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G Model

ZEFQ-1738; No. of Pages 8 ARTICLE IN PRESS


Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) xxx (2016) xxx–xxx

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Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ)


journal homepage: http://www.elsevier.com/locate/zefq

Evidenz in der Gesundheitsversorgung / Evidence in Health Care

Wie beschränken Autoren systematischer Reviews ihre Literatursuchen, wenn


nur Studien aus Deutschland eingeschlossen werden sollen?
How do authors of systematic reviews restrict their literature searches, when only studies from
Germany should be included?
Dawid Pieper 1,∗ , Tim Mathes 1 , Rebecca Palm 2,4 , Falk Hoffmann 3
1
IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
2
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Witten, Witten, Germany
3
Department für Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg, Germany
4
Department Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheit, Private Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany

a r t i k e l i n f o z u s a m m e n f a s s u n g

Artikel-Historie: Einleitung: Im Rahmen der Literaturrecherche kann es sinnvoll sein, Suchfilter (z. B. für Studientypen)
Eingegangen: 21. April 2016 einzusetzen. Bei einigen Fragen erscheinen geographische Einschränkungen hilfreich. Für verschiedene
Revision eingegangen: 31. August 2016
Länder oder Regionen sind entsprechende Filter bereits entwickelt worden, nicht aber für Deutschland.
Akzeptiert: 31. August 2016
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Übersicht über Methoden zu geben, die bislang in systematischen
Online gestellt: xxx
Reviews (SRs) zur Identifizierung von Studien aus Deutschland eingesetzt worden sind.
Methoden: Die Datenbank Medline (via Pubmed) wurde mittels fokussierter Recherche im Januar 2016
Schlüsselwörter: nach SRs durchsucht, die gezielt Studien aus Deutschland eingeschlossen haben. Die Studienselektion und
Systematische Übersichtsarbeit Datenextraktion wurde unabhängig von zwei Personen durchgeführt. Mit Hilfe der Peer Review of Electro-
Suchfilter nic Search Strategies (PRESS) Kriterien ist die auf Deutschland fokussierte Suchsyntax auf Sinnhaftigkeit
Literaturrecherche und Vollständigkeit analysiert worden. Die Ergebnisse werden narrativ zusammengefasst.
Deutschland Ergebnisse: Insgesamt wurden 36 SRs (davon 13 englischsprachig) eingeschlossen. Davon waren 78%
im Jahre 2012 oder später publiziert. Die überwiegende Mehrheit (89%) der SRs verwendete mindestens
zwei unterschiedliche Suchquellen; am häufigsten kamen neben Datenbankrecherchen Referenzchecks
zum Einsatz. 17 SRs benutzten keinerlei Trunkierungen, zehn SRs beschränkten ihre Syntax nicht auf
Deutschland, sechs SRs berichteten, dass sie nach German OR Germany recherchiert haben. Insgesamt
zehn SRs haben nur nach dem Begriff Germany (manchmal in Verbindung mit Deutschland) gesucht, ohne
eine gleichzeitige Verwendung des Adjektivs german zu berücksichtigen.
Diskussion: Das Interesse an SRs mit regionaler Beschränkung nimmt zu. Die Suchstrategien der ein-
geschlossenen SRs lassen viel Optimierungspotential erkennen. Die Entwicklung eines Suchfilters zur
Identifikation von Studien, die in Deutschland durchgeführt wurden, wäre eine große Hilfestellung.

a r t i c l e i n f o a b s t r a c t

Article History: Introduction: The use of search filters (e. g. for study types) facilitates the process of literature searching.
Received: 21 April 2016 Regional limits might be helpful depending on the research question. Regional search filters are already
Received in revised form: 31 August 2016 available for some regions, but not for Germany. Our aim is to give an overview of applied search strategies
Accepted: 31 August 2016
in systematic reviews (SRs) focusing on Germany.
Available online: xxx

∗ Korrespondenzadresse: Dawid Pieper, IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität
Witten/Herdecke, Ostmerheimer Str. 200, Haus 38, 51109 Köln, Germany.
E-mail: Dawid.pieper@uni-wh.de (D. Pieper).

http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2016.08.007
1865-9217/

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Keywords: Methods: We searched Medline (via Pubmed) applying a focused search strategy to identify SRs focusing
systematic review on Germany in January 2016. Study selection and data extraction were performed by two reviewers inde-
search filter
pendently. The search strategies with a focus on Germany were analyzed in terms of reasonableness and
literature search
completeness relying on the Peer Review of Electronic Search Strategies (PRESS) criteria. A narrative evidence
Germany
synthesis was performed.
Results: In total, 36 SRs (13 written in English) were included. 78% were published in 2012 or later. The
majority (89%) of SRs utilized at least two different sources for their search with databases and checking
references being the most common. 17 SRs did not use any truncations, ten SRs did not restrict their search
to Germany, six SRs reported to have searched for German OR Germany. Only ten articles searched for the
term Germany (occasionally jointly with the term Deutschland) without any use of an adjective such as
German.
Discussion: There is a high interest in regionally focused SRs. The identified search strategies revealed a
need for improvement. It would be helpful to develop a regional search filter for Germany that is able to
identify studies performed in Germany.

Einleitung Folgende Einschlusskriterien mussten erfüllt sein:

Systematische Reviews stellen einen Grundpfeiler einer evi- • Studientyp: Systematischer Review [17], der in mindestens einer
denzbasierten Gesundheitsversorgung dar. Die Erstellung dieser bibliographischen Datenbank nach Literatur gesucht hat, sowie
sollte sich folglich an hohen methodischen Standards orientieren. Protokolle für systematische Reviews, sofern sie eine Suchstrate-
Bei jedem systematischen Review kommt der Literaturrecherche gie berichteten
eine große Bedeutung zu, da nicht identifizierte Studien einen maß- • Fokus: musste auf Primärstudien liegen, die in Deutschland
geblichen Einfluss auf die Schlussfolgerung des systematischen durchgeführt wurden. Wurden Studien aus mehreren Ländern
Reviews haben können. Mehrere Analysen weisen darauf hin, dass gesucht, war gefordert, dass Deutschland explizit als ein Land
die verwendeten Suchstrategien jedoch oft defizitär sind [1–3]. davon erwähnt wird. Eine Zuteilung über die Autorenschaft
Immer häufiger wird der Ruf nach Einbeziehung von speziell dafür (z. B. Ansässigkeit des Erstautors in Deutschland) allein war nicht
ausgebildetem Personal laut, wie z.B. Bibliothekaren, Informations- ausreichend.
wirten oder anderen Spezialisten [4,5]. • Aktualität: bei mehrfachen Versionen eines systematischen
Eine große Hilfestellung für Autoren von systematischen Reviews (z.B. bei Aktualisierungen) wurde nur die aktuellste Ver-
Reviews bieten sogenannte Such- oder Recherchefilter, zum sion berücksichtigt.
Beispiel für die Suche nach bestimmten Studientypen. Für rando-
misierte kontrollierte Studien (RCTs) liegt mittlerweile eine Fülle
an Suchfiltern vor, die sich jedoch hinsichtlich Sensitivität, Spe- Am 21. Januar 2016 wurde eine Literaturrecherche in der
zifität und Präzision unterscheiden [6]. Der Entwicklung solcher Datenbank Medline (via PubMed) durchgeführt. Hierfür wurde
Suchfilter sollte ein systematischer Prozess vorangehen. Jenkins ein Suchfilter für systematische Übersichtsarbeiten verwendet.
beschreibt unterschiedliche Arten von Studienfiltern: von subjek- Dieser wurde mit dem zusätzlichen Kriterium Deutsch* oder Ger-
tiv entwickelten ohne Bestimmung von Gütemaßen (1. Generation) man* im Titel kombiniert. Vorabrecherchen haben gezeigt, dass
bis zu objektiviert entwickelten mit Überprüfung an einem Set die beschriebene fokussierte Recherche im Titel eine ausreichend
unabhängiger Referenzen (3. Generation) [7]. Für die Entwicklung große Trefferzahl ergibt, die die Ableitung präziser Schlussfolge-
und Validierung von Suchfiltern liegen mittlerweile auch Checkli- rungen ermöglicht. Es erfolgte keine thematische Einschränkung
sten vor [7–11]. der eingeschlossenen Reviews. Die vollständige Suchstrategie ist
Neben einer Beschränkung des Studientyps kann eine geo- im Appendix 1 hinterlegt.
graphische Einschränkung sinnvoll sein. So zum Beispiel bei
kultursensiblen, epidemiologischen oder gesundheitsökonomi- Studienselektion
schen Fragen. Beispiele geographischer Suchfilter lassen sich in der
Literatur bereits finden: für RCTs aus Afrika [12], für die neuen Die ermittelten Treffer wurden zunächst auf Ebene der Titel und
EU-Staaten [13], für kanadische Ureinwohner [14] und für Studien Abstracts von zwei Reviewern (DP und TM) unabhängig voneinan-
aus Spanien [15]. Derzeit in Entwicklung befindet sich zudem ein der auf Erfüllung der Einschlusskriterien überprüft. Bei potentieller
Suchfilter für Studien aus Großbritannien. Die InterTASC Information Relevanz wurden die systematischen Reviews im Volltext beschafft
Specialists’ Sub-Group (ISSG) bietet weitere Suchfilter für EU-Staaten und wiederum von zwei Reviewern (DP und TM) unabhängig
an [16] - darunter auch Deutschland – jedoch ist dabei zu berück- voneinander auf Erfüllung der Einschlusskriterien hin überprüft.
sichtigen, dass diese nicht systematisch entwickelt und validiert Unterschiedliche Einschätzungen wurden diskutiert, bis ein Kon-
wurden. sens gefunden wurde.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Übersicht über Metho-
den zur Identifizierung von Studien aus Deutschland zu geben, die
bislang in einer Auswahl von systematischen Reviews eingesetzt Datenextraktion und Bewertung
worden sind.
Die Daten wurden von einem Reviewer (DP) in struktu-
Methoden rierte Tabellen extrahiert und von einem zweiten Reviewer (TM)
überprüft. Jede Unstimmigkeit wurde bis zu einem Konsens aus-
Identifizierung relevanter systematischer Reviews geräumt. Um Unklarheiten auszuräumen, sowohl im Rahmen der
Studienselektion als auch der Datenextraktion, wurden die Erst-
Dieser Review wurde weder registriert noch ein Protokoll dafür oder Kontaktautoren angeschrieben. Es wurden keine Reminder
erstellt. verschickt.

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Wir haben aus den eingeschlossenen Reviews folgende Daten Ergebnisse


extrahiert: Autoren, Beteiligung im Ausland angesiedelter Autoren,
Zeitschrift, Publikationssprache, Anzahl eingeschlossener Publika- Die Suche in der Datenbank Medline ergab 288 Treffer, wovon 73
tionen, thematischer Fokus der Arbeit, verwendete Suchquellen, Abstracts als potentiell relevant eingestuft und auf Volltextebene
regionale Beschränkung der Suchsyntax, Verschlagwortung des gesichtet wurden. Insgesamt wurden 36 Volltexte in die Analyse
systematischen Reviews mit ,,Germany‘‘ in Medline via Pubmed eingeschlossen. Der Flow-Chart illustriert den Selektionsprozess
(Mesh (Medical Subheading) -Term) und ob im Feld author address (Abbildung 1). Die Liste der ein- und ausgeschlossenen Studien
,,Germany‘‘ oder ,,Deutschland‘‘ genannt war. findet sich in Appendix 2.
Für die Zuordnung des thematischen Fokus der einge- Insgesamt wurden 21 Autoren angeschrieben, da das Berichten
schlossenen Reviews wurden die Kategorien ,,Intervention‘‘, der Suchstrategie für die im Rahmen des hier vorliegenden Projekts
,,Gesundheitsökonomie‘‘, ,,Epidemiologie‘‘ oder ,,Divers‘‘ gewählt. häufig nicht über die benötigte Detailtiefe verfügte. 14 Autoren
Die verwendeten Suchquellen wurden unterschieden in Daten- beantworteten unsere Anfrage.
bankrecherche (z. B. Medline), Handrecherche, Expertenanfrage, Von den 36 eingeschlossenen systematischen Reviews wur-
Referenzencheck, Bibliographiencheck relevanter Autoren, Inter- den 13 in englischer Sprache veröffentlicht. Von den Erstautoren
netrecherche, Kongressabstracts, Recherche in Zeitschriften, Rela- haben acht eine Affiliation angegeben, die nicht in Deutschland
ted Articles Funktion und eigene Daten. In Anlehnung an die ansässig war. Mit sieben Publikationen wurden die meisten Artikel
Definition der Cochrane Collaboration, fassen wir unter Handre- im ,,Gesundheitswesen‘‘ veröffentlicht. Der älteste eingeschlossene
cherche das manuelle Durchsuchen von Quellen zusammen; davon Artikel wurde im Jahre 2005 publiziert. Insgesamt 78% (28/36)
abzugrenzen ist bspw. das elektronische Durchsuchen von Kon- der Artikel wurden im Jahre 2012 oder später veröffentlicht.
gressbänden im pdf Format mit der dortigen Suchfunktion. Unter Die Anzahl der in den systematischen Reviews eingeschlosse-
Internetrecherche werden auch Recherchen auf Seiten einschlä- nen Artikel variierte zwischen 1 und 131 bei einem Median
giger Institutionen oder Organisationen (z. B. Fachgesellschaften, von 21 (Interquartilsabstand: 13,25 – 44). Die systematischen
Kliniken) subsummiert. Mit ,,Recherche in Zeitschriften‘‘ ist das Reviews wurden den Foki Epidemiologie (n = 12), Intervention
Durchsuchen von Zeitschriftarchiven gemeint, die bspw. in den (n = 9), Gesundheitsökonomie (n = 8) und Divers (n = 9) zugeordnet,
recherchierten Datenbanken nicht enthalten waren. wobei Mehrfachzuordnungen möglich waren. Eine Übersicht über
Um erste Hinweise zu bekommen, wie entsprechende Artikel die Charakteristika der eingeschlossenen Studien ist in Tabelle 1.
mit Fokus auf Deutschland in Medline (via Pubmed) identifiziert Zur Identifikation der Primärstudien wurden vielfältige Stra-
werden könnten, sind die Pubmed Felder [MH (Mesh Terms) sowie tegien verwendet. Die überwiegende Mehrheit (89%) der syste-
AD (Affiliation) daraufhin überprüft worden, ob dort ,,Germany‘‘ matischen Reviews verwendete mindestens zwei unterschiedliche
bzw. ,,Deutschland‘‘ als Begriffe zu finden sind. Suchquellen. Die Anzahl der durchsuchten Datenbanken variierte
Vor dem Hintergrund unserer Fragestellung wurde keine for- dabei von eins bis elf bei einem Median von 2,5 (Interquartilsab-
male Bewertung der Qualität der eingeschlossenen systematischen stand: 1 – 5,25). Eine Übersicht über die einzelnen durchsuchten
Reviews durchgeführt. Stattdessen wurde die Suchsyntax für Datenbanken ist beim Korrespondenzautor erhältlich. Als weitere
die regionale Beschränkung auf Deutschland auf Sinnhaftigkeit Suchquellen folgten Referenzencheck (n = 20), Internetrecher-
und Vollständigkeit hin analysiert. Als Hilfestellung zur Analyse chen (n = 13), Handrecherchen (n = 10), Expertenanfragen (n = 6),
dienten, falls anwendbar und umsetzbar, die zuletzt aktualisierten Recherche in Zeitschriften (n = 4), Kongressabstracts (n = 4), Biblio-
Peer Review of Electronic Search Strategies (PRESS) Kriterien [18]. Die grafiecheck von Autoren (n = 3), eigene Daten (n = 2) und die Related
Ergebnisse wurden narrativ zusammengefasst. Articles Funktion (n = 1).
Das Berichten des vorliegenden systematischen Reviews folgt In zehn systematischen Reviews wurde kein Versuch unternom-
den Preferred reporting items for systematic reviews and meta- men, eine regionale Beschränkung auf Deutschland vorzunehmen.
analyses (PRISMA) [17]. In zwei systematischen Reviews ist dies nicht berichtet worden,

Flow chart
Gesamtzahl Treffer
n = 288

Abstract nicht relevant


n = 215

Volltextscreening
n = 73

Ausgeschlossene Publikationen n = 37
Kein systematischer Review (n = 15)
Kein Fokus auf Studien aus Deutschland (n = 20)
Ältere Version (n = 2)

Eingeschlossene Publikationen
n = 36

Abbildung 1. Flow chart.

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4 D. Pieper et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) xxx (2016) xxx–xxx

Tabelle 1
Studiencharakteristika.

Review Zeitschrift N Fokus Suchstrategien Syntax Deutschland Verschlag- Autorenadresse


Publikationen Wortet mit enthält
Germany ,,Germany‘‘
Aumann et al., Pneumologie 23 Epidemiologie Datenbankrecherche germany OR german ja nein
2014 Gesundheits- (n = 1)
ökonomie Handrecherche
Barkmann et al., J Epidemiol 34 Epidemiologie Datenbankrecherche (8) n.b.c ja ja
2012 Community Healtha Expertenbefragung
Handrecherche
Eigene Daten
Becka et al., 2014 DMW 52 Divers Datenbankrecherche (5) ,,deutsch‘‘ oder ja nein
Internetrecherche ,,german‘‘
Bittner 2014 Gesundheitswesen 12 Epidemiologie Datenbankrecherche (2) German OR ja nein
Referenzencheck Germany c
Internetrecherche
Buchholz et al., Rehabilitation 20 Divers Datenbankrecherche (4) Keine ja nein
2013 Recherche in Zeitschriften Einschränkung
Internetrecherche
Kongressabstracts
Referenzencheck
Bibliografiecheck von
Autoren
Castaneda 2012b Soc Sci Meda n.b. Divers Datenbankrecherche (1) Germany[MeSH] ja n.a.
Handrecherche
Dreier et al., 2012 Gesundheitswesen 13 Epidemiologie Datenbankrecherche (11) Keine ja nein
Internetrecherchen Einschränkung
Recherche in Zeitschriften
Evans et al., 2012b Patient Education 32 Epidemiologie Datenbankrecherche (11) Germany OR ja nein
and Counselinga Referenzencheck German*
Bibliografiecheck von
Autoren
Recherche in Zeitschriften
Expertenanfrage
Fuchs et al., 2014 Deutsches Ärzteblatt 17 Intervention Datenbankrecherche (4) Germany[TIAB] OR ja nein
Internationala Referenzencheck GERMANY[Mesh]
OR Deutschland[TT]
OR german[TIAB]
Gräske et al., 2013 Bundesgesundheitsbl 47 Divers Datenbankrecherche (4) Keine ja ja
Einschränkung
Grupp et al., 2014 J Ment Health Policy 48 Gesundheits- Datenbankrecherche (1) german* ja ja
Econ ökonomie Referenzencheck
Heller et al., 2014 Dtsch Med 10 Epidemiologie Datenbankrecherche (1) n.b. c ja nein
Wochenschr Kongressabstracts
Hüppe et Raspe Rehabilitation 16 Intervention Datenbankrecherche (6) Keine Beschränkung ja nein
2005 Kongressabstracts
Expertenanfrage
Idelevich et al., Bundesgesundheitsbl n.b. Epidemiologie Datenbankrecherche (1) Germany c noch nicht ja
2016 Referenzencheck vergeben
Handrecherche
Kallert et al., 2005 Gesundheitswesen n.b. Intervention Datenbankrecherche (3) Germany c ja nein
Eigene Daten
Khan et Z Evid Fortbild Qual 18 Intervention Datenbankrecherche (2) Keine ja ja
Ollenschläger Gesundhwes Internetrecherche Einschränkung
2014 Referenzencheck
Related Articles Funktion
Handrecherche
Kirsch et al., 2013 Gesundheitswesen 14 Gesundheits- Datenbankrecherche (4) Germany ja nein
ökonomie
b c
Kock et al., 2011 Deutsches Ärzteblatt n.b. Epidemiologie Datenbankrecherche (1) Germany ja ja
Internationala Handrecherche
Konnopka et al., Psychiat Prax 11 Gesundheits- Datenbankrecherche (2) Keine ja nein
2009 ökonomie Referenzencheck Einschränkung
Korber et al., 2013 Gesundheitswesen 18 Gesundheits- Datenbankrecherche (6) Germany ja nein
ökonomie Referenzencheck
Kornischka et al., Psychiat Prax n.b. Epidemiologie Datenbankrecherche (1) German c ja nein
2008 Internetrecherche
Handrecherche
Referenzencheck
Liebherz et al., Psychother Psych 131 Intervention Datenbankrecherche (1) keine ja nein
2013b Med Referenzencheck Einschränkung
Internetrecherche
Liebherz et al., PLOS Onea 67 Intervention Datenbankrecherche (1) Keine ja ja
2014b Handrecherche Einschränkung
Referenzencheck
Internetrecherche

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Tabelle 1 (Fortsetzung )

Review Zeitschrift N Fokus Suchstrategien Syntax Deutschland Verschlag- Autorenadresse


Publikationen Wortet mit enthält
Germany ,,Germany‘‘
Linde et al., 2014 Forsch 12 Divers Datenbankrecherche (1) Germany [tw] OR ja ja
Komplementmed Internetrecherche German [tw]
Referenzencheck
Expertenanfragen
Michelmann et Gesundheitswesen 32 Divers Datenbankrecherche (1) Germany c ja nein
Himmel 2005 Handrecherche
Recherche in Zeitschriften
Mittag et al., 2011 Eur J Cardiovasc Prev 77 (Studien) Intervention Datenbankrecherche (5) Keine ja ja
Rehabila Referenzencheck Einschränkung
Kongressabstracts
Expertenanfrage
Nieder 2012b Strahlentherapie und 106 Divers Datenbankrecherche (1) Germany c ja n.a.
Onkologiea Bibliografiecheck von
Autoren
Palm et al., 2013 Pflege 22 Intervention Datenbankrecherche (6) Germany OR ja nein
Handrecherche Deutschland
Internetrecherche
Referenzencheck
Pieper et al., 2015 BMC health services 19 Divers Datenbankrecherche (4) ‘germany’/exp OR noch nicht ja
researcha germany:ca,ad,ab,ti vergeben
OR
german:ca,ad,ab,ti
OR gkv:ab,ti OR
deutsch-
land:ca,ad,ab,ti OR
deutsch:ca,ad,ab,ti
OR berlin:ca,ad,ab,ti
+ 138 weitere Orts-
bzw.
Regionsangaben
Schmid 2015 Health Econ Reva 13 Gesundheits- Datenbankrecherche (5) ,,German‘‘ OR noch nicht ja
ökonomie Referenzencheck ,,Germany‘‘ [full vergeben
text]
,,The terms are
searched in
title/abstract if there
is no additional
explanation‘‘
Schneider et al., Systematic Reviewsa n.a. Divers Datenbankrecherche (13) German* title, ja ja
2014 Internetrecherche abstract, and key
words
Stratmann et al., Der Schmerz 22 Gesundheits- Datenbankrecherche (11) ,,Zudem wurde in der ja ja
2007 ökonomie Recherche die Suche
auf Daten für
Deutschland
beschränkt.‘‘ c
Taubner et al., Prax Kinderpsychol 11 Intervention Datenbankrecherche (6) ,,Deutschland‘‘ oder ja n.a.
2013b Kinderpsychiatr Internetrecherche ,,Germany‘‘ c
Referenzencheck
Expertenanfrage
Tubbicke et al., Eur J Clin Microbiol 87 Epidemiologie Datenbankrecherche (2) Germany OR ja ja
2012 Infect Disa Gesundheits- Referenzencheck German [jeweils in
ökonomie längeren
Ausdrücken, wie z.B.
,,prevalence German
hospitals‘‘] c
Walzer et al., Clinicoecon 1 Epidemiologie Datenbankrecherche (2) keine noch nicht ja
2013b Outcomes Resa Referenzencheck Einschränkung vergeben
Weissenborn Gesundheitswesen 35 Epidemiologie Datenbankrecherche (2) Germany noch nicht ja
et al., 2015 Referenzencheck vergeben
Internetrecherche
a
englischsprachig
b
Beteiligung außerhalb Deutschlands ansässiger Autoren
c
Originalsyntax liegt nicht (vollständig) vor bzw. ist nicht rekonstruierbar (hinsichtlich Syntax Deutschland)
N = Anzahl
n.a. = nicht anwendbar
n.b. = nicht berichtet

während sich in einem zwar der Hinweis fand, dass eine Beschrän- Reviews zumindest keine berichtet worden sind. Sechs systema-
kung in der Suchsyntax eingebaut wurde, ohne dies jedoch weiter tische Reviews berichteten, dass sie nach German OR Germany
zu spezifizieren. Textfeldbeschränkungen in der Suchsyntax zur recherchiert haben. Eine Trunkierung beim Begriff German*
regionalen Einschränkung sind in fünf systematischen Reviews (* entspricht der Trunkierung) fand sich in drei systematischen
gar nicht verwendet worden, während in zwölf systematischen Reviews. Insgesamt zehn SRs haben nur nach dem Begriff Germany

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(manchmal in Verbindung mit Deutschland) gesucht, ohne eine Berichtsqualität


gleichzeitige Verwendung des Adjektivs german zu berücksich-
tigen. Nur in drei der eingeschlossenen SRs wurde nach einer Die Berichtsqualität der Suchstrategien befand sich auf einem
Verschlagwortung mit Germany gesucht. Lediglich ein Artikel ver- geringen Niveau. Eine Reproduzierbarkeit war in vielen Fällen ohne
wendete die Möglichkeit des Suchfeldes Transliterated Title [TT], der weiteres nicht möglich. Das PRISMA Kriterium, nach dem mindes-
nach Begriffen im Titel des Artikels in der Originalsprache sucht tens eine Suchstrategie für eine Datenbank aufgeführt werden soll
(z. B. Deutschland). [17], war nur selten erfüllt.
Alle systematischen Reviews waren mit dem Begriff Germany
verschlagwortet mit Ausnahme der Artikel, bei denen bisher noch Verschlagwortung
keine Zuordnung von Schlagwörtern stattgefunden hat. Mit einer
Ausnahme handelt es sich hierbei um Artikel, die 2015 oder 2016 Die Tatsache, dass alle systematischen Reviews mit dem Begriff
veröffentlicht worden sind. Über die Affiliation(en) im Suchfeld germany verschlagwortet waren, ist keine große Überraschung,
author address war für 16 systematische Reviews entweder der sondern reflektiert unsere fokussierte Recherche. Da nur Arti-
Begriff Deutschland oder Germany vermerkt. In 17 systematischen kel eingeschlossen wurden, welche die geographische Angabe
Reviews war dies nicht der Fall, während bei drei systematischen Germany (oder ähnlich) im Titel hatten, liegt es auch nahe, dass
Reviews diese Analyse nicht durchgeführt werden konnte, da der diese so verschlagwortet werden. Für die Ersteller von systema-
Erstautor nicht in Deutschland ansässig war. tischen Reviews, die nur in Deutschland durchgeführte Studien
einschließen möchten, stellt sich natürlich mehr die Frage, wie es
mit der Verschlagwortung der Primärstudien aussieht, da es gilt,
diese im Rahmen eines systematischen Reviews zu identifizieren.
Diskussion Im Rahmen eines eigenen systematischen Reviews wäre es
allein mit der Verschlagwortung germany zwecks regionaler
Zusammenfassung der Ergebnisse und Suchquellen Beschränkung nicht möglich gewesen, alle Studien zu identifizie-
ren [20]. Von 16 Medline gelisteten Studien, die verschlagwortet
Die identifizierte hohe Anzahl an Publikationen verdeutlicht das waren, wären mit dieser Methode insgesamt fünf nicht zu iden-
starke Interesse an der Erstellung von systematischen Reviews, tifizieren gewesen [21–25]. Daher müssen weitere Methoden
die nur Primärstudien einschließen, die in Deutschland durchge- herangezogen werden, um eine Literaturrecherche zu erstellen, die
führt wurden. Die tatsächliche Anzahl an Reviews mit nationalen in der Lage ist, alle relevanten Studien zu finden.
Studien dürfte sogar weitaus höher liegen, da mit der angewen-
deten Suchstrategie vermutlich nicht alle Reviews identifiziert Syntax
worden sind. Über ein Drittel der von uns in Medline identifizier-
ten Artikel sind in englischer Sprache veröffentlicht worden. Auch Die Syntax für die regionale Beschränkung wirkte vielfach nicht
die Tatsache, dass nicht in Deutschland ansässige Autoren solche sehr elaboriert. Insbesondere kritikwürdig erscheint das häufige
systematischen Reviews veröffentlichen, spricht für ein allgemei- Suchen von lediglich Germany ohne weitere Adjektive. Ein Begriff
nes globaleres Interesse, welches nicht nur allein auf Deutschland wie ,,German study‘‘ im Titel, der sich immerhin 105 Mal in Med-
beschränkt ist. Die Publikationsjahre zeigen jedoch auch deutlich line (via Pubmed) finden lässt (recherchiert am 27.3.2016), wird
auf, dass das Interesse an solchen geographisch einschrän- somit u.U. nicht berücksichtigt. Wird die Suche auf [All Fields]
kenden systematischen Reviews sich erst in den vergangenen erweitert, was auch Ausdrücke wie ,,German study group of. . .‘‘
Jahres herausgebildet hat. So stammte der älteste eingeschlossene beinhalten würde, werden 387 Treffer gefunden. Überraschend
Review aus dem Jahr 2005 und 78% wurden 2012 oder später erscheint auch das relativ seltene Verwenden von Trunkierungen.
veröffentlicht. Entsprechende Hinweise zur Nichtverwendung von Trunkierungen
Die Angabe zur Anzahl der recherchierten Datenbanken ist finden sich zwar in der Literatur [26], jedoch sind diese nicht immer
mit einer Unschärfe versehen, da die Angaben der Autoren nicht ganz nachvollziehbar. Eine mögliche Erklärung für den Verzicht auf
immer eindeutig sind. So findet sich teilweise z. B. die Nennung Trunkierungen - neben der Befürchtung, damit zu viele weitere
der Cochrane Library, die jedoch mehrere Datenbanken umfasst, nicht relevante Begriffe einzuschließen - mag eine vergleichsweise
wie z. B. Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR) oder geringe Erfahrung bzw. Expertise im Umgang mit Recherchen in
Database of Abstracts of Reviews of Effects (DARE). Obwohl die Datenbanken sein. Dies könnte auch erklären, warum die Qualität
Datenbankrecherche einen sehr wichtigen Teil zur Identifizie- der Suchsyntax nach Deutschland allgemein insgesamt mangelhaft
rung von relevanten Studien im Rahmen eines systematischen erscheint. Denn neben den bereits angesprochenen Aspekten, sind
Reviews einnimmt, berichteten mehrere Autoren im Rahmen unse- noch weitere hinzuzufügen. So fällt auf, dass hauptsächlich nur
rer Kontaktaufnahme, dass die Datenbankrecherchen häufig wenig das Land als Begriff verwendet wird, aber keine anderen regiona-
erfolgreich waren und über andere Recherchequellen leichter und len Begriffe, wie z. B. Städte, Bundesländer oder andere regionale
mehr Literatur identifiziert werden konnte. Ein wesentlicher Grund Namen. Von dieser Möglichkeit hat nur ein systematischer Review
hierfür dürfte einerseits die Tatsache sein, dass Literatur mit star- Gebrauch gemacht [20]. Hier wurde sich an dem Suchfilter für
kem Bezug auf Deutschland häufig auf Deutsch publiziert wird, Spanien orientiert, der neben Spanien viele weitere geographische
um die entsprechende Leserschaft zu erreichen. Anderseits muss Bezeichnungen beinhaltet [15]. Auch in den regionalen Suchfiltern
bedacht werden, dass diese deutschsprachigen Artikel häufig nicht der ISSG finden sich häufig nicht nur die Bezeichnungen der Staa-
in den gängigen Datenbanken wie Medline oder Embase zu finden ten, sondern auch von Großstädten des jeweiligen Landes [16].
sind. Im Rahmen des Handsuche-Projektes der Cochrane Collabo-
ration konnte gezeigt werden, dass 55% aller in deutschsprachigen Suchfelder und Suchfeldbeschränkungen
Journals veröffentlichen RCTs und CCTs (controlled clinical tri-
als) nicht in Medline enthalten waren und von fast einem Drittel Insgesamt fällt auch auf, dass Suchbegriffe meist nur in wenigen
der durchsuchten 85 Zeitschriften überhaupt keine Studie über Feldern der Datenbank gesucht werden. Dabei wäre insbesondere
Medline zu identifizieren war, während bei anderen Zeitschrif- bei den soeben erwähnten Regionalangaben auch zu überlegen, ob
ten die Studien zumindest teilweise gefunden werden konnten diese nicht bei den Affiliationen gesucht werden sollten. Dem liegt
[19]. die Idee zu Grunde, dass Autoren eines Landes in der Regel häufiger

Please cite this article in press as: Pieper D, et al. Wie beschränken Autoren systematischer Reviews ihre Literatursuchen,
wenn nur Studien aus Deutschland eingeschlossen werden sollen? Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) (2016),
http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2016.08.007
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Studien in dem Land durchführen werden, wo sie ansässig sind. In EBSCO) zustande kommen und maßgebend für die verwendete
diesem Kontext ist für zukünftige Ersteller regional beschränkter ,,Sprache‘‘ der Datenbank sind, sind hierbei nicht berücksichtigt
systematischer Reviews unbedingt darauf hinzuweisen, dass sich worden. Es muss jedoch angemerkt werden, dass sich je nach
die Operationalisierung der Suchfelder (Field Descriptions) im Zeit- Datenbank bzw. Datenbankanbieter eine unterschiedliche Syntax
verlauf ändern kann. So werden beispielsweise beim Feld Affiliation ergeben kann bzw. ein und die gleiche Syntax nicht gleicherma-
seit Dezember 2014 die Affiliationen aller Autoren des Artikels und ßen sinnvoll für jede Datenbank ist, da einige Datenbanken bzw.
nicht nur des Erstautors aufgeführt [27]. Ebenfalls nur in einer ein- Datenbankanbieter andere Recherchemöglichkeiten erlauben (z.B.
geschlossenen Arbeit ist die Suchfeldbeschränkung TT verwendet Textfeldbeschränkungen).
worden, die sich bei der zukünftigen Gestaltung solcher Recher-
chestrategien ebenfalls als sinnvoll erweisen könnte. Schlussfolgerung
Eine Vielzahl an Autoren hat zudem keinerlei Beschränkung
der Suchfelder vorgenommen, obwohl sich dies in den gängigen Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die Erstellung
Empfehlungen zur Entwicklung von Recherchestrategien wie- systematischer Reviews mit regionaler Beschränkung bzw. Fokus-
derfindet [28,29]. Es kann an dieser Stelle, wie bereits bei der sierung stark zunimmt und auch in Deutschland allein aufgrund
Diskussion zu Trunkierungen, nicht abschließend beurteilt wer- seiner Größe und des damit verbundenen Forschungsoutputs an
den, ob das Ergebnis eine geringe Expertise der Autoren auf dem Bedeutung zunehmen wird. Gleichzeitig muss jedoch konstatiert
Gebiet wiederspiegelt oder ob es sich um bewusste Entscheidun- werden, dass, obwohl sich die Erstellung solcher systematischer
gen gehandelt hat. Sollte ersteres der Fall sein, so spricht das für Reviews an den gängigen etablierten internationalen Standards
mehr Fortbildungsbedarf in dem Bereich. Die fehlende Suchfeldbe- orientieren sollte, Autoren zusätzliche Hilfestellung für die Erstel-
schränkung führt jedoch nicht zu einer Verzerrung der Ergebnisse lung der Suchstrategien benötigen. Hier ist dringend weiterer
des systematischen Reviews, sondern lediglich zu einem höheren Forschungsbedarf geboten. Die Entwicklung eines Suchfilters
Arbeitsaufwand, da mehr Treffer gescreent werden müssen. Wird zur Identifikation von Studien, die in Deutschland durchgeführt
ein Begriff wie Germany beispielsweise in der Datenbank Med- wurden, wäre dabei eine große Hilfestellung. Entsprechende Akti-
line via Pubmed ohne jegliche weitere Beschränkung eingegeben, vitäten finden bereits in Großbritannien statt.
übersetzt das System den Begriff und sucht so auch als Schlagwort
bzw. Mesh, was explizit nur von sehr wenigen Autoren der syste- Interessenskonflikte
matischen Reviews verwendet wurde. Dies gilt zumindest für die
Recherche in Medline via Pubmed. Diese ,,Übersetzung‘‘ (Mapping) Die Autoren geben an, dass keinerlei Interessenskonflikte beste-
kann in anderen Datenbanken und bei anderen Datenbankanbie- hen. DP und RP sind Erstautoren von jeweils einer eingeschlossenen
tern (z. B. OVID) jedoch anders funktionieren. Dies verdeutlicht systematischen Übersichtsarbeit.
noch einmal, dass der Rechercheprozess zum einen sehr tech-
nisch ist, zum anderen aber auch sehr viel Fachwissen erfordert. Finanzierung
Die Einbeziehung von entsprechender Expertise auf dem Gebiet
der Literaturrecherche, wie auch von anderen Autoren gefordert, Keine.
erscheint hier geboten [4,5].
Appendix A. Zusätzliche Daten
Limitationen
Zusätzliche Daten verbunden mit diesem Artikel finden sich in
Das analysierte Sample ist mit Hilfe einer fokussierten Literatur- der Online-Version unter: doi:10.1016/j.zefq.2016.08.007.
recherche ermittelt worden, was die Frage der Repräsentativität
aufwirft. Zumindest hinsichtlich der Anzahl der in den syste- Literatur
matischen Reviews eingeschlossenen Primärstudien bewegt sich
unser Sample in der Größenordnung anderer vergleichbarer Arbei- [1] Faggion Jr CM, Atieh MA, Park S. Search strategies in systematic reviews in
ten [30,31]. Verglichen mit diesen weist unser Sample weniger periodontology and implant dentistry. J Clin Periodontol 2013;40(9):883–8.
[2] Faggion CM, Wu YC, Tu YK, Wasiak J. Quality of search strategies reported in
systematische Reviews zu Interventionen auf. Dies mag jedoch systematic reviews published in stereotactic radiosurgery. Br J Radiol 2016,
nicht überraschen, da es mindestens für Fragen der Efficacy sinn- 20150878.
voll ist, diese ohne eine regionale Beschränkung durchzuführen. [3] Sampson M, McGowan J. Errors in search strategies were identified by type and
frequency. J Clin Epidemiol 2006;59(10):1057–63.
Daher überrascht auch der relativ hohe Anteil der Arbeiten aus der [4] Koffel JB. Use of recommended search strategies in systematic reviews and the
Gesundheitsökonomie nicht, da gesundheitsökonomisch relevante impact of librarian involvement: a cross-sectional survey of recent authors.
Entscheidungen in der Regel auf nationaler Ebene getroffen werden PloS one 2015;10(5):e0125931.
[5] Rethlefsen ML, Farrell AM, Osterhaus Trzasko LC, Brigham TJ. Librarian co-
und Ergebnisse aus gesundheitsökonomischen Analysen aus ver-
authors correlated with higher quality reported search strategies in general
schiedenen Ländern oftmals nur sehr eingeschränkt übertragbar internal medicine systematic reviews. J Clin Epidemiol 2015;68(6):617–26.
sind. Um den Repräsentativitätsanspruch genauer zu ergründen, [6] McKibbon KA, Wilczynski NL, Haynes RB, Hedges T. Retrieving randomized
controlled trials from medline: a comparison of 38 published search filters.
wäre der Vergleich mit einer anderen systematischen Übersichts-
Health information and libraries journal 2009;26(3):187–202.
arbeit von systematischen Übersichtsarbeiten ebenfalls mit Fokus [7] Jenkins M. Evaluation of methodological search filters–a review. Health infor-
auf eine Region am sinnvollsten. Eine solche Arbeit ist uns jedoch mation and libraries journal 2004;21(3):148–63.
nicht bekannt. [8] Glanville J, Bayliss S, Booth A, Dundar Y, Fernandes H, Fleeman ND, Foster L,
Fraser C, Fry-Smith A, Golder S, et al. So many filters, so little time: the deve-
Neben der fokussierten Literaturrecherche hat unsere Arbeit lopment of a search filter appraisal checklist. Journal of the Medical Library
noch weitere Limitationen. Wir haben bei der Darstellung der Such- Association: JMLA 2008;96(4):356–61.
syntax versucht, die Komplexität in der Darstellung als auch später [9] Frazier JJ, Stein CD, Tseytlin E, Bekhuis T. Building a gold standard to con-
struct search filters: a case study with biomarkers for oral cancer. Journal of
in der Interpretation möglichst zu reduzieren, um den Inhalt des the Medical Library Association: JMLA 2015;103(1):22–30.
Artikels für eine weitere Leserschaft verständlich zu machen. In [10] Lefebvre C, Glanville J, Wieland LS, Coles B, Weightman AL. Methodological
diesem Kontext relevante technische Aspekte der Literaturrecher- developments in searching for studies for systematic reviews: past, present
and future? Systematic reviews 2013;2:78.
che, die durch das Verwenden von unterschiedlichen Datenbanken [11] Wilczynski NL, Lokker C, McKibbon KA, Hobson N, Haynes RB. Limits of
(z. B. Medline, Embase, PsycINFO) und/oder unterschiedli- search filter development. Journal of the Medical Library Association: JMLA
che Datenbankanbieter/Suchoberflächen (z.B. Pubmed, Embase, 2016;104(1):42–6.

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