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Die Auswirkungen des

Klimawandels auf den Wald im


Nationalpark Harz
Paul Klöppner
Das Phänomen Klimawandel vor Ort

Lehrer: Detlef Muschalla


Abgabe: 09.April 2021

1. Einleitung 1

2. Der Klimawandel 1

3. Der Wald 2

3.1 Funktionen des Waldes 2

3.2 Folgen des Waldsterbens 3

4. Allgemeine Angaben zum Nationalpark Harz 4

4.1 Geographie 4

4.2 Höhenstufen 4

4.3 Bewaldung 4

4.3.1 Laubwälder 5

4.3.2 Nadelwälder und Monokulturen 5

4.3.3 Einfluss des Menschen auf die Bewaldung 5

5. Anfälligkeit der Fichte gegenüber Phänomenen des Klimawandels 6

6. Phänomene des Klimawandels im Nationalpark Harz 7

6.1 Temperatur 7

6.2 Niederschlag 8

6.3 Wind 9

6.4 Folgen der klimatischen Bedingungen 10

7. Achtzähniger Fichtenborkenkäfer 10

7.1 Ausmaß des Borkenkäferbefalls 11

7.2 Borkenkäfermanagement 12

7.2.1 Naturdynamikzonen 12

7.2.2 Naturentwicklungszone 12

8. Waldentwicklung 13

9. Fazit 14

10. Anhang 15

10.1 Quellenverzeichnis 15

10.2 Bildverzeichnis 17

10.3 Eigenständigkeitserklärung 18

Paul Klöppner




























1. Einleitung
Der Klimawandel ist ein Phänomen ,welches für jeden Einzelnen von uns Tag für Tag an
Relevanz gewinnt. Durch Projekte und Bewegungen wie ,,Fridays for Future’‘ wurde für die
Wichtigkeit des Themas ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen, jedoch muss dies
noch verstärkt werden ,denn erste Auswirkungen bekommen wir in verschiedenen Bereichen
bereits heute zu spüren. Allem voran die Erderwärmung, welche schwerwiegende Folgen mit
sich bringt. Die Entwicklungen erweckten mein Interesse, indem ich mich fragte, welche
Phänomene insbesondere den Wald belasten und wie sie zu behandeln sind. ‚,Stirbt der Wald,
stirbt der Mensch‘‘ so lautet ein Sprichwort, der Wald ist insbesondere von den Folgen des
Klimawandels betroffen. Durch Hitze, Wind und den Befall der Bäume durch Schädlinge
verkleinert sich die Waldfläche in Deutschland seit Jahren. Ein Naturschutzgebiet, was viele
Deutsche kennen, ist der Harz. Wegen seiner Art der Bewaldung leidet er insbesondere unter
den Folgen des Klimawandels und wenn dies schon heute zu vermerken ist, braucht es einen
geeigneten Umgang, da sich die Erwärmung innerhalb der nächsten fünf, zehn oder 20 Jahre
nicht aufhören wird.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, zunächst zu veranschaulichen welche Funktionen der Wald erfüllt,
wie der Wald im Nationalpark derzeit aufgebaut ist und welche Phänomene des Klimawandels
ihn beeinflussen. Abschließend sollen die Fragen wie der Wald sich unter den Phänomenen des
Klimawandels entwickelt und ob er stirbt beantwortet werden.

2. Der Klimawandel
Der Begriff Klimawandel beschreibt die Änderung des Klimas. Das Klima ist ein komplexes
System aus verschiedenen Bereichen der Umwelt, welche auf viele verschiedene Weisen
wechselwirken. Das Klima ist stetig im Wandel. Irgendwann waren optimale Bedingungen für
Leben auf der Erde gegeben. Entscheidend für ausreichende Temperaturen auf der Erde ist die
Atmosphäre und der Treibhauseffekt. Treibhausgase in der Atmosphäre (hauptsächlich
Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Methan und Distickstoffdioxid) halten einen Teil der von der
Erde reflektierten Wärmestrahlung, welche sonst ins Weltall gelangen würde, zurück und halten
so Temperaturen die Leben auf der Erde ermöglichen. Menschliche Aktivitäten wie die
Verbrennung fossiler Brennstoffe erhöhen den Kohlenstoffdioxid Gehalt in der Atmosphäre und
verstärken den Treibhauseffekt. Gleichzeitig werden Pflanzen und Wälder zerstört, welche viel
Kohlenstoffdioxid verarbeiten als auch binden und somit den Treibhauseffekt senken. Das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit schreibt dazu:

,,Der gegenwärtig beobachtete Klimawandel wird zu einem großen Teil von Menschen
verursacht‘‘.1

1 BMU (2014): Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Wissenschaftliche Grundlagen
(09.04.2014). Verfügbar unter:
https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/wissenschaftliche-grundlagen/

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Durch den Menschen ist die Kohlenstoffdioxidkonzentration heute um 40 Prozent höher als
noch vor dem Beginn der Industrialisierung um etwa 1750. Durch viele wasserbedeckte
Reisfelder und der Viehzucht ist auch der Methangehalt der Atmosphäre gestiegen. Methan
wirkt wesentlich stärker, wird in der Atmosphäre jedoch auch schneller abgebaut. Die
Verstärkung des Treibhauseffektes hat einen Anstieg der Durchschnittstemperatur in der
Atmosphäre zur Folge. Laut dem International Panel on Climate Change (IPCC) könnte die
Temperatur bei weiterer uneingeschränkter Verstärkung des Treibhauseffektes in nächster Zeit
um mehr als vier Grad ansteigen. Die Verschiebung von Klimazonen und lokale
Klimaänderungen können auch schon bei geringer Erwärmung auftreten. Folgen wie vermehrte
Extremwetterereignisse (Stürme, Dürreperioden etc.) treten bereits heute auf [vgl. BMU (2014)].

3. Der Wald
3.1 Funktionen des Waldes
Bäume und im Wald lebende Pflanzen betreiben Photosynthese. Aus Wasser, Lichteinstrahlung
und Kohlenstoffdioxid produzieren sie Glucose und Sauerstoff. Jährlich produzieren Laubwälder
circa 15 Tonnen und Nadelwälder sogar bis zu 30 Tonnen Sauerstoff pro Hektar. Damit ist der
Wald einer der wichtigsten Sauerstofflieferanten. Gleichzeitig verarbeitet er Kohlenstoffdioxid
und speichert pro Hektar circa 114 Tonnen Kohlenstoff. Er erfüllt also eine wichtige
Schutzfunktion gegen den Treibhauseffekt. Des weiteren erfüllt der Wald noch andere
Schutzfunktionen. Zunächst bietet er Lebensraum und schützt die Biodiversität. In
mitteleuropäischen Buchenwäldern sind circa 4.300 Pflanzen und Pilzarten sowie circa 6.700
Tierarten heimisch. Außerdem schützt eine starke Verwurzelung der Bäume und Pflanzen den
Boden vor Erosionen durch Wind und Wasser. In Steillagen verhindern Bäume Erdrutschen und
Steinschläge. Darüber hinaus filtern Wälder Schmutzpartikel und Gase aus der Luft. Von einem
Hektar Wald können bis zu 50 Tonnen Ruß und Feinstaub aus der Luft gefiltert werden. Gase
kann der Wald durch beispielsweise sauren Regen (gelöste Gase im Regenwasser) aufnehmen
und filtern. Der Wald filtert und speichert also Wasser. Ist die Speicherfähigkeit der Bäume und
Pflanzen ausgereizt, fließt überschüssiges gefiltertes Wasser in den Boden. Dies hat zwei
Funktionen: zum einen wird das Grundwasserangebot erhöht und zum anderen wird erneut
Erosionsschutz gewährleistet, da Wasser nicht einfach oberflächlich abfließt und den Boden
abträgt. Der Wald leistet also einen großen Beitrag zur Grundwasserbildung und zum
Wasserschutz. Da der Wald durch Baumkronen vor Sonneneinstrahlung abgeschirmt wird, ist
es im Durchschnitt kälter als auf kahlen Flächen. Temperaturschwankungen können so
ausgeglichen werden [vgl. SUW (2021)]2.In Wirtschaftswäldern erfüllt der Wald außerdem eine
wichtige ökonomische Funktion:

,,Mit 1,1 Millionen Arbeitsplätzen ist das Cluster Forst und Holz in Deutschland ein
wichtiger Arbeitgeber, insbesondere in ländlichen Räumen‘‘,

2 SUW: Stiftung Unternehmen Wald: Der Wald - Waldfunktionen. Verfügbar unter:


https://www.wald.de/waldwissen/der-wald/
[Stand: 16. April 2021]

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erklärt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft3. Wirtschaftswälder liefern


circa 60 Millionen Kubikmeter nachhaltig bewirtschaftetes Holz pro Jahr; das bedeutet es wird
weniger Holz geschlagen als im gleichen Zeitraum nachwachsen kann [vgl. SUW (2021)].
Wichtig für den Menschen sind außerdem die Effekte des Waldes auf seine Gesundheit.
Spaziergänge im Wald vermindern Stress und senken den Blutdruck sowie die Herzfrequenz.
Die Therapie von Depressionen ist effektiver, wenn sie teilweise im Wald stattfindet und
Patienten heilen nach Operationen schneller und benötigen gleichzeitig weniger Schmerzmittel,
wenn der Blick auf Bäume durchs Fenster gegeben ist. Es wird außerdem angenommen, dass
von Bäumen ausgestoßene Botenstoffe (Terpene) das Immunsystem des Menschen stärken
[vgl. Frobeen A. (2019)]4. Wälder haben also eine bedeutende Rolle für das Klima, die
Luftqualität, den Bodenschutz, das Grundwasser, die ökologische Vielfalt sowie für die
Ökonomie und die Gesundheit des Menschen.

3.2 Folgen des Waldsterbens


Durch das Waldsterben sind alle oben genannten Funktionen des Waldes in Gefahr. Das
bedeutet; zahlreiche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind gefährdet, die Grundwasserbildung
kann eingeschränkt werden, Bodenerosionen verstärken sich, es wird weniger Sauerstoff
produziert und weniger Kohlenstoffdioxid verbraucht. Das Katalyse Institut erklärt:

,,Mit Sicherheit wird das Absterben großer Waldteile [...] den Treibhauseffekt weiter
anheizen, da der in den Bäumen festgelegte Kohlenstoff vorzeitig wieder freigesetzt
wird. Ein geschädigter Wald bindet zudem weniger Kohlendioxid als ein gesunder.‘‘5

Das Waldsterben hat also nicht nur Nachteile dadurch, dass weniger Kohlenstoffdioxid
verarbeitet wird, es wird durch Waldverlust sogar bereits gespeicherter Kohlenstoff wieder in die
Luft gegeben. Des weiteren sind auch die Waldwirtschaft und die gesund wirkenden Effekte des
Waldes auf den Menschen gefährdet.

3BMEL: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.: Waldbericht der Bundesregierung: Nachhaltige
Forstwirtschaft bewahrt den Wald und seine Leistungen. Verfügbar unter:
https://www.bmel.de/DE/themen/wald/wald-in-deutschland/
waldbericht2017.html;jsessionid=53BB6270C289F3B50E7E5585C2D26518.internet2832
[Stand: 16. April 2021]

4Frobeen A. (2019): Anne Frobeen: Aufatmen im Wald. Die Techniker. Verfügbar unter:
https://www.tk.de/techniker/magazin/lifestyle/wald-gut-fuer-gesundheit-2067166
[Stand: 16. April 2021]

5KI:KATALYSE Institut: Waldsterben. Verfügbar unter:


http://umweltlexikon.katalyse.de/?p=3147
[Stand:16. April 2021]

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4. Allgemeine Angaben zum Nationalpark Harz


4.1 Geographie
Der Nationalpark Harz umfasst eine Gesamtfläche von circa 24.732 Hektar wovon 15.820
Hektar in Niedersachen und 8.912 Hektar in Sachsen-Anhalt liegen. Der Nationalpark nimmt
circa 10 Prozent der Gesamtfläche des Mittelgebirges Harz ein. [vgl. NVH: NP (2011) S.9]6

Abbildung 1

4.2 Höhenstufen
Höhenstufen beginnen im Harz rund 100-200m tiefer und liegen enger zusammen, als in
anderen Mittelgebirgen, da der Harz im Vergleich kälter ist. Auf einer vergleichsweise eher
kleinen Fläche ist das vollständige Höhenstufenspektrum eines typischen Mittelgebirges
abgebildet, welches von kollin bis supramontan reicht [vgl. NVH: NP (2011) S.18f].
Veranschaulicht ist dies an der Abbildung 1: zu erkennen sind die einzelnen Höhenstufen mit
den natürlichen Wald Vegetationsformen.

4.3 Bewaldung
Bewaldet ist der Nationalpark Harz zu etwa 97 Prozent. In den kollinen und submontanen
Zonen am Nord- und Südrand des Nationalparks sind derzeitig hauptsächlich Restbestände von
Laubwäldern vertreten. In den submontanen bis montanen Zonen sind hauptsächlich vom
Menschen kultivierte Fichtenforste aufzufinden. Fichtenwälder von unterschiedlichster
Naturnähe sind hauptsächlich in den hochmontanen Zonen anzutreffen [vgl. NVH: NP (2011) S.
22].

6NVH: NP (2011): Nationalparkverwaltung Harz: Nationalparkplan für den Nationalpark Harz 2011 - 2020 (2011)

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4.3.1 Laubwälder
Die Diagramme (Abbildung 2) veranschaulichen die aktuelle und die potentielle Verteilung der
Laub- und Nadelbaumanteile im Nationalpark. Zu erkennen ist, dass der potentielle
Laubbaumanteil bei 68 Prozent liegt. Der derzeitige Laubbaumanteil beträgt jedoch nur circa 18
Prozent. Es sind also deutlich weniger Laubbäume vorhanden, als natürlicherweise vorkommen
würden [NVH: TB (2020) S.32].7

Abbildung 2

4.3.2 Nadelwälder und Monokulturen


Aktuell sind im Nationalpark Harz hauptsächlich Fichten vorhanden. Sie kommen
natürlicherweise, wie auch Abbildung 1 aufzeigt, in den hochmontanen Zonen von ca. 800 -
1100 m über NHN vor. [vgl. NVH: NP (2011) S.29]. Wie aus den Diagrammen (Abbildung 2) zu
erkennen ist, liegt der derzeitige Nadelbaumbestand des Nationalparks bei circa 82 Prozent.
Die potentielle Fläche für Nadelbäume im Nationalpark liegt wiederum bei nur etwa 32 Prozent.
[NVH: TB (2020) S.32]. Natürlicherweise würden also deutlich weniger Nadelbäume im
Nationalpark stehen. Der Lebensraum ist demnach mehr als vollständig ausgenutzt.
Nadelbäume, insbesondere Fichten, haben infolge dessen kein Ausbreitungspotential in den
kommenden Jahren [vgl. NVH: NP (2011) S.29f.]. Die Fichte, welche auch als ,,Brotbaum‘‘ der
Harzer Forstwirtschaft bezeichnet wird, ist heute hauptsächlich vorhanden, da sie durch
wirtschaftliche Eingriffe des Menschen in der Vergangenheit über ihren natürlichen Standort
hinaus in den submontanen bis montanen Zonen kultiviert wurde. Die forstwirtschaftliche
Prägung ist heute noch beim Großteil der Wälder im Nationalpark zu erkennen. Teilweise sind
auch sehr naturferne Fichtenmonokulturen entstanden [vgl. NVH: NP (2011) S.32]. Auf diesen
Zusammenhang wird im folgenden Kapitel genauer eingegangen.

4.3.3 Einfluss des Menschen auf die Bewaldung


Ein wichtiger Wirtschaftszweig des Harzes war ab circa 300 n. Chr. der Bergbau. Holz ist einer
der wichtigsten Energielieferanten und unersetzbarer Rohstoff. Es musste für den Betrieb von

7 NVH: TB (2020): Nationalparkverwaltung Harz: Tätigkeitsbericht 2019 (2020)

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Schmelzöfen und den Bau von Siedlungen und Stollen ausreichend vorhanden sein. Um an
Holz zu gelangen, müssen Bäume gefällt werden. Dadurch begannen die ersten Umformungen
des natürlichen Harzwaldes durch die Bewirtschaftung des Menschen. Die neuzeitliche
Bergbauperiode begann um 1500. Der Holzbedarf wuchs stetig und führte zu einer immer
größeren Entwaldung und Waldzerstörung, sodass diese um etwa 1700 bis in den
Brockenbereich vordrang. Es wurde sogar auf den Abbau von Torf und Torfköhlerei
ausgewichen um den Energiebedarf zu decken, da der Holzvorrat ausgeschöpft war. Im 18.
Jahrhundert war die Holzkohleherstellung zentral: das intensivierte die Holznutzung abermals.
Die Kahlschlagwirtschaft, Befälle des Borkenkäfers und Schäden durch Stürme hatten den
Holzbestand weiter verkleinert, sodass sich um circa 1750 die nachhaltige Forstwirtschaft
entwickelte. Statt Bäume wie bei der Kahlschlagwirtschaft nur abzuholzen, wurden bei der
nachhaltigen Forstwirtschaft Bäume nachgepflanzt [vgl. NVH: NP (2011) S.15f.]. Jedoch ergab
sich daraus ein weiteres Problem. Die Nationalparkverwaltung Harz erklärt:

,,Hatte die Fichte in den vorangegangenen Entwaldungsphasen die Freiräume schon für
sich nutzen können [...], so förderte die nachhaltige Forstwirtschaft die Fichte auch aktiv.
Als schnell wachsender Holzlieferant wurde sie bei Außerachtlassung ihrer Gefährdung
gegenüber Schäden weit über ihre natürlichen Grenzen hinaus angebaut. Nur so konnte
der enorme Holzbedarf für den Bergbau gedeckt werden.‘‘8

Der Wiederaufbau und Reparationsleistungen nach dem 2. Weltkrieg führten erneut zu


Kahlschlägen und intensiver Bewirtschaftung. Erst ab 1970 begann die Fokussierung auf
ökologischen Waldbau [vgl. NVH: NP (2011) S.16]. Es entstanden, wie im vorherigen Kapitel
schon benannt, eine gestörte Baumartenzusammensetztung und gleichaltrige, großflächige
Fichtenmonokulturen.

5. Anfälligkeit der Fichte gegenüber Phänomenen des


Klimawandels
Gegen Kälte und Nässe ist die Fichte auf ihren natürlichen Standorten gut geschützt, hingegen
verträgt sie extreme Hitze und Trockenheit schlecht [vgl. Schütt et al. (2006)]9. Zudem
verdunsten in Fichtenmonokulturen rund 34 Prozent des Niederschlags. Das ist deutlich mehr
als in beispielsweise Buchenbeständen, in denen nur circa 18 Prozent verdunsten. [vgl. SUW
(2021)]. Die Fichte hat Trockenheitsprobleme und in Monokulturen gleichzeitig Defizite
Regenwasser aufzunehmen. Durch Trockenheit wird der Baum geschwächt: Gesundheit sowie
Ertragsleistung werden eingeschränkt und die Harzproduktion vermindert. Besonders anfällig ist
sie dann für Befälle von Borkenkäfern, wie dem Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) und
dem Buchdrucker (Ips typographus), welche durch die vorherige Schwächung des Baumes gute

8 NVH (2011) S.16

9Schütt et al. (2006): Schütt, P.; Weisgerber, H.; Lang, U.; Roloff, A.; Stimm, B.: Enzyklopädie der Holzgewächse.
Handbuch und Atlas der Dendrologie (2006). Wiley‐VCH Verlag GmbH

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Chancen, haben ihn zu befallen. In Fällen von Monokulturen kann es durch Befall und
Massenvermehrungen der Käfer zum Absterben ganzer Wälder kommen. Diese Schwächung
ermöglicht es außerdem Pilzen die Bäume zu befallen. So zum Beispiel der Hallimasch
(Armilliaria mellea), der Fichtennadelrost (Chrysomyxa spp.) oder der Wurzelschwamm
(Heterobasidion annosum). Des weiteren ist die Fichte ein sogenannter Flachwurzler. Steht sie
eher auf flachgründigem oder staunassem Boden [vgl. Schütt et al. (2006)]. Dem
schlussfolgernd macht sie das flache Wurzelwerk anfälliger für starken Wind und Stürme. Durch
Schädlinge erleidet die Fichte weitere Stabilitätsverluste. Monokulturen sind zusätzlich
betroffen. Die Bäume sind durch eine Anpflanzung oftmals gleichen Alters, wie bereits erwähnt
instabil und es besteht ein Mangel an Alt- und Totholz [vgl. NVH: NP (2011) S.32]. Ein Mangel
an Alt- und Totholz ist deswegen nachteilig, da viele Tier-, Pilz- und Pflanzenarten auf Totholz
angewiesen sind. Gleichzeitig gibt es dadurch innerhalb der Monokultur keine Freiflächen.
Diese sind aber wichtig, da dort oftmals Pionierbäume wie Birken, Espen und Ebereschen
wachsen [vgl. NVH: TH (2020)]10. Gerade in den Fichtenmonokulturen würde dies die
Artenvielfalt erhöhen.

6. Phänomene des Klimawandels im Nationalpark Harz


Der Nationalpark Harz liegt, wie im Kapitel 3.1 bereits genannt, in Sachsen-Anhalt und
Niedersachsen. Da die Fichte, wie oben erwähnt, sehr anfällig für Hitze, Trockenheit und
Stürme ist, werden im Folgenden die Klimaveränderungen der beiden Bundesländer der letzten
Jahre genauer beleuchtet, um die Waldveränderung in Zusammenhang mit
Fichtenreinbeständen und dem Klimawandel genauer erklären zu können.

6.1 Temperatur
Zu erkennen ist ein Temperaturanstieg von +1,7 Kelvin (fortfolgend bezeichnet als ,,K‘‘) in
Niedersachen und +1,6 K in Sachsen-Anhalt seit 1881. Zudem sind Temperaturanomalien seit
der 2000 Wende fast ausschließlich im positiven Bereich: das bedeutet die
Jahresmitteltemperatur ist fast durchgehend höher, als die der Referenzperiode 1961-1990.
Außerdem werden die Anomalien immer größer. In Niedersachen sowie in Sachsen-Anhalt war
die Anomalie im Jahr 2020 auf einem Rekordstand bei etwas über +2K. Erkennbar ist die
Erwärmung außerdem in der Anzahl der Sommertage. Der vieljährige Mittelwert der
Referenzperiode 1961 bis 1990 liegt in Niedersachen bei 22,3 Tagen und in Sachsen-Anhalt bei
31,8 Tagen. In Niedersachsen sind es seit 1951 im Durchschnitt +20,3 Tage und in Sachsen-
Anhalt +26,6 Tage pro Jahr geworden. Zudem tauchen erneut fast ausschließlich positive
Anomalien seit der 2000 Wende auf, was auf eine erneute Erhöhung der Anzahl der
Sommertage im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 schließen lässt. Auffällig ist das Jahr
2018. In Niedersachen lag die Abweichung vom Mittelwert der Referenzperiode bei fast
+50Tagen und in Sachsen-Anhalt bei fast +60 Tagen. Zusätzlich ist die Anzahl der heißen Tage

10 NVH: TH (2020): Totholz im Wald fördert Vogel-Vielfalt (2020). Verfügbar unter:


https://www.nationalpark-harz.de/de/aktuelles/2018/2018_07_31_Vogelmonitoring-Totholz/
[Stand: 16. April 2021]

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im Jahr gestiegen. Der Jahresmittelwert in Niedersachen liegt laut der Referenzperiode


1961-1990 bei 3,2 Tagen und in Sachsen-Anhalt bei 5,8 Tagen. Seit 1951 ist die Anzahl in
Niedersachen auf 7,5 Tage und in Sachsen-Anhalt auf 10,6 Tage pro Jahr gestiegen. Auffällig ist
erneut das Jahr 2018: in Niedersachsen lag die Anomalie bei über +15 Tagen und in Sachsen-
Anhalt bei über +20 Tagen. Auch die Sonnenscheindauer hat sich seit 1951 erhöht. In
Niedersachsen liegt der Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 bei 1456,9 Stunden und in
Sachsen-Anhalt bei 1521,7 Stunden. Seit 1951 hat sich die Sonnenscheindauer in
Niedersachsen um 156,5 Stunden und in Sachsen-Anhalt um 226,3 Stunden erhöht.
Gegensätzlich zu Temperatur, Sonnenscheindauer, heiße Tage und Sommertage verhalten sich
die Eis- und Frosttage. Der Mittelwert der Frosttage der Referenzperiode 1961-1990 liegt in
Niedersachsen bei 75 Tagen und in Sachsen-Anhalt bei 84,5 Tagen pro Jahr. Seit 1951 ist die
Anzahl in Niedersachen um 26,9 Tage und in Sachsen-Anhalt um 18,3 Tage gesunken. Ähnlich
verhält es sich mit den Eistagen, der Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 liegt hier in
Niedersachen bei 20,5 Tagen und in Sachsen-Anhalt bei 24,8 Tagen. Seit 1951 ist auch die
Anzahl dieser gesunken, in Niedersachen um 11,4 Tage und in Sachsen-Anhalt um 12,5 Tage.
Die Daten zeigen also eine Erwärmung, ein Anstieg der Sonnenscheindauer und eine Erhöhung
der heißen sowie der Sommertage im Jahr. Gleichzeitig ist die Anzahl der Eis- und Frosttage
gesunken. Gerade die Sommertemperatur der Jahre 2018 und 2019 gehören mit knapp +3
Kelvin Abweichungen vom Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 zu den wärmsten seit
1881 [vgl. DWD (2021)]11.

6.2 Niederschlag
Der Jahresniederschlag ist in den letzten Jahren nicht gesunken sondern gestiegen. Der
Mittelwert der Referenzperiode von 1961-1990 ist in Niedersachen 745,6 mm und in Sachsen-
Anhalt 547,6 mm. Seit 1881 ist der Niederschlag in Niedersachsen um 83,7mm und in
Sachsen-Anhalt um 11mm gestiegen. Problematisch wird dieser Zusammenhang erst, wenn
man sich die Verteilung des Niederschlags ansieht. Im Frühling, im Herbst und im Winter haben
die Niederschläge in Niedersachsen zugenommen. Im Sommer hingegen sind die
Niederschläge um 6,7 mm zurückgegangen. In Sachsen-Anhalt haben die Niederschläge nur im
Frühling und im Winter zugenommen, im Sommer sind sie um 13,2 mm und im Herbst um 0,9
mm gesunken. Gerade im Sommer, in welchem die Temperatur in den letzten Jahren immer
weiter Anstieg, sinkt der Niederschlag [vgl. DWD (2021)]. Der Fichte, welche wie oben bereits
gennant unter hohen Temperaturen und Trockenheit leidet, steht zusätzlich weniger Wasser aus
Niederschlägen als Mittel gegen die Trockenheit zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist die
extreme Trockenheit des Jahres 2018. Veranschaulicht werden kann diese durch den
Standardized Precipitation Index (SPI), einem Index welcher zur Beschreibung von Perioden
extremer Nässe oder Trockenheit genutzt wird. Er wird von der World Meteorological
Organization (WMO) als Index für das Monitoring von Dürreperioden empfohlen. Die Abbildung

11DWD (2021): Deutscher Wetterdienst: Zeitreihen und Trends Deutschland. Verfügbar unter:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html?nn=480164
[Stand: 16. April 2021]

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3 zeigt diesen für den Zeitraum von Anfang April 2018 bis Anfang Juli 2018. Ein SPI von -1 bis 1
beschreibt normale Bedingungen. Im Bereich des Nationalparks ist ein SPI von -1,5 bis -2 zu
erkennen, was auf starke Trockenheit hinweist [vgl. UH (2020)].12

Abbildung 3 Abbildung 4

6.3 Wind
Ein weiterer klimabedingter Faktor, welcher den Wald des Nationalparks beeinflusst, ist der
Wind. Wie bereits genannt, ist die Fichte durch ihr flaches Wurzelwerk besonders anfällig für
starken Wind. Exemplarisch für Schäden durch Wind im Nationalpark Harz sind zwei Orkane:
der Orkan Kyrill am 18. und 19. Januar 2007 und der Orkan Friederike am 18. Januar 2018.
Kyrill hatte an der Messstation des Brockens Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 199
km/h. [vgl. Haeseler et al. (2018) S.4]13. Im Nationalpark Harz betrugen die Schäden circa

12UH (2020): Universität Hamburg: SPI - Standardisierter Niederschlagsindex (2020). Verfügbar unter:
https://icdc.cen.uni-hamburg.de/spi.html
[Stand: 16. April 2021]

13Haeseleret al. (2018): Haeseler S.; Lefebvre C.; Bissolli P.; Daßler J.; Mamtimin B.: Orkantief FRIEDERIKE wütet
am 18. Januar 2018 über Europa (23.01.2018). Deutscher Wetterdienst

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80.000 Festmeter Holz [vgl. Welt (2017)]14. Orkantief Friederike erreichte am Brocken
Windgeschwindigkeiten von bis zu 203 km/h [vgl. Haeseler et al. (2018) S.4]. Der Sturm
entwurzelte und zerstörte zahlreiche Bäume (Sturmholz). Insgesamt entstanden Schäden von
circa 70.000 Festmetern Holz, hauptsächlich Fichten [vgl. HAZ (2018)]15.

6.4 Folgen der klimatischen Bedingungen


Festzustellen ist also, dass 2018 und 2019 überdurchschnittlich warm waren. Außerdem
herrschte eine Dürreperiode in 2018. Zusätzlich hatte der Orkan Friedericke viel Sturmholz
verursacht. Fichten leiden dementsprechend unter der Trockenheit und Schädlinge haben ein
großes Ausbreitungspotential. Dies wird im folgenden Kapitel genauer erläutert. Schwächungen
bis hin zu Absterbeerscheinungen sind auch bei mittelalten bis alten Buchen aufgetreten [vgl.
NVH: TB (2020) S.34f.]. Auch die Waldbrandgefahr steigt infolge von Trockenheit. Die
Abbildung 4. zeigt die Gefahr für Waldbrände am 30.06.2019. Zu erkennen ist, dass auf der
Fläche des Nationalparks ein großes Risiko für Waldbrände besteht. Beispielsweise gab es dort
2018 acht und 2019 15 Waldbrände. Zwar waren dies nur kleine von Menschen ausgelöste
Bodenfeuer und keine Vollfeuer, jedoch ist ein Risikopotential erkennbar [vgl. NVH: TB (2020)
S.36].

7. Achtzähniger Fichtenborkenkäfer
Borkenkäfer wie beispielsweise der achtzähnige Fichtenborkenkäfer (Ips typographus), auch
Buchdrucker genannt [vgl. ForstBW (2016) S. 9]16, gehören zum natürlichen Ökosystem des
Waldes, genau wie andere Tier- und Insektenarten.

,,In den natürlichen Bergfichtenwäldern der Hochlagen gehören Borkenkäfer zur


natürlichen Artenausstattung. Hier sorgen sie für Verjüngung, indem abgestorbene
Bäume Platz für den Nachwuchs machen. Das Totholz verbleibt im Wald und ist
Lebensraum für viele Organismen, die in Wirtschaftswäldern so nicht mehr vorkommen.
So entsteht Waldwildnis.‘‘

14Welt (2017): welt.de : "Kyrill"-Schäden im Nationalpark Harz gut verwachsen (14.01.2017). Verfügbar unter:
https://www.welt.de/regionales/sachsen-anhalt/article161167527/Kyrill-Schaeden-im-Nationalpark-Harz-gut-
verwachsen.html
[Stand: 16. April 2021]

15HAZ (2018): Hannoversche Allgemeine: So viel Schaden hat Sturm „Friederike“ angerichtet (28.02.2018).
Verfügbar unter:
https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Zehntausende-umgestuerzte-Baeume-nach-Sturm-
Friederike-Bilanz-in-Niedersachsen
[Stand: 16. April 2021]

ForstBW (2016): Landesbetrieb ForstBW: Borkenkäfer. Erkennen, Vorbeugen, Managen. Hinweise für
16

Waldbesitzende (Februar 2016)

Paul Klöppner 10

erklärt die Nationalparkverwaltung Harz17. Der Buchdrucker ist der zurzeit am weitesten
verbreitet Borkenkäfer. Er ist circa 4-5,5mm groß. Seine Flugzeit reicht von April / Mai ab etwa
16,5 Grad Celsius bis Ende September. Ein Weibchen legt pro Brut circa 20-60 Eier und die
Entwicklungszeit beträgt im Schnitt 5-10 Wochen. Gewöhnlich ist die Entwicklung von 1-2
Generationen pro Jahr; bei optimalen Bedingungen können es aber auch 3 Generationen pro
Jahr sein. Die Anzahl der Borkenkäfer ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Je nach
Baumartenzusammensetztung und Alter des Waldes variiert das Brut- und Nahrungsangebot
des Borkenkäfers und somit auch das mögliche Ausmaß des Befalls. Sturmholz erhöht in
Kombination mit Trockenheit und Wärme das Ausbreitungspotential des Borkenkäfers enorm.
Auch intakte Waldbestände können infolge einer großen Population von Borkenkäfern befallen
und zerstört werden. Ips typographus bevorzugt Fichten ab circa 50 Jahren. Intakte Bäume
produzieren beim Befall einzelner Borkenkäfer Harz, wodurch diese abgetötet werden. Bei einer
größeren Anzahl von Käfern kann ein Baum sich nicht mehr schützen. Käfer, welche sich
erfolgreich eingebohrt haben, stoßen Duftstoffe für Artgenossen aus, was einen starken Befall
des Baumes zur Folge hat. Den Befall der Käfer kann man an verschiedenen Merkmalen
erkennen. Zunächst gibt braunes Bohrmehl auf der Rinde, auf Spinnennetzen, am Stammfuß
oder auf dem Waldoden Aufschluss über einen Befall. Harzfluss am Stamm deutet auch auf
einen Befall hin, da dies der natürliche Abwehrmechanismus des Baumes ist. Des weiteren
deuten Merkmale wie das Abfallen der Rinde und grüner oder roter Nadeln, sowie Rötungen auf
einen Befall hin. In wirtschaftlich ungenutzten Wäldern, wie Nationalparks, wirkt der Befall des
Borkenkäfers als Antrieb der natürlichen Walddynamik. Dort wird großflächiges Absterben nach
einer Massenvermehrung von Borkenkäfern als Beginn einer neuen Waldgeneration durchaus
positiv bewertet. Der Borkenkäfer ist Teil der natürlichen Walddynamik und beschleunigt diese
[vgl. ForstBW (2016) S. 2f.]. Die Nationalparkverwaltung bestätigt dies, sie schreibt im
Tätigkeitsbericht 2019 über den Befall des Borkenkäfers :

,,Die Waldentwicklung erfuhr sowohl in den Hochlagen, die sich überwiegend in der
Naturdynamikzone befinden, als auch in den Waldentwicklungsbereichen der mittleren
und unteren Lagen nochmals eine gewaltige Beschleunigung.‘‘ 18

7.1 Ausmaß des Borkenkäferbefalls


Die Klimaereignisse der Jahre 2018 und 2019, also hohe Temperaturen, eine Dürreperiode in
2018 und Orkan Friedericke waren gute Ausgangsbedingungen für den Borkenkäfer.
Dementsprechend verbreitete sich der Käfer auch im Nationalpark Harz. Aus Abbildung 5 wird
die rasante Entwicklung des Borkenkäferbefalls ersichtlich. In 2019 beträgt der Stehendbefall
des Borkenkäfers ganze 3.030,3 Hektar. Zusätzlich sind die Daten des Diagramms des Jahres
2019 nur bis August, was darauf schließen lässt, dass der Befall in Wirklichkeit noch

17 NVH: WE (2020): Nationalpark Harz: Waldentwicklung im Nationalpark Harz (2020). verfügbar unter:
https://www.nationalpark-harz.de/de/downloads/Waldentwicklung-im-Nationalpark-Harz?download=barrierearm
[Stand: 16. April 2021]

18 NVH: TB (2020) S.34

Paul Klöppner 11

ausgeprägter war. Trotzdem ist die Befallsfläche des Jahres 2019 größer als die Fläche aller
vorherigen Jahre zusammen.

Abbildung 5

7.2 Borkenkäfermanagement
Um eine zu große Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern werden diverse Maßnahmen
ergriffen, dies wird Borkenkäfermanagement genannt.

7.2.1 Naturdynamikzonen
Circa 14.932 Hektar des Nationalparks befinden sich derzeit in Naturdynamikzonen. Das
entspricht etwa 60,3 Prozent der Gesamtfläche. In Naturdynamikzonen ist der Wald sich selbst
ü b e r l a s s e n ; e s f i n d e n k e i n e m e n s c h l i c h e n E i n g r i ff e s t a t t . I m R a h m e n d e s
Borkenkäfermanagements finden lediglich Maßnahmen in einem 500 Meter Schutzstreifen zu
benachbarten Wirtschaftswäldern statt, damit der Borkenkäfer nicht auf diese überspringt. Auf
diesem Sicherheitsstreifen werden befallene Bäume aus dem Wald entfernt [vgl. NVH: TB
(2020) S.33ff.].

7.2.2 Naturentwicklungszone
Die Naturentwicklungzonen umfassen derzeit circa 9.515 Hektar, was etwa 38,5 Prozent der
Gesamtfläche des Nationalparks ausmacht [vgl. NVH: TB (2020) S. 33]. In diesen Zonen finden
menschliche Eingriffe statt, um bessere Bedingungen für die spätere Eigenregie der Natur
(Übergang zu Naturdynamikzonen) zu schaffen [vgl. NVH: NP (2011) S. 50]. Auch hier findet

Paul Klöppner 12

die Borkenkäferbekämpfung innerhalb eines 500 Meter Schutzstreifens zu benachbarten


Wirtschaftswäldern statt. Große Fichtenkomplexe werden zusätzlich geschützt, indem befallene
Bäume aus dem Wald transportiert werden. Dadurch, dass der Borkenkäfer derzeit in ganz
Deutschland Bäume befällt, gibt es ein Überangebot von Holz am Holzmarkt. Da keine
Abnehmer gefunden werden, muss das Holz deshalb aus den Wäldern ausgelagert werden,
damit ein Übersprung des Borkenkäfers auf benachbarte Wirtschaftswälder verhindert werden
kann [vgl. NVH: TB (2020) S.35].

8. Waldentwicklung
Im Zuge der Waldentwicklung gibt es auch Maßnahmen, welche nicht wirtschaftlich orientiert
sind, sondern im Wald mehr Naturnähe schaffen sollen. Ein bis zwei drittel der Flächen werden
nicht bearbeitet, und als sogenannte Referenzflächen belassen. Es soll analysiert werden, wie
sich der Wald mit und ohne Einfluss des Menschen entwickelt. Laubbaumpflanzungen finden
hauptsächlich an Standorten statt, wo sich derzeitig Fichtenkulturen befinden. Damit soll vor
allem der Buche die Rückkehr in ihr natürliches Verbreitungsgebiet innerhalb der nächsten
Baumgenerationen ermöglicht werden und die strukturarmen Fichtenmonokulturen sollen
naturnäher werden. Abbildung 6 zeigt die Anzahl der Pflanzungen pro Jahr von 2008 - 2019 und
die dazugehörige Fläche in Hektar. Insgesamt 4,72 Millionen Laubbäume gepflanzt, was einer
Fläche von 3057 Hektar entspricht.

Abbildung 6

Pflanzungen erfolgen ausschließlich in der Naturentwicklungszone. Die bepflanzten Flächen


verteilen sich ,,mosaikartig‘‘ in den mittleren und unteren Zonen des Nationalparks [vgl. NVH:

Paul Klöppner 13

TB (2020) S.33f.]. Des weiteren wird Forschung zum Thema Waldentwicklung betrieben. 1997,
2008 und 2018 wurden 71 Probekreise von jeweils 0,1 Hektar erfasst. Die Untersuchungen
zeigen, dass Borkenkäferbefälle, Stürme und Zerstörung des Waldes in engem Zusammenhang
mit Erneuerung und Regeneration stehen. 2018 wurden im durchschnitt mehr als 3800
Jungpflanzen pro Hektar gefunden. Obwohl oftmals Bedenken über starke Befälle des
Borkenkäfers geäußert werden, steigt die Heterogenität und die Strukturvielfalt.

9. Fazit
Zusammenfassend ist also festzustellen: der Wald stabilisiert das Klima, erhöht die Luftqualität,
leistet Erosionsschutz, bildet Grundwasser, schützt die Artenvielfalt und ist wichtig für die
Gesundheit des Menschen. Würde der Wald nun sterben, wären all diese Faktoren in Gefahr.
Etwa 68 Prozent der Fläche des Nationalparks würde natürlicherweise von Laubbäumen
besiedelt sein, derzeit sind es jedoch nur etwa 18 Prozent. Einen Großteil nehmen Fichten
(etwa 82 Prozent) ein. Dies hängt mit dem hohen Holzbedarf resultierend aus dem Bergbau und
Reparationsarbeiten nach dem Weltkrieg zusammen. Die Fichte wächst schnell und liefert
gutes Holz, weswegen sie in der Vergangenheit großflächig auf unnatürlichen Standorten
kultiviert wurde. Dort leidet sie durch ihr flaches Wurzelwerk besonders unter Trockenheit, Hitze
und Stürmen. Die Temperatur hat sich seit 1881 im Bereich des Nationalparks stark erhöht und
der Niederschlag verschiebt sich eher in die Frühlings- und Winterzeit. Daraus resultierend gab
es dann eine Dürreperiode im Jahr 2018 und ein besonders warmes Jahr 2019. Außerdem
zerstörte Orkan Friedericke etwa 70.000 Festmeter Holz. Dies waren optimale
Voraussetzungen für den Borkenkäfer, welcher sich daraufhin im Nationalpark enorm
verbreitete. Folge ist ein großer Verlust der Fichtenbestände. In den Naturdynamikzonen wird
dies als positiv bewertet, denn auf Befall und Zerstörung der Fichtenbestände folgt eine
Erneuerung und Regeneration des Waldes. Untersuchungen legen nahe, dass nach Befall des
Borkenkäfers sich der Wald verjüngt und die Heterogenität und Strukturvielfalt steigen.
Der Wald stirbt, entgegen häufiger Annahmen, im Nationalpark Harz vorerst nicht. Er wandelt
sich wieder zu einem strukturreicheren, natürlicheren Wald und dies wird hauptsächlich von den
Phänomenen des Klimawandels angetrieben. Der Klimawandel wirkt sich auf die Bewaldung im
Nationalpark aus. Auch haben Verantwortliche aus den forstwirtschaftlichen Fehlern der
Vergangenheit gelernt und unterstützen die natürliche Waldentwicklung durch die Pflanzung von
Buchen und lassen in Naturdynamikzonen den Naturdynamiken freien Lauf. Mehr Bäume
werden in der Zukunft auch ein wichtiger Faktor für die Verlangsamung der Erderwärmung sein.
Entwarnung kann dennoch nicht gegeben werden, denn auch Buchen leiden unter den
klimatischen Bedingungen. Bei größerer Erwärmung und mehr Extremwetterereignissen
werden sie in Zukunft immer stärker belastet. Es ist also nicht auszuschließen, dass eine Folge
der Erwärmung in Zukunft auch das großflächige Absterben von Buchen sein wird. In
weitergehenden Arbeiten wäre deswegen beispielsweise eine Untersuchung zu Bäumen
interessant, welche an die immer wärmeren klimatischen Bedingungen gut angepasst sind.

Paul Klöppner 14

10. Anhang
10.1 Quellenverzeichnis
BMEL: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.: Waldbericht der
Bundesregierung: Nachhaltige Forstwirtschaft bewahrt den Wald und seine
Leistungen. Verfügbar unter:
https://www.bmel.de/DE/themen/wald/wald-in-deutschland/
waldbericht2017.html;jsessionid=53BB6270C289F3B50E7E5585C2D26518.internet
2832
[Stand: 16. April 2021]
[Website 1]

BMU (2014): Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit:


Wissenschaftliche Grundlagen (09.04.2014). Verfügbar unter:
https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/wissenschaftliche-
grundlagen/
[Stand: 16. April 2021]
[Website 2]

DWD (2021): Deutscher Wetterdienst: Zeitreihen und Trends Deutschland. Verfügbar


unter:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/zeitreihen/zeitreihen.html?nn=480164
[Stand: 16. April 2021]

ForstBW (2016): Landesbetrieb ForstBW: Borkenkäfer. Erkennen, Vorbeugen,


Managen. Hinweise für Waldbesitzende (Februar 2016)

Frobeen A. (2019): Anne Frobeen: Aufatmen im Wald. Die Techniker. Verfügbar unter:
https://www.tk.de/techniker/magazin/lifestyle/wald-gut-fuer-gesundheit-2067166
[Stand: 16. April 2021]
[Website 3]

Haeseler et al. (2018): Haeseler S.; Lefebvre C.; Bissolli P.; Daßler J.; Mamtimin B.:
Orkantief FRIEDERIKE wütet am 18. Januar 2018 über Europa (23.01.2018).
Deutscher Wetterdienst

HAZ (2018): Hannoversche Allgemeine: So viel Schaden hat Sturm „Friederike“


angerichtet (28.02.2018). Verfügbar unter:

Paul Klöppner 15

https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Zehntausende-
umgestuerzte-Baeume-nach-Sturm-Friederike-Bilanz-in-Niedersachsen
[Stand: 16. April 2021]
[Website 4]

KI: KATALYSE Institut: Waldsterben. Verfügbar unter:


http://umweltlexikon.katalyse.de/?p=3147
[Stand: 16. April 2021]
[Website 5]

NVH: WE (2020): Nationalpark Harz: Waldentwicklung im Nationalpark Harz (2020).


verfügbar unter:
https://www.nationalpark-harz.de/de/downloads/Waldentwicklung-im-Nationalpark-
Harz?download=barrierearm
[Stand: 16. April 2021]
[Website 6]

NVH: NP (2011): Nationalparkverwaltung Harz: Nationalparkplan für den


Nationalpark Harz 2011 - 2020 (2011)

NVH: TB (2020): Nationalparkverwaltung Harz: Tätigkeitsbericht 2019 (2020)

NVH: TH (2020): Totholz im Wald fördert Vogel-Vielfalt (2020). Verfügbar unter:


https://www.nationalpark-harz.de/de/aktuelles/2018/2018_07_31_Vogelmonitoring-
Totholz/
[Stand: 16. April 2021]
[Website 7]

Roloff, A. (2010): Bäume Mitteleuropas. Von Aspe bis Zirbel-Kiefer; mit den Porträts
aller Bäume des Jahres von 1989 bis 2010: Wiley-VCH Verlag GmbH

Schütt et al. (2006): Schütt, P.; Weisgerber, H.; Lang, U.; Roloff, A.; Stimm, B.:
Enzyklopädie der Holzgewächse. Handbuch und Atlas der Dendrologie (2006). Wiley‐
VCH Verlag GmbH

Paul Klöppner 16

SUW: Stiftung Unternehmen Wald: Der Wald - Waldfunktionen. Verfügbar unter:


https://www.wald.de/waldwissen/der-wald/
[Stand: 16. April 2021]
[Website 8]

UH (2020): Universität Hamburg: SPI - Standardisierter Niederschlagsindex (2020).


Verfügbar unter:
https://icdc.cen.uni-hamburg.de/spi.html
[Stand: 16. April 2021]
[Website 9]

Welt (2017): welt.de : "Kyrill"-Schäden im Nationalpark Harz gut verwachsen


(14.01.2017). Verfügbar unter:
https://www.welt.de/regionales/sachsen-anhalt/article161167527/Kyrill-Schaeden-
im-Nationalpark-Harz-gut-verwachsen.html
[Stand: 16. April 2021]
[Website 10]

10.2 Bildverzeichnis
Abbildung 1: Nationalparkverwaltung Harz: Wertvolle Lebensräume im Nationalpark
Harz. Verfügbar unter:
https://www.nationalpark-harz.de/de/der-nationalpark-harz/lebensraeume/
[Stand: 16. April 2021]
[Website 11]

Abbildung 2: NVH: TB (2020): Nationalparkverwaltung Harz: Tätigkeitsbericht 2019


(2020). S.32

Abbildung 3: Meinert, T; Schube, C.: Die Trockenheit in Deutschland 2018 aus


agrarmeteorologischer Sicht (05.07.2018). Deutscher Wetterdienst. S.3

Abbildung 4: Meinert, T.; Becker, A.; Bissolli, P.; Daßler, J.; Breidenbach, J.;
Ziese, M. :Ursachen und Folgen der Trockenheit in Deutsch- land und Europa ab Juni
2019 (12.07.2019). S.5

Abbildung 5: NVH: TB (2020): Nationalparkverwaltung Harz: Tätigkeitsbericht 2019


(2020). S.20

Paul Klöppner 17

Abbildung 6: NVH: TB (2020): Nationalparkverwaltung Harz: Tätigkeitsbericht 2019


(2020). S.34

10.3 Eigenständigkeitserklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt, keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen der Facharbeit, die im Wortlaut oder im
wesentlichen Inhalt aus anderen Werken oder dem Internet entnommen wurden, mit genauer
Quellenangabe kenntlich gemacht habe.

............................................................ ............................................................
Ort, Datum Unterschrift

Ich erteile die Zustimmung zur Veröffentlichung meiner Facharbeit und zu ihrer Bereitstellung in
der Schulbibliothek.

............................................................ ............................................................
Ort, Datum Unterschrift

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