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Die kleine Glaubenslehre

ʾummu l-barāhīn
des
ʾAbū ʿAbd Allāh Muḥammad b. Yūsuf
as-Sanūsīy
al-Ḥasanīy at-Tilimsānīy

Übersetzt
von
Jens Bakker
e-mail: jens.bakker@uni-osnabrueck.de
Unvollständige Rohfassung
Version 001

Universität Osnabrück
Institut für Islamische Theologie
Ǧumādā II 1435/April 2014
Software-Information
Dieser Text wurde mit der freien Software XeLaTeX (siehe zu
dem Textsatzprogramm TeX und seinen Erweiterungen LaTeX
und XeLaTeX z. B. die Internetseite der Deutschsprachigen An-
wendervereinigung TeX e. V.: http://www.dante.de, wo man wei-
tere Informationen und links erhält) gesetzt, wobei die packa-
ges fancyhdr, marginnote, parallel, addlines, url, manyfoot,
longtable, polyglossia (bidi), bidi-longtable und lipsum zur An-
wendung kamen. Für die arabische Schrift wurde der freie Font Sche-
herazade (siehe http://scripts.sil.org/cms/scripts/page.php?
item_id=Scheherazade) und für die lateinische Schrift der freie Font
Charis SIL (siehe http://scripts.sil.org/cms/scripts/page.php?
site_id=nrsi&id=charissil_download) verwendet.
v001 ʾummu l-barāhīn 4

Für den Text von ʾummu l-barāhīn wurden folgende Textausgaben vergli-
chen:

‫السنوسية‬ Petit traité de théologie Musulmane par Abou Abdallah Mohammed ben
Mohammed ben Youssef Senoussi (Senoussia), texte Arabe publié par ordre
de M. Jules Cambon, Gouverneur Général de l’Algérie, avec une traduction
Francaise et des notes par J.-D. Luciani, Alger : Imprimerie Orientale Pierre
Fontana et Co. 1896, unveränderter Nachdruck, LaVergne TN USA : Kessin-
ger Publishing 2009.
(44 p. Einführung, Übersetzung und Anmerkungen + 10 p. Originaltext).
‫ متن السنوسية ويليه جوهرة التوحيد للإ مام إبراهيم‬:‫ الإ مام‬،‫ الحسيني‬،‫ محمد بن يوسف‬،‫السنوسي‬
.٨ - ٢ ‫ ص‬،١٩٣٤ / ١٣٥٣ ‫ مصطفى البابي الحلبي‬:‫ القاهرة‬،‫اللقاني‬
.(‫ ص‬١٦)
‫ سعيد‬،‫ فودة‬:‫ في‬،‫ متن أم البراهين المسمى بالعقيدة السنوسية الصغرى‬:‫ الإ مام‬،‫ أبو عبد الله‬،‫السنوسي‬
‫ تهذيب شرح السنوسية أم البراهين ويليه متن "أم البراهين" للإ مام العلامة أبي عبد‬:‫عبد اللطيف‬
‫ دار البيارق‬:‫ الأردن‬- ‫ عمان‬،‫ الطبعة الأولى‬،(‫ )= من شروح عقائد أهل السنة‬،‫الله السنوسي‬
.١٧١ - ١٦٣ ‫ ص‬،١٩٩٨ / ١٤١٩
: ‫ ه‬١١٤٣ ‫ المتوفى سنة‬،‫ عبد الغني بن إسماعيل‬،‫ النابلسي‬:‫ في‬،‫ نص أم البراهين‬:‫ غير مذكور‬،‫المؤلف‬
‫الأنوار الإ لهية في المقدمة السنوسية )أم البراهين( ويليه النفحة الزكية لنظم العقيدة السنوسية لبرهان‬
:‫ بيروت‬،‫ الطبعة الأولى‬،‫ تحقيق بشير ُبرمان‬، ‫ ه‬٩٧٨ ‫الدين بن إبراهيم الناشري المتوفى بعد سنة‬
.٢٦ - ١٩ ‫ ص‬،٢٠١٣ / ١٤٣٤ ‫دار الكتب العلمية‬
Die Seitenzahlen am Rande verweisen auf die Paginierung der Ausgaben
vom Muṣṭafā al-Bābī al-Ḥalabīy und Fūdah. Eine kritische Ausgabe im ei-
gentlichen Sinn konnte ich nicht finden.
Neben der oben als erstes aufgeführten französischen Version von Lu-
ciani sei noch auf folgende Übersetzungen hingewiesen:

Fudālī und Sanusi: Muhammedanische Glaubenslehren, die Katechismen des


Fudālī und des Sanusi, übersetzt und erläuterte von M. Horten, (= Kleine
Texte für Vorlesungen und Übungen, herausgegeben von Hans Lietzmann ;
139), unveränderter Nachdruck der Ausgabe Bonn: A. Marcus und E. We-
ber’s Verlag 1916, ohne Ort: BiblioLife 2010.
al-Sanūsī, Muḥammad b. Yūsuf, Abū ʿAbd Allāh: al-Sanūsiyya, in: Watt,
William Montgomery (Herausgeber): Islamic Creeds, A Selection, translated
by William Montgomery Watt, (Islamic Surveys), Edinburgh: Edinburgh
University Press 1994, p.90–97.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 6

2 Die Attribute Gottes 7

3 Die Beweise für die Gotteslehre 11


3.1 Der Beweis für Gottes Sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
3.2 Der Beweis für die Urewigkeit Gottes . . . . . . . . . . . . . . 12
3.3 Der Beweis für das ewige Bestandhaben Gottes . . . . . . . . 12
3.4 Der Beweis für das gänzliche Anderssein Gottes . . . . . . . . 13
3.5 Der Beweis dafür, daß Gott durch sich besteht . . . . . . . . 13
p.164 [p.164] Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, des
Erbarmers:
‫بسم الله الرحمن الرحيم‬
[1 Einleitung]

Aller Lob kommt allein Gott zu, und ‫الحمد لله والصلاة والسلام على رسول‬
der Segen und das Heil sei auf dem .‫الله‬
Gesandten Gottes.

Wisse, daß die Urteile der Vernunft ‫العقلي ينحصر‬


ّ ‫اعلم أ ّن الحكم‬
in genau drei Abteilungen zerfallen: ‫ الوجوب والاستحالة‬:‫في ثلاثة أقسام‬
Notwendigkeit, Unmöglichkeit, Mög-
.‫والجواز‬
lichkeit.
Das Notwendige ist das, dessen ‫فالواجب ما لا ُي َت َص َّو ُر في العقل‬
Nichtsein die Vernunft ausschließt, ‫ والمستحيل ما لا يتص ّور في‬،‫عدمه‬
das Unmögliche ist das, dessen Sein
die Vernunft ausschließt, und das
‫ والجائز ما َي ِص ُّح في‬،‫العقل وجوده‬
Mögliche das, dessen Sein und Nicht- .‫العقل وجوده وعدمه‬
sein die Vernunft zuläßt.1

1
as-Sanūsīy meint hier wohl folgendes: Ein jegliches Urteil, das die Vernunft fällt –
also ein Urteil der Form „A ist B“ –, hat entweder zum Inhalt, daß A notwendig B ist, oder
daß A unmöglich B sein kann, oder daß A möglich B sein kann. Dies ist deshalb so, da et-
was entweder möglich seiend ist, d. h. es existiert eine gewisse Zeit und vor und nach dieser
Zeit ist es nichtseiend, oder es kann unmöglich sein, wie z. B. eine Wand, die gleichzeitig
schwarz und weiß ist, oder es ist notwendig seiend, dies ist nur Gott. Er meint hier nicht,
daß wir von jeglichem wissen, ob es möglich oder unmöglich ist, oder etwa daß alles, was
wir für möglich oder unmöglich halten, auch so ist. Man könnte also as-Sanūsīys Aussage
hier in erster Linie als die seienden Dingen in den Blick nehmend – also ontologisch – ver-
stehen. Andererseits scheint er, wie aus dem nächsten Absatz deutlich zu werden scheint,
auch einen anderen Gesichtspunkt im Auge zu haben, nämlich den epistemologischen, d. h.
daß wir notwendig oder aufgrund von Schlußfolgerungen erkennen, daß etwas nicht aus-
zuschließen, also nicht unmöglich ist, wenn er nämlich sagt, daß es Pflicht ist, zu erkennen,
was möglich für Gott ist, denn Gott kann ja, da er notwendig der Zeit nicht unterworfen
ist, nicht in irgendeiner Weise mit dem Begriff „möglich“ beschrieben werden, sondern wir
erkennen beispielsweise, daß es nicht unmöglich ist, daß Gott Gesandte sendet, d. h. daß
wir dies vernünftig nicht ausschließen können.
7 li-ʾAbī ʿAbd Allāh Muḥammad b. Yūsuf as-Sanūsīy

Jeder aufgrund der Offenbarung ‫ويجب على ك ّل مكلّف شرعاً أَ ْن‬
vor Gott verantwortliche Mensch ist ‫ِف ما يجب في ح ّق مولانا ج ّل‬ َ ‫َي ْعر‬
verpflichtet zu erkennen,2 was unse- ‫ وكذا‬،‫ وما يجوز‬،‫ وما يستحيل‬،‫وع ّز‬
rem Herrn, er ist erhaben und mäch- ‫يجب عليه أن يعرف مثل ذلك في ح ّق‬
tig, notwendig zukommt, was ihm un-
möglich zukommen kann und was im .‫ال ّرسل عليهم الصلا ُة والسلا ُم‬
Hinblick auf ihn möglich ist. Er ist
auch verpflichtet dies hinsichtlich der
Gesandten – auf ihnen sei der Segen
und das Heil – zu erkennen.

[2 Die Attribute Gottes]

Unserem Herrn – er ist erhaben und ‫فم ّما يجب لمولانا ج ّل وع ّز‬
mächtig – kommen folgende zwanzig :‫عشرون صف ًة وهي‬
Attribute notwendig zu:

[1/1] das Sein ‫[ ال ُو ُجو ُد‬١/١]


[2/2] die Urewigkeit ‫[ وال ِق َد ُم‬٢/٢]
[3/3] das ewig Bestand haben ‫قاء‬
ُ ‫والب‬
َ [٣/٣]
[4/4] daß der Erhabene sich von den ‫[ و ُمخا َل َف ُته تعالى للحوادث‬٤/٤]
entstandenen Dingen vollkom-
men unterscheidet

[5/5] daß er für sich selbst besteht, ‫[ و ِقيا ُمه تعالى ب َن ْف ِسه َٔا ْي لا‬٥/٥]
d. h. daß er keines Ortes und ‫ص‬
ٍ ‫يفتقر إلى مح ٍّل ولا ُم َخ ِّص‬
keiner äußeren Ursache bedarf

[6/6] und die Einzigkeit, d. h. daß es َ ‫[ والوحدانية أي لا‬٦/٦]


‫ثاني له في‬
hinsichtlich seines Wesens, sei- ‫ذاته ولا في صفاته ولا في أفعاله‬
ner Attribute und seines Wir-
kens kein Ding gibt, [das so ist]
wie er

Dies sind sechs Attribute. Das erste, ‫صفات الأولى نفسية وهي‬ ٍ ‫ست‬
ُّ ‫فهذه‬
nämlich das Sein, bezieht sich auf .‫الوجو ُد والخمسة َب ْعدَها سلبية‬
sein Wesen. Die fünf übrigen sind
Verneinungen.

2
Oder: „Jeder vor Gott verantwortliche Mensch ist durch die Offenbarung dazu ver-
pflichtet zu erkennen, […]“
v001 ʾummu l-barāhīn 8

Des weiteren kommen dem Erhabe- ‫ثم يجب له تعالى سبع صفات تسمى‬
nen sieben Attribute zu, die substan- :‫صفات المعاني وهي‬
tivische Attribute genannt werden,
nämlich:

[1/7] das Vermögen ‫[ ال ُق ْدرة‬٧/١]


[2/8] und der Wille, die sich auf ِ ِّ‫[ والإ رادة ال ُم َت َعل‬٨/٢]
‫قان بجميع‬
die Gesamtheit aller möglichen
Dinge beziehen.
‫الممكنات‬
[3/9] Des weiteren das Wissen, das ‫[ وال ِع ْلـ ُم المتـعـلـق بجمـيـع‬٩/٣]
sich auf die Gesamtheit aller ‫الـواجـــبــــــات والـجـــائــــــزات‬
notwendigen, möglichen und ‫والمسـتحـيــلات‬
unmöglichen Dinge bezieht.
p.165 [p.165] [١٦٥ ‫]ص‬
[4/10] Weiterhin das Leben, das sich ‫[ والحياة وهي لا َتـ َتـ َعـلَّـ ُق‬١٠/٤]
auf kein Ding bezieht, ‫بشيء‬
[5/11] dann Hören und ‫[ والسمع‬١١/٥]
[6/12] Sehen, die sich auf alle sei- ‫[ والبصر المتعلقان بجميع‬١٢/٦]
enden Dinge beziehen, und ‫الموجودات‬
schließlich

[7/13] das Wort, das weder Konso- ‫[ والكلام الّذي ليس بحرف‬١٣/٧]
nant noch Vokal ist, und das ‫ولا صوت ويتعلق بما يتعلق به‬
sich auf all das bezieht, worauf ‫العل ُم من ال ُمـ َتـ َعـلَّـقات‬
sich das Wissen bezieht.

Hernach [kommen Gott] sieben Attri- ‫صفات معنوي ًة‬ ٍ ‫ثُ َم سبع صفات تُ َس ّمى‬
bute [zu], die adjektivische Attribu- ‫ كَـ ْو نُـ ُه‬:‫وهي ملازِم ٌة للسبع الأولى وهي‬
te genannt werden, und die sich not-
‫تعالى‬
wendig aus den sieben ersten,3 erge-
ben, nämlich daß der Erhabene

[1/14] vermögend ً‫[ قادرا‬١٤/١]


[2/15] wollend ً‫[ ومريدا‬١٥/٢]
[3/16] wissend ً‫[ وعالما‬١٦/٣]

3
D. h. den gerade aufgeführten, nicht den anfangs genannten.
9 li-ʾAbī ʿAbd Allāh Muḥammad b. Yūsuf as-Sanūsīy

[4/17] lebendig ً‫[ وحيا‬١٧/٤]


[5/18] hörend ً‫[ وسميعا‬١٨/٥]
[6/19] sehend und ً‫[ وبصيرا‬١٩/٦]
[7/20] sprechend ist ً‫[ ومتكلما‬٢٠/٧]

Zwanzig Attribute [p.3] können dem ‫[ يستحيل في حقه تعالى‬٣ ‫وم ّما ]ص‬ p.3
Erhabenen unmöglich zukommen, ‫عشرون صفة وهي أضداد العشرين‬
nämlich die Gegenteile der ersten
zwanzig [Attribute], also: :‫الأولى وهي‬
[1/1] das Nichtsein ‫[ ال َع َد ُم‬١/١]
[2/2] das Entstehen ُ ‫والحد‬
‫ُوث‬ ُ [٢/٢]
[3/3] das Vergehen ‫[ و ُط ُر ْو ُء العدم‬٣/٣]
[4/4] die Ähnlichkeit mit den ent- ‫[ والمماثلة للحوادث بأن‬٤/٤]
standenen Dingen, d. h. daß ‫يكون ِج ْرماً أَ ْي تأخذ ذاته‬
er etwa ein Köper wäre und ‫ال َع ِلـ ّيـ ُة قدراً من الفَراغ أو يكون‬
sein erhabenes Wesen einen be-
stimmten Raum einnähme, oder ‫َع َرضاً يقوم بالجرم أو يكون‬
daß er ein Akzidenz wäre, das ‫في جهة للجرم أو له جهة‬
an einem Körper existiert, oder ‫أو يتقيد بمكان أو زمان أو‬
daß er in einer räumlichen Po- ‫تتصف ذاته العلية بالحوادث‬
sition relativ zu einem Köper ‫أو يتصف بالصغر أو الكبر أو‬
wäre, oder daß er an einen ‫يتصف بالأغراض في الأفعال‬
bestimmten Ort oder eine be-
stimmte Zeit gebunden wäre, ‫أو الأحكام‬
oder daß in seinem erhabenen
Wesen etwas entstehen würde,
oder daß er klein oder groß wä-
re, oder daß sein Wirken und
seine Gebote um der Erreichung
eines Zweckes willen wären.
v001 ʾummu l-barāhīn 10

[5/5] Es ist unmöglich für ihn, daß ‫[ وكذا يستحيل عليه تعالى ٔان‬٥/٥]
er nicht durch sich selbst be- ‫لا يكون قائما بنفسه بأن يكون‬
steht, indem er etwa ein Attri- ‫صفة يقوم بمحل أو يحتاج إلى‬
but wäre, das an einem Substrat
existiert, oder er einer äußeren
‫ُم َخ ِّصص‬
Ursache bedürfte.

[6/6] Ebenso ist es hinsichtlich des ‫[ وكذا يستحيل عليه تعالى ٔان‬٦/٦]
Erhabenen unmöglich, daß er ‫لا يكون واحداً بأن يكون مركَّبا‬
nicht einer ist, indem er etwa ‫في ذاته أو يكون له مماثل في‬
in seinem Wesen zusammenge-
setzt wäre, oder daß es etwas ‫ذاته أو صفاته أو يكون معه في‬
gäbe, das ihm in Hinblick auf ‫الوجود مؤثِّر في فعل من الأفعال‬
sein Wesen oder seine Attribute
ähnlich ist, oder daß es neben
ihm im Sein für irgendeine Wir-
kung eine andere [diese Wir-
kung beeinflussende oder her-
vorbringende] Wirkursache gä-
be.

[7/7] Desgleichen ist es unmöglich, ‫[ وكذا يستحيل عليه تعالى‬٧/٧]


daß er irgendetwas Mögliches ‫ال َع ْج ُز عن ممكن ما‬
nicht hervorbringen könnte,
oder

[8/8] daß er etwas hervorbringt, von ‫[ وإيجا ُد شيء من العالم مع‬٨/٨]


dem er nicht will, daß es ist,
‫كراهته لوجوده أَ ْي َع َد ِم إرادته‬
oder daß er [etwas erschafft]
und es nicht bemerkt, oder daß ‫له تعالى أو مع الذهول أو ال َغ ْفلة‬
er [etwas] zur Erzielung einer ‫أو بالتعليل أو بالطبع‬
Wirkung [erschafft], oder auf-
grund seines Wesens.4

[9/9] Ebenso ist es unmöglich, daß ‫[ وكذا يستحيل عليه تعالى‬٩/٩]


er irgendetwas nicht wüßte. ‫الجهل وما في معناه بمعلوم ما‬

4
D. h. ohne daß er es will, wobei er dazu aufgrund seiner Natur gezwungen ist.
11 li-ʾAbī ʿAbd Allāh Muḥammad b. Yūsuf as-Sanūsīy

Unmöglich sind [für Gott] auch

[10/10] der Tod ‫والموت‬ [١٠/١٠]


[11/11] Stummheit ‫والص َم ُم‬
َ [١١/١١]
[12/12] Blindheit und ‫وال َع َمى‬ [١٢/١٢]
[13/13] Taubheit. ‫والب َك ُم‬
َ [١٣/١٣]

[p.166] Die Gegenteile der adjekti- ‫وأضداد الصفات المعنوية واضحة من‬ p.166
vischen Attribute sind aus diesen, .‫هذه‬
[d. h. den genannten Unmöglichkei-
ten,] deutlich.5
Möglich hinsichtlich des Erhabenen ‫و ٔا ّما الجائز في ح ّقه تعالى ففعل ك ّل‬
ist das Bewirken eines jeden Mögli- .‫ممكن أو تركه‬
chen oder es zu unterlassen.

[3 Die Beweise für die Gotteslehre]


[3.1 Der Beweis für Gottes Sein]

Das Dasein des Erhabenen wird dar- ُ


‫فحدوث‬ ‫و ٔا ّما برهان وجوده تعالى‬
aus erwiesen, daß die Welt der Zeit .‫العالَ ِم‬
unterworfen ist.6
Denn wenn sie, [d. h. die ‫لأنه لو لم يكن له ُم ْح ِد ٌث بل‬
Welt,] nicht von einer sie her- ‫َحد ََث بنفسه‬
vorbringenden Ursache hervor-
gebracht worden wäre, sondern
von selbst entstanden7 wäre,

5
D. h. wenn die genannten substantivischen Attribute Gott notwendig nicht zukommen
können, können ihm auch die aus ihnen sich ergebenden adjektivischen Attribute notwen-
dig nicht zukommen.
6
Wenn die Welt der Zeit unterworfen ist, kann sie nicht urewig, d. h. ohne Anfang sein,
da sie sonst eine unendliche Zeitspanne hätte durchlaufen müssen, um heute anzukommen,
dies ist aber unmöglich.
7
Die Welt muß aber entstanden sein, d. h. erst seit einer begrenzten Zeitspanne exi-
stieren, denn sonst wäre sie ja urewig und trotzdem der Zeit unterworfen, was aber – wie
bereits erwähnt – unmöglich ist.
v001 ʾummu l-barāhīn 12

dann müßte einer der beiden Fäl- ‫لَ ِز َم أن يكون أحد الأمرين المتساو َيـ ْين‬
le,8 die einander gleich sind,9 sowohl ‫مساويا لصاحبه راجحا عليه بلا َس َبب‬
dem anderen Fall10 gleich sein11 als ،‫وهو ُمحا ٌل‬
auch das Übergewicht haben.12 Dies
ist aber unmöglich.

Der Beweis dafür, daß die Welt der ‫ودليل حدوث العالم ملازمته‬
Zeit unterworfen ist, besteht nun dar- [٤ ‫للأعراض الحادثة من حركة ]ص‬
in, daß es in ihr [– wie die Wahr- ‫ وملازم الحادث‬،‫وسكون وغيرهما‬
nehmung zeigt –] ohne Unterlaß ent- ،‫حادث‬
stehende [und dann wieder vergehen-
de] Akzidenzien wie Bewegung, [p.4]
p.4 Ruhe und andere gibt. Das, dem das
der Zeit Unterworfene untrennbar an-
haftet, ist aber selbst entstanden.

Der Beweis für das Entstehen der ‫ودليل حدوث الأعراض مشاهدة‬
Akzidenzien ist die Wahrnehmung ih- ‫تغـ ُّيـرها من َع َد ٍم إلى وجود ومن وجود‬
rer Veränderung vom Nichtsein zum .‫إلى عدم‬
Sein und vom Sein zum Nichtsein.

[3.2 Der Beweis für die Urewigkeit Gottes]

Der Beweis dafür, daß der Erhabene ‫وأما برهان وجوب ال ِق َد ِم له تعالى فلإ نه‬
notwendig urewig ist, ist folgender: ‫لو لم يكن قديما لكان حادثا فيفتقر إلى‬
Wäre er nicht urewig, dann wäre er
entstanden und wurde einer Ursache
.‫التسلس ُل‬
ُ ‫ُم ْح ِد ٍث فيلزم الد َّْو ُر أو‬
bedürfen, die ihn hervorbringt. Dies
ergäbe einen Zirkel oder einen regres-
sus ad infinitum.

[3.3 Der Beweis für das ewige Bestandhaben Gottes]

Der Beweis für das ewig Bestandha- ‫وأما برهان وجوب البقاء له تعالى‬
ben des Erhabenen ist folgender:
8
Nämlich das Entstehen gegenüber dem Nichtentstehen der Welt.
9
Nämlich insofern entsprechend der Annahme, daß die Welt von selbst entstanden ist,
kein Grund dafür besteht, warum der eine und nicht der andere Fall eintreten soll.
10
D. h. dem Nichtentstehen der Welt
11
Denn dies folgt aus der Annahme, daß die Welt von selbst – also ohne Ursache, die für
das Entstehen der Welt den Ausschlag gibt – entstanden ist
12
Eben weil er ja eingetreten ist.
13 li-ʾAbī ʿAbd Allāh Muḥammad b. Yūsuf as-Sanūsīy

Wäre es möglich, daß ihm das ‫فلأنه لو أَ ْم َك َن أن يلحقه العد ُم‬
Nichtsein zukäme, dann wäre er auch ‫لانتفى عنه القد ُم ل َك ْو ِن وجوده‬
nicht urewig, da sein Sein dann mög-
‫ والجائ ُز لا‬،‫ جائزا لا واجبا‬a‫حينئذ‬
lich und nicht notwendig wäre, denn
das Sein des Möglichen kann nur ent-
‫يكون وجوده إلا حادثا كيف وقد سبق‬
standen sein.13 Es wurde aber bereits b.‫قريـبا وجوب قدمه تعالى‬
bewiesen, daß der Erhabene urewig
ist.

[3.4 Der Beweis für das gänzliche Anderssein Gottes]

Der Beweis dafür, daß sich der Er- ‫و ٔاما برهان وجوب مخالفته تعالى‬
habene von den entstandenen Din- ‫شيء منها لكان‬ ً ‫للحوادث فلأنه لو ماثل‬
gen gänzlich unterscheidet, ist fol- ‫حادثا مثلها وذلك محا ٌل لما عرفت َق ْب ُل‬
gender: Wäre er einem der entstan- .‫من وجوب قدمه تعالى وبقائه‬
denen Dinge ähnlich, dann wäre er
selbst ebenso wie dieses entstanden.
Dies ist jedoch unmöglich, aufgrund
dessen, daß dem Erhabenen notwen-
dig Urewigkeit und ewiges Bestand-
haben zukommen, wie du schon er-
kannt hast.

[3.5 Der Beweis dafür, daß Gott durch sich besteht]

Der Beweis dafür, daß es dem Erhabe- ‫و ٔاما برهان وجوب قيامه تعالى بنفسه‬
nen notwendig zukommt, durch sich ‫فلأنه تعالى لو احتاج إلى مح ّل‬
selbst zu bestehen, ist folgender: Wür- ‫لكان صفة والصفة لا تتصف بصفات‬
de der Erhabene eines Substrates be- ‫المعاني ولا المعنوية ومولانا ج ّل وع ّز‬
dürfen, wäre er ein Attribut. Einem ‫ ولو‬،‫يجب اتصافه بهما فليس بصفة‬
Attribut können aber nicht die sub- ‫مخصص لكان حادثا كيف‬ ّ ‫احتاج إلى‬
stantivischen und adjektivischen At-
tribute zukommen. Unserem erhabe-
‫وقد قام البرها ُن على وجوب قدمه تعالى‬
nen Herrn kommen diese aber not-
.‫وبقائه‬
wendig zu. Also ist er kein Attribut.

13
Dies ist ja die axiomatische Abgrenzung des Möglichen vom Notwendigen: Etwas, das
„schon immer“ ist – d. h. für das uneingeschränkt gilt „es ist“ –, ist nicht möglich seiend,
sondern notwendig seiend. Man könnte es auch anders formulieren: Könnte Gott nicht sein,
nachdem er existiert hat, müßte er der Zeit unterworfen sein, dies ist aber nicht möglich,
da schon bewiesen wurde, daß er nicht der Zeit unterworfen sein kann.
b a
.‫هنا زيادة "وبقائه"؛ وفونطانه وبرمان بدون "وبقائه" وهو الصحيح‬ ."‫ "يصير‬:‫زيادة فونطانه برومان‬

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