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K L E I N E B I B L I O T H E K DES W I S S E N S

LUX-LESEBOGEN
N A T U B - U N D K U LT U B K U N D L I C H E H E F T E

HANS HARTMANN

WELTREISENDER
UND
WELTGELEHRTER

2006 digitalisiert von Manni Hesse

VERLAG SEBASTIAN LUX

MURNAU . MÜNCHEN . INNSBRUCK BASEL


Der Mann mit der Keule

_|.n den Abendstunden des 27. Oktober 1799 promenieren in der


spanischen Kolonie Neu-Andalusien. die heute Venezuela heißt,
zwei Männer den Strand des Atlantischen Ozeans entlang. Das Ge-
spräch kreist um die Sonnenfinsternis, die für den nächsten Tag
erwartet wird und die sie außerhalb des Urwaldes an der offenen
Küste beobachten wollen. Plaudernd genießen sie die Kühle des
Abends und verfolgen das Eintreten der Flut, die an dieser Stelle
merkwürdig niedrig emporsteigt. Die beiden Männer befinden sich
seit drei Monaten auf einer Expedition durch Südamerika. Plan-
gemäß haben sie mit der Erforschung der Landschaft, der Gebirge
und Flüsse, der Pflanzen, Tiere und Menschen und mit der Beob-
achtung des Himmels und der Sterne begonnen. Der Größere der
beiden ist Alexander von Humboldt, ein deutscher Gelehrter, der
in vielen Wissenschaften bewandert ist, der Kleinere, Stämmige ist
Aime Bonpland, ein französischer Arzt, der sich ganz der Botanik
verschrieben hat. Humboldt hat Bonpland als Begleiter mitgenom-
men, in der richtigen Voraussicht, daß er die zu erwartende Aus-
beute an interessanten Pflanzen allein nicht werde verarbeiten kön-
nen; tatsächlich haben die beiden im Verlauf ihres Aufenthaltes
im nördlichen Südamerika, auf Kuba und in Mexiko gemeinsam
6000 Pflanzenarten gesammelt, von denen sie 3500 zum ersten Male
beschreiben konnten.
Die Dämmerung ist urplötzlich hereingebrochen. Der Seewind hat
sich noch nicht aufgemacht, und die Hitze des Tages glüht noch
immer über Meer und Strand. Sie schauen nach den Sternen aus,
die einer nach dem anderen aus dem Gewölk hervortreten. Plötzlich
hört Humboldt hinter sich verdächtig bastige Schritte. Als er sich
umblickt, sieht er einen Eingeborenen auf sich zustürzen. Der Mann
holt aus, um auf Humboldts Kopf eine Keule niedersausen zu lassen.
Die beiden Europäer sind unbewaffnet. Humboldt kann im letzten
Augenblick zur Seite springen, Bonpland aber hat den Indianer zu
spät bemerkt. Die Keule streift ihn an der Schläfe, er stürzt zu
Boden.

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Aber der Indianer kümmert sich nicht mehr um sie, rafft Bonp-
lands Hut auf, der die Gewalt des Schlages gemildert hat, und macht
sich davon. Humboldt beugt sich über den Reisegefährten; Bonpland
ist zum Glück kaum verletzt und kommt wieder auf die Beine. Sie
eilen dem Attentäter nach, der aus einem Gebüsch heraus mit einem
langen Messer erneut gegen sie vorgeht. Ihre Lage ist nicht gerade
rosig; auf ihr Rufen eilen spanische Kaufleute zu Hilfe, die sich
in der Nähe aufgehalten haben. Da gibt der Mann die Gegenwehr
auf, nach kurzer Verfolgung kann man ihn fassen. Er läßt sich
ruhig abführen. Die Hintergründe des Überfalls sind nie aufgeklärt
worden.
Das Abenteuer ist bald vergessen. Es ist nur eine der mancherlei
Bedrohungen, denen Humboldt und sein Begleiter auf amerikani-
schem Boden ausgesetzt gewesen sind und noch ausgesetzt sein wer-
den. Als ob nichts geschehen wäre, genießen die beiden Männer
geruhsam die wundervolle Tropenwelt, die vor allem an den Aben-
den und in den Nächten von-kaum zu beschreibendem Zauber ist.
„Seit unserem Eintritt in die heiße Zone", so erzählt Humboldt
später, „wurden wir nicht müde, in jeder Nacht die Schönheit des
südlichen Himmels zu bewundern, an dem, je weiter wir nach Süden
vorrückten, immer neue Sternbilder vor unseren Blicken aufstiegen.
Ein sonderbares, bis jetzt ganz unbekanntes Gefühl wird in einem
rege, wenn man dem Äquator zu, und namentlich beim Übergang
aus der einen Halbkugel in die andere, die Sterne, die man von
Kindheit auf kennt, immer tiefer hinabrücken und endlich ver-
schwinden sieht. Nichts mahnt den Reisenden so auffallend an die
ungeheure Entferung seiner Heimat als der Anblick eines neuen
Himmels. Wenn es einem Reisenden gestattet ist, von seinen per-
sönlichen Empfindungen zu sprechen, so darf ich sagen, daß ich in
dieser Nacht einen der Träume meiner frühesten Jugend in Er-
füllung gehen sah."
*
Diese Träume waren in Alexander von Humboldt, der mit seinem
Bruder Wilhelm von Humboldt im Hause Jägerstraße 22 in Berlin
und in Schloß Tegel eine ziemlich freudlose Jugend verlebt hatte,
durch Reiseschilderungen geweckt worden, die seine früheste und be-
liebteste Lektüre gewesen waren. Im Gegensatz zu seinem zwei
Jahre älteren, im Geistigen verwurzelten Bruder war Alexander
der weiten Welt und der Natur zugewandt und hatte schon als Elf-
jähriger Steine und Pflanzen gesammelt, um sie zu studieren und
sich an ihnen zu erfreuen. Als ihn einmal eine adelsstolze Tante,
die Frau eines Königlich-Preußischen Kammerherrn, angesichts sei-

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ner Sammlungen verächtlich fragte, ob er vielleicht Apotheker wer-
den wolle, hatte er mit der Offenheit, die ihn durchs ganze, fast
neunzigjährige Leben begleitete, geantwortet: „Lieber Apotheker
als Kammerherr!" Ein seltsamer Zufall wollte es, daß er zwar nicht
Apotheker, sondern ein weltberühmter Forscher und auch — Kö-
niglicher Kammerherr geworden ist. Doch davon wird später die
Rede sein.
Von der Eindrucksfähigkeit der beiden Forscher am Strande von
Venezuela gibt uns ein Wort Humboldts Auskunft, der sein ganzes
Leben lang schreibfreudig war und unzählige Menschen mit seinen
gehaltvollen Briefen beglückte. „Wie die Narren laufen wir umher,
und Bonpland versichert, daß er noch von Sinnen käme, wenn die
Wunder nicht bald aufhören."

Auf dem Sechstausender


Obwohl Humboldt von Natur keineswegs kräftig war und die
Ärzte manchmal große Sorge um ihn hatten, gaben ihm doch die
Tropen und das immer wieder neu angefachte Gefühl für ihre Schön-
heiten, aber auch ihre Schrecknisse, neuen Auftrieb. Als die Hälfte
seiner abenteuerlichen Reise überstanden war, schrieb er von Ha-
vanna am 21. Februar 1801: „Meine Gesundheit und Fröhlichkeit
hat trotz des ewigen Wechsels von Nässe, Hitze und Gebirgskälte
sichtbar zugenommen. Die Tropenwelt ist mein Element, und ich
bin nie so ununterbrochen gesund gewesen als in den letzten zwei
Jahren. Ich arbeite sehr viel, schlafe wenig, bin oft bei astronomi-
schen Beobachtungen vier bis fünf Stunden lang ohne Hut der
Sonne ausgesetzt. Ich habe mich in Städten aufgehalten, wo das
gräßliche gelbe Fieber wütete, und nie, nie hatte ich auch nur ,
Kopfweh." Einschränkend gesteht er, daß er doch zweimal von
Fieberanfällen betroffen wurde: das eine Mal, als er nach langem
Hungern hastig und unmäßig Brot genoß, und das andere Mal, als
er „von einem hier stets fiebererregenden Staubregen bei Sonnen-
schein naß wurde". Aber selbst in den Gegenden, wo die Wilden —
so nannte er die Indianer — stets am Faulfieber leiden, widerstand
seine Gesundheit unbegreiflich gut.
Humboldt hat in den Anden in Südamerika mehrere hohe Berge
erstiegen und einige Male die Schneegrenze überschritten. In seinen
Nötigen, die er unermüdlich und höchst genau zu Papier brachte,
findet sich die Bemerkung, daß er am 23. Juni 1802 den bekanntesten
Anden-Gipfel bestiegen und fast die Spitze erreicht hat. Dieser

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Hängebrücke im Orinoko-Gebiet (Nach einer Zeichnung Humboldts)

Berg, der Chimborazo, ist bei vielen Völkern zum Symbol eines
besonders hohen Berges geworden und 6eine Besteigung zur bei-
spielhaften Höchstleistung. Humboldt hat den Sechstausender nach
seinen eigenen Messungen bis auf die Höhe von 5882 Metern er-
klommen, so daß nicht viel bis zum Gipfel gefehlt hat. Nur wenige
Alpinisten haben nach Humboldt versucht, den Berg zu ersteigen,
erst der Engländer Whymper erreichte im Jahre 1880 den höchsten
Gipfelpunkt.
Die Besteigung des Chimborazo, der zu Humboldts Zeiten als
der höchste Berg der Welt galt, war ebenso anstrengend wie ge-
fährlich. Schon von weitem hatten Humboldt und seine Begleiter
durch ein großes Fernrohr die Moränenzüge, Lavaströme, Gletscher
und den Schneemantel des Berges durchforscht und mehrere ganz
vegetationsfreie Felsgrate entdeckt. Der Anstieg erfolgte stufen-
weise, weil immer wieder ebene Flächen den Abhang unterbrachen.
Allmählich blieben die Eingeborenen zurück, da ihnen die Strapazen

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zu anstrengend wurden. Bonpland, ein Spanier und ein Mestize
waren schließlich die einzigen, die mit ihm ausharrten. Oft ver-
schwand die Gruppe in Wolkenschwaden; das war um so gefähr-
licher, als der Felskamm, der im Spanischen den vielsagenden Namen
„Messerrücken" trägt, an manchen Stellen nur zwanzig bis dreißig
Zentimeter breit ist. Zur Linken war der Absturz mit Schnee be-
deckt, dessen Oberfläche durch Frost wie verglast erschien. Rechts
blickte man mehr als 500 Meter tief in einen Abgrund, aus dem
schneelose Felsmassen senkrecht hervorragten. Ohne alpinistische
Ausrüstung im heutigen Sinne war die kleine Gruppe darauf an-
gewiesen, alle Augenblicke neue Entscheidungen zu treffen und sich
den ständig ändernden Bergverhältnissen anzupassen.
Ansehaulich schildert Humboldt, wie sie trotz allem nicht kapi-
tulierten: „Wir hielten den Körper immer mehr nach dieser Seite
hingeneigt; denn der Absturz zur Linken schien noch gefahrdro-
hender, weil sich dort keine Gelegenheit darbot, sich mit den Hän-
den an zackig vorstehenden Gesteinen festzuhalten und weil dazu
die dünne Eisrinde nicht vor dem Untersinken im lockeren Schnee
sicherte .. . Die geneigte Schneedecke war so ausgedehnt, daß wir
die Steine (die wir hinunterrollen ließen) früher aus dem Gesicht
verloren, als sie zur Ruhe kamen."
Das Gestein wurde bröckliger, und scharfe Kanten verletzten die
Hände. Aber sie beachteten die Mühsal und Schmerzen nicht. Ganz
nebenbei notiert Humboldt, der seine persönlichen Leiden nie be-
sonders hervorhob: „Ich hatte dazu ( wenn es anders einem Rei-
senden erlaubt ist, so unwichtige Einzelheiten zu erwähnen) seit
mehreren Wochen eine Wunde am Fuße, welche durch die An-
häufung der Niguas (der Sandflöhe) veranlaßt und durch feinen
Staub vom Bimsstein, bei Messungen im Llano de Tapia, sehr ver-
mehrt worden war."
Die Absturzgefahr wurde von Schritt zu Schritt größer. Viele
Stellen erschienen unsicher, man mußte sie vorher prüfen. Hum-
boldt pries sich glücklich, daß der Ghimborazo der letzte der Berg-
riesen war, die er in Südamerika bestieg, und daß sie am Chimborazo
die früher gesammelten Erfahrungen ausnutzen konnten und wuß-
ten, wieviel sie sich zutrauen durften. „Es ist ein eigener Charakter
aller Exkursionen in der Andenkette, daß oberhalb der ewigen
Schneegrenze weiße Menschen sich dort in den bedenklichsten Lagen
stets ohne Führer, ja ohne alle Kenntnisse der örtlichkeit befinden.
Ma« ist hier überall zuerst."
Die vier Menschen arbeiteten sich weiter empor. Mit zunehmender

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Höhe machten ihnen Schwindel und Atemnot mehr und mehr zu
schaffen. Die Lippen sprangen auf und bluteten Fast immer war
der Gipfel vor ihnen in Nebel gehüllt. Aber die Hoffnung, den er-
sehnten Gipfel zu erreichen, belebte die Kräfte. Plötzlich aber
standen sie vor einem tiefen Abgrund, der dem Unternehmen ^ine
unübersteigliche Grenze setzte. Die Kluft war nicht zu umgehen. So
mußten sie sich voller Enttäuschung zur Umkehr entschließen und
stiegen unter Lebensgefahr und bei trübem Wetter wieder zu Tal.
Aber wie beim Aufstieg so dachten Humboldt und Bonpland auch
beim Abstieg an ihre eigentliche Aufgabe und sammelten seltsame
Pflanzen und vor allem Gesteinsproben. Scherzhaft bemerkt Hum-
boldt dazu, er habe vorausgesehen, daß die Freunde in Europa ihn
sicher um „ein kleines Stück vom Chimborazo" ansprechen würden.
Er macht zugleich darauf aufmerksam, daß Hochgebirgsbesteigungen
für die Wissenschaft wenig ergiebige Ausbeute liefern und daß
Gipfelbezwingungen, wie sie in seiner Zeit zum ersten Male gewagt
wurden, eigentlich nur Ruhmestaten seien: „Das organische Leben
ist in diesen hoben Einöden der Erdfläche erstorben. Kaum verirren
sich in die dünnen Schichten des Luftkreises der Berggeier (der
Kondor) und geflügelte Insekten, letzte unwillkürlich von Luft-
strömungen gehoben. Wenn jetzt ein ernstes, wissenschaftliches In-
teresse kaum noch der Bemühung reisender Physiker, welche die
höheren Gipfel der Erde zu ersteigen streben, geschenkt wird, so
hat sich dagegen im allgemeinen Volkssinne ein reger Anteil an
einer solchen Bemühung erhalten. Das, was unerreichbar scheint,
hat eine geheimnisvolle Zugkraft; man will, daß alles erspäht, daß
wenigstens versucht werde, was nicht errungen werden kann. Der
Chimborazo ist der ermüdende Gegenstand aller Fragen gewesen,
welche seit meiner ersten Rückkunft nach Europa an mich gerichtet
wurden. Die Ergründung der wichtigsten Naturgesetzte, die leb-
hafteste Schilderung der Pflanzenzonen und der die Objekte des
Ackerbaues bestimmenden Verschiedenheit der Klimate, welche
schicbtenweise übereinander liegen, waren selten fähig, die Auf-
merksamkeit von dem schneebedeckten Gipfel abzulenken."
Aus diesen Worten geht hervor, daß Humboldt nicht um sensatio-
neller Spitzenleistungen willen reiste, sondern um sich in die Zu-
sammenhänge in Natur und Kultur fremder Gegenden einzuarbei-
ten. Das Leben fremder Volksstämme, ihre Sprache und Sitte, ihr
Sozialwesen und ihre Religion haben ihn lebhaft interessiert. Sehr
deutlich, ja heftig sprach er sieh gegen die Unterjochung der Ein-
geborenen durch die Weißen aus, die der völligen Sklaverei gleich-
komme. Für das Naturverständnis aber, um das er sein ganzes Leben

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lang gerungen hat, war ihm in den tropischen Ländern die Tatsache
besonders aufschlußreich, daß sich auf halber Höhe der tropischen
Gebirge die gleiche Natur- und Kulturlandschaft wie in Europa vor-
finde, oben in der Schneeregion die arktische Flora und Fauna, und
daß die Natur so auf einem einzigen Fleck ein Gesamtbild von all
ihren Möglichkeiten auf der Erde gebe . . .

' Doch wir haben im Lebenslauf des großen Forschers um Jahre


vorgegriffen. Wie Alexander von Humboldt dazu gekommen ist, in
die wissenschaftlich kaum erschlossene Welt des südamerikanischen
Kontinents einzudringen und ihn wie ein „zweiter Kolumbus" neu
zu entdecken, davon soll im folgenden Kapitel berichtet werden.

Der Bergwerksdirektor
Zwei Brüder, die in die Kulturgeschichte der Menschheit durch
einzigartige Leistungen eingeben — diesen Glücksfall gibt es nur
selten in der Geschichte. In den Brüdern Wilhelm und Alexander
von Humboldt, die aus einem märkischen Geschlechte stammen, ist
er verwirklicht. Fast ein Jahrhundert lang spiegelt sich in ihrem
Leben das Schicksal Berlins und Deutschlands. Sie wurden Sinn-
bilder für die damals so lebhaft erwachenden Wissenschaften, Wil-
helm, 1767 geboren, vornehmlich für die Geisteswissenschaften, Ale-
xander, am 14. September 1769 geboren, vor allem für die Natur-
wissenschaft, von der aus er ständig Brücken baute zu den Geistes-
und Kulturwissenschaften.
Alexander hatte als Student in Frankfurt an der Oder, in Berlin,
Göttingen und Hamburg das naturwissenschaftliche, geographische
und völkerkundliche Wissen seiner Zeit in sich aufgenommen und
schon als Jüngling über die Einzelwissenschaften hinweg das große
Ganze der Natur ins Auge gefaßt. Als Zwanzigjähriger ließ er be-
reits eine Schrift über die Gebirge am Rhein erscheinen, und damit
erweckte er die Aufmerksamkeit der preußischen Bergwerksverwal-
tung: „Der unverdiente Erfolg, den mein erstes Werk über die
rheinischen Basaltgebirge hatte, ließ in unserem obersten Leiter
des Bergbaus, (Staatsminister) W. von Heinitz, den Wunsch reifen,
daß ich mich dem Bergbau widme."
Humboldt folgte der Aufforderung von Heinitz sehr gerne, ging
aber noch nicht sofort auf eine Bergakademie, sondern hatte das
richtige Gefühl, erst noch Eindrücke auch aus anderen Ländern sam-

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In diesem Hause arbeitete Humboldt während seines Aulenthaltes
in Mexiko

mein zu müssen. Denn ein Bergmann kann gar nicht genug mine-
ralogische und geologische Kenntnisse haben. Glücksumstande brach-
ten ihn in Verbindung mit einem damals und auch später sehr be-
kannten Naturforscher, Georg Forster, der ihn aufforderte, ihn auf
einer Reise zum Niederrhein, nach Belgien, Holland, England und
Frankreich zu begleiten. Humboldt verfügte über einiges Vermögen
und schloß sich Forster an, der mit James Cook die Reise um die
Welt gemacht hatte. Humboldts Sehnsucht in die weite Welt nahm
schon damals fast leidenschaftliche Formen an. Daß er sie noch
fast ein Jahrzehnt bezähmen konnte, versteht man aus einem be-
sonders liebevollen Zug im Verhältnis zu seiner Mutter. Da sein
Vater schon sehr früh gestorben war und die Mutter einer Übersee-
reise ihres Sohnes nur mit schweren Bedenken und Ängsten gegen-
überstand, glaubte er, sie schonen zu müssen.
Gegen die Reise durch Westeuropa hatte die Mutter jedoch nichts
einzuwenden. Mit Forster zusammen betrieb er unterwegs kunst-
geschichtliche, naturkundliche und vor allem mineralogische und
bergbauliche Studien, die Alexanders Entscheidung für den Bergbau

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endgültig bestimmten. Diese Entscheidung war um so mutiger, als
Humboldt ja von schwächlicher Gesundheit war, so daß Forster
nach der Rückkehr von der gemeinschaftlichen Fahrt an seinen
Schwiegervater schrieb: „Herr von Humboldt ist bei mir; er hat sich
die Reise hindurch ziemlich, jedoch nicht so gut, wie ich wünschte,
gehalten. Er sagt zwar, daß er seit fünf Jahren immer krank sei
und nur unmittelbar nach einer großen Krankheit sich etwas besser
befinde, dann aber immer schlediter würde, bis der Ausbruch einer
neuen Krankheit ihn von neuem von dem Übermaße verdorbener
Säfte auf einige Zeit befreie; ich bin aber fest überzeugt, daß bei
ihm der Korper leidet, weil der Geist zu tätig ist."
Humboldt war jedoch schon in dieser Zeit ein höchst lebendiger
Beweis für das Wort Schillers: „Es ist der Geist, der sich den Körper
baut". So wagte er es denn und bereitete sein Studium an der Berg-
akademie in Freiberg in Sachsen vor. Er wollte indes nur ein halbes
Jahr in Freiberg bleiben. Seine innere Stimme sagte ihm, er müsse
möglichst viele und vielseitige Eindrücke und Kenntnisse sammeln,
um seinen wahren Lebensberuf ausführen zu können. So meldete
er sich bei Professor Werner in Freiberg an, der zu den größten
Gesteinskennern zählte. In dieser Anmeldung schrieb er: „Ich sehe
—• leider! nur zu gut ein, wie wenig sechs Monate hinreichend sind,
um alle die Ideen einzusammeln, die einem Bergmann notwendig
sind. Aber ich will mich doch lieber mit wenigem begnügen, als das
Glück ganz einzubüßen, des vortrefflichen Unterrichts von Euer
Wohlgeboren zu genießen. Ich hoffe, da es mir an gutem Willen
nicht fehlt, mit männlichem Eifer zu arbeiten und auch in sechs
Monaten viel, recht vieles zu lernen."
Am 15. Mai 1791 langte er in Freiberg an und stürzte sich mit
Feuereifer in die Arbeit. Er war damals 2] Jahre alt. Bereits am
nächsten Tage unternahm er eine Fahrt in die Grube. Die ganze
Zeit seines Freibeiger Aufenthaltes arbeitete er am Vormittag
fleißig unter Tage, wo er Gesteine untersuchte und botanisierte und
sich gleichzeitig mit allen bergmännischen Tätigkeiten vertraut
machte. Sein Gefühl, das Ganze der Natur zu erforschen und sich
nicht nur auf Gesteinskunde besdiränken zu sollen, war schon ganz
lebendig. Die Flora im Dunkel der Erde war damals noch kaum
bekannt. Humboldt interessierte vor allem die Frage, wie die
Pflanzen es fertig bringen, mitten in den Gasarten, in denen atmende
Geschöpfe ersticken würden, dennoch von grüner Farbe zu bleiben.
Ale Frucht dieser Studien reifte eine wissenschaftliche Arbeit über
die unterirdische Pflanzenwelt des Freiberger Reviers, die er später
veröffentlichte.

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Über seine Studienreisen von Freiberg aus schreibt er an einen
Hamburger Freund: „Denken Sie nur, daß ich in den sechs Monaten,
die ich hier war, gut 150 Meilen zu Fuß und Wagen durch Böhmen
und Thüringen, Mansfeld und so weiter gereist, daß ich regelmäßig
alle Tage von 6 bi6 12 Uhr anfahre (wobei das Auf-die-Grube-gehen
oft 1—2 Stunden dauert und im Schnee sehr beschwerlich ist), daß
ich 5—6 Kollegia (Vorlesungen) auf den Nachmittag zusammen-
gedrängt habe — und sprechen Sie mir dann selbst mein Urteil. Es
war noch keine Zeit meines Lebens, in der ich so beschäftigt war
als hier. Meine Gesundheit hat sehr gelitten, obgleich ich nicht
einmal krank war. Dennoch bin ich im ganzen sehr froh. Ich habe
an Kenntnissen unendlich gewonnen."
Professor Werner gab Humboldt als Betreuer in der Grube einen
älteren Studenten namens Freiesleben mit, der vom gleichen wissen-
schaftlichen Eifer beseelt war wie er und ihm ein guter Führer
und Berater wurde. Humboldt freundete sich mit ihm fürs Leben an
und fand in ihm einen Menschen, der sich darum bemühte, in die
Seele der ihm Nahestehenden einzudringen und sich ein klares Bild
von seinem Wesen zu machen. Freiesleben, mit dem er auch nach
Böhmen gereist war, hat schon nach den wenigen Monaten des
Zusammenseins ein so zutreffendes Bild von Humboldts Wesen ge-
wonnen, daß wir seine Worte aus späterer Zeit gern hören werden:
„Die hervorstechenden Züge seines liebenswürdigen Charakters
sind: eine ganz unendliche Gutmütigkeit; wohlwollende und wohl-
tätige, zuvorkommende, uneigennützige Gefälligkeit; warmes Gefühl
der Freundschaft und Natur; Anspruchslosigkeit. Einfachheit und
Offenheit in seinem ganzen Wesen; immer lebendige und unterhal-
tende Mitteilungsgabe; heitere, humoristische, mitunter wohl auch
sdialkhafte Laune. Diese Züge, die ihm in späteren Jahren dazu
halfen, wilde und rohe Menschen, unter denen er sich jahrelang
aufhielt, zahm und sich geneigt zu machen, in der gesitteten Welt
aber allenthalben, wo er auftrat, Bewunderung und Anteil zu er-
regen — diese Züge erwarben ihm schon in Freiberg allgemeine
Liebe und Ergebenheit. Er wollte jedem wohl und wußte jeden
Umgang unterhaltend und nützlich IM machen; nur gegen inhumane
Roheit, jede Art von Insolenz (Anmaßung), Ungerechtigkeit oder
Härte konnte er erzürnt und heftig sowie gegen Sentimentalität
oder, wie er es nannte, ,Breiigkeit des Gemüts' und Pendanterie
(Kleinigkeitskrämerei) konnte er ungeduldig werden."
Humboldt bewarb sich nach diesem kurzen, aber intensiven Stu-
dium bei Minister Heinitz um eine Stelle im Bergbau, bemerkte
dabei aber, daß er bestrebt sei, durch Verbesserung des Bergbaus

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neue Quellen des Nationalreichtums zu erschließen und damit die
daniederliegende Staatswirtschaft mit aufzubauen. Heinitz stand
offenbar unter dem Eindruck dieser Worte und stellte ihn als
Assessor beim Bergwerks- und Hüttendepartement zu Berlin an.
In seiner Bescheidenheit wehrte sich Humboldt dagegen, weil er
befürchtete, er werde ungerechterweise anderen Anwärtern vor-
gezogen. Aber es stellte sich heraus, daß das nicht der Fall war.
Humboldt wurde zunächst auf Reisen geschickt, unter anderem
nach Polen, nach Hallein im Salzburgischen, nach Berchtesgaden.
Er sammelte Erfahrungen über Brennstoffersparnis bei der Salz-
gewinnung und stellte überall Pläne zur Verbesserung der Berg-
werke auf. Diese Pläne wurden als so gut befunden, daß man sie
auch im norddeutschen Salzbergbau anwandte.
Dann vertraute man ihm die Leitung des Bergbaus in den frän-
kischen Fürstentümern an, in den Gegenden von Bayreuth und
Ansbach. Er nahm seinen Sitz in Bad Stehen bei Hof. In dieser
Zeit schrieb er: „Alle meine Wünsche sind nun erfüllt, ich werde
nun ganz dem praktischen Bergbau und der Mineralogie leben".
Als Oberbergmeister in den Fürstentümern war Humboldt zu-
gleich Generaldirektor ihrer Bergwerke; eine ähnliche Stellung hatte
übrigens auch Goethe bei den Ilmenauer Bergwerken inne. Wie über-
legt und praktisch Humboldt vorging, zeigt die Tatsache, daß er
schon im Jahre 1793 mit kaum 350 Arbeitern aus dem vorher ärm-
lichen Bayreuther Bergbetrieb au Eisen, Kupfer, Gold und Vitriol
eine Ausbeute von 300 000 Gulden erzielte. In seinem unermüd-
lichen Kampf gegen die Gefahren im Bergbau, vor allem gegen die
schlagenden Wetter und die gefährlichen Grubengase, gelang es
ihm, eine Sicherheitslampe und einen Atmungsapparat zu konstruie-
ren. Beide Apparate waren so sinnreich erdacht, daß man sie auch
für die Minenleger des Militärs gebrauchen konnte. Um die Aus-
bildung der Bergleute zu fördern, gründete er zwei Bergschulen,
in Stehen und Wunsiedel, deren Entwicklung er mit Eifer zu för-
dern suchte.

In der Höhle der Geistervögel

Vielfach hat Humboldt im Laufe seines Lebens seine bergmänni-


schen, noch mehr freilich seine mineralogischen Kenntnisse anwen-
den können, in Südamerika, in Mexiko, in Sibirien und Südrußland.
Ein späteres Erlebnis „im Dunkel der Erde", bei dem ihm die Er-
fahrungen unter Tage zustatten kamen, ist wert des Berichtens.

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In Charlottenhof schlief Humboldt in einem als Zelt eingerichteten
Zimmer
Humboldt hatte schon bald nach seiner Landung in Venezuela
von einer seltsamen Höhle in der Nähe des Ortes Caripe erzählen
hören, in der nach der Behauptung der Eingeborenen Tausende und
Abertausende von Vögeln leben sollten, die nur des Nachts die
Höhle verließen, um sich Nahrung zu suchen. Das war gerade das
Richtige für einen Mann wie Humboldt; denn in der Fülle der Natur-
erscheinungen interessierte ihn das Außergewöhnliche immer be-
sonders. So machte er sich in der Begleitung von Kennern der Ge-
gend auf den Weg, der einem Flusse durch den Urwald folgte. Zu-
letzt ging es durch eine enge Schlucht, und man sah den Himmel
nicht mehr.
Auf einmal eine Biegung — und Humboldt stand vor einem un-
geheuren schwarzen Loch; es war die Mündung der Höhle. Vor
ihm ragte eine senkrechte Felswand auf. Der überwältigende Ein-
druck wurde erhöht durch riesenhafte Bäume, die auf dem Felsen
über der Grotte standen. Das hatte er noch nirgendwo gesehen. Wie

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immer zog Humboldt seine Meßschnur heraus und stellte die Maße
der Höhle fest. Als er eintrat, bemerkte er, daß sich wie auch sonst
in den tiefen Felsspalten der Anden, in denen nur Dämmerlicht
herrschte, die Pflanzenwelt 30 bis 40 Schritte vom Eingang in die
Höhle hineinzog. Mit Hilfe seines Strickes setzte er seine Messun-
gen fort. Ohne die Fackeln zu entzünden, drangen sie weiter vor.
Er war gespannt, wann sich die seltsamen Vögel bemerkbar machen
würden, von denen die Eingeborenen erzählt hatten und die sie
Guacharos nannten. Richtig — da wo das Licht zu verschwinden
begann, hörte er das heisere Geschrei der Nachtvögel. Humboldt
berichtete später, daß man sich nur schwer einen Begriff von dem
furchtbaren Lärm machen könne, den die Tausende dieser Vögel
im dunklen Innern der Höhle verursachten. Das gellende, durch-
dringende Geschrei hallte wider vom Felsgewölbe, und aus der
Tiefe kam es als Echo zurück. Seltsam — so mußte Humboldt den-
ken: Da waren nun Tausende und Abertausende von Lebewesen, die
in ihrem ganzen Leben die Sonne nie gesehen; war doch sonst das
ganze Leben der Pflanzen, Tiere und Menschen auf Licht und Sonne
angewiesen.
Aber schon folgten neue Eindrücke. Die Indianer banden Fackeln
an lange Stangen und zeigten Humboldt an der Decke der Höhle
die Nester. 20 bis 23 Meter hoch erkannte er die Geniste in trichter-
förmigen Löchern, eins neben dem anderen. Humboldt mit seinen
stets wachen Sinnen erkannte, daß der Lärm der Vögel bald stär-
ker, bald schwächer wurde. Das beruhte darauf, daß nicht alle Teile
der Höhle gleich stark von den Vögeln besetzt waren; offenbar ver-
zweigte sich die Höhle. Nach kurzem Weitergehen begann aus einem
entfernten Teil der Lärm, den Humboldt als „Klagegeschrei" be-
zeichnete, von neuem. Wieder stand er unter dem Eindruck einer
ganz seltsamen Naturerscheinung, und es mochte sein, daß ihm Vor-
stellungen der deutschen Romantiker über die Nacht und ihre Un-
heimlichkeit in den Sinn kamen, die solches Klagen der Geschöpfe
veranlaßt. Die Eingeborenen sagten ihm, daß sie sich nicht weit
in die Höhle hineinwagten und darum auch keine Kenntnis von
diesen Verzweigungen hätten.
Aus ihren Berichten erfuhr Humboldt auch, daß der Guacharo
bei Einbruch der Nacht die Höhle verlasse, und zwar meist bei
Mondschein; offenbar gebrauche er also doch seine Augen, um den
Weg zur Nahrungsaufnahme zu finden. Er fresse harte Samen, aber
weder Käfer noch Nachtschmetterlinge. Jedes Jahr um die Zeit des
Johannistages zögen die Indianer in die Höhle hinein, soweit sie es
wagten, und zerstörten mit langen Stangen die meisten Nester. In

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jedem Jahre würden mehrere tausend Vögel totgeschlagen; um ihre
Brut zu verteidigen, flögen die Altvögel mit furchtbarem Geschrei
den Nesträubern um die Köpfe. Die Jungen, die zu Boden fielen,
würden getötet und auf der Stelle ausgeweidet. Ihr Bauchfell sei
stark mit Fett durchwachsen, und auch an anderen Stellen des
Körpers gebe es Fettschichten mit knopfartigen Verdickungen.
Aus dem Bericht über die „Fetternte", wie die Eingeborenen den
jährlich wiederkehrenden Tag bezeichneten, ergaben sich für Hum-
boldt auch nach der völkerkundlichen Seite interessante und merk-
würdige Tatsachen. Die Indianer bauen sich bei dieser Gelegenheit
aus Palmblättern Hütten am Eingang oder im Vordergrund der
Höhle, soweit er noch hell ist. Humboldt sah noch deren Überbleib-
sel vom letzten Male. Hier lassen die Eingeborenen das Fett der
jungen, frisch getöteten Vögel am Feuer aus und gießen es in Ton-
gefäße. Es ist halb flüssig, hell und geruchlos und so rein, daß man
es länger als ein Jahr aufbewahren kann, ohne daß es ranzig wird.
Einen Grund dafür, daß die Vögel nicht längst ausgestorben sind,
erfuhr Humboldt ebenfalls von den Eingeborenen. Aus Furcht vor
den Göttern, die tief in der Höhle ihren Wohnsitz haben sollen,
wagen sich die Indianer nicht weit hinein; zu den Guacharos gehen,
heiße die Geister herausfordern. Der ganze Vorgang hat also auch
für die Indianer etwas Unheimliches. Darum werden am Johannis-
tag am Eingang durch Zauberer und Giftmischer Beschwörungen
vorgenommen und Zaubertränke gegeben. Das soll die Macht der
bösen Geister brechen.
Humboldt verglich, da er gewohnt war, neue Tatsachen in größe-
ren wissenschaftlichen Zusammenhängen zu sehen, diesen Beschwö-
rungsritus der indianischen Zauberer mit den Vorstellungen und
Gewohnheiten anderer Völker und stellte fest, daß sich „unter allen
Himmelsstrichen die Mythen der Völker gleichen, vor allem solche,
welche sich auf zwei die Welt regierende Kräfte, auf den Aufent-
halt der Seelen nach dem Tode, auf den Lohn der Gerechten und
die Bestrafung der Bösen beziehen. Die Höhle von Caripe ist der
Tartarus der Griechen, und die Guacharos, welche unter kläglichem
Geschrei über dem Wasser flattern, gemahnen an die stygischen
Vögel. Styx ist bekanntlich der Fluß der Unterwelt bei den alten
Griechen, die stygischen Vögel bewachen die Seelen der Toten im
Hades, so wie in der Guacbarohöhle die Guacharos die Seelen der
toten Eingeborenen bewachen; denn die Indianer glauben, daß dort
die Seelen ihrer Vorfahren wohnen.
Der Guacharo hat später den Namen Fettschwalk erhalten und
gehört zur Ordnung der Rakenvögel. Humboldt nahm wie immer

15
die günstige Gelegenheit wahr, diesen bisher der Wissenschaft noch
völlig unbekannten Vogel zu beschreiben und damit der Zoologie
einen Dienst zu erweisen. Selbstverständlich interessierten den
„Bergmann" Humboldt auch die geologischen und mineralogischen
Besonderheiten der Vogelhöhle.

Reise zu d e n Indianern

In Franken oblag Humboldt neben seiner Arbeit für die Ver-


besserung der Zustände in den Bergwerken und für die Fortbil-
dung der Bergarbeiter den mannigfaltigsten Studien. Er lieferte
Beiträge zu Schillers Zeitschrift „Die Hören", vertiefte sich in alte
Urkunden, philosophierte und hielt Verbindung mit vielen geistigen
Freunden. Humboldt hatte nie chemische Vorlesungen gehört; Che-
mie lernte er aus Büchern, er war so praktisch veranlagt, daß er
schon bald erfolgreich experimentieren konnte. Als einer der ersten
erkundete er die Vorgänge beim Durchgang des elektrischen Stro-
mes durch Flüssigkeiten. Er sammelte auch Material zu einem zwei-
bändigen Werk aus dem Gebiet der Physiologie und Medizin. Es
erschien unter dem Titel: „Über die gereizten Muskel- und Nerven-
fasern, nebst Vermutungen über den chemischen Prozeß des Lebens
in der Tier- und Pflanzenwelt". Schon der Titel des Buches zeigt,
wie er mit wachem Sinn aus der Einzelwissenschaft herausstrebte
und hier zugleich Grundfragen der Biologie anpackte.
Da er wußte, daß er nur auf Reisen in andere Länder und Erd-
teile seine Lebensaufgabe erfüllen könne, löste er sich aus seinem
Amt und schlug auch die Stelle eines Oberbergmeisters von Schlesien
und ebenso das Amt eines Direktors der westfälischen Berg-, Salz-
und Fabrikanstalten aus, die man ihm angetragen hatte. Kurze Zeit
weilte er in der Schweiz und in Italien, wo ihn besonders die La-
gerungsverhältnisse der Gebirge und die Pflanzenwelt beschäftig-
ten. Aber erst als seine Mutter gestorben war und er zugleich über
sein Vermögen verfügen konnte, beschloß er, zu größeren Reisen
in die Welt aufzubrechen.
Die ersten Pläne scheiterten, so eine Weltreise, eine Expedition
zum Südpol, nach Nordafrika, und auch der Plan zu einer Reise
nach Ägypten als Begleiter eines englischen Lords. Als der Brite
von den Franzosen gefangengesetzt wurde, faßte Humboldt jenen
kühnen Gedanken zur Reise nach Südamerika. In Paris hatte er
Bonpland, der auf der Flotte gedient hatte, für sich gewonnen. In
Amerika wollten sie, ausgerüstet mit den nötigen technischen Appa-

16
So sah Humboldt den Kreml In Moskau
raten, zum erstenmal wissenschaftliche Methoden anwenden. Die
dort herrschenden Spanier hatten nichts weiter getan als Gold und
andere Schätze herauszuholen; aber weder Astronomie noch Physik,
weder Geologie noch Botanik und Zoologie, noch die Völkerkunde
hatten sie in den Dienst systematischer Forschung gestellt. Hum-
boldt, der monatelang in Madrid auf die Ausstellung seines Passes
und des Passes für seinen Begleiter Bonpland warten mußte, be-
gann dort bereits mit den wissenschaftlichen Vorbereitungen. Er
erhielt eine Audienz beim König und schließlich das wertvolle Do-
kument, das ihm überall in den spanischen Kolonien Tür und Tor
öffnete. Die spanischen höheren und unteren Beamten, die kirch-
lichen Würdenträger und die Missionare erleichterten ihm nach
Kräften die Durchführung seiner umfangreichen Reise- und For-
schungspläne.
Da aber sein Leben immer wieder auf Hemmnisse und Gefahren
stieß, an denen er nur neuen Mut und neue Widerstandskraft ge-
wann, wäre sein Plan an der spanisch-portugiesischen Grenze in
Südamerika beinahe gescheitert. Diese Grenze war damals noch
nicht genau festgelegt, und so wollten ihn portugiesische Offiziere
auf ihrem Gebiet verhaften. Nur dem Eingreifen eines Diplomaten
verdankte er seine Freiheit.
Die Fahrt von Spanien nach Venezuela dauerte vom 5. Juni bis
zum 16. Juli 1799. Noch vor der Abfahrt nahm er in einem Brief
Stellung zu einer Grundfrage seines Lebenswerkes, die ihn inner-
lich nie zur Ruhe kommen ließ. Es war die Frage, ob das Sammeln
von Steinen, Pflanzen und Tieren schließlich nicht weiter führen
würde als zu einem großen Museum. Dann wäre die Wissenschaft
etwas Unlebendiges, im Grunde sogar Geistloses.
So ist jenes Briefzeugnis, das uns in diese seine inneren Kämpfe
um den wahren Sinn der Naturwissenschaft und des Naturerlebens
hineinführt, von großem Wert: „Ich werde Pflanzen und Fossilien
sammeln, mit vortrefflichen Instrumenten astronomische Beobach-
tungen machen können. Ich werde die Luft chemisch zerlegen. Das
alles ist aber nicht Hauptzweck meiner Reise. Auf das Zusammen-
wirken der Kräfte, den Einfluß der unbelebten Schöpfung auf die
belebte Tier- und Pflanzenwelt, auf die Harmonie sollen stets meine
Augen gerichtet sein."
Humboldt blieb bis zum 9. Juli 1804, also fast fünf Jahre in
Amerika. Es gab nicht viele Tage, an denen er nicht irgend etwas
geleistet, neu entdeckt, notiert, geistig verarbeitet hätte. Zunächst
erforschte er unbekanntere Teile von Venezuela und dann das Ge-
biet des Orinoko-Strome9. Hier gab es seit langem eine noch un-

18
gelöste Frage. Gerüchtweise verlautete, daß der Orinoko irgendwo
eine unmittelbare Verbindung zum Amazonasstrom habe. Der Ama-
zonas war bis weit hinauf in die Urwälder erforscht worden, wenig-
stens soweit er schiffbar war. Humboldt gelang es, tatsächlich die
Verbindung zwischen den beiden großen Strömen zu bestätigen. Er
untersuchte die Temperatur der Meere, ihre Strömungen und Wind-
verhältnisse, das Klima und seine Bedeutung für das Leben, die
erdmagnetischen und vulkanischen Kräfte, beobachtete Sternschnup-
penfälle, vermaß in Vorbereitung einer Karte Südamerikas Höhen,
Ströme und Länder, stieg in Gold- und Silbergruben, befaßte sich
mit den indianischen Pfeilgiften, mit Tieren, Pflanzen und Gestei-
nen, befuhr in kleinen Booten die Flußläufe und Seen, verbrachte
Nächte auf dem nackten Boden des Urwalds, marschierte wochen-
lang mit zerrissenen Füßen und weilte unter Eingeborenen, um ihre
Vorstellungswelt und ihr Dasein kennenzulernen.
Im Jahre 1800 machte Humboldt mit Bonpland einen Abstecher
nach der Insel Kuba und ging dann zur Hochebene von Bogota und
nach Quito — zwei Städten, die uns als die Hauptstädte von Kolum-
bien und von Ekuador bekannt sind. Die beiden Städte liegen etwa
gleich hoch, vergleichbar mit europäischen Hauptstädten ungemein
hoch. Bogota hat eine Höhe von 2645, Quito von 2850 Metern über
dem Meere, es liegt fast so hoch wie die Zugspitze. Von hier aus
bestieg er den Chimborazo und erreichte eine Höhe, wie kein
Mensch je vor ihm.
Humboldt unternahm an der Westküste Südamerikas sehr be-
schwerliche Seefahrten. Im März 1803 erreichte er Mexiko und
widmete sich dort fast ein Jahr lang seinen Forschungen, besonders
dem Studium der Aztekenkultur. Schließlich berührte er noch ein-
mal Havanna und gelangte auch nach Philadelphia in Nordamerika.
In Europa verbreitete sich das Gerücht, Humboldt und Bonpland
seien von den Wilden umgebracht worden, ein Hamburger Korre-
spondent wollte wissen, Humboldt sei in Acapulco dem gelben Fie-
ber erlegen. Aber am 1. August 1804 konnten die beiden Amerika-
fahrer in Bordeaux unversehrt wieder europäischen Boden betreten.

Füllhorn des Überflusses


Humboldt hat von dieser fünfjährigen Amerikareise nicht nur ein
fast unübersehbares Material an Steinen, Pflanzen und Tieren mit-
gebracht, sondern er hat in fernen Ländern auch unablässig über
sein Verhältnis zur Natur nachgedacht und war darin weiter gereift.

19
Das Ziel seines ganzen Strebens war, die Naturforschung in den
Dienst des Naturerlebens zu stellen und durch sie ein Gesamtbild
von der Natur zu gewinnen. In diesem Streben begegnete er sich
mit Goethe, der damals als ein anderer Fürst des Geistes die
deutsche Öffentlichkeit beherrschte. Auch Goethe war in seinem
langen Leben mehr und mehr bestrebt, in die Geheimnisse der
Natur einzudringen und uns in ein richtiges, zugleich schönes und
inniges Verhältnis zu ihr zu setzen. Nicht wenige haben Humboldt
und Goethe, die sich auch persönlich kannten, miteinander ver-
glichen.
Humboldt und Goethe sind sich aber, man darf wohl sagen, lei-
der, nicht so nahe gekommen, wie sie selbst und sicher viele andere
große Männer der damaligen Zeit erwarteten. In einigen Worten
Goethes sei darum das Gleichartige, aber auch das Trennende zwi-
schen den beiden festgehalten, die beide auf die breiteste Öffent-
lichkeit in Deutschland so ungeheuren Einfluß ausübten, während
die Wirkung Humboldts im Ausland aufs ganze gesehen bei weitem
größer war als die Wirkung Goethes.
Eine der ersten Begegnungen schildert Goethe:
„Der Bergrat Humboldt ist hier. Ein wahres cornu copiae (Füll-
horn des Überflusses) der Naturwissenschaft. Sein Umgang ist
äußerst interessant und lehrreich. Man könnte in 8 Tagen nicht aus
Büchern herauslesen, was er einem in einer Stunde vorträgt." Und
wenig später: „Ich darf ihn wohl in seiner Art einzig nennen, denn
ich habe niemand gekannt, der mit einer so bestimmt gerichteten
Tätigkeit eine solche Vielseitigkeit des Geistes verbände. Es ist
inkalkulabel (unberechenbar), was er noch für die Wissenschaft tun
kann. —" Und ähnlich nochmals aus dem Jahre 1799, bevor Hum-
boldt nach Amerika aufbrach: „Bei seinem Genie, seinem Talent,
6einer Tätigkeit ist der Vorteil seiner Reise für die Wissenschaften
ganz unkalkulabel, ja man kann behaupten, daß er über die Schätze,
deren Gewinst ihm bevorsteht, künftig dereinst selbst erstaunen
wird."
Es existiert ein Entwurf Goethes zu einem seiner üblichen
gelehrten Mittwochvormittagsvorträge vom Jahre 1807, der auf eine
Widmung anspielt, mit der ihm Humboldt eines seiner Werke ge-
sandt hatte; Goethe rühmt da im Stil der damaligen Zeit Hum-
boldts „Artigkeit", womit er Aufmerksamkeit oder Höflichkeit
meint: „Humboldts Artigkeit gegen mich verpflichtet dagegen, durch
bequeme Darstellung den Genuß an seinen Bemühungen zu ver-
breiten." Goethe ist also bereit, Humboldts wissenschaftliche Er-
gebnisse und seine Gedanken weiteren Kreisen bekanntzumachen.

20
Alexander von Humboldt In seinem Arbeitszimmer in Berlin
Am weitesten geht Goethe in seinem Enthusiasmus für Humboldt
mit folgenden Worten: „Was ist das für ein Mann! Ich kenne ihn
so lange und doch bin ich von neuem über ihn in Erstaunen. Man
kann sagen, er hat an Kenntnissen und lebendigem Wissen nicht
seinesgelichen. Und eine Vielseitigkeit, wie sie mir gleichfalls noch
nicht vorgekommen ist! Wohin man blickt, er ist überall zu Hause
und überschüttet einen mit Schätzen. Er gleicht einem Brunnen mit
vielen Röhren, wo man immer nur Gefäße unterzuhalten braucht
und es einem immer unerschöpflich entgegenströmt. Er wird einige
Tage hier bleiben, und ich fühle schon, es wird mir sein, als hätte
ich Jahre mit ihm verlebt."
Das ist also die eine Seite in Humboldt, die Goethe erkannt hat
und von der er tief beeindruckt war: unermeßliches Wissen, inter-
essante Darstellungsgabe, Vielseitigkeit des Geistes. Aber er hat
auch gewisse Bedenken vorgebracht, da er glaubte, die allzu ein-
gehende, verstandesmäßige, „vermessende" Durchforschung der Na-
tur entkleide sie ihres „göttlichen", unfaßlichen Zaubers.

Bis zur Grenze der Mongolei

Fünfunddreißigjährig war Alexander von Humboldt aus Amerika


zurückgekehrt. Aus seinem weiteren wechselvollen und schaffens-
reichen Leben, dem im einzelnen zu folgen unmöglich ist, heben
sich zwei Perioden ab. Bis 1827 verbrachte er die meiste Zeit in
Paris und erlebte dort die Kriege Napoleons mit seinem Heimat-
lande Preußen. Niemand dachte daran, damals seine Freiheit im
„feindlichen" Lande anzutasten. Humboldt glaubte, trotz der un-
ruhigen Zeitverhältnisse, in Paris ausharren zu müssen; denn in
keiner anderen Stadt der Welt, auch nicht in Deutsdiland, wäre die
großartige, vielbändige Herausgabe seiner Werke mit all den Bild-
tafeln technisch möglich gewesen. In Paris, der geistigen Haupt-
stadt Europas, gab es die geeigneten Drucker und Graphiker und
den Stab von Gelehrten, die er als Mitarbeiter brauchte. Hier wurde
alles Wichtige aus den südamerikanischen Erfahrungen und Samm-
lungen in den 33 Bild- und Textbänden seines Reisewerkes „Reise
in die Äquinoktialgegenden der Neuen Welt" verarbeitet und der
Wissenschaft aller Länder in der französischen Weltsprache zu-
gänglich gemadvt. Alexander sprach und sdirieb französisch ebenso
leicht wie deutsch, spanisch und englisch.
Im Jahre 1827 kehrte Alexander von Humboldt nadi Berlin zu-
rück, wohin ihn König Friedrich Wilhelm III. als Kammerherrn

22
ohne Dienstleistung berufen hatte. Humboldts Ansehen war bis zum
Weltruf gestiegen. In allen Ländern kannte man ihn. Man nannte
ihn nicht nur den neuen Kolumbus, sondern auch den neuen Aristo-
teles, weil er wie dieser nicht nur das gesamte naturwissenschaft-
liche Wissen seiner Zeit beherrschte, sondern auch philosophisch
über die Natur, ihre wunderbare Gesetzlichkeit und die unendlichen
Möglichkeiten, sie zu erleben, nachdachte. Goethe verglich sein Wir-
ken mit einer Akademie; Akademien sollen das gesamte Wissen
ihrer Zeit sammeln, ordnen und weiterführen. Das hatte Humboldt
in einer Weise getan, die jedes übliche menschliche Maß übersteigt.
Auch der russische Kaiser wollte sich seiner Erfahrungen bedie-
nen. Im Jahre 1829 brach Alexander von Humboldt, vom Zaren mit
Geldmitteln reich bedacht, auf, um das europäische und asiatische
Rußland der Forschung zu erschließen.
Auf zwei Wagen wurden astronomische und physikalische Instru-
mente, Bücher und Vorrichtungen zu chemischen Experimenten und
Behälter für naturwissenschaftliche Funde verladen. Da in Berlin
schon seit März milde Frühlingswitterung geherrscht hatte, hofften
die Reisenden, rasch voranzukommen. Das Gegenteil war der Fall.
Fast alle Flüsse, die sie zu passieren hatten, zeigten schweren Eis-
gang. Die Straßen waren durch die Schneeschmelze völlig ver-
schlammt oder überschwemmt, so daß man von ihnen und der
umliegenden Landschaft nicht mehr viel sah. So wurde die Reise
gleich zu Anfang sehr verzögert.
Aber sie verlief dann doch erfolgreich. Zehn Tage nach ihrer
Abreise erreichte die Expedition Petersburg und wenige Tage spä-
ter Moskau, wo man Humboldt mit Ehren überhäufte. Über die
Wolga ging es nach Kasan. Hier sah er die ersten Moscheen. Im
Ural fand Humboldt, was der Zar erhofft hatte: wertvolle Minerale.
Dann überquerten sie die asiatische Grenze. Die Spiele, die die
Kirgisen ihm zeigten und die in einem aufregenden Wettrennen zu
Pferde endeten, schilderte er mit großer Lebhaftigkeit, aber auch
das Leben der Rußlanddeutschen. Er sprach mit ihnen und erfuhr
von ihren Freuden und Leiden.
In allen Städten „ein ewiges Begrüßen, Vorreiten und Vorfahren
von Polizeileuten, Administratoren, Kosakenwachen". Die Aufent-
halte unterwegs waren angefüllt mit botanischen, zoologischen, geo-
logischen, barometrischen und astronomischen Beobachtungen. Wo
es die Zeit und die Wege erlaubten, führten Exkursionen tief ins
Landesinnere. Polizeimeister übernahmen die Kisten mit den Sam-
melstücken und besorgten ihren Transport in die Heimat. In To-
bolsk faßte Humboldt den Entschluß, auch das Altaigebirge aufzu-

23
suchen: „Man reist oder flieht durch diese einförmigen sibirischen
Grasfluren wie durch eine Meeresfläche — eine wahre Schiffahrt zu
Lande . . . wir haben sehr vor Hitze, Staub und gelben Mücken ge-
litten. Kaum ist die Plage am Orinoko größer." Obwohl eine von
Brandblattern verseuchte Gegend vor ihnen lag, wagten sie die
Weiterreise in das äußerste Asien bis zur mongolischen Grenze, wo
sie „das himmlische Reich berührten": „Man erinnert sich an ein
solches Ereignis für den ganzen Rest seines Lebens." Auf der Rück-
reise, noch auf der asiatischen Seite des Ural, erlebte Humboldt
seinen sechzigsten Geburtstag: „. .. ein wichtiger Abschnitt des
Lehens, ein Wendepunkt, auf dem es einen gereut, so Vieles nicht
ausgeführt zu haben, ehe das hohe Alter die Kräfte dahinnimmt.
Vor dreißig Jahren war ich in den Wäldern des Orinokos und auf
den Kordilleren." Humboldt überstand alle Strapazen mit unge-
wöhnlicher Standfestigkeit und der „Artigkeit", die Goethe an ihm
gerühmt hatte. „Wir haben ihn selbst auf der Reise — im Wagen",
so berichtete einer seiner Begleiter, „nie anders als in dunkelbrau-
nem oder schwarzem Frack, mit weißer Halsbinde und rundem Hut
gesehen. Über den Frack zog er einen langen, ebenfalls dunkel-
farbigen Überrock . . . Wo man im Fuhrwerk nicht weiter konnte,
stieg er aus und ging zu Fuß weiter, ohne sichtbare Ermüdung hohe
Berge ersteigend oder über Steinmeere kletternd."
Am Abend des 28. Dezember 1829 „bei grimmiger Kälte" konnte
Humboldt dem russischen Wirtschaftsminister Georg von Cancrin,
seinem Gönner, seine „glückliche Rückkunft" nach Berlin melden.

„Der Alte vom Berge"


Berlin blieb nun —• mit Unterbrechungen — seine Lebensstation.
Obwohl er freiheitliche Gesinnungen hegte und daraus auch kein
Hehl machte, wurde er der persönliche Ratgeber auch König
Friedrich Wilhelms IV., den er auf kurzen Reisen 1841 nach Eng-
land und 1845 nach Dänemark begleitete. Er gehörte zu seinem
Gefolge, nahm fast regelmäßig an der Mittags- und Abendtafel des
Königs teil, war aber völlig frei von jeder Fürstendienerei. Alle,
die ihn kannten, berichteten, daß er seinen Freunden und Bekann-
ten stets in besonders wohlwollender und nach Möglichkeit zustim-
mender Haltung entgegenkam. Diese Eigenschaft erleichterte ihm
auch das Leben am Hofe. Trotzdem wurde er mehr als einmal von
höfischen Widersachern verdächtigt.
So lagen zeitweise Schatten über Humboldts Gemüt. Er fühlte

24
Humboldt im Alter von 72 Jahren
den Widerstand dieser Kreise. An den weltberühmten Mathemati-
ker Karl Friedrich Gauß, mit dem er seit Jahrzehnten befreundet
war und in wissenschaftlichem Austausch stand, schrieb er am
7. April 1846, zwei Jahre vor der Berliner Revolution: „Mein
Leben ist ein mühselig zerrissenes, arbeitsames Leben, in dem mir
fast nur nächtliche Stunden zu literarischen Arbeiten übrig bleiben.
Sie werden fragen, warum ich aber — 76 Jahre alt — mir nicht eine
andere Lage verschaffe? Das Problem des menschlichen Lebens ist
ein verwickeltes Problem. Man wird durch Gemütlichkeit (Gemüts-
bewegungen), ältere Pflichten, törichte Hoffnungen gehindert." Mit
den törichten Hoffnungen spielt er auf die ihn so stark bedrücken-
den innerpolitischen Verhältnisse an.
Für die Zeitgenossen wurde er „Der Alte vom Berge" oder „Der
Urgreis", eine fast schon mythische Persönlichkeit. Aber man ver-
gaß ihn nicht. Man rühmte ihn in allen Ländern und nicht zuletzt
in Deutschland weiterhin als den größten Naturforscher seiner Zeit
und sogar des Jahrhunderts. Unzählige Menschen wollten ihn be-
suchen. Seine Wohnung in Berlin war ein Reiseziel für Angehörige
aller Kulturvölker. Wenn er sich ungestört seiner Arbeit und sei-
nen Gedanken hingeben wollte, dann fuhr er nach Potsdam, wo
ihm der König in dem kleinen Schlößchen Charlottenhof ein Zim-
mer in der Form eines Tropenzeltes eingerichtet hatte. Dort konnte
er die Zeit der großen Gefahren, der sich überstürzenden Eindrücke
nacherleben, die nun Jahrzehnte hinter ihm lag. Er war ein Weiser
geworden, blieb aber von einer geradezu übermenschlichen Leben-
digkeit und schöpferischen Aktivität.

„Ich arbeite bis 3 Uhr morgens"


Am 30. Juli 1856 geht ein guter Bekannter, der Schriftsteller
Friedlich Althaus, den Weg zu Humboldts Wohnung in der Oranien-
burgerstraße, nicht weit vom Bahnhof Friedrichstraße. Er klingelt
an dem ihm wohlbekannten Hause und steigt die schmale Wendel-
treppe hinauf. Wie so manches Mal in früheren Jahren kommt ihm
Humboldt aus seinem riesigen Studierzimmer entgegen, begrüßt
ihn aufs liebenswürdigste, und die beiden Freunde sitzen lange im
vertrauten Gespräch zusammen. „Rücken Sie näher", sagt Hum-
boldt, „denn mein Gehör nimmt ab, und ich möchte gerne alles ver-
stehen, was Sie mir sagen." Humboldt, gesprächig wie je, entrollt
vor dem Freunde ein Gesamtbild seiner gewiß einzigartigen Tätig-
keit im hohen Alter.

26
„Ich arbeite meist noch ununterbrochen bis 3 TT!.,- m r»
« U j f c I * etwa 4 Stunden I * ^ S ^ S S S ^ i S ^
zwölf Stunden - habe es auch versudrt aber es aufgegeben, weil ich
kerne größere Erquickung danach empfinde. Im ganzen, wenn ich
mein Alter von 86 Jahren in Anschlag bringe, kann ich mit meiner
Gesundheit nur zufrieden sein. Kleinere Verstimmungen »ehen ge-
B
wöhnlich rasch vorüber. °
In unserem schreibenden, lesenden Deutschland hat ein Mensch
wie ich das Unglück, als eine Art Wunder und Kuriosität betrachtet
zu werden. Alle drängen sich an ihn heran, als ob er der einzige
Vertreter der Wissenschaft wäre. Hinzu kommt dann noch mei le
Stellung am Hofe, so daß ich nicht bloß Briefe von wissenschaft-
lichen Menschen erhalte, sondern von Leuten aller Art: angehenden
Poeten, Putzmacherinnen, Vorsteherinen wohltätiger Anstalten die
mir Arbeiten zum Verkauf bei der königlichen Familie antragen
oder um Geldgeschenke und Unterstützung bitten — und unzählige
Dinge dieser Art. Audi meine wissenschaftliche Korrespondenz ist
immer noch im Zunehmen begriffen. Deutsdiland, Italien, Frank-
reich, England, Amerika stürzen sich auf mich mit einem wahren
Bombardement von Briefen. Ich empfange gegenwärtig jedes Jahr
durchschnittlich dreitausend Briefe und beantworte etwa zweitau-
send. Meine Ausgaben an Postgeld belaufen sich auf fünfhundert
bis sechshundert Taler. Nun habe ich mich trotzdem bis auf den
heutigen Tag nie entsdiließen können, einen Sekretär zu nehmen.
Es kommt dadurch etwas Steifes, Geschäftsmäßiges in die Korre-
spondenz, während man durch ein paar einfädle selbstgesdiriebene
Worte so oft erfreuen kann und zugleidi den Gegenstand nidit
selten rascher erledigt."
Friedrich Althaus erhebt sich und dankt Humboldt für die in so
vielen Jahren bewiesene Freundschaft. Humboldt sieht seinen Be-
sucher mit dem vollen Blick seiner geistvollen blauen Augen an und
sagt zuversichtlich: „Ich werde noch leben; ich fühle nodi große
geistige Frisdie in mir. Lassen Sie mich auch ferner von Ihren
Schicksalen hören und behalten Sie mich lieb!"
Dieser Eindruck des unermüdlich Schaffenden steigert sidi für
unser Empfinden noch, wenn wir die Anzeige lesen, die Humboldt
am 20. März 1859, etwa 6 Wochen vor seinem Tode, als 89-jähriger
in der weltbekannten „Vossischen Zeitung" erscheinen ließ und die
dann durch zahlreiche Blätter deutscher und fremdsprachiger Zunge
ging:
„A. v. Humboldt beehrt uns mit dem Gesuch, nachstehendes
Schreiben zu veröffentlichen:
27
Leidend unter dem Drucke einer immer noch zunehmenden Cor-
respondenz, fast im Jahresmittel zwischen 1600 und 2000 Nummern
(Briefe, Druckschriften über mir ganz fremde Gegenstände, Ma-
nuscripte, deren Beurteilung gefordert wird, Auswanderungs- und
Colonialprojekte, Einsendung von Modellen, Maschinen und Natu-
ralien, Anfragen über Luftschiffahrt, Vermehrung von Autogramm-
Sammlungen, Anerbietungen, mich häuslich zu pflegen, zu zerstreuen
und zu erheitern usw.), versuche ich einmal wieder die Personen,
welche mir ihr Wohlwollen schenken, öffentlich aufzufordern, dahin
zu wirken, daß man sich weniger mit meiner Person in beiden
Continenten beschäftige und mein Haus nicht als ein Adreß-Comp-
toir benutze, damit bei ohnedies abnehmenden physischen und gei-
stigen Kräften mir einige Ruhe und Muße zu eigener Arbeit ver-
bleibe. Möge dieser Ruf um Hilfe, zu dem ich mich ungern und
spät entschlossen habe, nicht lieblos gemißdeutet werden! Berlin,
15. März 1859. Alexander von Humboldt."
Der fast Neunzigjährige stand noch mit wachem Sinn in der Un-
ruhe jener Zeit, einer Zeit, in der unsere Urgroßeltern durchaus
nicht nur gemütliche Tage erlebten, sondern auch beunruhigt wur-
den durch die politischen und sozialen Spannungen des beginnen-
den Industriezeitalters, durch die zunehmende gewaltsame Koloni-
sierung in fremden Erdteilen und die dadurch aufgeworfenen Pro-
bleme. Gewaltige Erfindungen und Entdeckungen auf allen For-
schungsgebieten erregten die Phantasie und ließen ungeheure Um-
wälzungen ahnen; die Chronik des Fortschritts verzeichnet in dieser
Zeit an Neuem: ozeanüberquerende Dampfer, Eisenbahnen, Schiffs-
schraube, Turbine, Telegraphie, Telephonie, Unterwasserkabel,
Photographie, Gasbeleuchtung, Petroleumlampe, elektrisches Bogen-
licht, lenkbares Luftschiff, Drahtseilbrücken, Warmwasserheizung,
Dampfautomobile, Pferdebahnen, Schreibmaschinen, Blindenschrift,
Setzmaschine, Nähmaschine, Stenographie, Kugellager, Streichhöl-
zer, Holzstoffpapier, Kautschukvulkanisierung, Schießbaumwolle
und Nitroglyzerin, Augen- und Kehlkopfspiegel, Chloroformnar-
Jcose, neue Stahlbereitungsverfahren, Entdeckung bisher unbekann-
ter Elemente.
All dieses bestürzend Neue hat Humboldts Denken bis zuletzt
bewegt.

Volksbildner und Volkserzieher


Wenn wir uns fragen, aus welchen inneren Kräften Humboldt
aus der ursprünglichen, nach seinem eigenen Zeugnis fast verwir-

28
renden Vielseitigkeit zur Klarheit vorzudringen vermochte, so fin-
det sich als die eigentlich bestimmende Kraft immer wieder seine
Erlebnisfähigkeit. Sie war im Gegensatz zu den meisten Naturfor-
schern der damaligen Zeit besonders lebendig. Schon als Neunzehn-
jähriger ist er davon überzeugt, daß allgemein die Neigung, sich mit
Naturdingen zu beschäftigen, viel zu schwach ausgebildet sei. Am
25. Februar 1789 schreibt er an einen Frankfurter Studienfreund
über seine einsamen Spaziergänge im Berliner Tiergarten, wo er
Moose, Flechten und Schwämme suchte: „Wie traurig, so allein her-
umzuwandern!" Seine Gedanken schweifen weiter, und er fragt
sich, wie viele Menschen wohl zu einem so innigen Verhältnis zur
Natur bereit wären, das am besten durch Beschäftigung mit einem
Spezialproblem entwickelt werde. Die Antwort ist vernichtend:
„Solltest du glauben, daß unter den anderen 145 000 Menschen in
Berlin kaum vier zu zählen sind, die diesen Teil der Naturlehre
auch nur zu ihrem Nebenstudium, nur zur Erholung kultivierten?"
Und nun deutet sich bereits ganz früh ein starkes soziales Verant-
wortungsbewußtsein an, das sieh im Laufe seines langen Lebens
folgerichtig weiter entwickelte. Er will die Wissenschaft nicht in
einer lebensfremden Abgeschlossenheit treiben, sondern sie in den
Dienst der Verbesserung der Lebensverhältnisse, der Verunehrung
der Nahrungsmittel und des sozialen Aufstiegs stellen. So fährt er
fort: „Je mehr die Menschenzahl und mit ihr der Preis der Lebens-
mittel steigen, je mehr die Völker die Last zerrütteter Finanzen
fühlen müssen, desto mehr sollte man darauf sinnen, neue Nah-
rungsquellen gegen den von allen Seiten einreißenden Mangel zu
eröffnen. Wie viele, unübersehbar viele Kräfte liegen in der Natur
ungenutzt, deren Entwicklung Tausenden von Menschen Nahrung oder
Beschäftigung geben könnte. Viele Produkte, die wir von fernen
Weltteilen haben, treten wir in unserem Lande mit Füßen, bis
nach vielen Jahrzehnten ein Zufall sie entdeckt, ein anderer die
Entdeckung vergräbt oder, was selten der Fall ist, ausbreitet. Die
meisten Menschen betrachten die Botanik als eine Wissenschaft, die
für Nichtärzte nur zum Vergnügen oder allenfalls (ein Nutzen, der
selbst wenigen erst einleuchtet) zur subjektiven Bildung des Ver- «
Standes dient. Ich halte sie für eines von den Studien, von denen
sich die menschliche Gesellschaft am meisten zu versprechen hat."
So nüchtern und überlegt konnte schon der 19jährige schreiben.
Wer nur diese Seite in Humboldt kennt, muß ihn geradezu als
einen kühlen Rechner und einen guten Organisator empfinden. Aber
auch in diesen Worten kündet sich sein inniges Verhältnis zur Natur
selbst an. Und darum soll aus den vielen Hunderten von Zeugniss«n,

29
die diese seine eigentliche Kraftquelle für sein ganzes Lebenswerk
beweisen, ein Stimmungsbild aus dem Urwald dienen:
„Nichts kann dem Menschen lebendiger vor die Seele führen, wie
weit und wie gewaltig das Reich des organischen Lebens ist. Myria-
den Insekten kriechen auf dem Boden oder uingaukeln die von der
Sonnenhitze verbrannten Gewächse. Ein wirres Getöne dringt aus
jedem Busch, aus faulen Baumstämmen, aus den Felsspalten, aus
dem Boden, in dem Eidechsen, Tausendfüße, Cäcilien ihre Gänge
graben. Es sind ebenso viele Stimmen, die uns zurufen, daß alles in
der Natur atmet, daß in tausendfältiger Gestalt das Leben im stau-
bigen, zerklüfteten Boden waltet, so gut wie im Schöße der Wasser
und in der Luft, die uns umgibt. Die Empfindungen, die ich hier
andeute, sind keinem fremd, der zwar nicht bis zum Äquator ge-
kommen, aber doch in Italien, in Spanien oder in Ägypten ge-
wesen ist. Dieser Kontrast zwischen Regsamkeit und Stille, dieses
ruhige und doch wieder so bewegte Antlitz der Natur wirken leb-
haft auf die Einbildungskraft des Reisenden."
Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, oft sogar von Jahr zu Jahr läßt
sich feststellen, wie Humboldt immer mehr das Ziel seiner ganzen
Arbeit erkennt und Licht in die Zusammenhänge bringt, die er in
all der Vielseitigkeit und dem Reichtum der Natur im einzelnen
zunächst nur dunkel gefühlt hat. Dieses Lieht nicht nur in sich
selbst leuchten zu lassen, sondern auch die anderen Menschen dort-
hin zu führen, das wird dann vor allem in Berlin zu einem unent-
behrlichen Wesenszug, ohne den wir die Gesamterscheinung Hum-
boldts nie richtig verstehen werden.
Gegen Ende des Jahres 1827 wurde bekannt, daß Humboldt in
Berlin Vorträge über „Physische Weltbeschreibung" zu halten be-
absichtige. Diese Nachricht hatte die Wirkung, daß die geistig auf-
geschlossenen Kreise von Berlin und aus der weiteren Umgebung
zum Besuch der Vorträge herbeieilten. Er begann die Vorlesungen
am 3. November 1827 vor Studenten und einer kleinen Anzahl von
Gelehrten in einem Saale des Universitätsgebäudes. Bald wurde der
Andrang so groß, daß sich Humboldt zu seiner Freude entschließen
mußte, die Vorträge zu wiederholen; er nahm sich dafür die große
Halle der Singakademie in Berlin. An jedem Abend sah man den
mit ihm befreundeten König Friedrich Wilhelm IV., das königliche
Haus, viele Gelehrte, die oft eigens dazu von weither nach Berlin
kamen, und breite Volkskreise aus allen Schichten. Seit 1845 er-
schienen seine Vorlesungen, die das gesamte Naturwissen seiner
Zeit umfaßten, unter dem Titel „Kosmos" auch als Buchausgabe.
Humboldt war damals schon für das ganze Volk eine verehrungs-

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würdige Gestalt, und das blieb er in all der Zeit, die er noch zu
leben hatte. Man wußte, welchen Ruf er erworben hatte, man
wußte aber auch, wie er zahlreichen Menschen auf ihrem Lebens-
wege weiterhalf, und zwar völlig uneigennützig, ohne je im gerin"-
sten den Wunsch zu haben, sich zu bereichern.
Humboldt ist ein wahrer Volkserzieher gewesen, und man darf
ihn den ersten Volksbildner in Deutschland nennen. Denn vor ihm
gab es noch keine allgemeinverständlichen und doch in die Tiefe
der Fragen dringenden öffentlichen Vorträge über alle Gebiete der
Naturwissenschaften. Seine Nichte Gabriele von Bülow, die Tochter
seines Bruders Wilhelm, schrieb nach einem seiner Vorträge an
ihren Mann, Heinrich von Bülow, den preußischen Gesandten in
London, tief bewegt und im Bewußtsein der Bedeutung dieser
Abende folgendes:
„Heute war des Onkels Vorlesung wieder unendlich interessant.
Mit jedem Male werden die Vorlesungen schöner, es herrscht eine
vollendete Klarheit darin und eine solche Größe der Ansichten,
daß sie wirklich erhebend auf Verstand und Gemüt wirken. Auch
wird des Onkels Vortrag immer schöner und freier, er liest auch
sehr selten etwas ab wie zu Anfang, was mir immer nicht angenehm
war."
Die Verstandes- und die Gemütskräfte entfalten — darin liegt das
Geheimnis seines Werkes und insbesondere seines Wirkens als
Volksbildner. Nicht mit einer Fülle von Einzelheiten sollten sich die
Menschen den Kopf vollstopfen, sondern sie sollten den Weg ein-
schlagen von dem liebevollen Eindringen in den Reichtum der Na-
tur auf allen Gebieten zur Erkenntnis der Größe, der Einheit und
der Majestät der Natur und ihrer Gesetze. Jedes Naturgesetz, so
sagte er in jenen Vorträgen, das sich dem Beobachter offenbart,
läßt auf ein höheres, noch unerkanntes schließen. Denn die Natur
ist „das ewig Wachsende, ewig im Bilden und Entfalten Begriffene."

Umsehlaggestaltung: Karlheinz Dobsky

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Vati, erfreut über die Fortschritte^ die Klaus in der Schule macht,
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