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Kollegium Gambach Geografie 2.

Jahr Geologie

5. Erdbeben
Aufgrund ihrer Ursache werden vier Erdbebenarten unterschieden: Tektonische Beben sind solche, deren
Spannungszustände auf langsame Bewegungen (bis einige Zentimeter pro Jahr) zurückzuführen sind. Die
meisten tektonischen Beben entstehen an Plattengrenzen. An destruktiven Plattengrenzen (Subduktionszo-
nen) resultieren sie aus der Kollision zweier Platten, an Transformstörungen sind sie die Folge der Reibung
zwischen zwei sich horizontal verschiebenden Platten. An konstruktiven Plattenrändern (mittelozeanische
Rücken) sind Erdbeben durch das langsame «Zerreissen» der Erdkruste zu erklären. Aber auch in Gebieten
mit Zerrungstektonik und daraus entstehender Bruchbildung im Innern von Kontinentalplatten kommt es
immer wieder zu tektonischen Beben. Tektonische Beben sind die häufigsten und stärksten: 90 Prozent aller
Erdbeben sind tektonisch bedingt. Die starken Beben haben gar ausschliesslich tektonische Ursachen.
Vulkanische Beben begleiten vulkanische Eruptio-
nen. Es sind vor allem der plötzliche Druckabfall
des Magmas oder der Gase oder explosive Vor-
gänge im Schlot, die Erdbeben auslösen. Vulkani-
sche Beben können vor, während oder nach der
Eruption auftreten. Sie sind von geringerer Stärke
und viel weniger häufig (7 Prozent aller Beben) als
tektonische Beben.
Einsturzbeben entstehen durch Einstürze unterir-
discher Hohlräume. Sie treten meist in Karstgebie-
ten auf. Dort treten überdurchschnittlich viele
Abb. 11: Zusammenhang von Plattenrändern und Erdbebenhäufig- grossräumige unterirdische Hohlräume auf. Wenn
keit.
bei der fortschreitenden Vergrösserung der Höh-
len deren statische Stabilität nicht mehr gewährleistet ist, stürzt das Höhlendach oder Teile davon ein. Ein-
sturzbeben sind selten und nur von lokaler Bedeutung, meist sind auch weder Opfer noch grössere Schäden
zu beklagen. Eine spezielle Art von Erdbebensignal liefern ausserdem unterirdische Atombombenversuche.
Keiner Atommacht ist es somit möglich, heimliche Versuche durchzuführen.

A 14: Analysieren Sie mithilfe der Zusatzblätter (vgl. Kursmaterialien TEAMS) die drei Erdbeben von Haiti
(2010), Neuseeland (2011) und Nepal (2015).

a. Suchen Sie für jedes Erdbeben die Stärke (Mw), den maximalen Wert für die Intensität (MMI), die Tiefe
des Hypozentrums und die Anzahl Todesopfer.

b. Warum gibt es zwei Erdbebenskalen mit unterschiedlichen Einheiten? Warum braucht es sowohl die
eine als auch die andere?

c. Welche Faktoren haben die jeweilige Anzahl Todesopfer inwiefern beeinflusst?

d. Stellen Sie Überlegungen dazu an, weshalb es sinnvoll und wichtig ist, innerhalb von Minuten ein Erdbe-
ben mittels beider Erdbebenskalen einordnen zu können.

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Seismische Wellen
Die Energie eines Erdbebens breitet sich als Raumwelle durch den Erdkörper und als Oberflächenwelle an
der Erdoberfläche aus. Es gibt zwei Arten von Raumwellen und zwei Arten von Oberflächenwellen, die alle
durch unterschiedliche Teilchenbewegungen gekennzeichnet sind.

A 15: Analysieren und charakterisieren Sie mit Hilfe der Abb. 12 und 13 die vier Wellentypen hinsichtlich ihrer
Teilchenbewegungen (Schwingungen).

Abb. 12: Die vier Wellentypen. Ausbreitungsrichtung jeweils


von links nach rechts.

A 16: Welche Wellentypen sind auf dem Seismogramm (Abb.13, rechts) zu sehen?

Abb. 13: Ausbreitung seismischer Wellen im Erdinnern (links) und Seismogramm (rechts, Angaben in min.)

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Bestimmung der Lage des Epizentrums


Mit der folgenden Formel kann man berechnen, wie weit das Epizentrum von der Station entfernt ist, die das
Seismogramm aufgezeichnet hat. Man muss nur den Zeitunterschied zwischen dem Eintreffen der P- und S-
Welle kennen. Diesen kann man im Seismogramm ablesen.

A 17: Die Station 3 hat das Seismogramm auf Abb. 13 aufgezeichnet. Versuchen Sie mithilfe der anderen
Stationen (1 und 2) das Epizentrum zu konstruieren.
Station 1 350 km = 1 cm

Station 2

Station 1: Δt1 = 238.1 Sekunden

S1 = _____ Kilometer

Station 2: Δt2 = 297.6 Sekunden

S2 = _____ Kilometer

Station 3: Δt3 = ____ Sekunden

S3 = _____ Kilometer
Station 3

A 18: Auch wenn man genau gezeichnet hat: Die drei Kreise treffen sich nicht exakt in einem Punkt. Wo genau
befindet sich das Epizentrum? Erklären Sie die spezielle Lage des Epizentrums.

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Tsunami
Liegt der Bebenherd in Küstennähe oder unter dem Meeresgrund (sog. Seebeben), so übertragen sich die
Erdbebenwellen auch auf das Wasser. Entsprechend der Materialverschiebung im Untergrund wird die ganze
Wassersäule des darüber liegenden Meeresteils verschoben. Es entstehen Wellen, die auf dem offenen Meer
nur eine geringe Höhe haben. Erreicht die durch die Verschiebung ausgelöste Welle jedoch die flacheren
Küstenbereiche, wird sie zu Höhen von mehr als 20 m aufgetürmt und überschwemmt grosse Landgebiete.
Eine solche durch Seebeben verursachte, alles verwüstende Welle nennt man Tsunami. Weil gerade Küsten-
ebenen bevorzugte Siedlungsgebiete sind, fordern Tsunamis oft eine grosse Zahl von Opfern. Auf offenem
Meer erreichen Tsunamis Geschwindigkeiten
von bis zu 800 km/ h, was eine rechtzeitige Eva-
kuierung der bedrohten Küstenbewohner er-
schwert. Durch die Flutkatastrophe vom
26.12.2004 hat dieses Phänomen traurige Be-
rühmtheit erlangt. Ein Erdbeben der Magnitude
9.1 vor der Insel Sumatra hat Tsunamis ausge-
löst, die Küstengebiete rund um den Indischen
Ozean verwüsteten und unsägliches Leid verur- Abb. 14: Blockbild Seebeben und Tsunami.
sachten.

A 19: Welche Regionen wurden beim Tsunami 2004 besonders stark getroffen? Analysieren Sie die entspre-
chende Karte (vgl. Kursmaterialien TEAMS).

A 20: Man geht von insgesamt über 230'000 Todesopfern aus. Tragen Sie möglichst vielfältige Gründe für
diese hohe Zahl zusammen.

A 21: Was muss vorgekehrt werden, damit sich Gleiches nicht wiederholt? Machen Sie Vorschläge und eva-
luieren Sie deren Umsetzbarkeit. Welche Schwierigkeiten sind zu erwarten?

A 22: Wie funktioniert ein Tsunami-Frühwarnsystem? Welche Parameter werden analysiert?


https://www.eskp.de/grundlagen/naturgefahren/funktionsweise-von-tsunami-fruehwarnsystemen-
935112/

A 23: See-Tsunamis in der Schweiz: Ein mögliches Szenario oder Utopie? Hier erfah-
ren Sie mehr! http://seismo.ethz.ch/de/knowledge/things-to-know/lake-tsunamis/

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Erdbeben in der Schweiz


Rund 1000-mal pro Jahr bebt die Erde in der Schweiz. Die meisten Beben sind aber so schwach, dass nur die
Messinstrumente des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) sie registrieren. Menschen spüren Erdbeben
erst ab einer Magnitude von etwa 2,5. Das stärkste
Erdbeben der Schweiz ereignete sich in Basel, mittel-
alterliche Texte sprechen vom «Grossen Beben». Am
18. Oktober 1356, gegen 22 Uhr, bebte die Stadt mit
einer geschätzten Magnitude von 6,6. Das Münster-
dach brach zusammen, Häuser stürzten ein. Offene
Herdstellen brannten weiter und bald breitete sich
das Feuer in die Stadt aus. Dutzende von Menschen
kamen ums Leben, je nach Quelle werden auch 100
oder sogar 1000 Todesopfer genannt. Die bisher letz-
ten Erdbebenopfer der Schweiz kamen 1946 in Si-
ders ums Leben. Ein Beben der Magnitude 5,8 löste
Lawinen und Felsstürze aus, beschädigte 3500 Ge-
Abb. 15: Instrumentell aufgezeichnete Erdbeben in der Schweiz
von 1975 und 2014. bäude schwer und tötete 3 Menschen. Die Sachschä-
den kosteten über 7 Millionen Franken.

A 24: Analysieren Sie Abb. 15. Wo ist in der Schweiz die Erdbebengefährdung am grössten? Welche geologi-
schen Faktoren sind verantwortlich für diese geografische Verteilung? Stellen Sie eine Hypothese auf.

A 25: Interpretieren Sie die folgende «Gleichung».

A 26: Warum ist das Schadenpotential in der heutigen Zeit gegenüber früher um ein Vielfaches angestiegen?
Begründen Sie.

A 27: Wie gross ist Ihr persönliches Erdbebenrisiko? Starten Sie hier das Erdbebenri-
sikotool des Schweizerischen Erdbebendienstes.
http://www.seismo.ethz.ch/static/webrisktool2016/risktool_DE.html

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