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LICHTBOGENHANDSCHWEISSEN
WELDSCRIPT
M1,02,0006,DE
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 1
WISSENSWERTES ZUR
GESCHICHTE DES LICHTBOGEN-
HANDSCHWEISSENS
Geschweißt wird heutzutage fast überall. Unter Wasser und im Weltraum, an
großen Bauwerken und in kleinsten Bauteilen. Aber hätten Sie gedacht, dass
das Verbinden von Werkstoffen schon über 5.000 Jahre alt ist?
Ungefähr 3.000 v. Chr. wurden Gold, Silber und Kupferstücke durch ther-
misches Löten miteinander verbunden. Und mit dem Feuerschweißen von
schmiedbarem Eisen gelang es damals, Kunstgegenstände und Waffen herzu-
stellen. Seit diesen frühen Anfängen hat sich die Schweißtechnik enorm weiter-
entwickelt und dabei verschiedenste Verfahren hervorgebracht. Eines davon ist
das Lichtbogenhandschweißen. Ein paar Meilensteine aus der Entstehungs-
geschichte dieses Schweißverfahrens können Sie hier nachlesen:
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 2
Dr. H. Zerener aus Berlin lässt sich einen Apparat
patentieren, mit dem sich durch elektrische Ströme
oder einen elektrischen Lichtbogen feste Körper er-
1889
wärmen und schmelzen lassen. Der Lichtbogen ent-
steht bei diesem Verfahren zwischen zwei Kohleelek-
troden. (Kohle-Kohle-Lichtbogen)
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 3
INHALT
WISSENSWERTES ZUR GESCHICHTE DES LICHTBOGENHANDSCHWEISSENS ................................................................. 2
4. SCHWEISSPOSITIONEN ......................................................................................................................................... 13
4.1 Definition .....................................................................................................................................................13
4.2 Klassifizierung ............................................................................................................................................. 13
4.3 Verständnisfragen ....................................................................................................................................... 14
6. SCHWEISSGERÄTETECHNIK .................................................................................................................................. 23
6.1 Schweißstromquellen .................................................................................................................................. 23
6.1.1 Streukerntransformatoren ........................................................................................................................... 23
6.1.2 Thyristorgesteuerte Stromquellen ............................................................................................................... 24
6.1.3 Inverter-Stromquellen .................................................................................................................................. 25
6.1. AccuPocket ................................................................................................................................................26
6.1.5 Schweißumformer ....................................................................................................................................... 28
6.2 Zubehör .......................................................................................................................................................28
6.2.1 Vorbereiten des Lichtbogenhandschweißprozesses/Zubehörkontrolle ....................................................... 28
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 4
6.2.2 Schweißkabel .............................................................................................................................................. 28
6.2.3 Elektrodenhalter .......................................................................................................................................... 29
6.2.4 Stromrückleitung und Massezwinge ........................................................................................................... 30
6.3 Verständnisfragen ....................................................................................................................................... 30
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 5
10. FEHLER BEIM LICHTBOGENHANDSCHWEISSEN ................................................................................................... 49
10.1 Fehlerarten und Fehlerursachen ................................................................................................................. 49
10.2 Verständnisfragen ....................................................................................................................................... 50
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 6
HERZLICH WILLKOMMEN!
Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserem Training zum Lichtbogenhand-
schweißen.
Mit dieser Teilnehmerunterlage möchten wir Sie bei Ihrem Training unterstüt-
zen. Auf den folgenden Seiten finden Sie daher viele hilfreiche Informationen
rund um das Lichtbogenhandschweißen. So können Sie Wissenswertes nach-
schlagen und zu aufkommenden Fragen die passenden Antworten finden.
Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg bei Ihrem Trainingsprogramm!
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 7
1. DIE LERNZIELE
Wenn Sie unser Training „Lichtbogenhandschweißen“ vollständig absolviert ha-
ben, dann wissen Sie anschließend eine ganze Menge über diesen Schweiß-
prozess:
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 8
2. BASISWISSEN: FÜGEN VON
WERKSTOFFEN
Es gibt unterschiedliche Fertigungsverfahren, unter anderem gehören dazu das
Umformen, das Trennen, das Beschichten und das Fügen von Werkstoffen.
Nach der DIN 8580 „Fertigungsverfahren – Begriffe, Einteilung“ stellt das Fü-
gen von Werkstoffen eine Hauptgruppe dar, zu der alle Verfahren gehören bei
denen zwei oder mehr feste Körper mit geometrisch bestimmter Gestalt dauer-
haft verbunden (gefügt) werden.
stoffschlüsige,
Eine weitere Einteilung für das Fügen von Werkstoffen bezieht formschlüssige und
sich auf die Art und Weise der Verbindung. Hier unterscheidet kraftschlüssige Ver-
bindungen
man zwischen stoffschlüssigen, formschlüssigen und kraft-
schlüssigen Verbindungen.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 9
3. DER SCHWEISSPROZESS
„LICHTBOGENHANDSCHWEISSEN“
3.1 Bezeichnungen
GELTUNGSBEREICH BEZEICHNUNG
weltweite Norm DIN EN ISO 4063 Schweißprozess mit der Nummer 111
Deutschland E-Hand
Großbritannien Manual Metal Arc Welding (MMAW)
USA Shielded Metal Arc Welding (SMAW)
Tab. 1: Bezeichnungsvarianten für das Lichtbogenhandschweißen.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 10
3.3 Aufbau und Grundprinzip
Der Aufbau: An einer Stromquelle mit zwei Polen werden an einem Pol die
Stabelektrode, am anderen das Werkstück angeschlossen. Die Verbindung Die Verbindung von Stromquelle,
Werkstück und Stabelektrode.
der Stabelektrode mit dem Pol erfolgt durch ein Schweißkabel und den Elek-
trodenhalter, die Verbindung zwischen Pol und Werkstück ebenfalls über ein
Schweißkabel und durch eine Werkstückklemme (Abbildung 1).
1 Netzkabel
2 Stromquelle
3 Schweißkabel (Elektrode)
4 Schweißkabel (Werkstück)
5 Elektrodenhalter
6 Stabelektrode
7 Werkstück
Das Grundprinzip: Der Lichtbogen wird nach dem Einschalten der Stromquel-
le durch eine Berührung von Stabelektrode und Werkstück gezündet. Dabei
werden die beiden Pole für einen Sekundenbruchteil kurzgeschlossen, sodass Schlacke und Schutzgasglocke
anschließend Strom fließen kann. Der gezündete Lichtbogen brennt zwischen
dem Werkstück und einer abschmelzenden, umhüllten Elektrode. Dadurch ent-
steht die erforderliche Schmelzwärme. Durch den abschmelzenden Kerndraht
und die ebenfalls abschmelzenden Umhüllung liefert die Elektrode außerdem
die schützende Schlacke und die Schutzgasglocke.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 11
3.4 Vor- und Nachteile des Lichtbogenhandschweißens
Vorteile Nachteile
+ einfache Handhabung - geringe Schweißgeschwindig-
keit
+ ortsunabhängig und universell
einsetzbar: in der Werkstatt, im - große Rauchentwicklung
Außenbereich, unter Wasser
- Auftreten von Blaswirkung
+ geringe Lärmbelästigung
- Vermehrte Fehlerquelle durch
(bei Gleichrichter)
Endkrater und Ansatzstellen Die Vor- und Nachteile
+ geringe Anschaffungskosten des Schweißverfahrens
- der Elektrodendurchmesser ist auf einen Blick
+ Schutz der Schweißnaht durch abhängig von Blechdicke und
Schlackenbildung Schweißposition
+ relative Unempfindlichkeit - Hohe Rüst- und Nebenzeiten:
gegen Verunreinigung wie Rücktrocknen von standardver-
Rost, Zunder, Öle, Fette packten Elektroden, Einspan-
nen der Elektroden, Entfernen
+ fast alle metallischen Werkstof-
der Reststummel, Entfernen
fe können verschweißt werden
von Schlacke und Spritzern
+ hohe Schweißnahtqualität und
- nicht mechanisierbar
hohe mechanische Gütewerte
3.5. Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 12
4. SCHWEISSPOSITIONEN
4.1 Definition
Aus der Art und Weise, wie die Bauteile zusammengeschweißt werden, ergibt
sich eine grundlegende Unterscheidung in:
1. Stumpfnähte
2. Kehlnähte
Definition von
Schweißpositionen beschreiben die Lage der Schweißnaht wäh- Schweißpositionen.
rend des Schweißvorgangs.
Durch die Lage der zu schweißenden Werkstücke und die Position der Elektro-
de zur Naht ergeben sich verschiedenste Schweißpositionen.
4.2 Klassifizierung
PD Horizontal-Überkopfposition PJ Rohrposition,
PE Überkopfposition Fallendschweißen
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Abb. 2: Schweißpositionen nach DIN EN ISO 6947.
4.3 Verständnisfragen
Wie lautet nach DIN EN ISO 6947 die Schweißposition für die Steigposition
an Blechen?
Wie lautet nach DIN EN ISO 6947 die Schweißposition für die Überkopf-
position an Blechen?
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5. DIE ELEKTRIZITÄT UND DAS
LICHTBOGENHANDSCHWEISSEN
5.1 Elektrischer Strom
Damit Strom fließen kann, benötigt er eine elektrische Spannung. Sie entsteht
zwischen zwei unterschiedlich geladenen Polen und ist die treibende Kraft, die
die Bewegung der elektrischen Ladung verursacht, ähnlich dem Wasserdruck.
Je höher die Spannung ist, desto mehr Strom kann fließen.
Der Widerstand ist der „Gegner“ der Spannung, denn an jedem Widerstand
geht Spannung verloren.
Atome haben in ihrem Kern Protonen und Neutronen und auf der aus mehreren
Atome, Protonen
Schichten bestehenden Atomhülle Elektronen. Das Proton ist positiv geladen,
und Elektronen.
das Neutron hat keine Ladung und das Elektron ist negativ geladen. Die An-
zahl der Protonen, Neutronen und Elektronen ist zwar bei jedem Material unter-
schiedlich, aber sie ist immer so, dass der Atomkern positiv geladen ist.
Verschieden große Ladungen versuchen sich durch das Fließen eines Stroms
auszugleichen. Diesen Unterschied nennt man die Spannung. Je größer die
Spannung ist, desto größere Entfernungen können überbrückt werden. Erst
durch die Spannung kann also Strom fließen.
Das Formelzeichen U gibt an, wie groß der Unterschied der elektrischen La-
dung ist.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 15
5.3 Elektrischer Widerstand
Der elektrische Widerstand gibt an, wie stark die Elektronen gebremst wer-
Elektrischer Widerstand bremst
den, während der Strom fließt. Deshalb ist der Widerstand der Kehrwert zur den Stromfluss.
Leitfähigkeit: Stoffe mit hoher elektrischer Leitfähigkeit besitzen einen geringen
Widerstand, schlechte Leiter einen hohen.
Alle Stoffe weisen verschieden hohen Widerstand gegen den Fluss von Elek-
tronen auf. Man unterscheidet Leiter, Halbleiter und Nichtleiter. Bei elektri-
schen Leitern (Metalle etc.) sind die elektrischen Ladungsträger beweglich. Bei
Nichtleitern (z. B. Glas oder Gummi) sind sie an ihren Ort gebunden.
Das Ohm’sche Gesetz wurde nach seinem Entdecker Georg Simon Ohm be-
nannt. Er fand heraus, dass zwischen Strom, Spannung und Widerstand ein
linearer Zusammenhang besteht:
Das „Ohm’sche
Die Formel des Ohm’schen Gesetztes lautet demzufolge: U = R x I Gesetz“
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 16
5.5 Stromkreise
I: Strom
Spannungsquelle/
Leistungserzeuger
Leistungsverbraucher geschlossener
Stromkreis
A: Strommessgerät
S: Schalter
R: Widerstand/Sicherung
: Fließrichtung des Stroms
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 17
Im offenen Stromkreis ist die Verbindung unterbrochen, es fließt daher kein
Strom (Abbildung 4). Die Unterbrechung kann entweder bewusst mit einem
Schalter ausgelöst werden oder unbeabsichtigt passieren, z. B. durch einen
Wackelkontakt, ein fehlendes Kabel oder Ähnliches.
Spannungsquelle/
Leistungserzeuger
offener
Leistungsverbraucher Stromkreis.
A: Strommessgerät
S: Schalter
R: Widerstand/Sicherung
5.6 Kurzschluss
Spannungsquelle/
Leistungserzeuger
Kurzschluss Leistungsverbraucher Kurschluss.
A: Strommessgerät
S: Schalter
R: Widerstand/Sicherung
Abb. 5: Kurzschluss
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 18
5.7 Spannungsarten und Stromarten
5.7.1 Gleichspannung
Technisch gesehen und dargestellt fließt Strom immer vom Pluspol zum Minus-
pol einer Spannungsquelle. Wenn sich die Belegung der Pole nicht ändert und
damit auch die Fließrichtung des Stroms unverändert bleibt, spricht man von
einer Gleichspannung.
Definition von
Gleichspannung ist eine elektrische Spannung, bei der sich Stär- Gleichspannung
ke (Wert) und Richtung (Polarität) nicht ändern (Abbildung 6).
5.7.2 Gleichstrom
Bezeichnungsvarianten:
Gleichstrom ist ein elektrischer Strom, bei dem sich Stärke (Wert) Definition von
Gleichstrom
und Richtung (Polarität) nicht ändern (Abbildung 6).
Stromspannung
Strom
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 19
5.7.3 Wechselspannung
Wechselspannung ist eine elektrische Spannung, bei der sich Definition von
in regelmäßigen, wiederkehrenden Abständen die Stärke (Wert) Wechselspannung
5.7.4 Wechselstrom
Bezeichnungsvarianten:
Stromspannung
Strom
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 20
5.8 Der Schweißstromkreis
Ein Schweißstromkreis verhält sich wie ein elektrischer Stromkreis, deshalb gilt
auch für den Schweißstromkreis das Ohm’sche Gesetz.
Die Grundvoraussetzung für das Entstehen eines Lichtbogens ist ein geschlos-
sener Stromkreis. Jeder Stromkreis besitzt einen positiv und einen negativ ge-
ladenen Pol. Am negativ geladenen Pol (Kathode) herrscht ein Überschuss
Elektronenfluss vom
an Elektronen, die vom positiv geladenen Pol (Anode) angezogen werden. negativen zum positiven Pol
Durch diese Anziehungskraft entsteht ein Elektronenfluss vom negativen zum
positiven Pol (physikalische Stromrichtung). Die Stromquelle innerhalb des
Schweißstromkreises sorgt dafür, einen kontrollierten Elektronenfluss aufrecht-
zuerhalten (Abbildung 8).
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 21
Im geschlossenen Schweißstromkreis müssen die Elektronen während des
Elektronenflusses eine räumliche Lücke zwischen Elektrode und Werkstück
Der Lichtbogen als
überwinden. Das Überbrücken dieser Distanz geschieht durch den Lichtbogen. elektrischer Leiter
Er schließt als beweglicher elektrischer Leiter den Schweißstromkreis und sorgt
dafür, dass die Elektronen fließen können. Der Lichtbogen stellt im Schweiß-
stromkreis auch den Widerstand dar.
Der Zustand, der im Lichtbogen entsteht, wird als „Plasma“ bezeichnet. Ein
wichtiges Merkmal des Plasmas ist, viel Wärmeenergie in einem eng begrenz-
ten Raum zu generieren, wodurch letztlich der Schweißlichtbogen entsteht.
Plasma ist der vierte Aggregatzustand neben fest, flüssig und Plasma
gasförmig.
5.10 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 22
6. SCHWEISSGERÄTETECHNIK
6.1 Schweißstromquellen
6.1.1 Streukerntransformatoren
Streukerntransforma-
In der Schweißgerätetechnik sind Streukerntransformatoren (Abbildung 9), die toren
Geräte mit dem einfachsten Aufbau.
Der Transformator besteht aus zwei getrennten Wicklungen auf einem gemein-
samen Eisenkern (Abbildung 10). Die Primärspule besitzt viele Windungen, die
Sekundärspule wesentlich weniger. Der Schweißstrom wird durch das Anzap-
fen der Primärspule geregelt. Um eine stufenlose Regelung der Schweißstrom-
Jochregelung
stärke zu ermöglichen, wird häufig zwischen der Sekundär- und der Primärspu-
le ein bewegliches Joch montiert, mit dem sich die Streuung des Magnetfeldes
ändern lässt (Jochregelung). Ein Streukernstransformator liefert ausschließlich
Wechselstrom.
= Wechselstrom
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 23
Vorteile Nachteile
+ geringe Anschaffungskosten - hoher Blindstromanteil
+ große Robustheit durch einfa- - hohes Gewicht
che Konstruktion Die Vor- und Nachteile
- große Baugröße der Streukerntransfor-
matoren auf einen Blick
- Ferneinstellung des Stroms nur
durch erheblichen mechani-
schen Aufwand
- wegen des Wechselstroms sind
nicht alle Elektrodentypen ver-
schweißbar
Vorteile Nachteile
+ gut steuerbar und regelbar - hoher Platzbedarf, große Bau-
größe
+ Fernregelung möglich
- großes Gewicht Die Vor- und Nachteile
+ Gleichstrom als Schweißstrom der thyristorgesteuerten
- langsamer Regelungsprozess Stromquelle auf einen
+ einfache, preisgünstige War-
Blick.
tung - höhere Anschaffungskosten als
beim Schweißtransformator
+ mäßige Blaswirkung
- durch die notwendige, volumi-
nöse Ausgangsglättungsdros-
sel beträgt der Wirkungsgrad
nur 70 Prozent
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 24
Steuerkerntransformatoren und thyristorgesteuerte Schweiß-
Streukerntransforma-
stromquellen werden mit einer Netzfrequenz von 50 Hz betrie- toren und thyristor-
ben. Daher benötigen beide Gerätetypen einen verhältnismäßig gesteuerte Stromquel-
len werden von der
großen Schweißtransformator und eine große Glättungsdrossel. Inverter-Technologie
Beides macht die Geräte im Gewicht schwer und in ihrer Bau- abgelöst.
größe sehr voluminös. Beide Schweißstromquellentypen werden
heute industriell kaum mehr eingesetzt.
6.1.3 Inverter-Stromquellen
1: Eingang: sinusförmiger
Wechselstrom
2: Gleichrichten (primär)
3: Puffern und Schalten
4: Transformieren
5: Gleichrichten (sekundär)
6: Glätten
7: Ausgang für Schweißung
Abb. 14: Funktionsweise einer Inverter-Stromquelle.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 25
Die neueste Generation der E-Handinverter verfügt über einen sogenannten
Resonanzinverter mit speziell angeordneten Kondensatoren. Durch Wechsel-
Resonanzinverter
wirkung mit dem Schweißtransformator erzeugen die Kondensatoren Energie und Resonanz
und speichern diese. Gleichzeitig baut auch der Schweißtransformator Energie
auf, indem er aus dem selbst erzeugten Magnetismus bei Entladung wiederum
Elektrizität gewinnt. Wenn Transformator und Kondensatoren so aufeinander
abgestimmt sind, dass sie sich wechselseitig hochladen, spricht man von Re-
sonanz.
Vorteile Nachteile
+ kleine Größe, geringes Gewicht - komplexe Konstruktion
+ fernregelbar - höherer Wartungsaufwand Die Vor- und Nachteile
der inverter gesteuerten
+ gute Schweißeigenschaften Stromquelle auf einen
durch schnelle Regelung Blick.
+ Gleichstrom als Schweißstrom
+ mit Resonanzinvertern las-
sen sich alle Elektrodentypen
schweißen
6.1.4 AccuPocket
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 26
Die über Akkus betriebenen Stromquellen verbinden ein verhältnismäßig
geringes Gewicht und die Unabhängigkeit vom Stromnetz mit einer relativ
langen Arbeitsdauer. Mit diesem Schweißsystem (Abbildung 15) beispiels-
weise lassen sich mit einer vollen Akkuladung bis zu sechs 3,25 mm-
Elektroden oder 16 Elektroden mit 2,5 mm Durchmesser verschweißen.
Vorteile Nachteile
+ geringes Gewicht - Leistungsdauer abhängig von Die Vor- und Nachteile
des AccuPockets auf
Akkuleistung
+ leistungsstarker Akku einen Blick.
- begrenzte Lebensdauer der
+ große Bewegungsfreiheit
Akkus
+ schnell einsatzbereit
6.1.5 Schweißumformer
Schweißumformer, auch Schweißaggregat oder
Schweißgenerator genannt, werden durch einen
Verbrennungskraftmotor angetrieben (Abbildung
17). Deshalb werden Schweißumformer dort einge-
setzt, wo kein elektrisches Versorgungsnetz erreich-
bar ist, beispielsweise auf Baustellen. Meist ist die
Verwendung von Schweißumformern auf Spezial-
gebiete beschränkt, wie z. B. die Feldschweißung Abb. 17: Dieselschweiß-
von Pipelines. aggregat und Stromerzeuger
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 27
Vorteile Nachteile
Die Vor- und Nachteile
+ stromnetzunabhängig - große Lautstärke des Schweißumformers
auf einen Blick
- großes Gewicht
- Anwendung nur in Spezialge-
bieten
6.2 Zubehör
6.2.2 Schweißkabel
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 28
Wichtig:
1. Schweißkabel und Massekabel IMMER vor dem Einschalten
des Schweißgerätes anschließen.
Wichtige Sicherheitshinweise
2. Beim Umpolen der Schweißkabel MUSS das Gerät abge- zum Umgang mit Schweiß-
schaltet werden, sofern kein Polumschalter vorhanden ist. kabeln!
Die nachfolgende Tabelle stellt die Belastbarkeit von Schweißkabeln bei einer
Einschaltdauer von 60 % dar:
Abb. 18:Schweißkabel
mit Kupplungen.
6.2.3 Elektrodenhalter
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 29
Abb. 19: Isolierter Elektrodenhalter, 150 A, Abb. 20:Isolierter Elektrodenhalter, 250 A,
60 % ED. 60 % ED.
6.3 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 30
7. STROMQUELLENKENNLINIE –
LICHTBOGENKENNLINIE –
ARBEITSPUNKT
7.1 CC- und CV-Charakteristik
Wird der Lichtbogen länger, erhöht sich die Schweißspannung. Definition vom Regel-
verhalten
Wird der Lichtbogen kürzer, wir die Schweißspannung geringer.
Dieser Zusammenhang wird Regelverhalten genannt.
Spannung (U)
Stromstärke (I) =
Widerstand (R)
Nach dieser Formel müssen sich Spannung und Widerstand proportional zu-
einander verhalten, um den Stromwert gleich zu halten.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 31
Langer Lichtbogen = höhere Spannung,
gleichbleibende Stromstärke
Schweißspannung Us (V)
Us
Is=
R
niedrige Spannung
I=
hoher Widerstand
Us
Is=
R
2
hohe Spannung
I=
niedriger Widerstand
Schweißstrom Is (A)
Lichtbogen
lang
Ermitteln des Arbeitspunktes
Lichtbogen durch Stromquellenkennlinie
1 optimal und Lichtbogenkennlinie.
2 Lichtbogen
kurz
3
Schweißstrom Is (A)
CV-Charakteristik:
Das Gegenteil einer Konstant-Stromkennlinie ist eine Konstant-Spannungs- Current Voltage-Charakte-
ristik
kennlinie, engl.: Constant-Voltage-Charakteristik (CV-Charakteristik).
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 32
Stromquellen mit CV-Charakteristik sind für das Lichtbogenhandschweißen
nicht geeignet, da mit jedem Zurückziehen der Elektrode der Lichtbogen sofort
erlöschen würde. Eine Ausnahme sind Multiprozessanlagen.
Die Schweißstromstärke
… wird am Schweißgerät stufenlos eingestellt.
… ist abhängig vom Kerndrahtdurchmesser.
Basische-Hochlegierte Elektrodentypen:
Lichtbogenlänge = 0,5 x Kerndrahtdurchmesser
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 33
7.2.2 Arbeitsspannung
Mit der Arc-Force-Control ist es deshalb möglich, Stabelektroden mit sehr nied-
riger Stromstärke zu verschweißen, was z. B. bei Kantenauftragungen vorteil-
haft ist.
Us (V)
80
70
60
50
40
30
20
10
7.2.4 Anti-Stick-Funktion
Klebt die Elektrode fest, kommt es zum Kurzschluss. Um die Elektrode nicht zu
zerstören, schaltet sich das Schweißstromgerät durch die Anti-Stick-Funktion
sofort und automatisch ab.
Anti-Stick-Funktion
V
10 V
Zeit
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 34
7.2.5 HOT-Start
Um die Elektrode leichter zünden zu können, wird beim HOT-Start am Schweiß-
gerät bei der Zündung für den Bruchteil einer Sekunde der Strom erhöht.
Is (A)
150 % 200
HOT-Start
50 % 150
HOT-Start
0% 100
7.2.6 SOFT-Start
Beim SOFT-Start wird durch die anfangs geringere Energie der Grundwerkstoff
nicht tief aufgeschmolzen. Damit wird es möglich, den Ansatz zu überschwei-
ßen und das Schweißbad besser ausgasen zu lassen. Dies verhindert die An-
satzporenbildung.
Schweißspannung U (V)
SOFT-Start
Zeit (Sekunden)
Abb. 27: SOFT-Start-Zündung.
7.3 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 35
8 UMHÜLLTE STABELEKTRODEN
8.1 Aufgaben der Elektrodenumhüllung
1 Kernstab
2 Umhüllung
3 Metalltropfen
4 Schutzgasglocke Schweißen mit umhüllten
Stabelektroden
5 Schweißgut, flüssig
6 Schweißgut, fest
7 Werkstück
8 Schlacke, flüssig
9 Schlacke, fest
10 Lichtbogen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 36
8.2 Einteilung der umhüllten Stabelektroden
KURZZEICHEN ELEKTRODENTYP
A sauerumhüllt
C zelluloseumhüllt
R rutilumhüllt Kurzbezeichnungen von
Elektrodentypen
RR dick rutilumhüllt
RC rutilzellulose-umhüllt
RA rutilsauer-umhüllt
RB Rutilbasisch-umhüllt
B basischumhüllt
Die Elektroden haben eine gute Lichtbogenstabilität und eignen sich deshalb
gleichermaßen für Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC). Bei der Verwen-
dung von sauerumhüllten Stabelektroden entsteht ein hochflüssiges Schmelz-
bad, deshalb sind diese Stabelektroden für Schweißarbeiten in Zwangslage
nicht geeignet. Das Schweißgut der Stabelektroden besitzt nur mäßige mecha-
nisch-technologische Gütewerte. Sauerumhüllte Stabelektroden werden heute
nur noch selten verwendet.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 37
Typenbeispiel für Sauerumhüllte Elektroden nach EN ISO 2560-A:
E-35 0 A 12
Vorteile Nachteile
+ eintropfiger Werkstoffübergang - sehr schwierig zu verschwei- Die Vor- und Nachteile
der celluloseumhüllten
ßen
+ tiefer Einbrand Stabelektronen auf einen
- nicht für alle Schweißmaschi- Blick
+ für alle Schweißpositionen ge-
nen geeignet
eignet, besonders für fallende
- große Rauchentwicklung
+ gute mechanische Gütewerte
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 38
Die mechanisch-technologischen Gütewerte des Schweißgutes von rutilum-
hüllten Elektroden sind besonders bei Stählen mit höherem Mangan-Gehalt zu
beachten.
Vorteile Nachteile
+ feintropfiger Werkstoffübergang - nicht alle Schweißpositionen
sind möglich Die Vor- und Nachteile
+ leicht zu verschweißen
der rutilumhüllten Stab-
- niedrigere mechanisch-techno-
+ schöne, flache Naht elektroden auf einen
logische Gütewerte als basi- Blick.
+ geeignet für Gleichstrom und sche Elektroden
Wechselstrom
- schlechte Spaltüberbrückbar-
keit
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 39
Basischumhüllte Stabelektroden sind für das Schweißen in fast allen Positio-
nen geeignet, eine Ausnahme bildet die Fallnaht. Im Pipelinebau werden des-
halb basischumhüllte Fallnahtelektroden mit spezieller Umhüllungszusammen-
setzung genutzt.
Vorteile Nachteile
+ grobtropfiger Werkstoffübergang - etwas schwieriger zu ver- Die Vor- und Nachteile
schweißen als rutilumhüllte der basischumhüllten
+ vielseitige Positionsver- Stabelektroden auf einen
Elektroden
schweißbarkeit Blick
- standardverpackte Elektroden
+ hohe mechanisch-technologi-
sollten rückgetrocknet werden
sche Gütewerte
+ meist DC+-verschweißt
Die Ausbringung beschreibt das Verhältnis zwischen der Masse des abge-
schmolzenen Kernstabes und der Masse des aufgetragenen Schweißgutes:
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 40
Die mit einer Stabelektrode geschweißte Nahtlänge wird auch
Ausziehlänge genannt und mit dem Formelzeichen L angege-
Die Ausziehlänge gibt
ben. Durch die Ausziehlänge weiß der Schweißer genau, wie Hinweise auf die Wär-
viele Zentimeter er schweißen darf bzw. schweißen muss, um meeinbringung und die
Abkühlzeit.
eine konstante Streckenenergie zu erreichen.
die für den Werkstoff günstige Abkühlzeit zu erreichen, die
sich aus der Streckenenergie ergibt.
Weil der Wert aus Stromstärke und Abschmelzzeit praktisch immer konstant
bleibt, beeinflusst die Ausziehlänge die Streckenenergie E. Die Schweißge-
schwindigkeit v ist beim Lichtbogenhandschweißen eine qualitative Größe.
8.5 Lagerung
8.6 Rücktrocknung
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 41
Das Rücktrocknen erfolgt im Ofen, wobei die Stabelektroden maximal dreilagig
aufgeschichtet werden dürfen. Beim Einlegen der Elektroden sollte die Ofen-
temperatur bei maximal 100 ° C liegen und die Aufheizgeschwindigkeit von
maximal 150 ° C/Stunde nicht überschreiten. Die Rücktrocknung dauert etwa
zwei bis drei Stunden. Anschließend sollten die Elektroden langsam abkühlen.
widerstandsfähige Umhüllung
geringe Rauchentwicklung
ungiftige Gase und Dämpfe
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 42
8.8 Die Kennzeichnung umhüllter Stabelektroden
8.8.1 Kennzeichnung auf der Stabelektrode
Umhüllte Stabelektroden müssen mit einer rückverfolgbaren Handelsbezeich-
nung und einer gültigen Normbezeichnung dauerhaft beschriftet sein. Die
Kennzeichnung steht auf der Umhüllung und ist nahe dem Einspannende plat-
ziert (Abbildung 29).
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 43
8.8.3 Kennzeichnung nach Norm
unlegierte u. Nickel u.
hochfeste warmfeste nichtrosten- Normen legen fest, welche
MATERIAL FK- Nickelegie-
Stähle Stähle de Stähle Elektrode für welchen Werkstoff
Stähle rungen
verwendet werden darf.
DIN EN ISO DIN EN ISO DIN EN ISO DIN EN ISO DIN EN ISO
NORM
2560 18275 3580 3581 14172
Tab. 7: Werkstoffe und die dazugehörenden Normen.
E 46 6 Mn1Ni B 4 2 H5
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 44
8.8.5 Grundschema zur Bezeichnung einer hochlegierten umhüllten Stabelektrode
zum Schweißen von austenitischen, nichtrostendem Stahl nach DIN EN ISO
3581
EN ISO 3581 E 19 12 2 R 32
8.9 Verständnisfragen
Was ist bei der Lagerung und der Rücktrocknung von Schweißelektroden
zu beachten?
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 45
9. DURCHFÜHRUNG DER
SCHWEISSUNG ALLGEMEIN
9.1 Nahtarten (Nahtformen)
Die Nahtaht bzw. Nahtform legt zwei wesentliche Aspekte des Schweißprozes-
ses fest:
Nahtarten beeinflussen den
1. Die Vorbereitung der Schweißfuge Schweißprozess
Die häufigste Nahtform ist die Kehlnaht, bei der die Werkstücke im Winkel mit-
einander verschweißt werden. Stumpfnähte verbinden Werkstücke, die sich auf
einer Ebene (180°-Winkel) befinden (siehe dazu auch Seite 10).
technisches
Nahtart Symbol
I-Naht
Y-Naht
9.2 Nahtvorbereitung
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 46
Bei kleineren Rohrdurchmessern im Rohrleitungsbau erfolgt die Nahtvorberei-
tung meist durch Schleifen mit Winkelschleifern.
9.3 Elektrodenführung
Abb. 32: Der Winkel beim Schweißvorgang sollte ca. 70° Neigung betragen.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 47
Besonders wichtig ist die richtige Elektrodenführung beim Wurzelschweißen
(Abbildung 34) und beim Einlagen-Verbindungsschweißen von dünnen Ble-
chen (Abbildung 35). In beiden Fällen ist es entscheidend, durch das richtige
Führen der Elektrode die Fugenflanken völlig aufzuschmelzen. Das garantiert
ein Durchschweißen und verhindert gleichzeitig ein Durchbrennen.
Abb. 34: Elektroden- Abb. 35: Pendelformen Abb. 36: Lagenfolge bei einer
führung von einlagigen beim Lichtbogenhand- mehrlagigen V-Naht-Schwei-
V- und Kehlnähten. schweißen. ßung.
9.4 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 48
10. FEHLER BEIM LICHTBOGEN-
HANDSCHWEISSEN
10.1 Fehlerarten und Fehlerursachen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 49
Im Gegensatz zu den Poren sind Endkraterlunker Erstarrungs- oder Schwin-
dungshohlräume. Ihre Bezeichnung resultiert daraus, dass sie meist am Ende
einer Schweißnaht zu beobachten sind.
Nicht durchgeschweißte oder nicht erfasste Wurzeln sind Fehler, die vom Kön-
nen des Schweißers abhängen. Im Gegensatz dazu hat eine Rissbildung ihren
Ursprung meistens im Werkstoff.
10.2 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 50
11. DIE BLASWIRKUNG DES
ELEKTRISCHEN LICHTBOGENS
11.1. Magnetische Felder und deren Wirkung
Als Blaswirkung des elektrischen Lichtbogens bezeichnet man Definition von Blas-
wirkung.
das unregelmäßige Flattern des Lichtbogens in unerwünschte
Richtungen. Die Blaswirkung entsteht durch magnetische Felder.
Wird der Lichtbogen durch die Blaswirkung abwechselnd kürzer und länger,
besteht die Gefahr, dass der Grundwerkstoff teilweise nicht genügend auf-
geschmolzen wird. Dadurch können Randkerben, Schlackeneinschlüsse und
Spritzer entstehen, die die Qualität der Schweißnaht mindern.
Lichtbogenbewe-
Wichtig: Die Blaswirkung des elektrischen Lichtbogens hat nichts gungen durch Wind
oder andere äußere
mit der Ablenkung des Lichtbogens bei Schweißarbeiten im Freien Einflüsse sind keine
(z. B. durch Wind) oder bei Zuglufteinwirkung zu tun! Blaswirkung.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 51
11.2 Magnetische Felder bei Stahl und anderen stark
magnetisierenden Werkstoffen
Der Lichtbogen wird immer in die Richtung abgelenkt, in die sich die Elek-
trode neigt (Abbildung 38). Denn durch die Neigung der Elektrode werden
die Kraftlinien so stark verdichtet, dass sie den Lichtbogen in Richtung der
Elektrodenneigung drücken.
Große Stahlmassen ziehen den Lichtbogen an (Abbildung 39). Beim Auf-
tragsschweißen wird der Lichtbogen von der vorher gelegten Schweißraupe
angezogen, beim Schweißen von Überlappnähten lenkt das aufgelegte
Blech den Lichtbogen ab!
Der Lichtbogen bläst immer vom Rand des Werkstückes in Richtung der
Mitte (Abbildung 40). Magnetische Kraftlinien drängen sich an den Kanten
eines Werkstückes zusammen, weil sie sich an diesen Stellen besser ver-
teilen können als z. B. am Schweißspalt mit seiner schlecht leitenden Luft.
Durch diese Anhäufung der Kraftlinien entsteht eine magnetische Kraft, die
für die „Kantenwirkung“ des Lichtbogens verantwortlich ist.
Abb. 38: Der Lichtbogen Abb. 39: Stahlmassen ziehen den Abb. 40: Der Lichtbogen
ist ähnlich der Neigung. Lichtbogen an. bläst vom Rand zur Mitte.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 52
Schweißen der Naht im „Pilgerschritt“. Dabei werden abwechselnd Naht-
segmente aus dem vorderen und dem hinteren Teil der zu schweißenden
Strecke geschweißt.
Anlegen von Ansatzstücken.
Auflegen von zusätzlichen Stahlmassen.
Verwendung eines beweglichen Masseanschlusses oder Folgepols.
Den Stromanschluss nicht einseitig, sondern beidseitig vorsehen.
Schweißen mit Wechselstrom.
Verwendung kalter Elektroden, denn Stellen, die einer starker Blaswir-
kung ausgesetzt sind, lassen sich mit warm gewordenen Elektrodenenden
manchmal nicht. Nach dem Austausch gegen eine kalte Elektrode gelingt
die Schweißung oft ohne Schwierigkeiten.
Wahl eines kleineren Elektrodendurchmessers.
Wahl einer Elektrode mit starker Umhüllung, denn je stärker die Umhüllung
ist, desto weniger Blaswirkung entsteht.
Entmagnetisieren des Werkstücks mit Kabelwicklungen und Transformator.
11.4 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 53
12. FUGENHOBELN
Das Fugenhobeln ist ein Verfahren, mit dem sich überschüssiges Metall vom
Werkstück entfernen lässt. An der betreffenden Stelle wird das Metall zunächst
erhitzt und aufgeschmolzen und anschließend abgetragen.
12.1 Arcair-Fugenhobeln
1. Brennschneiden-Fugenhobeln
2. Plasma-Fugenhobeln
3. Ausnutelektrode (Spezialelektrode zum Ausnuten verschiedener Werkstoffe
ohne Sauerstoff.)
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 54
12.2 Anleitung zum Arcair-Fugenhobeln
Die Tiefe der Fuge wird durch den Anstellwinkel der Kohleelek- Regulierung der Fu-
gentiefe
trode und das Verändern der Fugengeschwindigkeit bestimmt.
12.3 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 55
13 AUSRÜSTUNG EINES SICHEREN
ARBEITSPLATZES ZUM LICHT-
BOGENHANDSCHWEISSEN
13.1 Arbeitssicherheit
Die Arbeitssicherheit für den Schweißer spielt während des gesamten Schweiß-
prozesses eine besonders wichtige Rolle. Dabei sind die Schweißnahtvor- und
die -nachbereitung ausdrücklich mit eingeschlossen.
Abb. 45: Schweißhelm mit Fremdbelüftung. Abb. 46: Handschuhe mit Stulpen.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 56
Weiteres notwendiges Zubehör für einen Arbeitsplatz zum Lichtbogenhand-
schweißen sind
Schraubenzwinge oder magnetischer Folgepol
Schlackenhammer (Abbildung 47)
Drahtbürste
Feuerzange
Elektrodenköcher
13.2 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 57
14. UNFALLVERHÜTUNG UND
GESUNDHEITSSCHUTZ
14.1 Gefahren durch Lichtbogenstrahlung
Der elektrische Lichtbogen sendet verschiedene Strahlen aus, die sowohl sicht-
bar als auch unsichtbar sind. Wie stark diese Strahlen sind, hängt von der Art
des Schweißverfahrens und der gewählten Sschweißstromstärke ab.
Sichtbare Lichtstrahlen
Gefährdungspotenzial:
Bei fehlendem oder zu geringem Schutz verursachen sichtbare Lichtstrahlen
eine störende Blendung der Augen. Wenn sichtbare Lichtstrahlen wiederholt, sichtbare Lichtstrahlen
häufig und dauerhaft auf die Augen treffen, kann dies die Sehfähigkeit – vor
allem in der Dämmerung – langfristig beeinträchtigen.
Schutzmaßnahmen:
Um sich vor den sichtbaren Strahlen zu schützen, verwendet man Schweiß-
schirme oder Kopfhelme mit genormten und geeignet dunkel getönten Schutz-
gläsern (Schweißerschutzfilter).
Schutzmaßnahmen:
Zum Schutz gegen die Wärmewirkung der Strahlen trägt der Schweißer eine
wärmeresistente Schutzkleidung und spezielle Schweißerhandschuhe. Die
Augen werden gegen infrarote Strahlen oder Wärmestrahlen mit genormten
Schutzgläsern geschützt.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 58
Ultraviolette Strahlen
Gefährdungspotenzial:
Ultraviolette Strahlen (UV-Strahlen) sind ebenfalls unsichtbar. Innerhalb kür-
zester Zeit können diese Strahlen zu einem „Verblitzen“ des Auges führen. ultraviolette Strahlen
Schutzmaßnahmen:
Eine wärmeresistente Schutzkleidung, bestehend aus Arbeitsschutzanzug und
Handschuhen, beugt Verbrennungen vor. Genormte Schutzgläser schützen die
Augen vor einer möglichen Verblitzung. Ist es beim Schweißen wegen man-
gelnder Schutzmaßnahmen zum Verblitzen der Augen gekommen, hilft es, kal-
te Umschläge aufzulegen und, nach Rücksprache mit dem Arzt, Augentropfen
zu verwenden.
Ein wirksamer Schutz vor der bestehenden Leerlaufspannung ist die Isolierung
durch Schuhe, Arbeitskleidung und Lederhandschuhe.
BEMESSUNGSWERT DER
BETRIEBSBEDINGUNGEN
LEERLAUFSPANNUNG
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 59
Wegen der elektrischen Leitfähigkeit von Nässe und Feuch-
tigkeit darf man sich NIE mit feuchter, durchgeschwitzter oder Wichtiger Sicher-
heitshinweis!
durchnässter Arbeitskleidung direkt auf das Werkstück setzen
oder legen!
Beim Schweißen in engen oder feuchten Räumen besteht eine erhöhte elek-
trische Gefährdung. In diesen Situationen sind nur Schweißstromquellen mit
folgender Kennzeichnung zu verwenden:
Schutzklasse
Leerlaufspannung
Max. auftretende Peakspannung Primärer Aufnahmestrom bei max. Schweißstrom
Symbol für Zulassung zum Arbeiten unter Primärer Aufnahmestrom bei 100% ED
erhöhter elektrischer Gefährdung
Vorgeschriebene Netzabsicherung
Symbol für Netzanschluss
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 60
14.3 Gefahren durch Schweißrauch und Gase
Beim Schweißen bilden sich gas- und partikelförmige Schadstoffe mit einer
Partikelgröße meist unter 1 μm. Aufgrund dieser geringen Größe dringen Absaugung von Schweißrauch
und Schweißgasen
Schweißrauche bis in die Lungenbläschen vor, sie sind also alveolengängig.
Zum Schutz des Schweißers müssen deshalb in Werkstätten Schweißrauche
bereits dort abgesaugt werden, wo sie entstehen.
14.4 Verständnisfragen
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ 61
GLOSSAR
Anode A
Die Gegenelektrode zur Kathode ist die Anode, die Elektronen abgibt und an
der reduzierende Prozesse ablaufen.
Ausgasen
Ausgasen bezeichnet den Austritt von Gasen aus flüssigem oder festem Mate-
rial während des Schweißvorganges.
Blindstrom B
Blindstrom ist ein Phänomen, das nur bei Wechselstrom und Drehstrom ent-
steht: Die Energie pendelt zwischen Stromerzeuger und Stromverbraucher hin
und her, sodass die Leitung ohne Nutzeffekt belegt ist.
Dynamikregler D
Der Dynamikregler beeinflusst die Kurzschlussstromstärke im Moment der
Tropfenablöse.
Entmagnetisieren E
Die Entmagnetisierung ist ein Vorgang, durch den das Magnetfeld verschwin-
det, das den Lichtbogen beeinflusst
Fallende Kennlinien F
Beim Schweißen mit Elektroden will man den Schweißstrom möglichst kons-
tant halten, auch bei Abstandsänderungen der Elektrode zum Werkstück. Das
wird durch die sogenannten „fallenden“ Kennlinien“ der Stromquelle erreicht.
Glättungsdrossel G
Eine Glättungsdrossel dient dazu, die Restwelligkeit zu verringern und be-
stimmt dadurch entscheidend die Schweißeigenschaften, z. B. das Zünden des
Lichtbogens und die Spritzerbildung.
Gleichrichter
Ein Gleichrichter wandelt den Dreiphasenwechselstrom (Drehstrom) in Gleich-
strom zum Schweißen um.
Güteanforderungen
In Abhängigkeit von den Belastungen und Einsatzbedingungen des geschweiß-
ten Bauteils werden genormte, nachweisbare Güteanforderungen für jede
Schweißnaht festgelegt.
Kathode K
Die Kathode ist die Gegenelektrode zur Anode. Zwischen diesen beiden Elek-
troden wandern Ionen oder freie Elektronen.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ I
GLOSSAR
Kraftlinien
Bauteile, die einer vorwiegend dynamischen Beanspruchungen unterliegen,
benötigen sanfte Schweißnahtübergänge (Kraftlinienverläufe), um eine Kerb-
wirkung zu vermeiden.
Legierungsabbrand L
Chemische Reaktionen im Lichtbogen beeinflussen den tatsächlichen Legie-
rungsgehalt eines Schweißgutes. Durch einen Legierungsabbrand entstehen
Unterschiede im Legierungsgehalt der Elektrode und des abgeschmolzenen
Schweißgutes.
Lichtbogenkennlinie
Die Lichtbogenkennlinie gibt das Verhältnis von Lichtbogenspannung zu Licht-
bogenstrom an.
Masseklemme M
Die Masseklemme ist eine schnell lösbare, mechanische Verbindung zwischen
dem Werkstück und Stromrückleitung im Schweißstromkreis.
Mechanische Gütewerte
Mechanisch Gütewerte eines Grundwerkstoffes oder einer Schweißverbindung
bilden die Grundlage bei der statischen Berechnung für Tragwerke. Deshalb
sind die mechanischen Gütewerte die Grundlage für die Auswahl des für die
Herstellung und die Fertigung zu verwendenden Grundwerkstoffs und der Zu-
satzwerkstoffe.
Schlacke S
Stabelektroden besitzen eine Umhüllung, die ebenfalls im Lichtbogen ab-
schmilzt und teils verdampft und dabei Schutzgase und Schlacke bildet. Schla-
cke deckt die Schweißnaht ab und muss nach dem Abkühlen entfernt werden.
Schweißstromrückleitung
Durch die Schweißstromrückleitung wird der Stromkreis sicher zwischen der
Elektrode und dem Schweißgerät geschlossen.
Schweißzusatzwerkstoffe
Schweißzusatzwerkstoffe bilden die Schweißnaht der zu verbinden Bautei-
le. Die Auswahl der Schweißzusatzwerkstoffe hängen in erster Linie vom zu
schweißenden Grundwerkstoff und der Anwendung des Bauteils ab.
Sinusspannung
Sinusspannung ist eine pendelnde Wechselspannung wie die Netzspannung
im öffentlichen Energieversorgungsnetz. Die Sinusspannung pendelt zwischen
einer maximalen und minimalen Spannung in einer definierten Periodendauer
hin und her.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ II
GLOSSAR
Statischer Arbeitspunkt
Der Arbeitspunkt beim Schweißen ist der Schnittpunkt der eingestellten Strom-
quellenkennlinie und der Lichtbogenkennlinie.
Transistorstufe T
Die Transistorstufe ist ein elektronischer Schalter.
Wirkungsgrad W
Der Wirkungsgrad beschreibt das Verhältnis zwischen der aufgenommenen
und der abgegebenen elektrischen Leistung einer Stromquelle.
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ IV
NOTIZEN
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ V
NOTIZEN
Trainingsunterlage „Lichtbogenhandschweißen“ VI