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Unternehmen

STANDORT IN KÖLN
Ford einigt sich mit Betriebsrat
über Stellenabbau
Von Jonas Jansen, Roland Lindner und Tobias Piller
14.02.2023, 15:37

Unter Druck: Das Ford-Werk in Köln Bild: DPA

Ford beschäftigte bisher nahezu 4000 Entwickler


für neue Autos in Köln und Aachen. Doch mit
Auslaufen der Verbrennermodelle wird keine
Motorenentwicklung mehr gebraucht.

D ie schlimmsten Befürchtungen der


Mitarbeiter von Ford in Köln sind nicht
eingetreten, gleichwohl baut der amerikanische
Autohersteller in Deutschland viele Stellen ab. Bis
Ende 2025 sollen in Europa insgesamt 3800
Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2300 in
Deutschland. Eine Einigung mit dem Betriebsrat
der Kölner Ford-Werke GmbH macht nun den Weg
frei für den bereits verkündeten Stellenabbau des
Ford-Konzerns in Deutschland.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates für Ford


in Deutschland, Benjamin Gruschka, sieht es dabei
als Verhandlungserfolg an, dass für die
verbleibenden rund 12.000 Stellen in Köln eine
Arbeitsplatzgarantie bis 2032 gegeben werde. Bis
dahin verspricht Ford auf jegliche
betriebsbedingten Kündigungen zu verzichten. Der
Betriebsratsvorsitzende sagte: „Die Belegschaft
weiß, dass mit den neuen Elektromodellen weniger
Beschäftigte gebraucht werden“.

Zugleich rechnet er es den Bemühungen von


Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall an,
dass die Zahlen für den Abbau der Belegschaft
reduziert worden seien. „Immerhin konnten wir
jetzt 900 gute, qualifizierte Arbeitsplätze und
wichtige Kompetenzen für die Zukunft unserer
Produktentwicklung sichern, die in der
ursprünglichen Planung des Unternehmens
weggefallen wären.“

Keine Entlassungen

Während Ende Januar noch berichtet worden war,


dass von den 14.000 Arbeitsplätzen bei Ford in
Köln bis zu 2500 in der Produktentwicklung und
700 in der Verwaltung von den
Personalkürzungsplänen betro!en seien, sind die
endgültigen Zahlen nun etwas niedriger. Bis 2025
soll nun die Mitarbeiterzahl in der Entwicklung um
1700 reduziert werden, die in der Verwaltung um
600. Dabei soll es aber keine Entlassungen geben,
sondern nur Frühverrentung und freiwillige
Beendigung von Arbeitsverhältnissen honoriert
durch Abfindungen. Parallel dazu ist in
Großbritannien eine Verringerung der
Arbeitsplätze bei Ford um 1500 geplant.

Der Ford-Deutschland-Chef Martin Sander sagte,


alle Autohersteller erlebten derzeit Gegenwind
durch höhere Kosten für Energie und Zulieferteile.
Zugleich werde auch die Konkurrenzsituation
härter. Wenn Ford in Deutschland künftig
konkurrenzfähig aufgestellt sei, dann trage das
auch zur Sicherung der Arbeitsplätze bei.

Keine Entwicklung von Verbrennermotoren


mehr in Köln

Wegen des geplanten Umstellung des


Produktportfolios auf rein batterieelektrische
Autos sei es nicht mehr nötig, in Köln
Verbrennermotoren zu entwickeln. Zudem will
Ford künftig nicht mehr so viele Modellversionen
und einzelne Extras anbieten wie das bisher üblich
gewesen sei. Auch damit sei nicht mehr so viel
Entwicklungsarbeit nötig und auch in der
Verwaltung könne damit Aufwand gespart werden.

Der Betriebsratsvorsitzende Gruschka legte Wert


darauf, dass die deutsche Ford-
Tochtergesellschaften mit den
Entwicklungsstandorten in Köln-Merkenich und
Aachen auch künftig in der Lage sei, ganze Autos
zu entwickeln, was eine zusätzliche Sicherung des
Standorts bedeute. Ford-Chef Martin Sander
konnte allerdings noch nicht sagen, wie weit Ford in
Deutschland künftig nur noch europäische
Ableitungen von Modellen auf amerikanischen
Plattformen bauen werde oder wie weit Ford in
Europa auf die Zusammenarbeit mit anderen
Hersteller für die gemeinsame Nutzung von
technischen Plattformen angewiesen sei, womit
Ford in Köln nur noch Teile der
Entwicklungsarbeiten übernehmen würde,
andererseits aber die Vorteile größerer
Produktionszahlen für einzelne Autoteile genießen
würde.

Sander trat allen Vermutungen entgegen, dass von


Köln aus künftig nur noch Abwandlungen von
amerikanischen Modellen auf amerikanischen
Plattformen auf den Markt gebracht würden. „Ich
habe auch persönlich allergrößtes Interesse daran,
dass die künftigen Fords den Geschmack des
europäischen Publikums tre!en werden.“ Die
nächsten zwei Modelle, die von Ende 2023 an in
Köln vom Band laufen, stehen auf einer Plattform
von Volkswagen namens „MEB“, die auch von den
Volkswagen-Modellen ID3 oder ID4 genutzt
werden.

2 Milliarden für Werksumbau

Was nach diesem Modellzyklus 2029 oder 2030


kommen werde, müsse noch nicht festgelegt
werden, sagte Sander. Künftig sollen sich demnach
in Europa knapp 2000 Autoentwickler in Köln und
Aachen der Entwicklung von Personenwagen
widmen, rund 1400 Mitarbeiter im südenglischen
Dunton der Entwicklung von leichten
Nutzfahrzeugen, die in Rumänien und der Türkei
gebaut werden.

Keine Neuigkeiten gibt es zum Ford-Standort


Saarlouis, wo bis 2025 der Ford Focus gebaut wird,
aber für die Jahre danach die Schließung des Ford-
Werkes mit 2500 Mitarbeitern geplant ist.
Während im eher abgelegenen Saarland fieberhaft
nach Zukunftsperspektiven gesucht werden, gibt
es im hoch industrialisierten Raum Köln nicht
Arbeitsplatz- sondern Fachkräftemangel: Nach der
aktuellen Konjunkturbefragung der Industrie- und
Handelskammer Köln, in deren Bezirk auch
mehrere Kreise und die Stadt Leverkusen fallen,
wird der Fachkräftemangel als Hauptrisikogrund
für die Geschäftsentwicklung gesehen, neben den
hohen Energie- und Rohsto!preisen.Ford hatte für
Köln Investitionsmittel von 2 Milliarden Dollar
bereitgestellt, die vor allem für den Umbau des
Werks für die Fertigung von Elektroautos
eingesetzt werden.

Wachstum in Amerika

Auf seinem amerikanischen Heimatmarkt ist der


Autohersteller derweil auf Wachstumskurs und hat
eine weitere Milliardeninvestition angekündigt. Im
Bundesstaat Michigan, wo er auch seinen Hauptsitz
hat, will er für 3,5 Milliarden Dollar eine weitere
Batteriefabrik bauen. Es ist ein Projekt mit
politischem Zündsto!, denn Ford hat hierfür eine
Allianz mit dem chinesischen Batteriehersteller
Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL)
geschlossen.

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Der Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Glenn


Youngkin, ist kürzlich aus dem Rennen um den
Ford-Standort ausgestiegen und hat die Fabrik ein
„Trojanisches Pferd“ für Chinas Kommunistische
Partei genannt. Das ohnehin angespannte
politische Verhältnis zwischen China und den USA
hat sich zuletzt durch die A!äre um chinesische
Spionageballons noch weiter verschlechtert. Ford
wies darauf hin, die geplante Fabrik über eine
eigene Tochtergesellschaft vollständig zu
kontrollieren, von CATL werde Technologie
lizensiert.

Das Unternehmen sagte, die Aussicht auf staatliche


Fördermittel durch den im vergangenen Jahr
verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) sei
ein wesentlicher Grund gewesen, das Werk in den
USA zu errichten. Auch Standorte in Mexiko und
Kanada seien in Erwägung gezogen worden. Der
Autohersteller baut auch schon Batteriefabriken in
den südlichen US-Bundesstaaten Tennessee und
Kentucky.

Quelle: F.A.Z.

Jonas Jansen
Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

Roland Lindner
Wirtschaftskorrespondent in New York.

Tobias Piller
Redakteur in der Wirtschaft.

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