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Einwohnergemeinde Wohlen bei Bern

Departement LLF

Invasive Problempflanzen
Gemeinde Wohlen bei Bern

Konzept

Fassung 2020
Entwurf Konzept 2018-2019
Beratung: Kasper Ammann, Lukas Schär, naturaqua PBK
Gemeinde Wohlen bei Bern: Eva Zanetti Ogniewicz Gemeinderätin

Fassung 2020
Gemeinde Wohlen bei Bern: Eva Zanetti Ogniewicz, Gemeinderätin, Departement LLF
in Zusammenarbeit mit der «Arbeitsgruppe Invasive Problempflanzen» und der LK

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Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangslage 4
1.1 Invasive Neophyten – invasive Problempflanzen 4
1.2 Eine konzeptionelle Herangehensweise für die Gemeinde Wohlen 4
2 Rechtsgrundlagen 5
2.1 Bundesgesetze 5
2.2 Die Freisetzungsverordnung FrSV 5
2.3 Vernehmlassung zum Umweltschutzgesetz USG 5
2.4 Aktuell gültige Verpflichtung der Kantone gemäss Bundesrecht 5
2.5 Bisherige Situation im Kanton Bern 6
3 Situation in der Gemeinde Wohlen 6
3.1 Situation in der Region - Schutzverband und G4-Gemeinden 7
3.2 Betrachtungsperimeter 7
3.3 Gemeinde Wohlen Konzept Fassung 2020 7
4 Zielsetzungen 8
5 Kontinuierliche Bestandsaufnahme 9
5.1 Info Flora 9
5.2 Kartierung durch die Gemeinde 9
6 Priorisierung der Flächen 9
6.1 Schutzgebiete 9
6.2 Flächen mit erhöhtem Risiko 10
6.3 Priorisierung der Flächen 10
6.4 Priorisierung der Arten Fassung 2020 10
7 Massnahmen 11
7.1 Bedeutung der Massnahmen 11
7.2 Akteure 12
7.3 Freiwillige 12
8 Anhang 14
8.1 «Schwarze Liste» und «Watch-Liste» 14
8.2 Karte der Schutzgebiete 16
8.3 Karte mit den priorisierten Flächen 17

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1 Ausgangslage

1.1 Invasive Neophyten – invasive Problempflanzen

Gebietsfremde invasive Problempflanzen sind ein anerkanntes globales Problem. Als invasive Prob-
lempflanzen werden im vorliegenden Konzept gebietsfremde Pflanzen bezeichnet, welche durch ihre
Ausbreitung in der Schweiz die biologische Vielfalt, Ökosystemleistungen und deren dauerhafte Nut-
zung beeinträchtigen oder Mensch und Umwelt gefährden können.

Viele dieser Pflanzen sind zu einem grossen Teil im Siedlungsraum etabliert. In hiesigen Gärten wer-
den invasive Problempflanzen noch sehr verbreitet als Heckengewächse oder Zierpflanzen gehegt wie
zum Beispiel der Kirschlorbeer oder die Kanadische Goldrute.

Diese Arten vermehren sich bei nicht Einhalten der Sorgfaltspflicht über Kompostierung weiter oder sie
siedeln sich via illegale Gründeponien in den Wäldern an. Weitere problematische Arten wie die
Ackerkratzdistel, das Einjährige Berufkraut oder das Drüsige Springkraut werden sehr häufig an Fahr-
zeugen haftend, über Güter- und insbesondere via Erdreich-Transporte regelmässig unabsichtlich
weiter verschleppt.

Auf Baustellen, Brachflächen, in Gewerbegebieten und an Strassenrändern können sich diese Pflan-
zen oft ungehindert ausbreiten und sie werden entlang von Korridoren wie Fliessgewässern und Mobi-
litätsbegleitgrün ins Umland verfrachtet.

In der Folge haben sich invasive Problempflanzen bei uns inzwischen auch auf Ökoflächen wie Bunt-
brachen oder Ackerschonstreifen, auf Waldlichtungen, an Waldrändern oder entlang von Waldstrassen
angesiedelt.

1.2 Eine konzeptionelle Herangehensweise für die Gemeinde Wohlen

Im überwiegenden Teil des Siedlungs- und Landwirtschaftsgebiets, im Wald und entlang der Gewässer
der Gemeinde Wohlen breiten sich invasive Problempflanzen bisher weitgehend ohne übergreifend
koordinierte Gegenmassnahmen aus. Dadurch wird die Biodiversität beeinträchtigt und es sind von
Jahr zu Jahr zunehmende Kosten zu erwarten. Dies einerseits durch Schäden an Infrastrukturanlagen,
bei Uferverbauungen, Wegen und Gebäuden, andererseits durch Einbussen bei der Ernte und Verlust
von Beiträgen in der Landwirtschaft.

Mit Hilfe des vorliegenden Konzeptes «Fassung 2020» soll erprobt werden, anhand welcher Mass-
nahmen der Problematik der invasiven Problempflanzen in unserer Gemeinde mittel- und langfristig
begegnet werden kann. Im Umsetzen verschiedener Massnahmen soll die Gemeinde Wohlen ihre
Verantwortung gezielt und mit überschaubarem Aufwand wahrnehmen und in Zukunft der ungehinder-
ten Weiterverbreitung invasiver Problempflanzen überzeugt entgegenwirken.

Die Ausarbeitung eines Konzepts hat eine gewisse Dringlichkeit: Je früher die Ausbreitung invasiver
Arten gestoppt werden kann, desto kostengünstiger und wirksamer ist der Umgang mit ihnen. Im vor-
liegenden Konzept Fassung 2020 wird hauptsächlich von „Invasiven Problempflanzen“ gesprochen.
Der Begriff «Neophyten» ist verbreitet mit negativen Assoziationen verbunden. Im Zusammenhang mit
Massnahmen bei der Gemeinde soll dies möglichst vermieden werden. Zudem sind unzählige Neophy-
ten bekannt, welche sich in unseren Gebieten etabliert haben, ohne sich invasiv zu verhalten und wel-
che dadurch keine «Problempflanzen» sind.

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2 Rechtsgrundlagen

2.1 Bundesgesetze

Der Umgang mit invasiven Neophyten ist auf Bundesebene durch verschiedene Gesetze und in Ver-
ordnungen geregelt. Das zentralste Instrument dieser gesetzlichen Grundlagen ist die Freisetzungs-
verordnung FrSV

• Umweltschutzgesetz, USG (SR 814.01), Art. 1 und Art. 29a


• Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz, NHG (SR 451), Art. 23.
• Freisetzungsverordnung, FrSV (SR 814.911), Art. 1, 3, 4, 5, 6, 15, 16, 46, 51, 52, 53
• Pflanzenschutzverordnung, PSV (SR 916.20), Art. 3, 5, 42 und 58
• Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung, ChemRRV (SR 814.81), Anhang 2.5

2.2 Die Freisetzungsverordnung FrSV

In der Freisetzungsverordnung FrSV sind sämtliche derzeit bekannten gebietsfremden und invasiven
gebietsfremden Organismen definiert. Für den Umgang mit diesen gebietsfremden Pflanzen und Tie-
ren von welchen bekannt ist, dass sie Schäden anrichten oder das Potential dazu haben, gilt gemäss
Freisetzungsverordnung die Sorgfaltspflicht, Selbstkontrolle und Informationspflicht der Abnehmer.
Pflanzen, für welche diese Kriterien nach aktuellem Stand der Wissenschaft zutreffen, sind auf der
Schwarzen Liste und der Watch-Liste aufgeführt. Bindend sind die Versionen aus dem Jahr 2013. Die
aktuellsten Versionen der beiden Listen Stand 2014 haben vorerst empfehlenden Charakter.

Der Umgang mit bestimmten Arten ist verboten: Im Anhang 2 der FrSV Arten sind Arten aufgeführt, mit
welchen Pflanzen der Umgang grundsätzlich verboten ist. Dazu gehören die Amerikanischen Goldru-
ten, Asiatische Staudenknöteriche und das Drüsige Springkraut. 2016 wurde vom BAFU die Strategie
der Schweiz zu invasiven gebietsfremden Arten veröffentlicht. Dazu gehört ein umfassender Mass-
nahmenkatalog.

2.3 Vernehmlassung zum Umweltschutzgesetz USG

Im Mai 2019 hat der Bundesrat die Vernehmlassung zur USG-Revision betreffend invasive gebiets-
fremde Arten eröffnet. Mit Wirkung dieser Vorlage soll in Zukunft das Risiko von unberechenbaren und
schwerwiegenden Schäden durch invasive gebietsfremde Organismen langfristig verringert werden.
Aus der Vorlage resultiert voraussichtlich ein jährlicher Mehrauf wand von 90 Millionen Franken. Die
Gesamtkosten werden bei erfolgreicher Umsetzung der Massnahmen sukzessive abnehmen.

2.4 Aktuell gültige Verpflichtung der Kantone gemäss Bundesrecht

Laut FrSV Art. 49 überwachen die Kantone die Sorgfaltspflicht nach den Artikeln 6-9, 12, 13, 15 und
16 beim Umgang mit Organismen in der Umwelt. So sind gemäss FrSV Art. 52 die Kantone verant-
wortlich für die Anordnung von erforderlichen Massnahmen zur Bekämpfung und zur künftigen Verhin-
derung des Auftretens von Schadorganismen. Sie führen auch Massnahmen gegen Schadorganismen
gemäss Pflanzenschutzverordnung PSV durch und sind für die Auflagen gemäss den Vorgaben der
Fischerei- und Jagdgesetzgebung sowie des Natur- und Heimatschutzgesetz NHG zuständig. Die Ar-
beitsgruppe Invasive Neobiota AGIN steht unter der Federführung der Konferenz der Vorsteher der

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Umweltschutzämter. Die AGIN bezweckt die Unterstützung der Kantone im Bereich der invasiven ge-
bietsfremden Arten auf der Grundlage der FrSV.

2.5 Bisherige Situation im Kanton Bern

Der Kanton Bern hat 2008 die Strategie «Bekämpfung pathogener oder invasiver Schadorganismen»
veröffentlicht. Die Strategie umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren und behandelt bereichsübergrei-
fende Themen: Koordination, Information, Kommunikation, Mitberichte und Bewilligungen, Wasserbau
und Renaturierungen, Verkehrswege, Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Naturschutz, Gesundheitswe-
sen. Dieser Strategie-Entwurf zu einer Verordnung wurde vom Regierungsrat abgelehnt. Seither wartet
der Kanton Bern die aktuell laufende Revision des Umweltschutzgesetzes USG ab. Erst dann werden
die Zuständigkeiten klar geregelt sein. Aus diesem Grund wurden seitens Kanton bisher keine weite-
ren Massnahmenpakete oder Aktionspläne entworfen, es herrschte quasi Stillstand. Im Vergleich mit
anderen Kantonen ist beim Kanton Bern der Umsetzungsstand betreffend gebietsfremden Schadorga-
nismen relativ gering.

Durch die Abteilung für Naturförderung ANF des Amts für Landwirtschaft und Natur werden konse-
quent Neophytenbestände in Schutzgebieten und Inventarobjekten erfasst und seitens Oberingenieur-
kreise verschiedene Bekämpfungsmassnahmen erprobt. Verantwortlicher Ansprechpartner beim Kan-
ton für Koordination und rechtliche Fragen ist das Kantonale Laboratorium der Gesundheits- und Für-
sorgedirektion.

3 Situation in der Gemeinde Wohlen

In der Gemeinde Wohlen besteht bis heute keine Gesamtsicht zu den Beständen. Es sind aber bei den
seit jeher betroffenen und inzwischen sensibilisierten Akteuren verschiedene Beobachtungen und
Feststellungen von Tendenzen zu gewissen Arten vorhanden. Bekannt ist auch das Dokument «Vor-
gehen zur Bekämpfung von invasiven Neophyten», welches im Jahr 2010 durch Mitglieder der Land-
schaftskommission erarbeitet wurde. Die darin enthaltenen Massnahmen und Empfehlungen wurden in
unserer Gemeinde je nach Besetzung der Gremien und Themenaffinität der Akteure punktuell und den
personellen und finanziellen Möglichkeiten entsprechend in der Praxis mehr oder weniger kontinuier-
lich angewendet.

Dieserart konnten immer wieder Bekämpfungsmassnahmen bei bestimmten Arten realisiert werden.
Ebenfalls wurden in Vorjahren durch die Landschaftskommission Gebietszuständigkeiten definiert und
zugeteilt. Es existiert eine Kartierung der Goldrutenbestände im Uettligewald. Bekämpfungsmassnah-
men erfolgten oft sporadisch und wurden mehrheitlich von einzelnen Personen ausgeführt. Ergänzend
zu diesen Aktivitäten koordinierte das Departement LLF während zwei Jahren Bekämpfungs-Aktionen
mit Asylbewerbergruppen geleitet von Freiwilligen aus der Gemeinde. Es war regelmässig möglich, der
«Einsatzgruppe Asylbewerber» unter der Leitung von Michele Naldoni Stadtgrün Bern einzelne Aufträ-
ge zur Bekämpfung von bestimmten Arten bei priorisierten Flächen zu erteilen.

In bestimmten Siedlungsbereichen unserer Gemeinde werden seit längerer Zeit konsequent Mass-
nahmen zur Bekämpfung von invasiven Problempflanzen realisiert: Quartiere wie die Schlossmatte
oder die Aumatt zum Beispiel organisieren sich autonom. Es wird dort möglichst systematisch vorge-
gangen mit Entfernen von Problempflanzen auf regelmässig betroffenen Grünbereichen wie Flachdä-
chern und Naturwiesen.

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Vermehrt sensibilisiert sind unsere Landwirte betreffend Ackerkratzdistel, Ambrosia und Jakobskreuz-
kraut. Es wird häufig über den Ackerbaustellenleiter kommuniziert. Die Problematik des Einjährigen
Berufkrauts wird diskutiert, es erfolgen zunehmend konsequente Bekämpfungsmassnahmen.

3.1 Situation in der Region - Schutzverband und G4-Gemeinden

Kontinuierlich aktiv und nach den Vorgaben des «Pflegekonzeptes Wohlensee» tätig ist im Ufer-
schutzbereich des Wohlensees die Pensioniertengruppe des «Schutzverband Wohlensee». Als aktuel-
les Projekt hat Stadtgrün Bern in Zusammenarbeit mit dem Schutzverband Wohlensee und mit finanzi-
eller Unterstützung des BKW Ökofonds für das Jahr 2020 die Kartierung der Neophytenbestände an
sämtlichen Wohlensee-Zuflüssen initiiert.

Die Stadt Bern verfügt seit einigen Jahren über eine eigene Koordinationsstelle für die Freiwilligenar-
beit und ein funktionierendes Netzwerk. Mit der Stadt Bern koordiniert die Gemeinde Bremgarten vor
allem betreffend der Aareufer. Seit dem Sommer 2018 hat Meikirch ein Neophytenkonzept, in Kirchlin-
dach soll ebenfalls zeitnah ein solches erarbeitet werden. Es wäre wünschenswert, für Kirchlindach ein
mit Wohlen möglichst deckungsgleiches und anschlussfähiges Konzept zu erstellen.

Während Gesprächen zum Thema anlässlich der jährlich stattfindenden Treffen der G4-Gemeinden
am Frienisberg-Süd, Wohlen, Meikirch, Kirchlindach und Bremgarten, entstand der Konsens, zukünftig
in diesem Rahmen gemeindeübergreifend koordiniert in regelmässigem Austausch zusammenzuarbei-
ten.

3.2 Betrachtungsperimeter

Vorliegendes Konzept bezieht sich grundsätzlich auf das Gebiet der Gemeinde Wohlen. Da sich Prob-
lempflanzen häufig entlang von linearen Elementen wie Wasserläufen und Hauptstrassen über die
Gemeindegrenzen hinweg verbreiten, sollte die Bekämpfung gewisser Arten sinnvollerweise gemein-
deübergreifend respektive regional angegangen werden. Bezüglich Wohlen empfiehlt sich in Zukunft
vor allem ein gezielter Austausch mit den Gemeinden Kirchlindach, Meikirch und Bern.

Kontinuierliche gegenseitige Information zu Problembeständen und die Durchführung gemeinsamer


Einsatzprojekte sind wichtig. Zwischen den Gemeinden koordinierte Bekämpfungsmassnahmen und
auch die Entsorgung können so sicherer, effizienter und wirksamer stattfinden. Dieses Anliegen ist
insbesondere entlang von Strassen und Wasserläufen entscheidend.

Behandlungsmassnahmen sollen im obersten betroffenen Abschnitt des Fliessgewässers oder einer


Strasse begonnen und geländeabwärts weitergeführt werden. Damit ist gewährleistet, dass keine Sa-
men in bereits bearbeitete Gebiete verfrachtet werden. Bleibt dies unbeachtet, so sinkt der Erfolg der
Massnahmen und grosse Bemühungen bleiben erfolglos und ohne dauerhafte Wirkung.

3.3 Gemeinde Wohlen Konzept Fassung 2020

Bis auf Weiteres herrscht eine sehr dynamische institutionelle Verantwortlichkeit und die Zuweisung
der verbindlichen Verantwortung an die verschiedenen Akteure wird erst nach der Revision des Um-
weltschutzgesetzes USG in etwa drei Jahren erfolgen. Mit Hilfe des vorliegenden Konzeptes Fassung
2020 werden vorausblickend die derzeit auf Gemeindeebene realistischen und angestrebten Ziele
gesetzt und die möglichen Massnahmen ergriffen oder eingeleitet.

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In der Arbeitsgruppe und auf Empfehlung der Landschaftskommission hin wurden Zielsetzungen und
zukünftige Massnahmen erarbeitet und es entstand eine Zusammenstellung von wünschenswerten
primären und priorisierten Vorgehensweisen. Indem wir uns den Fragen der Dringlichkeit heute stellen,
ist dieses Konzept ein Bekenntnis zum Handeln, wo es uns derzeit möglich ist. Die Gemeinde Wohlen
übernimmt ihre ökologische und ökonomische Verantwortung zeitnah und möglichst vorbildlich.

4 Zielsetzungen

Koordination
 Die Koordinationsstelle für invasive Problempflanzen liegt in der ersten Phase beim Departement
LLF. Es wird koordiniert mit dem Departement B&P und den Gemeindebetrieben
 Die Zuständigkeiten auf Gemeindeebene, bezüglich Freiwilligenarbeit und Gebiets-Patenschaften
werden geklärt
 Die Artenliste wird periodisch überprüft
 Die Einsätze zur Bekämpfung invasiver Problempflanzen erfolgen zunehmend koordiniert gemäss
anerkannten Prioritäten

Finanzierung
 Die Finanzierung der Problempflanzen-Bekämpfung ist in der Gemeinde sichergestellt
 Der Zugang zu Beratungsleistungen bei der Koordinationsstelle ist sichergestellt

Wirkungsziele
 Die Gemeinde Wohlen erfasst laufend die Bestände der invasiven Problempflanzen auf ihrem Ge-
biet. Die zuständige Stelle sichtet und überprüft die neu erfassten Bestände
 Die wertvollen Lebensräume auf dem Gemeindegebiet sind bekannt und stimmen mit der Priorisie-
rung der Flächen überein
 Prioritäre Arten werden effektiv bekämpft, kontrolliert und sind im Rückgang begriffen
 Die Bekämpfung der invasiven Problempflanzen erfolgt kosteneffizient und lässt sich gegenüber
den Kosten für die Behebung von Langzeit-Schäden rechtfertigen
 Die ungebremste Ausbreitungsdynamik kann gebrochen werden

Akteure
Die Gemeinde Wohlen soll bei der Bekämpfung die führende Rolle übernehmen und Vorbildfunktion
wahrnehmen. Primär sollen die Kontrollen auf gemeindeeigenen Flächen und Liegenschaften bei ge-
pflegten Umgebungs-Grünflächen durch die Gärtner, bei der Gemeindeverwaltung und den Schulhäu-
sern durch die Hauswarte und bei Strassen und Wegen zunehmend durch die Wegmeister wahrge-
nommen und Beobachtungen und ergriffene Massnahmen auf der Koordinationsstelle gemeldet wer-
den.
 Die Akteure sind für das Thema sensibilisiert und kennen den richtigen Umgang mit den invasiven
Problempflanzen
 Die Haupt-Akteure kennen das Neophyten-Feldbuch von Info Flora und setzen es ein
 Informationsmaterial liegt bereit und wird von der Koordinationsstelle weitergegeben
 Schulungen werden durchgeführt bei Hauswarten, Wegmeistern und Gärtnern
 Die Bevölkerung wird laufend informiert und sensibilisiert
 Freiwilligeneinsätze finden Anklang bei den Zielgruppen

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Regionale Zusammenarbeit
 Eine regionale Koordinationsstelle wird langfristig angestrebt
 Zwischen den G4-Gemeinden Meikirch, Kirchlindach und Wohlen findet regelmässig Austausch
statt zum Thema Invasive Problempflanzen. Die Priorisierung der Flächen wird gemeindeübergrei-
fend kommuniziert und wo nötig für bestimmte Projekte koordiniert. Einsatzgruppen werden immer
häufiger gemeindeübergreifend koordiniert

5 Kontinuierliche Bestandsaufnahme

5.1 Info Flora

Info Flora1 ist das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Dieses Portal bietet
einerseits ein Neophyten-Feldbuch und ergänzend dazu eine App, mit welcher sich Arten erfassen,
validieren und auf der Karte darstellen lassen. Verglichen mit der Stadt Bern, welche mit Hilfe dieser
App Neophyten-Bestände in ihrem Gebiet konsequent erfasst hat, wurde diese Methode zum Erfassen
von Beständen am Frienisberg-Süd und in den G4 Gemeinden bis heute noch kaum genutzt. Die we-
nigen enthaltenen Daten sind veraltet und müssten mit Monitorangaben «zunehmend», «stabil», «ab-
nehmend», «eliminiert» ergänzt werden. Die Erfahrungen der Arbeitsgruppe während der Projektphase
2019 zeigen, dass derzeit in unserer Gemeinde einige geschulte Personen der LK, der Verwaltung,
des NVW und Verantwortliche im Forst diese Applikation anwenden. Die Empfehlung für einen breiten
Gebrauch durch die Bevölkerung scheint der Arbeitsgruppe derzeit nicht sinnvoll. Trotzdem soll an-
hand dieses Instrumentes eine kontinuierlich ergänzte, bzw. angepasste Kartierung der aktuellen Ge-
gebenheiten angestrebt werden um so die geschützten Lebensräume, die Risikogebiete und die Priori-
sierung der Handlungsräume von Jahr zu Jahr vollständiger aufzeigen zu können.

5.2 Kartierung durch die Gemeinde

Mit Hilfe von Geoportal wurden im Projektjahr die aktuellen Einsatzgebiete, für welche die gesproche-
nen Mittel eingesetzt wurden, konsequent erfasst. Solche Unterlagen werden weiterhin vom Departe-
ment LLF erstellt, registriert und sind jederzeit abrufbar. Bei diesen Einsatzgebieten handelt es sich
meist um bekannte Flächen, bei welchen schon in Vorjahren durch die Gemeinde organisierte Be-
kämpfungsmassnahmen vorgenommen wurden. Auf diesen durch die Gemeinde priorisierten Flächen
soll die Kontinuität bei den Bekämpfungsmassnahmen von Jahr zu Jahr gewährleistet bleiben und eine
Erfolgskontrolle periodisch möglich sein.

6 Priorisierung der Flächen

6.1 Schutzgebiete

Nationale, kantonale oder kommunale Schutzgebiete beinhalten in der Regel eine schützenswerte
Vegetation mit Arten, für welche die Schweiz, der Kanton oder die Gemeinde eine Verantwortung tra-

1
Karten und Listen sind bei Info Flora öffentlich und jederzeit zugänglich.

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gen. Solche Lebensräume werden priorisiert vor Invasiven Problempflanzen geschützt, damit an die-
sen Standorten die einheimische standortspezifische Vegetation erhalten bleibt.

Gebiete von nationaler Bedeutung:


 Amphibiengebiet, ortsfestes Objekt: Lörmoos
 Hochmoor: Lörmoos
 REN Extensives Landwirtschaftsgebiet: Hofen
 REN Feuchtgebiete: Lörmoos, Vorderdettigen, Hofenmühle, Leubachbucht
 Nationales ökologisches Netzwerk, Trockengebiete: Schlossmatte, Chappelebrügg

Gebiete von kantonaler Bedeutung:


 Trockenstandorte
 Feuchtgebiete, Stehgewässer, Fliessgewässer
 Waldnaturinventar

6.2 Flächen mit erhöhtem Risiko

Standorte, welche durch Besiedelung von Problempflanzen Infrastrukturschäden erleiden oder Flä-
chen, von welchen wertvolle einheimische Pflanzengesellschaften verdrängt würden, werden als Ge-
biete mit erhöhtem Risiko bezeichnet.

 Gewässer, Bäche, Ufergebiet des Wohlensees


 Ökoflächen wie Ackerschonstreifen und Brachen, Gemeindeprojekte Naturwiesen, Friedhof

6.3 Priorisierung der Flächen

Die naheliegende Priorisierung der Flächen ergibt sich durch die Überschneidung der Schutzgebiete
und den Flächen mit erhöhtem Risiko. Die Karte im Anhang 8.3 zeigt die Priorisierung der Flächen in
der Gemeinde Wohlen. Die Überschneidung der Schutzgebiete mit den Flächen mit erhöhtem Risiko
gibt den Hinweis zur priorisierten Beobachtung dieser Flächen. Die Priorisierung der Flächen steht
nicht in Zusammenhang mit den tatsächlich präsenten invasiven Problempflanzen. Durch die Priorisie-
rung wird nur festgelegt, welche Lebensräume bei Befall als erstes bearbeitet werden sollten.

6.4 Priorisierung der Arten Fassung 2020

Nicht alle Arten der Schwarzen Liste kommen in der Gemeinde Wohlen gleich oft vor und nicht alle
verursachen die gleichen Schäden. Die Priorisierung der Arten kann nach Evaluation der Vorgaben-
und Zielüberprüfung angepasst werden.

Priorität 1 – ausgewählte Arten mit hohem Sensibilisierungsgrad in unserer Gemeinde

 Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)


 Riesen-Bärenklau (Heracleeum mantegazzianum)
 Japanischer und Sachalin-Staudenknöterich (Reynoutria japonica und R. sachalinensis)
 Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
 Jakobs Greiskraut, Jakobs Kreuzkraut (Senecio jacobaea) (nicht gebietsfremd)
 Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) (nicht gebietsfremd)
 Einjähriges Berufkraut (Erigeron annuus)
 Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

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 Spätblühende und Kanadische Goldrute (Solidago gigantea und S. canadensis)
 Schmetterlingsstrauch, Sommerflieder (Buddleja davidii)

Priorität 2 – übrige Arten der «Schwarzen Liste»


Priorität 3 – Arten der «Watch-Liste»

7 Massnahmen

7.1 Bedeutung der Massnahmen

Als Basis für die Auswahl von Massnahmen zum Umgang mit invasiven Problempflanzen ist es von
grossem Nutzen, die Standorte und die jeweiligen Bestandesgrössen der invasiven Problempflanzen
zu kennen. So können Kosten abgeschätzt, die Ressourcen effizient eingesetzt, die Umsetzung kon-
trolliert und der Erfolg dokumentiert werden. Verschiedene Massnahmen dienen der Sensibilisierung
der Bevölkerung und sollen das Bewusstsein für die fachgerechte Entsorgung fördern. Für eine dauer-
hafte Wirkung ist von grosser Wichtigkeit, dass die Vorgehensweisen von der Gemeinde und ihren
Verantwortlichen in Politik und Verwaltung positiv kommuniziert, vorbildlich und konsequent umgesetzt
und vorgelebt werden.

Massnahme Bemerkung Termine Zuständigkeit Kosten Prio


Bekanntmachen einer Fortlaufendes Erarbeiten Departement Liegen-
verwaltungsinternen eines Pflichtenheftes für schaften, Land- und
Koordinationsstelle die verantwortliche Person KF2 Forstwirtschaft 1
beim Dep. LLF der Koordinationsstelle Region G4

Orientieren der Natur- Einbezug der relevanten LLF, Landschafts-


schutzorganisationen Akteure kommission
KF 1
und der anderen Ak-
teure
Priorisierung der Flä- Schutzgebiete und Flächen LLF und bei Bedarf
chen mit erhöhtem Risiko und Landschaftskommis-
wichtigste Verbreitungswe- KF sion beratend 1
ge konsolidieren, Priorisie-
rung der Flächen
Definieren der Ein- Naturschutzgebiete, Risi- LLF und bei Bedarf
satzgebiete kogebiete, offene Land- KF Landschaftskommis- 1
schaften sion beratend
Fortlaufende Aktivitä- Informationskampagne, LLF und bei Bedarf
ten zur Information, regelmässige Beiträge im Landschaftskommis-
Verwaltung und Be- Gemeindeblatt, Flyer, In- KF sion beratend 1
völkerung formationsanlässe in den MF 2
Weilern, kein Verkauf der
Pflanzen

2
KF: kurzfristig, MF: mittelfristig, LF: langfristig

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Massnahme Bemerkung Termine Zuständigkeit Kosten Prio
Aufgleisen einer Be- Erhebungen, Bestandes- LLF und beauftragte
standsaufnahme in aufnahmen kontinuierlich, KF Person der Koordina- 1
der Gemeinde nach derzeitigen Kapazitä- MF tionsstelle 2
ten
Durchführen von In- Für Hauswarte, Wegmeis- LLF, Landschafts-
formationsanlässen ter, Landwirte, interessierte KF kommission unter- 1
und Schulungen Private MF stützend, Koordinati- 2
onsstelle
Betreuen der laufen- Gebiets-Patenschaften LLF, Koordinations-
MF 2
den Kartierungen koordinieren stelle
Schaffen einer An- Für Beratung z.B. zur rich- Landschaftskommis-
laufstelle tigen Entsorgung KF sion, Koordinations- 1
stelle
Zusammenstellen von Zusammenstellen der not- LLF, Koordinations-
Schulungsmaterial für wendigen Grundlagen, stelle, Landschafts-
KF 1
Hauswarte, Gemein- didaktische Aufbereitung kommission
MF 2
debetriebe und Frei-
willige
Durchführen von Eva- Landschaftskommis-
luationen zum Erfolg LF sion 3
der Massnahmen

7.2 Akteure

Hauptakteurin ist die Gemeinde Wohlen mit ihren Liegenschaften, Grünzonen, Strassen, Wegen und
Plätzen. Sie ist Vorbild, zeigt Verantwortung auf und übernimmt die Koordination. Da viele invasive
Problempflanzen als Zierpflanzen eingeführt wurden, sind insbesondere Gartenbesitzer, aber auch
Eigentümer und Pächter von unbebauten Flächen verantwortlich für Parzellen, auf welchen sich Prob-
lempflanzen ausbreiten. In die heterogen zusammengesetzte Gruppe von Akteuren gehören:

 Das Departement Liegenschaften LLF mit Hauswarten und Gärtnern


 Das Departement Gemeindebetriebe GB mit Wegmeistern
 Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern mit Umschwung
 Eigentümer, Verwalter und Hauswarte von Mehrfamilienhaussiedlungen
 Pächter von Familiengärten
 Eigentümer von Grundstücken ausserhalb der Bauzone
 (Privat)Waldbesitzer / Waldgenossenschaften
 Eigentümer von Brachflächen im Siedlungsgebiet
 Gärtnereien und Gartenbauunternehmen
 Landwirte

7.3 Freiwillige

Biologische Invasionen sind räumliche Prozesse. Dementsprechend sind viele Akteure und Schnittstel-
len betroffen. Es ergibt sich dadurch eine breit gefächerte Querschnittsaufgabe, an welcher sich ver-
schiedene Personen und Personengruppen beteiligen können. Mögliche Anspruchsgruppen sind:

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Fachleute Natur und Ökologie, Landwirte, Schulklassen, Pfadfinder, Fischereivereine, Hundehalter,
Vereine. Folgende Tätigkeiten können idealerweise an Freiwillige delegiert werden: Gebietspaten-
schaften, Schulprojektwochen. Damit Freiwillige für die Betreuung der Problempflanzen gewonnen
werden können, braucht es eine Koordinationsstelle. Diese vermittelt Einsatzgebiete, bestimmt und
kommuniziert die Art und den Zeitpunkt der Massnahmen und der Entsorgung und sorgt für kontinuier-
liche Nachkontrollen.

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8 Anhang

8.1 «Schwarze Liste» und «Watch-Liste»

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8.2 Karte der Schutzgebiete

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8.3 Karte mit den priorisierten Flächen

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