das Trainieren der Ausdauer ausgerichtete Zyklen erlauben auch die Vermitt-

lung der zweiten Kompetenz in diesem Bereich. Durch ein gezieltes Ausdauertraining

auf dem Rad, können Schüler lernen wie sie ihre Fitness steigern und erhalten kön-

nen. Zudem sollen sie lernen wie sie ihren Alltag gesünder und bewegungsorientier-

ter gestalten können. In vielen Städten und Gemeinden Luxemburgs wird derzeit die

„mobilité douce“ gefördert, sprich das Fortbewegen mit ökologischen Transportmit-

tel. Im Mittelpunkt dieser Bewegung steht das Fahrrad.

3.1.2 KB2 Soziale- und integrative Bewegungshandlungen

Im Sport gibt es oft Situationen die auf soziale Handlungen und Interaktionen ba-

sieren, bei denen Kommunikation und Kooperation mit den Mitstreitern unabdinglich

sind. Beim Mountainbiken in der Gruppe und vor allem im Sportunterricht ist die

Entwicklung und Schulung des Verantwortungsbewusstseins beim Schüler eine Vo-

raussetzung. Nur im gegenseitigen Respekt und mit Rücksicht auf den Anderen ist

das Fahrradfahren in der Gruppe möglich. Besonders, wenn nur eine Begleitperson

dabei ist, muss jeder einzelne Verantwortung für die Gruppe übernehmen und aus-

gemachte Regeln einhalten. Die Radgruppe muss als Team funktionieren, in dem je-

der seine Aufgabe hat und für den anderen da sein sollte. Beispiele hierzu wären das

dicht zusammen bleiben als Gruppe oder Halten an einer Kreuzung, wenn die Grup-

pe sich auseinander gezogen hat und der nächste Schüler eventuell nicht mehr sieht

wohin die Gruppe gefahren ist. Des Weiteren kann die Lehrperson einen Schüler be-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 33

auftragen, den „letzten Mann“ zu stellen, damit sie oder er schneller weiß, dass die

Gruppe komplett ist. In dem Fall muss dieser Schüler seine Position während der

kompletten Tour beibehalten. Bei Problemen ist es auch wichtig, dass die weiteren

Gruppenmitglieder informiert werden und dass man sich gegenseitig hilft. Zu guter

Letzt gilt es auch einfache Regeln, wie Abstand halten auf den Vordermann, rechtzei-

tig bremsen usw. einzuhalten.

3.1.3 KB3 Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen

Ein Hauptziel der Schule ist es Könnens- und Leistungsbereitschaft bei den Schü-

lern zu entwickeln. Gerade im Sport gibt es viele Möglichkeiten diese Kompetenz zu

vermitteln. Auf den ersten Blick eignet sich Radfahren hierfür sehr gut, da der Sport

im Wettkampfbereich zu den Sportarten gehört, wo es hauptsächlich auf die körperli-

che physische Leistungsfähigkeit ankommt um erfolgreich zu sein. Demnach kann

man beim Radfahren relativ gut feststellen wer Leistungsbereitschaft zeigt und wer

nicht. Jedoch verbirgt sich hier auch schon die Kehrseite der Medaille, die vor allem

in der Schule schwer zum Tragen kommt. Die Leistungsunterschiede der reinen phy-

sischen Fähigkeiten sind meistens sehr groß innerhalb einer Schülergruppe. Manche

sind schon relativ gut ausdauertrainiert und agieren auf einem ganz anderen Niveau

als andere. Bewertet man nur die reine Leistung, werden die schwächeren Schüler nie

eine Chance haben. Auch die kurze Zeit der sechs Wochen Zyklen mit je einer Dop-

pelstunde Sport wird die Schüler auf kein viel höheres Niveau setzen können. Den-

noch kann allein die Anstrengungsbereitschaft den einzelnen weiterbringen und vor

allem in dem Maße, dass er versteht was er tun muss, um seine individuelle Leistung

zu verbessern.

Eine weitere wichtige Erkenntnis zu der alle Schüler in einem können- und leis-

tungsorientierten Zyklus kommen sollten, ist das Akzeptieren und Einschätzen der

eigenen Leistung sowie deren Anderer. Gibt es beispielsweise ein Teamwettbewerb,

dann soll die Leistung des Schwächsten genauso gewürdigt werden, wie die des Bes-

ten. Darüber hinaus sollen sie auch verstehen lernen, dass individuelle Leistungen

den individuellen Leistungsvoraussetzungen und dem individuellen Leistungsvermö-

gen einer Person zu bewerten sind.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 34

Neben den rein Leistungsfähigkeiten gehören aber auch die Fertigkeiten wie Len-

ken, Bremsen, Schalten und Gleichgewicht halten zu den angestrebten Zielen in ei-

nem Mountainbikezyklus. Wie weiter oben schon erwähnt, sollen die Schüler auch mit

dem Thema „Fahrrad als Transportmittel“ sensibilisiert werden. In diesem Zusam-

menhang trägt eine gute Ausbildung zur Fahrsicherheit unter anderem zur längerfris-

tigen Bindung an das Fahrradfahren bei. Hierzu sollten demnach die eben genannten

Basistechniken erlernt und gefestigt werden.

3.1.4 KB6 Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen

Um von einem Erlebnis sprechen zu können, muss etwas Besonderes, etwas nicht

Alltägliches von statten gehen. Einerseits kann dies die Ausfahrt mit dem Mountain-

bike in die Natur sein, die im Vergleich zum Sport in der Halle etwas Außergewöhnli-

ches darstellt. Andererseits sind solche Erlebnisse im Sport oft an anspruchsvolle

Herausforderungen gebunden die sich auf einem schmalen Grat zwischen Gelingen

und Misslingen abspielen. Die gewonnenen Erlebnisse und Eindrücke machen dabei

den Reiz für wagnisreiche Situationen aus. Beim Mountainbike gibt es viele Möglich-

keiten sich an die subjektive psychisch mentale Grenze zu bringen. Dies kann für den

Einsteiger eine leichte Abfahrt auf Schotter sein und für den geübten Fahrer eine

knifflige Wurzelpassage. Hinzu kommt die Tatsache, dass Mountainbike immer eine

gewisse Unfallgefahr und dadurch Verletzungspotenzial mit sich bringt.

Für die Schüler bedeutet dies, dass sie durch die Ausübung solcher Sportarten die

Risiken einzuschätzen lernen, es schaffen mit dem Wagnis umzugehen, es zu erpro-

ben und sich diesbezüglich weiterentwickeln.

Dieser Kompetenzbereich, wie er in den „Standards und Kompetenzen für den

Sportunterricht“ unterteilt und gelistet wird, kann vollständig mit dem Bewegungs-

feld sieben und speziell mit Mountainbike abgedeckt werden.

Der erste Kompetenzschwerpunkt dieser Bewegungshandlungen sollte fast eine

Voraussetzung sein, um mit Schülern eine Mountainbiketour im Gelände zu unter-

nehmen. Zu Beginn sollen die Schüler gleich lernen ihre eigenen Fähigkeiten realis-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 35

tisch einschätzen zu können um dann später die eigenen Fähigkeiten und Grenzen

weiter verantwortungsvoll auszuloten.

Um den zweiten Kompetenzschwerpunkt zu erarbeiten müssen die Schüler ganz

besonders in Situationen gebracht werden, wo Gefahrenpotenzial vorhanden ist. Dies

kann aber schon eine Fahrt in der Gruppe auf einem schmalen Weg sein, wo es Ab-

stand zu halten gilt um so mögliche Stürze zu verhindern. Eine weitere Möglichkeit

das Gefahrenpotenzial einzuschränken, ist die Kontrolle über das Bike. Die Schüler

sollen auch lernen Sportausrüstung zu schätzen, adäquat zu nutzen und vor allem zu

wissen wie man diese funktionsgerecht einsetzt.

Der dritte Kompetenzschwerpunkt „eigene Bewegungsaktivitäten umweltverträg-

lich gestalten“ wird ebenso mit der Gruppenausfahrt in der Natur erarbeitet. Verhal-

tensregeln und Respekt vor der Natur sind hier essentiell um die Aktivität in diesem

Sinne durchführen zu können. Gegen Ende der Schulkarriere sollten die Schüler theo-

retisch fähig sein, ihre eigene Mountainbikeaktivität nach den erlernten Prinzipien

durchführen zu können.

3.1.5 Weitere Gründe für Mountainbike in der Schule

Das Mountainbikefahren erlaubt es dem Sportlehrer mit einer ganzen Klasse und

mit allen Altersgruppen zu arbeiten. Diese Aktivität bietet den Schülern zudem ein

anderes Verhältnis zum Sportlehrer, der in diesem Unterricht meistens selbst mit aktiv

werden muss. Gibt es Platzprobleme für den Sportunterricht kann ein Mountainbike-

unterricht im Außenbereich sehr zuvorkommend sein.

Eine große Rolle spielt natürlich auch der Standort der Schule. Ein freies Feld oder

die Nähe zu Wald oder Park sollte gegeben sein um einen vielfältigen und interes-

santen Mountainbikeunterricht anbieten zu können.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 36

3.2 Rechtswesen

Die Rechtsgrundlage für die Leitung einer Klassengruppe außerhalb eines ge-

schlossenen Raumes ist in Luxemburg sehr offen gestaltet. Es gibt, nach meinen Re-

cherchen, keine allgemeinen Richtlinien mit wie vielen Schülern man alleine eine Ak-

tivität im Außenbereich leiten darf. Dies kann man als Vorteil sehen, da man als Leh-

rer so unabhängig mit seiner Klasse in den Wald fahren kann. Nachteil dabei ist aber,

dass einem dann auch keine zweite Begleitperson direkt zusteht.

Auch auf die Frage nach der Benützung des Waldes mit einer Gruppe gibt es kei-

ne eindeutige Antwort. Für eine Veranstaltung muss eine Anfrage beim Naturverwal-

tungsamt eingereicht werden, für ein regelmäßiges Befahren mit Gruppen sei das

Informieren des zuständigen Försters ratsam, laut der Direktion des Naturverwal-

tungsamtes. Auch das Informieren der eigenen Direktion ist Pflicht, denn wenn eine

Aktivität von dieser eingewilligt wird, sollte man bei Zwischenfällen auf deren Unter-

stützung zählen können.

3.3 Materielle Voraussetzungen für Mountainbike Unterricht

3.3.1 Anschaffung der Mountainbikes

Der Mountainbikesport erfordert, im Vergleich zu anderen Sportarten, ein hohes

Budget. Die Erstanschaffung eines Fuhrparks für eine Schule liegt um die 15.000€,

die investiert werden müssen um 20-25 Räder zu haben. Da sie zum Materialbestand

der Sportabteilung gehören, laufen auch die später folgenden Wartungskosten über

dessen Budget. Zunächst wird aber auf die Anschaffung eingegangen.

Oft, vor allem in den neuen Schulen, wo auch die Einrichtungen für Mountainbikes

direkt mit eingeplant wurden, werden die Mountainbikes über die Grundausstattung

bezogen. Jedoch veraltet diese irgendwann oder das Material muss aufgrund der

Abnützung ersetzt werden. Diesen Fall erlebte ich in Mamer, wo die alten Mountain-

bikes 6 bzw. 10 Jahre alt waren, viel genutzt wurden und immer wieder sehr viele
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 37

Reparaturen anfielen. Mit dem Antrag eines „budget extraordinaire“ konnten hier 25

neue Mountainbikes angeschafft werden.

Ähnlich verlief es im Lycée Michel Lucius (LML). Hier standen lediglich 15 Bikes zur

Verfügung. Um jedoch mit einer kompletten Schulklasse zwischen 20 und 25 Schülern

MTB zu fahren, braucht man mindestens 30 Bikes in verschiedenen Größen. Mit der

Erfahrung aus Mamer, kümmerte ich mich auch diesmal wieder um die Anschaffung

neuer Bikes. Mit denen in Punkt 4.1 genannten Argumenten und einem Kostenvoran-

schlag für die Erweiterung des Bestandes gab es auch hier grünes Licht für die An-

schaffung weiterer 15 Bikes.

3.3.2 Auswahl des Materials

Wie schon im vorherigen Punkt erwähnt, werden mindestens 30 Mountainbikes in

verschiedenen Größen benötigt um mit allen Schulklassen einer Sekundarschule (7 e

bis 1 re /13 e ) fahren zu können. Folglich bedarf es bei der Bestellung der Größen be-

reits einer guten Kalkulation der einzelnen Rahmengrößen. Im LML wurde ein XS Rad

bestellt, 4 S, 5 M und 5 L. Auf Bikes mit XL Rahmengröße haben wir bewusst verzich-

tet, da ein großer Schüler zur Not auch noch auf einem kleineren Rad fahren kann,

ein kleinerer Schüler aber kaum auf einem großen Rad.

Um flexibler mit den Größen zu sein, wurden zusätzlich 5 Sattelstützen und Sättel

bestellt, um diese abzusägen und somit den Sattel weiter bei den M Rahmen absen-

ken zu können.

Die Ausstattung der Bikes sollte nicht zu sparsam ausgewählt werden. Ein gewisses

Maß an Qualität ist bei Schulbikes von Vorteil, da sie meistens viel und zudem von

vielen verschiedenen Personen genutzt werden. Die Verschleißteile sollten einiges an

Abnützung aushalten können. Wichtige Teile auf deren Qualität und Handhabung

man achten sollte, sind die Bremsen, Schaltwerk und eventuell noch die Federgabel.

Allerdings hat man mittlerweile keine große Auswahlmöglichkeit mehr. Die Räder

werden aus Kostengründen alle komplett angeboten und ausgeliefert, sodass man

immer nur die angebotenen Kompletträder eines Herstellers mit dem anderen ver-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 38

gleichen kann. So ist es dann nicht zu vermeiden, dass bei Räder zwischen 600 –

900€ an dem einen oder anderen Teil eingespart wird.

In diesem Sinne gibt es auch keine Wahl beim Schaltsystem. Aktuelle Bikes im

eben genannten Preissegment sind je nach Hersteller mit einer 3-Fach oder 2-Fach

Kurbel ausgestattet und haben hinten 10 Ritzel. Die 2-Fach Kurbel hat den Vorteil,

dass die Schüler nur mehr die Auswahl zwischen dem „großen“ und „kleinen“ Ket-

tenblatt haben. Beim 3-Fach fahren sie relativ oft auf dem großen Kettenblatt, das

dann aber direkt einige Zähne mehr hat und dazu führt, dass die Schüler oft zu

schwer übersetzt fahren oder das Material durch Schieflaufen der Kette stark bean-

sprucht wird. Persönlich habe ich das Gefühl, dass die 3-Fach Kurbel mit dem mittle-

ren und dem kleinen Kettenblatt die optimale Auswahl für die Fahrten mit den Schü-

lern ist. Da die Geschwindigkeit kaum hoch ist, wird das große Kettenblatt kaum be-

nötigt.

Die aktuelle Diskussion im Mountainbikebereich um 27,5 oder 29 Zoll Laufräder

spielt bei Schulbikes kaum eine Rolle. Man muss nur bei Ausfahrten auf die Ersatz-

schlauchauswahl achten. Was wiederum interessanter ist und eine Rolle spielt, ist die

Auswahl an Bereifung. Auch hier sollte man nicht zum günstigsten Reifen greifen,

denn ein guter Pannenschutz verringert die Anfälligkeit für Plattfüße während des

Unterrichtes. Zudem spielt die Breite eine Rolle sowie der Gripp des Reifens. Da die

Bikes etliche Kilometer durch die Wälder rollen und die Schüler doch ab und zu eine

Bremsspur ziehen (obwohl man es ihnen grundsätzlich untersagen sollte), sollten die

Stollen am Reifen etwas dicker ausgeprägt sein. An Breite sind 2,2 bis 2,4 Zoll rat-

sam. Diese bieten viel Komfort und Schutz vor Durchschlägen im Falle von zu gerin-

gem Luftdruck. Breitere Reifen kommen für den Einsatz in Cross Country Bikes, wel-

che in den Schulen zur Verfügung stehen, nicht in Frage, da sie nicht für diese Bikes

ausgelegt sind und meistens nicht mehr in die Rahmen hineinpassen.

Als Pedal eignen sich einfache Metallpedale oder wenn sie nicht zu kostspielig

sind, sogenannte „Flatpedals“ oder „Bärentatzen“. Diese bieten eine größere Aufla-

gefläche und einen besseren Halt des Fußes mit normalen Sportschuhen.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 39

Flaschenhalter müssen keine an den Bikes sein, jedoch ist es vor allem im Sommer

ein praktisches Anbauteil. Bei einer Ausfahrt nehmen doch viele Schüler gerne etwas

zu trinken mit. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass die Flaschenhalter sich sehr

schnell verbiegen oder abbrechen, vor allem wenn versucht wird eine Wasserflasche

aus Plastik darin zu klemmen. Bei manchen klappt dies sogar einigermaßen ohne den

Halter zu verbiegen. Dieser Hintergedanke sollte bei der Auswahl mitspielen.

Bei der Helmauswahl gilt es lediglich auf verschiedene Größen zu achten. Ein paar

ganz kleine und 2-3 große Helme sollten unter der Auswahl sein. Ansonsten verfügen

alle Modelle über ein Größenverstellsystem des Kopfumfanges. Vorteilhaft wären

Helme, bei welchen man die seitlichen Riemchen nicht verstellen kann. Diese sind

allerdings selten. Helme sollten bei regelmäßigem Gebrauch immer wieder kontrol-

liert werden und irgendwann ausgetauscht werden. UV Licht beeinträchtigt die Zu-

sammensetzung des Styropors des Helmes, daher wird geraten den Helm je nach

Gebrauchsintensität und UV Licht Aussetzung zu tauschen. Der Allgemeine Deutsche

Fahrrad-Club rät in seiner Zeitschrift "Radwelt" (Ausgabe 6/2014) den Helm nach drei

bis fünf Jahren auszutauschen. (dpa, 2014)

3.3.3 Einstellung der Mountainbikes

Bei Schulmountainbikes kommt es sicherlich nicht auf Feineinstellungen des Len-

kers, Federgabel usw. an, jedoch bin ich der Meinung, dass die Bikes so eingestellt

sein sollten, dass die Schüler sich wohl fühlen und die Positionen am Rad dem Opti-

mum möglichst nahekommen.

Zunächst lege ich viel Wert darauf, dass der Lenker geradesteht und dieser auch

so im Vorbau geklemmt ist, dass die ergonomische Krümmung des Lenkers korrekt

eingestellt ist. Eine weitere Einstellung, die man leicht vornehmen kann, ist die Posi-

tion der Schalt- und Bremsgriffe am Lenker. Mountainbikeexperten raten die Schalt-

und Bremshebel so einzustellen, dass der Bremsfinger in der Verlängerung des Un-

terarms liegt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einstellung des Sattels. Dieser sollte möglichst

waagerecht und mittig in der Sattelklemme stehen. Eine starke Neigung oder ein
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 40

nach hinten abgerutschter Sattel verringert die Kontrolle über das Bike deutlich.

(Head & Laar, Mountainbiken. Alpin-Lehrplan 7, 2013)

Um den Verschleiß des Materials zu minimieren, ist es ratsam genügend Luftdruck

in luftgefederte Gabeln zu pumpen. Hier muss ggfls. auf Komfort verzichtet werden

um den Durchschlag der Gabel zu verhindern. Darüber hinaus sollten die Gabeln im-

mer „offen“ sein. Aktuelle Federgabeln lassen sich fast alle sperren, indem die

Dämpfung blockiert wird und das Wippen durch Antriebseinflüsse verhindert wird.

Die Beanspruchung einer gesperrten Gabel ist auf Dauer nicht ratsam.

3.3.4 Lagerung

Eine durchdachte Lagerung der Mountainbikes hat gleich mehrere Vorteile. Zum

einen sollte man darauf achten, dass die Bikes nicht zu dicht aneinander stehen. Bau-

teile wie das Schaltauge am Schaltwerk sind sehr anfällig. Des Weiteren sollten die

Bikes möglichst wenig bei der Lagerung beschädigt werden. Zum anderen spart ein

kluges Lagersystem Zeit beim Verteilen und Einräumen der Bikes.

Im Lycée Josy Barthel in Mamer war genug Platz vorhanden um ein durchnumme-

riertes Lagersystem zu installieren. Hier sind die Bikes nach der Größe durchnumme-

riert. Die Nummer ist jeweils am Bike und an der Wand, sodass jedes einzelne Bike

seinen Platz hat. Die Nummerierungen der Bikes ermöglicht den Schülern sich die

Nummer zu merken und während des kompletten Mountainbike Zyklus immer wieder

auf das gleiche Bike zurückzugreifen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 41

Abbildung 1: Fahrradkeller des Lycée Josy Barthel Mamer

Auch für defekte Bikes sollte es ein durchdachtes System geben, um ein aufeinan-

der Lagern der defekten Bikes, wie es links auf Abbildung 1 zu sehen ist zu vermei-

den. Die Bikes könnten z.B. an ihrer jeweiligen Position hängen bleiben und mit ei-

nem DINA4 Blatt gekennzeichnet werden auf dem die zu erledigende Reparatur oder

das Problem (falls bekannt) notiert ist.

Im Lycée Michel Lucius dagegen konnte ich dieses bewährte System aus Platz-

gründen noch nicht installieren. Hier steht lediglich der Raum unter dem Schwimm-

bad zur Verfügung um die Bikes zu lagern. Anders als in Mamer, stehen die Bikes hier

entweder mit dem Vorderrad oder dem Hinterrad in einem Ständer, der auf beiden

Seiten Klemmen für die Laufräder hat. Hier ist der Raum viel enger und dunkel, so-

dass eine Nummerierung in der aktuellen Situation keinen Sinn macht.

Eine Idee wäre die Nutzung eines Klassenraumes im benachbarten Containerge-

bäude. Der Klassenraum wäre gut erreichbar und hier wäre mehr Platz um das be-

schriebene Lagersystem von Mamer zu übernehmen. Allerdings ist die Nähe zur
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 42

Werkstatt hier nicht gegeben und der Raum müsste noch etwas umgestaltet werden.

Es bleibt eine eventuelle Idee für die Zukunft.

Die Helme sollten alle ihren Haken an der Wand der Garage haben und so schnell

und einfach greifbar für die Schüler sein.

Auch das Thema Reinigungsmöglichkeit steht in direkter Verbindung zur Lagerung

der Bikes. Am besten wäre eine Anschlussmöglichkeit für den Wasserschlauch neben

dem Lagerplatz.

3.3.5 Wartung

Die Wartung der Mountainbikes in der Schule ist, wie die Umfrage ergeben hat, in

den meisten Schulen schwierig zu organisieren. Die Pflege der Schulbikes bleibt si-

cherlich in den meisten Fällen fern vom Optimum. Da die Wartung und Pflege jedoch

die Gewährleistung gibt, dass das Bike in einem technisch einwandfreien Zustand ist,

ist dies ein wichtiger Aspekt bei der Anschaffung sowie Nutzung der Mountainbikes.

Wie im gesamten Mountainbikeunterricht spielen auch hier die Schüler eine Rolle

und können eine wichtige Unterstützung sein. Sobald sie einen technischen Mangel

an ihrem Bike feststellen, sollen sie diesen bei ihrer Lehrperson melden. Dann emp-

fehlt es sich, das mangelhafte Bike auszusondern. Können die Bikes nicht sofort repa-

riert werden, sollten sie nicht einfach nur abgestellt werden und im Laufe der Zeit

sich in der Ecke stapeln, denn so können weitere Schäden entstehen, wie z.B. die

Krümmung der Schaltauges, das ein schlecht funktionierendes Schaltwerk als Konse-

quenz hat. Des Weiteren könnten Kabel und Leitungen beschädigt werden. Um die-

sen Problemen aus dem Weg zu gehen, bleiben die Bikes (bei guter Lagerung) bes-

ser an ihrem gewöhnlichen Platz stehen und werden gut sichtbar gekennzeichnet.

Wer sich um die Wartung der Mountainbikes kümmert, bleibt leider in vielen Schu-

len eine ungeklärte Frage. Teilweise kümmert sich der technische Service der Schule

um die Wartung, wenn sie über genügende Kenntnisse verfügen. Ist dies nicht der

Fall werden die Bikes teilweise von einer externen Fachkraft repariert. Dies kann

eventuell logistisch aufwendig sein, die Bikes zum Mechaniker zu bringen und zudem

kostspielig. Falls sie nicht sofort zum Mechaniker gebracht werden können oder der
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 43

Mechaniker in die Schule kommt, wenn es sich lohnt, kann dies bedeuten, dass über

einen längeren Zeitraum immer wieder Mountainbikes im Kontingent fehlen.

Aus diesen Gründen greifen manche Sportlehrer in ihrer Freizeit selbst zum Werk-

zeug und reparieren die Bikes soweit ihre Kenntnisse es ermöglichen. Wenn der

Sportlehrer sich gut mit der Materie auskennt und somit die Verantwortung tragen

kann und möchte, sollte dies rechtlich kein Problem darstellen. Vorteile gibt es eini-

ge, wenn der Sportlehrer oder jemand aus dem „Service technique“ sich um die War-

tung kümmert. Die Räder sind meistens vollzählig einsatzbereit, sie werden eventuell

öfters und vor allem sofort gewartet, sobald eine Schaltung z.B. nicht mehr ganz rund

läuft. So kann der Verschleiß des Materials etwas eingedämpft werden.

3.3.6 Ausstattung der Werkstatt und Ersatzmaterial

Es gibt Material, das unabdinglich ist um Mountainbikeunterricht durchführen zu

können und Material, das man zu Ersatzzwecken in der Werkstatt bereitliegen haben

sollte, falls die Bikes vor Ort repariert werden können.

Zunächst wird das unabdingliche Material aufgeführt und deren Zweck beschrie-

ben.

• Kompressor: Hiermit können am schnellsten die Reifen aufgepumpt werden.

Dieser sollte möglichst auf die zwei Ventilarten passen.

• Ersatzschläuche: sollten immer in ausreichender Stückzahl und verschiede-

nen Größen vorhanden sein, denn ohne Ersatzschlauch sollte man das

Schulgelände nicht verlassen.

• Satz Innensechskantschlüssel: mit denen kann man fast alle Schrauben an

einem Fahrrad festziehen (selbst ohne viel technisch mechanische Erfah-

rung).

• Kettenöl

• Reinigungsmöglichkeit: Wasserschlauch, eventuell Bürste und Eimer


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 44

Des Weiteren kann die Werkstatt noch über folgendes Werkzeug und Material verfü-

gen, wenn die Bikes dort repariert werden:

• Reifen

• Ketten

• Schaltzüge

• Bremsbeläge

• Flaschenhalter

• Dämpferpumpe

• Torxschlüssel (wenn solche Schrauben an den Bikes verbaut sind)

• Kettennieter und Kettenverschleißlehre

• Kasettenabzieher und Kettenpeitsche zum Gegenhalten und Festziehen

• Diverse Schraubendreher (Schlitz und Kreuzschlitz)

• Innenlagerschlüssel oder Kurbelabzieher (Bauart der Bikes beachten)

• Gabel- und Ringschlüssel

• Nippelspanner für die Speichen

• Zangen (Kabelschere und Spitzzange)

(Linthaler, Kaindl, & Lewerenz, 2008)

3.3.7 Ausstattung für unterwegs

Als Leiter einer Gruppe muss man immer einen Rucksack mit Ersatzmaterial und

einem Erste-Hilfe-Set dabeihaben. Für die Schule empfiehlt es sich einen „Bikeruck-

sack“ vorzubereiten und diesen in der Nähe der Fahrräder zu lagern. In der folgen-

den Liste sind die Bestandteile eines solchen Rucksackes aufgeführt:

• Schläuche: mindestens zwei pro vorhandene Laufradgröße. Notfalls kann

man auch einen 29 Zoll Schlauch in ein 26 Zoll Laufrad einbauen. Bei 27,5

Zoll passt beides. Ein 26 Zoll Schlauch in ein 29 Zoll Laufrad geht allerdings

nicht. Am besten mit Sclaverandventil (dünnes Ventil), denn ein solches

Ventil kann man auch in eine Felge einbauen, die für die dickeren Autoven-

tile vorgesehen ist.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 45

• Pumpe: es muss eine Mountainbikepumpe sein und es lohnt sich auch hier

eine Qualitätspumpe zu wählen, denn sie wird unterwegs relativ oft ge-

braucht und es sollte immer möglichst schnell gehen.

• Reifenheber: die meisten Reifen lassen sich leichter mit Reifenheber von der

Felge ziehen. Zwei bis drei sollten es sein, ein Schlüssel oder ähnliches kann

notfalls auch aushelfen.

• Multi-tool: an einem solchen Werkzeug sollten Schlüssel sein für die meis-

ten Schrauben der Bikes.

• Kettennieter: ist oft am Multi-tool vorhanden

• Missing-link: kann bei Kettenriss aushelfen, jedoch kann man ein Schüler

auch problemlos ohne Kette zurückbringen (siehe Punkt 5.1.6)

• Erste-Hilfe-Set: das gängigste zur Wundbehandlung sollte dabei sein, sowie

eventuell auch eine Rettungsdecke

• Mobiltelefon (mit aufgeladenem Akku)

• Kartusche, Schlauchflickzeug, usw. kann man dabei haben

(Linthaler, Kaindl, & Lewerenz, 2008)

3.4 Voraussetzungen für den Mountainbikeunterricht

3.4.1 Material

Wie in Punkt 3.3 beschrieben gehören in Luxemburg die Mountainbikes zum Mate-

rialbestand der Sportabteilung. Wie es der Auswertung des Fragebogens zu entneh-

men ist, haben 25 Schulen (67%) Mountainbikes.

Neben der Anschaffung der Mountainbikes und des dazugehörigen Materials, darf

die Wartung des doch hochwertigen Materials, wie eben schon erwähnt, nicht außer

Betracht gelassen werden. Speziell im Vergleich zu anderen unterrichteten Sportarten

in der Schule braucht jeder einzelne Schüler ein Equipment bestehend aus funktions-

tüchtigem Bike und Helm, um am Unterricht teilzunehmen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 46

3.4.2 Anforderungen an den Lehrer 1

Im Mountainbikeunterricht steht zum größten Teil die aktive Teilnahme des Leh-

rers am Unterricht außer Frage. Sobald das Schulgelände verlassen wird und eine

Tour gefahren werden soll, muss der Lehrer die Rolle des Gruppenleiters überneh-

men. Abgesehen von der notwendigen körperlichen Fitness sowie der technischen

Beherrschung des Fahrrades, die als Grundvoraussetzungen für einen reibungslosen

Ablauf geltern, übernimmt der Lehrer als Gruppenleiter auch eine erhebliche Verant-

wortung. Anders als in einem geschlossenen Raum oder Feld, wie in der Sporthalle,

im Schwimmbad oder draußen auf einem Spielfeld, können sich die Schüler frei be-

wegen ohne dass der Lehrer zu jedem Moment, durch seine aktive Teilnahme, alles

im Blick haben kann.

Des weiteren ist die genaue Kenntnis des Wegenetzes im zu befahrenen Waldge-

biet von großer Bedeutung. In einer Schulstunde ist man immer an die Zeit gebun-

den und muss deshalb jederzeit die Runde an die Bedingungen anpassen können.

Die Bedingungen sind dabei relativ unterschiedlich und abhängig vom Fitnesszu-

stand der Gruppe, von der Motivation und Anstrengungsbereitschaft der Gruppe,

von der Wegebeschaffenheit und den technischen Einflüssen des Materials. Auch

über die Materialwartung sollte der begleitende Lehrer Grundkenntnisse besitzen.

Kenntnisse wie Platten reparieren, Schrauben anziehen und Kette sprengen gehören

zu den erforderlichen Kenntnissen eines Lehrers, der eine Mountainbikegruppe leiten

will.

Allgemein stellt die Gruppenleitung im Mountainbike eine vielfältige und komple-

xe Aufgabe an den Lehrer. Während er sich selbst auf seine Fahrt konzentrieren

muss, soll er gleichzeitig die Strecke im Kopf haben, auf Gefahren während der Fahrt

hinweisen, die Gruppe im Auge behalten und ebenso einen Schritt weiterdenken

wann und wo er der Gruppe den nächsten Unterrichtsteil vermitteln kann.

1
Aus Gründen der Vereinfachung wird ausschließlich die männliche Form verwendet. Perso-
nen weiblichen wie männlichen Geschlechts sind darin gleichermaßen eingeschlossen.
.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 47

3.4.3 Anforderungen an die Schüler

Unabhängig vom Inhalt des Mountainbikeunterrichtes unterliegen die Anforderun-

gen den Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit. Dabei steht die Kondition

mit der Ausdauerleistungsfähigkeit und der Kraft an oberster Stelle. Häufig entschei-

det hauptsächlich die ausdauernde körperliche Leistung über die Länge der Tour.

Daneben können die technischen Fähigkeiten der Gruppe über die fahrtechnische

Schwierigkeit der Tour entscheiden. Vor allem die Fahrtechnik ist eng an die Risiko-

bereitschaft des einzelnen gekoppelt. Wer es nicht wagt neue Herausforderungen

anzunehmen, wird sich auf der fahrtechnischen Ebene nur schwierig verbessern kön-

nen. Diese psychisch emotionalen Faktoren der Überwindung spiegeln sich auch in

der Ausdauerleistungsfähigkeit wieder.

Allgemein stellt das Mountainbikefahren an die meisten Schüler die Anforderung

sich aus der „Komfortzone“ zu entbinden um neue Erlebnisse der Körpersignale und

Emotionen zu erfahren.

4 Vermittlung von Mountainbike

4.1 Zu erarbeitende Kompetenzen

In Tabelle 3 sind die vier Kompetenzbereiche mit den jeweiligen Erwartungen für

die einzelnen Klassenstufen aufgelistet und im Detail beschrieben.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 48

Tabelle 3: Kompetenzbereiche und Kompetenzerwartungen mit Ideen zur spezifischen Umsetzung im Mountainbikeunterricht (Ministère de

l'Education Nationale, 2009)

KB1 GESUNDHEITS- UND WAHRNEHMUNGSORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN


Schwerpunkt Klassen Erwartungen Spezifische Umsetzung
Körpersignale deuten und 7 -6
e e
SuS nehmen Reaktionen des Körpers bei Belastung und Anstrengung zeigen, Herzfrequenz ansteigen lassen
angemessen handeln 7e-9e Erholung wahr Nicht sofort aufgeben
5e-4e SuS reagieren angemessen auf Körpersignale bei Belas- MTB als Ausdauertraining mit extensiven oder intensi-
10e-11e tung und Erholung ven Intervallen auf kleinen Runden
Pausendauer optimal gestalten
Körperliche Funktionsfähigkeit 7e-6e SuS erbringen Ausdauerleistungen und verstehen ele- Tour fahren
erhalten und steigern 7e-9e mentare Zusammenhänge des Trainings Anstiege bewältigen
5e-4e SuS verbessern ihre konditionellen Fähigkeiten Tour mit weniger Pausen und gleichmäßigerem Tempo
10e-11e
3e-1re SuS können eigenständig die konditionellen Fähigkeiten Optionen mit trainingswissenschaftlichem Hintergrund
12e-13e Kraft und Ausdauer zielgerichtet trainieren
7e-6e SuS können sensomotorische Anforderungen bewälti- MTB auf verschiedenen Untergründen und Situationen
7e-9e gen beherrschen (Balance, Gleichgewichtsverlagerung)
KB2 SOZIALE UND INTEGRATIVE BEWEGUNGSHANDLUNGEN
Schwerpunkt Klassen Erwartungen Spezifische Umsetzung
Vereinbarungen und Regeln 7e-6e SuS erkennen die Bedeutung von Regeln Abstand halten
einhalten, verändern und ge- 7e-9e Verhalten auf Straßen
stalten
Sich verständigen und koope- 7e-6e SuS kooperieren in der Gruppe und verfolgen gemein- Gruppenzusammenhalt (optimaler Abstand halten um
rieren 7e-9e same Ziele niemand unterwegs zu verlieren)
Unterschiedliche Rollen ein- 7e-6e SuS übernehmen verschiedene Aufgaben und Rollen Letzter Mann
nehmen und gestalten 7e-9e Hilfeleistung für andere Gruppenmitglieder
Verantwortung für sich und 7e-6e SuS nehmen Stärken und Schwächen anderer wahr und Respekt gegenüber schwächeren SuS der Gruppe,
andere übernehmen 7e-9e gehen verantwortungsvoll damit um eventuelle Begleitung bei Problemen
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 49

5e-4e SuS können Sicherheitsvorkehrungen treffen Straßenüberquerungen für die Gruppe absichern
10e-11e Schwächeren SuS bei Bedarf helfen
KB3 KÖNNENS- UND LEISTUNGSORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN
Schwerpunkt Klassen Erwartungen Spezifische Umsetzung
Leistungsbereitschaft zeigen 7e-6e SuS lassen sich auf neue Aufgaben ein und üben zielge- Bereitschaft zeigen das Sportgerät MTB zu entdecken
und individuelles Können 7e-9e richtet Zeigen die Bereitschaft ihre Fahrtechnik zu verbessern
steigern (Balance, Steuern, Beschleunigen, Verzögern)
7e-6e SuS können koordinative Anforderungen bewältigen Gleichgewichtsverlagerungen bei gleichzeitigem Brem-
7e-9e sen
Schalten vor dem Beschleunigen
Hindernisse überwinden
5e-4e SuS zeigen die Bereitschaft zur optimalen individuellen Schwierigere technische Passagen versuchen
10e-11e Leistungssteigerung Maximale körperliche Leistung erbringen
Die eigene Leistungsfähigkeit 7e-6e SuS schätzen die eigenen Fähigkeiten richtig ein Lernen ihre physiologischen Grenzen kennen
einschätzen und mit der Leis- 7e-9e Wissen was ihr Körper leisten kann
tungsfähigkeit anderer ver- 5e-4e SuS erkennen die Grenzen der eigenen Leistungsfähig- Die Grenzen der eigenen körperlichen Leistungsfähig-
antwortungsvoll umgehen 10e-11e keit keit ausloten, bei einem Rennen an das Maximum ge-
hen
Eigene körperliche Verfassung erkennen und Motivati-
on schöpfen sie zu verbessern
5e-4e SuS erbringen eine gemeinschaftliche Leistung In Teams ein Staffelrennen auf Zeit auf einem Rundkurs
10e-11e möglichst erfolgreich planen und bewältigen (evtl. die
schwächeren weniger Runden fahren lassen)
Leistungskriterien im Sport 7e-6e SuS kennen vorgegebene Leistungskriterien Setzen sich mit vorgegeben Aufgaben auseinander
erkennen, verändern und er- 7e-9e (Hindernisparcours bewältigen, Rennen fahren)
arbeiten

KB6 ERLEBNIS- UND WAGNISORIENTIERTE BEWEGUNGSHANDLUNGEN


Schwerpunkt Klassen Erwartungen Spezifische Umsetzung
Fähigkeiten und Grenzen 7e-6e SuS schätzen die eigenen Fähigkeiten realistisch ein Fahrtechnische Grenzen auf dem MTB erkennen
einschätzen und angemessen 7e-9e Sich an neue Herausforderungen herantrauen, Wagnis
handeln eingehen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 50

5e-4e SuS loten die eigenen Fähigkeiten und Grenzen verant- Sich überwinden um auf das nächsthöhere Schwierig-
10e-11e wortungsvoll aus keitslevel zu kommen ohne es zu übertreiben
Gefahren erkennen, einschät- 7e-6e SuS erkennen mögliche Gefahrensituationen und Verlet- Erkennen was mit einem MTB befahrbar ist und was
zen und adäquat handeln 7e-9e zungsrisiken und können damit umgehen eventuell nicht
5e-4e SuS erkennen den Einfluss von Angst auf Bewegungs- Trotz Angst versuchen Vertrauen in das eigene Können
10e-11e handlungen und das Material aufbauen um ein neues Wagnis ein-
zugehen
7e-6e SuS setzen die erforderliche Ausrüstung unter Anleitung Materialrespekt (eigenständiges sauberes aus- und
7e-9e funktionsgerecht ein einräumen)
Helm richtig einstellen, Sattelhöhe korrekt einstellen,
Schalten (bergauf / bergab)
5e-4e SuS verfügen über Materialkenntnisse und setzen Angemessenes Schalten in schwierigeren Passagen
10e-11e die erforderliche Ausrüstung funktionsgerecht ein Materialschonender Umgang (Kette nicht über Kreuz
laufen lassen, keine Bremsspuren, usw.)
Wissen wie man kleine technische Probleme beheben
kann (eine heruntergesprungene Kette wieder aufle-
gen, helfen beim Platten reparieren, usw.)
Eigene Bewegungsaktivitäten 7e-6e SuS handeln nach allgemeinen Verhaltensregeln in un- Respekt vor der Umwelt: fahren auf den ausgezeichne-
umweltverträglich gestalten 7e-9e terschiedlichen Bewegungsräumen ten Wegen, vermeiden Vollbremsungen, werfen keine
Abfälle in die Natur, usw.
5e-4e SuS wenden allgemeine Verhaltensregeln in unter- Respekt vor der Umwelt: fahren auf den ausgezeichne-
10e-11e schiedlichen Bewegungsräumen respektvoll an ten Wegen, vermeiden Vollbremsungen, werfen keine
Abfälle in die Natur, usw.
3e-1re SuS gestalten Bewegungs- und Sportaktivitäten umwelt- MTB Radausfahrt eigenständig als Projektunterricht
12e-13e verträglich planen und durchführen
Anmerkung: Manche Kompetenzschwerpunkte gelten auch für die älteren Schüler (ab 5 e bzw. 10 e ), wenn sie im „Cycle inféri-

eur“ nie Mountainbikeunterricht hatten.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 51

4.2 Integration in schuleigene Lehrpläne

Mit genauer Betrachtung der oben aufgelisteten Tabelle der Kompetenzerwartun-

gen für die einzelnen Klassenstufen kann man folgende grobe Ideen für die Integra-

tion von Mountainbike in den schuleigenen Lehrplan entwickeln:

• 7e – 6e / 7e – 9e: Einleitung in das Mountainbiken mit viel Techniktraining,

das eventuell komplett auf dem Schulgelände stattfindet. Dieser Zyklus

kann in einem 5-6 Wochenzyklus in Einzelstunden oder in 3 Doppelstunden

stattfinden.

• 5e – 4e / 10e – 11e: weiterführende Zyklen, die entweder auf die Verbesse-

rung der Fahrtechnik oder auf die Entwicklung der Ausdauerleistungsfähig-

keit abzielen. Hierzu wäre ein 5-6 Wochenzyklus mit Doppelstunden sinn-

voll.

• 3e – 1re / 12e – 13e: Spezifischere Zyklen die verstärkt auf einen Kompe-

tenzbereich abzielen. Projektunterrichte, die in Optionen laufen wären

denkbar um eventuell eine MTB Ausfahrt für andere Schüler zu planen.

Hierzu wären auch wieder 5-6 Doppelstunden optimal.

Hierzu sollten allerdings noch erwähnt werden, dass es sich bei diesem Modell um

den Optimalfall handelt und die Schüler hiernach mindestens drei Mountainbike Zyk-

len in ihrer Schulkarriere durchlaufen müssten. In der Praxis ist dies eher kaum der

Fall. Viele werden erst ab 10e mit dem Thema Mountainbike konfrontiert, sodass ein

Techniktraining auf dem Schulgelände sich ebenso für ältere Mountainbikeanfänger

anbieten kann.

4.2.1 Beispiel des schuleigenen Lehrplans des Lycée Michel Lucius

Für das Schuljahr 2016/2017 wurde der schuleigener Lehrplan (SLP) im Lycée Mi-

chel Lucius neu strukturiert und Mountainbike auf 7 e und auf 12 e fest eingeplant. Auf

7 e wurde ein Zyklus in der Einzelstunde vorgesehen. Hier geht es vor allem um die

Basisfertigkeiten beim Mountainbiken. Der komplette Unterrichtszyklus ist für das

Schulgelände vorgesehen. Da in diesem Schuljahr die 7 e immer gekoppelt waren, bot

sich die Möglichkeit die Einheiten in Einzelstunden im Wechsel mit der anderen Klas-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 52

se durchzuziehen. So wurden die Bikes von der einen Klasse ausgeräumt und von der

darauffolgenden eingeräumt. Die genaue praktische Umsetzung dieses Zyklus ist in

Punkt 5.4.1 auf Seite 83 beschrieben.

4.3 Führungsstile

Der klassische Mountainbike Unterricht basiert auf der Idee des Frontalunterrich-

tes, der geprägt wird durch einen meist autoritären Führungsstil. Aufgrund der Si-

cherheitsgewährleistung der Gruppe und der begrenzten Zeit während des regulären

Unterrichtes bleibt kaum Spielraum für einen alternativen Führungsstil, bei dem die

Schüler mitbestimmen können. Es bedarf einer klaren Organisation und einer Ent-

scheidungsfindung des Lehrenden.

Findet Mountainbike im außerunterrichtlichen Kontext statt, kann der Führungsstil

aufgelockert werden, da hier die Gruppengröße oft deutlich kleiner ist. Eine gemein-

same Zielführung und Entscheidungsfindungen über den weiteren Verlauf einer Tour

z.B. macht fast nur Sinn bei Gruppen unter 10 Mitgliedern.

Neben dem Frontalunterricht, wäre noch die Form des projektorientierten Unter-

richtes denkbar. Ein solcher Umsetzungsversuch wird in Kapitel 5.4.3 beschrieben.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 53

5 Mountainbike unterrichten

Allgemein gelten auch beim „Mountainbike unterrichten“ die didaktischen

Grundsätze des Bewegungslernens:

• Vom Leichten zum Schweren

• Vom Einfachem zum Komplexen

• Vom Bekanntem zum Unbekanntem

Spezifisch können dann noch folgende Prinzipien differenziert werden:

• Vom Flachen ins Steile

• Vom Spüren zum Verstehen

• Vom Zufälligen zum Gezielten

• Vom Unbewussten zum Bewussten

(Head & Laar, 2013, p. 163)

Diese Prinzipien sollten besonders beim Mountainbike berücksichtigt werden und

immer wieder beim Lehrenden in den Überlegungen beim Unterrichten präsent sein,

denn Radfahren im Gelände steht immer eng zusammen mit Risikomanagement, bei

dem es besonders wichtig ist, Vertrauen ins eigene Können beim Lernenden aufzu-

bauen. Weitere allgemeinen Grundsätze des Unterrichtens werden nicht weiter erläu-

tert, da das Unterrichten von Mountainbike auf dem Schulgelände sich nicht groß von

dem in der Halle unterscheidet. Hier hat der Lehrende auch meistens eine fixe Positi-

on aus deren er den gesamten Unterrichtsverlauf im Blick hat. Handelt es sich jedoch

um eine Tour, die während dem Unterricht gefahren wird, sind Gruppenführungsfä-

higkeiten gefragt, die im Folgenden näher beschrieben werden.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 54

5.1 Planung und Durchführung eines Mountainbike Unterrichtes

5.1.1 Kontexte für Mountainbike Unterricht

Mountainbike kann in verschiedenen Kontexten, wie es schon in Kapitel 4.2 kurz

erwähnt wurde, stattfinden. Erstens gibt es den klassischen Unterricht mit der gesam-

ten Klasse. Hierzu ist keine besondere Organisation im Vorfeld nötig. Es müssen le-

diglich genügend Bikes für die Schüler vorhanden sein. Zweitens kann man zwei Klas-

sen, die parallel laufen in zwei Leistungsgruppen aufteilen. Dies würde sich am ein-

fachsten organisieren lassen, indem man in der ersten Stunde alle zusammennimmt

und dann die Stärkeren von den Schwächeren für die kommende Unterrichtseinheit

abtrennt.

5.1.2 Planung und Vorbereitung

Vor Beginn des Unterrichtes muss sichergestellt sein, dass genügend Mountain-

bikes einsatzbereit und Helme vorhanden sind. Im Rucksack sollte das komplette Er-

satzmaterial sowie der Erste-Hilfe-Set nachkontrolliert werden.

Bei der Planung des Zyklusses oder der einzelnen Unterrichtseinheit sollte man

sich bereits Gedanken über die Wahl des Geländes in Zusammenhang mit dem Un-

terrichtsziel und des Niveaus der Gruppe gemacht haben. Auf dem Schulgelände

beispielsweise soll bereits feststehen in welchem Hang die Übungen von Statten ge-

hen werden und welche Fläche genutzt werden kann. Werden Paletten oder sonsti-

ges sperriges Material im Unterricht verwendet, muss im Vorfeld vielleicht schon eine

Absprache mit dem Hausmeister stattgefunden haben, damit der beim Aus- und Ein-

räumen hilft. Handelt es sich um eine Ausfahrt in den Wald, ist die Planung etwas

genauer zu gestalten und der Verlauf der Tour muss genau überlegt sein, denn der

Faktor Zeit ist hier wichtig. Je nach Niveau der Gruppe muss auf die Anstiege auf

eventuelle schwierigere Passagen, auf die Gesamtlänge der Tour und auf das Wetter

geachtet werden. Je nach Zielsetzung werden mehr Anstiege oder mehrere techni-

sche Herausforderungen in die Tour eingebaut. Optimal ist es Abschnitte zu finden,

in denen man unterschiedliche Schwierigkeitsgrade hat. Allgemein sollte man Schul-

touren so planen, dass sie eine kleine physische Anforderung beinhalten sowie auch
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 55

mindestens einen Abschnitt, der entweder technisch schwieriger ist oder wo das

Tempo erhöht ist, um den Schülern eine gewisse Abwechslung und Spannung wäh-

rend der Tour zu bieten. Schlussendlich spielt das Wetter noch eine große Rolle. In

regenreicheren Zeiten verändern sich viele Wege im Wald und werden technisch an-

spruchsvoller zu befahren. Darüber hinaus sollte man bei Gewitter und Sturm die

Ausfahrt bleiben lassen.

5.1.2.1 Schulgelände vs. Wald

Das Schulgelände eignet sich meistens hervorragend für Einführungen in das

Mountainbikefahren oder Technikzyklen wie sie im Folgenden beschrieben werden.

Auf den meisten Schulgeländen findet man kleine Hindernisse wie schräge Wiesen,

kleine Absätze, Treppen oder Flächen wo man die oben beschriebenen Übungen

durchführen kann. Ein großer Vorteil für die Lehrperson ist dabei der ständige Über-

blick über die gesamte Gruppe, das minimierte Sicherheitsrisiko und die immer in der

Diskussion stehende Verantwortung, wenn man alleine mit einer Gruppe der Größe

einer Schulklasse auf dem Rad unterwegs ist. Zudem stellt das Unterrichten von

Mountainbike auf dem Schulgelände auch kaum Anforderungen an das eigene fahr-

technische Können, da man ähnlich wie in der Sporthalle, einen Schüler als Experte

vorführen lassen kann. Ein Nachteil für die Kollegen anderer Fächer, die im Gebäude

bei offenen Fenster unterrichten ist der Lärm des Schulgeländes, der zu den Klassen-

räumen drängt.

Wer sich seinen eigenen Fahrkünsten und der Verantwortung der Gruppenleitung

nicht scheut sollte jedoch mit seiner Gruppe in den Wald fahren. Vor allem die älte-

ren Schüler freuen sich auf kleine Touren. Auch im Wald kann man ein gutes Tech-

niktraining durchführen, wenn man die Stellen hierfür kennt.

5.1.3 Durchführung einer Tour und Gruppenführung einer Schulgruppe

Wie schon öfters in dieser Arbeit erwähnt, stellt die Durchführung einer Mountain-

biketour im schulischen Kontext ungewohnte Anforderungen an die Lehrperson. Es

gibt keine Standardrezepte der Gruppenführung, da es sich hierbei um einen Prozess

handelt, der durch viele Faktoren beeinflusst werden kann. Dennoch erleichtern man-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 56

che Grundprinzipien die Entscheidungsfindung in gewissen Situationen während ei-

ner Tour. In dieser Arbeit wird spezifisch auf die Führung einer Schulgruppe einge-

gangen, denn diese unterscheidet sich in manchen Aspekten von der Führung von

Kleingruppen (bis max 8 Personen), die in der Literatur als Optimum beschrieben

werden. Egal mit wie vielen Personen man unterwegs ist, beim Mountainbiken in der

Gruppe gilt immer der Grundsatz des Teams. Jeder einzelne muss ein gewisses Ver-

antwortungsbewusstsein für den anderen aufbringen, damit Touren im Gelände rei-

bungslos und mit dem ersehnten Fluss durchführbar sind.

5.1.3.1 Position des Lehrers während der Fahrt

Als Gruppenleiter bringt die erste Position, in der man die Gruppe zwar nicht im-

mer komplett im Blick haben kann, viele Vorteile. Als Führungsperson kann das Tem-

po reguliert werden, die Belastung an Anstiegen der Gruppe angepasst, sowie das

Tempo in Abfahrten als Risikominimierung gebremst werden. Darüber hinaus ist die

Gruppe zu jedem Moment unter Kontrolle und kann beispielsweise angehalten wer-

den. Auf leichten Wegen oder an längeren Anstiegen kann die Lehrperson sich aber

auch mal zurückfallen lassen um beispielsweise den Schülern Tipps zum optimalen

Gang zu geben. Dies verlangt jedoch genaue Streckenkenntnisse, damit man den

führenden Schülern einen klaren Haltepunkt angeben kann, sowie etwas Vertrauen in

die Schülergruppe.

5.1.3.2 Abstand und Reihenfolge

Die Reglung des Abstandes bringt im Gelände viel Sicherheit in die Gruppe. Zum

einen sollten die Schüler nicht zu nah aufeinander fahren, sodass sie zu jedem Mo-

ment dem Vordermann ausweichen können eventuelle Hindernisse erkennen können.

Zum anderen darf der Abstand auch nicht zu groß werden, da so die Gruppe sich

leicht enorm verlängert und für die Lehrperson an erster Stelle sehr unübersichtig

wird. Auf leichten Wegen kann man als Faustregel 2-3 Fahrradlängen als optimalen

Abstand festhalten.

Die Reihenfolge kann bei einer Schulgruppe je nach Zielsetzung während dem Un-

terricht variieren. Bei Erwachsenengruppen, die auch mal technisch anspruchsvollere


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 57

Teilstücke fahren, wird geraten die schnelleren und besseren vorne fahren zu lassen

um sogenannte Jagdrennen zu vermeiden. Dies würde sich bei einer Schulgruppe in

einer anspruchsvolleren Abfahrt anbieten, wo unten wieder gewartet wird. Ansonsten

sollten, die Schwächeren nicht immer hinten fahren. Vorne hinter dem Lehrer lernen

sie zum einen die richtige Spur zu wählen, eventuell die richtigen Gänge zu wählen

und zum anderen gibt dies ihnen auch ein gutes Gefühl, das sie wahrscheinlich zu

höheren Leistungen während dem Unterricht motiviert.

5.1.3.3 „Letzter Mann“

Um bei größeren Gruppen einen schnellen Überblick zu haben, besonders wenn

die Gruppe alleine geleitet wird, bietet sich die Methode des „letzten Mannes“ an.

Dieser auserwählte Schüler, am besten jemand mit etwas Verantwortungsgefühl,

bleibt während der kompletten Ausfahrt an letzter Stelle. Sehr hilfreich ist es, wenn

dieser Schüler einen auffälligen Helm trägt. So weiß man vorne, wann alle Schüler da

sind ohne ständig durchzählen zu müssen. Darüber hinaus kann dieser über eventuel-

le Stürze oder technische Probleme in der Gruppe berichten. Komplett sollte man

sich dennoch nicht auf diesen „letzten Mann“ verlassen, vor allem nicht wenn eine

Kreuzung zwischen drin war. Auch mit einem definierten „letzten Mann“ sollte die

Gruppe immer Verantwortung untereinander übernehmen.

5.1.3.4 Verhaltensregeln

Im Mountainbikeunterricht gelten vorab natürlich die gleichen Regeln wie im nor-

malen Sportunterricht. Hinzu kommt allerdings die Komponente, dass die Schüler ein

Fortbewegungsmittel haben und sich im freien offenen Feld bewegen können. Dar-

über hinaus ist die Lehrkraft Teil der Gruppe und kann nicht jederzeit überall sein und

alles sehen und überwachen. Demnach gibt es einige Aspekte die beim Mountain-

bikeunterricht anders sind. Zunächst sollte die Gruppe immer zusammenbleiben, ob

dies auf dem Schulgelände oder draußen im Wald ist. Vor allem bei Ausfahrten in

den Wald oder allgemeinem Verlassen des Schulgeländes, ist es wichtig, dass die

Gruppe zusammenarbeitet und rücksichtsvoll mit den anderen Gruppenmitgliedern


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 58

umgeht. In der Regel leitet die Lehrperson die Gruppe und fährt an erster Stelle. Sie

wird nicht ohne Erlaubnis überholt.

Prinzipiell wird an jeder Kreuzung angehalten um keinen Schüler unterwegs falsch

abbiegen zu lassen. Wenn die Gruppe nun aber über 20 Personen geht, zieht sie sich

erheblich auseinander und das permanente Stehenbleiben kostet viel Zeit. Dann sind

alle Gruppenmitglieder gefragt um eventuell an Kreuzungen stehen zu bleiben, wenn

sie sehen, dass hinter ihnen eine Lücke ist. So kann man 1-2 Kreuzungen ohne Ste-

henbleiben überbrücken.

Wenn die Straße befahren werden muss, müssen alle in einer Reihe hintereinan-

derfahren. Um die Straße zu überqueren gibt es je nach Situation verschiedene Me-

thoden. Gilt es nur kurz die Straßenseite zu überqueren und ein Zebrastreifen genutzt

werden kann, funktioniert das „Sperren“ der Straße anhand von zwei Schülern, die

die Autos anhalten gut. Findet das Überqueren auf einer gefährlichen Straße statt,

stellen sich am besten alle Schüler neben ihr Rad und laufen auf Kommando in klei-

neren Gruppe über die Straße. Gilt es nun auf der Straße einzubiegen über eine Am-

pel mit viel Verkehr, habe ich gute Erfahrungen mit der sogenannten „Busformation“

gesammelt. Alle Schüler fahren dicht auf einander und bilden einen „Bus“. Wenn die

Ampel auf Grün schaltet fahren alle gemeinsam in der kompakten Formation ab. So

verläuft das Einbiegen am schnellsten und man vermeidet, dass die Ampel sich wäh-

rend des Einbiegens auf Rot schaltet.

5.1.3.5 Führungstechniken

Grundsätzlich ist es leichter und sicherer an jeder Kreuzung stehen zu bleiben, je-

doch beeinträchtigt dies erheblich den Fahrfluss. Deshalb bietet es sich an, sobald

man merkt, dass die Gruppe sich in die Länge zieht, vorne etwas Geschwindigkeit

herauszunehmen und so einen Ziehharmonikaeffekt zu generieren und Standpausen

zu vermeiden.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 59

5.1.4 Durchführung eines Fahrtechnikunterrichtes

Ein Fahrtechniktraining im Unterricht beginnt mit einer genauen Analyse und je

nach Bedarf mit einer Vorbereitung des Geländes. Der Schwierigkeitsgrad des Ge-

ländes sollte bekannt und eventuell anpassbar sein. Darüber hinaus eigenen sich

kleine Runden mit den zu erarbeitenden Aufgaben hervorragend zum Techniktraining

und erhöhen deutlich die Übungszeit. Auf solchen kleinen Parcours können die Schü-

ler ihre Runden drehen und selbst erfahren wie gewisse Schwierigkeiten am besten

gelöst werden können. Zudem kann man sich als Lehrperson ggfls. gezielt um dieje-

nigen kümmern, die sich eventuell nicht trauen oder erweiterte Erklärungen und

Tipps brauchen. Ein Parcours lässt sich auch schnell vereinfachen oder erschweren.

Mit Markierungsteller oder Kreidespray kann er eingezeichnet oder verändert werden

und dies sogar während die Schüler weiter in Bewegung bleiben können. Solche

Rundkurse können ebenso auf dem Schulgelände wie im Wald entstehen.

5.1.5 Kommunikation während des Unterrichts

Der Kommunikation während des Unterrichts kommt ein hoher Stellenwert zu, da

über sie wichtige Informationen an die Schüler übermittelt werden. Vor allem beim

Radfahren sind klare und präzise Angaben in wichtigen Momenten unabdingbar, da

Missverständnisse zu riskanten Situationen führen können. Es geht allerdings nicht

immer darum scharfe Aussagen, die keine Eigeninterpretation zulassen, zu treffen.

Besonders wenn es um das Thema Erlebnis und Wagnis geht, muss die Kommunika-

tion angepasst sein. Hier wird vom Schüler ein Verlassen seiner Komfort Zone erwar-

tet, so sollte der Lehrende auch versuchen den Schüler mit zumutenden, aber gleich-

zeitig realistischen Worten hierhin zu bewegen. Hierbei braucht die Lehrkraft viel

Feingefühl um auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Beim erfolgreichen Ab-

solvieren einer bestimmten Aufgabe ist ein Lob nie verkehrt, weil dadurch die Moti-

vation des Lernenden zusätzlich gesteigert werden kann. Ein Feedback sollte wiede-

rum präzise auf die konkrete Situation und den Übungsschwerpunkt ausgerichtet

sein. Zu komplexe Verbesserungsvorschläge lassen den Schüler zu sehr über seine

Handlung nachdenken und können verunsichernd wirken. Weniger ist hier sicherlich

mehr.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 60

5.1.6 Notfallplan

Die Gefahr, dass beim Mountainbiken unterwegs etwas passieren könnte, ist im-

mer gegeben und man sollte stets eine Idee haben wie man Probleme technischer

oder menschlicher Art schnellstmöglich und optimal lösen kann. Vorab sollte auch

schon erwähnt werden, dass egal was passiert, die Gruppe immer zusammenbleibt.

Vor allem bei nur einem Betreuer kommt dann wieder die Idee des Teams zum Tra-

gen. Alle warten oder helfen, wenn dies möglich ist, bis das Problem behoben ist.

5.1.6.1 Technische Probleme am Fahrrad

Die gängigste Panne am Fahrrad ist sicherlich ein platter Reifen. Ein spitzer Dorn

oder ein Durchschlag kann immer wieder vorkommen und dieses Problem sollte man

als Lehrer beheben können. Ein Schlauchwechsel und die Fahrt kann wieder aufge-

nommen werden. Mit etwas Übung kostet ein Schlauchwechsel zwischen 5 und 10

Minuten. Daneben können trotz regelmäßiger Wartung manche Schrauben locker

werden. Vor allem die Klemme des Sattels an der Sattelstütze, die bei günstigeren

Modellen nur mit einer Schraube versehen ist, wird mit der Zeit lose. Einfach wieder

festdrehen reicht hierbei. Daneben leiden die Schnellverschlüsse der Sattelstützen

am Rahmen oft sehr, da sie vor jeder Ausfahrt verstellt werden und irgendwann etwas

angezogen werden müssen um die Stütze noch auf gewünschter Höhe im Rahmen zu

halten.

Neben diesen kleineren Problemen, können auch Kettenverklemmungen auftreten,

Kettenrisse oder auch Abbrüche des Schaltwerkes. Kettenverklemmungen bekommt

man meistens mit den Händen wieder gelöst. Bei Kettenriss oder Abbruch des

Schaltwerkes kann der Schüler nicht mehr alleine zurückkommen. Die Erfahrung hat

gezeigt, dass bei solchen Problemen die schnellste Lösung ist, das Rad fahrbar zu

machen und den betroffenen Schüler zurück zu schieben oder an Anstiegen zu Fuß

gehen zu lassen. Selbst wenn man die Möglichkeit hat, sich abholen zu lassen, dauert

dies meist länger.

Zu den technischen Problemen sollte aber auch erwähnt sein, dass Bikes, die re-

gelmäßig gewartet werden und allgemein in einem guten Zustand sind, weniger bis
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 61

kaum Probleme bereiten. Auch Plattfüße können durch pannensichere Schläuche und

Mäntel deutlich verringert werden.

5.1.6.2 Stürze oder andere Probleme menschlicher Art

Bei einem Sturz ist die erste Reaktion immer die Erste Hilfe Maßnahmen. Geht es

dem Schüler gut und die Wunden sind versorgt, sollte unbedingt das Fahrrad über-

prüft werden. Bremstest, Schaltungstest und Kontrolle ob Lenker und Sattel noch

geradestehen.

Kommt es zu akuteren Verletzungen oder Verdacht auf Bruch und ein Krankenwa-

gen muss gerufen werden, gibt es kaum eine andere Lösung als Hilfe von außen dazu

zu holen. Zumindest das Rad des Verunglückten muss abgeholt werden. Besteht kein

Verdacht auf eine gravierendere Verletzung und der Schüler kann trotzdem die Fahrt

nicht mehr fortsetzen kann dieser auch samt Rad abgeholt werden. Wird die Gruppe

mit Vorsicht geführt, das Tempo auf gefährlicheren Passagen eingeschränkt und wer-

den die Abstandsregeln eingehalten, kann man diese beiden Fälle sehr gut vermei-

den.

5.1.7 Beeinflussende Faktoren

Egal wie gut ein Unterricht und eine Tour im Voraus geplant sind, es gibt immer

Faktoren, die den Verlauf beeinflussen können. Hierzu zählen die eben schon erwähn-

ten Materialprobleme oder Stürze. Daneben spielt die Zusammensetzung der Gruppe

eine übergeordnete Rolle, denn die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schüler kann als

größter Faktor für den Umfang einer Mountainbiketour gezählt werden. Die Radbe-

herrschung spielt sicherlich auch eine Rolle für das Vorankommen der Gruppe, je-

doch sind diese Fähigkeiten meistens weniger entscheidend als die Ausdauerleis-

tungsfähigkeit. Schlussendlich ist es die Fitness des schwächsten Mitgliedes der

Gruppe, die das Tempo bestimmt. Darum ist es oft für alle Beteiligten interessanter,

wenn die Gruppe ein homogenes Ausdauerlevel hat. Jedoch ist dies bei Klassen

kaum der Fall. Hier ist dann das Feingefühl und die Gestaltungskunst des Lehrers

gefragt, um dennoch einen möglichst differenzierten Unterricht zu bieten. Unterwegs

gibt es immer Möglichkeiten, die schnelleren Schüler mit Zusatzaufgaben, wie Still-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 62

stehen, Extrarunden usw. zu beschäftigen, während andere den Anstieg in ihrem

Tempo zu bewältigen versuchen. Daneben schult eine heterogene Gruppe auch den

gegenseitigen Respekt, so wie es in den Kompetenzerwartungen aufgeführt ist.

Eine weitere beeinflussende Rolle spielt das Wetter. Nicht jede Jahreszeit ist in

Luxemburg für Outdoorsportaktivitäten geeignet. Am geeignetsten sind die Zyklen 1,

5 und 6, wobei der 2. und 4. Zyklus eventuell auch noch mit einbezogen werden

kann. Im Grunde genommen ist es nicht die Kälte und die Nässe, die den Unterricht

unter freiem Himmel stoppen können, sondern vielmehr Sturm und Gewitter, die ein

Sicherheitsrisiko vor allem im Wald darstellen.

Ein letzter Faktor, der einen Mountainbikeunterricht ausbremsen oder zumindest

einschränken kann, ist ein Schüler der nicht Radfahren kann. Dieser Fall kann in jeder

Klasse vorkommen. Bei einem Unterricht auf dem Schulgelände kann dieser noch

sehr gut beschäftigt werden, indem er versucht sich das Radfahren mit „Laufrad“

selbst beizubringen. Hierzu kann man ein sehr kleines Rad nehmen und den Sattel so

tief stellen, dass der Schüler sich mit Antreten der Füße fortbewegen kann. Sobald er

es schafft das Rad gerade zu halten, kann er versuchen die Füße zu heben und sich

rollen zu lassen. Die nächste Stufe wäre dann das Pedalieren, das allerdings dann

schon eine recht große Hürde darstellt. Optimal ist es sicherlich nicht, wenn dieser

Schüler das Radfahren quasi alleine erlernen muss, jedoch ist dies ein schwieriger

Spagat für den Lehrer zwischen dem Einzelnen und der ganzen Klasse.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 63

5.2 Unterrichtsaufbau und Einführung

In diesem Kapitel werden sowohl Erklärungen als auch Ideen und Übungen zur

Umsetzung vorgestellt. Zunächst geht es um die Einführungsstunde.

5.2.1 Unterrichtseinstieg

In der ersten Stunde eines Zyklus lohnt es sich etwas mehr Zeit in gewisse Erklä-

rungen zu investieren. An erster Stelle steht hierbei eine kurze Einführung in das Ma-

terial bevor es den Schülern ausgehändigt wird. Dies ist mir besonders wichtig, da es

sich bei Mountainbikes, im Vergleich zu Bällen oder Schlägern beispielsweise, um

teures Material handelt, das ein gewisses Maß an rücksichtsvoller Handhabung erfor-

dert. Zudem lohnt es sich in der ersten Stunde eines Zyklus den Schülern zu zeigen

wie die Mountainbikes eingeräumt werden sollen, damit dies später autonom verlau-

fen kann. Aus organisatorischen Gründen ist es zudem sinnvoll die Helme vor den

Mountainbikes zu verteilen. So entsteht später kein unnötiger Stau, wenn die Schüler

versuchen mit dem Bike in der Hand sich ein Helm zu holen.

Bei der Vergabe der Bikes ist ein gutes Augenmaß von Vorteil. Hier gilt es mög-

lichst schnell und einfach einzuschätzen welche Größe der jeweilige Schüler braucht.

Ein System mit Größenangaben in XS, S, M, L mit einer Durchnummerierung ist hier-

bei von Vorteil. So können sich die Schüler die Nummer ihres Bikes merken und in

den darauffolgenden Stunden auf das gleiche Bike zurückgreifen. Nach der Material-

vergabe sollen die Schüler sich angewöhnen den Luftdruck zu prüfen sowie techni-

sche Mängel die ihnen an ihrem Bike auffallen sofort zu melden. Anschließend folgt

die grundlegende Einführung, die für jede erste Stunde eines Mountainbikezyklus

essentiell ist.

5.2.2 Grundlegende Erklärungen zum Mountainbiken

Zur grundlegenden Einführung der ersten Stunde eines Zyklusses gehört neben

der Vermittlung bzw. Wiederholung der korrekten Helm- sowie Sitzposition und der

Basisfertigkeiten wie Lenkerhaltung, Bremsen und Schalten, das Erklären der Verhal-

tensregeln. Auch wenn die Schülergruppe vielleicht bereits einen Mountainbikezyklus

absolviert hat, gehört eine solche Wiederholung auch zu den Sicherheitsaspekten,


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 64

die in diesem Bewegungsfeld immer sehr groß zu schreiben bleiben. In den nachfol-

genden Unterkapiteln werden nun die einzelnen Punkte der grundlegenden Einfüh-

rung in ihrer jeweiligen Reihenfolge, wie ich sie im Unterricht vermittle, näher darge-

stellt.

5.2.2.1 Helm aufsetzen

Der Helm soll so aufgesetzt werden, dass etwa zwei Finger zwischen Augenbrauen

und Helm Platz haben. Die Größe des Helms soll vor allem durch Drehen am Verstell-

rad hinten am Kopf eingestellt werden. Das Verstellen der Riemchen klappt selten,

jedoch beweist die Praxis, dass immer wieder Schüler versuchen diese zu verstellen

und dadurch sehr ungünstige Helmpositionen zustande kommen. Hier ist es also

wichtig, dass die Lehrperson darauf achtet, dass der Helm allgemein gut auf dem

Kopf sitzt. Schüler mit langen Haaren binden ihren Zopf am besten so, dass das Ver-

stellrad sich über dem Zopf befindet oder der Zopf zwischen Verstellrad und Helm

Platz findet. Dies bietet einen noch besseren Halt des Helmes am Kopf. Die Riemen-

länge spielt keine so große Rolle wie die Einstellung des Kopfumfanges, jedoch soll-

te der Riemen nicht über das Kinn abrutschen können.

5.2.2.2 Sitzposition

Die optimale Radeinstellung und Sitzposition ist gewöhnlich eine präzise und auf-

wendige Prozedur. In der Schule jedoch, muss es möglichst schnell und effektiv ge-

hen. Darum sollte die Regel gelten, dass die Zehenspitzen knapp den Boden berüh-

ren sollen, wenn die Schüler gerade auf dem Bike sitzen. Nur in seltenen Fällen, wo

ein Schüler sich sehr unwohl auf dem Bike fühlt, kann der Sattel etwas tiefer gestellt

werden, sodass die Fußballen den Boden berühren. Die Sattelhöhe sollte von Anfang

an korrekt eingestellt werden, denn so können die Schüler sich direkt an diese Positi-

on gewöhnen und beim Treten vom optimalen Krafteinsatz auf das Pedal profitieren.

5.2.2.3 Lenkerhaltung

Der nächste wichtige Punkt ist die Lenkerhaltung. Viele Mountainbikeanfänger le-

gen den größten Wert auf die Haltung der Bremshebel. Dabei ist es viel wichtiger
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 65

den Lenker fest in der Hand zu haben. Wie Abbildung 2 zeigt soll nur der Zeigefinger

auf dem Bremshebel liegen. Die aktuellen Scheibenbremsen (die mittlerweile Stan-

dard an allen Mountainbikes sind) haben eine derartige Bremskraft, dass sie eigent-

lich nur mit einem Finger betätigt werden können. An dieser Stelle soll aber auch

erwähnt werden, dass die Bremshebel günstigeren Einsteigerbikes, wie man sie in

den Schulen vorfindet, längere Bremshebel haben, deren Wirkung nicht ganz so stark

ist wie bei einem höherwertigen Bike. Solche Bremshebelmodelle betätigt man am

besten mit zwei Finger.

Weiterhin ist die Position des Daumens unter dem Lenker wichtig. Er verhindert

ein Abrutschen der Hand vom Lenker. Zudem sollen die Zeigefinger im Unterricht

immer auf den Bremshebeln liegen. So ist ein sichereres Fahren in der Gruppe garan-

tiert und die Schüler sind immer bereit für etwaige Hindernisse.

Am Anfang muss diese Position auch immer wieder in Abfahrten kontrolliert wer-

den, da ein Anfänger, sobald er sich etwas unsicher fühlt, schnell wieder in seine ge-

wohnte Position zurückgeht. Eine solche Kontrolle lässt sich auf einem kleinen Rund-

kurs von etwa 200m mit einem kleinen Hügel, wo die Schüler einige Male herumdre-

hen, leicht durchführen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 66

Abbildung 2: Korrekte Handposition am Lenker (Trummer, 2012)

5.3 Unterrichtsinhalte

Die im Folgendem beschriebenen Unterrichtsinhalte können je nach Verfügbarkeit

und Beschaffenheit sowohl auf dem Schulgelände als auch im Wald genutzt werden.

Oftmals reicht eine kleine Analyse des Umfeldes mit dem Blick für flache Ebenen,

Treppen, Hindernisse oder kurze Anstiege um Möglichkeiten für den Mountainbike-

unterricht zu finden. Stattet man sich dann noch mit Markierungsteller und Kreide-

spray aus, steht einem umfang- und abwechslungsreichen Unterricht nichts mehr im

Wege. Beim Aufbau eines Fahrtechniktrainings sollte man das folgende Schema stets

im Kopf bewahren, um die Schüler stufenweise an die Mountainbikefahrtechnik her-

anzuführen.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 67

Abbildung 3: Stufen der Fahrtechnik (Kerndler, 2009)

5.3.1 Bremsen

Grundsätzlich werden die Bremsen von Anfängern meistens zu stark bis voll ange-

zogen. Das gefühlvolle Bremsen muss erst geschult werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Bremsen ist die Benützung beider Bremsen. In

vielen Köpfen ist noch immer die Meinung verankert, dass die Vorderradbremse auf-

grund der Überrollgefahr nicht benutzt werden darf. Während den ersten Abfahrten

ist es wichtig zu kontrollieren ob alle beide Bremsen benützen. Erfahrungsgemäß ist

dies ein Detail, das während der Fahrt wieder schnell in Vergessenheit gerät.

Ein kleiner Test der Bremsen kann dem Schüler helfen zu verstehen was genau

passiert, wenn er nur die vordere Bremse oder nur die hintere Bremse benutzt. Der

Bremstest vorne sollte dabei aus langsamer Fahrt auf flachem Gelände erfolgen, der

Bremstest hinten eignet sich am besten in leichtem Gefälle das eventuell noch einen

rutschigen Untergrund bietet, sodass die Schüler merken was passiert, wenn das Hin-

terrad blockiert.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 68

5.3.1.1 Slalomvarianten

Weitere Übungen, die das Bremsen und gleichzeitig das Steuern und Gleichge-

wicht schulen, sind Slalomvarianten. In Abbildung 4 sind drei Slalomvarianten in drei

verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu sehen. Die optimale Länge eines Slaloms

liegt je nach Abstand der Markierungen zwischen 6 – 8 Markierungstellern. Bei der

leichtesten Variante rechts außen wurden sieben Teller benutzt, die in einem Abstand

von einem guten Meter liegen so wie der „slalom simple“ in Abbildung 5 einge-

zeichnet ist. Der mittlere derweil ist mit Abständen von knapp einem Meter gelegt

und verlangt ein besseres Handling des Fahrrades.

Abbildung 4: Slalomvariationen in 3 verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Rechts außen

der leichteste, mittig der etwas Schwierigere und links der Schwierigste Slalom.

Neben dem Umfahren mit dem Vorderrad und Hinterrad der Markierungen gibt es

auch noch die Möglichkeit den Slalom versetzt durchfahren zu lassen. Hierbei folgt

das Hinterrad einer anderen Spur als das Vorderrad. Dies kann so erfolgen wie das

letzte Beispiel „slalom quille sous pédalier“ in Abbildung 5 zeigt oder so wie in Ab-

bildung 6 gezeigt.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 69

Abbildung 5: Weitere Slalomvarianten (FFC)


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 70

Abbildung 6: Versetzter Slalom wo das Hinterrad folgt einer anderen Spur folgt als das

Vorderrad (Jenny, 2007)

5.3.1.2 Partnerübungen in der Gasse

Diese Übungsreihe ist wenig Materialaufwenig, lässt sich leicht organisieren und

ist optimal für jüngere Schüler, da sie neben den Aufgaben auch einen spielerischen

Aspekt aufweist. Wie auf Abbildung 7 zu sehen ist, reichen vier Markierungshütchen.

Die Schüler reihen sich in zwei Gassen auf und warten bis sie freie Bahn haben. Mit

dem gegenüberstehenden Partner starten sie dann zum zweiten Hütchen und erfüllen

bis dorthin Aufgaben. Differenziert vom Leichten zum Schweren könnten dies folgen-

de Aufgaben sein:

• Mit einer Hand abklatschen

• Mit den Händen aneinander fahren

• Mit den Ellbogen aneinander fahren

• Mit den Schultern aneinander Fahren

Mit Hilfsmittel könnte man sich auch eine Trinkflasche übergeben oder einen Ten-

nisball. Die Übung sollte im Umlaufprinzip funktionieren und um beide Seiten zu

üben, werden am Kopf des Parcours die Seiten getauscht. Eine Variante wäre noch,

dass die Schüler nach jeder Aufgabenausführung z.B. nach jedem Abklatschen sich

vorne kreuzen. Als Abschluss kann man noch ein Staffelrennen anbieten oder ein paar
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 71

Markierungsteller zwischen die schon vorhandenen Markierungen setzen um so den

direkten Übergang zu den Slaloms zu gestalten.

Abbildung 7: Übungen in der Gasse (eigene Darstellung)

5.3.2 Schalten

Im Schulbereich, sprich in den unteren Kategorien von Mountainbikemodellen,

sind 3-Fach bzw. 2-Fach Schaltsysteme gängig. Drei oder Zwei Kettenblätter dienen

demnach zur Grobjustierung vorne und je nachdem wie alt die Bikes sind, 8, 9, 10

oder 11 Ritzel der Feinjustierung hinten. Die Gangwahl sollte dabei immer dem Ge-

lände angepasst sein. Grundsätzlich sollte bei einer Kurbel mit 3 Kettenblätter das

Große vermieden werden. Im Gelände führt das Fahren mit zu schweren Gängen oft

dazu, dass kleinste Hügel nicht bewältigt werden können. Demnach soll das mittlere

Kettenblatt für das ebene Gelände und leichte kürzere Anstiege genutzt werden wäh-

rend das kleine Kettenblatt bei steilen und längeren Anstiegen optimal geeignet ist.

Wichtig dabei ist der Zeitpunkt des Schaltens, denn das Schalten unter Volllast

sollte möglichst vermieden werden. So gilt es vorausschauend zu fahren und bevor

man Druck auf das Pedal und die Kette gibt, rechtzeitig den richtigen Gang einzule-

gen. Muss vorne das Kettenblatt gewechselt werden so sollte dies zuerst erfolgen

bevor man hinten 1-2 Gänge adjustiert, um keinen zu großen Unterschied im Tritt zu

erleben. Daneben sollte die Kette möglichst nicht zu stark über Kreuz laufen, d.h.

vorne das kleine Kettenblatt und hinten das kleinste Ritzel sollte man nicht aufschal-

ten.

Bei den Erklärungen für die Schüler muss man allerdings ganz unten an der Basis

beginnen. Viele wissen nicht welche Schalthebel was genau machen. Sobald geklärt

ist, dass die rechten Hebel für hinten und die linken Hebel für vorne sind, beginne
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 72

ich mit der Erklärung des hinteren Schaltmechanismus. Dabei benutzte ich gerne die

Gedankengänge „mit dem Daumen drücken“ um einen leichteren Gang zu wählen

und „mit dem Zeigefinger ziehen“ um einen schwereren Gang, sprich ein kleineres

Ritzel zu wählen. Wenn das Bike eine Schaltanzeige hat, kann diese den Anfängerrad-

ler helfen zu wissen welchen Gang sie fahren. Leider haben die neueren Schalthebel

kaum noch Anzeigen oder zumindest ohne Zahlen, deshalb lege ich Wert darauf,

dass die Schüler sehen und verstehen was passiert, wenn sie welchen Hebel betäti-

gen. Für den Anfang kann eine kleine Demonstration vor der Schülerreihe hierfür aus-

reichen, bevor sie es dann selbst auf flachem Gelände ausprobieren sollen.

Für das Ausprobieren des Schaltmechanismus eignet sich eine ebene Fläche oder

ein Sportplatz auf dem ein Rechteck markiert ist am besten. Hier können die Schüler

Runden drehen während der Lehrer das Geschehen in der Mitte verfolgen und An-

weisungen geben kann. Mögliche Anweisungen wären:

- Das große Kettenblatt auflegen

- Das kleine Kettenblatt auflegen

- Den schwersten Gang wählen

- Den leichtesten Gang wählen

Wichtig ist es, dass man als Lehrer immer die gleichen Anweisungen gibt. Ich be-

vorzuge die Wortwahl „schwer“ und „leicht“, da dies spürbar ist und demnach leich-

ter nachvollziehbar.

Leichte Missverständnisse können bei den Anweisungen trotzdem noch erfolgen.

„Hinten“ und „Vorne“ mit dem ich das vordere Schaltwerk und das hintere Schalt-

werk meine, interpretieren die Schüler manchmal als den vorderen Schalthebel und

den hinteren Schalthebel. Auch wenn die Schülerinterpretation logisch ist, so möchte

ich sie trotzdem auf den Daumen und Finger verweisen um nicht in Konflikt mit vorne

schalten und hinten schalten in meinen Anweisungen zu geraten.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 73

5.3.3 Gleichgewicht

Ein optimales Gleichgewicht wird auf dem Bike in der Grundposition, wie sie in

Punkt 2.5 auf Seite 24 beschrieben ist, erreicht. Zunächst eignen sich natürlich sehr

einfache Übungen wie das Fahren im Stehen auf gerader Strecke für die Positionsfin-

dung. Etwas schwieriger kann man diese Basisübung gestalten indem man die Schü-

ler eine leichte Abfahrt im Stehen hinunterrollen lässt. Danach bieten sich Übungen

zum Gradlinigen steuern an.

Gradlinig steuern lässt sich entweder durch Fahren auf einer Linie üben oder in dem

man die Schüler über ein langes Brett fahren lässt. Bei der letzteren Variante hat der

Schüler ein direktes Feedback ob er die Linie gehalten hat oder nicht. Schwieriger

könnte man die Aufgabe stellen, indem man das Brett verlängert oder ein zweites

etwas schräg anlegt, sodass auch noch eine leichte Kurve gefahren werden muss.

Eine weitere Steigerung wäre das Befahren eines überhöhten Brettes.

Abbildung 8: Über ein Brett fahren

Eine sehr simple und doch sehr effektive Übung für das Gleichgewicht ist der Still-

stand, sprich das auf der Stelle stehen bleiben. Hierzu kann man wie auf der Fehler!

Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. gezeigt, ein Korridor einzeichnen in

dem der Übende versuchen soll so lange wie mögliche zu bleiben ohne einen Fuß
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 74

abstellen zu müssen. Damit es auch tatsächlich um das „auf der Stelle stehen blei-

ben“ geht, soll der Korridor nicht viel länger als ein Fahrrad sein. Anfangs zählen 3-4

Sekunden schon als Erfolg. Wenn man dies als „Challenge“ für Bonuspunkte ausgibt,

ist das Bestreben auch groß sich zu verbessern. Bei Anfängern kann man z.B. pro ge-

standene Sekunde ein Bonuspunkt auf die Endnote geben, je nachdem wie die Be-

wertung im Zyklus verlaufen ist.

Abbildung 9: Stillstehen (Jenny, 2007) (Swiss Cycling, 2016)

Für den Anfänger ist es leichter in einem leichten Anstieg oder mit Anlehnen des

Vorderrades an einem Baum oder einer Mauen das Stillstehen auszuprobieren. Hier-

bei sollen die Pedale waagerecht stehen, die Bremsen angezogen, der Lenker einge-

schlagen und der Blick nach vorne gerichtet sein.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 75

Abbildung 10: Korridore zum "auf der Stelle stehen bleiben" üben

5.3.4 Kleine Spiele

5.3.4.1 Schneckenrennen

Beim Schneckenrennen ist das Ziel sich so langsam wie möglich von A nach B zu

bewegen ohne umzudrehen, abzusteigen oder den vorgegebenen Korridor zu verlas-

sen. Die Gleichgewichtsfähigkeit auf dem Fahrrad ist also gefragt.

Hierfür eignet sich ein freies und am besten ein geteertes Feld. Die Start- und Ziel-

linie kann anhand von jeweils 2 Markierungsteller definiert werden, die dann auch die

seitlichen Abgrenzungen festlegen. Je nach verfügbarem Platz kann bei diesem Spiel

die gesamte Gruppe miteinander starten. Man kann es auch als kleines Ausschei-

dungsturnier gestalten mit Trostrunde. In dem Fall würde man immer 4 Gruppen bil-

den. Aus jeder Gruppe kommt eine bestimmte Anzahl an Schülern weiter bis hin zum

Finale.

5.3.4.2 Zauberli

In diesem Spiel sind die Steuer- und Bremsfähigkeiten gefragt. Auch hierfür eignet

sich ein freies geteertes Feld am besten, das wenn nötig mit Markierungsteller be-

grenzt werden kann. Je nach Gruppengröße und fahrtechnischem Können werden

zwei bis vier böse Zauberer und etwa gleich viele gute Feen ausgewählt. Alle Schüler

fahren auf dem Feld herum. Die bösen Zauberer versuchen dabei die herumfahren-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 76

den Schüler durch Berühren des Helmes zu verzaubern. Diese müssen dann einhän-

dig weiterfahren um auf den Zauber aufmerksam zu machen. Durch Berühren am

Helm können die guten Feen die verzauberten Schüler wiederum befreien. Das Spiel

geht zu Ende, wenn die Zauberer es schaffen alle Schüler zu verzaubern. Je nach Le-

vel der Schüler kann man die Anzahl an Zauberern und Feen anpassen. (Swiss

Cycling, 2016)

5.3.4.3 Absteigerlis

Bei diesem Spiel werden sowohl die Gleichgewichts- wie auch die Steuerungs- und

Bremsfähigkeit geprüft. In einem klar definierten Feld, am besten eben und geteert,

müssen die Schüler versuchen sich gegenseitig zum Absteigen zu bringen. Wer den

Fuß absetzen muss oder das Spielfeld verlässt, ist raus. Körperkontakt würde ich er-

lauben, jedoch müssen die Hände am Lenker bleiben.

Abbildung 11: Schüler der Sportsektion beim Absteigerlispiel. Rechts begrenzen Mar-

kierungsteller das Spielfeld, die später noch als Slalom genutzt werden können.

Eine Variante wäre mit Strafpunkten oder Leben zu spielen. Will man immer alle

Schüler in Bewegung haben, kann man die ausgeschiedenen Schüler eine Strafrunde
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 77

fahren lassen bevor sie wieder ins Spiel einsteigen können. Gewonnen hätte dann am

Ende einer bestimmten Zeit, der Schüler mit den wenigsten Strafrunden und Straf-

punkten.

Eine weitere Variante wäre ein Zwei- bzw. Dreifelderspiel. Zunächst kämpfen alle

im ersten Feld. Sobald man im ersten Feld den Fuß absetzten oder das Feld verlas-

sen muss, steigt man in Spielfeld zwei ab usw. Im letzten Feld muss man das Spiel

nach dem Absteigen verlassen. Sieger ist der letzte übriggebliebene Schüler im ers-

ten Feld.

5.3.4.4 Aufgaben erfüllen

Diese Übung, die spielerisch aufgebaut ist, kennt man aus der Halle. Die Schüler

fahren um den Sportplatz herum und müssen auf bestimmte Signale Aufgaben erfül-

len. Die Signale können die Anzahl an Pfiffen sein, eine gerufene Zahl oder ein Ge-

genstand. Aufgaben die man hierfür verwenden kann wären:

• 1 Hand vom Lenker heben

• evtl. beide Hände heben

• mit einem Fuß pedalieren

• auf die Pedalen stellen

• zu einem Mitschüler hinfahren und mit diesem abklatschen

• Gegenstände anfahren die auf dem Schulhof sind

• Kurze Sprints ausführen

• Je nach gerufener Zahl, Schulter an Schulter fahren

5.3.5 Gewichtsverlagerung

Die Gewichtsverlagerung kommt immer aus der schon erklärten Grundposition.

Auch wenn diese Position in jeder Einführungsstunde wiederholt und eingeübt wer-

den soll, schaffen es viele später im Gelände nicht in schwierigen Passagen aus dem

Sattel zu gehen und diese einzunehmen. Das wichtigste Merkmal bleibt für mich des-

halb, dass sie zumindest die Pedalen waagerecht stellen und so etwas Balance von

den Pedalen her bekommen. Schaffen sie es in die Grundposition zu kommen, kön-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 78

nen auch steilere Abfahrten in Erwägung gezogen werden. Die Gewichtsverlagerung

nach hinten sollte dann soweit erfolgen, dass die Oberschenkel hinten am Sattel

klemmen (siehe Abbildung 12).

Abbildung 12: Schüler beim Bewältigen einer relativ leichten Treppe auf dem Schulge-

lände des LML

Abbildung 13: Position in der Auffahrt

Die Gewichtsverlagerung nach vorne in einem steileren Anstieg erfolgt genau an-

dersherum. Der Körperschwerpunkt muss nach vorne gebracht werden um ein Anhe-

ben des Vorderrades zu vermeiden. Dies erreicht man durch ein nach vorne rutschen
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 79

auf dem Sattel oder der Verschiebung nach vorne des Beckens und der Beugung der

Oberarme, sodass der Oberkörper in Richtung Lenker kommt (siehe Abbildung 13).

Übungen zum Schulen der Gleichgewichtsverlagerung kann man je nach Verfüg-

barkeit in natürlichem Gelände durchführen oder man nutzt Paletten um kleine Hin-

dernisse zu bauen. Auch eine kleine Sprungschanze kann bei solchen Übungen eine

schöne Variation bilden. Meistens findet man bei genauem Analysieren der Umge-

bung auf dem Schulgelände genügend Möglichkeiten, sodass man auch auf Paletten

verzichten kann, wenn die Lagerung oder die Nutzung sich als schwierig ergibt. Ab-

gesehen von den Palettenübungen, kann die Fähigkeit der Gleichgewichtsverlage-

rung auch in ausgewähltem Gelände im Wald durchgeführt werden. Je nach fahr-

technischem Können der Schüler und abhängig vom Lernziel des Mountainbikezyklus

sollte viel auf kleinen anspruchsvolleren Rundkursen von maximal 500m gefahren

werden, damit die Schüler die Zeit und Möglichkeit haben das Gefühl der richtigen

Position zu entwickeln und je nachdem auch schon ein wenig zu festigen.

5.3.5.1 Bergauf und Bergabfahren

Um die Technik des Bergauf und –abfahren zu üben eignen sich kleine Hänge mit

verschiedenen Neigungen am besten. Um die Schüler immer in Bewegung zu halten

sollte das Üben immer auf einem kleinen Rundkurs stattfinden, den man wiederum

schnell mit einem Markierungsteller abgesteckt hat. Zum Bergabfahren kann man

auch Treppenfahren hinzunehmen. Auch hier kann man auf vielen Schulgeländen dif-

ferenzierte Schwierigkeitsgrade finden.

5.3.5.2 Paletten

Wie weiter oben schon erwähnt, können Paletten zum einen natürliche Gegeben-

heiten oder Hindernisse ersetzen. Zum anderen können sie auch eine willkommene

Abwechslung darstellen und eine neue, andere Herausforderung an die Schüler stel-

len. Hinzu kommt die Flexibilität die man mit ein paar Paletten hat. In kürzester Zeit

können verschiedene Hindernisse aller Schwierigkeitsgraden gebaut werden. Abbil-

dung 14 zeigt einen Schüler, der auf eine leichte Palettenkombination auffährt. Die

Paletten sollten bei jeder Übung immer in der Breite liegen, damit bei einem eventu-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 80

ellen schiefen Auffahren noch genügend Platz auf der Palette bleibt um auf dem Hin-

dernis zu bleiben. Zudem kann ein Mountainbikereifen zwischen den Brettern einer

Europlatte stecken bleiben und einen Sturz verursachen. Ein weiteres wichtiges Detail

beim Arbeiten mit Paletten ist das Kantholz vor der Palette auf die aufgefahren wird.

Ohne diese ist eine Gewichtsverlagerung nach hinten und der damit verbundenen

Druckentlastung auf dem Vorderrad ein Muss. Kommt dies nicht zustande, ist ein

Überschlagen über das Vorderrad sehr schnell die Konsequenz.

Abbildung 14: Schüler beim Auffahren einer einfachen Palettenkombination

Werden anspruchsvollere Aufgaben mit Paletten benötigt, kann man Kombinatio-

nen wie in Abbildung 15 bauen. Beim obigen Aufbau kann man entweder hinunter-

fahren oder die „Droptechnik“ anwenden, wie sie in Abbildung 16 ausgeführt ist.

Hierfür wird aus der Fahrt heraus das Vorderrad leicht angehoben und nach vorne

oben geschoben. Um dies zu erreichen, müssen die Pedalen in der Waagerechten

stehen und der Körperschwerpunkt leicht nach hinten verlagert werden. Hat man

nicht genug Schwung aus der Fahrt heraus, kann man es mit einem „Wheeliedrop“

versuchen. Hierzu reicht ein kleiner Tritt in die Pedale bevor das Gewicht nach hinten

verlagert wird und das Vorderrad nach vorne oben geschoben wird.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 81

Abbildung 15: Zwei Palettenkombinationen für zwei Schwierigkeitsgraden

Abbildung 16: Droptechnik auf Paletten ausgeführt


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 82

5.3.6 Hilfestellungen

Beim Mountainbike Fahrtechniktraining kann man im Grunde genommen nicht viel

in die Bewegungen eingreifen, da jeglicher Kontakt von außen eine Einwirkung auf

das entscheidende Gleichgewichtsgefühl auf dem Rad hat.

Eine Möglichkeit, den Schüler in die korrekte Gewichtsverlagerungsposition in ei-

ner kurzen steilen Abfahrt oder Treppe zu bringen, wäre das Halten und leicht nach

hinten ziehen der Hüfte. So kann man mit einem sicheren Stand hinter dem Schüler

und einem Hinterhergehen etwas mitbremsen und ein direktes Feedback übermitteln.

Dies ist ratsam bei Schülern, die sich alleine nicht trauen oder bei Schülern deren

Radbeherrschung noch nicht so weit vorangeschritten ist, dass sie die Aufgabe in

Sicherheit meistern könnten.

Ohne direktes Eingreifen bietet sich die Möglichkeit, sich unterhalb der Abfahrt

oder der Treppe zu positionieren und den Schüler nur im Falle einer möglichen Über-

rollgefahr an den Schultern zu halten. Diese indirekte Hilfestellung ist allerdings et-

was schwieriger und heikler, denn ein Eingreifen in den Lenker oder in die Arme wäre

fatal für das Gleichgewicht des Radfahrers. Eine ähnliche Hilfestellung kann man auch

bei Spitzkehren mit abschüssigem Abgrund leisten. Die Idee dahinter, den Sturz zu

vermeiden bleibt gleich, nur, dass man dann eher seitlich steht.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 83

5.4 Erfahrungsberichte aus diversen Mountainbike Lernzyklen

5.4.1 Einführung ins Mountainbikefahren auf 7e am Beispiel der 7IEC2 im LML

Einführung ins MTB


Ziel Grundlagen der Fahrtechnik erlernen und verbessern
Klassen 7e – 5e/9e
Geländewahl Schulgelände: Ebenen und Hänge
Hilfsmittel Hütchen, Kreidespray, Paletten, Sprungschanze
Kompetenzbereiche KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen
KB6: Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen
Inhalte Slalomfahren
steile Abfahrten/Steigungen, Treppen (Gewichtsverlagerung)
Paletten & Hindernisse überfahren
Kleinere Runden in kupiertem Gelände
Spiele
Evaluation Technikparcours, verschiedene technische Elemente beherrschen

(die detaillierte Zyklusausarbeitung ist im Anhang zu finden)

5.4.1.1 Idee und Aufbau

Auf 7 e wird oftmals versucht das komplette Spektrum an Bewegungsfeldern abzu-

decken, um den Schülern einen Einblick in die Vielfalt des Sports und der Bewegung

zu geben. In diesem Sinne haben wir uns im LML dazu entschieden eine Einführung

in das Mountainbikefahren im schuleigenen Lehrplan einzubeziehen. Vorteilig hierfür

sind sicherlich die drei Sportstunden pro Woche auf den meisten Klassen (außer auf

den „International English Classes“ wo es nur 2 Wochenstunden sind). Des Weiteren

kann man mit einem Zyklus einer gewissen Sportart das Interesse an dieser bei den

Schülern wecken und sie für LASEL Veranstaltungen, Sportsektionen oder außerschu-

lische Projekte gewinnen.

Da es sich inhaltlich um eine Einführung handeln soll, werden vor allem die Basics

der Fahrtechnik thematisiert. Hierfür wurde auch nur eine Unterrichtsstunde einge-

plant. Damit der Zeitverlust bei der Materialvergabe und dem Zurückräumen, wie auf

Seite 40 beschrieben, gering gehalten werden kann, sollten zwei Klassen gekoppelt

werden. In diesem konkreten Beispiel der 7IEC2 standen am Ende des Schuljahres

2016/2017 im 6. Zyklus lediglich 4 UE zur Verfügung. Solche Einführungs- oder Tech-


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 84

nikzyklen können auch komplett auf dem Schulgelände von Statten gehen, so wie es

in diesem Beispiel der Fall war.

5.4.1.2 Verlauf des Zyklusses

Die Bekanntgabe des Themas Mountainbikefahren löste bei den 7 e Schülern insge-

samt eine hohe Begeisterung aus, das auch einen gewissen Drang nach Bewegung

auf dem Bike mitbrachte. Aus diesem Grund werden hier die Erklärungen auf ein Mi-

nimum reduziert um die Schüler möglichst viel auf kleinen Runden fahren zu lassen.

Vor allem für die Schüler, die schon lange kein Rad mehr gefahren sind oder über-

haupt sehr wenig in ihrer Kindheit, ist es wichtig, dass sie viel fahren um das Gefühl

des Gleichgewichts und des Rollens wieder zu gewinnen. Zu Beginn des Zyklus konn-

te eine Schülerin kaum Radfahren. Sie versuchte sich in der ersten UE mit „Laufrad“

und war offenbar dann so motiviert das Radfahren zu erlernen, dass sie während den

Schulferien, die zwischen der 1. und 2. UE waren, das Radfahren mit ihrer Familie

erlernte. Andersrum hätte ich versuchen müssen, neben den Aufgaben für die Klasse,

mich um sie zu kümmern, dass sie vom „Laufrad“ zum Radfahren kommen würde.

Im Zyklus waren viele kleine Spiele, Wettkämpfe und immer wieder neue Heraus-

forderungen eingebaut um die Schüler ständig zu fordern.

5.4.1.3 Fazit

Wie schon erwähnt waren die Schülern sehr motiviert in den einzelnen UE und ver-

langten stets nach neuen Herausforderungen. Ein ähnliches Feedback kam auch von

den Kollegen, die allesamt mit ihren 7 e Klassen eine Einführung in das Mountainbike-

fahren auf dem Schulgelände durchführten. Die Durchführung des Zyklus auf dem

Schulgelände bringt natürlich einige Vorteile für alle mit. Die Leitung der Gruppe auf

dem Mountainbike entfällt komplett, dh es gibt weniger Risiken im Hinblick auf Ver-

antwortung und Sicherheit und zudem muss die Lehrperson nicht ständig selbst mit-

fahren. Eine kleine Demonstration ab und zu reicht hier vollkommen aus. Demnach

hat man als Lehrperson hierbei die Schüler auch ständig im Blick.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 85

5.4.2 Technikzyklus

Technikzyklus
Ziel Spezifische Fahrtechnik erlernen und verbessern
Klassen 10e – 12e (4e)
Geländewahl Schulgelände: Ebenen und Hänge (evtl. Wald)
Hilfsmittel Hütchen, Kreidespray
Kompetenzbereiche KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen
KB6: Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen
Inhalte Üben an Stationen:
Slalomfahren
steile Abfahrten/Steigungen, Treppen (Gewichtsverlagerung)
Hindernisse überfahren
Evaluation 6 Stationen mit 3 Levels für maximale 10, 8, oder 6 Punkten.
Im Folgenden wird ein Zyklus dieser Art beschrieben, wie er mit einer 10PS Option

im LML durchgeführt wurde.

5.4.2.1 Idee und Aufbau

Der Grund der Wahl eines Technikzyklusses für diese Option war teils der Zusam-

mensetzung der Gruppe zuzuordnen und teils der zu verfügbaren Unterrichtszeit.

Zum einen setzte die Gruppe von 22 Schülern sich aus zwei PS-Klassen zusammen,

die erfahrungsgemäß zwar motiviert am Sportunterricht teilnehmen und durchaus an

neuen Sportarten interessiert sind, jedoch vorwiegend weniger sportlich sind. Dar-

über hinaus waren zwei Drittel Mädchen in der Gruppe. Zum anderen standen mir

aufgrund von anderen Schulprojekten nur drei Doppelstunden zur Verfügung. Aus

meiner Zeit in Mamer mit den Technikerklassen hatte ich gemerkt, dass weniger

sportliche Schüler, sprich weniger ausdauernde Schüler mehr Begeisterung an techni-

schen Herausforderungen, die sie einüben können, als an einem ausdauerbetonten

Zyklus entwickeln.

Aufgrund dessen entschied ich mich die drei Doppelstunden auf dem Schulgelän-

de oder im benachbarten öffentlichen Park zu verbringen. Besonders auf dem Schul-

gelände des LML findet man genügend Möglichkeiten um verschiedene differenzierte

technische Aufgaben anzubieten.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 86

Tabelle 4: Einzelne Stationen mit den geforderten Fertigkeiten

Station Aufgabe Material Level Bewertung


1 Treppe Kontrolliert eine Treppe herunterfa- 3 verschiedene Treppen A 12 Stufen (Schwimmbad) 10
hren ohne das Hinterrad zu block- B 6fache Stufen (Uni) 8
ieren C 2fache Stufen (Uni) 6
2 Steilhang Körperschwerpunkt verlagern Markierungskreide A Steilhang neben Treppe 10
hoch Optimaler Kraftaufwand B Steilhang mitte Gelände 8
C Steilhang Baum 6
3 Querhang - Leicht abfahren - einlenken -Hang Markierungskreide A 3m 10
Gegenhang queren - abfahren B 2m 8
Hochfahren – umlenken - abfahren C 1m 6
4 Hindernis Hindernis überwinden Absatz oder Baumstamm A Vorder- und Hinterrad 10
B Vorderrad 8
C Überfahren 6
5 Slalom Einen Slalom von 7 Markierungstel- 7 Markierungsteller pro Slalom A Stark Versetzt 10
ler durchfahren, kontrolliertes B Gerade eng 8
Brems- und Steuerverhalten C gerade 6
6 Gleichgewicht So lange wie möglich auf der Stelle 4 Markierungsteller Pro Sekunde 1 Punkt
in einer Zone stehen bleiben
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 87

Tabelle 4 zeigt die einzelnen Aufgaben, die zu erfüllen waren um Punkte zu sam-

meln. An den sechs Stationen wurden die Aufgaben weiter in drei verschiedene Le-

vels differenziert. Die Evaluation sollte ein reines Punktesammeln sein, sobald die

Schüler Level C an einer Station erreicht hatten, konnten sie ihre Leistung zeigen und

wurden darauf bewertet, bzw. bekamen die Punkte aufgeschrieben. Schafften sie nun

kurze Zeit später das nächst höhere Level konnten sie sich die Mehrpunktezahl dazu-

schreiben lassen. So sollte die Idee des Zyklusses sein, dass die Schüler eigenständig

üben, sich ggfls. gegenseitig helfen und überwinden um an allen Stationen die

höchstmögliche Punktezahl zu erreichen.

5.4.2.2 Verlauf des Zyklusses

Die Einführungsstunde verlief wie in Punkt 5.2.2 beschrieben. Um nicht den kom-

pletten Zyklus auf dem Schulgelände zu verbringen und um den Schülern die Mög-

lichkeit zu bieten sich vor den spezifischen technischen Aufgaben an das Rad zu ge-

wöhnen, nutzte ich den benachbarten Park „Neumann“. Zunächst wählte ich die fla-

che Runde ohne Schwierigkeit damit die Schüler sich an das Fahrrad gewöhnen konn-

ten bevor es in die kleine Abfahrt mit leichter Kurve und Rindenmulchuntergrund

ging. Diese Stelle bietet sich an, um die Position des Körperschwerpunktes und der

Finger auf den Bremshebel zu kontrollieren und korrigieren. Nach den drei Runden

wurde meine Vorahnung, dass die Schüler wenig ausdauernd seien bestätigt indem

gleich drei Schüler über Schwindel klagten. Diese ließ ich dann etwas zur Ruhe kom-

men, während die anderen bereits das Slalomfahren auf zwei verschiedenen Kursen

sowie das Stehen auf der Stelle üben konnten.

In der zweiten Unterrichtseinheit blieben wir nur auf dem Gelände um mit dem in

der Tabelle aufgeführtem Programm zu beginnen. Zunächst standen das Hindernis

und die Treppen an. Nach den Erklärungen und der Demonstration der geforderten

Aufgaben mit ihren drei Levels, sollten die Schüler selbstständig üben. Währenddes-

sen zeichnete ich mit Markierungskreide die Linien für den Steilhang, den Querhang

und den Gegenhang ein. Auch diese Aufgaben erklärte und demonstrierte ich und

ließ sie anschließend üben. Während der Übungszeit kümmerte ich mich um die ein-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 88

zelnen Schüler und stand ihnen mit Ratschlägen zur Seite. Gegen Ende der Einheit,

notierte ich auch schon die ersten Punkte bevor wir zum Asphaltplatz fuhren um dort

die drei Slaloms sowie das Stillstehen auf der Stelle zu üben.

In der letzten und eigentlichen Evaluationsstunde ließ ich die Schüler zunächst auf

der Fläche frei üben. Hier waren die eingezeichneten Kreidelinien von der vorherigen

Woche noch zu sehen, was mir Zeit einsparte. Nach einer gewissen Zeit rief ich die

Schüler dann zusammen und nahm die Punkte von Station zu Station ab. Da ich die

Versuche pro Schüler nicht einschränkte und ihnen die Möglichkeit gab, ihren Ver-

such an einer Station mehrmals zu wiederholen, musste ich auf die Zeit achten um

alle Stationen abnehmen zu können.

Am Ende reichte die Zeit gut aus und alle Schüler hätten genügend Zeit gehabt

um an allen Stationen das Maximum herauszuholen. Manche Schüler entschieden sich

allerdings frühzeitig dazu aus dem Rennen auszusteigen, wenn punktemäßig ihre per-

sönlichen Ambitionen schon erreicht waren.

Wie so oft im Sportunterricht, fehlten in der Evaluationsstunde zwei Schülerinnen.

Da ich die Sportsektion Mountainbike leitete, berief ich sie dorthin um die geforder-

ten Tests nachzuholen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 89

5.4.2.3 Fazit

Am Ende dieses Zyklus kann festgehalten werden, dass die Erwartungen dieses

Zyklus vollkommen erfüllt wurden. Es stellte sich wiederum heraus, dass präzise Auf-

gabenstellungen die Schüler motivieren und zu einem höheren Maß an Eigenüber-

windung bringen.

Ein ähnlicher Zyklus wurde zuvor auch schon im LJBM mit einer T2CM ausprobiert.

Der Verlauf war ähnlich, nur die Bewertung verlief aufgrund des Schulsystems in Mo-

dulen etwas anders. Hier mussten die Schüler gewisse Aufgaben erfüllen um ihr Mo-

dul zu bestehen. Schafften sie höhere Aufgaben gab es zusätzlich eine „Mention“.

5.4.3 Projektorientierter Unterricht (4e LJBM)

Projekt MTB Tag


Ziel SuS einer Klasse sollen einen MTB Tag in der Schule organisieren
Klassen 10e – 13e (4e – 1re)
Geländewahl Wald
Hilfsmittel /
Kompetenzbereiche KB2: Soziale und integrative Bewegungshandlungen
Inhalte Zunächst Frontalunterricht, danach bekommen die SuS Aufgaben,
die zu erfüllen sind
Evaluation Bewertet wird die Erfüllung der Aufgabe

5.4.3.1 Idee und Aufbau

In diesem Zyklus sollten die 18 Schüler einer 10TG in sechs Doppelstunden eine

Mountainbiketour für andere Schüler des LJBM planen und durchführen. Hierzu wur-

den verschiedene Rollen den einzelnen Schülern in Gruppen zugeteilt. Diese Rollen

bestanden einerseits in der Vorbereitung der Tour (Werbeflyer erstellen, Einschrei-

bungsliste verwalten und Verpflegung organisieren) und andererseits in der Ausfüh-

rung der Tour (Headcoachs sollten die Tourleitung übernehmen und Fotografen das

Projekt in Bilder festhalten). Auf einem Aufgabenblatt, das ihnen zu Beginn der ers-

ten Stunde ausgehändigt wurde, waren diese deutlich beschrieben. So konnten sie

sich während dem lehrerzentrierten Teil des Unterrichtes direkt und bewusst auf ihren

Teil des Projektes konzentrieren.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 90

Zu meinen Vorbereitungen gehörte:

• Auswählen der Strecke, das Festlegen des Projekttages

• Informieren der Kollegen

• Sicherstellen, dass am Tag der Tour genügend Bikes zur Verfügung stehen

würden.

Zu den einzelnen Schüleraufgaben gehörte Folgendes:

• Den Antrag bei der Direktion stellen

• Einen Werbeflyer erstellen und eine Einschreibeliste aufhängen

• Verpflegung für unterwegs organisieren

• Für die Headcoachs (die Guides am Tourtag): Karte lesen und sich orientie-

ren können

• Für die Fotografen: Stellen für Fotos ausfindig machen

Wie in Tabelle 5 zu erkennen, bestand ein Teil von diesem projektorientierten Unter-

richt aus einem quasi normalen Verlauf eines Mountainbikeunterrichtes, da die Schü-

ler zuvor noch nie Mountainbike im Sportunterricht hatten.

Tabelle 5: Zyklusplanung Projektorientierter Unterricht

UE Thema & Inhalt Lernziele


1 Organisation & Materialkunde Material funktionsgerecht einsetzen (Radgröße, Helm,
à Aufgabenverteilung Schaltung, Sitzhöhe einstellen)
à Materialkunde draußen/im Grundlegende Elemente der Radbeherrschung
Keller
à Technikübungen auf dem
Sportplatz
2 Mountainbike Technik Verhalten im Gelände
Radbeherrschung
3 Strecke Teil 1 abfahren SuS lernen die Strecke kennen
4 Strecke Teil 2 abfahren SuS lernen die Strecke kennen
5 Generalprobe Ausüben der Rollen testen
6 BIKE DAY LJBM SuS organisieren und leiten die Ausfahrt
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 91

5.4.3.2 Verlauf des Zyklusses

Der Teil des quasi normalen Mountainbikeunterrichtes verlief einwandfrei, die

Schüler verhielten sich diszipliniert und machten den Eindruck sich auf ihre Aufgaben

zu konzentrieren. Jedoch sah es bei der Durchführung ihrer Aufgaben anders aus. Sie

brauchten sehr viel Unterstützung und Aufforderungen zur Arbeit meinerseits um den

Minimum an Organisation zustande zu bringen. Die Vorbereitungen im Vorfeld verlie-

fen einigermaßen gut. Der Antrag wurde gestellt, die Verpflegung war organisiert,

nur die Werbung für die Tour verlief etwas bescheiden, sodass am Ende nur sechs

Schüler sich einschrieben.

Beim Abfahren der Strecke sollten die Headcoachs versuchen sich mehrmals wäh-

rend der Tour auf der Karte zu orientieren. Allerdings stellte dies eine große Heraus-

forderung dar, da sie sehr wenig bis keine Erfahrung hiermit hatten. So sollten sie

zumindest versuchen sich an gewisse Kreuzungen im Wald zu erinnern und diese

dann auf der Karte orten. Mit etwas Übung funktionierte dies dann aber besser. Die

Fotografen waren am Projekttag gut ausgestattet und konnten auch ein paar schöne

Bilder zur Tour machen.

5.4.3.3 Fazit

Der Fortgang des Projektes erwies sich über die komplette Zeit als sehr mühsam

und es fehlte auch ein wenig an Ernsthaftigkeit seitens der Schüler. Dies kann mit

dem doch sehr lehrergesteuerten Projekt zu tun haben oder mit dem Alter der Schü-

ler. Zum einen konnte meiner Meinung nach das Projekt in der kurzen Zeit nicht an-

ders laufen, denn mehr Freiheit für die Schüler bedeutet auch mehr Zeit und im

Mountainbikebereich eventuell auch schnell mehr Risikobereitschaft. Z.B. Hätten die

Schüler nie alleine eine Strecke ausfindig machen können. In der knappen Zeit einer

Doppelstunde hätte man dies, meiner Meinung nach, kaum aus der Hand geben

können. Zum anderen waren die Schüler zwar am Tag selbst überaus motiviert, je-

doch wenig engagiert im Vorfeld. Dies könnte man vielleicht mit der noch fehlenden

Reife erklären und es würde besser mit älteren Schülern funktionieren oder der Ver-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 92

dacht bestätigt sich wieder einmal, dass die Schüler in der Schule wenig selbst mit-

denken und zu viel das vorgelebte nacheifern.

5.4.4 Ausdauerbetonter Zyklus

Training und Leisten MTB


Ziel Grundkenntnisse des leistungssportlichen Trainings kennen lernen
und eine maximale Leistung erbringen
Klassen 5e/9e – 1re/13e
Geländewahl Wald, Park (Runden)
Hilfsmittel Uhr, App
Kompetenzbereiche KB1: Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshand-
lungen
KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen
Inhalte Strecken fahren
auf kleineren Runden Ausdauer in Leistungsgruppen trainieren
wenig Technik
Breite Wege vorziehen
Evaluation Rennen – maximale Distanz in bestimmter Zeit

5.4.4.1 Idee und Aufbau

Dieser Zyklus bietet sich an, wenn im schuleigenen Lehrplan eine Aktivität zum

Thema Training und Leisten vorgesehen ist. Ideal hierfür sind kleine Runden, die in

jeder Unterrichtseinheit variieren können auf denen man die Schüler die einzelnen

Trainingsmethoden der Ausdauerleistungsfähigkeit praktisch erkunden lässt. Diese

Runden können entweder flach sein für ein extensives Intervalltraining oder ein Dau-

ermethodentraining oder mit einem kleinen Anstieg gespickt sein um ein intensives

Intervalltraining durchzuführen.

5.4.4.2 Verlauf des Zyklusses

Nachdem die Schüler in der ersten Einheit eine Einführung ins Mountainbikefahren

bekommen haben, haben sie in den darauffolgenden Einheiten jeweils eine andere

Trainingsmethode kennengelernt. Zudem kann man auch einmal eine große Runde

einplanen, jedoch wird es dann schwierig die Einheit für jeden einzelnen leistungs-

fördern zu gestalten. Kleine Runden bringen den nötigen Spielraum zur Differenzie-

rung zwischen den unterschiedlichen Leistungsniveaus. Am Ende des Zyklusses bietet

sich ein Rennen an, bei dem man entweder die Schüler unter sich miteinander ver-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 93

gleicht oder eine Anzahl an Runden festlegt für eine bestimmte Note. Eventuell

könnte eine solche Form die Schüler im Vorfeld extrinsisch motivieren.

5.4.4.3 Fazit

So wie die Idee dieses Zyklusses hier beschrieben wird, habe ich ihn mit dem

Mountainbike noch nicht durchgeführt. Eine ähnliche Organisationsform habe ich

lediglich im Laufen ausprobiert. Aus dieser Erfahrung heraus und deren aus anderen

MTB Zyklen kann man aber festhalten, dass es vielen Schülern schwer fällt ihr maxi-

males Leistungspotenzial abzurufen, da sie dieses Gefühl aus ihrem Alltag nicht ken-

nen. Zudem bedarf es einer gewissen Eigenmotivation um seinen Körper aus der

Komfortzone heraus bis an die Leistungsgrenze zu bringen.

Eventuell könnte man diesen Zyklus attraktiver gestalten indem man die Strava

App auf dem Smartphone miteinbezieht. So würde man Streckenabschnitte festlegen

auf denen die Schüler versuchen können sich mit sich selber und ihren Klassenkame-

raden zu messen.

5.4.5 Allgemeiner MTB Zyklus

Allgemeines Fahrkönnen
Ziel Mountainbikespezifische Ausbildung (Abfahrt und Steilhang sowie
angepasstes Schalten beherrschen)
Klassen alle
Geländewahl Wald, Schulgelände
Hilfsmittel Hütchen, Kreidespray
Kompetenzbereiche KB1: Gesundheits- und wahrnehmungsorientierte Bewegungshand-
lungen
KB3: Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen
KB6: Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen
Inhalte Technik (Gleichgewichtsverlagerung, Grundposition)
Strecken fahren mit technische Herausforderungen unterwegs
In langen Anstiegen die optimale Übersetzung wählen um effizient
den Anstieg zu bewältigen
Radbeherrschung erweitern (technische Passagen)
Evaluation Rennen im langen Anstieg, Technikevaluation in einer kurzen tech-
nischen Abfahrt
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 94

5.4.5.1 Idee und Aufbau

Dieser Zyklus bietet sich für alle Klassen an, da man die Anforderungen an jedes

Fahrkönnensniveau anpassen kann. Allgemein geht es um eine Mischung zwischen

Fahren und Techniktraining. In der ersten Stunde werden die Grundtechniken

(Grundposition, Balance und Gewichtsverlagerung) erklärt und an ausgewählten Stel-

len, am besten auf dem Schulgelände, eingeübt. Danach geht es ins Gelände wo die-

se Techniken angewandt werden sollen. Am Ende des Zyklusses sollen die Schüler

einerseits sich fahrtechnisch verbessert haben, Herausforderungen angenommen und

bewältigt haben und andererseits effizient in längeren Anstiegen schalten und fahren

können. Diese Art an Zyklus deckt die meisten Kompetenzbereiche ab und ist auch

der gängigste Aufbau eines MTB Unterrichtes.

5.4.5.2 Beispiel 12e Klassen LML (Leistungsgruppen)

Einen solchen Unterrichtszyklus habe ich im letzten Schuljahr mit allen 12 e Schülern

durchgeführt. Da unter den 150 Schülern alle Könnensstufen, vom guten Radfahrer

bis hin zum Schüler der gar kein Radfahren kann, vertreten waren, mussten die Inhal-

te natürlich für jede Gruppe angepasst werden. Die in der Tabelle beschriebenen

Inhalte galten lediglich für etwa zwei Drittel der Schüler. Beim restlichen Teil mussten

die Anforderungen drastisch nach unten geschraubt werden, da es sich hier um Schü-

ler handelte, die in ihrem Leben kaum Radgefahren sind und wenn dann Jahre zuvor

zum letzten Mal. Die Technikevaluation dieser Schüler beruhte lediglich auf dem kor-

rekten Schalten und das Bewältigen leichter Anstiege, wo der richtige Gang auf dem

Leistungsniveau entscheidend für den Erfolg ist.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 95

6 Mountainbike im außerschulischen schulinternen

Bereich

6.1 Sportsektion

Im Schuljahr 2015/2016 leitete ich die Sportsektion „Mountainbike“ im LML. Vor-

gesehen für diese Einheit war eine Stunde pro Woche, die für die 7 e Schüler als

Wahlpflichtkurs zählte. Aufgrund dessen war die Sportsektion vor allem von 7 e Schü-

lern besucht und zählte über das erste Trimester hinweg im Durchschnitt 10 Schüler.

In dieser Einzelstunde blieb leider wenig Zeit, sodass fast ausschließlich Technik-

übung auf dem Schulgelände sowie im benachbarten Park möglich waren. In den

letzten Einheiten versuchte ich 2-3 Ausfahrten in den Wald zu planen, da dies auch so

von den Schülern gefragt wurde. Jedoch reichte hierfür die Zeit nie aus. Trotz der

Nähe zum Wald wären mindestens 75 Minuten nötig gewesen. Deswegen wurde die

Sportsektion im 2. Trimester im Zweiwochenrhythmus in der Doppelstunde angebo-

ten, das jedoch keine gute Entscheidung war. Die Schüler merkten sich die Termine

nicht sodass am Ende kaum noch jemand da war. Aus diesen Erfahrungen heraus

wurde die Sportsektion Mountainbike im folgenden Schuljahr im 1. Trimester in der

Einzelstunde organisiert, im 2. Trimester eine Pause eingelegt und im 3. Trimester in

der Doppelstunde.

Im Gegensatz zum Unterricht bietet die Sportsektion den Mountainbike begeister-

ten Schülern die Möglichkeit sich über Wochen hinweg zu verbessern. Auch für die

Lehrperson ist die Sportsektion interessant, da man die Schüler, die regelmäßig

kommen, auf ein höheres Niveau bringen kann. Aus der Begeisterung einer Gruppe

von Schülern im LJBM, die regelmäßig die Sportsektion besucht haben, entstand

dann auch die Idee einer Zweitagestour. Diese wird im folgenden Abschnitt näher

beschrieben.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 96

6.2 Tagestouren

Tagestouren bieten sich immer an, wenn es Aktionstage in der Schule gibt oder

eine funktionierende Gruppe, die ein Mindestlevel an Fahrtechnik besitzt, sich gebil-

det hat. Großer Vorteil dieser Touren ist das uneingeschränkte oder zumindest sehr

ausgedehnte Zeitfenster, über das man sonst nicht verfügt. Zudem bieten solche

Touren den meisten Schülern neue und vor allem außergewöhnliche Erlebnisse.

6.2.1 Erfahrungsbericht der Zweitagestour LJBM – LGL

Wie im Kapitel 6.1 der Sportsektion schon angesprochen wurde diese Tour mit ei-

ner Gruppe Schüler aus der Sportsektion am Ende des Schuljahres organisiert, die

über das ganze Schuljahr hinweg sich hierauf vorbereitet hatten. Da die Sportsektion

im LJBM gemeinsam mit der des LGL läuft, konnten 12 Schüler aus beiden Schulen

sich für diese Aktion qualifizieren. Auf dem Programm standen zwei Etappen. Die

erste Etappe startete gegen 14 Uhr in Mamer und führte vom LJBM durch das Ma-

mertal nach Hollenfels. Aus den geplanten 25 Kilometern wurden am Ende 35 Kilo-

meter für die motivierten und begabten Schüler, die bei dieser Tour die Gelegenheit

bekamen fitness- sowie fahrtechnisch an ihre Grenzen zu stoßen. Organisatorisch war

es hierfür von sehr großem Vorteil, dass wir vier Betreuer waren und somit fast jedem

Schüler und seinen Ansprüchen gerecht werden konnten. Nach einer Übernachtung

in der Jugendherberge ging es dann am darauffolgenden Tag wieder zurück nach

Mamer.

Im Vorfeld dieser Tour entschieden wir uns nur mit einem Tagesrucksack zu starten

und das Gepäck mit dem Kleinbus der Schule zur Jugendherberge zu bringen. Diese

Entscheidung trafen wir vor allem auch aus Vorsicht vor der doch relativ langen Tour

und hohem Anspruch an die Schüler. In den Rucksäcken der Betreuer wurden genü-

gend Schläuche, Werkzeug und Verpflegung verstaut um unabhängig in Hollenfels

anzukommen.

Am Ende des ersten Tages waren wir sehr überrascht über die Leistungen unserer

Schüler. Vor allem von denen der Jüngsten, denen wir das kaum zugetraut hätten.

Auch am zweiten Tag schlugen sie sich tapfer, sodass wir uns überlegten in folgen-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 97

den Ausgaben eventuell auf den Rucksacktransport zu verzichten und komplett unab-

hängig eine Zwei- oder Dreitagestour zu unternehmen.

Abbildung 17: Gesamte Gruppe der Zweitagestour vor dem Start in Marienthal

6.2.2 Translux LML

Im Rahmen der Talenttage im Lycée Michel Lucius, die jedes Jahr in der letzten

Schulwoche stattfinden, organisierte ich mit zwei weiteren Sportlehrerkollegen eine

„Translux“ mit dem Mountainbike für die Schüler. Ziel war es mit dem Zug bis zum

nördlichsten Bahnhof in Troisvierges zu fahren und dann in zwei Etappen bis nach

Luxemburg zurück zur Schule zu fahren.

6.2.2.1 Organisation im Vorfeld

Aufgrund der verfügbaren Mountainbikes in der Schule und der drei Lehrer als

Guides und einem Extrabetreuer im Minibus, begrenzten wir die Teilnehmerzahl auf

20 Schüler.

Zu Beginn wollten wir die Teilnehmer einladen, sodass wir aufgrund von Vorkennt-

nissen der Leistungsfähigkeit unsere Gruppe einschätzen könnten. Dies klappte aller-

dings nur bedingt und so wurde die Tour doch an alle Schüler ausgeschrieben. Die
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 98

Teilnahmebedingung blieb aber, dass sie alle vorher zum Test in die MTB Sportsekti-

on kommen mussten. Im Vorfeld musste zudem das Projekt bei der Direktion vorge-

stellt werden und der Radtransport bei der CFL angemeldet werden.

Zum Übernachten entschieden wir uns für den Campingplatz in Kautenbach, da auf

der von uns vorgesehenen Trace keine Jugendherberge lag. Dies erforderte jedoch

etwas mehr an Organisation. So mussten wir Zelte besorgen und uns um die Mahlzei-

ten kümmern. Um das Material zu transportieren und um ein „Notfalltransport“ zur

Verfügung zu haben, fuhr eine weitere Begleitperson mit einem Minibus mit.

6.2.2.2 Tourenplanung

Für die Tour inspirierten wir uns zum größten Teil an einer bestehenden Tour, de-

ren GPS Daten ein Bekannter aufgezeichnet hatte. Um jedoch sicherzustellen, dass

diese Tour zum einen schülergeeignet wäre und zum anderen überall befahrbar ist,

fuhren wir die Strecke im Vorfeld ab. Bis auf das erste Teilstück zwischen Troisvierges

und Maulusmühle und einem kleinen Abschnitt zwischendurch eignete sich die Stre-

cke gut. Neben der Streckenplanung war es aber auch wichtig Treffpunkte mit dem

Minibus festzulegen. Hinzu kamen die üblichen Vorbereitungen einer geführten

Gruppentour, die Rucksäcke mussten mit dem notwendigen Ersatzmaterial und einem

1-Hilfe Set ausgerüstet werden, die Schüler mussten über ihre eigene Verpflegung

unterwegs aufgeklärt werden usw.

6.2.2.3 Ablauf

1. Tag: Troisvierges – Kautenbach

Treffpunkt für den gemeinsamen Start war in der Sporthalle der Schule. Hier wurde

das Gepäck in den Minibus geladen, die Schüler über den Verlauf beider Tage infor-

miert und die Bikes vergeben. Von dort aus ging es mit dem Rad in Richtung Bahnhof

in Luxemburg um hier den Zug nach Troisvierges zu nehmen. Mit 32 Kilometern und

866 Höhenmetern war dies zwar die kürzere Etappe, dafür aber die anspruchsvollere

der beiden, denn sie führte fast ausschließlich über Waldwege und bot kaum flache

Passagen. Nach guten 5 Stunden Fahrt mit Pausen zwischendurch kamen bis auf ei-

nen Schüler, der in einer Abfahrt schwer stürzte, alle ins Ziel nach Kautenbach. Da wir
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 99

auf dieser Etappe keine Varianten vorgesehen hatten für fahrtechnisch und physisch

stärkere Schüler, blieb die Gruppe den ganzen Tag über zusammen. Aufgrund des

physisch anspruchsvollen Geländes (siehe Abbildung 18) brachte dies hin und wieder

längere Wartezeiten für manche mit sich. Mit Vorsicht auf die kommende zweite

Etappe wollten wir in diesem Sinne auch nichts überstürzen und drosselten sogar bei

den Besten das Tempo ein wenig.

Abbildung 18: Strecke der ersten Etappe Troisvierges – Kautenbach


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 100

2. Tag: Kautenbach – LML

Nach einer Nacht im Zelt, hieß es dann Abbau und auf in Richtung Luxemburg. Die

zweite Etappe war mit 60 Kilometern doppelt so lang wie die erste und umfasste 930

Höhenmetern, die es fast komplett in den ersten 15 Kilometern zu bezwingen galt. Im

Gegensatz zur ersten Etappe führte diese Strecke allerdings fast ausschließlich über

geteerte Radwege. Ab Ettelbrück bei Kilometer 23 ging es fast ausschließlich flach

über den Radweg neben der Bahnstrecke in Richtung Luxemburg. Da einigen Schü-

lern die Herausforderung auf der ersten Etappe fehlte, lockten wir die Schüler unter-

wegs mit kleinen Wettkämpfen. Der erste Anstieg wurde noch bewusst langsam an-

gegangen. Im zweiten Anstieg, dem „Bourscheider“ suchten manche die sportliche

Herausforderung während wir 3 andere ab Goebelsmühle direkt mit dem Minibus

nach Ettelbrück schickten, denn dieser zweite Anstieg hätte diesen Schülern womög-

lich die letzte Kraft gekostet. Ab Ettelbrück waren alle hoch motiviert und die Gruppe

rollte richtig gut. Gegen Ende erklärten wir den Schülern sogar wie man den Winds-

chatten ausnützt. Hilfreich hierfür waren sicherlich die Bilder der Tour de France, die

drei Tage vorher Luxemburg durchquerte, die in den Köpfen der Schüler noch prä-

sent waren.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 101

Abbildung 19: Strecke der zweiten Etappe Kautenbach - Luxemburg

6.2.2.4 Fazit

Am Ende schafften, zu unserem Erstaunen, alle Schüler, wenn auch mit einer klei-

nen Zwischenetappe, es nach Luxemburg ins Ziel. Immerhin sammelten sie in den

zwei Tagen 90 Kilometer und 1800 Höhenmeter auf dem Rad. Zu Beginn des Projek-

tes waren wir alle etwas skeptisch, da die Strecke mit ihren vielen Höhenmetern sehr

physisch war und wir die Schüler eben nicht alle kannten. Für uns war die Gruppen-

führung mit 20 Schülern und drei Betreuer sehr angenehm, da ständig einer vorne,

einer hinten und der dritte Betreuer zwischendrin mitfahren kann. Auch das Voran-

kommen geht deutlich schneller, da man sich leicht aufteilen kann und sich z.B. einer

um eine klemmende Kette kümmert während die anderen schon langsam weiterfah-

ren.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 102

6.2.3 Fazit Tagestouren

Wie eben erwähnt ist die Mehrfach-Betreuung eine große Erleichterung bei sol-

chen Touren. Je nach Gruppengröße und Gruppenzusammensetzung kann zum einen

durch eine Teilung der Gruppe die Zufriedenheit der Teilnehmer deutlich erhöhen,

indem die Stärkeren eventuell einen schwierigeren Teil fahren, während die Schwä-

cheren sich in dem Moment auf einem leichteren Teilstück erholen können. Zum an-

deren ist der Überblick und die Sicherheit der Gruppe verstärkt.

Das Thema Gruppenzusammensetzung einer Schülergruppe wird, trotz Sportsekti-

on und Testfahrten im Vorfeld immer schwierig bleiben, da man die Schüler auf einer

einstündigen Fahrt fahrtechnisch und physisch nie so kennenlernen kann, wie eine

Radsportgruppe beispielsweise, die man 2-3 Mal wöchentlich sieht. Trotzdem sollte

niemand sich hiervon einschüchtern lassen und auf solch besondere Erlebnisse für

die Schüler verzichten.

6.3 Schulfahrt

Mountainbike bietet sich oft als sportliche Aktivität in der freien Natur bei Schul-

fahrten an. Hier kommen die Bikes meistens für Halbtagestouren zum Einsatz. In den

meisten Fällen haben die Schüler keine Vorerfahrung mit dem Mountainbike, sodass

solche Aktivitäten immer eine allgemeine Einführung beinhalten mit einer anschlie-

ßenden Tour. Hierbei ist es natürlich von Vorteil, wenn die Schüler im Schuljahr der

Schulfahrt schon einen Mountainbikezyklus im Sportunterricht hatten. So haben sie

gewisse Vorerfahrungen, die Lehrer können das Niveau der Schüler besser einschät-

zen und die Tour kann ggfls. länger und anspruchsvoller gestaltet werden.

Beispiele wo Mountainbike als Aktivität angeboten wird, sind die Aktivitäten des

„Service National de la Jeunesse“ (SNJ) in Lultzhausen oder im Marienthal. Hier wird

sogar „Offroad-Tandem“ angeboten. Hier wird die Gruppe jedoch von einem zu-

ständigen Lehrer des SNJ geleitet und die eigenen Lehrer der Gruppe sind Begleiter

der Aktivität.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 103

Bei anderen Schulfahrten, wie z.B. einer Sport- und Naturerlebniswoche in den Al-

pen, bietet sich Mountainbike als willkommene eigens geleitete oder geführte Aktivi-

tät an. Kennt man den örtlichen Bikeverleih und weiß, dass die Verleihbikes in Ord-

nung sind, kann man hier die Tour selbst übernehmen. Je nach Personalbesetzung

hat man sogar eine Begleitperson zur Verfügung, das im Sportunterricht ja eher zur

Ausnahme zählt, und viel Zeit zur Verfügung um eine schöne erlebnisreiche Tour an-

zubieten. Eine solche Aktivität setzt dann aber auch die nötigen Vorbereitungen vo-

raus. Im Vorfeld sollte man sich als Gruppenleiter die Strecken angeschaut haben um

die Tour an das Niveau der Schüler anzupassen. Hilfreich sind hierbei GPS-Daten.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 104

7 Mountainbike in der LASEL

Nachdem der Radsportbereich bei der LASEL in den letzten Jahren etwas brachlag

sollte dies anhand von Mountainbike wieder neu belebt werden. Zum Neuanfang war

zunächst eine Kooperation mit dem Radsportverband geplant. Da dies jedoch zu trä-

ge voranging wurde die erste Veranstaltung im Oktober 2013 mit zwei Mitinitiatoren,

die die neuen Ideen mittrugen, geplant und durchgeführt.

Bei der ersten Veranstaltung zu Beginn des Schuljahres steht die Verbesserung des

eigenen Fahrkönnens auf dem Mountainbike im Vordergrund. Die zweite Veranstal-

tung im 3. Trimester ist ein reines Mountainbike Rennen wo die LASEL Mountainbike

Meister in den einzelnen Altersklassen ermittelt werden. Neben den beiden genann-

ten Veranstaltungen wurde das Angebot an Radsportveranstaltungen innerhalb der

LASEL im Schuljahr 2016/2017 mit einer Radtouristikfahrt (RTF) erweitert.

Im Folgenden werden zunächst die einzelnen Veranstaltungen im Detail beschrie-

ben während im letzten Kapitel die Umsetzungsmöglichkeiten in den schulinternen

Sport beschrieben werden.

7.1 BIKE DAY

Die erste Veranstaltung im Herbst 2013 wurde im Rahmen des 75-jährigen Jubilä-

ums der LASEL im „Bambësch“ organisiert. Da es für diese Art an Veranstaltung kei-

ne Erfahrungswerte gab und die Erstausgabe des BIKE DAY reibungslos ablaufen

sollte, wurde die Anmeldung auf insgesamt 80 Schüler begrenzt mit der Kalkulation,

dass am Ende wahrscheinlich zwischen 60 und 70 Schüler vor Ort wären. Das Konti-

gent der Anmeldung war schnell gefüllt und schlussendlich nahmen 64 Schüler aus 12

Schulen teil. Nach einem leichten Rückgang der Teilnehmer im darauffolgenden Jahr

(44 Teilnehmer aus 10 Schulen), nahmen 2015 75 Schüler aus 11 verschiedenen Schu-

len teil während 2016 die Rekordteilnehmerzahl mit 124 Schüler aus 21 Schulen er-

reicht wurde.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 105

Teilnehmer BIKE DAY


180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
2013 2014 2015 2016

Teilnehmer eingeschrieben Teilnehmer Gesamt

Abbildung 20: Vergleich der Einschreibungen und tatsächlichen Teilnehmern am BIKE

DAY von 2013 bis 2016

Der Vergleich der Altersklassen zeigt, dass verstärkt jüngere Schüler am BIKE DAY

teilnehmen. Dies kann als Ursache haben, dass die älteren Schüler sich allgemein we-

niger in der LASEL engagieren oder aber, dass der BIKE DAY vorrangig als Einstieg

ins Mountainbikefahren gesehen wird. Dabei ist die Veranstaltung nicht zwingend für

MTB-Einsteiger gedacht und bewusst als „Initiation et perfectionnement“ ausge-

schrieben, denn auch ein guter MTB-Fahrer kann hier bei den diversen Stationen sei-

ne fahrtechnischen Grenzen ausloten.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 106

Teilnehmer in Altersklassen
70
60
50
40
30
20
10
0
2013 2014 2015 2016

Minimes Cadets Juniors/Seniors

Abbildung 21: Vergleich der Teilnehmer in den einzelnen Altersklassen (Minimes, Ca-

dets, Juniors/Seniors)

7.1.1 Planung und Organisation

Als Veranstaltungsort eignete sich der „Bambësch“, der zentral und gut erreichbar

für die meisten Schulen liegt, am besten. Oberhalb des großen Spielplatzes im Be-

reich der Spora Tennisanlage gibt es einen Sportplatz sowie genügend freie Fläche

und natürliche Hindernisse um mehrere Stationen aufzubauen und abschließend ein

Four Cross Battle zu veranstalten.

Nachdem die ersten Ideen auf dem Papier entstanden, folgten weitere bei der Er-

kundung des Feldes, sodass schließlich 6 bzw. 7 Stationen wie sie in Abbildung 22

eingezeichnet, zustande kamen. Obwohl der grobe Plan jedes Jahr der gleiche blieb

und wohl auch bleiben wird, ist es wichtig den Veranstaltungsort jedes Jahr besichti-

gen zu gehen. In diesem Jahr hatte die Gemeinde beispielsweise eine neue Hütte auf

dem Gelände errichtet, wegen der wir den Verlauf des Four Cross etwas verändern

mussten. Daneben konnten wir vor Ort die Idee des „Springens“ verwirklichen, da in

dem Jahr das passende Holz im Wald lag.

Neben der Versendung der Ausschreibung sowie des Einschreibeformulars, muss

auch die Gemeinde und die Forstverwaltung informiert und die Genehmigung einge-

holt werden. Obwohl der Sekretär der LASEL diese administrativen Aufgaben über-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 107

nimmt, müssen die zeitlichen Abläufe und eventuelle Bedürfnisse an die Gemeinde

zu dem Zeitpunkt schon mit eingeplant sein. Hierbei geht es um die Öffnung der

Schranke am Waldeingang oder am Säubern des Sportfeldes, damit dieses nicht

durch Moos glatt ist.

7.1.2 Ablauf

Wie eben erwähnt soll der BIKE DAY jeden Schüler ansprechen, der Spaß auf dem

Mountainbike haben will. Darum ist die Veranstaltung für alle Altersklassen und alle

Könnensstufen ausgeschrieben. Bei der Einschreibung sollen die Schüler bereits ihre

technischen Fähigkeiten von 1 (schwach) bis 3 (stark) bewerten um sie später in unge-

fähr gleich starke Gruppen einzuteilen. Je nach Teilnehmerzahl wurden je 6, 7, 8 oder

sogar 9 Gruppen à 10 bis 12 Schüler eingeteilt. So blieb dem einzelnen Fahrer in je-

der Gruppe genügend Zeit um die geforderten Aufgaben jeder Station auszuprobie-

ren und seine technischen Fähigkeiten zu bereichern. Die Dauer der Veranstaltung ist

auf 2,5h angesetzt. Nach einer kurzen Einleitung und Erklärung über den Verlauf des

Nachmittages werden die Gruppen für knappe 90 Minuten auf die einzelnen Statio-

nen geschickt. Später werden dann noch gute 40 Minuten für den Four Cross Battle

benötigt.

7.1.2.1 Stationstraining

An diesen einzelnen Stationen werden die grundlegenden Bewegungstechniken

(Gleichgewicht, Bremsen, Kurventechnik, Bergauffahren und Bergabfahren) des

Mountainbikefahrens geschult. Zu Beginn hatte ich lediglich sechs Stationen geplant

(siehe Abbildung 22) die ich jedoch noch am Vortag der ersten Austragung auf sie-

ben erhöhte um die Anzahl der Schüler pro Station zu verringern und mehr Praxiszeit

zu garantieren. 2016 mussten sogar 9 Stationen vorgesehen werden. Vom Prinzip her,

waren die Stationen jedes Jahr ähnlich und doch nahm ich kleine Änderungen vor. So

gab es ab 2015 kein Schneckenrennen mehr. Sie wurde durch einen weiteren Slalom

ersetzt. Zudem gab es in der letzten Ausgabe eine Station mit einem Sprung, der für

sehr viel Begeisterung bei den Schülern sorgte.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 108

Jede Station wird von einem erfahrenen Mountainbiker geleitet, der die fachdidak-

tische Kompetenz besitzt um den Schülern die Technik zu lehren. Da die Stationsver-

antwortlichen den ganzen Nachmittag über an ihrer Station bleiben, werden die be-

treuenden Sportlehrer einer Gruppe zugeteilt, die sie von Station zu Station beglei-

ten um mögliche Verwirrungen oder Irrfahrten zu vermeiden. Des Weiteren sind alle

Stationen nummeriert. Nach Ablauf der Zeit, die je nachdem 10-12 Minuten pro Sta-

tion beträgt, ertönt eine Sirene, die deutlich über das gesamte Gelände hörbar ist.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 109

Tabelle 6: Die einzelnen Stationen mit der geforderten Aufgabe und Differenzierungs-

möglichkeiten im Überblick (Ausgabe 2013)

Station Ziel Organisation


1 Ab- und Auffahrten Körperschwerpunkt verlagern Rundkurs auf dem
Spielplatz
2 Vorrausschauend fahren Im richtigen Moment schalten, Ge- Rundkurs auf dem
und schalten fühl bei Bremsen und Krafteinsatz Spielplatz
3 Slalom durch die Bäume Bremsen und Steuern Mit Absperrbänder
markieren
Auf Zeit
4 Schneckenrennen Gleichgewichtsschulung Komplette Gruppe
gegeneinander
1:1
Basketballfeld
5 Flasche greifen, transpor- Einhändig steuern Flaschen
tieren und absetzen Gleichgewichtsschulung Bank, Mülleimer zum
Absetzen
Tennisbälle
6 Limbo Sich möglichst klein machen Stange oder Band
Sich neben den Rahmen setzen immer tiefer setzen
7 Brett & Zielbremsung Gradlinig steuern Auf Zeit
Im Korridor bremsen Ein Korridor zum
Bremsen einrichten

Der Ablauf jeder Station ist ähnlich. Zunächst werden die Schüler vom Stationslei-

ter oder Stationsleiterin begrüßt, bekommen die zu erledigende Aufgabe erklärt,

vorgezeigt und können dann direkt loslegen. Je nach Fahrkönnen der Gruppe wur-

den an manchen Stationen wie beim „Limbo“ oder „Bidon huelen & ofsetzen“ die

Anforderungen erhöht, indem das Seil tiefer gesetzt wurde oder die Flasche vom Bo-

den zu holen war. Beim Slalomparcours wurde nach einem selbstständigen Auspro-

bieren die Zeit gestoppt.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 110

Abbildung 22: Plan der Stationen der ersten Auflage des BIKE DAY 2013

7.1.2.2 Four Cross Battle

Mit dem Four Cross Battle wird zum Abschluss ein Kräftemessen in einer kleinen

Wettkampfform angeboten. An diesem rund 200m langem „Rennen“ ist die Teilnah-

me freiwillig für diejenigen, die sich noch mit den Altersgenossen anderer Schulen

messen wollen. In dem kurzen Rennen kommt es vor allem auf die Steuerungs- und
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 111

Bremsfähigkeit der Schüler an. Entscheidend ist der Paralellslalom gleich zu Beginn

der Runde. Wie die Skizze der Vorbereitungen der ersten Ausgabe 2013 zeigt, star-

ten vier Schüler gemeinsam in den Kurs. Im Paralellslalom hat jeder einzelne seine

eigene Bahn, die anhand des zugeordneten farbigen Parteiband am Start festgelegt

wird. In den darauffolgenden Jahren wurde der Kurs nach dem Paralellslalom mit 3

Kurven und einem kleinen Hindernis erweitert. Dies machte den Paralellslalom nicht

mehr allein entscheidend und erhöhte die Spannung für das Rennen.

Abbildung 23: Skizze des Four Cross Race 2013

Die Organisation selbst wird sehr einfach gehalten. Es starten jeweils vier Schüler

einer Altersklasse und beider Geschlechter gemeinsam. Jeder bekommt am Start ein

farbiges Parteiband zugeteilt, das über seine Start- sowie Slalombahn entscheidet. In

die nächste Runde kommen immer nur die beiden ersten, die beiden letzten schei-

den aus. Es werden so lange 4er Rennen bzw. 3er Rennen ausgetragen bis nur noch 4

Wettkämpfer übrig sind, die dann um den Sieg fahren.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 112

Abbildung 24: Start des Four Cross Battle

7.1.3 Sponsoring

Für die erste Ausgabe des BIKE DAY 2013, das ja ein Novum im LASEL Kalender

darstellte, sollte ein Teilnehmergeschenk weitere Schüler anlocken. Hierfür wurden

Anträge bei zwei großen Firmen gestellt, die bereits im Radsport oder im Jugend-

sport engagiert waren. Mit Erfolg und ohne größere Verhandlungen konnten einige

Gadgets gewonnen werden, die drei Jahre lang bei LASEL Events an die Sieger ver-

teilt werden konnten.

7.1.4 Fazit

Der BIKE DAY ist für mich die optimale LASEL Veranstaltung. In einem ungezwun-

genen lernförderlichen Rahmen können die Schüler während fast der kompletten

Veranstaltungszeit die Sportart kennen lernen, neue Bewegungserfahrungen lernen

und zu guter Letzt sich noch in einem spaßorientierten Rennen mit anderen Schülern

messen. Das Konzept des BIKE DAY wurde in den vier Jahren, in denen es besteht,

immer nur leicht angepasst und, wie die Teilnehmerzahlen bezeugen, funktioniert es

weiterhin hervorragend.

Für die Organisation selbst ist es immer wichtig, dass alle Helfer genau über ihre

Aufgaben Bescheid wissen. Um die Veranstaltung über den kompletten Nachmittag


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 113

über gut zu leiten, bevorzuge ich es als Hauptverantwortliche keine Station zu leiten

und mich allein auf den reibungslosen Ablauf zu kümmern. So nehme ich zu Beginn

die Anmeldungen auf, spreche die Anleitungen und die Erklärungen aus, regele den

zeitlichen Ablauf und halte das gesamte Gelände im Blick.

Auch wenn die Idee allen von Beginn an sehr gut gefallen hatte, gab es leichte

Zweifel beim Ablauf des Four Cross Battles wegen den vier Schülern, die gemeinsam

starten und sich um die Plätze ringen müssen. Jedoch gab es bisher noch keine grö-

ßeren Probleme und durch das Einteilen der Bahnen beim Slalom ist das Sicherheits-

risiko meiner Meinung nach auch minimiert.

Da das Konzept, so wie es steht, bisher immer gut verlaufen ist und die Feedbacks

durchaus positiv ausfielen wird der BIKE DAY wohl auch in den kommenden Schuljah-

ren so weiterlaufen.

7.2 LASEL Meisterschaft

Neben der eher spaßorientierten Veranstaltung „BIKE DAY“ steht bei der Meister-

schaft ein reines Rennen auf dem Programm. Die Schüler starten in den einzelnen

Altersklassen, wie sie von der LASEL bestimmt sind, in denen jeweils ein lizenzierter

und ein nicht lizenzierter Meister der LASEL ermittelt wird. Da diese Veranstaltung

nicht nur Schüler ansprechen sollte, die schon im Verein Radsport betreiben, war es

mir wichtig auch diejenigen sich untereinander messen zu lassen, die aus reinem

Spaß und Interesse an der Sportart sich anmelden.

Als Veranstaltungsort wurde die Thillsmillen in Mamer ausgewählt, da man hier ei-

nen Rundkurs von etwa vier Kilometer vorfindet, der von der Schwierigkeit her, schü-

lergerecht ist.

Wie die Statistik in Abbildung 25 zeigt, liegt die Teilnehmerzahl etwa im Bereich

deren vom BIKE DAY. Erfreulicherweise geht die Tendenz nach oben und es gibt im-

mer viele Nicht-lizenzierte Schüler die sich einschreiben. 2016 waren es lediglich 29

lizenzierte im Gegensatz zu 71 nicht-lizenzierten Teilnehmern.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 114

Teilnehmer Mountainbike
Meisterschaft
140
120
100
80
60
40
20
0
2014 2015 2016

Teilnehmer eingeschrieben Teilnehmer Gesamt

Abbildung 25: Vergleich der Einschreibungen und tatsächlichen Teilnehmern an der

Mountainbike Meisterschaft von 2014 bis 2016

Auch die genaueren Zahlen aus Tabelle 7 zeigen eine positive Entwicklung. Neben

den steigenden Gesamtteilnehmer, schreiben sich auch mehr Mädchen beim Rennen

ein.

Tabelle 7: Vergleich der Teilnehmer der Mountainbike Meisterschaft 2014 – 2016 im

Detail

2014 2015 2016


Teilnehmer eingeschrieben 71 85 117
Teilnehmer Gesamt 56 78 100
Schulen 16 18 19
Jungen 69 79 83
Mädchen 2 6 17
Affiliés (A) 28 35 29
Non-affiliés (NA) 43 50 71
Minimes NA 12 17 37
Minimes A 10 18 16
Cadets NA 26 21 14
Cadets A 8 7 6
Juniors NA 4 12 15
Juniors A 4 6 4
Seniors NA 1 0 5
Seniors A 6 4 3
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 115

7.2.1 Organisation im Vorfeld

Die Organisation der Meisterschaft läuft im Vorfeld ähnlich wie die des BIKE DAY

ab. Die Ausschreibung muss an die Schulen versendet werden und die Anträge bei

der Forstverwaltung und Gemeinde gestellt werden. Da für diese Veranstaltung eine

Strecke abgesperrt werden muss, bedarf es einer Genehmigung seitens des „Mi-

nistère du développement durable et des infrastructures“ der prüft ob die Veranstal-

tung nicht mit weiteren Aktivitäten im Wald, wie Forstarbeiten, Jagd usw. übereinan-

der trifft und ob der Naturschutz berücksichtigt bleibt. Neben dem Antrag für die

Durchführung der Veranstaltung, muss bei der Gemeinde das Chalet für die Organi-

sation reserviert werden sowie Strohballen für die Absicherung an gefährlichen Stel-

len und Absperrgitter bestellt werden.

Am Tag selbst, wird die Strecke dann mit Kreide oder Kreidespray markiert und

Kreuzungen mit Absperrband gekennzeichnet. Vor den Abfahrten werden zusätzlich

Warnhinweise aufgehängt und in der langen Abfahrt wird mit Strohballen eine Schi-

kane eingebaut, die die Rennfahrer abbremst.

7.2.2 Strecke

Eine Mountainbikestrecke soll eine Mischung aus physischen und technischen An-

forderungen bieten. Die in Abbildung 26 dargestellte Strecke in Mamer, nähe Thills-

millen am Ort „Drëps“ eignet sich daher optimal. In 4 Kilometern Streckenlänge und

128 Höhenmeter bietet sie gleich nach dem Start einen längeren leichten Anstieg auf

breiter Fortstraße, biegt dann auf eine kurze technische und knifflige Abfahrt ein,

führt über eine kleine Brücke bevor es in den etwas schwierigeren Anstieg geht. Da-

nach führt sie weiter über Felder um dann zum Abschluss eine längere schnelle Ab-

fahrt genießen zu können bevor es wiederum über eine kleine Brücke ins Ziel geht.

Diese Streckenführung gehörte in Mamer zu einer klassischen Schülerstrecke. Jedoch

waren die kurze knifflige Abfahrt und der schwierigere Anstieg nie für alle Schüler

machbar. Einige trauten sich nicht die Serpentinen der Abfahrt zu fahren oder muss-

ten im Anstieg absteigen. Um die Strecke demnach gut zu meistern bedarf es einem

Minimum an Fahrkönnen, von dem man beim Ausschreiben einer Meisterschaft,


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 116

sprich einem Rennen ausgehen dürfte. Darüber hinaus wird in der Ausschreibung

auch eindeutig darauf hingewiesen.

Abbildung 26: Streckenführung der LASEL Mountainbikemeisterschaft auf der "Drëps"

Abbildung 27: Höhenprofil der LASEL Mountainbikemeisterschaft auf der "Drëps"

7.2.3 Organisation am Tag selbst

Ein weiterer Vorteil dieser Strecke sind die wenigen Abzweigungen, die es unter-

wegs gibt. Sie ist leicht zu markieren und es werden wenig Streckenposten gebraucht

um die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf zu garantieren. Zwei Streckenposten

mit Mountainbikeerfahrung werden in der ersten technischeren Abfahrt gebraucht.

Sie begeben sich mittlerweile bereits vor Beginn der Veranstaltung dorthin um schon

während dem Warmfahren den Schülern dort zu helfen und dessen Sicherheit zu

garantieren. Dann steht noch einer oben auf den breiten Wegen, falls ein Defekt

oder ein Sturz dort passieren sollte und ein weiterer in der langen schnellen Abfahrt,

wobei hier auch immer viele betreuende Lehrer präsent sind. Im Zielbereich haben

sich über die letzten Jahre mindestens drei fixe Helfer bewährt. Einer soll sich um die
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 117

Zielkurve kümmern, damit hier keine bereits ins Ziel gekommene Schüler die anderen

behindern. Zwei weitere sind für den Ergebnisdienst zuständig.

7.2.4 Ablauf des Rennens und Ergebnisdienst

Über die vier Jahre der Organisation der Meisterschaft wurde stets versucht den

Rennablauf und den Ergebnisdienst zu optimieren. Im ersten Jahr (2014) wurden

noch die Startnummern der LASEL benutzt, die vorne am Lenker fixiert werden soll-

ten. Jedoch dauerte dies viel zu lange, um die Nummer die jeweils aus zwei Buchsta-

ben und zwei Ziffern besteht, in das Ergebnisprogramm einzutippen. Im darauffol-

genden Jahr wurden dann eigene Lenkernummern in verschiedenen Farben verwen-

det. Die Farben sollten die einzelnen Kategorien untereinander unterscheiden. Zu-

dem sollten aufgeklebte Punkte die lizenzierten Schüler von den nicht-lizenzierten

erkennbar machen. Diese Idee wurde danach wieder verworfen, da die Zieleinfahrt

viel zu schnell war und die Punkte zu schwer zu sehen waren. Mittlerweile ist die Ziel-

gerade in zwei Bereiche aufgeteilt: ein Rundenbereich und ein Zielbereich. Im letzte-

ren sollen nur die Schüler durchfahren, die ins Ziel kommen. Dadurch können die ein-

zelnen Teilnehmer besser und schneller erfasst werden. Vor allem 2016, als knapp

über 100 Teilnehmer in einem Rennen unterwegs waren, war diese Methode sehr

hilfreich. Auch an der Rundenanzahl und Startreihenfolge wurde noch jedes Jahr et-

was verändert, denn mit der Idee alle Kategorien in einem Rennen starten zu lassen,

bedarf es einer genauen Planung im Vorfeld. Letztendlich sah die Starttabelle dieses

Jahr wie folgt aus:

Tabelle 8: Startzeiten und Rundenanzahl der jeweiligen Kategorien (Kopie aus der Aus-

schreibung von 2017)

Catégories Tours et distance Départ


Junior(e)s-Senior(e)s Affilié(e)s 3 tours = 12 km 14:45

Junior(e)s-Senior(e)s 3 tours = 12 km 14:45

Cadet(te)s Affilié(e)s 3 tours = 12 km 14:47

Minimes Affilié(e)s 3 tours = 12 km 14:47

Cadet(te)s Non Affilié(e)s 2 tours = 8 km 14:49

Minimes Non Affilié(e)s 2 tours = 8 km 14:51


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 118

Die Abstände zwischen den einzelnen Rennen dürfen weder zu klein noch zu groß

sein, um Staus in der technischen Abfahrt und im darauffolgenden Anstieg zu ver-

meiden. Sind die Abstände zu groß, werden die letzten Starter von den Ersten zu

schnell überholt und es kommt wieder zu Staus. Daneben stellen Überholmanöver an

gefährlichen Stellen ein größeres Unfallrisiko dar. Neben den Startabständen und

den einzelnen Einteilungen hat sich auch das Programm der Ergebnisauswertung,

dank dem zuständigen Kollegen, stets weiterentwickelt und ermöglicht eine sofortige

Ergebnistabelle aller Kategorien mit Einkalkulierung der Startabständen und der

Rundenanzahl nach dem letzten Zieleinlauf.

7.2.5 Fazit

Wie eben schon beschrieben, hat sich die Organisation der Mountainbike Meister-

schaft der LASEL jedes Jahr etwas weiterentwickelt und sich vom Ablauf her zu einem

reibungslosen Event entwickelt. Das Organisationsteam ist jedes Jahr gleich geblie-

ben, sodass jeder weiß was zu tun ist. Trotz des großen Unfallrisikos bei einem Moun-

tainbike Rennen, gab es bisher nur wenige schwerere Stürze in der schnellen Abfahrt,

die jetzt in der Form und der Geschwindigkeit, dank der eingebauten Abbremsschi-

kane nicht mehr passieren können.

7.3 Radtouristikfahrt „LASEL MTB Randonnée“

Nachdem die ersten beiden Mountainbike Veranstaltungen mittlerweile großen

Anklang bei den Schülern finden, kam die Idee der Radtouristikfahrt auf. Im Grunde

genommen ist der Ablauf ähnlich wie im normalen Unterricht nur, dass an einem

freien Nachmittag das Zeitfenster von rund 70 Minuten auf knapp 3 Stunden erwei-

tert werden kann. Zudem können bei dieser Veranstaltung die begleitenden Lehrer

auch aktiv teilnehmen.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 119

7.3.1 Planung und Organisation

Die Radtouristikfahrt sollte in ihrer ersten Ausgabe so einfach wie nur möglich von

statten gehen. Darum wurde bewusst auf eine Streckenkennzeichnung verzichtet und

die Idee zurückbehalten Guides einzusetzen, die die Strecke kennen und die Gruppe

darüber hinweg leiten. Grob sollten drei verschiedene Niveaus angeboten werden

die eine angepasste Strecke in Angriff nehmen würden.

Als Start- und Zielort empfahl sich das Lycée Josy Barthel in Mamer, da man von

dort aus schnell und recht sicher, ohne Straßenbefahrung, mit Schülergruppen den

Wald erreichen kann. Daneben bietet eine Schule immer genügend Stellplätze für

Busse, die Möglichkeit die Bikes zu putzen und die Nutzung der Umkleidekabinen.

Wie es bei einer Radtouristikfahrt üblich ist, wurde unterwegs auch eine Verpfle-

gungsstelle vorgesehen.

Die Frage des Zeitraums ließ die erste Auflage etwas warten. Ursprünglich sollte

die Tour im dritten Trimester 2015/2016 angeboten werden. Jedoch gab es neben

den bereits zahlreichen Veranstaltungen kein Datum mehr. Mit der Idee, dass mög-

lichst viele Schüler teilnehmen können, wurde der Termin in den Dezember, nach der

Prüfungszeit verschoben. Hierbei gab es allerdings von Beginn an Bedenken bei mei-

nen helfenden Kollegen. Mit dem vorzeitigen Einbruch der Dunkelheit im Winter,

hätte sich das Zeitfenster auf zwei Stunden verringert und je nachdem hätte es auch

sehr kalt sein können. Dieser Termin sollte nicht lange im Kalender bestehen bleiben.

Spätestens Mitte November wurde der Termin auf den 30. März 2017 verlegt.

Wenn die Rede von einem verlängerten Unterricht geht, dann ist die Tatsache,

dass die Organisation ähnlich verläuft selbstredend. Jede Gruppe sollte somit ihren

Guide haben, der die Strecke vorgibt und die Gruppe leitet. Mindestens ein weiterer

Lehrer sollte dabei der Gruppe zur Verfügung stehen und den Abschluss bilden.

Pflicht für jeden Guide waren sehr gute Kenntnisse des Waldgebietes sowie ein Ruck-

sack mit dem notwendigen Ersatzmaterial und einem Erste-Hilfe-Set dabei zu haben.

Als Notdienst bei völliger Erschöpfung oder bei größerem mechanischem Problem

am Fahrrad diente ein sogenannter mobiler Mechaniker mit einem Kleinbus.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 120

Da es sich um eine erste Auflage handelte entschieden wir uns auf eine begrenzte

Teilnehmerzahl von acht Schülern pro Schule. So erhofften wir uns rund 100 Ein-

schreibungen, von denen schließlich gute 80 teilnehmen würden. Die Schüler sollten

sich ähnlich wie beim BIKE DAY in drei verschiedenen Kategorien einschätzen um

vorab die Gruppen festzulegen. Sechs Guides sollten die einzelnen Gruppen durch

die Wälder von Strassen, Mamer und Kopstal über gute 20 Kilometer leiten.

7.3.2 Strecke

Die Grundstrecke wurde so gewählt, dass sie einer Schülergruppe mit etwas

Mountainbikeerfahrung eine schöne Mischung aus schnelleren etwas technischen Ab-

fahrten und nicht allzu schwierigen Anstiegen bietet. Nach 16,5 Kilometern sollten

die Teilnehmer sich über eine kleine Verstärkung beim „RAVI“ erfreuen können. Die

Verpflegungsstelle wurde auf die „Drëps“ gelegt, da man dies gut mit dem Auto er-

reichen kann und hier genügend Platz ist um 100 Personen zu versammeln. Wie auf

der Abbildung 28 zu entnehmen ist, kreuzt die Strecke an zwei verschiedenen Punk-

ten die Straße zwischen Mamer und Kopstal. Da diese als besonders gefährlich gilt

wurden an den Querungsstellen Warnschilder aufgestellt. Zudem sollten an der zwei-

ten Querungsstelle nach der Verpflegung zwei Helfer mit gelben Westen die Auto-

fahrer zusätzlich warnen und sie gegeben falls anhalten.

Mit einer Gesamtlänge von etwa 20 Kilometern und rund 400 Höhenmetern sollten

die meisten dann auch am Ende ihre Ausdauerleistungsfähigkeit auf den Prüfstand

gestellt haben. Diese Strecke sollte jedoch nur als Grundstrecke für die mittleren

Gruppen dienen. Die Guides sollten frei über ihre Streckenvariante je nach dem Leis-

tungszustand ihrer Gruppen entscheiden können.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 121

Abbildung 28: Strecke MTB Randonnée LASEL 2017 mit den Straßenüberquerungen (in

Rot eingezeichnet)

Abbildung 29: Höhenprofil MTB Randonnée LASEL 2017


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 122

7.3.3 Ablauf

Die Einschätzung der Teilnehmer verlief nach Plan, 101 Schüler waren einge-

schrieben und 84 nahmen teil. Sechs Guides mit jeweils mindestens einem zusätzli-

chen Lehrer übernahmen die Leitung der Gruppen. Aus den Einschreibungen heraus

ergab sich eine schwächere Gruppe, ein bis zwei stärkere Gruppen und drei mittlere

Gruppen. Anfangs sollte die Einteilung der Gruppen auch noch altersabhängig ge-

machen werden und deshalb sollte auch das Geburtsjahr der Teilnehmer angegeben

werden. Da die Strecke jedoch gleich zu Beginn einen längeren Anstieg aufweist, den

alle fahren sollten, bot sich die Variante eines kleinen Ausscheidungsfahrens an.

Oben am „Fraiheetsbaam“ sollten die Gruppen dann definitiv eingeteilt werden.

Der Treffpunkt legte ich auf 13:30 Uhr fest, um gegen 14 Uhr starten zu können.

Alle teilnehmenden Schüler versammelten sich auf dem Außensportplatz des LJBM.

Nach einer kurzen Anwesenheitskontrolle und einer kleinen Besprechung mit den

Guides gab es noch eine kurze Begrüßung und Ansage über den Verlauf der Veran-

staltung. Dann wurden die Schüler in den drei Niveaus, wie sie sich im Vorfeld ein-

schätzten, zu den jeweiligen Guides zugeteilt. Wie weiter oben schon beschrieben

gab es am Start eine große stärkere Gruppe mit zwei Guides, eine große mittlere

Gruppe mit drei Guides und eine kleinere schwächere Gruppe mit einem Guide die

mit etwas Zeitabstand starteten. In den jeweiligen Gruppen bekamen die Teilnehmer

weitere Erklärungen und Verhaltensregeln von ihren Guides nochmals erklärt.

Nachdem der Start der Gruppen erfolgte, machten die Helfer der Verpflegungssta-

tion sich auf den Weg und ich fuhr zum ersten großen Treffpunkt am „Fraiheets-

baam“ wo die Gruppen in kleinere Gruppen eingeteilt werden sollten. Hier hatten

die zu starken Schüler für die mittlere Gruppe z.B. noch die Chance in die nächst

stärkere auf zu steigen und umgekehrt. Aus den Erfahrungen der Ausfahrten im Un-

terricht stellte ich mir diese Einteilung als relativ unproblematisch und deutlich dar.

Jedoch erwiesen sich die teilnehmenden Schüler als sehr motiviert und kamen fast

ununterbrochen oben an. So erfolgte die Einteilung dann doch eher grob in eine

größere stärkere Gruppe die mit zwei Guides bis zum Ende zusammen blieb, drei
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 123

mittlere Gruppen die ähnlich stark waren und eine schwächere Gruppe die dann auch

eine verkürzte Runde mit weniger Anstiegen auf sich nahm.

Unterwegs verlief alles reibungslos. Es gab keine technischen Probleme, keine

nennenswerte Stürze bis auf einen Schüler, der sich etwas überschätzte und von An-

fang an das Tempo der schwächsten Gruppe nicht mithalten konnte. Sein betreuen-

der Lehrer kümmerte sich um ihn und fuhr direkt zur Verpflegungsstelle.

Die Verpflegung unterwegs kam gut bei Schülern und Lehrern an. Neben der will-

kommenen Stärkung bot sich auch die Gelegenheit sich unter Kollegen auszutau-

schen. Von dort aus entschieden wir die Gruppen dann relativ nah aufeinander star-

ten zu lassen um die gefährliche Straßenüberqueren an der Thillsmillen absichern zu

können.

Zwischen 16:30 Uhr und 16:45 waren wieder alle Gruppen zurück beim LJBM, so-

dass der Zeitplan auch gut aufging. Da das Wetter frühlingshaft war und der Wald

trocken erübrigte sich das Putzen der Räder und somit konnten alle wie geplant ge-

gen 17 Uhr in den Bus steigen und sich auf den Heimweg machen.

7.3.4 Fazit

Im Vorfeld bestand die Meinung, dass die Gruppeneinteilung sehr wichtig wäre

damit die Gruppen möglichst homogen wären. Da eine Einschätzung der eigenen

Fähigkeiten beim Mountainbikefahren immer schwierig ist, gab es aber schon Beden-

ken ob das so gut funktionieren würde. Am Ende stellte sich heraus, dass bis auf die

schwächere Gruppe fast alle mehr oder weniger gleich auf waren. In jeder Gruppe

gab es einige die sehr gut zurecht kamen und andere die etwas überfordert waren.

Schlussendlich sind auch fast alle Gruppen die vorgesehene Strecke mehr oder weni-

ger gefahren. In weiteren Auflagen dieser Veranstaltung würde ich wieder genau

gleich vorgehen, die Schüler sich selbst einschätzen lassen und dann drei Niveaus

und quasi fixe Gruppen gleich von Beginn an einteilen. Ein Treffpunkt nach 2-3 Kilo-

metern macht dennoch Sinn, da immer einige Schüler sich über- oder unterschätzen.

Mit dem Aufstellen der Warnschilder an der Straße und der zusätzlichen Absiche-

rung durch zwei Helfer, die die Autofahrer anhielten um die Schüler nach der Ver-
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 124

pflegungsstelle vorbei fahren zu lassen war meiner Meinung nach die Sicherheit der

Radfahrer gut geregelt.

Die Verpflegung war etwas zu gering berechnet. Zudem wäre es eventuell sinnvoll

nicht direkt alles bereit zu stellen und es in Etappen auszugeben um zu vermeiden,

dass manche direkt vor dem Tisch sich den Magen vollschlagen.

Insgesamt bot die „LASEL Mountainbike Randonnée“ alles was das Flair einer Rad-

touristikfahrt ausmacht. Für die teilnehmenden Lehrerkollegen bot sie auch die Mög-

lichkeit des Erfahrungsaustausches im Leiten einer Radfahrergruppe. Zudem konnten

diejenigen, die bisher noch keine Gruppe im Wald geleitet haben, Ideen bekommen

wie sie dies in Zukunft eventuell tun könnten, denn im Grunde genommen kann man

diese Veranstaltung sehr gut mit einer ausgedehnten Ausfahrt mit der Klasse verglei-

chen.

7.4 Umsetzungsmöglichkeiten in den schulinternen Sport

Die drei Veranstaltungen sollen nicht nur die Schüler für den Mountainbikesport

begeistern, sondern auch die betreuenden Lehrer. Beim Bikeday gibt es viele Übun-

gen in den einzelnen Stationen die man komplett oder teilweise im Sportunterricht

einbauen kann. Das Four Cross Battle zeigt daneben eine einfache Variante den

Wettkampfgeist zu fördern, während das Mountainbike Meisterschaftsrennen im klei-

nen Format, auf einer kleineren Runde eine Evaluationsmöglichkeit bieten könnte.

Aus Erzählungen heraus, haben Kollegen aus Sicherheitsgründen eher ein individuel-

les Zeitfahren mit verzögerten Startzeiten gemacht. Jedoch stellt der Massenstart

keine gefährliche Situation dar, wenn die Strecke unmittelbar nach dem Start einen

Anstieg beinhaltet wo das Schülerfeld sich auseinanderzieht. So wie auf der Meister-

schaftsstrecke auf der Drëps können danach dann schmälere und technischere Teil-

stücke kommen ohne, dass das Sicherheitsrisiko sich erhöht. Zu guter Letzt ist die

„Randonnée“, wie schon im Fazit kurz angedeutet, das beste Beispiel für die Grup-

penleitung mit einer Schulklasse, so wie man es im normalen Sportunterricht umset-

zen könnte.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 125

8 Bestandsaufnahme / Istzustand Luxemburg

Nachdem die Ideen und Gründe für Mountainbike in der Schule ausführlich disku-

tiert und beschrieben wurden, sollte auch ein Blick auf die aktuelle Situation gewor-

fen werden. Für die Erhebung der Bestandsaufnahme in den luxemburgischen Se-

kundarschulen wurde eine Befragung ausgewählt. Zum Teil wurde der Fragebogen

nach den Fortbildungskursen ausgehändigt und zum Teil konnte er online beantwor-

tet werden.

8.1 Aufbau des Fragebogens

Zunächst wurden allgemeine Fragen zur Person und zu ihrem eigenen Mountainbi-

ke Fahrkönnen gestellt. Der Hauptteil des Fragebogens war in vier große Punkte ein-

geteilt, die im Folgenden kurz beschrieben werden.

Im ersten Punkt „Situation in der Schule“ sollte geklärt werden wie die Umgebung

und Bedingungen in der Schule aussehen um zu prüfen ob überhaupt ein Mountain-

bike Unterricht dort Sinn machen würde. Des Weiteren wurden in diesem Punkt Fra-

gen zum Material und zur Wartung geklärt.

Im zweiten Punkt „Argumente für das eventuelle Unterrichten von MTB“ sollte zu-

nächst abgeschätzt werden ob das Bewegungsfeld 7 überhaupt und auf welchen

Klassen im Sportunterricht eingebaut wird. Spezifischere Fragen zum Mountainbike

Unterricht, welche Basiskompetenzen nötig sind sowie auf welchen Klassen und in

welchem Kontext der Lehrer sich vorstellen könnte Mountainbike zu unterrichten,

folgten. Der Übergang zum nächsten Punkt erfolgte durch die Frage ob man über-

haupt schon Mountainbike in der Schule unterrichtet hat.

Im dritten Punkt „Erfahrungen im MTB Unterricht“ sollte wieder herausgefunden

werden auf welchen Klassen dieser Unterricht stattfindet und in welchen Kontexten.

Eigene Erfahrungen sollten hier auch geprüft werden. Wie die Schüler auf Mountain-

bike reagieren, wie man sich selbst dabei fühlt und das Thema Sicherheit sollte kurz

angeschnitten werden. Am Ende dieses Punktes sollte aber auch noch kurz herausge-

funden werden, warum man ggf. noch kein Mountainbike unterrichtet hat.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 126

Im vierten und letzten Punkt „Weiterbildung“ wurden dann lediglich noch ein paar

Fragen gestellt warum man sich eventuell für oder gegen die Teilnahme an einer

Weiterbildung entscheiden würde.

8.2 Ergebnisse

Die Onlineumfrage wurde an 308 Sportlehrer versendet. Zusätzlich wurde der Fra-

gebogen an 52 Teilnehmer der Weiterbildung direkt ausgehändigt. Die letzteren sind

fast alle auch per Email angeschrieben worden, sodass etwa 300 Personen ange-

schrieben wurden, von denen 167 an der Befragung teilgenommen haben. Die

Rückmeldungen kamen aus 38 verschiedenen Schulen von insgesamt 45 Schulen, die

für das Schuljahr 2017/2018 aufgelistet sind. (Ministère de l'Education Nationale,

2017)

Von der Gesamtzahl der Antworten sind 65% Männer und 35% Frauen. Die gleiche

Aufteilung gibt es bei der Frage ob sie in ihrer Freizeit Mountainbike fahren. Mit 65%

beantwortete die Mehrheit diese Frage mit Ja. Geschlechtergetrennt fahren 85% der

Männer Mountainbike und lediglich 23% der Frauen, die an dieser Umfrage teilge-

nommen haben. Darüber hinaus zeigt die Verteilung des eigens eingeschätzten Fahr-

könnens in Abbildung 30, dass die Meisten sich auf dem Bike recht wohl fühlen dürf-

ten.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 127

Mountainbike Fahrkönnen

21% 21%
Anfänger

Fortgeschritten

16% Könner/Experte

keine Angabe
42%

Abbildung 30: Verteilung des Niveaus des Fahrkönnens der Umfrageteilnehmer

Im Folgenden werden die Ergebnisse der relevantesten Fragen in den einzelnen

Punkten aufgeteilt, dargestellt und beschrieben. Die Ergebnisse beziehen sich alle

auf die Gesamtanzahl an Antworten und werden nicht direkt mit der Schule korreliert.

8.2.1 Punkt 1: Situation in der Schule

Die interessanteste Frage zu diesem Punkt ist sicherlich in wie vielen Schulen es

Mountainbikes gibt. Mit 25 Schulen aus 38 Antworten, hat die Mehrheit Mountain-

bikes (Abbildung 31). Aus allen Antworten lässt sich erahnen, dass die meisten 10 –

20 oder 20 – 30 Fahrräder zur Verfügung haben, die dem Zustand gut bis sehr gut

entsprechen (Abbildung 32). Manche geben allerdings an, dass ihre Schulbikes knapp

über 10 Jahre haben und der Fuhrpark erweitert wurde. Die Aufgabe der Wartung

der Mountainbikes derweil liegt zur Hälfte in der Hand der Sportlehrer, die dies in

ihrer Freizeit tun und in deren des Hausmeisters oder des „Service technique“ (siehe

Abbildung 33).

8.2.2 Punkt 2: Argumente für das eventuelle Unterrichten von Mountainbike

Bei der ersten Frage ob das Bewegungsfeld 7 „Bewegen auf rollenden und glei-

tenden Geräten“ im Unterricht eingebaut wird, waren die Antworten mit 48% zu „Ja“

und 52% zu „Nein“ gleich aufgeteilt. Bei der Frage nach den Klassen, auf denen die-

ses Bewegungsfeld unterrichtet wird, ist keine Tendenz erkennbar. Anders sieht es
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 128

bei der Frage nach den Sportarten aus. Hier überwiegt das Mountainbike (35%) deut-

lich vor dem Skisport (19%), dem Schlittschuhlaufen (10%) und dem Wassersport mit

Kanu, Segeln, Kayak, Stand Up Paddle, usw. (8%). Bei der Frage nach den Basiskom-

petenzen, die ein Sportlehrer braucht um Mountainbike unterrichten zu können, wur-

de nach den Gewichtungen der einzelnen Items gefragt. „Gruppenleitung“ und „Ers-

te Hilfe“ wurden mit über 60% als sehr wichtig eingeschätzt. „Eigenes Fahrkönnen“,

„Platten reparieren“ und „Orientierung“ wurden auch noch als wichtig bis sehr wich-

tig eingeschätzt, derweil „Kette sprengen“ und „Bike komplett reparieren“ eher als

neutral bis unwichtig eingestuft wurden. Bei der Auswahl der Klassen, auf denen die

Befragten sich vorstellen könnten Mountainbike zu unterrichten gibt es, wie auch

schon bei der Frage nach dem Bewegungsfeld 7, keine eindeutigen Tendenzen. Die-

ses Ergebnis lässt sich leicht mit den Begründungen erklären, die viele dazugeschrie-

ben haben. Diese werden in Punkt 8.3 auf Seite 134 ausführlicher diskutiert. Bei der

Frage nach dem Kontext, in welchem Mountainbike Unterricht stattfinden könnte,

gibt es ein allgemeines Interesse an Mountainbike in der Schule zu unterrichten, je-

doch sind keine eindeutigen Präferenzen erkennbar.

Vergleich Schulen insgesamt und Schulen


mit Mountainbikes

MTB in der Schule

Antworten

Schulen insgesamt

0 10 20 30 40 50

Abbildung 31: Vergleich der Gesamtzahl an Schulen, den Antworten aus den Schulen

und der Schulen mit Mountainbikes


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 129

Anzahl der Mountainbikes in den Schulen

30 - 40

20 - 30

10 - 20

<10

0 10 20 30 40 50

Abbildung 32: Anzahl der Mountainbikes in den Schulen (Vergleich aller Antworten)

Wartung der Mountainbikes


Sportlehrer in seiner Freizeit

Sportlehrer mit "Décharge"


5%
10% Hausmeister
32%
9% Hausmeister mit Fahrradmechaniker Aus-
/Fortbildung
Service technique

externer Mechaniker
23%
5% nicht geklärt
12%
4%
keine Ahnung

Abbildung 33: Wartung der Mountainbikes


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 130

Verteilung der Wichtigkeit der Basiskompetenzen


0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Eigenes Fahrkönnen

Gruppenleitung

Platten reparieren

Orientierung

Kette sprengen

Bike komplett reparieren

Erste Hilfe

sehr unwichtig unwichtig neutral wichtig sehr wichtig

Abbildung 34: Verteilung der Wichtigkeit der Basiskompetenzen als Voraussetzung für

den Mountainbike Unterricht (Summe der 5 Antwortmöglichkeiten pro Frage ergibt

100%)

8.2.3 Punkt 3: Erfahrungen im Mountainbike Unterricht

Mit 64% haben mehr Teilnehmer der Umfrage bereits Mountainbike unterrichtet.

Etwa die Hälfte deren, die noch kein Mountainbike unterrichtet haben, arbeiten je-

doch an Schulen, die Mountainbikes haben. Die Frage nach der Klassenauswahl ist

wiederum nicht relevant, da es keine Tendenzen gibt. Bei der Frage nach dem Kon-

text, gibt es diesmal eine leichte Tendenz zum außerschulischen Bereich. Des Weite-

ren verteilen sich die Antworten relativ gleichmäßig auf den normalen Unterricht, die

Option und die Sportsektion. Bei der Anzahl der Schüler sieht man, dass kleinere

Gruppen bevorzugt werden. Wie auf Abbildung 35 zu sehen ist, geben 44% an mit 8

– 12 Schülern in der Regel unterwegs zu sein, während lediglich 23% mit über 18

Schülern unterwegs sind. 34% werden immer von einer zweiten Person begleitet,

39% selten und 27% können nie auf die Hilfe einer Begleitperson zurückgreifen. Ein
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 131

Zusammenhang zwischen den beiden Fakten gibt es nicht. Darüber hinaus wurden

noch drei Aussagen in Frage gestellt, die auf einer Skala von 1 (sehr schwach) bis 5

(sehr stark) gewichtet werden sollten. Wie auf Abbildung 36 zu erkennen wird die

Begeisterung der Schüler als überwiegend „stark“ eingestuft. Die Frage nach der

Empfindung der eigenen Sicherheit im Unterricht wird auch als überwiegend „stark“

eingeschätzt. Lediglich bei der Frage nach der bedenkenlosen Weiterempfehlung

des Mountainbike Unterrichtens an Kollegen gibt es eine leichte Tendenz zur Neutra-

lität. Bei den Gründen warum noch kein Mountainbike unterrichtet wurde, trumpfen

„keine Fahrräder“, „mangelndes Eigenkönnen“ und „Unsicherheit“ auf. (Abbildung

37)

Anzahl der Schüler im


Mountainbike Unterricht
50%
44%

40%
33%

30%
23%

20%

10%

0%
8 - 12 12 - 18 >18

Abbildung 35: Anzahl der Schüler im Mountainbike Unterricht in Prozent


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 132

Vergleich Aussagen bzgl. Mountainbike


Unterricht
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Begeisterung der Schüler Wie sicher fühlst du dich im Würdest du auch anderen
MTB Unterricht? Kollegen bedenkenlos
vorschlagen MTB zu
unterrichten?

sehr schwach schwach neutral stark sehr stark

Abbildung 36: Vergleich von drei Aussagen bezüglich des Mountainbike Unterrichtes

(Summe der 5 Antwortmöglichkeiten pro Frage ergibt 100%)

Gründe gegen Mountainbike Unterricht

Unsicherheit 42%

Rechtswesen unbekannt 20%

zu große Gefahr 16%

Angst vor technischen Problemen 22%

Fahrräder in schlechtem Zustand 7%

mangelndes Eigenkönnen 51%

mangelnde Ausstattung 25%

keine Fahrräder 53%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Abbildung 37: Gründe gegen Mountainbike Unterricht


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 133

8.2.4 Punkt 4: Weiterbildung

Allgemein gibt es Interesse an Weiterbildungen zum Thema Mountainbike und

dies auf allen Ebenen. Zum einen um neue Ideen für den Unterricht zu sammeln

(50%) aber zum anderen auch um die eigenen Fähigkeiten zu verbessern.

Interesse an Weiterbildungen zum Thema Mountainbike


0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

ja, ich habe noch nie MTB unterrichtet und


31%
möchte dies tun
ja, um neue Ideen für meinen Unterricht zu
50%
sammeln

ja, um mich fahrtechnisch weiter zu bilden 52%

ja, um mich technisch (Reparaturen) weiter zu


44%
bilden

ja, um die geforderte Stundenzahl zu erfüllen 22%

nein, ich kann kein MTB unterrichten (aus den


11%
vorher genannten Gründen)
nein, ich habe genügend Kenntnisse für meinen
4%
Unterricht
nein, MTB Unterricht interessiert mich
4%
grundsätzlich nicht

Abbildung 38: Interesse an Weiterbildungen zum Thema Mountainbike

Die letzten Fragen wurden nur an die Teilnehmer der Weiterbildungen „MTB in

der Schule unterrichten“ gestellt. Von den insgesamt 40 Teilnehmer dieser Umfrage

nahmen 14 an der Weiterbildung teil, da sie noch nie Mountainbike unterrichtet ha-

ben und dies nun tun möchten. Hauptsächlich lag die Motivation aber am allgemei-

nem Interesse an Mountainbike und der Hoffnung neue Ideen für den Unterricht

sammeln zu können. Das Fazit der Weiterbildung fiel insgesamt sehr positiv aus. Die

Mehrheit hat nun das Gefühl mehr Sicherheit im Mountainbike Unterricht zu haben

und fühlt sich bereit Mountainbike zu unterrichten. Auch neue Erkenntnisse und

Ideen konnten gesammelt werden.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 134

Fazit Weiterbildung "MTB in der Schule


unterrichten"

Bereit MTB zu unterrichten

Neue Erkenntnisse & Ideen gesammelt

Mehr Sicherheit im MTB Unterricht nach


FoCo

Erwartungen erfüllt

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

sehr stark stark neutral schwach sehr schwach

Abbildung 39: Fazit der Weiterbildung "MTB in der Schule unterrichten" (Summe der 5

Antwortmöglichkeiten pro Frage ergibt 100%)

8.3 Diskussion

Mit Rückmeldungen aus 38 von 45 Schulen, wo lediglich kleinere Gebäude fehlen,

ist die Umfrage recht relevant. Auch die Verteilung der Teilnehmer dürfte in etwa die

Population an luxemburgischen Sportlehrern repräsentieren. Zudem fahren noch lan-

ge nicht alle von ihnen Mountainbike in ihrer Freizeit und unter denjenigen die dies

tun, sind alle Fahrkönnensstufen vertreten. Daher kann auch von einer Allgemeinheit

ausgegangen werden.

Mit 25 Schulen, verfügt die Mehrheit über Mountainbikes. Im ersten Moment be-

deutet dies, dass diese Aktivität in den Schulen eigentlich weit verbreitet sein dürfte.

Jedoch hat etwa die Hälfte nur maximal 20 Bikes. Diese Anzahl reicht bei einer ge-

wöhnlichen Klassengröße nicht aus, um im normalen Sportunterrichten Mountainbike

anzubieten. Auch 20 – 30 Mountainbikes könnte noch knapp werden, da man davon

ausgehen muss, dass die Rahmengrößen für 7 e sowie für Abschlussklassen reichen

müssen. Viele schätzten ihre Fahrräder auch auf etwa 10 Jahre und gaben teilweise
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 135

an, dass die Anzahl erweitert wurde. Je nach Ausnützung der Bikes, dürften manche

dann auch schon ihre besten Jahre hinter sich haben und sehr wartungsanfällig sein.

Die Frage nach der Wartung lässt dann auch in etwa auf manche Erzählungen schlie-

ßen, dass dies in vielen Schulen ein Problem darstellt. Der Sportlehrer, der sich in der

Freizeit um die Wartung der Bikes kümmern soll, ist sicherlich keine verlässliche,

schnelle und dauerhafte Lösung. Auch wenn es mittlerweile viele Schulen mit Moun-

tainbikes gibt, bleibt dies immer noch ein Schwachpunkt.

Knapp über die Hälfte hat bereits Erfahrung mit Mountainbike Unterricht versucht,

allerdings hätte auch etwa die Hälfte, deren die es noch nicht versucht haben, die

Möglichkeit diesen Unterricht anzubieten. Gründe hierfür dürften das Gefühl der Un-

sicherheit sein und das eigene Fahrkönnen, das sowohl als Grund gegen Mountainbi-

ke als auch als Basiskompetenz als wichtig empfunden wird. Die Sicherheit und Ver-

antwortung im Mountainbike Unterricht ist auch für viele ein Ausschluss- oder zumin-

dest Kritikpunkt. Dies erklärt auch, dass die meisten eher mit kleineren Gruppen un-

terwegs sind, bei denen der Überblick deutlich leichter zu handhaben ist. Die Ergeb-

nisse zeigen zwar, dass Mountainbike oft im normalen Unterricht stattfindet, jedoch

wohl öfters in Optionen wo kleinere Gruppen möglich sind. In den Bemerkungen, die

man hinter der Rubrik Klassenauswahl angeben konnte, ist oft zu lesen, dass Klein-

gruppen wegen der Verantwortung bevorzugt werden. Zudem werden die Klassen

bevorzugt, die von Grund auf nicht so groß sind. Die Disziplin und Risikobereitschaft

wird noch genannt, daher bevorzugen manche Lehrer die Klassen der Oberstufe. An-

dere sind der Meinung, dass Mountainbike oder vielmehr Radfahren auf 7 e wieder

gelernt werden soll, da viele fahrtechnisch sehr schwach sind. In manchen Schulen ist

Mountainbike auch so im schuleigenen Lehrplan verankert, dass es auf 7 e eine kleine

Einführung gibt und später in der Oberstufe Optionskurse. Die entschiedensten Kri-

terien dürften aber das Material pro Schüler, das zur Verfügung steht sein und die

Doppelstunde. Wie schon erwähnt gibt es oft nur große Fahrräder, sodass ein Unter-

richt auf 7 e nicht möglich ist. Zudem haben viele Klassen nur Einzelstunde, in denen

ein Mountainbike Unterricht kaum durchführbar ist.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 136

Das Thema Fortbildung hat großes Interesse bei den Befragten geweckt. Hier sind

es wiederum die eigenen fahrtechnischen Fähigkeiten, die man verbessern will. Diese

Tatsache hat sich im gesamten Fragebogen immer wieder als Grundvoraussetzung

bemerkbar gemacht, genauso wie kleine Reparaturen am Fahrrad durchführen zu

können. In Diskussionen mit Betroffenen, heißt es bei manchen Mutigen, dass sie sich

noch keine größeren Gedanken um eventuelle technische Probleme gemacht hätten,

andere dagegen haben dermaßen Respekt davor, dass sie sich nicht ans Mountain-

bikefahren herantrauen. Für beide Fälle ist es also wichtig neben den Fortbildungen

„MTB in der Schule unterrichten“ auch Fortbildungen anzubieten um das eigene

Fahrkönnen zu verbessern, sowie auch um sich mechanisch weiterzubilden. Dies wur-

de in einer zweiten Phase auch mit großem Zuspruch gemacht.


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 137

9 Fortbildung für Sportlehrer

Mit dem Ziel den Sportlehrern Luxemburgs die fachdidaktischen Kenntnisse und

Vermittlungskonzepte näher zu bringen, ist die Idee geboren eine Fortbildung im

Bereich Mountainbike anzubieten. Zu Beginn wurde lediglich die Fortbildung „Moun-

tainbike in der Schule unterrichten“ für 25 Teilnehmer angeboten. Aufgrund des

Wunsches der ersten Teilnehmer wurde dann eine weitere Fortbildung zum Verbes-

sern des eigenen Fahrkönnens geplant. Der erste Kurs wurde von einem Kollegen

und mir gehalten, während wir uns für den Kurs „Verbesserung des eigenen Fahrkön-

nens“ durch einen dritten Kollegen verstärkten. Als Veranstaltungsort wählten wir die

„base nautique“ in Lultzhausen. Hier fanden wir eine ausreichende Anzahl an Fahrrä-

der in verschiedenen Größen und in einem technisch einwandfreien Zustand vor, die

wir unseren Teilnehmern zur Verfügung stellen konnten. Des Weiteren bot die be-

nachbarte Jugendherberge die Möglichkeit des Mittagessens zwischen den beiden

Teilen der Kurse. Im Folgenden werden die Themen, Inhalte und Verläufe beider

Fortbildungskurse beschrieben.

9.1 Mountainbike in der Schule unterrichten

Da der erste angebotene Kurs am 10. Oktober 2015 relativ rasch ausgebucht war,

entschieden wir uns den gleichen Kurs ein zweites Mal am 12. März 2016 anzubieten.

Mit jeweils 25 Teilnehmern aus verschiedenen Schulen und verschiedenen Fahrkön-

nensstufen waren die Kurse jedes Mal voll belegt. Der Kurs war jeweils auf sechs

Stunden ausgelegt, drei Stunden am Vormittag und drei Stunden am Nachmittag.

Folgende Themen sollten wurden in einer theoretischen Einleitung behandelt:

• Ziele des „Mountainbike“ in der Schule

• Verankerung im Lehrplan des Sportunterrichtes

• Basiskompetenzen des Sportlehrers

• Rechtswesen

• Mögliche Zyklen & Evaluation


N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 138

• Aufbau Technik Mountainbike

• Notfallplan

• Tipps & Tricks

Im Praxisteil wurden zwei große Schwerpunkte thematisiert:

• Unterrichten von Mountainbike auf dem Schulgelände

• Leitung einer Schulgruppe auf einer Tour

Einige Teilnehmer waren begeistert über die doch viele Übungsvarianten, die man

mit einem Fahrrad auf einem geschlossenen Gelände, wie dem Schulhof z.B. durch-

führen kann. Es inspirierte vor allem die Frauen, die zunächst wohl eher kaum das

Schulgelände verlassen wollen und hier erste Erfahrungen sammeln wollen.

9.2 Verbesserung des eigenen Fahrkönnens

Im Anschluss an die ersten beiden Fortbildungskurse gab es einige Nachfragen

nach einem Fahrtechnikkurs. Für den 11. Juni 2016 wurde der Kurs „Verbesserung

des eigenen Fahrkönnens“ in Lultzhausen für 36 Teilnehmer ausgeschrieben. Genau

wie die beiden ersten Kurse waren sechs Stunden für den Kurs vorgesehen.

9.2.1 Organisation

Diesen Kurs sollten wir anfangs zu dritt leiten, haben uns jedoch dafür entschieden

eine weitere Lehrperson mit einzubeziehen um die Gruppengrößen zu verringern. Mit

dem Ziel, vier verschiedene Leistungsgruppen zu bilden, sollte die Gruppeneintei-

lung dann möglichst nach den vorhandenen technischen Fähigkeiten erfolgen. Hier-

für entschieden wir uns unter den Kursleitern, den Teilnehmern vorab eine Beschrei-

bung der Singletrailskala zu zuschicken, damit jeder einzelne sich selbst einschätzen

kann. Schlussendlich hatten wir vier gleich große Gruppen die von der Selbstein-

schätzung her gut zusammen passten, davon war eine Anfängergruppe, zwei mittel-

mäßige die sich alle zwischen S2 und S2+ einschätzten und eine Gruppe die höhere

Ansprüche hatte.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 139

Zu den Vorbereitungen auf diese Weiterbildung gehörte auch die Erkundung der

Umgebung in Lultzhausen um kleine Runden und Plätze zu finden wo die Basisfertig-

keiten wie sie in Punkt 2.5 beschrieben sind, erlernt und gefestigt werden können.

Markierungsteller und –Kreide wurden zusätzlich genutzt zur Differenzierung der

Schwierigkeiten und Einzeichnung der Linien. Grob sollten in den einzelnen Gruppen

folgende Themen bearbeitet werden:

• Anfänger: Basisfertigkeiten in leichtem Gelände (Steuern, Bremsen Ge-

wichtsverlagerung)

• Mittlere Gruppen: schwierigeres Terrain (steilere Abfahrten und Auffahr-

ten), Spitzkehren, schnellere Kurven

• Experten: korrekte Linie in schwierigem Terrain finden und gemeinsam dis-

kutieren, enge Spitzkehren, umsetzen, usw.

9.2.2 Ablauf

Vormittags wurde hauptsächlich auf ausgesuchten Runden und Plätzen in den ein-

zelnen Gruppen geübt und je nach Bedarf Hilfestellung angeboten um dem Übenden

auf das nächst höhere Level weiterzuhelfen. Daneben wurde unter den erfahreneren

Biker viel diskutiert über Fahrtechnik und Material. Meinungen über Umsetzen und

Befahren von Serpentinen und über das Nutzen und die Wichtigkeit von Gleichge-

wicht und Fahrradbeherrschung beispielsweise wurden ausgetauscht. Zum Thema

Material wurden Fragen gestellt über Reifendruck, absenkbare Sattelstützen, usw.

Nachmittags hatten manche Teilnehmer, die sich eventuell doch nicht so wohl in

ihrer Gruppe fühlten die Möglichkeit zu wechseln, bevor es dann für alle Gruppen auf

eine Tour ging.

9.2.3 Fazit

Allgemein verlief diese Fortbildung bis auf einige kleine Stürze und Materialversa-

gen ganz gut. Vor allem am Vormittag konnten viele Teilnehmer aufgrund der ver-

schiedenen und gezielten Übungssituationen einiges dazulernen. Nachmittags mach-

te sich bei einigen die Müdigkeit bemerkbar, die Konzentration ließ nach, die Stürze
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 140

vermehrten sich und die Risikobereitschaft nahm stark ab. Eventuell hätten insgesamt

vier Stunden mit einer kleinen Pause dazwischen gereicht.

Um den Lernerfolg weiter zu steigern, müsste noch mehr auf kleinen Parcours, auf

denen man Runden drehen kann, geübt werden. Auch wenn diese Methode aus Rad-

sportkreisen kommt, wo es neben dem Bewältigen der Schwierigkeit auch um die

Effizienz in Schwierigkeiten geht, sehe ich es als Methode der Wahl um eine neue

Technik zu lernen und vor allem zu stabilisieren. Die Differenzierung durch die Stei-

gerung der Geschwindigkeit kann den Übenden so auch relativ schnell auf ein noch

höheres Niveau bringen. Für diese Art an Fahrtechniktraining ist der Standort Lultz-

hausen allerdings begrenzt. Es gibt sicherlich einige Stellen wo man kleine Parcours

anhand von Hilfsmitteln schaffen kann, jedoch nicht genügend um vier Gruppen à 8

Teilnehmer quasi permanent in Bewegung zu halten. Auch das Wegenetz am Stau-

see, das an Schwierigkeiten viel bietet, ist meistens sehr schmal und macht es

schwierig für eine Gruppe von 8-10 Mountainbikern eine Schlüsselstelle öfters auszu-

probieren.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 141

10 Fazit und Ausblick

In der Einleitung wird Mountainbike als Trendsportart bezeichnet und etwas als

Exklusivität in der Schule dargestellt. Am Ende dieser Arbeit muss ich aber feststel-

len, dass dies nicht mehr ganz der Fall ist. Wie die Umfrage ergeben hat, hat die

Mehrheit der luxemburgischen Sekundarschulen Mountainbikes und nutzt diese auch

regelmäßig. In manchen Schulen begrenzt diese regelmäßige Benutzung sich sicher-

lich noch auf die Sportlehrer, die selbst ein gewisses Maß an eigenem Fahrkönnen

und an technisch mechanischem Know-how mitbringen. Ich denke, dass diese Arbeit

alle Bereiche in denen Mountainbike im schulischen Bereich stattfinden kann, abge-

deckt hat und auch die Grenzen dieser Aktivität aufgezeigt hat. Das Thema der Ver-

antwortung und Sicherheit schreckt noch immer viele ab, vor allem diejenigen die

sich selbst nicht sicher auf dem Zweirad fühlen. Ich denke aber, dass die Lehrerfort-

bildungen sowie die LASEL Veranstaltungen neuen Reiz für manche gesetzt haben,

Mountainbike in ihrem Sportlehreralltag mit einzubeziehen. Des Weiteren muss man

auch eingestehen, dass Mountainbikeunterricht aufgrund des ständigen Zeitdrucks

und eben der hohen Verantwortung immer überwiegend lehrerzentriert über die

Bühne geht. Mountainbike ist und bleibt eine Risikosportart, die darüber hinaus in

den meisten Fällen auch ein hohes Maß an Anstrengungsbereitschaft von den Schü-

lern abverlangt. Darum sollten Abwechslung, Herausforderung und Handlungsorien-

tierung die Trümpfe bei der Umsetzung sein.

Persönlich habe ich in meiner abgelaufenen Amtszeit als Sportlehrerin bereits sehr

viele verschiedene und schöne Erfahrungen mit und auf dem Mountainbike mit Schü-

lern sammeln können und hoffe diese weiterhin an möglichst viele Kollegen weiter-

geben zu können.
N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 142

11 Literaturverzeichnis

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abgerufen

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Linthaler, T., Kaindl, M., & Lewerenz, F. (2008). Das Mountainbike Technikbuch.

Stuttgart: Pietsch Verlag.

Listmann, C. (5. März 2014). Bike Magazin. Von Hintergründe - Interviews:

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Meyer, H., & Rögner, T. (2014). Bike Fahrtechnik (11. Ausg.). Bielefeld: Delius Klasing

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N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 143

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Müller, B., Maier, T., Schmid, L., & Wehrlin, J. (2017). Rollwiderstandskoeffizienten

vonMountainbike Cross Country Reifen: kleine Zahlen von grosser Bedeutung.

Magglingen: Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen.

Natter, A. (2007). Mountainbike Training perfekt. Optimales Trainieren für

Mountainbike-Touren, Trans-Alp, Marathon und Cross Country (2. Auflage

Ausg.). München: Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH.

Natter, A. (2009). Das große Buch vom Mountainbike. Für Einsteiger,

Fortgeschrittene und Leistungssportler. München: Copress Verlag in der

Stiebner Verlag GmbH.

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N. Lamborelle: Mountainbike in der Schule unterrichten 144

ANHANG
Zyklusplanung

Bewegungsbereich Leisten
Bewegungsfeld Bewegen auf rollenden und gleitenden Geräten
Sportart Mountainbike
Klasse 7IEC2 Uhrzeit 13:15 – 14:05
Schüler 18 Stundenanzahl 4
Zyklus 6 Halle Außenbereich LML
Kompetenzbereiche • Erlebnis- und wagnisorientierte Bewegungshandlungen
& -erwartungen - Fähigkeiten und Grenzen einschätzen und angemessen handeln: SuS
schätzen die eigenen Fähigkeiten realistisch ein
- Gefahren erkennen, einschätzen und adäquat handeln: SuS erkennen
mögliche Gefahrensituationen und Verletzungsrisiken und können
damit umgehen; SuS setzen die erforderliche Ausrüstung unter Anlei-
tung funktionsgerecht ein
- Eigene Bewegungsaktivitäten umweltfreundlich gestalten: SuS han-
deln nach allgemeinen Verhaltensregeln in unterschiedlichen Bewe-
gungsräumen



UE Thema Lernziele Inhalt
1 Einführung Radfahren Radkontrolle Rollen
Bremsen Slalom
2 Tempowechsel meistern Schalten Tempowechsel
Radkontrolle Welliges Terrain
Gleichgewicht Gleichgewichtsübungen
3 Wagnisse meistern Gewichtsverlagerung Hindernis
Abfahrtsposition
Auffahrtsposition
4 Test Runde mit kleiner Abfahrt


Evaluation:
AGIR:
APE: aktive Teilnahme am Unterricht, Motivation beim Üben
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1 Einführung Radfahren MTB 7IEC2


Material: Rucksack mit Reparierwerkzeug & 1. Hilfe Set, Markierungsteller, Markierungskreide evtl.

Zeit Inhalt Material / Organisation Info / Differenzierung
13:15 Begrüßung, Anwesenheitskontrolle & Vorstellung des Zyklusses SuS geben ihre Wertsachen ab & begeben NTS begleiten die Gruppe nach draußen und kümmern
5’ Vorstellung des Stundeninhaltes sich nach draußen vor die Garage sich um didaktisches Material
13:20 Vergabe des Materials Alle SuS kommen in den Raum und stellen Hierfür wird in der 1. Stunde etwas mehr Zeit eingeplant
10’ • Kurze Erklärung der Organisation des Materials (Helme hängen direkt sich der Größe nach auf
beim Eingang, Bikes stehen unter dem Schwimmbad und müssen sei- Bikes werden verteilt Die Erklärungen finden noch alle vor der Garage statt
tenverkehrt eingeräumt werden)
• Helm wird direkt genommen und aufgesetzt
Einleitung

• Bikes werden von der Lehrerin verteilt


• SuS sollen den Luftdruck selbst kontrollieren und ggfs. zum Hausmeis-
ter gehen um die Reifen zu pumpen
• SuS die das Material komplett haben sollen draußen vor der Garage
warten
• Nachdem alle ein Bike haben, kurze Kontrolle ob alle passen
Einführung Radfahren
• Erklärung Helm richtig aufsetzen
• Erklärung Sattelhöhe einstellen
13:30 Gemeinsames Einrollen zum Asphaltplatz am Sportplatz und Aufstellen in eine Markierungsteller - SuS die sehr wenig Gleichgewicht auf dem Rad ha-
7’ Reihe nebeneinander Markierungskreide evtl. ben (da sie noch nicht oft Radgefahren sind) können
Position auf dem Rad, Bremsen & Schalten ihren Sattel etwas tiefer lassen
• Kontrolle der Sattelhöhen: SuS setzen sich auf den Sattel und sollen
nur noch mit den Zehenspitzen den Boden berühren (evtl. nachstellen)
• Lenkerhaltung: Daumen wird um den Lenker herum gelegt, maximal 2
Finger auf die Bremshebel und die restlichen 2 um den Lenker

Hauptteil

• Bremsen: es werden immer beide Bremsen benutzt, und mind. 1 Fin-


ger ist auch ständig auf den Bremshebeln
• Schalten: die Funktion der Schalthebel wird kurz erklärt und es wird
den SuS geraten vorne das mittlere Kettenblatt aufzulegen und dies im
ersten Unterricht auch nicht mehr zu verändern.
Kontrolle der Position
SuS sollen eine Runde über den Sportplatz und um den Baum (leichter An- Runde vorfahren und währenddessen auf
stieg mit Abfahrt) drehen. Auf dem Flachen kann die Schaltung ausprobiert dem Sportplatz 2 Markierungsteller nie-
werden und in der leichten Abfahrt kann kontrolliert werden ob die SuS den derlegen die umfahren werden sollen
Lenker richtig halten.

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


Nathalie Lamborelle Lycée Michel Lucius 2016/2017

13:37 Radkontrolle SuS versammeln sich auf dem Sportplatz


10’ SuS stellen sich in 2 Reihen hintereinander mit einer Gasse von etwa 2 Me- Gasse markieren
tern dazwischen auf Nach jeder Durchfahrt Seite mit dem
Mit dem Partner gegenüber werden dann folgende Aufgaben durchgeführt: Partner tauschen
• High 5: mit dem Partner so oft wie möglich abschlagen + Schulter gegeneinander
• Ellbogen gegeneinander Markierungsteller
• High 5 mit Kreuzen: nach jedem Abschlagen die Seite mit dem Partner
tauschen Durchlaufbetrieb
• Mit einem Fuß berühren so oft wie möglich
• Fuß berühren mit Kreuzen
13:47 Slalom Organisation in 2 Reihen mit Gasse wird + ein Slalom enger stellen
7’ • Auf der Hinfahrt um die Teller herum durch den Slalom fahren, auf der beibehalten
Rückfahrt außen herum direkt zurück Hinter dem Startteller 5-7 Teller als Slalom
• Slalom etwas enger stellen legen (großer Schritt zwischen 2 Tellern)
• Einhändig durch den Slalom fahren
• Versetzt durch den Slalom fahren (Vorderrad geht um den Teller, Hin- Durchlaufbetrieb
terrad bleibt außen)
13:54 Abschlussrennen SuS müssen den Bremsweg freihalten!
6’ • Eine Reihe gegen die andere
• Jeder einzelne fährt durch den Slalom und kommt außen herum zurück
• Erst wenn die Hand vom nächsten Schüler in der Reihe abgeklatscht ist,
darf dieser losfahren

14:00 Rückblick auf die UE & Feedback
Ausblick auf die kommende UE
Abschluss


Bikes werden vor der Garage an der Wand abgestellt für die Parallelklasse
Helme werden zurück an die Haken gehängt

Kümmern sich um das didaktische Material


NTS

Begleiten die Gruppe nach draußen



NTS = nicht teilnehmende Schüler
SuS = Schülerinnen und Schüler

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


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2 Tempowechsel meistern MTB 7IEC2


Material: Rucksack mit Reparierwerkzeug & 1. Hilfe Set, Markierungsteller, Markierungskreide evtl., Pfeife

Zeit Inhalt Material / Organisation Info / Differenzierung
13:15 Begrüßung, Anwesenheitskontrolle & Vorstellung des Stundeninhaltes SuS geben ihre Wertsachen ab & begeben NTS begleiten die Gruppe nach draußen und kümmern
5’ sich nach draußen vor die Garage sich um didaktisches Material
13:20 Vergabe des Materials
10’
Einleitung

13:30 Gemeinsames Einrollen zum Sportplatz Pfeife


7’ Aufwärmen / Einrollen
SuS fahren im Kreis um den Sportplatz herum. Auf Pfiffe führen sie eine 4 Markierungsteller aufstellen um den
Übung aus „Kreis“ auf dem Sportplatz zu markieren
1x pfeifen: linke Hand heben für 5“
2x pfeifen: rechte Hand heben für 5“
3x pfeifen: versuchen in die Hände zu klatschen
13:37 Schalten Markierungsteller
7’ • Wiederholen wie die Schaltung funktioniert Markierungskreide evtl.
• Testlauf: SuS fahren auf dem Sportplatz im Kreis herum und bekom-
men gewisse Angaben wie z.B. Durchlaufbetrieb
- Schwerster Gang nehmen
- Leichtester Gang nehmen
- Vorne Mitte, hinten leicht
- Vorne Mitte, hinten schwer
Hauptteil

- Usw.
13:44 Tempospiele SuS fahren weiterhin im Kreis herum
10’ • Auf den Stirnseiten des markierten Quadrats Tempo aufnehmen. Da- Richtung wechseln
zwischen rollen lassen
• Auf den Stirnseiten versuchen einen Sprint zu fahren (aus dem Sattel Markierungsteller
gehen)
• So schnell wie möglich im Kreis fahren
• Rennen: wer ist der schnellste? & wer ist der langsamste (ein Fuß auf Rennen: zwischen 2 Tellern ist Start und Rennen: evtl. Mädchen und Jungen getrennt starten
dem Boden = Ausscheidung)? zwischen den beiden gegenüberliegenden lassen
Tellern ist Ziel

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


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13:54 Atomspiel
6’ • Je nach Angabe der Anzahl versuchen mit den Ellenbogen berühren
und nebeneinander fahren
• Die letzten die keinen Partner oder keine Partner haben müssen eine
extra Aufgabe machen (5x Hock-streck-sprung)
14:00 Rückblick auf die UE & Feedback
Ausblick auf die kommende UE
Abschluss


Bikes werden vor der Garage an der Wand abgestellt für die Parallelklasse
Helme werden zurück an die Haken gehängt

Kümmern sich um das didaktische Material


NTS

Begleiten die Gruppe nach draußen



NTS = nicht teilnehmende Schüler
SuS = Schülerinnen und Schüler

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


Nathalie Lamborelle Lycée Michel Lucius 2016/2017

3 Wagnisse meistern MTB 7IEC2


Material: Rucksack mit Reparierwerkzeug & 1. Hilfe Set, Markierungsteller, Markierungskreide evtl., Schanze

Zeit Inhalt Material / Organisation Info / Differenzierung
13:15 Begrüßung, Anwesenheitskontrolle & Vorstellung des Stundeninhaltes SuS geben ihre Wertsachen ab & begeben NTS begleiten die Gruppe nach draußen und kümmern
5’ sich nach draußen vor die Garage sich um didaktisches Material
13:20 Vergabe des Materials
Einleitung

10’
13:30 Gemeinsames Einrollen zum Sportplatz Runde vor dem Unterricht vorbereiten
3’ Aufwärmen / Einrollen
SuS fahren 5 Runden herum zur Aufwärmung und kommen dann zum As-
phaltplatz
13:33 Position auf dem Rad bei Hindernissen und Abfahrten Markierungsteller
20’ Folgende Erklärungen werden gegeben: Markierungskreide evtl.
• Pedalen in der Waagerechte
• Im Stehen fahren mit Pedalen in der Waagerechten
• 2 Finger auf den beiden Bremshebeln
• Schwerpunkt des Körpers muss nach hinten verlagert werden um ein
Überrollen zu verhindern
• Gesäß nach hinten verlagern (Oberschenkel sollten am hinteren Teil
des Sattels sein)
• Ellbogen leicht angewinkelt (zum zusätzlichen Abfedern von Schlägen)
Abfahren und Hindernis in der Praxis SuS fahren immer auf kleinen Runden im Runde beim Tennisplatz und der Weitsprunganlage vor
Hauptteil

• Kontrollfahrt: SuS fahren etwas hoch und zeigen beim Herabfahren die Durchlaufbetrieb dem Unterricht markieren
erklärte Position - Unsicheren SuS Hilfestellung bieten (in der Hüfte fas-
• Steigerung: Abfahrt hinter der Weitsprunganlage Die Runde immer erweitern oder umän- sen und mitgehen als zusätzliche Bremse und Gleich-
• Hindernis: Schanze mit einbeziehen. Vorzeigen und auf die Stellung der dern gewichtskontrolle)
Pedalen hinweisen sowie das Fahren im Stehen und das Abfedern mit + mit etwas mehr Tempo kann auf der Schanze (Hin-
den Armen dernis) gesprungen werden
++ zeigen wie man das Rad anhebt
Position auf dem Rad bei steileren Anstiegen
Folgende Erklärungen werden gegeben:
• Schwerpunkt des Körpers muss nach vorne gebracht werden
• Auf die Spitze des Sattels setzen
• Leichte Übersetzung wählen (kleines Kettenblatt vorne)
• Ellbogen anwinkeln und Nase in Richtung Lenker bringen
Steilerer Anstieg mit in die Runde einbeziehen

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


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13:53 Verfolgungsrennen 2er Teams


Runde etwas entschärfen. Den „Hasen“ mit 5-10“ je nach Niveau vor dem
„Fuchs“ starten lassen.
14:00 Rückblick auf die UE & Feedback
Ausblick auf die kommende UE
Abschluss


Bikes werden vor der Garage an der Wand abgestellt für die Parallelklasse
Helme werden zurück an die Haken gehängt

Kümmern sich um das didaktische Material


NTS

Begleiten die Gruppe nach draußen



NTS = nicht teilnehmende Schüler
SuS = Schülerinnen und Schüler

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


Nathalie Lamborelle Lycée Michel Lucius 2016/2017

4 Evaluation MTB 7IEC2


Material: Rucksack mit Reparierwerkzeug & 1. Hilfe Set, Markierungsteller, Markierungskreide evtl., Schanze

Zeit Inhalt Material / Organisation Info / Differenzierung
13:15 Begrüßung, Anwesenheitskontrolle & Vorstellung des Stundeninhaltes SuS geben ihre Wertsachen ab & begeben NTS begleiten die Gruppe nach draußen und kümmern
5’ sich nach draußen vor die Garage sich um didaktisches Material
13:20 Vergabe des Materials
Einleitung

10’
13:30 Bekanntgabe der Evaluationskriterien Runde vor dem Unterricht vorbereiten
2’ • Position auf dem Rad bei Abfahrten und Anstiegen
• Überwinden vom Hindernis
• Allgemeine Radkontrolle
13:32 Einfahren auf der Runde Runde vorbereiten mit 2-3 Varianten
15 - 20’ Ähnliche Runde wie in der UE davor
Evaluation
Hauptteil

SuS fahren im Durchlaufbetrieb auf der Runde und werden bewertet.

13:55 Gemeinsame Tour zum Neumanns Park und um das Schulgelände herum je
nachdem wie viel Zeit noch bleibt

14:00 Rückblick auf den Zyklus & Feedback

Abschluss

Bikes werden vor der Garage an der Wand abgestellt für die Parallelklasse
Helme werden zurück an die Haken gehängt

Kümmern sich um das didaktische Material


NTS

Begleiten die Gruppe nach draußen



NTS = nicht teilnehmende Schüler
SuS = Schülerinnen und Schüler

03.11.17 Travail de candidature Mountainbike LAMBORELLE.docx


Fragebogen Mountainbike in der Schule

Schule:_________________________

Geschlecht: o männlich o weiblich Alter:__________

MTB Fahrer/in: o ja o nein

wenn ja: o Anfänger o Fortgeschritten o Könner/Experte

ALLGEMEINE FRAGEN

Auf wie vielen Schulen warst du bisher? _________ (Anzahl)
Wie viele hatten davon Mountainbikes? _________ (Anzahl)
Wie sieht die Umgebung Deiner aktuellen Schule aus, was findest Du auf dem Schulgelände
vor?
o Wald o Bäume (zum Slalom- o Brett
o Sportplatz fahren z.B.) o Linien
o Parkplatz o Schräghang o Paletten
o freie Wiese o Steilhang o Markierungshütchen
o schuleigener Park o Treppen o Drop (Absatz ≈30cm)
o öffentlicher Park o Hindernisse o Sonstiges:______________
o Halle (mit MTB befahrbar) o Wippe

Gibt es Mountainbikes in Deiner aktuellen Schule?
o ja (weiter mit Frage 5) o nein (weiter mit Frage 11)

wenn ja:
Wie viele?
o <10 o 10 - 20 o 20 – 30 o 30 – 40

Ist diese Anzahl deiner Meinung nach ausreichend?


o ja o nein

Aus welchen Jahren datieren schätzungsweise die Anschaffung(en) der Mountainbikes?


____________

Sind es die ersten Mountainbikes oder wurden sie schon einmal ersetzt?
o nicht ersetzt o 1x ersetzt o 2x ersetzt o >3x ersetzt
o erweitert

Wie schätzt du den Zustand der aktuellen Mountainbikes ein?
o 1 (schlecht) o2 o3 o4 o 5 (sehr gut)

Wer kümmert sich um die Wartung der Mountainbikes?
o Sportlehrer in seiner Freizeit
o Sportlehrer mit „Décharge“
o Hausmeister

o Hausmeister mit Fahrradmechaniker Aus-/Fortbildung


o Service techique
o externer Mechaniker
o keine Ahnung
o Sonstiges: ________________________________________________

Wie viele Mountainbikes würden in deiner Schule gebraucht werden? (eigene Einschätzung)
o <10 o 10 - 20 o 20 – 30 o 30 - 40

FRAGEN ZUM UNTERRICHT



Baust Du das Bewegungsfeld 7 „Bewegen auf rollenden und gleitenden Geräten“ in Dei-
nem Unterricht ein?
o ja (weiter mit Frage 13) o nein (weiter mit Frage 15)

wenn ja:

Auf welchen Klassen?


o 7e ES o 7e ST o 7e MO
o 6e o 8e o 8e MO
o 5e o 9e o 9e MO/PR
o 4e o 10e
o 3e o 11e
o 2e o 12e
o 1re o 13e

Welche Sportarten werden für dieses Bewegungsfeld mit einbezogen?
o Mountainbike o Schlittschuhlaufen o Kanufahren
o Inline-Skating o Skifahren o Rudern
o Rollbrettfahren o Snowboarden o Surfen
o Skateboard o Skilanglauf o Segeln
o Rodeln o Wasserski
o Sonstiges:______________

Welche Basiskompetenzen braucht Deiner Meinung nach ein Sportlehrer um MTB zu unter-
richten?
o eigenes Fahrkönnen o Kette sprengen
o Gruppenleitung o Schrauben anziehen
o Platten reparieren o Bike komplett reparieren
o Orientierung o Erste Hilfe

Auf welchen Klassen würdest Du MTB unterrichten?
o 7e ES o 7e ST o 7e MO
o 6e o 8e o 8e MO
o 5e o 9e o 9e MO/PR
o 4e o 10e
o 3e o 11e
o 2e o 12e
o 1re o 13e

Begründe deine Antwort bitte!








In welchem Kontext könntest Du Dir vorstellen MTB zu unterrichten?
o Teil des normalen Unterrichtes
o Option
o Leistungsgruppe (die stärkeren und die schwächeren zusammen)
o Formation professionelle
o Sportsektion
o außerschulische Aktivität (z.B. Tagestour, 2-Tagestour, Schullager)
o Sonstiges: ________________________________________________

Hast Du schon einmal MTB in der Schule unterrichtet?
o ja (weiter mit Frage 20) o nein (weiter mit Frage 27)

wenn ja:
Auf welchen Klassen?
o 7e ES o 7e ST o 7e MO
o 6e o 8e o 8e MO
o 5e o 9e o 9e MO/PR
o 4e o 10e
o 3e o 11e
o 2e o 12e
o 1re o 13e

In welchem Kontext wurde MTB unterrichtet?


o Teil des normalen Unterrichtes
o Option
o Leistungsgruppe (die Stärkeren und die Schwächeren zusammen)
o Formation professionelle
o Sportsektion
o außerschulische Aktivität (z.B. Tagestour, 2-Tagestour, Schullager)
o Sonstiges: ________________________________________________

Wie schätzt Du die Begeisterung der Schüler für das MTB in der Schule ein?
o 1 (sehr schwach) o2 o3 o4 o 5 (sehr stark)

Mit wie vielen Schülern bist Du im Durchschnitt unterwegs?


o 8-12 o 12-18 o >18

Wirst Du in der Regel von einer zweiten Begleitperson unterstützt?


o nie o selten o immer

Wie sicher fühlst Du Dich im MTB Unterricht?


o 1 (wenig) o2 o3 o4 o 5 (sehr)

Würdest Du auch anderen Kollegen bedenkenlos vorschlagen MTB zu unterrichten?


o 1 (wenig) o2 o3 o4 o 5 (sehr)

weiter mit Frage 28

wenn nein:

Warum hast Du bisher noch kein MTB unterrichtet?


o keine Fahrräder o zu große Gefahr
o mangelnde Ausstattung o Rechtswesen unbekannt
o mangelndes Eigenkönnen o Unsicherheit
o Fahrräder in schlechtem Zustand o Sonstiges:____________________
o Angst vor technischen Problemen


ALLGEMEINE FRAGEN ZUR FORMATION CONTINUE

Würde eine Formation continue zum Thema „Mountainbike“ interessieren? Warum hast Du
Dich in diese Formation continue eingeschrieben? Mit welchem Ziel hast Du Dich einge-
schrieben?
o ja, ich habe noch nie MTB unterrichtet und möchte dies nun tun
o ja, um neue Ideen für meinen Unterricht zu sammeln
o ja, um mich fahrtechnisch weiter zu bilden
o ja, um mich technisch (Reparaturen) weiter zu bilden
o ja, um die geforderte Stundenanzahl zu erfüllen
o nein, ich kann kein MTB unterrichten (aus den bei Frage 27 genannten Gründen)
o nein, ich habe genügend Kenntnisse für meinen Unterricht
o nein, MTB Unterricht interessiert mich grundsätzlich nicht
o Sonstiges: ________________________________________________


Bemerkungen:






Vielen Dank!

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