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REPORT PUERTO LIMON


1. Vorbemerkung

Das Wasserwerk Puerto Limon hat eine Durchsatzleistung von 350 l/s und
bezieht das Wasser aus dem Banano - River.
Am 26.06.14 fand eine gemeinsame Besichtigung mit den
Betriebsingenieuren des Betreibers und dem Consultan
" Fichtner Water & Transportation GmbH " statt.
Ziel der gemeinsamen Besichtigung war in erster Linie ein
Erfahrungsaustausch und die Diskussion darüber,wie man verschiedene
Dinge verbessern kann.
Weiterhin muss die Kapazität der Aufbereitungsanlage von 350 l/s auf
1.000 l/s erweitert werden.

Hierzu sind zwei Varianten zu untersuchen :

Variante 1 : Erweiterung durch eine neue Anlage mit einer


Leistung von 650 l/s
Variante 2 : Neubau einer Anlage mit einer Leistung
von 1.000 l/s ( die bestehende Anlage würde
in diesem Fall stillgelegt ).

Grundsätzlich ist es so, dass es sich bei dem Betriebspersonal um


hochqualifizierte und motivierte Ingenieure handelt.
An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei den Herren
José und Alejandro für die kooperative Zusammenarbeit bedanken.

2. Diskussion der bestehenden Anlagentechnik

Die Aufbereitung besteht aus folgenden Verfahrensstufen :

- Dosierung von Aluminiumsulfat und Polyelektrolyt in einem


Pascal - Gerinne.

- Flockenbildung in einer mehrstufigen Kaskade

- Sedimentation in Schrägklärern

- Filtration über Sand- und Anthrazitfilter

- Final Chlorination
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2.1 Gleichverteilung des Rohwassers auf die verschiedenen


Linien
und Dosierung von Flockungsmittel

Das Wasser strömt durch ein Pascalgerinne in die Anlage.


In diesem Gerinne entsteht eine turbulente Strömung.

Diese Turbulenz wird genutzt um an dieser Stelle gleichzeitig


Aluminumsulfat und Polyelektrolyt zu dosieren.
Hinter der Dosierung wird das Wasser auf die drei Linien ( Straßen )
verteilt.
Es wird versucht die Gleichverteilung über die Einstellung der
Zulaufwehre zu erzielen.

Infolge der äußerst ungünstigen hydraulischen Anordnung der drei


Straßen kann einfach keine Gleichverteilung erreicht werden.
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Aufgrund unterschiedlicher Strömungsverluste durch unterschiedlicher


Umlenkungen und Fließwege stellen sich unterschiedliche Wasserspiegel
ein.
Da diese zudem noch im Übergangsbereich von turbulenz zu laminar
liegen, lassen die dadurch entstehenden kleinen Wellenbewegungen eine
Wasserspiegelmessung für die drei Zulaufstraßen nicht zu.
Es handelt sich hier um einen hydraulischen Planungsfehler.
Das hat auch negative Konsequenzen auf die Dosiertechnik.
Die kurze Strecke von der Dosierstelle bis zu den Flockungslinien
reicht nicht aus, dass sich die Dosierchemikalien völlig mischen.
Somit werden den drei Straßen unterschiedliche Dosiermengen zugeteilt.
Dies ist in den Flockungsbecken gut zu erkennen.
Jede Strasse hat unterschiedliche Flockenstrukturen.

Aus unserer Sicht gibt es folgende Möglichkeit :


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Die vorhandene Zulaufleitung wird von der Zulaufrinne getrennt.


Von dieser Zulaufleitung werden drei Abzweiger installiert.
Jeder Abzweiger versorgt eine Linie der Flockungsstrecke.
In jedem dieser Abzweiger ist eine induktive Mengenmessung und eine
Regelklappe installiert.
Jede Mengenmessung wird auf 33 % der Gesamtdurchflussmenge eingestellt.
Die jeweilige Regelklappe wird über die Mengenmessung so angesteuert,
dass jede Strasse dieselbe Wassermenge durchlässt.
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Das Ansetzen und Dosieren von Aluminiumsulfat geschieht über eine


veraltete Ansetz- und Dosierstaion.
Grundsätzlich sollte eine Dosierstation aus zwei Behältern mit
Rührwerken bestehen.
Im ersten Behälter wird die Lösung angesetzt und aus dem zweiten
Behälter wird dosiert.
Ist der zweite Behälter leer, wird aus dem ersten Behälter dosiert und
in dem leeren zweiten Behälter wird die nächste Lösung angesetzt.
Weiterhin wird jeder Dosierstelle eine eigene Dosierpumpe zugeordnet.
Diese wird über die induktive Mengenmessung in der jeweiligen
Zulaufleitung angesteuert.
Die Dosiermenge sollte durch regelmäßige Jar - Test ermittelt werden.
Wichtig ist dabei, dass die Tests dokumentiert und ausgewertet werden.
Nur so kann die Abhängigkeit zwischen der Trübung ( NTU ) und den
erforderlichen Dosierchemikalien erkannt werden.
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Derzeit wird die Dosiermenge über eine Zetapotentialmessung geregelt.

Das Zetaptential ist zwar ein Maßstab für die Kolloide, die durch
Metallsalze gefällt werde jedoch werden die Flockungsmittel auch durch
andere Inhaltsstoffe aufgebraucht.
Deswegen sollte der Flockungsmittelbedarf grundsätzlich auch durch
Jar - Tests überprüft werden.

2.2 Dosierung von Polyelektrolyt

Die derzeitige Dosierung vom Polyelektrolyt geschieht nahezu an


derselben Dosierstelle wie die Dosierung des Aluminiumsulfates.

Dies ist verfahrenstechnisch nicht akzeptabel.

Bei der Dosierung von Aluminiumsulfat werden die kolloidalen


Schwebstoffe im Wasser entladen ( entstabilisiert ).
Es bilden sich Mikroflocken, die jedoch noch nicht absetzbar sind.
Die Bildung von Mikroflocken kann innerhalb von Sekunden bis zu 15
Minuten dauern.
Unsere Versuche vor Ort haben gezeigt, dass sich die Mikroflocken nach
etwa 7 - 10 Minuten bilden.
Erst nachdem sich die Mikroflocken gebildet haben, darf ein
Polyelektrolyt dosiert werden.
Ein Polyelektrolyt ist ein Flockungshilfsmittel, das aufgrund seiner
großen Molekülstruktur und elektrischen Ladung die Mikroflocken an sich
bindet.
Dabei koagulieren die Mikroflocken mit dem Polyelektrolyt zu
absetzbaren Makroflocken.
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Wird das Polyelektrolyt gleichzeitig oder zu früh dosiert, wird die


Entstabilisierung behindert und es bilden sich nur kleine Flocken, die
wenig gut absetzbar sind und dann unnötigerweise erst in der
Filtration zurückgehalten werden.

Es ist daher erforderlich, die vorhandene Polyelektrolytdosierstelle zu


verlegen.

Polyelectrolyte

Es bietet sich an, in einem oder zwei Kaskadenkammern langsam laufende


Rührer zu installieren und hier das Polyelektrolyt zu dosieren.
Die Rührwerke können auf leichten mobilen Trägern installiert werden.
Dadurch können die Dosierstellen mit dem Rührwerken verlegt und die
Kontaktzeiten optimiert werden.
Wie bei der Aluminiumsulfatdosiereung schlagen wir auch hier ein
Zweikammersystem vor.
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Jeder Linie wird eine Polyelektrolytdosierpumpe zugeordnet, die über


die Mengenmessung im Zulauf geregelt wird.

soltion tank / dosing tank 2

dosing pump

suction dosing pipe


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2.4 Sedimentation

Aus der Flockung strömt das Wasser zur Sedimentation.


Die Sedimentationsbecken sind als Schrägklärer ausgeführt.
Die Ausführung entspricht grundsätzlich dem Stand der Technik.
Die Lamellen werden zur Zeit ausgetauscht und durch neue Lamellen
ausgetauscht.
Das hier verwendete Material wird in der Regel für Kunststoffdächer
eingesetzt und ist aufgrund der Oberflächenstruktur für die
Wasseraufbereitung nicht geeignet.
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Bei einer Lamelle ist es wichtig, dass sie absolut glatt ist, damit der
Schlamm auf der Oberfläche nach unten gleitet.
Auf dem Markt sind flache Lamellen aus PVC oder besser aus PE
erhältlich.
Im Allgemeinen haben sich in der Wasseraufbereitung eher Tubes
durchgesetzt.

Die Absetzbecken haben keine Schlammräumer.


Es ist somit schwierig, den Schlamm vollständig aus den Abscheidern zu
entfernen.
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2.4 Filtration

Die Filtration ist als Zweischichtfilter konzipiert.


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Bei einem Zweischichtfilter ist es wichtig die beiden Filterschichten


zu trennen, damit die Filter auch nach einer Filterspülung als
" Deep Bed Filtration " mit zwei getrennten Schichten arbeiten.

Ein Zweischichtfilter benötigt folgendes Spülprogramm :

1. Wasserspülung mit einer Geschwindigkeit von


Bei dieser Geschwindigkeit expandiert das
Filterbett um ca 20 %
Hierbei vermischen sich die beiden Filterschichten.
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2. Wasserspülung mit einer Geschwindigkeit


von 50,00 m/h
Bei dieser Geschwindigkeit expandiert der
Filtersand um ca. 30 %und das Anthrazit um
mehr als 50 %.

Wenn die Spülwasserpumpen abschalten, dann setzen sich die beiden


Filterschichten aufgrund der unterschiedlichen Dichte unterschiedlich
schnell ab.
Dabei trennen sich die beiden Filterschichten bevor der nächste
Filterbetrieb wieder beginnt.
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Bei einem Zweischichtfilter ist es wichtig die beiden Filterschichten


zu trennen, damit die Filter auch nach einer Filterspülung als " Deep
Bed Filtration " arbeiten.

Bei unserer Besichtigung hat sich gezeigt, dass sich die beiden
Filterschichten vollkommen gemischt haben.
Eine Trennung der beiden Filterschichten findet nicht statt.
Die Filtrationsleistung eines solchen Filtermaterials lässt stark nach.
Wir gehen davon aus, dass bei der praktizieren Art der Filterspülung
eine Trennung der Filterschicht nicht möglich sein wird.
Da eine Vermischung von Filtersand und Anthrazit für die
Reinigungsleistung eher Nachteile bringt, empfehlen
wir beim nächsten anstehenden Tausch des Filtermaterials nur noch
Filtersand mit dem Korndurchmesser von 0,70 - 1,20 mm einzufüllen.
Auf Anthrazit sollte bei den Bedingungen in Puerto Limon verzichtet
werden.
Der Grund hierfür besteht darin, dass die Filter nicht über
Spülwasserpumpen sondern mit dem Reinwasser der anderen Filter gespült
werden.
Es ist dem Betriebspersonal nicht bekannt, mit welcher
Spülgeschwindigkeit die Filter gespült werden.
Um eine effektive Filterspülung zu erreichen, wären Spülwasserpumpen
und Spülluftgebläse erforderlich.
Dadurch, dass zur Filterspülung lediglich die Druckdifferenz zwischen
dem Wasserspiegel im Reinwasserkanal und dem Wasserspiegel über dem
Filtermaterial zur Verfügung steht, ist eine effektive Spülung
mit einer Filterbettexpansion und einer Trennung der Filterschicht
nicht möglich.

fliter wash water pumps

LS

M M

filter plant filter wash water tank


( filled by clear water filtration )

Allerdings wäre die Installation einer oder zwei Spülwasserpumpen,


einschließlich Verrohrung und Armaturen
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mit einem erheblichen finanziellem Aufwand und einer aufwendigen


Detailplanung verbunden.
Diese Kriterien werden jedoch bei der Planung der neuen Anlage
berücksichtigt.

2.5 Organische Belastung im Rohwasser

Vom Betreiber hörten wir, dass das Rohwasser manchmal einen leicht
muffigen Geruch hat.
Dies sind in der Regel harmlose und leichtfüchtige Stoffe, die über
eine Belüftung leicht zu entfernen sind.
Für die bestehende Anlage schlagen wir vor, im Zulaufgerinne von der
Sedimentation zur Filtration auf dem Gerinneboden ein Belüftungsgitter
mit Membranbelüftern zu installieren.
Die Luftversorgung erfolgt über einen Kompressor.

FILTRATIO
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Bei der neuen Anlage werden wir dies durch das Vorschalten einer
Belüftungskaskade berücksichtigen – wie die Planta Arena.
Dadurch wird das Wasser auch mit Sauerstoff angereichert.

3. Gemeinsam durchgeführte Versuche

Bei einer Wasseraufbereitung sollte der Verlust durch Filterspülwasser


nicht mehr als 4 - 6 % betragen.
Daher sollte angestrebt werden, möglichst viele Schwebstoffe über die
Flockung zu entfernen, damit die Laufzeiten der Filter möglichst lang
sind.
Mit unseren Laborversuchen wollten wir in Erfahrung bringen, welche
Trübungsgrade ( NTU ) man bei dem Rohwasser des Bananitos durch
Flockung erreichen kann.
Zu berücksichtigen ist bei der Dosierung von Aluminiumsulfat, dass bei
der chemischen Reaktion Wasserstoff entsteht,

Dadurch sinkt der pH - Wert.


Wie weit der pH - Wert abfällt, hängt von der Pufferkapazität des
Wassers ab.
Dies kann aber nur über einen Versuch bestimmt werden.
Bei der Trinkwasseraufbereitung sollte der pH - Wert nach der Flockung
nicht unter pH = 7,00 liegen.
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Bei geringerem pH - Wert geht ein Teil des Aluminiums in Lösung und
gelangt dann in das Leitungsnetz.
Mit dem Jar - Test will man feststellen mit welchen möglichst geringen
Dosiermengen von Aluminiumsulfat und Polyelektrolyt man die geringsten
Trübungswert erzielt ohne den pH - Wert unter 7,00 fallen zu lassen.
Stellt sich aufgrund der geringen Pufferkapazität ein pH - Wert
unter 7,00 ein, dann muss der pH - Wert durch Dosierung von Kalkmilch
angehoben werden.

Die Trübung des Rohwassers betrug : NTU = 70,00


Im Versuch haben wir zunächst in 1 Liter Rohwasser soviel
Aluminiumsulfat zudosiert, bis sich gut erkennbare Flocken zeigten.

die Dosierkonzentration betrug 40,00 mg Al2SO4 x 18 H2O


dabei stellte sich ein pH - Wert von 7,20 ein.
NTU nach Sedimentation 4,45

Bei einer Dosierkonzentration von 80,00 mg Al2SO4 x 18 H2O


stellte sich ein pH - Wer von 6,50 ein.
NTU nach Sedimentation 8,30

Anmerkung : Eine Erhöhung der Alusulfatdosierung über 40 mg/l erhöht


die Trübung, da durch die pH - Wert - Absenkung ein Teil des Aluminiums
wieder in Lösung geht.

Feststellung : Für das vorliegende Rohwasser ist eine maximale


Dosiermenge von 40 mg/l Alusulfat optimal .
Eine Erhöhung der Dosiermenge verschlechtert die Trübung.

In der zweiten Versuchsphase haben wir vier Proben mit je 40 mg/l


Alusulfat angesetzt.
In diese Proben haben wir unterschiedliche Mengen an Polyelktrolyt
dosiert.
Rührzeit : 12 Minuten, Absetzzeit 8,00 Minuten

Nach der Absetzzeit von 8,00 Minuten wurden folgende Trübungen gemessen
( Rohwasser : NTU = 70 )

Probe 1 mit 40 mg Alusulfat / l und 2,00 mg/l Polyelktrolyt :


NTU = 3,85

Probe 2 mit 40 mg Alusulfat / l und 1,50 mg/l Polyelktrolyt :


NTU = 2,79

Probe 3 mit 40 mg Alusulfat / l und 1,00 mg/l Polyelktrolyt :


NTU = 1,32

Probe 4 mit 40 mg Alusulfat / l und 0,50 mg/l Polyelktrolyt :


NTU = 1,02
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Die Versuche zeigen, dass mit dem Rohwasser bei einer Dosiermenge von
40 mg Alusulfat / l und einer minimalen Dosiermenge von 0,50 mg
Polyelektrolyt/l nur durch Flockung und Sedimentation ( also ohne
Filtration ) bereits NTU - Werte erreicht, die die Standards der
Trinkwasserverordnung nahezu erfüllen.
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Dies sind keine ungewöhnlichen Ergebnisse.


Grundsätzlich macht Fichtner Water & Transportation GmbH solche Tests,
bevor eine Anlage geplant wird.
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Abschließend möchten wir Ihnen zwei vergleichbare Projekte vorstellen.

a ) Trinkwasserwerk Kampala : Sanierungsuntersuchung von drei


Trinkwasserwerken

mit Flockung / Sedimentation / Filtration


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b ) Trinkwasserwerke Mbeya / Tanzania ( six planta )

NTU = 0 clear water settler


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July, 02nd. 2014 Bruno Pauls


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