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TECHNOLOGIELAND BREITBAND.

HESSEN BÜRO.

5G
Aktuelle
Entwicklungen,
Herausforderungen
und Potenziale
für den Zugang zu
kommunaler
Infrastruktur

www.breitband-in-hessen.de
INHALT
Herausgeber
Hessisches Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Landesentwicklung
Kaiser-Friedrich-Ring 75
1 Einleitung 4
65185 Wiesbaden
www.wirtschaft.hessen.de
2 5G – Entwicklung einer neuen Mobilfunkgeneration 8

Projektträger
2.1 Neue Anwendungsszenarien als Treiber für die 5G-Entwicklung 8
Hessen Trade & Invest GmbH
Breitbandbüro Hessen
2.2 5G-Anwendungsfelder mit Potenzial für die kommunale Infrastruktur 11
Konradinerallee 9
65189 Wiesbaden
2.2.1 Intelligente Verkehrssysteme und Autonomes Fahren 11
Wolfram Koch
Telefon 0611 95017-8472
2.2.2 E-Health 13
wolfram.koch@htai.de
www.breitband-in-hessen.de
2.2.3 Industrie 4.0 14

Redaktionsteam
2.3 5G-Standardisierung und Zeitplan 14
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie,
Verkehr und Landesentwicklung
2.4 Geplante 5G-Frequenzen 16
Referat für Technologiepolitik, digitale Infrastruktur
Georg Matzner
3 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen für 5G 18

Hessen Trade & Invest GmbH


3.1 5G-Frequenzen bilden den Rahmen für Infrastrukturüberlegungen 18
Breitbandbüro Hessen
Wolfram Koch
3.2 Standortfindung aus technischer Sicht 24
Christoph Hahn
4 Rechtliche Aspekte des 5G-Ausbaus 26
Bearbeitung / Verfasser
atene KOM GmbH
4.1 EU-Kommissionsvorschlag und 5G-Aktionsplan 27

Kontakt
4.2 EU-Beihilferecht 29
atene KOM GmbH
Agentur für Kommunikation, Organisation und Management
4.2.1 Anwendung des Artikel 107 Abs. 1 AEUV 29
Invalidenstraße 91
10115 Berlin
4.2.2 Freistellung 32
Tel. +49 (0)30 / 60 98 990-0
Fax +49 (0)30 / 60 98 990-99
4.2.3 Mitnutzung von Stadtmöbeln und Standortentgelte 32
info@atenekom.eu
www.atenekom.eu
4.3 NGA-Rahmenregelung 35

Autoren
4.4 DigiNetzG 35
Tim Brauckmüller
Eike Gutt
4.5 Wegerecht und Zuwegung 36
Frank Kensy
Dr. Janine Riewe
4.6 Standortbescheinigungen / Standortverfahren 38
Kai Westermann
5 Handlungsempfehlungen 39
Gestaltung
Schueler Handmade Advertising
5.1 Status Quo-Analyse 39

Druck
5.2 Entwicklungserhebung 40
ausDRUCK, www.ausdruck.com
5.3 Synergien bei Bauprojekten 40
Bildnachweis
Titelseite – Shutterstock 28075891, Elsass, Shutterstock 176995772, Sashkin
5.4 Migrationskonzept 41
Seite 6 und 7 – Shutterstock 648953275, Anton Khrupiun
Seite 23 – Shutterstock 678665710, Anton Khrupiun
5.5 Entgelte- und Gebühren 41
Seite 24 – Shutterstock 580121797, Anton Khrupiun
Seite 34 – Shutterstock 653800321, Anton Khrupiun
5.6 Einbindung regionaler Energieversorger 42
Seite 37 – Shutterstock 611666870, Anton Khrupiun
5.7 Dokumentation im Geoinformationssystem 42
Stand: Mai 2017
6 Abkürzungsverzeichnis 43
© Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
Vervielfältigung und Nachdruck – auch auszugsweise – nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung. 7 Glossar 44
Diese Broschüre dient der Unterrichtung der Öffentlichkeit durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Landesentwicklung. Ihre öffentliche Verbreitung zu Zwecken des Wahlkampfes
oder der Werbung für politische Parteien ist nicht gestattet.
1 hineinreichen, die wir heute kaum mit Mobilfunk- Wirkungen des neuen Mobilfunkstandards gehen und Prioritätenliste für eine koordinierte 5G-Imple-
netzen in Verbindung bringen. Die bedarfsgerechte über den Umsatz für Mobilfunk um ein Vielfaches mentierung in allen EU Mitgliedsstaaten sowie die
Steuerung der Energieerzeugung bei Lieferung und hinaus. Heute getroffene Entscheidungen für 5G-Mo- Sicherstellung der Verfügbarkeit vorläufiger Fre-
Abnahme wird über die 5G-Anwendungen auch von bilfunk haben weitreichende Wirkungen auf unsere quenzbänder vor der WRC-19. Zudem wird die frühe
EINLEITUNG lokalen und regionalen Stromerzeugern möglich Volkswirtschaft und unsere Gesellschaft. Zudem ist 5G-Implementierung in dicht besiedelten Regionen
werden; so können auch Kleinsterzeuger zum An- Europa einer der größten und wichtigsten Märkte für und entlang von Hauptverkehrswegen gefördert.
bieter am Energiemarkt werden. Durch die mobile 5G-Mobilfunknetze.
Der Mobilfunk ist ein bedeutender wirtschaftlicher Erfassung von Vitaldaten wird sich die medizinische Für die Kommunen zeichnen sich neue Herausforde-
Faktor. 2010 wurde in Deutschland mit Mobilfunk- Versorgung der Patienten vor allem in ländlichen und rungen im Infrastrukturausbau ab, die an den bereits
dienstleistungen ein Umsatz von rund 141 Milliarden peripheren Gebieten grundsätzlich verändern. Insbe- POLITISCHE erfolgten Ausbau von NGA-Infrastruktur anknüpfen.
Euro erzielt1; für 2016 wurden die Mobilfunkumsätze
weltweit auf insgesamt rund 1,24 Billionen US-Dollar
sondere die Versorgung von chronisch Kranken im
häuslichen Umfeld kann sich durch Assistenzsysteme
UNTERSTÜTZUNG Hier ist insbesondere die notwendige Verdichtung
der Glasfasernetze durch die steigende Zahl von
prognostiziert2. Größtenteils private Mobilfunkanbie- deutlich verbessern. 5G-Zugangspunkten für neue Sendeanlagen zu nen-
ter stehen im Wettbewerb um Marktanteile in diesem Die Bundesregierung hat 5G als Schlüsseltechnolo- nen. Dabei spielen die für 5G verfügbaren und ge-
intensiv umkämpften Bereich. Der mobile Zugriff auf gie für die vernetzte Gigabit-Gesellschaft erkannt, die planten Frequenzbereiche eine entscheidende Rolle,
Daten ist von immer größerer Bedeutung. Diese Ent- 5G-PILOTPROJEKTE in viele neue Bereiche des gesellschaftlichen Lebens da sie durch ihre physikalischen Eigenschaften eine
wicklung verändert unser Verständnis von Kommuni- und der Wirtschaft hineinreichen wird. Aus diesem geringere Zellgröße und damit eine höhere Stand-
kation und auch die Anforderungen an die damit ver- Grund wurden Aktionsfelder identifiziert, die durch ortdichte vorgeben. Damit werden engmaschige
bundenen Infrastrukturen. Der Mobilfunk wird damit Erste Pilotprojekte, wie das 5G-Lab Germany an der verschiedene Maßnahmen gefördert und schneller Glasfasernetze notwendig, um die Verdichtung der
in Zukunft einen immer höheren Stellenwert erhalten. TU Dresden4 zeigen bereits Einblicke in eine Tech- vorangetrieben werden können, wie die Koordinie- Sendeanlagen zu ermöglichen und der steigenden
nologie, die in einigen Jahren Realität sein wird. In rung und Unterstützung der 5G-Forschung und die Zahl von 5G-Zugangspunkten gerecht zu werden.
zukünftigen Anwendungsfeldern wird die digitale Bereitstellung von Testfrequenzen. Mit der im Kon-
WEITERENTWICKLUNG und sensorgesteuerte Kommunikation von Objek- text des Digital-Gipfels von der Bundesregierung ins

BESTEHENDER STANDARDS ten (z. B. Internet of Things (IoT), V2X (Vehicle to Leben gerufenen Fokusgruppe 5G gibt es seit 2015 NETZAUSBAU IN HESSEN
Everything) und m2m (machine to machine) eine eine Plattform zur Vernetzung der Telekommunika-
immer größere Rolle spielen. Um dem gerecht zu tionswirtschaft mit Anwenderindustrien, die weitere
Um den wachsenden technischen Ansprüchen mo- werden, muss das Mobilfunknetz der Zukunft neue Handlungsempfehlungen erarbeitet. Sie führt in Mit der Umsetzung der hessischen Breitbandstrategie
biler digitaler Anwendungen gerecht zu werden Strukturen erhalten. Im Zuge des 5G-Ausbaus wer- diesem Zuge Diskussionen mit relevanten Akteuren konnte in den letzten Jahren eine deutliche Verbesse-
und solche Entwicklungen massentauglich zu ma- den die Grenzen zwischen Mobilfunk und Festnetz und publiziert die Ergebnisse5. Im März 2017 wurde rung der vorhandenen Versorgung erreicht werden.
chen, werden die Technologien und Standards des zunehmend verschwinden und die Konvergenz der außerdem die wissenschaftlich begleitete Konfe- Einige Ausbauprojekte wurden bereits umgesetzt
Mobil­funks ständig weiterentwickelt. Nach der Um- Netze vorangetrieben. Die wachsende Zahl von renzreihe 5G-Dialogforen gestartet. Die Dialogfo- oder befinden sich derzeit im Bau. Für die Imple-
stellung auf ein digitales Übertragungsverfahren Endgeräten, die Vernetzung untereinander und die ren sind ein wichtiger Baustein der BMVI-­Initiative mentation der 5G-Versorgung bestehen besonders
(2G), der Einführung von Datendiensten (3G) sowie Integration von Sensoren (aus unterschiedlichen 5 Schritte zu 5G6, in der als weitere Maßnahmen die in Hessen topografische Herausforderungen, die nur
der Entwicklung hin zur digitalen paketvermittelten Anwendungsfeldern, wie Wetterdatenerfassung mit Breitstellung von Frequenzspektrum für 5G, das Vor- schwer zu überwinden sein werden. Umso wichtiger
Übertragung verschiedenster Sprach-, Video- und all- einer bisher nicht gekannten Dichte, die Überwa- antreiben der 5G-Forschung, die Schaffung konkreter ist eine vorausschauende Planung und frühzeitige In-
gemeiner Datendienste (4G) folgt mit 5G die nächste chung von Verkehrsströmen zur bedarfsgerechten Anwendungsbeispiele und eine Beschleunigung des tegration in die derzeitigen Ausbauvorhaben. Durch
Mobilfunkgeneration, die in den nächsten Jahren zu Ampelschaltung) in das Mobilfunknetz erfordern 5G-Rollouts beschrieben werden. die gute Projektmanagement-Struktur der hessischen
einer sukzessiven Leistungssteigerung in den Mobil- jedoch weitreichende Innovationen, vor allem im Breitbandumsetzung in Kreisprojekten und kom-
funknetzen führen wird. Bereich der Funkschnittstelle und des Kernnetzes. Die EU-Kommission hat einen Aktionsplan 5G für munalen Verbünden können Synergien im Ausbau
Wichtige Treiber für diese Entwicklung sind unter Europa7 veröffentlicht, nach dem sie verschiedene von Festnetz und Mobilfunk gehoben werden. Zwei
5G wird als „Mobilfunktechnik von morgen“ ein zent- anderem Industrie 4.0, der Gesundheitssektor Maßnahmen ergreifen wird, um die Rahmenbedin- Aspekte mit besonderer Bedeutung für den 5G-Inf-
raler Eckpfeiler für die digitale (Gigabit-)Gesellschaft3. (E-­Health) und die Entwicklungen und Anforderun- gungen zu schaffen, die eine Marktverfügbarkeit rastrukturausbau sind die Mobilfunkversorgung und
Dabei hat 5G nicht nur den Anspruch höhere Band- gen im Automobilsektor (Automotive). von 5G-Technologien bis zum Jahr 2020 unterstüt- die Anbindung mit Glasfasernetzen.
breiten für mobile Zugänge bereitzustellen. 5G-Tech- zen sollen. Als Institution hat sie hierfür seit 2013
nologie wird viel mehr bieten als höhere Datenraten Auch wenn der 5G-Mobilfunkstandard am Anfang eine Public-Private-Partnership (5G-PPP)8 etabliert, Bei der Mobilfunkverfügbarkeit konnte in den ver-
und geringere Latenzzeiten. Ziel ist es, völlig neue seiner Entwicklung steht, ist zumindest eines klar: in dem öffentliche und private Partner in Projekten gangenen fünf Jahren9 im Land Hessen ein deutli-
Anwendungsfelder und Geschäftsmodelle zu er- 5G wird bald das Wirtschaftswachstum in vielen und Arbeitsgruppen 5G-Technologien und Lösungen cher Fortschritt erzielt werden. Bis Ende 2016 wurde
schließen. 5G wird in gesellschaftliche Bereiche Regionen antreiben. Die gesamtwirtschaftlichen im Kontext 5G erarbeiten. Ziele des Aktionsplans eine nahezu flächendeckende10 Versorgung von
sind unter anderem die Erstellung einer Roadmap drahtlosen Zugängen in der Bandbreitenklasse bis

¹ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3696/umfrage/umsatz-im-mobilfunkmarkt-in-europa/, letzter Aufruf 26.05.2017.


2
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/253359/umfrage/prognose-zum-mobilfunkumsatz-der-netzbetreiber-weltweit/,
letzter Aufruf 26.05.2017. 5
Abrufbar unter: unter http://plattform-digitale-netze.de/fokusgruppe-5g, letzter Zugriff: 29.05.2017
3
Fraunhofer Fokus definiert den Begriff in der Studie „Netzinfrastrukturen für die Gigabit-Gesellschaft wie folgt: „Die Giga- 6
Vgl.: http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bmvi-initiative-5-schritte-zu-5g.pdf?__blob=publicationFile,
bitgesellschaft ist eine fortgeschrittene Informationsgesellschaft, die vollständig von Informations- und Kommunikations- letzter Aufruf 26.05.2017.
technik durchdrungen ist, so dass die Nutzer keine technischen Beschränkungen erfahren und vernetzte Anwendungen 7
Siehe: https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/5g-europe-action-plan, zuletzt Aufgerufen 26.05.20017.
ohne Restriktionen möglich sind. Die Netze der Gigabitgesellschaft ermöglichen eine bedarfsgerechte Unterstützung von 8
Siehe: https://5g-ppp.eu/, zuletzt Aufgerufen 26.05.20017.
Anwendungen. Hierzu werden heterogene informations- und kommunikationstechnische Infrastrukturen umfassend und 9
Im Breitbandatlas des BMVI wird LTE in den drahtlosen Bandbreitenklassen ≥ 2 Mbit/s und ≥ 6 Mbit/s aufgeführt.
optimiert genutzt, um physische Beschränkungen überwinden zu können.“ 10
Bei den Werten des Breitbandatlasses handelt es sich um die Breitbandverfügbarkeit in Prozent der Haushalte.
4
http://5glab.de/, letzter Aufruf 26.05.2017. Über die mobile Verfügbarkeit außerhalb der Siedlungsgebiete wird insofern keine Aussage getroffen.

5
4
6 Mbit/s erreicht. Im Vergleich mit dem gesamten gerstandorte mit Glasfaserleitungen erschlossen
Bundesgebiet kann das Land Hessen auf eine starke (Fibre-to-the-curb, FTTC). In einigen kleineren Gebie-
Entwicklung zurückblicken. Ende 2016 konnte laut ten und für Gewerbe sind bereits Fibre To The Buil-
Breitbandatlas in Hessen ein LTE-Versorgungsgrad ding (FTTB)-Anschlüsse verfügbar oder derzeit im
von 97,1 % der Haushalte erreicht werden. Bei den Bau. Um leistungsfähige so genannte Hybrid-­Fibre-
Flächenländern liegt Hessen Ende 2016 damit auf Coax (HFC)-Anschlüsse anbieten zu können, ist eine
dem 3. Platz. Bei der Versorgung mit UMTS werden Aufrüstung der Kabelnetze mit Glasfasertechnologie
98,8 % der Haushalte erreicht, womit Hessen über notwendig. Durch den fortgeschrittenen FTTC- und
dem Bundesdurchschnitt liegt. HFC-Ausbau sind Glasfasernetze aktuell in weiten Tei-
len Hessens verfügbar. Damit ist bereits eine wichtige
Während im Breitbandatlas LTE-Mobilfunk mit einer Grundlage für die Erschließung mit 5G geschaffen
Bandbreitenklasse bis zu 6 Mbit/s aufgeführt wird, worden.
stellen die Mobilfunkprovider auf ihren Verfügbar-
keitskarten wesentlich höhere maximal erreichbare Der Ausbau der 5G-Netze bringt einige Herausfor-
Bandbreiten dar. Der Breitbandatlas fokussiert dabei derungen mit sich, birgt aber auch klare Chancen
auf den Versorgungsgrad der Haushalte, wohinge- für die Kommunen, die sich in Zukunft immer mehr
gen seitens der Mobilfunkbetreiber die Netzabde- zu Smart Cities oder Smart Regions entwickeln wer-
ckung in der Fläche dargestellt wird. den und für Bevölkerung und Wirtschaft vielfältige
digitale Angebote bereithalten müssen, z. B. bei der
Mit einer Haushaltsabdeckung von 78,3 % liegt Hes- Verkehrsplanung, der medizinischen Versorgung
sen gemäß den Zahlen des Breitbandatlas beim und im Bereich E-Government. Inzwischen gibt es
leitungsgebundenen Breitbandausbau mit mindes- zahlreiche Publikationen, die sich mit der Entwick-
tens 50 Mbit/s im Vergleich der Flächenländer auf lung der 5G-Technologie, den Anforderungen an
dem zweiten Platz. Im Süden Hessens, vor allem im die neue Technik sowie den aktuellen und zukünftig
Raum um Frankfurt, ist bereits eine hohe Haushalts- möglichen Anwendungsfeldern befassen. Unklar ist
abdeckung erreicht. Dagegen sind in Nord- und jedoch noch, in welcher Form Infrastrukturen aus- und
West-Hessen weite Teile noch nicht mit Breitband- aufgebaut werden können und müssen und welche
zugängen mit mindestens 50 Mbit/s versorgt. Hier Rolle kommunale Träger dabei spielen. Die Rolle der
sind jedoch aktuell zahlreiche Ausbauprojekte in der Kommunen, die Möglichkeiten, die sich aus 5G für
Umsetzung. öffentliche Bereiche ergeben, welche technologi-
schen und rechtlichen Herausforderungen bei einer
Die Erschließung mit Breitbandzugängen erfolgt in aktiven Unterstützung des 5G-Infrastrukturausbaus
Hessen im Wesentlichen durch VDSL- und Kabel-­ durch Kommunen berücksichtigt werden müssen
Zugangstechnologien. Für die Bereitstellung von und welche Lösungswege hierfür aufgezeigt werden
VDSL2 mit Vectoring werden die Kabelverzwei- können, werden in dieser Kurzstudie umrissen.

7
6
2
5G – ENTWICKLUNG EINER NEUEN MOBILFUNK­G ENERATION

Die Entwicklung jeder neuen Mobilfunkgeneration sich für die einheitliche technische Spezifikation der
basiert auf einem komplexen Zusammenspiel un- Mobilfunkgeräte und für eine fehlerfreie Funktion in
terschiedlicher Prozesse und Akteure. Notwendig den Mobilfunknetzen einsetzt. Parallel müssen für
wird die Entwicklung einer neuen Mobilfunktechnik, eine neue Mobilfunkgeneration Frequenzbereiche
wenn neue Anforderungen gestellt werden, zum gefunden und ebenfalls in einem internationalen
Beispiel durch neue Anwendungen und Dienste, die Abstimmungsprozess festgelegt werden. Die Politik
mit der aktuellen Technologie nicht umsetzbar sind. greift in diese komplexen Prozesse auf verschiedenen
Neue Anwendungsszenarien entstehen immer aus Ebenen moderierend oder durch die Anwendung
einem Bedarf heraus oder aus sozioökonomischen hoheitlicher Rechte, zum Beispiel beim Zugang zu
Notwendigkeiten. Sobald erkennbar ist, dass es sich Frequenzen, ein.
bei diesen Anwendungsszenarien und Bedarfen um
bedeutende zukunftsfähige Entwicklungen handelt, Um die Hintergründe zur Entstehung von 5G ver-
werden konkrete Anforderungen an neue Technolo- ständlich zu beleuchten geben die folgenden
gien formuliert. Aus diesen Anforderungen entste- Abschnitte einen kurzen Abriss zur generellen
hen auf internationaler Ebene definierte Standards, Motivation für die Entwicklung dieser neuen Techno-
die wiederum zur Entwicklung kompatibler Technik logie, zu den technischen Leistungsdaten, zum Zeit-
genutzt werden. Maßgeblich sind hierfür gemein- plan der Umsetzung und der Standardisierung, zu den
same Abstimmungen internationaler Gremien wie Frequenzen, die für 5G genutzt werden können und
der Internationalen Fernmeldeunion (ITU)11 und zu den politischen Maßnahmen die eine 5G-Einfüh-
das 3rd Generation Partnership Project (3GPP), das rung unterstützen sollen. Abbildung 1: Entwicklung des Datenvolumens im Mobilfunk in Deutschland (2009 bis 2016),
eigene Abbildung nach BNetzA (2017), S. 5912

2.1 funknetze angewiesen sein. Die Anforderungen diesen Anforderungen gehören extrem hohe Da-
werden über die klassischen Nutzungsszenarien tenraten im Up- und Downstream, sehr geringe
wie Telefonie und Datendienste hinausgehen, um Latenzzeiten, die Versorgung sehr vieler Netzteil-
beispielsweise Echtzeitanwendungen im industriel- nehmer auf einer definierten Fläche, aber auch die
NEUE ANWENDUNGS­S ZENARIEN len Umfeld zu realisieren. Dafür müssen die Reakti- Netzsicherheit, konstante Verfügbarkeit und ein

ALS TREIBER FÜR DIE 5G-ENTWICKLUNG onszeiten (Latenzzeiten) bei der Datenübertragung
minimiert werden. Aktuelle Netze stoßen hier an ihre
niedriger Energieverbrauch. Neben den technischen
Spezifikationen beschreibt das 3GPP normativ An-
Grenzen. Die Entwicklung hin zu einer vollständig forderungen an 5G-Netze, die durch verschiedene
vernetzten Gesellschaft erfordert zudem die Anbin- neue Anwendungs­szenarien entstehen.14 Diese
Das in Deutschland über Mobilfunk abgewickelte Die Entwicklung der 4G-Technologie stand im Zei- dung einer hohen Zahl von Endgeräten, Sensoren Anwendungs­szenarien zeigen, in welchen Bereichen
Datenvolumen zeigte zwischen 2009 und 2016 chen der Umstellung auf vollständig Internet Proto- und vernetzten Gegenständen. Prognosen gehen die 4G-Technik an ihre Grenzen stößt.
einen exponentiellen Anstieg (vgl. Abbildung 1). col (IP) basierte Netze. Definierte Ziele waren eine davon aus, dass bis zum Jahr 2020 weltweit ca.
Nicht nur die deutlich höhere Zahl der Teilnehmer deutlich höhere Datenrate und das Erreichen einer 20 Milliarden „Dinge“ vernetzt sein werden.13 Daraus Es gibt bereits verschiedene Anwendungsprofile, die
(Zahl der SIM-Karten) ist hierbei relevant. Der Anstieg kompletten Integration aller Dienste, wie im Festnetz. ergeben sich enorme technische Anforderungen an klar die Grenzen vorhandener Technologien aufzei-
ist auch auf ein stark verändertes Nutzerverhalten, Der zukünftig weiter steigende Bandbreitenbedarf die Mobilfunknetze der Zukunft. gen und technische Engpässe offenbaren. Ohne die
veränderte Angebote und veränderte Anforderun- spielt auch in der 5G-Entwicklung eine zentrale Rolle. aktuellen Weiterentwicklungen können diese neuen
gen an mobile Kommunikationssysteme zurückzufüh- Im Rahmen des 5G-Ausbaus stehen jedoch vermehrt Durch neue Geschäftsmodelle und Anwendungs­ Anforderungen nicht dauerhaft und massentauglich
ren. Auch in den kommenden Jahren wird das über neue Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle szenarien entstehen Anforderungen an die Netzin- erfüllt werden. Zu diesen Profilen gehören Enhanced
die Mobilfunknetze zu bewältigende Daten­volumen im Fokus, auf die das 5G-Netz zugeschnitten wird. frastruktur und Dienstgüte (englisch: Quality of Ser- Ultra Mobile Broadband (eUMB), das Anwendungen
steigen. Dem müssen die neuen 5G-Netze gewach- Diese Geschäftsmodelle werden u. a. auf eine uni- vice, QOS), die die bestehenden 3G- und 4G-Netze beinhaltet, die sehr hohe Bandbreiten benötigen,
sen sein. verselle und verlässliche Verfügbarkeit der Mobil- nicht oder nur ungenügend erfüllen können. Zu z. B. für die Echtzeitübertragung bei Großveranstal-

12
 undesnetzagentur (2017): Jahresbericht 2016 Märkte im digitalen Wandel. Quelle: Datenquellen BNetzA
B
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Allgemeines/Bundesnetzagentur/Publikationen/
11
 ie ITU hat ihren Sitz in Genf und ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen zur Zusammenarbeit auf
D Berichte/2017/JB2016.pdf?__blob=publicationFile&v=1, letzter Aufruf 13.05.2017.
wirtschaftlichem, sozialem und humanitärem Gebiet, die sich offiziell und weltweit mit den technischen Aspekten der 13
Vgl.: http://www.gartner.com/newsroom/id/3598917, letzter Aufruf 16.05.2017.
Telekommunikation beschäftigt. 14
Vgl.: http://www.3gpp.org/news-events/3gpp-news/1786-5g_reqs_sa1, letzter Aufruf: 26.05.2017

9
8
tungen. In das Profil Critical Communications/Ultra einer Mobilfunkzelle notwendig machen. Diese An- 2.2
Reliable and Low Latency communications (URLLC) wendungsprofile stehen jedoch nicht isoliert neben-
werden Anwendungen eingeordnet, die eine hohe einander. Vielmehr überlagern sie sich gegenseitig,
Verfügbarkeit und sehr schnelle Reaktionszeiten kommen zeitgleich zum Einsatz und erhöhen damit 5G-ANWENDUNGSFELDER MIT POTENZIAL
voraussetzen, was z. B. für viele neue Funktionen im
Verkehrsbereich wichtig ist. Unter dem Profil Mas-
die Anforderungen, die an das Mobilfunknetz gestellt
werden.
FÜR DIE KOMMUNALE INFRASTRUKTUR
sive Internet of Things (IoT)/massive Machine Type
Communications (mMTC) werden Anwendungen Tabelle 1 verdeutlicht die technischen Anforderun-
zusammengefasst, die gleichzeitige Kommunikation gen und zeigt exemplarische Anwendungsszenarien 5G ist nicht einfach eine neue Versionsnummer und den Netzausbau. Welche Anwendungen sich
einer sehr hohen Anzahl von Endgeräten innerhalb der drei Anwendungsprofile auf. für die nächste Mobilfunkgeneration, 5G bietet mit 5G als Grundlage am Markt durchsetzen und er-
neue Möglichkeiten in vertikalen Märkten wie dem folgreich sein werden, ist heute noch nicht absehbar.
Gesundheitsbereich, dem Energiesektor und der Die Potenziale sind jedoch immens. Im Folgenden
Auto­mobilbranche, die sich mit 4G nicht verwirkli- wird exemplarisch anhand des Automobilbereichs,
chen lassen. 5G birgt daher zwar neue Umsatzpo- des Gesundheitsbereichs und der Industrie 4.0 auf-
tenziale für die Mobilfunkbetreiber, auf der anderen gezeigt, was 5G leisten kann und welches Potenzial
Seite entstehen jedoch hohe Kosten für Lizenzen sich daraus für Kommunen ergibt.
TECHNISCHE ANFORDERUNGEN ANWENDUNGSSZENARIEN UND BEISPIELE

Enhanced Ultra Sehr hohe Datenraten • O


 ver-the-Top (OTT)-Streaming 360° bzw.

2.2.1
Mobile im Up- und Downstream, 4K/8K UHD-Inhalte die bei Großveranstaltungen
Broadband15 hohe Kapazität pro Flächeneinheit, vielen Nutzern gleichzeitig zur Verfügung stehen,
(eUMB) hohe Spektraleffizienz der Zugangsanbieter hat keine Kontrolle über
der Mobilfunkzelle die gestreamten Inhalte

INTELLIGENTE VERKEHRS­SYSTEME
• Im Kommunikationsbereich wird z. B. die dezentralisierte
Zusammenarbeit, bspw. mit virtuellen Konferenzräumen

UND AUTONOMES FAHREN


oder auch Präsenzrobotern an Bedeutung gewinnen.

Critical Hohe Verfügbarkeit • Industrie 4.0 Anwendungen


Communications Ausfallsicherheit, • m achine-to-machine-Kommunikation
Ultra Reliable ultrakurze Latenzzeiten, (m2m) bei Smart-Factory-Anwendungen Die Urbanisierung unserer Städte wird mit einem V2X (Vehicle to Everything) wird die Kommunikation
and hohe Mobilität • im Produktionsprozess aktiv kommunizierende beschleunigten Tempo fortschreiten, die Anpas- eines Fahrzeugs (vehicle, V) mit einem Empfänger (X)
Low Latency der Netzteilnehmer Smart Products
Communications • industrielle Kontrollprozesse sungsfähigkeit der Verkehrsströme muss effizienter, zusammengefasst. Das X steht für verschiedene Sys-
(URLLC) zuverlässiger und flexibler werden. Auch der wei- teme, mit denen das Fahrzeug kommunizieren kann:
• t aktiles Internet, das eine Datenübertragung
in Echtzeit erfordert ter zunehmende Anteil älterer Verkehrsteilnehmer
muss bei zukünftigen Planungen und technologi- • mit anderen Fahrzeugen (V2V)
• K
 ommunikation von Fahrzeugen:
Die sichere Datenübertragung muss auch bei hohen schen Entwicklungen Berücksichtigung finden. Ein • mit Verkehrsinfrastruktur (Infrastructure, V2I)
Geschwindigkeiten nahezu verzögerungsfrei wesentlicher Lösungsweg sind Intelligente Verkehrs- • mit anderen Netzen (Networks, V2N)
gewährleistet sein. systeme17, bei denen die Fahrzeuge und auch die • mit Fußgängern (Pedestrians, V2P)
immobile Infrastruktur (Straßen, Laternen, etc.) mit
Massive Hohe Gerätedichte • G
 eräte, die nur sporadisch und eher geringe Sensoren ausgerüstet sind, um autonomes Fahren zu V2X ermöglicht eine ganze Reihe von Anwendungs-
Internet pro Flächeneinheit, Datenmengen senden, z. B. Stromzähler, die in ermöglichen. Die zunehmend forcierte Entwicklung fällen, die das Fahren sicherer und komfortabler ma-
of Things (IoT) niedriger Energieverbrauch bestimmten Intervallen die Verbrauchswerte vom in diesem Bereich stellt besondere Anforderungen an chen und den Verkehrsfluss optimieren, bis hin zum
Massive bzw. hohe Energieeffizienz Kunden zum Stromanbieter übermitteln. Viele Endgeräte
Machine Type der Endgeräte werden in Zukunft keine dauerhafte Stromversorgung die Mobilfunk- und Telekommunikationsinfrastruktu- autonomen Fahren.
Communications16 haben bzw. über einen langen Zeitraum per ren. Um die einzelnen Stufen18 auf dem Weg zum voll-
(mMTC) Batteriebetrieb ohne Lademöglichkeit aktiv sein. ständig autonomen Fahren möglichst rasch durchlau- Bereits heute hat sich eine Reihe von Systemen zur
Ein extrem geringer Energieverbrauch ist für diese
Geräte funktionskritisch. fen zu können und dabei die Anforderungen an die Fahrerunterstützung in den Fahrzeugen etabliert.
Verkehrssicherheit zu erfüllen, wird eine lückenlose Hierzu gehören Kameras und Radarsysteme zur Ab-
• A
 nwendungsszenarien mit einer extrem hohen Anzahl
von Endgeräten sind unter anderem Sensoren, z. B. in und leistungsfähige 5G-Abdeckung der Verkehrsinf- standmessung, die die Sicherheit beim Autofahren
Kleidungsstücken und Wearables (z. B. Fitnessarmbänder), rastruktur zukünftig eine wichtige Voraussetzung sein. verbessert haben. Während der Bremsweg an physi-
die zudem auf sehr lange Batterielaufzeiten angewiesen sind. kalische Grenzen gekoppelt ist, kann die Reaktions-
Für die verschiedenen Arten der Kommunikation zeit technologiegestützt auf ein Minimum gesenkt
eines Fahrzeugs mit seiner Umgebung wird eine werden. Die Funktion dieser Sensoren ist jedoch
Tabelle 1: Anforderungen und Anwendungsbeispiele ausgewählter Anwendungsbereiche
Reihe von Abkürzungen verwendet: Unter dem Kürzel von der Sichtverbindung zu anderen Fahrzeugen

17
Vgl.: http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/ivs-im-strassenverkehr.htm, letzter Aufruf 26.05.2017.
15
Vgl.: http://www.3gpp.org/DynaReport/22863.htm, letzter Aufruf: 26.05.2017. 18
Vgl.: Fraunhofer-Fokus-Studie, S. 25ff. und http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/automatisiertes-fahren.html,

16
Vgl.: http://www.3gpp.org/DynaReport/22862.htm, letzter Aufruf 26.05.2017. letzter Aufruf 26.05.2017.

11
10
abhängig. Während dies bei vorausfahrendem oder Verkehrssteuerung als Teil eines aktiven regionalen 2.2.2
folgendem Verkehr gesichert ist, stellt kreuzender Verkehrsmanagements ermöglicht. Durch die Er-
Verkehr für diese Systeme noch eine große Heraus- fassung und Auswertung von Mobilitätsdaten, die
forderung dar. Berechnung von Verkehrssteuerungsmaßnahmen E-HEALTH
und die Übermittlung dieser Daten an die Verkehr-
Durch V2X-Technologie wird es möglich, Sensor­ steilnehmer können Staus zu Stoßzeiten vermieden,
daten zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur aus­ Informationen zu Baustellen oder Unfällen in Echtzeit 5G-Mobilfunk ermöglicht eine neue Qualität von von bestehenden Mobilfunktechnologien häufig
zutauschen, wodurch die Wahrnehmung der Um- an die Verkehrsteilnehmer kommuniziert und durch E-Health-Diensten, auch Telemedizin-Anwendungen nicht zufriedenstellend bereitgestellt werden. Dies
gebung um ein Vielfaches verbessert wird und der eine dynamische Lenkung der Verkehrsströme eine genannt. Durch die Etablierung von 5G ist hochwer- liegt u. a. daran, dass im bestehenden Mobilfunk
Ausfall von Sensoren an einem Fahrzeug durch die optimale Auslastung der Verkehrswege erzielt wer- tige und gleichwertige medizinische Versorgung eine Priorisierung von einzelnen Diensten und Teil-
Daten anderer Verkehrsteilnehmer kompensiert den. Diese Systeme erfordern ein dichtes Netz von dezentral auch in ländlichen, dünn besiedelten Re- nehmern nur eingeschränkt möglich ist. Hier müssen
werden kann. So ist das plötzliche Abbremsen eines Sensoren zur ständigen Erfassung der Verkehrslage gionen möglich. Es wird möglich, Patienten in ihrem sich E-Health-Anwendungen ggf. die verfügbare Da-
vorausfahrenden Fahrzeuges nicht mehr rein visu- sowie vernetzte digitale Verkehrsleitsysteme, wie z. B. Wohnumfeld besser und mit geringen Kosten zu tenübertragungsrate der Funkzelle mit allen anderen
ell (am aufleuchtenden Rücklicht) oder durch das digitale Beschilderungen und Ampelanlagen. Um versorgen. Nicht zuletzt durch den demografischen Teilnehmergeräten teilen. Mit 5G werden neue Quali-
Abstandsradar des eigenen Fahrzeugs erkennbar, diese Systeme für eine intelligente Verkehrssteue- Wandel ist in diesem Markt mit einem erheblichen ty-of-Service-Funktionen eingeführt. Dies ermöglicht
sondern wird ohne Zeitverzögerung an die folgen- rung zu ermöglichen sind daher die nötigen Netz- Wachstum zu rechnen. Netzbetreibern, medizinische Anwendungen bei
den Fahrzeuge übermittelt. Das Unfallrisiko sinkt mit kapazitäten bzw. Zugangsmöglichkeiten zu passiven Bedarf zu priorisieren oder ihnen definierte Mindest-
dieser Technologie deutlich. Infrastruktureinrichtungen vorzuhalten. Zu den typischen mobilen E-Health-Anwendun- leistungsparameter zu garantieren.
gen zählen Dienste zur Überwachung und Analyse
Das vernetzte Fahrzeug ist nicht erst mit 5G möglich. An einem Abschnitt der A 9 zwischen den An- von Vitalfunktionen, beispielsweise bei Patienten Nicht zuletzt stellt die Fähigkeit von 5G-Mobilfunk,
Schon in LTE-V2X ist die V2X-Kommunikation imple- schlussstellen Nürnberg-Feucht und Greding wird mit Herz­erkrankungen. Dies kann sowohl zur Prä- stabile Verbindungen auch bei hohen Bewegungs-
mentiert.19 5G wird jedoch völlig neue Möglich­keiten 5G bereits von einem Industrieübergreifendem vention erfolgen, aber auch im Zuge der Rehabi- geschwindigkeiten der Teilnehmer gewährleisten
schaffen. Durch deutlich geringere Latenzzeiten und Konsortium getestet.20 In dem Projekt 5G Connecte- litation von Patienten, z. B. nach einer Operation. zu können, eine wichtige Voraussetzung für medizi-
eine höhere Verfügbarkeit werden auch Anwen- dMobility werden mit einem 700 MHz-Testnetz ein Basierend auf der Analyse dieser Vitaldaten ist es nische Einsatzbereiche dar. So können Dienste bei-
dungen wie kooperatives autonomes Fahren reali- Streckenabschnitt der Autobahn und die angren- ebenfalls vorstellbar, die Medikation des Patienten spielsweise auch während der Fahrt mit Zug oder
sierbar. Die höhere Ausfallsicherheit in 5G-Netzen zende Bahnschnellfahrstrecke versorgt. Für die An- durch entsprechende Geräte entweder automatisch Auto zuverlässig angeboten werden.
im Vergleich zu 4G entsteht durch die gleichzeitige bindung wird die Glasfaser-Infrastruktur der örtlichen oder durch einen Arzt in Echtzeit zu steuern. Dabei
Verbindung zu verschiedenen Frequenzbändern. Das Straßenbehörde (ABDN) und der Deutschen Bahn spielen entsprechende Sensoren zur Überwachung Eine mögliche Beispiel-Anwendung, die gleich
Entfernen aus dem Sendebereich einer bestimm- genutzt. Das 5G-Mobilfunknetzwerk erlaubt Tests eine wichtige Rolle. Durch den Einsatz dieser Tech- mehrere dieser neuen technischen Anforderungen
ten Frequenz führt daher nicht zwingend zu einem von Echtzeitanwendungen unter extremen Netzwer- nologien können Krankenhausaufenthaltszeiten ver- voraussetzt, ist ein digitalisierter Krankenwagen. Für
Verbindungsabbruch, sofern auch eine Verbindung klasten und sehr hohen relativen Geschwindigkeiten kürzt werden, zeitgleich steigt die Sicherheit für die eine frühzeitig optimale Behandlung des Patienten
zu anderen Mobilfunkfrequenzen besteht. der Netzteilnehmer. Geplant sind Fallstudien zur V2V- Patienten, da mögliche Komplikationen durch eine noch auf dem Weg zum Krankenhaus kann mittels
und V2I-Kommunikation und zu neuen Methoden der permanente Sensorüberwachung und die Analyse der Übertragung von Vital- und Video-Daten aus dem
Für Kommunen entstehen durch intelligente Ver- Verkehrsinformationsübermittlung in Echtzeit. Die durch medizinische Cloud-Services frühestmöglich Krankenwagen fachärztlicher Rat eingeholt oder auch
kehrssysteme Potenziale im Verkehrsmanagement Ergebnisse werden in die internationalen Standardi- erkannt werden können. ein Spezialist direkt per Videokommunikation in den
und in der Verkehrssicherheit. Durch vernetzte sierungsprozesse eingebracht. Krankenwagen zugeschaltet werden. Hierdurch kann
Verkehrsteilnehmer wird eine intelligente Echtzeit-­ Während viele mobile E-Health-Dienste mit beste- gerade in ländlichen Räumen mit vergleichsweise
henden Mobilfunktechnologien umgesetzt werden weiten Distanzen zu spezialisierten Kliniken die Quali-
können, werden bestimmte Anwendungen erst durch tät der Versorgung entscheidend verbessert werden.
flächendeckende 5G-Netze möglich. Dienste, die
eine hochgradig stabile Verbindung mit sehr gerin- Durch die Möglichkeiten neuer mobiler E-Health-­
ger Signallaufzeit erfordern (URLLC) gehören hierzu. Anwendungen bleiben sowohl städtische Räume als
Dies kann z. B. für die Videokommunikation oder auch ländliche Kommunen für ältere Menschen, chro-
die Fernsteuerung von medizinischen Robotern im nisch kranke Patienten oder auch für Menschen mit
mobilen Einsatz der Fall sein. Hochqualitative, hoch- gesundheitlichen Risiken als Wohn- und Arbeitsort
auflösende mobile Videokommunikation gehört zu attraktiv. Durch moderne Behandlungsansätze kön-
den so genannten eUMB-Diensten, die sehr hohe nen die Aufenthaltszeiten in Krankenhäusern gesenkt
Anforderungen an die Datenübertragungsrate stel- und damit knappe Kapazitäten entlastet werden.
len. Die notwendige Datenüber­tragungsrate kann

19
http://www.5gamericas.org/files/2914/7769/1296/5GA_V2X_Report_FINAL_for_upload.pdf, letzter Aufruf 26.05.2017.
20
https://www.ericsson.com/de/news/161116_5G_Conneted_Mobility_press_release_german_version_10_11_2016_final_
clea_273271494_c?localOnly=true, letzter Aufruf 26.05.2017.

13
12
2.2.3 2012 werden die Grundlagen für 5G im Rahmen des
„IMT for 2020 and beyond“-Programms bei der ITU
die für 5G formulierten technischen Mindestanforde-
rungen und wie weit diese über die 4G-Spezifikatio-
erarbeitet. Die fünfte Mobilfunkgeneration wird nun nen hinausgehen.
INDUSTRIE 4.0 auf der Grundlage von IMT-2020 entwickelt, das die
technischen Leistungsdaten für 5G enthält. Aktuell Die Standardisierung und Ausarbeitung von tech-
befindet sich IMT-2020 noch in der Entwicklung; mit nischen Spezifikationen der IMT-2020-Anforderun-
Produktionsprozesse unterliegen heute einem star- erfüllt, um eine (ausfall-)sichere Echtzeitübertragung einer Finalisierung wird im Jahr 2020 gerechnet.23 gen wird maßgeblich vom 3GPP umgesetzt. Ziel des
ken Wandel, den man auch als Vierte Industrielle in Produktionsprozessen mit Mobilfunk zu realisieren Die Leistungsdaten liegen in einer fortgeschrittenen 3GPP ist es, im Rahmen der Standardisierung die
Revolution bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum und eine geografisch verteilte, sehr große Anzahl Entwurfsversion24 vor, die für eine erste Orientierung technischen Details der Mobilfunktechnik so prä-
wird dieser Wandel mit dem Begriff Industrie 4.0 an Sensoren, fahrerlosen Transportsystemen und im Thema bereits herangezogen werden können. zise zu beschreiben, dass eine fehlerfreie Funktion
umschrieben. Die Revolution liegt nicht nur in der Aktoren zu steuern. Insgesamt wird für die finale Version nur mit leich- der Endgeräte in den Mobilfunknetzen gesichert ist.
Digitalisierung der Produktionsprozesse; die Vision ten Änderungen der bereits verfügbaren Parameter Meilensteine sind dabei die so genannten 3GPP Re-
ist das vollständig vernetzte Unternehmen vom Lie- Das Thema Industrie 4.0 stellt dadurch einen ganzen gerechnet. leases. Darin werden die technischen Details einer Mo-
feranten über die Steuerung der Produktionsanlagen Katalog an Anforderungen, der in verschiedene An- bilfunktechnik beschrieben, z. B Long Term Evolution
bis hin zum Kunden. Ein Kerngedanke der Industrie wendungsbereiche hineinreicht, die mit der 4. Mobil- Im Vergleich zum 4G-Standard (IMT-Advanced) wur- (LTE) im Release 8 und LTE-Advanced im Release 10.
4.0 ist es, industrielle Produktionsprozesse mit mo- funkgeneration nicht umsetzbar sind. Extrem schnelle den die Datenraten bei IMT-2020 deutlich erhöht
derner Kommunikationstechnik zu verbinden, mit und ausfallsichere Produktionsschritte fallen in den und gleichzeitig die Latenzzeit verringert. Zudem Die 5G-Standardisierung wird in zwei Phasen statt­
dem Ziel einer sich selbstorganisierenden Produk- Bereich URLLC, die große Anzahl an kommunizieren- enthalten die IMT-2020-Vorgaben unter anderem finden und auf die Releases 15 (Phase 1) und 16
tion. Der Produktionsprozess wird dadurch effizienter den Sensoren und Aktoren stellt Anforderungen im Mindestanforderungen für die Energieeffizienz, die (Phase 2) verteilt. Der Zeitplan der 3GPP Standardisie-
und effektiver in Hinblick auf eine komplett bedarfs- Bereich mMTC. Um die Entwicklung voranzutreiben Datenrate und Spektraleffizienz für verschiedene Ge- rung sieht eine Fertigstellung des Release 15 gegen
gesteuerte und individualisierbare Fertigung. wurden verschiedene 5G-Laboratorien etabliert, u. a. schwindigkeiten, mit denen sich ein mobiler Netz- Ende 2018 vor. Darin werden erste 5G-Anwendungen
das 5G LAB Germany in Dresden an der Technischen teilnehmer im Raum bewegt, die deutlich über den spezifiziert. Ende 2019 ist das finale Release  16 ge-
Eine der Industrie 4.0-Schlüsseltechnologien wird Universität21 sowie an der RWTH Aachen das 5G Ap- bisherigen Anforderungen liegen. Abbildung 2 zeigt plant, in dem alle 5G-Anforderungen umgesetzt werden.
der Mobilfunkstandard 5G. Das Zusammenspiel von plication Lab22. Hier wird die 5G-Technik im Hinblick
Kommunikationssystem und industriellen Steue- auf praxisnahe Anwendungsfälle getestet.
rungsprozessen stellt enorme Anforderungen an die
Latenzzeit, also an die Zeitverzögerung bei der Im Zuge der Industrie 4.0-Revolution verändern sich
Datenübertragung. Die 5G-Technologie trägt hier auch die Faktoren für Standortentscheidungen von
zu einer deutlichen Absenkung bei. Wichtig sind Unternehmen. Die Kommunikationsinfrastruktur erhält
zudem eine sichere Datenübertragung und eine sehr eine noch stärkere Bedeutung, wenn sie Grundvor-
hohe Ausfallsicherheit. Mit dem Mobilfunkstandard aussetzung für digitalisierte Produktionsprozesse ist.
5G werden erstmals die technischen Anforderungen

2.3
5G-STANDARDISIERUNG UND ZEITPLAN

Die Etablierung einer neuen Mobilfunktechnologie und des 3GPP geben einen Anhaltspunkt, wann in
ist nicht kurzfristig realisierbar. In der Regel vergehen etwa mit dem Ausbau der 5G-Netze zu rechnen ist.
mehrere Jahre, bis eine neue Technologie ausgebaut
und kommerziell genutzt werden kann. Bis zur Markt­ Die technischen Anforderungen der 5. Mobilfunk-
reife sind verschiedene Arbeitsschritte notwendig, generation werden durch die Empfehlungen der
angefangen bei der Spezifizierung der genauen An- Internationalen Fernmeldeunion ITU (genauer: de-
forderungen an die Technologie bis hin zum tech- ren Funksektor ITU-R) definiert, die auch die Emp-
nischen Ausbau der Netze und der Herstellung der fehlungen für die bisherigen Mobilfunkgenerationen
Endgeräte. An diesen Prozessen sind viele verschie- ausgearbeitet hat. Die Bundesnetzagentur (BNetzA)
dene Akteure, nationale und internationale Gremien, vertritt innerhalb der ITU die Interessen Deutschlands
Abbildung 2: Einige zentrale technische Mindestanforderungen an die Leistung von 5G-Netzen nach IMT-2020 im
Industrie und Politik beteiligt. Die Zeitpläne der ITU in den verschiedenen Arbeitsgruppen. Bereits seit Vergleich mit 4G (IMT-Advanced) Quelle: https://www.itu.int/dms_pubrec/itu-r/rec/m/R-REC-M.2083-0-201509-I!!PDF-E.pdf
(letzter Aufruf 20.05.2017)

21
http://5glab.de/, letzter Aufruf 29.05.2017. 23
Vgl.: http://www.itu.int/en/mediacentre/Pages/2017-PR04.aspx .
22
https://www.springerprofessional.de/unternehmen---institutionen/sensorik/fir-intensiviert-forschung-an-5g-basierter-logistik/ 24
Draft new Report ITU-R M.[IMT-2020.TECH PERF REQ] - Minimum requirements related to technical performance for IMT-
11093396, letzter Aufruf 26.05.2017. 2020 radio interface(s). Quelle: https://www.itu.int/md/R15-SG05-C-0040/en .

15
14
2.4 dungsszenarien (vgl. Kapitel 2.1), hier werden die in 29,4525 GHz) für 5G im hochfrequenten Bereich von
der 5G-Spezifikation genannten Spitzendatenraten der BNetzA vorgeschlagen.
von 20 Gbit/s möglich. Eines der Frequenzbänder ist
GEPLANTE 5G-FREQUENZEN das 26GHz-Band (24,25 GHz bis 27,5GHz), das von Nach der Resolution ITU-R 238 werden im Millimeter-
der Radio Spectrum Policy Group (RSPG) als Pionier- spektrum auch die Frequenzbereiche 37–40,5 GHz,
band für 5G-Anwendungen identifiziert wurde.32 42,5–43,5 GHz, 45,5–47 GHz, 47,2–50,2 GHz, 50,4–
Für die Einführung einer neuen Mobilfunktechnolo- aktuell zur Diskussion stehenden Frequenzbänder 52,6 GHz, 66–76 GHz und 81–86 GHz im Hinblick auf
gie müssen den Netzbetreibern neue Frequenzberei- und ihre voraussichtliche Verfügbarkeit dargestellt. In den Orientierungspunkten der BNetzA werden die Nutzung für Mobilfunk in Betracht gezogen.33
che für die Datenübertragung zwischen Mobilfunk- noch zwei weitere Frequenzbereiche für den 5G-­
sender und Endgerät zur Verfügung gestellt werden. Der 700 MHz-Bereich wird derzeit noch für DVB-T Ausbau als geeignet und in absehbarer Zeit verfüg­ Der ITU-R-Bericht M.229034 geht in seinen Berech-
Eine neue Mobilfunktechnologie wird zusätzlich zu verwendet und wird mit der Umstellung auf DVB-T2 bar deklariert. Der Bereich 2 GHz beinhaltet zwei nungen davon aus, dass bis 2020 ein Frequenz­
bestehenden Mobilfunknetzen implementiert. Die bis 2020 in mehreren Schritten für den Mobilfunk frei Frequenzblöcke zwischen 1.920,0 und 1.980,0 MHz spektrum von mindestens 1.340  MHz für mobile
bereits genutzten Frequenzen werden auch weiter- werden. Der Europäische Rat hat bereits einen Be- sowie 2.110,0 und 2.170,0 MHz. Damit stehen ins- Datenübertragungen zur Verfügung stehen muss, um
hin für die vorhandenen Netze benötigt und stehen schluss angenommen, der sicherstellt, dass in allen gesamt zweimal 60 MHz zur Verfügung. Die Fre- den Anforderungen an das Netz der Zukunft in Bezug
für die neue Technik nicht zur Verfügung. EU-Mitgliedstaaten Mobilfunkbetreiber bis zum 30. quenznutzungsrechte im Bereich 2 GHz laufen zum auf Datenvolumen und Latenz zu genügen.
Juni 2020 den alleinigen Zugang zum 700-MHz-Band 31. Dezember 2020 bzw. 31. Dezember 2025 aus.
Neben der ITU ist auf europäischer Ebene die CEPT25 (694-790 MHz)29 erhalten. Im Bereich 700 MHz steht Neben dem 26 GHz Band wird auch das 28  GHz-
an dem Abstimmungsprozess beteiligt. Dies soll zweimal 30 MHz-Frequenzduplex (engl. frequency di- Band (27,8285 bis 28,4445 GHz sowie 28,9485 bis
langfristig zu einem nach Möglichkeit welt- oder zu- vision duplex, FDD) zwischen 703 und 733 und zwi-
mindest europaweit harmonisierten Frequenzplan schen 758 und 788 MHz für die Mobilfunknutzung
führen, um Endgeräte auch über Landesgrenzen zur Verfügung. Dieser Bereich wurde im Juni 2015 in
hinweg nutzen zu können. Die Abstimmung über die abstrakt versteigerten Frequenzblöcken den drei Mo-
Nutzung von Frequenzbereichen erfolgt auf der alle bilfunknetzbetreibern zugeordnet.30 Die sogenannte
vier Jahre tagenden Weltfunkkonferenz. Mittenlücke zwischen 738 und 753 MHz steht für ei-
nen Supplementary Downlink (SDL) zur Diskussion.
Für den 5G-Ausbau stehen unter anderem drei so Der Frequenzbereich 3,4-3,8 GHz könnte nach einer
genannte Pionierbänder, 700 MHz, 3,4-3,8 GHz und Defragmentierung eine zusammenhängende Kanal-
26 GHz zur Diskussion, mit denen unterschiedliche bandbreite von 400 MHz bieten. Die Bereitstellung
spezifische technische Anforderungen umgesetzt der Frequenzen soll laut BNetzA in 5-MHz-Blöcken
werden können. Die 5G-Nutzung der genannten Fre- oder einem Vielfachen davon erfolgen. Die Frequenz-
quenzen wird von der BNetzA vorgeschlagen26 und nutzungsrechte im Bereich 3,4-3,8 GHz laufen zum
durch die Radio Spectrum Policy Group (RSPG) der 31. Dezember 2021 bzw. 31. Dezember 2022 aus.31
Europäischen Kommission unterstützt.27 Mit der Ein- Damit werden eine zeitnahe Bereitstellung und die
führung von 5G werden neue Modelle im Bereich der Realisierung initialer 5G-Anwendungen möglich.
Frequenznutzung wahrscheinlich. Neben der Nut-
zung von exklusiv lizensierten Spektren lassen sich Der Frequenzbereich oberhalb von 6 GHz wird zur-
für 5G-Netze auch unlizenzierte Frequenzbereiche je zeit hauptsächlich für Richtfunkanwendungen und
nach Bedarf und Verfügbarkeit verwenden.28 Abstrahlungen von Satelliten genutzt. Über 6 GHz
stehen verschiedene Frequenzbänder zur Verfügung,
Erste Festlegungen, welche Frequenzbänder für 5G die über sehr große Kanalbandbreiten verfügen.
genutzt werden, sind auf der Weltfunkkonferenz 2019 Diese Frequenzbereiche eignen sich daher für
(WRC-19) zu erwarten. Im Folgenden werden kurz die Enhanced Ultra Mobile Broadband (eUMB)-Anwen-

25
 onférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications (CEPT; deutsch: Europäische
C
Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation).
26
Vgl.: https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_
Institutionen/Frequenzen/OffentlicheNetze/Mobilfunk/DrahtloserNetzzugang/Mobilfunk2020/Orientierungpunkte.pdf,
letzter Aufruf 26.05.2017.
27
Vgl.: http://rspg-spectrum.eu/wp-content/uploads/2013/05/RPSG16-032-Opinion_5G.pdf, letzter Aufruf 26.05.2017.
28
Vgl.: http://plattform-digitale-netze.de/app/uploads/2016/06/151105_PF1_007_FG3_Rahmenbedingungen_5G.pdf,
letzter Aufruf 26.05.2017.
29
Vgl.: http://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2017/04/25-mobile-connectivity-5g-technology/,
letzter Aufruf 26.05.2017.
30
Vgl.: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/
Projekt2016_Frequenzauktion/projekt2016-node.html, letzter Aufruf 26.05.2017.
31
Vgl.: https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_ 32
Vgl.: RSPG16-032, „Strategic Roadmap towards 5G for Europe“, letzter Aufruf 26.05.2017.
Institutionen/Frequenzen/OffentlicheNetze/Mobilfunk/DrahtloserNetzzugang/Mobilfunk2020/Kompasspapier.pdf; 33
Vgl.: https://www.itu.int/dms_pub/itu-r/oth/0c/0a/R0C0A00000C0014PDFE.pdf, letzter Aufruf 26.05.2017.
jsessionid=614157ABE431327AEDCC87A4EA894A30?__blob=publicationFile&v=1, letzter Aufruf 26.05.2017. 34
Vgl.: https://www.itu.int/dms_pub/itu-r/opb/rep/R-REP-M.2290-2014-PDF-E.pdf, letzter Aufruf 26.05.2017.

17
16
3
INFRA­STRUKTURELLE RAHMEN­B EDINGUN­G EN FÜR 5G

Mit dem flächendeckenden Roll-out von 5G werden 5G erfordert in absehbarer Zeit eine starke Verdich-
neue Anforderungen an den Ausbau der Netzstruk- tung der Funkzellen und damit der Standorte, um ein
tur von schnellen Glasfasernetzen gestellt. Gerade Netz zu schaffen, das den zukünftigen Anforderun-
im ländlichen und halbstädtischen Bereich werden gen der mobilen Versorgung genügt. Dies betrifft
Glasfasernetze als Transfernetz für die schnellen sowohl die Anforderungen hinsichtlich des Daten-
5G-Übertragungen gebraucht. volumens, das durch Mobilfunknetze heute und in
Zukunft abgewickelt werden muss, also auch die An-
Die Verteilung von Mobilfunkstandorten verändert forderungen neuer Anwendungsfelder im Bereich
sich durch die Einführung von 5G von wenigen zen- Latenz, aber auch die Frage nach der Verfügbarkeit
tralen Standorten zu vielen dezentralen Standorten. der Netze in der Fläche. Um die Einführung von 5G
Die gleichzeitige Kommunikation der 5G-Endgeräte zu erleichtern ist aktuell ein Umdenken bei der Pla-
zu mehreren Standorten mit unterschiedlichen Fre- nung von Festnetzprojekten notwendig, sei es durch
quenzen und unterschiedlichen Mobilfunkzellgrö- Anbindung von zusätzlichen Standorten per Glas­
ßen wird dazu führen, dass die hierfür notwendigen faser oder durch die Schaffung von Bauraum in den
Mobilfunkstandorte immer näher an den Kunden Versorgungsstrukturen (z. B. Verteilerkästen), die auf
gebracht werden müssen. Glasfasernetzebene 5G-Mobilfunkstandorte möglich
machen.

3.1
Abbildung 3: Projektion: Entwicklung der realisierbaren Datenraten verschiedener 5G-Frequenzen in Abhängigkeit von der
Entfernung zum Sender. (Grafik: ateneKOM)

5G-FREQUENZEN BILDEN DEN RAHMEN


FÜR INFRASTRUKTUR­Ü BERLEGUNGEN

Für den Ausbau von 5G werden neue Frequenzbe- 1. D


 er Frequenzbereich ist entscheidend für die
reiche mit unterschiedlichen Zellgrößen für den Mo- Ausbreitungseigenschaften und die Reichweite
bilfunk erschlossen, die neue Herausforderungen im einer Funkzelle. Hier gilt: Je niedriger die Frequenz
Netzwerkmanagement an die Mobilfunkbetreiber (größere Wellenlänge), desto größer der Sende­
stellen. In Kapitel 2 „5G – Entwicklung einer neuen radius (vgl. Abbildung 3).
Mobilfunkgeneration“ wurden bereits Frequenzbe-
reiche, die für 5G zur Debatte stehen, dargestellt. 2. D
 ie Kanalbandbreite ist der entscheidende Faktor
In Hinblick auf Infrastrukturüberlegungen sind die für die Datenmenge, die in einem Frequenzbe-
physikalischen Eigenschaften der geplanten 5G-Fre- reich übertragen werden kann. Hier gilt: Je höher
quenzen entscheidend. Sie definieren die Rahmen- der Frequenzbereich, desto größer sind die ver-
bedingungen, die bei der Planung und dem Aufbau fügbaren Kanalbandbreiten und damit die mög-
neuer Mobilfunkstandorte berücksichtigt werden liche übertragbare Datenmenge pro Zeiteinheit
müssen. Hierfür lassen sich zwei grundlegende Aus- (vgl. Abbildung 4).
sagen treffen:

Abbildung 3 gibt einen skizzenhaften Überblick zur Entwicklung der Datenraten verschiedener 5G-Frequenzen
in Abhängigkeit zur Distanz zum Sender. Grundlage dieser Projektion ist die Formel der Freiraumdämpfung (F):

F = 20 log10 (r) + 20 log10 (f) – 147,55 Abbildung 4: Kanalbandbreite in verschiedenen für 5G geplanten Frequenzbereichen (Grafik: ateneKOM)

19
18
Deutlich wird: In hohen Frequenzbereichen sind Für Infrastrukturüberlegungen sind vor allem die
zwar hohe Datenraten möglich, jedoch nur auf kur- Frequenzbereiche 3,4-3,8 GHz und > 6 GHz relevant,
zer Distanz. In niedrigen Frequenzbereichen ist da- da Frequenzbänder in diesem Bereich bislang nicht
gegen eine (relativ niedrige) konstante Datenrate für den Mobilfunk verwendet wurden und sie sich in
zu erwarten. Durch andere Modulationsverfahren ihren physikalischen Eigenschaften von den bereits
sind von dieser Darstellung abweichende Daten­ genutzten unterscheiden. Dies trifft insbesondere
raten möglich, die insbesondere im Nahbereich des auf die > 6 GHz-Frequenzbereiche zu. Hier können
Senders deutlich höher liegen können. Die Verände- zwar extrem hohe Datenraten realisiert werden,
rung des Modulationsverfahrens in Abhängigkeit zur allerdings sinkt die Sendereichweite: Mit steigender
Signalqualität wird in dieser Darstellung nicht berück­ Frequenz wird die Dämpfung in einem definierten
sichtigt. Abstand zum Sender größer (vgl. Abbildung 5) und
die Durchdringung von Gebäuden und anderen
Um die Kapazität einer Funkzelle signifikant zu er- Hindernissen zunehmend schwieriger. Das Ergebnis
höhen, müssen deutlich breitere Frequenzbänder ist ein deutlich geringerer Senderadius für hohe Fre-
(höhere Kanalbandbreiten) verwendet werden als quenzen. Höhere Frequenzbereiche werden in ihrer
bislang. Für die effektive Nutzung von hohen Da- Leistungsfähigkeit auch stark von den Witterungsbe-
tenraten ist es notwendig, Kanäle von mehr als dingungen beeinflusst. Die Werte auf der X-Achse
100 MHz als Trägerfrequenz zu nutzen. Für extrem in Meter zeigen, bis zu welchem Abstand von der
große Datenmengen eignen sich Frequenzbereiche Antenne eine stabile Verbindung gesichert ist. Auch
über 6 GHz, da dort entsprechend große Kanalband- hier ist zu erkennen: Je höher die Frequenz, desto
breiten zur Verfügung stehen, beispielsweise im geringer wird der mögliche Abstand zum Sender.
26 GHz-Band (vgl. Abbildung 4). Eine gesteigerte Die Darstellung basiert auf den Dämpfungswerten
Datenrate lässt sich prinzipiell auch durch technische von LTE und ist als Prognose zu verstehen; große
Entwicklungen erreichen, die die Spektraleffizienz Abweichungen davon sind auch in 5G-Netzen nicht
verbessern.35 Die daraus gewonnenen Kapazitätsver- zu erwarten.
besserungen sind jedoch begrenzt und unterliegen Abbildung 5: Die Dämpfungseigenschaften in Frage kommender 5G Frequenzen. (Grafik: ateneKOM)
dem Shannon-Hartley-Gesetz.36 Kanalbandbreiten Um eine Konnektivität der Endgeräte zu ermöglichen,
mit denen Datenraten im zweistelligen GBit/s-Bereich werden bei der Benutzung von sehr hohen Frequen-
übertragen werden können und die damit die eUMB zen entweder Geräte mit einer wesentlich höheren
Anforderungen erfüllen, stehen erst in Frequenz­ Eingangsempfindlichkeit benötigt, was technisch nur
bereichen über 6 GHz zur Verfügung. als Evolution von Mobilfunkgeneration zu bewerkstel-
ligen ist, oder durch eine Reduzierung der Distanz
Neben den Frequenzbereichen, die große Kanal- zwischen Sender und Empfänger durch die allge-
bandbreiten und damit hohe Datenraten ermögli- meine Etablierung viel kleinerer Funkzellen (small
chen, werden für 5G auch Frequenzbänder benötigt, cells).
die in der Fläche möglichst viele Mobilfunkteilneh-
mer versorgen und auch eine stabile Verbindung
in Bezug auf mMTC und URLLC Anwendungs­
szenarien (vgl. Kapitel 2.1) sicherstellen. Geeignet
sind insbesondere Frequenzbänder im niedrigen
Frequenzbereich unter 1 GHz. Für 5G ist hier der
700 MHz-Bereich eingeplant.

Abbildung 6: Prognose: Empfangsempfindlichkeit verschiedener Frequenzbereiche bei ungünstigen Witterungsbedingungen.


35
z. B. Massive-MIMO, Full-Duplex und neue Modulationsverfahren. (Grafik: ateneKOM)
36
Das Shannon-Hartley-Gesetz beschreibt die theoretische Obergrenze der wahrscheinlich möglichen erreichbaren
und dabei noch fehlerfreien Datenrate eines Übertragungskanals, abhängig von der Bandbreite und dem Signal/
Rausch-Verhältnis.

21
20
Die Erhöhung der Sendeleistung wäre eine weitere abstand zur Sendeanlage garantiert werden.37 Das Somit wird ein Ausbauszenario mit vielen kleinen Geringere Anforderungen an die Erweiterung der
Möglichkeit, um den Senderadius zu vergrößern. gilt auch für ortsfeste Funkanlagen, die erst durch die Mobilfunkzellen zum einen durch die gesetzlichen Infrastruktur stellt die Nutzung der 700 MHz-Frequen-
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben zum Immissions- Aufrüstung mit 5G eine Sendeleistung von 10 Watt Vorgaben zum Immissionsschutz und zum anderen zen dar. Aufgrund des großen Senderadius können
schutz stellt dies in vielen Fällen jedoch keine rea- EIRP oder mehr erreichen.38 Der erforderliche Sicher- durch den geringen Senderadius hoher Frequenzen bestehende Sendeanlagen, die in vielen Fällen schon
lisierbare Option dar. Ab einer Sendeleistung von heitsabstand stellt für die Netzbetreiber eine Hürde sehr wahrscheinlich. mit Glasfaser angebunden sind, aufgerüstet werden.
10 Watt äquivalenter isotroper Strahlungsleistung dar, da er viele mögliche Standorte von vornherein Die Erweiterung bestehender 800 und 900 MHz-­
(Equivalent Isotropically Radiated Power, EIRP), benö- ausschließt, die hierfür nicht die nötigen Anforderun- Aufgrund der geringen Sendereichweite ist die Eta- Sendeanlagen bietet eine Möglichkeit, den 700 MHz-­
tigen ortsfeste Funkanlagen eine Standortbescheini- gen erfüllen. blierung von Sendeanlagen in Frequenzbereichen Bereich schnell in der Fläche auszubauen. Die Reich-
gung und es muss ein vorgeschriebener Sicherheits- über 6 GHz zunächst nur an hochfrequentierten weite ist in diesem Frequenzbereich sehr hoch, so
Orten wie Bahnhöfen und Stadien oder bei Groß- dass eine Verdichtung der Funkzellen nicht in dem
veranstaltungen zu erwarten. Eine flächendeckende Maße notwendig sein wird. Die Kanalbandbreite
Versorgung in diesem Frequenzband würde eine ermöglicht jedoch lediglich mit LTE vergleichbare
700 MHz 3,4-3,8 GHZ > 6 GHZ (26 GHZ BAND) extreme Verdichtung der Mobilfunkzellen und die Datenraten.
Erschließung sehr vieler neuer Mobilfunkstandorte
voraussetzen. Im städtischen Bereich wird der Ein- In Hinblick auf die Ausbaugeschwindigkeit lässt
WANN WIRD AUSGEBAUT?
satz des 3,4–3,8 GHz-Bereiches voraussichtlich eine sich daher zusammenfassend feststellen, dass zu-
größere Rolle spielen. Der Senderadius in diesem nächst der relativ schnell mögliche Ausbau von
Relativ schneller Ausbau, Ein zeitnaher flächendeckender Da voraussichtlich nur lokal sehr Frequenzband ist größer als im Bereich über 6 GHz 700 MHz-Sendern zu erwarten ist. Damit werden als
Aufrüstung von bestehenden Ausbau ist nicht zu erwarten, da begrenzt ausgebaut wird, könnte der und mit 400 MHz-Kanalbandbreite ist genügend Erstes flächendeckend 5G-Anwendungen in den
Sendeanlagen, die Frequenzen neue Standorte für Sendeanlagen Ausbau relativ zügig erfolgen. Potenzial vorhanden, um den Datendurchsatz pro Bereichen URLLC und mMTC realisierbar. Um 5G-spe-
sind bereits zugeteilt. gefunden und erschlossen werden
Die i. d. R. notwendige Beantragung müssen.
Flächen­einheit deutlich zu erhöhen. Die geringere zifische Datenraten (eUMB) zu erreichen und entspre-
einer Standortbescheinigung notwendige Dichte der 3,4–3,8 GHz-Mobilfunk­ chende Anwendungsszenarien umzusetzen, ist der
kann zu Verzögerungen führen. stationen im Vergleich zu > 6 GHz macht den Ausbau Aufbau neuer Sendeanlagen und deren Anbindung
wirtschaftlicher. an das Glasfasernetz notwendig.

W0 WIRD AUSGEBAUT?

Mit 700 MHz ist ein weiträumiger In Ballungsgebieten, an Verkehrs­ An Hotspots, wie Stadien, Flughäfen und
Ausbau geplant und realisierbar. knotenpunkten, Einkaufszentren, Bahnhöfen oder Forschungszentren.
Ballungszentren können genau überall dort, wo die mit 4G erreich- Aber auch temporärer Aufbau bei
wie der ländliche Raum versorgt bare Bandbreite nicht ausreicht. Großveranstaltungen wie Fanmeilen.
werden.

W0FÜR WIRD AUSGEBAUT?

Realisierung von 5G Anwendungen, Deutliche Erhöhung der Kapazität Durchleiten extremer Datenraten
die viele Geräte pro Fläche und sehr im Vergleich zu heutigen LTE-A (eUMB) im zweistelligen Gbit/s
geringe Latenzzeiten erfordern Datenraten, um die stark Bereich.
(mMTC und URLLC), wie z. B. die ansteigenden Datenmengen in
intelligente Verkehrssteuerung. den Mobilfunknetzen durchleiten
zu können.

WELCHEN ABSTAND HABEN DIE SENDEANLAGEN VONEINANDER?

Durch sehr gute Ausbreitungsei- Die notwendigen Abstände sind Für eine Versorgung in der Fläche
genschaften reichen in der Regel ortsspezifisch sehr unterschiedlich, ist dieser Frequenzbereich nicht
Abstände von mehreren Kilometern jedoch geringer als bei heutigen geeignet, da die Sendereichweite
zwischen den Sendeanlagen für die Anlagen, da der 3,4–3,8 GHz-­ extrem gering ist. Es ist anzunehmen,
Versorgung in der Fläche. Bereich schlechtere Ausbreitungs- dass Abstände von deutlich unter
eigenschaften hat als die bislang 100 Metern notwendig wären.
für den Mobilfunk verwendeten
Frequenzbereiche.

Tabelle 2: Eigenschaften der verschiedenen Frequenzbereiche

37
Vgl.: http://www.bdbos.bund.de/DE/Umwelt_und_Gesundheit/Funkstandorte/Standortbescheinigung/
standortbescheinigung_node.html, letzter Aufruf 26.05.2017.
38
Vgl.: https://www.gesetze-im-internet.de/bimschv_26/BJNR196600996.html, letzter Aufruf 26.05.2017.

23
22
3.2 INDIKATOR ERLÄUTERUNG

STANDORTFINDUNG AUS TECHNISCHER SICHT Gebäudehöhe Die Anbringung von Sendeanlagen oberhalb von 10 Metern kann genehmigungspflichtig
sein. Wenn die Sendeanlagen mehr als 10 Meter über ein genehmigtes Gebäude ragen,
ist ggfs.eine zusätzliche Baugenehmigung notwendig.
Die für den 5G-Ausbau notwendige Standortver- eine Glasfaserplanung so weit wie möglich auch die
dichtung stellt die Mobilfunkbetreiber in technischer Aspekte einer künftigen Mobilfunkversorgung auch
Neuer Standort Für eine Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur für neue Standorte mit mindestens
und auch wirtschaftlicher Sicht vor vollkommen neue in diesem Punkt berücksichtigen. Vorhandene Ober- mit hoher Leistung 10 Watt (EIRP) Sendeleistung erfolgt durch die Bundesnetzagentur eine Standortbewertung.
Herausforderungen. So sind z. B. die Anforderungen leitungsmasten, Straßenlaternen und weitere Stand- Hierbei wird der Standort von der Bundesnetzagentur selbst funktechnisch bewertet und
der Bundesnetzagentur bezüglich der Standortan- orte, an denen eine Stromversorgung möglich ist, alle Funkanlagen aus dem Umkreis der neuen Funkanlage, die auf den Standort einwirken,
forderungen einzuhalten (siehe hierzu auch Kapitel sollten mit in die Planung einbezogen werden. betrachtet. Die Mindest­abstände und Anforderungen an den Sendestandort können von der
Bundesnetzagentur durch Messung oder rein rechnerisch ermittelt werden. Für neue Stand-
4.6). Die Wirtschaftlichkeit bei der Erschließung von
orte mit einer Sendeleistung von weniger als 10 Watt (EIRP) ist lediglich eine Meldung an die
Mobilfunkstandorten ist grundsätzlich ein nicht zu Der Nutzung vorhandener Verteilkästen dürfte im BNetzA erforderlich.
unterschätzender Faktor. Ein wesentlicher Kosten- Regelfall nichts entgegenstehen, da der Anbieter
punkt ist die Anbindung an eine funktionierende beziehungsweise Vermieter der Glasfaserinfrastruktur
Glasfaserstruktur. Aufgrund der zu erwartenden oft auch gleichzeitig der Inhaber der Verteilkästen Standortbescheinigung Liegt eine Standortbescheinigung vor, ist der Betreiber dafür verantwortlich,
geringen Standorthöhen für die 5G-Versorgung bie- ist. Schwieriger wird es, wenn der Eigentümer der bereits vorhanden dass die bescheinigte Sendeleistung eingehalten wird. Soll die Sendeleistung
eines vorhandenen Standortes erhöht werden, muss vor Inbetriebnahme
ten sich Richtfunkverbindungen als Anbindung des mitnutzbaren Infrastruktur und der Telekommuni-
eine neue Bescheinigung beantragt werden.
Mobilfunkmastes im Regelfall nicht an, da nur in sel- kations-Netzbetreiber nicht identisch sind, wie z. B.
tenen Fällen Sichtverbindungen zu Richtfunkmasten bei Straßenlaternen und Ampelanlagen. Hier gilt es
möglich sein werden. die Vorgaben des Beihilfenrechts, sowie des Digi- Glasfaseranschluss Es ist davon auszugehen, dass mehr Fasern pro Standort benötigt werden, je höher der
Netz-Gesetzes zu beachten (siehe hierzu Kapitel 4). vorhanden Frequenzbereich ist. Es ist davon auszugehen, dass ein Standort mindestens 2 Fasern
benötigt. An einem Versorgungsstrang mit 20 5G-Stationen sind mindestens 40 Fasern
Die Glasfaserinfrastruktur sollte, wenn möglich, un- Das Glasfasernetz zwischen den Glasfaserverteilkäs-
vorzusehen oder zumindest ein entsprechend dimensionierter Bauraum. Allgemein ist
mittelbar oder zumindest im Radius von 30 Metern ten sollte so ausgelegt sein, dass durch einen oder es sinnvoll, eine möglichst hohe Faserreserve und ggfs. Rohrreserve vorzuhalten. Hierzu
um den Mobilfunkstandort erfolgen, um die Ge- wenige Einspeisepunkte das gesamte Glasfasernetz macht u. a. das Materialkonzept des Bundes Vorschläge.
samterschließungskosten gering zu halten. Je nach des Mobilfunkbetreibers angebunden werden kann,
Erschließungslage sollten Möglichkeiten erwogen wobei sich die Haupteinspeisung für Mobilfunk nicht
werden, oberirdische Glasfaserverteiler als Teil der an den Einspeisepunkten der weiteren Telekommu- Wegerecht Der Eigentümer des Gebäudes, der Freifläche oder des Standortes sollte dokumentiert
Standortmeldung werden, um eine direkte Anfrage zu ermöglichen. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Mobilfunkstruktur mit zu nutzen und in zweiter Linie nikationsinfrastruktur für Glasfaser orientieren muss.
auf Kleinmasten mit einer Höhe von bis zu 9 Metern Erste Anregungen gibt hierzu das Materialkonzept 1. Der Standort wird bei der Bundesnetzagentur gemeldet.
auszuweichen. Hierbei ist zu bedenken, dass eine des Bundes.39 2. Der Standort wird bei den Standortplanern des Mobilfunkbetreibers gemeldet.
reine Glasfaserverteilung an vielen Stellen keine
Stromversorgung hat, an denen ein Mobilfunksen- Nachstehende Tabelle zeigt ein paar grundlegende Hierbei sind Daten zu verschiedenen Parametern anzugeben, z. B. wie viele Fasern zur
Verfügung stehen, ob ein Stromanschluss am Installationsort vorhanden ist oder ob Strom
der jedoch eine Stromzufuhr benötigt. Insofern muss Indikatoren zur Standortauswahl: zugeführt werden kann, welche Art von Leitung zur Verfügung steht, ob es an einem vor-
handenen Stromzählerpunkt bereits einen gemeldeten Nutzer gibt und ob dieser bereit
ist, den Zählerpunkt durch einen Stromzähler zur erweitern, der für Abrechnungszwecke
geeignet ist (MID-Konform).

Tabelle 2: Eigenschaften der verschiedenen Frequenzbereiche

Für den 5G-Ausbau sind jedoch nicht nur die infrastrukturellen Rahmenbedingungen wichtig. Für den kommunalen
Infrastrukturausbau muss eine Reihe rechtlicher Aspekte beachtet werden, die im Folgenden umrissen werden.

39
Siehe auch http://www.atenekom.eu/projekttraeger-breitband/downloads/?L=oyqqocflblhpoww, letzter Aufruf 26.05.2017.

25
24
4 4.1
RECHTLICHE ASPEKTE DES 5G-AUSBAUS
EU-KOMMISSIONSVORSCHLAG UND 5G-AKTIONSPLAN
Der bevorstehende 5G-Netzausbau wirft diverse • Beihilfenrechtliche
 Aspekte, die im Rahmen der
rechtliche Aspekte auf, die im gegenwärtigen Sta- Gewährung von Zugang zu kommunaler Infra- Ein effizienter 5G-Netzausbau erfordert Flexibilität tionsdienste. Außerdem werden die NRB zuständig
dium noch nicht mit abschließender und rechtsver- ­struktur zu beachten sind. und eine gute Koordinierung beim Zugang zu Funk- sein für Entscheidungen über die Auferlegung außer-
bindlicher Gewissheit geklärt werden können. Die frequenzen und deren Nutzung. Hierfür sind Anpas- gewöhnlicher Verpflichtungen in Bezug auf die ge-
Ungewissheit ergibt sich zum einen aus der Tatsa- Stellt die öffentliche Hand dem Telekommunika- sungen des Rechtsrahmens notwendig, um verbind- meinsame Nutzung von Netzen und Funkfrequenzen,
che, dass relevante EU-Gesetzgebungsverfahren tionsmarkt ihre Infrastruktur zur Verfügung, kann liche und durchsetzbare Vorschriften für eine bessere und für das nationale Roaming, um Netzversorgungs-
noch nicht abgeschlossen sind, und zum anderen es sich um eine Beihilfe bzw. Wettbewerbsverzer- Koordinierung der Frequenzverwaltung in der EU lücken zu schließen. Dabei müssen sich die NRB auf
daraus, dass zu einigen Rechtsfragen, beispielsweise rung handeln. Gleiches kann für den Einsatz von unter besonderer Berücksichtigung der Anpassung diesem Gebiet auf eine solide wirtschaftliche und
im EU-Beihilfenrecht, noch kein einschlägiges Fall- Mobilfunkstationen durch kommunale Unterneh- der Frequenzvorschriften an das künftige 5G-Umfeld vergleichende Analyse der Märkte stützen.
recht besteht, auf das man sich stützen könnte. Vor men gelten. In Kapitel 4.2 wird hierzu ausgeführt, einzuführen.
diesem Hintergrund werden die folgenden Punkte welche beihilfenrechtlichen Überlegungen anzu- Zur Gewährleistung einer unionsweit einheitlichen
thematisiert: stellen sind und wie Lösungsansätze gestaltet Zielsetzung der EU-KOM ist die Anpassung des Anwendung der Zuteilungsbedingungen, die sich
werden können. Rechtsrahmens an die für eine flächendeckende auf Wirtschaftsaspekte, Marktbedingungen und die
• N
 eue rechtliche Aspekte und Anforderungen für Netzanbindung und den 5G-Auf- und Ausbau not- Wettbewerbssituation und somit auf die Funktions-
den 5G-Netzausbau, die sich im Zusammenhang • A
 spekte im Hinblick auf die Anwendung der NGA-­ wendigen Entwicklungen. Auch die Kohärenz der weise der Märkte auswirken, wird durch Artikel 35
mit dem EU-Kommissionsvorschlag für eine „Richt- Rahmenregelung für den 5G-Netzausbau. Aktivitäten der Mitgliedstaaten steht im Fokus, ins- des EU-Kommissionsvorschlags ein Begutachtungs-
linie des Europäischen Parlaments und des Rates besondere bei Maßnahmen, die sich auf den Wettbe- mechanismus (Peer-Review) geschaffen, bei dem das
über den europäischen Kodex für die elektroni- Die NGA-Rahmenregelung enthält die Möglichkeit, werb und die wirtschaftliche Regulierung beziehen. GEREK nationale Frequenzzuteilungsentwürfe auf
sche Kommunikation“ ergeben könnten (nachfol- die Anbindung von Mobilfunkstationen zu fördern. Hierbei geht es um rechtlich durchsetzbare Instru- Aspekte der Marktregulierung und der wirtschaft-
gend „EU-Kommissionsvorschlag“).40 Die Rahmenbedingungen unterliegen verschiede- mente und einen Peer-Review-Mechanismus, der es lichen Regulierung prüft und dazu unverbindliche
nen, durch die EU KOM geforderten spezifischen dem Gremium Europäischer Regulierungsstellen für Stellungnahmen abgibt.
Der EU-Kommissionsvorschlag befindet sich Anforderungen. elektronische Kommunikation (GEREK), der EU-Kom-
gegenwärtig noch im Gesetzgebungsverfahren; mission und den nationalen Regulierungsbehörden Artikel 37 des EU-Kommissionsvorschlags führt einen
die neuen Aspekte und Anforderungen wer- • R
 echtliche Überlegungen im Zusammenhang mit ermöglicht, diejenigen Elemente der nationalen Rahmen für die Mitgliedstaaten ein, um freiwillige EU-
den, soweit Informationen bereits zur Verfügung dem DigiNetzG. Die Mitverlegung von Breitband- Zuteilungsverfahren zu überprüfen, die größere Aus- weite oder länderübergreifende Zuteilungsverfahren
stehen, unten skizziert. Dies schließt auch die infrastruktur kann einen wesentlichen Faktor für wirkungen auf die Markt- und Unternehmensentwick- zu erleichtern.
EU-Kommissionsmitteilung „5G for Europe: An den Ausbau von 5G-Netzen ausmachen. lungen haben.
Action Plan“ (nachfolgend „Aktionsplan“) ein.41 Artikel 45 des EU-Kommissionsvorschlags enthält
• W
 eitere rechtliche Aspekte, die bei einem 5G-Netz­ In diesem Zusammenhang werden sich auch die be- eine Klarstellung der allgemeinen Ziele, die den Mit-
ausbau zu berücksichtigen sind. vorstehenden rechtlichen Änderungen aufgrund des gliedstaaten als Richtschnur für die Verwaltung der
EU-Kommissionsvorschlags schwerpunktmäßig auf Funkfrequenzen auf nationaler Ebene dienen. Darin
die Funkfrequenzen und die Lizenzvergabe auswirken. geht es um Einheitlichkeit und Verhältnismäßigkeit
in den Genehmigungsverfahren, die Bedeutung
So sieht beispielsweise Artikel 28 des EU-Kommis- der Gewährleistung einer angemessenen Versor-
sionsvorschlags eine verpflichtende Koordinierung gung, zeitliche Vorgaben für die Bereitstellung von
zwischen den Mitgliedstaaten vor, um Probleme Funkfrequenzen, die Vermeidung grenzüberschrei-
wegen grenzüberschreitender funktechnischer Stö- tender oder nationaler funktechnischer Störungen,
rungen unter Einbeziehung der Gruppe für Frequenz- die Festlegung des Grundsatzes des Verfalls bei
politik (RSPG) zu beheben. Ergänzend dazu erhält die Nichtnutzung („Use it or lose it“) und die Förderung
EU-Kommission Durchführungsbefugnisse für den Er- einer gemeinsamen Frequenznutzung wie auch
lass verbindlicher Maßnahmen zur Beilegung gren- den Frequenzhandel und die Frequenzvermietung.
züberschreitender Streitigkeiten, unter weitgehender Außerdem sieht Artikel 45 einen Mechanismus vor,
Berücksichtigung der Stellungnahmen der Gruppe der unter eindeutig festgelegten Bedingungen eine
für Frequenzpolitik. zeitweilige alternative Nutzung harmonisierter Funk-
frequenzen ermöglicht.
Weiterhin gibt der EU-Kommissionsvorschlag den
nationalen Regulierungsbehörden (NRB) Zuständig- Artikel 46 des EU-Kommissionsvorschlags rückt All-
keiten in Bezug auf Aspekte der Marktregulierung gemeingenehmigungen gegenüber individuellen
und der wirtschaftlichen Regulierung der Zuteilung Lizenzen sowie eine im Einklang mit dem EU-Recht
40
 OM(2016) 590 endg./2 vom 12.10.2016. Deutsche Fassung unter https://www.umwelt-online.de/cgi-bin/parser/
K
Drucksachen/drucknews.cgi?texte=0612_2D16_28zu_29, letzter Aufruf 24.05.2017. von Funkfrequenzen für elektronische Kommunika- erfolgende gemeinsame Frequenznutzung in den
41
KOM(2016) 588 endg. vom 14.9.2016. Deutsche Fassung unter https://www.umwelt-online.de/cgi-bin/parser/
Drucksachen/drucknews.cgi?texte=0538_2D16, letzter Aufruf 26.05.2017.

27
26
4.2
Vordergrund. Dies soll dafür sorgen, dass die nationa- Außerdem geben die Artikel 48 bis 54 der EU-Kom-
len Behörden vorausschauend die für 5G-Entwicklun- mission die Befugnis zum Erlass von Maßnahmen,
gen am besten geeigneten Genehmigungsmodelle um gemeinsame Höchstfristen für die Genehmigung
ausarbeiten. Weiterhin erhält die EU-Kommission die der Nutzung harmonisierter Funkfrequenzen in allen
Befugnis zum Erlass verbindlicher Maßnahmen, um Mitgliedstaaten festzusetzen, die Hauptaspekte von EU-BEIHILFERECHT
für Einheitlichkeit innerhalb der verschiedenen Arten Auswahlverfahren zu koordinieren und Kriterien für
von Genehmigungsregelungen zu sorgen. deren Ausgestaltung festzulegen.
Die kostenlose Bereitstellung von öffentlicher Infra- Mobilfunkstationen durch kommunale Unternehmen.
Die Genehmigungsbedingungen, die an eine All- Weitere Anhaltspunkte dafür, welche Entwicklungen struktur, wie z. B. Stadtmöbel, Verkehrsanlagen, Ge- Dabei ist zunächst festzustellen, ob ein kommunales
gemeingenehmigung für Funkfrequenzen und die die EU-Kommission hinsichtlich 5G anstrebt, bietet bäude etc., kann sich als zielführend für die Errichtung Unternehmen selbst als Betreiber oder nur als Be-
zugehörigen Nutzungsrechte geknüpft werden, sind der Aktionsplan „5G für Europa“.42 Der Aktionsplan von Senderstandorten erweisen. Stellt die öffentliche reitsteller der Infrastruktur agiert. Nach­folgend soll
in Artikel 47 des EU-Kommissionsvorschlags festge- stellt flankierende Maßnahmen auf, um die 5G-Tech- Hand jedoch dem Telekommunikationsmarkt (TK-An- herausgestellt werden, welche beihilfenrechtlichen
legt. Außerdem sind Durchführungsmaßnahmen der nologie voranzubringen. Die Maßnahmen betreffen bieter) ihre Infrastruktur kostenlos zur Verfügung, Überlegungen anzustellen sind und wie Lösungsan-
EU-Kommission vorgesehen, um die Einheitlichkeit dabei folgende Themen43: kann es sich um eine Beihilfe bzw. Wettbewerbsver- sätze gestaltet werden können.
bestimmter Bedingungen zu sichern. Dies betrifft zerrung handeln. Gleiches gilt für den Einsatz von
beispielsweise die Kriterien für die Festlegung und • A
 ngleichung der Fahrpläne und Prioritäten mit
Bemessung von Versorgungsverpflichtungen, deren Blick auf einen koordinierten 5G-Aufbau in allen
Bedeutung als Teil einer effizienten Frequenznutzung EU-Mitgliedstaaten, Vorbereitung der ersten Netz­

4.2.1
gestärkt wird. Darüber hinaus werden Verpflichtun- einführung bis 2018 und Übergang zu einer groß-
gen (wie die zur gemeinsamen Infrastrukturnutzung) flächigen Einführung auf kommerzieller Basis bis
hervorgehoben, um die Netzanbindung der End­ spätestens Ende 2020.
nutzer insbesondere in weniger dicht besiedelten
Gebieten zu verbessern. • B
 ereitstellung provisorischer Frequenzbänder für ANWENDUNG DES ARTIKEL 107 ABS. 1 AEUV
5G noch vor der Weltfunkkonferenz 2019 (WRC-
Die Artikel 48 bis 54 des EU-Kommissionsvorschlags 19), welche so bald wie möglich durch weitere Fre-
regeln wichtige Frequenzgenehmigungsaspekte, um quenzbänder zu ergänzen sind, sowie Hinarbeiten Nach Artikel 107 Abs. 1 AEUV44 „sind staatliche oder Unter den Beihilfebegriff fallen sowohl die finanzielle
die Genehmigungspraxis der Mitgliedstaaten zu ver- auf eine empfohlene Vorgehensweise bei der Ge- aus staatlichen Mitteln gewährte Beihilfen gleich Unterstützung durch den Staat als auch Sachbeihil-
einheitlichen, und zwar: nehmigung der spezifischen 5G-Frequenzbänder welcher Art, die durch die Begünstigung bestimm- fen, beispielsweise in Form der Zurverfügungstellung
über 6 GHz. ter Unternehmen oder Produktionszweige den Wett- einer aus staatlichen Mitteln errichteten Infrastruk-
• Mindestlaufzeiten für Lizenzen (25 Jahre); bewerb verfälschen oder zu verfälschen drohen, mit tur. Der Vorteil besteht darin, dass das begünstigte
• F
 örderung der frühzeitigen Einführung in städti- dem Binnenmarkt unvereinbar, soweit sie den Handel Unternehmen den Ausbau der Infrastruktur nicht
• e
 in klares und vereinfachtes Verfahren für Fre- schen Ballungsräumen und entlang wichtiger Ver- zwischen Mitgliedstaaten beeinträchtigen.“ (vollständig) aus eigenen Mitteln vornehmen muss.45
quenzhandel und Frequenzvermietung; kehrswege.
Eine Maßnahme wird daher als Beihilfe im Sinne Nicht als Beihilfe anzusehen sind klassische Verwal-
• o
 bjektive Kriterien für eine einheitliche und auf • F
 örderung europaweiter Testläufe unter Beteili- dieser Bestimmung eingestuft, wenn alle folgenden tungstätigkeiten oder die Wahrnehmung typisch
den Grundsätzen des Wettbewerbsrechts fußende gung zahlreicher Akteure, um die Weiterentwick- Voraussetzungen kumulativ erfüllt sind: hoheitlicher Aufgaben.
Anwendung wettbewerbsfördernder Maßnah- lung von technologischen Innovationen zu voll
men wie Frequenzobergrenzen, Reservierung von einsatzfähigen gewerblichen Lösungen zu be- • D
 ie Maßnahme ist dem Staat zuzurechnen und Stellt die öffentliche Hand Infrastruktur zur Nutzung
Funkfrequenzen für neue Marktteilnehmer und Zu- schleunigen. wird aus staatlichen Mitteln finanziert („staatliche zur Verfügung, so kann hierin grundsätzlich eine
gangsverpflichtungen auf der Vorleistungsebene; Ressourcen“), Übertragung bzw. ein Verzicht staatlicher Ressourcen
• F
 örderung der Schaffung eines Risikofonds zur gesehen werden. Den Empfängern dieser staatlichen
• V
 erfahren zur Verbesserung der Kohärenz und Vor- Förderung von 5G-basierten Innovationen, unter • sie verschafft einem Unternehmen einen Vorteil, Ressourcen entsteht ein selektiver Vorteil, beispiels-
hersehbarkeit bei der Erteilung und Verlängerung Führung der Privatwirtschaft. weise, wenn sich die Maßnahme nur auf TK-Anbieter
individueller Nutzungsrechte; • dieser Vorteil ist selektiv und oder einen bestimmten Teil von TK Anbietern be-
• V
 erbindung führender Akteure bei der Arbeit zur schränkt. Wird für die Nutzung der Infrastruktur kein
• k
 larere Bedingungen für die Beschränkung oder Förderung globaler Standards. • d
 ie Maßnahme verfälscht den Wettbewerb oder Entgelt gezahlt, obwohl die Zurverfügungstellung am
den Entzug bestehender Rechte, auch nach dem droht ihn zu verfälschen und beeinträchtigt den Han- Markt in der Regel nur entgeltlich erfolgt, verzichtet
Grundsatz des Verfalls bei Nichtnutzung, und Stär- del zwischen Mitgliedstaaten. die öffentliche Hand auf Einnahmen. Es entsteht ggfs.
kung der Durchsetzungsaufgaben der nationalen
Behörden.

44
AEUV = Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union.
42
Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/5g-europe-action-plan, letzter Aufruf 26.05.2017 45
Für den Bereich des Breitbandausbaus siehe insofern die Ausführungen in „Staatliche Beihilfen im Zusammenhang mit
43
Siehe hierzu auch „5G für Europa: ein Aktionsplan“, Seite 4 ff., abrufbar unter https://ec.europa.eu/digital-single-market/ dem Breitbandausbau“, Informationsbroschüre des Breitbandbüros des Bundes im Auftrag des Bundesministeriums für
en/news/communication-5g-europe-action-plan-and-accompanying-staff-working-document, letzter Aufruf 20.05.2017 Verkehr und digitale Infrastruktur, abrufbar unter http://www.breitbandbuero.de/mediathek/, letzter Aufruf: 29.05.2017 .

29
28
ein wettbewerbsverzerrender „selektiver“ Vorteil. Da- Nutzung bestehen, um eine Begleichung des Werts Die Bereitstellung verschiedener öffentlicher Inf- steigt, erfüllen diese Zuwendungen nicht den Bei-
durch kann die Gewährung des Zugangs zu öffentli- des wirtschaftlichen Vorteils zu erzielen. rastrukturen und Einrichtungen kann ebenfalls Be- hilfetatbestand. Maßgeblich für die Schwellenwerte
chen Bereichen oder natürlichen Ressourcen oder standteil einer DAWI sein. Wird diese öffentliche sind die Bruttobeträge, d. h. die Beträge vor Abzug
die Gewährung besonderer oder ausschließlicher Ebenfalls nicht unter das Beihilfeverbot des Art. 107 Infrastruktur zu einem anderen Zweck als ihrem von Steuern und sonstigen Abgaben. Sofern eine Bei-
Rechte ohne marktübliche Vergütung einen Verzicht Abs. 1 AEUV fallen Maßnahmen, die Dienstleistun- eigentlichen Widmungszweck (beispielsweise die hilfe nicht in Form eines Zuschusses gewährt wird,
auf staatliche Mittel darstellen und die Gewährung gen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse im Bereitstellung von Straßenmöbeln zum Zwecke der entspricht der Beihilfebetrag ihrem Bruttosubventi-
eines selektiven Vorteils darstellen.46 Sinne von Art. 106 Abs. 2 AEUV (DAWI) beinhalten Aufstellung von Mobilfunksendeeinrichtungen) onsäquivalent. Dieses muss im Voraus ohne das Er-
und bestimmte Kriterien erfüllen.49 Festzulegen, wel- zur Verfügung gestellt, ist dies nicht mehr von der fordernis einer Risikobewertung (sog. transparente
Soweit es sich bei der bereitgestellten Infrastruktur che Arten von Leistungen als DAWI anzusehen sind, originären Aufgabe in Bezug auf die Herstellung der Beihilfe) genau berechnet werden können. Genaue
um eine allgemeine Infrastruktur handelt, die für alle ist Aufgabe der nationalen Gesetzgeber. In der Regel DAWI gedeckt. Vorgaben zur Berechnung des Bruttosubventi-
gleichermaßen zugänglich ist und von allen genutzt bezieht sich die Aufgabe jedoch auf die Ebene der onsäquivalents sind in Art. 4 der Verordnung (EU)
werden kann (z. B. öffentliche Straßen), ist fraglich, ob Errichtung der maßgeblichen Infrastruktur, nicht hin- Ob durch die Bereitstellung der öffentlichen Infra- Nr. 1407/2013 enthalten.
es sich überhaupt um eine Gewährung staatlicher gegen auf die Bereitstellung der Dienste. Sollte die struktur eine Wettbewerbsverzerrung und Beein-
Mittel handelt. Wird nämlich eine aus staatlichen Errichtung von 5G-Netzen also zukünftig als DAWI trächtigung des Handels vorliegt, ist – ebenso wie die Festzuhalten ist somit, dass die kostenlose Nutzung
Mitteln finanzierte Infrastruktur durch die öffentliche aufgefasst werden, würde die Aufgabe zur Bereitstel- Prüfung der anderen Voraussetzungen des Art. 107 einer üblicherweise wirtschaftlich genutzten öffentli-
Hand nicht wirtschaftlich genutzt und kostenlos zur lung einer 5G-Infrastruktur bei der öffentlichen Hand Abs. 1 AEUV – im Einzelfall zu prüfen und abhängig chen Infrastruktur durch TK-Anbieter, grundsätzlich
Verfügung gestellt, verzichtet der Staat in diesem Fall liegen, könnte aber, ohne unter das Beihilfeverbot von der konkreten Ausgestaltung der Maßnahme. als Beihilfe i. S. d. Artikel 107 Abs. 1 AEUV zu quali-
nicht auf Einnahmen. Es erfolgt also in diesem Fall des Art. 107 Abs. 1 AEUV zu fallen, an ein privates Der Nachweis einer tatsächlichen Beeinträchtigung fizieren ist.
auch kein beihilferelevanter Einsatz staatlicher Mit- Unternehmen übertragen werden, wenn nachweis- wird hier in der Regel nicht verlangt. Auch gibt es
tel.47 Anhaltspunkt für diese Einordnung kann sein, bar eine solche Infrastruktur nicht in naher Zukunft er- nach der Rechtsprechung des EuGH keine Schwelle Wenn Kommunen (beispielsweise auch durch in ihrer
dass Gegenstand der fraglichen Maßnahme nicht die richtet wird und die folgenden Kriterien erfüllt sind:50 und keinen Prozentsatz, bis zu der oder ab dem da- Hand befindliche oder von ihnen beherrschte Stadt-
Finanzierung der Errichtung der maßgeblichen Infra- von ausgegangen werden könnte, dass der Handel werke) als Unternehmen tätig werden, dann gelten
struktur ist, sondern vielmehr der Zugang zur relevan- • D
 as begünstigte Unternehmen muss mit der zwischen Mitgliedstaaten nicht beeinträchtigt ist. grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen und
ten Infrastruktur und die Errichtung der Infrastruktur Erfüllung klar definierter gemeinwirtschaftlicher Maßgeblich und im Einzelfall zu prüfen ist, ob sich die Überlegungen wie oben ausgeführt.
der Erreichung eines anderweitigen regulatorisch Verpflichtungen betraut sein, d. h. es muss einen Chancen der in anderen Mitgliedstaaten niedergelas-
vorgesehenen Zieles dienen, wie beispielsweise im Übertragungsakt geben (z. B. eine öffentlich-recht- senen Unternehmen, in diesen Markt einzudringen, Ist das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Bei-
öffentlichen Straßenverkehr dem Ziel der Erleichte- liche Konzession oder auch eine Übertragung verringern.51 hilfe im Einzelfall zu bejahen, dann sollte grundsätz-
rung des öffentlichen Straßenverkehrs. durch privatrechtlichen Vertrag). lich dafür gesorgt werden, dass die TK-Anbieter ein
Vom Fehlen einer solchen Wirkung wird in der „marktübliches“ Entgelt für die Nutzung der Infra-
Sofern die Zurverfügungstellung der Infrastruktur • B
 ereits vor Betrauung des Unternehmens müssen Regel bei sogenannten De-minimis-Beihilfen52 aus- struktur entrichten, um so die Annahme einer Bei-
– wenngleich kostenlos – zu einer selektiven Bevor- die Konditionen für die Ausgleichszahlung objektiv gegangen: Sofern die Gesamtsumme der einem hilfe auszuschließen (in diesem Fall würde für die TK-
teilung einzelner Marktteilnehmer führt, kann die und transparent festgelegt werden, um eine will- Unternehmen zugewendeten Mittel den Wert von Anbieter kein Vorteil i. S. d. Artikel 107 Abs. 1 AEUV
Maßnahme ebenfalls als Beihilfe angesehen werden. kürliche Bestimmung auszuschließen. 200.000 Euro innerhalb von drei Jahren nicht über- vorliegen).
Der Staat kann grundsätzlich zur Erreichung eines
regulatorisch vorgesehenen Zieles den Nutzern ei- • D
 ie Ausgleichszahlung darf nur diejenigen Kosten
ner von den Behörden nicht wirtschaftlich genutzten umfassen, die zur Erfüllung der gemeinwirtschaft-
öffentlichen Infrastruktur ein Recht auf bevorzug- lichen Pflichten unter Berücksichtigung der dabei
ten Zugang zu dieser gewähren, ohne dass hierin erzielten Einnahmen und eines angemessenen
zwangsläufig ein wirtschaftlicher Vorteil gesehen Gewinns erforderlich sind (sog. Nettomehrkosten-
wird. Die Feststellung der Ziele und die Festlegung prinzip).
der geeigneten Zuweisungskriterien liegen im Er-
messen der nationalen Behörden. Die Maßnahme • D
 ie Höhe der Ausgleichszahlungen ist auf der
muss jedoch zur Zielerreichung geeignet sein und Grundlage einer Analyse derjenigen Kosten zu
das Gebot der Diskriminierungsfreiheit beachten, kontrollieren, die ein durchschnittlich geführtes
d. h. eine Differenzierung bzw. Ungleichbehandlung und angemessen mit Produktionsmitteln ausge-
trotz einer vergleichbaren tatsächlichen und rechtli- stattetes Unternehmen bei der Erfüllung der betref-
chen Lage muss ausgeschlossen sein.48 Andernfalls fenden Verpflichtung gehabt hätte (sog. objektiver
könnte eine Verpflichtung der öffentlichen Hand zur Kostenmaßstab).
Erhebung einer Gegenleistung für die bevorzugte

46
 iehe Rn. 53 und 55 in der Bekanntmachung der EU-Kommission zum Beihilfebegriff (2016/C 262/01), EU-ABl.  C 262
S
vom 19.7.2016, S. 1, 12.
47
Vgl. etw. EuGH, Urteil vom 14.01.2015 – C-518/13 –, Rn. 43 ff.
48
EuGH, Urteil vom 14.01.2015 – C-518/13 –, Rn. 48 ff. 51
EuGH, Urteil vom 14.01.2015 – C-518/13 –, Rn. 68 ff.
49
Altmark-Urteil des Europäischen Gerichtshofs, EuGH, Urteil vom 24.07.2003, Altmark Trans GmbH und Regierungs­ 52
 gl. die Verordnung (EG) Nr. 994/98 des Rates vom 07.05.1998 über die Anwendung der Art. 92 und 93 EGV auf
V
präsidium Magdeburg/Nahverkehrsgesellschaft Altmark GmbH, Rechtssache C-280/00, Slg. 2003, I-7747. bestimmte Gruppen horizontaler Beihilfen, ABl. Nr. L 142/1 vom 14.05.1998; Verordnung (EU) Nr. 1407/2013 der
50
EuGH, Urteil vom 24.07.2003, Altmark Trans GmbH und Regierungspräsidium Magdeburg/Nahverkehrsgesellschaft Kommission vom 18.12.2013 über die Anwendung der Artikel 107 und 108 des Vertrages über die Arbeitsweise der
Altmark GmbH, Rechtssache C-280/00, Slg. 2003, I-7747. Europäischen Union auf De-minimis-Beihilfen, ABl. Nr. L 352/1 vom 24.12.2013.

31
30
4.2.2 Verfahren, Umfang und Ausgestaltung der Mitnut- verfolgt, indem sie die Auswahl der betreffenden Un-
zung von passiven Netzinfrastrukturen öffentlicher ternehmen von qualitativen Kriterien abhängig macht
Versorgungsnetzbetreiber sind in den §§ 77 ff. TKG (die zuvor auf transparente und diskriminierungsfreie
umfassend geregelt. Das TKG gibt hierfür nicht nur Weise festgelegt wurden). Wenn der Staat als Regu-
FREISTELLUNG eine klare Systematik vor, sondern auch eine klare lierungsbehörde fungiert, kann er legitim beschlie-
Zielsetzung des Gesetzgebers. Die Erleichterung des ßen, auf eine Maximierung der Einnahmen, die er
Auf- und Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeits- andernfalls hätte erzielen können, zu verzichten, ohne
Sollten die Voraussetzungen für das Vorliegen ei- lungstatbestand für Maßnahmen zur Errichtung von netze. § 77d Abs. 2 TKG sieht nämlich zwar grund- in den Anwendungsbereich der Beihilfevorschriften
ner Beihilfe erfüllt sein, so greift das Beihilfeverbot Breitbandinfrastrukturen (vgl. Art. 1 Ziff. 1.lit i) AGVO). sätzlich die Erhebung eines Mitnutzungsentgelts vor. zu fallen, vorausgesetzt dass alle betroffenen Betrei-
des Art. 107 Abs. 1 AEUV. Dies bedeutet, dass die Der Aufbau einer 5G-Versorgung ist nach dem der- Diese Entgelte müssen jedoch fair und angemessen ber im Einklang mit dem Grundsatz der Nichtdiskri-
Maßnahme nicht durchgeführt werden kann, so- zeitigen Stand der technischen Entwicklung jedoch sein. Maßstab für die Festsetzung der Mitnutzungs- minierung behandelt werden und dass eine imma-
lange diese nicht bei der Europäischen Kommission weder unter die in Art. 2 Rn. 133 und 138 AGVO entgelte sollen die Mehrkosten sein, die sich durch nente Verbindung zwischen der Verwirklichung des
angemeldet und von dieser genehmigt wurde (Ein- enthaltenen Definitionen der Breitbandgrundver- die Mitnutzung für den Infrastrukturanbieter ergeben, regulatorischen Ziels und dem Einnahmenverzicht
zelnotifizierungsverfahren gemäß Art. 108 AEUV). Die sorgung noch der Zugangsnetze der nächsten Ge- zuzüglich einer angemessenen Verzinsung.54 Aus der besteht.“56
Kommission überprüft hier im Wesentlichen, ob die neration (NGA-Netze) zu fassen. Insofern besteht für Gesetzesbegründung folgt weiterhin, dass die Mög-
staatliche Unterstützungsleistung in Form der Beihil- die reine Maßnahme zur Errichtung von 5G-Netzen lichkeit zur Erhebung von Mitnutzungsentgelten vor- Sofern allerdings davon auszugehen ist, dass die Mit-
femaßnahme als gerechtfertigt angesehen werden aktuell kein Freistellungstatbestand. Dennoch kön- rangig einen Anreiz zur Gewährung von Mitnutzungs- nutzung der Infrastrukturen mit tatsächlichen Mehr-
kann. nen im Rahmen einer freistellungsfähigen Breitband- ansprüchen schaffen und damit primär die Erfüllung kosten für den Betreiber bzw. Inhaber der öffentlichen
ausbaumaßnahme oder gegebenenfalls im Rahmen des Regelungsziels, nämlich die Erleichterung und Netzinfrastruktur verbunden ist (hiervon scheint auch
Ausgenommen von dieser Anmeldepflicht sind die einer unter einen anderen Freistellungstatbestand Beschleunigung des Ausbaus von Hochgeschwindig- der Gesetzgeber im Regelfall auszugehen), wäre es
in Art. 107 AEUV selbst enthaltenen Ausnahmetat- fallenden Maßnahme die für die Anbindung von keitsnetzen, verfolgt.55 sinnvoll, diese Mehrkosten auch im Rahmen der Mit-
bestände sowie die unter die Allgemeine Gruppen- Mobilfunkmasten erforderlichen Breitbandinfrastruk- nutzung in Form eines Entgelts abzubilden, um dem
freistellungvereinbarung (AGVO)53 fallenden Beihil- turen geschaffen werden. Da die Mitnutzung üblicherweise gegen Entgelt er- Vorwurf einer indirekten Beihilfengewährung durch
fen. Zu den durch die AGVO freigestellten Gruppen folgt, bedeutet dies nicht, dass nicht auch eine un- Übernahme der mit der Mitnutzung verbundenen
zählen auch Investitionsbeihilfen für den Ausbau Sollen die Unwägbarkeiten einer Genehmigung entgeltliche Bereitstellung zur Mitnutzung vom Ge- Mehrkosten zu entgehen. Es wäre somit im Einzelfall
der Breitbandversorgung, die den Schwellenwert der Maßnahme durch die EU-Kommission und der setzgeber als zulässig erachtet wird. Beihilferechtlich für die jeweilige Art der Mitnutzung zu prüfen, ob die
von 70 Mio. EUR Gesamtkosten pro Vorhaben nicht damit verbundene Zeitverzug umgangen werden, würde hier jedoch argumentiert werden können, dass Mitnutzung tatsächlich mit einem Kostenaufwand für
überschreiten. Die freigestellten Vorhaben sind der ist die Maßnahme derart auszugestalten, dass nach der Staat auf Einnahmen, die er üblicherweise nach den Infrastrukturinhaber verbunden ist.
EU-Kommission gegenüber nur anzuzeigen. Sie sind den von der EU-Kommission und dem Europäischen den Vorgaben des TKG generieren könnte, verzichtet.
aber bei Überschreiten einer bestimmen Schwelle Gerichtshof aufgestellten Kriterien bereits gar nicht Die Voraussetzung der Gewährung von staatlichen Des Weiteren ist zu beachten, dass möglicherweise
nunmehr im Rahmen einer Ex-post-Kontrolle zu vom Vorliegen einer Beihilfe auszugehen ist. Mitteln wäre in diesem Fall also erfüllt. Kapazitätsgründe oder technische Vorgaben die of-
evaluieren. Die AGVO enthält auch einen Freistel- fene Zurverfügungstellung der Infrastruktur an alle
Eine Möglichkeit der pragmatischen Handhabung Marktteilnehmer ausschließen.
könnte darin bestehen, dass die Kommunen und
Stadtwerke auf Einnahmen (Mitnutzungsentgelte) ver- Aus diesen Gründen und aufgrund der damit ein-

4.2.3
zichten und die öffentliche Infrastruktur allen zur Ver- hergehenden Unsicherheit im Hinblick auf die bei-
fügung stellen, in einer transparenten Art und Weise, hilferechtliche Zulässigkeit der Maßnahme wäre es
sodass allen die Nutzungsbedingungen bekannt sind sinnvoll, ein Mitnutzungsmodell zu entwickeln, das
und alle TK-Anbieter die Chance bekommen, diese sowohl die Erhebung eines angemessenen und
MITNUTZUNG VON STADTMÖBELN UND STANDORTENTGELTE Infrastruktur zu nutzen. Dann könnte man von einer fairen Mitnutzungsentgelts allein zur Abdeckung
allgemeinen Maßnahme ausgehen, die nicht von des tatsächlichen Mehraufwands für den Inhaber
Artikel 107 Abs. 1 AEUV erfasst wird, da sie keinen der mitgenutzten passiven Netzinfrastruktur vorsieht
Wie im vorangehenden Abschnitt ausgeführt, ist in ein anderer Beurteilungsmaßstab anzulegen ist. Im Marktteilnehmer selektiv bevorzugt. (beispielsweise in Form einer transparenten Gebüh-
der Regel dann vom Vorliegen einer Beihilfe auszuge- Falle der Mitnutzung einer öffentlichen Infrastruktur renordnung), als auch die Auswahl der mitnutzenden
hen, wenn eine üblicherweise wirtschaftlich genutzte wird die Infrastruktur in der Regel zu einem ande- Eine ähnliche Zielrichtung kann der Bekanntmachung TK-Anbieter in einem offenen, transparenten und
Infrastruktur kostenlos zur Verfügung gestellt wird. ren als ihrem eigentlichen Bestimmungszweck mit- der EU-Kommission zum Beihilfebegriff entnommen diskriminierungsfreien wettbewerblichen Verfahren
Hiervon kann im Bereich von Telekommunikations- genutzt. Ob die Nutzung zu ihrem eigenen Bestim- werden, die Folgendes ausführt: ermöglicht.
infrastruktur, aber auch bei anderer öffentlicher Ver- mungszweck wirtschaftlich erfolgt oder nicht, dürfte
sorgungsnetzinfrastruktur im Regelfall ausgegangen daher für die Mitnutzung prinzipiell nicht maßgeblich „In diesen Fällen muss festgestellt werden, ob der Wenn alle betroffenen Nutzer im Einklang mit dem
werden, zumindest auf der Ebene des Netzbetriebs. sein, sondern allein die Frage, ob die Mitnutzung im Staat zusätzlich zu seiner Rolle als Verwalter der Grundsatz der Nichtdiskriminierung behandelt wer-
Ein Lösungsansatz könnte jedoch darin bestehen zu Wege einer wirtschaftlichen Nutzung, also zur Erzie- betreffenden öffentlichen Ressourcen auch als den, eine immanente Verbindung zur Verwirklichung
argumentieren, dass im Hinblick auf die Mitnutzung lung von Einnahmen, erfolgt. Regulierungsbehörde fungiert, die politische Ziele des regulatorischen Ziels besteht und Behörden

54
Vgl. Gesetzesbegründung zu § 77n Abs. 2 TKG, BT-Drucksache 18/8332 vom 04.05.2016, S. 55.
53
 erordnung (EU) Nr. 651/2014 der Kommission vom 17. Juni 2014 zur Feststellung der Vereinbarkeit bestimmter Gruppen
V 55
Vgl. Gesetzesbegründung zu § 77f TKG, BT-Drucksache 18/8332 vom 04.05.2016, S. 47.
von Beihilfen mit dem Binnenmarkt in Anwendung der Artikel 107 und 108 des Vertrages über die Arbeitsweise der Euro- 56
Siehe Nr. 54 der Bekanntmachung der EU-Kommission zum Beihilfebegriff (2016/C 262/01) vom 19.07.2016
päischen Union (AGVO), ABl. L 187/1 vom 26. Juni 2014. (EU ABl.  C 262, 19.7.2016, Seite 1).

33
32
Waren oder Dienstleistungen auf der Grundlage Vor diesem Hintergrund wäre zum einen eine zen- 4.3
von Ausschreibungsverfahren beziehen, die mit den trale Ausschreibung der Nutzungsrechte denkbar,
EU-Vorschriften über die öffentliche Auftragsvergabe aber auch die Schaffung eines anderweitigen Zu-
im Einklang stehen, bietet dies grundsätzlich hinrei- gangssystems, beispielsweise in Form eines Antrags- NGA-RAHMENREGELUNG
chend Anlass dafür, dass keine staatliche Beihilfe verfahrens, dessen Bedingungen transparent und
vorliegt.57 nichtdiskriminierend ausgestaltet sind (festgelegte
und veröffentlichte Mitnutzungsbedingungen mit Alle Projekte, die im Einklang mit den Bedingungen den sollen. Somit könnte die NGA-RR grundsätzlich
Angaben zu den Zugangskriterien und -anforderungen der NGA-Rahmenregelung (NGA-RR) stehen, können auch in Anspruch genommen werden, wenn in wei-
sowie Kosten und mitzunutzenden Standorten). unmittelbar gefördert werden. Die NGA-RR bietet die ßen NGA-Gebieten NGA-Netze für den 5G-Ausbau
beihilferechtliche Grundlage für eine notifizierungs- errichtet werden. Eine Berücksichtigung kann dem-
freie Förderung des Breitbandausbaus. Im Sinne der nach im Rahmen des Betreibermodells erfolgen.
NGA-RR können Projekte in weißen NGA-Gebieten Voraussetzung ist, dass durch die Maßnahme, kon-
BEIHILFETATBESTAND DES gefördert werden, das heißt in Gebieten, in denen es kret beispielsweise bei der Glasfaseranbindung eines
JA NEIN
ART. 107 ABS. 1 AEUV diese Netze noch nicht gibt und die in den kommen- Mobilfunkmastes, möglichst innerhalb eines Jahres,
den drei Jahren vom Markt voraussichtlich auch nicht spätestens jedoch bis zur Verfügbarkeit geeigneter
erschlossen werden. Die NGA-Rahmenregelung er- Frequenzen, ein leistungsfähiges Netz entsteht. Dies
z. B. bei Verzicht auf Einnahmen Gewährung staatlicher Mittel z. B. bei nicht-wirtschaftlicher Nutzung möglicht sowohl die Förderung einer nachzuweisen- muss durch einen Geschäftsplan objektiv nachvoll-
öff. Infrastrukturen oder bei Erhebung
eines mehrkostendeckenden Entgelts
den Wirtschaftlichkeitslücke als auch verschiedene zogen und in ein NGA-Gesamtprojekt eingebunden
Varianten der Förderung von passiver Breitbandin- werden. Insofern können nach der NGA-Rahmenre-
frastruktur. Dazu gehören unterschiedliche Formen gelung bereits heute die infrastrukturellen Voraus-
UND ODER der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und setzungen und Anbindungen zur Vorbereitung von
Netzbetreibern. Ziel ist es, Möglichkeiten für Investi- 5G mit Hilfe von Fördermitteln geschaffen werden,
z. B. bei Begrenzung Selektive Begünstigung z. B. wenn dikriminierungsfrei tionen zu schaffen, die den lokalen Gegebenheiten sofern sich aus der Planung ergibt, dass mit der Ver-
des Nutzerkreises ausgestaltet Rechnung tragen und einen wirtschaftlichen Betrieb fügbarkeit von 5G und aufgrund der Anbindung ein
der Infrastrukturen ermöglichen. leistungsfähiges Netz entsteht.

UND ODER
Die NGA-RR sieht unter § 3 Abs. 1 lit. b ausdrück- Dies bedeutet jedoch auch, dass im Rahmen der
lich vor, dass Fördermittel auch mit anderen für die Umsetzung der infrastrukturellen Voraussetzungen
z. B. bei verringerten Wettbewerbsverfälschende z. B. „De-minimis“-Beihilfen Telekommunikation oder andere Versorgungszwecke die Vorgaben der NGA-Rahmenregelung zwingend
Marktzutrittschancen Wirkung geeigneten Infrastrukturen wie z. B. die Anbindung einzuhalten sind.
von Mobilfunkmasten vernetzt und genutzt wer-

Beihilfenverbot greift
Maßnahme EU rechtswidrig
keine Beihilfen 4.4
DIGINETZG
LÖSUNG: Schaffung eines transparenten, diskriminierungsfreien Mitnutzungsmodells oder Nutzung eines gültigen
Beihilferahmens bzw. Anmeldung als Beihilfe bei der EU-Kommission Durch das am 10. November 2016 in Kraft getre- ausbau zu öffnen, d. h. zur Mitnutzung und Mitver-
tene Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler legung gegen ein angemessenes Entgelt (vgl. §§
Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG)58 wurden 77b–77g TKG). Darüber hinaus wird die Möglichkeit
Abbildung 8: Erfüllung des Beihilfetatbestands nach Art. 107 Abs 1 AEUV, Grafik: atene KOM GmbH
mit den §§ 77a bis 77o TKG umfangreiche Regelun- eröffnet, im Rahmen anderweitiger Bauarbeiten
gen zur Mitnutzung öffentlicher Versorgungsnetze passive Infrastrukturen sowie Glasfaser mitzuverle-
sowie zur Mitverlegung im Rahmen von Bauarbeiten gen. Im Falle ganz oder teilweise aus öffentlichen
in das TKG eingeführt. Die Regelungen verpflichten Mitteln finanzierter Bauarbeiten sind die öffentlichen
insbesondere öffentliche Versorgungsnetzbetreiber Versorgungsnetzbetreiber sogar verpflichtet, zumut-
(z. B. Stadtwerke), ihre gesamte bestehende und ge- baren Anträgen auf Koordinierung von Bauarbeiten
plante passive Netzinfrastruktur für den Breitband- im Hinblick auf eine Mitverlegung stattzugeben

57
 gl. die Ausführungen in der Bekanntmachung der EU-Kommission zum Beihilfebegriff (2016/C 262/01) vom 19.07.2016
V
(EU ABl.  C 262, 19.7.2016, Seite 1), insbesondere Rn. 54, 73 ff. 58
Bundesgesetzblatt 2016 Teil I Nr. 52 vom 09.11.2016, S. 2473 ff.

35
34
(§ 77i Abs. 3 TKG). Im Rahmen von ganz oder teilweise nach § 77d TKG. Der Mitnutzungsanspruch erstreckt tung und DSLAMS explizit auch Mobilfunkantennen einer angemessenen Sicherheit abhängig gemacht
aus öffentlichen Mitteln finanzierten Straßenbauar- sich gemäß § 77e im Falle der Mitnutzung eines Elekt- von dem Begriff der Telekommunikationslinien um- werden. Die Nebenbestimmungen dürfen nur
beiten mit einer Dauer von mehr als acht Wochen ist rizitätsversorgungsnetzes auch auf Dachständer, Gie- fasst sein.60
eine bedarfsgerechte Mitverlegung von Glasfaserka- belanschlüsse und die Hauseinführung sowie die Zur- • d ie Art und Weise der Errichtung der Telekommu-
beln sicherzustellen. Bei der Erschließung von Neu- verfügungstellung eines entgeltlichen Anschlusses Für die Verlegung oder die Änderung von Telekom- nikationslinie sowie
baugebieten muss die Mitverlegung von Glasfasern zum Bezug des Betriebsstroms für die eingebauten munikationslinien ist zusätzlich die Zustimmung • die dabei zu beachtenden Regeln der Technik,
ebenfalls durch die Kommune gewährleistet werden Komponenten des digitalen Hochgeschwindigkeits- des Trägers der Wegebaulast erforderlich (vgl. § 68 • die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs,
(§ 77i Abs. 7 TKG). netzes. Ein den Anforderungen des § 77d TKG ent- Abs. 3 TKG). • die im Bereich des jeweiligen Wegebaulastträgers
sprechendes Mitnutzungsbegehren kann von dem übliche Dokumentation der Lage der Telekommu-
Das DigiNetzG rundet damit den marktgetriebe- Versorgungsnetzbetreiber nur dann versagt werden, Bei der Zustimmung handelt es sich um einen dem nikationslinie nach geografischen Koordinaten und
nen Ausbau und die Förderung von noch nicht wenn nachweislich einer der sieben in § 77g Abs. 2 Grunde nach gebundenen Verwaltungsakt. Die • die Verkehrssicherungspflichten
mit Breitband erschlossenen Regionen ab. Nach abschließend aufgelisteten Versagungsgründe vor- Zustimmung ist zu erteilen, wenn die besonderen
dem DigiNetzG besteht auch die Möglichkeit, dass liegt. Zu den Versagungsgründen gehören beispiels- Voraussetzungen der Nutzungsberechtigung erfüllt regeln.
Tele­kommunikationslinien, zu denen explizit auch weise die fehlende technische Eignung der passiven sind, also die Telekommunikationslinie den Wid-
Mobilfunkantennen zu zählen sind (siehe die Aus- Netzinfrastruktur für die beabsichtigte Mitnutzung, mungszweck des Verkehrsweges nicht dauerhaft be- § 68 Abs. 3 TKG enthält zudem eine Zustimmungsfik-
führungen im vorangehenden Abschnitt), ober­ der aktuell oder zukünftig fehlende Platz für die be- schränkt und den Anforderungen der Sicherheit und tion, d. h. die Zustimmung gilt nach Ablauf einer Frist
irdisch verlegt werden. Zudem umfasst es auch die absichtigte Unterbringung der Netzkomponenten, Ordnung sowie den anerkannten Regeln der Technik von drei Monaten nach Eingang des vollständigen
entgeltliche Mitnutzung von Laternen und Ampeln, Anhaltspunkte für eine zu erwartende erhebliche Stö- genügt. Ein Ermessen seitens des Trägers der Wege- Antrags als erteilt. Die Frist kann um einen Monat ver-
die nach der neuen Begriffsdefinition der passiven rung des Versorgungsdienstes durch die Mitnutzung baulast besteht nur im Hinblick auf die Ausgestaltung längert werden, wenn dies wegen der Schwierigkeit
Netzinfrastruktur in § 3 Nr. 17b TKG ausdrücklich zu oder der Überbau von bestehenden Glasfasernet- der Zustimmung, d. h. die Zustimmung kann mit Ne- der Angelegenheit gerechtfertigt ist.
den passiven Netzinfrastrukturkomponenten zählen. zen, die einen diskriminierungsfreien, offenen Netz- benbestimmungen versehen sowie von der Leistung
Die Mitnutzung dieser passiven Netzinfrastrukturen zugang zur Verfügung stellen. Im Streitfall kann über
kann durch den TK-Anbieter bei dem Eigentümer § 77n TKG die Bundesnetzagentur als nationale Streit-
oder Betreiber des öffentlichen Versorgungsnetzes beilegungsstelle eine verbindliche Entscheidung im
beantragt werden. Das Antragsverfahren richtet sich Hinblick auf die beantragte Mitnutzung treffen.

4.5
WEGERECHT UND ZUWEGUNG

Die mit 5G stark steigende Zahl der Mobilfunkstand- kationslinien unentgeltlich zu benutzen. Der Bund
orte auch an bisher ungewöhnlichen Orten und Ein- überträgt diese Nutzungsberechtigung gemäß
richtungen erfordert, dass Unternehmen, welche Mo- § 69 TKG durch die Bundesnetzagentur auf Antrag
bilfunknetze errichten und betreiben, diese Standorte an die Eigentümer oder Betreiber öffentlicher Tele-
zum einen erreichen und zum anderen wenn nötig kommunikationsnetze. Dies gilt auch für Betreiber
erschließen können müssen. Entsprechend ist damit von 5G-Netzen.
zu rechnen, dass es zu umfangreichen Tiefbauarbei-
ten zur Verlegung von Backhaulanbindungen für neu Dabei betrifft das Nutzungsrecht die Telekommu-
zu errichtende Sendestandorte kommt. nikationslinie insgesamt, d. h. „unter- oder ober­
irdisch geführte Telekommunikationskabelanlagen,
Besonders in dicht besiedelten Gebieten entstehen einschließlich der zugehörigen Schalt- und Verzwei-
damit neue Herausforderungen sowohl für die Un- gungseinrichtungen, Masten und Unterstützungen,
ternehmen als auch für die Kommunen. Ein Beispiel Kabelschächte und Kabelkanalrohre, sowie weitere
hierfür ist der Zugang zu Ampelanlagen oder ande- technische Einrichtungen, die für das Erbringen von
ren mitgenutzten Infrastruktureinrichtungen. öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdiensten
erforderlich sind“.59 Der Gesetzesbegründung nach
Nach TKG ist der Bund befugt, Verkehrswege für sollen durch die Aufnahme des Begriffs der weiteren
die öffentlichen Zwecken dienenden Telekommuni- technischen Einrichtungen neben Fernspeiseeinrich-

59
Vgl. die Begriffsdefinition in § 3 Nr. 26 TKG. 60
Vgl. die Erläuterung zur Begriffsdefinition in § 3 Nr. 26 TKG, BT-Drucksache 18/8332 vom 04.05.2016, S. 36.

37
36
4.6 5
STANDORTBESCHEINIGUNGEN/STANDORTVERFAHREN HANDLUNGS­E MPFEHLUNGEN

Von vielen Kommunen wird die Mitnutzung von be- zogene Sicherheitsabstand ist der erforderliche Ab- Auch wenn die Herstellung von Mobilfunkversor- z. B. dem Aufbau neuer Bushaltestellen und Ampel-
stehenden Mobilfunk-Standorten durch mehrere stand zwischen der Bezugsantenne und dem Bereich, gung im Interesse der Telekommunikationsanbie- anlagen oder der Erneuerung eines Radwegs kann
Netzbetreiber gefordert. Das stellt insbesondere in in dem die Grenzwerte nach § 3 der BEMFV (Satz 1) ter liegt, so kann die Kommune oder der Landkreis ein Mehrwert geschaffen werden, ohne dass hier-
städtischen Gebieten eine Herausforderung für die eingehalten werden. Die Bestimmung der Sicher- durch überlegtes und synergetisches Handeln den mit automatisch hohe Kosten verbunden sind. Die
Genehmigung von Antennenstandorten im Standort- heitsabstände erfolgt in der Regel rechnerisch. Im Ausbau beschleunigen und den Abdeckungsgrad nachfolgenden Empfehlungen gehen von einem
verfahren dar. Unter Nutzung bestehender Berech- Einzelfall kann auch eine messtechnische Erteilung erhöhen. Insbesondere wenn der Ausbau von Glas- iterativen Vorgehen aus, so dass sukzessive Vorar-
nungsverfahren ist der Ausbau von Zellen (mit Über- von Standortbescheinigungen erfolgen. Im Hinblick fasernetzen oder andere Infrastrukturbauprojekte in beiten für einen Roll-out geleistet bzw. Anfragen von
lagerung mehrerer Frequenzen) nur noch erschwert auf die Schaffung der Rahmenbedingungen für einen Planung vorgesehen sind, lohnt es sich diese Planun- Mobilfunkanbietern behandelt werden können.
umsetzbar. schnellen 5G-Ausbau und eine weitere Verdichtung gen zu prüfen. Auch bei kleineren Maßnahmen wie
der Netze regt die Branche verschiedene Maßnah-
Beim Standortverfahren werden ortsfeste Funkanla- men an:
gen mit einer (Gesamt-)Strahlungsleistung von mehr

5.1
als 10 Watt auf die Einhaltung der Grenzwerte zum • D
 ie Berechnungsverfahren zur Bestimmung der
Schutz von Personen überprüft. Ein Betrieb der An- Sicherheitsabstände sollten insofern optimiert
lage ist nur dann zugelassen, wenn am Installations- werden, dass unnötige Überschätzungen vermie-
ort die Einhaltung der Personenschutzgrenzwerte den werden. Auch Gebäudedämpfungen könnten
gewährleistet ist (Standortverfahren). Grundlage für darin Berücksichtigung finden. STATUS QUO-ANALYSE
das Standortverfahren bildet die Verordnung über
das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromag- • I m Rahmen von Anpassungen im Bauplanungs- und
netischer Felder (BEMFV). Für die Beantragung einer Bauordnungsrecht sollte geprüft werden, die zuläs- Zielführend ist die Aufstellung eines regionalen Aus- Ein wesentlicher Faktor für die Ausbreitung von
Standortbescheinigung stellt die Bundesnetzagentur sige Höhe von Anlagen der technischen Gebäude- bauplans für den Breitbandausbau, welcher auch Mobilfunknetzen wird die Stromversorgung der ent-
Formblätter bereit.61 ausrüstung für verfahrensfreie Bauvorhaben von den Aufbau von 5G-Netzen berücksichtigt. In einer sprechenden Standorte sein. Insofern sollten, soweit
10 m auf 15 m heraufzusetzen. Flächennutzungs- möglichst kartografischen Darstellung sollte der möglich, diese miterhoben und vermerkt werden.
Im Rahmen des Standortverfahrens können auf pläne sollten dergestalt ausgewiesen sein, dass Status quo (z. B. unter Nutzung des Infrastruktur­ Auch ist die Erhebung möglicher bereits in nahem
Antrag an die Bundesnetzagentur sog. Standort- Mobilfunkstandorte nicht länger vorzugsweise in atlas der Bundesnetzagentur62 sowie der EMF-­ Umfeld bestehender Sendeanlagen von Bedeutung,
bescheinigungen für ortsfeste Mobilfunk-Stand- die Außenbereiche verlagert, sondern auch in den Datenbank63) herausgearbeitet werden. Die Analyse um ggfs. erforderliche Standortbescheinigungen
orte erstellt werden. Standorte, die potenziell die Ortszentren errichtet werden können. sollte ebenfalls Schwerpunkte für künftige Bedarfe (siehe Kapitel 4 „Rechtliche Aspekte des 5G-Aus-
Grenzwerte überschreiten könnten, können durch enthalten. Ggfs. gekoppelt an einen Masterplan für baus”) rechtzeitig einholen zu können.
die Bundesnetzagentur überprüft werden. Auch • D
 arüber hinaus sollten die Voraussetzungen ge- Festnetzinfrastrukturen, sollten insbesondere vorhan-
die Genehmigung, weitere Sender zu installieren, schaffen werden, verstärkt Standorte des Bundes, dene nutzbare Standorte für Sendeanlagen erhoben
wird von der Bundesnetzagentur erteilt. Zum Stand- der Länder und Kommunen der Verkehrsträger werden. Hierzu gehören u. a.
ort gehören alle Funkanlagen, die auf demselben sowie die Mitnutzung entsprechender Liegen-
Standort oder in unmittelbarer Nähe von einander schaften und Infrastruktur in die Ausbauplanung • Straßenlaternen
betrieben werden. Im Rahmen des Standortverfah- einzubeziehen • Ampeln
rens berücksichtigt die Bundesnetzagentur sämtliche • Parkautomaten
am Standort vorhandene Sendefunkantennen und Insbesondere für die kommunale Planung ist zu klä- • Stadtmöbel (Bushaltestelle, digitale Werbemittel)
alle Sendeanlagen die in unmittelbarer Nähe auf den ren, ob und inwiefern die Standorte der Kommune • digitale Parkleitsysteme
Standort einwirken. Eine Standortmitbenutzung ist bekannt sind und diese ggfs. bei der Standortsuche • hohe Gebäude
der BEMFV entsprechend (insbesondere § 6 BEMFV) und Planung z. B. auch im Zuge des Glasfaserausbaus • WLAN-Standorte
vorgesehen. unterstützen kann. Hierzu wäre es auch notwendig, • Kabelverzweiger und Standorte regionaler
dass eine Anzeige über die In- und Außerbetrieb- Energieversorger
Eine Funkanlage darf nur dann betrieben werden, nahme von ortsfesten Funkanlagen (Basisstationen) • öffentliche Gebäude.
wenn sich innerhalb des standortbezogenen Sicher- in öffentlichen Telekommunikationsnetzen mit Leis-
heitsabstands keine Personen aufhalten, es sei denn tungen von weniger als 10 Watt (EIRP) gemäß BEMFV
aus betriebstechnischen Gründen. Der standortbe- §11, Abs. 2, erfolgt.

62
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/ZIdB/
Einsicht­nahmeberechtigte/einsichtnahmeberechtigte-node.html, letzter Aufruf 29.05.2017
61
Siehe Internetseite: http://emf3.bundesnetzagentur.de/stob.html 63
http://emf2.bundesnetzagentur.de/karte/default.aspx, letzter Aufruf: 29.05.2017

39
38
5.2 5.4
ENTWICKLUNGSERHEBUNG MIGRATIONSKONZEPT

Aufbauend auf Gesprächen mit zukünftigen Bedarfs­ Falls vorhanden, sollten bestehende Verkehrsfluss­ In vielen Regionen wird der 5G-Roll-out nicht auf Um den Ausbau koordinieren und für flächendeckende
trägern und vorhandenen Analysen werden die analysen, Parkleitsysteme und andere Konzepte, die einen Schlag von den Telekommunikationsanbie- Versorgung eintreten zu können, ist insbesondere
künftigen Nutzungserfordernisse erhoben. So sollten Aufschluss über den künftigen Nutzungsgrad geben, tern umgesetzt werden. Es wird ein stetiges Voran- bei 5G die Unterstützung der Kommune notwendig.
als Bedarfsträger u. a. berücksichtigt werden. schreiten und eine Weiterentwicklung mit der städti- Aus diesem Grunde sollten die Geo­informations-
schen Entwicklung geben. Auch im ländlichen Raum Mitarbeiter sowie Planungs-, Bau- und Naturschutz-
• W irtschaftsverbände und lokale Unternehmen wird bei neu ausgewiesenen Flächen und erhöhten ämter (siehe beispielsweise den Naturschutzleitfaden
• Wohlfahrtsverbände und ambulante, sowie Anforderungen nachgerüstet. Breitband wie auch des Landes Hessen65) der Kommunen und des Land-
stationäre Kranken- und Pflegedienste Mobilfunk sind als Gegenstand raumplanerischer kreises die Besonderheiten des Mobilfunkausbaus
• Logistik-, Transport und Beförderungsunternehmen Maßnahmen zu betrachten. kennen und z. B. im Baugenehmigungsverfahren
• der Einzelhandels- und Tourismussektor (siehe auch Leitfaden des Breitbandbüro des Bun-
• ÖPNV und sicherheitsrelevante Akteure wie des66) die Umsetzung begleiten. Es wird empfohlen,
z. B. Polizei und Feuerwehr auf der Website der Kommunen oder des Kreises
einen festen Ansprechpartner für die Mobilfunk­
eingebunden werden. unternehmen zu nennen.

5.3 5.5
SYNERGIEN BEI BAUPROJEKTEN ENTGELTE- UND GEBÜHREN

Nicht in jedem Bauprojekt kommt es zwangsläufig zu alle bestehenden Mobilfunkstandorte an das Glasfa- Die Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur kann für Eine Lösung kann eine Gebührenordnung sein, wie
Synergien mit dem Mobilfunkausbau, dennoch kann sernetz angeschlossen sind und für die Vielzahl neuer den schnellen 5G-Roll-out hilfreich sein. Aus dem sie auch für andere Infrastrukturnutzungen erlassen
einiges „vorgedacht“ werden. Für den weiteren Ver- Standorte Glasfasern verfügbar sein müssen, lohnt es europäischen Beihilfenrecht folgt das generelle Ver- wird. In diesem Fall sollte sie differenziert die ent-
lauf ist die Erhebung von Tiefbaumaßnahmen (um im sich bei „offenem Graben“ für entsprechende Rohr- bot der selektiven Bevorteilung einzelner Marktteil- sprechende Mitnutzung von Anlagen, wie z. B. Am-
Netzausbau Kosten zu sparen) sowie auch im Hoch- und Faserkapazitäten zu sorgen. Siehe hierzu auch nehmer. Nur unter Einhaltung bestimmter Vorgaben peln, Straßenlaternen etc. ausweisen. Anfragende
bau (um neue Standorte identifizieren zu können), „Anlage A Musterleistungsbild Gigabitgesellschaft“ können solche Maßnahmen als zulässig erachtet Mobilfunkunternehmen werden so gleichbehandelt.
notwendig. des Leitfadens zum Bundesförderprogramm.64 werden (siehe hierzu Kapitel 4 „Rechtliche Aspekte Gleichzeitig kann eine Gebührenordnung auch für
des 5G-Ausbaus“). Eine Möglichkeit, die im Rahmen andere Technologien, wie z. B. WLAN, gelten. Es wird
Tiefbauprojekte sind insbesondere für die Erschlie- Auch die Aufnahme von Hochbaumaßnahmen (im der Beihilfengewährung stattfindende Bevorteilung empfohlen, über die Gebührenordnung ebenfalls
ßung der Standorte mit dem leistungsstarken Back- Idealfall im 3-D-Landschaftsmodell) kann für eine einzelner Marktteilnehmer zu reduzieren, kann die eine Meldepflicht über die Installation, aber auch
haul interessant. Die 5G-Standorte sollten mit Glasfa- „lebende“ Weiterentwicklung des Mobilfunks ent- öffentliche Ausschreibung der Mitnutzung von Am- die Aufgaben der Sendeeinrichtungen einzuführen
seranbindungen ausgestattet werden. Da noch nicht scheidend sein. pelanlagen etc. sein. Falls ein zentraler Roll-out oder und Vorgaben für die Dokumentation einzuführen.
eine finanzielle Unterstützungen der Kommunen So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein lokales „Funk-
geplant sind, erscheint dies denkbar. Auf Dauer ist kataster“.
ein derartiger Ansatz, insbesondere im „lebenden“
Ausbau, wenig praktikabel.

65
 ttps://www.breitband-in-hessen.de/mm/Naturschutzleitfaden_Breitbandausbau_16_03_2015.pdf, letzter Aufruf:
h
64
http://www.atenekom.eu/fileadmin/user_upload/Dokumente/BFP/Leitfaden_zum_Bundesfoerderprogramm.pdf, 29.05.2017
letzter Aufruf: 29.05.2017 66
http://breitbandbuero.de/wp-content/uploads/150730_BBBAusbauleitfaden_interaktiv.pdf, letzter Aufruf: 29.05.2017

41
40
5.6 6
EINBINDUNG REGIONALER ENERGIEVERSORGER ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Mobilfunkanbindungen, so auch 5G, benutzen Sen- Dienste wie autonomes Fahren und Elektromobilität 3GPP Third Generation Partnership Project
deanlagen und -einrichtungen, die je nach Größe verändern bereits den Energiefluss in der Region. 4G vierte Mobilfunkgeneration
und Ausbreitung einen erhöhten Strombedarf haben. Durch die Nutzung von 5G wird sich der Verbrauch 5G fünfte Mobilfunkgeneration
Daher sollte eine frühzeitige Abstimmung mit den durch die Senderstandorte, aber auch durch die 5G-PPP 5G-Public Private Partnership
regionalen Energieversorgern, insbesondere im Hin- hierdurch ermöglichten Dienste, verändern. Da die AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union
blick auf einen flächendeckenden Roll-out, erfolgen. Anforderungen je nach Größe des Standortes und BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Wichtig, und gleiches gilt für die Erhebung des Status der Sendeanlagen unterschiedlich sein können, emp- BNetzA Bundesnetzagentur
quo, sind Fragen wie: fiehlt sich auch hier die frühzeitige Abstimmung mit CEPT Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications
den Mobilfunkversorgern. Grundsätzlich dürfen Ge- DVB-T Digital Video Broadcasting – Terrestrial
• Ist eine Stromversorgung vorhanden? samtenergieproduktion und -verbrauch der Region EIRP Equivalent Isotropically Radiated Power
• Ist die Stromversorgung ausreichend? nicht vernachlässigt werden. EU-KOM Europäische Kommission
• Entstehen Ausbaukosten, FDD Frequency Division Duplexing
z. B. für einen zusätzlichen Zähler? FTTB Fibre To The Building
FTTC Fibre To The Curb
FTTH Fibre To The Home
GEREK Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation
GHz Gigaherz
HFC Hybrid-Fibre-Coax

5.7
HTAI Hessen Trade & Invest GmbH
IMT International Mobile Telecommunications
IoT Internet of Things
IP Internet Protocol
DOKUMENTATION IM GEOINFORMATIONSSYSTEM ITU International Telecommunication Union
IVSG Intelligente Verkehrssysteme Gesetz
LTE Long Term Evolution
Die Standortdaten von Sendeanlagen, aber auch nur die Art und Weise der Errichtung der Telekom- m2m machine to machine
potenzieller neuer Standorte, sind essentiell für die munikationslinie sowie die dabei zu beachtenden Mbit/s Megabit pro Sekunde
Funkplanung. Es ist zu empfehlen entsprechende Regeln der Technik, die Sicherheit und Leichtigkeit MHz Megahertz
Daten zu erheben und fortlaufend zu dokumentie- des Verkehrs, die im Bereich des jeweiligen Wege- mMTC massive Machine Type Communication
ren. Die Kommune kann durch das Wissen über die baulastträgers übliche Dokumentation der Lage der NGA Next Generation Access
örtlichen Gegebenheiten den Ausbau massiv unter- Telekommunikationslinie nach geografischen Koor- NRB Nationale Regulierungsbehörden
stützen. Das TKG ermöglicht in § 68 (3) in Bezug auf dinaten und die Verkehrssicherungspflichten regeln.“ OTT Over The Top
die Standortsicherung entsprechende Vorgaben zur QoS Quality of Service
Dokumentation:67 Die Einrichtung eines Funkkatasters mit entsprechen- RSPG Radio Spectrum Policy Group
den Standorten (siehe Abschnitt zur Status quo-Ana- SDL Supplementary Downlink
„Die Zustimmung kann mit Nebenbestimmungen lyse) sowie die fortlaufende Pflege sollten durch die UHD Ultra High Definition
versehen werden, die diskriminierungsfrei zu gestal- Kommune, den Landkreis, ggfs. auch durch Zweck- UMTS Universal Mobile Telecommunications System
ten sind; die Zustimmung kann außerdem von der verbände in Zusammenarbeit mit dem Land sicher- URLLC Ultra Reliable Low Latency Communication
Leistung einer angemessenen Sicherheit abhängig gestellt werden. V2N Vehicle to Networks
gemacht werden. Die Nebenbestimmungen dürfen V2P Vehicle to Pedestrian
V2V Vehicle to Vehicle
V2X Vehicle to everything
VDSL Very High Speed Digital Subscriber Line
WLAN Wireless Local Area Network
WRC World Radiocommunication Conference

67
Vgl. z. B.: http://norm.bverwg.de/jur.php?tkg_2004,68, letzter Aufruf: 29.05.2017

43
42
7 Bandbreite (Kanalbandbreite) E-Government Intelligente Verkehrssysteme
In der funkbasierten Signalübertragung bezeichnet Unter E-Government versteht man die digitale Um- Sammelbegriff für digitale Systeme im Bereich der
die Kanalbandbreite die Breite eines Intervalls im setzung von Verwaltungsprozessen zur Information, Verkehrsinfrastruktur im Zusammenspiel mit digita-
GLOSSAR Funkspektrum. Umgangssprachlich wird der Begriff Kommunikation oder Transaktion zwischen und in- len vernetzten Technologien in Fahrzeugsystemen.
Bandbreite häufig auch zur Beschreibung der maxi- nerhalb von staatlichen Institutionen sowie darüber Durch die Entwicklung und den Einsatz intelligenter
mal erreichbaren Datenübertragungsrate eines Zu- hinaus mit privaten Organisationen und Bürgern. Verkehrssysteme soll der Verkehr effizienter, sicherer
5G gangsprodukts verwendet. und umweltfreundlicher werden. 5G-Mobilfunk gilt
Bezeichnung für die fünfte Mobilfunkgeneration, E-Health als wichtige Infrastruktur für die Errichtung intelligen-
Nachfolgestandard des derzeit aktuellen Mobilfunk- CEPT Abkürzung für Electronic Health. Unter dem Begriff ter Verkehrssysteme. Vgl. auch: https://www.bmvi.de/
netzes (4G). Mit dem neuen Standard sollen techni- Abkürzung für „Conférence Européenne des Admi- werden Dienste, Produkte und Verfahren im Gesund- SharedDocs/DE/Artikel/DG/ivs-im-strassenverkehr.
sche Fortschritte wie z. B. höhere Datenübertragungs- nistrations des Postes et des Télécommunications; heitsbereich zusammengefasst, die mittels digitaler html (letzter Aufruf: 29.05.2017)
raten, sehr geringe Reaktionszeiten oder auch eine dt.: Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post Technologien ermöglicht werden. Hierzu gehören
sehr viel höhere Gerätedichte eine Vielzahl neuer und Telekommunikation“ vielfältige Anwendungsfelder von der Vorbeugung Intelligente Verkehrssysteme Gesetz (IVSG)
digitaler Anwendungsmöglichkeiten im Mobilfunk über die Diagnose bis hin zur Behandlung von Krank- Das Intelligente Verkehrssysteme Gesetz (IVSG) ist am
ermöglichen. Die CEPT versteht sich als europäisches Forum für heiten oder auch die Überwachung von Vitaldaten 21. Juni 2013 in Kraft getreten. Mit dem Intelligente
regulatorische Abstimmungen der Mitgliedsstaaten von Patienten. Verkehrssysteme Gesetz (IVSG) wurde die Richtlinie
5G Private Public Partnership (5GPPP) im Bereich Post und Telekommunikation. Behandelt 2010/40/EU zum Rahmen für die Einführung Intelli-
Bei der 5GPPP handelt es sich um eine von der werden u. a. Grundsatzfragen zur harmonisierten, Enhanced Mobile Broadband (eMBB)/ genter Verkehrssysteme im Straßenverkehr und für
EU-Kommission als Public-Private-Partnership ein- effizienten Nutzung von Funkfrequenzen. Enhanced Ultra Mobile Broadband (eUMB) deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern
gesetzte Institution mit öffentlichen und privat- Unter diesen Fachbegriffen werden 5G-Funktiona- (IVS-Richtlinie) in nationales Recht umgesetzt. Vgl.
wirtschaftlichen Partnern, welche in Projekten und Critical Communications/Ultra reliable and litäten verstanden, welche den Einsatz von mobilen auch: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Arti-
Arbeitsgruppen 5G-Technologien und -Lösungen vor low latency communications (URLLC) Diensten mit sehr hohen Datenübertragungsraten er- kel/DG/ivs-im-strassenverkehr.html (letzter Aufruf:
dem Hintergrund des Aktionsplans „5G für Europa“ Unter dem Begriff versteht man ein Anforderungs- möglichen. Durch den Einsatz neuer Technologien 29.05.2017)
der Europäischen Kommission erarbeiten. profil von Anwendungen, welche durch eine hohe wie massive MIMO und die Nutzung von sehr hohen
Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit des Telekommu- Frequenzen im Millimeterwellen-Bereich könnten hö- IoT Internet of Things
Augmented Reality (AR) nikationsdienstes und durch ultrakurze Latenzzeiten here Datenraten im Up- und Downstream sowie eine Deutsch: Internet der Dinge. Mit dem Begriff wird
Auf Deutsch auch als „erweiterte Realität“ bezeich- gekennzeichnet sind. Diese Anforderungen sollen höhere Kapazität pro Flächeneinheit innerhalb der die fortschreitende Vernetzung von Geräten aller
net, beschreibt die computergestützte Erweiterung auch bei einer hohen Mobiliät der Netzteilnehmer Funkzelle erreicht werden. Art, Sensornetzwerken, Maschinen, Bauteilen und
der Realitätswahrnehmung. Mittels Smartphone oder (zwischen den Funkzellen und mit hoher Geschwin- weiteren physischen Objekten über das Internet
spezieller Brillen werden visuelle Wahrnehmungen digkeit innerhalb der Funkzelle) gewährleistet wer- Frequenzduplex bezeichnet. IoT-Technologien stellen eine wichtige
um digitale Informationen ergänzt und kombiniert den. Die Erfüllung dieses Anforderungsprofils ist ein Der Begriff Frequenzduplex (engl. frequency division Grundlage für Entwicklungen im Bereich Indust-
oder überlagert dargestellt. AR unterscheidet sich zentrales Leistungsmerkmal des zukünftigen 5G-Stan- duplex, FDD) bedeutet, dass Daten im Up- und rie 4.0 dar. Durch 5G-Mobilfunk soll eine sehr viel
insofern von Virtual Reality (VR), dass die Grundlage dards. Download jeweils mit einer eigenen Trägerfrequenz größere Anzahl von gleichzeitig aktiven Teilnehmer-
der dargestellten Information die reale Umgebung übertragen werden. Dadurch kann ein Endgerät geräten pro Funkzelle im Vergleich zu bestehenden
des Nutzers darstellt. DVB-T/DVB-T2 gleichzeitig senden und empfangen. Technologien ermöglicht werden. 5G stellt damit
Abkürzung für „Digital Video Broadcasting – Terrest- eine wichtige Voraussetzung für verschiedene IoT-An-
Backhaul rial“; Standard für die Funkübertragung von digitalem HFC (Hybrid fibre coax) wendungsfelder dar.
In der Netzwerk- und Telekommunikationstechnik die Fernsehen und Hörfunk über terrestrische Kanäle. Hybrid Fibre Coax ist eine Technologie, die durch eine
Bezeichnung für die Anbindung eines vorgelagerten, DVB-T2 ist der Nachfolgestandard und ist durch eine Segmentierung der (häufig bestehenden) TV-Kabel- Industrie 4.0
untergeordneten Netzknotens. Im Mobilfunkbereich höhere spektrale Effizienz charakterisiert, was eine netze mit Anbindung der einzelnen Segmente durch Der Begriff steht für die vierte industrielle Revolution,
kann hierunter die Anbindung der Sendeeinrichtung höhere Anzahl von Programmen und eine höhere Glasfasertechnologie die Leistungsfähigkeit von Ka- in welcher industrielle Wertschöpfungsprozesse mit-
an das übergelagerte Netz verstanden werden. Für Qualität der übertragenen Inhalte ermöglicht. belnetzen zur digitalen Datenübertragung erhöht. tels digitaler Systeme vernetzt werden. Menschen,
5G-Sendeeinrichtungen kann davon ausgegangen Die Technologie spielt für die Einführung von 5G eine HFC ermöglicht es den Providern, ihren Kunden auf Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommu-
werden, dass der Backhaul zumeist in Form von Glas- Rolle, da die für DVB-T verwendeten Frequenzen im Basis der Kabelnetze digitale Zugangsprodukte mit nizieren dabei direkt und automatisiert miteinander
faserverbindungen realisiert wird. Die Notwendigkeit 700 MHz Bereich liegen und zukünftig für Mobilfunk hohen Datenübertragungsraten anzubieten. Da es im Wertschöpfungsprozess. Dadurch sollen letztlich
von Glasfaser-Backhaul-Verbindungen stellt eine der eingesetzt werden sollen. Mit der Umstellung auf sich bei TV-Kabel-Segmenten um ein sog. Shared Me- komplett digitalisierte und vernetzte Wertschöpfungs-
Herausforderungen im 5G-Ausbau dar. DVB-T2 bis zum Jahr 2020 werden die entsprechen- dium handelt, kann durch die Segmentierung und ketten realisiert werden, die die Entwicklung neuer
den Frequenzen für den Mobilfunk freigegeben. leistungsfähige Rückanbindung mittels Glasfaser die individueller Produkte und Dienstleistungen ermög-
Backbone mittlere Leistung pro Nutzer deutlich erhöht werden. lichen und die Produktionsprozesse opti­mieren.
Backbone (engl. für Rückgrat, Hauptstrang, Basis- Dienstgüte/Quality of Service (QoS)
netz) bezeichnet einen verbindenden Kernbereich Beschreibt die Güte oder auch Qualität eines Kom- IMT-2020 International Mobile Telecommunica- ITU – International Telecommunications Union
eines Telekommunikationsnetzes mit sehr hohen munikationsdienstes aus der Sicht des Anwenders. Zu tion for 2020 and beyond (dt.: Internationale Fernmeldeunion)
Datenübertragungsraten, der meist aus einem Glas- den Parametern der Dienstgüte gehören beispiels- IMT-2020 ist der Arbeitstitel der Internationalen Fern- Die Internationale Fernmeldeunion ist eine Sonder-
fasernetz sowie satellitengestützten Kommunikati- weise die Zuverlässigkeit der Verbindung, die Stabi- meldeunion (ITU) für den Standardisierungsprozess organisation der Vereinten Nationen. Sie befasst sich
onselementen besteht. lität der erreichten Datenübertragungsrate oder auch der 5. Mobilfunkgeneration. als offizielle Institution weltweit mit technischen As-
die für den Verbindungsaufbau nötige Zeit. pekten der Telekommunikation.

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ITU-R – International Telecommunication Union, Massive Internet of Things (mIoT)/Massive Radio Spectrum Policy Group (RSPG) Spektraleffizienz
Radiocommunication Sector (dt.: Internationale Machine-Type Communication (mMTC) Die Radio Spectrum Policy Group ist ein bera- Unter Spektraleffizient oder auch Bandbreiteneffizi-
Fernmeldeunion – Funkkommunikation) Unter diesem Begriff werden neuartige Anwendungs- tendes Gremium der Europäischen Kommission ent versteht man das Verhältnis zwischen der Daten-
Die ITU-R ist der zuständige Sektor der ITU für profile in der Telekommunikation verstanden, welche für frequenzpolitische Themen. Es unterstützt die übertragungsrate und der Bandbreite des Signals,
internationale Angelegenheit im Zusammenhang mit sich durch eine sehr hohe Gerätedichte pro Flächen­ Kommission in diesem Bereich zur Koordinierung im Mobilfunk also der Bandbreite im verwendeten
Funkkommunikation und insofern in den Standardi- einheit in Form von IoT-Geräten, auch in Kombination der politischen Ansätze und Maßnahmen in den Funkfrequenzband. Mit 5G soll eine Steigerung der
sierungsprozess von 5G-Mobilfunk involviert. mit vernetzten Maschinen oder Fahrzeugen und an- Mitgliedsstaaten mit dem Ziel der Errichtung eines Spektraleffizienz einhergehen und so die Datenüber-
grenzenden Systeme auszeichnen. Ermöglicht wer- harmonisierten europäischen Binnenmarkts. In tragungskapazität der Funkzellen gesteigert werden.
Latenz den diese Anwendungen mittels 5G-Mobilfunk durch Deutschland ist das BMWi als Vertreter in diesem
Unter Latenz wird in der Telekommunikation die Re- Fortschritte bei der Energieeffizienz und der stark stei- Gremium, unterstützt durch die Bundesnetzagentur. Supplementary Downlink (SDL)
aktions- oder Verzögerungszeit zwischen einer Aktion genden Anzahl gleichzeitig verwaltbarer Endgeräte Der Supplementary Downlink ist ein Bereich im Fre-
und der dazugehörigen Reaktion bezeichnet. Bei der pro Funkzelle. So können beispielsweise dichte Sen- Taktiles Internet quenzband, der zusätzlich zum bestehenden Down-
Übertragung von Signale über eine Kombination von sornetzwerke ihre Umgebung jederzeit überwachen. Unter Anwendungen des taktilen Internets versteht linkkanal verwendet wird, um die Kanalbandbreite im
Funkstrecken und nachgelagerten Netzabschnitten man Dienste und Anwendungen, welche eine extrem Downlink zu erhöhen und somit höhere Datenraten
ist damit die Signallaufzeit bis zum Ziel gemeint. Die Millimeterwellen – Millimeter Wave (mmWave) kurze und damit für Menschen nicht wahrnehmbare zu ermöglichen. Das führt zu einem deutlich verbes-
Latenz wird maßgeblich durch die Verarbeitungsge- Millimeterwellen sind Funkwellen, deren Wellen- Latenzzeit aufweisen bzw. erfordern. Hierzu gehören serten Nutzererlebnis, da der größere Teil des Daten-
schwindigkeit der aktiven Komponenten innerhalb länge im Millimeterbereich liegt (1–10 mm), was beispielsweise Anwendungen im E-Health-Bereich verkehrs in der Regel im Downlink entsteht.
eines Systems beeinflusst. Mit 5G sollen durch sehr einem Frequenzband von 30 GHz bis 300 GHz ent- (z. B. Telechirurgie) oder auch Anwendungen im Kon-
kurze Latenzzeiten von unter 1 ms URLLC-Anwendun- spricht. Der Einsatz von Frequenzbändern in diesem text der intelligenten Verkehrssteuerung, etwa bei Virtual Reality (VR)
gen des sog. „taktilen Internets“ ermöglicht werden. Bereich für 5G-Mobilfunk wird derzeit in den inter- der V2X-Kommunikation. Auf Deutsch auch als „virtuelle Realität“ bezeichnet,
nationalen Gremien diskutiert. Für den 5G-Ausbau steht der Begriff für die Darstellung und möglichst
Long Term Evolution (LTE) würden sich sehr kleinräumige so genannte Small- Shannon-Hartley-Gesetz intensive Wahrnehmung einer computergenerierten,
Bezeichnet eine Mobilfunktechnologie der dritten und Micro-Cells zur Versorgung von Räumen mit be- Beschreibt die theoretische Obergrenze der wahr- interaktiven virtuellen Umgebung, z. B. durch Ein-
Mobilfunkgeneration. Unter dem Namen LTE-Advan- sonders hohem Nutzeraufkommen eignen. scheinlich möglichen erreichbaren und dabei noch satz von so genannten VR-Brillen. In Abgrenzung zu
ced wurden abwärtskompatible Erweiterungen mit fehlerfreien Datenrate eines Übertragungskanals, Augmented Reality wird die reale Umgebung des
erweiterten Leistungsmerkmalen entwickelt, die eine Modulationsverfahren abhängig von der Bandbreite und dem Signal/ Nutzers nicht in die Anwendung integriert.
höhere maximale Datenübertragungsrate ermögli- Modulation bezeichnet einen Vorgang in der Nach- Rausch-Verhältnis.
chen. LTE-Advanced ist aufgrund der Leistungsdaten richtentechnik, mit dem das zu übertragende Nutzsi- Vehicle-to-Everything (V2X)
der 4. Mobilfunkgeneration (IMT-Advanced) zuzuord- gnal auf ein so genanntes Trägersignal aufgebracht Small Cells/Micro-Cells/Macro-Cells Der Begriff sammelt verschiedene digitale Kom-
nen. LTE-Advanced ist aktuell eine der modernsten (moduliert) wird. Durch die technologische Fortent­ Während Macro-Cells durch eine hohe Reichweite munikationsfunktionen im Kontext von intelligen-
Mobilfunktechnologien. wicklung der Modulationsverfahren und der Leis­ einen großen Sende- und Empfangsradius abdecken ten Verkehrssystemen und autonomer Mobilität. Es
tungs­fähigkeit der benötigten Modulations-­Demo­ und so für eine flächendeckende Versorgung mit Mo- geht dabei um den Austausch von Informationen
Machine to Machine Communication (M2M) dulationstechnologien kann die Spektraleffizienz bilfunk eingesetzt werden, dienen so genannte Small- zwischen einem Fahrzeug und den umgebenden
Der Begriff steht für den automatisierten Informa- gesteigert werden. Im Mobilfunk ist heute die Qua- Cells und Micro-Cells zur Versorgung von Gebieten Systemen. Bei dem Kommunikationspartner kann
tionsaustausch zwischen Geräten wie Maschinen, draturamplitudenmodulation in unterschiedlicher mit einem hohen Aufkommen von Mobilfunkteil- es sich sowohl um andere Fahrzeuge handeln (Ve-
Fahrzeugen, Endgeräten oder auch umgebende Konfiguration das etablierte Modulationsverfahren. nehmern auf engem Raum wie z. B. in Stadtzentren, hicle-to-Vehicle, V2V) aber beispielsweise auch um
Fertigungsanlagen. Hierzu gehört sowohl die Steu- Bahnhöfen oder Stadien. Durch eine Vielzahl von die- Verbindungen zur umgebenden Infrastruktur (Ve-
erung als auch die Überwachung und Kontrolle der Next Generation Networks (NGN)/ sen Funkzellen mit einem deutlich kleineren Radius hicle-to-Infrastructure, V2I) oder zu Energienetzen
einzelnen Geräte. Durch den Informationsaustausch Next Generation Access (NGA)/ kann die verfügbare Datenübertragungskapazität auf (Vehicle-to-Grid, V2G). Dabei ist die Liste der Vari-
lassen sich automatisierte Wertschöpfungsketten im Next Generation Mobile Networks (NGMN) weniger Teilnehmer verteilt werden. Mit 5G werden anten nicht abgeschlossen und es ist eine Vielzahl
Sinne von Industrie 4.0 realisieren. Netzwerktechnologien, für welche einheitliche paket- Small- und Micro-Cells voraussichtlich an Bedeutung weiterer Kombinationen vorstellbar.
vermittelnde Übertragungsverfahren (IP-Netze) zum gewinnen. Insbesondere im Frequenzbereich über
Massive MIMO Einsatz kommen. Sie lösen damit die traditionellen 6 GHz sind nur noch Funkzellen mit vergleichsweise
Abkürzung (engl.) für „massive Multiple Input Multi- leitungsvermittelnden Verfahren z. B. aus der Telefo- kleinem Radius möglich.
ple Output“. Bezeichnet bei Funkübertragungssys- nie, dem analogen Kabelfernsehen oder auch der
temen ein Verfahren welches unter Nutzung meh- analoge und digitale Übertragungsverfahren in Mo- Smart City
rerer Sende- und Empfangsantennen sowohl beim bilfunknetzen ab. Dienste wie Sprache, Videokommu- Unter dem Begriff werden Konzepte, Technologien
Empfänger als auch beim Sender eine deutliche nikation, Fernsehen u. v. m. werden damit mit einem und Innovationen verstanden, die das Ziel verfolgen,
Erhöhung der Datenübertragungsrate gegenüber einheitlichen Übertragungsverfahren angeboten. Städte in ihren verschiedensten Funktionsbereichen
Einzelantennensystemen ermöglicht. effizienter, umweltschonender, technologisch fort-
Open Access Network (OAN) schrittlicher, sozialer und damit insgesamt „intelli-
Bezeichnet in der Telekommunikation Netze, in denen genter“ zu machen. Dabei werden neue Technolo-
die Nutzung der Netze von der Errichtung und dem gien mit sozialen und wirtschaftlichen Innovationen
Betrieb getrennt sind. Dadurch wird ermöglicht, dass kombiniert. Der Telekommunikationsinfrastruktur
eine Vielzahl konkurrierender Diensteanbieter z. B. und damit auch 5G kommt damit eine zentrale
Zugangsprodukte mit individuellen Leistungsmerk- Ermöglichungsfunktion für eine Vielzahl unterschied-
malen den Endkunden anbieten können. Eine Netz­ licher Dienste und Systeme zu.
infra­struktur steht damit einer Vielzahl von Anbietern
offen.

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Projektträger:

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