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in 2022 with funding from
Kahle/Austin Foundation
EINUNDZWANZIGSTER BAND
ZWEITE ABTEILUNG
ZWEITER TEIL
1995
-
11 DFC
-- -
(
Schlegel, Friedrich:
Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe/ hrsg. von Ernst Behler.
Unter Mitw. von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. -
Paderborn; München; Wien; Schöningh; Zürich: Thomas-Ver!.
NE: Behler, Ernst [Hrsg.]; Schlegel, Friedrich: [Sammlung)
•
Bd. 21: Abt. 2, Schriften aus dem Nach lass. Fragmente zur
Geschichte und Politik. - Teil 2. / Mit Ein!. und Kommentar
hrsg. von Ernst Behler. - 1995
ISBN 3-506-77821-8
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwerrung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige
schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig.
Princed in Germany. Herstellung: Ferd inand Schöningh, Paderborn
ISBN 3-506-77821-8
VORWORT
Der Hauptteil der in diesem Band edierten Texte berul1t auf Manuskripten,
die sich im Besitz der Görres-Gesellschaft befinden. Es handelt sich dabei um
die Fortsetzung der fragmentarischen Aufzeichnungen Zur Geschichte und Po-
litik (1813-1818), die sich direkt an die Texte von Band 20 anschließen und
in Band 22 bis zum Jahr 1828 fortgeführt sind. Dazu treten in diesem Band
eine Reihe von tagespolitischen Texten, die mit Friedrich Schlegels Tätig-
keiten zur Zeit der Erhebung gegen Napoleon, während des Wiener Kon-
kresses und an1 Frankfurter Bundestag zusammenhängen und die an ver-
schiedenen Orten aufbewahrt werden: das Manuskript des Gedichtes Zuruf
der Österreicher an ihren Kaiser befindet sich in der Herzog-August-Bibliothek
in Wolfenbüttel; das Manuskript Memoire über Hannover wurde mir von dem
damaligen Direktor der Staatsarchive im Niedersächsischen Hauptstaatsar-
chiv, Herrn Dr. Carl Haase zur Verfügung gestellt; Schlegels Verfassungs-
entwürfe für den Wiener Kongreß konnten in zwei Handschriften ermittelt
werden, von denen die eine im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, die an-
dere unter den Schriften Metternichs im Staatsarchiv in Prag aufbewahrt
wird; die Manuskripte zu den Berichten vom Frankfurter Bundestag 1816-1818
befinden sich sämtlich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien; das gilt
ebenfalls für den Text Zu dem Gesetz über Preßfreyheit, wogegen das Manuskript
des Programms zur Organisation eines Vereins zur Beförderung der det1tschen
Kunst im Schiller-Nationalmuseum und Deutschen Literaturarchiv in Mar-
bach aufbewahrt wird; die Handschrift Üeber die wesentlichste und nothwendig-
ste Reform in der katholischen Kirchenverfassung liegt in der Stadtbibliothek
Wien; und die Notiz über die Methodisten entstammt dem von Moriz Lie-
ber gesammelten Schlegelnachlaß, der sich als Leihgabe im Freien Deutschen
Hochstift in Frankfurt befindet. Alle diese Handschriften wurden mir von
den genannten Institutionen zur Verfügung gestellt. Bei der Herstellung der
Register und der Fahnenkorrektur sind mir meine damaligen Forschungs-
assistenten Eric Ames, Ute Weber, Ingrid Ray und Martin Klebes von großer
Hilfe gewesen. Herr Gottfried Lehr im Verlag Ferdinand Schöningh hat die
Arbeit am Kommentar wieder mit wertvollen Hinweisen unterstützt. Die
University ofWashington hat die Edition dieses Bandes mit der Finanzierung
der Assistentenstellen gefordert. Frau Fratike Plummer ist mir bei der tech-
nischen Herstellung des Druckmanuskripts von beträchtlicher Hilfe gewe-
sen. Für alle diese mir zuteil gewordenen Unterstützungen möchte ich mich
bei dieser Gelegenheit herzlich bedanken.
1816 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379
4. Über die Eintheilung der Materie der Bundesversammlung.
1816 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
5. Bemerkungen über den königl. Preußischer Seits in
Vorschlag gebrachten Traktat die Einrichtung des
deutschen Bundes betreffend. 1816 . . . . . . . . . . . . . . . . . 397
6. Bemerkungen über die vom Senat zu Frankfurt
ddo. 25. Juli 1816 gegen die Katholiken und gegen den
katholischen Vorstand erlassene Bekanntmachung . . . . . . 400
7. Über die licterarisch politische Wirksamkeit und den
dadurch auf die öffentliche Meinung Zll erhaltenden
Einfluß. 1816. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
8. Über den gegenwärtigen Zustand von Deutschland.
Januar 1818 ................................... 413
[XXI Berichte nach der Rückkehr vom Frankfurter Bundestag aus
Wien. 1819). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
1. Zu dem Gesetz über Preßfreyheit, Zeitungen und
politische Flugschriften. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
2. Programm zur Organisation eines Vereins zur
Beförderung der deutschen Kunst. September 1819. . . . . 433
[XXII Notizen zur Kirchenpolitik]
1. Ueber die wesentlichste und nothwendigste Reform
in der katholischen KirchenverfassL1ng . . . . . . . . . . . . . . . 441
2. Notizen über die Methodisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455
[XII] Zur Geschichte und Politik. 1813. II: Die Fragmente dieses Heftesset-
zen die Überlegungen des vorhergehenden ununterbrochen fort, wobei sich
im Verlauf der Aufzeichnungen nur geringfügige neue Nuaocierungen be-
merkbar machen. Einige davon verdienen hervorgehoben zu werden. Im
Fragment 3 erwäge Schlegel die Möglichkeit eines protestantischen Kaisers
für Deutschland, was nicht allein mit dem hier vertretenen pragmatischen
Gesichtspunkt zusammenhängt, sondern ebenfalls in Schlegels latenter Sym-
pathie für den P rotestantismt1s (s. KA III, S. 85-94), insbesondere die prote-
stantische Synodalverfassung seinen Grund hat. Die Überlegungen über den
Reichsdeputationshauptschluß (XII, 6), den Frieden von Luneville (XII, 13,
S. 5), die deutsche Föderation (XII, 14) und das rechte Elbufer sowie das lin-
ke Rheinufer (XII, 16) stehen mit der bevorstehenden Erhebung gegen Na-
poleon in Zusammenhang und antizipieren die Zeit nach den Kriegen. Je-
doch spiegeln sich die lebhaften Ereignisse dieser Zeit, Napoleons geschei-
terter Rußlandfeldzug und der sichtbar werdende Zusammenbruch seines
Reiches, nur wie von fern in diesen Aufzeichnungen wieder. Die Huldigung
Napoleons durch die sich demütigenden deutschen Souveräne in Erftut im
Jahre 1808 wird als die „niederste Stufe" des deutschen Reiches bezeichnet
(XII, 216), und in zwei Fragmenten wird der bevorstehende Wiener Kongreß
zunächst noch als das „Monstrum einer europäischen Republik" (XII, 240),
aus dem das „Ungeheuer der Volksrepräsentation" hervorgehen könnte (XII,
147), gesehen. Schlegel hält demgegenüber an seinen Prinzipien fest, von de-
nen das „föderative System" (XII, 20) zweifellos das Wichtigste für ihn ist,
weil es auf der „religiösen Ansicht der Politik" beruhe und der „diplomati-
schen Staatsansicht" entgegensteht (ebd.). Diese diplomatische Staatsansicht
beruht auf „Verträgen", ,,Vernunft und Willkür"; aber auch das „Streben nach
absoluter Gewalt", ,.Hochmut", Lüge und Nicl1tigkeit" sind in ihr rege; t1nd
so entspricht diese diplomatische Ansicht „völlig der Kantscl1en Philosophie"
(XII, 35). Die diplomatische Ansicht erfordert „Kunst", sie nähert sich „ei-
ner szientifischen Behandlung des Staats" und zeigt damit ihren Ursprung in
Machiavelli, der at1ch darin zum Ausdrt1ck kommt, daß dieses System „auf
Acl1eismus gegründet ist" (XII, 36). Der „eigentliche Grundirrtum der di-
plomatischen Ansicht" ist aber der Begriff des „Souveräns", der „ganz dem
kantischen Surrogat Gott" entspricht und eigentlich eine „Gotteslästerung"
Einleitung IX
ist, da „niemand Souverän wie Gott" sein kann (XII, 17). Weitere Kennzei-
chen der cliplomatischen Ansicht des Staates sind „das Anti-Föderative"
(ebd.), der „starre Höllenbegriff' des „absoluten Eigentums" (XII, 50) und
der „große Hauptirrtum unseres Zeitalters", nämlich die Annahme, daß der
„Staat alles in allem sein soll" (XII, 111). Ein gegenwärtiger Vertreter dieser
Staatsansicht ist Friedrich Gentz (XII, 20). Nacl1 Schlegel gibt es drei vor-
herrschende Staatsansichten, deren dritte neben der religiös-föderativen und
der diplomatischen die revolutionäre ist. In dieser herrschen „Phantasie und
Naturkraft" (XII, 35), aber ihr Grt1ndprinzip ist der „ins öffentliche Leben
und den Staat eingetretene Atheismus" (XII, 110). Die religiös-föderative
Staatsansicht ist die „wahrhaft wissenschaftliche Behandlt1ng und Ansicht des
Staats", da sie sich „auf die höchste Erkenntnis und den Theismus" gründet
(XII, 36). Dieser „wissenschaftliche Theismus" wird von Schlegel auch als
„politischer Theismus" bezeichnet (XII, 24), er hängt mit der aus früheren
Ausführungen bekannten Idee des „Kaisertums" (XII, 29) zusammen und hat
als das „herrlichste Finanzprinzip" den Leitspruch: ,,Gebt dem Kaiser was des
Kaisers ist ... " (XII, 115). Das Prinzip des „Gleichgewichts" gehört eigentlich
zur diplomatischen Ansicht, scheint für Schlegel aber akzepcierbar zu sein,
solange es „auf dem Kaisertum ruhe", führt jedoch „zur Anarchie", wenn es
sich davon löst (XII, 247, 248). In anderen Fragmenten fül1rt Schlegel seine
aus früheren Jahren bekannten Gedanken weiter at1s. Unter den Gemein-
schaftsformen von Nation, Kirche und Staat ist der Staat „aus der Hölle" , die
Nation ,,von der Natur" und die Kirche „von Gott" (XII, 238). Was das
Rechtssystem des föderativ und religiös begründeten Staates anbetrifft, so
kann dies für Schlegel nur das jus germanicum sein, und eine „Philosophie
des Rechts" müßte seiner Ansicht nach „polemiscl, beginnen, mit einer Wi-
derlegung des römischen Rechts" (XII, 194). Das liegt daran, daß das ger-
manische Rechtssystem am meisten „Personenrecht" ist (XII, 195) und „statt
der künstlichen Verhältnisse des Prozesses" auf der „Person des Richters"
(XII, 194) beruhe. Schlegel drücke dies auch so aus: ,,Der rörnische Richter
ist ein Richter nach dem Gesetz. - Der deutsche ist ein Richter nach dem
Reche" (XII, 200). Der polemische Einleitungsteil miißte nach näherer Prü-
fung erweitert werden. In ihm müßte „zuerst wohl das sogenannte Natur-
und Vernunfcrecht widerlege werden; dann auch das diplomatische oder so-
genannte Völker-Reche; endlich 3) auch das römische Recht, als in sich heid-
nisch, verwerflich und atheistisch" (XII, 201). Hier erfolgt die Verbindung
der föderativ-religiösen Staatsansicht mit dem germanischen Recht einerseits
und der diplomatischen Staatsansicht mit dem römischen Recht andererseits.
Die Annahme, ,,daß Amerika der Schauplatz einer neuen Menschheit und ei-
ner neuen Epoche der Weltgeschichte sein werde", wird abgelel1nt, ,,weil es
dort keine Nationen gibt". Dies Land ist stattdessen bestimmt dL1tch einige
,,Reste von zerstörten, wilden Stämmen, eine Abart von Engländern, von Spa-
niern und Portugiesen, oder Franzosen und Negern", und das ist offensicht-
X Einleitung
lieh nicht der „Stoff, aus dem eine neue, höhere Menschl1eit sich erheben und
gestalten könnte" (XII, 258). Eigentlich hat Amerika „seine Geschichte
schon vollendet", und diese bestand darin, ,,den Lebens-Prozeß von Europa
durch den Überfluß von edlen Metallen, durch wuchernde und reizende Ve-
getabilien (Tabak, Kartoffeln, Klee pp. und neue Krankheiten) ins Unglaub-
liche zu beschleunigen" (XII, 264). Schlegel ist eher davon überzeuge, ,,daß
die deutsche Nation vorzugsweise ein Schauplatz des letzten Kampfes" sein
wird tilld bringt dies damit zusammen, daß die wahre „Philosophie in der
letzten Katastrophe der Menschheit eine hauptsächliche Rolle spielen wird",
ebenso wie die „falsche Philosophie" ihren Anteil an der „Revolution in
Frankreich" hatte (XII , 259). Für diesen apokalyptischen Kampf werden
Preußen und Österreich als die entscheidenden Pole angesetzt: Preußen als
Inkarnation des Vernunftprinzips und der diplomatischen Ansicht, Öster-
reich als „Bollwerk der Kirche, der Religion und Gerechtigkeit", wie auch
der „wahren Philosophie" (XII, 260). Seit der „Antichrist" sein Werk in
Frankreich im Jahre 1789 beendet hatte, hat er dies Land verlassen und sich
ein „anderes Reich" zu seinem Sitz erwählt, wobei Schlegel Preußen und
Rußland in Erwägung zieht (XII, 261). Das „Schicksal der Welt" hängt des-
halb davon ab, ob „Österreich oder Preußen Kaiser wird", und dies ist die
„große Frage der Zukunft" (XII , 246). In einer umfassenderen historischen
Betrachtung stellen sich die Verhältnisse folgendermaßen dar:
Die wabre Epoche, mit welcher die neuere Geschichte anfängt, ist der westphälische
Frieden: da wurde das alte deutsch-katholische Kaisertum, das wahre, dem Schein nach
für immer gelähmt; gleich nachher begann das auf antichristlichen Grundsätzen beru-
hende falsche französische Kaisertum unter Ludwig XIV sich zu entwickeln. Diesem
ward durch Österreich, England und Holland das System des Gleichgewichts mit Glück
entgegengesetzt. Seit 1700 entwickelte sich auf ganz andre Weise, wie das französische ,
das andre falsche Kaisertum, das russische und wuchs fortdauernd, obwohl sehr lang-
san1 an Macht und Größe.
Jetzt muß die Wiederherstellung des Gleichgewichts und des wahren Kaisertun1s für
Europa von Delltschland ausgehn. Es sind hier zwei Systeme möglich; entweder wird in
einer bloß föderativen Verfassung durch das enge Band zwischen Groß Brittannien und
Österreich vor allem das Gleichgewicht erhalten und das wahre Kaisertum in Österreich
wiederhergestellt; oder es entsteht ein neues falsches Kaisertum in Deutschland selbst,
ein Protestantisch-Preußisches bloßes National-Kaisertum; es kommt durch eine Revo-
lution eine militärische Monarchie in Deutschland zu Stande, welche über alle benach-
barten Nationen in der Runde wnher präponderiert; aber nicht bloß durch ein Übermaß
von friedlicher und föderativer Stärke, sondern durch erobernde Gewalt (X, 244).
turgeschichte - und Naturgeschichte des Menschen - abgesondert - dann als drittes Glied
zu jenen beiden noch die 0/fenbarungsgeschichte oder diese als das Wesentliche gleich als
das Ganze konstituiere? worin jene andern Elemente zu verschmelzen wären? (XII, 213).
[XIII. Aufrufe und Denkschriften aus der Zeit der Erhebung gegen Napoleon]: Die
beiden Gedichte gehören zu der nicht unbeträchtlichen politischen und va-
terländischen Lyrik Friedrich Schlegels. Das erste ist bislang unveröffentlicht,
das zweite ist eine Kompilation aus dem Gediehe Huldigung (s. S. 468-469
des Kommentars). Das Memoire iiber Hannover wurde im November 1813 ver-
faßt und bildet einen Teil der publizistischen Tätigkeit, die Schlegel im Auf-
trag Metternichs ausführte. Er berichtet darüber auf andeutungshafte Weise
in verschiedenen Briefen an seinen Bruder; der damals ebenfalls eine pt1bli-
ziscische Tätigkeit in den Dinesten des schwedischen Kronprinzen Berna-
dotte ausführte und in dessen Hauptquartier nach Hannover gekommen war.
Während der Napoleonischen Kriege hatte das Kurfi.irstentum Hannover ein
böses Schicksal gehabe. Napoleon konnte das ihm verhaßte England nur in
Hannover verwunden und hatte das Kurfürstentum mehrmals besetzt und
wirtschaftlich ausgesaugt. Es wurde teilweise dem Königreich Westfalen un-
ter Jeröme und teilweise dem französischen Kaiserreich eingegliedert. Im
Herbst 1813 rückten die Russen unter Teccenborn in Hannover ein. Anfang
November trat die Regierung wieder in Tätigkeit, und der Prinz-Regent von
England ernannte den Herzog von Cambridge zum Militärgot1verneur. Der
Graf Münster, der während der Kontinentalsperre am Hof in London als vom
Parlament unabhängiger Minister für die Angelegenheiten Hannovers weil-
te, war zu dieser Zeit im Hauptquartier der Verbündeten und vertrat später
die Interessen Hannovers at1f dem Wiener Kongreß (s. S. 469-470 des Kom-
mentars). Im März 1813 hatte ihm August Wilhelm Schlegel noch von
Stockholm aus ebenfalls eine politische Denkschrift übersandt, so daß er sich
im Besitz von zwei Denkschriften der Brüder Schlegel befand. Das Interesse
der Brüder Schlegel an der Befreiung Hannovers ri.ihrt daher, d.aß beide in
Hannover geboren waren und sich ihr Elternhaus in Hannover befunden hat-
te. Ihr Vater hatte dort das Amt eines Generalsuperintendenten ausgeübt,
urid beide betrachteten sich als „Han,noveraner". 2 Der unmittelbare Anlaß zu
Friedrich Schlegels Denkschrift hat zweifellos in der neuen politischen Rol-
' Diese Briefe werden in KA XXVIII erscheinen. Sie wurden von Oskar Walzel in der Ausgabe
Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm, Berlin 1890 herausgegeben. Im
folgenden „Walze!".
2 Die beiden Denkschriften wurden mit einer ausführlichen Einleitung und einen1 gründlichen
Kommentar von Carl l-Iaase herausgegeben; ,,Die Brüder Schlegel und der Graf Münster.
1813/14", in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 48 (1976), S. 345-396. Haase
hat leider unterlassen, den Briefwechsel zwischen August Wilhelm Schlegel und dem Grafen
Münster einzubeziehen, der schon seit 1930 vorlag (Briefe von und an A.W. Schlegel, hg. von
Josef Körner, Leipzig 1930, Bd. l, S. 286-288, 288-292, 295-297) und auch eine Abschrift der
Denkschrifi: des Grafen Münster „Observations sur le traite conclu aBreslau (19. März l81 3} par
le Comte de Münster" in Schlegels Handschrift enthält: Msc. Dred. e 90 VII.
XII Einleitung
le bestanden von der er in seinen Briefen an seinen Bruder aus dem Jahre
1813 spricht.' Seit dem 4. April 1809 stand Friedrich Schlegel als kaiserl. kö-
nigl. Hofsekretär in Österreichischen Diensten, wobei aber sein Aufgabebe-
reich nicl1c klar bestimmt war. Die Anstellungsurkunde ist von Graf Stadion,
dem damaligen Außenminister Österreichs, uncerzeichoet,3 und die A_?stel-
lung bezog sich wohl auf schriftstellerische Dienste, die Schlegel für Oster-
reich leisten sollte. So gab er während des österreichischen Feldzuges gegen
Napoleon die in einer fahrbaren Druckerei bei der Armee gedruckte Öster-
reichische Zeitung heraus4 und begründete nach dem unglücklichen Abschluß
des Feldzuges die führende Tageszeitung Österreichs, den Österreichischen Be-
obachter. 5 Am 8. Oktober 1809 hatte Metternich Stadion als Außenminister
abgelöst, und damit änderte sich die Haltung Österreichs zeitweilig gegen-
über Napoleon. 6 Österreich bedurfte dringend des Friedens, um die zerrütte-
ten Finanzen zu sanieren, und erklärte erst am 11. August 1813 Frankreich
wieder den Krieg. In dieser Übergangsphase hatte Metternich für den scharf
gegen Napoleon eingestellten Friedrich Schlegel keine Verwendung, und die-
ser beklagte sieb in Briefen an seinen Bruder darüber, ,,in den Winkel" ge-
schoben zu sein,7 konnte aber am 20. Oktober 1813 melden, ,,wieder in po-
litischer Tätigkeit" ,8 sogar eine politisch wichtige Person" 9 zu sein, die sich
„mit sehr wichtigen Aufträgen und Arbeiten fi.ir den politischen Zustand von
Deutschland beschäftigt" .1° In seinem Begleitschreiben an den Grafen Mün-
ster vom 12. Januar 1814 führt Schlegel aus, daß er im Jahre 1809 „in öster-
reichische Dienste trat" und nun „über die Deutschen Angelegenheiten, die
künftige Verfassung von Deutschland, das gegenseitige Verhältnis der ein-
zelnen größern und kleinern Staaten und die Erhaltung des Gleichgewichts
in Deutschland, über die Rl1eingrenze u.s.w." arbeite und darüber Atifsätze
überreichen könne. 11 Damit ist der Aufgabenbereich umrissen, den er nun.
übernommen hatte. Schlegel unterstand Metternich direkt. Sein Mmzoire hat
einen kurzen französisch verfaßten Vorspann, der noch genauere Angaben
über sein Dienstverhältnis enthält und mitteilt, daß Schlegel am 18. August
1813 mit diesen Aufgaben betraue wurde und daß das Mernoire Teil einer
größeren Arbeit über den gegenwärtigen Zustand von Deutschland sei. Es
lautet:
Ce Memoire sur le pays d'Hannovre fait partie d'un travail plus etendu sur l'etat accuel
de l'Allemagne et sur l'organisacion definitive qu'on devra lui donner; cravail duquel
l'auceur a ece cbarge apres le 18e Aout.
Nous dor:inons ce Memoire exactement tel, gu'il a ete presente a un homme d'etat
Autrichien, et comme il a ete redige au mois de Novembre avant gue le retablisse-
ment du Gouvernement d'Hannovre fut connu a Vienne, et avant que Ja Holland fut de-
livree. 12
Der „homme d'etat Autrichien", dem dies Memoire vorgelegt wurde, wird in
Schlegels Begleitbrief als „Oesterreichischer Staatsmann" benannt und ist of-
fensichtlich Metternich, der Schlegel zur Übersendung des Dokuments an
den Grafen Münster aufgefordert haben wird. Carl Haase, der Herausgeber
der beiden Dokumente der Brüder Schlegel, bemerkt über ihre jeweiligen Ei-
genarten:
Bei August Wilhelm Schlegel eine durchgehende Linie der Argumentation, bis auf den
Schluß über Schweden und die Hanse in sich logisch und schlüssig. Ein klarer, vielleicht
etwas trockener Verstand legt in gemeinverständlicher Form seine Vorstellungen über
die Durchführung eines bestimmten Programms dar. Dagegen bei Friedrich Schlegel
bedeutende Ausblicke, große Visionen, nicht logisch, sondern eher assoziativ aneinan-
dergereiht und mühsam mit Daten und Fakten angereichert. Man möchte sagen: Hier
Friedrich, der phantasievolle Kopf, dort August Wilhelm, der diskursive Denker. '3
12 Carl Haase, .,Die Brüder Schlegel und der Graf Münster", S. 381. Dieser Text ist in der Hand-
schrift Friedrich Schlegels geschrieben und stimmt mit seiner französischen Schreibare (fehlen-
de Akzente, Interpunktion, Seil) überein (s. KA XVIII, S. 5 38-547).
11 Carl Haase, ,.Die Brüder Schlegel und der Graf Münster", S. 360-361.
XIV Einleitung
[XN Verfassungsentwürfe und Satiren für den Wiener Kongreß:] Schlegels Teil-
nahme am Wiener Kongreß ist eingehend in der Einleitung zu KA VII
(S. XCIII-CX) dargestellt, und hier geht es hauptsächlich um das Zustande-
kommen und die Wirkung der in dieser Sektion enthaltenen Texte. Seit dem
18. August 1813 wurde Schlegel von Metternich beauftragt, auf dem Gebiet
der öffentlichen Meinungsbildung seine Tätigkeit zu entfalten. Genauer
gesprochen war ihm die Aufgabe zugewiesen, .,über die Deutschen Angele-
genheiten, die künftige Verfassung von Deutschland, das gegenseitige Ver-
hältnis der einzelnen größern und kleinern Staaten und die Erhaltung des
Gleichgewichts in Deutschland, über die Rheingrenze u.s.w." zu arbeiten
und Aufsätze zu verfassen. 14 Die Aufsätze, die er über diese Gegenstände
in norddeutschen Tageszeitungen veröffentlichte, sind in KA VII ediert
(S. 408-427). Der Urheber dieser Idee der öffentlichen Meinungsbildung war
Metternich gewesen. Bereits von seinem Botschafterposten in Paris, wo er
Napoleons Presse an der Arbeit sah, hatte er an Philipp Stadion geschrieben:
L'opinion publique est le plus puissant des moyens, un moyen gui, comme la religion,
penetre dans les recoins les plus caches, et ou les mesures administratives perdenc leur
influence; mepriser l'opinion publique est aussi dangereux que mepriser les principes
moraux. 1)
'' Siehe den in Anmerkung l l zitierten BtiefFriedrich Schlegels an den Grafen Müoster.
11
Nachgelassene Papiere II (1880), S. 192.
16
Heinrich Ritter von Srbik, Metternich. Der Staatsmann und der Mensch, München 1925, Bd. 1,
S.517f.
" Siehe KA Vll, S. 412: .. Über die Tätigkeit des Deucschen Kornmittees" (22. Oktober 1814).
Einleitung XV
Prinzips d~s Gleichgewichts der Mächte; und (2) die Neuordnung der inne-
ren Verhältnisse Deutschlands durch die Schaffung eines deutschen Bundes.
Metternich war an beiden Aufgaben gleicherweise interessiert und hatte
Friedrich Schlegel für den Bereich der deutschen Angelegenheiten ausge-
sucht. Für die deutsche Verfassungsangelegenl1eit war ursprünglich eine
Konstruktion Deutschlands vorgesehen, die auf der Vormacht der beiden
deutschen Großstaaten, Österreich und Preußen, beruhen sollte, was natür-
lich die anderen Bundesglieder in ihrer Geltung sehr beeinträchtigt hätte.
Seit November 1814 suchte Metternich die Unterstützung seiner Pläne bei
Mittelstaaten wie Bayern zu gewinnen, was nur durch Zugeständnisse in Fra-
gen der Souveränität und spezielle Berücksichtigt1ng beim Stimmrecht zu ge-
winnen war. Es scheint, daß die Stimmrecht-Entwürfe Schlegels diesem
Zweck dienten, wobei hinzuzufügen ist, daß sein föderalistisches Denken ihn
für diese Aufgabe besondern qualifizierte. Diese Tendenz fand in der Deut-
schen Bundesakte vom 18. Jt1ni 1815 Ausdruck, mit welcher die langwieri-
gen Verhandlungen schließlich ihren Abschluß fanden. 18 Nachd.em d.er Wie-
ner Kongreß am 1. Oktober 1814 seinen Anfang genommen hatte, wurde er
mit der Unterzeichnung der Wiener Kongreß- oder Schlußakte dt1rch Ver-
treter Englands, Rußlands, Österreichs, Preußens, Frankreichs, Schwedens
und Portugals am 9. Juni 1815 beendet. 19
Der Text Über die Organisation des deutschen Bundes (S. 85-95) ist grundsätz-
licher, präambelartiger Natur, in ihm werden die Wünschbarkeit des Bundes
und seine grundlegende Funktion behandelt. Der Entwurf d,er Deutschen Bun-
des-Acte (S. 96-104) ist die praktische Ausführung einer det1tschen Bundes-
verfassung. Der Entwurfder sa'mmtlichen in der Deutschen Bundes-Versammlung zu
führenden Stimmen nach vier Claßen der Bev?ilkerung (S. 105-110) beschäftigt
sich mit der Stimmenführung in der Bundesversammlung, wobei Schlegel
sich entschieden gegen die Tendenz stemmt, den beiden Hauptmächten,
Österreich und Preußen, eine Vormachtstellung über die anderen deutschen
Staaten einzuräumen. Zur Lösung dieser Frage bietet er noch einen Alterna-
tivvorschlag an als Ein anderer Stimmen-Entwurf nach drey Claßen der Bevo'lke-
rung (S. 111-112). Die fernere glückliche Entwicklttng des Deutschen Bundes
(S. 113-114) macht ergänzende Vorschläge für die Konstituiertlilg und wei-
tere Entwicklung des Deutschen Bundes. Die Verse Teutsche Constitution in
vierzehn Paragraphen sind ein satirisches Gediehe auf den Schlegels föderali-
18 Die Deutsche Bundes-Acre wurde 1816 in Frankfurt zu Beginn der Bundesverhandlung von der
Österreichischen Gesandtschaft als „authentischer Abdruck" veröffentlicht. Da der österreichi-
sche Gesandte Graf von Buol-Schauenstein beim Beginn der Verhandlungen noch nicht einge-
troffen war, übernahm Friedrich Schlegel die redaktionelle Arbeit. Der Text wird deshalb in KA
XXXIV erscheinen, in dem die Editionen, Übersetzungen etc. Schlegels enthalten sind.
19 Acten des Wiener Kongresses in den Jahren 1814 und 1815. Hg. von J.L. Klüber, 9 Bde., Er-
langen 1815-1835; Wilhelm Adolf Schmidt, Geschichte der deutschen Verfassungsfrage
während der Befreiungskriege und des Wiener Kongresses. 1812-1815. Aus dem Nachlaß hg.
von A. Stern, 1890.
XVI Einleitung
Metternich, der den Vorsitz über den gesamten Kongreß innehatte, war in
bezug auf die Regelung der Verhältnisse in Deutschland an einem deutschen
Staatenbunde und einer deutschen Bundesversammlung gelegen, in der
Österreich die führende Rolle spielte. Er konnte dafür keinen geeigneteren
Fürsprecher als Friedrich Schlegel finden. Als ihm dessen Entwürfe, von de-
nen er eine Abschrift besaß, lange Zeit später, im Jahre 1851 wieder in die
Hände kamen, machte er folgende Anmerkung zu ihnen:
Der anliegende von Friedrich Schlegel (ich weiß nicht in welchem Jahr) verfaßte Auf-
satz über die Constituierung des d.(eutschen} Bundes, bietet mir eine Veranlassung die
Ansicht welche mich bey der ersten Auffassung der Bundes-Idee im J.(abr} 1813 und
fortan bey der Wiener Congreß Verhandlung und den Ministerial Conferenzen in den
Jahren 1819, 20 und 34 belebte und unabweichlich von mir festgehalten wurde, in kur-
zen Sätzen zu bezeichnen.
Die erste Frage welche sich mir im J.[ahre} 1813 aufdrang war die, ob ein deutscher
Staatskörper wieder, nach der Auflösung des h.[eiligen} r.[ömischen) Reiches deutscher
Nation imJ.[ahre} 1805/6, ins Leben zu rufen sey oder nicht?
Als mir die bejahrende Entscheidung dieser Grundfrage deutlich vorlag, so gelang-
te ich zur Ueberzeugung, daß d.(er} politische Körpter in keiner anderen Form als in
der eines Staatenbundes, lebensfähig zu seyn vermöchte.
Diese von mir aufgefaßte Ansiehe erhielt die volle Zustimmung des Kaiser Franz 1.
und sie erhielt bey den Conferenzen zu Teplitz im August 181 3 den Werth einer Grund-
bedingung für den Eintritt Oescerreichs in die Quadrupel Allianz. Die Anwendung die-
ser Bestimmung und deren formelle Ausbildung, wurde auf den -(im voraussichtlichen
Fall der glücklichen Beendigung des Krieges gegen die Übermacht des Kaisers der Fran-
zosen) - in Aussicht zu stellenden europäischen Congreß zu Wien, verwiesen.
Das zweite Prinzip, das Fried.rich Schlegel bei seiner Teilnahme am Kongreß
neben dieser föderativen Gesinnung leitete, war das, was er die „ Wied.e rher-
stellung der Rechte der katholischen Kircl1e" nannte. Dies Prinzip verfocht
er mit einem Eifer,2 1 daß er, falls es je zu einem Konflikt zwischen seiner An-
hängerschaft an Metternich und an die katholische Kirche gekommen wäre,
den Fürsten sofort hätte fallen lassen, dessen Staatsansicht für ihn sowieso nur
eine „diplomatische" war. 22 Die Verdienste, die sich Schlegel damals llffi die
katholische Kirche erwarb, wurden von dieser als so hoch angesehen, daß ihm
zum Abschlt1ß des Kongresses von Papst PiusVII der Christusorden verlie-
hen wurde, der eine der höchsten Auszeichnungen des Vatikans ist und nur
großen Persönlichkeiten verliehen wird. Es verdient darauf hingewiesen zu
werden, daß Schlegel sein Eintreten für die Wiederherstellung der Rechte der
katholischen Kirche immer mit einem Eintreten für die Einrichtung der vol-
len Bürgerrechte für die Israeliten verband. 23
[XV] Zur Geschichte und Politik. 1815. I: Mit diesem Heft werden die Frag-
mente Zur Geschichte und Politik von 1813 fortgesetzt, und die Überle-
gungen richten sich wieder attf Fragen wie die, ob der Mensch in seiner leib-
lichen Struktur und in der Beschaffenheit seines Blutes in der „antedeluvia-
nischen Zeit" und „vor dem Sündenfalle" nicht ganz anders und vollkomme-
ner beschaffen war (XV, 6, 7). Auf Grund seiner Berechnungen kommt Schle-
gel zu dem Schluß, daß die Weltgeschichte vier Weltalter und 7 Tage hat,
was sich mit der Erkenntnis verbindet: ,,Wir stehen am 6ten Tag t1nd am
Ende des dritten Weltalters" (XV, 11), oder: ,,Wir stehen schon am Anfang
der letzten Epoche vor dem tausendjährigen Reich" (XV, 67). Eine Folge von
Fragmenten beschäftige sieb mit Abtrünningen von der Kirche und „Irrleh-
ren", wobei es nicht allein um die klassischen Formen der Heterodoxie wie
Arianismus und Manichäismus, das griechische und lateinische Schisma usw.
geht, sondern ebenfalls um Luthers Reformation, die neue Philosphie des
Descartes, die französische Revolution, die als „Tier aus dem Abgrt1nd" gese-
hen wird (XV, 76-86), was Schlegel 11och mit der Bemerkung bekräftigt:
,,Dieses scheint ganz unvergleichlich zu passen" (XV, 87). Wie diese Inter-
pretationsweise bereits andeutet, geht es in den Fragmenten aus dieser Zeit
um die Auslegung der „biblischen Hieroglyphensprache der Apokalypse"
(XV, S9-178). Schlegel reiht sich damit in Denker und Schriftsteller wie
Saint-Martin, Newton, Swedenborg und Madame Guyon ein, die sich mit der
Interpretation der Apokalypse beschäftigt haben und auf die er sich at1ch be-
zieht. Dabei ist seine Interpretation der Apokalypse von dem Gedanken ge-
leitet, daß sich die ganze Weissagung „ganz auf die vorletzten <unsre> Zei-
cen" beziehe (XV, 141). Die „Dauer der Menschengeschichte", aus der Apo-
kalypse berechnet, beläuft sich nach immer neuen Verschiebungen der Zah-
len auf 7777 Jahre (XV, 15 5). Dabei gehen aber die Spekulationen i.iber
Österreich und das Kaisertum (XV, 106-108) und das europäische Kaisertum
(XV, 111) weiter. Schlegel notiert sich für seine tagespolitischen Pamphlete,
daß sich die Juden „in dem ungeendigten Kriege - durch freiwillige Kriegs-
beiträge ganz besonders ausgezeichnet" hätten: ,,über 1 S00 Israeliten dienten
teils als Soldaten, teils als Fuhrwesensknechte unter Österreichischen Fahnen"
(XV, 114). Den Protestanten wird vorgeschlagen, die „Consistorien" zu einer
,,wahrhaft kirchlichen L1nd vom Staate unabhängigen Gewalt und Behörde"
zu erheben (XV, 192). Ein „Schritt" in der „Annäherung zwischen Katholi-
ken und Protestanten" würde darin bestehen, wenn die Protestanten die sonst
von Schlegel abgelehnte „Episkopalverfassung" einführen würden und die
Katholiken die Konfirmation „nach Art der Protestanten zu einem gründ-
licheren Religionsunterricht" benutzen würden (XV, 193).
(XVI] Zur Geschichte und Politik. 1816. I: Das „System der zwei Kammern",
wie es in England vorhanden ist, erscheint Schlegel als eine „fixierte Revolu-
tion" oder als ein „Zustand, der in jedem Augenblick in RevolL1tion ausbre-
chen" kann, aber „durch eine künstliche Fixierung angehalten und vom Aus-
bruch zurückgehalten wird" (XVI, 1). Dieser „künstliche Charakter" soll in
Deutschland nicht vorherrschen, sondern soll hier durch einen „durchaus
natürlichen" ersetzt werden (ebd.). Das „Unglück" für Frankreich ist die
.,Einheit", insofern „alles dort immer mehr und mehr zentral behandelt wird,
mit Vernichtung alles Lokalen", so daß „in Frankreich gleich nachgesprochen
und nachgejubelt wird, was gerade in Paris Mode und herrschend ist" (X\:I,
3). Ein großer Teil dieser Aufzeichnungen beschäftige sich mit der endge-
schichtlichen Auflösung des Staates und seines Übergangs in die Kirche
(XVI, 4, 51-5 5). In diesem Heft tritt aber auch deutlicher Schlegels Tätig-
keit am Bundestag in Frankfurt in Erscheinung. Er fordert das „aktive Bür-
gerrecht" für die Juden (XVI, 44), führt eine Reihe von auf der Tagesordnung
stehenden Themen in seiner Sehweise auf (XVI, 6lff.) und beschäftige sich
weiterhin mit der Unterscheidung von Bundesstaat und ScaatenbL1nd, wobei
der Staatenbund dem österreichischen Standpunkt entspricht. Zur Unter-
scheidung djeser beiden Konzeptionen führt er „einen Bundesstaat wie Nord-
amerika" an, in dem „die Militärgewalt, Finanzen und die diplomatischen
Verhältnisse grade für das Ganze" gelten und in diesen Bereichen alle „dazu
gel1örenden Staaten Eins" sind; ,,dagegen denn grade die legislativen und J u-
stiz-Einrichtungen in jedem Staate besonders sind ja, sogar die Religions-
und Toleranzgesetze". In einem Staatenbunde dagegen „muß nL1n grade um-
gekehrt das Legislative allgemein sein, möglichst allgemein und in allen
Bundesstaaten gleich; Finanzen, Militär und Diplomatie aber abgesondert"
Einleitung XIX
Der erste Standpunkt kommt für Schlegel nicht in Frage. Der dritte „dürfte
Roms Ansicht und Absicht sein". Er selbst sieht „den Mittelweg zwischen 2
und 3" als „das beste" an (XVI, 67). In einem anderen Fragment beklagt er
die „Unfähigkeit unsers Zeitalters zur Religion" und sucht nach Gründen
dafür. Eine Ursache ist „die in furchtbarer Progression steigende Weltlichkeit
des Lebens t1nd des menschlichen Geschlechts", was Schlegel mit der Frage
verbindet: ,,Ist es nicht so in meinem eignen Leben, wie in dem so vieler Gott-
suchenden Menschen?" (XVI, 78). Eine Konsequenz, die „aus jener furcht-
baren Weltlichkeit t1nmittelbar folgt", ist dann für Schlegel: ,,daß der Weg
zur triumphierenden Kirche nur durch eine große Weltzerstörung gebahnt
werden k.a nn'' (XVI, 79).
[XVII} Zur Geschichte und Politik. 1816. II: Unter den Fragmenten dieses Hef-
tes, welche die Themen der vorigen in oft nur geringfügigen Nuancierungen
fortführen, heben sich einige durch eigenartige Kombinationen hervor, wel-
che durch ungewohnte Verbindungen die politische Prinzipienlehre Schle-
gels schlagartig erhellen. Eins davon bezieht sich auf die „eigentliche Legiti-
mität", die, wie zu erwarten, nicht im Staat stattfindet, ,,da dieser selbst
weder durch Gott eingesetzt, noch durch die Natur begründet isr, sondern
nur durch die Zeitverhältnisse und Zeitbedürfnisse gegeben ist". ,,Wahrer
Republikanismus", ein Ideal des frühen Schlegel (s. KA VII, S. 11-25), wird
deshalb erst möglich sein, ,,wenn die Kirche über alles triumphiert und kei-
ne eigentlichen Staaten mehr sein werden": ,,dann wird die Welt republika-
nisch sein" (XVII, 14). Es ist dies ein Zustand, in dem „die Menschheit, nun
mündig geworden, sich selbst verwaltet, es gar keiner Regierung mehr be-
darf, der Staat also aufhört und die Kirche Alles in Allem ist". Schlegel fügt
dem hinzu: ,,Nur dieser geistliche Republikanismus ist der echte." (ebd.) In ei-
nem anderen Fragment geht es um die „wahrhaft christliche Ansicht des Ei-
gentums". Nach dieser Ansicht kann der Mensch „nie absoluter Eigentümer
sein, sondern immer nur Nutznießer und Lehensträger". Von hier at1s ist die
„allgemeine nun fast ins Unendliche steigende Beweglichkeit des Eigentums
(und zu Geldmachung, Papiergeld, Credit) gerade notwendig, um den Men-
schen von dem Eigentum als der letzten Fessel der Natt1r zu entreißen"
(XVII, 31). Auf diesem Wege wird es nach Schlegel dahin kommen, ,.daß der
XX Einleitung
Mensch dem starren Eigentume in der bisherigen Weise entsagt und es aner-
kennt, daß Gott so wie er der ejnzige Souverän, so auch der einzige Eigentü-
mer ist, und alles Eigentum zunächst ihm gewidmet sein soll, nur von ihm
entlehnt und zuerst die Schuld an ihn ablösend" (XVII, 33). Dies wäre dann
,,die alte Gemeinschaft der Güter, von welcher die Philosophen solange g·e-
cräumt haben", freilich „in einem höl1ern christlichen Sinne" (ebd.).
achtet, ebenso lächerlich als ein Hof Poet. Durch das Anschließen an das Volk aber wird
die Wissenschaft demagogisch; dies darf noch weniger sein. Selbst für die Poesie kann
das Anschließen an das Volk (Volkspoesie) nur unter manchen Einschränkungen als das
rechte gelten.- Das Anschließen an die Kirche ist also das einzige, was der Schule einen
festen Halt und Boden geben kann (XVIII, 102).
Die Weltgeschichte ist die Darstellung des zerstückten oder geteilten Worts- die Erzählung,
wie der Mensch das Wort verlohrenhat, und dann das Streben nach dem verlohrnen und
wiedergefundenen Worte, und das Wiederfinden selbst. Die Geschichte ist eine durch-
aus christJ iche Wissenschaft, die innersten Geheimnisse des Christentums enthaltend
und vollständig erhellend (XVIII, 92).
cfr. supra. Die Weltgeschichte ist die Darstellung von dem zerstückten Worte.- Die ba-
bylonische Sprachverwirrung bezieht sich wohl auch schon auf die Idee von dem ver-
lornen Worte; jenem, welches allein alle Verwirrung in Harn1onie lösen kann (XVIII,
98).
Im Fragment 101 liest man mit Erstaunen über die „französische Geistes-
kultur und Literatur Louis XIV.", daß „nicht Leiche eine Literatur so vollen-
det gewesen" ist (XVIII, 101). In einem späteren Fragment heiße es dagegen,
der „französische gute Geschmack" sei
die bis zur gänzlichen Selbstentsagung und bis zum Versagen auf die Regeln der Ver-
nunft zurückgeführte und durch sie beherrschte und beschränkte Fantasie (XVIII, 136).
Doch fällt allgemein in diesen Heften eine Minderung der früher meist po-
lemischen Äußerungen gegen Frankreich auf. Napoleon wird von Schlegel
kaum noch erwähnt, und wenn dies geschieht, erfolgt es meist mit dem
Zweck einer historischen Einordnung. In einem anderen Fragment gibt
Schlegel auch an, warum er den Staat, dem er so feindlich gegenübersteht,
dennoch t1nter die großen Korporationen, die gesellschaftlichen Lebensfor-
XXII Einleitung
men des Menschen, aufgenommen hat. Dies beruht auf der Friedensfunktion
des Staates. Das Fragment lauter:
Der Begriff des Sraats als einer Friedensanstalt oder gesellschaftlichen Friedensmacht isc
auch der einzige dem Christenttun angemessene Begriff; falsch ist der Verounftsbegriff
von dem Staat als einem bloßen Rechtsverhältnis - und der Naturbegriff vom Staat als
Nationalverein; dieser ist heidnisch (XVIII, 127).
[XIX] Zur Geschichte und Politik. 1818. I: Nachhaltiger als in den vorherge-
henden Heften vertritt Schlegel hier den Standpunkt der katholischen Kir-
che, den er mit apokalyptischen Erwartungen noch verschärft. In einem der
ersten Fragmente lesen wir z.B.: ,,Der einzige Zweck aller jetzigen Weltbe-
wegungen ist die Wiederherstellung und Wiedervereinigung der christlichen
Konfessionen, welche zugleich aber ein Sieg der katholischen sein wird, und
eine Alleinherrschaft der Kirche, die dann alles in allem sein wird, hinsicht-
lich auf die Staaten, die dann überflüssig werden und aufhören" (XIX, 9). Die
Revolution, die kommen wird, wird auch die katholische Kirche erfassen,
.,aber nicht wie die Gegner es meinen, daß sie weich werden soll und sich ver-
schmelzen t1nd vermischen mit allen anderen sogenannten Konfessionen; son-
dern als Wiedergeburt und neues Leben zum Sieg und Triumph" (XIX, 11).
Selbst Österreich ist von hier aus betrachtet „nur die D ecke von Rom", die
,,wegfallen" wird, sobald sie „nicht mehr nötig" ist (XIX, 12). Die Epoche,
die zur Zeit der Niederscllfift dieses H eftes wirksam ist, ist die einer „innern,
stillen Revolution, wo in anscheinender RL1l1e und äußerlichen Frieden alles
innerlich morsch wird und faul, und sich in seinen innersten Elementen auf-
löst, bis das morsche Gebäude zusammenstürzt" (XIX, 43). Die Wiederge-
burt, die aus diesem morschen Zustand hervorgeht und für Schlegel ein „Sieg
der katholischen Wahrheit" ist, ist gleichzeitig" deren Anfang und auch die
Wiedergeburt des Wortes" (XIX, 48). Die Wiedergeburt läßt sich demnacl1
auch als Zusammenfügung oder Wiedervereinigung von frül1er zerstückelten
Elementen bezeichnen, wozu neben der Wiedergeburt des Wortes at1ch die
„vier Elemente des zersplitterten Bewußtseins" (XIX, 29) gehören. Bei der
Wiedergeburt des Bewtißrseins wird dem Verhältnis von Vernunft L1nd Phan-
tasie besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Schlegel siebt fi.1r diese „Ver-
schmelzung von Fantasie und Vernunft" seine „alte Formel" einer Vereini-
gung von Philosopl1ie und Poesie" aus der Zeit des ,Athenäum' als „im we-
sentlichen ganz ricl1tig" an (XIX, 53). Auch findet er es merkwürdig, ,.daß
Einleitung XXIII
Christus doch eigentlich zuerst eine Schule gestiftet hat, aus der erst nachge-
hends eine Kirche hervorging" (XIX, 54). Diese .B eobachtung veranlaßt ihn,
dem „bekannten Spruch ,Gebt Gottes, was Gottes ist, und dem Kaiser, was
des Kaisers ist'" noch als drittes Gebot hinzuzusetzen: ,,und ,gebt dem Plato,
was des Plato ist"' (XIX, 5 5). Die Geschichte ist so wesentlicl1 für den Men-
schen, daß man sagen kann: ,,ist der Faden der Überlieferung einmal abge-
rissen, so sinkt der Mensch in Blödsinn" (XIX, 73). Als Zeitraum für den be-
reits geschilderten „Verbrennungsprozeß" der bisherigen Geschichte wird die
,,ganze Periode von 1800-2100" angenommen, aber die für Schlegel „näch-
ste Epoche", die „von 1800-1850" -ist „nicht so sehr ein Verbrennen, als ein
unatuhaltsames Zusammenfallen, Einstürzen, Zerbrechen und Erlöschen"
(XIX, 81). Damit tritt mehr t1nd mehr die Thematik des Aufsatzes Die
Signatur des Zeitalters hervor (KA VII, S. 483-596). Tatsächlich scheinen die
Aufzeichnungen dieses Heftes nicht auf das Jahr 1818 beschränkt zu sein,
sondern, wie im Kommentar bemerkt (S. 499), bis in das Jahr 1820 hinein-
zureichen. Während die Zeit von 1650-1800 durch „den ungel1euren An-
wachs und Auswuchs politischer Mache und allbeherrschender Geldinfluenz
des Welthandels" charakterisiert war, wird die „Selbstzerstörung dieser bei-
den Prinzipien" wahrscheinlich „den Inhalt der jetzigen Periode bis 1950 bil-
den" (XIX, 83). Seine eigene „ganz persönliche Aufgabe" in diesem Welt-
prozeß erblickt Schlegel in der „Zusammenknüpfung von Vernunft und Fan-
tasie", nachdem die „Kunstfantasie" schon früher, wohl zur Zeit der Jenaer
Frühromantik, .,von neuem wiederentdeckt" wurde und mit ihr „alle Pro-
dukte derselben aus der Vergangenheit, besser als je verstanden werden"
(XIX, 162). Das zentrale Motiv des „alten Heidentums" erblickt Schlegel in
der „Versenkung der Seele in die Wellen" der Weltseele, womit für ihn ein
Phänomen beschrieben ist, das jetzt noch die „Tiefe der Poesie" ist und bei
den „alten Völkern Religion" war (XIX, 166). Der Schluß dieses Heftes be-
steht in einer Auslegt1ng des Alten Testaments im Stil vergleichender My-
thologie, wobei die Ausführungen über die „Säulen des Sech", das Erscheinen
von „Meteoren" in der alten Welt und die daraus entwickelte Keilschrift für
die Sprachtheorie Schlegels von Interesse sind.
sächlich auf die schriftstellerische Funktion Schlegels, die dieser mit zahlrei-
chen Zeit1.1ngsartikeln in außerösterreichischen Zeitungen ausführte (s. KA
VII, S. 428-482). Darüber hinaus sollte Schlegel Metternich über das poli-
tisch-literarische Leben in Deutschland auf der Grundlage der Tagesliteratur
Bericht erstatten und diesem ferner ausgearbeitete Denkschriften über Zei-
tungen, die Frankfurter Angelegenheiten (städtische Angelegenheiten), die
Gegenstände der Bundestagsdebatten, die Preußischen Ansichten, Maßnah-
men des Frankfurter Stadtsenats gegen die Katholiken, die „literarisch poli-
tische Wirksamkeit und den dadurch auf die öffentliche Meinung zu erhal-
tenden Einfluß" L1nd schließlich den „gegenwärtigen Zustand von Deutsch-
land" vorlegen. Schlegels Position in der österreichischen Gesandtschaft in
Frankfurt hatte demnach einen für die damalige Diplomatie ungewöhnlichen
Charakter und räumte ihm eine gewisse Selbständigkeit unter den dortigen
österreichischen Diplomaten ein, die für bestimmte Aufgabenbereiche ange-
stellt waren. Einige der behandelten Themen waren ihm sicher zur Behand-
lung vorgeschlagen worden, andere hat er bestimmt selbst gewählt, und bei
der Auswahl der zu besprechenden Schriften hatte er freie Hand. Schlegel ver-
stand seine Aufgabe zunächst auch so, daß er Metternich direkt schreiben
könne, was ihm aber sofort von der Gesandtschaftsbürokratie untersagt wur-
de, die verlangte, daß seine Texte den ordentlichen Dienstweg gehen muß-
ten und im Namen der Gesandtschaft, mit einem Begleitbrief des Leiters der
Gesandtschaft, Graf Buol-Schauenstein, versehen nach Wien gingen. Bald
kam es deswegen zu Reibereien zwischen den Gesandtschafcsdiplomaten, be-
sonders dem Leiter der Delegation, und dem unabhängig sein wollenden
Schriftsteller. Diese Umstände, die schließlich zur Entfernung Schlegels von
seinem Frankfurter Posten führten, sind bekannt (s. KA VII, S. CX-CXIX).
Schlegel selbst schrieb darüber am 21. Februar 1818 an seinen Bruder:
Mein Chef, unser hiesiger verehrlicher Gesandter, isr ein völlig imbeciler und dabei
höchst eigensinniger Mensch von dem allerwiderwärtigsten Charakter; in Wahrheit, der
süßeste Einfaltspinsel, der leicht gefunden werden kann, so weit der Himmel blau ist.
Da hilft mir denn die allgemeine Achtung und Freundschaft der 15 oder 16 übrigen
Gesandten nicht viel, nachdem es unsereinem auch nie an heimlichen Feinden und Nei-
dern besonders unter den gewöhnlichen k.k. Dienstcanaillen fehle. Aus allem dem ist
denn nun ein übles Verhältnis mit dem alten exzellenten Simpel entstanden, freilich ist
es bloß negativ übel, indem \Vir uns einander mit aller Höflichkeit und von meiner Sei-
te allerehrerbietigst durchaus nicht um einander bekümmern, auch wenn es sein kann,
nicht miteinander sprechen. Das gehe denn nun auf die Länge freilich nichc; auf die Län-
ge ist es freilich auch unmöglich, daß dieser konfuseste aller sterblichen Graubärte die-
sen höchst wichtigen Posten behält, weil er wirklich gar zu dumm ist; da er aber schon
lange wünscht mich los zu sein, so ist wohl freilich überwiegend wahrscheinlich, daß
dies noch eher geschehen wird als jenes (KA XXIX, S. 420).
Die erste Gruppe dieser Texte, Kurze Anzeige neuer politischer Schriften
(S. 345-373) wird hier zum erstenmal ediert; die dann folgenden Denk-
Einleitung X XV
schriften ~urden frühe r bereits mi t Ausnahme des letzten (Über den gegen-
wärtigen Zustand von Deutschland) von J akob Bleyer in dessen Schrift Friedrich
Schlegel am Bundestag in Frankfurt (München und Leipzig 1913), S. 134-164
veröffentlicht. D ie Schrift Über den gegenwärtigen Zustand in Deutschland er-
scheint hier zum erstenmal.
[XXI. Berichte nach der Rückkehr vom Frankfurter Bundestag:] Nach seiner Ab-
berufung vom Frankfurter Bundestag und seiner Rückkehr nach Wien hat
Schlegel seine Rolle als politischer Publizist auf eigene Initiative und ohne
Behörde fortzusetzen versucht. Zwei Texte' dieser Art konnten nachgewiesen
werden. Die Ausführungen Zu dem Gesetz über Preßfreyheit, Zeitungen und poli-
tische Flugschriften hat Schlegel am 20. August 1819 zusammen mit einem
Brief (KA XXX, S. 189) Metternich unterbreitet. Er war damals von einer
Italienreise zurückgekehrt, die er im Gefolge des österreichischen Kaisers und
Metternichs unternommen hatte. Metternich erreichte im Verlauf dieser Rei-
se die Nachricht von der Ermordung Kotzebues durch den BL1rschenschaft-
ler Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 in Mannheim, die zur Bekämpfung
der sogenannten „Demagogen" führte. Die wichtigste Maßnahme in diesem
Zusammenhang sind die „Karlsbader Beschlüsse", die auf dem deutschen Mi-
niscerkongreß in Karlsbad vom 6.- 31. August 1819 ausgearbeitet und am
20. September 1819 vom deutschen Bundestag angenommen wurden. Die
Freiheit der Universitäten und der Presse wurde stark beschränkt, insbeson-
dere wurde der Presse eine scharfe Zensur auferlegt. Metternicl1 spielte eine
führende Rolle be.i den Karlsbader Beschlüssen. Schlegel wollte ihn, was das
Zeitungswesen anbetraf, zu einer milderen Haltung veranlassen. Jedoch traf
sein Schreiben erst drei Tage vor der Beendigung der Konferenzen in Karls-
bad ein. Gentz schrieb am 28. August 1819 an Pilar, daß Metternich ihm
,,das Memoir von Schlegel" zugestellt habe und er es unverzüglich lesen wer-
de. 24 Auf die Karlsbader Beschlüsse hat es keinen Einfluß mehr aL1sgeübt.
Der zweite Text enthält das Programm zur Organisation eines Vereins zur Be-
fiirderung der deutschen Kunst und wurde nicht Metternich, sondern dem Buch-
händler J ohann Friedrich Freiherr Cotta von Coctendorf vorgelegt. Schlegel
war von N iebuhr, dem Preußischen Gesandten in Rom, der sich ebenfalls Llm
die Förderung der deutschen Künstler bemühte, gewarnt worden, daß die
Akademien solchen Versuchen Schwierigkeiten bereiten würden und sah des-
halb ein „Privatunternehmen" unter der Leitung Cottas vor (KA XXX,
S. 65). Er harte sich mit diesem bereits auf der Rückreise von Frankfurt nach
Wien in Stuttgart getroffen und Bereitschaft für diesen schon damals geheg-
z4 Briefe von Friedrich von Gentz an Pilar, bg. von K. Mendelssohn-Bartholdy, 1868, Bd. 1, S. 409.
Zu diesen die Denkschrift veranlassenden Vorgängen s. Ursula Behler, .,Unbekannte Briefe und
Dokumente von Friedrich Schlegel", Jahrbuch der deutschen Scrullergesellschaft 12 (1968), S.
33-35.
XXVI Einleitung
ten Plan gefunden (ebd.). Als er eingeladen wurde, an der Italienreise des
österreichischen Hofes teilzunehmen, versprach er sich eine Vertiefung seiner
Kenntnisse für dieses Projekt und schrieb darüber an Cotta: ,,Mein Werk Über
die Kunst kann ich nun, durch die Reise nach Rom, auf die Art vollenden, wel-
che ich immer gewiinscht aber nicht so nah gehofft hatte" (KA XXX, S. 66).
Nach der Rückkehr von seiner Italienreise, in deren Verlauf er sich selu ein-
gehend mit der Lage der deutschen Künstler in Rom beschäftigt hatte (KA
IV, S. 237-262), unterbreitete Schlegel am 11. September 1819 den pro-
grammatischen Text zusammen mit einem Brief an Cotta (KA XXX, S.
207-208). Das Schriftstück fand sich im Nachlaß Cottas, der es nicht weiter
verwertet hat. 25 Cotta hatte das Projekt u.a. mit Sulpiz Boisseree besprochen,
der auf Schwierigkeiten hinwies und davon abriet. Am 11. März 1820 schrieb
Schlegel an Cotta: ,.Zuerst kann ich Ihnen nicht sagen, wie sehr es mich be-
trübt und gekränkt hat, daß Sie in Ihrem letzten Briefe von dem so herrlich
gefaßten Kunstplane wieder zurücktreten, da die Schwierigkeit, an welche es
sich stößt, durch ein nicht bedeutendes Maß an Beiträgen so leicht gehoben
gewesen wäre und Boisseree, der das Ganze dieser schon angeknüpften Ver-
bindungen gar nicht kennt, hat nicht wohlgetan, hier als der Schwierig-
keitsmacher drein ZLl treten" (KA XXX, S. 271).
Zur Editionstechnik
Für die Edition gelten dieselben Regeln wie in den anderen Bänden der Frag-
mentensammlungen in der Nachlaßabteilung: s. Bd. XVI, S. XXVIII-XXIX
und Band XVIII; S. LX-LXII. Wegen der vielen essayartigen Texte, vor al-
lem in Band XXI, wurden in den drei Bänden der Fragmente Zur Geschichte
und Politik die Register nicht nach Fragmentenziffern, sondern nacl1 Seiten-
zahlen angelegt.
An Zeichen wurden bei der Edition und im Kommentar die folgenden ver-
wendet:
Runde Klammern ( ) Runde Klammern in der Handschrift
Spitze Klammern < > Zusätze Schlegels
Eckige Klammern [ ) Zusätze des Herausgebers
Kursivsatz Unterstreichungen in der Handscl1rift
KAPITÄLCHEN Doppelte Unterstreichungen in der
Handschrift
KA Kri tische-F ried eich-Hegel-Ausgabe
FS Friedrich Schlegel
s. Xll,216 siehe das Fragment 216 in Hefe XII
in diesem Band
s. [XII,216) siehe den Kommentar zu dem
Fragment 216 in Heft XII in diesem Band
Schlegels Bezeichnung fi.ir Trinität,
Dreiheit, dreifach usw.
f,.,,., .
,.'\,'4-·~ ~ ~ , ,.,..II'-•
·,
1. Friedrich Schlegel, Memoire über Hannover (Denkschrift an den Hannoverschen Minister Graf
Münster, Wien 1814. Zu S. 66)
Beilagen XXIX
2. Friedrich Schlegel, Über die Organisation des Deucschen Bundes (Entwurf für Meccernich,
Wien 1814/15. Zu S. 85 .)
XXX Beilagen
/4. .
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Beilagen
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XXXI
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3. Metternich über Schlegels Entwurf der Deurschen Bundes-Acte (Aus dem Jahre 1851. Zu
S. XVI der E1nle1rung)
XXXII Beilagen
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4. Friedrich Schlegel, Entwurf der Deutschen Bundes-Acce (Entwurf für Metternich, Wien
1814/15. Zu S. 96)
Beilagen XXXIII
6. Friedrich Schlegel, Die fernere glückliche Entwicklung des Deutschen Bundes (Entwurf für
Metternich, Wien 1814/15. Zu S. 113)
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XXXVI Beilagen
8. Friedrich Schlegel, Kurze Anzeige neuer politischer Schriften neo. 2 (Bericht an Metternich,
Frankfurt 1816-1818. Zu S. 347)
Beilagen XXXVII
....
12,~"1 :-, { ~rj;c'. ,. _q-:-;;,r.LL;fl,"'."_ ~✓✓- -·•:_r? /9.
9. Friedrich Schlegel, Kurze Anzeige neuer politischer Schriften nro. 14 (Bericht an Metternich,
Frankfurt 1816-1818. Zu S. 370)
XXXVIII Beilagen
Beilagen XXXIX
~ d .d. h77.U ~~
10. Auszug Reskriptes des Herrn Fürsten v. Metternich an Herrn Grafen v. Buol-Schauenstein
d.d. Wien 6 Mai 1818 (Friedrich Schlegels Abberufung vom Frankfurter Bundestag betreffend)
Beilagen
11. Memoire von Schlegel über den Geist in Deutschland (Bericht an Metternich, Frankfurt 1818.
Zu S. 413)
Beilagen XLI
12. Friedrich Schlegel, Zu dem Gesetze über Preßfreyheit, Zeitungen und politische Flugschrif-
ten (Denkschrift an Metternich, Wien 1819. Zu S. 427)
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TEXTTEIL
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[XII] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK 1813 II.
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s.1 III Wie sehr irren nicht diejenigen, welche eine Revolution bloß für einen
Exzeß des Volks und der Volksge1valt halten; sichtbar nimmt die europäi-
sche Revolution jetzt einen durchaus religiosen Charakter an. Der Ur-
sprung einer Revolution ist die Gährung im religiösen Geiste einer Na-
tion oder innerhalb eines Staates. Fürjetzt ist es die Cährung ZJVischen den1
katholischen und protestantischen Geiste, welcher die Revolution veranlaßt;
daher sie sich auch zunächst in den Staaten und Nationen gemischter
Religion regt, die von einfacher Religion aber von innen in Ruhe blei-
ben, und etwa nur von außen angeregt in Revolution geratl1en.
121 In Deutschland ist bey einer scheinbaren Gleichheit der Religion den-
noch Ungleichheit und Schwankung genug, um eine Revolution hervor-
zurufen. Das Uebergewicht der Katholischen in der Verfassung, und
der Protestantischen im Geist und in der öffentl.[ichen] Meinung ist
schon eine solche active, irritirende und erregende Ungleichheit. In den
neuesten Zeiten offenbares Streben nach einem protestantischen Ueber-
gewicht in der Verfassung; dagegen einige Regung eines katholischen
Uebergewichtes im Geiste und in der Gesinnung (Stolberg, Icl½ Nov[a-
lis].)
131 (Ein protestantischer Kaiser, das ist die deutsche Revol1,1tion. Ein protestantisches
Kaiserthi1m 1vürde die katholische Gesinnung erregen 1,1nd verstärken. - Dieß ist
klar.)
[41 Schon der Fürstenbund enthielt den Keim zu einer völligen Absonderung
des deutschen Nordens von Süddeutschland; dann war es ein protestanti-
sches Antikaiserthum. Auch ist es von der Seite merkwürdig, daß der Terri-
torialbegriff gleichsam aufs Äußerste darin gesteigert war; wenn man die
Preußische Verachtung unter Friedrich II. gegen ständische Verfassung,
Reichsgericht, Reichsstädte, Fürstbischöfe, kleinere Reichsfürsten pp.
s.2 dazu nimmt. 1 Hier sprach sich der lange schon im Verborgenen kei-
mende moderne Begriff vom deutschen Staatenverein als einem bl~ßen Fürsten-
bund recht deutlich aus. -
1s1 Die deutsche Reichsverfassung ist ganz und gar ständisch. Daher denn
auch alle Stände integrante Theile derselben bilden. Die Geistlichkeit
ist an sich einleuchtend. Die kleineren Fürsten, Grafen, Reichsritter-
stellen den Adel dar; wenn man die größern Fürsten auch nicht zum
4 Zur Geschichte und Politik
171 (Der deutsche Orden gehört ganz zu dem geistlichen Charakter des Rei-
ches. - Ebenso auch wahrscheinl.[ich] die Chuifiirsten, (als christlich 11m-
gestaltete Wahlform) - Die Wahl muß seyn im Reich, damit Gott wähle -
damit das Reich sich nach den Bedürfnissen der Kirche in jedem Zeitalter schmie-
gen könne und anders gestalten.)
[81 Das Reich MUSS wohl auch aus mehreren ationen zusammengesetzt seyn.
Ist vielleicht Deutschland bestimmt allein unerschüttert stehen zu blei-
ben und keine eigentl. [iche] Revolution zu erleiden? -
1111 Die Garantie der lntegn"tiit ist der eigentl.[iche] Schibboleth der rein diplo-
n1atischen Ansicht der Politik, \,VO sich die Negativität derselben aufs
höcl1ste steigert.
1121 Nicht jedes Freyheitsstrebco einer Nation, wenn es auch an sich verfas-
sungsmässig und gerecht ist, ist darum schon gut und lobeoswerth; alles
hängt lediglich ab von der Unterwerfung der ation unter die Religion
und Kirche. Der religiöse Geist beurkt.1ndet sich am besten in der Ge-
sinnung der Aufopferung und des Gehorsams, nicht bloß unter die
weltl. [iche], sondern unter eine höhre, unsichtbare Macht.
[XII] Zitr Geschichte klnd J)olitik 1813 ll s
1131 Die Vernichtung der geistl.[ichen] Churfürsten im Lüneviller Frieden
war eigentl.[ich] gar nicht nöthig; da diese drey geistl.[ichen] Churstim-
men so leicht auf Münster, (SalzbJtrg) und iViirzb11rg übertragen werden
konnten. Etwas ähnliches war offenbar Absicht Oestetreichs, da sie die
Entschädigung der 3 geist!. [ichen] Churfürsten stipulirten, zugleich aber
auf die Säkularisirung der anderen Bisthümer (wie Salzburg) rechneten.
[141 (Für die deutsche Föderation gibt es nur folgende Formen 1) gemein-
schaftliches Directorium; dieß hieße die Spannung des Kriegszustandes
auch im Frieden fortsetzen. 2) Protectorat eines Einzelnen; ist es
sch,vach, so ist es bloß ein Nahme und Nichts. Ist es stark, so ist es
ein despotisches, wie das von Napoleon. 3) freye Föderation; das hieße
Auflösung, da wäre Theilung besser. - 4) Kaiserthum, einzig möglich.)
1151 Wenn man Oesterreich, Preußen, Baiern, Sachsen, Hannover (die einzi-
gen, die selbständig Krieg geführt haben,) abrechnet, so waren die übri-
gen Staaten absolut friedliche, die nur aus Pflicht Krieg führen konnten,
denen es unmöglich gemacht war, durch den Krieg zu gewinnen und
ihn zu wünschen,) wie die bischöfl.[ichen] Staaten, Reichsstädte, Ritter,
Grafen. pp. Die absol1,1t friedliche Bevölkerung von Deutscl1land betrug
10 Millionen ungefähr, nach Abzug jener Staaten. 1
S.4 J161 In Rücksicht auf die Sitten, die Nation und d.[en] deutschen Sinn
könnte das rechte Elbeujer vielleicht eher abgetreten werden als das
linke Rheinufer.
1111 Der eigentl[iche] Grundlrrthitm der diplomatischen Ansicht ist der Begriff
eines .5011verains. Es entspricht derselbe ganz d.[em] Kantischen Surrogat
Gott; so wie die Franzosen den Begriff brauchen, ist es meist eine Got-
teslästerung. In diesem Sinne (wie bey Bonald) ist niemand Souverain
wie Gott. - Die entscbiednen Diplornatiker (wie Gentz) sind eigencl.[ich]
unbe1v1tßte Jakobiner. Der Satz von der Frryhezl und Gleichheit auf Staaten
angewendet (Unabhängigkeit und Selbständigkeit aller Staaten, der
kleinsten wie der größten) ist nicht weniger tevol;1zionär wie auf Indivi-
duen angewandt, in d.[em] gewöhnl.[ichen) demokratiscb.[en] System.
Das eigentl.[iche] Kennzeichen der höchst einseitigen (und eben da-
durch in das andere Extrem der RevoluzionsgrL1ndsätze überspringen-
der1) diplomatischen Ansicht ist also das AntiFöderative. R,tßland ttnd
Frankreich dürfen keinen föderativen Einfluss haben; das ist klar. Eng-
landi Preußen und Oesterreich dii,jen, ja miissen ihn haben; können ohne 1
s.s ihn gar nicht Macht genug haben.
6 Zur Geschichte und ])olitik
noch s.4 (Wo Rechte sind, da sind auch Pflichten. Gestel1t man also allen Staaten
pi!J ein Recht der selbständigen Unabhängigkeit (der Freyheit und Gleich-
heit) zu, so muß man auch Pflichten der Staaten (gegen Gott und die
Menschheit oder gegen die Kirche) anerkennen. Jeder Staat, der diese
Pflicht nicht erfüllt, der gegen Gott und die Kirche rebellirt, ist an sich schlecht
tind vertilgungs111iirdig.)
1191 (Das päbstl.[iche] Dispensiren von Eiden und Staatsverträgen war
schon ein Beweiß und eine Anerkennung, daß die diplomatischen Ver-
hältnisse des Staates den religiösen untergeordnet sind. -)
1201 Dasfoäerative System ist eigentl.[ich] das, was auf der religiiisen Ansicht
der Politik beruht. In der diplomatischen Staatsansicht findet es, streng
genommen, durchaus nicht Statt. -
1211 Auch die Neutralität liegt hier an der Gränze des diplomatischen und
religiösen Wesens und Elements des Staatswesens. Bey der absolut selb-
ständigen Unabhängigkeit aller Staaten hat freyl.[ich] jeder Staat das
unbedingte Recht, neutral zu seyn. Dieß ist aber offenbar ein sehr falscher
Grundsatz. Sonst kann aber allerdings die Frage entstehn; 111er darf neutral
seyn? - und hier kann die Garantie oder die Rechtfertigung der eutrali-
tät nur darin liegen, daß die Neutralität eines Staates nothwendig ist für
das Heil des Ganzen und der Kirche. So ist der Pabst z.B. nothwendiger
und gerech ter Weise unbedingt neutral; keineS\.vegs aber die Schweiz. -
Bey allen Garantien könnte man wohl nach einer letzten fragen; desgl.[ei-
chen] ist für den T/ermittler sehr nothwendig, daß er andrer Art sey als
die Vermittelten, nicht in einer Linie mit ihnen stehe. Die geistliche Gewalt
und Kirche wäre die wahre Vermittlerin und der natürl.[iche] Schieds-
richter aller übrigen. Offenbar zeigt sich, daß die sämtl.[ichen] Staats-
contracte ohne die geistf[iche] 11nd kirchl[ichej Garantie sich untereinander
selbst zerstören. -
1221 (Der König von England ist der natürl[iche] Seekaiser und muß es bleiben.
Sobald Frankreich oder Rußland eine Seemacht würden, wäre die Welt
verlohren.)
1231 (Die Sch1veiz ko·nnte n11r den, Reich 11nd de1J1 Pabst angesrhlossen, ne11tral seyn
wollen 11nd zu seyn verdienen.)
J24I Die RevolHzion ist nichts anderes als der politische Atheisn111s, welcher in
s.6 Frankreich (auch in Italien) 1 entstanden ist t1nd seine Vollendung er-
reicht hat. Der wahre Gegensatz gegen die Revoluzion, die rechte und
wahre ContreRevolution würde z.B. seyn können die Herrschaft des
[XII} Zur Geschichte und JJolitik 1813 II. 7
1361 Die diplomat.[ische] Ansicht ist mehr Kunst; eben darum nähert sie
sich schon einer scientifischen Behandl,rng d[es] Staats und aller Staatsange-
legenheiten. Die 1vahrheft 1vissenschaftl.[iche] Behandlung und Ansicht des
Staats aber ist die religiose, auf die höchste Erkenntniß und den Theisn,us
gegründete, wie alle falsche Politik von Macchi::ivelli bis auf die Revolu-
zion auf ,41heisn111s gegründet ist.
[XII} Zur Geschichte 11nd JJolitik 1813 II. 9
1371 Die Fiirsten werden von d[en] Diplomatikern eigentlich ebenso schlecht
behandelt wie die Völker. Es ist eine merkwürdige Epoche in der neue-
ren Geschichte, wo die Fiirsten aufgehö'rt haben selbst Z!-' herrschen, und nltt
Figttranten des Cabinetts sind. Dieß geschah immer mehr, je mehr der
Staat wissenschaftl. (ich] und als Kunst behandelt wurde. AlJes Leben der
Völker, wie der Helden und Fiirsten ist seitdem aus den Staaten ver-
schwunden. Nur in einzelnen Fällen und Ausnahmen, -...vo die Nationen
s.9 1 selbst handeln, oder auch die Fürsten durch eine aLtsgezeichnete mora-
lische Gesinnung und Hartnäckigkeit mitwirkend oder hemmend ein-
greifen in das Räderwerk des polit. [ischen] Treibens, zeigt es sich daß
noch eine Kraft vorhanden ist außer dem Cabinett und der diplomati-
schen Kunst und Lügenwesen. Auch ein wahrer Feldherr 1,1nd Held wirkt
im gleichen Sinn der diplomatischen Erbärmlichkeit entgegen.
1381 Die -...vahre religiöse Politik ist die einzig wahrhaft vermittelnde; sie muß
immer das Mittel halten zwischen d.[en] beyden entgegengesetzten An-
sichten, der diplomatischen und der revoluzionären; eine durch die an-
dere bekämpfend und beschränkend; ihre eignen Grundsätze und Ge-
sinnungen aber -...vird und muß sie immer esoterisch und geheim halten.
1391 Das beständige Daseyn d. [er] Kriege läßt sich aus drey Gesichtspunkten
betrachten. 1) physisch; als Beweis, daß der Mensch nicht bloß ein
Thier, sondern ein reißendes und wildes Thier ist. 2) moralisch; als
nothwendige Übung und Gymnastik männlicher Tugend und insofern
wobltbätig wirkend. 3) liegt aber auch in dem ewigen Kriegführen der
Staaten, das ihnen unläugbar innewohnende Princip der eigenen .5efbstzer-
störung aller .5'taaten. - Dieß ist die religiöse Ansicht.
1401 (Könnte man die geistlichen Staaten in Deutschland nicht betrachten als
ein Vorbild und einen Anfang der geist. [liehen] Regierung der Welt und
der vollendeten Kirche?-)
1411 Das Thema des jetzigen Zeitalters ist die Wiedergeb11rth d[e,j Völker und
die Vollend11ng der Kirche. Die letzte aber wird, wie die der ßekehr11ng der
]Jrotestanten, welche sie nothwendig erheischt, wohl nicht durch Missionen
und d1,1rch die ],ehre erfolgen; denn theils ist keine hinreichende Frcyheit
der Lehre vorhanden, theils sind die Protestanten jetzt nach allem die-
sem \Vissenschaftl. [ichen] Treiben gegen die Wahrheit zu abgestumpft,
s.10 sondern durch politische Begebenheiten, welche \vie die Revolution I zur
Kirche t1nd zttm Cla11ben zurückführen. Dies läßt sich also nach vielen und
großen Revolutionen mit Gewißheit voraussehen. - Eine nochmalige
Wiedergeb11rth ttnd Erne11er1,1ng des Kaiserthums ist nicht 1vahrscheinlich.
10 Zur Geschichte und JJofitik
1421 (Kann die russisch grieclusche Gemeinde wohl eine Kirche heißen, wo
das Volk gläubig, aber fanatisch unwissend ist, die gebildeten Stände
Atheisten und ein despotischer Kaiser Oberhaupt dieser angeblichen Kir-
che?)
1431 Selbst in Heinrichs IV Völker-Republik lag die Idee eines e11ropäischen Kai-
ser/bums - zum deutlichen Beweiß, wie selbst die besten französischen
Herrscher immer bewußt und unbewußt, auf das gleiche Ziel der Univer-
salherrschaft über E11ropa hinarbeiteten.
1441 Die Schlechtheit und Entartung der Italiener ist vielleicht historisch aus
folgendem Umstande zu erklären; es waren nirgends (besonders auch
in Gallien, Frankreich, Brittanien, ,vo man die Urbewohner zum Anbau
des Landes verwendete) eine so uner111eßliche Anzahl von Sklaven (ein Aus-
wurf d[er] Menschheit aus allen Weltgegenden) vorhanden, als gerade
in Italien; <ließ hat die Rare verderbt, die daher auch sehr ungleich und
z.B. in Rom auffallend besser ist.
J451 Heinrich der Vierte hat eigentl [ich] die Flamme des 30jährigen Krieges
angeblasen; er hatte Theil an der Union von 1610. (cfr. Müllers Fürsten-
bund) -
J461 (Heinrich IV. Plan war eigentl[ich] nur auf den UTJ1st11rz der gesan1te11
o'sterreich.[ischen] A1acht, so1vohl der spanischen als der de11tschen l ~inie berecl1-
net; und zwar mit viel Einsicht und Verstand. - Gut sk.izzirt ist er in
BuscHs ne11en lf/elthändeln.)
147] Heinrich II. äußert in seiner vom 22. Febr. 1552 aus Fontainebleau an
die Reichsstände datierten Sendschrift - unverhohlen d.[en] Wunsch,
daß die deutsche und französische Nation Z!' eine111 Reich vereint seyn
s.11 möge. - Diesen Heinrich preist Müller als I Beschützer der Deutschen
Freyheit. Mi-illers Fiirstenb11nd cap. 8. S. 60. -
1481 Ka11nitz war d[er] eigentl[iche] Verderber von Europa; seit dem unseli-
gen Bunde mit Frankreich (dem Einverständnis mit d [cm] Frieden) hat
die o'sterreichische JJo/itik ihr ganzes F1111dan1ent 11erlohre11. -
1491 Qetzt ist es den Franzosen nicht gelungen, durch den erregten Haß ge-
gen E11gla11d sieb selbst dem verdienten Haß zu entziehen. Damals ge-
lang es gegen Oesterreich und Spanien - durch die Fehler dieser Mächte
und die Einseitigkeit der Protestanten.)
1501 Die Feudalität ist eine moralische Milderung des absoluten Eigenchums
(dieses starren J Iöllenbegriffs) -. Die Erblichkeit und das nicht bloß im
[XII} Zur Geschichte und Politik 1813 II. 11
1s21 Die bairischen Landstände hatten das Recht, den 1-ferzog, den ihnen
der Kaiser setzte, zu genehmigen. cfr. Lamb. Schaffnab. ad 1071 ., wie
ihnen Wolf zum Herzog gesetzt wurde. (cjr. Müllers Fürstenbt1nd S. 191.
hier zu das ganze Kapitel 14. Kaiser Ludwig 1341 erkennt dasselbe
Recht. -) 1
s.12 f531 (Nach dem Projekt des neuen Reichsjiirstenraths in Folge des Lüneviller
Friedens zählte man ohne die 4 Grafenbänke, 50 katholische und 77 evange-
lische.)
1541 D ie wahren Epochen der deutschen Geschichte \verden nicht durch die
kaiserl.[ichen] D_J,nastien gebildet, sondern durch die innern Veränderun-
gen der Verfassung. Außer Karl detn Großen bildet eine solche Epoche
Friedrich 1., mit der Vernichtung der alten Nationalherzogthümer und
der Einführung des römischen Rechts. l\.-fan kann die Epoche viel-
L(eicht] auch schon mit Lothar dem Sachsen ~-nfangen. - Es giebt also vier
Epochen der deutschen Geschichte. 1) Alteste Geschichte, bis auf Karl
den Großen 2) Karl der Große - Barbarossa oder das blühende KAISER-
THUM 3) Friedrich l - Maximilian oder die Zeiten des Faustrechtes. in-
clus. 4) Karl T/ - Joseph II oder Maria Theresia jin) . - Jede von diesen
Epochen zerfällt wieder in sich selbst in unterabgetheilte Stufen, mei-
stens in 3, z.B. Friedrich I. - Heinrich VII. - Albrecht II. (Tiirkenkriege).
'
(Karl M. - Konrad I . Konrad II. - Heinrich 11. oder III. - Heinrich V.
u. Lothar.)
12 Zur Geschichte Jtnd J)olitik
1ss1 Dem prophetischen Auge stellen sich die Zeitalter in perspektivischer An-
sicht dar; so daß kürzere und längere sich zusammen in E1NE Reihe
stellen. Aus diesem Gesichtspunkt muß man z.B. die Lehre von den
VIER Monarchien betrachten. Im Grunde ist es doch wahr, daß das ger-
manische Reich nur die Fortsetzung des römischen isc; es ist das e11ropiii-
s.13 sehe Kaiserthum; wie hingegen das alte I baf?Jlonische Reich das eigentl. [i-
che] asiatische Kaisertht1m ist. Dieses sind die beiden Haupt Phänomene
der Geschichte. Den Wendepunkt in der Jvfitte bilden das persische Reich
von (yrus 1,111d das macedonische von ,,4lexander. -
(56] Die neuere Geschichte oder die Geschichte des europäischen Kaiserthunis beginnt
.'
eigentl.[ich] n1it Alexander. - <;yrus bildet den Ubergang z11r e11ropäisrhe11
und Z!'r ne11ern Geschic/1te. - Dies wäre also das eigentl.[iche] wahre Mittel-
alter. - Alexanders Kultur und Kolonien Kriege; desgl. die griechische
Plulosophie gehören schon ganz der ne11en Weft und Geschir/1te an.
1571 Aus Tacitus Anna/. II, 61. folgt unwiderleglicl1, daß l\:1arbod ein Kiinig der
S11even war. Wenigstens nach Tacitus Meynung; konnte er sich aber nicht
irren? Und dann: wie verschieden waren eigent![ich] die Si,et•en von den Baiern
und Gothen? Etwas verschieden wohl, nur nicht so total feind, als Görres
sie macht. - Die Sueven hatten sich ost\värcs ausgebreitet - und meh-
rere gothische Länder besetzt. So erklärt sich am besten das Catualda
profugus olim per Maroboduum. Die vier Völker bey Tacitus mit 111ar-
sen, Gan1briviern, Sueven 11nd T/anda!en hat Ol1lenschläger (cfr. Pütters
Hauptfaden) auf die vier deutschen Nationen gedeL1tet. S11eve11 "nd T'tln-
dafen sind an sich klar; die Marsen sind die Sachsen und die Gan1briz ier 1
s.141581 Nicht bloß durch die stehenden Heere, sondern noch \-Veit mehr durch die
Unbeschrii11kt/1eit der Finanzen (durch unbeschränkte Abgaben, JJapiergefd
oder .-4n!eihen) sind die großen Staaten jetzt immer schlagfertig. - Die
l ~andn1ehr als das schnellste und \VOhlfcilste Kriegsheer vermehrt nocl1
diese Leichtigkeit. - Die Veranlassungen zum Kriege aber werden ver-
vielfältigt durch folgende Umstände: l) die sog. natürlich.[enJ oder ei-
gent.[lich) militä,isrben Gränzen. 2) durch den Grundsatz der kleinen
Mittelmächte, auf deren Kosten die großen den J<.rieg stets führen kön-
nen. 3) durch die T/erscb1vend11ng der Garantie ( und Verwicklung der diplo-
[XII} Z11r Geschichte 1111d Politik 1813 Il 13
s.161621 Wenn eine Epiphanie Gottes in der Weltgeschichte Statt findet, so kann
diese doch nicht durch jene einfache Stufenfolge von Vater, Sohn, Geist
erklärt werden; daß es einleuchtend VIER Weltalter giebt; und nicht drry.
(Erste Zeit Alte Zeit Nette Zeit JJetzte Zeit) Im ersten We ltalter vor Abra-
ha111 - herrschte der Vater und die Sophia (die Kirche - Arche Babel
pp.)
Im Zeitalter des alten Testaments, nicht bloß der Vater sondern zugleich
auch der GEIST, q11i locutus est per Prophetas. - Im Mittelalter, der neuen
Zeit aber Christus UND dje Kirche oder Maria. - In dem herannahenden
letzten Zeitalter ist es nicht der Geist allein, der herrschend wird, sondern
zugleich der Geist und Christus (der als Weltrichter 1viederkehrende).
Beydes wird in der Schrift gleich deutlich verkündigt, die Herrschaft 11nd
Ank11nft des Geistes und die Wiederkehr Christi. - 11erkwürdig ist, daß der
Anfang des alten Testaments eingreift in die Urzeit, so wie das Ende des
neuen Testaments in die letz te Zeit. Eben damit ist auch beurkundet,
daß es kein neues Evangelium mehr geben wird, überhaupt keine eigen-
thüml. [iche] heilige .Schrift für die letzte Zeit (der allgemeinen Erle11chtung)
So wenig wie für die erste Zeit der 1,1n111ittelbaren Ojfenbart1ng eine heilige
Schrift noihig war, die nur Bewahrttng und Versiegel11ng des Geheimnisses in
der mittleren unheiligen Zeit ist. 1
s.111631 In der Pillnitzer Convention, ReJtß Staatskanzlry Tom. XXXV. S.69 war
der 2te (geheime) Artikel; 2) Les deux partis tacheront de s'entendre le
plutot possible avec la cour de Petersbourg eo faveur de la Cour Electo-
rale de la Saxe pour la Succession au throne de Pologne, und 3) Elles se
reservent respectivement la faculti d'echanger, a leur bon plaisir, qucl-
ques 11nes de le11rs arq1-1isitions presentes 011 FUTURES, des qu'on y observera ·
une egalite parfaite des hommes ainsi que ]'ordre prescrit par la Constit11-
tion Cern1aniq11e; Ja consequence de quoi les deux Partis s'entendront
amicalement tant entre elles qu'avec !es autres Interesses gue cet
echange pourra concerner. ( Oesterreich ,vollte vielleicht immer noch
Baiern gegen die Niederlande eintauschen. JJre1~ßen wollte Provinzen ge-
winnen wie im1ner.)
s.18 165] Nach der Strenge der christlichen Gesetze ist die Wucherei durchaus,
mithin auch aller Zins gänzlich verboten u11d unerlaubt. I-li er zeigt sich
aber der Staat recht in s.[einer] ganzen Schwäche, da er durchaus unver-
mögend ist, dieses große alles verpestende Uebel zu verhindern.
(Ebenso ist es mit d[er] Todesstrafe, überhaupt d[er] Strafe d[er) Ver-
brecher. D as Majorat ist wohl aucl1 gegen das Christentum. (Minorat
weit zweckmäßiger.) - Seniorat verhältnismäßig zu billig, mehr als Majo-
rat.)
1691 Der Protestantismus ist doch eigentl.[ich] darin von allen ehemaligen
Secten verschieden, daß er garnicht irgend einen besonderen ab,vei-
chenden Glaubenspunkt als sein Centrum setzt und davon ausgeht;
sondern eine unbedingte Freiheyt d.[er] Untersuchung herbeiführen
mußte durcl1 den Grundsatz, d[en] Glauben aus d[er] Schrift allein ableiten
zu ivollen. (besonderes Prinzip über die Erkenntnisform der Religion.) -
Dadurch ward der Exegese und a11ch der ])hilosophie eine unendliche Freiheit
gegeben; und in beyden scheint nun so ziemlich das äußerste Ziel und
Maß erreicht ,vorden zu seyn, so daß auch schon wieder eine Rückkehr
erfolgt ist. Es läßt sicl1 dieses Argument vielmehr auf die obgedachte
Weise retorq11iren und umkehren.
1701 (Nichts ist ungegründeter als die gewöhnl. [iche) Behauptung der Prote-
stanten, daß die katbol.[ische] oder die christliche Relig.[ion] veraltet
sey; - Was sich noch fortpflanzt und "\Vas noch einer ll'/iedergeb11rth fähig
ist, kann bei so sicherem Zeichen d.[es} l~ebens kaum veraltet seyo. -) 1
s.20 1111 Außer den l~anclständen ist nichts so wichtig und eigenthümlich in
Deutschland, als die Staatsbeamten, ihre wissenschaftl [iche] BiJdung, ihre
eigenthüml[iche] Art von Unabhängigkeit, die ganze Art die Geschäfte
zu behandeln. In keinem Lande werden alle Staatsgeschäfte so wissen-
schaftlich behandelt wie in Deutschland, und besitzen die Staatsbeamten
einen so hohen Grad von ,vissenschaftl[icher] Bildung. Dieß ,väre ein
treffiiches Element für das negative Princip der mi ttlern (legislativen)
Gewalt, oder für den J'enat. - Man müßte der Staatsbeamten ungleich
,veniger machen, diese aber besser besolden. Die J\1.inister müßten nicht
verantwortlich seyn außer bey Criminalverbrechen, aber wenn sie ihre
Ste lle verlöhren, Mitglieder des Staatsrathes oder des geheimen Rathes seyn. ·
Ein solcher Staatsrath, ,vohl organisirt, ,vürde besser seyn wie jeder
Senat. - Die Stellen im Staatsrath müßten unverlierbar seyn, ob,vohl
vom Fürsten oder König erwählt. - Soll der Adel ein besondrer Stand
bleiben in Deutschland, so muß er jener ursprüngl. [ichen] Bestimmung
getreu erhalten werden. - Wenigstens hätten die JJarität des adlichen 11nd
biirger!.[!iche11] Standes (nach der ursprüngl.[ichen] ldee bey den Reichsge-
richte□) behauptet und beybehalten werden sollen. - Es ist also in
D eutschland grade umgekehrt wie in England Lind nach d.[em] Begriff
s.21 der dynamiscl1en Verfassung. In Deutschland bildet grade der .4de! 1
vorzugsweise die l~andstä11de, welche dem Parlament e11tsprechen; der
Biirgersta11d dagegen sollte den Senat bilden.
1721 (Die Staatsbeamten sollten alle bürgerlich seyn; die Wissenschaft ist ein
E igenthum d[es] Bürgerstandes wie die Kunst. - Ist unser Staats-
[XII] Zur Geschichte t1nd Politik 1813 II. 17
1741 Sollte nicht - nach dem allgemeinen Gange des Zeitalters zt1 Constitu-
tiooen auch in d.(er] Kirche die Tendenz zu einer (neuen) Constitution
entstehen können? - Veranlassungen sind genug dazu gegeben, da 1)
s.22 ein allgemeines Concilium kaum mehr denkbar I ist 2) die geistl[ichen]
Orden in so vielen Ländern ganz aufgehoben oder doch desorganisirc
sind. - (Dieses ist wohl nicht richtig. -) Hierüber ist weiter nachzuden-
ken. -
11s1 Es scheint, daß die Orientalen eine ganz andere Art von Patriotismus
haben, als die Europäer; einem weder an die Sprache t1nd Abstammung,
noch an den Staat angeknüpften, sondern auf das Land selbst, auf ganz
Asien mit Ausnahme von China, und vorzügl[ich] auf die Sitten (am
stärksten bey den lndiern) gerichteten Patriotismus. (Der europäische
Staats-Patriotismus findet nur bey d.[en] Chinesen Statt.)
[761 Auch die politischen Systeme und Denkarten bilden unter sich einen
solchen Cyclus wie die cpo [philosophischen] Systeme. -
Aus dem kirchlich.[en] - (kathol. [ischen]) - StaatsSystem fließt die Be-
schränkung d[er] weltl[ichen] Gewalt; die Constitution. Diese führt zur
Revolution - aus welcher die absolute Souvcrainität hervorgeht, ,vclche
aber als Grundlage wjeder nothwendig eine Kirche fordert.
18 Zur Geschichte und Politik
Katholische Ansicht
und Veifassttng
Constitutionelle Souveräne
Revolutionäre
Nationale
s.23 1771 Die alte Methode der Weltgeschichte nach 6 Weltaltern und 4 Monar-
chien war cigentl.(ich] weit wissenschaftlicher und philosophischer als
unsre jetzige, wo die Geschicl1te weder Anfang noch Ende hat. (Es käme
nur darauf an, jene alte Methode mit einem neuen Geiste wieder zu
erneuern und neu zu beleben.)
1781 Es giebt jetzt wohl vielmehr einen esoterischen Theil der Geschichte \vie es
sonst eine esoterische Philosophie gab, was kaum noch passend ist. -
D ahin gehört Anfang und Ende der Geschichte; dann die ganze Bezie-
hung at1f die Kirche und die Geisterwelt. - (Sendung des Adam, um
die Erde von der Gewalt des Lucifer zu befreyen cfr. Philos.) - Die sex
aetates gehen auf den Tempel und die Kirche; die vier Monarchien aber
auf das Kaiserthum und die weltliche Herrschaft. - Idee einer Weltge-
schichte, die ganz statistisch wissenschaftl.(ich] wäre, nämlich zuerst
Geschichte der gesamten wissenschaftl. (ichen] Praxis, oder diplo1natische,
taktische,j11ristische und Finanzenivissenschaft. - Recht eigentl.[ich] STAATEN-
HISTORIE. Warum sollte das nicht auch die alte seyn, nicht auch diese so
behandelt werden können? -
1791 (D ie alten Schriftsteller des Mittelalters zählen nur 5 Alter bis auf XQ
[Christus], nicht 6, wie bey den jetzigen üblich ist. -
1so1 D afür, daß Adam eine Mehrheit bedeute, spricht - die Große des J:Jara-
dieses, wie man auch die Flüsse deuten möge. Ferner die Erfindung der
Sprache vor Erschaffung der Eva; läßt sich eine Sprache von Einern
allein erfinden und reden? - Iviit \,Vern sollte et dann reden? - Nimmt
man nur eine G leichheit der Gesinnung an in der Masse, so ist es auch
gleich für die Erbsünde, ob es Einer \,Var oder mehrere. Ein Urvolk ist
S.24 es nicht wohl zu nennen, 1 vielmehr eine Brüderschaft. (cfr. Philos.)
Der Ursprung d(er] Nationen wird späterhin bry Noah abgeleitet und
gezeigt. Am Ende der Tage wird unfehlbar auch der Unterschied der
Nationen verschwinden. -
1811 Despotismus schon vor Noah; sehr merk,vürdig. Dann der Gegensatz
d[cr) Arche Noah und d[es] babyl[onischen] Turms (als des künstl[i-
chen] und astrolog[ischen] Staats, der unechten und nachgeäfften Kir-
che, des falschen Tempels.)
[XII] Zur Geschichte und Politik 1813 II. 19
1821 <Die Weltgeschichte sollte wohl von der staatswissenschafd [ichen] Staaten-
Historie ·getrennt seyn - so wie auch von der eigentl[ichen] religiösen
Kirchengeschicl1te - dagegen aber Geschichte der <pa [Philosophie] und
Kunst mitumfassen.)
[83] Daß ein sichtbares Reich Gottes auf Erden Statt findet (Chiliasmus)
folgt nothwendig schon aus der Sendung Adams (bestimmt die Natur
zu befreyen und aus dem Banne des Luzifer zu lösen.); damit die gute
Sache triumphire und weil sonst Gottes Absicht nicht ausgeführt wer-
den würde.
1841 Das vierte Weltalter beginnt mit 1500 (Entdeckung von Amerika und
Indien - Buchdruckerkunst und Weltsystem;) wodurch schon der
Mensch mündig ward, - den Him7!1el und die Erde erkannte nach ihrer
1vahren Größe. Die jetzigen Entdeckungen gehen mehr in die Tiefe: die
l,uft (Chemie und Elektr.[izität]) das Leben (Magnet.[ismus] oder Gal-
J861 <Moses beginnt die zweite Epoche - oder vielleicht Noah? \'v'äre es Mo-
ses, so wären es für das erste Weltalter 2500 Jahre für das 1cc. 1500 für
das zre Alter 1500 für das 3cc. 314 schon im vierten, (mit Xg[Chri-
stus] nicht mit Constantin anzufangen.)) 1
[881 1743 wurde die Staatskanzley in Ocsterreich von den andern Behörden
zuerst getrennt, da ihre Geschäfte bisher theils von d. [er] böhmisch
österr.[eichischen] l-Iofk.anzley, thcils auch vom Reichshofrath und bey
der Reichskanzley besorgt worden waren; aber erst 1752 oder 1753 er-
hielt die Staatskanzley nach Kat111itzens Plan ihre eigne neue Organisa-
tion, und wahre Bedeutung und Gewalt. cfr. Hor11111.J•r in Theresia, Kaunitz
und Sperger. - Dieß ist eine große für ganz Europa wichtige Revoluzion
im österreich.[ischen] Staate gewesen.
1891 Der Bund Oesterreichs mit Frankreich ist die eigentl[iche] Grundlage
allen Verderbens in Europa ge\vesen. Das deutsche Reich wurde da-
durch stillschweigend aufgehoben; alle gesunde und natürl[icbe] Politik
wurde dadurch von Grund aus zerstört; auch auf die andern Begeben-
heiten hatte es einen nacbtheiligen Einfluß. Oesterreicb hätte sich der
Jest1ite11 durchaus annehmen müssen; auch die Theilung von Pohlen ,väre
ohne <ließ wohl nicht möglich gewesen; Frankreich hätte es durchaus
nicl1t wagen dürfen, die rebellischen .-4merikaner zu unterstützen pp.,
wenn England an Ocsterreich seine alten Allierten gehabe hätte. -
1901 Darin hat Hippolytus ganz recht, daß der Kaiser nicht eigentl.[icher] Jo11ve-
rai11 (legibus solutus; was in einem christlichen Staate niemand seyn soll
und seyn kann) ist. Ganz Unrecht aber hat er darin, wenn er glaubt, die
Reichsfiirsten wären es. Noch \.veit eher wären es die Stände. Überhaupt
aber ist eigentl[icb] im Deutschen Reich nur dieses selbst (die Idee des
S.26 Reiches) oder I das Rechtd. h. Gott im Staate souverain. \X'ohl zu merken
das Recht, ,velches weit höher ist als alle Gesetze; nicht aber das Ge-
setz. (NB)
1921 (In T 'enedig war die Polizv•stelle die erste, ,vie in England die Finanzstelle -
in Oesterreich die diplomatische, pp in einem anderen Staate die Kriegs-
stelle die erste seyn könnten.)
[XII] Zur Geschichte und JJolitik 1813 11 21
[941 Das französ.[ische] JJarlament hat durch seine negative Staatsgewalt (im
Einregistriren) etwas von der Natur des Senats an sich. - Ist der Senat,
der Natur der Sache nach, der oberste Gerichtshof, oder ist es das Parla-
ment? Ich denke der Senat.
195J JJolizey sollte wohl eigentl [ich] ganz entbehrt werden können. Ji1r.[istik)
sollte viell. [eicht) nicht wissenschaftlich und collegiali scl1 behandelt \Ver-
den, sondern ganz natürlich und national (nach altgcrmanischer Weise)
Doch um diese wiederherzustellen, gehört doch jetzt auch Wissenschaft
und eine wissenschaftl. [iche) Behandlung dazu. Eigentl(ich] sollte wohl
Jur[istik] auch das diplomatische Gebiet umfassen. 1
s.21 (961 So wie das germa11ische Recht und das christlich-katholische (das Kirchen-
Recht) - so ist auch das VoJke,·Recht oder das System der d iplomatischen
Grundsätze eine bestimmte Gattung des positiven Rechts.
(971 (War die Vereinigung der Civil- und Militärgewalt bey den Römern nicht
ebenso unnatürlich trotz aller scheinbaren Vortbeilc, wie die Vere ini-
gung der geistlichen und weltlichen Macht im Chalifat und bey allen
Mohammedanern -)
1981 Die ethnographische Methode paßt am besten für die alte und älteste Weltge-
schichte. Die synchronistische für die neuere Geschichte. Eine mittlere
Methode zwischen diesen könnte man die episodische nennen, näml[ich]
die nach dem Zusammenhang der Begebenheiten darstellend erzäh-
lende. (Wie verhält sich dazu die pragmatische? - Die aphoristisch
scientifische? -)
s.2s 11001 Wenn am Ende der Zeiten wieder eine UniversalSprache entstehen sollte,
wie allerdings wahrscheinlich ist, so wird die Entstel1ung derselben
nicht durch Mischung und Amalgamirung vor sich gehen, sondern auf
einmal und wunderbarer Weise; wie in den magnetischen Traumreden
schon manche wunderbare SprachErscheinungen vorkommen (Gabe
der Sprache bey den Aposteln). -
11011 (Fast sind die Deutschen allein eine Nation im höchsten Sinne zu nen-
nen; die romanisch redenden Völker sind nur Mischungen von Germa-
nen und Provincia.len, nicht eigentl[ich] Nationen zu nennen, auch sind
ihre Sprachen alle ersterbender Art; selbst von d. [er) englischen gilt cließ. -
Die slavischen aber ermangeln der gebildeten Sprache, einer Poesie
und Sage.)
11021 Daß die Deutschen bestimmt seyn mögen, ein Volk Gottes zu seyn
gegen die letzte Zeit und Entwicklung der Menschengeschichte hin, wie
die Juden bald nach d.[em] Anfang derselben es ,varen, ist in hohem
Grade wahrscheinlich ja gewiß. - Schon von der Völkerwanderung an
ist die deutsche Nation das hauptsächliche Werkzeug gewesen in der
Hand der Vorsehung fiir Christenthum und Kirche.
11031 Es ist gar nicht gegründet, daß die Staaten alle 1111abhängig s~,11 sollen oder
seyn können. Aber ebenso unrichtig ist der allgerneingeltende Grund-
satz, daß bloß die schwächero abhängig se1'n sollten, die mächtigern
nach d.[em] Verhältniß ihrer Macht zu gleichen TheiJen präponderi-
ren . - 1
s.29 IJ04I Man kann die Staate11 einthetlen in vollkornmoe und 11nvollko111111ne. Zu
den letzten gehören etwa die, welche keine Kirche haben, oder in wel-
chen die Kirche ganz vom Staate abhängig ist, wie England oder Rußland;
Staaten ohne König ferner sind zu den unvollkommnen zu rechnen, fer-
ner die aus Frag111enten andrer Nationen gemischten \Vie die Sch,veiz. Diese
könnte man auch 11nregef1t1äßige Staaten nennen. - Die Vereinigung
mehrer Nationen zu einem Staate ist an sich nicht zu venverfen; wenn
dies zu einem höhern Zwecke dient, zur Bescl1irmung d. [er] Kirche
oder zur Erhaltung des Gleichgewichts. (Wie beym de11tschen Kaiserth1-1111
oder bcy der österreichischen Macht.)
pos1 Es gibt ferner Staaten, die ihrer Natur nach das Gleichgewicht bedro-
hen; andre, die Z!' ihrer Selbsterhalt1,111g das C/eichgeu1icht erhalten miissen; wie
Oesterrcich und zum Theil auch England. (cfr. die praktischen Papiere.)
[XII] Zur Geschichte t1nd J)olitik 1813 II. 23
11061 (Je älter die Welt wird, je mehr sinkt d[er] Mensch, die Völker und
Staaten in die Gewalt der Nat1,1r. Daher gestalten sich die Nationen und
Staaten immer klimatischer und geographischer. Trennung des Südens und
Nordens; natürliche Grenzen. -)
11011 (Voller Gebrauch, den die großen Staaten von ihren durch die Natur
gegebnen Vortheilen machen; England von s.[ei11er] insularen Lage,
Frankreich von s.[einer] Bevolkerung und d[em] elastischen Charakter
derselben, Rußland von s.[einer] Große.)
po91 (Eine Geschichte von Asien dt1rchat1s nach asiatischen Quellen wäre eines der
Haupterfordernisse unserer histor. [ischen) Litteratur.)
11101 Die Revoluzion ist der ins öffentliche !~eben Nnd in den Staat eingetretene
ATHEISMUS. Großer lrrthum, daß es nur eine einzelne politische Strei-tfrage,
von den Privilegien der Geistlichkeit und des Adels, der Feudalrechte,
der Volksrepräsentation u. s. w. betreffe. (Die Unabhängigkeit der Staa-
ten) Es gilt eben den ganzen Geist des öffentl.[ichen] Lebens. Die wahre
Contrerevolution oder Besiegung der Revolution, wird also erst dann
statt finden, wenn das Christenthum wieder in das öffentl[iche] Leben
und d[en] Staat zurückkehrt, keineswegs mit der Rückkehr einer alten
Dynastie, oder der Behauptung eines Grundsatzes. Wir sind also noch
sehr weit entfernt davon, die Revoluzion besiegt zu haben. (Antichrist-
licher Staat.)
11111 Der große Hauptirrtl1um unseres Zeitalters ist, daß der Staat alles in allem
s.31 Sf!J'n soll. Dieser Irrthttm ist aber nicht I von den Philosopl1en zunächst
ausgegangen, sondern vom Staate und d. [en] Regenten selbst. (Ad. Mül-
ler leidet auch schon an diesem Uebel.) - Der erste aller Grundsätze
füt die Rückkehr zum Rechten (den Staat in s.[eine] gebührenden
Schranken zurückzuweisen) wäre also, zu zeigen, daß der Staat positiv
bloß für die Handhabung der Gerechtigkeit bestimmt sv,1 die moralische Ent1JJick-
lung des Menschen aber bloß indirekt befa.rdern solle. -
24 Zt1r Geschichte und JJo/itik
11 1s1 (,,Gebt den1 Kaiser, 111as des Kaisers ist," ist das herrlichste Finanzprin-
zip. -)
II 16] (Da die Fabrikation des Geldes und auch die Produktion (Berg-verk)
ein anerkanntes Regale ist; was wäre wohl natürlicher, als daß es auch der
Geldhandel wäre.-)
11111 Auch bloße KAPITALISTEN, die nicht zugleich selbst Hand1rerker oder
Kiinstler, sondern bloß Entrepreneurs von Fabriken wären, oder ihr Geld
den Wucherern auf Disco11to gäben, dürfte es im Staat garnicl1t geben.
Auf die 1:fypothek eines l Iauses, eines J.,andg11tes dürfte niemand als nur
der Staat Geld leihen. Er dürfte durchaus nicht bloß JchNfdner, sondern
er müßte auch Glä11biger seyn. Dieses muß wechselseitig seyn.
11181 Zoll und Crt1ndste11er müßten bloß seyn, zur Anerkennung d. [er] Hoheit.
Grundsteuer vielleicht wieder ganz in Nat11ralien. Stempel, wenn er hoch
[XII] Z1-1r Geschichte ttnd J)ofitik 1813 II. 25
is t, bei Kauf- oder Schuldcontracten -, ist schon ein Zeichen, daß der
Staat sich in das Kauf- und Creditgeschäft mit einm ischen will, ein
Beweiß, daß er eigentlich die Neigung hat, dieses alles an sich zu ziehen.
[1191 ( Gotthaben sie meistern wollen und die Kirche beherrschen; und
konnten nicht einmal des Handels, des Geldes und des in diesem Gebiet
waltenden Geistes der Finsternis Herr 111erden. -)
11 201 (Hessen hat doch die einzige gute Eigenschaft, daß es nicht mit R1tßland
verwandt ist. - )
11211 Die nahe Affinität der Staatsgewalt und des Großhandels erhellt auch
aus der wichtigen Rolle der Direktion der Englischen Bank und der
s.33 D irektion der indischen Compagnie I auf die englische Regierung. -
Art, wie die Medicis durch d.[en] Großhandel zur Souveränität empor-
gestiegen sind. - D ie Souveränität, \Venn man darunter die Staatsgewalt
versteht, kann allerdings getheilt werden; wie aus der Halbsouveränität,
von d.[er] es so manche historische Beyspiele gibt (englische Herrschaft
in I ndien) hervorgeht. Es gibt eine volikommne und eine unvollkom-
mene Staatsgewalt, es gibt Grade in der Souveränität; - gegen das gewöhn-
liche Vorurthei l, die Souveränität so ganz absolut zu nennen.
11221 Die Gleichheit der Staaten ist also das zweyte große Vorurtheil, welches
widerlegt werden muß.
[123] Eine Theilnahme an d. [er] Souveräni tät oder Staa tsgewalt ist allerdings
schwer möglich nach deutschem Recht. Pütters coimperium der Land-
stände.
[124] (Unterschied d .[er] Staaten, die bloß aus einer Stadt (Republik, Rom,
Athen, Sparta, Venedig, Genua) oder aus einer Nation hervorgegangen
sind. D ie letzte eigentl[ich] fast immer Monarchie.)
f127J Der große Unterschied zwischen der deutschen und der englischen Verfas-
sung ist, daß in der ersten der Geist herrscht und das Recht; in der
englischen protestantischen Verfassung hingegen der B11chstaben des ge-
26 Z11r Geschichte und JJolitik
schriebenen Gesetzes. Unter jenem Recht, (was über d.[em] Gesetze steht)
ist zu verstehen das ewige ungeschriebene Recht (Ewa, Herkommen)
die heilige Überlieferung nach Analogie der Tradition in der kathol. [i-
schen] Kirche. Eben daher ist freyl.(ich) die nothwendige Theilnahm.e
der Nation an der gesetzgebenden Gewalt einleuchtend; da sie ja eben
s.34 1 die Bewal1rerin jenes alten ewigen Nationalrechtes ist. Die Geistlich-
keit tritt dazu, als negative Gewalt, um zu verhüten daß kein Cesetzgegeben
111erde, das gegen das Christenthum sey. -
p2s1 Daß die Gewalten nicht getrennt seyen, ist wohl auch eine wesentliche
Folge von jenem Geist d[es] Rechts; im Gegensatz der Buchstabenherr-
schaft des Gesetzes.
11291 Nebst d[e111] christl.[ichen] Staat gibt es halbchristliche 1111d antichristliche. -
[1301 Der Staat, der aus einer Stadt entsprungen ist, ist immer schlecht. Der
beste Ursprung ist der aus einer Nation. Der mittlere und gemischte
der aus einem Biindniß. - (Germanische Bündnisse - Sch111eiz- Hansa -
Deutscher Orden - Utrechter Union - Nordamerika.)
1131] Die Nation besteht nicht aus Kopjen, sondern aus Corporationen; deren
Einfluß kann man nie genug vermehren.
11321 (Der einzige in politischer Hinsicht rein katholische Staat ist wohl Spanien.
In dieser 1-linsicht sehr merkwürdig. (Frankreich immer halb schisma-
tisch, - und dann despotisch und anarchisch.))
11311 (Der antichristliche Staat ist der türkische, mit d.[em] der französ.[ische]
..
am meisten Ahnlichkeit hat. Der Glanz der Gerichtshöfe, wieder Cadis
bey den Türken ist dem Despotismus notl1,vendig. -)
11 341 (Der Fürst ist eben so wenig Repräsentant d(esl Volkes als das Herz
Repr[äsentant] des menschl[ichen] Körpers ist. Der Fürst ist d[er] Mit-
telpunkt. - Gegen d[as] Ausland ist er allerdings Repräs.[entant) der
Nation zu nennen. ) 1
S.35 11 351 (Johannes Mii/ler charakterisiert eigentl[ich] die .Staaten \.Vie Herder die Natio-
nen.)
JI.161 Das erste Weltalter geht bis Moses. Die alte Geschichte dauert circa
1800 Jahre von Moses bis Constantin; in drey Epochen; Moses - Cyrus
900 Jahre etwas drüber; Cyrus bis Augustus 5-600 Jahre. Augustus -
Constantin 300 Jahre. Das Mittelalter dauert 1200 Jahre; von 300 p. Chr.
11. - 1500; und zerfällt in vier Perioden von gleicher Länge, jede von
300 Jahre □.
[XII} Zttr Geschichte und Politik 1813 II. 27
Constantin-lvfohammed - 300-600 -
Mohamn1ed-Konrad 1. (Stiftung des deutschen Reiches) 600-900
Konrad 1. bis Dschingischan 900-1200; Verlust von Jerusalem durch Sala-
din, kurz vorher 1187.
Dschingischan- Karl V 1200-1500
((Dschingischan macht Epoche auch in Europa, Zerstörung der russi-
schen Macht - nachher erhebt sich die pohlnische.)) Diese Epoche tut
am meisten Noth, aus den Quellen zu behandeln; das andere findet sich
dann von selbst.
(Vielleicht auch vier Perioden der alten Geschichte anzunehmen.
Moses-Solon (besser als Cyrus)
Solon-lj1rrh11s (wo die Römer in die Weltgeschichte eintreten)
1-yrrhtts-A ugustus
_,4 ug1-1st11s-Constantin.)
p:is1 Die Zeit der höchsten Kraft der Deutschen 900-1300. Auch Geschichte,
_,4rchitektt1r 11nd Poesie (vom Nationalgeist abhängig) blüht in d.[er] letzten
Zeit dieser Periode. Von 1300-1500 nur JJhz'Josophie und Mahler-Kt1nst, die
unabhängig sind vorn Staate -
1-300 Christen ttnd Germanen
300-600 Gothen
600-900 Franken Araber als Gegensatz
S.3811471 Sobald das iJffentL[iche] Leben als Wesen des (National)Staats nach d.[en]
Revolutionsgrundsätzen angenommen wird, so gibt es kein anderes
letztes EntscheidungsPrinzip als den allgemeinen Willen, dh. das Unge-
heuer der Volksrepräsentation. Der einzig rettende Ausweg ist, wenn
das öffentl. Qche] Leben und d. [er] Nationalgeist selbst einem höhern
Gesetz und dem giJ'ttlichen rfYillen, der J'taat mithin der geistl.[ichen] Gewalt
1,1nd Kirche unterworfen ist.
11481 Sollte nicht jetzt, da das Streben nach Constitution alle Staaten ergreift,
auch ein gleiches Streben in der kathol. [ischen] Kirche ausbrechen und
zum Vorschein kommen? Ein solches Streben der kathoL[ischen] Kirche nach
einer neuen Constitution, würde eine ganze neue Epoche in der Religions-
und in der Weltgeschichte bezeichnen.
p491 (Wenn nicht bald eine Reform in d.[er] Veifassung der Kirche vorgenom-
men '\Vird, so dürfte die Gefahr entstehen, daß der Protestantismus in
Deutsch!. [and] ganz überwiegend herrschend, ja wohl gar ganz De;,1tsch-
land protestantisch wird.)
pso1 Die Landstände sind in Deutschland offenbar die dritte Staatsge1valt, nebst
d.[em] Kaiserund den Fürsten. -Erst dann werden die Deutschen politisch
wieder eine Nation werden, wenn man die Landstände aus allen deut-
schen Ländern zusammenberuft in eine gemeinschaftliche Versamm-
lung. Der alte Reichstag enth ielt solche landständischen Elemente an
d. [en] Bischöfen, den freien Reichsstädten. Besser wäre es aber, diese abzu-
S.39 sondern, von den großen Fürsten, und die allgemeinen I Landstände
deutscher Nation als eine abgesonderte Versammlung (wie ein Unter-
parlament) der Versammlung der Fürsten unterzuordnen. Das deutsche
Grundgesetz der Glaubensfreyheit macht die anglikanische Verfassung
in Deutschland unmöglich, weil diese eine herrschende Kirche voraussetzt.
In D eutschland gehört hingegen der geistl. [icbe] Stand mit zu dem erre-
genden und bürgerl.[ichen] Princip (dem Unterparlament), nicht aber
zu dem erhaltenden (dem Oberhaus). - Offenbar ist, daß alle cliej.[eni-
gen] welche wir jetzt Landstände nennen, (besonders clie Ritter und
Herren) anfangs den Reichstag ?JJit besucht, und d . [en] Kaiser oder Kö-
nig mit erwählt haben. (Die Nation erwählte d.[en] Kaiser.
((Nachzusehn, wer zu dem frühern Reichstag alles kam))
11s11 Die deutschen Landstände aber sind nicht bloß eine gesetzgebende Ver-
sammlung wie das Unterha,us, sondern Theilnehn1er an der Staatsge1valt. Die
Zustimmung zu den Auflagen ist löblich in manchen Ländern; sie ist
aber gar nicht das Wesentlichste. Weit wichtiger wäre, daß die Fürsten
30 Zur Geschichte und Politik
11 541 In Rücksicht auf den Staat sind nur die beyden entgegengesetzten Sy-
steme lobens,verth: entweder Einheit der Religion oder 1Jol/koT11m11e
Gleichheit 11nd Gla11bensfreyheit. - Das mittlere System aber einer mit halber
Unterdri.ickung gepaarcen Duldung und das Verhältnis der Minorität
führt natürlicherweise zum Verderben, und zur Revolution; Beyspiele
S.41 an Frankreich und E:ngland; auch Ungarn, \VO es durch I die Beymischung
deutscher Glaubensfreyheit gemildert wird. \v'aren die Katholiken in
Holland patriotisch?
jocht, (am mejsten seit Ludwig XIV). Der Adel aber, indel11 er sich der Höfe
und Fürsten benzächtigte, hat den Biirger- 1111d den Gelehrtenstand herabgedrängt,
11nd das Volk immer n1ehr in Knechtesstand versetzt.
f1561 Die deutschen l,andstände schreiben sich unter andern auch das J„andes-
VicariatsRecht zu wie die Reichsstände. Überl1aupt ist der einzig richtige
Gesichtspunkt für die Landstände, wenn man sie als Reichsstände im
Kleinen betrachtet. Sie waren eben das inz Lande und wollten eben das
seyn, was die Reichsstände im Reich.
[1571 Das Kaiserth11m oder das deutsche Reich ist ein Bild und Ideal des christl.[i-
chen] Staates überhaupt; dahin gehört unter anderm auch eine aner-
kannte und constituirte Staatsgewalt (z.B. die der Pfalzgrafen der Reichsge-
richte), woraus hervorgeht, daß der Monarch der Fürst oder Kaiser
selbst noch einem höhern Richterstuhl und Gesetze der Gerechtigkeit
S.42 unterworfen ist. 1 Uberhaupt gehört dahin die Gegenseitigkeit der Rechte
11nd 13/fichten.
p581 Hält man die alten l,andstände einmal für untauglich, so nehme man
wenigstens keine Repräsentation nach Köpfen, sondern immer nach Cor-
porationen. - Eine todte arithmetische Volksversammlung ist immer ein
Chaos und führt nothweodig zur Auflösung und zur Anarchie. Großer
Unterschied einer lebenrug geordneten 1,111d organisch geregelten Nationalver-
sammlung, mit möglichster Schonung der JJrovinzialVetfassungen. - Auch
müssen die Landstände nicht bloß nach englischer Art auf Bewilligung
der SteJ1ern beschränkt werden, sondern es muß ihnen eine Mitregier1,111g
eingeräumt werden. -
p59l Jetzt ist die Zeit gekommen, das nachzuholen, was durch die Reforma-
tion versäumt wurde. Die Dei,tschen miissen jetzt eine Kt,nst erhalten 1111d die
ltaliäner eine JJhilosophie.
p60I (Waren Georg II., die Auguste von Pohlen, Friedrich Wilhelm l. keine
Monarchen, obwohl dem Reichsoberhaupt zu allen treuen Diensten be-
reit? -
Der jetzige Streit über die .50111;eränität ist fast wie der Streit im 17ten
Jahrh. über die Excellenz.)
p61J (Das einzige Recht, was sie vermissen könnten, wäre das Recht, gegen
D eutschland Kri eg zu führen? - Dieses sollen und dürfen sie nicht
haben. Getrauen sie sich aber wohl, dieses Recht zu fordern?) 1
s.43 i1 62J Der erste und größte Irrthum über die Revolution war, sie bloß für
den Conflikt poli t. [ischer] Partheyen, und einen Kat1pf 11m polit.[ische}
32 Zur Geschichte und Politik
Gr11ndsätze zu halten. cfr. supra. Nicht ganz so irrig ist die Ansicht, daß
es der Kampf des Neuen mit d.[em} Alten sey; (Luther ein ttmgekehrter
Elias)) und zwar ein Kampf, nicht bloß beschränkt auf das politische
Gebieth, sondern von ganz allgemeinem Umfange. Nur war der große
FehJer , daß man das Ne11e statt es im Inneren zu suchen, wo es "virklich
hervorbrechen ,vollte, gerade in d.[en] ä1tßern, politischen Verhältnissen
suchte, wo fast nichts als Unheil von dieser unbändigen Sucht nach dem
Neuen erfolgen, oder wo wenigstens die allenfalls auch im Politischen
nöthigen und möglichen neuen Veränderungen doch nur eine sehr un-
tergeordnete Nebensache gegen das Wesentliche der neuen Zeit abge-
ben konnten.
11 63] (Mittels der Bischöfe könnte man eine Art von Cortes in der Kirche ma-
chen.)
p64J (Auf d[em] J.Jabste und d[en] J)riestern ruht die Freyhcit und die Wohl-
fahrth der Kirche. Die Bischöfe hängen meistens viel Z!' sehr an d[en] Staa-
ten.)
p661 Die Gewalt der Bischöfe ist gerade die gefährliche in d.[er] Kirche; sie
bietet am meisten Gelegenheit dar für d.[en] Mißbrauch und die Ein-
griffe der weltl[ichen] Macht. Wo die Bischöfe sehr mächtig und angese-
hen, die Priester aber verachtet sind; da kann man fast gewiß seyn, daß
der Grundsatz gilt; II fa11t une religion a11 pe11ple; die Religion also bloß
gebraucht wird. 1
s. 44 11671 Wenn die Auflösung eines großen Reichs, wenn die totale Veränderung
der Verfassung eines großen Staats eine Revolution zu nennen ist, so ist
unstreitig in D eutschland eine Revolution am Werke, seit dem Fiirsten-
bunde von 1785 als der ersten entschiednen Tl1atsache dieser Art. - In
dem Fürstenbund lag schon die Demarkationslinie von 1795 und der
nordische Bund von 1806 gleich falls im Keime; zum sicheren Beweis
s.[einer] Wichtigkeit. Schon 1778 bey dem Bayrischen Erbfolgekriege
regte sich das gleiche Princip. - Doch war es noch nicht so entschieden
und hätte sicl1 wieder heilen lassen; 1785 geschah der unheilbare Riß. -
[1691 Verwandlung des Reichs in einen deutschen Fürstenbt1nd hieß bis jetzt das
Thema dieser DEUTSCI--IEN Revolt1tion.
[171J Es gibt z1JJey Elemente in d.(er] deutschen Verfassung; das eine ist das
christliche oder das Kaiserth11m; das andre ist das germanische oder die
B1,1ndeskraft. - 1
S.45 11121 (Die entschiedne Dualität im Charakter der Italiäner ist schon ein Be-
weiß ihrer hohen Bestim1nung.)
1173] (In d. [em] Europäischen StaatenBunde giebt es, wie es scheint, zivey Kaiser,
einen negativen, (bloß hemmenden vermittelnden) den von Oesterreich;
einen positiven, den von Rußland (dirigirend, vorherrschend.))
;.46 p1s1 (cfr. supt. Eben so gibt es auch zwey Natjonen, die aktiv sind im eu.ro-
päischen Staatensystem: die Engländer - positiv gut; die Franzosen nega-
tiv, schlecht. Alle anderen Staaten sind fast nur Materie oder Organ. -
Det1tschland aber und die Kirche, Italien - sind das Centrum, der .Scha1,1platz
34 Z11r Geschichte und ])o!itik
t1nd d.[as] Ziel aJler dieser Bewegung, welche von jenen vier aktiven und
dynamisch wirkenden Potenzen hervorgebracht werden.)
1176] Die Lehnsabhängigkeit einer großen Monarchie (wie Neapel) von einer
höheren Macht ist eine CHRISTLICHE S'taatsEigenthü111lichkeit. - Unzählige
Beyspiele und Zeugen dieser Art im deutschen Staatssystem. -
1177] Die Universitäten sind eine Macht in der katholischen Kirche und zwar
eine sehr gefährliche, und fast immer schädliche. Wie oft haben sie sich
nicht eine Entscheidung oder doch MitBeurtheilungsRecht in wichtigen
Gelegenheiten angemaßt? Sehr oft wurde auch ihre Autorität nicht bloß
von d(er] friedl[ichen] und weltl[ichen] Macht, sondern von d.[er] Kir-
che selbst in einem gewissen Grade anerkannt. Beyspiel der Sorbonne -
Ursprung der hussitischen und d.[er] lutherischen Unruhen auf Uruver-
sitäten. Es ist ein durchaus AUSSERchristliches, wenn auch njcht schlecht-
hin ANTichristliches lnscitut. - Man könnte ihm entgegenarbeiten nur
durch ein durcl1aus christliches und katholisches Institut ähnlicher Art. -
Ein GENERAL-Jen1inariun1 zu Ror11. - Die Jesuiten waren einigermaßen ein
solches, den Universitäten nicht eben entgegengesetztes, aber in sie
selbst eingreifendes und auf ihnen hie und da herrschendes oder doch
S.47 leitendes Element. 1 Durch die in d.[er] alcen Reichsverfassung begrün-
dete Actenversendttng an die Universitäten war diesen doch im gewissen
Sinne die Würde und Macht einer allgemeinen Reichsj11stizbehiirde de
facto zugetheilt.
11781 (Die Fundation der Kapitel und Seminarien, die Aufsicht der Bischöfe
über die Seminarien und die Wal1l der Bischöfe durch die Kapitel ist
die Hauptsache im Geistlichen.)
11791 Ohne Oesterreich würden die Katholiken in Deutschl. [and) die A1inorität
bilden; schon deshalb ist die fortdauernde Verflechtung Oesterreichs 1-111d
Deutschlands höchst wünschenswcrch. -
pHOJ Einheit in der Militärverfassung von Deutsch!. [and] und Einheit in det
Justizverfassung von Deutschl. [and] bJoß ein frommer Wunsch - so
lange nicht eine gesetzgebende Ce111alt 11nd Behorde im Deutschen Bund er-
richtet wird.
11811 So wie 100 Jahre nach d.[em] Religionsfrieden mit den Lutheranern,
erst die Glaubensfreiheit auch auf die Calvinisten (1648) ausgedehnt
worden, so sollte jetzt durch ein förmliches Gesetz die baleichen
BürgerRechte den Juden ertheilt werden. Dieß ist ein sehr wichtiger
Punkt.
[XII} Zur Geschichte 1Jnd JJolitik 1813 II. 35
11s21 Die Opposition in der katholischen Kircl1e ist aus seh r verschiedenartigen
Bestandtheilen zusammengesetzt (gerade so wie die Opposition in Eng-
land) - Die Episkopalen, die Gallikaner, die Jansenisten, die Gegner des
tridentinischen Conciliums, die Aufklärer und Nachahmer d.[er] Prote-
stanten sind zuletzt in eine gemeinsame Masse von Opposition zusam-
mengeflossen. -
[1831 (1) Vom de11tschen Reich; in weitester Ausdehnung 2) von der de11tschen
Cla1JbensFreiheit! (Universitäten auch hierher) 3) Von d.[er) deutschen Na-
tion, Sitten, Kunst pp. (deutscher Bund) als .5't,rrogat des Reiches. 1
s.48 11841 In der Wagschale des e11ropäischen Gleichge111ichts bilden Rußland 11nd Frank-
reich die Hauptmächte des Gegensatzes; das Reich (im ,veitesten Um-
fange) sollte d.(en] Mittelpunkt bilden. England die anregende und lei-
tende Kraft von außen; so wie Rom von d.(er] andern Seite, als mora-
lisch bindende Kraft. Die entlegensten Küstenländer, 1vie Skandinavien,
JJortugall und selbst .5panien, Neapel bilden bloß die Handhaben für Eng-
land. Das et1ropäische Gleichge1vicht erfordert schlechterdings daß der Pabst
verstärkt werde, nämlich sein moralisch er Einfluß auf das Ganze; und
seine Unabhängigkeit.
11ss1 Die größeren Vorrechte, welche der Pabst im deutschen Reiche hatte,
gründeten sich auf eben diesen ReichsNex11s und auf die T/e,fass11ng des
Kaiserth11ms. -
11R6J Überhaupt ist das eigentl.[icbe] Pabstthut11 eine Frucht der europäiscl1en
und abendländischen Staats- und Kirchenentwicklung. Es war hier im
unruhigen Abendland weit mehr Bedürfniß, das Centrum d.[er] Einheit,
dessen Idee freyl. [ich] schon ursprünglich im Christenthum lag, nach
seiner ganzen Kraft zu entwickeln; weil es weit mehr Veranlassung zum
S.49 Zwiespalt gab. 1) schon in I der mannigfaltigeren Verflecl1tung d.[er)
Kirche mit d.(em] Staat, 2) in dem Widerstreit des hier politisch so
mächtig. [en] Säkular Klerus mit dem nach europäischer Art in reicher
Mannigfaltigkeit entwickelten Regularklert1s. 3) in dem ConAikt zwi-
sch. [en] Pabst und Klerus; Pabst und Kaiserthum - Pabst und Conzi-
lien. pp.
p87J Für die Verbindung des deutschen Reichs mit anderen Ländern spricht
besonders Ungarn. Ohne die Verbindung ( näml. [ich] die wirklich Statt
gehabte der militärischen Kräfte) desselben mit d[em] Reiche, würde
von D eutschland kaum noch die Rede seyn.
36 Zur Geschichte t1nd JJofitik
11891 Für die germanische Kirche wäre wohl nichts so sehr zu wünschen, als
deutsche Cardinäle (eine bestimmte Anzahl, aber nicht bloß Ehrenmitglie-
der sondern die io Rom residiren müßten), eine deutsche Liturgie - eine
S.50 1 neue katl1olische Bibe!UeberselZf'ng welche vielleicht dadurch, daß sie
f1921 (Was das Gleichgewicht anbetrifft, so körnmt es nicht auf die absolute
sondern die relative Stärke eines Staates an, um zu bestimmen, ob er
zu groß sey, als daß ein Gleicl1gewicht noch Statt finden könnte. -
Nachdem Holland 11nd Bayern so groß geworden, ist Pre1tße11 gar nicht
n1ehr abso/11/ Z" großflir ein Reichsglied. - (Durch die enormen Größen, die
[XII] Zur Geschichte und J)olitik 1813 II 37
Rußlan~ und England erreicht, ist es auch schon nicht mehr so groß
wie 1794- 1806.)
Ll 931 Könnte das oberste Bundesgericht nicht zugleich eine Behörde für die
neue deutsche Cesetzgeb11ng bilden? Vielleicht nach Berlin zu verlegen, der
Bundestag aber nach Wien. 1
s.s2 [1941 Das Feudale (als besondre germanische Lehre vom Eigenthum) das i11s
P11blic11m, das Canonicum, ja selbst das Crin1inale sollten mit dem Germani-
cum verbunden werden, als Ein System des christlicl1en deutschen
Rechts. - Statt der künstlichen Verhältnisse des JJrozesses, beruht im
wahren germanischen RechtsSinn alles auf der Person des Richters, dem
eine sehr große Willkühr allerdings zu lassen ist. - Hier schließt sich
wohl auch das Criminale ganz an. - Eine Philosophie des Rechts müßte
viell[eicht] polemisch beginnen, mit einer Widerlegung des römischen
Rechts, und dann ein System des christlichen deutscl1en Rechts nach
obigem Schema geben.
11 951 (Das eigentl.[iche] Germanicum im engsten Sinne, ist am meisten JJer-
sonenrecht. Daran schließt sich das deutsche i1,1s publicum fast unlöslich
an. - Das Feudale eigenthümliches deutsches Recht de rebits. - Ehe und
auch Testan1ent wohl ganz nach canonischem Rechte zu beurtheilen.)
Es gibt drey wesentlich verschiedne Menschen- und Geisterverbindun-
J1 96J
gen, 1) die Ehe als Naturverbindung, nach der Analogie der Verbindung
zwischen Gott und der Seele, 2) das Meisterthum, oder die Genossen-
schaft; dieß ist die eigentl. [iche) Form der Geistergemeinschaft, und
allerdings der Grundtypus der Kirchenform.
s.53 3) der Staat, 1 nach der dynamischen Trennung und Verbindung der
exekutiven, gesetzgebenden und richterlichen Gewalt. - Unterdessen ist
zu bemerken, daß die Kirche eingreift in die Form der beyden andern
Gesellschaftsarten. Die bisch öfl.[iche] Würde und das heilige, unauflös-
licl1e Band zwischen d.[em] Bischof und s. [einer] Gemeinde ist nach
der Analogie in der Ehe. In Hinsicht auf Pabst und Concilium tritt auch
das Staatswesen ein, auch da, wo die bischöfL[iche] Macht in d.[en]Staat
eingreift. Das Meisterthum ist am reinsten und unvermischtesten im
Regularklerus zu finden. - Auch der Staat nimmt aber Antheil an jener
Form d.[es] Meisterthums; so wurde z.B. der Adel als Inbegriff der Ge-
nossen (pares) des Fürsten (als Meisters) im Mittelalter betrachtet, und
dies erklärt auch am richtigsten s.[einen] Begriff. - In d.[em] Begriff
eines Volkes, oder der Nation dürfte dagegen doch, insofern er eine
Nat11reinheit ist, auch eine starke Venvandtschaft mit d[er] EJ1e liegen.
38 Zur Geschichte und Politik
11991 In zwey l-Iinsichten konnte das römische Reich besonders das heilige
heißen 1) weil das Reichsgebiet so ganz besonders unverletzlich war, daß
hier die kleinste Acquisition mehr Schwierigkeit fand als in andern Thei-
len von Europa die Veränderung der größten Reiche, 2) '.veil l1ier die
Fürsten und Könige, ja der Kaiser selbst '.vieder einem höhern Gericl1t
unterworfen waren, die Idee des Rechts also nirgends in dem Grade der
Vollkommenheit und heiligen Strenge ausgeführt und dargestellt ward
als hier. Man könnte 3) noch die Gla11bensjreyheit hinzufügen, die allein
hier gefunden wird.
12001 (Der römische Richter ist ein RicJ1ter 11acJ1 den1 Gesetz. - Der deutsche ist
ein Richter nach det11 Rech!. -)
[XII} Zur Geschichte und JJolitik 1813 II 39
12011 In der 9)<J[J)hilosophiej des Rechts müßte in der polemischen Einleitung zuerst
wohl das sogen. Natur- und Vernunft- Recht widerlegt werden; dann auch
das diplomatische oder sogen. VoikerRecht, endlich 3) auch das riimische
Recht, als in sich l1eidnisch, verwerflich und atheistisch. - Oder sollte
vielleicht das diplomatische Recht bloß kritisch gereinjgt und ein besseres an
s.s6 die Stelle des bisl1erigen gesetzt werden - 1 Dieses bessere und wahre
VölkerRecht ist aber schon in dem Cermanicum, Canonicum und JJ11blic11m
enthalten. Vielleicht sollte das ius publicum ganz mit dem Germani-
schen als dem Personenrechte verschmolzen werden. Oder das Crimi-
nale mit dem Canonicum? - Offenbar enthält das Feudale eine Entar-
tung der reinen und strengen Principien des germanischen Altertl1ums
und der wahren hierarchischen Verfassung.
12021 zu
(Vielleicht geho·rte das FEUDALE a1-1ch schon den venveiflichen Rechten, da
Germ.[anicum], Canon.[icum], Public.[um] (Theorie des Kaiser-
thums) - schon alles das Wesentliche enthalten, an dessen Stelle fälsch-
lich das Feudale treten soll. Dieses ist offenbar das Rechte und würde
auch eine sehr versöhnende Wirkung auf das Zeitalter machen.) Also
enthielte der polemische Theil vier Stücke und der dogmatische gleich falls.
12031 Daß durch Krieg eine neue Zeit herbeygeführt werden könne, ist ein mo-
harnedanischer, durchaus unchristlicher Gedanke - er ist ein leer ausge-
hendes Treiben. Aller Krieg darf s.[einer] Natur nach nur defensiv sein,
sonst ist er durchaus ungerecl1t, so wie alle Constitutionsarbeiten nur
von Wiederherstellung und Erneuern, nicht von Schaffen und Neu machen
ausgehn dürfen. - Das wahre Nette kann nur aus detn Geiste, und nicht
durch äußere Ce1valt hervorgehen - also durch allmählichen An1vachs 11nd
Zuwachs. Auf d.[er] anderen Seite ist die Verfassung einer beständigen
Entartung und Erstarrung ausgesetzt daher entsteht das Bedürfniß, von
Zeit zu Zeit die Constitucion neu zu beleben und auf ihre eigenen ur-
sprüngl[ichen] Grt1ndsätze zurückzuführen.
1204] (Eine neue Zeit durch Ge1valt machen zu wollen, das ist d.[er] eigentliche
Revolutionsgeist.) 1
s.s7 12os1 Das Familienelement des Staates war in d. [er] ältern Zeit so konstituirt,
daß das Volk wie ein Kind behandelt wurde, z.B. in der Leibeigenschaft ·-
wobey wirklich in der älteren Zeit ein schönes und wahrhaft kindliches
Verhältnis ohnstreitig Statt gefunden hat. Der Adel bildete die J'ifhne im
H ause und das Weib, dessen erste Tugend Häuslichkeit ist, lag wohl in
d.[em] Bürgerstande verborgen. - Der Fürst war der Vater des Vaterlan-
des. - Nun aber sind wohl die Völker miindig geworden und können
40 ZJJr Geschichte Jtnd Politik
also nicht länger als Kinder behandelt werden. In älteren Zeiten ist das
Verhältniß jedoch unstreitig so und zwar auf sehr schöne Weise gewe-
sen. -
1206] Der wahre Richter, der Richter nach d[em] Recht hat das Gesetz in sich.
Eben darum und nur in dieser Hinsicht ist er eine heilige Person, was er
als lebloses Organ des Gesetz-Buchstabens auf keine Weise seyn würde.
12071 Das Verhältnis jener vier Elemente aller Socia!Macht und Kreft- zu der
legislativen, richterlichen, exek11tiven und konstit11tiven Funktion ist noch nicht
ganz klar. Vielleicht so
Dirigirende Kraft
constitutive
A d1t1inistrirende Conservirende
JJegisla ti11e exek11tive
Defensive
1nspektionirende
Richterliche
12os1 (Die Inspektion (z.B. Polizey) aufs Einzelne negativ gehend ist der
Direktion, die aufs Ganze positiv geht - entgegengesetzt.)
Direktion 1t1ännlich
Adn1i11istration 1veiblich Conservation 111ilit.
Inspektion
(Die lnq11isition, wenn sie irgendwo gut organisirt Statt finden könnte, -
würde bloß von d.[em] Regularklerus geübt werden müssen.) als Inspek-
tion aber bloß innerhalb des Clerus selbst zu üben. 1
s.ss 12091 Der Name f'l7estphalen ist sehr merkwürdig. \"'Vahrscheinl[icb] bat Karl
d[er] Große den Stammnahmen der Jachsen ve1·drängen und ausrotten
wollen; und wenn ])halen nach ll1/achter - so viel heißt als dedititii, so ist
West- und Oscphalcn - dedititii occidentales und orientales ganz leicht
begreiflich. (Freilich müßte erst untersucht \.Verden, ob jener Nahme
wirklich erst seit I(arl dem Großen entstanden ist.)
12101 Die lfdlzer gehören (nebst den l-lessen) offenbar auch zu dem Franken-
sta111me; zufolge der Abtheilung der alten Gauen.
12111 Wenn die hohen Kronbeamten des deutschen Königs in ältester Zeit
größtentheils nicht Herzöge waren, so lag dabcy wenn auch keineswegs
als deutlich ausgedrücktes Gesetz, doch aber nach dem 1--lerkommen,
[XII] Zur Geschichte Nnd JJolitik 1813 II. 41
12121 Directorium
])abst
Legislative Gewalt Exekutive Militär-
Bischöfe Orden Defension
Universitäten
(Theologen) (lnq11isitio11)
Nexus der Universitäten mit jenen beyden geist1.[ichen] Gewalten des
Regular- und des Säkularklerus.
(Die S'orbonne - die Universität zu Salamanca - war eine solche theologi-
~~he Gewalt. - Selbst die spanische Inquisition berul1t am meisten darauf.
Uberhaupt sollte wohl die lnqi1isition nur den Theologen gebühren.)!
S.59 12131 Könnte es nicht nach derselben Art, wie eine Philosophie des Rechts, auch
eine fJhilosophie der Geschichte geben? - wie miißte diese beschaffen und
eingetheilt seyn - etwa C11lturgeschichte - und Nat1,1rgeschichte des Men-
schen - abgesondert - dann als drittes Glied zu jenen beyden noch die
Offenbarungsgeschichte oder diese als das Wesentliche gleich als das Ganze
konstituiert? worin jene andern Elemente zu verschmelzen wären?
12141 (Wie er,.,va Principien der Geschichte oder etwa Anfangsgründe - nähmlich
eben nur die erste dunkle Epoche - als Grundlage das Ganze klar und
offenbar gemacht - Oder aber diese esoterische Geschichte mit zur (j)O
[Pl1ilosophie] genommen - und die Historie selbst nur von Noah ange-
fangen - oder von Moses - Oder sollte die esotensche Geschichte vielleicht
auch jetzt noch als eine Mythologie d[t:r} Wahrheit - der JJoesie anheimfal-
len - vielleicht dieses letzte besser für die höhere symbolische (j)<J [Phi-
losophie].)
121s1 Sollte es nicht nach dem Quaternarius vier geistliche Gewalten geben
1) Pabst. 2) SekularkJerus 3) ReguJarklerus 4) Universitäten, so daß diese
letzteren als eine eigentlich geistliche Potenz mit in die Construction
aufgenommen würden. Bis jetzt waren die Universitäten vorzjigl[lich]
d[er) Sitz der kirchlichen Opposition; dieß könnte aber anders construirt,
oder diese Opposition wenigstens in gesetzmäßige Schranken gebunden
eben dadurch wohlthätig werden. Aus dem Mangel einer solchen orga-
nischen Einverleibung der Universitätsopposition ist doch eigent-
1.[ich] auch die Reformation entstanden. - Ist nicht der geistl[icheJ
Lehrstand auf d[en] Universitäten eigencl[ich] der clerus saecularis hin-
42 Zur Geschichte und J)ofitik
gegen eigentl[ich] weit mehr als der Episkopalcler,1s? - Sollte_ nun_ ~-twa
die richterliche (kritische) Gewalt den Theologen d[er] Un1vers1taten
übergeben werden? 1
S.60 12161 Bis zum Jahre 1809 ging es mit dem deutschen Reiche immer bergab;
von da wieder in die Hohe. Und wie es stufenweise herunterging, so kann
es auch nicht anders als stufeniveise wieder in die Höbe gehen. (1808
Zusammenkunft in Erfurt die niederste Stufe.)
12171 Jetzt wäre es an der Zeit, einmal ohne d.[en] Nahmen des Kaiserthums
das innere Wesen derJorderativen MONARCHIE herauszuarbeiten und stufen-
weise zu entwickeln.
1218] Reichsdirektori1-1n1
Gericht Reichstag
Kreisdirektorium
Reichsgericht Bundestag
Ein untergeordnetes Direktorium ist einer föderativen l\1onarchie we-
sentlich.
(Dieses Kreisdirektorium ist dann zugleich eine ange1vandte (lokale) legis-
lative Gewalt.)
12191 Das B11ndesgericht müßte zu gleicher Zeit eine gesetzgebende Behörde seyn;
so wie der Bundestag eine oberstrichterliche in den Land und Leute be-
treffenden Gegenständen.
12201 Das Bundesgericht müßte einen .,LJ11sschußaus dem Fürstenbunde und Bun-
destage bilden; nach d[er] Form der alten Reichsdeputationen z11dici11r11
inter pares. - (nicht Hofräthe sollen über Fürsten richten, "vohl aber
Fürsten iiber Fiirsten). Die Gegenstände \vären alles, was zur inneren Con-
stitution gehört, und dann die vorbereitende Bearbeitung aller Gegen-
stände, die Territorialstreitigkeiten betreffen, welche aber von d[em] Bun-
destag entschieden werden müß ten. 1
s.61 122 11 Allerdings sind die Universitäten ein \vescntl.[iches] Glied der vierfachen
geistl.[ichen] Gewalt; um sie aber in dieser \Xfürde ,viedcrherzustellen,
wäre eine gänzliche Reform noth,vcndig auf eine ganz andere Organisa-
tion in der äußeren Form. Zwischen d.[er] bisherigen Mischung von
allem und d.[em] System d.[erl Trennung (der Seminarien und Special-
schulen) in dler] Mitte läge d[as] System, in d[em] höheren wissen-
schaftl.(ichen] Unterricht das G'eistliche und tf/eltliche völlig zu trennen;
oder Universitäten und .-4kadefl1ie11 sofort zu sondern. Zur Uni21ersität ge-
hörte bloß Theologie und J11risprudenz. DAS ist jetzt das große Elend, daß
[XII} Zur Geschichte und IJolitik 1813 II. 43
die Staatsbeamten nichts verstehn von der Kirch e. Da der Staat ganz
und ga·r auf der K irche ruht, so sollte ni emand Staatsbeamter seyn kön-
nen, der nicht auch die Kirche wissenschaftlich kennt. Zur Akademie ge-
hörte dann alle Art von nicht praktischer Gelehrsan;keit und NatJtrkunde, cpA.
[Philologie], cpu [Physik], 1-list(orie], cpö [Philosophie], Mathematik,
Kunst pp. Bey der Medicin könnten jedoch noch Zweifel entstehen ob
sie nicht auch zu dem praktischen Cyclus der Universität gerechnet
werden müßte.
12221 (Der Staat müßte einmal wieder ganz theologisch religiös und christlich
behandelt werden -) 1
S.62 1223] Sollte das Kaiserthurn nach d.[en] jetzigen Nationalbegriffen und Natio-
nalverhältnissen des Zeitalters in netter Form wiederhergestellt werden;
so müßte ihm wohl eine detttsche Monarcl1ie zum Centrtt!Jt dienen, wobey
dann die umgebenden kleineren Nationen und Reiche als abhängige
Peripherie die äußere Decke und Organe desselben bildeten.
12241 (Die Tendenz des Zeitalters geht offenbar darauf, ein ettropäisches Kaiser-
thum an die Stelle des bisl1erigen deutschen zu setzen. Die Unfähigkeit
der Franzosen dazu ist schon bewährt; die der Rußen wird sieb noch
bewäh ren. -)
122s1 Wie man den Begriff einer bewaffneten Vermittlung oder bewaffneten
NeutraEtät bat, so findet sich aucb in d(er] det1tschen Geschichte der Begriff
einer be1vajfneten Opposition deutlich dargelegt.
12291 D urch freye Weltpriester allein kann jetzt die Kirche wiederhergestellt
werden· wäre nur erst eine hinreichende Anzahl derselben vorhanden,
'
so würde sich eine bindende Form und neuer Verein leicht dafür ge-
stalten.
12301 (GERMANICUS über die de11tsche und europäische Verfassung (von der de11tschen
ttnd europäischen Verfassung). oder Freye Gedanken vom Gleichge1vicht der Staa-
ten Jtnd vom Wesen des Kaiserthums.)
1231]Die exekutive Gewalt in d [er] Kirche haben die Orden als das Kriegsheer
der geistl[ichen] Macht; die legislative Gewalt haben die Bischöfe und die
richterliche die gemeinen Priester durch die Gewalt, die Absolution zu
ertheilen pp. Die Macht zu konserviren und zu administriren ist nicht
eine Gewalt, die in der Gesellschaft und über andere Mitglieder der
K irche ausgeübt würde. Die constitutive Gewalt kommt dem Pabste zu -
s.64 der als solche den Bischöfen und Orden I die höchste Sanction erthei-
len, auc h in letzter I nstanz über sie richten muß -. Daher hat er das
D irectorium in d.[en] Conzilien, Macht die Diözesen zu stiften und an-
zuord nen, den Orden seine Sanktion zu geben, oder sie zu reformiren .
Diese constit11tive G ewalt ist nun allerdings zugleich eine oberstrichterliche
in Bezieh ung auf Bischöfe und Orden - auch in Hinsicht auf die Gewalt
zu exko,nmuniciren, zu dispensiren; und die unmittelbare Abhängigkeit aller
I oguisition vom P abste.
•
12321 (Die Gewalt des Kaisers sol lte vorzüglich auch eine oberstrichterliche
seyn. -)
12331 Mit der Unterordnung des deutsche n Reiches unter den europäischen
Staatenbund (schon 1803) war fte il[ich) die Vernichtung des deutschen
Kaiserthums ausgesprochen; - und dies System, Deutschland als vor-
zügl[ich] unmündig unter die Vormundschaft zu stellen, hat jetzt im
Congreß ihre Vollendung erreicht. - Die Coalition (die nun endlich fester
zusammenhält als man \.vobl zu wünschen Ursacl1e hätte) ist in die ge-
fährlichste Dictat11r (von 8- 4-3-2) ]\;[ächten ausgeartet; eine mons tröse
Verbindung die sich nicht ohne neues, großes Unglück auseinanderlö-
sen wird. - Das Directori11m der ,,ier ,.q/liirten oder fanf großen Mächte. -
(die schlechteste Regierungsform, die es nur immer mögl icher Weise
geben kann.)
[XII] Zur Geschichte ttnd J:>olitik 1813 Jl 45
[2351 (Man denkt sich unter d[em] Congreß - oder den hohen Alliirten eine
Art von europäischer oberster Gewalt. -) 1
s.65 [236] Zu dem vollständigen System des germanischen Recl1ts gehört daß auch
die Theorie der germanischen Kirche, aus welcher sich[nicht] nur das Eigen-
thümliche der deutschen katholischen Kirche ableiten läßt, so11dero auch das
Wesen des deutschen Protestantismus (des Luthertums) für den man
erst dadurch den wahren Standpunkt findet.
12371 Wie sehr die Bedürfnisse des Zeitalters zu einer ganz neuen Form und
Reform des Adels hinführen; das ist unter anderem aus dem Wesen und
Unwesen sichtbar, welches man jetzt mit dem Ritterorden untl Decorations-
Ade~ A111ts- t1nd Verdienstadel treibt. I-Iierüber ist reiflich weiter nachzu-
denken.
1238J Die Deutschen sind umso mehr eine Nation, weil der Staat bey ihnen so
schwach ist. Die Kirche ist von Gott; die Nationen von der Nat11r, die
Staate11 aus der Hölle.
12391 Die Constitution, welche man Deutschland hat geben wollen, ist grade
die nähmliche, welche Europa jetzt für den Moment wirklich erhalten
hat; das Directori11m bilden die vier hohen Alliirten, Frankreicl1 ist
schwankender Natur (so wie Württemberg es anfangs zu seyn schien).
Alle Ki/nige (die hier in einer ganz neuen Function erscheinen) haben
eine Virilstimme; die Schweiz und andre deutsche Staaten nur Cttriatstimmen
in der Europäischen Nationalversammlung.
Die Republiken sind eigentl[icb] überhaupt antiq11irt und abgeschafft. (Die
acht Mächte sind wie der Vollzieht1ngsRath. D er J:>abst, die Türkry und
Nordanierika sind vergessen.) 1
s.66 12401 Weit entfernt, daß Europa sich herausnehmen dürfte, eine Vormund-
schaft über DeL1tschland ausüben zu ,vollen, wird die Rettung Europas
aus dem Joche jener monströsen Dictatur, das Monstr11r11 einer europäischen
Rep1,1blik, vorzüglich von Deutschland ausgehen müssen.
12421 Europa hat sich jetzt mit einemmal, nachdem das militärische falsche
Kaiserthuv1 der Franzosen über dasselbe auszudehnen nicht gelungen, in
eine wahrhaft militärische Republik verwandelt; die schrecklichste Form
und der gefahrvollste Zustand, in dem vielleicht jemals noch Europa
war. - Durch die ewige Allianz zwischen Oesterreicb und England muß
diese wieder gesprengt, und das rechte Gleichgewicht als Vorbereitung
zum Kaiserthurr1 oder Surrogat desselben wieder hergestellt werden. -
1244I Die ,vahre Epoche, mit welcher die neuere Geschichte anfängt, ist der
westphälische Frieden: da wurde das alte deutsch-katholische Kaiserthun-1,
das wahre, dem Scheine nach für immer gelähmt; gleich nachher begann
das auf antichristlichen Grundsatzen beruhende falsche französ.[ische] Kaiserth11n-1
1,1nter ]Jud1vig XIV sich zu entwickeln. Diesem ward durch Oesterreich,
S.67 England und Holland das .5jste111 des I Gleichge111ichts mit Glück entgegen-
gesetzt. Seit 1700 entwickelte sich auf ganz andre \X'eise, wie das franzö-
sische, das andre falsche Kaiserthum, das r11ssische und wuchs fortdau-
ernd, obwohl sehr langsam an Macht und Größe. -
Jetzt muß die Wiederherstellung des Gleichgewichts und des wahren
T(aiserthums für Europa von De11tschland ausgehn. Es sind hier zwcy
Systeme möglich; ent\veder wird in einer bloß faderati1 e11 Verfassung
1
durch das enge Band z;vischen CroßBrittannien 11nd Oesterreich vor allem das
Gleichgewicht erhalten und das wahre Kaiserthum in Oestetreich stu-
fenweise wiederhergestellt; oder es entsteht ein ne11es falsches Kaiserthum
in Deutschland selbst, ein protestantisch-preußisches bloßes Natio11al-
Kaisertb111J1; es kommt durch eine Revolution eine militärische l\lfonarcbie
in Deutschland zu Stande, welche über alle benachbarten ationen in
der Runde umher präponderirt; aber nicht bloß durch ein Ucbermaß
von friedlicher und föderativer Stärke, sondern durch erobernde Ge-
walt.
1245I (Frankreich hat s.[eine] Rolle wahrscheinlich ausgespielt für lange Zeit. -
D er Grund zu Rußlands Fall ist schon jetzt entschieden gelegt.)
12461 (Ob Oesterreich oder Pre1tßen Kaiser wird, daran hängt das Schicksal der
Welt und dieß ist die große Frage der Zukunft.)
[XII] Z1,1r Geschichte und Politik 1813 II. 47
l247J Das Gleichgewicht ist überhaupt nichts als der Träger des Kaiserthums -
die Vorbereitung desselben - das Sttrrogat 1-1nd Ersatz-IJ11ckena11sfailer. 1
S.68 Auf der andern Seite ist das Gleichge1vicht auch der "\vahre Damm gegen
die Revolution, deren tiefstes Princip wohl nicht in einigen polit.[iscl1en]
Nationalgrundsätzen und d[er] Lehre von d[er] Volkstht1J'11lichkeit liegt,
sondern in der 1111bedingten T/orherrschaft der J'Jtilitärische11 Krefte und Cr11nd-
sätze über das nicht militärische, friedliche, föderative und wahrhaft kai-
serl [iche] Element.
12481 Wenn das Gleichgewicht nicht auf d[em] KaiserthL1m ruht, und dieses
zum Ziel und Princip hat; so führt es zur Anarchie, bellum omnium
cootra omnes, oder auch zu einer Universalmonarchie und zum Despo-
tismus. - Analogien aus der alten Geschichte aus der ?Jtacedonischen Epo-
che und aus der Gesch.[ichte] des neueren Italiens. - 1
S.69 [2491 Der Adel ist auch von einem vornationalen und noch aus der geheit11nisvollen
Zeitepoche herrührenden Ursprung; zum Beweise dient (außer der deut-
lichen Spur in den mosaischen Geheimnissen), daß "\vir in der ältesten
Epoche der bekannten Geschichte den Adel in der Form eines PRIE-
STERAdels finden, und daß der Adel durch mehrere Nationen gemeinsam
hindurchgeht, gleichsam für sich Eine Nation unter allen übrigen bildet.
Selbst in d.[em] germanischen Zeitraume findet sich dies wieder; \Vie
denn auch im ganzen Mittelalter im Ritterthum und in der geistlichen
Fürstenwürde das Bestreben liegt, den uralten Priesteradel auch im
Christenthum wieder in verjüngter Gestalt darzustellen und auszu-
bilden. Dieses Bestreben ka.n n auch wohl an sich nicht für verkehrt und
für unchristlich gehalten werden; indessen ist es doch gewissermassen
mißlungen oder docl1, ehe es ganz zur Reife t1nd Vollendung kam, un-
terbrochen worden, wo es nun unaufhaltsam dahinsiecht. Mit den geist-
lichen Fürstenthümern und mit d.[em] deutschen Orden sind die inner-
sten Grundpfeiler des ./Jdefs erschüttert, ja zerstört worden. Er hängt
jetzt nur noch an d.[em] falschen Begriffe der sogenannten Sot1veränität,
als nothwendiges Mittelglied zwischen Monarch und Nation, und Trä-
ger aller erblichen Monarchie, ruht also auf dem Sande eines Irrwahns.
Dies gibt einen neuen falschen Adel. Wie wird nur die Richtung sein,
die det Adel ferner nehmen wird? (Es giebt einen wahren 11nd einen falschen
Adel, wie ein wahres und falsches Kaiserthutt1.)
12so1 (Bedauernswürdige Verblendt1ng und Blindl1eit, mit der man den de11tschen
Orden untergel1en läßt.)
48 Z11r Geschichte und Politik
12s 11 ( Ueber den alten Ade/, der a11f der Natur, der Ehre und dem Ritterthttm ruht,
ttnd den neuen (souveränen) Adel. ) 1
s. 10 12s21 Ungeheure Anmaßung, daß die Europäischen Mächte jetzt sich unter-
fangen wollen, daß sie clie Garantie des deutschen Bundes übernehmen;
nachdem Europa 1000 Jahre durch Deutschland nicht bloß garantirt, son-
dern wirklich gesichert worden war, und nur am Ende der Zeiten aus den
Fugen ge~reten ist.
12531 (Was kann das für einen Erfolg haben - ein Staat ohne Grundsätze,
ein Zeitalter ohne Glauben, ein Volk ohne Geschichte (eine Regierung
ohne Ehre).)
12541 (Wäre nicht ein wechselndes Kaiserth11m (zwischen Katholiken und Prote-
stanten z.B.) eine wahre Vereinigung zwischen dem Kaiser eh um und
s.[einem] Surrogate, dem System des Gleichgewichts? -
Dieses li eße sich aber nur durchaus auf eine religiiise Veifassung gründen,
nicht auf eine klimatische Theil11ng. Was jedoch gegen jene Idee eines \,Vech-
selnden Kaiserthums spricht, ist daß dadurch die Religionstrennung von
neuem sanktionirt und permanent gemacht würde.) 1
s.11 12551 Die große I/olkerzersti/r11ng und VolkerVenviist1-1ng ist ein mittleres, drittes
zu d[em] anfangl[ichen] Untergange des Menschengeschlechts i111 Lf½sser 1111d der
endlichen Zersto·rung der Erde i111 Fetter. (Diese Völkerzerstörung geschah
aber eigentl.[ich] schon durch die Römer; und in geringerem Maße schon
früher durch die Griecl1en. So wurden die .,4egJ,pter, J)höi1izier, J11de11, Sy-
rer, Perser, ferner auch die Gallier, die Urvölker von Italien und Spanien;
und dann durch göttl.[iche] Gerechtigkeit auch die Griechen und Rö-
mer selbst zerstört. Die sogenannte Völkerwanderung war vielmehr der
Anfang einer Wiedergeburth und Wiederherstellung der Nation, auch
erster Anfang zur Bildung neuer Nationen aus dem Chaos der zerstör-
ten alten.)
12s<>1 VieUcicht ist die Constr11ction der alten dre_J1Erdtheile nicht ohne Beziehung
auf die Constr;,1ctio11 des Menschengehirns (nach dem Gall'schen System);
Afrika ist der animalische Hinterkopf, Siid- IY"estasien die theosophisc/1e
1-!öbe - und E11ropa das beobachtende künstlerische f/orderCehirn. \'v'el-
che Stelle nähme aber nun wohl Amerika nach dieser Ansicht ein? (Viel-
leicht bloß das Rückenmark.)
12571 Die Meynung, daß die Weltgeschichte ihren letzten Act in Afrika haben
werde, gewinnt dadurcl1 eine überwiegende Wahrscheinlichkeit. Grade
dort, in dem jttrchtbar anin1alischen Afrika, muß der göttliche Geist am
[XII} Zt1r Geschichte und Politik 1813 Il 49
Ende d._[er) Zeiten s.(einen) höchsten Triumph feiern und s. (ein) sichtba-
res Reich errichten. Aber auch nur von diesem kann jene Wahrschein-
lichkeit gelten; nicht so von den dem sichtbaren Reich Gottes vorange-
henden Katastrophen und Entwicklungen. - Uebtigens wird schon die
s. 72 bloße jetzt I schleuhig fortschreitende JJosreißung von Ame1ika nothwendig
zur Folge haben, daß sich die iiberßüssige Bevölkerung ttnd Kraft von Europa
mehr aufAfrika hinwendet. - (Englische Colonien in Afrika; Meynung
der Swedenborgianer.)
12ss1 Die Meynung, daß An1erika der Schauplatz einer neuen Menschheit und
einer neuen Epoche d[er] Weltgeschichte seyn werde, ist schon darum
nicht wahrscheinlich, weil es dort eigentl.[ich] keine Nationen giebt. -
Einige Reste von zerstörten, Wilden Stämmen, eine ABART von Englän-
dern, von Spaniern und Portugiesen, oder Franzosen und Negern, ist
das der Stoff, aus dem eine neue, höhere Menschheit sich erheben und
gestalten könnte?
An allen jenen großen Bewegungen und Entwicklungen in der Forn1 der
Staaten, d.[er] Kirchen und dem Kampf der Nationen, die jetzt Europa
erfüllen, hat Amerika entweder gar keinen oder nur einen sehr schwa-
chen und entfernten Antheil; noch weniger an d(er] Entwicklung und
d[em] Kampf d[es] Geistes.
Die Meynung, daß die Reihe, in Europa und in der Geschichte der
Menschheit die erste Stelle einzunehmen, jetzt an die siavischen Nationen
kommen werde, ist offenbar ebenso ungegründet; denn es fehlt hier
ganz am Geist, an der Kraft des Wortes. 1
s. 12 12591 So gewiß als die J)hilosophie in d[er] letzten Katastrophe d[er] Menschheit
eine hauptsächliche Rolle spielen wird; so entschieden ist es also auch,
daß die dei,tsche Nation vorzugsweise ein Schauplatz des letzten Kampfes
und wenigstens der dem Gericht zunächst vorangehenden Katastro-
phen seyn wird. - ("vie wir durch den Antheil, den die falsche cpo
[Philosophie] an der Revolution in Frankreich hatte, schon ein Beyspiel
im Klejnen davon sehen.)
12601 Rußland könnte höchstens als Gog und Magog, wenn Europa ganz zer-
stört \.Vetden sollte, zur letzten Entscheidung mitwirken. Unmittelbares
Organ des Antichrist zu seyn, ist es zu geistlos. Nur etwa als Masse
und barbarischer Schweif von Prel1ßen, wenn dieses sich ganz d[enJ
anticbristlichen Grundsätzen ergeben sollte, kann es bedeutend werden
und entscheidenden Einfl1tß attj d.[en] letzten Kampf ge1vinnen. Der Karnpf Z}Vi-
schen J:;re1Jjen ttnd Oesterreich kann noch so wjcl1tig werden, daß nicht bloß
50 Zur Geschichte und Politik
alle Nationen (von Europa) der Erde daran Theil nehmen, sondern
auch alle Mächte d.[er] Geisterwelt, wenn anders dieser letzte Kampf
des Lichts und d.(er] Finsternis wie es mir wahrscheinlich ist, in Deutsch-
land a11sgefochten werden soll. - Oesterreich ist jetzt offenbar das Bollwerk
der Kirche, der Religion 11nd Cerecl1tigkeit und muß auch das der wahren
Philosophie werden.
12611 Der Antichrist muß s.[einem) ganzen Charakter nach mit der !~ehre von
einer neHen Zeit umkleidet auftreten; also als Revol11tionsgeist. Je mehr er
s. 74 sich dem I Chn·stenlh11m UND der 1va/1ren Philosophie ähnlich zu stellen weiß,
je gefährlicher ist er. - Wahrscheinlich genug ist es, daß der Antichrist
jetzt Frankreich, wo ihm seit Jahrhunderten im Stillens. [ein) Sitz bereitet
wurde, bis er 1789 sichtbar eintrat, nachdem er sein Werk an demselben
vollendet glaubt, verlassen und sich ein anderes Reich zu s.[einem] näch-
sten Sitz erwählen "vird. - Sichtbar wurzelt jetzt der Revo/11tionsgeist in
JJreitßen 1111d Rußland. Der Instinkt beyder politischer Parcheyen fül1lte
auch richtig die Größe dieses Phänomens.
12621 Es ist jetzt ein gewaltiges Leben und Bewegen in den Staaten 110n E11ropa;
ein plötzliches Anu1achsen, ein Versinken und Absterben und eine uner-
wartete t'ff'iedergeb1-1rth bey andern. Man muß hier unterscheiden das bloß
scheinbare und äußere Aufleben1 Anwachsen (oder Anschwellen) ohne gei-
stige Wurzel wie in Rußland; das bloß scheinbare Veralten, Erkranken und
Absterben von dem wahren. Wahrhaft und unheilbar scheint es zu seyn
in der Tiirkey; ja in allen mohammedanischen Reichen; nicht in d.[em]
Grade, aber doch auch mit wenig Hoffnung zu neuem Leben in .Spanien.
Bloß scl1einbar dagegen ist das Veralten und Erkranken in England und
noch mehr vielleicht in Oesterreich. Dieses ge"valtige Wogen und Sch1van-
ken der Staaten ,vird wohl nur mit d.[em) gänzlich en Untergange allen
s. 75 Staats, wo dann die Kirche allein übrig I bleibt, endigen. Es gibt aber
einen doppelten Untergang des Staats, theils eine glückliche Auflösung
in die Kirche, theils ein e unglückJ.[iche] Auflösung in absolute Anarchie
und permanente Revolution. -
Auch Nationen werden am Ende nicht mehr seyn - doch ist hier die
Auflösung nicht so klar einzusehen und greift schon näher ein in die
Epoche des Wunderbaren. Eigentl.[ich] geht die Kirche darauf at1s, die
Nationen zu verti lgen und sie alle io ein T/olk Gottes zu verschmelzen;
wo dann auch die Sprachen eine totale Veränderung erfahren würden,
und s.ich wahrscl1einlich alle verliehren würden in Eine wunderbar ocu
entstehende. Aber auch hier ist wohl eine doppelte Auflösung wahr-
schein lich. - .41tßer der Kirche \vürden die Nationen und Sprachen sich
[XII} Zur Geschichte und Politik 1813 ll 51
s. 11 feuer hervorgehend sind oder I deren Symbol auch das Feuer ist; dal1in
gehört zunächst die KRANKHEIT, von denen die allgemein zerstörend-
sten und jetzt herrsci1enden wohl nicht wäßriger Natur, sondern mehr
ft11ervenvandter Natur sind. - Ferner ist eine von den Formen der Zerstö-
rung durch Peuer auch Krieg und Revo/1,1tion, in welchen die Staaten und
Nationen recht eigentlich verbrennen. Eben daher erklärt sich auch die
in der letzten Epoche der Menschheit immer höher steigende Vorherr-
schaft der q>o[JJhilosophie], die jetzt recht eigentl.[ich] eine weltgebie-
tende Kraft geworden ist. Die falsche q>o [Philosophie] wirkt \vie ein
zerstiirendes Feuer; die wahre wie eine belebende, reinigende Opferflamme
(doch also auch lösend)-. (Es können die häufigen Erdbeben seit 1750
als entfernte Vorboten des nahenden Ungewitters vielleicht betrachtet
werden.)
12671 (Der Fetter und der Wasser Process berühren sich vielfältig und gehn in
einander über. l.f7asser entsteht als Residuum der Verbrennung und reizt
zur Explosion mancher Gattung der Entzündung (Erdbeben). Daher
muß man sich d.[en] Gegensatz und die Trennung nicht zu buchstäblich
mechanisch denken.)
12681 Das JJrieslerth11u1 findet attßerder .Kirche ohnehin schon nicht mehr Statt;
IN der Kirche \vird es nach d.[em] Untergange Z\var nicht in s.[einer]
jetzigen Form und Absonderung fortbestehn, sondern ganz allgemein
werden, mithin unvergänglich seyn. - (Dieses ist unklar gefaßt).
12691 Das einzige Rettungsmittel für d(en] Adel ist, ihn ganz anzuknüpfen an
d[ic] Ki,rche, Religion und das J)riesterth11171; aber freylich auf eine andre
Weise, als es im Mittelalter geschah; so wie es das Bedii,fniß 11nserer Zeit er-
fordert.
12101 (Dann ist die Welt gerettet, wenn alles in Ocsterreich \vieder vorn katho-
lischen Geist durchdrl1ngen wird; dazu muß aber erst die 1vahre J:>hzlosophie
in Oesterreich wieder eingeführt seyn. -) 1
erhalten und nicht Preußen; es müßte denn auch eine das Gleichgewich t
durch ihre Natur und ganze Beschaffenheit störende Macht als Princip
d.[er] Unruhe und Reizmittel des Lebens neben der das Gleichgewicht
schützenden und erhaltenden Macht und ihr gegen über für nöthig be-
funden werden, was aber doch kal1m denkbar ist. Also nicht Oesterreich
und PREUSSEN sollten als die dirigirenden Hauptmächte von Deutsch-
land betrachtet werden; sondern Oesterreich und ENGLAND, weil sonst
das Gleichgewicht unvermeidlich verlohren geht.
12121 (Nicht bloß in Preußen, auch in Niedersachsen und Obersacl1sen war
durch den J)rotestantismtts die Idee des Kaiserthums beinahe verschwun-
den, oder wenigstens sehr sch"vach geworden.)
12731 (Die Idee des Kaiserthums ist im Grunde wohl mit d[em) ])rotestantis1J11,1s
ganz und gar nicht verträglich und ein protestantischer Kaiser ein absol11tes Un-
ding. Es fühlt sich dieß sehr deutlich; nur die Gründe fassen sich nicht
leicht in bestimmte Worte. - Das Kaiserthum immerfort und immer-
wäl1rend ein religiiises Institut.) 1
s. 79 12741 Wenn Oesterreich sich ganz auf sich selbst beschränken und in sich abschlie-
ßen und absondern wollte, wie dieß manche Innländer wünschen und
meynen; so wäre es aber nicht mehr Oesterreich. Denn grade dieses
Weltumfassende und Welterhaltende wie Maximilian, Karl V und Ferdi-
nand II. im Grunde auch schon Rudo!f v. Habsburg, auch Joseph I. würde
dahin gehören, wenn er länger regiert hätte, - ist wahrhaft kaiserlich und
der eigentl.[iche] Chatakter v.[on] Oesterreich und seine große Bestim-
mung.
r21s1 Über Joseph II. ist Oesterreich über sich selbst zum Bewußtseyn ge-
kommen, aber vorerst zu einem falschen, nach welchem es seine schön-
sten und glorreichsten Vorzüge für Uebel und für ein Unglück hielt.
12761 Wie in Biihn1en sich ein eigentlicher Bürgerstand entwickelt hat und Bau-
ern, die, wie man in der hussitischen Zeit sieht, fast so frey waren, wie
nur irgendwo in Deutschland; das hat Woltmann gar nicht erklärt. Es
ist ohne Zweifel aus der germanischen Bildung abzuleiten.
1277 1 Der intellektuelle Zustand von Oesterreich muß von oben herab, durch
eine praktisch indirekt herrschende und aktiv lehrende _,4kadernie der
Wissenschaften eine große Reform eifahren. Dies ist der einzige \Veg
dazu. 1
s.so 12781 Über den protestantischen Kaiser. vid. supra. Das jedem echt protestanti-
schen Staat (wie England) natürliche System ist das des Cleichge1vichts; als
54 ZNr Geschichte und Politik
1279) (Nur der darf ein Kö.nig der Kiinige sryn, der selbst eine hö'bere und zwar
in rechtlichen Formen ä1..1ßerlich und positiv bestehende Macht andrer
Art iiber sich oder neben sich anerkennt, der also nicht die anderen Souveräne
selbst beherrscht, sondern nur sie zu dem Zwecke dirigirend lenkt, dem
er selbst sich unterwirft und für den er sich aufopfere.)
12so1D as Haupt einer protestantischen Verbündung ist bei '\veitem noch nicht
Kaiser; doch stand Custav Ado!f am nächsten daran; - Wie sehr selbst
diese Idee zum Kaiserthum hinführen könne, zeigt unter anderem das
Beyspiel der Fami lie des sächsischen Johann Friedrich, dessen Sohn
gleichen Nahmens an solcher Kaiser-Idee verunglückte. Karl T/1e hatte
über die Familie und ihre Stellung ganz richtig geurtheilt. - 1
s.s1 Eine protestantische Föderation wie in jenen Zeiten ist aber nun gar
nicht mehr möglich, da keine Art von Besorgnis gegen einen äußern
•
Feind mehr bey den protestantischen Mächten entstehen kann.
12821 Der gebundne Protestantismus ist für das Gleichgewicht zur R11he ge-
ko1nmen, der noch in der Be'.vegung begriffne ist seiner Natur nach
revol1,1tioniir, - (in den innersten Prinzipien auch mehr republika11isch.)
12841 (Friedr_ich II. trat auf als zerstörender Antikaiser - und endigte als eine
Art von falschem Nebenkaiser. Das Charakteristische an Fried. [rich) II.,
daß er Mäßigung mit der Ungerechtigkeit verband; weil er nicht nach
Leidenschaft, sondern mit klarem Verstand handelte.) 1
s.s2 12851 Es wird angeführt, daß JJabst Alexander 111. (12. 0 saec.) eine Bulle zur
allgemeinen Befreyung aus der Sklaverey erlassen. - Näher des Falles nachzu-
sel1n. 1
..
S.84 12861 Uber die Nahmen German und Teuton wird als sehr merk\.vürdig citirt
Kanne's Erste Urkunde S. 96 folg. 144 und dessen Pantheon .Y. 575.
1287] Im Tacitt1s1 German. cap. 10. ist die Beschreib11ng der RUNEN unläugbar
enthalten. 1
s.ss 12881 Herodian !ib. T/ J. cap. 7. von der Geldgier der Deutschen.
s.8612911 Das erste griechische Schisma durch den Photius geschah imJal1re 863.
Dieses wurde aber noch einigermaßen wieder beygelegt. Das zweite
Schisma, wodurch die Trennung erst vollendet ward, ist erregt durch
den Ceru!arius 1053. Beydemal unter sehr gewaltig herrschenden Päl)-
sten, oder doch zu einer Zeit, wo der römische Stuhl vorzüglich mäch-
.
t1g war.
12921 Die russische Kirche blieb immer im Zusammenhang mit Rom, bis
1408, wo von Konstantinopel ein Z\.veiter Photius (Siavisch Foziey) nach
Kiew (damals unter der l-Ierrscr1afc des l-Ierzogs Witold v. Litthauen)
gesandt \.VUtde, der unter Wasi/~, Wasi!o1vitsch nachgehend auch Moskau
zum Schisma verleitete.
12931 Eine bcsondre Aufmerksamkeit bedarf noch das Geheimniß d.[er) Sal-
bung. Wie die Taufe auf Anfang und Ende der Welt und Geschichte;
das Abendmahl auf die sinnliche Seligkeit eine Beziehung hat; so hat
auch die Salbung unstreitig eine solche geheimnisvolle und weit um-
fassende Bedeutung. Merkwürdig in Beziehung auf Kain (dessen Opfer
von Früchten und Blumen ohnehin auf Indien deutet) ist die U1111erletz-
56 Zur Geschichte und Politik
lichkeit d.[er] Brahminen und das Zeichen, 1vas alle lndier von ihrer Kaste tra-
gen. -
Die Deutung der FreyMaurer von Kains Geschichte könnte auch dahin-
gehören und vielleicht Aufschluß darüber geben. 1
s.87 12941 Der Nahme der Hellenen hängt wohl unstreitig mit dem Nahmen des
Meeres Hellespont zusammen. Auch sind die eigentl.(ichcn] Hellenen
,vahrscheinlich über den Pontus Euxinus vom Kaukasus hergekommen,
wo noch in später Zeit die ,vilden Achäer am JJont11s gefunden wurden.
Dagegen dürften die Pelasger aus Kleinasien in Griechenland eingewan-
dert seyn. -
(2951 Wie nun bey der Sündfluth die Einbildungskraft oder vielmehr der (Na-
tur)Sinn der Menschen wunderbar geschwächt worden; so muß jetzt
gegen das Ende der Tage eine w11nderbare Erhöhung und Erweiterung
nicht sowohl der Vernunft als des Verstandes Statt finden, die unläugbar
schon jetzt begonnen hat. W11nderbar ist nähml.[ich] an dem jetzigen
höhern Licht der Wissenschaft und d. [er] Erkenntnis, daß es eben at1s
der Nacht des tiefsten lrrthums unmittelbar hervorgegangen ist. In der cpo [Philo-
sophie] würden diese Fortschritte nicht gemacht seyn, wenn nicht
der
1
g[reine Idealismus] (Fichte) und der ~e [reine Realismus] (Spi-
12961 (Wie viele ror,uen des letzten auflösenden Feuers gibt es nun wohl? -
Eine d erselben ist das Feuer der LIEBE, in dessen Meer sich die auscr-
wähl te Schar der Gläubigen und Seeligen sich auflösen muß. - Feuer
des Kriegs, der Krankheit, der JJbilosophie.) 1
]oh. Cottiob Krügers Geschichte der Erde in den aiieräitesten Zeiten. Halle
1756. 8. 0
Athan. Kircher Turris Babei s. Archontologia, qua priscorum post diluvium
hominum vita, mores, res gestae ... , Arnstelodami 1679. cum figg. Fabri-
cii Codex pseudepigraphus Vet. Test. H amburg Tom I. 1713. Tom. II. 1722.
8° (Zur antediluvianischen Literatur.))
12981 Metkwütdig ist, daß Japhet 7 Söhne zählt; also 7 Naturvölker. - Vom
Askenas nach d.[er] alten Erklärung die Deutschen. - Thara d. [er] Vater
d.[es] Abraham, nach dem einhelligen Zeugnis d. [er] morgenländischen
Schriftsteller ein Bildhauer und Veifertiger von Cotzenbiidern. Thot oder
Taaut des Misor oder Mizraim Sohn und Charns Enkel. - Worauf grün-
det sich eigentl. [ich] die Meynung, daß JAPHET der erstgebohrene Sohn
des Noah sey?
12991 Zu bemerken ist, daß die Lebenszeit des Henoch, 365 addiert mit 412
(eine auch nicht unbedeutende Zahl) - die Lebenszeit des Lamech oder
777 giebt. Diese letzte Lebenszeit ist wohl eigentl. [ich] als die natürliche
zu betrachten; Henoch hat sich vor der Zeit geopfert oder ist von Gott
weggenommen worden. - Es ließe sieb denken, daß einige der Patriar-
chen ihre Lebenszeit selbst unnatürlich verlängert haben durch die ma-
gische Naturgewalt, welche sie besaßen; durch einen Mißbrauch dersel-
ben, vermöge dessen sie ihre Lebenszeit gegen die Absicht Gottes ver-
längerten. - Die Geisteskräfte der Menschen sind nach der Sündfluth
verändert worden; nähml.[ich] ihre Fantasie und eben dadurch auch ihre
magische Naturge1valt ist geschwächt worden; wie jede Kraft nach dem
Übermaß und Austritt. Überhaupt aber hat jede dem Wasser entspre-
S.89 chende I Kraft dasselbe erfahren; mithin ist ihre Reproduktionskraft
geschwächt worden, mithin auch das l~ebensalter vermindert. -
Sehr begreiflich ist es, daß jene aus der Urwelt herüberstammenden He-
roen, mit allen WunderKräften derselben ausgestattet, sehr bald von
dem schwächer gewordnen Geschlecht der eigenen Nachkommen ver-
göttert wurden. Es war nicht sowohl die dichterische Fantasie, welche
geschwächt und vermindert ward durch die Sündfluth, als vielmehr die
praktische Einbildungskraft, oder der Natur-Sznn und die Naturkraft. Das
Band zwischen dem Menschen und der Natur, so wie es bisher bestan-
den war, riß durch die schreckliche Erscheinung entzwey. Der Mensch
verlohr zum Theil seinen INSTINKT; seinen Instinkt, denn dieser war freilich
ein ganz anderer als der der übrigen Thiere. - Die dichterische Fantasie,
weit entfernt, sich zu verliehren, war nunmehr desto stärker rege, da
dem Menschen doch eine dunkle Erinnerung jener alten Naturgewalten
58 Zur Geschichte 1,1nd JJo/itik
s.90 geblieben war, dje aber nun njcht I mehr praktisch werden und in wirk-
liche Ausübung kommen würde; umso mehr als sie sich innerlich im
Dichten kund gab. Nur daß selbst dieses Dichten anfangs noch mit
großer 111aterieller Kraft und Hinneigung zur Realität sich äußerte, erst
mehr in Architektur und kolossalen Werken der Bildnerey als in eigent-
1.[jcher] JJoesie.
13001 Die Behauptung der seichten cpo [Philosophie], daß der Mensch durch
die Fortschritte der Vernunft s.[einen] Instinkt verloren habe, ist umso
grundloser, da die vernunftlosesten Menschen wie ilie Pescheräks oft
auch am wenigsten Instinkt haben.)
s.90 i30JI Sind einzelne Menschen hie und da, noch außer Noah und d. [en] Seini-
gen von der Sündfluth übrig geblieben, so reicht <ließ gerade hin, um
aus diesen armselig Geretteten die Reste einiger in der äußersten Verwil-
derung lebender Stämme begreiflich zu machen; da diese, von d. [ern]
Unglück unversehens getroffen, von Schrecken geläl1mt, aller äußeren
Mittel beraubt und in der inneren Kraft gesch\vächt, wohl so tief sinken
konnten. Noa/J 1,1nd die Seinigen hingegen sahen das Gericht voraus; umge-
ben und ausgerüstet mit allen wunderbaren 1-Iülfsmitteln der Urwelt
traten sie reich ausgestattet in die neue Welt hinüber. Ebenso wie es
damals war, wird es bei dem herannahenden Gericht auch wieder seyn,
eben der Unterschied in dem Geschick der Voraus\vissenden und der
unwissenden Verlohrenen; nur alles geistig, \vas damals physisch.)
s.90 13031 (Wegen der Erklärung des deutschen Wortes The11t aus dem Pbönici-
schen - kann angeführt werden, daß auch Hertha mit . ...Jrez im Hebräi-
schen übereinstimmt.) Te11t heißt wahrscheinlich I-li111t11el, wenigstens
erklärt es T/arro so lib. IV de fing. / Jat. Principes Dei Coe/11n1 & Terra;
sicut Tcz11tes et Astarte apud J)hoe11ices pp. Te11tone11 oder 7.j•skar hießen also
soviel als I-Ji111111els Söhne. Herrlicher Volksnahme; gerade so wie sich
andre Völker aucl1 wohl Erdbewohner nennen. -
13041 Kain 1111d Abel \vählten nicht den g~fallenen Adan1 zum Entscheider oder
Richter, sondern _Jehova selbst. - Es erheben sich bedeutende Zweifel, ob
die väterliche Gewalt wenigstens in dem spätern Sinne vor der Sündfiuth
[XII} Zt1r Geschichte und Politik 1813 Il 59
Statt gefunden habe. Die Menschen empfingen auf eine Art, die nach-
her nicht mehr Statt fand, die Gesetze und Befehle unmittelbar von Gott.
Es war durchaus Theokratie, bis auf jene titaniscl1e Naturherrschaft der
Enaks Söhne. - 1
s. 91 [3051 Martini positiones de jure civitatis. Viennae 1768 8° Das neue System, dem
Despotismus accomodirt. S'onnenjels Grundsätze der J)olizCJ~ 1-landiung ttnd
Staats111irtschcift. 3 Th. 8° Wien. - Nach diesen beyden Lehrbüchern wur-
den Joseph II, und Leopold II. unterrichtet und schöpften größtencheils
ihre Grundsätze daraus.
Scheidemantels Staats-Recht nach d.[er] Vernt1njt und den Sitten der meisten Völ-
ker. Jena 1770. 3 B. 8°
Das System des bürgerl.[ichen] Contracts, aber redlich gemeint und mit
vieler Gelehrsamkeit.
BENSENS Vers11c/J der reinen und ange111andten Staatslehre. Erlangen 1798 2.
B. 80
Behr 5j,stem der alfgerneinen Staatslehre. Bamberg u. Würzburg. 1804. Das
neue repräsent.(ative] System mit der äußersten Konsequenz.
13061 Ba1,1ers Handbuch der Geschichte der hebräischen Nation. Altdorf 1800-1804.
behauptet, daß Theokratie die älteste Verfassung gewesen. 1
s. 92 [3071 Baumgartens A11szug der Kirchengeschichte von der Ceburth Jesu. Halle 17 43-
46.3 Theile.
Für die älteste Weltgeschichte Seder Olam Rabba (aus dem 2ten Jahrh.) &
Zuta (aus dem 11 ten oder 12ten Jahrh.) s. Chronicon Hebraeorttllt lJJajus &
minus. Hebr. & Latine. cura. Jo. Mryeri. Amstelod. 1699. 4. 0 Sam. ])ufen-
doifs Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten.
Frankf. I. Th. 1680.
Neueste Edition von Oehlenschläger 1763.JI. Tb. 1689 u. 1719. III. Th.
1706 u. 1715 von Chr. Gottfr. Frankenstein. IV. Theil 1707 u. 1719. -
Wobey auch JJ1,1de111igs Erläuter11ngen über des Freih. v. Pufendorf Einlei-
tung. Leipzig und Halle 1695 2. Edit. 1700. 8° zu merken.
]oh. Hübners Kurtze Fragen aus der politischen Historie. 10 Theile.
Leipzig 1697-1702. Neuste Edition 1746. Gr. 12° nebst Supplemen-
ten. -
[3081 Über die Reformation soll merkwürdig seyn - Schröckhs a11sftihrliche Recen-
sion des Vten Theiles von Schmidt's Geschichte der De11tsche11 in der allgemeinen
Deutschen Bibliothek. B. J XXII. St. I. s·. 219. 252. 1
60 Zur Geschichte und Politik
s. 93 1309J Rehberg iiber den deutschen Adel. Cifttingen 1803. 8° Runde Grundsätze des
ge111einen de1,tschen J)rivatrechtes Göttingen 1801. (Ist dies die neuste Aus-
gabe?)
13101 Häberlin machte schon beym Lünevilier Frieden auf die Nothwendigkeit
einer gänzlichen Veränderung der deutschen ReichsConstitution auf-
merksam. l-läberlins Staatsarchiv Heft 21.
1.1 111 Danz Handb11ch des de,,tschen J)rivatRechts.
[3121 Kindlingers - Geschichte der älteren Veifassung Wes'tj)halens in seinen Beyträgen
zur Geschichte Deutschlands -.
[XIII AUFRUFE UND DENKSCHRIFTEN
AUS DER ZEIT DER ERHEBUNG
GEGEN NAPOLEON. 1813]
•
..
•
1. VOR DER VÖLKERSCHLACHT BEI LEIPZIG
* *
*
Ueber Hannover
das Gleichgewicht im nördlichen Deutschland,
die llansestädte, und den Continentafjrieden.
Ce Memoire s11r Je pq-ys d'Hannovre fait partie d'un travail plus etendu
sur l'etat actuel de l'Allemagne et sur l'organisation definitive qu'on
devra lui donner; travail duquel l'auteur a ete charge apres le 18" Aout.
Nous donnons ce Memoire exactement tel, gu'il a ete presente a un
homme d'etat Autrichien, et comme il a ete redige a11 mois de Novembre
avant gue le retab1issement du Gouvernement d'Hanovre fut connu a
Vienne, et avant gue la Hollande fut delivree.
Nach der kurzen Täuschung des durch so große Opfer erkauften
Lüneviller Friedens, begann die neue UnglücksEpoche von Deutsch-
land mit der Verdrängung der Engländer aus Hannover 1803, welche
die übrigen nordischen Mächte auf keine Weise zu dulden eben so sehr
verpflichtet als berechtigt waren. Durch die unglückliche Occupatjon
dieses Landes 1806 war schon im Voraus über den damaligen Krieg
der Stab gebrochen. Er wurde zwar gegen den allgemeinen Feind, aber
durchaus nicht für die deutsche Sache geführt, (obgleich die kriegfüh-
renden Mächte nach einer einseitigen und unrichtigen Ansicht für diese
wirklich zu kämpfen selbst überzeugt seyn mochten,) sondern nur für
das damalige Lieblingsprojekt eines sogenannten nordischen B11ndes. \'v'äre
dieser zu Stande gekommen, so würde er z,var für die Individuen we-
niger drückend, im Detail der Ausführung gewiß nicht so despotisch,
für Deutschland aber dennoch ein fast eben so großes Uebel gewesen
seyn als der rheinische Bund; für Europa vielleicht ein noch größeres,
S.4 wenigstens in so fern man wohl annehmen darf, daß ein solcher I nordi-
scher Bund, einmal begründet, von längerer Dauer ge,vesen sey•n ,vürde,
als der rheinische Bund, welcher seiner Natur nach, von allen Seiten
zum Widerstande laut aufreizend, nur ein vorübergehendes Uebel
seyn konnte.
Seit der völligen Ausschließung der Engländer aus den mittlern Euro-
päischen Staaten, auf deren verfassungsmäßigen, föderativen Freyheit
und Selbstständigkeit doch eigentlich das Gleicl1gewicht von Europa
beruht, befanden sich alle gutgesinnten Staaten in einer ängstlichen und
äußerst bedrückten Lage, aus ,velcher wir erst jetzt wieder frei aufath-
men. Die Verdrängung der Engländer aus Deutschland, \Var nicht nur
die erste Losung, sondern selbst ein wesentlicher Bestandtheil aller po-
[XIII Aufrufe und Denkschriften atts der Zeit der ErhebNnggegen Napoleon] 67
England.
Unter den vier großen Hauptmäcl1ten von Europa welche das all-
gemeine Gleichgewicht theils bedrohen und erschüttern können, oder
auch zu erhalten berufen sind, hat Frankreich jetzt einen so grundver-
derblichen Charakter angenommen, daß sich noch durchaus njcht mit
irgend einer Wahrscheinlichkeit bestimmen läßt, \vie bald es von ruesem
geheilt werden könne. Rußlands Größe, der Europa jetzt seine Rettung
verdankt, wird durch den gegenwärtigen glücklichen Krieg eine noch
viel höhere Stufe, ja den höchsten Gipfel der Macht und des Ruhms
erreichen; bei dem Geiste der Rußland jetzt beseelt, so lange die ge-
genwärtigen Verhältnisse bestehen, und so lange der großmüthige Alex-
s. s ander regiert, kann diese Größe I Rußlands für Europa durchaus nicht
anders als erwünscht und wohlthätig scyn. Gleichwohl glaubt der Ver-
fasser nicht zu irren, wenn er unter den vier Hauptmächten von Eu-
ropa, E11gla11.d 1111d Oesterreich vorzüglich als diejenigen betrachtet, auf
denen das Gleichgewicht des Ganzen beruht. Beyde Mächte, obgleich
von weitverbreiteten Einfluß, kiinnen eigentlich ihrer ganzen Be-
[XIII Attjruft und Denkschriften aus der Zeit der Erhebung gegen Napoleon] 69
schaffenheit und Lage nach das Gleichgewicht von E uropa nie bedro-
hen; sie sind so zu sagen gezw11ngen es aufrecht zu erhalten, weil ihre
eigne Erhaltung und Existenz aufs innigste mit dem Gleichgewichte
verwebt ist, und nur in und mit diesem bestehen kann. Von Oesterreich
wird <ließ kaum eines Beweises bedürfen. Der Krieg von 1809 hat zwar
gezeigt, wie stark Oesterreich durch seine Nationalkraft, auch isolirt
sey, zugleich aber auch wie gefahrvoll für Oesterreich es ist, so isol ir t zu
stehen. Jetzt aber zeigt es sich wieder mehr als jemals, wie Oesterreich
eigentlich der Mittelpunkt aller diplomatischen Verhandlungen von Eu-
ropa, und als solcher also auch der Träger und Erhalter des allgemeinen
Gleichgewichts vor allen andern Staaten zu seyn berufen ist.
England bat die gegenwärtige Krisis überstanden, wie sel1r es aber
selbst die Gefahr fühlt, die ihm drohen würde, wenn das Gleichgewicl1t
S.9 von I Europa noch dauernder unterbrochen, oder völlig zerstört würde;
dies hat es durch den angestrengten hartnäckigen Kampf bewiesen. -
Das einzige was sich gegen England einwenden ließe, ist: daß es zwar
das Gleichgewicht zu erhalten durch sein eignes Interesse gezwungen
ist; daß ihm aber wenn nur überhaupt ein Gleichgewicht bleibt, gleich-
gültiger seyn kann, 1vie oder durch welche Mittel dieses zu Stande
kommt. Von einem Theile Europa's verdrängt kann es sich mit seinen
unermeßlichen Hülfsmitteln leicht an einer andern Stelle wieder Einfluß
verschaffen und das Verlohrne schnell ersetzen. Die daher rührende
Veränderlichkeit seines Continentalsystems würde um so mehr fixirt wer-
den, je mehr es in das Interesse vorzüglich der 111ittleren europäischen
Staaten hineingezogen und verflochten würde. Dieß könnte durch
Oesterreicb um so leichter bewirkt werden da grade jetzt Oesterreichs
und Englands Zwecke und nothwendige Wünsche in so vielen \.vcseotli-
chen Beziehungen und dat1ernden Interessen auffallend zusammenstim-
men. Un ter den besondern Gegenständen des Oesterreichischen Staats
Interesse ist wohl keiner so wichtig als die Türkey und ihre Aufrechter-
haltung. Die ehemal ige französische Vormundschaft über diesen Staat
ist nL1n einmal völlig erloschen, und unter den gegenwärtigen Umstän-
den ist auch wohl ihre Wiederherstellung nicht zu wünschen, da cLeß
s.10 ein wenigstens eben so gefährliches Uebel I seyn würde, als dasjenige
dem man dadurch abwehren will. Nebst Oesterreich ist England am
meisten bey der Aufrechterhaltung der Türkey intcressirt, und hat aucb
die meisten Mittel hier kraftvoll mitzuwirken, und gemeinschaftlich mit
Oesterreich die Vorsorge für cLesen so leicht zu erschütternden und
zerfallenden Staat zu überoel1men. Wie sehr England daran liege Italien
von den Franzosen zu befreyen, das hat es durch die Tat bewiesen, und
70 Zur Geschichte i1nd J)ofitik
seyn darf. Es sind ja ohnehin die hohen alliirten Mächte zu einem allge-
meinen, \Vahrhaft europäischen Bunde vereinigt, wo aller Unterschied
und alle Trennung wegfällt, so daß jene glücklichen Freundschaftsver-
hältnisse, welche wie durch eine höhere Fügung herbeigeführt zu seyn
scheinen, jedem Gutgesinnten heilig seyn müßten.
Nach dieser Episode kehren wir zu unserm Gegenstande zurück, und
zu der Betrachtung daß auch in Deutschland Oesterreichs t1nd Englands
Absichten Grundsätze und wesentliche Wünsche und VortheiJe vorzüg-
lich gut zusammenstimmen.
käme. Es wird also verzeihlich seyn, wenn man hier wenigstens für die
s.14 Zukunft auf ein mi/gliches Gegengewicht bedacht ist. 1 Dieses aber läßt
sieb für clie nächste Epoche wenigstens von Preußen nicht erwarten,
wo eine völ]jge Hingebung gegen Rußland jetzt so natürlich und wohl
eigentlich unvermeidlich ist. England allein vermag hier als mitvermit-
teJnde Macht im Norden, wo Oesterreichs Einfluß schon zu entfernt
ist, ein Gegengewicht zu bilden und zwar ein solches, wie es allein
erwünscht scyn kann, nemJich ein gegen Preußen sowohl als Rußland
durchaus freundschaftliches, welches grade nur wo es nothwendig wäre,
einen sanften Gegendruck anwenden würde, um das Gleichgewicht des
Ganzen zu erhalten.
Eben daher wäre es auch gar nicht zureichend, wenn man England
etwa mit dem Einfluß, welchen es wahrscheinlich in dem wiederher-
gestellten Holland haben wird, für seine deutschen Forderungen abfin-
den wollte, gesetzt auch daß man 1--lolland noch so ansehnlich zu ver-
größern gesonnen wäre. Läßt es sich doch im voraus noch gar nicht
bestimmen welche Gestalt jener an sich nothwendige und für Europa
sehr wohlthätige Einfluß annehmen wird, der auf einem Handelsinter-
esse beruht, welches beyde Länder eben so oft, und öfter trennte als
zusammenknüpfte, auf einer Familienverbindung die noch nicht ge-
schlossen ist, und auf dem Charakter zweyer Nationen rue in manchen
Stücken zusammenstimmen, in andern aber auch sich durchaus wider-
streben.
s.1s Es dürfte daher für das Gleichgewicht äußerst I wünschenswerth, ja
durchaus nothwendig seyn, daß England nicht blos in Holland Einfluß
habe und mächtig sey sondern auch mitten in Deutschland festen Fuß
fasse und seinen alten Platz als ein ,vesentliches Mitglied des deutschen
Staatensystems behaupte und behalte.
Cleichge1vicht in De11tschland.
aufgeopfert werden könnte. Von den fünf genannten Staaten \vird man
keinen· hinwegnehmen oder da sich dieses von den drey ersten von
selbst versteht, man würde weder Hannover noch Sachsen bey dessen
Erhaltung auch Oesterreich so \.Vesentlich interessirt ist, aufgeben kön-
nen, ohne daß dadurch das Ganze in seinem innersten Grunde erschüt-
tert und gefährdet, ja völlig aufgelöst und zerstört werden \vürde. Weder
von Hessen läßt sich dieses behaupten noch selbst auf Würtemberg die
s.16 gleiche Nothwendigkeit für das I G leichgewicht des Ganzen unter allen
denkbaren Voraussetzungen und möglichen Fällen ausdehnen.
Es kostet eine Art von Ueberwindung, sich so gewaltsame Maßregeln
und gänzliche Umwälzungen, auch nur als möglicl1 zu denken. Wir he-
gen die zuversichtliche Hoffnung daß dieselbe Fügung, "velche bis jetzt
alles so glücklich gelenkt hat, auch ferner ob\valten, und solche Gefah-
ren von Deutschland und von Europa abwenden werde. Wenn der Ver-
fasser Fälle dieser Art sich als möglich denkt, und ihre Folgerungen
gegen einander abwägt, so geschieht es einzig und allein in der Voraus-
setzung einer solchen Lage, wo man nur zwischen mehreren Uebeln
das Kleinere und minder gefährliche zu wählen hat. Er hofft noch im-
mer, daß es möglich seyn wird die Erhaltung von Deutscl1land und
die Befriedigung der Hauptstaaten, unter sich mit der Gerechtigkeit zu
vereinbaren, und sie wenigstens ohne eine Umstoßung der letztern zu
Stande zu bringen.
Wenn er gegen so gewaltsame Incorporationen wie die von Sachsen
oder Hannover seyn würde, nicht anders als in einem abwehrenden, für
Deutschland und die Gerechtigkeit vertheidigendem Sinne reden kann,
so ist dieß doch auf keine Weise gegen Preußen gemeint. Er erkennt es
vielmehr als die höchste Nothwendigkeit, ja als die erste Basis an, die
der Anordnung aller deutschen Angelegenheiten zum Grunde gelegt
s.11 werden muß, daß Preußen in seiner I ganzen Kraft wiederl1ergestellt,
und nicht nur nach seinem vorigen Besitzstande entschädigt, sondern
auch in Deutschland noch verstärkt werde. Für das Ganze kann <ließ
nicht anders als im hohen Grade wohlthätig und jedem Deutschen muß
es erwünscht seyn, sobald nur Preußen als ein wahrhaft deutscher Staat
sich bewäl1rend, jeden Gedanken an eine unglückliche Trennung und
nordische Absonderung aufgiebt, und das ehrwürdige Ganze, in dem
es selbst eine so große Stelle als eine der zwey ersten Hauptmächte und
Grundpfeiler desselben einnimmt, als Ein Ganzes unerschütterlich zu
erhalten sich gefallen läßt, und seine herrliche Kraft auf diesen Z\.veck
wendet.
74 Z11r Geschichte und Politik
* Anmerk. (ung:] Der Kriegsfuß von Sachsen \Var 23.400, der von J-lannover mit
der regeltnäßig aucb im Frieden bestehenden Landmiliz, - 24.SOO also bevnah 3 von
100 der Bevölkerung, während die Contingente im Rheinbunde noch nicht ganz 1
von l 00 Jjefern.
[XIII Atifruft Jtnd Denkschriften aus der Zeit der Erhebunggegen Napoleon] 75
Besitz dieses deutschen Landes war, ist in der letzten Zeit immer nach-
theilig und gefährlich für Deutschland gewesen, da es sich fast mit Ge-
wißheit im Voraus annehmen läßt, daß Dännemark jederzeit in einem
antideutschen Interesse seyn werde. Nach den neuesten Vorfällen
scheint es nicht blos die Wohlfarth, sondern selbst die Ehre der deut-
schen Nation zu erfordern, daß Dännemark nicht länger im Besitz die-
ses deutschen Landes bliebe. \Väre 1-Iolstein hannöverisch und also im
cngländischeo Interesse, so würde dadurch Dännemark gez\,vuogen
werden, das einzige System zu ergreifen, worin es seine Rettung finden
kann, nämlich sich auf das innigste und unbedingt, an England anzu-
schließen. Besser möchte es also leicht für Dännemark seyn, wenn Hol-
stein indirekt englisch, als direkt oder indirekt russisch würde. Freilicl1
wäre die Frage ob Rußland wegen der Gottorpischen Familienverbin-
dung nicht Holstein schon als sein halbes Eigentbum betrachtet.
s.22 Der wichtigste Punkt aber, wodurch I Hannover für England äußerst
interessant gemacht werden könnte, bieten die Hansestädte dar.
Hansestädte.
Ein Gegenstand der auch an und für sich betrachtet, von der höchsten
Wichtigkeit für die Selbständigkeit des deutschen Nordens und für das
Gleichgewicht des Ganzen Ist. - Der Verfasser muß gleich mit dem
Bekcnntniß anfangen, daß er nicht reche begreifen kann, ,vie es Han-
sestädte geben könne, ohne l-Ianse, da dieselbe in der letzten Zeit doch
nur ein bloßer Nabme war, noch was diese Hansestädte eigentlich vor-
stellen sollen. Er hat daher auch ao der ganzen hanseatischen Begeiste-
rung keinen rechten Antheil nehmen können, ausgenommen das herz-
lichste Bedauern mit dem so unglt.icklichen, getäuschten und verlassenen
Hamburg. Mao muß gestehen, daß der hanseatische Nahme in der neue-
sten Zeit sogar von sehr übler Vorbedeutung ge\,vorden ist, seitdem der
Kaiser Napoleon das unglückliche Danzig zu einer Hansestadt erklärt
hat. Sollte nun Hamburg et\-va in einem solchen Sinne und in einem
ähnlichen Verhältnisse unter dem Schutze ejner andern großen Macht
eine freye Hansestadt werden, so könnte dieß ,vohl weder für Deutsch-
land erwünscht, noch auch l-lamburgs ,vahren Vortheil angemessen
seyn. - Ist aber blos von freyen Rcjchsstädten nach der alten deutschen
Verfassung die Rede, so muß man gestehen, d-aß es nur eine von den
s.23 lnconsequenzen der Lüneviller I Verfassung ,var, daß man von 57
Reichsstädten noch 6 bestehen ließ. Man schejnt diese Inconsequenz
auch wohl gefühlt zu haben, ,vcnigstcns gab man es durcl1 die That zu
[XIII A1tjruje 11nd Denkschrifte11 aus der Zeit der Erheb11nggegen Napoleon] 77
Aber noch ein anderes ungleich wichtigeres Mittel bietet sich dar, um
das natürliche und wohlthätige Band zwischen England und Deutsch-
land fester zu knüpfen. Rirßlands seit dem Tescl1ner Frieden in An-
sprache gekommenes Recht einer Garantie der deutschen Verfassung
80 Zur Geschichte und Politik
wird unstreitig auch auf die neue Verfassung erstreckt werden. Wie
könnte es auch anders seyn, als daß Rußland, welches zu der ßefreyung
von Deutschland so kraftvoll und großmütbig mitgewirkt, für die wie-
derhergestellte Verfassung und den erneuten Bund der deutschen Na-
tionen die n;it sein Werk sind, auch mit Bürge sey und Gewähr leiste?
Frankreich hat sein Recht der deutschen Garantie wohl auf ewig ver-
wirkt; es paßt nicht mehr in das jetzige Verhältniß der beyden Nationen.
Gleichwohl scheint eine solche Garantie mehr als Eine große Macht zu
erfordern, damit es nicht von einer allein verwaltet, in ein einseitiges
s. 29 Scbieds I richterAmt ausarte. Was könnte nun wohl glücklicher für
Deutschland, und auch für Oesterreich erwünschter seyn, als wenn Eng-
land bewogen werden könnte, zugleich mit Rußland die Garantie der deut-
schen T/eifassung zu übernehmen. So vereint würde die Garantie dieser
beyden großen Mächte wirklich ganz das seyn was sie seyn soll; eine
unerschütterliche feste SicherstelJung auf lange Zeiten hinaus, ohne der
selbstständigen Freyheit des garantirten Bundesstaates im mindesten
nachtheilig zu seyn.
Noch sind einige Einwürfe die man gegen die Wiederherstellung und
Aufrechterhaltung von Hannover machen könnte, zu beantworten. Der
eine zwar, daß für das Europäische Gleichgewicht durch den englischen
Einfluß in Holland ja das wesentliche erreicht, und England für die
Abtretung von l--Iannover schadlos gehalten \.Verden könnte, ist schon
im obigen hie und da widerlegt worden. \Xlir wollen hier noch hinzu-
fügen, 1) daß alle dergleicher1 gewaltsame Länder Tauschprojekte, so
sehr man sich auch in den letzten Zeiten daran gewöhnt hat, wenn
nicht eine ganz unvermeidlicl1e und unerbittliche Nothwendigkeit sie
herbeyführt, immer etwas für den sichern Bestand der allgemeinen Ord-
nung sehr störendes und nachtheiliges, und da sie Nationen und Fürsten
von einander reißen, auch für die moralische Gesinnung durchaus
s . 30 Schädliches haben. ln I der jetzigen großen Epoche wenigstens da die
erhabenen Verbündeten und die Nationen von so ganz andern und viel
höheren Triebfedern beseelt sind, sollte man sie möglichst vermeiden.
2) Würden die hannöverischen Provinzen, die einer solchen gewaltsa-
men Einverleibung ihrer Natur nach ganz \viderstrebend sind, für Preu-
ßen ein schlechter Gewinn seyn, unter etwas andern Verhältnissen un-
gefähr eben so wie 1jrol für Bayern. 3) Sollte die englische Regierung
selbst, wirklich auch den unverzeihlichen Fehler begehen gegen irgend
ein Tauschprojekt in die Abtretung von ganz Hannover zu \.villigen, so
[XIII Aitfrttje und Denkschriften a1-1s der Zeit der Erhebung gegen Napoleon] 81
würden sie zuverläßig diesen Fehler sehr bald einsehen, und nach ihrer
Art wieder gut zt1 machen suchen. Andre Mächte würden die nachtheili-
gen Folgen davon empfinden. Eine ähnliche Begebenheit steht uns
noch zu nah als daß sie schon vergessen seyn könnte; man erinnert sich.,
daß der jetzige 1Ojährige Krieg zuerst eigentlich wegen Maitha begonnen
\Vurde. Der feste Punkt im mittelländischen Meere ist für die Engländer
wichtig; aber sollte Hannover auch bloß als fester Fuß in Deutscl1land
betrachtet, für sie nicht eben so wichtig, ja noch wichtiger seyn? Es
könnte d_och sehr bald eine Zeit kommen, wo sie, wenn sie auch jetzt
darüber gleichgültiger oder nachgiebiger wären, es so ansehen dürften,
und die ganze Wichtigkeit des Punktes fühlen würden.
Ein andrer Einwurf gegen die Wiederherstellung von Hannover wäre
S.31 es, wenn man sagte, 1 der Lauf der Kriegsbegebenheiten könnte einen
Conti11enta!frie1ien herbeiführen, da für die Möglichkeit eines Seefriedens
noch wenig Hoffnung vorhanden ist; dieser würde aber durch Hannover
von neuem erschwert werden. Die Möglichkeit, daß man in den Fall
käme einen bloßen Continentalfrieden zu schließen, verdient allerdings
die größte Rücksicht. Ein Continentalfrieden aber, der nicht den ganzen
Continent und also auch Spanien und Holland umfaßte, würde kein
wahrer Frieden zu nennen seyn. Man würde also für Spanien und Hol-
land auf besondere Auskunftmittel denken müßen; vielleicht auf die
Basis eines 10 oder mehrjährigen Waffenstillstandes, wie dergl. sonst
zwischen Karl V und Franz 1, Oesterreich und der Pforte, oder auch
zwischen Spanien und den usurpirten Niederlanden, ehe Spanien diese
als unabhängigen Staat anerkannte, geschlossen worden. - Wäre die
ungleich größere Schwierigkeit wegen Spanien gelöst - denn so lange
Spanien nicht beruhigt ist wird sich auch der ganze Continent trotz
eines anscheinenden Friedens in einen halben und indirecten Kriegszu-
stande befinden - oder auch wegen Holland, so dürfte es ,vohl leicht
seyn, das viel geringere Hinderniß wegen 1-lannover wegzuräumen. Ei-
gentlich fällt dieses Hinderniß von selbst weg, sobald nur beyde Länder
nicht länger von Einern und demselben H errn, sondern von verschiede-
S.32 neo Prinzen desselben Hauses beherrscht I werden; da man Frankreich
ohnehin in keinem Falle gestatten darf, wenn es Hannover als englische
Provinz und nicht als Theil und Mitglied des gesammten übrigen deut-
schen Staatensystems, behandeln will.
..
[XIV.. VERFASSUNGSENTWURFE UND SATIREN
FUR DEN WIENER KONGRESS. 1814-1815]
•
•
[1.] UEBER DIE ORGANISATION DES DEUTSCHEN BUNDES
* Wenn man sich über die gegenwärtige Lage von Deutschland und von Europa, so
wie sie wirklich ist, keine lliusion macht, so kann man leicht zugeben, daß eine Theilung
von Deutschland unter allen Uebeln mit denen wir bedroht sind, vielleicht an und für
sich genommen, noch nicht das schlimmste seyn ,vürde. Wenn nur eine resolute und
ordentliche Theilung schon da \väre, oder mit einemmale wie durch einen Zauberschlag
zu Stande gebracht werden könnte. Da es aber nicht möglich seyn \Vürde, zu einer
solchen Theilung anders zu gelangen als durch einen innern Krieg, durch eine neue
Verletzung der monarchischen Grundsätze - mittelst gewaltsamer Verjagung oder
heimlicher Unterdrückung so vieler alten Fürsten- und Küoigs Häuser - mit einem
Wort durch eine wahre Revol11tio11 und einen gänzlichen Umsturz des alten rechtmäßigen
Besitzstandes und der dauernden Ordnung; so wird wohl niemand einem solchen
(pohlnischen) TheilNngs SJ1ster11 für Deutschland oder allem was unvermeidlich dahin
führt, das Wort reden wollen; noch dazu in einem Momente, \VO die Nothwendigkeit
einer festen Verbündung des gesammten deutschen Staaten-Vereins gegen den äußern
Feind doch auch fühlbar genug ist.
88 Zttr Geschichte und Politik
sich die Mächtigeren dieselbe aucl1 dem ersten Anschein nach gefallen
ließen, das ganze Abstimmen zu einem ostensibfen Schein1JJesen L1nd einer
leeren Formalität l1erabsinken, die man bald ganz bey Seite legte.*
Die gehäßige Dictatur der vier oder fünf bedeutendsten und selb-
ständigsten Directorial-Mächte würde unter einer andern und beynah
noch gefährlichern Gestalt wiederkehren, indem die Mindermächtigen
nun eine durch allerley Nebenwege, confidentielle Drohungen und an-
dre diplomatische Zwangsmittel zu bewirkende indirecte und eben darum
ganz unbestimmte und gränzenlose Beherrschung und Unterdrückung
zu befürchten hätten. Die Mindermäcbtigen können ihre wahre Frey-
heit und verhältnißmäßige active Theilnahme an der Bundesgewalt au-
genscheinlich nur in einer fa·rmfich anerkannten und wirklich geltenden und
eben dart1m also auch natürlich proportionirten Stimmen Regulirung fin-
den.
* Vielleicht würde man sich gleich 110n, Jefa,z~ 011 auf den Fuß setzen daß die Haupt-
mächte den übrigen die Ihnen beliebigen und schon im Voraus beschlossenen Proposi-
tion zur bloßen Genehmigung vorlegten, ohne alle 11,eitere fonnlirhe, Jbsti1nn1111,g. Sehr auf-
fallend ist es wenigstens, daß in de1r1 11et1sle11 Pre1tßisrher J'eils mitgetheilten Plane in 14 §§
von dem Stimmrecht und der Regulirung der Stimmen in der Bundes Versammlung -
ungeachtet dieses augenscheinlich das Erste und Wichtigste ist, was bestimme und
festgesetzt werden muß, und ungeachtet früherhin so viel darüber debattiert worden
ist - d11rcha11s gar nichts vorko111ml. - Ist die dabey obwaltende Absicht die oben angege-
bene, so wäre es noch ungleich besser, alle rnindermächtigen Staaten nur gleich offenbar
und aufrichtig für mediacis1rt zu erklären.
[XIV Veifass11ngsenhviirft und Satiren fiir den If:?'iener Kongreß} 91
völkerung) als Einheit zum Grunde legen, und den größeren Staaten
so viele Stimmen beylegen als ihre Bevölkerung jene der kleinsten über-
steigt, so würde man für die größten deutschen Staaten eine Zahl von
1000 und 1500, oder 2.000 Stimmen ansetzen müßen. Wie unzweckmä-
ßig und unausführbar dieß seyn würde, bedarf keiner weitern Erörte-
rung; wie denn überhaupt eine streng mathematische Verhältnißmäßig-
keit auf die moralische Welt und politischen Einrichtungen angewandt,
nicht selten die höchste moralische Unverhältnißmäßigkeit zum Resul-
tate hat. Es müßte vielmehr die verl1ältnißmäßig steigende Stimmenzahl
der bedet1tenderen Staaten nach der allerbilligsten und für die Minder-
mächtigen günstigsten J->roportion bestimmt seyn. - Besonders aber
müßte vermieden werden daß nicht etwa die beyden Hauptmächte -
Oesterreich und Preußen - zusammen und im Gegensatz aller übrigen
Staaten, allein schon die Majorität hätten. Denn dieses (was auch in den
früheren Directorial Planen so sehr misfallen hat) würde in der Wahr-
heit das Monstrum einer zwiefachen Dictatur begründen, und weit ent-
fernt jenen beyden Hauptmächten selbst einen reellen Vortbeil zu brin-
gen und die Eintracht zu befördern, vielmehr die Zwietracht gewißer-
maßen sanctioniren, sie wenigstens für alle Zukunft ge,viß und unver-
meidlich machen.
Wir sind von dem Grundsatze ausgegangen, daß jeder deutsche Bun-
des Staat Eine Stimme führen müße. Doch dürfte es nothwendig seyn,
was mit jenem Grundsatz eigentlich at1ch nicht streitet, daß die kleinern
forstlichen Cesan1n1t-Hä11ser, ein jedes zusammen nur Eine Stimme zäl1len.
Da in mehreren derselben eine eigentliche Cesan1n1t Regierung Statt findet,
so kann man wohl sagen, daß in einem solchen Falle alle den verschie-
denen Linien eines Gesammthauses zuständigen Besitzungen in der
That zusammen nur Einen Staat bilden - indem sie ohnehin schon durch
die Erbverbindung zu einer politischen Einheit näher verknüpft sind.
Auch dürfte wenn man allen Reuß, Anhalt usw. so viele Stimmen zu-
theilen wollte, als Linien dieser l-läuser existiren, die Stimmzahl der
allerkleinsten Staaten zu sehr anwachsen und überhaupt eine sehr große
Unverbältnißmäßigkeit des Bundes entstehen. - Nur auf die sch1JJächern
Nebenlinien der bedetttendern Staaten ist diese Vereinigung zu Einer gemein-
schaftlichen Stimme nicht anwendbar, weil sie mehrentheils ein von
dem mächtigeren Hauptstamm ganz getrenntes Staats Interesse l1aben
und also auch einer eigenthümlichen Repräsentation und besondern
Stimme bed.ürfen. Auch die 1-laosestädte können, da weder eine Ge-
sammt Regierung noch Erbverbindung zwischen ihnen Statt findet,
nicht wohl eine Gesammt Stimme führen, sondern rnüßen, da jede der-
92 Zur Geschichte und JJofitik
selben im Staat für sich ist, wenn man dem Grundsatz treu bleiben will
auch jede Eine Stimme für sich führen.
Uebrigens würde es ganz zweckwidrig seyn, wenn Einzelne unter den
Mindermächtigen ängstlich darüber rechten wollten, ob sie Eine oder
zwey Stimmen zu führen hätten; da in einer Versammlung, deren be-
trächtliche Stimmenanzahl der öffentlichen Meynung sich frey zu ent-
wickeln, zureichenden Spielraum genug darböte, und wo das Recht, JJro-
positionenzu 171achen, allen ohne Unterschied z?1stände, - ohnehin jeder, der
nur irgend etwas dem allgemeinen Bedürfniß und Wunsche angemesse-
nes vorzuschlagen hätte, gewiß seyn könnte daß ihm eine bedeutende
Anzahl von Stimmen zufallen würde. Er selbst möchte deren für sich
nur Eine oder mehrere zählen.
Das in der Beilage angeführte Stimmen Schema ist nicht etwa als ein
Modell aufgestellt, welches nicht noch in manchen Punkten modificirt
werden könnte; sondern bloß um es recht anschaulich zu machen, wie
leicht und einfach das ganze Geschäft der Bundes Organisazion sich
gestalten und fügen würde, wenn man die bisherigen Direcrorial- und
Dictatur Plane verlassen, und von dem hier aufgestellten Princip einer
billigen Zusammenwirkung Aller ausgehen wollte.
In einer so organisirten Bundes Versammlung würde das wahre Inter-
esse des gesammten Bundes schwerlich durch die Revolutions Plane
eines einzelnen übermächtigen Staats unterdrückt werden können. Die
wahre Nationalmeynung der Gutgesinnten würde sich in einer solchen
Versammlung ohne Hinderniß kund geben, und die zerstreuten Ele-
mente der deutschen Kraft, die sich unter dem Einfluß jener Dictacur-
und Revolutions Plane sehr bald in Anarchie und Krieg auszulösen dro-
hen, ,:vürden frey und fest verbündet, nicht nur das Glück von Deutsch-
land begründen, sondern auch für die Erhaltung der friedlichen Ord-
nung in dem gesammten Europäiscl1en Staaten-System einen star-
ken Grundpfeiler bilden. In dem schlimmsten Falle aber, daß nähmlich
die Dictatur Plane des revolutionären Staats in Deutschland schon zu
viel gediehen wären, als daß man ihnen für jetzt durchaus wirksam
entgegentreten könnte, indem es doch unvermeidlich zu einer Explosion
und einem innern Krieg zwischen den deutschen Mächten über kurz
oder lang kommen müßte, "vürde es der erhaltenden Hauptmacht eine
sehr bedeutende Partey unter den übrigen deutschen Staaten für die
Zukunft sichern, solche Grundsätze wie die hier angegebenen über den
deutschen Bund aufgestellt, und eine solche wahrhaft fliderative und fr(!J'ß
Bundes Versammlung organisirt zu haben. Will man aber den Unter-
drückungs Planen des revoluzionären Staats immerfort gar nichts oder
[XIV Veifasst1ngsentwiiife und .Satiren jiir den Wiener Kongreß) 93
und wichtigsten Reclamationen die sich zum Theil noch auf Rechte
gründen die aus der vorigen Verfassung abgeleitet, und durch den
[XIV Verfass1,1ngsentJviirfe t1nd Satiren ftir den rE?iener Kongreß) 95
§ III. Nationa!freiheiten.
4) Allen Bewohnern der deutschen Bundes Staaten das Recht der A11s-
1vanderung in einen jeden andern deutschen Bundes-Staat, ohne alle Ab-
zugs Gelder, sobald sie nur ihrer Militär Pflicht Genüge geleistet haben,
frey stehen; so wie auch das Recht: Civil- oder Militär-Dienste in jedem
andern BundesStaate zu nehmen, Liegenschaften daselbst zu erwerben,
und auswärtige Schulen und Universitäten zu besuchen und daselbst
zu studieren.
Damit auch die \vissenschaftliche Cultur, und der Nationalgeist sich
desto ungehinderter entfalten mögen, soll:
100 Zur Geschichte und JJolitik
1.) Daß allen christlichen Religions Partheyen nicht nur die fr0 este 1
3.) Damit endlich die Wohlthat der ReligionsFreyheit sich auf alle
Bewohner der sämmtlichen deutschen Bundes-Staaten erstrecke, und
keine Classe derselben als abgesondert und aL1sgeschlossen von der Sa-
che des Vaterlandes betrachtet werden könne; sollen auch die Israeliten
in dem gesammten Umkreis der deutschen Bundes Staaten, das voll-
kommene BürgerRecht erhalten. Alle mit dem BürgerRecbt streitende
Auszeichnungen und Bedrückungen denen sie bisher noch unterliegen,
sollen hinführo aufgehoben seyn, und ganz wegfallen; dagegen aber
solJen die Israeliten, wie es schon in den meisten deutschen Staaten in
dem letzt verwichenen Zeitraum ausgeübt worden, auch der Militär-
Pflicht gleich den andern Staatsbürgern unterworfen seyn.
Den sämmtlicben durch die Errichtung des Rheinbundes und die nach-
102 Zur Geschichte und Politik
zu beziehen,
,
und den landesherrlichen Cassen keine \veiteren Ano-aben
b
zu zahlen haben. Nur in Rücksicht auf die Landstraßen, Posten, Zölle
usw. werden sie den a!Jgemeinen Verfügungen der landcsl1errlichen Re-
gierung Folge leisten.
3.) das KriegsContingent welches sie nach dem Maaßstabe der Bevöl-
kerung in der gleichen Weise, wie alle andern BundesContingente be-
stimmt werden, zu stellen, und auf eigne Kosten zu unterhalten haben,
gehört zwar in Kriegszeiten zu der gesammten Armee desjenigen Lan-
des, dem sie angehören, (hat dieselbigen Feldzeichen und Uni form);
bildet jedoch ein eignes Bataillon oder Compagnie, unter selbst ernann-
ten Offizieren. Auch in Friedenszeiten soll es denen Mediatfürsten in
den nicht königlichen BL1ndesStaaten frey stehen, zu r persönlichen Si-
cherheit, und Handhabung der Ordnung auf ihren Herrschaften eine
Garde, deren Zahl jedoch die Hälfte des Kriegscontingents nicht über-
steigen darf, auf eigne Kosten zu unterhalten. Auch soll ihnen:
4.) dasselbe Recht der Reclamation und Beschwerdeführung bey der
Bundes Versammlung, dessen die Mediatfürsten in den königlichen
Bundes-Staaten genießen, gleichfalls unbenommen bleiben. Diese Stipu-
lationen sind jedoch nicht anwendbar auf solche ReichsGrafen, deren
Herrschaften eine Bevölkerung 1,1nter 10.000 Seelen enthalten. Diese
werden in ihren Rechten den Reichs Rittern gleichgestellt. Die Reichs
Ritter sollen denselben Rang haben, wie die Alten nicht immediat ge\.ve-
seoen, sondern landsäßigeo Grafen; auch in Hinsicht der persönlichen
und dinglichen Vorrechte, und der Theiloahme an der Landständischen
Repräsentation dieser Classe völlig gleich gestellt werden.
Die Schiffabrt seJbst aber, soll von allen Zöllen und jedem Octroi
durcbat1s frey seyn, außer insofern dasselbe zut Unterhaltung der Lein
Pfade erfordert wird.)
Ent1JJu,j
Die stimmführenden der sä111mtlichen in der De11tschen Bttndes Ver-
Staaten sind nach diesem samm/1,1ng z11 führenden StimT11en nach vier Clas-
Schema. 31. Die Zahl der sen der Beviilkerttng.
Stimmen. 65.
In allem 65 Stimmen 65
Anmerkungen.
Zur 1'<'11 Classe. Sachsen-Gotha ist nicht mit zu den drey kleinern sächsi-
schen Herzogen gerechnet, sondern mit einer eignen
Stimme aufgeführt worden; da dessen Bevölkerung
(187.000) allein schon so stark ist, daß sie sehr nah an
die der Ilten Classe reicht.
Hessen-Ho,nburg ist mit aufgeführt worden in diesem
Stimmen Verzeichniß, in der Voraussetzung, daß seine
Restitution desselben noch nicht officiell entschieden ist.
Wollte man jeder Linie der in der ersten Classe aufge-
zählten Fürstlichen Gesammthäuser eine besondere
Stimme geben, so würde dieß noch zehn .5tin-1n1en mehr
geben. Die 1te Classe der kleinsten Staaten von der ge-
ringsten Bevölkerung würde dann statt 16 Stimmen, zu-
sammen 26 zählen. Dann dürfte es fast nothwendig
,verden auch den größern Staaten der nachfolgenden
Classen noch mehrere Stimmen zuzutheilen; daraus
würden sich viele Inconvenicnzen ergeben, und das
ganze natürliche Verhältniß zerstört werden.
Zur 11« 11 Classe. Sollte Dänemark die Provinz Holstein nicht zu den deut-
schen Bundes Staaten rechnen wollen; so würde Dä-
nemark alsdann vielleicht für Sachsen J ..a.i1e11b11rg, wenn
ihm dieses zu Theil werden sollte, in der deutschen
Bundes Versammlung mitstimmen, aber freilich nach
der Bevölkerung dieses Landes nur mit Einer Stimme;
[XIV VerjassungsentJvürfe 1,1nd Satiren far den Wiener Kongreß) 107
Stimmen führt.
IVte Klasse 34-37.) Baiern. 38-41.) JJrettßen. 42-45.) Oester-
Staaten, deren Be- reich.
völkerung zwischen
3 Millionen und 10
Millionen in ihren
zum deutschen
Bunde gehörenden
Provinzen ist, deren
jeder Vier Stimmen
führt.
Zusammen 45 Stimmen und 24 stimmführende
Staaten.
[XIV Verfass11ngsentwiiife 11nd Satiren j},ir den Wiener Kongreß} 113
2.) Die Bestimmung, daß nicht eine einfache sondern eine M ehrheit
von Zwey Drittel Stimmen zur Entscheidung im J)Jeno erfordert werden
soll; - dürfte auf den Beschluß eines Bundeskrieges angewandt, als an-
gemessen für die friedliche und bloß defensive Richtung eines jeden
föderativen Staatensystems, allen falls sich rechtfertigen lassen; ange-
wandt auf das J>Jenum und dessen legislative Beschlüsse, wird sie fast alle
kräftige Entwicklung des Bundes lähmen und der ohnehin schon sehr
starken Opposition ungleich mehr Gewicht und E influß verschaffen; da
diese Opposition für die Zukunft vorzüglich aus den gegen den B11nd
sich verneinend 11nd 1viderstrebend verhaltenden Staaten bestehen wird, die
eigentlich den Bund nicht woJJen, ihn sich nur gefallen laßcn und wün-
schen, daß er so wenig als möglich Bund sei und sich kraftvoll entwik-
keln möge.
114 Zt1r Geschichte und Politik
§. 1.
Wir Teutschen Kön'ge thun hier kund,
Daß wir nach langem Zweifelsch . . ßen
Beschlossen haben einen B11nd
Und soll der Bund der Tetttsche heißen. -
Wir \.vollen das Centrale, Eine;
Wer irgend nord- und mord-Teutscl1 ist,
Der stehet mit in dem Vereine,
Demnächst auch der südteutsche Chtist;
Doch meinen wir vorzüglich P reußen.
§. 2.
Die Fürsten, Städte, arm und reich,
Des Bundes Glieder sind sich gleich;
Doch soll dem Rathe der Vollziehung
Was jeder hat, so Land als Leute,
Zum Dank der leitenden Bemühung
Stets offen stehn zu Nutz und Beute.
§. 3.
Daß sicher auch in festem Gleise
Sich jeder fortbewegen kann,
So theilen Teutschland wir in Kreise,
Und Directoren stehn voran,
Die jeden Kreis so wohl regiren,
Daß es mit Dank die Untern spüren.
§. 4.
Die Einheit ewig fest zu klammern,
So theilt der Bund sich in z;vry Kamn1ern;
Es werden die der mindern Stufen
Zusammen dann und wann berufen,
Damit sie dort vernehmen können,
116 Z11r Geschichte und Politik
§. 5.
Die Krieges-Macht, die in das Feld
Ein Jeder für die Freiheit stellt,
Soll, um des Vortheils zu genießen,
Sich an das Heer des Starken schliessen. -
Wie glücklich ist der kleine Staat,
Der so sich angeschlossen hat!
Es folgt ihm Preis und hoher Seegen;
Er darf das ganze Heer verpflegen.
§. 6.
Weil nun von der Gerechtigkeit
Viel Redens ist auf dieser Erden,
Und es an Klagen nie gebricht,
Soll dermal einst errichtet werden
Vor Ablauf dieser ird'schen Zeit
Ein unpartheisch Bunds-Gericht.
§. 7.
Es sollen die f Jandstände auch
•
Nach löblich altem Teutschen Brauch
In jedem Staat das Recht besitzen,
Zusammen auf der Bank zu sitzen,
Das, was geschehn soll, zu ,rernehmen,
Ist es geschehn, sich zu beguemen,
Zu dem, ,vas ihnen vorgeschlagen
Bestätigend ihr Ja! zu sagen.
§. 8.
Nachdem wir nun auch \Veit und breit
Die Vaterländer all' befreyt
Und sch\.vimrnen in dem Geist der Zeit,
So sollen fortan die Gedanken
Frry sein von allem Zoll und Schranken,
[.,,YJV Veifassungsentwiiife und Satiren flir den Wiener Kongreß] 117
§. 9.
Gegen den Nachdr11ck insgemein
Soll ein Gesetz verfasset werden,
Ihn zu vertilgen von der Erden;
Und könnt' es aber doch nicht seyn,
Daß wir abhelfen den Beschwerden,
So lassen wir's beim Alten seyn.
§. 10.
Deo Fürsten, die vermittelt sind,
AttS ihrem alten Recht vertrieben,
Sind wir in Gnaden wohlgesinnt,
Ztt allem Trost geneigt verblieben:
So weit die Umständ' es erlauben,
Und oho' uns selber zu berauben,
Woll'n wir dies Beileid ihnen zeigen,
Hernachmals aber hierob schweigen.
§. 11.
Ein jeder soll im Teutschen Bund
Gott preisen, wie ihm steht der Mund;
Wenn uns die Gelder nur verbleiben,
Mag frey die Religion man treiben.
§. 12.
Es soll die Kirch' in Teutschland auch
So viel als möglicl1 allgemein
Und gleichsam fast katholisch seyn;
So ist des Volkes alter Brauch,
Bis einst erneut die Wunderzeit
lm Tugend-Bund die Christenheit.
118 Zur Geschichte und J)ofitik
§. 13.
Weil Thurn und Taxis einst gehört
Des Kaisers Post und l-Iörnerschall
So blasen fürder lieb und werth
Zu Ehren dem verlohrnen Reich
Ein Trauerlied die J-lörner all'
Auf jeder Post im Bundes-Reich.
§. 14.
Wenn dies die Teutschen rat'ficiren,
Woll'n wir sie fürder practiciren.
•
[XV] ZUR GESCHICHTE UND POLITII(. 1815.I
•
'
•
s.1 111 Die Nachricht bey Joseph11s von antediluvianischen Inschriften der S'ethi-
ten auf zwey Säulen, beweißt docl1 auch, daß man die Sündfluth nicht
in der Art für allgemein hielt, daß eine völlige Zerstörung alles früher
vorhandenen darunter begriffen wäre.
121 Bey dem Sündenfalle ist nicht die Fantasie, der Sinn, Verstand oder Ver-
nunft, sondern det Wille alterirt und geschwächt, (ohnmächtig, veränderlich
thierisch ) geworden. Genau zusammenhängend damit ist, daß ihm nun
die Oberherrschaft über die Natur entzogen wurde. Vielleicht hängt damit
auch eine Aenderttng in der Organisation ZftSamn1en. ((im Herzen - in der
Lunge - im Magen-) Geschlecht - Blut1.)
131 Durch die Sch1väch1-1ng des Sinnes und die damit verbundene unnatürliche
Aufreizung und Venvirr1-1ng der Einbildungskraft- (Epoche des Weins, und
dessen Erfindung - damit ganz begreiflich correspoodirend) - (die auch
wohl auf die nachher erfolgte Verwirrung der Sprachen Einfluß gehabt
hat) ist indirekt allerdings auch wohl die Vernt1njt mehr aufgeregt wor-
den, welche aufzuregen freylich schon die Noth, die jetzt eintrat, hinrei-
chend war.
141 Auch die Rückkehr zur Kirche aus dem Uebermaß des Protestantismus
heraus gehört mit zu den Symptomen der wunderbaren Erhebung und
Erleuchtung des Verstandes zu unsrer Zeit.
151 Die Beschneidung ist viell.[eicht] auch noch eine Sitte, deren physischer
Nutzen sich auf die Beschaffenheit und Verhältnisse der Urwelt bezo-
gen hat.
161 Daß der Mensch in der Str1,1ctur und innern ConstrJtction des I,eibes in der
s. 2 antediluvianischen Zeit oder auch selbst I vor der Sündfluth ivesentlich
anders beschaffen gewesen sey, als jetzt, läßt sich nicht wohl annehmen.
Sollte der Mensch einmal, als gottähnlicher Geist im irdischen Leib
eingeschlossen auf Erden wandeln, so mußte er auch alle die wesentli-
chen Organe des thierischen Leibes besitzen. 1-lat doch selbst der Hei-
land und Sohn Gottes diesen meoschlichthierischen Leib anzunehmen
sich herabgelassen. Nur dürfte sich annehmen Jassen, daß nicht bloß
vor dem Sündenfalle, sondern selbst vor der Sündfluth der Mensch
doch einen ungleich vollkommeneren Leib besessen 1) durch eine voll-
122 Zur Geschichte 1,1nd J:Jo/itik
171 Es ist jedoch nicht nöthig, daß die AJterirung des Blutes gleich nach dem
Sündenfalle Statt gefunden habe; die Strafe folgt oft scl1r lange nach
der Schuld. Besonders ist es der göttl[ichen] Oekonomie angemessen,
daß wohl eine unvermeidliche Strafe der ersten Schuld gleich unmit-
telbar auf dem Fuße folgt, (dieß ,var in jedem Falle der nun unvermeid-
lich gewordene Verlust der Herrschaft über die atur); eine entferntere
s.4 Strafe aber erst später bey fortgesetzter Schuld folgt. Wollte man I sa-
gen, daß die Verirrung des Willens in Begierde (erst nacl1 eitler Erkennt-
nis, dann nach sinnlicher \'v'ollust) das 1-lerz, die Seele und also auch
das Blut a1teriren, anstecken und vergiften mußte; so läßt sich doch
dagegen ein\.venden, daß diese Wirkung durch göttliche Gnade und
Nachsicht recht wohl aufgeschoben ,vorden seyn konnte. In jedem Falle
aber müßte man z,vey Epochen der Alteration, und eine 11e11e tiefere
T/erclerb11ng des Bl11tes nach der S1i11dfl11th annehmen. Doch ist mir ,vahr-
schc1nlicher, daß es in der antedil11via11ische11 Zeit gar keine eigentl.[iche11]
Krankheiten gegeben hat. (Die Alterirung nach der SündflLtth wird auch
noch von neuem wahrscheinlich durch die Veränderung und die Alte-
[XV] Zur Geschichte ttnd JJolitik. 1815. I 123
181 Der eigentl. [iche] Schlußstein der Geschichte - von Kain und Abel, ist
die Anrttfltng des Jehol)a J)On Enos.
Es werden hier drey Religionen ausgeführt; 1.) die der blt1tigen Opfer,
welcl1e zu frühzeitig versucht, wieder unterdrückt wird und untergeht;
die der Blumen und Früchte (nach indischer Weise) welche deutlich
genug als verworfen bezeichnet wird. - (Die drirte Religion, die her-
nach an die Stelle jener beyden anderen tritt, ist die Religion im Geiste
und in det Wahrheit oder die Anrufung des Jehova. -) Offenbar sind
Kain und Abel so ,vie .Adan1 selbst, (dessen Paradies zwischen d[em]
Euphrat, Tigris, Gison und Ganges liegt, -) - wenn auch nicht Nationen
s.s (die es damals noch nicht gab) doch ganze Stän1me und Generationen. 1
..
Zeitalter oder Menschen-Aonen könnte man es wohl am besten nennen.
Dieß schließt aber nicht aus, daß Ein wirkliches Individ1111m zu gleicher
Zeit der Erste, der Führer und Herrscher eines ganzen solchen Ge-
sch lechts und Zeitalters war. - Selbst in der spätern Weltgeschichte
bemerken wir, daß ein jedes Epochemachendes Zeitalter sich in einigen
mächtigen Geistern als Repräsentanten desselben concentrirt. - Eben so ist
es denn auch in der Urwelt gewesen; nur mit einer viel unbedingteren
Einheit und Uebereinstimmung des ganzen Zeitalters mit seinem leiten-
den Heros. Merkwürdig, daß gerade 10 solche Zeitalter oder Menschen-
äonen in der Periode der Urwelt Statt linden; in Uebereinstimmung mit
den 10 Sephiroth. Ferner zu bemerken, daß in dem 1 rc:n Zeitalter die
primitive Vollkommenheit Statt findet; dann der erste Abfall. In dem
2 1e die Zwietracht (Kain t1nd Abel); im dritten der Anfang der wahren
11
Religion im siebten oder mit Henoch die 1vahre Philosophie, der höchste
intellektuelle Gipfel des Menschen. So betrachtet ist die Geschichte der
10 Patriarchen der wahre Schlüssel auch zu aller nach folgenden Welt-
und Menschengeschichte.
191 (Sollten nicht manche alten Religionsgebräuche auch auf Reinigung der
seit der Sündfluth verpesteten Luft gerichtet seyn. - Vielleicht alle die
Feuer auf d(en] Bergen, auch selbst die OpjerFEUER. )1
s.6 11 01 Es ist in soweit ganz richtig, nach den persischen, indischen, chinesi-
schen Sagen und Dichtungen von jenen 10 Heroen und herrschenden
Geistern der Ur\velt, sich dieselben als Kiinige zu denken, ja hier ist
eigentl[ich) der wahre tiefe Ursprung und das unbegreifliche Geheimnis
des wahren Kii11igthums zu suchen; so daß auf solche Weise die könig-
124 Zur Geschichte und Politik
l.[iche] Würde älter ist als der Adel, die Nationen und der künstl.[iche]
Staat. Jene alten Könige hat Gott selbst eingesetzt; indessen fi.ihrt in
d.[en] später□ Zeiten der Geschichte, wo dieß nicht mehr Statt findet,
dieses Prinzip des Königthums auf d[ie] Wahl des Volks, durch welche
in Ermangelung einer unmittelbar[en] göttlich[en] Einsetzung doch
noch am besten die wahren Repräsentanten und Heroen des Zeitalters
ausfindig gemacht werden können, wenigstens besser als durch die Ge-
burthsordnung. (Die Idee der Monarchie erhält hierdurch eine ganz
neue, sehr tief eingreifende Bestätigung. Nur darf diese Monarchie nicht
grade eine Monarchie des Staats seyn, sondern vielmehr eine kirchliche
oder solche wie sie im Meistertl1um Statt findet. Merkwürdig, daß auch
die Folge der Kainiten zehn Glieder zählt. Der alte Gesichtspunkt, diese
als die Opposition zu betrachten, gewinnt nun ein neues Licht.)
p 11 Die Weltgeschichte hat vier Weltalter und 7 Tage und Tagewerke; von
denen aber weder die ersten noch die anderen völlig gleicher Länge
s. 7 sind. - Das 2 1e Weltalter I beginnt wohl mit oah; wenigstens gleich
nach ihm; es verhält sich also zum 1 rcn wie 2344 zt1 1656 oder ungefähr
\Vie 2 Z!t 3. - Die beyden letzten Weltalter wie 2 zi, 1. - (ao. 874 nat.
l~an1ech ao. 622 post mund. Henoch natus ao. 987 t)
Die ersten beyden Weltalter bilden unstreitig 4 Tage, viell[eicht] gar 5;
die beyden letzten nur drey. - Der 6te Tag beginnt wohl mit der Re-
formation, mit der ne1-1en Zeit. Jeder Tag muß sein eigenes bestimmtes
Tag1verk haben. Wir stehen im 6ten Tag und am Ende des dritten Welt-
alters.
Vielleicht correspondiren auch die Tage nicht genau den Weltaltern -
so daf~ der vierte Tag noch einige Jahrhunderte in die christliche Zeit
eingreifen kann. Ist Adam - Henoch der erste Tag oder Adan1 - Noah? -
Noah lebte noch nach der Fluth 350 Jahre, mithin bis zum Tode Noah
2006 Jahre. - Von Abrahan1 bis Salo,110 ein Tagwerk; dann wieder von d[en]
J)ropheten bis Constantin ein Tagwerk - dann wieder von Constantin - Karl
V - Der sechste Tag ist der kürzeste. - Ob nun jeder Tag oder auch
nur jedes Weltalter wieder seine 10 Zeitalter (vvie das erste) l1abe, kann
noch gefragt werden? - 1
s.s In den späteren nachfolgenden Weltaltern ist die Eintheilung der Gene-
rationen Zeitalter wohl auf keine \"'{/eise so übereinstimmend , wie im
ersten Weltalter. - In manchen findet aucl1 wohl kein so reiner Gegen-
satz des guten und bösen Princips Statt, wie zwischen dem Stamm
des Kain und des Seth im ersten Weltalter, - sondern es finden sich da
auch 1-Leroen des Zeitalters von indifferenter oder gemischter Natur.
[XV} Zur Geschichte 1111.d JJolitik. 1815. 1 125
1121 Betrachtet man den Stamm des I<.ain als die Opposition, - so ist die
weite Ausbreitung, welche der Kainitische (falsche) J,aTJ1ech in dem
Stammbaume des Kain einnimmt, sehr bedeutend, um das große Ver-
derben der Welt anzudeuten, welches der Sündfluth vorherging. (Das
größte Geheimnis ist noch, wer der Jüngling war, den Lamech umge-
bracl1t hat?-)
1131 Es sind vielleicht überhaupt nur sechs Tage zu zählen, mit Einschluß des
s. 9 letzten (oder des tausendjährigen Reiches) 1 die abe r zusammen ca. 7000
Jahre bilden von ungleicher Länge - und von mehr als 1000 Jahren
1. Ada111 bis Henoch und J,amech. Geheimnisvolle Urwelt, bis zum völligen
Verderb [en] derselben.
2. Noah bis Moses ttnd Salomo. Zeitalter der Heroen 11nd }Jriester, Kiinige
oder Gesetzgeber.
3. Elias bis Constantin. J)ropheten und 7.yrannen.
4. Constantin bis Karl V. oder bis neue Zeit. JJriester 1,1nd Heroen, Konige.
5. Neue Zeit seit der Reformation. - Falsche Propheten und Tyrannen oder
falsche Gesetzgeber. Wie es scheint, wieder Tyrannen und Propheten,
P ropheten von durchaus eigener, wissenschaftl[icher] Art.
6. Tausendjähriges Reich; als solches immer noch einem irdischen
Zweck gewidmet, mithin auch noch KEIN vollendeter Sabbath, der ers t
jenseits eintritt.
(Der vierte Tag ist der Tag der PROPHETEN - Elias -Johannes.
Selbst Sokrates, Gautamo, (Zoroaster) gehören in gewissem Sinn zu diesen.
Dann der Tyrannen: Cyrus, Alexa11der. At1gust1,1s, Trajan.)
(Nach dieser Rechnung müßte aber die Dauer der Welt ungleich länger
sein als 7000.)
126 Zur Geschichte und JJolitik
1'141 (Findet nicht eine Art Ebbe und Fluth Statt und regelmäßiger Wechsel
in den Zeiten -, so daß in einem Zeitraum immer 1--leroen und JJriester an
der Tagesordnt1ng sind; in dem anderen - Propheten und fyrannen? -
Hierauf kommt es an; der zum Propheten berufen ist, darf nicht Ge-
setzgeber seyn wolien. - )
11s1 Alle Männer des Zeitalters sind der Natur der Sache nach J:>ropheten
(in ruhigen Zeiten Priester und Gesetzgeber) oder Heroen (in falscher
Verkehrung Tyrannen und Eroberer; in ruhigem Zus tande Kö"nige) - Von
1. und 6. gibt es keine eigentl[iche] Geschichte, \Veil uns die Organe dazu
fehlen, noch außer den Urkunden. Es ist nur _,4. nfangs- 1111d Endp11nkt
der Geschichte und so führen uns denn auch die Tage wieder auf vier
Weltalter. 1
s.10 1161 Es ist gewiß möglich, in der Chronologie noch auf ganz neue Entdek-
kungen und Erleuchtungen zu gelangen; mittels der Zahlencpa[philo-
sophie].
1181 Sollte nicht - durch die unnatürliche Verbindt1ng Z\vischen d[en] Kin-
dern Gottes und den Töchtern d[er] Menschen auch schon das Blut
alteriert seyn ?
1191 622
ante Meth. 65
ao. 622 l-lenoch natus Meth. 187
Lam. 182 t
ao. 987 Henoch t- ao. 1056 nat. Noah
Am natürlichsten wäre \VOhl, Z}Vey JJerioden des ersten Weltalters anzu-
nehmen 1) Ada,n} Kain, Seth bis Henoch 2.) Henoch bis Moses
Wann ist Noah gebohren?
Mit der Ceburth cles Noah 11nd U½issagt11~ des J,amech.
(1000
2100
1200-1300?
500-5500
1000 300
5800)
s.11 1201 Zu den Männern des Zeitalters gehören außer den Heroen und Prophe-
ten auch noch die Künstler (die jedoch von d[em] Zeitalter der Saga
und der eigentl.[ichen] Poesie sich deutlich unterscheiden und erst nach
diesem eintreten. - In der antediluvianischen Zeit sind die 7yrannen 1-1nd
Kiinstler bestimmt genug angedeutet; aber freyl[ich] erst in der Zeit, wel-
che dem Untergange vorherging. - Also müßte aucl1 nocl1 der ganze
Zeitraum zum ersten Tag gerechnet werden. -
Der Zeitraum von 900 ant. Chr. - 300 p. Chr. ist auch ganz entschieden
die Epoche der alten Kunstbildung aller Art.
(Die Ei11theil11ng des ersten LT?'eltalters in JJerioden ist noch besonders wichtig
zu finden.)
(Summe der Lebenszeit der JJatriarchen.
930
912
905
910
895
962
365
969
777
128 Zur Geschichte 1,1nd JJolitik
950
8575
Damjt ist nichts zu machen)
(,.4braham (der ins Geheim erleuchtete Stammvater von Israel) ist sowe-
nig eine öffentliche Epoche der Weltgeschichte, wie Christus. )
121 1 (Das Z}Vryte Weltalter von 1500 aote Chr. - 300 post Chr. in 3 JJerioden
von sinkender Dauer.
1) 900 Jahre von Moses bis Solon.
2) Von Solon (Cyrus) bis Augustus 600
3) bis Constantin 300 Jahre)
1221 Wenn der Tage der Weltgeschichte und der Tagwerke d[er] Menschheit
nur sechs sind, so ist auch die Zahl von 7000 Jahren njcht mehr ganz
passend, so viel sich auch sonst dazu vereinigt. Auf folgende Weise aber
ließe sich vielmehr Symmetrie hineinbringen; die ganze Zahl wäre 7200
= 6 · 1200. 1200 würde genommen als die menschlich-natürliche Dauer
eines Tages d [er] Weltgeschichte; nach den beyden uns bekanntesten
Perioden (von 900 ante- 300 post Chr. und 300-1500 post Chr.) Die
göttlich näher bestimmte Dauer aber des ersten und des letzten Tages
wäre 1000 J ahre nach unzähligen Andeutungen der Schrift und der
Ueberlieferung. Die zweite Periode sehr lang und die vorletzte im be-
s.12 schleunigteo I Zeitlauf etwas kürzer; aber nach einem symmetrischen
Verhältnis. In den Unterabtheilungen einer jeden Haupt-Periode (oder
Tages der Weltgeschichte) ist auch ein bestimmtes Zahlenverhältnis er-
kennbar. In der zrc::n langen Hauptperiode, wie in der dritten scheinen
vier Unterabtheilungen oder kleinere Perioden Statt zu finden. In der
jetzigen Periode sind sichtbar Unterabtheilungen von 150 Jahren, we-
nigstens die beyden ersten sind so. 1500-1650 (1498-1648)
dann 1650-1800 (1648-1789) -
Vielleicht wird nun noch eine Periode von 150 Jahren folgen; dann aber
in beschleunigten Zeitläufen mehrere von nur 50 Jahren.
(Zweite Periode Noah am
Abraham Schluß
.
Moses einer
Salov1011 jeden
Periode
1000
2100
1200
1200
[XV] Zur Geschichte und Politik. 1815. 1 129
700
1000 .
7200
2. 150 = 300
3. 100 = 300
2. 50 = 100)
12„1 Der Ass11r der Schrift, der Niniveh erbaut, ist offenbar der Nin:tts der
Alten; Sohn des Sem, oder des Belus, der der vergötterte Sem ist, und
Babel, die Stadt oder 13/orte des Belus. Dies gibt sehr großes Licht. Eine
große babylonische erobernde Monarchie kennt die Schrift nicht; die spätern
H errscher von Babylon, waren nur Satrapen des assyrischen Reichs.
(Sem ist nach der inländischen Sage der Perser selbst der erste König
der Perser; so viel ist klar.
Babel also im ersten Ursprung ein persisches Reich. )
s.13 1241 Ni!11rod ist ein arabischer oder aethiopischer Nomaden-Held, der Babel
offenbar nicht gestiftet, sondern erobert hat - und eben dadurch den
Assur vertrieben und zur Stiftung von Niniveh veranlaßt. -
12.;1 Die Eintheilung und Idee von den 4 Monarchien (aus Daniel) dürfte
auf den dritten Tag der Weltgeschichte an\vendbar seyn; dann muß frey-
l[ich] .;uch das asryrische Reich und Nintts mit zu dieser Periode hinzuge-
nommen werden. - (Die medische und chaldäische Monarchie fällt oh-
nehin mit der assyrischen fast in Eins zusammen. Den Hauptunter-
schied macht viell[eicht] die Religion und die ganze Staatsverfassung
zwischen d[em] assyrischen und d[em] Persischen Reiche. -)
1261 Nach Herodot und Volneys Berechnung \vird freylich Ninus erst circa
1200 ante Christ. fallen; und unstreitig ist dies der be9uemste Zeitpunkt
um die erste große Macht d[es] assyrischen Reiches anzusetzen. Zu
Abrahams und Moses Zeit verstattet dies der Context der Schrift kaum -
und zu Davids und Salomos Zeit auch nicht viell[eicht] also unmittelbar
vorher - vor Saul und der überall (wie es scheint) in Asien um 1200 sich
ereignenden Einführung der königl [ichen] Verfassung (gerade entgegen-
gesetzt der Einführung der republikan.[ischen] Verfassung in Griechen-
land um 700 ante Chr. und später). (Dann ist der 3. Tag auf 1500 Jahre
zu setzen
1000
1800
1500
1200
130 Zur Geschichte 11nd J)ofitik
900? 700?
1000 500?
500 - die Hälfte von 6.) 1000 wie 1000 (die 1. Per.) das Doppelte von
2100 oder 1800 der 2.) Siebt man auf die Proph eten, so muß doch auch
Sam11el berücksichtigt werden. - Das mythisch Dunkle der Geschichte
von Ninus bis Cyrus darf kein Einwand seyn. Ist ja doch auch in der
s.14 Epoche der Völkerwanderung I und in der ältesten Geschichte des Nor-
dens all es wieder aus dunkler Sagengeschichte.
1211 Die erste Eintheilung von 900 ante - 300 post Chr. ist demungeachtet
die beste; gleich nach Safo,no. - Der eigentl[iche] Despotismus scheint
erst nach dieser Zeit in Asien aufgekommen zu seyn, wie die Anarchie
in Griechenland, bald nach derselben Zeit. -
1321 (Der älteste Zeitraum von 1000-3110 kann wohl eigentl[ich] nur in
ZWEY Zeiträumen unterabgetbeilt werden, nicht in vier, wie der folgende.
Henoch bis Abraham, Abrahav; bis Salon,o.)
1331 Mit dem Salomo endet die vorbildliche Zeit in der Geschichte der Israeli-
ten, und nun beginnt auch gleich die Zeit der Propheten. 1
s. 1s 1341 Das Tag1verk des jetzigen Weltalters ist die ivahre U,:/iederherstell11ng der
Kirche. (nachdem das Werk der vorigen Periode, die reale Ausführung
des XQ[Christentums] oder der Ba11 des Tenrpels nicht recht gelungen
war.) Bis jetzt haben wir nur gehabt eine falsche Reformation: (1500-
1600); falsche Religionskriege (1600-1700); und eine falsche Tolera11z und
[XV) Zt1r Geschichte t111d Politik. 1815. I 131
1401 Die Thracier sind wahrscheinlich ein halb- oder gerr1ischt gernianischer
Stamm gewesen. Dann paßt auch Herodots Bemerkung von der weiten
und zahlreichen Ausdehnung dieses Stammes. Die alte Meynung, daß
132 Zur Geschichte und Politik
die thracischen GOTEN ein halbgermanisches Volk waren, wird am Ende die
richtige seyn. - Die Einwanderung der germanischen Völker so wie
ihre gerade Abstammung ist aber nach aller Wahrscheinlichkeit von den
Kimmeriern abzuleiten. Der Ort der ersten Sitze, Zeit und Richtung der
s.11 Einwanderung paßt dann I ganz vortrefflich. Die S"c_J1then sind die finni-
schen Völker; die Staven kommen in dieser ältesten Völkercharte noch
nicht vor, es müßte denn sein als Daker oder Massageten.
1411 (Macfyaren eine Mischung aus Fennen oder Scythen und Kalmycken oder
Tataren.)
1421 Die RiJ111er oder lJateiner sind eine Mischung von J)elasgern und von alt-
italischen Urbe1vohnern, die wahrscheinlich vom cantabrischen oder baski-
schen Stamm; der in Italien sehr ausgebreitet war. Dieser Stamm allein
könnte als nicht eingewandert und wenigstens relativ als Urbe1vohner E11-
ropas betrachtet werden. Nun frägt sichs von den Celten, ob sie vielleicht
bloß eine Mischung von Germanen und Vasconen sind, oder ob ein eige-
nes Stammvolk.
l43J (Die Hellenen sind bestimmt von Norden gekommen, nicht über Klein-
asien. Die Achäer im Pontus waren eine spätere Kolonie.)
1441 (Achäer ist vielleicht der ältere pelasgische Nahme der Joner, so ,vie Äolier
der ältere Nahme der Dorier.)
1451 Der Name HJ,perboräer ist viell[eicht] bloß fabelhafter Nahme der Nord-
bewohner und nicht auf ein bestimmtes Volk zu deuten.
1461 Der Einfall der S'rythen in Asien wird gesetzt circa 70 Jahre vor Cyrus,
also 630 ante Chr.; Die Vertreib11ng der Ki,11n1erier durch die Scythen etwas
früher; Scythen ist ,vahrscheinl[ich] der kimmerische, also deutsche
Nahme jenes Volks. Wenn von Titanen als von einem T/olk die Rede
ist, so ließe es sich wohl auf Te11tonen deuten. ln Kleinasien waren nur
die Bitf./ynier wahre Thracier; von den Trojanern ,vird doch zu ausdrück-
lich behauptet, daß sie Phryger gewesen seyen. 1
s. 1s 1471 Alle Nationen, deren Entstehung wir kennen, sind entstanden durch
Mischung von zwey oder mehr anderen. Die Griechen aus J)efasgern 11nd
Hellenen; die Lateiner aus iberisch-baskischen und pelasgischen Stämmen. -
(Die H EBRÄER aus der Mischung von Chaldäern und J)hiJ"niziern. Die
Gernianen viell.[eicht] aus der J\1ischung der Kim,nerier und thracischen
Geten - oder der Kimmerier und Ffyperborcier, wenn man diese doch als
eine eigene Nation betracl1tcn will.) Wie sind nun aber die ersten Natio-
[XV} Zur Geschichte 11nd Politik. 1815. 1 133
nen entstanden, ehe als noch andere vorhanden waren, aus denen durch
bloße Mischung neue ents tehen konnten? H ierzu bedarf es allerdings
einer viel höheren Auflösung.
14111 D ieses tausenc!Jährige Reich am Anfang (nach Analogie des tausendjährigen
Reiches am Ende) - ist ein zweiter sehr wichtiger Gedanke und heller
Lichtpunkt der Welthistorie. Es ist das alte tempus aÖT]AOv, was aber
jetzt im Zwischen licht aus dem Mittelpunkte Christi und aus dem heran-
nahenden Ende, - in Christo öriAov offenbar wird oder zu werden beginnt.
1491 Das erste Lf?eltalter zerfällt in zwEY Perioden:
1) Adam, Kain, Seth bis 1-lenoch. Die ersten sechs bis sieben Stammväter
und Könige der noch reinen Urwelt. Tausend Jahre.
2)Das Verderben der Urwelt; bey der Geburth des Noah ttnd 1111/er JJa171ech.
Dabey das Verderben der Kainiten; die große Revolution und der Un-
tergang. Fiinfzehnh1,111dert Jahre. Dieses zweite ist dann das titanische der
Revolution; tempus µv0LKOV.
Die erste tattsenc!Jährige Periode entspricht dem tausendjährigen Reich.
1501 (Bis Christusvier Perioden.
drey
- 1000 von 1000
- 2500 von 1500
- 3400 von 900
- 4000 von 600
Dann nach Christus sieben Perioden von 300 Jahren die z;viiljte ist das
tausendjährige Reich.) 1
s.19 1511 Die Apoka!Jpse muß rückwärts erklärt werden, indem man von d(en]
Endpunkten als den sichersten ausgeht. -
1521 Die Frage, ob es in unserer vorletzten Epoche fiinf oder
sieben Zeiträume
der Unterabtheilung gibt, erscheint noch ganz zweifelhaft. Wahrschein-
lich doch das letztere. -
1531 Auf die Revol11tion muß ein Strafgericht und eine Wiederherstellung, Re-
stitution (der Kirche im höchsten und reinsten Sinne) folgen. Das Straf-
gericht und die Restitution sind wohl gleich als identisch anzunehmen,
oder doch als gleichzeitig fortschreitend.
J54J (Der Anschein von J J>eri.oden, deren jede ein Jahrh11ndert umfaßt, in unse-
rer jetzigen Epoche, ist wohl nur eine Täuschung. - Es sind eigentl[ich)
nur z;vey Zeitalter von 1500 - 1650 und 1650 - 1800.)
(1498) - (1648)
134 Zttr Geschichte tind }"Jolitik
Tage
1ss1 42 Monathe sind 1260 Jahre; sind die 1 + 2 + 1/2 Zeiten von Jahren zu
verstehen; so sind auch die 3 ~ Jahre wieder gleich den 42 Monatben
und 1260 Tagen. (D as J ahr zu 360 Tagen gerechnet. Sind die 1260 Tage
als lv!onate zu verstehn, so sind es 120 natiirliche J ahre. -) Sind diese
Tage nun natürliche J ahre, so sind die flinf Monathe CAP. IX. gerade 150
Jahre; (also gerade die Dauer unserer jetzigen Perioden.)
1561 Könnte nicht das e111ige Evangelium CAP.auf J. B. Oakob Böhme] gedeu-
IX.
tet werden? - Der vom Himmel gefallene Stern CAP. IX. init. ist, \,Venn
ich nicht irre, auch von Holzhauser auf J,11ther gedeutet worden .
1571 D ie Restitt1tion beginnt schon jetzt, muß schon jetzt beginnen; weil sonst
s.20 die Kirche in der Periode der Zerstb'r11ng und I des Gerichts, ganz 11ntergehn
würde und müßte; was doch durchaus undenkbar ist. Vielmel1r fängt
die Restitµtion schon jetzt, zugleich mit der Revolution und d[em)
Gerichte an; aber sehr allmählig, im Verborgenen, scheinbar Kleinen
und langsam, wie wirs auch vor Augen sehen. Wir stehen schon am
Anfang der fetzten Epoche vor dem tausendjährigen Reich; eben \,Vegen
djeser anfängl[ichen] Langsamkeit der Restitution nun, ist wahrschein-
lich genug, daß dieser letzte Zeitraum nicht bloß 150 Jahre, sondern
etwas länger, nähmlich 200 Jahre dauern werde; da ohnehin so manche
Gründe und Autoritäten für die Dauer von 7000 Jahre stimmen. Sollte
aber die Zahl 7200 oder 7300, bey einer genaueren und tieferen Unter-
suchung als die wahre gefunden werden, so können dann die noch
übrigen 200 oder 300 Jahre für den letzten Kampf des Drachen oder des
Magog bestimmt seyn. Daß noch einmal auf Erden ein Kampf des Gog
und Magog gegen die Kirche Gottes beginnen soll; beweist, daß das
tat1sencfjährige Reich nur auf die Auserwäl1lten beschränkt und daß viele
s.21 f/ o'/ker - an den vier Ecken der Erde - daran keinen Thei/ 1 l1abcn und
sich zuletzt noch zum Kampf gegen sie erheben werden. Man muß sich
[XV] Zur Geschichte 11nd JJoJitik. 1815. 1 135
s.22 1581 Was hilft das Flicken an der äußern Fornt d[er] Kirche, so lange es am
Wesen fehlt, nähmlich an rechten JJriestern ? - Wären diese einmal erst
wieder gegeben, dann w·ü rde sich die Form bald finden. 1
1591 Sollen die sieben Gemeinden auf Kirchen jetziger Zeit gedeutet werden,
so muß man nicht jede kleine Sekte für eine Kirche halten wie Stilling,
sondern vorzügl[ich] auf die Verfassung der kirchlichen Regierung se-
hen, um zu verstehen, was Eine Kirche ist, wo denn in Einern G lauben
mehr als Eine Kirche Statt finden kann; und wieder Eine Kirche (die
E ines ist durch die gleiche J-:lerrscbaft und d.[en] gegenseitigen Einfluß)
bey einer Theilung in 1-linsicht des Glaubens. Befolgt man diesen
Grundsatz, so dürften allerdings in unserer vorletzten Zeit gerade sieben
Kirchen gefunden werden, 1) die römisch-katholische, 2) die gallikanische,
die ja wie der Nabme selbst sagt, noch etwas von jener verschiedenes
seyn will, und wenn auch Eins mit ihr im Glauben doch in der
kirchl[ichen] Verfassung und d[em] Geiste des Regiments wirklich ver-
schieden von der römischen ist. 3) die spanische, geschieden von der
römischen, zwar nicht durch gallikanische Anmaßungen, aber doch
durch den so ganz besondern Nationalcharakter und schon durch das
so ganz eigen.tbümlicbe Institut der Inquisition. - Die gern1anische Kirche
bildet in ihrem ganzen Umfange nur Eine, durch die Grundsätze und
s.24 Gesetze der Regirungen und durch I das Publikum, den Geist der Zeit
136 Zur Geschichte und Politik
1601 Deutlich ist, daß in der Offenbarung Joh.[annis] alles auf das letzte
fVeltgericht hinzielt; daher wenn je eine Anspielung auf die Zerstörung
von Jerusalem oder auf den Untergang d.[es] römischen Reiches ff1it
darin enthalten; dieses doch nur als sehr untergeordnet betrachtet \Ver-
den muß. Vielleicht aber wird garnichts der Art gefunden, was streng
genommen die Prüfung aushielte. - Die sieben Schalen beziehen sich
deutlich auf die sieben ]Josa11nen und entsprechen denselben. Es ist eine
neue Vision, die in einer Att von Parallelismus den Inhalt der vorigen
wiederholt, zugleich aber auch die letzten Epochen ,·iel deutlicher und
s.25 ausführlicher I entwickelt. - Daß auch in unserer jetzigen vorletzten
Epoche, durcb wahrhaft geistlichen Kampf Ltnd Krieg der Sieg der Kir-
che (des 1OOOjährigen Reiches mit begründet und vertheidigt \Verden
wird, erhellt aus dem 1veißen Roß, \velches den Kampf vor jenem Sieg
und ersten Weltgericht bezeichnet. - Da noch nach und "vährend dieses
Sieges Gog und Magog übrig bleiben; so ist dies auch umso noth,vendi-
ger. Es deutet auf W iederherstellung des Ritterthums und eines durch-
aus geistlichen und christlichen Ritterstandes. ((hierin liegt eine hohe
Bestimmung der Poesie noch fi:.ir unsere Zeiten).) Jvlcrk,vürdig genug
ist es, daß nach meiner Eintheilung grade 7 Epoc/;en von Christus und
[XV] Zur Geschichte und JJo/itik. 1815. 1 137
Johannes bis zum tausendjährigen Reich zählen. - Die sieben Siegel sind
nur als ' Einleitung in das Nachfolgende zu betrachten, wie die sieben
Schalen als Wiederholung und weitere Ausführung der sieben Posau-
nen. - Alles ist hieroglyphisch in der Apokalypse. - Berge sind Ki/nige;
Wasser, Meere Völker; was aber sind die Ströme? cfr. deshalb die Stelle
in der Beschreibung des himmJ.[ischen] Jerusalem. (Das krystallene Meer
das Volk d. [er] Gläubigen. Sind die Ströme - die Quellen etwa die ],ehren,
die Religionen - die Wissenschaften. ) - Auch der Euphrat ist ohne
Zweifel hieroglypl1isch zu nehmen, bloß als der größte jener (sinnbildli-
chen) Ströme. Baqylon ist so wenig allein Babylon selbst, oder Rom als
auch die Jesabel oder die Auserwählten bloß aus den 12 Stän1men Israel
(ganz gegen die Allgemeinheit des Christenthums) bttchstäblich zu neh-
men sind. - Babylon ist das Reich der JJüge, so wie das SonnenWeib die
Wahrheit ist. - 1
s. 26 1611 Die Zahl 12 (3 · 4) wird durchgehend in der Apokalypse als die Zahl
..
des Christenthums betrachtet; daher die 24 Altesten - (4 · 6) die (12
· 12) 144,000 Auserwählten; dann die so oft wiederhohlte 12 in der
Beschreibung des himmlischen Jerusalem. -
Die 6 in der Zahl 666 wird wahrscheinlich bloß betrachtet als
1
f,
Thei-
lung der 12; Zerrüttung und Zerreißung des Christenthums oder d[en]
Geist des Schisma bedeutend. - Die dreyfache Wiederhohlung bedeutet
bloß, wie in d[en] 777 Lebensjahren des Lamech, die vollkommne
Durchführung und Begründung in irgend einem Principe und Geiste. -
Die Deutung auf den Nahmen eines wirklichen Menschen muß schon
darum sehr zweifelhaft erscheinen, weil sie nach der griechischen Zah-
len-Bezeichnung auf eine sehr große Anzahl von Nahmen sich muß
anpassen lassen.
1621 Der JJo'we ist in dem Quaternarius der vier Thiere dem Stier entgegenge-
setzt; als die Kraft des Kampfes, im Gegensatz der produktiven arbeit-
samen, geduldigen Fülle. Das Centr11m ist in jedem Fall das J,amm. Es
sind die andern vier Thiere eben so viele Elemente, Weltgegenden oder
Endpunkte der Menschheit. - Die Figur des Menschen bezieht sich auf
s.21 das seinige Element, den Geist der Reflexion. 1 Der Adler ist die über sich
emporfliegende göttlich-geistig anschauende Begeisterung oder d. [er]
Verstand. Der Stier als produktive Kraft entspricht der Vern11nft; denn
nur die Vernunft ist die rechte, welche gehorsam, arbeitsam und eben
darum allein praktisch und produktiv ist; denn wahrhaft und mensch-
Lich produktiv ist auch nur die Vernunft und nur die vernünftige Pro-
138 Zur Geschichte 11nd Politik
s.2s 2 gespaltene und zertheilce) 7 ist = ~' so wie die 666 1 nur als vollendete
Spaltung der christlichen Zahl der 12 genommen \Vird.
..
1641 Die Q11ellen t1nd Strome sind unstreitig die Lehren und Uberzeugungen,
die Religionen pp.
1651 Wenn es sich wahrscheinlich machen ließe, daß das 1000 jährige Reich
mit unter den 1260 Jahren (falls es Jahre seyn sollen, \Vie doch wahr-
scheinlich ist) zäl1le; so könnten dann die 60 etwa für den letzten Kampf
des Magog bestimmt seyn und es blieben gerade 200 für unsre Epoche
von 1800-2000 post Chr. - Dieß verdient die sorgfältigste Betrachtung.
1661 (Die Erwähnung des Golzendienstes in d.[cr] Schilderung von Babel ist
auch figürlich zu verstehen. )
1671 Sehr bemerkenswerth ist es, daß Europa grade etwa sieben Ha11pt Staaten
zählt (1) Spanien 2) Frankreich 3) England 4) Österreich 5) Preußen 6)
Türkcy, 7) Rußland (ehedem an Preußens Stelle - Sch\.veden, an Ruß-
lands Stelle Pohlen pp ..) und 10 Nationen (1) Spanier· 2) Franzosen 3) Italie-
ner 4) De11tsche 5) Engländer 6) Nor711ä11ner 7) R11sse11, 8) J)ohlen, 9) Ungarn,
10) Griechen). \Xlollte man überbaupt Babylon irgend lokal erklären, so
könnte man es nur gerade zu - EJ.1ropa übersetzen, oder die gesan1te
christlic/;e S'taatsJvlaschine, wenn auch nicht grade ausschließend das ron1i-
sche Reich oder deutsche Kaiscrthum.
1681 (Der Nahmc des Sternes - Wern111th - könnte am meisten gegen die
Deutung auf bestimmte historische Nal1men warnen - Nahn1e heißt so-
viel als eigenthüm. [Jiches] Wesen. 1
[XV] Zur Geschichte und JJoJitik. 1815. 1 139
S.29169] ((Steht es nicht im Brev.[iarium] oder im Stolberg; daß der hf. J11stin11s
1,1nd lrehä11s schon die Apokalypse kommentiert habe?) - )
1101 D ie ZEHN Hö"rner können schon darum nicht die germanischen und
anderen nordischen Völker seyn, welche das alte rö1J1ische Reich zerstörten;
weil von jenen 10 Hörnern oder Königen ausdrücklich gesagt wird, daß
ihre ·Macht nur sehr ki1rze Zeit dauern \.verde. -
Die sieben Kirchen sind wohl als eine Art von Kennzeichen zu betrachten;
nähmlich daß die P rophezeiung dann beginnen soll, in Erfüllung zu
gel1n, wenn jene sieben Kirchen erkennbar hervortreten, in der Wirk-
lich keit gefunden \.Verden und es sich daran zeige, daß nun die Stunde
nahe sey.
17 11 Aus den Bä11men vor dem Quell des Lamms cap. ult. erhellt, daß unter
Bäumen und Gewächsen nicl1t bloß die LEHREN, sonder auch die L EH-
RER zu verstehn seyen.
1121 (Unter allen D eutungen der Zahl 666 auf einen Namen ist die von
a1tOO'ta1:-r1c; wohl die natürlichste. Aber warum sie b loß auf den Kaiser
Julianus deuten, da so viele andere auch diesen Nal1men tragen könn-
ten? - )
1731 (Die hieroglyphische Bedeutung der grzinen Bäun1e (im Gegensatz der
Quellen und Ströme) scheint allerdings auf die Erkenntnisse zu gehen. -)
1741 Um den E11Jhrat, (einen der vier Hauptströme des I>aradieses) zu erklären,
müßte man Rücksicht nehmen auf die besondre Bedeutung, \.Velche diesem
Strom in der allegorischen Erklärt1ng der vier ParadiesesStröme gegeben
wird. - Wahrscheinl.[ich) ist es die JJhilosophie und die vier Engel, also
die hauptsächl. [ichenJ falschen Systeme, welche aus der menschlichen
cpo[Philosophie] hervorgehen.
1751 Die sieben Hö.rner des l~ammes müßten nach der biblischen Hieroglyphen-
S.30 sprache I sieben christliche oder geistliche Reiche (Nationen, Staaten,)
bedeuten; dadurch wird die Beziehung der sieben asiatischen Gemein-
den auf die sieben Kirchen der Christenheit in der jetzigen, vorletzten Zeit
fast zur Gewißheit.
1761 (Wenn die Dauer von 1260 Jahren angenommen wird; so frägt sich
dann, was aus Amerika und Afrika während der langen Zeiträume zu
Stande kommen. wird? - Wahrscheinlich doch nur die Nebenl~iinder von
Europa. - China kann wie ganz Nordasien mit der Tartarey und Rußland
noch im Kampf des Gog und Magog zu einer großen Rolle aufbehalten
140 Zur Geschichte und Politik
sein. - Daß es gar für nichts zählen sollte in d[er] Entwicklung des
Ganzen, ist nicht wahrscheinlich. )
1771 Aus dem Meere d. h. aus der Volksmasse; aus dem Abgrund d. h. aus der
falschen cpo[Philosophie]; wodurch die Revolution als das babylon.[ische]
Unthier hinreichend deutlich bezeichnet wird.
1781 Wie die Sonne die reine giittl.[iche] Wahrheit oder die Religion bezeichnet;
so könnte unter d[em] Monde wohl die sapientia mundana,prudentia civi-
lis oder politische Weisheit zu verstehen seyn -. Die Bedeutung des Mondes
muß eine mittlere seyn zwischen d[er] Sonne und d.[en] Sternen. Auch die
Erde muß ihre bestimmte hieroglyphische Bedeutung haben, so wie
auch die Gräser pp.
1791 Mit Unrecht hält Stolberg die Engel der Posaunen für solche, welche
(mit Gottes Zulassung) selbst die Verderber sind, da sie doch bloß als
1/erkiindiger des Verderbens bezeichnet werden. Nur die vier Engel (welche
stets bereit sind zum Verderben - an den vier Winden - gebunden am
Euphrat) sind selbst mit Gottes Zulassung Verderbende. Sie müssen
s.31 im Gegensatz gedacht 1 ,verden mit den 11ier Paradiesesströmen und den
vier Thieren.
1so1 (Merkwürdig ist, daß in der Stadt Gottes wohl Himmel und Erde - aber
kein Meer fürder Se_J1n 1vird, obwohl früher ein ko•stallnes Meer erwähnt ,vor-
den. Es hängt d.[em] Meere in s.[einer] Bedeutung allemal etwas auf
Unruhe ttnd .5chwankttng Deutendes an, verwerflicher als die feste, der
Verklärung fähige Erde. - Selbst das Volk, die Masse der Gläubigen
und Erleuchteten Gottes bildet in seinem zeitlichen Zustande und vor
der letzten Vollendung immer nur noch ein n 1ogendes und sch1vankendes
Meer, das die wahre Kirche und Gemeinde Christi bedeutet oder in
sieh enthält.)
1811 Die Sonne gel1t doch nur auf die sichtbare Kirche (und veritas P haenome-
non) weil in der Beschreibung von dem neuen Jerusalem ausdrücklich
gesagt wird, daß dort die Sonne nic/1t 111ehr scheine und es ihrer im An-
schaun Gottes nicht r11ehr bediiife. - Der Stron;, welchen d. [er] Drache
gegen das Sonneowcil1 aus seinem Rachen schießt, ist gleich den ande-
ren Quellen und Strömen der Lehre ein vergifteter StrotJJ derjafsc/1en Lehre-,
den die Erde d. h. die Zeit oder Zeitlichkeit verschlingt. Alle fa.l schen
Lehren und Systen1e als Ausgeburthen der Zeit und des Zeitgeistes a11ch
von der be1veglichen Zeit 1vieder 11erschl11ngen.
[XV] Z11r Geschichte und Politik. 1815. 1 141
1821 D ie Erde ist wie im A n fang Mosis die J'innenwelt; dann die Zeitlichkeit,
Zeit und Zeitgeist. In diesem letzten Sinne heißt es daß der falsche J)rophet
(in Lammes Gestalt und mit D rachenRede) oder der wah re Antichrist
der Erde entstiegen sry. - D ie Deutung der Erde ist einer der wichtigsten
Punkte in d.[er] Erklärung des ganzen Buches.
1831 D er Apolb1on ist kein Individuum als Antichrist sondern der Satan und
Geist des Abgrt1ndes selber. Im cap. VII. muß erst v. 9. mit v. 4- 8 besser
vereinbart werden, um einen Be,veiß daraus hernehmen zu können, daß
die zwölf Stämme durchaus nicht lokal ttnd bttchstäbfich historisch zu neh-
men sind. 1
S.32 1841 D as Beschädige11 ttnd Verletzen der Erde, von dem oft die Rede ist, nöthigt
schon, einen sinnbildlichen Sinn anzunehmen; zu merken ist auch daß
cap. XI. v. 4 die beyden Zeugen l~et1chter genannt werden, die vor dem
Angesicht des Herrn der Erde stehen, - <des Herr11 der Natur?)
1851 cap. IX v. 4. wird die sinnbildliche Bedeutung d [er) Bäume und Gräser
direkt durch d[en] Gegensatz der Menschen, die das Zeichen G o ttes
nicht haben) - zur Genüge festgestellt. <,,die Menschen, die in Gott
grünen und wachsen und Früchte tragen ." -)
1861 Wenn man die sieben Epochen d[erj Offinbart1ng auf die Geschichte der christli-
chen Kirche, wie es wohl allein recht ist, beziehen will, so muß man aucb
die Epochen nicht aus der politischen Weltgeschichte nehmen, sondern
aus d[em] Ganzen d[er] christl[ichen] Gemeinde und d[er] Entwicklung
des in ihr herrschenden Geistes. - Die Kirche aber an sich sollte eigent-
l[icl1) immer sich selbst gleich Lind unverändert seyn; alle Epochen in ihr
können daher nur Ungfiicksepochen seyn. - Diese müßte man nun vor
allen Dingen aufsuchen, um die richtige Deutung zu erleichtern . .,.LJrit1s
ist ei11e solche Epoche, Mahomet desgleichen, J)hotius oder das griechi-
S. 33 sehe Schisma nicht minder. 1 Das lateinische Schisma verdient dann auch
wohl als Mutter der Kirchentrennung als eine eigene Unglücks-Epoche
betrachtet zu ,verden. Endlich l~uther und die gesamte Reformation.
Sodann die nettere J)hilosophie seit Descartes etwa.
1s11 <Nur solche Irrlehren können hier eine Stelle finden, welche die gesa-n1te
Kirche 11nd christliche Weft erschiitterten - können hier als Epochen betrach-
tet werden; nicht alle die unzähligen in cpo[philosophischer] l-linsicht
vielleicht merkwürdigen Sektierer; wenn sie keine so welthistorischen
Folgen hatten.
1. A rius und Man es
2. Mahomet
142 Zur Geschichte 11nd JJofitik
3. Photius
4. latein. Schisma
5. l~11ther 11nrl Refarrnation
6. Ne11ere JJhilosophie
7. RevolJ1tion - Thier aus dem Abgrund -
Dieses scheint ganz unvergleichlich zu passen. -)
1881 Die be_;,den Zeugen, welche vor dem l--Ierrn der Erde stehn und leuchten,
sind die Schrift und die Natur, die todt und verkannt inmitten allen Vol-
kes auf der Gasse liegen, wo doch, daß sie nicht völlig vergraben wer-
den, immer durch einige Auserwählte verhindert wird. Indessen hindert
diese Auslegung nicht die Beziehung auf Z}1ley Klassen von J,ehrern, die
der getreuen Si:hriftbe1vahrer Gottes und gewaltigen Gesetzvollzieher und
die der erleuchteten Nat1,1rverkiindiger Gottes; als deren Inbegriff und Heer-
führer auch Elias und Henoch sehr wohl gelten können.
1891 Die Deutung der Zeit muß man vors erste ganz absondern von d[er]
Deutung der Begebenheiten. Nach Bossuet (Stolberg. S. 401. Th. VII.) -
sind unter den zweyen Zeuge11, Heilige unter den Christen, aus den JJrie-
stern J1nd aus den l~ayen, verstanden. Auch Stolberg glaubt, die zwiefache
Zahl deute auf JJersonen von ZJVO verschiednen Ordn11nge11. 1
S.34 190} (Die Wiedera,ifstehung von Schrift und Natt1r kann man erst jetzt anneh-
men. Das Todt da liegen kann man beginnen zu jener Zeit, da die Wun-
derkraft in der Kirche schwächer ,vurde.
1800 1620 Wenn man den J. B. Qakob Böhme] als ein Zeichen und
1260 1260 d. [en] Anfang jener Auferstehung ansehen wollte, - so
•
540 360
gäbe es die erste Zahl 360, falls nähml[ich] die Tage als Jahre gerech-
net werden. -
Die Zahl 360 hat viel für sich (nach der Zal1l des Henoch 365.))
1911 WarL1m liegen bcyde Zeugen, die Schrift und die Nat11r, codt und ver-
kannt auf d[er] Gasse und geht das Volk gaffend vorüber und läßt sie
Hngeniitz! liegen? -
Weil es von den falschen Zeugen, de r selbstivissenden T er1111nft bethört
und verblendet is t.
1921 Die Auferstehung der beyden Zeugen muß gerade jetzt Statt finden,
nacbdern der giftige .5trot11 (der falschen Aufklärung), \velche d. [et] Dra-
che gegen clie cl1ristl.[iche] Kirche ausgeströmt, um sie fortzureißen,
von d. let] Erde verschlungen ist.
[XI/) Zur Geschichte und J)ofitik. 1815. I 143
1941 In dem Nahmen Apol!Jon hat man wohl sehr vergeblich ein historisches
Geheimnis oder Räthsel gesucht. Er heißt nichts ~veiter als d.[er] Fürst
des Abgrundes, dessen Nahme d. h. dessen fj'q,sen 11nd eigenthiimlicher Charakter
darin besteht, daß er alJes Verderben is·t. 1
1961 Die Geschichte der J>hilosophie fängt wohl am besten an mit jener Qt1elle
(cap. 2) welche vorhanden war, noch ehe irgend etwas Grünes gewach-
sen war. Sie ist offenbar .rymbolisch zu verstehen, für den G lauben, die
Offenbarung wie in der Apokalypse. - Vielleicht sind auch die Ge-
wächse so zu nehmen. - Dieser symbol. [ische] Sinn erstreckt sich nun
auch auf die vier Strii1J1e (den vier Tbieren vergleichbar, wie die QuelJe
dem Lamm), doch so, daß darum die vier Ströme den geographischen
Sinn nicht ganz verliehren.
1971 (Die Qt1ellen 1111d Gewächse als Glauben (Offenbarung, Erleuchtung) und
Erkenntnis oder Nahrung des Geistes und d.[er] Seele, kann auch noch
auf W'ein und Brodt im Sacrament bezogen werden. Vielleicht sind selbst
diese Gewächse - allegorisch zu nehmen.) Die Quelle unter dem S'ttthle
des J .,ammes hervor in der Apokalypse ist eben jene Paradieses-Quelle im
Moses. )
1981 Da die EinsetZf1ng des Sabbaths vor der SendL1ng Adams gestellt ist; so
folgt daraus, daß das Gesetz des Sabbaths auch für die Geisterwelt
gilt. -1
s.36 1991 (Aus den Bättmen an der Quelle des Lammes im letzten Cap. [ite1] scheint
noch zu erhellen, daß unter den Bäumen und Gewächsen in der Apoka-
144 Z1,1r Geschichte 1,1nd Politik
lypse nicht bloß JJehREN, sondern auch die l,ehRER selbst zu verstehen
seyen. - Diese ganze Bedeutung der Bäume ist auch auf den Anfang
Mosis, cap. 2 pp. zu beziehn. )
s.37 Apoka(ypse.
11011 ßemerkenswerth ist, daß unter den siebe □ 1-Iauptstaaten von Europa in
den letzten Zeiten einer nach dem anderen der vorherrschende war und
eine Zeit hindurch die JJräpotenz behauptete. - Dieß kann, wenn die 7
Häupter einmal als diese Hauptstaaten betrachtet werden, - dazu die-
nen, die schwere SteUe - fiinf sind voriiber- zu erk.Jären und die Zeit ganz
genau zu bezeichnen, die dort als die gegenwärtige genommen wird. -
Das venv11ndete lfa11pt ist das erste und vornehmste unter den 7; mithin
das Reich, dessen Wiederherstellung sooach deutlich prophezeyt wird. -
Die Fünfe, welche vorüber, sind 1) das Reich, 3) Spanien, 2) Tiirkisches
Reich, 4) Frankreich, nebst Sch1veden, oder könnte dies besonders gezählt
werden?, 5) England - aber wie ist England vorüber? Dann käme R1".ß-
land und wer dann? Das Thier als das ac/1te Haupt bezeichnet dieselbe
Epoche, \VO die zehn Hiirner (Nationen) die babylonische Hure zerflei-
schen und verwüsten; d. h. die Revolutions Epoche, wo die Staaten i111
Strttclel der Nationen untergehen. -
(Die Kirchen werden im Ganzen nach dem Alter aufgeführt, der An- •
ciennität. Denn als besondere Kirchen haben sich die spanische, anglikani-
sche und gallikanische erst seit der Reformation ent\vickelc. - )
11021 Die A1tftrstehung der bryden Ze11gen ist wohl auch zu beziehen auf das e1vige
Evangeli11tJ1. 1
S.38 llll'II Die 1260 Jahre sind mehr als einmal zu zäh len, - Einmal bis 1800 und
einmal von 1800 an.
JI041 ln Rücksicht auf das eivige E11angeli11111, sind z,vey Irrthümer herrschend:
1) daß mat1 glaubt, es soUc dieses e\vige Ev.[angelium] ein neues, von
dlem] Evangelio Christi noch verschiedenes seyn; als ob es noch ein
andres, als ob es mehr als ein Evangelium geben könnte. 2) daß man
Z\var wohl das einzige schon vorhandene Ev. [angelium] darunter ver-
steht, aber bloß cl.[en] Bi,chstaben desselben. Die Ma1111skripte und ge-
[XV} Zur Geschichte und J->olitik. 1815. 1 145
S.39 11os1 Durch eine Akade'Tl1ie der Wissenschaften in Oesterreich die \.Vahre Philoso-
phie von oben herab einzuführen - auf solche Weise die bestehenden
Universitäten der gewöbnl.[ichen] Art zu umgehen, und eine 1vahre 'Uni-
versität nach meiner Art zu gründen.
110<>1 Die künftige Bestimmung von Oesterreicl1 ist allem Anschein nach so
groß und erhaben, daß die Menschen erstaunen würden, wenn sie es
ahnen könnten.
11011 Schon weil das Kaiserthum jetzt zwischen Oesterreich und J->retljen un-
entschieden in der Mitte schwebt, kann zunächst kein förmliches Kai-
serthum seyn, sonder out ein Bund 11nd ein Gleichge1vicht.
11081 (In d. [er] Schrift 1) das heilsamste wäre das Kaisertburn (bey Oester-
reich) 2) da dies nicht seyn [kann], ist ein Gleichgewicht das beste. )
p091 Es wird 'l.vohl eine Universalmonarchie zu Stande kommen, aber eine ganz
andere als die, von welcher bisher geträumt ward. Nicht ein Eroberer,
sondern die Macht der Umstände und die göttl[iche] Fügung selbst wird
sie hervorbringen. (Ahndung dessen vicll.[eicht] beim Kaiser Maximi-
lian - Vorbild in Karl V.)
p 101 Durch ritterliches Kämpfen gegen das FALSCHE Kaiserth11111 muß Oesterrcicb
des wahren Kaiserthums sich allein würdig zeigen und auch dazu gelan-
gen.
111 q Alles in der Weltgeschichte ist jetzt offenbar angelegt auf ein EuROPÄI-
SCHES Kaiserth11m. Das Streben danach ist unverkennbar und auch unab-
wendbar. 1
146 Z11r Geschichte und Politik
s.40 11121 Ehe man daran denkt, eine angemessene Form für einen neuen geistli-
chen Orden zu bestimmen, was doch unsäglich viele Schwierigkeiten
finden \.Vürde, ist das Erste und Wesentlichste, das wahre katholische
]Jriesterthun1 überhaupt wiederherzustellen, d. h. erst wahre Priester in
hineichender Menge herbeyzuschaffen und zwar vors erste in der Form
frl!J•er Weltpriester.
1113J Pohlen giebt uns gegen das gewöhnl.[iche) Vorurtheil, als sey die Revolu-
tion bloß von der Idee der Volksherrschaft ausgegangen, das Beyspiel
einer reinen Adelsrevolt1tion.
11141 (Jekel. II. S. 58 sagt (1803) ,,die Juden haben sich in dem ungeendigten
Kriege - durch freywillige Kriegsbeyträge ganz besonders ausgezeich-
net, über 15000 Israeliten dienten cheils als Soldaten, theils als Fuhrwe-
sensknechte unter Oesterreichischen Fahnen pp. Jekel l. S. 82)
111s1 .Bolesla1-1s der Keusche suchte gegen die Mitte des 13ren Jahrhunderts, die
Städte gleich den deutschen ReichsStädten in Aufnallffie zu bringen pp. Er
gab, so wie es scl1on einige Herzöge aus dem Pictischen Stamme in den
Städten ihrer Herzogthümer taten, der Stadt Kraka11 i111 Jahre 1257 das
De,,tsche Recht, entzog sie und andere Städte der Gerichtsbarkeit der
Kastellane, Woywoden und Richter, ertheilte ihnen das Recht der deutschen
ReichsS'tädte pp." -
11161 Es würde ein sehr reiches und merkwürdiges Gemählde bilden, \.venn
man ausführlich darstellen wollte, was die slavischen J ,änder alles der de11t-
schen Ct1lt1,1r verdanken, und wie \Veit diese sich in denselben ausgebreitet
bat. 1
S.41 II 111 Statt in Gallizien die Bauern und Leibeigenen in Opposition gegen
d.(en] Adel erleichtern und begünstigen zu \.vollen, hätte die Oesterrei-
chische Regierung ihr ganzes Augenmerk darauf richten sollen, zuerst
den pohlnischen Adel zu gewinnen, zu bessern und zu bilden und dann
durch diesen auch das Volk zu bilden; da, wenn der Adel recht -.väre,
wie er seyn sollte, ein patriarchalisches Verhältnis wie das d.[er] Leibei-
genschaft in älteren Zeiten mitunter war und sehr wohl seyn könnte,
für die slavischen Völker am meisten passend seyn dürfte. -
111s1 \In der Schrift von der Gla11be11sFreiheit muß auch die „Fornt der protestanti-
schen Kirche" einen eignen Abschnitt bilden. - )
11191 Jekel. 111. S. 63. Die Könige von Pohlen sahen die Vortheile der deut-
schen Städte-Einrichtung dermaßen ein, daß sie auch die pohlnischen
[XV] Zur Geschichte und Politik. 1815. 1 147
11201 Jekel III. S. 91. Es war in Pohlen ein Unterschied zwischen den Dörfern
juris Polonici, und jt1ris Teutonici. In den ersteren herrschte strenge Leib-
eigenschaft, in den letzteren waren die Bauern freye und erbliche Besitzer
und Eigenthümer des Grundes. -
11211 (Auch die preußischen Städte und Warschau hatten anfangs das Magde-
b11rgische Recht; die masovischen und podlachischen Städte hatten je-
doch schon vor Ende des 13cen Jahrh. das kt1lmische Recht, welches aber
auch nur das modifizierte Magdeburgische war.)
11221 (Um das Land emporzubringen, zog Kasimir der Große fremde Ansiedler
in das Land; setzte sie it1re Teutonico ein, so daß er von den Edelleu ten
spottweise der Bauernkönig genannt ward.) 1
S.43 Apoka!Jpse.
11231 Die „wilden Thiere d.[er] Erde" d. h. die Ge"valtigen, (Eroberer, Geisseln
Gottes) und zerstörenden Herrscher d.[er] Zeit. - Die Ll1'iiste bedeutet
wohl das lnnre des Menschen. Seele? Man sollte es besser Eino·de über-
setzen. (Diese Deutung ist umso einleuchtender, da hinzugesetzt wird,
„wo Gott ihr (der Liebe) eine Stätte bereitet hatte.") Bey dem Sinnbild
des Meeres ist Rücksicht genommen auf die wogenden Geschlechter, die
Generationen, die wie Ebbe und Fluth wie Meereswogen steigen und
sinken und auf einander folgen; daher denn auch irn Himmel (wo nie-
mand mehr freyen wird noch sich freyen lassen) oder in der Jtadt Gottes
- kein Meer fürder seyn "vird. - Das Sonnenweib ist am richtigsten
wohl als göttliche J,iebe zu bezeichnen. Wäre es schon die vollendete
Wahrheit, so könnte der giftige Strom, welchen d. [er] Drache ausspeit,
ihr gar nicht einmal Gefahr bringen; und bedürfte es nicht der hülfrei-
cl1en Erde, den gefahrdrohenden Strom zu verschlingen. (Vor den wil-
den Thieren der Erde war die J,iebe wohl gesichert in jener heiligen
148 Zur Geschichte 11nd Politik
Einöde - aber darum nicht ohne Gefahr von de111 giftigen Strome des Dra-
chen.)
11241 (Nimmt man d. [ie] Dauer der weit!. [ichen] Herrschaft bis 2000 an, so
. 1260
!St
a. o. 740
als Anfang desselben oder des abenländischen S.taaten.Sjstems gesetzt; was mit der
Geschichte recht wohl paßt. )
112s1 Die „Gasse") auf der die beyden Zeugen todt liegen, ist der Gegensatz
der geheiligten Einode. - Während die beyden Zeugen todt auf der
Gasse lagen, mußte die Liebe Gottes sich allerdings in die unzugängli-
che Einöde des inneren Menschen flüchten; beydes hängt genau zusam-
men. Vortreffi. [ich] paßt dieses auf die vielen Einsiedler, Mönche und
s.44 Mystiker des Mittelalters. 1 1--Iat aber die Liebe Gottes die Einöde schon
verlassen und ist wieder siegreich hinausgetreten in die Welt? dieß darf
man wohl kaum noch sagen, es muß aber bald, sehr bald geschehen.
(360-1620
540-1800
740-2000)
11261 (Die Sonne ist der wahre Gla11ben. Im Himmel, d. i. in der Stadt Gottes
wird die Sonne nicht fürder scheinen; denn da '..Verden die Seeligen nicht
mehr glauben sondern scha11en.)
11211 Das Erdbeben beym sechsten Siegel könnte an sich "vohl die T/ iifkenvande-
r1111g bedeuten; wenn nicht allzu deutlich in den letzten Versen desselben
Cap.[itels] angedeutet würde, daß vom !f/eitgericht die Rede sey. Es ist
also abermals die 11orle!Zfe Zeit (Revolution) vor d. [em] Weltgerichte zu
verstehen und das Weltgericht. - Daß die .Sonne schu,ach werden soll,
oder der Gla11be verfinstert, der Mond blutig, oder die irdische [f/eisheit und
Staatsk1111st auf Krieg, Zerstiir1111g 11nd Untergang gerichtet - paßt auch viel
besser auf unsre Zeit als auf die Völket'..vanderung. - Die J1ier Rosse
der vier ersten Siegel bezeichnen bloß die natürl.[iche] Stufenleiter und
Verdetbensprogression jeder Kriegsge,valt und bloß auf Krieg gegrün-
deten Macht. - Will man bey dem Geschrey der Märtyrer besonders an
die große Verfolgung unter Diokletian denken, so ist dann ein großer
Sprung in der Vision bis zum \Xleltgericht; was auch umso weniger be-
S.45 fremden kann, 1 da sich ja aus dem 7cen Siegel erst alle 7 Posaunen
entwickeln; mithin die 7 Siegel nur als eine Einleit1111g des Ganzen zu be-
trachten.
[A'l/j Z1,1r Geschichte 1111.d Politik. 1815. I 149
11281 (Das weiße Roß kann noch eher den Trqjan (die glückl.(iche] Zeit des
röm. Kaiserreiches) als den T itus bedeuten.)
11291 Die z;11ey Hiirner des falschen Propheten (oder des Antichrist) sind auch
,vohl zu beachten. Sie deuten wahrscheinl.[ich) auf innere Spaltung s.[ei-
ner] Kraft oder seines Wesens.
11301 In dem geheimnisvollen: ,,Eine Zeit, 11nd z111ey Zeiten und eine halbe Zeit" 1
+ 2 + 1/2 ist auch wohl vorzüglich die Absicht, den Charakter der
Spaltung und der Z\.vietracht auszudrücken.
11311 Bemerkenswerth ist, daß es das Thier des Abgrunds ist, nicht das Thier
aus dem Meere, \.velches die beyden Ze1,1gen töätet; also derselbe Drache,
oder Schlange (Unglauben, Hochmuth, Atheismus, Satan), welcher den
giftigen Strom des Unglaubens gegen die Liebe abschießt. (Der D rache
ist attj die Erde ge1vo,fen. Freylich heißt es cap. IX v. 11 „Engel des Ab-
grundes"-
im cap. XVII IJ. 8 „Das Thier wird aus de111 Abgrund empor steigen.")
11321 Wenn nicht bloß das Thier aus d .[em] Meere, sondern auch der Drache
dargestellt wird, als sieben Hättpter und zehn Hö'rner habend, so leidet das
bey dem Drachen freyl[ich) keine historische De11t11ng. Es ist die dem Satan
eigenthü111![icf1e] und ihn wesentlich cl1arakterisierende Nachäffung Gottes
damit gemeint. Wie die selben Geister 1Jor Gott stehn oder in 10 S'epbiroth
oder Kräften s[eines] Wesens sich entfalten - so sucht auch der Geist
des Abgrunds sich in ähnlicher Weise zu gestalten.
11331 (Schiffe im Meer sind Städte oder Staaten. Inseln sind Länder, Reiche -
viell[cicht] auch mit besonderer Rücksicht auf E11ropa, welches in d. [er]
Schrift oft durch Inseln bezeichnet wird.) 1
S.46 11341 Die Bezeichnung der atheistischen Staatskl11gheit als das Thier, 111as 111ar ttnd
ist nicht mehr und 1vird seyn - könnte sehr passend gefunden werden, da
ciicse Staatskunst immer nur als R11hr11begier von der Vergangenheit zehrt,
als Eroberungssucht aber sich im Plane für die Zukunft verliert, an sich
aber eigentlich immer nichtig und nichtig Se_Jrend ist. (Daß dieses „ist nicht"
in sinnbildlichem Sinn zu nehmen sey, erhellt aus den Worten des deu-
tenden Engels, wo er sagt; einer, der sechste (Kopf oder König) ist noch
PP· )
lf 351 Das Einzige im Daniel, was meines Bedünkens auf den Antichrist und
die vorletzten Zeiten bezogen werden kann, ist die Stelle von den zehn
Hö'rnern 11nd d.[e11t} kleinen Horn unter diesen, \velches drry Hö'rner oder
150 Zur Geschichte und Politik
Kiinige von jenen demiithigt. Dieses scheint ganz auf Frankreich, ja auf Napo-
leon zu passen; die drey gedemüthigten Hörner sind Dettischland, Italien
und Spanien. Die 1 + 2 + 1/2 Zeiten kommen auf die Berechnung an.
Ist es Frankreich iiberhaupt, so könnte man als die einfache Zeit 6 Jahre,
als die Dauer der Revolution 21 Jahre setzen von 1792-1813. Ist es
Napoleon insonderheit, so würde die Zeit von 5 Jahren an genommen, die
s.47 ganze Dauer seiner Epoche auf 17 1/2 Jahren geben. 1 freilich ist dieses
zu vieldeutig; um sogleich als einzig rechte Deutung angenommen wer-
den zu können. -
(6 + 12 + 3 = 21
5 + 10 + 2 1/2 17 1/2
1792-1813
1796-1813)
Vielleicht liegt in dem 1 + 2 + 1/2 ein allgemeines Naturgesetzflir die
Verderbensprogression alles Schlechten; eine Zeit für den Anwachs und das
Steigen auf d[en] Gipfel - zwey Zeiten für die Dauer und das Bestehen
auf diesen - dann nur eine halbe Zeit für da s schnelle Herabsinken ins
Verderben, ,venn der Augenblick einmal gekommen ist. \Vahrscl1einlich
ist, daß die 1260 Tage, 42 Monde, 3 1/ 2 Tage, 3 1/ 2 Z eiten, je nachdem
die eine oder andere Benennung gewählt, verschiedene Zeitepochen, Peri-
oden von verschiedener Länge und Dauer bezeichnen.
11361 Darin daß auch der Drachen 7 Häupter und 10 Hörner bat, liegt außer
der Nachahmung der Form Gottes, auch noch; daß man hier unter
d[em] Unglauben, d[em} .-4theisn111s, d[er] lrreligion nicht irgend ein sub-
tiles System der atheistischen Philosophie (wie et\-va beim falschen Pro-
pheten), was n11r auf wenige wirkt, zu verstehen habe; sondern ein ALL-
GEMEINES Volksverderben, was sich ebenso 111eit erstreckt 11nd a11sdehnt als
die 7 Häupter und 10 Hörner der alheistisc/Jen Staatsn1aschine. (Warum
haben am Drachen die 7 Hä11pter KRONEN, am Thiere aber die 10 Hiir-
ner?) 1
S.4811371 Das Thier bezeichnet das Reich der Stinde oder die .Sinnlichkeit; in jenem
weiteren Sinne, nach welchem auch Ebrgeitz , weltliche Herrschaft und
Hoffarth, 1-labsucht, Mordlust dazu gehört, kurz das ganze Kriegsunge-
heHer der weltlichen Herrschaft. -
11 381 Das Weib auf dem Thiere, die Hure ist die Jitnde, die in jenem Reiche
d.[er] weltlichen l-Ierrschaft thront und ihren Sitz hat. Alle Sünde ist
ursprüngl[ich] Unzucht. Hochmt1th ist eigentlich schon nicht mehr
Sünde, sondern ,,,ehr als Sünde; obgleich die erste Wurzel derselben. -
Die bryde11 Hiir11er des l ~iigners, oder des falschen Propheten sind Vern11nft
[XV] Zur Geschichte und J)oJitik. 1815. 1 151
und Einbildungskraft. Das BILD des Thiers ist die falsche Idee der bürger-
1. [ic hen] · äußern Freiheit, als trügerisches Fantom einer irdischen Selig-
keit; da doch alle wahre Freiheit innerlich ist und alle \.vahre Seeligkeit
. .
ge1st1g.
11391 Die Fliigel, wie eines großen Adlers, welche der Liebe in die Einöde
mitgegeben werden, sind die Flügel der hohen und einsan1e11 Betracht11ng,
des contemplativen IJebens und der wahren christlichen Philosophie. Auch
durch diesen Zusatz bestätigt sich von neuem die wahre Deutung. 1
S.49 11401 Die sieben Schalen correspondiren offenbar den sieben JJosa11ne11. Bey 1-6
ist dieß unverkennbar. Es ist eine Art von Wiederhohlung - nach dem
Gesetz des Parallelismus - des vorigen Gesichts, worin noch eins und
das andre nachgetragen, eigentl. [ich] aber die nähmlichen Begebenhei-
ten wieder von einer etwas andern Seite betrachtet werden, vorzüglich
aber die siebente Unglücks-Epoche noch viel vollständiger ausgejiihrt wird.
So \.Vie die sieben Siegel sieb eben dadurch als Einleitung der Ha1tptvision
(der 7 Posaunen) bewähren, daß aus dem 7ccn Siegel sich die 7 Posaunen
entwickeln; so ist diese Wiederhohlung, in welcher grade die letzte Un-
glücksepoche von neuem viel reichhaltiger entfaltet wird, eben dadurch
als der Uebergang zum Jchluß charakterisiert. -
11411 ßemerkenswerth ist üb, rhaupt, daß in jeder Reibe der 7 Jiege~ J)osaT111en,
Jchalen die 4 ersten Glieder nur so ganz kurz berührt werden, die aus-
führlichere Entfaltung aber erst mit dem 5ccn 6cen oder gar dem 7tcn
Gliede anfängt; woraus noch von neuem deutlich hervorgeht, 1vie so
ganz a;,tf die vorletzten (11nsre) Zeite11 die ganze Apoka!Jpse diese Weissagung
überhaupt sich bezieht. (Man könnte freylich aucl1 jene Uebereinstim-
mung so erklären, daß man sagte, in der 7cen Unglücksepoche würden
sich die vorigen 6 in derselben Folge, nur ungleich schneller abermals
wiederbohlen. Dann müßten aber die 7 Schalen sich eben so aus der
7ccn Posaune entwickeln, wie die 7 Posaunen aus dem 7ccn Siegel; mithin
ist diese Auslegung, gegen die ohnehin noch manches andere streitet,
ganz unhaltbar.) Die J)osa11nen sind übrigens an solche gerichtet, 1velche
s. so die Stimme Gottes 1,111d seiner Engel hö·ren und vernehmen: 1 1vährend die Jchalen
des göttlichen Zorns auch über diejenigen ausgegossen werden, welche
jene Stimmen der Verkündigung, weil sie Gott entfremdet sind, nicht
verstehen und nicht vernehmen. (Dieser Unterschied ergibt sich '> ,>-
gleich aus der Zusammenhaltung des ersten Gliedes in beyden Reihen.
In der 11e11 Posa11ne ist die Rede von dem Verderben der:Je11igen1 die in Gott
griinen ttnd wachsen, mithin der Frommen und Gläubigen; in der 1rc::n
152 Zttr Geschichte und J->olitik
Schale dagegen von dem Verderben der Diener des 1oieres und seines Bil-
des. Mithin gehen die Posaunen mehr unmittelbar auf die Kirche - und
d.[as] Innere, die Schalen mehr ad extra, auf die äußern UPeltbegebenheiten,
von welchen jene innren Katastrophen begleitet sind. )
p421 Das Schwierigste in d[er] ganzen Apokalypse bleibt nun noch die De1-1-
tung der Zahlen; nämlich nicht die 666, welche bloß hieroglyphisch zu
nehmen ist, wie die 144,000 Auserwählten, sondern der 1260 Tage, 42
Monde, und l + 2 + 1/2 Zeiten.
[1431 Daß bey der Vision von dem Sonnenweibe die 1260 Tage gleich sind
den 1 + 2 + 1/2 Zeiten ist ganz klar. Die natürlichste Weise aber die
Tage zu erklären, ist sie für Jahre zu nehmen nach Analogie der !Pochen
des alten Testaments. Für die Vision von der christl[ichen] Liebe in der
Einöde ist diese Annahme auch seht passend; es giebt die Epoche von
540-1800 circa, man müßte dann das Ende et\.vas früher setzen. Aucl1
in der Vision des Th.iers lassen sich die 42 Monde als Epochen von 1260
Jahren recht wohl deuten. - Man setzt näml.[ich] den Anfang des Thie-
res, wo ihm zuerst Gewalt gegeben wird, unter Mahomet als der zuerst
große christl. [iche] Länder, Reiche und Völker unterjocht und abweod.ig
gemacht hat. (Die Sch1vären bedeuten das Hervorbrechen des innern Giftes -
die Fäulnis des rnoral.[ischen] und pol.it.[ischen] Selbstuntergangs der
alten Welt.) 1
s.s1 11441 620 + 1260 gibt die Zahl 1880 und früher dürfen \.vir den Untergang
der noch bestehenden Gewalt des Thieres auch wohl auf keine \X'eise
hoffen. - (Statt 620 müßte aber viell.[eicht] eine etwas spätere Epoche
des schon mächtigen Chalifats genommen werden.) - In Hinsicht der
7 l-läupter wäre es wohl überhaupt gut, den Mahomet oder das Chalifat
noch abgesondert von der Pforte und vor ihr als eines dieser Häupter
anzunehmen; dagegen Preußen wohl nicht als ein l-Iaupt, sondern nur
als ein Element und Thcil des Deutschen Staatskörpers und Kaiser-
thums betrachtet werden kann. Die Stelle ,;ron den 5 vergangnen, 1 jetzt
l)estebenden und einem l-laupt das noch kommen soll, ist dann also zu
deuten; daß England noch jetzt in der Macht steht, Rußland aber noch
kommen -._vircl. (1) Chalifat, 2) .,1be11dländisrhes Kaiserth111J1, 3) Pforte, 4) Spa-
nien, 5) Frankreich, 6) England, 7) R11ßland.) -
114 5] Am sch\vierigsten ist aber jene Zeitberechnung bey der Vision von den
beydcn Zeugen. Ist die angenommene Deutung dieser Vision die einzig
richtige, so ist die Epoche von 3 1/2 Tagen, ja aLtch von 3 1/2 Jahren
(welche ErkJärung sonst die der Analogie nach einfachste \väre) viel zu
[XV] Zur Geschichte und J)olitik. 1815. 1 153
kurz; selbst von 35 Jahren (den Tag als ein Decennium gerechnet) gilt
das - dagegen kommt eine zu lange Epoche heraus, wenn wir erst 1260
Jahre „bis das Ze11gnis vollendet ist" und dann noch 1260 Jahre während die
s.s2 Zeugen todt da liegen, annel1men. 1 Auch scheint es doch absichtlich
zu seyn, daß hier 1 + 2 + 1/2 Tage und nicht Zeiten genannt werden.
Am besten passen würde es, \,Venn der Tag als ein Jahrhundert angenom-
men würde, als eine Epoche von 350 Jahren. - (360 Jahre sind 11 1/2
Monathe nach der sonstigen biblischen Sprache. Es ließe sieb also diese
Epoche in Monden nicht gut bezeichnen. ) - Die Zeugen sind getödtet
von dem Thier a11s dem Abgrund; (Getödtet, nicht bloß unbenutzt und
unbeachtet geblieben sondern aufs ättßerste gen1ißhandelt; die Schrift zerris-
sen, clie Natur zi11t1 Zeugnis gegen Gott gemißbraucht; - zu welcher Zeit kann
dieses füglicher geschehen seyn als da der Abgrund geöffnet ward d. h.
mit d.[em] Anfange der fünften Posaune oder mit d.[er] Reformation. -
Unmittelbar vorher kann auch wegen der damahls blühenden Mystik
und mosaischen Pl1ilosophie und verhältnismäßig vortreffl.[ichen) Deu-
tung der Schrift und Natur weder das Getödtet werden noch das Todt
auf der Gasse liegen, gar keine Anwendung leiden. - Freylich aber
müßte jetzt schon die Wiederholung und Auferstehung der beyden Zeu-
gen vollendet seyn, da sie am Ende der 6ten Posaune Statt finden soll. -
Begonnen hat sie nun auch wirklich schon, aber daß sie schon vollendet
sey, wird man wohl nicht behaupten wollen. -
Freylich bleibt dann auch ein leerer Zwischenraum zwischen dem voll-
endeten Zeugnis (1260 Jahre) und dem Todt der beyden Zeugen (1520-
1870). Jene bessere Mystik und Philosophie von 1300-1500 läßt sich
übrigens auch erklären, von jenen wenigen Auserwählten, 1velche hindern, daß
s.s3 die bryden ZeJtgen l ins Grab gelegt 1verden. Die Epoche der teuto-
n.[ischen) Philosophie 1620 ist auch zu berücksichtigen.
(1620
350
1270)
In Rücksicht auf die Epoche des vollendeten Zeugnisses ist auch zu
berücksichtigen der Umstand, daß das Zeugnis nicht berechnet werden
kann von der Geburth Christi, sondern erst von dem Evangelio Joha11nis
des Täufers ao. 27 oder auch erst vom Tode des Heilands. Das Ende der
6'e" Unglücksepoche ist freylicb nicht die Epoche von 1620 (als gegen
das Ende der 5cen) sondern vielmehr jetzt.
11461 (Sehr bemerkenswerth ist, daß die Epoche des Evangeliums durch
Johannes den Täufer und den Heiland selbst gerade auf die Dauer von
154 Z1,1r Geschichte tlnd J)olitik
7 Jahren berechnet wird. (Stolberg IV. 66) so daß dieser Kern der Zeit
gerade so viele Jahre zählt als die Weltgeschichte Jahrta11sende.)
11471 Daß zu Anfang der Vision von d [en] beyden Zeugen des Tempels er-
wähnt witd, geschieht nicl1t ohne Ursache. Es deutet auf schon ausge-
bildetere Zeiten der christl. [ichen] Kirche und dient eben dadurch, die
Zeit näher zu bestimmen, von welcher das Zeugnis während der 1260
Tage an zu rechnen ist. Der Tempel, dessen Vorhof die Heiden verwü-
sten können, ist nicht der unsichtbare Tempel, sondern die sichtbare
Kirche Gottes hier auf Erden. - Sollte man etwa die Zeit des Constan-
tin 300 oder 308 hier als Epoche annehmen? -
(1260
308
1568)
11481 Die 1260 Tage als Jahre betrachtet, geben die merkwürdigen Perioden
von 360 Jahren, von 720 Jahren und 180 Jahre11. (Bey einzelnen dunklen
Erscheinungen während der 1260 Jahre, darf man nicht vergessen, daß
die beyden Zeugen während dieser Zeit in Säcken predigten, noch nicht
so verklärt wie zur Zeit ihrer Auferstehung. )
11491 Als die eigentl[iche] Epoche des vollendeten Zeugnisses könnte man
wohl das tridentinische ConciliJJnt betrachten, ,venn dieses, wie es aus so
s. 54 vielen I Gründen wahrscheinlich ist, das LETZTE allger11eine Concili11n1 ge-
wesen ist, und kein anderes mehr zu erwarten. Dicß ist aber freyl[ich]
nur die eine Hälfte des Zeugnisses; die andere, näml. [ich] das Zeugnis
der Natur (nach der alten Naturweisheit oder im Geiste des Henoch) ist
viell.[eicht] im J.[akob] B.[öhme] anzunehmen, - und er als der letzte
alte Naturzeuge der ,vahren christl.[icben] \'<'eisheit zu betrachten, der
freyl[ich] auch ganz veracl1tet und unbeachtet blieb, - weit eher als
mit ihm schon den Geist des ne11en I~ebens und des e"vigen Evangeliums
anzufangen. - Wenn aucl1 die beyden Zeugen noch nicht verklärt und
gen Himmel gefahren sind; so ist doch JETZT schon offenbar ein Geist
des neuen Lebens in sie gefahren. Mithin können die 3 1/2 Tage nicht
füglich als 350 Jal1re genommen werden. \'v'äre ejn Tag 50 Jahre, so
gäbe der Zeitraum von 175 Jahren, zu 1620 oder auch 1624 grade 1800
als Epoche des neuen Geistes an. -
11so1 (Die 3 1/2 Tage als 350 Jahre zu deuten, isc offenbar noch das Beste;
von 1500-1860 - oder 15 20-1880.)
[XV] Zttr Geschichte und J:>olitik. 1815. 1 155
,
(1562
350
geben 1912
1620
350
1970)
Das ist nun noch eine große Aufgabe, alles was für die 7ce Epoche
[1:ill
bung des Erlösers „bis der Geist des Lebens in die 12 Zeugen fuhr" -
oder 50 Jahre genommen werden; dieses gibt eine Epoche von 175 Jahren,
5 1800
von 1624-1799 - als der eigentl. [icl1en] Periode des herrschenden Athe-
ismus der neuern Philosophie.
p.541 Nach der richtigen Ansicl1t der sechs mosaischen Tagwerke sind diese
Tage auch als bestimn1te Periode von Jahren zu betrachten. Der Aus-
druck- aus Morgen ttnd Abend deutet auf einen 9 1klisch in sieb gerundeten
und vollendeten Zeitraum; nehmen wir als solchen den Zeitraum von
s.s6 60 Jahren (nach Analogie von 6 1Tagwerken) so geben die 7 Tage eine
Periode von 420 Jahren; diese zu den 4000 Jahren von der Sendung
Adams an gerech net; dazu 24 oder 23 bis zum wahren Anfang der
christl.[ichen] Zeit geben gerade 4444; dies dürfte vermuthen lassen,
für die christliche Zeit 3333 anzunel1men. Mit ao. 27 aerae v11igaris be-
ginnt die wahre Zeit, da Johannes das Evangelium zu predigen anfing.
Davon gehen aber nun ab 4 Jahre, als nun die nach der Meinung der
besten Chronologen die Geburt Christi an der aera vulgaris Z!' spät ange-
setzt wird. -
11ss1 Sehr bemerkens,verth ist, daß das Lehramt des Erlösers auch ungefähr
3 1/2 Jahre gedauert hat. - Vom Evangeli11v1 Johannis des Tä1tjers bis z11n1
~'chl1tß des 11e11en B11ndes, dem Evangel. Jo11ann. des Evangelisten oder dem
Tode des letzten Apostels von 27 1111/g. - 100 oder einige Neunzig schei-
nen ebenfalls 70, 72 oder 73 Jahre verflossen zu seyn, als die eigentlich
[XV] Zur Geschichte und JJolitik. 1815. 1 157
S.57 11561 (Nach der wahren Zeit ist mithin Christus geboh ren im Jahre Adams
3997
365 · 11 = 4015
365 · 9 = 3285)
p,11 Fruchtbar und belehrend würde es seyn, auch das ErlosungsWerk nach
Analogie der 7 Schöpfungstage, und der 7 Epochen des Weltgerichts
als in 7 J'tujen oder untergeordnete Tage1verke abgetheilt zu betrachten. -
11601 Die Stille in-1 Hzinn1el vor Lösung des 7. Siegels könnte auch noch eine
Anspielung auf den Sabbath enthalten.
11<>11 Es ist nun vor aUen Dingen noch zu deuten, \.vas die T/erä11der1111gen in
der Ceisterivelt seyen, welche zu Folge der Apokalypse dem Weltgericht
11ora11gehen sollen, so wie eine große f erä11der11ng in der Untenvelt 1Jnd
ausge11,1~rjen und auf die Erde ttnd das Meer herabgestoßen 1vird, nicht als
Erwähnung eines gleich nach dem Abfall des bösen Geistes vollstreck-
ten U rtheils - sondern als eine mit der Epoche des Weltgerichts gleich-
zeitig und in diese eingreifende Veränderung in der Geisterwelt zu er-
klären. Eine. solche Veränderung in der Lage des Satans, wird auch
S.59 durch die Offn11ng des I Abgr1,1ndes bei der 5cen Posaune, und durch die
Ausgießung der 5ccn ZornSchale auf den Jtuhl des Thieres angedeutet;
denn hier ist offenbar nicht das (politische) Thier aus dem Meer, son-
dern das Thier aits dem Abgr11nd zu verstehen. (Daß die alte Schlange bloß
in der verderbten MenschenSeele eine Öffnung finde aus dem Abgrund
empor zu steigen; das ist eine philosophische Behauptung, die nicht
unbedingt wahr ist; daß er nämlich nicht auch in den Hitnmel sich Ein-
gang zu verschaffen - und zu widerstreben versucht haben sollte.> Doch
darf das Herabwerfen des Drachen, da übrigens die Vision vom Son-
nenweibe wieder das Ganze der KirchenEntwicklung umfaßt, nicht
grade gleichzeitig mit der 5cen Unglücksepoche seyn. Vielmehr wäre sie
am schicklichsten als gleichzeitig mit Mahomet (der 2ccn Unglücks-Epo-
che) anzunehmen.
11631 (Besonders dunkel bleibt nun noch, warum die Visionen der zive.J' Ze11gen -
nach den 7 Donnern aber vor der 7tcn Posaune, die Vision vom Son-
nenweibe aber und vom Thiere aus dem Meer nach der Posaune gestellt
ist.>
1]641 (Unter dem Mond ist nicht sowohl die irdische Klugheit und \Veisheit,
als die irdische Begierde und alle siderische falsche JJiebe und Neigung (nicht
bloß nach Wollttst, sondern auch nach Ruhm und Gold) zu verstehen.
160 Zur Ceschic/1te und J)olitzk
Doch ist bey der VERFINSTERUNG des Mondes in der 4tcn Posaune die
Erklärung als irdische Weisheit 1,nd weltliche Klugheit anpassender. Beyde
Erklärungen sind zugelassen. )
11651 Die sechste UnglücksEpoche der christlichen Kirche ist nicht bloß in
der Philosophie des Unglaubens zu setzen, sondern auch und ganz vor-
nehmlich in der letzten inneren (heimlichen) KirchenSpaltung oder dem
Jansenism11s. Dadurch wird auch die Berechnung der 5 Monde oder 150
Jahre als Dauer der 3cen Epoche viel leichter und anpassender (circa
1670 müßte es styn.) -
11661 Die Vision von den beyden Zeugen steht vor der 7cen Posaune, um das sicht-
bare Kennzeichen der mit dieser nun wirklich beginnenden ersten Epoche
des Weltgerichts, anzudeuten; als Zeicl1en der Zeit. - 1624 + 175 =
1799 der scheinbaren oder 1775 der wahren Zeit ist al::io als das ei-
gentl[ich e] Jahr der Revolution zu betrachten. - In der Vision vom J'or ·~.,_
1veibe ttnd dem Thiere sind sodann die beyden entgegengesetzten Krct. -~
(Kirche und Staat) um deren Kampf und Sieg oder Untergang es sich
eigcntl[ich] in der letzten Entwicklung handelt, geschildert und bezeich-
net. - 1
s.61 11671 Vielleicht ist es nicht unmöglich die 7 besondern Stationen und Epo-
chen des eigentl. [ichen] Weltgerichtes oder die in der 7 11"' Posaune enthalte-
-·
nen 7 Donner ihrem allgemeinen Inhal te nach zu entziffern. Die Offnung
des Tempels, oder das Sichtbarwerden und OffenbanJJerden aller furchtbaren
Geheimnisse Gottes als erstes Symptom des beginnenden Weltgerichts dürfte
wohl die erste Epoche der ganzen Periode am besten bezeichnen. Das
•
ne1,1e Jerusalent als der 5abbath auch der Natur nach dem siegreichen
Kampfe des Weltgerichts dürfte \.vohl die letzte und 7ct: Epoche bezeich-
nen. Der Kampfgegen Gog 11nd Magog und die Besiegung des Drachen die
6ce_ Das lOOOjährige Reich vielleicht die 4te Epoche - oder die 5ct:_ Das
erste ist viel passender. - Der Sieger a1if deJJ'1 1veißen Roß bildet abermals
eine eigene Epoche.
11 68) (Der falsche J>rophet ist offenbar durch MEHRERE Epochen hind11rch. Bildet
der falsche JJrophet eine eigene Epoche oder nur Ein Element und Kriteri11n1
der ersten oder der 2cen Epoche - vielleicht selbst der 3ccn?)
[1691 1° = Oeffnung des Tempels, Rückkehr, Rettung der Liebe aus d[er]
Einöde. Ewiges Evangelium - Auferstehung der beyden Zeugen.
2° = Der Fall Babels
[XV] Zur Geschichte und I>olitik. 1815. I 161
s.62 11101 (Als Ausleger der Apokalypse nennt St. Martin (Esprit des choses II c. 66)
den Newton, J>astorini?, S1vedenborg und die G19on. )
11111 Der Evangelist Johannes hat sowohl in der Apokalypse als in s.[einem]
Evangelium selbst die Absicht gehabt, die Reihe der Urkunden und
Schriften des neuen Bundes zu schließen. - Dieß kommt bey der Ausle-
gung sehr mit in Betracl1t. - Obwohl die heil.[igen] Schriftsteller in
gewisser rlinsicht leidende Werkzeuge des Geistes Gottes sind, so kann
man ihnen doch in anderer Hinsicht alle eigene Absicht nicht abspre-
chen. -
11121 Der Fall Babels ist deutlich in zwey Epochen geschieden: 1) wo die Ht1re
(die falsche Ehre) von dem Thier (der Freyl1eit) 1,1nd den 10 Hifrnern zer-
fleischt "vird; da das Thier als das 8tc:: Haupt herrscht, oder als die 8te
Macht nach den 7 Häuptern. 2) wo das Thier selbst (nebst den 10 Mäch-
ten) - und dem falschen Propheten von den1 Weltrichter auf dem rveißen
Roße besiegt wird.
[1 731 (Der Engel, der mit einem Fuße auf d[em] JV!eere, mit dem anderen auf
der Errle steht, ist der oberste Schutzgeist der JVfenschen- und der Jinnen-
welt.)
11 741 Bey den ersten 4 Posaunen ivird nur 1/3 des getroffenen Theils von d[en1]
Verderben ergriffen; weil hier von d[er] J<.irche und der auserwählten Ge-
meinde selbst die Rede ist, von denen auch im Falle der schrecklichsten
göttlichen Strafe, doch immer nur der mindere Theil getroffen wird. -
s.63 Anders I ist es bey den Schalen, welche ad extra gerichtet sind und 1vo
alles von dem gleichen Verderben getroffen 1vird. -
p 751 Wenn bey dem Falle ßabyloos von dem Kaufen und Verka1,ifen die Rede
ist, so muß man auch hier des syrnbolischen Sinnes eingedenk seyn, nach
welchem es z.B. früher heißt cap. III. v. 18 „Ich rathe Dir, daß Du Gold
von mir kaufest" - - Die Ojfnt1ng des Tempels ist zu sehr bloß Anzeichen
des nun wirklich beginnenden Weltgerichts, als daß sie allein schon den
Inhalt der ersten Epoche ausmachen könnte. Dieser wird durch das
mehrfach erwähnte Erdbeben, (Revolution) l-Iagel und Ungewitter hin-
reichend bezeichnet. (Zu bemerken, daß der Tempel sich öffnet gleich
162 Zur Geschichte ttnd Politik
im Anfange der 7cen Posaune und vor den 7 Schalen. - cap. XI. v. 19 cap.
XT/. v. 5. vor deren Vollendung jedoch niemand hinein gehen kann. -)
p76J In d[en} Episteln redet Johannes von schon damals gegenwärtigen Anti-
christen - \veil der Abfall als 1 ce Stufe der dem Weltgericht vorangehen -
den Unglücksepochen schon damals in der apostolischen Zeit begann. -
Im MORALischen Sinne ist immer die letzte Zeit für den Christen und der
Richter jederz,eit nahe; umso mehr, da ein partielles und provisorisches Wei~e-
richt iiber jeden Einzelnen im Tode Statt findet; wobey selbst die innerlich
s.64 sichtbare persiinliche Erschein11ng des Heilands I sehr wahrscheinlich ist.
(Ganz anders aber ist es mit der historischen Nähe und mit der historisch
letzten und vorletzten Zeit. Daß die Nähe des Weltgerichts bey den
Aposteln in jenem Sinne zu nehmen sey, beweistJoh.[annes], der mitun-
ter auch so redet, und dann doch in s.[einem] historisch prophetischen
Gesicht - eine lange, auf jeden Fall, wie man auch deuten mag, sehr
lange Reihe von Unglücks-Epochen entfaltet bis zum Anbeginn des
eigentl[ichen] Gerichts.)
J177J Die Z}Vf!Y Hifrner des falschen l~an1n1es oder des Antichristen sind Z'\vey
antichristliche Gewalten, Reiche, Verbündungen oder Gesellschaften;
die der Protestanten und die Freymaurer - also ]Jrotestantisn111s 11nd lii11mi-
natisn111s.
J178J Die Steife Apoka!J,pse >..'7IL 17, wo es heißt, es ist eines J\1ENSCHEN Zahl
muß allerdings verglichen werden mit cap. 21, 17. J})O es heißt, beym
himml. [ischen] Jerusalem „nach dem Maaße eines Menschen, das der
Engel hat". - Luther: es ist eines Menschen Zahl (µi::-rgov av0gwrtou, ie.
•
Angeli.) - Wahrscheinl[ich] heißt in be)'den Fällen, des Menschen oder
des Engels Zahl so viel als TJl)'Stische Zahl, d. i. Zahl des Geheimnisses,
dt1rchaus nicht bt1chstiiblich zu verstehende Zahl. 1
s.65 Jl 79J Kurz zu berühren ist die Frage von dfer] Duldung der Deisten. Der
wahre Grund, warum eine anerkannte eigenti[iche] und öffentl[iche] Dul-
dung derselben nicht Statt finden kann, ist der, weil sie gar keine Art
von Priester- Lehrer- oder Vorsteher-Stand erkennen und haben und in
gar keiner Weise eine Gemeinde oder Kirche bilden können; alle Deisten
stehen einzeln, jeder für sich. - Die Frage bleibt also nur, ob die Eltern
das Recht haben sollen, ihre Kinder nicht taufen zu lassen; welche auch
verneint werden muß. - Die F. M. [Freimaurerei] sollte auch nicht ver-
boten seyn - freyl[ich] hat jeder Staat das Recht, geheime Gesellschaften
zu verbieten; selten aber dürfte das bloße Verbot ein zureichendes und
iveises Mittel seyn, sie wirklich zu verhindern. - Die Viebveiberry an den
[XV] Zt,r Geschichte 11nd J.)olitik. 1815. 1 163
Türken könnte nicht geduldet werden, als die Ehe, die eine Hauptbasis
des Staates, zerstörend.
11so1 (Nur durch Unterdrückung oder Abwesenheit der q:io[Philosophie] oder
der Religionsfreiheit wird die Existenz geheimer Gesellschaften und das
Bedürfnis ihrer Notwendigkeit herbeygeführt.)
11811 Glückliche Zeiten wären die zu nennen, wenn das, was reell in der
F. M. [Freimaurerei] ist, öffentlich würde in Deutschl.[and], die FM.
[Freimaurerei] in der Form einer geheimen Gesellschaft ganz aiifloste
(wie es Lessing gewollt zu haben scl1eint) dagegen die q:io [PHILOSOPI-IIE]
unbedingt frry gelassen würde (und aucl1 in JJreußen und Oesterreich einge-
führt ,väre). Die deutsche q:io[Philosophie] ist eigentlich nie praktisch
gefährlich gewesen, wenigstens nicht in einem bedeutenden Grade. -
Nur \Venn die q:io[Philosophie] praktisch mächtig wird, bedarf sie einer
S.66 Controlle des Staates. Das Gefährliche einer geheimen Gesellschaft, 1
wie z.B. der Tugendbund, liegt nicht in ihren GrLtndsätzen sondern in
der Form eines universellen geheimen Bundes, die immer höchst gefähr-
lich bleibt, weil jede geheime Gesellschaft von UNBESTIMMTEN Z1veck
und 11niversellen Umfang, nach Verschiedenheit der Umstände nothwendig
die Tendenz l1at, entweder Staat oder Kirche werden zu wollen. - (In
England ist die F. M. [Freimaurerei] deswegen weniger gefährlich, \veil
es daselbst unzählig viele Privatgesellschaften für bestimmte politisch
ökonom.[isch]-moral.(ische] oder religiöse Gesellschaften gibt. Daher-
hat denn die F. M. [Freimaurerei] ungleich weniger Spielraum, und das
ganze Privat-Societätswesen wird durch die Mannigfaltigkeit s.[einer]
Zwecke und Formen gebrochen und gemildert. - Ueberdem hat da der
Fanatismus und Sektengeist seinen Wohnsitz in der Religion selbst;
kann also um so weniger in der F. M. [Freimaurerei] um sieb greifen. -
Anders ist dies in Deutschland, wo gerade in der Religion Fanat. [ismus]
und Sektengeist keinen oder nur selten Raum findet. 1
s.67 ps21 Zum Anfang der Geschicl1te gehört Philosopl1ie; nämlich Theosophie;
und zum Ende derselben ebenfalls, nähmlich JJolitik im höhern Sinn
oder Theokratie. Zur Mitte der Geschichte gehört bloße Gelel1rsamkeit,
Kritik und Darstellungsgabe; darin haben wir schon bedeutende Män-
ner und viele gute Arbeiter. Solche Historiker aber, die zuglejch Philo-
sophen wären, haben wir für den Anfang der Geschichte eigentl[ich]
noch gar nicht; und auch für die neuere Geschichte solche, die JJJahrhaft
philosophische J)olitiker genannt zu werden verdienten, eigentl[ich] noch
nicht, sondern nur schwache Anfänge. (Zur Einleitung der Geschichte.
edit. 2°)
164 Zur Geschichte ttnd J)oJitik
11831 Das germanische Recht (als Lehrbuch der wahren Politik) müßte in fol-
gende Abschnitte zerfallen. Civile oder PrivatRecht, J)11blicut11 oder
Staatsrecht, Canonic11n1, eigenthümlich germanisches Kirchenrecht, für
beyde l)artheyen auch für die neue Zeit; dann Crirninale auf cpo[Phi-
losophie] al)er auch positiv auf anderweitiges germanisches Recht be-
gründet; dann (ius) Camerale; indem auch in der Staatsökonomie nicht
eher Licht und Ordnung werden witd, als bis man ihre Grundsätze auf
das Recht gründet. 1
(Unter allen Zweigen der Philosophie entspricht dieser am meisten
dem Historischen.)
s.6911841 Das jetzige Mißverhältnis besteht darin, daß die Europäer die Herren
und Meister spielen wollen, über die D eutschen, statt daß diese in Eu-
ropa wie sonst die erste Stelle einnehmen sollten, die sie nie mißbraucht
haben. - Die .Staaten 11nd Nationen der Peripherie haben sich erhoben 11nd
a1ifgelehnt gegen die Staaten ttnd Nationen des Centrums. D as ist die jetzige
Verkehrtheit und das Unglück von Europa. - Es muß aber allerdings
dahin gebracht werden, daß dieses Verhältnis wieder zurück und in die
alte Ordnung gesetzt wird und die D eutschen wieder die e rste Rolle
einnehmen in Europa.
ll H<>J Nach der Legende vom h.[eiligen] <J1ril/11s 11nd 1l1e1/1odi11s war die Sprache
der Chazaren 1111d B11/gare11 die nämliche; nachdem sie früherl1in im Reicl1c
der Chazaren das Evangelium siegreich verkündigt, bekehrten sie nach- •
gehends auf ihrer Reise nach N[ähren auch 1•iele B11!garen, sich n1it diesen
d11rch die ihnen bekannte Sprache der Chazaren verständigend.
11871 Am Pontus war ein Volk 'Pwo (RJ1ssen) schon z11r selben Zeit den byzanti-
n.[ischen] Chtonikschreibern als mächtig bekannt, da Rurik erst s. [ein]
Reich in Novogorod stiftete. - ach der 1\1eynung einiger neuerer Ge-
lehrten in Rußland (E1JJers von1 Urspr11nge des r11ssische11 Staates, Riga 1808.8
Vetters Gram. der russ.[ischen] Sprache) sind Oshold 1111d Dir in Kieu1
s. 10 Ungarn oder Chazaren gewesen. 1 JV!irkhond redet von Z\.Vey Brüdern Cha-
zar und Ro11s. - Auch der russische Fürstennahme !gor deutet auf das
Volk der Ugern, unter denen ent\veder Chazaren oder Ungarn zu \rerste-
hen sind. Die JVfatjyaren wurden von den finnischen Völkern Ugern oder
Ugrier genannt, von Ugar, Og11r, ( Ogre ) Org11r HOCH; von Slaven Ugri
und T/engri.
[XT/} Zur Geschichte 11nd J)olitik. 1815. I 165
11ss1 Das rttssische Reich hat mithin wahrscheinlich einen zwiefachen Ur-
-
sprung; zur Hälfte von Schiveden unter R11rik, zur Hälfte von Chazaren
oder Ungarn in Kiew gestiftet.
1189[ Merkwürdig ist, wie Ungarn, sobald es sich aus der natürlichen Abhängig-
keit von Deutschland herausgerissen hatte, erst in Gefahr gerieth von
d.[en] Griechen abhängig zu werden und dann auf lange Zeit in eine
sehr starke und specifisch eigenthümliche 1veltliche Abhängigkeit von
dem Pabste gerieth. 1
11901 Die eigentl. [iche] Macht und das Recht, welche die J ,anc/stände haben
sollten ist das Recht der MitRegierung und eben daher auch das Mit-
besetz;-1ngsRecht zu den Staatsaemtern, wie solches für die Justizcollegien
namentlich die .4ppelationsgerichte, dcsgl. [eichen] die Finanzverwaltung in
mehreren Ländern zum Theil schon Statt findet.
11911 In d(em] Kapitel von d[er] Kirchenverfassung muß nebst der prote-
stantischen Nachahmung der anglikanischen Kircl1e, besonders auch
gegen die T/ereinig11ng der lutherischen und reformierten Kirche gesprochen
werden. - Der historische Unterschied beyder muß dann recht klar
dargethan werden; das eine ist der französische Protestantismus, das an-
dere der de11tsche. Der erste war von Anfang an .5ecte und hat unzählige
Secten erzeugt. Der andere durchaus nicht sondern beruht einzig auf
d(em] Prinzip d[er] Glaubensfreiheit. (Der deutsche Protcst.[antismus]
seit er Gestalt gewonnen, nur allein die Herrenht1ter und die Böhn-iianer -
die eigentlich beide keine Secten sind.). In dem Luthertum hat sich
gleich anfangs eine hohe und tiefe Mystik gezeigt und ist nie abgegan-
gen; in d.[em] Calvinismus gar nicht, wohl aber der herbste, ein dürrer
Fanatismus. Das andere Element im Luthertum nebst d[em) Prinzip
d[er] Glaubensfreiheit ist die Idee einer ne11en Zeit, der Ankttnft des Geistes,
des 1000jährig.[enj Reiches. - (Luthers erster GrL1ndsatz; Man soll Gott
mehr gehorchen als d[en] Menschen. ) - Das ius in sacra oder die angli-
kan.[ische] Kirchenverfassung ist d(em] wahren Luthertum durchaus
widerstrebend und mit dem Prinzip der Glaubensfreiheit nicht verein-
bar. 1
s. 12 11 921 (Der erste Schritt zur Verbesserung bey den Protestanten wäre, "venn
die Consistorien, statt bloße Hofcollegien-Stellen zu scyn, zu einer mehr
wahrhaft kirchlichen und vom Staate unabhängigen Gewalt und Behörde
erhoben würden)
p93J Der erste Schritt der Annäherung zwischen Katholiken und Protestan-
ten wäre - wenn in der protestant.[ischen] Kirche die Episcopalverfass11ng
166 Zur Geschichte 1,1nd J:>olitik
1
1941 Zwey große Übel bedrohen und verwüsten jetzt Deutschland und ver-
kehren alle Begriffe; von der einen Seite die diplomatischen Gewohnheiten
ttnd 1/ori✓rthei/e, - dahin gehört denn auch der falsche Souveränitätsbe-
griff aus der Epoche des Rheinbundes -, von der anderen der Fanatismus
der Volksschriftsteller (oder der Volksparthey) - die falschen Begriffe von
Einl1eit, Deutschl1eit, Theorie vom l✓eben der Nation (l✓11den, Jahn pp) -
Das Einzige, was hier in die Mitte treten und den Streit schlichten kann,
ist die Religion. Dies wäre recl1t gut zur Ei11leit11ng. -
gefüh r~, so lange sie an der Zeit war. In allen Verordnungen (auch der
gegen die J esuiten) von Alexander VII. Bulle gegen den Probabilismus
b is auf die Bulle Unigenitus 1713 von Clemcns XI. )
11981 Bey dem beständigen Geschrey gegen die Decretalen könnte man auch
wohl anführen, daß auch das Comn1on la1v der Engländer, bey dem sie
sich doch trefflich wohl befinden, anerkanntermaßen nicht von Ed1JJard
dem Confessor herrührt. - 1
s. 74 jttden.
11991 O cr histor.[ische] Einw11if, daß der Versuch der Freiheit ehedem mißlun-
gen scy, - · aus der ganz verschiedenen bürgerl. [ichen] Verfassung zu wi-
derlegen.
Die übrigen Ein\vürfe, welche noch widerlegt werden müssen, sind 1)
daß die ganze .5ache nicht so 1vichtig sry, - wird widerlegt mit Hinweisung
auf die mystische Wichtigkeit der Sache - Vollendung d. [er] Kirche -
2) daß die J uden in der jetzigen drückenden Lage als Strafe ihres ver-
nunftwidrigen Starrsinns und ihres eitlen Hochmuthcs - verbleiben
müssen, weil es Gottes Wille ist, - weil die Vorsehung es so verhängt
hat, wie es so lange vorherverkündigt ward. - ,,Dagegen; daß diese
einzig religiöse Ansicht in dem übrigen irreligiöse11 Zeitalter so verkehrt
angewandt als möglich ist; daß 1vir selbst Christum kreuzigen alle Tage -
also nicht berufen sind, Rache zu nehmen an Jenen" - daß wir ebenso
starrsinnig und unverbesserlich sind als jene -
3) daß die Begünstigung der Juden aus jener falschen Philanthropie
herrühre, welche ein Hauptelement der Revolution gewesen - dagegen
das, was zur richtigen Unterscheidung der wahren und falschen Phil-
anthropie sich von selbst ergibt.
(Wahr ist, kein Volk hat in d[cm] Grade Gottes Wohltaten erfahren und
auch in d[em] Grade s[eine] strafende Hand. Zugegeben, daß ihr
Schicksal einzig ist, - 'I.Vir sollen uns aber nicht zum Werkzeug des Zor-
nes machen - Gott nicht in das Richteramt eingreifen. - In d(er] Einlei-
tung des Ganzen -
1) von dem veränderten Stand der Dinge.
2) Widerlegung der Einwürfe.
3) Deduktion der einzelnen Bedingungen, wenn das Bürgerrecht nicht
illusorisch seyn soll.
2) u. 3) vielleicht vice versa. 1
s. 75 12001 Rattmers l-landbuch von Stellen aus Chroniken des Mittelalters. 1812.8.0
Ncandcr Leben des heiligen Bernardus.
168 Zur Geschichte 11nd J.Jolitik
12011 (Merkwürdige Stelle von Salvian11s zu hohen Ci,nsten der De11tschen und daß
man sich die Germanen zu Herren wünschte, bey Maskov. Th. 1. s·. 507.)
12021 Aus Schlozers Weltgeschichte.
Jacksons chronologische Alterthiin1er. Nürnberg 1765 4° (über mehrere prä-
adamit. [ische] Fragen) -
Rosenmüllers Abhand![t1ngj iiber die älteste Geschichte der Erde, a11s dem l "atei-
n.[ischen] iibersetzt, mit Z11sätzen von Keßler v. Sprengseysen, Nürnberg 1782.8°
JJraeadamitae s. Exercitatio super versibus 12-14 cap. v. Epist. Pauli ad
Romanos, quibu~ inducuntur primi homines ante Adamum conditi 12.
1655 ohne Druckort 70 S. von Isaac JJeyrere, waren ein bloßer Spaß mit
den Orthodoxen.
B11rger Theorie der Erdbeben und Vulkane. 1788. Manches zur Ge-
schichte der Urzeit beym Syncell11s in der A.€:rt:-tll yeveot~ und io dem
ßto~ Aöaµ. Joseph. Antiq11. I. 4. setzt als bekannt voraus, daß außer den
Noachiden noch andere Menschen auf Bergen sich gerettet haben.
Ober/in Orbis Antiqui monumentis s11is illustrati primae lineae. Argent. 1776.
Eherne Schlange in MqJrland. 1l111rat. _,4 ntiqu. Ita! T/. p 73.
Handbuch des österreichischen Kirchenrechts von Georg Rechberger.
Frontonis opera inedita, Mediolani.
•
[XVI] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK.
1816.I
..
•
s.1 III Das System der z;vey Kan1mern - wo ein positives und negatives Element
in c!)1namischer Wechselwirkung des politischen Lebens miteinander coor-
dinirt werden, - ist eigentl. [ich] nichts andres als eine fixirte Revolution;
ein Zustand, der in jedem Augenblick in Revolution ausbrechen, durch
eine kiinstliche Fixirung angehalten und vom Ausbruch zurückgehalten
wird. Dieses ist offenbar d.[er] Zustand von England und darum ist
Seine Verfassung eine durchaus kiinstliche; dagegen die von Deutschland
nicht künstlich, sondern durchaus natürlich seyn soll.
121 Der seltsame Einfall, das positive Element der zweiten Kammer durch
den Nahmen von Ne11-erungsRäthen zu bezeichnen, verdient einmal ange-
führt zu werden.
131Frankreichs Unglück ist die Einheit; wie in Spanien die innre (katholische
Glaubens-)Einheit zu einer äußern geworden (durch die Inquisition); -
so ist in Frankreich die äußre Einheit nach welcher alles dort immer
mehr und mehr central behandelt wird, mit Vernichtttng alles JJokalen -
s.2 eine innre geworden, 1 die Geist und Sinn gewaltsam mit fortreißt, und
macht daß in ganz Frankreich gleich nachgesprochen und nachgejubelt
wird, was gerade in Paris Mode und herrschend ist. - Der jetzt sichtbare
innre Z1viespalt ist das erste Annäherungszeichen der Rettung und Besse-
rung. - (Doch ist eine äußre Theilung wohl nothwendig zur vollständi-
gen Heilung. )
151 Die Einheit von Deutschland ist eine ganz innre und beruht auf der
Fantasie. Diese zu erhalten, und dauernd zu gestalten, wäre eine beßre
organische Einrichtung des ganzen Gelehrtenwesens, der Universitäten
(Pressefreiheit - Nachdruck pp) wesentlich erforderlich; daher denn
auch alle diese Gegenstände nach einem ganz richtigen Instinkt mit zu
den Gegenständen der deutschen Politik gerechnet werden. 1
161 (ln dem Werk über die deutsche Staatenverfassung müßten folgende
Gegenstände umfaßt werden:
1) Allgem.[einc) Ideen über Einheit und Freiheit.
2) über das Religionsverhältnis oder die deutsche innre Freiheit.
3) über das Gelehrtenwesen - Geistescultur - oder die innre Einheit.
4) über die l ~andstände als äußre Freiheit.
S) über den deutschen Bund als äußre Einheit.
Uber die l\1ilderung des Adels - als den eigentl[ichen] Hauptpunkt zur
Beschwichtigung und Befriedigung der beunruhigten Gemüter.)
171 Die ])atr.i1J1onial-Gcrichtsbarke1t (d.i. eine solche, die auf Vertrauen und
ein dem Familienband ähnliches Pietäts-Verhältnis gegründet ist) sollte
jetzt von dem Adel auf die Geistlichkeit übertragen werden. 1
s.s lfll In Rttßland ist es eine bloß erz1v11ngene> Einheit, die das Ganze zusamrnen-
hält und eine täuschende Jchein-(Toleranz und Religionsfreiheit) die da-
selbst prahlerisch verkündet wird.
In J)ohleJJ ist es eine ersehnte und eingebildete Einheit und Freiheit.
In .S'ch1verlen wie i11 England waJtet eine bloß äußre Einheit und äußere
Freiheit.
ln Däne111ark waltet tvie in De11tschland eine innre Einheit und innre Freiheit
ohne alle äußre. - '
[XVI] Z11r Geschichte t1nd J)olitik. 1816. 1 173
S.6191 Wenn nicht etwa bloß ein kleines Volk von Auserwählten im Mittel-
punkt von Europa (D eutschland) gerettet werden soll, sondern die neue
Epoche der letzten Wiedergeburth sich über einen großen Theil der
Christenheit (Europa) erstrecken soll, so ist erforderlich, 1) daß die
Italiäner sich zur Philosophie und innern Freiheit erheben und eben
dadurch im Centrum der Kirche der Geist am mächtigs ten erweckt und
auch die Form beweglicher wird, 2) aber auch, daß in England die katholi-
sche Religion die herrschende wird. Auf dieses letzte scheint die ganze mögli-
che Geschichte angelegt zu seyn, und so hoffnungslos und entfernt es
jetzt scheint, dürfte doch die Hoffnung zu tief begründet seyn, um je
aufgegeben zu werden. -
1101 (Die alte d/,/rch das Recht bedingte Freiheit und eine neue gezstzge kirchliche
Einheit muß man anstreben; nicht umgekehrt eine neue Freiheit und die
alte Einheit)
NB. Vortreffiich!!
Die alte Freyheit und eine ne11e Einheit;
NICHT ABER eine neue Freyheit ttnd die alte Einheit.
S.71111 So wie seit 50 Jahren die Kirche mehr und mehr aller 1ve/tlichen Kräfte
und Motive beraubt wird, so verliehrt dagegen d. [er] Staat mehr und
mehr alle syu1bolische Beziehung und Bedeutung und wird e11tgeistet und
entgeistigt wie die Kirche entweltlicht wird. Es scheint also auf eine reine
1,1nd vollendete Scheid1,1ng zwischen Staat und Kirche das Zeitalter hinzu-
drängen. -
11 21 Sjmbolisch ist d[er] christl[iche) Staat bis auf die letzte Zeit gewesen, so
gut wie der ältere orientalische. 1) Nachbildend die Familie; indem der
Fürst als Vater des Volkes, die Unterthanen als Kinder desselben be-
trachtet wurden; die Kirche aber und die Priester Vorzüge genossen,
wie die Fra11en in der gesitteten Christenheit des Abendlandes. 2) Der
174 Zur Geschichte und JJofitik
_A,def durch das Institut d[er] Ritterschaft bildet eine Art von JJriestertht1tn
der Ehre (oder des erhöhten Adelssinnes und Bürger - Staats Tugend) -
dem Priesterthum d[er] Kirche nachgebildet - noch bis auf die neue-
s.s sten Zeiten I in der leeren Form auch besonders in Frankreich, nach
Bonalds Idee, der Adliche sey der Staatsdiener und Staatsmensch Kai:'
t~oxiJv.
1131 (.Staat - Kirche - Familie - Bund, stehen in derselben Forrschreitung
wie die vier Grade der cpo[Philosophie]. Vern11nft - Offenbarung - Gnade
- (l~ebensweisheit) rational - theosoph [isch] - kachol [isch] - dyna-
mi. [sch] .)
1141 In den kleinen deutschen Rep11bfiken ist der anarchische Zustand fase gar
nicht, wohl aber das andere in Republiken zu fürchtende Ubel - die
Oligarchie zu fürchten. Uberhaupt muß in Rep.[ubliken] sorgfältigst da-
hin gesehen werden, daß nienzand a11.ßer denz Geset~ besonders also kein
Beamter Souverain seyn könne. - Daher dürfte die Trennung der richterl[i-
chen] Gewalt, und jt1stizvenJJaft11ng wenigstens in hochster Instanz - von
der höchsten administrativen Behörde, dem Senat, sehr empfehlens-
werth und fast nothwendig seyn. - Nebst der unbedingt befehlenden impe-
ratorischen oder exekutiven Gewalt ist keine andre im Staat der \Xfürde
s.9 1 nach so souverain als die oberstrichterfiche, da diese in letzter Instanz
ebenfalls abso/111 entscheidet.
f1 51 Unstreitig ist, daß die Führung der T/orseh1111g für d.[ic] Kirche und die
geistlichen 1\1ensche11 ganz anderer ,,4rt ist, als für die Staaten ttnd Volker
und weltlichen Menschen, und nach einer ganz anderen j\,fethode und
Regel wirkt.
1161 (Compelle intrare ist wohl die oberste Regel der Vorsehung für alles
außer der Kirche. )
1111 Cepriift und vers;1chl, aber auch a11senväh/1 und gesandt, ,verden nur diejeni-
gen die schon berufen sind und in der Gnade stehen. - Doch ist die
Versuchung oft schon die Folge eines früheren Abfalles.
1181 Die Vorsehung admjnistrirt die 7 Sacramente der Kirche in der Welt-
geschichte im Großen. - Die Zeit der Märtyrer ,var die Epoche der
(Blut)-Tazge der Kirche. Im Mittelalter ,vard Ebe und JJriesterth11171 herr-
schend; Ehe zwischen der Kirche und d[em] Staat oder Kaiserthum.
Priesterl.[iche] Weihe auch des Staates im KaiserthL1m und Ritterthum·
'
erhöhtes und vollendet ausgebildetes Priesterthum des geistl. [ichen]
Standes im Kloster- und Einsiedlerleben. - Die Epoche der Reforma-
[XVI] Zttr Geschichte Jtnd Politik. 1816. 1 175
cion e~tspricht dem Sacrament der Conftr111ation; das Zeitalter war mün-
dig ge\vorden.
1201 (Nur die Sacramente besitzt die Kirche ausschließend. - Es fragt sich
also nur, ob bey einer solchen Sendung die Gnade und Weihe durch
andere Mittel ersetzt werden kann, ob jene Mittel ausschließend sind.)
1211 <Eine große Frage ist nun, ob Gott außer d[er] Kirche senden kann? - Von
Ihr aus in die fremde Welt (Missionen) ohnehin zweifellos, aber auch
so, da ja jeder der 1111sichtbaren Kirche angehört.) 1
s.10 1221 (Sehr wichtig!! Daher jetzt die grenzenlose Tiefe 1111d Schärft des Be1vußtsryns
in der cpo[Philosopl1ie], aber auch außer derselben im Leben, als das
eigent. [lieh] charakteristische Zeichen des Zeitalters. Das Sacrament des
Todes ist das nächstbevorstehende; die Eucharistie Reich Gottes.)
1231 (Im Zeitalter d[er] Mündigkeit und Confirmation traten an die Stelle der
ältero einfachern geistl[ichen] Orden - die Jesuiten und F[rei]-Ma1.1rer. -
..
Jetzt bricht das Bekenntnis der innern Ubel auch im Staat aus - durch
die Revolution nicht bloß in der Kirche. )
12s1 Das größte historische Geheimnis ist die symbolische Natur der 1virk-
lichen Weltbegebenheiten, welche aber dennoch die Freiheit nicht auf-
hebt.
1261 Die Signatur der Kirche zieht das Schicksal des Staates in jeder Epoche
nach sich - so war die T/ö1kenvandert1ng eine Art von Bluttaufe und
176 Zlir Geschichte und J)olitik
132] D ie freyen Städte sind von noch schlechteren, Ursprt1ng als die Rheinbt1ndjtir-
sten (staaten) - denn sie sind ein Lüneviller Machwerk.
]331 Z1vey Europäer gibt es im deutschen Bunde (Staaten, die auch abgeson-
dert von Deutschland als Europäische fortbestanden) - Oesterreich 11nd
Prettßen; drey alte Reichsflirsten, Hannover, Hessen, Braunschweig; dann
das lJiineviller Mach1verk, die freyen Städte; zwfJ)' Jeestaaten l-lolland und
Dänemark. - Dann die Rheinb11ndstaaten erster Classe, die durch den
Rheinbund sehr gewonnen haben und ganz neu gestaltet sind; und dann
die Rheinbundstaaten z;veiter Classe, diejenigen, welche an d. [em] Rhein-
bund Antheil nehmen, ohne wcsentl.(iche] innre oder äußre Verände-
rung. 1
s.14 1341 Die eigentl. [iche] Hauptldee der Geschichte, ist die Idee der Vorsehung. Der
naturhistoriscl1 und psychisch wunderbare ./Jnfang 11nd Ende der Ge-
schichte ist weniger wesentlich, um die Mitte der Geschichte zu verste-
hen, als jene alles erleuchtende historische Idee, die den historischen
Schriften des alten Testaments und d[en] Chroniken des Mittelalters
einen Vorzug gibt vor d[en] classischen Geschichtsschreibern d[es]
Alterthums, die bloß nach dem Verstande urtheilen und nach der Kraft
und dem Schicksal. Auch ist diese Idee, recht erfaßt, gewiß auch das
beste Licht, um das wundervolle Dunkel des Anfangs und des Endes
der Menschheit zu erhellen. -
1351 Es kömmt jetzt wohl nur darauf [an] jene Grundidee aller Geschichte,
welche die alten Chroniken im Gefühl hatten, jetzt JJJissenschaftlich zu
erfassen. Nur muß man sich dabey hüten, daß die Idee der Vorsehung
nicht in eine bestimmte Formel und Manier entarte, oder das Rege/mäßige
im Gange der Vorseh11ng- gar am Ende wieder wie ein 4Ynart1isches Nat1,1rge-
setz erscheine. Eine negative Regel dabey ist, daß die Idee der Vorsehung
nirgends so angewandt werden dürfe, daß die Freiheit des Menschen darin
untergehe. (Gott kann das Biise wohl zt1lassen, aber nie veranlassen.)I
s.1s 1361 Könnte es nicht einen Europäischen Bund geben, wie einen Deutschen? Wo
aber in jenem fürs erste wohl Rußland das Präsidium führen würde? -
Die Sainte Alliance ist der Wendepunkt des Uebergangs von den alten
Koalitionen zu einem solcl1en Europäischen Bi1nd, in welchem die 3 oder 4
Hauptmächte den Rath der Vollziehung bilden, - wie in den ersten
deutschen Constitutionsentwürfen. - Dies ist wahrhaft the i117.Perial dig-
nity, given in con1m1ss1011. - (Imperial zu verstehen von dem Kaiserthum
über Europa.) 1
178 Zur Geschichte 1,1nd J.Jolitik
..
s.J61371 Zur Signatur des ZeitaJtcrs gehört das 1-lervorbrechen aller verborgenen Ubel
11nd gehein,en Schäden (wie z.B. des Staats in der Revolution) und fast
nocl1 früher auch in Hinsicht der K.irche; ferner auch das Offenbar-
,verden aller Geheimnisse - (wie dieses z.B. mit denen der F[rei]Maure-
rey einleuchtend ist).
1381 Der Orden der Jesuiten war eingerichtet ad confirmandam fidem CathoJi-
cam et autoritatem papalem - und trägt eben darin auch den Charakter
jenes ZeitaJters der Reformation. Aber eben darum ist d[er] Orden auch
vielleicht (wenigstens für das Ganze der Kirche) veraltet - und ist das
jetzige Bedürfnis auf einem andern Wege zu befriedigen. Rom wird und
soll auf ganz anderen Wegen jetzt erhalten werden; die S'taafen selbst
werden die Nothwendigkeit davon einsehen, und halb wider \Villen
oder be,vußt dieses bewirken, wie man schon an der Wiedereinsetzung
Pius Vll. wahrnimmt. Auf der andern Seite wird der Kler1,1s, um vor
dem Staat Hilfe zu Finden, genöthigt seyn, sich an Rom fest '-vieder
anzuschließen. Und endlich wird, so wie die Idee des Staats bey allen
Nationen immer mehr zur Klarheit gelangt, auch die Idee der Kirche dem
Zeitalter wieder klar werden. 1
s.111391 Die Nothwendigkeit d.(er] Kirche muß nicht bloß praktisch aus dem
Volksbedürfnis abgeleitet, was besonders auch für Deutschland sehr
schwer durchzuführen seyn möchte, sondern sie Jiegt viel tiefer in der
metaphysischen Erkenntnis der Seele Gottes - welche in der ,vahren
Religion auch sichtbar und ry111bolisch auf Erden 1virklich '-Verden muß. -
Die Kirche ist das irdische Nachbild der Seele oder Mutter Gottes.
•
1101 Kann und soll es nun jetzt einen Bund oder Orden geben? - Oder nur
einzeln apostolisch wirkende Männer - wie in d[en] ersten Jahrhunder-
ten? - Die vielen falschen Bestreb11ngen der Art und ungJücklichen Versu-
che scheinen doch ein 1vahres und allgemeines Bedii,fnis zu be\veisen. Die
beyden sacram.(entaJen] Signaturen des Zeitalters scheinen übrigens in
d.[em] gegenwärtigen zusammenzutreffen (\vie auch im Mittelalter die
beyden Charaktere des Priesterthums und d.[er] Ehe) nähml.[ich] das
H ervorbrechen alles Innern und der scheinbare Tod und Wiedcrge-
burth zu neuem Leben. - Der scheinbare S'ieg des Protesta11tisr1111s ( und Phi-
losophismus) in dem Zeitraume von 17 50-1800 gehört aucl1 mit zu
d[em] Phänomen eines scheinbaren Todes der Kirche, ,vorauf dann die
Auferstehuung derselben folgt. Die innre Auflösung des Protestantis-
mus - ,vo sein innres Verderben hervorbracl1 - er ist schon zur
Beichte gekommen.
[XT(IJ Zur Geschichte 11nd J)ofitik. 1816. 1 179
1411 (DaZJVifchen auch wohl einzelne Perioden ohne Signatur ohne eigentl[iche}
.ryg1bolische Bede11t11ng, in den ersten 2 oder 3 Perioden etwa bis ao. 600.
(Wie im ersten Zeitalter zwey Sacramente, Taufe und Confirmation zur
Signatur desselben gehören, dann in den nächsten 3 - Ehe und Priester-
th11m - so jetzt Beichte, Buße und die Sacran1ente des Ge1vissens itnd
Todes.)
1421 ( Wz·e der Mensch im Sterben hellsehend 1vircl so auch jetzt das Zeitalter oder die
Menschheit in1 Großen.)
1431 (Auch das Innerste des Christenthums oder die tiefe Mystik desselben
bricht jetzt hervor und stellt sich vollendet dar, mit d.[er] Erkenntnis
des Bösen wird auch die Erkenntnis des G11ten oder Gottes vollendet und
klar.) 1
s.1s 1441 Die Juden müssen nicht bloß das passive, sondern ein beschrcinktes aktives
Bürgerrecht erhalten, wenn sie zum Bürgergeiste erhoben \.Verden sollen;
im ersten Falle wären sie doch wieder nur eine Art von out-laws, wenn
auch ihre materielle Lage leidlich wäre, würden an allem Bürgerlichen
keinen Antheil nehmen.
1451 Gegen den neuen geistl[ichen] Bund oder Orden ließe sich sagen es
muß erst einzelne apostol.[isch] wirkende Männer, wahrhafte Priester
und Geistliche in hinreichender Anzahl geben, ehe diese zusammen-
treten und einen Verein bilden können. Dagegen aber wieder: daß bey-
des in Wechselwirkung steht; die Einzelnen '-Verden durch das Daseyn
eines Vereins wieder hervorgerufen und gebildet. Am meisten wäre für
jetzt noch dagegen, daß der Staat einen solchen Verein, sobald er förm -
lich wäre, nicht d11lden und wieder zerstören, oder aber mißbrauchen
würde. - Schade dabei ists, daß die vielen, doch für Ordensdisziplin
und der alten Tradition \vegen nutzbaren zerstre11ten Uberbleibsel der alten
Orden nicht dafür gebraucht werden können, wenn die Sache noch
lange aufgeschoben wird. Sehr entfernt dürfte der Zeitpunkt doch wohl
nicht seyn; auch die Wiederherstellung der Jesuiten scheint hervorzuru-
fen, daß bald statt jenen auf anderen Wegen dasselbe Bedürfnis befrie-
digt werde. 1
s.19 1461 Schon von 1700 an ist ein Uebergewicht des Protestantismus sichtbar;
mit dieser Epoche, bewirkt durch den Sieg des Protestantismus in Eng-
land (1689) kömmt auch das [protestantische] System des Gleichge-
wichts auf, die protestantischen Seemächte sind im Spanischen Succes-
sionskriege Schiedsrichter. Auch die erste Generation der libertinischen
180 Z1-1r Geschichte und JJolitik
f47f R11ßland ist auf Persien und Asie11 angewiesen. Sobald es mit E11ropä-
ischem Geiste gesättigt seyn wird, so viel es vermag - und in der christ-
lichen Gesinnung bestätigt, soll es auf Asien z11riickge1voifen 1verden. - Die
Tütkey muß nicht von d[en] Russen, überhaupt nicht von der Landseite
her erobert, sondern durch ein allgemeines Europäisches, aber von
s.21 Großbritlannien geleitetes I großes Kolonial-System an den Inseln 1111d Kii-
sten des mittelländischen Meeres gezähmt Lind christlich gemacht werden.
(Nicht die Russen sollen die Türkey erobern, sondern die Engländer; im
rechten Sinne des Worts. ) JJreußen \.vird durch seine jetzige StellL1ng in
Deutschland lernen über katholische Völker herrscl1en und allmählig
selbst nach erlangter Einsicht an der Unmöglichkeit einer Oberherr-
[XVI] Zttr Geschichte und JJolitik. 1816. I 181
schaft i_n Deutschland - den Wunsch einer völligen Trenn11ng 110n Det1tsch-
land fassen; seine alten Provinzen würden nur im Verein mit dem besten
Theil von Pohleo ein Ganzes und ein gut arroodirtes Königreich bil-
den. -
s.22 1so1 Der neue geistl[iche) Orden (der christl[ichen] Philosophen) soll nicht
\.virken und eingreifen in den dynamischen ReligionsProzeß des Zeital-
ters - die Wiedervereinigung der kathol.(ischen) und protest.[an-
tiscl1en] Kirche - sondern auf den synibolischen Charakter (die Signatur)
..
des Zeitalters - Er soll d(em] Zeitalter zur Erkenntnis seiner Ubel ver-
helfen (es zur Beichte anleiten - seine Beichte vernehmen) und ihm
in s.[einer] Todesnoth geistl.[iche] Hilfe leisten und assistiren, ihm die
Todesnoth erleichtern und mildern. - (Das Be1v1tßtsryn des Zeitalters -
\.Venigstcns die innerste Tiefe desselben muß in d. [eo] Orden ruhn und
in ihnen verschlossen bleiben. - Sollen sie nicht alle JJriester seyn? -
Dies dürfte nochwendig seyn als heilsames Band. - ) Die Weltgeistlichen
sollen durch ihre Rechtschaffenheit, Strenge ttnd Milde, jedes in s. [einem]
Maß, unbewußt eingreifen in d.[en] dynamischen Prozeß des Zeital-
ters - der Verschmelzung beyder ReligionsPartheyen, wenn dieses auch
11nbewußt geschieht. - Dies muß fast seyn - denn ein absichtliches Hinar-
beiten auf jenen Verein ist fast immer und schon an sich strafbar. D er
Orden soll sich beschränken auf J>hilosophie - (Kunst nicht auch mit
aufgenommen?) - Erzieh11ng der Geistlichen - (nicht der Weltlichen) und
auf die Beichte. - 1
s.23 1s11 Was ist das Böse im Staat? - Nicht die Revolution, der Despotismus -
<der Krieg - Geld - J.>apiergeld - pp, - ) oder wie sonst ein einzelnes
Übel oder eine Mißgestalt desselben nahmhaft gemacht werden kann;
182 Zttr Geschichte 1,nd JJolitik
sondern der Staat selbst, rein und an sich genommen, ist ein Uebel.
Was braucht es einen Staat, wenn die Kirche wäre, wie sie seyn sollte?
Die geistlichen Staaten in Rom und d[em] ehemal.[igen] deutschen
Reich sind auf solche Art zu betrachten als unvollendet gebliebene Indi-
cationen der zukünftigen I-Terrlichkeit der triumphirenden Kirche. -
f52J In dcn1 großen Tode des Zeitalters wird der Staat ganz untergehen, und
nur die Kirche neu und wiedergebohren daraus hervorgehen. -
[53] Der Staat ist jetzt schon attf d.[em} Wege, sich vi/llig a1ifzulösen und sich selbst z11
zerstiiren. Das eben ist die Revoltttion, die insofern eher gut der doch
ein Vorbote des Guten ist - als herannahender Untergang - letzter
Todeskrampf des Bösen. -
1541 (Daß der Staat immer Kirche sein 1vill- in dieser Formel ließe sich vielleicht
das böse Grundprincip desselben am besten auffassen.)
1551 (Wenn die Kirche den Staat völlig in sich aufnehmen soll, wie der Katholi-
cismus den JJrotestantism11s - so ist eben dadurch auch der gegen1värtige Ka11;pf
des .Staats ttnd der Kirche - ihr 4J1na1J1isches Wechselverhältnis - der ivii-
scbung, gänzl.[ichen] Sonderung, - Anziehung Abstoßung und gänzl. [i-
chen] Verschluckung - erklärbar. Der S'taat will Kirche seyn 11nd die Kirche
ttnte,:jochen.)
1561 \X'enn Christus selbst regiert, dann ist auch der Statthalter Christi nicl1t
mehr nothwendig - mithin die Gewalt des Pabstes auf das Zeitalter der
triumphirenden Kirche nicht mehr an\vendbar; aber erst dann wird sie
sich lösen, wenn die Zeit da ist, und es von selbst geschieht ohne
äußre Gewalt. -
S.24 [571 Unmittelbar auf die intellekt11elle Herabwürdigung und indirecte Verfol-
gung des Christenthums durch Kaiser Julian folgte das Zeitalter der große11
KirchenSchriftsteller sowohl in der griechiscl1eo als in d.[er] latein[ischen]
Kirche. Also auch hier hatte die Verfolgung eben die entgegengesetzte
Wirkung, wie die persönliche und direkte Verfolgung des Diokletian.
1581 Der Hauptzweck aller Ereignisse der letzten Zeit, in Beziehung auf die
Kirche - ist wieder, dem Charakter des Zeitalters gemäß: die Kirche -
oder das Christentht11J1 sollen zur Erkenntnis des Bösen kommen und eben
dadurcl1 auch zur GANZ KLAREN Einsicht in das C11te. -
Eingreifen d[esl Staates in d[ie] Kirche - Ausdehnung der Staatsrechte
in d[ie] Kirche und über dieselbe, Zerstörung der geistl.[icbcn] iv[acht -
Entreißung des kirchl. [ichen] Eigenthums.
[XVI] Zur Geschichte 1111d ]Jolitik. 1816. 1 183
Jetzt muß die Kirche nicht von oben herab, sondern von unten herattj
1vieder in d[enJ Staat eindringen. - 1
s.2s JS9J (Wo ist die Stelle über die Landstandschaft d[er] G eistlichen, nament-
1.[ich] d11rch d[ie] 13/arrer?- In der Vorstellung der Würtemberger Prälatur
oder der Katholiken in \Vürtemberg? -)
J60J Was mit d[em] Staat und d[er] Kirche zunächst bevorsteht, ist ziemlich
klar: weniger was mit d[en] Nationen. Daß diese im Zeitalter der trium-
phirenden Kirche nicht ganz aufhören werden, ist schon aus der \Veissa-
gung von Gog und Magog wahrscheinlich; eben so, daß insonderheit die
de11tsche Nation (als in welcher und durch welche die Wiedervereinigung
der kathol.[ischen] und protestant.(ischen] Kirche zunächst vor sich ge-
hen muß) in einem neuen Sinn ein christliches auserwähltes Volk Gottes
seyn wird. Doch ist <ließ wohl dahin zu beschränken, daß die deutsche
Nation dieß in einem eminenten Sinne, mehr als jedes andere, wohl seyn
werde, aber nicht allein 1,1nd a11sschließend. Vielmel1r wird _jede christliche
Nation z11 einem eignen ~~rke ausenvählt 11nd berttjen seyn, und seinen eigen-
thümlichen AntheiJ an dem großen Werke des Zeitalters haben. Doch gibt es
freylich Nationen, die es nur scheinbar sind; in diesem höhern und göttli-
chen Sinne macht nicht der eigene Staat, Stamm und Sprache zur Na-
tion; sondern nur der eigenthiimliche, von Gott aitfgegebene Bertif. Die Bestim-
ff11,1ng ist es, welche eine Nation zur Nation macht. - Ungarn, J)ohlen
haben wohl keinen eigenen Beruf, sondern zählen mit zur detttschen Na-
s. 26 tion. - Niederländer ttnd Norn1änner I zählen entweder mit zur Englischen
oder zur deutschen Nation. - Die Rttssen sind wahrscheinl.(ich] auf ✓LJsien
angewiesen. - Die Spanier, wenn sie sich erst wieder werden erhoben
haben, auf .Afrika und Frankreich. Dieses letzte muß wahrscheinlich ganz
getheilt \.Verden; und man könnte verleitet \Verden, diese Nation für ganz
ven11oifen und wo noch nicht untergegangen, doch als gewiß betrachten,
daß sie untergehen 111ird. England ist allgemeines Hebel- und Bewegungs-
princip für alle Entwicklung der neuen Welt; damit das katholische Ele-
ment dort siege, ist ein großer Continentalbesitz und zwar von katholischen
l~ändern 11nd Vi/ik.ern für England nothwendig. Vielleicht also nicht gerade
in DEUTSCHLAND, sondern eher in Belgien und Frankreich. Für Deutschlands
zu
intellektuelle Bestimmung ist getheilt Zft seyn 11nd getheilt werden - durch-
aus nothwendig. Nur nicht gerade auf die jetzige Art; am besten ,vohl
in vierTheile. (Zu jener erhabnen Bestimmung und Theilname am Werk
des großen Zeitalters - können die Mohan,edaner nicht als mit ber11ftn
betrachtet werden; außer insofern sie sich der Bekehr11ng fahig zeigen
möchten. -)
184 Zur Geschichte Hnd Politik
s. 21 1(>11 B11ndestag.
Gegen das non instrttctus eine eigene Maßregel zu ergreifen. -
Die sämtl. [ichen] organischen Gesetze, wegen des noth1vendigen Z11sam-
menhangs - in EIN ORGANISCHES GRUNDGESETZ zu verbinden, wodurch
eine Menge Schwierigkeiten beseitjgt werden können.
1621 Die .511spendirung ist eine Strafe, welche gegen den mächtigsten Bunds-
genossen so gut Statt finden kann, wie gegen den Sch,vächsten.
1631 Ein allgemeiner Handelstractal für ganz Deutschland (da die besondern
Verfügungen über den 1-Iandel durchaus nicht zum Ziel führen kön-
nen) - mit England oder den Niederlanden ist sel1r denkbar und würde
dann auch die Einladung eines aus1värtigen Gesandten zu diesem Behufe vor
aussetzen; noch außer dem Fall eines Concordats. - 1
s.2s 1641 Aus den ganzen aUSJJJärtigen Verhältnissen und 1t1ilitärischen Anordn11ngen des
Bundes kann doch nichts werden, weil dieß ganz und gar von dem
nächsten Krieg abhängt. - Die einzige freye Sphäre der Wirksamkeit ist
glücklichenveise nur die innere legislative; auf diese drängt alles hin. - ( Ge-
rade als Allianztractat ist der Bund sehr wenig wert.) - Durch Intrigen
am Bunde wird Preußen wenig ausrichten; es kann großen Einfluß auf
Deutschland gewinnen nur durch eine T/e,fass11ng und durch einen kraft-
vollen .5ch11tz der kathol.[ischen] Kirche.
1661 (Die .5'ch1veiz ist durch ihre militärische Abhängigkeit von Frankreich -
in einem Zustand der Halbheit- dL1rch ihr e,viges Neutralseyn in einem
Zustande von .N11Llität, vermöge dessen man gar kein Beyspicl von ihr
hernehmen kann. ) 1
S.291671 Drey ~ste111e zeigen sich jetzt deutlich in 1-linsicht der de11tschen Kirche11-
angelegenheilen.
1) Die Idee einer deutschen Kircl1e unter einem JJri111as oder JJatriarchen-
deutsche Li turgic, Aufhebung des Cölibats, Trennung von Rom.
[XVI) Zttr Geschichte und J>olitik. 1816. J 185
1<>81 Die Sch111eiz schwebt in der Mitte zwischen Bundesstaat und Staaten-
bund. - Zum Beyspiel, daß das lJegislaiive gerade das Allgemeine seyn
kann in einem Systen1 gleichartiger Staaten - die gleichartigen Ehegesetze in
allen christlichen und mohamedanischen Staaten. 1
S.30 1691 Das System der zwei Kan1n1ern beruht auf einer Opposition und feindl[ichen]
Reibung zwischen dem Souverän und den Unterthanen; es ist eine fi-
xirte und gebundene Revolution-. Eben darum gar nicht für Deutsch-
land passend; denn das Princip der detttschen IJandstände ist nicht die
Opposition, sondern vielmehr die innigste Eintracht z1vischen Fiirsten ttnd
Volk; daher hier auch auf die künstl.[ichen] Formen so viel - nicht
ankommt, sondern alles auf die Gesinnung und den Geist. - (Die Idee
der zwcy Kammern beruht auf einer t1nde11tschen Voraussetzt1ng, nämlich
daß Fürst und Volk nicht Eins sey. - Sind sie es wirklich nicht, dann
sind die zwey Kammern ganz nothwendig und folgt alles von selbst.)
Wäre es in einem deutschen Lande jedoch schon zu einem hohen Grade
..
von Opposition gekommen, so könnte dieß eine Anderung machen.
Nur müßte auch dann die erste Kammer bloß aus dem Adel bestehn
(mit persönlicher Landstandschaft für d. [en] hohen Adel, mit repräsen-
tativer für den niedern) als dem einzigen Elemente der ausschließenden
Erblichkeit und Permanenz; dagegen die Geistlichkeit nothwendig mit zu
der zweiten Kammer geschlagen werden müßte. - Die IJandstände sind
für Deutschland nicht das Organ der äußern Freiheit, sondern aus Ein-
heit (zwischen Fürsten und Volk) hervorgehend und auf Einheit gerich-
tet. 1
s.31 1101 Die Deutsche Revoi11tion hält ungefähr das Mittel zwischen d.[er] JJobini-
schen (Theilung) und dem jranzo:rischen Constitutions Wesen und Revolutions-
Wesen. - Wie das ConstitutionsWesen allmählig ganz Europa durch-
dringt, so wird es auch wahrscheinlich mit dem TheilungsSystem der Fall
seyn. - Die Theilung wäre offenbar das Beste für Deutschlands Heil;
die kleinen Staaten sind mit dem einmal herrschend gewordenen Begriff
186 Z11r Geschichte Jtnd JYolitik
..
von Souveränität nicht vereinbar. Die kleinen Souverä11e sind das große Ubel
von Deutschland; dagegen ist die Theil11ng von Deutschland die einzige Hilfe;
im Ganzen genommen ist diese, einmal angefangen, auf die Länge
unvermeidlich, ist auch die einzige Rettung gegen die innre Revolution.
Nur die Art t1nd Weise dieser Theilung ist von unendlich großer Wichtig-
keit. Die schlecl1teste wäre die von Preußen und Pitt projektirte in
z1vey Theile. Besser und ZJ,tnächst die leidlichste wäre die in vier Theile. -
Definitiv aber \Väre die in drey Theile das beste, indem ganz .5tiddeutschland
und ganz Norditafien Z!-' Österreich geschlagen würde. Selbst bey der Thei-
lung in vier Theile muß darauf Rücksicht genommen und der südlichste
Theil von Schwaben, der die Schweiz dominirt, so wie die Schweiz
selbst, für Österreich behauptet werden. Das Kaiserth11m ist ein flir alle-
mal von Deutschfand aitf Österreich iibergegangen; und kann das Deutsche
nicht 1viederhergesteflt 1verden. (England muß um Preußen das Gegenge,vicht
halten zu können, - auch Dänemark ganz beherrschen und in s.[ei-
nem] Einfluß haben, außerd.[em] die Niederlanden und Hannoi•er, sehr
verstärkt den ganzen Nord1vesten umfassend. - ) (Bey der Theilung in
drey Theile - herrscht im Norden das protestantische ~sten1 des Gleichge-
wichts - und im Süden die katholische Einheit des hinreichend starken
Kaiserthums.) 1
s.321111 Die deutschen Landstände gehen auf die Einheit, der Bund aber auf die
Freyheit. Dieß ist grade das Merk,vürdigstc und Eigenthümliche in dieser
Staatenform. Deutschland war von jel1er mehr oder mi11der in einen
Vo'/ker- oder .5'taatenb11nd vereinigt. Der Umfang, die Form und Einheits-
punkt dieses Staatenbundes \var aber stets 11eränderlich; obwohl der Bund
selbst e1vig. Dieser e1vige 11nd doch J'rf!Jle (aucb für den Bcytritt Einzelner
ungezwungene) und stets veränderliche Bund ist gerade die eigenthümliche
deutsche Staatsform.
(Die Mannigfaltigkeit oder Frvrheit ist das E111ige1 - die Form das verän-
derliche. -)
Ein Ce17/ralp1111kt der Einheit und vorherrschenden Kraft ist im Bunde
noth\vendig, mithin das Kaiserth111,1 in sofern 1vese11tlich in d. fer] Natur
desselben gegründet. -
Allein der Cc ntralpunkt ist eben auch veränderlich und nicht gerade
von der 1f7illkiihr abhängig (alle bloße \villkührl.[ichen] nicht auf die Na-
tur der Umstände gegründeten Kaiser\vahlen, hatten \Venn auch legitim
in der Form, doch keine bleibende Folge in der Wirklichkeit).
1121 Das lnterregn11r11 - die Gegenkaiser - und die i\fterkaiscr oder falschen,
widernatürlichen Kaiser - sind die J-lauptkrankheiten des Kaiserthums.
[XVI} Zur Geschichte ttnd JJolitzk. 1816. I 187
1731 Die zi;:itgemäße Veränderbarkeit des Bundes, bey der Einheit und
rleiligkeit der B11ndesldee selbst, ist in den Oesterreich.[ischen] Reden,
wenn nicht tief gedacht, doch sehr tief empfltnden.
1741 Das eigentl. [iche] Kaiserthttm 1var des"vegen jetzt förmlich wieder einzu-
führen, sehr schwer; weil die Idee davon ganz verlohren oder irrig be-
stimmt \var. Dies zeigt sich
1) an dem Planen von Nord- und Südkaiser.
2) an der Auffassung des Kaiserthums als einer bloßen Nationalform
ohne Ahndung von der viel höheren Würde und Beruf des Kaiser-
thums; Vergessen von Norditalien.
S.33 3) hing man sehr an dem Nah111en I des Kaiserthums; sobald aber von
der Sache die Rede kommt, ist auch jetzt noch niemand zu l-lause. Erst
sollte man für die Sache sorgen und thätig seyn; der Nahme würde
sich dann leicht von selbst finden. - Jetzt sch1vebt d.[er] deutsche Bund
allerdings noch zwischen zwey Centralpunkten oder noch mehreren 11nd
einer vo'fligen Auflösung - mithin ist zu einem wahrhaften und als solchen
constitttirten Centralpunkt der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Einst-
weilen ist das Präsidium ein Surrogat und auch symbolische AndeL1tung
eines solchen Centralpunktes.
1731 Ein dauerhaftes JJapiergeld würde fast nur möglich seyn, wenn mehrere
oder alle in einem bestimmten oder mehr und minder geschlossenen
Hande/scontract stehenden Nationen und Staaten ein gemeinschaftliches Pa-
piergeld machen und anerkennen würden. z.B. ein allgemeines Conti-
nental-Papier. Napoleon bey fortdauerndem Glück und consolidirter
Weltherrschaft wäre vielleicht im Stande gewesen, dieses zu weisen und
aufrecht zu erhalten. Vielleicht auch die Päbste im Mittelalter, wenn das
Papiergeld damals wäre erfunden gewesen.
1761 Nichts ist chimärischer als die Voraussetzung, daß Deutschland so wie
Italien aus einzelnen isolirten Staaten, ohne joderatives Band fortbeste-
hen könnte.l
s.34 1771 Ottokar von Bohmen und noch mehr Heinrich der f Jowe waren wohl nach
Verhältniß ebenso mächtig und noch mäcl1tiger, als Fried·rich rler Z1veite. -
Es muß vorzügl.[ich) darauf gesehen werden in der neuen Bearbeitung
der Geschichte, die innern Kriege der Deutschen aus dem 1vahren Standpunkte
zu rechtfertigen. Es war eine bloß exek11tive Maßregel, um Ordnung im
Innern wiederherzustellen, und gefährliche Kräfte oder Elemente zur
Ordnung zurückzuführen. Außerdem aber ein ritterlicher Zweykanrpf
oder bewaffnete Opposition - in Hinsicht der Form. Nirgends ist der
188 Zur Geschichte und J)olitik
s.35 1781 Die Unfahigkeit 11nsers Zeitalters z11r Religion ist auch darin höchst merk-
würdjg, daß die directe Ursache davon so schwer zu entdecken ist. Man
glaubte, es sey <las aUgemein verbreitete Gewohnheitsglück (1763-1789)
was den Menscl1en einschläfere, weichlich und stumpf mache. Die Re-
volution bat Unglück genug gebracht, und dje Menschen zur Abhärtung
gezwungen; n1an ist auch in-1 Unglück z11r Religion z1-1riickgekehrt; aber mit
einem Erfolge, der sehr tief unter der Erwartung war.
Man glaubt in Deutschland, eine einseitige Verstandescultur leerer Ab-
stractionen habe das Organ der unsichtbaren Welt, die Fantasie erlö-
schen und ersterben lassen. Alle Quellen alter und neuer Fantasie haben
sich über Deutschland ergossen und sind mjt der regsten Empfänglich-
keit aufgegriffen und haben Frucht getragen. Dennoch bleibt das Ver-
mögen zur Religion schwach und gelähmt. (- Eine materielle cpo[Philo-
sophle] habe die Religionen vernichtet, glaubten einige; die cpo[Philo-
sophie] hat in Deutschland eine ganz geistige Richtung und einen hohen
intellekt.[uellen] Aufschwung nach dem anderen genommen; selbst in
Frankreich spricht die cpo[Philosophie] und selbst die Physik legt Zeug-
nis ab für die Religion und doch sinkt diese imn1er mehr. ) Einfalt der
Sitten und herzliches Gefühl betrachten andre noch mehr mit Recht als
Element und Quelle der Religion; unser Geschlecht seit der Revolution,
steht in l1underc Dingen der Natur und Gewohnl1eiten der Natur wieder
s.36 näher als das 18cc: Jahrhundert, ttnd doch I will die Religion nicht wieder
mit Kraft emporblühen. - Die Sekten seyen veraltet, sagen andere, der
tiefere Geist d[es] Christenthums den Lehrern fremd. Ein neuer Ver-
kündiger der Geheimnisse nach d[em] anderen steht auf; und die noch
vor kurzem unbekanntesten alten werden wiederenveckt; und doch
wirkt es gar nicht, oder nur wenig. - Eine große indirecte Ursache ist es,
welche die Religion sch,vächt und lähn1t. Dieß ist die in fl1rchtbarer Progression
steigende We/t/ichkeit des Lebens und des menscl1l.[ichen] Geschlechts.
Nicht etwa bloß der weJtliche Sinn wird imn1er herrschender· sondern
'
auch wo dieß nicht der Fall, vermehren sich alle '.Veltlichen Triebe, Be-
diiif11isse und Geschäfte, e11t1vickeln 11nd 11enJJickeln sich alle 1veltlichen T/er-
hältnisse 11nd A11forder1111gen in einem so furchtbaren Maße, daß sie alle
Kraft des Menschen, oder doch den größten Theil derselben auch bey
[XVI} Zur Geschichte 11nd J->olitik. 1816. 1 189
demjenigen, dessen Sinn wohl für das Geistige geweckt ist, absorbiren. -
Ist es nicht so in meinem eignen Leben, wie in dem so vieler andrer,
Gott suchenden Menschen? - 1
S.37 Selbst physiscl1 werden Veränderungen dieser Art wahrgenommen. -
Nicl1t bloß im natürlichen Feuer ist der Untergang durch Fe1,1er zu ver-
stehn, sondern auch im steigenden Feuer der Krankheiten, der auch bey
reinen Sitten sichtbar zunehmenden Geschlechtslust. Ubrigens wird, wie
eine Feuerkatastrophe (der Cherubim mit d[em] flammenden Schwerdt
- am Eingang des Paradieses) der SündButh voranging, so auch dem
Untergange durch Feuer wahrscheinlich eine große Wasserkatastrophe
vorangehn. (Aus dem Feuer der göttlichen Liebe wird die triumphie-
rende Kirche hervorgehen.) - (Merkwürdig ist die seit 1756 offenbar
steigende und vorzüglich wirksame Vulkanität und häufigen Erdbeben.)
1791 \X'as nun aus jener furchtbaren Weltlichkeit unmittelbar folgt, ist: daß
der Weg zur triumphirenden Kirche nur durch eine große Weltzerstö-
rung gebahnt werden kann, wo jene die Religion indircct lähmende und
ertödtende Kraft der Welt durch sich selbst verzehrt und vernichtet
wird. - Die Revolution, (welche aber vielleicht bald nicht bloß als eine
Menschen Revolution, sondern auch als eine NaturRcvolution sichtbar
werden wird,) ist das erste Anklopfen dieser herannahenden Wcltzerstö-
S.38 rung. - Dieß brachte micl1 anfangs auf den Gedanken, ob nicht I viel-
leicht Europa ganz zerstört und wüste werden dürfte, und die allge-
meine Envart11ng eines vierten Weltalters in Amerika doch gegründet und
auch hier vox populi vox Dei seyn könnte; obwohl die Erfüllung viel-
leicht ganz anders ausfallen würde, als die Erwartung gemeynt ,var.
Wie nahe war es nicht 1806-1809 daran, daß der Pabst nach Amerika
ausgewandert wäre. Und könnten nicht auch die Deutschen an der neuen
Gestaltung und Veredlung Amerikas theilnehmen, freylich nicht durch
eine gewöhnliche Kolonie, wohl aber durch eine wissenschaftliche Aus-
wanderung. Welche nicht zu berechnende Veränderung würden nicht
30 oder 40 deutsche Naturcpo[philosophen) von der besten Kraft in
Amerika bewirken; dazu etwa eben so viele tief christliche Katholiken, -
und vollends jene Verpflanzung des Pabstes, und Oberhauptes d[er]
Kirche. - Brasilien dürfte zunächst wohl der eigentl[iche) Ort seyn, ,vo
jene deutsche Auswanderung am besten Wurzel fassen könnte. - 1
s.39 Dagegen aber spricht nun, daß, wenn Europa zerstört und wüste werden
sollte; dann der Triumph der Kirche doch zu unbedeutend und schwach
beschränkt sey, auch manche andere apokalyptische Andeutungen nicl1t
so gut zutreffen würden. Mithin wird vielleicht beydes z11gleich Statt haben
190 Zttr Geschichte und Politik
1so1 Nach manchen lnrucien dürfte .-4frika wohl der Sitz des Paradieses und
des ältesten Menschengeschlechts gewesen seyn. - Physische Anzeichen
der hiichsten anirnaliscben Kraft in diesen, Welttheile, der also auch wahrschein-
lich genug der erste Sitz der animalischen Ent\.vickJung gewesen seyn
dürfte. Auch das mit den vier Strömen aus Eine111 Mittel-Q11e// dürfte noch
eher hier passen als auf Persien. Dieser Wel tthcil ist der zerstö·rtesle; auch
wohl am besten geeignet der Sitz der Präadarniten (unter Lucifers Herr-
schaft) ge\.vesen zu seyn; \.VO diese am meisten thronte, da mußte auch
das Paradies hingelegt und gebaNI werden. 1
S.40 1s11 In dem systematischen \Verke über die Einheit Fr~•beit d[e,j de11tschen
1111d
Nation muß der 4cc Abschnitt handeln von der Einheit des IV'issens - oder
von dem tlet(/schen Celehrten1vesen - der I~itterat11r in Beziehung auf Politik
und Nationaleinheit; wo denn zugleich an einem specielfen Falle die im
3ren Abschn. [itt] vom de11tsche11 B11nd begründete Theorie allgemeiner
1821 (Die Erkenntnis der Gnade ist \vohl recht eigcntl.[ich] einfr~•es (nicht
gebundenes, nicht noth\vcndigcs) lf'issen zu nennen.)
[XVI] Zur Geschichte und Politik. 1816. 1 191
s.43 1881 Ein herrschender Irrthum ist, als gebe es keine exekutiven Mittel, außer
auf der einen falschen Seite durch den Krieg (Kanonen und durch Zttcht-
haus), - auf der andern aber die Bestrafung eines Verbrechens. Es gibt
vieles, was in der Mitte liegt. - Es gibt dergl.[eichen] Mittel mehrere,
auch von einer Macht gegen die andre. Dahin gehören Repressalien) Se-
quester; auch die Kirche hat dergl.[eichen] ihr eigenthümliche exekutive
Zwangsmitte l; Excomt1111nication (auch bey manchen andern Gesellschaf-
ten angewandt) - lnterdict. Alle diese Mittel sind sorgfältig aufzusuchen
und durchzudenken, was denn auf den Bund anwendbar wäre. - (Auch
ohne Kanonen hat die Kirche exekutive Kraft. Excltrsion oder .S'uspendi-
rung von gewissen Vortheilen an die der [einzelne] durchaus kein strictes
oder doch nur ein bedingtes Recht hat. )
1911 (Nach dem ~f7echselrecht leiht der Staat dem Kaufmann eine exekutive
GewaJt ad hunc actum. )
1921 Die Schweiz ist ihrem Ursprung nach ein J'taate11b11nd; doch war in der
neuen Zeit allerdings ein Versuch gemacht, sich dem BundesStaat zu
nähern, durch Bildung einer republikanischen Centralgewalt. - Man ist
in diesem Versuch auf halbem \Veg stecken geblieben. (In dieser Hin-
[XVI] Z11r Geschichte 11nd Politik. 1816. 1 193
sieht als versuchter Übergang vom Staatenbt1nde zum Bundesstaat ist die neue
Schweizer Geschichte sehr lehrreich.) 1
S.45 1931 Die Analogie der Schweiz, dem abgesonderten, gleichsam hors de l'E11-
rope e rklärten, e1vig neutralen Ländchen, ist umso weniger anwendl)ar, da
es ungleich leichter ist, die einzelnen Schweizer Cantone an Partikl1lar-
bündnissen zu verhindern, die dem Ganzen gefahrlich werden könnten
als in Deutschland, welches als Ceotrum und I-lerz von Europa jede
Regung von Krieg auch in den entferntesten Extremen pulsierend mit-
empfindet. - Das deutsche Reich war Zf'gleich S'taatenbttnd, wenigstens seit
der goldenen Bulle und Bundesstaat; als das letzte freylich sehr schlecht
konstituirt in der letzten Zeit (in allem, was ge1,1einsame Finanzen, Mili-
täranstalten und gemeinsame Diplomatie betraf.) -
1941 Tributär kann ein Staat seyn, nicht bloß durch das Geld, was er gibt,
sondern auch das Geld, was er empfangt; wie die Schweiz von Frank-
reich. Der geringste Eingriff in die Elemente der souveränen Staatskraft
ist für die S"elbständigkeit des Staats gefährlich; gar nicht so ein Einwirken
oder Mitwirken in der legislativen Gewalt und die Freiheit der richterl[i-
chen] Gewalt und der dazu gehörigen exekutiven Mittel.
1951 (Es sind neutrale Sklaven, die Schweizer) 1
s. 46 1961 Die Schweiz ist ein schlechtes Beyspiel zur Nachahmung, aber ein sehr
gutes, daß ein S'taatenbz,nrl eigentl(ich] ein Oberhaupt, einen Einheits Punkt
braucht. - Noch hatte die Sch\veiz ihren natürlichen Einheits Punkt in
Dei,tschland nicht ganz verlohren, als sie schon einen neuen, fremdarti-
gen Einheitspunkt in Frankreich fand, seit dem ewigen Frieden. Abhän-
gig war die Schweiz von Frankreich durch die Truppenstellung - mehr
als Oesterreich unter Ferdinand I. Max 11. - tributär, d. h. geldabhängig
desgleichen; auch die Erwerbung französischer Provinzen erhöhte dies
noch. - Die Ni,llität, in welcher die Schweiz während dieser obwohl
nicht rechtlich sanctioniercen aber factisch begri.indeten Abhängigkeits-
epoche seit d. [em] e\vigen Frieden versank, könnte eine gliickliche ge-
nannt werden; wäre sie nicht so oft durch innre Zwistigkeiten und Bür-
gerkriege unterbrochen. - Die Probe des Zei talters hat die Schweiz
nicht bestanden. Nur fremde Macht konnte in der neuen Zeit den Krieg
zwischen den altschweizerisch und den helvetisch (französisch) Gesinn-
ten vertt1itteln - und in der allerneusten den Streit zwischen den XIII
S.47 alten Kantonen und den XIX Me I diatcantonen verhindern. - (Der
Kampf in der Gesinnung zwischen den alten ewigen Bünden und dem
neuen Züribund.)
194 Zur Geschichte und Politik
1971 Der Staatenbund ist monarchisch, der Bundesstaat aber rep11blikanisch; je-
ner muß ein Oberhaupt haben, dieser ejn Directoriun1, das ist klar.
1981 J.,andstände. - \'{lill man einmal trennen in Deutschland, So ist dje we-
sentl[iche] Trennung, die zwischen den Staatsbea111ten, und den Männern
von unabhängigem Stande. - Bey der Anzahl, der künstl.[ichen] Hierar-
chie und Unterordnung der Staatsbeamten in Deutschl.[and) ist die Aus-
schließung derselben von den Landständen die erste Bedingung, wenn
das Ganze mehr seyn soll als eine Komörue.
1991 Es fehlt in Deutschland an den Elen1enten z11 einer oberen Kammer. Wie
sich dies an d(er] Geistlichkeit zeigen läßt, so ist selbst auf den _,4del
<ließ anwendbar; denn auch dieser, wenn die Staatsbeamten von d[en)
Landständen ausgeschlossen bleiben, ist mehr in einer Oppositionsstell11ng
gegen d.[en] Hof, - nämlich der Güter besitzende Adel gegen den im
Staatsdienst besoldeten, als daß er wie die Pairs in großen J\.1onarchien eine
mächtige Stütze d[es] Throns gegen den dritten Stand und das erre-
gende, be\vegsame Prinzip der Staatskraft zu bilden geeignet wäre; ob-
S.48 wohl freylich in Deutschland I die Fürsten einer solchen künstlichen
Stütze auch gar nicht bedürfen. Mithin gehö'r/ in Deutschland a11ch der _,4del
Zf!Tll Unterhat1se; und es ist eigentl[ich] kein Stoff da, aus denen man
de11tsche Pairs machen könnte. Das wahre Oberha11s sollte der B1111destag
seyn.
11001 (Das System der zwey Kammern berul1t 1) auf einer 11nde11tsche11 Vora11sset-
z11ng; daß Fürst und Volk getrennt sey, 2) da1111 fehlt es an den1 Elen,ente z11
einer oberen Kammer - weil weder Geistlichkeit noch Adel diese Stelle in •
Deutschland haben, 3) ist das 1vahre Oberha11s schon iT11 B11ndestage gegeben.
11011 (Der Fiirst, det ohnehin seli)St Minister des Innern seyn sollte, sollte die
Landstände präsidi1·en und mit ihnen in dem lebendigsten Verkehr ste-
hen. Alle Staatsbeamten und also auch die Minister sollten in der Regel
a11sgeschlosse11 sryn uon den Landständen. Nur, \.Ven der Fürst sendet, sollte
in d.[er] LandtagsversammlL1ng erscheinen dürfen außer den ge\.vählten,
ohne doch darum mitstimmen zu dürfen. Der ge\.vählte Präsident nur
in Abwesenheit des Fürste11, vielleicl1t 111ehrere.)
11021 Die Tridentinische Glaubensformel scy aus dem T 7]1e" B11ch der Decre-
talen, habe da il1ren Sitz, JJ. 1. Tit. 1. cap. 4. Pla11ks Religionsbegebenheiten
Th. 2. s·. 62.
1103) Unter den herrschenden Ideen des Zeitalters müssen die Ideen der Einheit
und Freiheit nur richtig angewandt werden; verderblich sind sie nur, wo
[XVI] Zur Geschichte und JJofitik. 1816. I 195
dieß nicht geschieht, groß wirkend aber und auch heilsam in der rechten
Richtung. - Schlechthin verwerflich aber und überall schädlich scheint
die herrschende Idee der Gleichheit; die überall auflösend und zerstörend
wirkt. Zuerst zeigte sie sich in der falschen Toleranz, der Gleichgültig-
keit und Indifferenz gegen alle Religion. (JJositiv, als Idee von der Wal1r-
hei t aller Religion, ist sie in Deutschland wenigstens chaotisch fruchtbar
gewesen). Dann zeigte sich die Idee der Gleichheit vorzüglich zerstörend
als Haß aller äußern Ungleichheit, Abschaffung der JJrivilegien. Als solcher ist
S.49 sie das eigentl.[iche] Princip I der Revolution geworden. - (Der Haß
gegen den Adel ist die charakteristische Leidenschaft des Zeitalters. - )
11041 In den Sitten hat die Idee von d.[er) Gleichheit der Geschlechter einen sehr
großen Einfluß; diese kann eine sehr schwärmerische Richtung, in der
Idee der Verbindung und Verwechslung der Geschlechter, U1ervorbrin-
gen]. Die Gleichheit tier Vernunft ist das überall Zerstörende. Das eigentl[i-
che] Princip d[er] Gleichheit ist die J,iebe; diese weiß selbst die größte
aller Ungleichheiten, die zwischen dem .Schöpfer 1,1nd Geschöpf ausZf,rgleichen.
Aber eben darum gehört die Gleichheit nicht ins Leben und ist ihrer
Natur nach ganz und total innerlich. - Das Leben beruht gerade auf der
Ungleichheit, und dem Kampf der Bewegung. Dieser ist das vierte Ele-
ment, oder Idee, welche bey der Beurtheilung und Schilderung des Zeit-
alters in Betracht kommt; das ],eben, das Zeitalter, der Zeitgeist, die Revo/11-
tion selbst, als Idee gefaßt, oder wie man dieses sonst bezeichnen will.
Der große I rrthum ist wohl hier, daß man sich ein gebildetes Vernunft/eben
träumt, und einen nahen Anbeginn oder docl1 schnelle Annäherung
desselben, oft in den wahren Unarten des Zeitalters - statt in dem
Kampf des Zeitalters die Anzeichen des herannahenden allgemeinen
Todes zu erkennen, die freylich auch wieder if;7ehen einer neiren Gebt1rth
seyo werden - (der triumphirenden Kirche).
(Die wahre aus der Liebe hervorgehende Gleichheit ist daran zu erken-
nen, daß ihr a11ch die Ungleichheit gleich ist; daß sie diese nicht haßt. Doch
ist auch diese Stimmung nicht praktisch.
Selbst in dem Zeitalter der Vollendung und triumphirenden Kirche wird
es noch ein Priesterth;,1n1, mithin eine wesentliche Ungleichheit geben, die
bis ans Ende bestehen muß. -) 1
s.so pos1 Curtius de Ducum medii aevi electione a proceribus provinciae huius
facta. Marburgi 1771.
Über die ehemaligen großen Rechte der Landstände s.[iehe] Häberlin
Reichshistorie B. 11. p. 457 t1nd VIII. p. 692. ferner
196 Zur Geschichte 11nd JJolitik
11071 Be1veis, daß Christ11s von Vater 11nd M11tter von g11tem Adel sey, s. in Spangenbergs
A del-Spiege~ Blatt 15.
11os1 v. Bülow jreimiithige Betrachtungen iiber die Wahlkapitulation l~eopold II.
Hr. v. Berg in sei n er Schrift iiber De11/schla11ds Veifass11ng.
J,uthers IJehre, Räthe 11nd rParn11ngen .ftir 1,1nsere Zeiten gesammelt von
Thiess. 1
111 11 Gerade der Untergang (alles Nichtigen), die allgemeine Zerstiir11ng (alles des
Schlechten und Elenden) ist das Gute und Große an der Revolution; weil
nur aus der Zers törung und dem Tode, das neue Leben und die neue
Zeit hervorgeh en kann. (Es ist ein 11nbe1vußtes Hindrängen z11m Tode.) 1
111 :i1 Geschichte des JJatronatrechtes i11 der /(jrche, 1806. soU vortrefflich seyn.
In der Lentnerschen Buchhandlung in ivfi.inchen: Ne11es Monalhsblatt fiir
•
christliche Religion 11nd J,itterat11r. (Seit 1815 - im Juny, das erste H eft). -
Freys kritischer Kommentar i.iber Prof. Michls Kirchenrecht.
San-1buga über den Philosophismus 1803.
desselben über die Nothwendigkeit der Besserung, als Rücksprache mit
seinem Zeitalter. 2. T h eile. 1807 u. l 808
desselben: Der Teufel, oder Prüfung des Glaubens an höllischen Gei-
stern. 1810.
desselben: Untersuchung über das Wesen der Kirche. Linz 1809.
desselben: Der P riester am Altare. 1815.
Friede11s-Benehr11en zwisch en Bossuet, Le ibnitz und Molaous, für die Wie-
dervereinigung der Ka/boliken 1111d JJrotesla11te11. Vom Verfasser der Frie-
dens111orle. Sulzbach 181 S.
Reliq11ien, d. i. auserlesene Stellen aus den Schriften der Väter und Lehrer
der Kirche. Eine Nachlese zu den christlichen Briefen von Sailer. 1815.
bei IJentner, Miincben. 1
[XVI] Zttr Geschichte 11nd J)ofitik. 1816. 1 197
s.s3 11141 Geschichte der Bischöfe von Attgsb11rg, chronol. und diplomat. verfaßt, von
J.)/acidus Braun pp. 4 Bände. 8° 4rer Band. Augsburg, in der Mayschen
Buchhandlung 1815. - scheint sehr reichhaltig zu seyn.
Gertr11denbt1ch oder auserlesenes Gebetbuch, Sulzbach, im Verlage der
Seidelschen Kunst- und Buchhandlung, 1813.8° - \,Verde beynahe
ebenso viel Beyfall finden wegen seiner ech ten Volksmäßigkeit als die
allgemein beliebte Geschichte der Genoveja, wie sie der vortreffliche Chr.
.5c/Jmid bearbeitet hat.
Die „St11nden der .Andacht" - werden als ein vortrefflich Erbauungsbuch
neben Stolbergs Geschichte genannt. -
Andachtsiib11ngen, Cebrät1che 11nd Zeremonien 11nserer katholischen Kirche, recht
faßlich und lehrreich erklärt. Wien 1802. III B. (vom verstorbenen Bi-
schof zu Linz.)
Frank (ldern) damals churfürstlich mainzischer Hofrath und Professor
des Staatsrechts. Crundbetracht1,1nge11 über .s·taat Hnd Kirche. Mainz, 1784.
Winters erstes deutsches kritisches Meßbuch. (Sehr neologisch)
Friedensivorte, an die katholische und protestantische Kirche für ihre Wie-
dervereinigung. - - (? - wird sehr gelobt). 1
•
1
1
1
[XVII] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK.
1816. II
.
•
•
s.1 II I Wenn man dem Bunde alle richterliche Gewalt nimmt, so ist auch die
legislative und mithin alle Wirksamkeit des Bundes gelähmt und ver-
nichtet. Man muß hierbey nur die verschiednen Gegenstände und Ge-
biete der richterl(ichen] Gewalt unterscheiden; über privatrechtliche Ge-
genstände ist anderweitig Vorkehrung getroffen in der BundesActe; die
völkerrechtlichen Streitigkeiten (oder Territorialangelegenheiten) hat man als
Europäische Gegenstände sorgfältig von der Bundesversammlung ent-
fernt gehalten; diese sogar bis zur Erledigung jener aufgeschoben und
für die Z11kJ1njt eine gütlich richterliche Vermittlung in altdeutscher
Form für solche Gegenstände festgesetzt § 11. Dagegen bleibt die rich-
terliche Entscheidung des Bundestags in staatsrichterlichen Fällen und Ge-
genständen ganz offen, auf viele Art angedeutet und durch die ersten
Grundbedingungen und Gesetze d [es] Bundes noth1vendig gegeben. Ohne
diese würde auch gar keine legislative, mithin überhaupt keine irgend
nationale Gewalt und Wirksamkeit des Bundes übrig bleiben.
121 Vielleicht kann und soll das deutsche Volk nur durch die angestrebte
Einheit des Glaubens, durch ein cigenthümlich deutsches National Christen-
thttm, auch als Volk Eins werden. Ganz unvereinbar ist diese Idee mit
dem katholischen Glauben nicht; und unläugbar ist, daß die Deutschen
s.2 wirklich eine ganz eigenthümliche Art haben I das Cl1ristenthum in der
Idee aufzufassen. Daher die weite Verbreitung des innern Christenthums,
und daß es selbst unter d[en] Protestanten in Deutschland keine eigent-
l(ichen] Secten gibt.
131 Wenn man das Zeitalter des ersten Christenthums und der Völkerwan-
derung recht 111issenschajtlich und eben so auffassen will (wie z.B. jetzt
das gegenwärtige Zeitalter von mir aufgefaßt wird), so ist der wahre
Charakter desselben der der Wiedergeburth; das allmähliche, stille Empor-
keimen und dann das plötzliche Aufblühn eines ganz und durchaus
ne1,1en Lebens. Das ist eben das Ausgezeichnete des eben dadurch
CHRISTLICHEN Abendlandes. Der Orient ist nicht wicdergebohren; denn
das Leben der Zerstörung, was von Mahomet ausging, war kein wahr-
haft neues noch wiedergebohrenes Leben; nur Zerstörung des alten und
ein revolutionäres Leben der Täuschung oder Einbildung, bald in Tod
und Rohheit dahinsinkend. -
202 Zur Geschichte und JJo/itik
s.4 161 Jener Kampf des Altbestä11dige11 und Ne11be1veg!ir/Jen hat sogar das Cl1ri-
stenthum ergriffen, in der Reforr11ation. Aber hier ist offenbar das A11sein-
andertreten der Ele,11e11te Syrnptom des bevorstehenden Todes und Unter-
gangs, den denn nun auch das Christenthurn selbst in dem herrschen-
den Atheismus der neuen Zeit erfahren hat; freylicl1 nur, um desto herr-
licher wieder aufzuleben und in verklärter Gestalt von neuem
1viedergehohren zu werden.
171 Das, was dem zerstörenden Streben des Zeitalters nach Gleichheit ent-
gegensteht, ist das Cleichge111icht; aber freyl[ich] nicht bloß das so ge-
nannte .5"j1ste111 dieses Nahmens, nur in1 äußern Verhältniß der Staaten;
sondern ein inneres Gleichge\.vicht der Elemente in allen einzelnen Staa-
ten. Dieses innere Gleichgewicht und die C1!lgen1eine Theilnahme daran
[XVII] Zur Geschichte und ])olitik. 1816. II 203
181 Der Gegensatz von Staat itnd Nation zeigt sich recht deutlich in den deutschen
I~andständen, die eigentlich als Nationalkraft dem .5taatsElement (dem ge-
samten Staatsbean1ten.$ystem) entgegengesetzt seyn sollen, weshalb auch
die strenge Aussonderung der S'taatsbeartiten als eine conditio sine gua non
der de1-1tschen Landstände betrachtet \.Verden muß. - (Der StaatsRath oder
die GeheimenRäthe und die JJandstände; das ist der \Vahre deutsche Gegen-
satz, der hier Statt findet. )
Auch in der Construction der Bundesverfassung ist derselbe Gegensatz
noch sichtbar geblieben; indem das J:>lenunz eigentlich die Nationalver-
sammlung zu bilden, die engere Versammlung der 17 aber auf eine Staaten
Versammlung beschränkt zu seyn scheint. (Dieses ist eine Idee von der
allerumfassendsten und tief eingreifendsten Wichtigkeit. ) Das Verhält-
204 Z11r Geschichte Jtnd JJolitik
nis der Stände oder JJarlamente zu dem 5'taatsElement oder Ministeriun1, ist
das worauf es am meisten ankommt. Ist das lvfinisteri11m, wie in England,
vom Parlan1ent abhängig; so muß das Parlament, um seine Kra_~t zu
schwäcl1en, in zwey Kammern getheilt werden, weil sonst gleich Uber-
gewicht, Revolution und Republik entstehen würden. (Ist das Überge-
wicht aber wie in Deutschland noch so ganz auf Seiten des StaatsEle-
mentes und des Staatsbeamten, so \Vürde es thöricht seyn, das National-
Element noch durch Theilung zu schwächen. ) 1
s. 7 191 Worauf es bey den deutschen Landständen besonders ankommt, das ist
das Eingreifen derselben in das StaatsbeamtenSystem. -
1101 .5taatenbund und BundesStaat lassen sich streng genommen nicht ganz
trennen und sind nur dem Grade nach verschieden. -
1111 Wie jetzt Concordate nur einzeln geschlossen werden; so aucl1 soll jeder
innerlich christl[ich] kathol[ische] Schriftsteller nur einzeln auftreten;
damit es nicht das Ansehn einer Secte habe oder auch die Wendung
nehme. Dies ist ein bedeutender Fingerzeig; es ist und steht alles einzeln
in der guten Parthey, weil alles einzeln seyn soll. -
1121 (Das Recht der .Begnadigung im Gegensatz der Urtheilssprüche nach dem
B1,1chstaben des Gesetzes, erhält noch einen Scharten jener größern, alten
Richter- und Schiedsrichtergewalt der Vorzeit.)
1131 In der ältesten und ehrwürdigsten Form der richterlichen Ce1})alt, ist diese
von der gesetzgebenden Gewalt nicht getrennt; nämlich da, \VO der
freye Richter noch nach inoerm und bestem Wissen und Ge\vissen
nicl1t aus geschriebenen Gesetzen das U rtheil spricht, sondern nach dem
ungeschriebenen Gesetz, dem l--lerkommen (der E1va) den Streit schlichtet
und F·rieden stiftet. - Hier gränzt denn auch der pti\ratrechtliche (Eh1vart)
und Richter an den völkerrechtlichen und staatsrechtlichen SCHIEDS-
richter. - Unter den ÄUSSERN Funktionen der souveränen Gewalt - der
diplo!l1atischen) 1J1ilitärischen, finanziellen \'\i'i rksamkeit - ist die DIPLOMATT-
sct1 E, oder vern-1ittei11de und schiedsrichterliche Ge\valt die oberste und
erste; den Zweck enthaltende; Militär und Finanzen gel1n nur auf die
s.s Mittel. 1 So bewährt sich durchgehends die richterliche Gewalt als die
erste von allen politischen Funktionen. Der l(aiser von Oesterreich ist
schon darum auch Kaiser von Europa; weil Oesrerreich unter allen Staa-
ten in Europa der 11er1nittelnde und der l'Orz!tgJ1veise diplon,atische ist.
1141 Eine eigentl[iche] Legitimität findet nur der Ehe Statt und im JJriester-
10
thum; nicht abet im Staat, da dieser selbst \veder durcl1 Gott eingesetzt
[XVII] Z11r Geschichte und JJolitik. 1816. II 205
noch durch die NatLtr begründet ist, sondern nur durch die Zeitverhält-
nisse und Zeitbedürfnisse gegeben ist. Der wahre Republikanisn111s wäre
nur der auf die Ce1valt des geistlichen Standes gegründete; wenn die Kirche
über alles triumphirt und keine eigentlichen Staaten mehr seyn werden;
dann wird die IFelt republikanisch seyn.
Die Sache mit den Corporationen geht viel weiter, als die jetzigen Verthei-
diger derselben denken. Consequent durchgeführt würde es dahin lei-
ten, daß die Menscl1heit, nun mündig geworden, sich selbst verwaltet, es
gar keiner Regier11ngen rnehr bedaif, der Staat also aufl1ört und die Kirche
Alles in Allem ist. Nur dieser geistliche Republikanismus ist der rechte. 1
1161 Auch in Hinsicht der Per!l'1anenz der Landstände, findet derselbe Unter-
schied Statt. Wo beständig die Revolution, wie in England, ausbrechen
will; da muß der Monarch allein die Macht haben, das Parlament oder
die Stände zu berufen und wieder aufzulösen. - Sieht man dagegen, in
wie vielen det1tschen Ländern die Stände so lange nicht zusan1n1engerufen
und fest eingeschlummert sind, so erscheint der pern1anente A11sschuß (der
zugleich für die größern Staaten als Centralpunkt der verschiedenen
Proviozialstände dienen kann) als durchaus noth111endig, um den Fortbe-
stand der Stände zu sichern. Fast sollte man ihm auc h das Recht geben,
die Stände zusammenzuberufen, wenigstens auf diese Ber1-ifung beyn1 Fiir-
slen anzt1tragen; um das Beruhn lassen der ständischen Versammlung zu
verhindern. (Daß die Landstände, wie jede andere Corporation, Eigen-
thun1 besitzen 11nd selbst venvalten kann; versteht sich. Dadurch wird die
Besoldung der ständischen Deputierten beseitigt und zugleich in gewis-
sem Sinn die geheime Trt1hc gerechtfertigt. )
11 11 Der deutsche Bund ist nur eine Sicherheitsanstalt gegen die Gefahren ei-
ner Revolution, ähnlich der Gegenwart der alliirten ~leere in Frank-
reich; es ist eine nothwendige Vorm11ndschaft Oestereicbs iiber De11tschland, bis
die Gefahr vorüber und die neue Gestalt gewonnen ist. 1
s.10 1181 Auch Frankreich sollte nur Eine Kammer haben, mit tl1eils erblichen
und gegebenen, theils gewählten Deputirten; "veil da das Ministerium
mehr vom König abhängt, wie sich jetzt gezeigt hat, weil es keine
wirklichen Pairs gibt und weil die zweite Kammer ohne das hemmende,
206 Zur Geschichte und J)o/itik
1191 Das systemacische Werk erfordert noch einen Anfang, - von dem Verhält-
nis Oesterreichs 1vit Detttschland, um zu zeigen, daß Oesterreich allein ein
Damm gegen die Revoluzion sein und De11tschland z11samn1enhalten kann;
also eine äußre Kraft der Einheit für Deutschland auch jetzt noch bildet.
Doch kann, was die Eintheilung betrifft, dieses gleich mit in den Ab-
schnitt über den Deutschen Bund mit aufgenommen werden. Der Ab-
schnitt über das Gelehrtenwesen in D.[eutschla11d] fällt dagegen weg, weil
dieß bloß die intellektuelle Einheit Deutschlands betrifft, wenn durch-
aus keine politische möglich wäre. - Was hiervon wesentlich ist, kann
mit zu d[ern] Abschnitt von der Cla11bensfreibeit genommen werden. Und
das versöhnende Mittelglied dürfte hier I seyn; die höhere Erziehung,
und Nationalbildung des geistlichen (sowohl katholischen als protestan-
t.[ischen]) Standes, und die dazu erforderlichen (nicht Universitäten),
sondern Nationalakademien (Poesie, Geschichte, Philosophie und hö-
here Philologie, ja auch Physik.)
Mithin würde dieser Abschnitt nebst der Glaubensfreiheit und d.[em]
Religionsverhältnis auch die Geistesbildung und Einheit des Wissens
der Deutschen umfassen.
(Die Hauptsache ist, die deutsche cpo[Philosophie] den Fesseln der Uni-
versitäten zu entreißen. )
s.11 1201 Im Mittelalter findet sicl1 in den herrschenden Formen des Kaiserth11ms,
Ritterthu111s und der Kirche Ltnd der eignen Form der Liebe und Ehe eine
symbolische Darstellung der L\[dreicinigeo] Gottheit; vielleicht mehr
bloß sy111boliscb als in der That wirkend. - In dem Alterthum ist die Nat11r
vorherrschend und nicht die Gottheit; aber vielleicht mehr in der Ener-
gie wirkend, als in tieferer Symbolik darsteUend. - \X'ie wird das z,ierte
Weltalter geartet und gestaltet seyn? -
1211 Ver111ittel11 und erhalten kann Oesterreich wohl, und zwar meisterhaft; organi-
siren aber so wenig wie die andern, jetzt, nachdem Buonaparte ,veg ist,
der nach seiner "-1rt organisiren wollte, aber doch nicht konnte . Merk\.vür-
dig ist die Latitüde, die lange Frist, die ihm dabey von der Vorsel1u11 g
gegeben wurde; als ob einer fehlte im Plane der Vorsehung, der Eu-
r.(opa] organisch ergreifen und neu gestalten könne. - (\Vas soll nun aus
dem jetzigen Zustande, dem Mangel an organischer Kraft und Einsicht
werden? - Das ist noch sehr schwer zu beurtheilen.) 1
[XVII} Zt1r Geschichte und l)olitik. 1816. II 207
s.12 [221 Wie die alte Geschichte den Menschen unter der Herrschaft der Natur
und in der Entwjcklung der bloßen Natitrbild11ng zeigt, descendendo,
nach den drry Perioden der herrschenden drry Nationen, }Jerser (i. e. Mit-
telasiaten) Griechen und Ro·nier, so jst die neuere Geschichte eine Gottes-
entwicklung der Menschheit, in stets aufsteigender Linie, \.venn auch hie
und da scheinbare Rückgänge Statt finden. Im ersten Weltalter jst dje
Naturkraft im Menschen 1vundervoll,· im vierten Weltalter wird ebenso
ilie Gotteserkenntnis wt1nderwirkend sein. -
(Die Nat11rkraft wird immer schwächer im Menschen, vereinzelter die
Bildung; der anfangs so wundervoll tiefe Naturgeist immer flacher und
oberflächlicher. )
123] Der merkwiirdige Charakter des Zeitalters Christi und des ersten Christenth11111s
ist die plötzliche l~osreiß11ng von der Nat11r 11nd Hin1vendung zuGott; es ist
der eigentliche Wendepunkt der Geschichte. -
1241 Wie das 2cc Weltalter wieder in drey JJerioden zerfällt, nach den drey herr-
schenden Nationen,
. so theilt sich das dritte Weltalter, der neuern Ge-
schichte, in vier l_)erioden; cias Zeitalter der Wiedergeb11rtl1; das Zeitalter
s.13 der I Trennung 1,1nd das (jetzige) Zeitalter der Zerstörung; der Anfang des
Untergangs. - Der Übergang vom 1 ccn zum 2ren Weltalter bildet noch
wieder ein eigenes Zeitalter, das noahische; welcher Uebergang vom 3cen
zum 4rcn Weltalter sich nicht so gestaltet. - Auf diese Weise bilden die
4 Weltalter auch wieder 10 JJerioden der gesamten Weltgeschichte; 7 Epo-
chen oder Zeitalter der bekannteren und natürlich. [eo] Geschichte oder
das faktisch dt1okle noahische hinzugenommen, auch acht Perioden.
(Wi t sind am Abend des dritten Weltalters. )
12s1 (Der Gang der Entwicklung ist wenigstens in der neueren Geschichte
accelerirend; vielleicht auch in der alten.
300-1000 Wiedergeburth
1100-1500 Gährung
1500-1800 Trennung
1800-2000
Ein Zeitraum von 800 Jahren
400-
300 -
150 -?)
126] (Wie die Juden im 2ccn Weltalter theils den Geist des 1rcn noch in sich
rein be1vahrt haben, theils schon das 31<= ahnend anticipiren; so sind die
208 Zur Geschichte 11nd Politik
s.14 1281 Die JJ!elthistorische Aufopferung und Hingebung der Oesterreicher, ihre
kaiserliche Gesinnung; macht, daß hier der echt deutsche (universelle und
grandiose) Charakter für das praktische undpolitische Leben sich am glück-
lichsten entwickelt und erhalten hat. - Der tiefere und umfassendere
Kt,nstsinn ist im westlichen Deutschland, am Rhein und in Schwaben ein-
heimisch; auch was die JJoesie betrifft. Die höchste S'chäife des rvissenschaftli-
chen Geistes in Kritik und Idealismus ist zunächst vom orden ausgegan-
gen; wo jener Geist, vom Leben abgestoßen und auch durch den
Kunstsinn nicht zerstreut. (Die Baiern stehen den Oesterreichern im
Charakter am näcl1sten.)
1291 In d[em] Abschnitte von der Glaubensfreiheit soll auch die wahre Gleich-
heit (vor Gott) im Gegensatz der falschen gelehrt werden.
1301 Das T/ oJkerrecht ist ganz positiver Art; die T/erträge sind darin das absolut
Erste; Das GewohnheitsRecht auch nur insofern es durch stillsch"vei-
gendc aber deutlich nachz u\veisende Anerkennung sanctionirt ist. - Da-
gegen ist im Staatsrecht der T/ ertrag als Princip und Quelle desselben
durchaus verwerflich; indem er schon, (wie Ehepakten) voraus setzt,
s. 15 daß die Liebe nicht mehr da L1nd Fürst und Volk nicht 1 111ehr Eins )
sondern in Z!11ry l_)arthryen getheilt sind. Nicht die Einheit der Nationen
(denn oft ist es besser, daß eine Nation in zwey oder mehre getl1eilt,
oder daß mehrere sich aneinander schließen; und rnanche Nation ist
auch gar nicht Eine,) sondern jene Einheit Z?JJischen Fiirst 11nd f/ o/k; Die
Nationa/Enlwick/;,1ng nach ihrer geschichtlichen Stufe ist die leitende Idee
in allen staatsrechtlichen Verhältnissen. - Ohne Rücksicht auf Vergan-
genheit und Zukunft gibt es keine Staatsweisheit; das strenge Recht führt
in staatsrechtlichen Verhältnisse n fast immer zum Verderben, hier ist
• [XVII) Z1,1r Geschichte ttnd Politik. 1816. II 209
während man allen Zins für Wucher hielt.) (Betrachtung der 1-ehn und
Dienste, des Gele/es, Zinses, Papiergeldes und JtaatsCredits in dieser Hinsicht).
[32J Darüber darf man sich nicht täuschen, daß die meisten Staaten schon
auf dem besten Wege sind, alles in ihrem Bezirk gelegene Privateigen-
thum als ihnen zustehendes Staatseigenthum auf eine oder die andre
Art an sich zu ziehn, willkührlich zu behandeln und zu verschleudern.
(Enorme Abgaben wie in England, die Centralverwalt1tngwie in Frankreich
und ]:>apiergeld wie in Oesterreich sind die verschiedenen \-Vege dazu.)
J33J Ft1rchtbar ist diese Erscheinung, t1na1tjbaltsam der Strom der Weltentwick-
lung in dieser Hinsicht und eine große Katastrophe in dieser Hinsicht wohl
fast unvermeidlich. Das ist die eigentl.[iche] innre Revolution im Eigen-
thum, die schon begonnen hat; deren fernere Entwicklung und Vollen-
dung uns aber noch bevorsteht. - Wird es nicht auf diesem hartem Wege
vielleicht dahin kommen, daß der Mensch dem starren Eigenthume in
der bisherigen Weise entsagt und es anerkennt, daß Gott so wie er
der einzige Souverän, so auch der einzige Eigenthümer ist, und alles
s.1s Eigenthum I ihm zunächst gewidmet seyn soll, nur von ihm entlehnt
und zuerst die Schuld an il1.0 ablösend. -
Das ist die alte Cen;einschaft der Güter, von welcher die Philosophen solange
geträumt haben; - nur in einem höhern christlichen Sinne. -
Ist die Theilung, die Be1vegiichkeit des Eigenchumes vielleicht in diesem
Sinne gut und heilsam, zum letzten Z,vecke befljrderlich? - Wie muß sich
das Erbrecht nach dieser Lehre gestalten? \.vie die Gesetze über Zinsen? -
Beydes ganz anders, als es sonst seyn \.Vürde; der Staat muß jetzt das
Grundeigenthttm fahren, ja es selbst fahren lassen, dagegen sich zum Mei-
ster des Geldes machen, des be,veglichen Eigenthu1ns.
J14J Man muß sich auch darüber nicht täuschen, daß das alte positive atif
Traktate gegründete Völkerrecht nur nacb dem ahmen vorhanden ist, so
wie das System des GJeicl1gewichts und das Princip der absoluten Frei-
heit der einzelnen Staaten. Europa strebt nach einer großen vöike1Tecl1tli-
chen E1NHEJT, einem christlichen Staatensystem. Napoleons mißlungner
Versuch, die heilige Allianz sind falsche Bestrebungen der Art. Wer
s. 19 kann zweifeln, daß Oesterreich berufen scy, den Mittelp11nkt der Einheit 1
in Europa zu bilden, gerade dLtrch sein alles 11err11ittelndes sc/1einbar negatives
Wesen und System. Das ist die äußre l-Iülle, in der die höhere (mehr
als französ[ische] und mehr als russische) zukünftige Einheit von Eu-
ropa verborgen und im Keime verhülle liege. Dies ist das Esoterische
[XVII] Zur Geschichte 11nd J>olitik. 1816. II 211
Völkerrecht; denn als exoterisches muß jenes alte positive auf den Trakta-
ten beruhende und das Glejchgewicht des Ganzen so wie die Freiheit
aller einzelnen Staaten öffentlich aufstellende Völkerrecht noch lange
bestehn.
Wenn dagegen im Staatsrecht die exoterische Lehre ganz vert11ittelnder Art,
auf der Einl1eit und Eintracht des Fürsten und des Volkes beruhende,
seyn soll; so ist wohl fühlbar, daß auch bjer sich ein innres esoterisches
Streben nach traktatenmäßiger Begrenzung schon dadurch nothwendig
herbeygeführt wird, daß der Staat alles Privateigentum an sich zu reißen
unaufhaltsam getrieben wird. Da hilft denn jene Eintracht der Gemü-
ther nichts mehr.
f351 Da das jetzige Streben nach NationalEinheit, da wir unter Nation nicht
die Mitbürger eines Staates vetstehn, sondern die Mitgenossen einer Spra-
che, wobey selbst die Abstammung als untergeordnet betrachtet \.vird;
so liegt hierin die allerhöchste Anerkennung von der Herrschaft des Ge-
dankens und des Worts (die Sichtbarwerdung XQ[Christi]), die nur irgend
möglich ist. 1
s.20 f361 Mit dem Streben nach der Einheit der Nationen wird es aber wahr-
scheinlich eben so wie mit dem Allesregierenwollen der Staaten, der
souveränen Centralverwaltung, im Frieden zu einem Extrem kommen,
wo es dann, wenn der höchste Gipfel erreicht ist, wieder umschlägt
und in ein Andres überspringt. - Werden nun in dem 4ccn Weltalter die
Nationen noch bestehen und wie? Geschieden und doch Eins in CHRISTO.
j371 (Jetzt, da die Staaten immer sozusagen schlagfertig auf dem Kampfplatz
stehen müssen - muß die Centralverwaltung freylich durch etwas ande-
res ersetzt werden, um den Staaten die gehörige Schnellkraft zu geben.
In England ist dieses jener Nationalcredit und Welthandel, den wir nicht
nachmachen können. In Deutschland muß dies offenbar die l~andJJJehr
seyn; auf der das ganze Heil von Deutschland beruht. )
1381 Die Ehe sollte ganz unter der Kirche stehen; statt der Einwilligung der
Eltern, die der Geistlichen und des Bischofs, der Kirche. - Die vielen ver-
botenen Grade und Dispensen im Mittelalter waren nur ein Streben,
die Ehe überhaupt unter die Gewalt der Kirche zu bringen. -
1391 Unser Zeitalter ist nicht sowohl ejn Zeitalter der Zerstiir11ng als der A11.fliJ~
sung. In der aujgeliJsten Masse muß der Keim der neuen Zeit dann a1Jererst
Wurzel fassen und emporwachsen.
212 Z,,r Geschichte und Politik
1401 Was soll nun gegen die fi1rchtbare allgemeine A1,1jfifsung geschehen, wo die
Welt aus ihren Fugen geht. Bloßes Entgegenstemn1en und Z11samn1enhalten-
1vol/en hilft nicht, wenigstens nicl1t allein und nicht überall. 1-lie und da
Erhaltung (z.B. der äußern katholischen Kirche, der deutschen Nation
und Sprache) ist wohl gut; dann Begriindung des Innern (der christ-
s.21 l.[ichen] oder katholisch[en] cpa[Philosophie]. 1 Dann nebst 3) der Erhal-
t1111g (dessen, was kein Mensch zu berühren wagen soll und ,vas nur
Gott zerstören oder zerstören lassen darf) - und der stillen Aussaat
fortgehendes Wachsthum der nothwendigen Bildungsmittel; und 4) der
Begriind11ng des Wesentlichen, Ewigen (der cpa[Philosophie]) ist höchst
,vesentlich auch 1. die f/orbereit11ng im Innern auf den großen Tag des
l-lerrn, - die furchtbare Ankunft. - Die Frage, woraL1f alles für die
künftige Weltgeschichte und den Charakter des vierten Weltalters an-
kommt, ist die: wird der Pabst fortdauern, wenn Christus selbst \.vieder-
gekommen ist, (nicht persönlich, sondern unsichtbar und geistig nach
Johannes) und seine Kirche regiert. 1-lier frägt sichs nun, welches sind
die wesentlichen Vorrechte und Gewalten des Pabstes, ohne welche die
s.22 Monarchie der Kirche nicht bestehn kann) 1 und dann, ,venn die innre
und äußre Kirche Eins und im Frieden, und auch mit dem Staate nicht
mehr in Streit ist, weil sie selber Eins t111d Alles geworden und die Staaten
aufgelöst und nicht mehr vorhanden sind. - Uebrigens aber: Wehe dem,
der die Hand legt an den Gesalbten des Herrn, ihm ,väre besser, er
wäre mit dem Mühlstein ... 1
1411 Das Plenum ist offenbar als legislative Versammlung gemeynt; die Initia-
tive des Präsidiums so ,vie der wahrscheinliche Vorgang desselben in
dem einzig cliplomatischen Verhält11iß ist doch immer noch von exekt1ti11er
Art; sonst gibt es freylich keine eigentl[ich] exekutive Ge,valt im Bunde.
Die richterliche Gewalt dagegen ruht ausschließend in der engeren Bun-
desversammlung - an der freylicb eben des\.vegen die nicht souveränen
Staaten, wie die Städte und die ganz kleinen Fürsten keinen Theil haben
sollten. (Darmstadt, MeckJenburg, Braunschweig, Oldenburg, und Her-
z.[ogtum] Sachsen Sen. noch; aber nicht die kleineren.)!
s.23 1421 Die adr11inistrative Gewalt ist doch ,vohl eine eigene, von allen andern
abgesonderte; sie entspricht vielleicht in ihrem prorlt1ktiven \'{/irken am
tneistcn d[er] Ei11bild1111gskraft, wie die legislati1•e Ge,valt der Vernunft, der
Willen der e:x:ekuti1 e11 Gewalt und der Verstand der richterlichen. - (die
1
legislative entspricht dem T/erstande - die exek11tive dem 111/'illen. die richterli-
che d[er] T/ern11nft. ) - So giebt es also doch vier Gewalten, die unter
sich einen doppelten Gegensatz bilden. Nur für die n1ittlere Ge,valt oder
[XVII} Zur Geschichte und J)olitik. 1816. II 213
143] Dem .5tnn entspricht die republikanische Form, - da wäre also der Glatt-
ben die Hauptsache; in der Monarchie die Liebe, oder sie wäre die d[em]
Principio der Seele entsprechende Staatsform. - Doch ist alles noch
nicht recht klar und geordnet; aucl1 der Gegensatz von Staat 1,1nd Nation
gehört hierher. - Die einzige wahre Monarchie (da doch eine jede allge-
n1ein seyn will) ist die Kirche. - Dem Staat entspricht das republikani-
sche Element; dagegen eine Nation nur als Monarch.ie und durch den
Fiirsten, der ihr Centrutn ist (auch politisch) eine Nation seyn kann. 1
S.24 1441 Haller hat gerade die dritte Form des Ursprungs der Staaten vergessen
(seine Ansicht ist sehr schweizerisch - beschränkt - da dort wirklich
alles so ist); richtig ist, daß viele Staaten aus der Aristokratie des grund-
herrlichen Landeigenthums hervorgegangen sind, (])atrimonialherrschaf
ten); andere aber nichts als ursprünglich selbständig gewordene biirgeriiche
Corporationen (Kolonien, Pflanzstädte pp.) waren. Die dritte Gattung
aber ist die der durch Waffengewalt begründeten Staaten; gerade die wich-
tigste, durch die meistens alle grof~en NationalReiche entstanden sind.
Nicht immer war dies Usurpation; sondern sehr oft auch in göttlicher
Begeisterung zu rechtmäßiger Vertheidigung verbündete Waffenbrü-
der - zur Bejre_; 11ng, Beschirn1ung und Vereinigung.
1
1451 (In den Republiken läßt sich doch \Vohl gar häufig ein Bürgervertrag histo-
risch nachweisen; wenn gleich in andrer Art und Gestalt als nach d. [er]
neuern Theorie. )
1461 Unsere vier deutschen Stände lassen sich sehr natürlich l1crleiten; da es
theils die Elemente des Staates sind (Adel ttnd Bürger), theils die F11n-
damenle (Geistlichkeit und Volk); wenn man nicht anders aucl1 das Volk,
die Masse der weniger wohlhabenden Eigenthümer auch mit zu den
Elementen rechnen will. Man sollte das ~ ,stev, der l~and1;;ehr durchge-
hends in Verbindung setzen mit der Repräse11tation der niedern Eigen -
thümer, besonders der J_,andeigenthiiJJter als Bedingung der Wahlfähigkeit.
- Die Universitäten sollten Rechtsgelehrte senden, damit es nicht an d[er]
S.25 Kenntnis der Rechtsformen fehle; auch die Gelrichtshöfe, die obersten
214 Z11r Geschichte und JJo/itzk
s.26 1so1 In Norddeutschland ist schon manche präponderirende Macht nur vor-
übergehend gewesen; Sch1veden ist hier vor allem zu nennen, dann Sachsens
glänzende Zeit. Könnte es nicht auch JJre1!ßen ebenso gehen? -
1s11 Man hätte es mit den (mächtigsten und besten) Reichsstädten so machen
sollen, wie es nun den Mediatisierten verheißen ist; il1nen Stimmen im
Pleno geben, statt höchst inconseguenterweise vier derselben, ,villkübr-
lich ausgewählt zur eigentl.[ichen] engeren Bundesversammlung zuzu-
lassen.
Verstand
richterliche G.
Einbildungskr. Vernunft
Administrative G. Legislative G.
Wille
Exekutive G.
s.29 1ss1 Das Construirende der ForJJ1 (in D [Quadrat] ·und 6 [Dreieck]) ist in der
cpo[Philosophiej und n[Poesie] anwendbar; nicht aber in der Geschichte
1,1nd JJolitik, und praktischen J'chriften, ja auch in der Kritik nicht. - Hier
sind ganz andere Constructionsformen zu suchen. Für die Historie viel-
leicht ========== wegen des Parallelismus der Idee und des Realen,
des überall durchscheinenden und nirgends einzeln hervortretenden
Geistes und der factischen Darstellung. Dann für rhetorisch wirksame
und praktische Schriften stehe die Form verketteter Fragmente /21-'YYY
KETTENfa"rtt1tg; einschneidend, eingreifencl, auf einen bestimmten Punkt schaif
hinzielend und einschlagend. (Diese Art des Vortrags sollte durchaus
cfynamisch seyn, wie in einer elektrischen Kette oder galvanischen Säule
fortschreitend, also auch durch + [positive] und - [negative] und +
[neutrale] Sätze, mithin im A oder D, vielleicht auch der bloße Wechsel
zwischen positiv und negativ. ( + u. -)
Kritische Aufsätze, Briefe vielleicht mehr kreisfor1J1ig, - ohne alle Construc-
tion, ja ohne alle Absonder11ngjort 11nd bey der T/ollendNng in sich zuriickla11-
jend. 0000- ist hier die rechte Form; eine Reihe von verketteten
und verschlungenen Kreisen.
1561 Die Theilung der Ge111alten ist auf Republiken überhaupt besonders aber
auf freye Städte durchaus nicht anwendbar (noch eher aL1f große Landbe-
sitzrepubliken wie Nordamerika). Die neue Constitution der Stadt
Frankfurt ist ein merk,vürdiges ßeyspiel von gänzlichem Mißlingen, we-
gen dieser verkehrten Anwendung jenes Begriffs. Dagegen ist eine Con-
trolle, oder eine andre TheilL1ng der Ge\valt, in eine positive und eine nega-
tive Behörde desto nothwendiger; ein Senat, der zugleich exekutive, rich-
S.30 terliche, legislative, und administrative Gewalt hat, 1 aber eine Controlle,
Biirger-Colleg - Ephorat oder T/olkstrib1111en die Idee dieser negativen Be-
hörde ist in den ältesten Republiken zu finden.
1571 Eine l,andesverfassung kann schon des\vegen nicht durch einen Cabinetts-
befehl gestiftet werden, weil es ihr sonst an allem Credit, Garantie und
Versicherung det Dauer fehlt; in dem ja, wenn es nur von der Willkühr
abhängt, morgen wieder ein entgegengesetzter Befehl erfolgen kann.
[XVII] Zur Geschichte und Politik. 1816. II 217
1ss1 Der erste Zweck der Staaten ist, wie sich von sehr vielen historisch
nachweisen läßt, bey ihrem Ursprung wirklich nur die Sicherltng des Eigen-
thums und der J:Jersonen; Bey steigender Entwicklung strebt jeder Staat
nach der hiichstmoglichen innern und ättßern Macht; als Mittel hierzu kann
ihm auf einer gewissen Stufe der Entwicklung selbst für die innre Macht
nichts so sehr dienen als die Ent1vicklt1ng der Nation; es kommt dann
wieder eine andere Stufe, wo die Entwicklung der Nation der innern
Macht des Staats leicht gefährlich werden kann; wieder aber eine andre,
wie die jetzige, wo alles lnnre des Staats von den äußren Verhältnissen
des ganzen StaatenSystems mehr oder minder abhängig ge\.vorden ist,
wo die Entwicklung der Nationalkraft die einzig zureichende Quelle des
S.31 1 geistigen und pl1ysischen Staatsbedürfnisses ist. Auch das Staaten5jster11
in Gränzen trägt indirekt zur Ent\vicklung der Nationen bey; durch die
Reibung, den Kampf und Wetteifer in Krieg und Frieden, ganz anders wie der
Handel, der nur Weltindividuen verknüpft; dagegen in den Staatenver-
hältnissen, wie sie jetzt sind, Nationen als Nationen gegeneinander fühlen
und anstreben; selbst durch die gewaltsarnen Verkniipjungen ttnd Theilungen
der Nationen trägt der Staat bey zur Entwicklung der Nationen; und ist
<ließ, obwohl der indirekte, doch der eigentliche Zweck der Staaten, nämlich
der, welchen die Vorsehung hat, sie noch zu dulden und zuzulassen. -
1591 Vielleicht soll jetzt die Geistlicl1keit der Landstandschaft so wie aller
StaatsRechte beraubt werden, damit man eben sieht, daß die Kirche
ganz ohne den Staat bestehen kann und kein Werkzeug des Staates ist. -
Nicht die Kirche, aber wohl die Nation würde bey der Ausschließung
verliebten. - Wenn die katholische Lehre in der öffentl.[ichen] Meinung
in Deutschland entscheid. [end] die Oberhand erhalten wird, dann ist es
Zeit, daß Deutschl.(and] Ein Reich werde; die Epoche der SpecialCon-
cordate, wie der l~andesbischefe mu[~ wahrscheinJ.[ich] noch durchgemacht
und als letzte Schmach zur Prüfung erduldet werden, ehe die Zeit der
Wiederherstellung erscheint. 1
s.32 1601 Das fehlt der organischen Staatskunst unsrer Tage, daß sie nichts festmachen
kann; cfynamisch erregen kann sie meisterhaft und die Elemente losmachen
und zum Revolutionsspiel den ersten Anlaß geben. Diese Menschen wollen
BAUEN Jtnd ko·nnen nicht ein111al GRÜNDEN. An dem Eckstein fehlt es, der
allein der unerschüttette Fels im Sturm und Drange der Zeiten bleibt.
Wo sie bauen wollen, ist es daher tmmer auch nur ein Lösen der Ele-
mente und unbewußt ein Befördern des dynamischen Spiels im politi-
schen Leben; aber auch so besser als das todte Erstarren.
218 Zur Geschichte und ])olitik
l61J Nicht bloß auf die historischen Elemente und das F11ndament des Staates
sollen die Stände berechnet seyn (Geistlichkeit in Beziehung auf das
Fundament, Adel und Bürgerschaft als Elemente - Bai1ernstand - desgl.
oder als Volk als das Ganze), - sondern auch in Beziehung auf die drey
Elemente des Staates Aristokr.[atie], Monarch.[ie] und Republ.[ik]. Der
Adel, die erblichen Mitglieder sind das monarchische Element, nach der
einzig gültigen Aristokratie des Geistes gehört hierher die Geistlichkeit
tind der Gelehrtenstand nebst d[en] Richtern). - Die Bürger Deputier-
ten und GEWÄJ-TLTEN LandeigenthüTt1er bilden das VolksElen1ent, oder d[ie]
republikanischen Bestandtheile. - Damit die uerschiednen Classen des
Landeigenthums repräsentirt würden, müßten eine gleiche Anzahl von
niederen Adel und vom Bauernstande zugegen seyn. -
[621 (Nicht die Ausdehnung, ein Minin1um oder MaxiTt1ttm der Rechte der La.nd-
stände quoad materiam sollte in d[em] Bundesgesetz bestimmt werden -
sondern vielmehr die Bestandtheile und Form derselben theils wegen
der Elemente, aus denen sie besteht, dann auch wegen der ununterbro-
chenen Fortdauer.) 1
s.33 1631 Wenn man in den Schriften über die Landstände in die ältesten Zeiten
zurückgeht; so verliehrt man sich in ein schwankendes Meer allge-
meiner historischer Unterscheidungen, die nicht zur Anwendung füh-
ren, und nicht praktisch sind. Die wesentlichste Eigenschaft unserer
jetzigen Landstände ist, daß sie eine Controlle bilden gegen die Staats-
beamten; die Erfordernisse der Zeit, seit welcher sich das jetzt herr-
schende Staatsbeamtensystem entwickelt hat, muß uns also bey der •
Theorie über die Organisation der Landstände zunächst vor Augen ste-
hen, und die Epoche jener Entwicklung ist die Gränze der praktisch
anwendbaren und nützlichen Untersuchungen über die Landstände.
Aus der ganzen älteren Epoche ist nichts zu brauchen, als die allgenieinen
J)rincipien der de11tschen Freiheit; aus denen sich freiLch auch sehr viel
nehmen läßt, besonders \.Venn man die christliche Freiheit mit dazu nimmt
(oder sollte es nicht heißen christliche Einheit - allgemeine Verbindung
und innige Verknüpfung der Menschen, dutcb eine allgemein durchge-
führte Gegenseitigkeit der Dienstleistung, des 1--lerrschens und Dienens?) -
Jetzt ist man übenviegend und einseitig nur für die eine Form des alt-
deutschen Staats, die altgermaniscbe Freiheit nach denz 5_J,ste,11 des Heerbanns;
die andre Seite, das christliche Element, oder das Lehnssystem läßt man
liegen, indem man einzelne veraltete Aus\.vüchse desselben für das We-
sen selbst hält, statt es in seiner Reinheit und geistigen Bedeutung neu
und verklärt hervorzuziehen.
[XVII} Z11r Geschichte uncl J.Jolitik. 1816. II 219
1641 In Hinsicht auf das Zahlenverhältnis der einzelnen Elemente der land-
ständischen Verfassung läßt sich wohl weiter nichts festsetzen als das
S.34 gegenseitige Verhältnis. Die I Zahl der erblichen oder lebenslänglich per-
sönljchen Repräse,ztanten (des eigentl.[ichen] AdeLr) muß natürlich die ge-
ringste seyn; die der Eigenthünter hingegen die stärkste. Unter diesen
selbst di.irfte das Weimarsche Verhältnis von 1/3 adlicben Landeigeo-
thümern, 1/3 rucht adlichen Landeigenthümern und 1/3 Bürger,
Städtedeputirte und vom Handelsstande wohl ganz angemessen und
richtig seyn. Die Zahl der Goistlichen und Gelehrten muß eine mittlere
seyn; unter diesem Element selbst aber wieder die Zahl der Geistlichen
größer als die der Gelehrten, deren persönlicher EinflL1ß bedeutender ist,
dahingegen die Geistlichen mehr im Ganzen, als Stand und in der
Masse wirken. - (Die Geistlichen und Gelehrten müßten wenigstens
das Doppelte und Dreyfache an Zahl seyn als die erblichen Repräsen-
tanten vom hohen Adel.
Adel zu d. [en] Geistlichen L1nd Gelehrten wie 1 : 2 oder wie 1 : 3. Eben
so auch die Geistlichen und Gelehrten zu d(eo] Eigenthümern wie 1 :
2 oder wie 2 : 3 oder wie 1 : 3.) Die erblichen oder lebenslänglichen
Repräsentanten könnten auch nach der Analogie der Bundesversamm-
lung z;vey .Stimmen ~aben.
1<>s1 Einige Staaten haben ihren Ursprung aus dem grundhertlichen Territo-
rialbesitz, dessen Unabhängigkeit immerfort bestätigt und allmählig bis
zur Souverainität gesteigert worden ist. Andere haben ihren UrsprL1ng aus
einem Biirgervertrag, wenn eine Stadt allmählig sich zum S'taat ERWEI-
TERT. - Andre Staaten aber und zwar vorzüglich die großen National-
staaten werden durch eine große That gestiftet, in Einem großen Mott1ent der
Begeistrung entstehen sie oder werden doch durcha11s neu.
1661 (In der triumphirenden Kirche bedary· es keines Kaisers 111ehr; Die Kirche
ist dann aUes in Allem. Zunächst also nur Könige, bis aL1ch die iiberfl-üßig
sind. - Das Kaiserthum von Oesterreich wird auch erlöschen - aber noch
ist es lange nothwendig gegen Rußland, und aucb England ist notbwen-
dig, wird aber eher verschwinden wie Oestcrreich.) 1
s.35 1671 So war es das „Recte collum Sicambre" - wodurch Klod\.vig den fränki-
schen Staat stiftete; die Ta1ife, das Kreuz, das Christenthum, durch wel-
che Constantin '
den römischen Staat neu machte; die Kriinung Z!' Rom,
wodurch Karl der Große das abendländische Reich stiftete; und die erste
deutsche Kiinigsivahl Konrads - mit welcher die deutsche Geschichte eigent-
lich beginnt.
220 Z11r Geschichte 11nd JJo/itik
1681 (Die große That, der Moment der Begeistrung, eine zur rechten Zeit dem
neuen Geist gegebene Sanction, aus welchen die Staaten hoheren (wenn
auch nicht schon göttlichen) Ursprungs hervorgehen; ist eine wunder-
bare Errettt1ng, Stiftung hoher Eintracht, durch Wiedervereinigung der lange
getrennten, oder 111undervolle Erneuerung der Alten und Begriind11ng der
Neuen. Ist das nicht immer eine Wiedergeburth ? Oft auch zur Rett11ng. -
So würde es seyn, wenn der nächste König von Preußen katholisch
würde, wenn die Zeit reif wäre. -)
1691 Merkwürdig ist es, daß von SCHWABEN keine solche alte Konigsreihe aufge-
zählt wird, wie von Thiiringen oder Franken. Sieht man auf den Charakter
ihrer ältsten Geschichte, so sind die Schwaben offenbar mehr ein seßhaf
tes Volk gewesen als ein waffenwanderndes. - Das letzte waren sie nur
zufällig und vielleicht durch andere Völker fortgerissen. Dies letzte mag
selbst beim Ariovist der Fall gewesen seyn, der mit dem König von
Norikum in Verbindung stand, vielleicht sein Vasall und Markgraf war.
Die Schwaben also ein mehrentheils seßhaftes, nur halb wanderndes Volk.
(Die slavische Beymischung im Stamme der Schwaben wird mir immer
wahrscheinlicher. )
Die gothisch-fränkische Verfassung der wandernden Eroberungsvölker
ist doch auch zum Theil nachher in Westphalen und Altsachsen einge-
führt und hat da selbst der Erhaltung alter sassischer Sitten und Ein-
richtungen zur Decke und Schutzmauer gedient. Eine ganz absolute
Scheidung muß man sich nirgends denken; sind doch auch die Sachsen
als Eroberer mit d[en] Waffen in der Hand nach England eingewan-
dert. 1
1711 Die F. M. (Freimaurerei] ist jetzt nicht mehr an der Zeit, weil jetzt die
Naturgeheimnisse nicht mehr geheim getrieben werden sollen und kön-
nen. Die politischen Geheimnisse sind aber allemal schlecht.
1111 (In dem Abschnitt von der Glaubensfreiheit auch ein Kapitel von der
F. M. [Freimaurerei] - gegen die geheimen Gesellschaften. )
1741 Die richterliche Gewalt ist eigentl.[ich] die erste und höcl1ste von allen.
Wo der Richter in der höchsten Würde, der Eh1vart nicht nach d[em]
[XVII] Zttr Geschichte und Jjolitik. 1816. II 221
'
•
s.1 PI Die Theorie von den Corporationen könnte am besten den Uebergang
macl1en von dem Abschnitt über die Landstände zu dem über die Kirche
(die größte aller Corporationen) und die Nationalbildung.
(21 Wohl möglich, daß wir jetzt lauter heidnische Landstände, ohne das geistli-
che Element bekommen werden; in Preußen mehr altheidnische der
urgermanischen Verfassung auf ungeschickte Art sich annähernd, in
Baiern aber neu heidnische, d. h. französische Volksrepräsentation.
f31 Nicht die Verni1nft, sondern der Verstand ist dasjenige Vermögen welches
der legislativen Gewalt entspricht. Die Construction ist Sache des Ver-
standes, nämlich die wahre organisch bildende und organisch gesetzge-
bende. Die Vernunft, als ein nicht bloß theoretisches, sondern zugleich
auch praktisches Vermögen entspricht d[er] richterlichen Gewalt; und diese
bloß richtende, von dem Produktiven am weitesten entfernte, ist der
administrativen Gewalt entgegengesetzt, nne die legislative der exekutiven.
f4J Das andre Element der altdeutschen Verfassung (nebst der sassischen)
sollte man zur Vermeidung aller unrichtigen Nebenbegriffe, nicht Le-
hens- oder Feudal-Verfassung sondern kaiserliche Verfassung nennen;
weil das Kaiserthum und mit ihm zugleich das Ritterthum die durch
das Christenth11m veredelte Form des Lehensystem.s darstellt. - So wäre
denn also allerdings in Hinsicht des Ursprungs und der historischen
Begründung, das Kaiserthum eine nationaldeutsche Staatsform - als eines
ritterlichen Wahlkö'nigs auf Deutschland beschränkt. Ob <ließ aber noch
wieder geschichtlich werden kann, steht sehr zu bezweifeln. - Diese
kaiserl[iche] Verfassung (die übrigens nur in der höchsten Religiosität
gedeihen und rein bleiben kann) wird fast von allen verkannt.
1s1 Gerade diejenigen Epoche11 der Landstände-Geschicl1te werden jetzt her-
s.2 vorgezogen, erstlich die heidnisch germanische, altsassische; 1 dann die an-
archische von der Auflösung der großen Herzogthümer bis zum Land-
und Religionsfrieden, wie in Rudhardts Gesch.[icl1teJ der L.[aod]-
st. [ände] in Baiern. Da war es aber mehr nur Kampf der kieinern Reichs-
vasallen um völlige Unabhängigkeit und Unmittelbarkeit mit den sich
auflösenden rlerzogthümern. Es war d.[er] Kampf ob Baiern sich auch
auflösen sollte in die gleiche Mannigfaltigkeit kleiner Staaten und un-
mittelbarer Reichsvasallen wie Sch1vaben, Franken, Westphale11; oder ob
226 Zur Geschichte und Politik
Baiern aJs eine große Macht bestehen sollte. Wenigstens hat der Kampf
der Landstände in dieser Epoche etwas von diesem Charaker; die Biinde
der bairischen Landstände mit dem schwäbischen Bund zu vergleichen
pp. - (Besonders die Biinde der Landstände hätten leicht zu einer sol-
chen Auflösung führen können. Auch da, wo es sich nie ganz entschie-
den zur Auflösung der Herzogthümer anließ, wie in Baiern, war doch
der anarchische Zustand und Kampf der nähmlicl1e. -) Statt dessen
sollte man gerade am meisten beachten die Beschaffenheit und Geschichte
der l~andstände in der Epoche d[er] noch blühenden Herzogt/1iimer, als der ei-
gentl.[ich] classischen Epoche d[er] deutschen Verfassung. Und dann
wieder für das praktische Bedürfnis in den ganz letzten Zeiten, seit der
Entwicklung der Souveränität nach dem westphälischen Frieden.
161 Die einzelnen deutschen Staaten, sind nur von da an als einzelne Staaten
zu betrachten, wo sie eine e11ropäische Wichtigkeit erhalten und mit den
europäischen Mächten in Berührung treten. Baiern seit Maximilian l.,
Brandenburg seit dem großen Ch11rfürsten; Sachsen seit der Erwerbung
der JJohlnischen Kiinigs1viirde oder seit wann? - Merkwürdig ist, daß alle
diese Staaten z11erst noch so fest und treu an Oesterreich hielten und in
s.3 wahrhaft deutscher Cesinni1ng handelten; zum Beweise, 1 daß diese mit der
Reformation t1nd dem westphälischen Frieden doch nicht in dem Grade
erloschen war, als man es gewöhnlich wenigstens viel zu allgemein an-
rummt.
171 Auffallend ist in Horns Geschichte Friedrich 1, der schon so früh in Preu-
ßen entwickelte Minister-Despotismus, \vie in der Gescl1ichte v. Dan-
kelmann pp. Bemerkenswerth ist S. 144., daß das Scepter, dessen sich
Friedrich I. bey der Krönungsfeierlicl1kcit bediente, - ,,von Gold, gänz-
lich mit Diamanten besetzt" - ein Geschenk des Czaar J:Jeter des Großen
war. -
(9) Es scheint alles anzudeL1ten, daß die rtthige, stille Ent,vicklung in De11tsch-
land im Plane der Vorsehung liegt; es ist alles vorbereitet für die Wieder-
vereinigung der Protestanten mit der kathol.[ischen] Kirche und die
Wiedergeburth und neue triumphirende Epoche der letzten. Die Zer-
stückelung der verschiedenen protestantischen und katholischen Staa-
ten und Völker, die häufigere Beherrschung des katholischen Volkes
von protestantischen Herren ist gut, als Prüfung und Reizmittel, um
mannigfaltigere Berührungen zu veranlassen und um die Schranken und
Bande des Protestantismus aufzulösen und zu erweichen. - Auch die
Landesbischöfe sind gut, und auch daß deren nur wenige sind, um die
bischöfliche Würde ganz in ihrem Begriff zu erhalten; ferner die kleinen
und schwachen Kapitel, die zu einer Diocesan- und Synodal-Verfassung
führen werden. - (Es muß wohl bemerkt werden, daß alles einzig auf
diesen Zweck hinwirkend geschieht. ) - Deutschland steht, wie sich
hoffen läßt, in der Gnade; manche günstige Zufälle scheinen dahin zu
deuten. Die Gefahr von Frankreich, Rußland wird sich viell. [eicht] von
selbst beseitigen; auch England dürfte eine große Veränderung bevorste-
l1en; ob zur Wiedergeburth oder zum Untergang, muß sich erst noch
entscheiden. Diese wundervolle Kirchenvereinigung, für welche sich die
Anzeichen schon nähern und häufen, kann und wird nur in Deutsch-
land begr(indet und begonnen werden, von wo auch die Trennung aus-
gegangen isc; so sehr auch der weltlichen Ansicht alle Wahrscheinlich-
keit dafür spricht, daß Rußland dieß große Werk vorbehalten sey, so
wird dieß doch nicht der Fall seyn; eben weil es dort schon Absicht,
politisch schlechte Absicht ist. Ob aber der kathol.[ischeo] Kirche und
auch Deutschland nicht noch eine Krisis vorübergehender Erschütte-
rung bevorsteht? Das ist eine andere Frage. -
1101 (Die kleioern Staaten sind in vieler bekannter Hinsicht unbeqL1em und
schädlich, vortheilhaft aber für eine ruhige Entwicklung der ständi-
schen Verfassung und Nationalfreyheit im Einzelnen und von unten
auf. -) 1
228 Zur Geschichte und Politik
s.s 1111 Benzenberg. S. 176. spricht von den drey großen Staatskörpern, auf deren
Gleichgewicht die Erhaltung des (Staats) Ganzen beruht; der .5'taatsRath,
der Kammer der l_)airs und der Kammer der Ge1t1einen; welches eine offenbar
falsche Konstr1,1ktion ist.
1121 So sonderbar es lautet, so ist es doch buchstäblich \.Vahr, daß die lJand-
stände es eigentlich sind, welche den Fiirsten in den Stand setzen selbst zu
regieren; indem sie allein ein hinreichendes Gegengewicht bilden, um ihn
von seinen Ministern unabhängig zu stellen, deren vereinte Bemühungen
und Ueberlegenheit an Kenntnissen sonst auch den geistesstarken Für-
sten mit fortziehen müssen, oder ihn in den Fall setzt, bloß Willkühr
und Eigensinn den Rathschlägen der Minister entgegen zu setzen. - (In
wie vielen deutschen Ländern hat das Volk nur den Einen \'v'unsch: daß
der Fürst doch mehr selbst herrschen möchte! -)
1t31 Mit administriren sollen die Landstände gar nicht, sondern ganz auf die
legislative Wirksan1keit sich beschränken; um ihre eigentl.[icbe] Bestim-
mung desto richtiger und genauer zu erfüllen.
1141 In jedem Stande, oder Elemente des Staats, ist wieder die darin vorherr-
schende Kraft in ein besitzgriindendes, dauerbegriindendes und ein lebe11-
erregendes, bewegliches Element eingetheilt. In dem materiellen Element
des Eigenthums, stehen sich auf solche Weise Gr11ndeigentt1n1 und Gewerbe
gegenüber. Das dauerbegründende Element soll über das bewegliche
überall die Oberhand haben; et\.va \vie 2 : 1. In dem intellektuellen Be-
standtheile oder dem geistlichen Stande; ist die Geistlichkeit selbst die
Bewahrerin des intellekt11ellen Besitzstandes und des geheiligten Grund- •
eigenthums, der Ueberlieferung der Religion, worauf die Dauer der
Staaten allein fest ruhen kann; die Gelehrten repräsentiren dagegen das
intellektuelle 14eben, und alle ne11en das Leben befruchtenden Ideen. - In
s.6 dem Ersten Stande der Magnaten findet dieselbe I EintheiJung ebenmäßig
Statt; die Fürstengeschlechter, die hier eine Stelle finden sollen, müssen im
Besitz eines alten historischen R11hn1s und vaterländisch wichtiger histon·sch
bedet1tender Verdienste seyn. Um aber die Fiirsten1viirde zu etthcilcn, werden
ebenfalls Verdienste und ein Ruhm erfordert, die nicht nur für das Va-
terland von unvergeßlicher Größe, sondern beinahe 1velthislorisch wichtig
seyn müssen. - Machen lasse11 sich JJairs nicht; das ist einer der größten
lrrthümer der Zeit. -
(Dieses ist das historische Element. Drey Stände gibt es mithin. -
Die Bischöfe 11nd Ersten JJrälalen, Fan1ilienmitglieder der Dynastie auch
zu dem Stande der Herren; um das bewegliche Prinzip etwas zu verstär-
ken. -)
{XT/JJI} Zttr Geschichte und l:)olitik. 1817. I 229
1161 Das stehende Heer muß durchaus als Gefolge betrachtet werden und eben
darum von der Landwehr oder der Volksbewaffung (dem Heerbann) streng
abgesondert werden; sonst entsteht unerträgl.[icher] Conscriptionsdruck
oder ein republikanisches Heer. - Einheit der Katnmern ttnd Trennung der Heere
sind die Grundsätze des Heils füt Deutschland.
1111 Dieser ist einer der wesentlichsten und wichtigsten Punkte von allem,
was jetzt rege ist, und das einer besonderen Erörterung verdient. - Im
stehenden Heere sollte die Cavallerie der Zahl nach das größte seyn;
die Kriegsschule das der Zahl nach kleinste E lement; vielleicht auch in
dem Verhältnis wie 1 : 3 und 6.
4800 1500
1,200 2,400 4,800 1200 300
2400 500
8400
118] (Als Gefolge ist das stehe11de I-Ieer auf Ehre und d.[em] persönl.[ichen]
Dienst des Fürsten begründet; zugleich als Kriegsschule und Mittel-
punkt der Landwehr mit dieser verknüpft; - grade das Element des
deutschen Staatslebens, was jetzt so sehr verkannt und vergessen wird;
und doch unvertilgbar bleibt. Offenbar sind die meisten Eigenheiten
des stehenden Heers nur aus dem Charakter des Gefolges, des Edel-
dienstes zu erklären.) 1
s. 7 1191 In den kleinen StadtRepubliken ist eigentlich die richterliche Gewalt die
höchste und die wichtigste. Das erste und nothwendigste Problem ist
das Gegengewicht des J'enats durch ein Ephorat oder Volkstribunen (Der
Biirger- Vorstand), dieß sind wesentliche Elemente jeder StadtRepublik.
Das höchste und schwierigste Problem aber ist die Errichtung einer
oberstrichterlichen Geivalt, eines Areopags. Im Senat ist übrigens an keine
Trennung der Ge1valten zu denken; der Senat, ja in gewissem Grade auch
die Volkstri~unen vereinigen unvermeidlich die gesetzgebende, admini-
strative und die exekutive Gewalt, ja auch einen Theil der richterli-
chen. - Die Aufgabe der Unabhängigkeit der ricl1terlicl1en Gewalt muß
hier auf einem ganz andern Wege erreicht werden.
230 Z11r Geschichte und J)ofitik
1201 Der einzig wahre Souverain im jetzigen Sinne des Worts, (abs0Jt1t höch-
ste, obwohl nicht unabhängige, irdische Gewalt) ist nur ein Ka.iser, in
dem Sinne, da er ungleich mehr ist als ein König. - Der Kaiser muß
diese Gewalt haben; denn für das Ganze zu sorgen verpflichtet, hat er
auch das Recht, seine Völker fiir andre Zwecke (die Erhaltung des Gan-
zen) aufzuopfern oder doch anzustrengen und zu gebrauchen; was ein
König eigentlich nicht soll und nicht einmal darf. - König ist der Ober-
herr einer Nation, Fürst oder Herzog der einer Landschaft, eines einzel-
nen Volksstammes.
1211 Zur Oekonomie könnte dann das stehende Militär mit den Polizeysol-
daten, Douans, Gend'armerie, dem Forstwesen, Postwesen usw. in Ver-
bindung gesetzt werden. - (Wäre dieß nicht angemessener für die Land-
wehr? ) - Die Leibgarde ein wesentliches Element. - Zweifel, ob das
Verhältnis der Cavallerie auch richtig ist zu dem der Infanrerie? 1
s.s L22J Die wesentlichen Elemente zu der praktisch politischen Schrift sind 1)
Deutsche Nation - worauf das jetzige gerichtet ist, 2) Charakteristik des
Zeitalters; dann 3) Principien des biirgerlichen J„ebens. - Von dem mosaischen
Ursprung her. - Vielleicht giebt es noch ein viertes solches Element -
etwa Idee einer christlichen Staatsordnt1ng; mit Beziehung auf die heilige Alli-
anz; wo denn alle Elemente und Rubriken -der Staatsordnung und des
gesellschaftl.[ichen] Lebens in dem christlichen Sinne durchgegangen
würden.
S.9 [25] Die Einheit ist das Leben, und die Freiheit ist das Recht, oder ist nicht
auch die Freiheit das andre Element des Lebens. Was ist das dritte zu
diesen beyden E lementen? Die Gerechtigkeit, EINZELN genommen, nach
dem suum cuique ist es nicht; denn dieses Rechten aller Einzelnen führt
mehr zur Verwirrung als zur Vollendung der gesellschaftl. [ichen]
Lebensordnung; die Gerechtigkeit Gottes aber geht zu sehr ins Große
(Sündfluth und Untergang von Staaten und Nationen gehören auch in
diese Gerechtigkeit hoherer Ordnung) und kann nicht Zweck und Ziel
des menschl. [ichen] Handelns und Wirkens seyn. -
Als die ALLGEMEINE Gerechtigkeit oder auch die positive wäre wenig-
stens diese rechtliche und bürgerliche Ordnung zu bezeichnen.
126) (Die Gleichheit - ist das Gesetz - dieses ist vielmehr eine Ausgleich1,1ng -
außerdem beruht alle Ordnung (iustitia distributiva) auf der Ungleichheit;
und die Gleichheit in d[em] jetzigen Sinn ist nicht anderes als das Priacip
der Auflösung und Zerstörung. -
s. 10 1291 Der Staat ist der Eigenthums- oder Machtverein - mithin ganz mat. [e-
rialistischer] Art. - In der Ehe herrscht das Id. [ealistische] Princip; in
dem Handel, ja auch in dem Adel, und in dem Staat das Mat.[erialistische]
Princip; in der Kirche der Spir.[itualismus], in der Jch11le das Rc.[alisti-
sche] Princip. - Ist nicht etwa Henoch der Ursprung der .5ch11/e? -
1301 (Nirgends ist die Abhängigkeit des Menschen von siderischen Kräften
und Mächten und Einflüssen so sichtbar als in der Handelsgilde - oder
232 Z11r Geschichte und J)olitik
dem Geldverein. - Hier ist der Mensch eigentl[ich] schon in der Gewalt
der Finsternis und des Bösen herabgesunken.)
1311 Die ältesten Stände waren die des Ackerbauers und des Hirten (Sassen und
Nomaden). In der alten Welt waren die Hirten-Nomaden zugleich der
Handelstand, die Kaufleute und Gilde; auch Inhaber der Mysterien. -
Nimrod ist die zweite Epoche in dem Stande der Nomaden; denn offenbar
gehört er zu diesen.
132] Mit den verschiedenen Zeitaltern wechselt auch die für ein jedes anpas-
sende Eintheilt1ng der Stände. Jetzt scheint es nur zwey Stände noch geben
zu sollen. 1) den der gebildeten und gelehrten Classe, der aber wieder
in 4 besondere Stände zerfällt.
Geistliche
Staatsbeamte - Kiinstler
Gelehrte
Merkwürdig ist, wie in der neuern Zeit die Staatsbeamten, die Kiinstler und
die Gelehrten ein eigener Stand erst geworden sind. Es gibt mancherley
Uebergänge und Verwandtschaft zwischen diesen. Vielleicht sollen sie
alle vier endlich Eins werden, und in den Einen geistlichen Stand ver-
schmelzen. 2) der materielle oder weltliche Stand. Zu einer ferneren Ab-
sonderung des Adels, des Bürgers oder Kaufmanns und des Battern scheint
kein Grund vorhanden; wenigstens neigt sich alles zur Verschmelzung. 1
s.11 (331 Eine rechte Gleichheit giebt es doch; das ist die der JJiebe, die alles gleich
macht, auch Gott und das Geschöpf oder den Menschen, die Gleichheit •
vor Gott und in Gott. - Die Einheit ist das Wesen, die Fr0•heit ist das
Leben, und die Gleichheit ist die l~iebe.
1341 cfr. supr. pag. anteced. Nicht bloß den niedern Adel und den freyen Bauer
sollte man suchen mit einander zu verschmelzen, sondern auch den
Biirger und den Bauer; durch Land- und besonders Cartenba11 der kleinen
Städte, und durch Gewerbefreyheit auch auf dem Lande. - Nicht durch
die Rückkehr zum Ackerbau allein, sind ,vir ökonomisch; wenn nicht
auch eine ganz neue Erweiterung und Ausdehnung des Cartenbai1s hin-
zukommt. - Die Ziinfte sollte man bestehen lassen, und ihnen bloß die
Exclusion und das Monopol nehmen; auch es nicht hindern, ,venn sich
irgend nei1e Zünfte bilden oder l landwerks- und Gewerksleute in Cor-
porationen zusammentreten wollten. Für jetzt aber bleibt doch noch
die Trennung des 1veftlichen Standes in die drey Classen des Adels, Bürger
und Bauern, oder auch des lAndeigenthiir11ers, Hand1verks111annes und Ka11f
[XVJIJJ Zur Geschichte 11nd Politik. 1817. I 233
mannes ·bestehen; wenigstens auf eine Zeitlang; so wie auch die Theilung
des geistlichen Standes in die vier oben angegebenen Classen.
1351 (Im Alterthum gab es eigentl.[icl1] auch nur Z}Vry Stände; den der Fr9en
und den der I61echte. - Sobald die germanischen Völker ganz seßhaft
geworden waren, und der Unterschied ZJ,Vischen Sassen ttnd Vandalen ganz
aufhörte, fing jene heidnische Trennung in Freye und Knechte wieder an
hervor zu treten. -)
1371 Im Staat, oder unter d[eo] Staaten kann das KaiserthJtm durchaus nicht
an eine Vertragsverfass11ng gebt1oden seyn, weil der wahre Kaiser eben
vorzügl. [ich] für das Ganze sorgen soll, mithin auch die einzelnen Natio-
nen zu höhern Zwecken, die nicht in ihrem beschränkten Interesse oder
s.13 darüber hinaus I liegen; bey einem wahren Kiinig kann die lebe.ndige
NacionalEinheit das geschriebene Wort des Staatsvertrags und die Ver-
fassungsUrkunde recht wohl ersetzen, wie sich dieses historisch nachweisen
läßt; bey bloßen Provinzialfürsten ist eine durch die Erinnerung der
Vorzeit geheiligte Verfassungsurkunde der beste Central- und Stütz-
punkt des patriotischen Gefühls. - (Der Kaiser ist durch ein andres !Vort
234 Zi,r Geschichte und Politik
von hiiherer Art gebunden und beschränkt, da er als Schi1tzherr der Kirche
(der Menschheit) dieser verpflichtet ist. -)
1391 Man spricht so viel vom rechtmäßigen Eigenthum, giebt es denn wirklich
ein rechtmäßiges Eigenthum, oder ist nicht vielmehr alles Eigenthum
ursprünglich illegitim?-)
1401 Eigentlich gibt es wohl nur eine legititt,e Ehe und ein legitimes Priesterth11m;
im Staat aber keine oder doch nur abgeleitete und entlehnte Legitimität,
und auch kein "vahrhaftes legitimes Eigenth1,1m. Das letzte gründet sich
wohl nur auf die Widmttng zur Ehe und Lösung von der Kirche; wo-
durch es denn ex post legitimirt \.Vird und die Sanction erhält. - Daß
sehr viele Staaten illegiti111en Ursprungs sind, läßt sich historisch nachweisen;
die gegenseitige Anerkennung ist hier wohl die Hauptsache; dann aber die
s.14 Verpflichtung gegen die ursprüngl. [ich] legitimen I Gesellschaften der
Kirche und der Ehe. - Keineswegs aber darf die Legitimität im Staat
beurtheilt werden als auf erbliches Eigenth11111 gegründet. - Doch ist die
Abstammung der Fürsten darum von hoher \v'ichtigkeit, und die erbliche
Monarchie die beste Verfassung, "veil dadurch die Festigkeit der Ehe ge-
wissermaßen mit auf d[en] Staat übertragen wird, und dieser sich nun
mit auf ein großes Fa111ilienverhältniß des vorgezognen Stammes und mit
ihm gründet. - Also gründet sich die Legitimität im Staate zuerst und
zunäcl1st auf die gegenseitige allgen;eine Anerkennung; näcl1stdem auf die
Abstammung oder das in der erblichen Monarchie geheiligte Familienver-
hältnis, und auf die Verpflichtung gegen die Kirche, oder die Mensch-
heit.
l40al (Die Schule ist doch nicht bloß national, sondern zugleich alle Nationen
umfassend.)
1411 (Ein Staat, der die Religion 1111d die Kirche 11nterdriicken 111ill, ist eo ipso illegi-
tin,. -)
[XVlll] Zitr Geschichte und ))olitik. 1817. 1 235
1421 (Der bloße Stammadel wurde durch das Ritterthum ein Adel des Worts
(näml.[ich] des fPtJrts der Ehre.)
Der Stan1n1, der Stand und der Staat sind ursprünglicl1 Naturverbindungen,
und nicbt Verbindungen in1 Wort,· können es aber werden.)
143] Das eigentl. [iche) Centrttm und der reelle Kern in der kirchlichen Gesell-
schaft ist das Sacranient, die Gnade; NICHT die Ueberlieferung t1nd der Mit-
telpunkt der dogmatischen Einheit und Entscheidung. Dieses ist nur das
Schulelement und die Schul-Seite der Kirche, insofern eine göttliche
Schule ihr Fundament bildet. - Eben aber als Gnaden Verein ist die Kir-
che eine Gesellschaft, deren Reales in der gi/ttlich ge1vordenen Fantasie
besteht. - Der Staat dagegen q11aliftcirt in dem Element des Willens; die
großen Eigenschaften des Willens, Großmuth, Begeisterung, Tapfer-
keit, Vaterlandsliebe sind der wahre echte Urspr11ng des 1vahren Staats, wie
höhere Erleuchtung der Schule. Ein großes Willensereignis, eine a11ßerordent-
liche Friedensthat ist der wahre Ursprung des rechten Staates. - Die Gilde
qualificirt im Element der Vernunft; das Geld ist die reelle Vernunft
und Sprache und alles, was zur Gilde gehört, ist Quell und Bed ingung
aller civilisirten Vernunftcultur. Stamm 1-1nd .Stand sind bloß die Mittelglie-
der zwischen der Ehe oder Familie in dem Staat oder der Schule. 1
s.1s 1441 Wer sind eigentlich die Portae inferni, welche non praevalebunt contra
ean1 ? - In der alten Römerzeit, da ist es klar, daß alle Mächte der Holle
gegen das Chris tenthum und die Kirche losgelassen waren. Aber da
war die Kirche noch nicht so ausschließend auf den Felsen Petri ge-
gründet, wie es in neuern Zeiten allerdings der Fall war. In der mittleren
Zeit kann von einem scheinbaren Uebergewicht d.[er] l-löllenmächte
auch nicht die Rede [sein], da Mahomets Reich doch nie bis in d.[en]
Mittelpunkt der Kirche vordrang. In d.[er] neuern Zeit aber ist es an-
ders; die Philosophie und cpo[philosophischen] Meynungen sind meh-
rentheils nur ursprünglich nicht mit böser Absicht unternommene Ver-
irrung des die Religion suchenden Geistes, und gehören nur zu den
Aberrationen der Kirche selbst. Die wahren Portae inferorum sind die
Staaten, welche noch vor und ohne alle cpo[Pbilosophie] die I<..irche ganz
an sich reißen und unterjochen wollen und auch schwerlich eher rul1en
werden, als bis sie die Kirche ganz unterjocht und zerstöre haben, die
dann aber nur umso herrlicber wieder auferstehen und emporblüheo
wird.
Zu bemerken ist es auch, daß es nicht heißt contra Te nihil pr. [ae-
valebunt], sondern contra eam; dieses scl11ießt also eine theilweise und
schejnbare Besjegung Petri (Erschütterung und Versuchung des Felsens) nicht
236 Zur Geschichte und Politik
aus. Doch scheint das Bild des tragenden Felsens nicht vereinbar, mit
einer gänzlichen Zersplitterung desselben.
1451 (Der Ackerbau wie er im Stamn;e Seih war, scheint doch ein abgesondertes
Eigenthun1 vorauszusetzen.)
146] Die Nationen wollen in dem Revoluzionsstreben den Staat an sich reißen;
der Staat will sich der Kirche bemeistern; was bleibt d.[er] Kirche übrig,
als die Nationen für sich zu gewinnen? - Im übrigen mehr als den Staat
s.16 fliehend zu bekriegen, sich seiner nachgebend zu erwehren. 1 - (Im Ü bri-
gen aber die Schule anzuerkennen und von ihr utzen und Kraft zu zie-
hen.)
Was bleibt der Schule in diesem reißenden CykJus von Gewaltsamkeit
für eine Stelle übrig? - Vielleicht die verbindende und versohnende von
allen übrigen! - Ist aber nicht das vielleicht unser ganzes Unglück, daß
die legitime Schule verlohren gegangen ist? - Und welches ist das Kenn-
zeichen, die Sanction der legitimen Schule? - Doch wohl die Erlei1cht11ng
1,1nd Begründung durch die heil.[ige] Schrift, - zwar nicht im Widerstreit,
sondern im Einklang mit der Kirche; aber doch noch abgesondert von ihr
wie die Erleuchtung von d. [et] Überlieferung, als sich gegenseitig selbst
durch den innern Zusammenhang erlet1chtende .N[ysterien des ewigen Tr7orts. -
(Ganz und bloß national soll die Sch11le nicht seyn, es gibt und muß auch
eine (alle Nationen und Zeitalter umfassende) Weltsch1,1le geben.)
1471 In England hat sich clie (l-landels und Oekonomie) Gilde des ganzen
Staates bemeistert; in der französ. [ischen] Revol11tiot1 war es doch zum
Tbeil clie falsche und verirrte Schule, welche nun auf einmal unzeitig ins
!~eben ausbrach und sich aller Kräfte der ation bemeisterte. -
1481 Nat11rvereine nicht göttlichen Ursprungs sind der z·ot'iibergehende Stamm,
Stand, S'taat, ja a11ch B11ncl Wortvereine sind die Ehe, Gilde, Kirche 1111d
Sch11le. - (Bcyde haben ge,visse Beziehungen aufeinander.)
1491 Das Geld ist eine NatNrkraft, die sich durch den l'v"illen ;,1nd JJapier allein
nicht nachmachen läßt, noch ersetzen. Es muß eine andere, d.[ieser]
ähnliche Naturkraft entdeckt und d[er] menschl[ichen] Kunst unterwor-
s.11 fen werden. 1 falsche Tendenzen d.[er] Art sind die (neuere) Mißwirt-
schaft, die Fabriken und d[er] Ackerbau mit Maschinen, dann das ]Japier-
geld pp.
1sn1 (Das Wesentliche ist jetzt, daß die Kirche die Sch11le t1nd die Wissenschaft
erobern n1uß, wie die Gilde den Staat erobert; und eben darum muß die
Schule noch in Anarchie bleiben.)
[XVIII) Z11r Geschichte und Politik. 181 7. 1 237
[511 Das Biindnis ist nur vori,ibergehend, momentan wie der Staat selbst; die
höhern Vereine sind sämmtlich ewig oder sol.len es doch seyn. Auch der
biise T/erein, d. [ie] Gilde ist dies.
1s21 Die Ehe ist die erste und älteste aller Gesellschaften; (ungleich älter als
das Menschengeschlecht). Die Bündnisse sind die letzte, alle Arten d.[es]
Vereins wieder in sich aufnehmende und auflösende Form. Das Schema
wäre also folgendes
Ehe
Bund
153J Die Kirche kann ihren rechten Grund nur finden in einem Priesterstande,
der so organisirt ist, wie er es seyn soll; und indem sie sich zugleich
anschließt an die in dem Zeitbedürfnis liegende und gerade geltende
Ständeeintheilung; diese ist für jetzt die Eintheilung in Gebildete und
Ungebildete oder Volk. Die Kirche muß den ganzen Stand der Gebildeten
für sich gewinnen, und das Volk leiten und lenken; d. h. wie auch schon
oben gesagt ist, die Kirche muß die Schule im weitesten Sinn des Worts
s.1s an sich ziehen und mit ihrem Geiste durchdringen, 1 der Staat dagegen
muß der Gilde Meister werden. - Auch der Stand kann ein Wortverein
werden, wenn er auf einem Gelübde beruht, wie bey dem Priester, dem
geistlichen Stande, oder auch im Ritterthum. Der .Stavim aber ist ein
Wortverein durch die Einheit der gleichen Sprache und Sonderung von
andern Stämmen durch Sprachverschiedenheit.
(Also sollte wohl so construirt werden :
Ehe
Gilde
Bund Schule
Staat Stand
Stamm
Ehe
Stamm Gilde
Bund Schule
Staat Stand
Schule?
Kirche)
1541 (Der Bund ist die Ausgleichung zwischen Staat und Stamm; Einigung meh-
rerer Stämme zu einem Staat wie in der Schweiz, oder Sanction der
Stammes-National-Einheit in der Verschiedenheit d.[er] Staaten.)
1551 (Der de1,tsche Bund ist nicht eine geschloßne Staatengilde zu gemeinsa-
men Vortheil und Gewinst, als vielmehr, bey dem nothwendig vorwärts
strebenden Charakter der Deutschen Staaten, eine stets veränderliche
und offene Staaten-Schule.)
1561 Unsre Philosophie hat noch die Aufgabe einet gänzlichen Reform der ge-
sam111ten Rechts1vissenschaft zu erfüllen, und zwar nach allen praktischen
Theilen derselben. Das wahre NATURrecht z.B. ist das Cermanict1111 als
das vollkommenste Beyspiel freier Naturverfassung; es enthält das ge-
sammte JJersonenRecht, nicht bloß PrivatRecht, sondern auch einen Theil
des StaatsRechts, näml.[ich] den von d.[em] Bürgerrecht der Freyen, il1rer
Mitherrschaft und landständischen Verfassung. Das Canonic11n1 ist Mit-
telpunkt des gesammten Rechts - handelt von geistlichen Personen und
Sachen (wie Ehesache u. s. w.). Das Fe1-1dale ist wohl eigent. ~ich] die
christliche Staatslehre vom Eigenth111t1, dem Grundeigenthum, welches
alles feudal seyn sollte, d. i. dem 1-Iöheren dienstbar. Die Idee des Kaiser-
thHms ist offenbar ein Feudalbegriff und Z\var der höcl1ste und erste
s.19 Grundbegriff in allen Feudalvcrhältnissen. 1 Das Ci,,ile und Crin1inale
bedarf ebenfalls einer durchgreifenden christlichen Reform. - (Etwa zu-
gleicl1 mit d.rem] Begriff einer christ! [ichen) Staatenordnung und in dieser
selbst mit befaßt.
Bürger
Menschenrecht
Eigenthumsrecht
StaatsRecl1t
Völker Recht
Geistliches oder Kirchenrecht
Eherecht (Adelsrecht? oder in den Prinzipien
des bürgerlichen Lebens -)
[57] Der zweyte Act des deutschen Bundes - nach den richterlichen Vorübun-
gen - wird in gesetzgebenden Versuchen bestehn. - Die Gefahren des
[XVIII] Zur Geschichte und JJolitik. 1817. 1 239
[581 Der Streit über den ß1,1ndes- Staat oder Staatenbund ist eigentl. [ich] nicht
von Belang, da er zum Theil ein Wortstreit (praktisch ad initium hatte
er freylich seinen guten Grund und Zweck.). - Beydes ist nicht absolut
sondern nur dem Grade nach verschieden und strebt danach, ineinander
überzugehen. - Staaten, die sich nicht zu einem äußern Zweck mitein-
ander verbünden, sondern zu gleicher Gesinnung und gleichen Grundsät-
zen fangen unvermeidlich dadurch an, sich zu identificiren. - Beyspiel
von d.[en] sogenannten Seemächten. init. saec. XVIII.
!S91 In dem Slaventhum gibt es keine Freye, sondern nur Herren und Knechte;
das ist der große Unterschied der slavischen von der germanischen Verfas-
sung und selbst von d[em] heidnischen Alterthum, wo es doch wenigstens
bis zur letzten Entartung eine Classe der Freyen gab. 1
s.20 1601 Wenn man die gegenwärtige Lage von Europa erwägt, so bieten sich
ungefähr fo lgende Wahrscheinlichkeiten oder Möglichkeiten dar, für
den Umsturz der bestehenden Ordnung, und Begründung eines neuen
Zustandes.
Theilung von Frankreich. Nicht mehr so wahrscheinlich.
Theilung von Deutschland. Kaum vermeidlich, wenn der Bund mißlingt.
R11in von England. Immer noch androhend.
Theilung von JJrettßen. Wäre an sich sehr leicht ausführbar und für die
Länder selbst sogar vortheilhaft.
Zerfall von R11ßland. Wird unvermeidlich einmal erfolgen, aber noch
ferne.
Vielleicl1t kann die Wiederl1erstellung des vollständigen wahren Kaiser-
thums - wieder möglich werden, - nach vorhergegangener Theilung
von Pr.[et1ßen] und Deutschland.
161J JJreußen ist von Anfang s.[einer] Macht an, ein Surrogat gewesen zuerst
von Sch111eden, nachdem dieses durch kleinlichen Egoismus und ander-
weitige Pläne seine wal1re Stelle als erste protestantische Macht und die
schutzl1errliche Protection des Protestantismus in Deutscl1land verloh-
ren hatte; einigermaßen ist es auch an die Stelle von ]Johlen getreten, als
Mittelpunkt gegen Rußland. Jetzt möchte es an die Stelle von England
treten, als erste protestantische und liberale Macht und Scht1tzmacht
der Freiheit Europas.
240 Zur Geschichte und Politik
1621 (Das Interesse für den Protestantismus wird sehr richtig mit zum Wesen
d. les] Preußischen Staats gerechnet; nur müßte diese Protection in jetzi-
gen Verhältnissen auf ganz andere (für die Katholiken nicht feindliche,
beide Kirchen L1mfassende Weise ausgeübt werden.) 1
s.21 163] Die .,4merikaner sind verwilderte, entartete Engländer; die Holländer aber
nicht zur völligen Entwicklung gelangte, unreife Engländer; immer aber
bleibt in beyden dieser englische Grundcharaktet.
1641 Nicht leicht hat es einen Regenten gegeben, dessen ganze Persönlichkeit
so in die Idee des Staates aufgegangen war, als Kaiser Joseph II.
i65J Preußen hat durch den Congreß mehr als 2,000,000 oder wohl
2,500,000 Zttwachs an deutscher Bevölkerung gewonnen; Oesterreich an
deutscher Bevölkerung doch mindestens 500,000 in Schivaben verlohren;
wogegen freylich Salzburg abgerechnet werden müßte.
166] Der 1vahre Gr1.1nd der Reformation liegt nicht in einzelnen bloß mitwir-
kenden Ursachen (Verfall der Geistlichkeit, Ablaßkram, Begierde nach
d.[en] geistl.[ichen] Gütern pp.) sondern in dem wesentlichen Mißver-
..
hältniß zwischen den reichen Benedictinern, _,.tJbtenJ J)rälaten} Bischöfen,
Kardinälen und Kirchenforsten - und den Mönchen, deren Armuth in
auffallendstem Contrast stand mit jenen anfangs doch zum Theil sehr
zweckmäßig für die Kirche verwandten Reichthümern. So lag auch der
wahre Grund der Revolution nicht in der Finanzverlegenheit des Hofes
allein, auch nicht in den Grundsätzen der falschen cpo[Philosophie],
sondern vorzi.iglich in dem Mißverhältnis aller Stände der ation - beson- •
ders auch darin, daß solange keine Etats-Genera11x· und keine Notabeln)
s.22 wie in .Spanien keine Cortes I zusammenberufen \varen; also zunächst auch
in d.[em] Despotisn1us der französischen Regierung. -
J67J Gegen die Art und Weise, wie die Ne11erer in der kathol. [ischen] Kirche
und die Griechen sich auf die ersten classischen Jahrhunderte des Chri-
stenthums berufen, ist zu bemerken: daß hier gerade die Epoche der
schon fixirten Blüthe und des schon beginnenden Erstarrens des ersten
Christenthums in Saec. IV und V als Norm und Ideal aufgestellt \vird. -
Die Griechische Kirche ist eben wegen des hartnäckigen Festhaltens
im Erstarrten, - mit d(em] Siegel d[er] Barbarey gezeichnet und seit
langen der produktiven Lebenskraft beraubt (was sie erst jetzt durch
die Amalgamierung mit d[em] Protestantismus wieder erhält); für die
katholische Kirche des Abendlandes ist der adäquate Zeitraum der der
ersten drey Jahrhunderte, wo die größten Verirrungen und Schwan-
[XVIII] Zur Geschichte und Politik. 1817. I 241
kungen· sich kund gaben , daneben aber die höchste Lebenskraft, die
geistlichen Tugenden und Verdienste das eigentliche Heldenalter des
ersten Christenthums. 1
s. 23 168] Der knechtische Charakter der griechischen Kirche liegt gerade in der
I Josreißung vom Primat und in der Abläugnung desselben, während d[as]
Prinzip d(er] Tradition beibehalten wurde; denn da nun keine kirchliche
Macht da war, kein gewalthabender Geist, um die Idee und den Geist
lebendig und gegenwärtig einwirkend zu erhalten und die aÖLacpoQa zu
modifizieren nach d[em] Leben und sie den Umständen anzuschließen,
so wurde die Tradition in allen ihren auch den kleinsten Bestandtheilen
eine unveränderliche und todte Macht und absolutes Gesetz, der man
sich unbedingt t11itemeifen mußte, im knechtischen Gehorsam.
s.24 1101 Die zunächst dem Zeitalter androhenden Gefahren sind: eine neue Ex-
plosion in Frankreich, der Ruin von England, die Uebermacht von Rttßland pp.
Welches von diesen Uebeln zuerst zum Ausbruch kommen wird , ist
schwer im voraus zu bestimmen (das erste wäre wohl das geringere).
Gefährlicher als sie alle sind vielleicht die jetzt von mehreren Seiten
zusammentreffenden antichristlichen Angriffe gegen die Kirche; es wird frey-
lich mit der letztgenannten der obigen Gefahren in Verbindung ge-
bracht (Rußland behandelt Europa jetzt ganz so, wie 1772 Pohlen). - 1
s.2s 1111 Rept1bliken sind auch darum nach streng christlichen Grundsätzen ver-
werflich, weil die Kirche allein die wahre Republik ist, die alle andern über-
flüssig und unnöthig macht; daß der weltliche Staat sich herausnehmen
will, eine Republik zu seyn, ist mithin eine unerlaubte Anmaßung und
ein Eingriff -
1121 .Das Feudalwesen ist darum und aus dem Grunde ganz abgeschafft und für
immer voriibergegangen zu betrachten, weiJ der erste Ring, an dem und von
242 Zur Geschichte und J)olitik
dem das Ganze getragen wurde, nicht mehr vorhanden ist; weil näm-
1. [ich] die Kö.nige ,,nd Staaten sich selbst gar nicht mehr als Dienstmänner
Gottes und der Kirche, als dienstbare Organe der Kirche anerkennen,
sondern vielmehr diese selbst unterjochen wollen. Dadt1rch ist denn
auch die Frage vom Adel mehrentheils entschieden.
1731 Vielleicht giebt es auch für die andre Hauptfrage des Jahrhunderts, die
vom Gelde nämlich, eine ähnlicl1e einfache Auflösung.
1741 Die Verwirrung des Adels wird wohl nur durch einen De11s ex machina
gehoben werden. Bey dieser Gelegenheit entsteht allerdings die Frage,
ob das Priestertbum im Zeitalter der triumphirenden Kirche nicht auch
[durch] eine höhere magische Weibe, Naturkräfte und Wundergaben
verherrlicht werden wird?
s.2, 1761 D er Gilde (dem Welt und Geldhandel) steht eine ebenso große Krisis
bevor, als nur immer d.[em] Staat, der Kirche oder der Schule. - Die
rechte Verklärung und Verherrlichung des Worts, und damit also auch
die Herrschaft der Sch11le, wie sie seyn sollte, und die völlige und herr-
lichste Entfaltung der Nationen (nicht im Staat und Krieg, sondern im
Worü; kann erst Statt finden NACH der vollendeten LI?iedergeburth der Kir-
che und der Besch1vichtigung des Staats; m,ithin erst in dem nächstfolgenden
Zeitraume, nicht in d[em] gegen\,värtig begonnenen.
1771 Mit dem Staate steht und fällt auch der Stand (der einzige eigentl.[ich]
den es außer dem Priesterthum noch giebt), der Adel. Sobald di e Kirche
wieder Eins und allgemein herrschend wäre, wi.irde auch der Staat iiber-
flüssig seyn. Daß die Obrigkeit von Gott sry (nach der Schrift) ist gar nicht
bloß au f die Erbmonarchien eingeschränkt und das legitime Wesen;
sondern es gilt von jeder (noch so kleinen, republikanischen) Obrigkeit,
von jedem gewählten Schiedsrichter (der als Richter an Gottes Statt
das Recht bestimmt) oder Gemeindevorstande. Di e ewige Fortdaue r unsrer
künstlich[en] Staatsmaschine, oder gar der Erbmonarchien wird also
dadurch gar nicht vorausgesetzt. - (D aß man auch der rechten Obrig-
keit gar nicht in allen Dingen gehorchen solle, beweisen die Märtyrer, die
Apos tel und Chr.[istus] selbst. - Die bessern Staaten sind nothwendig,
als Schutz und Rettung gegen die noch schlechtern; einer oder der andre
unter den ersten kann als Retter allerdings auch bis zur Würde eines
auserwählten Werkzeuges der Vorsehung steigen. - Dieß gilt von Oes ter-
s.2s reich, wie von keinem andern Staate, so lange Hoffnung da ist, 1 daß
es von jener hohen Würde nicht abfallen, und seine hohe Bestimmung
für immer unwiederbringlich verfehlen wird. - Immer aber bleibt d er
Staat nur Werkzeug, nicht Zweck an sich; ER SELBST, glaube ich, läßt sich
gar nicht christlich gestalten, wie dieß allerdings mit d.[er] Familie der Fall
ist. Gerade von dieser Seite wird vermuth. llich] die Auflösung des
Staats, sobald die Zeit gekommen ist, geschehn. Von Innen näl1mlich;
wenn die Familie allgemein erst wied er christlicl1 gestaltet ist. - Dann
werden die Menschen diesem christlich gestal teten Familienleben lln-
bedingt anhängen, und Märtyrer dafür werden; indem sie auf11ören,
dem bös gewordenen Staat zu gehorchen. - Schon jetzt möchte man
fragen; kann wohl der Christ zu diesem Kriegsdie11st und immer wilder
fortschreitenden Zerstörungswerke sich he rgeben? - (Dies es auf sein
strenges Recht gegründete und christlicl1 ges taltete Familienleben m eynt
244 Zttr Geschichte und J)ofitik
eigentl.[ich] Ad. M.[üller] und ist eben daher als ein 11nbe1vußter Revoltttio-
när zu betrachten.) -
11s1 (So wie die Kirche vollendet ist, wird der Staat auch ganz überflüssig. -
Di e Schule wird in einem theils chaotischen, theils unterdrückten Zu-
stande bleiben bis zur Vollendung der Kirche.)
IROf Die großen Begebenheiten, die uns bevorstehen, sind demnach: die
s.29 Wiedergeb1,1rth und Wiedervereinigttng der Kirche, die A11flosung des Staats 1
und die Fluth (aber noch nicht die ruhige Verklärung) des Worts - i. e.
die WiedergebJtrth des Worts. Zu dieser kann freilich auch außer der Kirche,
in der chaotischen Schule, und oft desto freyer mitgewirkt werden.
Das Priesterthum soll wohl nur erhalten werden, nicht neu gestaltet;
Menschenhand darf daran nicht rühren.
J'ch11le Sch11le
Bund? Kirche Gilde? Gilde Kirche Staat
Staat Fat11ilie? Familie nach den
Seelen-
..
vermogen •
Vielmehr J'ch11le
Familie Kirche Staat
Gilde (Bündnisse, Staatensystem)
(Corporationen pp.)
Der Bund, der Geist und die Kraft, das Element der Bündnisse wird ein
andres Mittel der Auflösung zuerst der T/envirr11ng und Vern1isch11ng der
.Staaten werden.
Kann er an und für sich für etwas Reelles gelten? - \Vohl so wenig
wie die Corporation? - Nicht so wohl eine Wiedergeburth als die Ll1/'ie-
derentdeck11ng und Wieder-T/erkiindigt1ng des \X1orts ist die Aufgabe des
Zeitalters; dann die Wiedervereinigung der Kirche, insofern diese aber
nicht Mensche111verk scyn kann, bloß die Reform oder IV'iederherste/l11ng (re-
stauratio magna) der Kirche. Dann die christliche Gestaltung des Privat-
lebens oder der Familie; bey dieser muß vorzüglich auch dahin gesehen
werden, alles wegzuräumen, was den Staat zum Bedürfniß macht und
[XVIII} Zur Geschichte und Politik. 1817. I 245
und Umgebung - an den katholischen Staat kann sie sich anlehnen, als
an eine Stütze, so lange und so weit es geht; aber ganz unabhängig soll
sie sich davon erhalten und auch in ihrem Verhältniß mit der Kirche
(als ihrem Körper) soll sie sieb selbständig erhalten und nicht etwa in
d.[en] geistlichen Stand oder einen geistlichen Orden ganz zerfließen.
Das innere Band der Einheit für die wahre Schule ist psychisch im äußern
katholischen Bande.
1831 Die neue christliche Gestaltung der S'chttle besteht darin, daß der Gelehrte,
dessen Beruf die Verkündigung und Erforschung des Wortes ist, auch
ganz diesem Berufe lebe, als Diener des Wortes und als Geistlicher, aber
nicht als Priester. Der Priester muß in der jetzigen Welt ganz ins beson-
dere in stetem Kampf leben für die kirchlichen Rechte und die priesterli-
che Macht. Dieser zieht ihn sogar in mehr weltliche Verhältniße und
Verwicklungen herein, als mit jenem rein geistlichen Berufe, ein Organ
des Wortes zu Seyn, wohl vereinbar ist. - Diese Idee, den Stand des
s.32 Geistlichen noch zu trennen von dem des I Priesters, läßt sich übrigens
als tief im Christenthum begründet, auch in mehrentheils allen Zeital-
tern d (er] Kirche, mehr oder minder deutlich und entwickelt nachwei-
sen. - Die geistliche Lebens\.veise eines wahrhaften Gelehrten und Die-
ner des Wortes besteht nicht gerade allein in der körperlichen Abtöd-
tung, - sondern daneben auch in der Enthalt11ng von jedem Mißbrauch
des Wortes; einem gewissen Stil/schweigen; der Entziehung von ,velrlicher
Sorge und geselligen Stö·r11ngen, oder der Einsan-1keit. Dann der gewissen-
haftesten Benutzung und Heilighaltung der Zeit; (Wachsat11keit), dann der
Freyheit, hinsichtlich des Raumes, nach dem SprL1che: ,,Si Vos persecuti
fuerint in una civitate, fugite in alteram." -
1841 Auch die Gilde kann sich christlich gestalten durch Corporationen, in wel-
chen das Geld und die Finanzkunst selbst mit wohltätigen Z,vecken
vereinbart und auf diese gerichtet, zugleich auch zur Unterstützung der
Kirche und der Schule mit verwendet würde. - Für den Staat gibt es
zwey Mittel und Wege, sich, wo auch nicht cl1ristlich zu gestalten, so
doch aufz;,1opfarn 1) Kampf gegen alle schlechten Staaten und indirekt für
die katholische Kirche; das ist Oesterr.[eichs] Aufgabe, 2) BegünstigLtng
des neuen christlich.[eo] Privatlebens. 1
s.33 1ss1 Oesterreich ist ein katholischer Staat im Kampf (gegen das Staatsinter-
esse d.[er] griech.[ischen] J(jrchc, des Protestantismus pp.) Dieses ist
mit Frankreich ungleich weniger und in einem ganz anderen Sinne der
Fall; mit Spanien gar nicht. Oesterr.[eich) ist der große katholische Staat
Kai:'e~oxriv; nämlich der, auf ,velchen es ankommt und von welchem
[XVIII] Zur Geschichte und Politik. 1817. 1 247
die Erhaltung der katholischen Kirche so wie ihr Sieg in der de11tschen
Mitte der civilisirten Welt - auf dem eigentlich en Kantpfplatze - abhängt,
(Zum Kantpf far die katholische Sache ist seiner ganzen Stellung nach nur
Oesterreich berufen, nicht Frankreich.) (Doch ist Frankreich wohl der Ge-
hii/ft im Kampf für die katholische Sache in d.[em] größer□, europäi-
schen Spätraume; aber nur unter der Bedingung und durch den catholi-
cisme spirit11ei- und Theilnahme an der christlichen J)hi/osophie.)
[861 Durch das geistliche Leben wird zwar die Schule christlich neu gestaltet,
aber nL1r int Einzelnen; ist aber auch wohl ein eigenthümlicher neuer,
christlicher Zusammenhang unter d. [en) einzelnen (Geistlichen und Ge-
lehrten) Dienern des Wortes denkbar; oder besteht dies bloß in dem
Anschiießev an den katholischen Staat oder an die Kirche selbst. Die Geistli-
chen und Diener des Worts müssen und können wahrhaft nur im Wort
und durch das Wort vereint und verb11nden seyn.
187J In der ersten Epoche ging die Revoluzion aus von der Masse des Volks,
in der zweiten ging sie aus und \.vurde geleitet von Eroberern und über-
mächtigen l-lerrschern; in der jetzt bevorstehenden geht sie aus und
gestaltet sich von dem neuen, wieder christlich gestalteten ])rivatieben.
Nicht Volksaufstände, sondern stillschweigende Opposition gegen d[en)
s.34 Staat überhaupt I werden jetzt immer wirksamer werden, bis endlich das
neue Privatleben, die angewachsnen Corporationen und die siegende
Kirche, dem Staat über den Kopf gewachsen seyn werden, und die
Schale von der reifen Frucht abspringt.
1881 In dem Grundsatz der Quäker und andrer solcher Secten, keine Kriegs-
dienste Z!' leisten, pp. liegt schon ein erster Keim, von der Art, wie künftig
d [er] Staat sich auflösen wird.
1901 (Haller ci ciert als wichtig Hii/lmanns Deutsche Geschichte des Mittelalters.
Berlin 1805. ist die Finanz Gesch. [ichce].
f91J ( Von dem Ursprung der Landstände. Mosers Patriot. Phantasien Th. IV. Aucb
mit Lob von Haller wird citiert :
Montag Geschichte der deutschen staatsbiirger/ichen Freyheit.)
1921 Die Weltgeschichte ist die Darstellung des zerstiickten oder getheilten Worts
- die Erzählung, wie der Mensch das LVort veriohren hat, und dann das
248 Zur Geschichte und Politik
Streben nach dem verlohrnen und wiedergefundnen Worte, und das Wieder-
finden selbst. Die Geschichte ist eine durchaus christliche Wissenschaft, die
innersten Geheimnisse des Christenthums enthaltend und vollständig
erhellend. -
1931 Die katholiscl1e Kirche, scheint es, soll 1viedergebohren werden, d. h. äußer-
lich absterben und vernichtet 1verden, um innerlich neu und desto herrlicher n1ieder
atifZftleben. - Nach dieser lndication stünde auch dem katholischen Staate
d.[er] Untergang bevor, aber ein glorreicher im Kampf für die Kirche
und die Sache Gottes. 1
s.35 1941 Hallers System ist eigentl[ich] das der rechtlichen Anarchie und zeigt recht
deutlich, wo revoluzionär das strenge Rechtsprinzip eigentl[ich] ist.
Auch er ist, wie Ad.[am] M.[üller] ein unbewußter Revolutionär. -
Christlicl1 genommen ist der erste Grundirrthum bey ihm, daß er nichts
weiß von dem primitiven KiJnigthum und Oberherrlichkeit des Menschen
über die Natur; mithin also das Eigeothum nur aus der ersten Occupation
herleitet; dann aber auch nichts weiß von dem Abfall und d[er] ur-
sprüngl[ichen] Schuld und Sünde, die allem Eigenthum und dem Staate
selbst anklebt.
1961 Die Vertheidiger des strengen (Privat)Rechts können z,var selbst ihre Sa-
che nicht bewähren und durchführen; denn es giebt eigentl.[ich] kein
solch es Recht, außer wiedergebol1ren und von neuem eingesetzt durch
die Kirche. Der abgefallne und verderbte Mensch bat gar kein Recht
und gar kein Eigenthum, ist in der Knechtschaft des Bösen. - Indessen ist
doch wahr, daß der wabre Staat das altbestehende strenge Privat Recht
möglichst schonen und das neue entstehende des "vieder christlich ge-
stalteten Privatlebens möglichst begünstigen sollte. -
J97J Der Staat verdient nur durch Selbsta1efopfer11ng Achtung; indem er entwe-
der sich selbst allmählich auflöst und zurückzieht, d. [er] Kirche und
[XT/ Jll} Zur Geschichte und J)olitik. 1817. 1 249
1991 Hinsichtlich des positiven Rechts und des JJrivatEige11th11tJ1s (als Prinzip der
Staatswissenschaft nach l-Ialler) ist folgendes zu bemerken. Ein absol11t
ausschließendes Privateigenthum (wie es doch die Vertheidiger des stren-
gen Rechts und suum cuigue meistens annehmen) giebt es nicht und kann
es nicht geben. Dieses ist eine ganz unchristliche Lehre, streitend mit der
ursprünglichen Königswürde und Herrschaft des Menschen über die
Natur und mit der Unwürde des einzelnen gefallenen Menschen. -Aber
ein relatives Vorrecht, das dem primo occupanti zusteht, läßt sich wol1l
christlicher Weise auch behaupten. Wo alle gleich viel und gleich wenig Recht
haben, da hat der primus occupans wenigstens das Glück für sich; oder
vielmehr die Gnade der Zulassung Gottes, welche ihm nach dem Fac-
tum, streitig zu machen und wieder rauben zu wollen, eine .5,Jnde wider
die Liebe ist; obgleich das EigenthumsRecht der andern deshalb immer
sehr unvollkommen bleibt, und unstreitig durch einen absolut ausschlie-
ßenden Gebrauch vollends verwirkt wird. 1
s.37 11001 Gegen die ungerechte Uebergewalt des Staats "väre eigen tlich der Zwei-
kampf für den deutschen Ritteradel noch ein herrliches und sehr wirksa-
mes Palladium.
11011 Das Zeitalter 1500-1650 ist charakterisirt durch d'i.e Tendenz nach äuß-
rer Einheit und innrer Frryheit. Zu dem Gebäude der äußren Einheit die-
ses Zeitalters gehört außer der tridentinischen Befestigung und Erhaltung
der katholisch[en] Einheit, und der großen NationalEinheit der herrschen-
den spanischen Nation auch noch die franziisische Geistesc11lft,1r und Litteratur
Louis XIV - Als ein Gebäude der äußern Einheit betrachtet ist nicht leicht
eine Litteratur so vollendet gewesen. Im tvestphälischen Frieden wurden
jene beyden Elemente für Deutschland ftxirt und versöhnt d. h. in ein
friedliches Verhältnis gesetzt. - Frankreich, welches nach Spanien die erste
Macht der äußern Einheit war, ward untergraben als das Princip der
innern Freyheit daselbst eindrang; daraus entsprang oder erzeugte sich
250 Zur Geschichte und J:Jolitik
die Revol11tion. Die Elemente oder auch Tendenzen der frühern Periode
1500-1650 dauerten in der spätern Periode 1650-1800 auch noch fort
\.Venn nicht als die herrschenden Bestrebungen, so doch als nachwirkende
Kräfte und Gewalten. -
11021 Die Schule kann nicht selbstständig seyn; das hat sich in Deutschland
s.38 gezeigt und erwiesen, wo sie den höchsten I Grad der absoluten Selbstheit
(z.B. in Fichte) erreicht hatte. - Das Anschließen an de,1 Staat aber wie an
die Nation oder das Volk; beydes scheint wenigstens nicht unbedingt das
Rechte zu seyn. - Ein HofPolitiker ist fast ebenso wenig geachtet, eben
so lächerlich als ein Hojl:Joet. Durch das Anschließen an das Volk aber
wird die Wissenschaft demagogisch; dieß darf noch weniger seyn. Selbst für
die Poesie kann das Anschließen an das Volk (Volkspoesie) nur unter
manchen Einschränkungen als das rechte gelten. - Das Anschließen an
die Kirche ist also das einzige, was der Schule einen festen Halt und
Boden geben kann. Dieß muß nur ganz conseguent durcl1geführt wer-
den. - (Sie muß aber nicht ganz mit der Kirche in Eins verschmelzen;
bryde müssen als thätige Elemente oder lebendige Principien zu der Wie-
dergeb1,1rth des ~rtes, als dem großen Problem des Zeitalters zusammen-
wirken. ) - Doch kann die Schule weder des Staats noch der Nation (in
der sie als Verkünderin des Wo11es ,virkt) je entbehren; sie muß sich
zwischen beyden frey erhalten. Auch ist vielmehr die Sch11le als die Kir-
che, zu dem Amte der Vern1ittlung in dem Kampfe zwischen Staat und
Volk berufen; das der Kirche in der jetzigen Spannung eigent[lich] nicht
,vohl ansteht. - (Die 1vahre Sch11le soll auch nicht in die Form ei11es Bundes
•
gebracht werden; es müßte denn ein ganzfrryer, und '\jJ[psychisch] von
selbst begründeter und geheimer sein.)
JI031 Die rechte Forn1 kann eben die Schule, in1 Ca11zen wenigstens noch gar
nicht finden, bis erst die Kirche verjüngt und der .Staat iviedergebohren ist. -
Bis dahin muß der chaotische Zustand, die glückliche Anarchie noch
fortdauern; doch in freier Einheit durch den '\jJ(psychischen] Geist und
s.39 die I körperliche Umgebung des Katl1olicis111us.
11041 Ueber das f/ i/lkerJ_J1sten1 der alten Cert11anen, so wie über die Nah1J1e11 der
Ha11pt11olkerscheint mir folgendes jetzt das bewährteste. - Die dreyfache
Eintheilung in lngaevonen, Istaevonen und Hern1io11en ist eine bloß nord-
deutsche; die lstaevonen, Westivohner sind die Rheinländer nach Plinius ,
die Cimbri mediterranei (halb celtische11 Stammes - von der gallischen
Ansiedlung im Hercyniscben Walde und den Tectosagen in Mittel-
deutschland her), mithin den Franken; die lngaevonen sind die Sachsen,
[XVfll] Zttr Geschichte 11nd J)olitik. 1817. I 251
Friesen, Nordländer. - Von den Cothen L1nd Vandalen weiß diese E in thei-
lung nichts; die Hermionen aber scheinen ein Name zu seyn, der sich
allerdings auf die der suevischen ähnliche Kriegsverfassung bezieht; wie
auch die Hern1unduren. Die andere vierfache Eintheilung ist die richti-
gere; die Marsen bezeicl1nen darin die Sachsen und die Gambrivier (viel-
leicht von Kampf??) die Franken; Sueven und Vandalen bedürfen keiner
Erklätung. - Die Sache selbst scheint sich mir so zu verhalten; die
.5achsen waren ein großer in sehr viele Völkerzweige verbreiteter Ur-
stamm im Norden. 1m Süden alsdann z;vey de11tlich gesonderte Volke!j Sue-
ven erst eine Kolonie (Seebewohner, .5iteonen, .5chiveitzer) dann ein Volkerb1,1nd;
und zweytens die Gothen und Vandalen, zu deren Stamm auch die
Markonzannen und selbst die Bojer gehören. Im Norden also ein in viele
Völkeräste sich verzweigender großer Volksstamm; im Süden die zwey
S.40 gesonderten Nationen. - Dann I in Mittelde11tschland eine aus der Mischung
entstandene neue und eigene Produktion und Nationalbildung; die der
Franken; die H ermionen und Hermunduren, auf dem D11rchzttg der .5ue-
ven von der Ostsee nacl1 Schwaben und der Schweiz entstandene Mischung
von sttevischer T/erfassttng, die selbst bey den Chatten geherrscht zu haben
scheint; dann die gothische Ansiedlung der Therwinger oder Thüringer. Es
gab zwischen den Stteven und Sachse11, \vie es mir scheint, allmähliche und
stufenweise Uebergänge; die Semnonen, Langobarden, Hermunduren gehö-
ren einmal unläugbar selbst zum SL1evischen, oder doch dem suevischen
verwandten Stamme. Auch bey den Chatten war die Verfassung suevisch;
und selbst bei den Cheruskern ist sie viell. [eicht] nicht mehr ganz reinsäch-
sisch gewesen. - Die /atrocinii beym Tacitus, als Sitten eines Volkes, deu-
ten wohl immer auf Abentheuer mit den1 Gefolge.
pos1 Auch zwischen den Si,even und Gothen scheint es ähnliche Uebergänge
und Mitte/volker gegeben zu haben; besonders dje Markon1anr,en dürften
ein solches gewesen seyn.
11061 Die Burg1,1nder sind, manchen Anzeichen nach zu schließen, nicht so ganz
zu dem rein Cothischen Stam111 zu zäl1len, sondern mit s;1evischer oder a//e-
mannischer Beymischung und eben dadurch selbst den Franken näher.
(Man müßte hierauf auch besonders ihre T/erfassung noch genauer prü-
fen. -) 1
S.4J 11011 Hinsichtlich der Preßfreyheit für Deutscl1land darf nicht vergessen wer-
den; daß die Schufen in Deutschl(and] durch die außerordentlich große
Anzahl der Gelehrten, die Basirung der deutschen Schriftste11erey auf
den Buchhandel pp. total anders sind, wie in Frankreich und England.
252 Zur Geschichte und Politik
- Für die Zeitt1ngen wäre wohl fast ein Privilegi11n1 ohne Cens1,1r das beste;
wodurch freyl[ich] auch die Zahl der Zeitungen von der Regierung be-
stimmt und beschränkt würde. (Censurfreyheit ist wohl fast Herrschaft
der sehr schlechten Majorität oder Pöbelherrschaft. Doch das ist fast
einerlry, n1it oder ohne Cens1,1r. - Organische Wiederherstellung der Schule, Bil-
dung einer litterarischen Macht für das Gute.)
11os1 Nach der nun klaren Signatur des Zeitalters 1-300 mit vorherrschender
Vernunft, ist nun auch das gewaltige Streben des Christenthums nach
kirchlicher Einheit in dieser Periode vollkommen einleuchtend und erklär-
bar, wie dieser wundervolle Bau des Ten-pels der christl.[ichen] Einheit in dieser
so kurzen Zeit zt1 Stande kam. - Bey den vier Pacriarchaten war vielleicht
außer dem apostolischen Ursprung auch noch eine Rücksicht auf den
Q11aternarit1s des Cl1ristentl1ums überhaupt obwaltend, - (wie bei den
s.42 vier Evangelien) auf die vier L~ltgegenden. pp. 1 Darin ist in dieser Epoche
von 300-600 ungleich mehr geschehen. 1-300 war das Zeitalter der
vorherrschenden Fantasie und eben dadurch auch der schopjerischen Fülle
in der christl[ichen] Kirche (der vorzügl[ichen] \Vunderkraft, der fanta-
siereichen Häresien und Schwärmereyen.)
[109] Die hauptsächlichsten H indernisse des Bundes sind vier: 1) der aus dem
Rheinbund herstammende einseitige Souveränitätsbegriff der Staaten der
2rc:n Classe. 2) die Anon-1alien und Excesse der kleinen Staaten, (dahin
Stadt Frankjitrt, Reaktion in Hessen, Weimar (und selbst Würtemberg))
(dahin selbst als Folge des damaligen Sieges dieser Opposition der § 7.
der B.[undcs] A.[kte] 3) das Condirectorium von J)re1tßen, 4) die Cla1,1s11r von
Oesterreich. Wenn Oesterreich seinen Einfluß in Deutschland behaupten
und behalten will, so muß es sich öffnen gegen D eutschland.
11101 Eine legislative Wirksamkeit d(es] Bundes ist nur möglich durch das
P rincip einer geregelten Mannigfaltigkeit, statt der erz,Vllngnen Gleichför-
migkeit, nicht durch das falsche P rincip einer doch vergeblich ange-
strebten Uniforn,ität, die durch lauter Limitationen und Ve rallgemeine-
rungen und Weglassungen, Negationen, endlich zur wahren Nullität
führt.
II 11 1 Wenn der geistliche Stand nicht repräsentirt werden soll in den Landstän-
den, so ist alsdann eine Trennung derselben in z;vry &rt1n1ern heilsam
und zu empfehlen, um eine gänzliche Amalgamirung der Stände und
Auflösung des Ganzen in eine bloß materielle MassenRepräsentation
der Steuerpflichtigen zu verhindern.
[XVIII] Zur Geschichte und JJolitik. 1817. I 253
11121 In den ·wahren Landständen sollen nicht nur alle wesentlichen Elev1ente
des .Staats repräsentirt werden, sondern auch alle irgend wesentlicl1en
S.43 1 AnoJJtalien, mithin alle irgend bedeL1tenden Minoritäten und nicht zu
verhindernden, sondern notwendig anzuerkennenden Oppositionen,
damit die Controlle vollständig sey. - Zu den wesentl[ichcn] Elementen
gehören auch die großen mit und in d(en] Staat verflochtenen Corpora-
tionen - als die Kirche, Schule oder die Gilde pp. - Nicht in unsern Land-
ständen soll und muß eine Opposition seyn, wie im Parlament, sondern
die gesammten Landstände bilden Eine Opposition gegen die ganze Hierar-
chie der Staatsbearr1ten; es ist das JJebendige, Freye im Staat oder in der
Nation entgegentretend der kiinstlichen Staatsmaschine. -
p131 (Die souveräne Ge1valt in Großbrittannien wird ausgeübt im Nahmen des
Regenten durch das Ministerium, welches die Majorität itn Parlament hat.)
p14I Einer der volkssouveränen Schriftsteller (Hering) sagt, die Geistlichen
können nicht mit an der Repräsentation Antheil haben, weil sie Staatsdiener
sind.
Dieß ist die höcl1ste, mögliche Umkehrung der Begriffe.
pl.51 Die Publicität der Gerichtsverhandlungen ,väre den deutschen Verhältnis-
sen angemessener vielleicht durch den Druck der JJreßverhandlungen zu er-
reichen. -
11161 Auch die .Staaten (nicht bloß die Volker) streben nach der absoluten Ein-
heit und Freyheit; nach der ersten in der Centrafverwaltung und dem Amal-
gamiren alles Ungleichartig Lokalen pp. und nach der Zweyten in dem
Begriff einer absolut unbeschränkten Souveränität. - Das Volk sucht die
Einheit in der National-Einheit; ganz recht, nur wird diese selbst falsch
verstanden; in der nationalen Geistescultur liegt sie, nicht in einer politi-
schen Einheit; die Freyheit in der landständ.[ischen] Verfassung und auch
diese soll zur Einheit führen. 1
s.44 11 111 Die Staaten sollten die Einheit suchen im Christenthu111 und im Frieden;
die wahre Freyheit für sie aber würde seyn die Befreyung von der Skla-
verf!J' des Geldes, die Errettung aus der beständigen Geldnoth der Ab-
hängigkeit von den Banquiers u. s. w. Hier ist die wahrhaft schadhafte
Stelle des Staates, nicht in der gefürchteten Beschränkung der Souverä-
nität durch Landstände (durch den Einfluß der größern Mächte) oder
Bundesgesetze -.
[1181 Die Staaten sind im Zustande der Gährung; die Gilde ist im Zustande der
Ueberspan11ung, Uebertreibung; die Kirche äußerlich im Zustande der innern
254 Z11r Geschichte itnd Politik
p 191 Die Schule befand sich mehrere Jahre hindurch in einem Zustande der
Jtockung und des scheinbaren J'tillstandes. (Doch fand dabey im Stillen eine
starke Verbreit11ng und vermehrte Einwirkung ins l Jeben Statt. ) Es steht
ihr wahrscheinlich eine große Veränderung bevor; die Zeit ihrer glückli-
chen Unabhängigkeit (und Anarchie) ist voriiber. Sie tritt mehr und mehr
mit dem Staat in Berührung und in s. [einen] Dienst; so wie auch dieser
immer mehr die Nothwendigkeit einsieht, die Schule an sich zu ziehen
und ihre Kraft und ihren Einfluß zu leiten und an sich zu
reißen. - Eigent-
~ich] selbständig kann die Schule wohl eigent[lich] nicht seyn; sie flüch-
S.45 tet sich jetzt von ihrer notdürftigen armseeligen und auf I die Länge
unhaltbaren Scheinselbständigkeit (durch d.[en] Buchhandel als Corpora-
tion, was er nur in Deutschland ist, und durch die Universitäten nach
ihrer bisherigen E inrichtung begründet) mehrentheils in den Dienst des
Staates; was aber vielleicht auch nur ein Uebergang ist, da das natürlichste
Verhältnis wohl eine innige T/erbind1,1ng 1t1it der Kirche wäre, freylich müßte
aber auch in der Kirche noch die Stelle erst begründet und offen gehal-
ten werden, für die fre_y en Diener des - Worts und geistlichen Denker, um
1
11211 In allen politischen Dingen sind die actiL·e Ced11ld, ,velche den Versuch
immer von neuem wiederhohlt, und der passi11e, (friedliche, bloß neutrale
Widerstand), die hauptsächlichen Mittel des Gelingcns.
112:i1 Weit wichtiger als der Unterschied von .B1111desJtaat und Staatenb1-1nd, ist
S.46 der in B1111desM011archie, 1 B1111desoligarchie (oder Condirectorium und alle
[XVIII} Zur Geschichte ttnd Politik. 181 7. 1 255
11241 Aus dem Begriff eines Staats als einer großen Friedensanstalt, lassen sich
allein die Staatenconföderationen erklären, die aus dem Standpunkt ei-
nes legitimen Eigenthums oder absoluten VertragsRechtes, so wie aus
dem eines allumfassenden Nationalvereins als E ingriff in das souveräne
(Eigenthums)Recht oder als widersinniges Amalgama - als ganz 1vidersin-
nig erscl1einen müssen.
p2s1 (Klüber hätte zuerst sollen die Theorie vom Interregnum (oder dem provi-
sorisch transitorischen Zustande) zum Grunde legen; Napoleons Reich
konnte als ein imperium hybridum betrachtet werden, was auch eine eigene
Theorie erl1eischt. - Klüber war eben, weil er das Rheinbundsrecl1t
geschrieben, unfähig, eine Theorie d[es] Deutschen B.[undes] zu schrei-
ben.)
[1261 In dem Rii111ischen Recht und der daher abgeleiteten Jurisprudenz ist das
ius strictttni vorherrschend, - und das geschriebene Recht. - Dagegen sich
das ger1J'1anische Recht auch darin als ein unbewußt christliches zeigt und
bewährt, daß darin die Billigkeit, das Urtheil und Recht ex aequo et
bono das alte Herkommen die Sitte und bona 6de überwiegend vorherr-
schen. -
p27J Der Begriff vorn Staat als einer Friedensanstalt oder gesellschaftlichen
Friedensmacht ist auch der einzige dem Christenthum angemessene Be-
griff; falsch ist der Vernunftbegrijf von dem Staat als einem bloßen Rechts-
verhältnis - und der Naturbegriff vom Staat als Nationalverein; dieser ist
heidnisch. 1
Enos aber bis auf Henoch ist der bessere, gute und Gott ergebene Wille
das Bezeichnende; selbst die cpo[Philosophie) des Henoch ist als von
dem gottergebenen Willen ausgehend, und Erkenntnis der wahren
Liebe, die der falschen Weisheit bey den Nachkommen des Kain entge-
gensteht. In dieser Pertode bilden der ungöttliche Verstand und der gott-
ergebene Wille einen GegensatZ; im Kampf der beyden Stamme, des gu-
ten und bösen Princips.
Die ZJVeite J)eriode des ersten Weltalters ist die titanische, der vorherrschen-
[1 291
den und noch schöpferisch gewaltigen Fantasie; Zeitalter der Fluth und
Rettung, Noah und Bacchus, Ursprung aller Mytl1ologie und verwilderter
Siderismus; ältestes mythisches und siderisches UniversalReich oder Nimrod;
wo neben der Fantasie auch die f/ernunft vorwaltet, in dem Streben nach
Einheit, Herrschaft, Monarchie, Eigensucht. 1
s.48 Das gute Prinzip aber im Abraham, oder der mit ganzem Willen im
festen Gla11ben an Gott hingegebenen Vernunft. Die Zerstreuung des
Menschengeschlechts und d.[er] Ursprung der Völker macht hier die
Gränze und Scheidewand. Also Fantasie und Vernunft zusar11men1virkend,
wie immer in den produktiven Zeitaltern.
p30I Des zweiten Weltalters erste Periode umfaßt die Entstehung 11nd erste Entwick-
lung der alten Nationen, in deren vorz/iglichsten sich die getrennten Kräfte
des Menschengeistes jetzt einzeln zu einer besondern Höhe entwickeln
und ausbilden. Etwa so; bey den Hebräern ist der Wille vorherrschend,
bey den Aegyptern der Verstand und die Erkenntnis, bey den Persern die
Fantasie, Naturkraft und Naturgefühl; bey den handelnden J.Jhiiniciern
etwa die Vernunft, Ichheit und Selbstheit. Doch dieß scheint noch nicht
recht zu passen. - Die Griechen zählen unter den Völkern dieses Zeitrau-
mes wohl noch nicht mit. Die Bildung des Ganzen ist mithin nach allen
vier Hauptricht11ngen a11seinandeifahrend. - Richtige r viell.[eicht) der nun
ganz schlecht und materiell ge\vordene Wille vorherrschend bey den
Pböniciern und den ihnen ähnlichen Völkern; und die praktisch rechte
und richtige VERNUNFT, aber nach oriental.[ischer] \'v'eise, im Glauben der
Hebräer sichtbar, dem ihr Wille und ihr 1-landeln freylich oft sehr
schlecht entsprach. 1
S.49 j1311 Die zweite Periode des zweiten Weltalters umfaßt von 600 ante Chr. -
bis Christus die harmonische vollendete BildNng des classischen Alterth11ms der
Griechen und späterhin im niederen Grade auch der Riin1er. - Dieses
beruhte auf der 11ollko!!1n111en Zusan1men1pirk11ng des Verstandes und des Wil-
lens. (Aus der obgedachten Theorie von der GeistesEntwicklung des
[XVIII] Zur Geschichte und Politik. 1817. 1 257
1133] Auf das classische Zeitalter der vollendeten alten Bildung folgte nun
mit d [cm] Eintritt des Mensch gewordenen Wortes lind des netten JJebens
nun die dritte J:Jeriode des 2ten Weltalters; im Gegensatz der nun Gottge-
weihten und göttliche Wunder wirkenden Fantasie im Christenthum, (wo
jene Vorherrschaft selbst an den Verirrungen und Schwärmereyen, an
der Fülle der magischen Kräfte, und in den i\1ärtyrern erkennbar ist,)
und der nun in das Gebiet der alleinherrschenden Praktischen Vernt-oift der
Röinerwelt. ( Vernunft und Fantasie also getrennt und im Gegensatze.) Cha-
rakteristisch für diese Seite dieses Zeitraumes die Vollendung der römi-
schen Rechtswissenschaft. (Bey den Römern war in il1rer ersten Periode
der Republ.[ik] der TPille übenviegend, wie bey den Griechen der Geist
und Verstand.) 1
s.so [1341 Mit der Zerstifrung der alten classischen Welt ao. 300 beginnt nun. das
dritte der vorherrschenden, aber durch das XQ[Christenthum] sittlich 1vie-
dergebohrnen, hell und klar gewordenen, göttlich erlet1chteten Fantasie. -
Mehrentheils im Gegensatz und Wechsel der vier Grundkräfte; Dieses
Weltalter zerfällt in vier JJerioden, jede von 300 Jahren. - (300-600, das
Zeitalter der großen Kirchenväter und der vollendeten Einheit der christl. [i-
chen] Kirche). - In der ersten 300-600 ist der Verstand vorherrschend
in der Kirche und der Wille in der germanischen Naturkraft der Völkerwan-
derung; in der zweiten 600-900 nimmt Mahomet die Stelle der vorherr-
schenden Fantasie ein; dagegen die neite Gestaltung des abendländischen
Frankenreiches auch schon vor den Karolingern und mit ihnen die Seite
der praktischen Vernunft. (Für die christl.[icl1e] Kirche ist jenes Zeitalter
600-900 etwa nur durch die Bekehrung d.[er] Deutschen und d.lerJ
nordischen Völker wichtig; also durch Thaten des Glat1bens und der Liebe
selbst. - Im vollkommensten Einklang mit dem Staat, (FaltStrecht).) -
Das dritte Zeitalter 900-1200, fängt die Fantasie auch im Leben des
Abendlandes sich mächtig zu regen an, dagegen die praktische Vernunft
in dem Domina! der JJäbste dieses Zeitalters ihre große Universalherr-
258 Zur Geschichte und Politik
11351 Mit 1500 beginnt das vierte Weltalter, dessen erste Periode sich zwar
mit 1648 wieder in zwey zu theilen scheint; doch ist dieß wohl nur als
ein Gipfel und 1vfittelpunkt des Umschwungs zu betrachten nicht aber
als wären es Z}Vf':Y Perioden; wenigstens scheint mir jetzt die Ansicht von
nur Einer Periode die richtigere. - Wille und Verstand wirken Zfteinander
hin, al)er ohne es z;1 einer vollkomn-1nen Vereinbarung z11 bri11gen; daher der
Anstrich von classischer Vollendung und harmonischer Bildung, ohne daß
es doch je dahin käme, dieß so wie im Altcrthum zu erreichen. -
In der ersten H älfte ist der Wille überwiegend im äußern Leben, in der
z1veiten der Verstand. - Die dr~y großen T/erslandes- oder vielmehr Charakter-
Werke, welche aus dem ersten Abschnitt (1600-1648) in den zweiten
hineinreichen, sind das tridentinische Concili11n1, der 1vestphälische Frieden
und die Constitution von England; die Gr1111dlagen der gesan1ten ne11ern Ge-
schichte. 1
s.s2 p361 Die Fantasie und [/ernt1nft aber sind in diesem ganzen Zeitalter in der
innern Bildung und Geistescultur gegenseitig durcheinander geb1111den und
beschränkt. So zeigt sich der französische g11te Geschmack als ejn ganz natürli-
ches l)roduct dieses Zeitraums. Es ist die bis zur gänzlichen Selbst-
entsagung und bis zum Versiege11 auf die Regeln der Ver1111nft zurückge-
führte und durch sie beherrschte 1111d beschränkte Fantasie. Die neuere
cpo[Philosophie) aber zeigt uns wieder die auf das enge enipirische Gebiet
der sinnlichen A11schau11ng, Nat11r 11nd .s·i1111e111peft und Fantasie beschränkte
T/ernunft. - Doch scheint dies beydcs our von der letzten Epoche dieser
Periode 1650-1800 zu gelten; nicht von der ersten, frühen, wo über-
haupt die Fantasie mächtiger vorzuwalten scheint. Doch dürfte in der
mystischen, Platonischen, Jak.[ob] Böhmischen cpo[Philosophie] jener
Zeit eine UebenJJältigung der Vernunft durch die Fantasie gefunden wer-
[XVIII} Zur Geschichte und J)olitik. 1817. I 259
den können; überall also auf eine oder die andere Art ein d11rchaus dishar-
monisches Verhältnis.
11381 In der Kirche ist in der Epoche 600-900 kein besonderes Element über-
wiegend und vorherrschend; und hinsichtlich der Bild11ng könnte diese
Periode in der Kirchengeschichte erst als ein Stillstand und eine Lücke
erscheinen. Dennoch ist sie äußerst wichtig gewesen; indem gerade in
diesem Zeitraum die Kircl1e sich eigentl. [ich] zt1r abendländischen gestal-
tete durch die Bekehr11ng der nordischen Völker, und durch die am Ende
dieses Zeitraums vollendete Trennung der g1iechischen Kirche. - In dem
Zeitraume 1200-1500 war der Verstand das herrschende Element im
Innern der Geistescultur; - der Willen im Aeußern auch der Kirche.
(Dieser Gegensatz des Innern und des äußern politischen und auch
kirchlichen Lebens ist wohl zu merken, - und es scheint auch in dem
spätern und jetzigen Zeitalter der gleiche Gegensatz Statt zu finden . )
Der Verstand auf die Vernunft angewandt erzeugt die scholastische (J)O[Phi-
losophie]; in seiner Anwendung auf die Fantasie die vollendetere Gestal-
tung der romantischen K11nst, wie sie damals zu Stande kam. -
Im Zeita lter 1500-1800 qualifizierte die äußre Geschicl1te in den Ele-
menten des Willens und T/erstandes; die innre geistige C11lt11rgeschichte aber in
dem Gebiete der Vern11nft und Fantasie. 1
Jl40J Jetzt ist nun die erste von allen Fragen, wird es nur noch ein Zeitalter
geben, vor dem letzten (1000jährigen, was aber vielleicht auch nicht buch-
stäblich zu nehmen ist,) oder noch zwey. 1500-1800. 1800-2100 oder
2200. - Dann bis X; gibt drey Perioden für das vierte \"v'eltalter, also 7,
für die neuere Geschichte überhaupt; mit den 5 Perioden der alten Ge-
schichte zusammen also 12 Perioden. Denn klar ist jetzt, daß die Perio-
de von 1500-1800 nur Eine ist, nicht aber ZJVCJ'· Endlich wird diese
jetzt begonnene Periode ebenfalls wieder 300 Jahre umfassen oder wie
sonst? -
p41J Bis jetzt ist der auffallende Charakter des Zeitalters, die unbeschreiblich
große Disharmonie Z}Vischen Verstand 11nd Willen. Ein dunkles, verworrenes
Wollen herrscht in der Masse; um es zu leiten, fehlt aber der Organ, es
zeigt sich ein großes Defizit; entweder der bloße Mangel an Z!'reichendem
Verstand, der jenes Wollen nicht zu deuten noch viel weniger zu leiten
und zu beherrschen weiß oder auch ein positiver Unverstand, wie bey
Nap.[oleon], der das Wollen der Massen leiten und organisch gestal-
S.55 ten will, aber ohne zu- 1 reichende Kraft. - Dagegen aber ist T/ern11nft
und Fantasie in magische Berührung getreten, wenn auch nur in der
Wissenschaft durch ld. [ldea/isfl'111s), durch Naturcpo[philosophie],
durch die Wiederentdeckung der Fantasie - Verständnis der alten Kunst
und Mythologie. - Die Disharmonie zwisch-en Willen und Verstand ist
jetzt nicht nur heftiger wie sonst, sondern sie hat auch wohl einen andern
schneller 1vechselnden, 111ehr vibrirenden Charakter. - Ein recht großes 11nd ganz
entschiednes Wollen zeigt sich jetzt eben auch nicl1t so wenig als ein über-
legner und großer Verstand; es ist mehr ein die ganze J\1asse durchdrin-
gendes, dunkles und verworrnes als ein i,11 Ei11zel11en starkes und ent-
schiedenes Wollen. Soll jetzt vielleicht auch im _4,tjern jene magische Be-
riibrung der Vernunft 11nd Fantasie eintreten, oder wenigstens die Emp-
fang/icbmachung dafür? J etzt ist das Streben nach Einheit t1nd Freiheit nicht
mehr in großen A1assen und in der Rohheit des ersten J/ers11chs ('-'vie 1793-
1814) sich äitßernd sondern recht i111 Ei11zel11e11 11nd Kleinen, als sollte die
ganze Masse davon durchdr11ngen 11nrl 11;iirbe 1111d 1veich gemacht werden; was
besonders dann eintreten würde, \Venn der peinlich 1111behagliche Zt1stand
alJcr Staaten, Stände, (Gesellschaften) und Völker mit der Erhaltung
eines recht langen ä,tßern Friedens vereint \Väre. - Dagegen könnte wohl
grade im Innern etne 11e11e Epoche großer Gestalt11ng eintreten in har,nonischer
Zusan1111en1virkt1ng (wie alles äußerlich Große) des rechten LV'o//ens und des
s.56 rechten Verstandes. 1 So würde also das Innre und das Aeußre in der
jetzigen Entwicklung gleichsam die F1,1nctionen wechseln. - Dies wird
[XVIII} Zur Geschichte und J:>o/itik. 1817. J 261
(1431 (Bey den Deutschen wenigstens ist die Nationalität wohl noch im Zuneh-
men; vielleicht auch bey den ltaliänern und selbst bei den slavischen Vo'/-
kern; bey anderen Nationen wie Spanier, Franzosen und Engländer hat sje
ihr Maximum und den Culminationspunkt schon erreicht, und ist wie-
der im Abnehmen.)
11441 Die verschiednen Zustände des Abnehmens und Zunehmens für die mannig-
faltigen Fortnen und Elemente des Vereins der civilisirten Menschheit -
Nationen, Staaten, Bündnisse - Stände, Handel, Kirche und Sch,i/e sind etwa
folgende: Zustand der Ueberspannung oder Uebertreibttng, der (anscheinen-
den oder wirklichen) Stockung, der Gährttng und Auflo·sung, - Er-
schlaffung.
(Erstarrung wäre die fortdauernde und fest werdende Stockung.) Ferner:
des neuen Lebens, der neuen Aufregttng oder Entstehung1 Belebttng, dann
der EntJpicklung der äußren und innren oder der Verbreitttng und der Gestal-
tung, der innern Entwicklung oder Entfaltitng. Gehört nicht auch die
Wiedergeburth hierher? -
[14S]Der Handel oder die Gilde befindet sich jetzt im Zustande der äußersten
s.57 Ueberspannung und I Uebertreibung; der Staat zugleich in dieser und in
der höchsten Gährung. - Atiflosung oder vielmehr Cahrung herrscht in
der Kirche; im Handel und Verkehr zugleich wohl Stockung,; daß es nir-
gends fort will, die allgemeine Noth u. s. w.
p46J In der rystematischen Behandlung der Weltgeschichte ist der Anfang zu ma-
chen mit dem I~ande und dem Boden, also geographisch, dann ethnographisch
und dann rynchronistisch. Es sollten zuerst betrachtet werden die Volker,
dann die Staaten und ihre Bünd11isse; sodann die Veifassung, die Stände>
die Gewerbe-Genossenschaften und der 1-landei,· endlich die Kirche und die
Schule, woran sich die Erfassung des Geistes und die wahre innre Chro-
nologie nach den geistigen Epochen und vorherrschenden Elementen
262 Z11r Geschichte und Politik
anschließt. - Die Mitte ist zu entwickeln in die zwey Kapitel oder Sphä-
ren der exoterischen und esoterischen Begebenheiten. In der Urgeschichte
ist wohl alles esoterisch. Wenigstens müßte das Esoterische in der Urgeschichte
vielleicht den Anfang machen.
11471 Es sind das nicht zwcy sondern drCJ' verschiedene Kapitel, deren erstes
ganz nur die äußre Geschichte, das letzte die innre umfaßt, das z,veite in
der Mitte zwischen beiden steht. (Diese zwiefache Sphäre und Charak-
ter der Weltgeschichte das eigentümliche Kriterium der wissenschaftlichen
Historie.) Frage, ob man nicht in der alten Weltgeschichte mit dem
Aeußren, (immer mit diesem ) in der nettern mit dem Innern anfangen
sollte? - (Die Votkerj Staaten und die Kirche als eine äußerliche, wie sie es
seit 300 geworden. -) Seit die Kirche äußerlich ge1vorden ao. 300 scheint
es, sollte sie anfangen oder mit zu dem Aeußren genommen werden;
desgl. [eichen] auch der Handel, seit er 1velthistorisch geworden, dh. seit
1500. (Von 1-300 gehört die Kirche noch zu dem Innern) (und seit 1800
scheint dies auch von neuem wieder eintreten zu sollen -) Die Sch11le
war bey den Alten in ihrer goldnen Zeit öjfentlich. Dagegen die Kirche in
den Hintergrund zurückgetreten und ganz in den Staat verschl11ngen. Auch
die Jtände waren ganz unsichtbar und in den Jiaat verschlungen; ausge-
nommen der Stand der Freyen und der Knechte. 1
s.ss p481 Der Nat11rbegriff vom Staat, als einem Nationalvereir, ist heidnisch. Der
Vern11nftbegriff vom Staat, welches auch der Rechtsbegriff ist, mag nun
von der Seite des Eigenth11111s ausgehen (\vie Haller) oder vom biirgerl.[i-
chen] Vertrag wie die republikanische und revolutionäre Parthey; immer
führt dieß zu endlosen Streitigkeiten, und ist der innerste Begriff im ganzen
Wesen atheistisch. - Der religiose Begriff vom Staat als einer Friedensa11stalt
gibt ihm allerdings etwas Göttliches und hebt ihn auf ein viel höheres
Gebiet.
11491 (Die jetzigen Schwankungen und Reibungen zivischen den Staaten 11nd f/o'f-
kern haben keinen andern Z\.veck, als den: die Schlfle, Kirche und Gilde in
eine neue Ent-vicklung und Gestaltung zu bringen und diese vorzube-
reiten. Die Sc/Juie soll sich (wenigstens in ihrem innersten Centrum)
ganz an die K.irche anschließen, nur dem Staat und auch den Nationen
gegenüber soll sie unabhängig und selbständig seyn. - Vielleicht wird
die Gilde durch die Größe der Noth und die fast hülflose Aufklärung
auch noch gezwungen, sich an die Kirche anzuschließen und bey dieser
Rettung zu suchen.)
[XVIII] Zur Geschichte tlntl J)olitik. 1817. J 263
[150] Die verschiednen Cesel/schaftslnstitute (Staat, Kirche, pp.) sind doch auch
bezüglich auf die verschiednen Elemente und Glieder der zertheilten
Worte. Der Staat ist die Vernunftgesellschaft; die Schule die Verstandes-
zunft; Ehe, Staat, Stand, T/o/k ist der Naturverein in verschiedner Aus-
dehnung; die Gilde und Zunft geht auf ein bestimmtes materielles
Willensobjekt; d.ie Kirche ist das Ce11tr111t1 von allen.
Sch1-1/e
Stamm ( Vernunjtgesellschaft,
Volk, Nation, Ehe Kirche Staat Rechts und Friedens-
Stand verein.)
Gilde (Societät des Eigennutzes
materielle Gesellschaft.)
Schule Theoret. [isch]
Gilde Ehe Kirche Stand
Material.[istisch] psychisch spirit.[ualistisch] Stamm Nation
Staat
prakt. [isch]
s.s9 Kiüber.
p53] Selbst ihrem Urspr11ng nach war Deutschland eine BundesMonarchie, cfr.
Wilten, wie die Nationen anfangs zweifelten, ob sie sich vereinigen soll -
ten. - Der Hauptzweck des Bundes ist, ein Surrogat des Nationalvereins
zu seyn.
]1541 Der Unterschied von Bt111desStaat und Staatenb11nd ist wohl praktisch
brauchbar, aber in der Theorie nicht haltbar; weil beyde nur dem Grade
nach verschieden sind. - Das Ko,iserthNm (Scl1ahe Schahan) ist nach dem
negativen Vernunftbegriff vom Staat ein Unding (Unsinn des Deut-
schen Reichs, Hegel.) 1
264 Zt1r Geschichte und J)olitik
S.60 p35] Ritters Geographie. - Die Ansicht von eignen Urvölkern jedes Welttheils
hält eine Artvon Mittel zwischen der gewöhnlichen Theorie von Au-
tochthonen (Aborigines) und der mosaischen Völkertafel; ja, wenn man
Chan,, Se1t1 und Japhet gleich als Voikernahmen nimmt, so läßt sie sich
sehr wohl mit dieser vereinbaren.
11561 (In den ganz stumpfen und kindischen, zurückgedrückten Völkern (in
Afrika, für Asien in den Samojeden) glaubt er immer am sichersten die
Urviilker zu finden.) f'
IJ 571 Wahrer scheint mir jedoch Steffens Theorie von den drry IJ'/elttheilen (alle
drey in der Form wie .Amerika, aber E11ropa von Afrika abgerissen, wie
Asien von Australien, und Europa mit ..LJsien am Nordtheile verschmol-
zen). -
Daß in jedem Welttheile ein innrer Kern von EigenthümJichkeit sich auf-
finden läßt, das hat viel einleuchtendes; so z.B. wie der Neger der rechte,
echte Afrikaner ist, wären im gleichen Sinne die lndier clie eigentl.[ichen]
Asiaten par excellence, und die Kelten etwa die rechten E11ropäer, wie
selbst in den neusten Kulturzeiten gesagt werden kann, daß die Englän-
der, und noch mehr, oder in einem etwas anderen Sinne doch minde-
stens eben so sehr die Franzosen clie wahren Europäer sind; dagegen die
Spanier zum Orient und Süden und selbst zu Afrika hinneigen, clic
Deutschen immer als die Asiaten des l\fordens selbst in ihren ältesten
Götterlehren sich bewähren. - (Annäherungen. Die Übergänge und Mittel-
glieder sind eher noch eine Bestätigung dafür; desgL sind _..:jrabien zwi-
schen Asien und Afrika; und die Tartare_)' oder überhaupt Nordasien nebst
China ein Mittelglied zwischen E11ropa 11nd .-4,nerika.) Es früge sich nun,
ob die Kelten (etwa im schottischen Hochlande) oder die Basken das
Urvolk von E11ropa zu seyn mehr Anspruch haben dürften? - Am mei-
sten wohl die Kelten oder Gaels. -
1]581 (Die Verwandtschaft der Mythologie und der Besitz der in Asien einhei-
mischen gezähmten Thiere ist an sich noch kein Beweis der Ein-
111ander11ng; weil beydes sich auch ohne das in weite Fer11e mittheilen
kann.) 1
S.61 11 591 Auffallend wie 11ngleich schlechter in jedem Erdtheil die dem .5,idpol Z}J-
gekehrte llä!fte ist, wie (nach Steffens) Afrika gegen E11ropa - A11stralie11
gegen Asien; doch bey Siid- und Nordamerika scheint dieß nicht so ein-
leuchtend. - Merkwürdig ist, wie in Afnka der Handel hervortritt, fast
als einziges allgemeines Band der Völker und Träger der C11/t1,1r; dagegen
der Staat und die S'ch11le und die Kirche ent\veder im rohesten Zustande
[XVIJJJ Zur Geschichte ttnd J:Jolitik. 1817. 1 265
(Als Land der Fantasie ist Asien wohl umso eher auch als erster Wohnsitz
d.[es] Menschen zu betrachten? - Wo nicht etwa gar Afrika?-)
11<>01 Die Zersplitterung der Erdtheile, da es eigentlich nirgends ein ganzes und
vollkommnes lAnd auf Erden gibt, ist ein vollkommnes Gegenbild für die
Zerstückung des Worts; die Erde ist verft11cht 11m seinetwillen und darum ist
es ganz vergeblich, hier at1f dieser Erde den Sitz des Ersten i\1enschen
vor dem Fall oder des Paradieses zu suchen. -
s.63 11611 Wenn man dr9 .)tal'!1mviilker I annin1mt, insoweit nach der mosaischen
Völkertafel; so muß dann freylich die ARCHE bloß symbolisch und als
1-Iieroglyphe verstanden werden. Sonst wird alles leicht übereinstimmen,
da übrigens selbst die Viilkertafel ohne Zweifel noch ganz hieroglyphisch
zu verstehen ist. -
[1621 Merkwürdig bleibt, daß nach Moses Nin1rod als Sohn Ch11s unstreitig ein
Afrikaner und Aethiope war. -
11631 (Jene drey Namen gleich von Anfang an historisch genommen, so wären
also die Völkerstämnte noch antediluvianisch; aber freylich fiele ihr Ur-
sprung in die letzte antediluvianische Zeit. - Kain ist alsdann noch als
ein vierter und besondrer Stamm zu betrachten; dessen Fortdauer in der
mosaischen Urkunde so unläugbar deutlich bezeugt ist. - Sem steht in
doppelter Berührung mit JAPHET auf der einen, mit Kain auf der andern
Seite. - Diese Annahme von vier ursprüngl.[ichen] Stämmen wird man-
ches Licht geben.)
11(,51 Die i11tellekt11elle Behandlung der Geschichte ist eine vie,jache. 1) Rück-
sicht auf das Mögliche; das, was hätte geschehen können, die nicht zur
Reife oder nicht zur Ausführung gekommenen Absichten und Tendenzen;
um durch diese anscha11lich gep1achte FiJlle des Möglichen den falschen Schein
der historischen Nothwendigkeit alles Geschehenen zu vernichten und
in sein Nichts aufzulösen. Dieß ist die historische Ansicht der wahren
'
gesunden Vernunft 2) Ansicht der Weltgegebenheiten aus dem Stand-
S.64 punkte I der T/orseh11ng, als Strafe, Fügung usw., wodurch die rechte
[XV[II} Zur Geschichte itnd Politik. 1817. 1 267
Ansicht des Gewissens und Stimmung des Willens in der Historie her-
vorgebracht wird. 3) die Ansicht von dem Charakter der Weltalter und
Perioden nach der Idee vom getheilten und zerstückten Worte, 4) die
Naturansicht der LI7eltgeschichte, nach dem vegetativen, animalischen Charakter
der einzelnen Zeitalter und BildungsPerioden. (Hierher auch meine
frühsten historischen Ideen vom Kreislauf der classiscl1en Naturbildung,
und den Progressionen der modernen Kunstbildung pp.)
Der Hauptunterschied ist hier der zwischen den Perioden und einzelnen
Sphären, in welcher die elementanschen Geivalten, oder ein organisches Bilden
vorherrschend ist. Anfangs (im ersten Weltalter) war der Gang der Men-
schengeschichte ganz elementarisch; im 2ren Weltalter ganz organisch; im
dritten zugleich und untermischt organisch und elementarisch und eben
dies aber nach einem andern Gesetz, aber auch jetzt im vierten
Weltalter. - Außer dem vegetativen und animalischen Charakter, giebt
es auch in der Weltgeschichte noch eine andre Art der organischen
Gestaltung, welche man nicht als Krystallisation zu betrachten hat, son-
dern vielmehr als eine siderische Gestalt1,1ng, oder lebendige Architektur. - In
der Geschichte der christlichen Kirche ist die erste l_)eriode von 1-300 die
des stillen Wachstht1ms, oder die vegetative, wo die Pflanze des göttl. [icl1en]
Senfkorns, der neue Baum des Lebens wuchs und gedieh, begossen
vom Blute der Märtyrer. (Die Z?Veite Periode der christlichen Kirche
300-600 ist die animalische, dh. concentrisch beivußtvoll aL1sgebildet; daher
höchste geistige Kraftentwicklung. - Mit der dritten J:>eriode, Grundleg1,1ng,
beginnt etwas Neues und andres; ein Bau, der freylich nie vollendet
worden, durcl1 lebendige Architektur einer großen Idee. Ursprung der
kirchlichen Macht, und des eigent.[lichen] J>apstth1,1ms; Trennung d[er]
Griechen und falsche Decretalen pp. In der vierten Periode 900-1200 steht nun
dieser Bau der äußern Kirche oder kirchlichen Gewalt in der höchsten
Kraftentwicklung und Hoheit da. In der jiinften l_)eriode 1200-1500 beginnt
das Gebäude z1,1 reißen und zu brechen und in seinem Grunde zu 1vanken. Die
sechste J:>eriode 1500-1800 beginnt mit der großen Spaltung, der die innre
schon chemische Auflösung auf dem FL1ße folgt. - In Kirche und SCHULE von
1500-1800 schon ein Walten und Regiment der elemtarischen Gewal-
ten. - Die siebte ])eriode ist nun die der völligen chemischen Aujlösi1ng -
des Todes und der neuen Geburth. -) 1
s.65 11661 Sarsena. S. 81, steht: ,,Daß die Maurer und Architekten Gesellschaft, seit
dem siebten Jahrhundert, durcb Wilibert gestiftet, der Stamm der freyen
Maurer ist." - Wer ist dieser Wilibert? - Aus dem Sarsena ist klar, 1)
daß mit Cromwell und durch ihn eine neue Epoche und vielleicht der
268 Z11r Geschichte und J_)olitik
Ursprung der jetzigen F.[tei] Maurerey beginnt. Schon damals wurde der
Orden zu illuminatischen Z,veckeri und Gleichheitsgrundsätzen miß-
braucht. - Zu diesem Mißbrauch ist der Orden schon als die bestehende
Form einer so weit ausgedehnten geheimen Gesellschaft um so mehr geeignet,
als sein eigentl.[icher] Zweck und ursprünglicher Sinn verlohre,i gegangen ist
und auch gar nicht geeignet von dem großen Haufen gefaßt zu werden.
Das eigentliche Meistenvort ist verlohren gegangen; obwohl sich aus dem
Ritus noch hinreichend errachen läßt, worauf der Orden ursprünglich
ging und gerichtet war. Der Lehrlingsgrad ist durchaus ritterlich in den
Formen; übrigens aber deutet alles auf 111agische Proceduren, wohin auch
alle jene Versuche gehören, die wir jetzt magnetisch nennen. Dahin
gehört die Entblößung von den Metallen, das Blutmischen, was an eini-
gen Stellen im Sarsena, obwohl nicht sehr deutlich, erwähnt wird.
Das Geisterbannen ist auch wohl diejenige unter den geheimen Künsten
und Wissenschaften, die man einem solchen geheimen Orden, von Rit-
tersleuten, wie die Tempelherren \varen, am ehesten zutrauen kann. -
s.66 Der höhere Meistergrad aber dürfte I seinem Ursprung nach ,voh1
am besten von den Gnostikern (oder ll1anichäern) herzuleiten sein. Adonisi-
ram ist offenbar Christus aber NICHT Jesus von Nazareth. - <In einem
meiner frühten Excerptenhefte befindet sich schon eine Stelle über die
Übereinstimmung zwischen den Manichäern und FM. [Freimaurern]
(Aus Beausobre, wo ich nicht irre.)) Wie die aufgeklärten Theologen
ein Christenthum ohne Christus, ol1nc Heiland und Erlöser haben; so
haben die Freymaurer, die gründlichen, alten nähmlich einen Christ11s (die
Idee des gestorbenen, ermordeten Gottes) ohne C/Jristenth11111. - Die hö-
hern und schottischen Grade enthalten freylich über die eigentl.fichen]
Mysterien keine fernern großen Aufschlüsse, ,vohl aber eine bestimmte
Hindeutung auf den wahren historischen Ursprung des Ordens. Die
Alchemie und &bbala sind dem t1rsprünglich mehr ritterlichen als \vissen-
schaftlichen Orden wohl ursprünglich fremd, und nur hineingetragen
in die bequeme Form einer geheimen Gesellschaft, in den innersten,
geheimsten Kreis derselbe11 wie die illuminatischen Zwecke und Grund-
sätze in den breiteren Umkreis derselben. - Reell 1virksa!l'1 und praktisch
bede11tend sind in Deutschland nur z1vry Sekten der Freymaurerey gewor-
den; die Rosenkreuzer und die lf/11111i11ater1. - Eine Sekte ist die F.[rei]
M.[aurereij doch vorzüglich nur in Deutschland. Allge111ei11 und auf alle
Sekten der F.M. fFreimaurerei] verbreitet; daß die FM. [Freimaurerei]
als Ji,1rrogat-Mysteri1,11,1 gegen die \vahren Mysterien des Christenthums
gleichgültiger macht; und daß auch die nicl1t gegen das X.Q[Christentum]
s.67 feindlich ge- 1 stimmte und illuminatisch entartete, sondern selbst die
[XVIIJJ Z11r Geschichte und Politik. 1817. I 269
beßre und ächte F.M. [Freimaure rei] als bloß an der Idee eines Christus
ohne Christenthum haltend, zur I ndifferenz gegen das J:>ositive führt und
eine atifliisende Wirkung auf bestehende Religion und Kirche hat; im
besten Falle also den Gang z1,1m innern Christenth111J1 herbeyführt und
begünstigt. D iese atiflösende Wirkung der F.M. [Freimaurerei] hat der
Wiedervereinigung der Kirche unglaublich viel vorgearbeitet; und ist de-
ren Zulassung daher als eine besondre Fügung der Vorsehung anzuse-
hen. -
[167 1 Die U7itt1ve in der F.M. [Freimaurer] Lehre ist ohne Zweifel die Sophia
der Schrift. Die Anknüpft1ng des Adonisiram an Salonzo ist vielleicht
auch erst zur Zeit der Tempelherren entstanden und bloß Hülle. -
In der That könnte die Deutung vom Ursprunge der F.M. [Freimaure-
rei] von Kain und Lamech wohl in einem gewißen Sinne wahr seyn; -
indem nähmlich Lamech 1virklich den Ursprung der böse11 Mysterien be-
deutete, so wie der Jünglin~ den er erschlagen, derselbe seyn kann, dessen
Tod in den Mysterien der F.M . [Freimaurer] gefeiert wird. - Auf diese
Spur leitet die Bemerkung, daß Eva den Kain für den verhe!ßnen Retter
gehalten; und daß Abel auch in der Kirche als ein Vorbild Christi betrachtet
wird.
[1681 (Noema wird von den F.M. [Freimaurern] vermuthlich auf den Teppich
bezogen.)
p691 (Lamech in der unrechten Reihe der Stifter der bösen l\11agie und der
falschen Mysterien; wie in der echten Reihe Lamech im Noah den
Gründer der rechten Mysterien und der Kirche ergänzt und a11erkennt.)
11101 Wenn beyde Sekten 11nd Bestrebungen verschmolzen würden, die theosophi-
sche, mit den Resten von Geheimniß, so sie wirklich besitzt und die
illi11ninatische Tendenv 1vie es sich jetzt fast anläßt; so könnte die F.M. [Frei-
S.68 maurerei] noch I eine sehr große praktische Wirksamkeit bekommen,
deren erste und nächste Folge dem Christentum und der Kirche ungünstig
seyn, die aber späterhin doch auch noch zur Wiedervereinigung näheifiih-
ren würde. -
11111 Auch die Kirche ist ein antediluvianisches Institut, aber darum auch, wie
alle andern gleicher Art in der modernen Welt ein unbequemes und
größtentheils fremdes Wesen. - Die Stiftung der wahren antediluvia-
nischen Kirche ist gemeynt in der Stelle von der ersten Anrufung Je-
hovas durch Enos oder zu Enos Zeit. Der Stamm des Sech war der
auserwählte für die Gemeinde der Urwelt; dahin ging auch \.vohl die
270 Z11r Geschichte und JJolitik
Meynung der Sekte der S'ethiten; es sind mit Beziehung auf den Schem-
harn phorach, den geheimen Namen Jehova, die JJJahren Mysterien, im
Gegensatz der falschen des Kain. (Beyde Stellen, die von Kain und
Enos, sind in der Vulgata rnit Absicht modificirt, um jenen Sekten der
Kainiten und Sethiten allen Vorschub wegzunehmen.) - Was ist die
Kirche als ein Verein im göttlichen Worte - eine Jehovagesellschaft. - <Die
Verehrung des Jehova (der ein Nationalgott seyn soll) nach der Schrift
um soviel Säkula älter als Moses und selbst Abraham.) Was die Kirche in
der Urwelt 1var, soll auch die triurnphirende Kircl1e im tausendjährigen
Reich wieder 1verden; aber daraus folgt gar nicht, daß mit der unmittelba-
S.69 ren Herrschaft des Wortes die Sacramente I und Ceremonien wegfallen
müßten, noch auch der Statthalter Christi, der ja bloß der sichtbare
T/envalter ist, da Christus in der triumphirenden Kirche zwar unwider-
stehlich und unmittelbar herrscht - aber ohne persönliche Wiederkunft,
mithin nur 11nsichtbar.
11121 Auch der Handel und das Geld ist antediluvianisch; eben darum können
auch dieses Elementes die neuern Menschen mit ihrer gewöhnlichen
Vernunft nie ganz Meister werden. - Damahls ward der Hirte oder
Nomade (der in Hütten wanderte) zugleich der Kaufmann, - vieler Künste
und auch Geheimnisse (oder Mysterien) Herr und Meister. - <Sehr
wichtig für die Geschichte der Urwelt ist dieser Begriff eines GEBJLDETEN
Nomaden. - So waren die .Stände also ganz anders abgetheilt in det Urwelt
als in der neuen Zeit.) Wie könnte man eigentlich einen 1-landelsverein,
eine Geldgesellschaft nennen? - Gilde. Die Kirche, die Ehe, und die
GrLDE oder Corporation; das sind die ewigen Gesellschaftsformen.
<Der Bund ist ein Verein im Eyde; daher immer t1Ltr eine Gesellschaft
im Wort - also schon ein Analogon der Kirche. Der Staat ist ein Verein
im Eigenthum und in der Macht.) Jetzt fragt sichs nun, ob der Staat
alle diese in sich aufnehmen (wie Ad. Müller ,viU) oder ob er selbst sich
auflösen und at1jbiiren soll; dagegen jene Formen und Elemente wieder
herrschend hervortreten. Das letzte ist ungleich "vahrscheinlicher. Auch
der Adel "vird und muß aufhören, wenigstens der jetzige, ganz sollte im
Zeitalter der triumphirenden Kirche auch ein Adel wiederauferstehen
durcl1 die dann dem Menscl1engeschlecht wiedergegebenen siderischen
Kräfte, der wahre NATUR--4de/, wie der siderischen Menschen gegen ge-
meine, nicht siderische, es würde ein durchaus ne11er seyn. Wahrscheinlich
ist auch <ließ nicht. - Nur muß die Auflösung des Adels auf dem gelin-
derten und sanftesten Wege geschehen. 1
[XVIII] Zur Geschichte und Politik. 1817. 1 271
s. 70 1173] Nun fragt sichs bei dem Auf11ören der Staaten, ob dann auch die Natio-
nen und Sprachen aufhören werden? Solange diese dauern, scheinen auch
jene nothwendig dauern zu müssen. - (Oder sollen diese, nur verklärt,
fortbestehen?) Die besondern Sprachen aber könnten nur aufhören
durch eine große (siderische) Verändert1ng im Innern, in der Fantasie des
Menschen - auf ,vundervolle Weise. -
111;1 Ist nicht das der eigentliche Zweck und die wahre Bestimmung des
De11tschen Bundes (im Gegensatz der heiligen Allianz) die Corporationen
oder die Freyheit von unten au f zu begründen und zu befördern; dahin-
gegen die heil. [ige] Allianz die Auflösung des Staates von einer andern
Seite her zu begründen und zu begünstigen hat? -
11761 Wenn nicht eine wunderbare Veränderung der Natur in Nahrung und in-
nern Krankheiten und dadurch plötzliche Erleichterung des Menschen-
geschlechts gesch_ieht, so ist das Aufhören des Staates nicht möglich,
weil die Noth den Staat nothwendig macht, obwohl er selbst wieder die
N oth und das Ubel vermehrt.
p771 Nur durch ein Wunder können die Staaten, die Nationen t1nd die Spra-
chen aufhören, aber es wird geschehen, das Wunder.
11 781 Daß der Jehova-Verein oder die Kirche der Umwelt von S'eth bis Noah
aberttzals (anders wie in Kain) auf den Ackerbau angewiesen war, erhellt
schon aus Genesis cap. V v. 29. 1
s. 11 11 191 Jeder Bund, jeder Friede als ein Verein im Eyde und IV-Orte ist eine Annähe-
r1..1ng zur Kirche. So auch die Gilde - der Geld- und Creditverein in
Beziehung auf den Stand und die Zttnjt.
p8oJ (Ist nicht der Bttnd t1nd Gilde Eins und ist nicht jeder Bund, der nicht bloß
auf die äußre Vertheidigung geht, sondern der ein lnnres hat, eine Gilde?
eine gegenseitige Währleist1111g (Wort und Geld -))
Jl811 Vielleicht kommt es noch einmal dahin, daß man den Krieg als ein
lächerliches Vorurtheil betrachtet. - Vielleicht wird man noch einmal in
den Corporationen berathschlagen, ob der Staat noch ferner nöthig,
oder ob er schon überflüssig sey. -
272 Zur Geschichte und J)olitik
ps21 Ein vollko111n1ner Kreislauf und Riickkehr zur Urwelt in dem letzten
Weltalter wird keineswegs Stattfinden; einiges also wird ganz anders und
gerade entgegengesetzt seyn. -
11831 Jener alte Jehova-Verein oder die Kirche der Urwelt hat bis auf Ab-
raham - \,Vohl 1,600 - bis auf Moses wohl 2,000 Jahre gedauert; und
es ist kein Grund vorhanden, um anzunehmen, daß ein so großer Zeit-
raum 1ven1ger reich an mannigfachen Enhvicklungen gewesen sey. - Die Beni
Elohim in der bekannten Stelle heißen J'öhne des Geistes, d. h. die mit
dem höhern Genie und höhern siderischen Kräften begabten, also die
Kainiten, welche aber von jenen höhern Kräften einen schrecklichen
Mißbrauch gemacbt hatten; dagegen der Stamm der Menschensiihne ge-
rade den Stamm des Seth bezeichnet, von dem es beißt, daß er nach
dem Bilde des Menschen (Adam) geboren sey. - Opfer waren vor Noah
wohl nicht in der alten Kirche; Kains Opfer war verworfen, das Opfer
Abels mit s.[einem] Stifter selbst wieder untergegangen. Aucb deutet
die Stelle vom Seth und der ersten Anrufung des Jehova ausdrücklich
s.72 auf einen ganz intellektuellen I Gottesdienst. - Nach den Spuren der
alten Tradition ist nicht Enos, sondern Seth als der Stifter der ältesten
JehovaKirche zu betrachten. Zur Zeit des Enos; d. h. als dieser blühte,
also in der Reife des Seth. (Es ist also nicht grade eine Vermischung
der Stände oder Kasten, von ,velcher in der Ce11esis cap. VI. init. geredet
wird; als auch eine Vermischung der Stämme und selbst der Religio-
nen.)
11841 Das eigentl.[iche] Eigenthum (nämlich das abgeschlossene, ausschließ-
liche Grundeigentbum des Bodens) ist spätern Ursprungs und ge,viß nicht
antediluvianisch. - Wie die Stände älter sind als der Staat, so ist auch
vielleicht das Geld älter als d.(as] Eigenthum. Komme nicht irgend,vo
eine Spur vor über den Ursprung des Crundeige11th11n1s? -
1111s1 Die organische Fortbild11ng der Kirche in den ftinf oder sechs ersten Perioden ist
viell.feicht] der rechte Jyp11s für die organische Fortbildung der \Xleltge-
scl1ichte überhaupt, welche darin viell.[eicht] dieselbe J't11fenfolge beachtet,
wie die organische Entwicklung der Erde in1 Ganzen überhaupt, erst Ve-
get.[arismus], dann Animal.Dsmus], endJich der höhere Sid. [e-
rismus], oder Hum[anismus] . (Das erste Weltalter (nach meiner frül1ern
Ansicht) ganz und durchaus e/e1nentarisch. Z\-veifel daran. -) Das zweite
Weltalter ganz organisch. Erste Periode veget.[arischj (Entzvickl/fng und
Wachsthu111 der f/iilker) dann animalisch; concentrisch vollendete Bildung;
zuletzt doch schon architektonisch bey den Römern oder \vieder ele-
mentarisch?
[XVIII} Zur Geschichte und ])olitik. 181 7. 1 273
1186] Von 1500-1800 war die Kirche und Schule den elementarischen Ge1valten
schon hergegeben. - Staat und Volker waren in einem grof~en (aber un-
vollendet gebliebenen) neuen ßa1,1 des Friedens, des Gleichge1Pichts begriffen;
besonders in der zweiten l-lälfte 1648-1800. eigentlich aber auch schon
früher. - Ist das ungeheure Wacbsthu1J1 des 1-landels (der Gilde) von 1500-
1800, - auch von elementarischer Art, oder ist es eine organische Bil-
dungsform?
1187] (Jene Analogie in der organischen Fortbildung der Menschheit und L~ltgeschichte
mit der organischen Entwicklung des ERDGANZEN ist von höchster
Wichtigkeit.) 1
s. 73 11881 Die Lehre vom unauflöslichen ligamen der Ehe hängt wohl einigerma-
ßen zusammen mit der Lehre vom character indelebilis. - Aus der Abnei-
gung der alten Kirche gegen die zweite Ehe scheint hervorzugel1en, daß
man gar nicht gewiß war, ob selbst der Tod das Eheband ganz löse,
was die jetzigen katholischen Lehrer, auch die strengsten, so leichtweg,
als ob es gar keine Schwierigkeit hätte und sich von selbst verstehe,
annehmen. Die Ehe ist eben auch antediluvianisches Institut, und be-
ruhte auf einer tiefern siderischen Einsicht von den zusammengehören-
den menschlicl1en Wesen, zwischen denen also das Band auch sich über
die Grenzen dieses irclischen Lebens weit hinaus erstreckte. - Für das
}Jraktische kann die Idee von d.[er] Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe
fast nicht streng genug genommen werden. Dagegen sollte in den Dis-
pensen die größte Weite, Freyheit und Milde herrschen; da hier alles
durch individuelle Verhältnisse bestimmt und modificirt "vird und am
meisten auf die Gesinnung ankömmt, und ob die Verbindung liebevoll
und ZflJJl Gttten gerichtet ist. - Die ganze Strenge der Idee ist doch
eigentlich nie zu erreichen. - (Im Grunde sollten die Bischöfe dispensiren;
da sie das Individuelle mehr aus der Nähe prüfen und beurtheilen kön-
nen. - Doch ist die Bestätigung des Pabstes gut, weil sonst durcl1 den
Einfluß des Staats di e Bischöfe mißbraucht werden könnten.)
Der Staat ist nicht bloß da, als Träger der Kirche, - sondern aL1ch als
11 891
Schützer und ßegünstiger, Befiirderer der Ehe. - Um die Ehe zu ehren
und heilig zu halten, kann der Staat nichts besseres und \virksametes 1
s.74 thun, als wenn er sie der geistlichen Gerichtsbarkeit unterwirft und beläßt;
außerdem aber die Ehen befa.rdert und begründet, durch zweckmäßige
Gesetze, besonders über das Gr11ndeigenth11JJ1, \-velches eigen t. ~ich] vor-
zugsweise der Ehe zur Basis dienen und ihr gewi(imet seyn sollte.
Außerdem steht dem Staat das Recht des Co11se11s11s in einer viel weitern
274 Zitr Geschichte 11nd Politik
Ausdehnung zu, als es b is jetzt ausgeübt wird; wie denn auch in den
Ländern gemischter Religion die T/erntittlung zwischen den geist!. [ichen]
Gerichten der verschiednen Confession über die gemischten Ehen ihm
anheim stellen muß.
p9oJ (Für 11na1,tflöslich kann die protestantische Ehe unmöglicl1 gelten, so wenig
als eine bloße Civil-Ehe mit ausdrückl.[ich] bedingter Auflösbarkeit. -
Es ist, um es grade zu sagen, nichts als ein gesetzliches Conc11binat. (Es
feh lt in jener Ehe an dem Willen, - nämlich den zu einer unauflöslichen
Ehe.) - Der Civil-Contract kann nichts zum Sacrament hinzusetzen
noch davon nehmen; am Ende wäre sonst auch jedes mit der Absicht
der Ehe gesch lossene Liebesbündnis ohne die bürgerl. [iche] Sanction
unauflöslich, ,vas doch nicht angenommen wird. - Doch fehlt es in den
matrimoniis clandestinis oder den Liebesbündnissen eben auch an deit1
rechten, sich selbst durch die Offentlichkeil fi-ir i,nmer binden1110/lenden Willen.
p91J TVas die Finanzen in Hinsicht auf JJrivat- und s·taatseigenth11m betrifft, so
sollte das Grundeigenthum den Ehen gewidmet, danach auch die Ge-
setze über Grundeigenthum und Majorat gerichtet seyn; die fiirstlichen
Majorate und Domänen nur als Ausnahme zu dulden, als nothwendiges
Opfer für die monarchische Verfassung und ihre Erhaltung. Der geistl.[i-
che] Stand und alle Kirchenbediirfnisse sollten von Abgaben (Zehnten) bestrit-
ten werden; der Staat aber die Gn,ndsteuer nur als Anerkenntnis der H o-
heit, die indirecten Abgaben nur zur Leitung der Industrie und der auswär-
tigen H andelsverhältnisse betrachten übrigens aber alle seine Kraft
darin suchen, daß er sich zum Meister des Geldes machte, sowie auch
s. 75 alles auswärtigen I Welthandels und selbst der größern Fabrikation. Die
Don1änen also und der Credit wären die eigentl. [ich eo] H auptfinanz Quel-
len eines wohleingerichteten Staates; der Credit in d[em] produktiven
Sinne genommen wie bey dem großen Kaufmann.
11921 Das Beste, um jene Schwierigkeiten bey den gemischten Ehen zu lösen,
wäre wohl, wenn man, wie es auch der strengen Wahrheit gemäß ist,
jede nicht katholische Ebe als n1atrin1011i11n1 l MPERFECTUM betrachtete.
1191] Eine große UnvolJkommenbcit in der Verfassung der Jesuiten war es,
daß sie nicht so gut und harmonisch dem bischöflichen Clerus sich an
fügten, wie z. ß. die Benedictiner in ihrem Zeitalter; sie waren zu oft in
Disharmonie mit dem bischöA.[ichenl Clerus und der Nationalgeistlich-
keit. Auch das war ein großer Vorzug der herrschenden ßenedictiner,
daß in jenem frühem Zeitalter eigentlich doch nur Ein geistl. [icher]
[XVlll] Z11r Geschichte und Politik. 181 7. J 275
Orden bestand. Die Rivalität der verschiednen geistl. [ichen] Orden hat der
Kirche unglaublich viel geschadet.
p991 Jetzt sind ganz eigent.[lich] die portae infernigeöffnet, von denen in d.[er]
Schrift die Rede ist. Jed er Mensch hat in der Tiefe s[eines] Herzens eine
porta inferni, welche sich öffnen kann und ihn hinabziehn. Aber dort
ist von etwas Gemeinsamen die Rede, von einer Macht im Ganzen, wo
nicht über das Ganze. Die F.M. [Freimaurerei] ist, so wie sie jetzt ist,
recht eigentlich ein Institut für die H errschaft des bösen Geistes.
12001 Unterjochen mußte und muß der .5iaat die Kirche bis auf einen gewissen
Grad, wenn die Kirchenvereinigung zu Stande kommen soll, auf die
jetzt alles hinzielt. Aber der Staat wird schon zu Grunde gebn zu seiner
Zeit, an dem verbotnen Mahle; und jene Vereinigung wird in ecclesia
triumphante ganz anders zu Stande kommen als sie denken, als der voll-
kommenste Sieg der evangelischen und katholischen \'<lahrl1eit. -
12011 D er Sinn des Zeitalters geht eigent.[lich] darauf hin, die Kirche nicht
bloß als iiberftiißig darzustellen, sondern wirklich überAüßig zu machen.
Für die Erziehung, für Sch11Je11 und 11otd11,jtige Sittlichkeit sorgt d. [er] J'taat1
s. 79 1 und wohldenkende Menschenfreunde pp. desgleichen hat der Staat
der Kirche die Sorge für die Art11e11, Kra11ke11, l~eide11de11 so \Veit entrissen,
als nur immer möglich ist. Es bleibt nichts übrig als die .5c1cra111ente, die
aber die Mehrheit des Zeitalters auch eigentl.[icb] überßüßig findet.
Auch die Bessern l1aben meistens nur ein oberflächliches Wohlgefallen der
J-r111tasie daran. Eher aber wird die Kirche nicht wieder als ein dringendes
Bedürfnis auch für die höhere Menschheit werden, als bis eine heiße
[XVIII} Z11r Geschichte und J)olitik. 1817. I 277
Sehnsucht und ein l-lunger aus dem tiefsten Herzen nach den Sacra-
menten, als dem ersten Bedürfnis und nothwendigsten, Nahrungsmittel
alles höheren Lebens entsteht. Dieses kann wohl nur geschehen aus
und durch die Idee des Opfers, und nur aus dieser Tiefe des Herzens
kann die Wiederherstellung d.[er] Kirche hervorgehen; keineswegs aus
dem auch bey Katholiken so sehr oben angestellten Bedürfnis, den Staat
und die bürgerliche Ordnung wieder auf die Religion zu gründen. - Selbst
die Gleichgültigkeit, die Entfremdung von der Relig.rion], das gänzliche
Vergessen derselben schlägt oft zum Heile aus, weil dann so eher der
Mensch zu jenem Durste aus der tiefsten Tiefe der Seele gelangt, der
allein zum Ziele führt. 1
s.so 12021 Nach diesem Ursprung der Nationen, läßt sich auch die Tradition von
70 oder 72 verschiednen .Sprachen, die aus der Zerstreuung entstanden, recht
wohl verstehen; der Stämn1e, aus deren Trennung und willkührl.lich)
zum Gesetz erhobenen Absonderung die Nationen entstanden, \varen
gewiß eine bestimmte und regelmäßige Anzahl. - Alle alten Völker sind
meistens nur Stämn1e, nicht Nationen; es scheint demnach, daß die Ab-
sondrung noch in die zweite Stufe und bis auf eine neue Stammes-
generation sich fortgesetzt hat, nachdem die Epoche der neuen Sprach-
bildung in der ersten frischen Kraft der noch produktiven Fantasie
schon vorüber war. - Im Alterthum waren die Nationen ohne politischen
National-Zusamn1enhang, wie die Indier, Griechen und Germanen. (Bey den
Indiern ist freyl. [icl1) die Tradition von einer uralten indischen Monar-
chie und Universalherrschaft.) - Die .5'taaten des Alterthums waren meist
auf einzelne Stämme oder gar nur einzelne Städte gegründet und daraus
hervorgegangen. 1
s.s1 12031 Nachdem jetzt die Nationen die Träger des Ll?orts sind; so ist einleuchtend,
daß es bey der neuen Entwicklung des Wortes, welches die nächst kom-
mende Periode charakterisiren soll, auch wieder ein a11senvähltes Volk
Gottes geben muß, wie in der alten Zeit. Es frägt sich jetzt nur, 1velches
Wort, i. e. Geistesbildung wird den Vorzug l1aben, das allgemei-nere,
praktisch bequemere der Franzosen, oder das tiefere, gründlichere der
De11tschen? - das Wort der Vern11nft, oder das des Cla11bens und der Offi11-
bart1ng? -
1204] Hüllmanns Urgeschichte bleibt sehr tief unter dem Ursprung stehen;
der .Staat ist wohl schwerlich etwas Ursprüngliches. Er kann aus bloßer
Nachahm11ng der Kirche entstanden seyn und den 111ißbrauch derselben,
wie dies mit Babel und Nimrod all erdings der Fall zu seyn scheint. Aus
278 Zur Geschichte und Politik
dem falschen Priesterthum kann auch die Ci/de entstanden seyn; und
eine bloße Folge des Pr.[iestertums] ist die Schule. Auch die Sendung der
Stände unter denen der JJriesterstand durcl1aus der erste und älteste und
'
nicht aus andren abzuleitende ist, kann wie sie in der ältesten Zeit sich
wirklich findet, nur aus der Kirche und dem Priesterthum abgeleitet
werden. Die Nationen sind erst aus und nach der Zerstreuung entstan-
den; die IV'illkühr hat an deren Entstehung mehr Antheil als man ge-
meinhin voraussetzt; sie sind gar nicht bloß von Ungefähr geworden.
Der Entschluß eines Stammes (cpga1gta) bloß unter sich zu heirathen hat
dazu am meisten mitgewirkt, und war im Zeitalter noch produktiver
Einbildungskraft und Sprachbildung nebst dem gemeinsamen Gottes-
s.s2 dienst allein hinreichend, dieß zu bewirken. 1 Wanderungen und Vermi-
schungen thaten dann das übrige. Der Entschluß und die Gesinn11ng der
Absonderung und individuellen Zerspaltung war das Wesentliche und
das war die große Verblendung, welche Gott unter die Menschen sandte
und zuließ, um ihre falsche Einheit z;1 zerstre11en. Das eigentliche Wunder-
bare und Erste ist die Stiftung und der Ursprung des Prieste1lh11ms. In der
Bibel werden die Epochen der Urgeschichte auch fast nur nacl1 diesem,
oder nach den großen 1-lauptveränderungen des Opfers unterschieden
und charakterisirt. -
Ka.in und Abel eröffnen die Darstellung und bilden die erste Epoche;
Enos bezeichnet das Gebet oder das Op'fet des Worts. Dann wieder
Noah und Abrahan1, als eigne Epochen in der Form und Enr,vicklung
des Opfers. Bey Adam vor dem Fall ist nur das Opfer des IVorts zu su-
chen, und was davon erwähnt wird, ist auch die einzige gottesdienstliche
Hand/1,1ng, welche Adam zugeschrieben wird, und ,verden kann; diese ist
mehr magischer, praktisch natur-herrscl1ender und naturcrlösender Art.
Im Gegensatz mit diesem wahren Opfer des \Vorts steht der Abfall und
Mißbrauch im Genuß der Frucht vom Baum der Erkenntnis.
12os1 (Das Gebet ist das Opfer des IVcirts; nicht gerade bloß des ä1tßere11, sondern
auch des in11ren IV'ortes oder des Gedankens. -)
1206J (Zwey vorzügliche Ursachen haben die Entsteh1111g der Nationen bewirkt:
1) die \villkührliche Absoodrung und Scbließ11ng der Stämme und Ge-
schlechter; und dann der gemeinsame Gottesdienst, welcher eben da-
mals auch überhaupt die Richtung auf das lndividuc!Je nal1m. -)
12011 (Wenn die ganze Bestimmung des Menschen das Opftr umfaßt, so sind
die neuen Formen und Entwickll1ngen des Opfers auch ganz natürl [ich]
in der Schrift - eben so viele Epochen d[erj Lf~ltgeschichte. -)
[).,_7VJJI} Zttr Geschichte itnd JJofitik. 1817. I 279
f20SJ ."4dam w-ar wohl ebenfalls JJriester im vollsten Sinne des Worts; sein Fall
war ein Abfall vom wahren Glauben. In den Worten der Eva von Kain
„possedi hominem per Dominum" 1 (isch eth - Jehova) li egt vielleicht
auch eine Andeutung von dem Vorzuge und der Bestimmung der Erst-
geburth zum Priesterthum. Eben diesen Vorzug mißbra11chte Kain, da er,
als ob er noch 1-lerr und Meister der Natur wäre, und als ob es keiner
S.83 1 .5'iihne bedürfte, voreilig ein bloßes Dankopfer aus der Fülle und Blüthe
12101 (Das ist nun eben, was dem gewöhnJichen Sinn so auffällt, und so
sehr gegen die herrschenden Meynungen ist, daß die Geschichte und
Entwicklung der Menschheit n1it einen1 Zeitalter der vorherrschende11 T/ern11nft
13EGONNEN habe. Gleichwohl ist nichts natürlicher als daß die Entwick-
lung mit d.[er] Vernt111jt (als dem eigentiin1lic/1e11 Organ der Menschheit)
anfangen und auch endigen mttßte 11nd 171iißte. 1
280 Z1,1r Geschichte 11nd Politik
s.8412111 lm Jahre 1671 gab Kaiser Leopold für die Aufrechterhaltung der wohl-
erworbenen Rechte und Privilegien der Landstände eine Erklärung oder
Decret - gegen die damaligen Pläne vieler Reichsfürsten, welche eine
ganz neue Reichsconstitution und Vernichtung jener I)rivilegien und
Exemtionen durchsetzen wollten und im Sinne hatten.
12121 Sollte es nicht noch dahin kommen, daß die Erstgebohrnen durchgehend
dem JJriesterstand gewidmet werden? Versteht sich als freyes Gelübde,
von dem auch entbunden werden könnte; - um die Ehe gleichfalls
durch ein Opfer zu heiligen. - Desgleichen muß es noch dahin kommen,
daß der Zehnten nicht als Gesetz und Gebot sondern aus frryer Gesinnung
wieder allgemein wird. - 1
s.ss 12131 Die Weltgeschichte bewegt sich zum Theil wohl im Ganzen nach dem
Gesetz des beschleunigten Falles, accelerirnd. Setzt man nach einer einfa-
chen l-lypothese 100 Jahre als Anfang vor allen Epochen, so dürfte
dann für das 11e Weltalter sich 2400 Jahre ergeben bis Moses, für das z,veite
1800 von Moses bis Constantin; 1200 für das dritte von 300 p. Chr. - 1500.
und 600 für unser letztes viertes; dann 1000 Jahre, die nicht Epoche
der Entwicklung, sondern Ende und Ziel sind, noch 200 für den letzten
Kampf; zusammen 7000 Jahre nach alter christlicher Meynung; und 11ier
Weltalter in 12 Epochen -3-3-2-4.
1214] Der titanische Wille herrscht in der Urwelt; die Fantasie iH1 Mittelalter; im
Alterthum die Verstandesbildung, d. h. die Ideen; in der neuen Zeit die
11nbedingte ~1Jrn11nfte11twickl11ng. -
(Gegenstand des Willens ist der Geist, das L~esen oder Unwesen (Gott -
der böse Geist), Gegenstand d es Verstandes die Ideen, - der Vernunft
das Absol11te - der Fantasie die Seele oder die Natur.)
121s1 Nach dieser Idee von der in jedem \'<leltal ter vorherrschenden Ge-
müths- und Geisteskraft rückt die Geschichte der Philosophie so ganz
nahe, daß beide gar nicht mehr zu trennen sind. - Auch unter den
Nationen ist ein solches Vorherrschen einer Gemüthskraft bemerklich ,
z.B. unter den Völkern des Alterthums ist bey den Juden der \'<lille (in
ihrer heroischen Gottergcbenheit) vorherrschend, bey den J)ersern die
Fantasie, bey den Griechen, die eben darum in diesem Zeitalter die ersten
sind, der Verstand oder die Id een und bey den Rö1?1er11 die Vernunft.
(Bey den lndiern vie1Jeicl1t keine vorherrschende Kraft, unter d.[en]
vier zersplitterten - sondern Mischung aller. -) Die lndier und Chinesen
gehören viell.[eicbt] um deswillen zwar wohl in den I-lintergrund aber
nicht in dt>n Faden selbst d[er] Weltgeschichte, weil sie an d [er] fortschreitenden
[XVIII} Zur Geschichte und J:>olitik. 1817. I 281
S.8612161 (Il€Aaoyot ist bloß eine andere Form für rtaAatot - n:eAac; kann leicht
neben Ferne im Raume, auch das Ferne, ,,4ltvergangene, in der Zeit bedeu-
tet haben.)
12111 In der alten Geschichte sind viele Staaten ttnd Nationen durch Stämme von
d[erj Kriegerkaste gebildet; andre sind in ihrem Ursprunge JJriesterstaaten,
wie die der Etrusker, Celten pp. diese mehr republikanisch. - Noch
andere sind Handelskolonien, Anpflanzungen der Gilde; dahin gehören die
phiinizischen, viele griechischen usw. Selbst die Araber waren mehr ein Han-
dels- als ein Priester oder ein Adelsvolk. Auch bey der jüdischen Ge-
schichte ist dies zu berücksichtigen. - Bey den größten alten Nationen
war immer eine oder die andere Gesellschaftsform vorherrschend; bey den
Römern löste sich alles in den Staat auf, bey den Grieche n hat die Sch11le
beßres Gedeihen gehabt, wie alles andre und die Juden stellen uns die
Kirche in der alten Welt dar; bey den Phöniciern und dergleichen Völ-
kern die Gilde pp. Bey den Germanen war der Stan;m oder die Nation, das
Volk das Vorherrschende; oder wenn man <ließ als eine eigenthümlich e
Tendenz will gelten lassen, so ist das Eigenthümliche und Ausgezeich -
nete aller germanischen Völker der B11nd; die Neigung, alles durch Bünd-
nisse zu bewirken, die mannigfaltigsten Formen und der größte Umfang
dieser; daher auch der welthistorische Charakter und Beruf der deutschen
Nation, von den ältesten Zeiten bis zu den neuesten.
121s1 (Sollten nicht die Slaven von einer Kaste ackerbauender Knechte ihren Ur-
sprung haben? - Daher ihr künstlicher (handwerksmäßiger) Ackerbau,
ihre Neigung zu ßachen, fruchtbaren Ackergegenden. - Dann daß der Adel
durchgehends (besonders in Pohlen) von einem andern Stamme zu seyn
scheint. - pp.) 1
s.87 12191 Da so einleuchtend e1n1ge der alten Staaten (wie Etrusker, Ägypter,
Gallier pp) Priesterstaaten waren, andre durch die Kriegerkaste gebildet
wie alle germanischen und ursprüngl.[ich] auch die persischen, dann
wieder Handelskolonien, so scheint <ließ auf Zersplitteri1ng eines großen,
uralten vollständigen KastenStaates zu deuten. Dadurch erhält die Sage
von Nir11rod i1nd Babel einen durchaus neuen, 1ve/thistorischen Sinn. Die
faktische und gewisse Geschichte fängt überall an mit nicht sehr be-
trächtlichen Staaten; die Sage setzt überall eine große Weltherrschcift und
Universalmonarchie vor den Anfang aller gewissen Völkergeschichte; so
die Bibel mit Ni!f1rod 1,1nd Babel die doch nicht anders zu verstehen sind,
282 Z1,1r Geschichte t1nd Politik
die Griechen mit N1Nus, Belus und Semiramis; die Orientalen aber mit
Dschen1schid. - 1-liermit geht ein ganz neues und großes Licht in der
alten Weltgeschichte auf. -
Außer Adam, der keine eigentl[iche] Epoche bildet, sondern den An-
fang vor allen Epochen, wäre das erste Weltalter dann wohl in drey
Epochen einzutheiJen 1) Von Kain bis Henoch incl. 2) Titanische Zeit, S1ind-
fl11th 11nd Rettung d11rch Noah 3) Nimrod 11nd Abraham bis auf Moses (da
Abrahams Beruf und Bestimmung erst im Moses welthistorisch hervor-
tritt, so geht die Epoche bis auf Moses.) Zerstreuung der Völker und
Verbreitung übet den Erdkreis.
(Nimrod gehört noch mit zur titanischen Epoche.)
(Die LT??iedergeb11rth des Willens fallt auf Abraham.)
Anfang der Weltgeschichte in eben so vielen Büchern als Epochen. -
(Adam nicht mit darin zu befassen?)
12201 (Mikkedent heißt nach der natürlichsten Erklärung VON Morgen (also von
Indien her), - eine große Kolonie.) 1
s. 88 12211 .Statistische Tabelle iiber Prettßen aus Benzenberg nach zwey verschiedenen
Angaben.
Brandenburg 1,200,000 1,200,000
Pommern 700,000 700,000
Schlesien 2,000,000 2,150,000
Sachsen 1,200,000 1,200,000
Westphalen 900,000 940,000
Cleve und Berg - 700,000 830,000
Niederrhein 900,000 820,000
Preußen 700,000 850,000
WestPreußen 800,000 700,000
Posen 700,000 900,000
ist zu viel
9,800,000 10,290,000
nach 1. nach 2.
9,800,000 10,290,000
2,200,000 ab 2,450,000
7,600,000 7,840,000
[XVII l] Zur Geschichte ttnd J)olitik. 1817. J 283
Totum - oder
16,600,000 16,600,000
7,600,000 7,840,000
9,000,000 8,760,000
Katholiken
Protestanten
Frankreich - 2. Mill
Holland .......................... . 2
Schweiz .......................... . 1
England .......................... 12
Dänem. u. Schweden „ S
Deutschland mit .......... 15
Ostpreußen
Russland, Poblen .......... 3
u. Finnland
Ungarn ............................ 3
Nordamerika ................. 10
53
12221 Es gibt ungefäl,r 100 Millionen KathoLken -
SO Millionen Protestanten und höchstens 50 Millionen G·riechcn; also
200 Mil! Christen, Mohamedaner gewiß nicht mehr, el1er weniger; Heiden
aber in China und Indien, Thibet nebst d.[en] übrigen zusammen -
284 Zur Geschichte ttnd JJo/itik
(civilisirte Heiden, denn der Wilden Zahl ist seh r klein) reicht vielleicht
an 300 Millionen. - 1
s.89 12231 Als ein bedeutendes Werk wird citiert: Montlosier: Recherches sur !es ancien-
nes lnstit11tions Franfaises et s1-1r les cattses, qui ont amn1eni la revolution. pp. 1
•
[XIX] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK. 1818. I
..
•
s.1 11 1 Bey der Lehre von den Corporationen fragt sichs vorzüglich, was sind
eigentl.[ich] wahrhafte und recl1te Corporationen? Gibt es deren außer
der lGrche, der Schule, der Ci/de und il1ren verschiedenen Ramificatio-
nen? - Ka.sten1 Zünfte1 Stämrne sind wohl eigentl. [ich] keine solche zu nen-
nen. -
121 Die rechte Communalverfassung wäre die aL1f die kirchlichen Gemeinden
und den kirchlichen Gemeindevorstand gegründete. Das einzige, was sich
zu Gunsten der Rep1,1b/ik sagen läßt, ist: daß sie der ganz selbständigen
und freyen Entwicklung der Schule vorteilhafter ist, wie sicl1 dies auch
an der glänzenden Entwicklung und Kraft d[er] Schule in den republika-
nischen Zeiten des Alterthums zeigt.
[31 Das Streben des Staats nach höchstmöglicher extensiver (so wie auch
das nach der intensiven) Größe, muß seinen äußersten Gipfel und sein
Maximum erreichen und weit scheinen wir von diesem Zeitpunkt nicht
entfernt zu seyn. Die Auflösung der großen Staaten und das allgemeine
Zerfallen in viele kleinere, muß den Uebergang bilden zu dem völligen
Auf11ören des Staats, oder d(em] Verschwinden desselben in der Kirche.
141 (Aber nicht bloß die Staaten sollen zertheilt und aufgelöst werden„ son-
dern at1ch die Nationen und Volker. - Nachdern jetzt schon fast alle
Nationen durcl1drungen sind von dem Streben in ihre eigene Wurzel
(und alte Sage pp.) zurückzugehn; so scheint das gere ttet, ,vas allein
Werth hat in d.[er] Nationalität (die eigenthümliche Gestaltung des
\'v'orts in einer jeden.))
[SJDer allerhöchsten Wahrscheinlichkeit nach wird die jetzt begonnene
Epoche der Wiedervereinigung ~benfalls 300 Jahre dauern (nicht 500,
wie früher nach einer nicht genug geprüften Conjektur); und gleichfalls
wieder in zwey Epochen zerfallen. Doch dieß letzte dürfte ,vohl nicht
so gerade als gewiß angenommen werden. Klar ist aber, daß zuerst die
Veränderung t1nd Erschütterung vorgeht in den Umgebungen, oder
den vier Elementen; im Centrum ist die Bewegung noch weniger merk-
lich, innerlich scl1einbar still und nur vorbereitend die Wiedergeburth.
s.2 1 Dann wird eine Zeit folgen, wo die Wiedergeburth im Innern und
Centrum mächtig und herrschend beginnt und von da aus sich alle vier
Seiten des menschl[ichen] Lebens sich neu gestalten. - Ist jetzt die
288 Zi1r Geschichte und Politik
161 (Die Schule i1nd die Völker sind jetzt in ecclesia pressa die Staaten und
die Kaufleute theilen sich jetzt in die Weltherrschaft.) 1
s.3 171 Es gibt jetzt vorzüglich vier Nationen in Beziehung auf das D [Quadrat]
des zerstückten Worts; da eine Nation, dieses in Wahrheit nur durch
ein eigentl1üml. [iches] Wort seyn kann; Engländer, Franzosen, Deutsche, und
ltaliäner. - Die Spanier und Portugiesen entnahmen ihr Wort (ihre Gei-
stescultur und Geistesregung) von Italien oder Frankreich. Die slavi-
schen Völker haben gar kein eignes, eigenthümliches Wort; überhaupt
keins als von Deutschland und Frankreich. Die skandinavischen Völker
entnehmen dasselbe ebenfalls von Deutschland, Frankreich oder England.
Wie ist nun das Verhältnis in Hinsicht der vorherrschenden Elemente
des Worts.
Int. [ellectus]
[Verstand]
Engländer
Rat.[io)
F[antasie] [Vernunft) •
Deutschland Franzosen
Wille
Charak.[tet]
Italien
Bey den Deutschen wohnt die schaffende Fantasie; bey den Franzosen
herrscht die rege Vernunft; und bey den Italiänern der starke unbe-
zwingliche Wille in seiner Duplizität; die Religion oder Italien (Einheit)
ist bey dieser Nation alles. Die Nationaleinrichtung der Engländer ist
das Meisterwerk des Verstandes; das Anschließen an die Autorität ge-
hört auch zu diesem Charakter, der sich selbst in dem so ganz biblischen
Protestantismus be"vährt. - Eine Centraination gibt es wohl nicht. - Das
Nationale ist durchaus nicht Z"veck des Staates, dessen einziger Zweck
nur der ionre und äußre Friede ist; wohl aber ist das Nationale das
Objekt, Zweck und Norm der Erziehung, die durchaus national sein
[XIX] Zur Geschichte und J)olitik. 1818. 1 289
181 (Wie England auf der hochsten, so steht Italien auf der tiefsten Stufe des
Nationalglücks; welches übrigens eine Chi111äre ist, die auch praktisch
und historisch als eine solche, den Völkern eingeprägt und fi..ihlbar dar-
getan werden muß (ad oculos), damit sie das rechte Objekt wo anders
suchen.)
191 Der einzige Zweck aller jetzigen Weltbewegungen ist die Wiederherstel-
S.4 lung und Wiedervereinigung der christlichen Confessionen, 1 welche zu-
gleich aber ein Sieg der katholischen seyn wird, und eine Alleinherr-
schaft der Kirche, die dann alles in allem seyn \.vird, hinsichtlich auf die
Staaten, die dann überflüßig werden und auf11ören. - Von ein.e m mögli-
chen Sieg des Protestantismus über die katholische Kirche kann gar
nicht die Rede seyn; eher aber könnte dieser Gedanke hinsichtlich der
griechischen Kirche Statt finden - Sie haben die Sacramente, die Tra-
dition und ein wahres Priesterthum; wenn nun durch die Verbindung
mit Prot.[estantismus], F.M. [Freimaurerei] und cpa[Philosophie], aLtcb
!~eben und Geist in die griech.[ische] Kirche käme: so dürfte sich leicht
diese stärker zeigen als die katholische, besonders bey der Art, wie diese
jetZf geleitet und geführt wird, ohne Geist und Leben, und ohne den
recl1ten Verstand und Beurtheilung. Dazu kommt noch folgendes: der
Stuhl Petri ist von Gott aufgerichtet und festgestellt, aber wenn Christus
selbst wiedergekommen ist, dann ist sein Statthalter nicht mehr nöthig.
Die erste Wiederkunft Christi ist aber nach der Apokal.[ypse] durchaus
nicht persönlich, sondern nur geistig; der Sieg und die Alleinherrschaft
des nun nicht bloß wiederhergestellten, sondern auch bis zur Vollen-
dung erkannten und verstandenen Wortes. Dann also, könnte man sa-
gen, JJJird die Bibel ])abst se_J1n; dieser wäre also persönlich nicht mehr
nöthig. - Dagegen aber entscheidet folgendes; ,venn der .5t11hl J.>etri dem
Meister selbst weichen soll, so wird dieses von selbst und von innen
s.s heraus geschehen. Jene sind nicht dazu berufen, 1 dieses zeigt sich eben
in dem, so viele verderblichen Elemente umfassenden Amalgam von
Griech. [ischer Kirche], Protest.[antismus], F.M. [Freimaurerei] und fal-
scher, seichter cpo[Philosophie]; - vorzüglich aber in dem politischen
Mißbrauch als dem eigentlichen Kennzeichen der innern Schlechtigkeit
und Verderbtheit. Dagegen ist der in der katholischen Kirche und Geist-
lichkeit vorwaltende Oppositionsgeist und Haß gegen de11 j'taat (dessen
290 Zttr Geschichte 11nd JJolitik
1111 Worauf alle jetzigen \X'eltbegebeoheiten hingehen und hinzielen, das ist
dieses; vollendet ist die Revolution erst dann zu achten, ,venn die Re-
volution auch den festen Kern und Grundstein der e,vigen Kirche er-
griffen hat, und zur Wiedergeburth neu belebt hat. Sie \vird kommen,
diese Revol,,tion der katholischen Kirche; aber nicht wie die Gegi1er es
meynen, daß sie iveich J}Jerden soll 11nd sich verscht11elze11 und 1•er1J1ische11 t11it
s.6 allen andern I sogenannten Confessionen; sondern als Wiedergebt1rth
und neues Leben zum Sieg und Triumph. Die rechte Revolution der
kathol.[ischen] Kirche würde die seyn, wenn der Geist erwachte in ihr
und in seiner Macht sich erhöbe, die dann auch alles um he1· nieder-
schlagen und sich unterwerfen und zu sich hin reißen würde. Der B11ch-
stabe aber müßte theiJs als unnütz verschwinden oder doch dem Geiste
[XIX} Z,,r Geschichte und JJoJitik. 1818. I 291
nur dienen; das INNRE kal/Jolische XQ[Christentum] ist das Element dieser
Revolution und dieses Sieges. - (Nach attßen hin muß selbst der Buch-
stabe, wenn er wesentlich ist, heldenmüthig und standhaft vertheidigt
werden. lm Innern aber kann man nicht nachgiebig, milde und weich
genug seyn.)
J121 Alles ist auf diese große Begebenheit hingerichtet: und alles wird danach
seinen Gang nehmen. Oesterreich ist nur die Decke von Rom; ist sie
nicht 1nehr nöthig, so wird sie wegfallen. Doch wol1l zuletzt; zunächst
steht der Untergang von Frankreich (als politische Macht, nicht als Na-
tion) und dann von England bevor. Vielleicht ist der letzte noch näher,
"vir können Oesterreich hinzusetzen. - Die Ueberwindung Europas
durch Rußland ist höchst wahrscheinlich: denn sie wird zum Ziele füh-
ren. - Es wird eine Zeit kommen, wo RotJt ALLEIN Rußland in Europa
gegen über stehen wird und es geistig bekämpfen und besiegen wird;
bis die weltliche Macht in sich zusammenfällt und die Kirche siegreich
dasteht. JJreußen dürfte alsdann auch noch eine sehr große Bestimmung
haben; aber freylich nur eine größtentheils verderbliche. Durch JJr. [eu-
ßen] wird Deutscl1land, wenn es Zeit ist, mehr in eine Masse zerschlagen
und verwandelt und zugleicl1 national und neucl1ristlicl1 werden; das 1
s. 7 wird aber freylich nur ein kurzer U ebergang seyn. -
1141 Hinsichtlich der Ehe (zur Wiederherstellung derselben und der Familie)
sollte der Staat die Ehe vielmehr erschweren, was das Alter betrifft,
oder überhaupt in Hinsicht auf alles was die Vollkommenheit des ein-
292 Zur Geschichte 11nd Politik
1171 D ie Dispensen iiber die Ehe sollten durchaus den Bischöfen angehören und
zustehen, weil es dabey auf nationale T/erhältnisse und selbst auf den
klimatischen Einß,tß ankommt. - Vom letzten ist das Alter der Mannbar-
keit abhängig, was auf die Bedingung der Möglichkeit, die Ehe zu schlie-
ßen und auf die Reife des \X'illens dazu einen großen Einfluß hat.
Cen1ischte Ehen erfordern auch eine eigne Rücksicht und ganz andre
Beurtheilung bey uns, die man in Italien nicht mehr versteht und nicht
kennt. Dagegen sollten alle auf das J)riesterth11111 sich noch so entfernt
beziehenden Dispensen nur dem Pabst ungeschmälert zustehen, \Veil das
Priesterthum nttr Eins und dasselbe seyo soll, durch und über die ganze
Welt. Daher bedarf denn auch eine deutsche Liturgie durchaus der Sanc-
tion von Rom.
11 81 Das Wesen des Kaiserth11111s besteht nicht darin, eine Monarcl1ie in der
höhern Potenz, eine B1r11des111onarchie, oder ein Reich von Königreichen
(Schahe Schahan) zu seyn, sondern darin, daß die gesammte Kraft eines
großen Staates (ein zusammengesetzter ist dazu freylich weit geeigneter
als ein bloßer Natio11al.rtaat, da in dem zusammengesetzten ol1nehin der
enge Nationalsinn schon dem umfassendsten Zweck als Ganzem unter-
geordnet wird) einem hohen 1111d großen Zwecke des Ganzen, wie Erhaltung
des Friedens, der Ordnung in der ganzen Christenheit, dem gesammten
civilisierten Europa gewidmet und darauf i1enJJandt wird. So ist also in
der That und \Vahrheit das .Kaiserth1rn1 //Oll Oesterreich an die Stelle des
deutsche□ Kaiserthums getreten.
[XIX] Z1-1r Geschichte und JJo/itik. 1818. 1 293
1211 Der l1erumirtende Gedanke nun ist allerdings dem Wesen der katholi -
schen Kirche "viederstreitend; nicht aber die Idee, vielmehr entspricht sie
demselben in hohem Grade. (Der zu seinem Mittelp11nkt z;,1riickkehrende
Gedanke ist schon auf dem Wege, den Geist zu erfassen und Idee zu wer-
den.)
(Im Geist der 1verdenden Einen Kirche gesehen, sind es eben diese sieben.)
(Andeutungen aus der Apokalypse dürften wohl sehr an der Stelle seyn
in dieser Schrift.) 1
s. 10 J231 In dem spanischen Cl1arakter und Scaat, und eben dadurch auch in der
Religion 1111d Kirche ist offenbar etwas von dem arabischen und moham-
medanischen Grimm und Zornfeuer eingedrungen. - Daher läßt es sieb
rechtfertigen, wenn die spanische Kirche als eine eigne unter den 7 Na-
tionalkirchen betrachtet und von der italiänischen oder römisch-katholi-
schen noch abgesondert wird.
124] Der geistliche Orden sollte durchaus nichts mit dem Staat zu tun haben;
dieses ist die Sache der Weltgeistlichen. Darin bestand allerdings der große
Fehler der Jes11iten, obgleich aus der damahligen Zeit zu entschuldigen
und durch die Einmischung der weltlichen Gewalt selbst hervorgerufen.
12s1 Worauf das jetzige Staatsgebäude noch am meisten beruht, und wodurch
es am festesten gehalten wird, das sind die stehenden Heere, und die wis-
senschaftliche K-riegsktrnst. - Durch die Volksbewaffn11ng haben diese nur
einen scheinbaren Stoß erlitten, aber keinen seht wesentlichen; in der
schon bis über die 1v1öglichkeit des Zurückgehens getriebenen Ueber-
spann11ng liegt allerdings ein Keim zum Untergange und zur Auflösung
des ganzen jetzigen Kriegssystems; aber allem Anschein nach nur ein
sehr entfernter. - Von Seite der Finanzen sind die Staaten ihrer Auflö-
sung viel näher.
12<>1 Es läßt sieb alles mehr und mehr an zu einer großen alles umfassenden
F-riedensrevolution, oder einer das ganze alte Staatsgebäude auflösenden
politischen Fättlniß. 1
s.11 1211 SeH1, Japhet, Charn nebst dem Kain sind als die Elemente zu betrachten,
aus denen der Charakter der besonderen Völker zusammengesetzt ist. -
Die Zerstre11Hng der Völker bat zum Theil auch wohl diese Mischung zur
Absicht. D enn nachdem einmal Jen, durch den Chan; (in Nimrods Ba-
bel) besiegt und unterjocht, mithin verderbt ,var, diente jene Zerstreu-
ung wenigstens dazu, das gute Element, als einen Saamen der Zukunft
weit umher und iiberall zu verbreiten. Die lndier bestehen aus Se1t1 und
Kain, die Griechen 11nd Ron,er, vielleicht auch die Celten 11nd Cantab-rier sind
wieder aus ;eneu bl!) de11 Reichen zusammengesetzt. Die J_)erser, Cern1anen Nnd
1
S'laven aus Jen, 1111dJaphet, auch die Finnen vielleicht. Alle hebräischen arabi-
schen T/iflker aus s·en1 und Chan1.
[XIX] Zur Geschichte ttnd Politik. 1818. 1 295
12s1 Die Stammtafel der Völker, ist, richtig verstanden, gegen das Factum
der Völkermischung gar kein ße\.veis.
129) So wie das Bewuß tseyn zersplittert war, und dadurch der .5'innen,velt we-
nigstens zum Theil anheim fiel, - so herrschten darin auch die dynami-
schen Gesetze jener nichtigen Welt; und daher von nun an das c!J11at11i-
sche .Spiel im JJJogenden Wechsel der einzelnen vier Elemente des zersplitter-
ten Bewußtseyns; welches die verschiednen Weltalter und ihre einzelne11
Perioden und Epochen begründet.
1301 Das JJabstthitm als der einzige legitime Mittelpunkt der Kirche, muß und
wird so lange bestehn, als noch falsche Mittelpunkte, wie z.B. das sichtbare
Weltreich der christlich gewordenen _f11den zu J ER USAl.EM, atifgestellt \.Verden; weil
dieses der sicherste Beweis ist, daß die Kirche noch nicht reif ist, ohne
allen sichtbaren Mittelpunkt zu bestehn und diesen nur in dem nirgends
auf einen Ort bescl1ränkten, sondern überall wirksamen unsichtbaren
Worte und seiner Herrschaft zu finden. 1
s. 12 1311 (Schon der natürliche cyklische Gang der Weltgeschichte - nach wel-
chem die letzte Epoche auch wieder eine Rückkehr in d. [en] ersten
Zustand seyn muß; macht wahrscheinlich, daß die Geschichte mit einer
allgemeinen, über alle Völker verbreiteten Priesterherrschaft endigen
wird.)
1331 Allerdings sind jetzt sieben selbständige JJotenzen in der politischen Welt
der christlich Europäischen Staaten und Völker zu bemerken. 1) .Spanien;
war 1808 unstreitig selbständig, dagegen Portugal nur Organ. 2) Frank-
reich. 3) England 4) ])rettjen ttnd De11tschland. 5) Oesterreich. 6) Tiirkei. 7)
Ritßland. -
Alle andern sind nur .Stoff Werkzeug, Mittelglieder. -
296 Z1,1r Geschichte und })olitik
1341 l n der J)eriode von 1500-1650 waren die herrschenden Mächte drry; Türkry,
Jpanien, und J'ch111ede11. I n der JJeriode von 1650-1800 waren folgende
J'vfächte die herrschenden; Frankreich 11nd EnglanÄ Oesterreich und R14.ß-
land, und endlich JJreußen, welches der achte Kopf des Thieres wäre.
1351 Herrschende Mächte das sind Häupter des Thieres, welche den Gang der
welthcrrschenden Macht (des Tl1iers) bestimmt haben. -
[36) Auch in die Ehe muß die Revolution einbrechen, damit die reine Liebes
Ehe aus diesem Feuer geläutert wieder hervorgehen könne. - Am ei-
gentlichsten geschähe dieß durch frrye Gestattung der Civilehen, gegen
Garantie für die Erziehung der Kinder und nicht erlaubte Eheschei-
dung. Dal1er bleiben der hohe Adel und der Landmann (der letzte als
nicht reich genug) ausgeschlossen. Wenn die Religion d11rc/1aus fro•, und
durcha1-1s nicht Sache des Zwanges seyn soll, daß michin auch die Sa-
cramente nicht aufgedrungen und aufgezwungen werden dürfen, son-
dern ganz frey seyn müssen, so folgt daraus unläugbar und ganz 11nab-
111endbar die Gestattung der CivilEhe; - ln Frankreich war es nur ein
ungeschickter Versuch. 1
S.13 1371 Die drry großen Sprachfamilien Qaphet - Cham - Kain) sind nach ihrem
edlern Element alle drey semitisch: welches edlere Element aber (Sem)
in allen mit einem verderbten und gemeinen geb11nden ist. - Die Aufgabe
um sich der Idee d.[e,j Ursprache zu nähern, wäre nun: dieses edlere Ele-
ment aus allen dreyen getriibten Formen und ihrem gebundenen Zu-
stande hera11sz11scheiden. - Gewissermaaßen geschieht dies vielleicht
durch die JJoesie. 1
s.141381 Jede der beyden Epochen von LS00-1650 und von 1650-1800 ist offen-
bar in dr~, kleinere JJerioden von 50 Jahren eingetheilt; nach dem gewöhn-
lichen dynamischen Schema von + - und +; wie es der Welt-
periode des Vernunftelementes angemessen ist. 1500-1650 ging ganz
auf die Kirche und Kirchentrennung; 1650-1800 auf Staat, Nation, Sch11le
und Gilde. - In der ersten Periode folgten die einzelnen Momente so
aufeinander 1) Eo~vickelte sich aus der heftigsten Cähr1111g die Trennung
+ 2) traten die getrennten Kräfte in scharfer Absonderung und in dem
härtesten Kampf gegeneinander, 3) ging aus dem allerheftigsten Kampf
der endliche Friede hervor; die feindlich getrennten Elemente setzen
sich wieder in ein ruhiges oder vvenigstcns friedliches Gleichge\vicht. -
In der Epoche des Staats 1650-1800 war anfangs das Ueberge1vichl vor-
herrschend (Epoche Louis XIV.); dann die diplo1,1atische T/envickl111tg im
.Streben 11ach de,11 Cleichge111irht - dann 1750-1800 die verbündete Ueber-
[XIX} Zt1r Geschichte 1,1nd JJolitik. 1818. 1 297
ging auch durch die Absondrung von der Kirche, alle Idee und Wirkung
von der Gnade vollends verlohren. - (Wie viele Häresien gibt es nicht
jetzt in der Kirche; z.B. die Jansenisten.)
1391 Die kJeinere Periode von 50 Jahren ist wieder eingetheilt, mehrentheils
wohl in drey oder auch in zwey Sätze; dieses muß genau beachtet wer-
den, um die Analogia für die jetzige daraus herzuleiten. In der Periode
1750-1800 sind z1vey hauptsächliche Elemente und Epochen: 1) Ent-
wicklung der despotischen, unrechtmäßigen Gewalt, gegen das alte System
des Gleichgewichts - 7 jähriger Krieg, Bebaupt1111g der despotischen Ge-
walt und des Unrechts bis zur ersten Theil11ng von Pohien. 2) Amerikanische
Revolution und französische - bis zur Rückkehr d[es] Napoleon. - In
der Epoche von 1700-1750 scheinen drey Stufen zu scyn 1) Sieg des
Gleichgewichts 1700-1714? dann 2) Verwirrung und Verwicklung aller
diplomatischen Gleichgewichtsverhältnisse 3) Neuer Umsturz des
Gleichge\vichts und dennoch Rettung derselben. - Auch 1500-1550
und 1600-1650 lassen sich solche Stufen unterscheiden. - (Diese klei-
neren Epochen scheinen in der Dauer der Jahre nicht so ganz genau
abgemessen. Es sind von 1750-1800 ebenfalls dr~· Sätze - indem die
amerikanische Revolution den 2 1111 Satz bildet; die franzö'sische aber, welche
davon noch unterschieden werden muß den 31e11 ) 1
s.111401 Es giebt einen ganz andern Gesichtspunkt als den gewöhnlichen, aus
welchem man allerdings sehr gegen die Rörnisrhe C11rie seyn kö.nnte. Der
JJabst, aber auch nur der Pabst allein, ist aus göttlicher Einrichtung. Das
.KardinalsCollegiJJm dagegen ist dieses offenbar nicht, sondern nur bloß ·
,nenschlich-kirchliches l11stit11t; seit Jahrhunderten ein päbstlichcs Cabinet
von ltaliänern. -
1411 (Die Gegner Roms haben Unrecht, wenn sie die Gewalt des Pabstes
nach der Tradition beschränken \.vollen; alle Ge\valt und alle einzelnen
Rechte, die er mehr bat als die Tradition, rühren aus der Idee her, die
sogar noch nie vollständig ausgeführt \,VOtden; sondern vermöge deren
ihm bedeutend mehr Rechte ZLLStehen würden, als er jetzt hat. Diejeni-
gen Gegner, welche die gö/tlirhe Ei11setz11ng läugnen, gehören nicht hier-
her; da sie wohl eigentllich], \,VCnigstens in der Lel1re von der Kirche,
kaum mehr zu den Katholiken zu zählen sind.)
1421 Vielleicht wird für die Zukunft die Kirche nicht mehr durch die 5taaten,
sondern durch irgend eine oder mehrere große J"Jri11at11nterneh11111ngen fi1n-
dirt werden.
[XIX] Zur Geschichte 11nd JJolitik. 1818. I 299
[431 Es ist jetzt offenbar die Epoche der INNERN, stillen Revolt1zio11, wo in
anscheinender Ruhe und äußerEcl1em Frieden alles innerlich morsch
wird und faul, und sicl1 in s. [einen] innersten Elementen auflöst, bis das
morsche Gebäude zusammenstürzt. Nicht et\.va Reformation; denn nicht
absichtlich wird dieses bewirkt werden, sondern von selbst muß es entste-
hen. Auch ist keine bloße Umgestaltung zureichend; sondern es ist eine
gänzliche Auflösung in den innersten Elementen - ein Chaos erforder-
lich. - Nicht in Einer Gesellscbaftsphäre allein, geht diese innre Revo-
lution vor sich und soll sie bewirkt werden; wie etwa bloß in d.[er]
Kirche oder auch in der Gilde, sondern in allen GeseUschaftsspl1ären,
obwohl die Kirche, als das Centrum von diesen auch der Mittelpunkt
und I-Iauptplatz jener großen Be\.vegung und Auflösung ist. 1
s.1s 1441 Auch die äußre Revolution (1790-1815) erstreckte sich, wenn gleich
von Staat und Nation beginnend i.iber alle andern Gesellschaftssphären,
und selbst über die l(jrche, durch Zerstörung der Orden, der kirchlichen
Verfassung und das Gericht über Rom. - Jetzt ist die Tendenz in der
.Schule, wie in der Gilde zwiefach: 1) Sich selbständig und vom J"taate 1Jnab-
hängig zu machen, 2) Sich an die l(jrche, wenn auch nicht durchaus die
gegenwärtige, sondern die Zflkiirifiige anzuschließen. Sollte nicht der
Staat, im anerkannten System religiöser Friedlichkeit dieselbe Tende11z
haben; und sollten nicht auch die JVationen auf eigenem Wege dasselbe
bez\vecken? - Wenn sie die Nationalität nicht mehr äußerlich im Staat
und Kriegsruhm, sondern in Geschichte und Sprache, Erinnerung, kurz
im Wort suchen. - (vid. supra. - den damit zusammenhängenden, und
jetzt wohl im allgemeinen anerkannten, aber nur sehr unrichtig ange-
,vandten und ausgeführten Grundsatz, daß alle Erzieh11ng national sryn
soll)
1451 Was die Zeit betrifft, so ist eine gleiche Dauer der innern Revolution
mit der abgelaufenen Dauer der äußern Revolution wahrscl1einlich, 25
Jahre des Friedens und der Congreß- und heil. Allianzherrscbaft; und
der Beginn der großen Katastrophe mit 1840. Selbst in 17 40 liegt noch
eine Analogie mehr dafür. Vielleicht auch 1500-1550 etwas ähnliches. -
s.19 Jede der drey Perioden von 1500-1600-1700- 1800 1 scheint in il1rer
ersten Hälfte drey Epochen zu haben, in der letzten z,vey, mitbin zu-
sammen fünf.
1461 Die Schule war bisher nicht bloß vom Staat, sondern auch von der Nation
;1nd von der Gilde abhängig, und eigentl[ich] in Opposition gegen die
Kirche. Soll eine gänzliche Unabhängigkeit von jenen drey Mäcl1ten
300 Zur Geschichte ttnd Politik
gesucht werden, oder bloß eine freye Abhängigkeit bezweckt, durch ein
Gleichgewicht, Wechsel und Wahl zwischen jener dreyfachen Abhängig-
keit? - Das innere Ziel der gesammten Schule muß die Religion seyn,
dh. die ZUKÜNFTIGE KATHOLISCHE Kirche. -
1471 Unabhängig vom Staat, alle Nationen 111nfassend aber nicht kosmopolitisch,
auch nicht bloß universell künstlerisch, sondern in CHRISTLICHER Ein-
heit, fn"edlich verbi-indet mit der wohlgesinnten Gilde, und in, Innern ganz der
Kirche dienend; das wäre wohl der rechte Wahlspruch für die Schule.
1481 (Dieser WISSENSCHAFTLICHE .Sieg der katholischen Wahrheit ist eben der .~n-
fang und auch die Vollendung für die Wiedergeburth des Wortes.)
1491 (Alles kömmt darauf an, daß die katholische Wahrheit J//issenschaftlich siege. -
Für diesen Zweck kann man selbst eine relative Abhängigkeit (z.B. vom
katholischen Staat) dulden, da ohnehin eine vollkommne Unabhängigkeit
für die Schule jetzt durchaus nicht erreichbar - und selbst die einzig
mögliche Art, die Schule für Deutschland im Ganzen selbständig z11 kon-
stituiren - nur auf einer zv.ritterhaften Anerkennung 11nd Mischt1ng des
Protestantismus begründet werden könnte.)
1so1 Der natürliche Zustand von Italien ist der, daß es aus einer 11ehrheit
von größern und k.leinern Republiken bestehe, ,vie es war, ehe die Römer
Italien zu Grunde gerichtet haben, und dann wieder auf andre \'v'eise
im 1\1ittclalter zur Zeit des Kaiserthums. - Sobald diese Republiken
durch irgend ein Princip an d[ie] Kirche geknüpft und der geistl. [ichen]
Gewalt unterworfen wären, ginge dies auch sehr wohl an; und diese
neue Erscheinung von Republiken, die in ihrem innersten \'v'esen katho-
lisch wären, ist eben die Italien so wie auf andere Weise auch Spanien
s.20 vorbehaltene Aufgabe. Alle bisherigen l republikanischen Tendenzen
der neuern Zeit ,ron Florenz bis auf die franz.[ösische] Revolution hat-
ten den Fehler 1 daß sie immer antik und heidnisch ,varen oder scyn
wollten. Eine katbolische Republik in Spanien und Italien, die innre und
ät1 (3re Theilung von Frankreich, der Untergang von England, die
Eroberung Et1ropas durch die Russen, und ein deutscher Napoleon oder
eine deutsche Revolution, - sind ungefähr die Elemente, welche den
Inhalt der nächst bevorstehenden Weltgeschichte ausmacl1en werden.
1s 11 Alle Autorität verschwindet 11na1tjbaltsa11111nd 11n1lliderstehlich, und es bleibt
keine mehr übrig, als die der Idee, dh. des reellen Geistes, der zugleich
Leben wirkt und die Gewalt hat; oder die Herrschaft des e1vige11 Wortes (des
Siegers a11f den1 1JJeißen Roß). Dicß kann und soll nicht anders seyn, und
jeder Widerstand ist vergeblich, ja kaum erlaubt zu nennen.
[XIX] Zur Geschichte und J:>olitik. 1818. I 301
1s21 Unter d.(en] Katholiken entwickeln sich jetzt sehr deutlich z;vey }Jarth~yen
und ganz verschiedne Arten: 1) die politischen und äußerlichen Katholi-
ken aus einem bloß räsonnirten Glauben, wie Bonald, Ad. Müller pp.
2) Die innerlichen Katholiken, bey denen die Idee iiber der Autorität
steht. -
Diese Scheid11ng wird sich immer mehr und deutlicher entwickeln. Alles,
was äußerlich ist an d.(er] Kirche, mithin auch ihre äußerliche Autorität
\vird fallen und muß verschwinden, so wie der innre Sinn erwache, das
Licht und die Erleuchtung allgemein wird und die 1-lerrschaft des ewi-
gen Wortes beginnt. Sie soll und kann aber nur innerhalb der Gränzen der
katholischen Kirche beginnen; sonst würde sich alles nach allen Seiten
zersplittern und zerstreJ1en. (cfr. Philos. vom Gesetz) 1
s.21 1531 Das Element, welches in einer Periode d.[er] Weltgeschichte vorwaltet
und vorherrscl1t, macht die bryden angränzenden sichtbar, und erfüllt mit
ihrem Kampf und Gegensatz oder auch mit ihrer Vereinigung die
Sphäre der äußern Erscheinung. Und so dürfte doch wohl die Ord-
nung der herrschenden Elemente anders als die früher angegebene und
dem natürlichen Gange d[er] Geistesentwicklung (wie ihn auch die
cpo[Philosophie] darlegt) gemäß seyn; daß nämlich die Fantasie als die
eigentl[iche] Naturkraft in d[er] Urwelt zuerst beginnt; dann die f/er-
nunft, (zu der auch d.[er] Glauben geho"rt, das Princip der Juden) und der
Wille, der dann als das Princip des Mittelalters zu betrachten wäre; wäh-
rend dessen Herrschaft Fantasie und Vern11nft in der höchsten, aber iso-
lirten Entwicklung neben einander stehen, und eben dafür aber, weil
das Liebt d.[es] Verstandes fehle, alles nur ein liebevolles, aber dunkles
Wollen und unerfüllte Tendenz bleibt. - (Nicht dieses bestimmt die
Folge der vorherrscl1enden Elemente; sondern dagenige ist vorherrschend
in jeden, Weltalter; 1velches in diesem zur W1EDERGEBURTH gereift 1111d vollendet
1vird.)
Während der Periode der schaffenden Fantasie in d[er] Urwelt tritt das
titanische Wollen und der intuitive Verstand (in der cpo[Philosopbie]
d(es] Henoch) einzeln stark und gewaltig hervor. Dann in d(er] Periode
der Vernunft (der Gesetzgeber-Philosopl1en und des mosaischen Glau-
bens) sind Wille und Verstand mehr in I-Iarmonie. So wie at1ch jetzt, in
d[er] Periode des Verstandes, es abgesehen ist auf eine innige Verei11ig1111g
1,1nd f/erschn1elzung von Fantasie und Vern11nft. In d[er] Epoche von 1500-
1800 war vieJleicht erst ein Kantpf theils der Fantasie mit d.[er] Vernunft,
theils auch der Vernunft mit sich selbst, im Zwiespalte der Kunst. Jetzt
ist aber unläugbar klar, worauf es hinausgebt. ((Meine alte Formel von
302 Z11r Geschichte und Politik
1ss1 (Zu dem bekannten Spruch „Gebt Gott, was Gottes is t, und dem Kai-
ser, was des Kaisers ist;" - könnte man wohl auch noch hinzusetzen;
und „gebt de111 Plato, 111as des JJ/ato isl." -)
156] Die Schule soll und muß zunächst selbständig werden, und dann soll und
wird sie sich der erneuerten Kirche wieder freywillig unterwerfen. Zur
Selbständigkeit d[er] Schule aber muß der Staat vorzüglich mit wirken,
wenn auch nur indirekt und unbewußt, ja gegen seine Absicht. Selbst
die Verfolgung der Scl1riftsteller wird dahin führen. -
1s11 Das \Vichtigste, um die große Macht, welcl1e die Schule haben und selbst
seyn sollte, richtig aufzt1fassen, ist die Betrachtung, daß die Erziehung
eigentlich ganz der Schule angehört und ihr auch wiedergegeben wer-
den sollte; denn "venn gleich die Religion die wesentlichste Grundlage
der Erziehung ist und immer bleibt, so kann doch die wahre, auf das
D [Quadrat] der me11schl.[ichen] Geisteskräfte gegründete EntwickJung
und Bildung des 1\1enschcn,vesens nur aus der cpo[philosophischen]
Erkenntnis dieser D [Vierfachheit] l1ervorgehen; und ist nicht Sache
des Priesters, dessen Wirksamkeit zunächst auf die Ausspendung der
Sacramente beschränkt seyn soll. - Der Staat darf sich vollends nicht
anmaßen, die Erziehung ganz an sich reißen zu ,vollen, da die 1\fen-
schen nicht bloß für den Staat, sondern für sich selbst erzogen ,verden
sollen. - 1
S.23 1581 Steht die Kirche im Mittelpunkt aller übrigen Gesellschaftsformen oder
doch vielleicht die Ehe? -
Schule Schule Schule
Kirche Ehe Staat oder Ehe KlRcr-rE Staat oder Gilde Kirche Staat
Gilde Gilde Ehe
1601 Im dritten Weltalter (dem Mittelalter) herrschte weder der [/erstand allein,
noch der Wille allein; sondern beydes, aber ein gebundner, ob\.vohl gött-
lich erleuchteter db. also ein giittlich geb11nde11er Verstand und ein ebe nfalls
gort/ich gebundener Wille. Jetzt im vierten \'v'eltalter ist es der frrye Verstand
und der fr'!)1e Wille, der das herrschende Element ist und den Ton angibt;
aber allerdings sollte es seyn und 11Jird es seyn am Ende des Kampfs
ei n GÖTILICI-IER freyer (mithin durch Liebe erleuchteter) Verstand und
desgleichen ein goftlich freyer Wille.
Dieses ist sehr wichtig.
Im Mittelalter ist ein mehrentheils dunkler aber lebendig kräftiger Wille das
vorherrschende gewesen.; und nicht der Verstand.)
1611 Für die Chronologie des menschlichen Lebensalters und zur Erklärung
der Chronologie der Genesis - könnten vielleicht die Grundzahlen in der
Chronologie der Weltgeschicl1te die beste Anleitung geben - 24 - 18
- 12 - 6 + 10 + (4 - 3 - 2 - 1). Dann 100 als allgemeiner Factor.
Giebt es kein bestimmtes Maß für das Verhältnis der menschlichen Le-
bensdauer zu der Dauer der Weltgeschichte? -
6 ist mithin die Grundzahl. Vielleicht also 600. - Dieses aber oft noch
verlängert, wie nachher abgekürzt. Dann 1000 als Schlußstein des fünften
Zeitraumes, der eigentlich kein Weltalter mehr ist. - 100 Jahre etwa ein
menschliches J ahr nach s.[einen] vier Jahreszeiten das wären also 6 Tage,
eine Woche bis zum Ruhetag. 1
s.24 1621 Das nach der Sündflurh als natürliche Lebenszeit geltende Maß von 120
J ahren, scheint n1.1r Ein .L ebensjahr nach seinen 4 Jahreszeiten umfassen
zu sollen. - Vielleicht ist also dieses auch als das natürliche I~eben{iahr
in der früheren Zeit anzusehen, was dann 6 oder 7 mal wiederhohlt,
die ganze gigantische Lebensdauer ausfüllen würde. - Späterhin ist diese
einfache Lebensdauer von 120 wieder sehr herabgesetzt worden, auf
80 - endlich wohl auf 72. (Dies gäbe 120 · 6 = 720 Jahre oder 840.
365 = 120 · 3 + 5 3 Jahre und 1/24. Das Lebensjahr zu 120 Jahren.)
1631 Alles das, was jetzt geschieht, der ganze Kan1pf und die ganze Gähr11ng
des Zeitalters besteht eigentl.[icb] im folgenden: das geschriebene 111'ort oder
das GesetZ; die Menschensatzung zerstb"rt und vernichtet sich selbst durch
sein eigenstes Übern1aß und seinen Mißbra11ch. (Mehr aber noch das erste
als das letzte).
Der Zweck djeses Ereignisses ist offenbar kein andrer als der: das ge-
schriebne Wort, alle Menschensatzung und Autorität zerfällt und löst
sieb auf, um den; Il1/'ort des I~ebens (dem Sieger auf dem weißen Roß)
Raum zu machen. -
304 Z11r Geschichte 1,1nd Politik
s.26 1651 Die jetzige lf1JltEpoche des innet·n Unji-iedens hat rucl1t etwa bloß den
Z\veck, die Nlenschen DAhin zu treiben, wo allein der wahre Frieden zu
find en is t, e twa zur Kirche, und zum äußern Katholizismus; sondern
ganz vorzi.igltch die Geburth und Entwicklung des innern Worts zu
Stande zu bringen und aus dem H erzen der Menschen zu erZ\vingen.
Es sind die S'ch111erz,e11 der neuen Ceb11rth, für die \'v'elt wie für den einzelnen
Menschen. Was jenen Zufluchtsort der K.irche betrifft, so werden die
Menschen theils diesen Weg, den jetzt so viele redliche Seelen suchen,
[XIX} Zur Geschichte t1nd Politik. 1818. I 305
und wenn sie ihn gefunden haben und im Besitze desselben sind, ihn
für den einzig rechten halten, - wenigstens für jetzt noch nicht aifgernein
einschlagen wollen; theils ist auch da der völlige Frieden nicht zu fin-
den, in dem der Unfrieden auch da eingebrochen ist, was zur Beförde-
rung der neuen Weltgeburth nothwendig ist; und nicht anders seyn
kann. Selbst in dem innern Worte des Lebens ist kein vollkommner
Frieden ZLl erwarten, indem man auch mit dieser innern Stütze doch
mitten im Sturmgedränge und Kampf des äußern Lebens stehen bleibt,
und eine wahrhaft entsprechende Form auch des äußern Lebens für
jenes innre durchaus jetzt nicl1t gefunden werden kann.
J66J Es ist übrigens wohl möglich, daß dieser innre Unfrieden so anwächst
und um sich greift, so tiefe Wurzel schlägt, daß, wenn er lange dauert,
der Wunsch nach allumfassenden Krieg, als Mittel und Ausweg der Rettung,
alfge111ein und iattf, der Erhaltung desselben vorangehen wird. 1
S.27 J671 Weithistorischer ANFANG der Geschichte.
Die weit verbreitetsten Sprachen haben einigermaßen einen KASTEN-
charakter, und scheinen also auf die Zersplitter1,1ng des Urstaates zu deuten.
Einige Sprachen l1aben einen JJriestercharakter; so das Indische, unter den
Abendländischen am meisten das Lateinische und vielleicl1t noch weit
mehr das Etr11rische; die persischen und ger1J1anischen Sptacl1eo sind He/den-
Sprachen. - Die slavischen Sprachen sind die der Knechte, der Shudras
oder Sklaven. JJhii11izisch dürfte die große Handelssprache gewesen
seyn - mithin auch arabisch und hebräisch. - Die Griechische ist wohl eine
Sprache des Uebergangs - sie ist auch wie die phönizische eine Handeis-
und K.iinstiersprache; hat aber doch auch etwas vom Charakter der J-lel-
densprache.
J68J In der Wirkung des Metallgeldes und selbst des Credits dürfte wohl auch
etwas Magnetisches liegen; und von diesem Standpunkte aus, sich eine
ganz neue Ansicl1t dafür eröffnen.
J691Sobald das Geld und die Gilde sich an die Kirche anschließt, so ist sie
gerechtfertigt, wie die Republik. - Und dal1in wird es kommen; das
Creditwesen des Staats \.Vird und muß zu Grunde gehen und nur durch
die Kirche kann ein neues gegründet werden. Das Geld wird übrigens
freylich über das Landeigenthum siegen, welches einmal den Staaten 1
s.2s ohne Rettung verfallen und auch ohne RettLtng von ihm zerrüttet ist.
Das neue kirchliche Geld- und Creditwesen aber müßte im Einzelnen
durch den weltlichen Ge1J1ei1zdevorstand (Diakonen) einer jeden Ge-
meinde, oder eines jeden Bisthums begründet ,verden. Das ist Eines
306 Zur Geschichte und J)olitik
1101 Ueber die Chronographie als christliche Weltgeschichte, und das Systent der
katholischen Geschichte. - cfr. Philos. 1820. II gegen Ende.
1111 Was die sechs aetates betrifft, so ist die Epoche von Abrahant eine innre,
unsichtbare, im ersten Kein1 des für die Zukunft sich gestaltenden. Die
Epoche von Moses ist selbst für die übrige heidnische Weltgeschichte eine
sehr gute Epoche - die Epoche von Solon coincidirt sehr gut mit der
babylonischen Gefangenschaft und dem Ende des selbständigen Jiidischen
Jtaates. - Salomo ist bloß eine sttqjektiv nationale Epoche, - obwohl auch
welthistorisch merkwürdig und da etwa mit den heroischen Zeiten der Grie-
chen und Homers coinzidirend. - Die äußre Geschichte des jiidischen Staats
kommt dadurch ganz an die rechte Stelle, in der ersten JJeriode des Z}JJeiten
Weltalters.
1121 (Die ganze Sache mit den VIER MONARCHIEN ist noch genauer zu unter-
suchen; es ist der Stufengang der Weltherrschaft nach 11ier Stadien, durch
eben so viele Nationen, in der Fortriickt1ng von Osten nach Lf7esten; der
äußern Thatsache nach - dem innern Wesen nach aber ist es der progres-
sive St,tjengang in der Entwicklung des Antichrist, - oder des feindlichen welthi-
storischen Elen1entes t1nd insofern sehr wesentlich in dem System der Weltge-
schichte. Das letzte Zeitalter der 2tt" J:>eriode, die vier Zeitalter der dritten
JJeriode und die Z}Vey Zeitalter der 4'r" J:>eriode, bilden zusammen die sieben
apokab,ptischen Zeiten. Die lndier kommen auch ganz recht zu stehen,
nämlich in der 2ren Periode des 1 tcn Weltalters.
Das erste lr/elta/ter hat zw8J' Pe1ioden von Adam bis Noah, von Noah bis
Moses. Das zweite i'f7eltalter hat deren drey von Moses bis Solon, Solon bis
..411g11s/11s-.,411g11st11s-Constantit1. - 900-600-300 -
Das dritte l'f7elta/ter hat 11ier Perioden - Mahomet - Konrad - Kreuzzüge.
Das JJierte IY/eltalter hat wieder Z}Jley Perioden - doch in cliesem wieder
mehrere andere kleinere.) 1
J741 Die T/ermischi1ng der Dämonen mit dem Menschengeschlecht wird durch die
Stelle aus der Schrift von den Nephilinen zu offenbar bestätigt, als daß
sie sich läugnen ließe. - Auch ist diese Stelle offenbar eine Herleitung
von etivas noch Vorhandenen, - also waren auch vom Stamme der Nephili-
nen noch nacb der großen Fluth Ueberbleibsel, wenigstens gett1ischte vor-
banden. - Wenn man nun dazu nimmt, da{3 Nimrod ohne allen Zweifel
ein Neger war, und diese die ersten Eroberer in der 1Peltgeschichte, so ist wohl
natürlich, wenn wir diese Nephiline mit den Negern in Verbindung
308 ZJtr Geschichte ttnd IJofitik
1751 Beni Elohir11 heißt in jener Stelle aber nicht Kinder Gottes (da wohl zu
merken, der Name Jehova hier nicht angewandt wird) sondern Söhne.. (was
schon der Gegensatz mit den Trichtern der Menschen als genauer Uber-
setzung empfiehlt) des Geistes, unentschieden ob böse oder gute, oder
der Geister; mithin dämonische Naturen.
1771 Die Stände sind älter als der Staat; und diese Stände (Kasten) bilden
eigentl.(ichJ das \Xlcsen des Kainischen Staats, ,velcher durch den Nim-
rod, wo nicht zuerst, so doch von neuem und am meisten zerstreut
ward.
1781 Das herrschende Element des Z\,Veiten Weltalters ist umso mehr die
T/er1111rift gewesen, als diese doch das Vermögen der Gesetze ist; das Gesetz
aber und die Religion des Gesetzes jene Epoche ebenfalls bezeichnet.
Verstand und \'v'ille als die angrä11zendcn Elemente waren dabei in Har-
monie, und das bezeich11et die classische Bildung des Alterthums. 1
S.32 1791 Wenn die Urwelt in der Ent-vicklungsform siderisch war, das klassische
Altertum ani111a!isch, das Mittelalter aber 1 egetabilisch; so ist die jetzige
1
1so1 Licht und Fe11er sind die herrschenden Elemente - Licht als Entwicklung
des ewigen Wortes, und Feuer, um alles Irdische zu verzehren und zu
reinigen. Die Revol11tion ist ein sich selbst entzj,indender Verbrennungsprozeß
der Staaten und aller politischen Macht -. Das Feuer der Zerstörung
verbreitet sich aus unzähligen Quellen in Strömen und wird endlich zur
Meeresfluth. - Das Licht der neuen Zeit weht noch unsichtbar und
ge1st1g durch die äußre \'v'elt, wie ein LebenshaL1ch und magnetische
Luft.
1s11 (Es ist wohl der allgemeine typische Charakter der ganzen Periode von
1800-2100 der von einem sich selbst entzündenden Verbrennungspro-
zeß (den1 Untergange dt1rch Fe11er) innerlich genommen, politisch und auch
medizinisch in Hinsicht auf den Charakter der vorherrschenden Krank-
heiten. In Hinsicht auf die nächste Epoche von 1800-1850 ist wohl im
politische11 Gebiet nicht so sehr ein Verbrennen, als ein unaufhaltsames
Zusamn1enfallen, Einstürzen, Zerbrechen und Erliischen. -)
1s21 Das Geheimnisvollste in der Weltgeschichte sind die Zahlen. - Klar ist
im 1700-1800 Jahrhundert die Folge der Perioden von 40 · 40 · 20. Die
Revolution in Europa begann mit Kaiser Josephs Regierungsantritt, und
den ersten Act derselben endete Bonaparte. Von 1500-1600 vielleicht
30 · 30 · 40. - und von 1600-1700 ganz einfach 50 · 50. - Die kleineren
Perioden scheinen oft ein Verhältnis von 1 1/2 zu einander zu haben. -
Für unser Jahrhundert frägt sich, ob die erste Periode bis 15. oder bis
20 geht; vielleicht das letzte. Bis 20 ist mir am wahrscheinlichsten, 15-
20 war nur noch Nachhall des ganzen Drama - Pause nach der großen
Katastrophe. Selbst die Wiederhohlung der Dat1er der vorigen Epoche
von 1780-1800 spricht dafür. - Am klarsten sind die Zahlen des 18t"'n
Jahrhunderts.
1831 Die Epoche von 1650-1800 ist durch den ungeheuren An\:vachs und
s.33 Auswuchs politischer Macht und I allbeherrschendet Geldinfluenz des
Welthandels charakterisirt. Die Selbstzerstörung dieser bcyden Princi-
pien werden vermuthlich den Inl1alt der jetzigen Periode bis 1950 bilden.
184! In 1500-1600 findet gar keine Unterabthei!Nng Statt; von 1600-1700 zerfällt
ganz ein fach in zwey Epochen und l-lälften SO.SO. Dan□ 1700-1800
sichtbar in 40„40.20. (.Diesen Gang könnte man metrisch bezeichnen /
310 Zur Geschichte und JJolitik
1851 Auch im Staat war Uehermacht 11nd Ueherspann;1ng; die freylich wohl noch
lange dauern werden.
1861 Vielleicht hat das vierte Weltalter nicl1t vier, sondern sechs Perioden; jede
von einem Jahrhundert.
187] Im ersten Weltalter (der Fantasie) findet wohl in Hinsicht auf T/erstand
und Willen ein Ur11sch111ung Statt, der eine Epoche bildet; erst der im
göttlichen I..,ichte erhellte Verstand (dessen Mittelpunkt oder Gipfel l-ie-
nocl1 ist); daneben der titanische Wille, dessen Übermuth die Sündfl.uth
s.34 straft. 1 Dann späterhin der im heroischfrom111en Glauben dahingegebe11e lf/ille
(im Abraham) und der kiinstlich siderische T/ersta11d, mit seinem bab_J,loni-
schen Thurrnbau.
1881 Die ersten und innersten Grundprincipien der Chronologie wären viel-
lejcht in der 1J1e11schlichen Organisation, in den Zeiten 11nd Zahlen des B/11t-
t11J1laujs, - welche ohne Z\.veifel alle siderisch im höchsten Sinne des
Wortes sind, oder aucl1 magnetisch. - Setzte man die Zahl der Pulse in
einer Minute auf 72, so giebt dies für die Stunde die merk,vürdige Zahl
von 4320. 72
60
4320
24
[XIX} Zur Geschichte und J)olitik. 1818. 1 311
17280
8640
103,680
1891 Wenn das Celd ursprünglich die Bestimmuna o hatte ' die Stände, beson-
ders die höhern, künstlichen zu erhalten, und in der That die Bedingung
ihrer Möglichkeit ist, so diente es in der Mitte seiner Laufbahn, die Welt
zu verbinden und die Nationen zu verschmelzen; und ,vird am Ende
wieder dahin führen, alle Stände aufzuheben, und in Eins zu verschmel-
zen - auf~er dem Einen nothwendigen geistlichen Stand.
1901 Es ist das Geld ,vie die Erbsünde, eine dämonische Kraft und Gewalt,
welche erst zLun Bösen führt, dann aber besiegt und gereinigt, ge,veiht
wird ZL1m göttlichen Dienst.
191 1 Wennrepublikanische Veifassung unter dem Schutz und der Sanction der
Kirche allgemein werden sollte; so würde es ein sehr schwieriges Pro-
blem werden, die Freiheit der Fra11en sicher zu stellen, da alsdann die
Macl1t der Familienväter wieder sehr steigen würde.
J94J Die :Kirche als einen geistigen Verband zu betrachten, in welchem als
solchem das Element d. [er] Fantasie als Bindungsprinzip vorwaltet; -
ein Verein im Wort in (rein geistiger) Liebe - ist nur im ersten Augen-
blick befremdlich, dürfte sich aber bei tieferer Betrachtung sehr be'\väh-
ren.
J95I Die wesentlichste, unter allem Wechsel bleibende Crundcorporation ist die
der christlichen Gemeinde. Die Einricl1tung eines Gemeindevorstandes isc
das, was der Comrnunalverfassung allein Bestand, die rechte Richtung
und dauernde LebensKraft geben kann. - Selbst die Wahl der VolksDe-
putierten so!Jte aus den Gemeinden hervorgehen und nach diesen ein-
getheilt und organischer gestaltet werden. - Alle anderen Corporatio-
nen sind nur zufällig, vorübergehend und untergeordnet.
1961 Die Rückkehr ZfJm J)ositiven kann bey den J)rotestanten IN MASSE nur auf
dem \Vege des Strebens nach einer kirchlichen Veifass11ng zu Stande kom-
men; weshalb unter allen Symptomen dieses so vorzüglich wichtig ist.
(Es kann dieß aber auf bv,den Wegen geschehen, auf dem der Episcopal-
veifassung, wie auf dem der Synodalveifass11ng und durch ein Gemeiodesyn-
oderium - auf einem oder dem andern oder auch auf be_J•den zttgleich und
abwechselnd. -)
1971 Die große Katastrophe scheint jetzt '\vieder viel näher zu rücken; und
1820-1840 wird vielleicht eben so furchtbar seyn als 1800-1820 '\var. -
Republik in Spanien und später in Italien, der Untergang von England,
ein neuer Ausbrucl1 in Frankreich, die heftigste Spannung in Deutsch-
land, endlich allgemeine Anarchie in ganz Westeuropa und Rußlands
S.36 Eroberung von Europa sind der I wahrscheinliche Inhalt dieser Epo-
che. - Die arnerikanischen Kriege - das Ze,j'allen der Tiirkey und überhaupt
der mohamedanischen Staaten - ist wie der entfernte Donner des her-
annahenden Ungewitters.
J981 (Schule
Kirche Ehe Gilde
Staat)
Der Staat entspricht mehr dem Element d.[esl Willens, dagegen die
Gilde dem Element der T/er1111nft, als matericUcr Verkehr, Verknüpfung
ins Unbedingte, durch das Medi11n1 des Geldes, als eines materiellen IV'ortes.
J991 Nacl1dem im jetzigen Weltalter der T/ersta11d mit seiner eigenen lf/ieder-
geb11rth in sich selbst beschä_ftigt ist, so flattert der !"Pille frey und zügellos
wild umher; und das ist nun das eigentl.[iche] Pbänomen der Revo!t1tio11
[XIX] Zur Geschichte und J:>o/itik. 1818. I 313
und ein· e111iges Sch1vanken zwischen Anarchie 1,1nd Despotisn1us in der eigent-
lichen Region des Willens, dem Staate. Vielleicht geht immer die Ent-
111icklung der Wiedergeburth voran; mithin wäre der Charakter der Weltalter
in der Atifeinandeifolge also so zu besti,nn1en 1) Ent1vick/1,1ng: Abraham be-
ginnt die letzte Periode dieses Zeitraumes, wie Christus die letzte Peri-
ode des zweiten Weltalters. 2) Wiedergeburth 3) Entivicklt1ng, ein Element
des wiedergebohrenen Lebens, 4) Wiedergeburth.
11001 Das ist ,vohl der große Unterschied der alten und der ne11en Weltge-
schichte, daß dort bloß die Entivicklung das herrschende Element und
den Inhalt desselben ausmachte; hier aber die Wiedergebtrrth desselben.
Im ersten Weltalter ist die herrschende Kraft und Lebenswurzel die
Fantasie - Verstand und Wille entwickeln sieb einzeln L1nd abgesondert;
im zweiten Weltalter entwickeln sje sich in harmonischer Verbind;111g und
Verschmelzung; so \Vie im dritten Weltalter Fantasie und Vernunft sich
getrennt und abgesondert ent1vicke/11 - im vierten Weltalter aber sich in1mer
inniger durchdringen und verschmelzen. (Selbst der jetzige Rhythmus u -
U / ist fieberhafter und schneller als der frühere des vorigen Jahrhun-
derts - / - - u /)
11 011 Das Merkwürdige ist, daß jetzt bey allen Greueln, die geschehen, eigent-
lich kein entschieden übler Wille obwaltet; wenigstens ist dies eine höchst
seltne AL1snahme. - Und was sind selbst diese gegen einen Ezzelin? Es
gab im Mittelalter eine viel andere titanische Kraft eines satanisch bösen
Willens. 1
s.37 11021 Das ganze Kapitel 1) der S'ignatur des Zeitalters (Cl1arakter, Tendenz oder
Geist der Revolution oder bloß Charakter der Zeiten) dann 2) das von
den verschiedenen Formen der Gesellschaft - Kirche - Staat, Gilde und
Schule; selbst mutatis mutandis das 4) von der Einheit und Frezheyt, Bestim-
mung und Aufgabe der deutschen Nation ja auch das 3) Ende der We/~e-
schichte (nach den apokalyptischen Ansichten) könnte in Eine Vorlesung
für Freunde vereinigt werden; dh. Eine in vier Abtheilungen.
11031 (Nach der Analogie vom Eintritt des ersten Kerns zum neuen. Weltalter
im Anbeginn der letzten Periode des vorangehenden Weltalters (wie es
bey Abraham und Christus der Fall war); sollte man wohl eine ähnliche
epochemachende Begebenheit voraussetzen und aufsuchen, die etwa um
anno 1200 Statt gefunden haben müßte. Dieses könnte dann doch nur
das Wiederaufleben der cpo[Philosophie] seyn - oder vielleicht der heilige
Franciscus? Wegen des Grundsatzes von dem zut Wiedergeb11rth gelangen-
den und eben dadurch in jedem Weltalter vorherrschenden Element -
314 Zur Geschichte und Politik
po41 Es kommt bey der so111 1eräne11 Gewalt vorzüglich darauf an, sich un11nterbro-
chen in dem Besitz derselben ZJI erhalten; wie bey einem siegreichen Kriegsheere,
auf andere Weise auch wohl bey dem Credit eines Kaufmanns derselbe
Fall eintritt. D ieß ist das eigentliche Geheirnniß der gewöhnlichen
Staatskunst, welches auch für das Gewöhnliche völlig ausreichend. -
T/erstärkt wird die restigkeit des Besitzes der souveränen Gewalt sehr
durch die gegenseitige Verbindung und Verkettung aller der Ge\valtbe-
sitzenden. - Doch wird diese Verkettung mehr und mehr sich liisen, oder
auch gewaltsam reißen; wie sehr es auch für den Moment den Anschein
haben mag, daß sie sieb fester schließen und wieder da11er11d griinden wolle. -
Dieses ist eigentl. [ich] die magische Kette, welche die i\ienschheit ge-
fangen hält. - Der Satz, daß jede Revolution in ihrem Ende wieder
zur despotischen Alleinherrschaft führe, dürfte sich in der Folge nicht
bewähren, sobald die neuen, republikanischen Gesellschaftsformen und
Institute sich auf die Kirc/1e gründen, und sich gegenseitig durch eine
WAHRE, heilige .-4/lianz befestigen und gewährleisten, \.velche unter den
die souveräne Ge,valt Besitzenden nur Schein und Lug ist. 1
S.38 pos1 Das gewöhnliche Dictum, daß die republikanische T/eifass1111g immer wie-
der durch Anarchie zum Despotisn1t1s führe und auf große ] Jänder 1111d Natio-
nen gar nicht anwendbar sey, ist völlig ungegründet. Alle Schwierigkeiten
fallen weg, \venn auf der einen Seite die republikanischen Staaten auf
die Kirche sich gründen, und dieser sich selbst anfügen und unterord-
nen; und wenn sie von der anderen Seite nicht centralisirt '\Verden, sondern
auf eine ganze Masse JJOn }rf!) en 11nd selbständigen Corporatione11 sich grün-
1
den, und mithin aus kleineren rep11blika11ische11 T/ereinen und Gliedern orga·
nisch z11sam1t1engesetzt in der gtößern Masse nur einen faderati11en Körper
bilden. - Die Bildung selbständiger Corporationen und politischer l ~oka/-
lnsticute und J Joka/Regierungsgrundsätzc - ist mithin das einzige und
\.vesentlich Nützliche und Gute, was sich im politiscl1eo Gebiet vorbe-
reitend auf die Zukunft für jetzt thun und wirken läßt. - Nebst diesen
aber muß und \vird das Heil vorzüglich von den kleineren Staaten ausge-
hen. - (Die französische Republik ist an Paris und demnach aus der
Mo,1archie hersta1J1111e11de11 Centralisir1111gs-Systen1 zu Grunde gegangen, nicht
an der rept1l)likanischen Form selbst. -)
[XlXJ Z1-1r Geschichte t111d J)olitik. 1818. 1 315
11011 D ie jetzigen Staaten, besonders die großen sind nicht bloß unchristlich,
sondern indem sie zugleich vorgeben, christlich zu seyn (wie in der l1eili-
gen Allianz) und die Religion und Kirche leiten, ja beherrschen und zu
ihren, Zweck mißbrauchen zu wollen, im recht eigentliche11 Sinn des
Wortes ANT1c/1ristlich; \.voraus denn das Ende des Kampfs und der Gäb-
rung, und der bevorstehende Untergang dieser sämtlichen Staaten als
einer eigentlich antichristlichen Macht sich umso zuverlässiger voraus-
sehen läßt. Dieses wird wohl der erste Act der bevorstehenden Er-
S.39 neuerung seyn; etwa - 1900. Dann I der 2te Act von 1900- 2000. Viel-
leicht die if7iedervereinig1111g der Kirche und endlich 3) die Wiederet"\.vek-
kung und Vereinigung aller zur Kirche und Religion eigentl.[ich] gehö-
renden Natur- und Wunderkräfte. Dann folgt die Vollendung. Viel-
leicht könnten 2) und 3) aber auch in umgekehrter Ordnung aufeinan-
derfolgen. Zuerst aber kommt ohne Zweifel die Katastrophe der Staa-
ten an die Reihe. (Nebst den großen Staaten aber muß das Heil vorzüg-
lich in den kleinern ausgehen.) - Wahrhaft christliche Staaten müßten
der Kirche unterworfen seyn, sich ihr freiwillig t1nd von selbst unter-
werfen und unterordnen, ja auch unter sich alle Z\.vistigkeiten christlich
schlichten, ja in den Fällen, wo es nicht anders ginge, selbst der geistlichen
Vermittlung sich t1nd dem Schiedsricl1terspruch irgend einer kircl1lichen
Gewalt unterziehen. - Dieses kann abet freylich nicht möglich seyn, als
wenn nur Eine Kirche ist. Wenn aber nur erst einmal die antichristlichen
Gewalten \veggeräumt sind, so wird jene Unterordnung unter die Kir-
che, die für kleine, repi1blikanische Staaten sehr wohl denkbar ist, so \Vie
auch die Vereinigung der Kirche, mehr und mehr von selbst 11nd allmählig
entstehen.
poi!J (Wenn Abrahau1 im ersten Weltalter gegen das Ende desselben als An-
fangspunkt und Vorbild für den Anfang des zweiten Weltalters und
selbst des dritten dasteht; wie Christt1s selbst am Beginn der letzten
Periode des zweiten Weltalters, alle folgenden begründet; so folgt dar-
aus nicht, daß es eben wieder auch so durch einzelne l11divid11alitäten und
glitt/ich gesandte J)ersonen geschehen müsse; sondern es kann geschehen,
316 Zur Geschichte und JJolitik
durch den neuen göttlichen Geist der überhaupt ao. 1200 "vie bis jetzt
1800 in der Kirche und in der Wissenschaft rege wird. Als einzelne Person
wäre für 1200 s·. Francisc11s am meisten zu nennen mit dem die tiefere
Mystik wie auch Marienverehrung (de immaculata conceptione) damals
angefangen hat, wie sich denn schon damals die Idee vom e1vigen Evange-
litttJI pp. ZL1 regen anfing.)
p091 Die Hauptfrage bleibt immer wie es bey jener Staatenveränderung und
Kirchenvereinigung mit dem JJabste und mit dem Kirchenstaate werden
soll. Der letzte wird gewiß nicht bestehn; was den Ersten betrifft, so
kann und ,vird das nur Gott entscheiden. Dct Eine Hirt der Schrift ist
ohne Zweifel Christus selbst, in seiner ersten nicht persönlichen \Vieder-
kun ft oder der Sieger auf dem weißen Rosse; wo Christus selbst
herrscht, da ist sein Stellvertreter und Vicarit1s nicht mehr nöthig. Aber
nur Christus selbst kann ihn seiner Stelle entbinden dL1rch seine unzweifel-
hafte Gegenwart. Kein Sterblicher darf Hand anlegen an den Ge\.veihten
des l-lerrn. Das Ll?'ie und ~Wann dieser großen Entscheidung hat sich der
Vater vorbehalten. 1
s.40 11101 Sist11ondi erkennt die Verdienste von Kaiser Otto dem Großen in Italien sehr
entschieden, da er besonders derjenige ge"vesen, ,velcher den italiäni-
schen Städten jhre freie M11nicipialveifassung gegeben, oder doch ilieselbe
neu und besser organisirt hat.
11111 Die unzähligen wilden Fehden der lon1bardischen Städte untereinander noch vor
ihrem Bund gegen den Kaiser, müssen doch wohl aus dem besondern
lombard.[ischen] Nationalcharakter hergeleitet werden, oder vielleicht
aus dem Umstande, daß hier vorzügl. [ich] viele lor11bard.[ische] Barone von1
I.ande in ilie Städte gezogen und ihren Fehdegeist mit in diesen hineinge-
bracht haben.
11121 Die wahre politische Staatskunst der J.Jäbste wäre ohnstreitig gewesen,
die Republiken in Italien zu begünstigen, und ein Föderativ.rystem von rep11-
blikanischen J'taaten flir ganz Italien zu bilden und allmählig herbey zu füh-
ren, an deren Spitze Ro111 als die geistliche Aristokratie, ohne alle
Rivalität und gefährlich e Kampfstätte stehen könne. Dann wäre das
neue christliche Italien glücklicher und blül1ender geworden, als das alte
vor den Römern.
J1131 Der Freyheitskrieg des Lo1nbardcn8undes hat auch sehr bald den Cha-
rakter eines eigentlichen Nationalkrieges zwischen der De11tschen und ita-
liänischen Nation angenommen. 1
[XIX} Zur Geschichte und JJolitik. 1818. 1 317
Das Wesentliche sind die Corporationen; der Sieg derselben über die
Theorie der repräsentativen Verfassung ist ein erster Fortschritt der oder
wenigstens zur guten Sache. Allein nun kommt es zunächst darauf an,
die rechten Corporatiooen zu finden und zu gri.inden und sie von den
schlechten, veralteten und Lebensleeren oder gar der Absicht nacl1 auch
nur ge\valtthätigen Corporationen zu scheiden. Die rechten Corpor.[a-
tionen] würden aber die kirchlichen, an die Kirche sich anschließenden
seyn; und die große Sache wäre, sie unmittelbar atif die Religion z11 griin-
den. - Demnächst wäre aber auch ein intellektueller Zweck, was jenen
kirchlichen Verhältnissen und religiösen Banden am nächsten käme,
und später zu det11selben Ziel führen würde. Wenn die jetzige Vcrfolgt1ng
der Sch11le in D eutsch land, mit der frühern der Kirche zusammengenom-
men, den Erfolg hat, beyde zu verbinden oder wenigstens durch ein ge-
meinsames rechtliches Oppositions-Interesse ejnander näher zu brin-
gen, so ist dieses ein sehr großes und erwünschtes Resultat. - Für die
Kirche aber besteht die nöthige Reform lediglich in einer Reform der
Ve,fassung, durch Wegwerfung alles Unwesentlichen (CardinäJe, Erzbi-
schöfe, theologische Doctoren und Universitäten, Schutzinspektion der
weltlichen Macht, weltliche Priesterherrschaft pp.) t1nd von der positiven
Seite durch Aufstellung Eines allgemeinen, neuen Ordens als das wesent-
lichste positive Bedürfnis der katl1olischen Kirche. (Die Benedictiner sind
Land- und Stadtmönche. Die Franciscaner pp. waren Volksmönche. Die
Jesuiten Hofmiinche, eben darum sind sie für die neue Zeit alle nicht mehr
s.42 passend.) 1 Näcl1st dieser Reform und netten Belebung der Veifassung wäre
dann das zweite Erforderniß zur großen Reform der katholischen Kir-
che - eine allgemeine Revision aller Gesetze und der gesammten Cesetzgebi1ng der
katholischen Kirche; um aus dem toten Wust und Chaos ein lebendiges
und klares katholisch-kirchliches Gesetzbuch, in aller Kraft und Kürze
der Einfalt, herauszusichten. - Von Seiten des Glaubens ist jetzt nichts
mehr zu thun; die lrrthiimer, die jetzt noch in der Kirche obwalten, sind
theils so subtil, und besonders so schwebend und schwer, fest zu fassen
und zu greifen, und dann auch so weit verbreitet, daß sie gar nicht
durch die Ai1torität und durch Glaubensdecrete entschieden und wirk-
lich beseitigt werden; sondern nur durch die christliche Philosophie, de-
ren eigentliche Aufgabe <ließ ist.
318 Z11r Geschichte und JJo/itik
1116] Von 1500-1650 herrschte die Fantasie, ging aber allmählig ganz in Ver-
nunft über; von 1650-1800 die Vernunft, ging aber allmählig ganz in
Fantasie über im ld [reinen Idealismus] und der Naturcpa[philosophie].
Einheit und Fr8_)1heit sind die Bestrebungsobjekte des Zeitalters seit
1500. - Ionre Freiheit und äußre Einheit war es anfangs - also ganz
verkehrt; jetzt muß das Streben geleitet ,verden auf die innre Einheit, die
ZfJgleich Freiheit ist; und auf die positive, reelle äußre Freiheit, die eine
wohlgeordnete organisch lebendige Freyheit, nämlich die corporati1 e. 1
11111 (Keine innre Einheit, die nicl1t zugleich eine äußre, - keine äußre Frey-
heit, die nicht zugleich eine innrc persönliche wäre - Keine Einheit
ohne Freybeit, keine Freyheit ohne Einheit.)
111 81 Im ganzen vierten \Xleltalter ist doch wohl die Vernunft das herrscl1ende
Element. - Wenn anders der Charakter der \Xleltalter überhaupt durch
das Uebergewicht Eines Elementes bestimmt ,vird? - Allerdings ist dieß
der Fall; wenigstens werclen dadurch die Of?jekte des Strebens für ein
Zeitalter bestimmt; aber meine erste Auffassung der Al1feinanderfolge
war ricl1tiger. Für das zweite Weltalter des classischen Alterthums ,var
der T/erstand das herrschende Element; denn sowohl die gesetzgeberische
[XIX] Zur Geschichte i1nd J:Jolitik. 1818. I 319
als auch· der kiinstlerische Geist ist der Verstand und nicht die Vernunft·
'
denn nicht bloß der künstlerische, sonde rn auch der gesetzgeberische
Geist geht auf die Einsicht und Erkenntnis eines ]Jositiven, und zwar
eines göttlich Positiven und beruht darauf, mitbin auf dem Verstande.
Im ersten titanischen Weltalter ist der Wille das herrschende Element;
jetzt aber die T/ern11nft, eben daher auf das Absol11te, auf Einheit und
Fre;1heit gerichtet. - Das Mittelalter aber ist das Zeitalter der Fantasie;
denn wenn diese auch im ersten Weltalter eben so mäch tig und viel-
leicht noch mehr war, so wurde sie doch erst damals durch das göttliche
Licht der Offenbarung verklärt 11nd wiedergebohren.
(Das herrschende Element ist dasjenige, was aus dem gewöhnlicl1en engen
Kreise heraustritt, und dann theils mit göttlicher Kraft, theils dämonisch
ge1JJaltig wirkend sich entwickelt.
Der titanische Wille im ersten Weltalter - ist auch ein übermensch-
licher.) 1
S.44 11191 Der große Grundsatz der Anschließung (im Grunde das Streben nach einer
innern Einheit, die zi1gleich eine äußre seyn soll) ist nicht bloß auf die Kirche
anwendbar, als den einzig festen Anhaltspunkt; sondern ist im Chrislen-
thi1m überhaupt gegründet, ja dieses is t seinem Wesen nach selbst nichts
andres als das ANSCJ-ILJESSEN an CJ1ristus.
11201 In jedem Weltalter ist dasjenige Elen;ent das vorherrschende, dessen partielle
Wiedergeb11rth in diesem Weltalter zu Stande kommen soll. Die Wiederge-
burth des Willens wurde im ersten Weltalter durch Abraham vollendet;
die Stufen daztt sind Enos, Henoch und Noah. Und eben darum ist Enos
nach der Vulgata zu erklären und als Erste Jtufe noth1vendig (bloß Jehova);
Adam und Jeth haben bey aller Erleuchtung und den siderischen Kräf-
ten, ,velche sie besaßen, nicht so gebetet noch beten können, wie dieser,
der im Gefühle seines Elends und Erkrankung seine Zuflucht zu Jehova
nahm, und au~ innerstem Herzen ihn zuerst auf diese \'{leise anrief.
(Nach dieser Ansicht - wäre auch Hiob sehr wichtig und erhielte da-
durch ein neues Licht.)
11241 (In den katholischen Staaten von Deutschland muß man jetzt nach Frv1-
heit der Kirche trachten; in den protestantischen nach Einheit der ](jrche, sey
es durch Episcopal- oder ~nodafverfass11ng. Wie ist es mit der Einheit der
Schule und der Freyheit?)
S.46 p2s1 Nicht einmal Venvahr1-1ng durch Absonderung findet I jetzt in dem
Kampf gegen das Böse statt, wenigstens nicht auf eine durchgreifende
und wahrhaft wirksam helfende Art. Da alles eine chaotische Masse ge-
worden und die Gränzen des Guten und Bösen selbst fast ganz ver-
[XIX} Zur Geschichte 11nd JJo/itik. 1818. I 321
wischt sind. H eil11ng also auf dem psychischen Wege (nach der Lehre von
Geist und Seele, d[en] vier Elementarkräften des Menschen) ist die ein-
zige, .fiir das Ganze völlig 11nZ!1reichende, aber doch i111 Einzelnen noch 1virksam
anwendbare Hilfe. - Ja auch Gri-inden ist für das Gute schon zuviel gesagt,
da im Grunde nur Zeit ist zum Säen.
11261 Die jetzige Epoche 1800-1850 ist ein JJichtprozeß, wie das Licht denn
überhaupt aus Tod, Fäulnis und VerwesHng entsteht, oder auch beym Un-
gewitter sich ent\vickelt, wie im Blitz. Diese Epoche entspricht mithin
dem ersten Schöpfungstage; sechs Epochen von 50 Jahren werden den
Zeitraum bis 2100 erfüllen; die nächste Epoche 1850-1900 entspricht
d.[em] zweiten Schöpfungstage, Scheidung der OBEREN und UNTEREN Was-
ser (Intelligenz). Es wird immer noch ein fl1,1thender Zustand seyn, aber
doch wird sich das Obere und Untere, das l-Iimmliscl1e und lrdiscl1e,
Kirchliche und Bürgerliche, Geistliche und Weltliche schon det1tlich
mehr und mehr sondern. Am vierten Schöpfungstage 1950- 2000 fängt
die neue Kirche schon an, sich organisch zu gestalten; nach ihrer sideri-
schen Ordnung im symbolischen Sinne von Sonne und Mond. (Unsere
Epoche wird daher auch die allerfi,1rchtbarste seyo; jetzt kommt eine
zweite Zeit der Zerstörung von 1820- 1840 wie die erste von 1800-
1820. Die halbe Zeit 1840-1850 nach dem Grundsatz von zwey Zeiten
und eine halbe: / - - u / wird dann sehr schön und herrlich seyn;
denn da wird das Licht wirklich selbst entstehen.) 1
J132I (Es ist etwas gi/tt/ich Positives und Primitives, et\.vas mit gbft/icher Ceivalt
Siijtendes auch i,n Staat (in der Völker- und Weltgeschichte) erken nbar;
wie so etwas ursprüngl.[icb] Göttliches und Stiftendes auch in d.[er]
Schule und se lbst in d. [er] Gilde gefunden wird. - Und dieß ist eben
das S'tfftende im Staat (nicht die Grundlage des Ursprungs) - eine große
Fri.edenserfi11d11ng, f/o'fkerstift11ng, J111gia11b/iche Kriegs1JJe11d11ng, ein TV'ille11s11111n-
der.)
11 331 Für den symbolischen und typischen Charakter der sieben christlichen
Zeitalter, - noch folgendes zu bemerken: 1) Taufe - ao. 300. Zeit d.[er]
Märtyrer. 2) Connrmation - im geistlichen. Zeit der großen Kirchen-
[XIX] Zur Geschichte 11nd JJolitik. 1818. 1 323
väter bis ao. 600. 3) Confirmation im Weltlich.[en] bis ao. 900 4) (Ehe)
zwiscl1en Staat und Kirche bis ao. 1200, von 900-1200 Kaiserthum. 5)
Priesterthum auch im Weltlichen, im Kaiserthum und Rittertl1um bis
ao. 1500, von 1200-1500 Ritterthum. 6) Sacrarnent des Gewissens - bis
auf 1800. 7) Sacrarnent des Todes bis ao. 2100. - 8) Eucharistie 2100-
3300. Das 7) ist sehr gewiß.
p341 (Aus der Apokalypse - eine genauere Charakteristik der dem Michael
als Gott d.[er] Erde oder Engel d.[er] Tiefe untergeordneten Geister-
schar (den herrschenden Aeonen der 7 christl. [ichen] Zeiten und ver-
schiedenen Straf- und Würgengel des Gerichts, - desgl.[eichen] den
besonderen Engeln einzelner Völker und Staaten - wie sie dort erwähnt
oder vorausgesetzt werden - zu erforschen.)
11351 Der „Gott der Erde" (der Tiefe) - Archangelus Michael nebst den ihm
untergeordneten Geisterseharen, den Engeln einzelner Staaten und Na-
tionen, nach dem alten Testament, (cfr. Widmann), (zugleich Schutz-
engel der gesamten Kirche) lenkt auch den Krieg, die Schlachten, in-
sofern Göttliches in ihnen erfunden wird, wie hie t1nd da unläugbar, -
und den Strom der obersten Gewalt und Weltherrschaft - von welcl1er
„obersten Ge,valt" es auch in diesem Sinne heißen kann, daß sie )}von
Gott sry ". - 1
s.49 [1361 Die Nat1,1rRevolution wird wahrscheinlich i1z Italien ihren Anfang nehmen
oder zuerst eintreten; wo dann die partielle (vulkanische) Zerstörung
wahrscheinlich auch als ein wundervolles Signal Gottes für die kirch-
liche Katastrophe entscheidend eingreifen oder mitwirken wird.
11371 (Der typischen Verkündig11ng und Vorbild11ng des gottlichen Worts in der U11velt
entspricht die neue Erscheinung einer christlichen Kunst. Die .rymbolische
Entfalf11ng des go·ttlichen Wortes am Ende und in der letzten Periode des
dritten Weltalters 1200-1500 und dessen Wiedergeburth wird in den sechs
mosaischen Entwicklungsstufen seine Genesis vollenden.)
p381 Nach der erreichten Wiedergeburth der Verni,nft tritt jetzt als das eigent-
1. [iche] Problem des Zeitalters, und geistiger Inhalt der Geschichte für
die näcl1ste Epoche (1800-2100) - die Wiedergebttrth des Wortes ein; sowie
die personliche Erscheinung des Wortes gerade in der letzten Periode des
vollendeten Verstandes eintrat; ich sage des vollendeten, nicht des wieder-
gebohrenen Verstandes; indem mir zweifelhaft ist, ob der Verstand da-
mals auch, obschon in aller Bildung vollendet, zur wahren Wiederge-
burth gelangt sey. Ja vielmehr muß positiv behauptet werden, daß der
324 Zur Geschichte und Politik
s.so p391 cfr. supra Jenes Giittliche im Staat wird jetzt wohl gesucht und vermißt,
wie selbst der falsche Anschein desselben in dem dät11onischen Thun des
Napoleon, oder die falsche religiöse Farbe von 1813, darum so begierig
ergriffen ward; aber die Kraft selbst dazu scheint erloschen zu seyn -
wenigstens für die jetzige und nächstkommende Zeit. (Dieses gehört
eigentlich zu der Bemerkung, daß es überhaupt in 11nserr11 Zeitalter an
wahrer Größe fehlt. - Die fl1rchtbare Neigt1ng z11 der Gleichheit - ist es, ,vas
unser Zeitalter besonders charakterisirt und was aber aus der Herrschaft
der Vernunft hervorgeht.)
1)411 Dasfl,rchtbare Streben nach dler] Gleichbeil ist nicht das deutlich bewußte
und als Grundsatz öffentl. [ich] hingestellte; sondern die 1111be1JJußte, un-
willkübrliche ja ,vie ein Fatum 11nabä11derliche, unaufhaltsame und verbor-
gene Hinneigung und Hiostiirzung zur Gleichheit. - Das vierte Objekt
des Zeitalters, oder das vierte Element seines Strebens ist die Gerechtig-
keit; es ist aber dieses ein ganz bewußtes Streben, ein .Suchen, - dem nur
selten ein Finden entsprochen hat. - Es ist 1voh/ nie i11 der IVelt so viel von
Gerechtigkeit gesprochen ,vorden, und so selten danach gehandelt, so wenig
[XIX} Zur Geschichte ttnd l_)olittk. 1818. 1 325
danach geleistet worden als jetzt. Man ergreift erstl[ich] nur den Buch-
staben der Gerechtigkeit, näml[ich] das Gesetz; und zwar beyde Par-
tl1eyen, die souveräne und die liberale thun dieß; dieß ist das genieine
Streit- und das Rabulisten-JJroc~recht; dagegen verkennt man das
ewige, ungeschriebene Natur- und l1öhere Gottesrecht, und sogar den
letzten Faden desselben, das Prinzip der Billigkeit. (über den Ursprung
jenes Proceßrechts - die unseelige Kamerale des Justinian). 1
s.s1 11421 Vielleicht gehörenz11san1n1en - .Staat, Stamn1, Stand, B1,1nd und wieder Zft-
sammen - Kirche, Ehe, Schule und Gilde. Und bilden diese Z}JJeimal vier
Vereinsformen - als Correlata - Einen Quaternarius. -
Auf der andern Seite könnte auch in einem 6. [Dreieck] - nach den
3 fachen Stufen von Geist, SeeleJ ttnd Leib, - Schule, Kirche und Ehe - eine
andere Reihe bilden; aber die Gilde ist auch ein materieller Verein - die
Ehe freyl[ich) ein Verein in J_,eib, Seele und Geist.
(Schule Scht1le Schule
Kirche Gilde Kirche Ehe Ehe Kirche
Ehe Gilde Gilde
Stand Stand
S'tan1n1 Staat Stantm B11nd
Bund Staat)
Auf der andern Seite ist d(er] Stand z. B. von allen jenen ersten vier
abhängig - von Schule, Gilde, Kirche, ja auch von der Ehe. - .Stamm influen-
cirt den Staat und in alten Zeiten auch die Kirche (im JJriesterstan1m) -
und die Schule durch Erblichkeit des Standes, der Erziehung und der
Lehre. - In jenen fünf Ur- oder Weltvereinen ist etwas Ciittliches oder
Dämonisches, Ehe, Kirche, Schule, Staat~ Gilde. - Bund und Stand sind ganz
bloss natürlich und menschlich; auch die KircheJ Ehe, Staat 1,1nd Gilde sind
ein Bund - ja selbst in der Schule ist die Secte und Genossenschaft der
Art. Stamm, Stand, Bund sind die Principien der Absondr11ng und Verbin-
dung, sind mithin theils die Materie, - theils die Organe jener höhern
Societätsformen. - Stamm - Nation ist in der Ivfitte zwischen Schule und
Staat, Stand in der Mitte zwischen Kirche und Ci/de - der Bund ist die
Ergänzung im Inneren und Äußern des Staates und dann aucl1 mit der
Gilde in Beziehung wie alle Privatgesellschaften und Vereine (\X'ohlthä-
tigkeitsvereine). Der besondre, bestimn1te Zweck und die besondere Gewalt
(Macht des Sch1verdts, des lVorts, des Ce/des, der Nat1-1r, der LPeihe) bildet
jene Societätsformen. 1
326 Zur Geschichte und JJolitik
s.s2 [1411 Der Stand ist ein Kirchenstand (Priesterthum) Staatsstand (Adel und Be-
amten), Gildenstand (Gewerbe, Landeigenthum, Geldeigentbum) Schul-
stand - Gelehrtenstand selbst Ehestand sagt man. - Der ßt1nd kann sich
aL1f alle jene Societätsjormen beziel1en - er kann politische und religiiJse -
merkantilische - litterarische Zwecke haben, oder auch auf das Privat und
Familieninteresse beabsichtigte - immer aber nur indirekt mitwirkende, a11s-
haltende1 ergänzende; für die großen Zwecke jener fünf Hauptsocietäten,
welches wesentliche und umfassend große - um nicht zu sagen unend-
liche und absolute oder giittliche Zivecke sind; was selbst von d [er] Gilde
als Bedingung und Band der Vernunftcultur und des universellen Zu-
sammenhanges der Menschheit gilt.
11451 (Am Adel zeigt sichs, daß Stamn1 noch etwas andres ist als Nation. -)
11461 Der Stand und der Bttnd müssen sich gründen auf jene ursprünglichen
wesentlichen und ewigen Societätsformen, Kirche, Staat, Gilde, Sch11le nebst
Familie u. (Nation) gründen; und danach ist zu beurtheilen, ob sie echt
und \vesentlich sind pp. Sie müssen sich auf jene ersten Corporacionen
beziehen und gründen.
p471 (Nicht bloß die Ehe findet auch im Universum Statt; - auch der STAAT
oder eine Hierarchie der geordneten Oberherrschaft 11nd Unterordn11ng findet in
der Geisterwelt Statt. - Die Ehe in Gott und im Universum - die Kir-
che in jenem Leben und d[ie] Staaten in d[er] Geisterwelt.)
11481 Fast scheint es, als wollte es auch in der LitteratLtr zu einer großen Schei-
dung zwischen dem katholischen t1nd protestantischen Eleu1ente 11nd Theile von
DeL1tschland sieb anlassen, die erst wieder von 11e11e,n recht kraftvoll con-
stituirt werden soll, ehe dann aus jenem Gegensatz sich ein Neues ent-
faltet. (- Auf der protestantischen Seite \Verden sie es nie zu einem festen
Kern bringen; an diesem aber liegt alles, wenn der Katholicisn11,1s 111issen-
scha;_ftlicb siegen soll iiber den Protesta11tzs11111s.) 1
s. 53 11491 Bund, Stand und Stan1n1 lassen sich vielleicht auf Geist, Seele, I~eib beziehen,
wie jene vier Elementargesellschaften auf die vier Elementarkräfte des Men-
schen. - Jene Principien sind die Organe der Ehe, welche sie alle in sich
vereinigt, Krone und Gipfel derselben ist. (Die Ehe ist eine Kirche it11 Kleinen;
die Kirche eine Ehe in1 Grossen.)
[XIX} Zur Geschichte und ])olitik. 1818. 1 327
11501 (E in Bnnd der nicht bloßpolitiscl1e, kirchliche, Handels- oder Scl1ul- und
Bildungszwecke hat, - sondern alles dieses zusammen, ist eben der Fa-
milie11bJ1nd. Der erste Stand unter allen ist der Ehestand - im gewissen
Sinn selbst mehr als der Priesterstand.)
11s1 1 Die Kirche bezieht sich doch wohl am meisten auf den Willen; die Gilde
dagegen auf die Fantasie. Jene vier Elementargesellschaften müssen übers
Kreuz miteinander verb1,1nden und ineinander versch1J1olze11 1.verden; dam.it als-
dann die wahre große Fundamentalgesellschaft, die Fam.ilie, oder das
christliche Privatleben desto herrlicher gedeihen und neu aufwachsen
kann. - Der Staat bezöge sich dann auf das Element der Vern11rift. -
Vielleicht soll erst Staat und Gilde, und Kirche und Schule in lebendige
Conjunktion treten; dann aber Kirche - Gilde Staat und Schule. - l-Iat viel-
leicl1t jede Elementargesell scl,aft z;vry Elemente als Objekte der Behand-
lung und Agenten ihrer Wirksamkeit.
Verstand
Gilde Sc/Jule
Fantasie Vernunft
Kirche Staat
Wille
Mit Kirche und Staat ist das sehr gut; die Religion hat es zugleich m it
dem Willen und der Fantas ie zu thun; der Staat mit dem Willen und
der Vernunft. - Verstand und Fantasie vereint, geben Kunst, dies is t aber
die Idee aller Gilde.
ps21 ( In der rep11blzkanischen Welt und Verfassung kann die Nation nur als
Staatenbund Eins seyn.)
11561 (Die Taufe bezieht sich doch mehr auf den Willen, die Confirmation
auf den Verstand. - Nur bey Ehe und J.Jriesterthuni scheint dieses nicht
so anwendbar.
Alles dieses ist zu vergleichen mit der obigen Stelle von dem l_)pischen
und SJ'mbolischen Charakter der sieben christlichen Zeitalter; und dieses da-
nach zu reccificiren.)
1157] Vielleicht sind auch in jede1'1 Weltalter ZWEI Elementarkrefte ZUGLEICH die
vorherrschenden; doch mit dem Ueberge1vicht des Einen, und mit 1vech-
selnde1J1 Verhältnis des Gegensatzes oder der Harrnonie zwischen beyden. -
Vielleicht auch mit nicht gleichförm.ig ,vährend des ganzen Zeitraumes
..
bleibenden, sondern Epocheweise ab1vechselnden1 Uberge1vicht. -
p581 In der Epoche von 300-600 war die T/erntrnft im innern ],eben das vor-
herrschende Element; von 600-900 entwickelt sich die christliche Ver-
nunft auch im äußern Leben und gestaltete dieses demgemäß; christ-
liche Könige, das Königthum erhält die christliche \'{leihe. In der Epo-
che von 900-1200 war die Fantasie das hervortretende, an,vachsende
Element neben jenen ersten; al)er ,vie mit scheint, in b(!) de11 zugleich, im
1
inoern wie im äußern Leben; sollte aber diese Trennung je statt finden,
so war es im ci1'.ßern Leben, wo sie zuerst sieb entfaltete. Von 1200-1500
ward die Fantasie mit dem Ursprt1ng der ivahren lv!J!stik auch im inneren
Leben mächtig und produktiv, auch in Beziehung auf Kunst; während
die Entfaltung im äußern Leben immer fortging. - In dem Zeitraume
von 1500-1800 ging erst noch die kiinstlerische T/olle11dt111g der Fantasie
fort; dann trat die Herrschaft und Ent\vicklung der philosophischen T/er-
n11nft ein und es endigte das Zeitalter, als jene ganz ins Leben hinausge-
treten war, und die Vernunft cpo.[philosophisch] ihr Ziel und Ende
erreicht hatte, mit der lf?iedere11tdeck11ng der Fantasie. - Von 1800-2100
[XIX] Zi,r Geschichte und Politik. 1818. I 329
..
s. 55 II 591 _.LJ lteste Welthistorie.
Za0QUVO-CY)~, der Gesetzgeber und Naturprophet, die Arimaspen (bey
Diodor) und der älteste Nahme des Zoroaster nach Hammer; kann sehr
gut gothisch oder detttsch erklärt werden. Sae, Sre, das versteht sich von
selbst; thrattstes aber dürfte Truchtin, Gott der Herr, Drottning 11nser Droste
seyn. Wörtlich hieße es also Seedroste, Saedraust in mehr gothischer
Form; Seemeister, Meergebieter (Seeherr, Seegebieter - Meerkönig.)
(Dieses ist aber umso mehr im Geiste des arimaspischen Cultus - nach
dem Verse oµµa-ca EV UO'tQOLOLV, '4JUX1'JV Ö'cv KOLA<p EXOUOLV.)
Man denke hiebey an den auf deni TPasser 1vandelnden B11ddha 11nd Dhern1a;
den indischen Begriff des Narayan, (aqua incedens). Ferner an den Geist
Gottes, der atif den1 Wasser sch1vebt (Genesis 1,2); denkbar, wenigstens der
Untersucl1ung werth, wäre doch, ob nicht unter dem ruach Elohini
gleichwohl der persö"nlich in Menschenform auf dem Wasser \.Valtende
Geist Christi zu verstehen sei? - In der Kunst müßte es durchaus so
vorgestellt werden. Ruach wäre also hier so wenig dem Hl. Geist so
ausschließend eigen, als cap. I. der Odem Gottes, der dem Adam einge-
blasen wird. - Ferner an die evangelische Thatsache, wie Christus auf
dem Meere wandelt und „das Meer bedräut."
11601 Bamian ist die Stadt des Kain, Hanoch genannt; l-Iuscheng ist J-lanoch.
Dies beweißt aber nicht, daß irgend eine antediluvianische Stadt nach
der Sünd-fluth noch stehen geblieben und vorhanden gewesen; sondern
es beweist, daß jene älteste Stadt (von der Genesis selbst als solche aner-
kannt) von antedilL1vianischen Völkern erbaut, an antediluvianische Erinne-
r11ng und Nahmen angeknüpft 1var; vielleicht auch in Cultus 11nd Ba11art der
ältesten, antediluvianischen Art und Weise entsprach, (der Felsenbau-
kunst, wenn auch nicht gerade der in Italien und Griechenland so ge-
nannten cyclopischen; welches wohl nur eine Art von jener ganzen Gat-
tung war. 1
könnte man wohl sagen, wie alle ersten Erfindungen und Stiftungen, so
ist auch der älteste Staat (der noch zugleich Familie und nur Stammes-
ordnung war) rein psychischen Ursprungs, daher auch ohne psychische Er-
kenntnis nicht verständlich.
11621 Wiederentdeckung der Fantasie
Die Iv1nstfantasie ist zwar wohl von neuem wiederentdeckt worden, so
daß auch alle Produkte derselben aus der Vergangenheit, besser als je
verstanden werden, allein die wissenschaftlicl1e Erkenntnis der Natur-
fantasie BEGlNNT ERST JETZT in den ,P[psychischen] Offenbarungen. (zu
Ende der Epoche von 1500-1800; besonders aber um die Scheidezeit
1800.) Auf der anderen Seite geht die Untenve,fi1ng der Vern11nft Jtnter den
Glattben dabei immer ihren Gang fort. - Ist die Beriihr11ng dieser beyden
Fortschritte schon jetzt zu erwarten? - (Die vorangehende Feststellung
eines J)ositiven ist der später nachfolgenden organischen Zusammenwir-
k1.1ng an sich nicht entgegen.)
D ie erste Ankniipfung zwischen diesen beyden Elementen ist für jetzt
wohl das Einzige, was sich noch leisten und erwarten läßt. Das Centr11n1,
s.57 den ersten festen Kern dieser Anknüpfung als ein erstes J->ositives I hinzustel-
len, das ist wohJ vor der H and meine ganzpersiinliche Aufgabe, "vas vors
erste allein geschehen müßte. Das organische Z11san1menwirken auf dieses
Z iel ist vielleicht erst dann möglich, wenn jener Kern der christL[ichen]
Philosophie, erst hinreichend positiv aufgestellt worden; sonst möchte
nur ein vermittelndes Capituliren herauskommen, und ein fruchtloses
Zusammenwirkenwollen nach einem unverscaodnen Ziel? (Wie ich frü-
her festsetzte, vorher die Grundsätze der christlichen Philosophie aufzu-
stellen und dann die Concordia.) Klar ist, daß jetzt nur ein scheinbares
t1nd ganz forr11loses, mithin 11norganisches Z11sa111n1en1virken erreichbar ist, so
scheinbar an und für sich der Grundsatz sein möchte, daß auch die
höhere Schule, der 1visse11schafllirhe S'ieg des Katholicistn11s auf corporati11er11
Wege begr(.indet und durch organisches Zusammenwirken gesucht \Ver-
den soll. Doch ließe sieb das Problem so lösen: der Jvissenschaftliche .Sieg
des Katholicisn1us muß als der ÄUSSERE I/erei11ig11ngsp1111kt hingestellt ~ver-
den; jene Anknüpfung als innrer Kern des ersten Positiven für die Wie-
dergeburth des Wortes.
116JI (Die Erkenntnis rler side,iscben Ei11bild1111gskraft und die Wiederherstel/111,g der
christlichen 1/ernttnft sind die beyden Elemente desjenigen, was jetzt zu-
nächst geleistet \,Verden soll, und an der Tagesordnt1ng ist.)
lf64I Die Re ligion der neuen Epoche tritt in jeder Weltperiode schon im
Keim und erstem Anfang in dem letzten Zeitraum ein des frül1eren
[XIX} Zur Geschichte und J:>olitik. 1818. 1 331
11651 Wenn jetzt augenschejnlicb der Lattf der Zeiten beschleunigt i1nd beßiigelt ist,
doch erst seit 1800 oder höchstens seit 1790, also noch eine kleine
Epocl1e vorher; so hat für das erste Weltalter, besonders für die erste
Epoche in umgekehrtem Verhältnis ein Retardiren Statt gefunden, so daß
z.B. das menschliche Leben zur Patriarchenzeit über die natürliche Da11er
hinaus wunderbar verlängert "vorden. Die natiirliche Lebensdauer und
Normallebensjahre sind wohl die 365 Jahre des Henoch. - Lamechs
777 als die durch Geisteskraft erreichbare; alle übrigen durch göttlichen
Aufschub iibernatürlich verlängert.
(Adam 930
Seth 912
Noah 950
Methusal. 969 geben noch keine gleich verständlichen Resul-
tate.) 1
..
s.ss 11661 Altes/es 1-feidenthum.
Das alte Heidenthum kann man nicht besser scl1ildern, als mit dem
Nahmen des psychischen Heidenthums. Die schönste Stelle dari:.1ber is t
der Vers aus den Arimaspeia bey Ritter. S. 282. oµµai:a ev aoi:QOLOLV,
,jrux'Y}v ö'ev KOLA({) exouoLv
Die Versenkung der Seele in die Wellen, in die Sue (als Weltseele) ist
das psychische Geheimnis und der Zugang dazL1, durch ein p.rychisches
Naturgefühl, welches jetzt noch die Tiefe der J)oesie ist, was den alten
Völkern Religion war.
(Diese Versenkung hängt noch selbst mit der Tattje zusammen - als
erster Zugang zu dem freylich rucht mehr bloß psychischen, sondern
geistigen JJiebesgeheimnis.
Jenes alte Heidenthum ist auch mit der Sankhyo-cpo[Philosophie] sehr
zusammenhängend - es kennt nur den Nat11rgeist, und die Ll:?eltseele, den
p11rusholton1a und die Maya. - Eben weil dieses alte, psychische H eiden-
thum - den wahren Gott und den höheren Theismus eigentl. [ich] nicht
kennt - ist es dem Heroendienst sehr geneigt. - Dt1rch ttnd durch n1agisch
war es, auch 111enschenopfer waren damit in Verbindung. -)
332 Z11r Geschichte und J)olitik
p671 Sind die Runen vielleicht nur ein Ueberbleibsel der Keilschrift - ist dieses
etwa die antediluvianische Schriftart, mit den Sä,,len des Seth zusammenhän-
gend?
p681 Das ne11e Heidenthun1 ist das theologisch-mythologische, das brahminisch-indi-
sche, das ägyptische, und das Griechische; das persische könnte man das
gelä11terte nennen.
11691 Adarn ist wahrscheinl. [ich] zuerst vergöttert worden. Stelle aus dem Bu-
che der Weisheit von seiner großen J\1acht nach dem Sündenfall. - Jüdi-
sche Sage bey Stolberg von seiner dem Seth mitgetheilten Weissagung
über das Weltende pp. - Die Menschenvergiitterung ist eigentlich noch nie
gründlich dh. mosaisch erklärt worden. Nach dem Moses ist das leicht.
Stolbergs Idee von d[er] Vergötterung des Noah.
11101 (Die Kainiten kennen d[en] Jehova nicht bey Moses, weil dieser dem
Enos und dem Stamme Seth vorzugsweise beygelegt wird.)
11111 Lamecb ist der Stan1mvater der Magie; das ist k.lar. Der andere Lamech (der
wahre pauper & humilis) aus dem Stamme Noah wird auch durch 777
bezeichnet; wie Lamech der Kainite der 7te von Adam ist, und bey der
Rache des Kain und Lamech - 7 und 77 vorkommt. (7 ist die Zahl der
s.s9 Magie der wahren wie der falschen.) 1 (l.an1ech der Stifter des alten psy-
chischen 1-leidenthums und mithin auch aller Mysterien.)
11 121 Bey den Säulen jenes alten 1-Ieidenthums hätte R(itter) auch an die Säu-
len des Seth gedenken sollen. - Die ÖL.tJtEi:a Batylien, _,4erolitbe11 gehören
wohl auch dem ältern Heidenthum an. -Vermuthlicher Zusammenhang
mit der Keilschrift.
11731 Von der Vergötterung des Adam könnte selbst der Adar11 Kadn1on der -
Kabbala und der Gnostiker noch eine Spur cntl1alccn.
p74I Drey Grundideen sind in jenem ältesten l-leidenthum - der So1111e,1geist,
die ~isserseele (dadurch schon das lvfictlere zwischen d.[em] Elementen-
Cultus und siderischem Naturdienst) - und der gifttlich gerechte Meister.
.LJls Nara_J1an und Det11iHrg ist dieser Adam, als der pilgernde und wan-
dernde Meister ist es Kain; als Jia111n1L ater der Magie ist es Lamech. -
1
Das über die Person des Brahma gestellte unpersönliche Bra/1111 oder
Brel1m, ist nichts als eine später hinzugedachte Ueberschwenglichkeit,
wie der ngona,:wg der Gnostiker, oder die Uebergottheit einiger altdeut-
scher Mystiker.
(Der indische Narayan erinnert ganz an den Geist Gottes, der iiber den
!Vtzssern schivebt. - Wohl zu merken aber ist, daß Brahn1a in d. [em]
[XIX] Zur Geschichte und l_)olitik. 1818. 1 333
11 761 Der Elephant war vermuthl(ich] das zahme Dienst- und Hattsthier, das
halbvernünftige, bey den Menschen und Giganten der Urwelt; der vorzüglich
auch wohl zum Bauen sehr gut gebraucht werden konnte - 1
S.60 [177J (Abel ist eine Person, Kain zugleich ein Volk - oder ein großer Starnm.)
11791 Das Schiff des Noah und die Taube sind wie der Apfel und die Schlange
der Eva. Zu19 Arten von Errettung fanden statt bey der großen Fluth;
erst der Stamm der siegreich durch Gott Erretteten - Noah t1nd seine
334 Zur Geschichte und Politik
ps21 ( Über das J.>riestertum nach der Ordnung Melchisedek cfr. Philos. 1820 I Kai-
niten)
11831 Das Zeichen des Kain, ist wohl die sch1varze Farbe der Neger. Im innern Afrika
ist die Magie und dämonische Zauberey am meisten einheimisch. - Auch die
Aegypter sind noch negerfarbig gewesen, und ,venn es auch nicht alle
Stämme gleich sehr, oder in dem gleichen Grade waren; so werden sie
doch auch in der l1eil[igen] Schrift als schwarzfarbig bezeichnet (cfr. die
Stellen bey Cugler, ubi, vielleicht bey
..
Creuzer?) -
Nach der ganzen Ansicht von Agypten als dem Sitz der bösen Zauberey
und überhaupt des Bösen (und seiner Cultur) von Cham u. s. w. ist diese
Zusammenstellung i1nd l)eutung des Kain die der Schrift angemessen-
ste.
[1841 (Seth war nur nach dem Bilde des .4da111 erzeugt (,vie dieser nach d[em]
Gottes); hierin und in der Tradition pag. se9. liegt schon seine tiefe
Herabges11nke11heit gegen Adam. Daher paßt auch auf ihn sehr wohl die
Wiederattjfind1111g des W:Orts der Nat11r (so wie es jetzt noch möglich "var)
und er ist nach demselben Text als der Erste Priester nach der OrdnL1ng
Melchisidechs zu betrachten.)
11ss1 Gug/er 1. 283 sagt, daß die Kai11ite11 auf l--Iö1-IEN 1JJoh11end) - (Dieses müßte
in dem Wort liegen, welches dort für Stadt gebraucl1t ist. -) sich ihre
Wohnungen befestigen, sich selbst beschirmen und wachen mit dem so
eben erfundenen Schwerdt pp. Woher hat er das genommen? Dieses
[XIX} Zur Geschichte und )Jolitik. 1818. 1 335
auf den Hohen 1vohnen paßte dann noch besser für die zerstrei1ten UrviJJ-
ker. - Henoch kommt von Ein1veihung; Mysterien.
11861 <Nod heißt das Land der Fl11cht, der T/erbannung, bedeutet also bloß No-
maden, Umherirrende, Pelasger (nacl1 der richtigen Bedeutung der Sache,
wenn auch nicht dem Worte nach).) 1
5.62 11871 <Kain. Kain war ein 11nber1ifener Priester nach der Ordnung Melchisedek,
der sich selbst mit der Eva für d[en] Retter hielt; da es damals für die
Eucharistie noch zu früh war, und es eines blutigen Versohn11ngsopfers fiir
den Menschen bedurfte, wie der von Gott dem Opfer des Abel gegebene Vor-
z11g beweist. Auch folgten aus jenem d.[em] Anschein nach so schuldlo-
sen Blumenopfer - bald in seinem Stamme die Menschenopfer.)
Gerr11anica.
11881 Nicht zu übersehen ist eine Stelle des Diodortts .5icult1s, wo er vom Zath-
raustes (Zoroaster) Zamolxis bey den Geten, und Moses (durch Jao)
spricht, wie sie ihre Inspiration erhalten und von wem sie il1re Gesetze
erhalten, vorn Zarnolxis sagt - er habe sie dL1rch natiirliches Fe11e 0 - Tl]V
KOtvriv Eo-ctav (voµous au-cq> ötöovat) -
Dies leitet allerdings auf die Germanen, mehr als auf jedes andere Volk
hin. - Diodor. Bibi. 1 p. 84 ed. 1604
11891 Wilh[elms] Meynung, daß die Gothen, wo sie in der Geschichte auftraten,
zunächst nicht vom Norden, sondern unmittelbar aus Asien hergekom-
men, fängt an, mir sehr wahrscheinlich zu werden.
11901 Mosaica.
Was die Juden vor den anderen Völkern des Alterthums besonders in
Asien merkwürdig auszeichnet, ist: daß sie zwar eine JJriesterkaste hatten,
aber keine Kriegerkaste, sondern statt dessen eine allgen1ei11e Nationalbe-
1vajfn11ng oder große Landwehr.
11911 <Das J.Jriesterth1,11n nach der Ordnung Melchisedek 1st dem späteren der l.eviten
aus einer bestimmten JJriesterkaste entgegengesetzt, nach einem geschrieb-
nen Gesetz.)
soll Adam seinem Sohne Seth weissagend offenbart haben, ,,daß die ~rde ein-
mal durch Feuer, einmal durch Wasser untergehen werde". - über den
SETH noch einige Stellen wo ich nicht irre, bey Neander Gesch. (ichte]
der Gnostiker. - .5'. 447. Zwiefache Abstammung der Indier von Sem
(sharma und Sham-Bamyan, die alte Stadt) und von Cham Kuschadwipa
= Indien; von Chus, dem Sohne Chams. 1
11941 Die Erde ist in der Katastrophe der Sündfluth innerlich erkrankt, und
zwar an einer 111asseifo'rt11igen Krankheit; mit ihr zugleich der Mensch, und
wenn man in den herrschenden Menschenkrankheiten jedes Zeitalters -
eine gewiße Regel, Abnahme und Zunahme bemerkt, so correspondirt
dieser allgemeine Charakter der menschlichen Krankheit vermuthlich
mit dem jedesmaligen Krankheitszustande des Erdplaneten selbst. Jetzt
fangen die entzündlichen Krankheiten gewaltig an die Oberhand zu ge-
winnen; wie denn auch die Erde selbst sich wahrscheinlich mehr und
mehr dem Zustande einer entzjindlichen Krankheit oder dem Untergange
durchs Feuer nähert.
(J'ehr viele Erdproductionen und Thiergattungen sind vielleicht nur aus
dem ze,jallenden Organisr11t1s dieses krankhaften Z11standes - entstanden und
zu erklären.)
11951 (Das Berechnen der sechs Tage \vie nachher immer in der hebräischen Zeit-
rechnung - Von Abend bis Morgen, - bestätigt umso mehr, daß hier Stu-
fen der Wiedergeburth, der lf7iederherstellung aus der Finsterniß zum Licht
gemeynt seyen, und nicht Stufen der ersten Schöpfung, welche ja viel-
mehr vom Licht und auch vom Morgen ausgehen müßten. -)
11961 Im Buche der lf7eisheit cap. X init. eine höchst wichtige STELLE VON ADAM
und seiner Herrschaft unter Leitung der ewigen Weisheit auch nach dem
Sündenfalle und von AdarJJS Bekehr1111g.
11971 J:>riester, nach der Ordn11ng Melchisedek, heißt \vohl ein Priester der Zftgleich
ein Kiinig der Menschen, Herr der Natt1r wie in der Zeit der Patriarchen,
die das Wort der Natur hatten. Die obgleich gegen Adams ursprüng-
l[iche] Naturherrschaft nur 1,1nvollkornrJ1ene Wiederftndttng derselben nach
[XIX} Z11r Geschichte 11nd JJo/itzk. 1818. 1 337
dem Sündenfalle bedeutet jene Anrufi,ng Jehovas zur Zeit des Enos, sei es
nun Enos selbst gewesen oder Seth nach T/erbreit11ng seines Stamnzes (was
hier das wahrscheinlichste ist, oder auch Adam -) (.Seth 1var der erste
J)riester nach der Ordnt1ng Me!chisedek.)
12001 (Die sieben apoka!Jptischen Zeiten des Christenthums sind nun völlig klar.
Sind aber nicht beym Johannes 7 Zeiten bis zum und vor dem tausend-
jährigen Reich? - Doch ließe sich dieses wohl auch dL1rch die Theilung
des ohnehin gedoppelten sechsten Zeitalters ausgleichen.) 1
;.65 r2011 Die Stelle aus dem Evangel. [ium] Johann. init. "u11d das J„icht 1var das
/,,eben der Menschen" - ist entweder auf Adams ],eben vor dem Falle in1
JJaradiese, oder auf die Erleuchtung und den erleuchteten Wandel der
Urzeit, der Heiligen der Urwelt nach dem Falle zu beziehen - \venigstens
im Stanime .S'eth. - Das letzte ist wohl wahrscheinlicher - sonst wäre
allerdings der JJ/J1ralis merkwürdig. -
338 Zur Geschichte und J)oJitik
Den Urspr1,1ng der Kasten erkläre ich mir so. Schon in der antediluvian-
schen Zeit waren die Kiinste 11nd das Gewerbe erblich; wie die Bibel in
dem was sie von deren Erfindung im Stamme Kains zu erkennen gibt,
hinreichend andeutet. - In derselben Zeit hatten auch schon durch die
Nephilinen große Gewaltthaten statt gefunden, und eine allgemeine Ver-
nachlässig1,,1ng der Religion. - Nach der großen Katastrophe, in Erinnerung
dieser beyden großen Übel, wurde nun (durch Noah und Sem) das
eigentliche SJ1stem der Kasteneinrichtung gegründet; indem die Kaste
des J)riesterstandes und des Kriegerstandes, um jenen beyden Uebeln ab-
zuhelfen, gegründet und gestiftet wurde. -
In dieser Beziehung ist nun auch klar, warum gleich nach der SündButh
das Gesetz der Gerechtigkeit, der gesetzlichen Blutrache, RECHTiiche
,S'elbstvertheidigt1ng gegeben wird; es war <ließ nun nothwendig geworden
nachdem die Cewaltthaten der Nephiline so sehr überhand genommen
hatten. -
12os1 In der ägyptischen Religion und Mythologie sind offenbar Z}Vey Elemente,
ein esoterisches und ntetaphysisches - wie die ägyptische Trias von Kneph)
JJhtas und Am11n; Eine eigentliche Trias scheint wohl nicht da zu seyn,
überhaupt mehr als eine n1etaphysische Construction der ganzen mythologi-
schen Masse des ägyptischen Systems. Dann die ganze Lehre und Sage
vom Osiris und von Anubis (Hermes) - welche wahrscheinlich aus In-
dien stammt, direct oder indirect; und dieses höhere Element hat sich
dann mit einem anderen afrikanischen magischen verbunden aus welchem
das so ganz Animalische, der Thierdienst stammt, vielleicht aber auch
manches den Indern nicht so bekannte magnetisch[e] und psychische
Geheimnis. (Osiris und Anubis sind vermuthlich fremd und später. Osi-
ris offenbar Mysterium.
Cre11zers großer Feh/e1·, daß er keine Epochen angibt.) 1
12011 Was ist das für ein Feuerdienst des Jehova, dessen Rhode über Alter pp. S.
19 ef\väh nt? Ist es der Dienst atif den Hohen, welcher von dem eigentl. [i-
chen] Götzendienst noch unterschieden wird. - ibid. S. 67 und 68. Awir
in den Zendbüchern sey einerley mit dem Ophir des Moses und bedeute
Indien, welches auch im Koptiscl1en .5ophir heiße.
Welttheilc.
340 Zur Geschichte und Politik
12101 (Wie zwey Welttheile (Asien und Europa nebst Afrika) zusammenge-
klebt; so erscheinen auch zwey Stämme Seni undjaphel (Brüder genannt)
mehr verschmolzen und verwandt; Harn dagegen ganz abgesondert.)
12111 (Konnte nicht vielleicht anfänglich die Erde ohne Axenbewegung so u111
die 5'onne laufen, wie der Mond t1m die Erde, nämlich ihr intmer dieselbe
s.68 zukehren?) 1 Nach dieser Voraussetzung hätte sich alles feste Land ver-
muthlich auf der nördlichen Halbkugel befunden. Dann hätte das feste
Land nicht die Gestalt eines Gürtels, sondern eines Kreises gehabe, einer
Insel, einer großen freylich konvexen 10,gelscheibe, wie sie ursprünglich in
der ältesten Geographie fast aller alten Völker gedacht wird. Dann wäre
freylich auch kein Sonimer und Winter gewesen; welches, sobald eine
Ekliptik da ist, sich unterscheiden muß; wohl aber Tag 11nd Nacht, was
auch durchaus anzunehmen nothwendig ist. -
Alles dieses macht eine große innre Veränderung, \.Venn auch von außen
veranlaßt, der Erde bey der letzten Revolution wahrscheinlich. - Sehr
bemerkenswerth ist die nach dem Nordpol zugekehrte Breite des Conti-
nents, während alle Spitzen nach dem Südpole auslaufen.
(Die Ekliptik ist gleichsam die Ebbe 11nd Fl11th im Großen.)
12121 (Der dem organischen Leben am wenigsten günstige Zustand eines Pla-
neten ist wohl, wenn Tag und Nacht mit .5on1111er 11nd IVinter noch völlig
Eins ist; oder der Planet sich nur einmal in seinem Jal1rc um seine Axe
dreht. Tag lind Nacht "vurde vielleicht bey der ersten Erdrevolution, der
Schöpfung Moses hetvorgebracht. Dann erklärte sich alles sehr einfach;
dann wären auch erst Jonne 1-1nd Mond sichtbar gen,orden in ihrer jetzigen
Weise. Dann ist alles völlig klar - die Entstehung des organischen Le-
bens - die kosmische Ordnung - die Erschaffung von Sonne und
Mond.
121:11 Merkwürdig ist es doch, daß in dem Kapitel von Kaio, wie in allen
heidnischen l\t[ythologicn der Urspr11ng des Ackerba11es (und des „Eisen-
wartes") mit dem Urspr1111ge der Mj1sterien zusammengestellt und ver-
schmolzen wird.
1214I Die Umkehrung um die eigene Axe ist der eigentliche erste organische
Pulsschlag und Anfang selbständigen Lebens eines Planeten.
[XDi..] Z11r Geschichte und J)olitik. 1818. 1 341
121s1 Nach de.t Gestalt des jetzigen Kontinents zu urtheilen, ist eine z1Piejache
Be1pegung in demselben erkennbar, welche in der Epoche der letzten
Erdrevolution gewaltet haben mußte: 1) Ein .Schieben und Drängen des
S.69 IJandes nach dem Nordp11nkte der Erde I und 2) ein Scbieben des Conti-
nents in der Richtung von Osten nach Westen; daher die Losreißung Ameri-
kas von Europa und Afrika, dann die hohen Gebirge an der Westseite
von Amerika.
[2 16] Die große Fluth bey der letzten Erdrevolution trat ohne Zweifel von
SiJden ein, der noch jetzt der Wasser-JJol ist. War der alte Continent ein
Gürtel, so wurde er vermuthlich im stillen Meere zwischen Amerika und
Ostasien zuerst durch die Fluthen zerrissen und zerbrocf1en.
12 111 Der persische Martichoras erinnert auf eine rnerk\.vürdige Art an das bibli-
sche Bild von dem Feinde, ,,der wie ein J„i/ive umhergeht, zu suchen,
welchen er verschlinge."
[2181 Durch das Fleischessen und den Wein ist ohne Zweifel vorzüglich das
menschliche Leben von seiner natürlichen Länge sehr abgekürzt wor-
den.
1219] H ätte vielle icht der ursprüngl. [iche] Adam (des ersten Kap.) als Erdgeist
sich jede (edlere) Thierform nach Belieben wählen können?
12201 Adam hatte auch im Paradiese allerdings einen animalischen Körper, wie
es für ihn als Beherrscher der Natur und der animalischen Welt noth-
\.Vendig 1.1nd erforderlich war; aber einen solchen an imalischen Körper,
der mit dem p.rychischen in Harmonie stand, und ganz von diesem geistgen
Element des Leibes beseelt, durchdrungen und geleitet war; nicht aber
wie später, einen solchen, in welchem das psycbische Element von der
animalischen Hülle ganz verdeckt, wie gefangen, eingekerkert, gebun-
den und verdunkelt war. (Eben daher auch die Möglichkeit und leicht
gegebne Veranlassung eines solchen S'ii11denfalls dt11·ch Sinnlichkeit.) 1
'
•
[XX BERICHTE VOM FRANKFURTER
BUNDESTAG, 1816-1818]
'
•
1. KURZE ANZEIGE NEUER POLITISCHER SCHRIFTEN.
1816-1818.
allen Kräften vertheidigt, für die er aber keinen sel1r glücklichen Ge-
sichtspunkt verfaßt hat. Denn wenn die drei Mediatisirten zu ertheilen-
den C11ratstin1me11 hier gepriesen werden, als der erste Jchritt, daß in der
Folge nicht nitr alle Standesherr□, sondern auch die gesa111ten l.andstände
in der Bundesversammlung mit repräsentirt 1verden möchten; so dürfte
diese Ansicht wohl eher geeignet seyn, auch die nicht ungünstig ge-
stimmten Höfe dieser Sache abgeneigt zu machen, als für den ge-
wünschten Erfolg den Weg zu bahnen.
4) FRAGE: Ist der Westphälische Frieden vom J[ahre] 1648 den Bestim-
mungen des Art. V nach, in BeZf1g auf den Religionszustand der christlichen
Hattptkonfeßionen in De11tschland durch die Rheinischen und Wiener Bun-
des Akten abgeschafft und aufgehoben? - Von Prof. Frey. Bamberg
1816
Der Verf[asser) entscheidet für das Gegentheil und bemüht sich, die
fortdauernde Religionsfreiheit, als der gesamten deutschen Nation zu-
stehend gegen den Misbrauch des übertriebenen Souveranitätsbegriffs
in Anwendung auf kirchliche Verhältniße in Scht1tz zu nehmen. - Von
dem Deutschen Bunde scheint er übrigens keine sehr hohe Erwartun-
gen zu hegen und betrachtet ihn durchgehends nur als den Pendant des
Rheinischen Bundes .
..
5) Uber die Verpßicht11ng Zflr .A1rfrechthalt11ng der Hand/11ngen des Kiinigreichs
Westphalen. Nebst einer ,,LJbhandllfng von der Rechtsbeständigkeit der Re-
gierungshandlungen des Eroberers, in Beziehung auf das rechtmäßige
Staatsoberhaupt, welches durch die Ge,valt der \'(laffen ,vieder zur Aus-
übung seines Herrscherrechts gelangt ist, von Prof. Zachariä zu Heidel-
berg 1816
Der bekannte Verfasser sucht mic vielem juristischen Scharfsinn und
Gelehrsamkeit die Gültigkeit der Ansprüche der Kö"nigl. lV'estphäliscben
Dor11änenkä11.fer und der gewesenen 111estphä/ijchen Central- 11nd l.okal-Diener
zu verthcidigcn in der Voraussetzung, daß diese Angelegenheit durch-
aus eine definitive, gemeinsame Regulirung bedürfe, die er von dem
Bundestage zu erwarten scheint. Die Schrift ist gegen die Reaktions-
grundsätze gerichtet, ,velche in einigen (nord) deutschen Staaten --
K11rheßen, Bra11nsch111eig, Hannover -- hie und da in Anwendung gekom-
men sind, hält sich jedoch in den Schranken einer rein juristischen Erör-
terung der allgemeinen Grundsätze. Von dem Detail seines Gegenstan-
des scheint der Verfaßer genau unterrichtet, und die Schrift gehört un-
streitig unter die beachtens\vertheren.
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818) 347
9) Reflexions sur les n1est1res q11e viennent de prendre /es villes Libres de
J'Allemagne contre ce11x de Je;1rs habitants qi,i projessent la religion ;11i1•e. par
M Dalenbert
348 Z11r Geschichte und J)o!itik
Die seit der Revolution und der Herbeyziehung der Juden zu den
allgemeinen Kriegsdiensten ganz veränderten Verhältniße und erweiter-
ten Ansprüche derselben, werden hier ganz aus dem Standpunkte der
Aufklärung, der Humanität und liberalen Grundsätze betrachtet; von
einem französischen Offizier, der selbst Jude ist. Der sichere Stand-
punkt des christlichen Staatsmannes, welcher die bürgerliche Verbeße-
rung und Befreyung der Juden von dem bisherigen Druck als das näch-
ste Mittel betrachtet, sie zu Bürgern, und allmählich auch zu Christen
zu bilden; darf also hier nicht erwartet werden. Indeßen ist die kleine
Schrift wohlgeschrieben und nicht unbemerkenswerth.
14) Der deutsche Bt1chhandel, als Bedingung des Daseyns einer Deut-
schen Litteratur; von J)erthes.
Hat Stückweise in der lezten Zeit in der Bremer Zeitung gestanden;
zur bequemeren Übersicht werden jedoch hier noch zwey Exemplare
350 Zur Geschichte ttnd JJo/itzk
beygelegt. Der Verf. [asse r] ist nicht blos einer der thätigsten und sach-
kundigsten Buchhändler in Deutschland, sondern auch durch die Recht-
schaffenheit seines Charakters besonders ausgezeichnet.
16) Die Constit11tionen der e11ropäischen Staaten seit den letzten 2 5 Jahren.
Erster Theil. 1817.
D ie große Anzahl der seit 25 Jahren gemachten Constitutionen
konnte ganz natürlicl1 auf den Gedanken leiten, sie, nach Art der Natur-
historischen Werke, als neueste Zeitprodukte zu sammeln und zu classi-
fiziren. Die vorliegende Sammlung ist zur be9uemen Uebersicht zweck-
mäßig eingerichtet; in der Vorrede und den Einleitungen herrschen die
gewöhnlichen Angriffe von Volkssouveranität und Einführung neuer
Constitutionen.
D as erste H eft dieser F lugschrift ist schon sub 3.) eingesandt worden.
D er erste Aufsatz in diesem 2.'e" Hefte sucht zu zeigen, daß ein S'taaten-
bttnd zu lose und unwirksam sey, um Deutschland zusammenzuhalten,
und dem National Bedürfniß zu genügen; nur durch einen Bundesstaat
sei dieß möglich. A lles übrige in d iesem 1-left handelt von der Gefan-
gennehmung des H errn v. Trott.
20) Sammlung allerjener Schriften, welche iiber die Einn'chtung und Verfaß1,11ig
der Katholischen Kirche in De11tschland und das 111it dem JJabst Z!' errichtende
Concordat bisher erschienen sind. 1 .stes Heft. Sigmaringen 1816.
Blos Sammlung. D ie beiden erste n Nummern vom Fürstenprimas und
Rath T~och sind hinreicl1end bekannt. Nr. 3 und 4 nicht sehr bedeutend.
D ie Vorrede und A n merkungen scheinen wohlmeinend.
21) Nähere Betrachtung der Schrift: ,Entwurf einer neuen Verfaßung
der deutschen Katholischen Kirche in dem Deutschen Staatenbunde',
durch einen Verein deutscher Vaterlandsfreunde 1816.
Z iemlich leidenschaftlich für die verlangten Neuerungen, Ab-
scl1affung des Zölibats u.s.w. D ie Abfaßung der Schrift ist etwas ver-
"vorren und nicht vorzüglich. Der Verfaßer ist ein großer Anhänger der
Pestalozzischen Lehrmethode, welche er überall einmischt.
22) Resta11ration der .StaatsWißenschaft oder Theorie des natürlich geselli-
gen Zustandes, von E . L. v. I--Ialler 1.rcr Band.
Ein Werk von der größten wißenschaftlichen Wi chtigkeit für alle Ge-
genstände der Politik. Der Verfaßer, welcher ehedessen in Ocster. Dien-
sten stand, ist durch die (geheime) Geschichte der Rastat ter Verhand-
lungen hinreichend bekannt. Besonders reichhaltig und vortrefflich ist
alles \vas der Verfaßer zur Widerlegung der herrscl1enden Revoluzions-
Grundsätze sagt. Seine eigne Staatstheorie ist nich t durchaus befriedi-
gend und wenigstens einseitig.
23) Wieder ein Wort ßir ächte T/olksvertretung und über die rechte Wahl
solcher Vertreter in deutschen Staaten. Deutsch/. 1816
Wie der Titel sagt, eben auch nur ein Wort über das \veitbesprochene
Thema des ZeitGeistes. l-lie und da mit Beziehung auf die Würtember-
gischen Stände Angelegenheiten; sonst ganz in den gewöhnlichen
Grundsätzen der Volkssouveranität und der auf den Bürgervertrag ge-
gründete □ Staatsgesellschaft uod in keiner Hinsicht ausgezeichnet.
gut abgefaßt für den äußeren Anschein. Den neuen G·ehalt der Gründe
kann man daraus würdigen, daß der Verfaßer behauptet; die Lübecker
haben sich selbst von dem Französischen Joch befreit, und seyen also
in dieser J-Lnsicht nicht scbuldig von den Alliierten sich Bedingungen
vorschreiben zu Jaßen. Die Juden bürgerlich zu verbessern, sey Jtnmii'glich
dabei wird es den Juden sehr zum Vorwurf gemacht, daß sie Hii/fa von
aNßen (Den Schutz der Alliierten und Bundes-fvfächte) gegen die Unter-
drückung gesucht. Den Umstand, daß die Juden zu Lübeck in dem
Freiheitskriege gleich den andern Bürgern mitgedient, und eine Anzahl
von ihnen auf dem Felde geblieben sind, übergeht der Verfaßer weislich
mit Stillschweigen.
Den Scl1luß des Art. 16. der deutschen Bundesakte verdreht der Ver-
faßer auf die bekannte Art, mit Berufung auf das Wörtlein „von" - ;
wo jene Artikel alsdann ganz und gar keinen Sinn hätten.
25) Abdruck eines in der J'itZftng des gesetzgebenden Kiirpers vom 11. Dez.
1816. dahier gehaltenen f/ortrages, den Vorschlag eines zu errichtenden ge-
JJteinschaftlichen Gerichtshofs der vier B11ndesstädte betreffend. Frankfurt
Auf diesem Vortrag des Referenten hat der gesetzgebende Körper
bekanntlich den Antrag des Senats wegen Errichtung eines gen1einsan1en
Oberappelationsgerichts für die freien Bundesstädte, abgeschlagen.
Die Schrift ist sehr gut abgefaßt und in vieler Hinsicht bemerkens-
wertb, so wenig man wohl die Behauptungen dem Verfaßer auf sein
Wort glauben wird, daß die Justiz ohnehin in den freien Städten so
vortrefflich sey, daß eigentlich gar kein Oberappelationsgericht nöthig
wäre. Den darauf sieb beziehenden Artikel der Bundesakte erklärt der
Verfaßer so, daß darin wohl die Befugniß zur Errichtung eines gemein-
samen Appelationsgerichts für die freien Städte liege; keines,vegs aber
die Verpflichtung. Ein gemeinschaftliches Appelationsgericht mit den
anderen freien Städten, scheint es, \.Vill die herrschende Mehrheit zu
Frankfurt nicht, und ein eigenes Gericht dritter Instanz hat allerdings
eigenthümliche Schwierigkeiten in einem gleichen Freistaate, wo die
Richter det 1. cc:n und 2r Instanz selbst Beisitzer der obersten Staatsbe-
hörde - des Senats sind. Merkwürdig isc das offene Geständniß, daß
der Art. 18.a. der Bundesakte in Frankfurt nicht beobachtet \.VUrde, und
mit der Constitution unvereinbar sey.
Von den beiden schon das vorige mahl mit aufgezählten Flugschrif-
te11:
25) Vortrag im gesetzgebenden Körper zu FrankfL1rt, über das Oher-
./Jppellationsgericht der freyen Städte; und
26) Materialien zi1r Beantu1ortung des Gesuchs der JJimpt1rger altadelichen
Gesellschaft; wird hier nachträgEch noch 1 Exemplar beygelegt, wegen
der nahen Beziehung dieser Stücke auf die Bundesverhandlungen.
28) Benterkungen und Wiinsche über die seit 1806 erschienenen Religions-
edikte und die Besch1verden, (die) dadurch dem katholischen Reli-
gionstheile zugegangen sind. Deutschland 1817.
Der Verfaßer ist dem Vernehmen nach ein angesehener Geistlicher
in Franken, oder Neubaiern. Die Beschwerde des Verfaßers ist auf einen
ganz bestimmten Punkt gerichtet: nämlich auf die nachtheiligen und
schädlichen Folgen, welche die in dem Badischen, W(irtembergischcn
besonders aber in dem Bairischen Religions Edikte enthaltenen Verfü-
gungen und willkürlichen Eingriffe auf die kirchlichen Einricl1tungen
und geistlichen Angelegenheiten gehabt haben.
Manche von diesen Klagen mögen sel1r gegriindet seyn; seine eige-
nen Wünsche und Vorschläge zur Wiederherstellung der katholischen
JZirche aber hat der Verf.[asser] gar nicht weiter entwickelt, sondern nur
354 Zur Geschichte und Politik
29) Über clie Verhiiltniße der freyen .Stadt Frankfurt zu den daselbst bestehen-
den Gesellschaften Linp11rg und Frankenstein.
Steht laut der Vorrede in Beziehung auf die Debatten des gesetzgeben-
den Körpers über die Angelegenheit der Patrizier. - Der Verf. [asser] sucht
die gesammte alte Verfaßung der Stadt Frankfurt, besonders aber den
sogenannten Bürgervertrag von 1614, das Fundamentalgesetz dersel-
ben, auf welchen die Ansprücl1e und Vorrechte der Patrizier beruhen,
im allgemeinen herabzusetzen und sehr ungünstig zu schildern, um da-
durch auch die rechtliche Begründt1ng jener Ansprüche und Vorrechte
mit zu erschüttern. Entscheidende Rechtsgründe gegen den unstreitig
wohlerworbenen Besitzstand von 1614 bis auf die neuesten Verfaßungs-
Projekte hat der Verf{asser] nicht aufgestellt.
Die jetzige neue Verfaßung von Frankfurt sey aus dem Ce111ein1ville11
hervorgegangen. - Sehr charakteristisch, obwohl auffallend unrichtig
ist die Bel1auptung: ,,daß durch die einmahl geschehene Unterwerfung
unter den entscheidenden Ausspruch des Gemeinwillens (auch von den
Privilegierten) auf jede andre Competenz Verzicht geleistet worden
sey"; und daß auch für andere etwa Beschwerde habende Bürger und
Corporationen der „Gemeinwille von nun an die einzige Instanz bliebe"
(S. 21, 22)
Die „politische Vormundscl1aft" des Bundestags über die Verfa-
ßungsangelegenheit nennt der Verfaßer ein Ungliick S. 5. erkennt aber
doch später an (S. 19) daß die Competenz des Bundestags, und die
Rücksicht auf denselben wohlthätig sey, um Anarchie und öffentliche
Auflehnung zu verhüten.
30) Die gegen1värtige Zeit mit Rücksicht at(/ De11tschland von H. Steffens.
2 Theile 8°
Der Verf.[asset] früher schon als Naturforscher und aturphilosoph
bekannt, hat sich erst seit dem Kriege von l 813 in das Feld der Ge-
schichte und Politik geworfen. Das durchaus rhapsodische \Verk enthält
gleichwohl stellenweise viel schönes, und is t sehr geistvoll geschrieben.
Der 2tc: TheiJ vorzüglich geht ganz in das Detail der gegenwärtigen Lage
von Deutschland und aller einzelnen deutschen Staaten ein. Dieses
Werk ist schon desfalls bemerkenswerth, weil es ganz dazu geeignet ist,
ein sehr großes Publikum zu gewinnen, und weil dieses vorzüglich gut
geschriebene Werk im Allgemeinen zum Maaßstab dienen kann, wie die
nordde11tsche Gesinnung und Ansicht über den gegen\.värtigen Zustand
[XX Berichje vom Frankfi1rter B1111desta~ 1816-1818] 355
31) Abstimm11ng1 die Rechte der adlichen Gesellschaften JJimp11rg 1,1nd Franken-
stein betreffend, vorgetragen im gesetzgebenden Kö"tper den 29ten Januar
1817 von einem Mitgliede.
Sehr empfehler1swerth durch die Wahrheitsliebe des Inl1alts und den
ebenso einfachen Vortrag. Diese Schrift wird einem sehr geachteten
Manne zugeschrieben, und erregt viele Aufmerksamkeit.
33) Über die Trennung der Volksvertretung in zu1ey Abtheilungen (von dem
JJräsidenten von Wangenhein1 zu Stuttgart) 1816
Diese schon vor einigen Monathen erschienene Scl1rift erregt in die-
sem Augenblick von neuem Aufmerksamkeit, da die Streitfrage über
die Ei nführung von z;vry Kamn1ern in Würtemberg eben jetzt verhandelt
wird und zur Entscheidung kommen soll; und Wangenheim auch unter
dem jetzigen König vieJen Einfluß hat. D er Lieblingsgedanke des Ver-
faßers, das System der zwey Kammern nach Art der engliscl1en Verfas-
sung auch in den deutschen Staaten und besonders in Würtemberg
einzuführen, ist bey ihm fast zur fixen Idee geworden. Viele seiner
Behauptungen sind geradezu chimärisch; indeßen weiß er sein System
mit vielem Scharfsinn und unläugbarem Genie zu verfechten. Es ist
übrigens nicht unwahrscheinlich, daß der paradoxe Gedanke einer Pairs-
356 Zur Geschichte und JJolitik
36) Die Geschichte, das [T7esen 11nd der IY/4-rth der National-Repräsentation
oder vergleichende historisch-pragmatische Darstell11ng der Staaten, beson-
ders der de11tschen in Beziehung auf T/olksvertret1111g etc. - von Dr. Brendel.
Bamberg 1817.
Dieses Werk hat einen ähnlichen Zweck und Plan, wie das unter
Nr. 16 eingesandte, bey Brockhaus erschienene, worin alle Constitutio-
nen der letzten 25 Jahre gesammelt sind; doch ist das vorliegende Werk
nicht blos Compilation, sondern mehr eine raiso1111z"rende Zusav1n1enstellung.
Die herrschenden Zeitgrundsätze i.iber Volksrepräsentation und allge-
meine Nothwendigkeit von Constirutionen walten auch hier vor, doch
[XX Berichte von1 Frankfi1rter B11ndestag, 1816-1818) 357
39) Die Wünsche und Hofnttngen der 11e11-l_)reußischen .5'taatsb11rger1 bB)' Gele-
genheit der fiir die Rheinprovi11ze11 l!erordneten lmn1ediatj11stizComn1ißion. f/011
einem Rheinlä11der. Kölln 1817
Der erste Theil dieser Schrift, welcher das Verhältniß der Rheinpro-
vinzen zu den Preußen, so wie ihre neue Lage und gegenwärtige Stim-
mung im ~,41/gertieinen betrachtet, ist ganz mit der klaren Verständigkeit
und in ihrer ächt deutschen Gesinnung abgefaßt, welche den gebildeten
Rheinländer auszeichnet. Gegen die Regierung ist ihr Ton durchgehends
358 Zur Geschichte Nnd J)olitik
sind. Die Schrift selbst ist entschieden gegen die neue Liturgie, doch
mit ehrerbietiger Schonung und Umgehung der Person des Königs.
43) Ständische T/eifaßung; ihr Begriff ihre Bedingung; von Christian Schloßer
Frankfurt, 1817.
Weniger ausgezeichnet durch neue Ideen, als durch die gebildete
Scl1reibart, manche einzelne geistvolle Bemerkungen und die in dem
ganzen herrschende Mäßigung der Grundsätze, der zufolge der Verfa-
ßer bey der Entwicklung der ständischen Freyheir auch die auf keine
Weise zu schmälernde H errscher-Würde und 1-Ierrscher-Rechte des Für-
sten überall berücksichtigt. Diese Schrift bleibt übrigens ganz im allge-
meinen, ohne nähere Beziehung auf ein besonderes Land; hie und da
scheint der Verf[aßer] vorzüglich Preußen im Auge gehabt zu haben.
45) Darstellung des politischen Zustandes von De11tschland, von Scheffer, über-
sezt und mit Noten versehen. D et1tschland 1817
Das französiscl1e Original dieser Schrift, die so viel Aufsehn erregt
hat, ist schon früher unter No 8 eingesandt worden. Die Anmerkungen
sind sehr sachkundig und leseoswerth. Die in dem Original gegen
Deutschland, gegen einzelne deutsche Staaten und besonders auch ge-
gen J)re1,tßen vorgebrachten Beschuldigungen sind darin kurz und scharf
widerlegt, von einem, allem Anschein nach mit den Staatsverhältnißen
von Deutschland und besonders von Preußen vertrauten Verfaßer.
46) Baierns Regierungsgemälde. Cegensti)ck z11 JJicht und Schatten von Ll1/ahr-
lieb. München 1817.
D ie Schrift Licht und Schatten" -- welche hier bestritten und wi-
"
derlegt wird, ist die unter nro. 10 eingesandte. Die vorliegende Ver-
theidigung der Bairischen Verwaltung und des Grafen 1\1ontgelas ist
360 Zur Geschichte und J:Jolitik
.5acbsen; vom Prof. Kr1tg. 1816. Den Siä11den des Koi,igreichs Sachsen zum
bevorstehenden l ~andtage gewidmet.
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818} 361
n1ern und für die Beybehaltung oder Einführung D eutscher JJairs in die
Vetfaßung; ja in so fern et diese ausschließend auf das erbliche Grund
und Land Eigenthum gründen will, überhaupt dem Adel sehr günstig.
Außerdem aber enthalten seine Paradox ien unruhige und gefährliche
E lemente genug, um eine weise Regierung davon abzuschrecken.
55) Die ~hr- 11nd J'chirn1-Anstalt, der hohen teutschen Bundesver-
sammlung dargelegt von Teurwart Schmitson. fol.
Nur die Sachkundigen können entscheiden, ob dieses mit dem aus-
führlichsten Detail ausgearbeitete Werk ganz das Lob verdiene, welches
ihm in dem Vortrage des Hrn Senators 1-lach in der 1zcc:n diesjäl1rigen
Sitzung der D.[eutschen] B.(undes] V[ersammlung] beygelegt worden. -
In politischer Hinsicht bleibt bey allen solchen Militär Entwürfen und
Nationalbewaffnungs Plänen die über alles wichtige Hauptfrage die; ob
das stehende Heer und die l~anchPehr, jedes in seiner Art und Form, getrennt
erhalten werden, oder aber nach dem eigenthümlichen Prinzip des Ver-
f. [assers] ganz in einander verschrt1olzen, und als Eins betrachtet werden
sollen. D ie Conseguenz, mit welcher der Verf.[asser] seine Idee durch-
geführt hat, ist ganz dazu geeignet, die gefährlichen Folgen sichtbar
zu machen, welche dieses System, zu dem wohl manche Militaristen
hinneigen, in der politischen Anwendung noth,vendig haben muß. Es
entsteht daraus entweder, wenn man dem stehenden regelmäßigen
Heere ganz die Ausdehnung gibt, welche eine vorrübergehende Natio-
nalbewaffnung und Land\.vehr wohl haben kann; ein furchtbarer und
alle andern Funktionen und Bcdürfniße des Staats verschlingender und
lähmender Conskriptionsdruck. Oder aber, wenn in dem Gange mehr
die Fo-rm der Nationalbewaffnung überwiegt, durch gewäl11te Offiziere
und andere republikanische EinrichtL1ngen nach den Ideen des Verf.[as-
sers] so dürfte große Gefahr von anderer Seite daraus entstehn, und ein
solches republikanisches Kriegsheer bald der obersten Civil Gewalt
über den Kopf wachsen.
\'v'enn aber auch der Militär b:ifer des Verfaßers ihn auf Grundsätze
und Ansichten geleitet bat, die politisch nicht annel1mbar und gefähr-
lich seyn können, so sind doch seine eigene Absichten und Gesinnun-
gen gewiß die redlichsten und besten.
über und gegen die auswärtigen Garantien sagt und über die Nothwen-
digkeit für den deutschen Bund, sowohl die Garantie des Besitzstandes,
als auch die Verfaßungsgarantie aus sich selbst zu entnehmen.
59) Betrachtungen über die heilige Allianz. Aus den Papieren eines Staats-
manns. Germanien 1817
Soll von einem bedeutenden Staatsmanne herrühren. Die Schreibart
ist hier und da, als ob es aus dem Französischen übersetzt wäre. Die
heilige Allianz gegen einige ihr gemachte Vorwürfe zi1 vertheidigen, ist
dem Verf.(asser] wohl gelungen; ohne daß er jedoch über den reellen
Gehalt und positiven Zweck dieses Bündnißes neue Aufschlüße oder
etwas mehr befriedigendes enthielte, als was bisher darüber geschrie-
ben worden.
61) l~. v. Dresch, Betrachtungen iiber den dei1tschen BNnd. Tübingen 1817
Hinsichtlich auf die gegenwärtige politische Stimmung ist vorzüglich
der Gedanke S. 26 bemerkenswerth, daß ai1ch die Stände der einzelnen
deutschen Staaten am Bundestage repräsentirt werden und ihre beson-
deren Abgeordneten haben sollten, da dieser Wunsch jetzt von so vielen
Seiten her in Anregung gebracht wird.
364 Z1-1r Geschichte und JJolitik
65) Blicke in das Stände1vesen und in die Entwicklung der Landes- und
Gutsl loheit im Holstein. Kiel 1817
Seine außerordentlich genauen historischen und Lokal Kenntniße
,ron 1-lolstein theilt der Verf.[asser] auf eine für den Leser etwas be-
schwerliche Art mit, in einer gezwungenen und oft dunklen Schreibart
und mit planloser Anhäufung einer Menge von Einzelheiten. Er geht
dabey in die älteren Zeiten zurück, und nur der IV te Abschnitt des
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818) 365
70) AntJ11ort a1tf die in der Mainzer Zeitung aufgestellte Frage iiber die Theue-
r11ng der l~ebensmittel in dem 1-leßischen Rheinlande. Von Dr Hoffmann
Leidenschaftliche Deklamation gegen den Kornwucher, aber ohne
belehrende Aufschlüße oder neue Ansichten.-
Aus der letzten Zeit, kurz von der Auflösung der Stände. T/ar11biihlers
mit abgedruckte Abstimmung ist, obwohl im gleichen Sinne, ungleich
gemäßigter und gehaltener. (desgleichen Handel)
73) Obrist Massenbach, den Thronen und J->afläste11 1111d Hiitfe11 Teutsc/1lands.
l tes - 3tes J-left.
Nebst einem lvljljerstich, welcher das wahre „konstitutionelle König-
thum" darstellt. (desgleichen 1--landel)
76) Wessenberg 1-1nd das päbstliche Breve von Dr. Fridol. Huber.
Vertheidigung des 1-lrn Coadj.[utor] von Wessenberg besonders ge-
gen die Anklagepunkte der Nuntiatur zu Lucern.
77) Die de1,rtsche katholische Kirche, oder Prüfung des Vorschlages zur
neuen Begründung und Einrichtung der deutschen Kirche. 1817.
Eine der gehaltvolleren Schriften über diesen Gegenstand. Bezieht
sich häufig auf die früher unter dem Titel „Die deutsche Kirche" (1815.)
erschienene Schrift, welche von einigen dem Hrn. Coadj.[utor] v. Wes-
senberg zugeschrieben wurde.
78) Das für die katholische Kirche in De11tschland neu projektirte Patriarchat,
aus dem historischen und kirchenrechtlichen Gesichtspunkte. Germ.
1817.
Gegen die in mehreren neueren kirchenrechtlichen Schriften vorgetra-
gene Idee eines deutschen unabhängigen Primats oder Patriarchats.
81) Das Verhältniß Holsteins und Schles1}JigS z;,1 De11tschland und Dänemark,
von Dr. Riihs. Berlin 1817
Ganz im lntereße und Geist der Landstände und der Ritterschaft
jener Provinzen; bemerkenswerth wegen der sonst nirgends bekannt
gewordenen _,4kten Stiicke S. 44-84.
82) Bertifi,1ng a,tj die Entscheidt1ng der öffentlichen Meint1ng in z1vry Besch111er-
den, 1velche von der hohen Bundesversamn1lung zuriickgewiesen 111orden sind; von
Frhrn. von Berlepsch. Erfurt, 1817.
368 Zur Geschichte und Politik
Die S~reitfrage ist, ob der Art. 12 der Bundesakte, die freyen Städte
zur Errichtung eines gemeinschaftlichen OberAppelationsgerichts ver-
pflichte, oder ihnen blos die Befi,gniß dazu ertheile. 87, ist gegen die Ak-
tenversendung; 88, entschieden dafür und mit Leidenschaft gegen ein
gemeinsames Obergericht; 89 ist am gehaltreichsten und gründlichsten.
90) Uber die fiir die protestantische Kirche des J)re1-tßische11 Staats einzurichtende
~nodalveifaßi1ng, von Dr Schleyermacher. Berlin 1817
Bey dem jetzt herrschenden lebhaften Bestreben, der protestanti-
schen Kirche eine festere und neue Veifaßttng zu geben, scheint in Preu-
ßen die Regierung sich dem Episkopalsystem nähern zu wollen. Der
Verf.[asser] tritt gegen die neuesten Kirchlichen Verordnungen in Preu-
ßen auf, und ist entschieden für die presbyteriscben Grundsätze und
eine durchaus republikanische Kirchenverfaßung. Dieser Gegenstand ist
auch in politischer Hinsicht nicht unbemerkenswerth
91) A1,ch einige Gedanken iiber die Wiederherstellung der protesta11tische11 Kir-
che, von Dr. Kirchhof
Eine Satyre unter fingirtem Namen, gegen die neuen Kirchlichen
Einrichtungen in Berlin, als zum Katholizismus führend.
92) Die Ubergabe der Adreße der Stadt Coblentz und der ]_Andschaft an den
Fürsten von Hardenberg. (von CiJrres)
Eine durch Inhalt und Form gleich merkwürdige und wicl1tige Er-
scheinung. Gegen Oestereich ist der Ton ungleich herber als sonst.
93) Über Verj'aß11ngsvertrag, Veifass1,1ngsfor111en, u. s. w. Aus den rheini-
schen Blättern. Wiesbaden 1817.
Wird einem der ersten Naßauischen Staatsbeamten zugeschrieben und
enthält im Wesentlichen die Grundsätze und Ansichten des Naßaui-
schen Ministeriums über die Lanclesverfaßung; der erste Theil der klei-
nen Schrift ist gegen die Gründung und Verfaßung auf einen Vertrag
gerichtet; der zweyte enthält die Grundzüge und Andeutungen einer
repräsentativen Verfaßung nach dem Grundsatze der politischen
Gleichheit, gegen das Feudalwesen der alten deutschen Landstände;
doch mit Em_p fehlung von zwey Kammern.
94) Grt1ndsätze iiber Volksvertret1111g in1 Königreich Sachsen, von Hering.
Jena1817
370 Z11r Geschichte 11nd Politik
Nach dem erfolgten Abzuge der Fra11 von Kriidener aus Deutschland
dürften nachfolgende Stücke, einige der vorzüglichsten Flt1gscl1riften
über, für oder gegen dieses Zeit-Phänomen nicht ohne Interesse seyn.
101) Rede, JJJelche Frau v. Kriidener i11 [11nleserlich] gehalten.
En~hält unläugbare Spuren von Verwirrung, oder doch der äußer-
sten Uberspannung.
117) C11tachten der theologischen Fak,1/tät Z!' I .,andsh11t über die „Ursacl1en
des Mangels an katholischen Geistlichen." Mit Anmerkungen von H1,1-
her 1818
[XX Berichte von1 Frankfurter ß1J.ndestag, 1816-1818) 373
Durchlauchtigster Fürst!
Eure Durchlaucl1t haben mich beauftragt, und vorzüglich mit dafür be-
stimmt, daß ich streben soll, so viel als möglich Einfluß auf die öffentli-
che Meinung zu gewinnen, sowohl um sie dem wahren Geist des deut-
schen Bundes und der Absichten Österreichs gemäß zu lenken, als auch
besonders, um dem schädlichen Einfluß der Unruhstiftenden Parthey
entgegen zu wirken.
Ich habe demnach geglaubt auf die Zeitungen, in so fern sie für die
hiesigen politischen Verhältnisse und den Wirkungskreis der Kaiser!.
Österreich. Gesandtschaft am deutschen Bundestage brauchbar oder
nacbtheilig werden und wirken können, eine besondere Aufmerksam-
keit verwenden zu müßen. Da alles, was bis jetzt in dieser Hinsicht
geschehen, noch vor der Ankunft unsres verehrten Chefs, des Grafen
von Buol-Schauenstein Exzellenz vorgegangen ist, so habe ich alle Be-
obachtungen, die ich in dieser Hinsicht zu machen Gelegenheit hatte,
Seiner Exzellenz dem Minister Freyherrn von Wessembcrg ~usführlich vor-
gelegt, und es ist nicht der geringste Schritt in dieser Sache ohne seine
Bewilligung geschel1en.
Zuvörderst muß ich mit der Bemerkung anfangen, daß in der jüngst-
verwichenen Zeit, besonders seit der im vorigen Sommer erfolgten Auf-
lösung des General-Gouvernements die sämtlichen hier bestehenden .
Zeitungen in eine fast unbedingte Abhängigkeit von dem Preußischen
EinAuße und namentlich von dem Preußischen Geschäftsträger Frey-
hcrrn von Otterstädt gerathen waren: von welchem Einfluße mitunter
der stärkste und auffallendste Misbrauch gemacht wurde. - Die üble
und gegen Österreich höchst undankbare Gesinnung des dermahligen
provisorischen Frankfurter Stadt-Magistrats hat sich auch in dieser Hin-
sicht auf das deutlichste und tadelnswürdigste zu erkennen gegeben.
Seitdem indessen die Kaiserlich Österreichische Gesandtschaft am
deutschen Bt1ndestage hier aufzutreten angefangen, hat der Freyherr
von Vrints der als Haupteigenthümer, Mitintereßenc und auch als Ober-
Post-Direktor einen entscheidenden Einfluß auf alle hiesigen Zeitungen
ausübt, von den allerbesten Gesinnungen für den Österreichischen Hof
beseelt, sich zu allem erbötig erklärt, was nur irgend in seinen Kräften
stehn, und der Kaiser!. Gesandtschaft irgend erwünscht seyn könnte. -
[XX Berichte vom Frankfi,rter Bundestag, 1816-1818) 375
Er hat namentlich auch mir> die OberAufsicht über die deutsche Ober-
Post-Amts-Zeitung ganz übertragen, was ich mit Bewilligung des Herrn
Ministers einstweilen übernommen habe. Allerdings ist diese Zeitung
meh r für das große Publikum als für die gebildete Klaße berechnet.
Indessen hat der Freyherr von Vrints die bestimmteste l-lofnung gege-
ben, daß die Redaktion der Ober-Post-Amts-Zeitung hinführe beßer
und sorgfältiger seyn solle. Da diese Zeitung außerdem 9500 Abonnen-
ten hat, so kann sie uns auf jeden Fall in der Folge für die Wirkung auf
das größere Publikum sehr brauchbar werden. - Diese Zeitung wird
mir nun seit 8-10 Tagen jederzeit Ab~nds zuvor zur Durchsiebt ge-
bracht; ich habe jedoch bis jetzt von dieser Einwirkung absichtlich nur
einen sehr mäßigen Gebrauch gemacht, um alles auffallende zu ver-
meiden.
Bey Gelegenheit eines neulich vorkommenden sel1r ultra-Preußi-
schen Artikels habe ich durch eine zwar sehr freundschaftliche aber
freymüthige Erörterung mit dem Freyherrn von Otterstädt mich mit
ihm in ein solches Einverständniß gesezt, daß ich demnächst keine sol-
che Eingriffe wieder besorge. - Auch mit dem von Seiten der dermahli-
gen Stadtbehörde autorisirten Zeitungs-Censor, dem Polizey-Sekretär
Severus, habe ich mich dieserhalb in Verbindung gesetzt. Als ein ehe-
mahliger Großherzoglicher Staatsdiener katholischer Religion ist er oh-
..
nehin in der Lage, die Protektion der Osterreich. Gesandschaft in vor-
kommenden Fällen sehr wünschen zu müßen.
Unser Verhälcniß zu den bisher bestandenen Frankfurter Zeitungen
entspricht demnach hinreichend den jetzigen oder künftigen Absichten
der Kaiserl. Gesandschaft, und ist fürs erste befriedigend festgestellt.
Noch ungleich wichtiger wegen der möglichen Folgen ist jedoch die
neue B1-1ndeszeitung, welche hier mit dem Anfang der Bundesverhandlun-
gen selbst beginnen soll. Gleich nachdem ich hier angekommen war,
eröffnete man mir> daß ein solcher Plan im Werke sey, der vorzüglich
\'On Preußen begünstigt werde; Cotta sollte> wie er den deutschen Be-
obachter in 1-iamburg angelegt, so auch hier diese Pflanzung einer neuen
BundesZeitung begründen; der Freyherr von Otterstädt intereßirte sich
vorzüglich dafür, und der bekannte Oelsner ward als der dazu bestimmte
Redakteur genannt. - Von Seiten der Stadt war man indessen eifer-
süchtig darauf, daß Herr Cotta, als ein Fremder ein solches Unterneh-
men hier in Frankfurt gr(.inden solle. Ein ruesiger Buchhändler Will-
manns, faßte den Plan, selbst eine solche Bundes-Zeitung zu unterneh-
men und Herrn Cotta dadurch zuvorzukommen; Redakteur sollte der
Geheimrath Vogt seyn, ein Mann von Kenntnißen und Verdiensten und
376 Z11r Geschichte und J:>o/itik
von dem sich für das Ganze und auch für uns alles Gute erwarten ließ.
Aber von ÄngstJjchkeit ergriffen, sagte er sich plötzlich von der Sache
wieder los. (Als ehemaliger Großherzoglicher Zentraldiener ist er über
seine Zukunft ungewiß und besorgt. Wenn die Kaiserl. Österreichische
Gesandschaft zur Erfüllung seiner sehr gemäßigten und gerechten
Wünsche etwas beytragen könnte, so dürfte man sich unstreitig aller
guten Dienste von ihm versehen.) - Ein anderer brauchbarer Redakteur
war nicht zu finden. Unterdeßen kam Cotta hier an, vereinte sich so-
gleich mit Willmanns, und betrieb die Errichtung dieser neuen Zeitung
mit der allergrößten Thätigkeit. Da ich mich über den Herrn Oelsner
als vorgeschlagenen Redakteur bey jeder vorkommenden Gelegenheit
sehr entschieden geäußert hatte, so war nun von diesem nicht mehr die
Rede und es wurde ein Hofrath Jung als Redakteur genannt. Dieser ist
hier ziemlich geachtet und beliebt, so daß sieb nicht so gradezu gegen
ihn protestiren üeß, obwohl er entschieden in dem lncereße der Preußi-
schen Parthey steht. Das ganze Unternehmen wurde überdem, obwohl
jederzeit mit dem Anschein der größten Reverenz gegen die Kaiserlich
Österreichische Gesandschaft von Preußischer Seite so lebhaft unter-
stützt, daß es der Kaiserl. Österreicl1. Gesandschaft schwer ge\vorden
seyn würde, ihm unbedingt entgegen zu treten, ohne eine gleich im
Anfang unangenehme Spannung und Reibung zu veranlaßen. Die Un-
ternehmer selbst haben es an allen möglichen Versprechungen und An-
erbietungen hinsichtlich auf Österreich nicht ermangeln laßen. Sie ha-
ben sich in einem förmlichen Schreiben zunächst an die Österreichi-
schen und Preußischen hier anwesenden Minister um Zustimmung und
Protektion für ihr Unternehmen gewandt. Preußen hat sehr günstig ge-
antwortet. Der Freyherr von \Xfeßemberg hat seinerseits auch eine ver-
bindliche und im ganzen zusagende Anrworr gegeben; jedoch mit aus-
drücklichem Vorbehalt, über die Nachrichten von den Bundesverhand-
lungen und deren Bekanntmachung „im Einverständniße mit den übri-
gen Gesandschaften am deutschen Bundestage" - erst das Nöthige
festzusetzen. Dadurch ist nun alles frey und offen vorbehalten.
Je mehr diese BL1ndesZeitung einen offiziellen Charakter erhält, um
so leichter wird es seyn, sie im Zaume zu halten, oder falls es nöthig
seyn sollte, sie ganz zu unterdrücken. \X1enn es nach dem Wunsche der
andern mindcrmächtigen Gesandten gienge, an \velcl1e sich die Unter-
nehmer jezt ebenfalls wenden wollen, so würde diese neue Zeitung, der
sie wegen der Auspizien, unter welchen sie erscheint, größtentheils
nicht geneigt sind, ganz untersagt, oder doch nur unter der Bedingung
einer förmlich darüber festzustellendet1 Bt1ndes-Cens11r erlaubt werden >
[XX Berichte von1 Frankfurter Bundestag, 1816-1818) 377
nehmen und zu bürgerlichen Stellen und Ämtern fahig seyn sollen. In-
dessen ist es doch in jedem Falle höchst unbillig, daß der Magistrat
eigenmäcl1tig und ohne alle vorhergegangene rechtliche Erörterung, die
Israeliten gradezu von dem geringsten aller Aktiven Bürgerrechte aus-
geschloßen hat: der Theilnahme nämlich an der Wahl derjenigen, wel-
che die Bürgerschaft vertreten und de11 Ausschuß derselben bilden sol-
len. Wenn die Israeliten nicbt in Zukunft in irgend einer Stadtbehörde
oder in irgend einem bürgerlichen Collegio jemand aus ihrer Mitte ha-
ben sollen, der vermöge seiner Stelle in einem solchen das unbestreit-
bare Recht besitzt, für seine Gemeinde zu reden und sie zu vertreten,
so werden die Beeinträchtigungen und die Beschwerden in Betreff dje-
ser Sache niemahls ein Ende nehmen.
Der Magistrat ist aber noch nicht dabey stehen geblieben, die Israeli-
ten von allem aktiven Bürgerrecht ipso facto und ohne alle weitere
Erörterung auszuschließen. In dem neuen Constitutions-Entwurf giebt
sich die unverkennbare Absicht kund, rue Juden ganz in den alten Zu-
stand zurückzuversetzen, und auch des passiven Bürgerrechts viillig zu berau-
ben, indem sie, mehrerer andern Beeinträchtigungen nicht zu gedenken,
nach dem § 43 auch von den 1-landwerken und bürgerlichen Gewerben
ausgeschloßen seyn sollen. Diese Maaßregel muß wohl auch ganz abge-
sehen von dem wohl erworbenen und vom Congreß anerkannten und
bestätigten Rechte der Israeliten umsomehr gemisbilliget werden, da die
bürgerliche Verbesserung der Juden auf eine gründ.liehe Weise vorzüg-
lich nur dadurch bewjrkt werden kann, daß man sie zu Handwerken
und bürgerlichen Profeßionen vielmehr anleitet und ermuntert, als daß
man sie davon, wie hier geschehen soll, verfassungsmäßig ausschließen
und ihnen den Zutritt dazu verbieten will, was ein offenbarer Rück-
schritt in die Barbarey seyn würde.
Was den erwähnten neuen Constitutions-Entwurf betrifft, den der
Senat jetzt hat abdrucken und seit d. zocen dies. unter die Bürgerschaft
,,ertheilen lassen, so ist derselbe eigentlich nichts weniger als neu, son-
dern bis auf einige unbedeutende Kleinigkeiten, die bloß das Innere
betreffen, ganz derselbe, der schon im Juli 1814 bei Eichenberg im
Druck erschienen ist und der nie irgend eine Sanktion erhalten hat,
sondern vielmehr in dem § 46 der Congreßakte auf das deutlichste
verworfen ist. Denn da es in diesem § 46 von der ville libre de Franc fort
ausdrücklich heißt: Les institutions seront basees - so ist durch diesen
Ausdruck, der blos von einer zukünftig zu bildenden Verfassung der
Stadt Frankfurt redet, hinreichend zu erkennen gegeben, daß alle bis
dahin gemachten Constitutions-Vorschläge, welche durch die dagegen
382 Zur Geschichte und J_)olitik
diesem Stücke nachzugeben und nun einen neuen Wahltermin auf den
1rcn Februar ansetzte, deßen Erfolg man jetzt abwarten muß. Bei der
Unzufriedenheit der Bürgerschaft, so laut sich dieselbe auch ausspricht,
sind bis jetzt auch die Grenzen der Mäßigung und Ordnung noch auf
keine Weise überschritten worden, so sehr sich auch der Senat bemüht
die Furcht davor zu verbreiten. Überhaupt bedient sich derselbe man-
cher nicht zu lobender Mittel. Auffallend muß es einem Fremden seyn,
wie sich die Gerüchte und die Besorgnisse, daß die Stadt bairisch wer-
den sollte und daß fremde Truppen in dieselbe einrücken würden, fort-
dauernd immer wiedet erneuern; man weiß aus zuverlässigen Quellen,
daß der Senat selbst diese Gerüchte verbreiten läßt, um die Bürger-
schaft nachgiebig zu machen. Dieses geschieht sehr unter der l-land, in
allen öffentlichen gedruckten oder persönlichen Ermahnungen des Se-
nats an die Bürgerschaft geht die Tendenz immer dahin, diese zur Nach-
giebigkeit zu bewegen, damit doch nur ja der Bundestag mit den Ange-
legenheiten der Stadt, wie es in der Vorrede beißt, ,,unbehelliget bleibe".
Gleichwohl haben die Herren vom Senat, die an der Spitze stehen, auf
jede Weise und in eigens dazu veranstalteten diplomatischen Zirkeln
den Gesandschaften aller andern deutschen Staaten sich gesellschaftlich
anzunähern, sie mit einseitigen Darstellungen einzunehmen und sie für
sich zu gewinnen gesucht, um im Voraus der Majora beim Bundestage,
wenn es doch an diesen kommen sollte, versichert zu seyn.
Zur Beurtheilung des ganzen möge noch folgende allgemeine Bemer-
kung dienen. Der allgemeinste Fehler der sämtlichen bestehenden hiesi-
gen Behörden dürfte wohl eine sehr hartnäckige und tief eingewurzelte
Intoleranz seyn. Von diesem Fehler ist gewiß auch die Bürgerschaft
nicht ganz frey, nur äußert er sich im Senat für jetzt ,venigstens thätiger
und schädlicher. Was die Individuen betrifft, die das ganze leiten, so
sind sie wohl am meisten von einem ganz eigenchümlichen Souveräni-
tätsdünkel beseelt. Man könnte geneigt sein, das als eine unschuldige
Thorheit mehr zu belächeln als ernsthaft zu rügen, wenn nicht die Fol-
gen so schädlich wären und die oben angegebenen Mitteln und lntri-
guen, deren man sich bedient, das unedle des ganzen Strebens bezeich-
neten.
Wenn überhaupt ein so kleiner Staat wie Frankfurt (durch einige
Personen, die jetzt an der Spitze stehen, dazu verleitet) sich auch gleich-
sam als europäische Macht konstituiren und den Kongreßbeschlüßen
und Bundesgesetzen Trotz bieten, und sich widersetzen will, denen der-
selbe doch nichts als lauter Woblthaten und seine ganze Existenz
verdankt; so ist dies freilich auf den ersten Anschein lächerlich genug.
[XX Berichte VOJJJ Franijurter Bundestag, 1816-1818) 385
Es hat aber auch seine Ernsthafte Seite und was aus einem solchen Beispiel
für di e fernere Entwicklung und Nichtentwicklung oder Auflösung des
gesammten deutsch en Bundes folgen würde, ist zu einleuchtend, als
daß es einer weiteren Auseinandersetzung bedürfte.
Nachdem die Frankfurter Angelegenheiten einmahl zu einer solchen
Krisis gekommen sind, und sich bei dem Magistrat die unverkennbare
Absicht kund gibt, seine Pläne gegen die ausdrücklichen Kongreßbe-
schlüsse und den deutlich erklärten Willen des österreichischen Hofes
durchzusetzen, ist das Verfahren desselben in dieser Angelegenheit von
der entscheidendsten Wichtigkeit für die ganze Stellung der Kayser-
licl1en Gesandtschaft am deutschen Bundestage, deren Ansehen, wo
nicht ganz gefahrdet seyn, doch sehr darunter leiden würde, wenn man
hier eine gewiß unverdiente Nachsicht, die man übrigens schon so oft
verkannt hat, von neuem eintreten lassen wollte.
An wirksamen Maaßregeln und Zurechtweisungen des Kaiserlichen
Hofes bei dem Magistrat mehr Nachdruck zu verschaffen, kann es wohl
nicht fehlen. Selbst die abermahlige Ernennung des ~ndikus Danz bietet
vielleicht eine schickliche Gelegenheit dazu dar. Diese Wahl, die auch
in Hinsicht der gewählten Person eben nicht glückJich zu nennen ist,
kann eigentlich nicht wohl für gültig anerkannt werden, da der gegen-
wärtige Senat (nach der allgemeinen Meinung und nach seinem eigenen
Geständniß nur eine provisorische Behörde) einen solchen D eputierten
zu ernennen nicht berechtigt ist, was er erst dann seyn würde, wenn
er - der Senat selbst - mit der gehörigen Anzahl katholischer Mitglieder
nach der im Congreßbeschluß festgesetztenen Gleichheit vollständig
konstituirt und definitiv anerkannt würde. Daß der Syndicus Danz als
Deputirter der damahls noch provisorisch verwalteten Stadt Frankfurt,
dennoch zur Unterzeichnung der Bundesakte mit zugelaßen wurde, war
eine Vergünstigung, aus der man kein Recht folgern kann; und es ge-
schah auch nur in der Voraussetzung, daß die definjtive Verfassung der
Stadt, und ein neuer vollständiger Senat mit nächsten zu Stande kom-
men und das Provisorium nicht von dem dermahligen Magistrate gegen
das wahre Interesse der Stadt so lange fortgesetzt werden würde.
Wenn man von Seite des allerhöchsten Hofes und der kaiserlicl1en
Gesandtschaft den Herrn Danz als Deputirten anzuerkennen venvei-
gerte, oder wenigstens bis zur pünktlichen Erfüllung der Kongreßbe-
schlüsse ablehnte, so würde dies den Magistrat wohl etwas nachgiebiger
stimmen und vielleicht wieder auf den rechten Weg zurückführen.
Wenn übrigens der § 46 in seinem zweyten Abschnitte für alle Dis-
kussionen, die sich (unter den verschiedenen Stadtparteien) über ilie
386 Zur Geschichte ttnd Politik
Fr. v. Schlegel.
[XX Berichte vo,n Franlefurter Bundestag, 1816-1818) 387
..
4. UBER D IE EINTHEILUNG DER MATERIE
DER BUNDESVERSAMMLUNG. 1816
1cc Claße. J)rälirninar-Fragen iiber die Eroffnung des Bttndestags, die Consti-
tuirung und äußere Existenz der Bundesversammlung, und den jorn1ellen
Gang der Bundes-Geschäfte.
a) Eröffnung des Bundestags und Acceptation der zur Bundesakte
durch unbedingte Acceßion hinzugetretenen Mitglieder.
Wenn die Feyerlichkeit und Form der ersten Eröffnung des Bundes-
tags nur durch eine vertrauliche Präliminar-Berathung von der präsidie-
renden Gesandschaft eingeleitet werden kann; so scheint sich, sobald
die wirkliche Eröffnung durch die Legitimirung und gegenseitige Aus-
wechselung der Vollmachten aller derjenigen Gesandten, '\Velche die
Bundesakte am 3ccn Juny 1815 unterzeichnet hatten, geschehen und
vollzogen ist, an dieses erste Geschäft kein anderes so nah und unmit-
telbar anzuschließen, als die formelle Einführung der neu hinzutreten-
den Bundes-Mitglieder oder die Acceptation der von Baden schon ge-
schehenen, von Wiirtemberg zu erwartenden Acceßion, - Ob die in der
Congreßakte Art. 48, 49 und 50 für Heßen-Homb11rg festgesetzte und
ihm wieder ertheilte Landeshoheit Souveränität so zu verstehen sey,
daß sie die Einführung dieses }-lauses mit einer Stimme in das Plenum
unmittelbar zur Folge haben muß, scheint wohl noch einer höheren
Entscheidung zu unterliegen. Selbst in bejahendem Falle aber würde die
Frage, welcher Curiat-Stimme in der engern Bundesversammlung der
17, Heßen-Homburg zugetheilt werden soll, einer weiteren Berathung
bedürfen, und vielleicht erst später sie mir andern organischen Verfü-
gungen zugleich zur Entscheidung kommen können.
b) Fragen, die demnächst und gleich in den ersten Seßionen näher
bestimmt werden müßen, sind die über das Lokal, Tag und Stunde und
die ganze äußere Einrichtung der Bundes-Cooferenzen, der Protokoll-
führung und der Bundes-Kanzley; über die 11ittheiJung der Protokolle
u.s.w. aus der Bundes-Canzley der präsidirenden Gesandschaft an die
übrigen Gesandschaften; die Frage, ob die Seßionen blos am Schluß
jeder Sitzung für das nächstemahJ zu bestimmen, oder ob sie regelmäßig
wöchentlich 1 oder 2 mahl zu halten seyen; in welcher \'('eise die außer-
ordentlichen Sitzungen durch die präsidirende Gesandschaft angesagt,
oder die ordentlichen in eintretenden Verhinderungsfällen abgesagt
werden sollen u.s.f.
Auch die für die präsidirende Gesandschaft so besonders wichtige
Frage über die Substitution der Gesandten im Verhinderungsfalle dürfte
um so mehr gleich Anfangs zur Sprache kommen, da wirklich eine
eventuelle Substitution für die Eröffnung des Bundestags schon gegen-
[XX Berichte VO!!l Frankfurter Bundestag, 1816-1818} 389
men, unt_e r welcher Garantie und Aussicht dje etwaigen offiziellen Be-
kanntmachungen der Bundesbeschlüße und Akten geschehen und
durch welche Mittel die nicht offiziellen und unberufenen Bekanntma-
chungen gleicher Art verhindert werden sollen. Dieses führt die Frage
von der ErrichtL1ng einer Bundes-Censur herbey, die im Namen der
ganzen Bundes-Versammlung entweder durch die präsidirende Gesand-
schaft, od er durch eine aus mehreren Mitgliedern bestehende Bundes-
Commißion
..
ausgeübt werden müßte .
c) Uberhaupt gehören wohl c) auch die rechtlichen Exemtionen und
gesandschaftlichen Privilegien, welche, für die Bundes-Versammlung
von Seiten der Stadt Frankfurt zu stipuliren seyn möchten, zu den Ge-
genständen, welche nach der Natur der Sache gleich Anfangs eine nä-
here Bes timmung erheischen. Sollte die oberwähnte Bundes-Censur
statt finden, so dürfte darüber eine Verabredung mjt der Stadt Frankfurt
um so mehr erfordert werden, als die offizielle Bekanntmachung der
Bundes-Beschlüße, so wie auch eine anerkannt offizielle Bundes-Zei-
tung, wenn eine solche nach dem gemachten Projekt bewilliget werden
sollte, doch unmöglich der Stadt Frankfurter Censur unterworfen seyn
könnte; dagegen aber selbst die dahier schon bestehenden Zeitungen,
insofern sie nach Eröffnung des Bundestags Nachricht von den Bundes-
Verhandlungen werden geben wollen, wohl einer geregelten Aufsicht
zu unterstellen seyn dürften.
d) Noch giebt es aber d) einen besonderen Gegenstand von ganz
eigener Art, der zwar nicht grade gleich bey der ersten Eröffnung, aber
doch sehr bald und schon bey den blos die Form betreffenden Bera-
thungen, unvermeidlich zur Sprache kommen muß und der seiner
Wichtigkeit wegen eine besondere Betrachtung verdient. Man wird sich
bey den Berathungen, sobald diese nur irgend wesentlicl1 anfangen, auf
die einzelnen Artikel der Bundesakte beziehn, und da wird dann sehr
bald fühlbar werden, wie diese Artikel weniger wegen einer undeutli-
chen Abfaßung, als wegen der so vieles unbestimmt laßenden Kürze
fast überall einer Erläuterung und näheren Bestimmung bedürfen. An
sehr von einander abgehenden Auslegungen einzelner Artikel fehlt es
schon jetzt nicht; auch nicht an wenigstens scheinbaren Widersprüchen
in einigen einzelnen Punkten, die eine authentiscl1e Erklärung und Ent-
scheidung unausweichlich erfordern. Daß diese Lücken schon gleich
bey den ersten, noch blos den formellen Geschäftsgang betreffenden
Berathungen schon fühlbar werden müßen, ist um so einleuchtender,
da selbst der auf diesen Geschäftsgang sich beziehende und den Vorsitz
Österreichs festsetzende 5re Art. der Bundesakte, so deutlich und klar
392 Zur Geschichte i1nd Politik
er auch abgefaßt ist, doch in seiner Kürze allein schon eine ganze Reihe
von Fragen veranlaßen und eben so viele Erläuterungen erheischen
könnte. Das Bedürfniß einer solchen authentischen näher bestimmen-
den, und hier und da auch berichtigenden Erläuterung der Bundesakte
wird so allgemein gefühlt, daß es gar nicht zu vet'\,vundern seyn würde,
wenn gleich zu Anfang irgend eine bedeutende Stimme mit dem förmli-
chen Antrag zu ejner durchgehenden Revision der ganzen Bundesakte
hervortreten sollte; um so mehr, da auch einige Schluß-Vota in den
letzten Wiener Bundes-Conferenzen ihre Meinung über das Mangel-
hafte der Bundesakte entschieden genug aussprachen, und in der Bun-
desakte selbst die mögliche Abänderung der Grundgesetze (Art. 6) aus-
drücklich vorbehalten ist. Wenn nun aber auch eine eigentliche Revision
der Bundes-Akte anstößig und bedenklich erscheinen sollte, und also
in dieser Form wenigstens abgelehnt werden müßte, so wird man doch
auf das Bedürfniß einer authentischen Erläuterung und näheren Sinnes-
Bestimmung derselben zu vielfältig hingeführt, als daß man einen Be-
schluß über diesen Gegenstand umgehen oder auch nur so lange zu-
rückhalten könnte.
Es ergeben sich hieraus zwey Fragen, die einer höheren Entschei-
dung unterliegen und bedi.irfen; erstlich, ob man eine eigentliche Revi-
sion und Umschmelzung der Bundesakte begünstigen oder 11nter der 111il-
deren Form einer ai,thentischen Erlä11terung alle nöthigen näheren Bestim-
mungen und Modifikationen der Bundesakte einleiten wolle; z,veytens
tritt die Frage ein, ob man unverzüglich nach beendeter Regulirung aller
Formalien diese Revision oder authentische Erläuterung der Bundesakte
eintreten laßen will, oder ob man zuvor zu der Abfaßung der sämtlichen
organischen Gesetze schreiten will, die der Art. 10 der Bundesakte als
das erste (nicht mehr blos präliminäre und die Form betreffende, son-
dern in die wesentliche Aufgabe des Bundestages eingehende) Geschäft
des Bundestages feststellt.
Das letzte scheint ungleich ratl1samer; denn '\Venn die organischen
Gesetze über alle militärischen, inneren und äußeren Verhältniße ein-
mahl festgestellt und beendet sind, so wird es nachher leicht seyn, die
Bundesakte darnach zu erklären, und zu modifiziren; ja erforderlichen
Falles in der Folge sogar ganz neu zu redigiren. Fängt man hingegen
mit der Revision oder Erläuterung der Bundesakte an, wo man Artikel
für Artikel durchgehen müßte, so '\Vürden gleich Anfangs manche Dis-
kußionen (z.B. über die Curiat-Stimmen der Mediatisirten) wieder an
die Reihe kommen, die schon in Wien sehr schwierig ,varcn, wo doch
der Wunsch des baldigen Abschlußes alle zur Nachgiebigkeit stimmte,
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag1 1816-1818} 393
die hier a_ber wenigstens für den Anfang wohl beßer unberührt bleiben
möchten. Auch würde man sich durch die abermahlige feyerJiche Bestä-
tigung so mancher Artikel, wenn man nicht den Schein haben wollte,
die ganze Bundesakte umstoßen und neu zu machen, die Hände für die
Zukunft zu sehr binden. Bleibt dagegen die Revision oder Erläuterung
der Bundesakte noch ausgesetzt, und geht man unverzüglich an die
Bearbeitung und Abfaßung der organischen Gesetze, so wird es viel
leichter seyn, auf diesem indirekten Weege und in einer schonenderen
Form zu jeder als nothwendig erkannten wesentlichen Verbeßerung
oder Abänderung zu gelangen.
Die Ilce Claße der ersten Berathungs-Gegenstände der Bundesver-
sammlung bilden diejenigen, welche durch frühere Stipulationen als sol-
che festgestellt sind.
Dahin gehören manche Spezial-Gegenstände, wie z.B. für die Reguli-
rung der Pensionen für die überrheinischen Geistlichen in der Bundes-
akte Art. 15 eine Jahresfrist, also der nicht mehr sehr entfernte Termin
bis zum 3cen Juny d.J. bestimmt ist.
Die weitere Regulirung über die Bundesfestungen wurde ebenfalls in
einer der letzten Pariser Conferenzen an den Bundestag zur baldigen
Berathung gewiesen, die auch von mehreren Gesandschaften bestimmt
gewünscht wird; dürfte aber wohl von den übrigen organischen Geset-
zen über das Vertheidigungs-System und die militärischen Verhältnisse
des Bundes nicht getrennt werden können.
Den wichtigsten Gegenstand dieser Ileen Claße bildet ohne Zweifel,
die im oberwähnten 1ocen Art. festgestellte Abfaßung der organischen
Gesetze über die auswärtigen, inneren und militärischen Verhältniße
des Bundes. Von der Entscheidung dieser Frage und von den Resultaten
dieser Arbeit hängt eigentlich die Stelle ab, welche der Bundestag künf-
tig in Deutschland behaupten soll, sein ganzes äußeres Ansehn nicht
minder, wie sein innerer Gehalt. Ehe diese wesentlichen Berathungen
aber beginnen, dürfte es nothwendig seyn, ein festes und auf alle er-
denkliche Fälle berechnetes System vorgezeichnet zu haben, wobey es
auf die Hauptfrage ankommen wird, ob man den Bund fester knüpfen
und bedeutender machen, ihm Leben, Kraft und Charakter geben, oder
aber ob man ihn in fortdauernd negativer Behandlung so lose und
schwach erhalten will, was aber in einem nicht gar entfernten Termin
wahrscheinlich zu einer gänzlichen Auflösung oder Erlöschung deßel-
ben führen dürfte, wovon sich die möglichen Folgen wohl schwerlich
im voraus alle berechnen laßen. Daß die Abfaßung der organischen
Grundgesetze das erste Geschäft der Bundesversammlung seyn sollen,
394 Zur Geschichte und Politik
denn daß die Fragen, ob die Bundesversammlung (die nicht einen Bun-
desstaat, s·ondern einen Staaten-Bund repräsentirt) als solche überhaupt
Gesandte empfangen und absenden kann, ob die alten Reichs-Garantien
mit der alten Reichs-Verfaßuog erloschen seyen oder nicht, ob die neue
Garantie der 7 Congreßmächte stehende ordentliche oder außerordent-
liche Gesandschaften ohne bestif7'1mtes Objekt erheiscl1en und begründen
könne, oder nicht; zu den attswärtigen Verhältnißen gehören, welche in
Art. 10 der Bundesakte ausdrücklich vorbehalten sind und durch die
organischen Gesetze erst näher bestimmt werden sollen, wodurch diese
höchst \.v:ichtige publizistischen Fragen erst entschieden werden müßen;
das leidet wohl gar keinen Zweifel. Sehr ratbsam dürfte es allerdings
seyn, die Frage über die Zulaßung der fremden Gesandten auf die ange-
gebene ganz konstitutionelle Weise vors erste ausweichend zu beseiti-
gen und il1re Entscheidung auf die organischen Gesetze über die aus-
wärtigen Verhältniße zu verweisen. Durch den Aufschub wird vors erste
schon Zeit gewonnen, um die allgemeine und besondere Stimmung
über diesen so höchst wichtigen Gegenstand näher zu erforschen, und
nach dem gefaßten Entschluße zu bearbeiten. Und sollten ja Österreich
und Preußen aus höheren Rücksichten der allgemeinen Europäischen
Politik die Zulaßung der fremden Gesandten in der Folge unvermeid-
lich finden, so wird diese als dann weniger schädlich seyn; wenn der Bund
erst durch die Abfaßung der organischen Gesetze mehr Festigkeit ge-
wonnen haben wird; unter denen man die über die militärischen Ver-
hältniße und das Defensiv-System des Bundes zuerst, dann die das In-
nere betreffende, und zuletzt die über die auswärtigen Verhältniße vor-
nehmen müßte. Sollten aber die fremden Gesandten gleicl1 bey der er-
sten Eröffnung des Bundestags zugelaßen werden, so wäre daraus die
größte Störung in dem Gange und den Verhältnißen des Bundestages
selbst, so wie auch der nachtheiUgste Eindruck auf die öffentliche Mei-
nung und allgemeine Stimmung mit Gewißheit vorzusehen.
Im Allgemeinen dürfte, um dem Bundes-Tage Ansehn und Zutrauen
zu verschaffen, nichts wirksamer seyn, als wenn der Gang der Bundes-
verhandlungen so regelmäßig als möglich in dem 1-lauptgeschäfte der
ersten formellen Regulirung und dann der Abfaßung der organischen
Gesetze fortarbeitete, ohne sich durch Spezialgegenstände und einzelne
Debatten zu sehr abziehen und zerstreuen zu laßen. Regelmäßige und
lieber seltnere, aber desto inhaltsreichere und wichtigere Sitzungen,
würden mehr Wirkung hervorbringen als häufige, aber kurze, in ihrem
Geschäftsgange unregelmäßige und ihrem Inhalt wenig bedeutende Sit-
zungen. Selbst die Eröffnung des Bundestages, so sehr die baldigste
396 Zur Geschichte und J:>o/itzk
Billigung sie sich jetzt so sehr brüsten) gar nicht beachtete, veranlaßte
eben die Absendung eines Bevollmächtigten des Vorstandes der katholi-
schen Gemeinde nach Wien, wo derselbe vom Congreß den für die
unterdrückten so höchst erwünschten und weisen Art. 46 erwirkte.
Wenn der Senat nun in dem zweyten Theile und Schluß seiner Bekannt-
machung diesen Vorstand der katholischen Gemeinde selbst, welcher
durch seine patriotischen Bemühungen beim Congreß jenen Art. 46 und
die Befreiung der Katl1oliken erwirkte, feindlich angreift und in Gemäß-
heit des Art. 40 seiner neuen Constitution, in 1-linsicht auf die politische
Vertretung der Gemeinde rechtlich auflösen und vernichten will, so
erklärt sich dies aus den Umständen zwar leicht und es geht eben daraus
hervor, daß der Senat und die herrschende Parthey selbst sehr wohl
einsehen, daß die Katholiken eben keine Ursach_e haben, mit der neuen
Constitution sonderlich zufrieden zu seyn, und daß der Senat nur darum
so sorgfältig bemüht ist, ihnen den Rekurs an den Bundestag abzu-
schneiden, und das natürlichste und zweckmäßigste Organ der Vertre-
tung ihrer Rechte beim Bundestage - nämlich den Vorstand ihrer Ge-
meinde - zu entreißen und in aller rechtlichen Wirksamkeit zu vernich-
ten.
Einleuchtend ist es aber doch, daß es dem Senat und der jetzt alles
beherrschenden Majorität einseitig nicht erlaubt seyn dürfe, vermöge
eines Artikels seiner selbst gemachten, neuen Constitution, den Katho-
liken oder auch irgendeiner andern Classe von Reklamanten oder in der
Minorität befindlichen Parthey ihre bis jetzt in Besitz habenden und
wohlerworbenen Rechte faktisch zu entreißen. (Auch in Hinsicht der
Juden wurde dieses Prinzip, hinsichtlich der Verordnung vom 8-ten Juny
anerkannt und darnach verfahren; und dürfte dasselbe zweifelsohne
wohl auch auf alle andre Reklamanten und in der Minorität befindlichen
Partheyen anwendbar seyn.)
Als ein solcher „faktischer" Eingriff in ,vohlerworbene Rechte muß
die widerrechtliche Maaßregel des Senats gegen den Katholischen Vor-
stand umsomehr erkannt werden, da:
1. der katholische Vorstand, selbst in der vorigen Zeit, als die Katholiken
noch gar keine politischen Rechte zu Frankfurt hatten, den Magistrat
in Auftrag der Gemeinde jederzeit beim Reicl1shofrath verklagen konnte;
2. der katholische Vorstand auch beim Congreß zu Wien (s. das offi-
zielle Schreiben des Herrn Ministers v. Wessemberg an den Bevollmäch-
tigten desselben) ist anerkannt worden und eben bei demselben den 46-
ten Artikel erwirkt hat; man daher
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818) 403
als solche auch zur Verwahrung und Vertretung der besonderen Rechte
einzelner Corporationen ungleich weniger geeignet. Weit eher könnte
dieselbe, hinsichtlich ihrer Gemeinde den katholischen Mitgliedern der
ständigen Bürgerrepräsentation oder des Bürgerkollegs der Einundfünf-
ziger, welches die Regierung kontrollieren, und die Rechte der Bürger-
schaft und einzelner Korporationen gegen etwaige Eingriffe verwahren
soll, oder auch denen des gesetzgebenden Körpers übertragen werden.
Allein für die Theilnahme an dem BürgerkolJeg ist den Katholiken nur
eine äuf1erst beschränkte und ganz unbestimmte Zusicherung gegeben;
für den gesetzgebenden Körper aber ist ihnen gar kein bestimmter An-
theil stipulirt worden.
In der Bekanntmachung des Senates sucht man durch eine gänzliche
Verdrehung der natürlichen Ansicht und wahren Lage der Dinge den
Vorwurf des Fanatismus auf die katholische Gemeinde und namentlich
auf den Vorstand derselben zu wälzen. \Venn ja bei der bürgerlichen
Anordnung eines kleineren Gemeindewesens, wie das der freien Stadt
Frankfurt, von so etwas die Rede sein kann, so ist einleuchtend, daß
der Vorwurf der einseitigen Willkür und lntolleranz \vohl nur die herr-
schende Religionspartei und die von ihr in Gang gebrachte neue Consti-
tution treffen kann. Die Katholiken verlangen nichts als Sicherheit und
eine hinreichende Garantie gegen despotische Willkür und \viderrechtli-
chc Eingriffe der herrschenden Majorität, diese Sicherheit und Garantie,
wozu die Verheißung von ein paar Stellen im Senat durchaus nicht zu-
reichend ist, gewährt ihnen nun die neue Constitution auf keine \Veise,
da vielmehr die letzten hiesigen Vorgänge nur zu sehr beweisen, wie
übel alle in der Minorität befindlichen Partl1eyen und Corporationen
bey einer solchen Herrschaft der Majorität, wie sie mit der neuen Con-
stitution eingeführt worden, fahren werden. Eben darum hat auch die
katl1olische Gemeinde in vollkommenem Einverständniß mit ihrem
Vorstande, die 11e11e Consti/11/ion nicht angeno1J11J1e11, wie in der Bekanntma-
chung des Senats se.l bst eingestanden \vird. Von 300 stimmfähigen ka-
tholischen Bürgern haben bei weitem die meisten, in Beziehung auf die
Protestation ihres Vorstandes, nicht gestimmt. Von den etlichen und
80, welche nach der Angabe des Senats gestimmt haben~ hätte bemerkt
werden sollen, daß die Meisten mit „nein" stimmten. Die Zahl der
stimmfähigen katholischen Bürger ist übrigens dem allgemeinen Dafür-
halten nach, ungleich größer als 300.
Unter diesen obwaltenden Umständen scheint f(ir die gegenwärtige
Lage der katholischen Gemeinde, die fernere Vertretung ihrer Rechte
durch den Vorstand allerdings ein Bedürfnis zu seyn.
[XX Berichte von; Frankfurter Bundestag, 1816-1818) 405
Zwar hat streng genommen wohl jeder einzelne Katholik das Recht
bei der Bundesversammlung zu klagen. Aber würcle es auf diese Weise,
wenn die Gemeinde als solche nicht zusammenhielte und keinen Ein-
heitspunkt hätte, und jeder für sich klagen und handeln wollte, wohl
möglich seyn, das Geschäft der rechtlichen Beschwerdeführung in einen
ordentlichen und regelmäßigen Gang zu bringen und zu erhalten? Die
Gemeinde aber würde bei einem solchen Mangel an Einheit und Ord-
nung in ihrer Vertretung, welche die Gegenparthey eben darum herbei-
zuführen wünscht, am meisten verlieren.
Aus diesen Gründen scheint es, daß für jetzt und bis diese Verhält-
nisse etwa definitiv anders bestimmt werden, der Bundestag sowohl als
das Kayserlich österreichische Ministerium, den katholischen Vorstand
und dessen Bevollmächtigte wenigstens vorläufig in seiner Eigenschaft
als Vertreter der Gemeinde anerkennen müße, und nicht zurückweisen
könnte, ohne die katholische Gemeinde auf das empfindlichste zu krän-
ken und der neuen Constitution schon im voraus eine ganz unverdiente
Anerkennung Sanktion angedeihen zu lassen.
Ob nun ein Inhibitorium bei dem Magistrat von seiten des Kaiser!.
österreichischen Hofes, um jeden Eingriff und alles faktische Vorschrei-
ten nicht bloß gegen die Katholiken, sondern gegen alle in der Minori-
tät befindlichen Partheyen und Reklamanten fernerhin zu verhüten,
rathsam und für den gegenwärtigen Fall geeignet sey, das hängt zum
Theil von manchen anderen politischen Rücksichten ab und unterliegt
einer höheren Entscheidung.
406 Zur Geschichte und Politik
§ 1. Zeitungen.
Die officiellen Artikel unterliegen ihrer eigenthümlicheo, streng diplo-
matischen Geschäftsform, gehören mithin zunächst nicht hierher. Für
den Einfluß auf die öffentliche Meynung sind grade die nicht offiziellen
Artikel vorzüglich wichtig. Für diese in allen deutschen und nur irgend
auf den Bund im voraus sich beziehenden Angelegenheiten si nd seit
einem Jahre der Hamb11rger Correspondent, und die Al/gel'neine Zeitung
benutzt worden. Der erstere ist im nördlichen, die andere im südlichen
Deutschland so weit verbreitet und vorherrschend, daß sie zur Ver-
breitung angemessener Nachrichten und Artikel vor allen andern ge-
eignet sind, und man die große Mehrzahl der übrigen Zeitungen nicht
[XX Berichte vom Fran~furter Bundestag, 1816-1818} 407
Schon durch die Auswahl und Stellung, noch mehr aber wenn Erläute-
rungen hinzu gefügt werden, ist es leicht in einer solchen Sammlung
von Actenstücken einen politischen Gegenstand in ein beabsichtigtes,
bestimmtes Liebt zu stellen, und das allgemeine Urthei1 partheyisch zu
leiten. Klübers ältere Sammlung über den Congreß, zeichnet sich bloß
durch ihre chaotische Anordnung aus, ist aber doch, weil sie allein voll-
ständig ist, allgemein in Besitz geblieben. Klübers neue Sammlung -
das Staatsarchiv des deutschen B1Jndes - ist nun überall mit Räsonnement
unterwebt, und von der schädlichsten Tendenz. Es dürfte daher höchst
410 Z1,1r Geschichte und Politik
§ 4. Zeitschriften.
Zeitschriften werden jetzt vorzüglich angewandt, um die öffentliche
Meynung irre zu leiten. Einige derselben - wie die Allemannia, die ne11e
bqyerische Zeitschrift - werden sogar von einzelnen deutschen Regierun-
gen begünstigt und befördert, um ein einseitiges, dem allgemeinen deut-
schen National-Intereße grade entgegengesetztes Staats-System zu ver-
breiten. Desto wichtiger wird es seyn, auch diese Parthie nicht zu ver-
nachläßigen und die wenigen bessern politischen Zeitschriften, welche
eine gute Absicht zeigen, empor zu bringen.
Nach dem in der hohen Weisung enthaltenen Winke, werde ich die
schon bestehende politisch-litterarische Correspondenz mit dem Oe-
sterreichischen General Consul, zu Leipzig, Herrn ,4dan1 Miil/er, auf das
lebhafteste fortsetzen, und ihm zu seiner Zeitschrift angemessene Bey-
träge liefern. In der gleicl1en Absicht habe ich geglat1bt, einer Zeit-
schrift, welche von einer Gesellschaft ausgezeichneter Gelehrten hiesi-
ger Rheiogegend, unter dem Namen Concordia, mit dem Anfang des
Jahres beginnen, und nebst dem politischen auch auf den sittlich-religiö-
sen Zustand der Nation gerichtet seyn \vird, meine Mitwirkung nicht
versagen zu dürfen; da nebst vielen andern rühmlich bekannten und
gutgesinnten Schriftstellern auch der mit Recht gerühmte Nikola11s T/ogt
und andre in dem hohen Rescript mit Lob genannte Schriftsteller An-
thcil daran nehmen. Aufgeschoben wurde dieses schon Jange vorberei-
tete Unternehmen, welches ich der Protecrion Ew. Excellenz, und Sr.
Durchlaucht des Fürsten von Iv!etternich im voraus zu empfehlen wage,
bis jetzt, um sich der Entwicklung der deutschen Angelegenheiten desto
vorsichtiger und passender anschließen zu können.
§ 6. Gelehrten-Vereine.
Einen recht großen und wirksamen Einfluß auf die deutsche Litteratur
und durch diese auf die öffentliche Meynung würde Oes terreicl1 wohl
nur erreichen können, durch Stiftung einer deutschen Akademie der Wis-
senschaften zu Wien, die ohnehin als Culturbedürfniß gefühlt wird und
in den Jahren 1810-1812 in Wien so lebhaft in Anregung kam. Wenn
nun die Idee einer solchen Akademie, unter Sr. Durchlaucht, dem Für-
sten von Metternich, als Protector, selbst in jenen gewiß nicht günstigen
Jahren ausführbar schien, so darf man auch wohl die Hoffnung fassen,
daß dieselbe um so mehr in der zunächst gesicherten Friedens Epoche
realisirt werden könnte. Allerdings würde eine solche Stiftung, in dem
Umfang und der Würde ausgeführt, wie es einer so großen Monarchie
ansteht, dem Staate bedeutende Ausgaben verursachen; daher auch der
gegenwärtige Augenblick noch nicht günstig und geeignet dafür er-
scheint. Indessen dürfte es möglich seyn mit viel geringerem Aufwande,
und etwa nur mit Verwendung einiger der oberwähnten Aufmunterun-
gen gleich jetzt schon unter Oesterreichs Schutz einen deutschen Ge-
lehrten-Verein „zur Aufrechterhaltung der vaterländischen Gesinnun-
gen und rechtlichen Grundsätze'' zt1 begründen, durch welchen gewiß
viel Gutes und wenigstens ein Theil jener Wirkung erreicht werden
könnte.
412 Zur Geschichte und Politik
Allgemeine Bemerkungen
Hand zL1m Rechten gelenkt und zum Guten gestaltet wird. - Es kommt
noch ein andrer Umstand dazu, der wohl eine sorgfältige Berücksichti-
gung verdient. Einzeln angewandt, und wenn sie nicht mit der vollkom-
mensten Gleichförmigkeit und Conseguenz durchgeführt werden kön-
nen, wird durch die negativen Maaßregeln allein das Übel oft noch
vermehre und nur zu größerem Widerstand oder lebhafterem Ausbruch
aufgereizt. Ob aber eine solche Gleichförmigkeit und Consequenz aitj
die Dauer in Deutschland leicht zu erreichen seyn würde, dies kann nach
der Mannichfaltigkeit sich durchkreuzender Intereßen und verschieden-
artiger Influenzen in dem verwickelten Gesamtkörper der deutschen
Staaten wohl nicht anders als sehr problematisch erscheinen. Wirksamer
und leichter ausführbar vielleicl1t wäre es durch gemeinsame Verabre-
dung der sämtlichen großen Europäischen Mächte; würde aber ein Ver-
ein derselben zu diesem Endzweck nicht von anderer Seite nachtheilig
wirken und bedenkliche Folgen haben? - Außerdem dürfte auch hier
ein wahrer Verein über die Grundsätze auf die Dauer nicht leicht denk-
bar seyn.
In jedem Falle können negative MaasregeJn auch in der zweckmäßig-
sten Form und Anwendung nur als Palliativ gegen das Ubel wirken
wenn nicht zugleich eine positive Behandlung und Leitung des Zeital-
ters hinzukommt. Wo aber diese stattfindet, wird für jeden sich ergeben-
den eigentlichen Exzeß auch ein würksames Hülfsmittel und auf dem
legalen Weege sich darbieten, ohne eigentlich einschränkende Maasre-
geln, die wenigstens dann in Zusammenwirkung mit dem Ganzen alles
Gehäßige verliehren, was sie sonst unvermeidlich haben, sobald sie iso-
lirt angewendet werden.
Um alles Wesentliche über die eigentliche Beschaffenheit des jezt
regen Elements der Unruhe zusammenzufaßen; der Mißbrauch der
Preßfreyheit, die Frechheit der Zeitungen, die Schmähungen gegen den
BundesTag, die innere Stockung und aufgereizte Spannung in seinen
Verrhandlungen selbst, die an den mehrsten Orten so verworrene oder
grundirrige Betreibungen der landständischen Angelegenheit, die große
Bewegung im Innern des neu erwachten und weit um sich greifenden
Protestantismus, die steigende Verwilderung der Litteratur, der teuto-
nische Studentenverein, der nun durch die Wartburger Vorfälle aucb
öffentlich kund geworden, die kaum meht geheimen Umtriebe der ge-
heimen Gesellschaften, das Krüdnerische Unwesen, das Sturdzäische
Unternehmen, der plötzliche Ausbruch verbrecherischer Volkssekten in
katholischen Ländern: alles dieses sind nur einzelne Symptome und
[XX Berichte voni Frankfurter Bundesta~ 1816-1818] 41 S
2) Wenden wir den Blick von dem Zustande des Zeitalters überhaupt,
und seinen allgemeinen Gefahren, auf den gegenwärtigen Mo1r1ent der An-
gelegenheiten in Det1tschland, so ist der Stand der Dinge von der Art,
daß er sogar eine schleNnige Abhülfe erfordert um die herannahende
Krisis noch abzulenken oder ihr gehörig entgegenzutreten. Die in den
Bundesverhandlungen aus so vielen Ursachen, wovon weiter unten her-
vorgegangenen Stockung und die Unentschiedenheit der Maaßregeln
416 Zur Geschichte und J:Jo/itik
l. Kirchliche Angelegenheiten.
schieden für die katholische Sache und als katholische Macht ausspre-
chen und in diesem Sinne handeln können, ohne daß dadurch die ge-
wohnte Milde und gerechte Billigkeit gegen Griechen und Protestanten
im lnnern der Monarchie im geringsten gefährdet würde, oder irgend
damit in Widerstreit kommen dürfte. Überhaupt würde jener wesentli-
che Charakter religiöser Protektion sich doch nur in der positiven Für-
sorge für alle mit der katholischen Sache verknüpften lntereßen äußern,
wobey alles was auf die andere Patthey negativ einwirken, oder sie
feindlich berühren könnte, nach dem immer befolgten Systeme der Mä-
ßigung sorgfältigst vermieden bliebe. Nur müßte man bei diesem
Grundsatze friedlicher Schonung eingedenk bleiben, auf wie manche
andere Gegenstände, auch außer den unmittelbar die Religion betreffen-
den, sich der jetzige Protestantismus bezieht und sie als wesentlich für
sich betrachtet. So ist, z.B. um Ein auffallendes Beyspiel statt aller ande-
ren anzuführen, die J)reßfrryheit recht eigentlich das Objekt, auf ,velches
alle alten und neuen protestantischen Grundsätze, Vorurtheile und Lei-
denschaften konzentriert zusammenwirken, und nichts würde die ganze
Gewalt des jezt in Deutschland so überwiegenden Protestantismus in
dem Grade rege machen, und gleichsam in dem Maße feindlich aufrei-
zen als ein dagegen gerichceter Angriff. Bey dem Bundestage könnten
nach der allgemein herrschenden Meinung nun in Folge eines vorange-
henden positiven Gesetzes ftir die Preßfreiheit die limitirenden Be-
schränkungen oder Strafgesetze über die VerantwortEchkeit daran ange-
knüpft werden. Jenes organische Gesetz ist aber gerade eines der allet-
schwierigsten: und die legislative Wirksamkeit der deutscl,en Bundes
Gewalt noch sehr unentwickelt und unbestimmt. Zu einer blos venvar-
nenden Erklärung ohne förmliche und bestimmte Maaßregel, worin die
Sache und was sie erfordert, nacl,drücklich ausgesprochen, aber doch
fi..ir jezt nur den einzelnen Staaten selbst anheim gestellt würde, ist zwar
hinreichende Veranlaßung vorhanden; zweifelhaft aber erscheint es, ob
viel damit geholfen wäre; auch ist gerade in diesem Augenblick dieser
Punkt so i..iberaus empfindlicl1 geworden, daß es mißlich seyn dürfte ihn
feindlich zu beri..ihren.
Diese aus der jezt herrschenden politischen Stimmung hergeleiteten
Betrachtungen führen zu dem zweyten der näher zu betrachtenden Ge-
genstände.
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818] 421
..
II. Uber den gegenwärtigen Zustand des deutschen Bundes.
bleiben können, und eine sehr merkliche Mißstimmung über jene ge-
meinsamen Verabredungen hervorgebracht.
Aus diesen Hindernißen und Ursachen des nicht erwünschten Gelin-
gens ergeben sich von selbst die Maaßregcln welche zur Abwendung
der jetzigen Krisis und zur Wiederherstellung und Konsolidirung des
Bundes führen würden.
Das Wesentliche, sobald man den Bund und deßen Fortdauer will,
bleibt immer die Vollziehung der Bundesakte, und die fernere organi-
sche Entwickelung des Bundes, so wie sie in der Bundesakte selbst
vorgeschrieben ist. Nachdem die Competenz des Bundes hinsichtlich
des richterlichen oberen Einflußes jezt wenigstens provisorisch hinrei-
chend bestimmt ist, wäre die Einleitung Zll der Legislationen Wirksamkeit
des Bundes, in so weit er dazu geeignet ist, das nächste was auch an
sich gar nicht so schwer ist, oder gefunden werden würde, als nach
einzelnen Ansichten davon geglaubt werden mag.
Außerdem bleibt gar kein Wunsch mehr übrig, als daß dem konse-
quent ergriffenen System eine eben so würdevolle als gemäßigte Aus -
führung an Festigkeit und Verstand entsprechen möge.
Die allerdings bedeutenden Mängel in der Form werden sich nach
Gelegenheit, wenn erst die Hauptsache geordnet und wiederhergestellt
ist, leich t verbeßern laßen. Nach der jetzigen Lage aber bleibt für den
Fortbestand des Bundes und Oesterreichs leitenden Einfluß in demsel-
ben die erste und wesentlichste Bedingung eine durchgreifende Ent-
scheidung des landständischen Problems; das nun nicht länger umgangen
werden kann, und in der That auch nur so lange schwierig erscheint,
als man es fürchtet.
Sollte jedoch nach höheren Motiven die Entscheidung dahin ausfal -
len, daß es unter den obwaltenden Umständen rathsamer sey, den deut-
schen Bund fi.irderhio nur als Europäische Macht zu influenziren, den
aktiven Antheil daran aber als fruchtlos aufzugeben, so blieb es auch
in diesem Falle - der freilich den Feinden Oesterreichs den allergrößten
bis jezt noch unerwarteten Triurnpf bereiten, alle gutgesinnte Deutsche
aber mit namenlosen Schmerz erfüllen würde - eine sehr wichtige Frage,
ob selbst alsdann die gänzliche Auflösung oder eine fernere modifizirte
Beibehaltung des Bundes rathsamer und welches von beiden vorzuzie-
hen wäre. Verhältnißmäßig dürfte wohl die Beybebaltung des Bundes
mit weniger Gefahren und augenscheinlichen Nachtheilen verbunden
seyn; welche auch, sobald nur Baiern dafür gewonnen wäre, nicht un-
ausführbar wäre; so wie auch vereint mit England der Einfluß von
[XX Berichte vom Frankfurter Bundestag, 1816-1818} 423
Oesterreich auf den nun von ihm entfernten deutschen Bund, immer
noch sehr bedeutend seyn könnte.
Die Leitung der jezt unläugbar rnannichfach verworrenen deutschen
Angelegenheiten ist allerdings mit ganz eigenthümlichen Schwierigkei-
ten für Oesterreich verknüpft. Aber l1ier dürfte wohl ganz Deutschland,
oder wenigstens Millionen von Gut- und Treu-Gesinnten in demselben
in die Frage ausbrechen, nach dem alten Losungswort: Was ist schwer
für Oesterreich, sobald es will, seine hohe Kraft und Würde fühlt?
Nur das Eine darf man sich nicht verschweigen: ehe der entscl1ei-
dende Entschluß gefaßt wird: die Folgen nämlich, die der Austritt von
Oesterreich aus dem deutschen Bunde haben würde. Vielleicht Anar-
chie, wenigstens auf eine Zeitlang; und auch dies könnte verderblich
genug werden. Ungleich verderblicher aber, was auch wahrscheinlicher
geschehen würde, daß nämlich ein andrer fremder Einfluß alle diese
gährenden Elemente ergreifen und zum nun unaufhaltsamen Verderben
hinlenken würde.
•
'
•
[XXI BERICHTE NACH DER RÜCKKEHR VOM
FRANKFURTER BUNDESTAG AUS WIEN, 1819]
.
•
1. ZU DEM GESETZ ÜBER PRESSFREYHEIT
'
ZEITUNGEN UND POLITISCHE FLUGSCHRIFTEN.
AUGUST 1819
von mehr oder minder politischer Tendenz. Ich zweifle sehr, daß man
sie durch eine Censur mit Erfolg wird in Ordnung halten können. Das
Beyspiel derjenigen Staaten, wo wirklich eine Censur für die Zeitungen
besteht t1nd diese dennoch nicht bloß in einzelnen Frechheiten und
Freveln, sondern ihrem ganzen Geiste nach, durch und durch im voll-
sten Maaße des Wortes, die Ordnung untergrabend und jakobinisch
sind, spricht schon aus der Erfahrung dagegen. Es darf uns diese Er-
scheinung auch gar nicht befremden, noch dürfen wir für die Zukunft
einen andern Erfolg erwarten, wenn wir erwägen, wie allgemein verbrei-
tet der Zusammenhang der schlechten Parthey, wie in alles eingreifend
ihr Einfluß ist; da fast in allen diesen Staaten, ein so großer Theil auch
der oberen, und (fast) die große Mehrheit der unteren Staatsbeamten,
selbst von den die Ordnung auflösenden Grundsätzen und irreligiösen
Gesinnungen beherrscht und durchdrungen ist. Wie sollten also viel-
fach abhängige Subalterne im Stande seyn, gegen den ganzen Strom der
öffentlichen Meynung, und so viele das Schlechte protegirende Ein-
flüsse eine neue Censur, deren Handhabung und rechtes Maaß überall
so großen Schwierigkeiten unterliegt, standhaft und siegreich durchzu-
führen? Die dabey zu erreichende Gleichförmigkeit ist auch nur ein
scheinbarer Vortheil; denn wie will man es dahin (bringen), daß für
alle Censoren in den (sämmtlichen) Bundesstaaten eine und dieselbe
lnstr1-rction gegeben würde; sie müßte denn so allgemein abgefaßt seyn,
daß sie wieder nichts sagend wäre; und man \.VÜtde selbst dabey doch
keine wahre Gleichförmigkeit erreichen, noch verhindern können, daß
die Censur in den verschiednen Staaten in einem ganz verschiednen
Sinne handle und sogar nach fast entgegengesetzten Grundsätzen
wirke.
Aber es giebt ein andres Mittel, um die Zeitungen in Ordnung zu
halten, was ungleich wirksamer ist und was sehr wohl auf alle Zeit-
schriften vermischten und mehr oder minder politischen Inhalts, sich
ausdehnen läßt. Dieses wäre, die Zeitungen und bezeichneten Zeit-
schriften, zwar censurfrey, aber nur vermöge eines ausdrücklichen und
besondern Privilegi11r11s zu gestatten, was die Regierung, so wie sie es
nach eignem Gutdünken giebt, auch nacl1 eignem Gutfinden wieder
zurücknehmen kann. Diese - indirekte - Censur ist strenger wie jede
andre, und doch wird sie weniger gehäßig seyn. Sie überhebt des Strei-
tens übet einzelne Kleinigkeiten, ,vobey die geringe Beurtheilungskraft
der subalternen Censur-Beamten oft so sehr das Ziel verfehlt und so
große Blößen giebt. Sie straft nicht bloß einzelne nahmhafte Excesse,
sondern noch weit mehr, was so ungleich wichtiger ist, die schädliche
[XXI Berichte aus Wien, 1819] 429
Eben daher wird sie vielen Deutschen Staaten, weit willkommner seyn,
als die Einrichtung einer ihnen ungewohnten, zum Tl1eil auch mit Ko-
sten oder andern Schwierigkeiten verknüpften neuen Censurbehörde.
Wenn man es also wenigstens der eignen Wahl eines jeden BundesStaates
überließe, ent1veder durch Censur oder durch die Ertheilung von jederzeit
zurücknehmbaren Privilegien dem Zeitungsunfug abzuhelfen; so würde
vielleicht auch diese größere Latitüde manches beytragen, das Gesetz
um so leichter zu Stande zu bringen und vollziehen zu können; da eine
vollkommne Gleichförmigkeit ohnehin kaum erreichbar seyn und auch
nur scheinbaren Vortheil gewähren dürfte.
Die Resultate der im Gesetze festzustellenden Punkte, nach dem Bis-
herigen, wären also folgende:
1) Politische Flugschriften (unter einer zu bestimmenden Bogenzahl)
stehen unter Ceosur;
2) Anonyme Flugschriften politischen Inhalts; d.h. solche, in denen we-
der Drucker noch Verleger genannt und also die Censur von 1) um-
gangen ist, werden confiscirt; und der entdeckte Drucker oder Verle-
ger mit Geld oder sonst gestraft.
3) Zeitungen können nur unter einem besonderen Privilegium derjenigen
Regierung, in deren Staat sie gedruckt werden, herauskommen; und
dann zwar censurfrey, wenn dieser Staat sonst keine Censur hat; je-
doch so, daß das PriviJegium im Falle des Mißbrauchs jederzeit zu-
rückgenommen werden kann.
4) Auch Zeitschriften ganz politischen oder gemischten und zum TheiJ
politischen Inhalts können nur mittelst einer speciellen Erlaubniß
der Regierung erscheinen; welcl1e Erlaubniß ebenfalls im Falle des
Mißbrauchs zurückgenommen wird.
*
Auf diese Weise würde di e erste für den Drang des Augenblicks und
die Gegenwart nothwendig erforderte negative Maaßregel schon sehr we-
sentlich beytragen, in das Chaos des jetzigen Deutschen Litterarwesens
wenigstens einige, bessere organische Ordnung zu bringen, und dadurch
die Möglicl1keit vorbereiten, auch auf dem positiven Wege, diesem „Chaos
aller gährenden intellektuellen Kräfte" der Deutschen Nation - dem
ganzen Deutschen Gelehrten- und SchriftsteilerWesen, mit Inbegriff der
Universitäten und aller höhe ren wissenschaftlichen Cultur - eine bessere
Richtung und Ordnung, und (die) so dringend nothwendige wahrhafte
Organisation zu geben. -
432 Zur Geschichte und J:>ofitik
2. PROGRAMM
.. ZU R ORGANISATION EINES VEREINS ZUR
BEFORD E RUNG DER DEUTSCHEN KUNST. SEPTEMBER
1819
8) Die Wahl der dirigirenden Mitglieder, besonders der ersten, ist von
entscheidender Wichtigkeit; und ich wünschte woh l, daß ein gegen-
seitiges Einverständniß darüber zwischen uns herrschte. - Ich ma-
che Sie auf einige Personen im voraus aufmerksam; auf Schinkel in
Berlin, dann Hr u Fra11 v. Humboldt, Graf Solms schiene mir für Cölln
oder Bonn der beste, dann Haxthausen, wenn er noch da ist und
die beyden de Groote; für Frankfur t M. (inister] Wangenheim, dann
Smidt, auch wegen der 1-lansestädte; und für die Stadt selbst der
Rath Schlosser. - Sollte nicht auch Wenner dazu gezogen werden? -
Dort bey Ihnen wünschte ich ungemein, daß S11/piz Boissere recht
förmlich gleich beytreten möchte. In München müßte es jemand
seyn, der dem Kronprinzen angenehm wäre. - Goethes Beytritt
schiene mir besser abzuwarten, bis die Sache erst einige Form und
solide Wirksamkeit gewonnen hat, als ihn gleich von Anfang einzu-
laden. Zeigt er sich nachher von selbst geneigt, so ist der Ge,vinn
um so größer.
9) Geldbeyträge würden von doppelter Art seyn. Ent\veder bestünden
[sie] zur Bestreitung des Lokals; und dafür würden die dirigirenden
Mitglieder eines jeden Orts, wo ein solches erforderlich oder wün-
schenswerth ist, wohl am besten durch eine stehende SpecialSub-
scription sorgen; wo nicht etwa das Lokale durch l1öhere Protec-
tion umsonst erlangt und hergegeben werden könnte. -Alle andren
Beyträge wären für Bestellungen oder den Ankauf schon fertiger
Kunstwerke bescimmtj oder auch um durch eine bedeutende Vor-
lage ein sonst zu schwieriges und großeres b11ch/1rindlerisches Unterneh-
men einer Suite von in Kupfer zu stechenden Zeichnungen oder
Umrissen zu erleichtern. (In der Folge kann der Zweck des Vereins
vielleicht auch auf die Erhaltung altde11tscher .,4lterthiimer und den An-
katif alter Cemählde ausgedehnt werden.)
Beständige Mitglieder wären solche, die einen jährlichen Beytrag entrich-
ten wollen; und diese hätten dann auch ein näher zu regulirendes
Miteigenthum an den in dem Lokal einer jeden Provinz aufzustellen-
den Werken. - Vielleicht wäre es gut, ein Minimum für die Beyträge
festzusetzen . Sie können entweder zur freyen Disposition der Gesell-
schaft gestellt (werden), oder sind zu einem besondern Zweck be-
stimmt. - Die Art u Weise der Sammlung bliebe jedem dirigirenden
Mitgliede nacl1 der Lokalität frey; nur über die Verwendung sind ge-
meinsame Grundsätze d.h. Gleichheit des Zweckes nöthig.
10) Bey den Bestellungen müßte dem Kiinstler so viel als n1iiglich Jreye Wahl
gelassen, und daneben (vorzüglich auch auf den .4hka11J schon fertiger,
[XXI Berichte aus Wien, 1819} 437
'
•
1. UEBER DIE WESENTLJCHSTE UND
NOTHWENDIGSTE REFORLvI IN DER KATHOLISCHEN
KIRCHENVERFASSUNG.
III Aus Ivlr. Ingram's tract on Methodism über die Fortschritte desselben:
To what degree will Methodism extend in chis country? This guestion
it is not easy to answer. That it has rapidly increascd \,Vithin thesc few
years, we have no manner to doubt; and we confess \,VC cannot sec,
\,Vbat is likely to impede its progress. Tbc party, which it bas formed in
the legislature, and the artful neutrality, wich which they give reputabi-
lity to this srnall numbers - the talents of some of this party and the
unimpcached excellence of their characters, all makc it probable, that
fanatism will increase rather than diminish. The l'vfethodists have made
an alarming inroade into the Church, and they are attacking the army
and the navy. Thc principality of Wales, and ehe East Indian Company,
they have already acguired. All mines and subterraneon places belong
to ehern; they creep into l-Iospitals and small Schools pp.
p.XXIJ. wie allgemein d[er) Deismus in d[en] Universitäten und
Schulen des nördlichen Deutschlands sey. -
121 Die Calvinisten sind der strengen Lehre zugethan, daß die Rechtferti-
gung allein durch Gottes Gnade geschehe, durch d[en] Glauben allein
und das Blut und zugerechnete Verdienst Christi. (Rom. cap. 3, 28. Lu-
thers Uebersetzung verfälscht vom Glauben allein.) - ohne (alle) Mit-
wirkung der menschl[ichen] Freybeit -
p. LV. In fact, the defection from the communion of the Church of ·
England is spreading more and more widely every day; her places of
public worship are deserted, while the conventicles of a thousand di-
versified facts are crowded with auditors; and she is railed ac in num-
berless sermons and tracts by all these heterogenous classes of Schis-
.
mattes.
p. CXYX'V seq. The Catholics of the united Kingdom are, I will ven-
turc to say, nearly as numerous as the numbers of the Church of Eng-
land, and there numbers are daily increasiog.
p. VIII the great Earl of Chatharn said, that England had a Popish
liturgy, a Calvinistic creed, and an Army in Clergy. -
131 Report von der bibl. [ischen] Gesellscba ft. Verbreitung einer pohlnischeo
Bibel durch die Bible Society in Berlin. - Stiftung einer Committee zu
Königsberg, um lithauische Bibeln zu verbreiten. - The German Bible
[XXII Notizen z1,1r Kirchenpolitik] 445
Methodisten.
171 1803 waren (von den Wesleyan Methodists) 940 Chapels, 436 wan-
dernde Prediger, 2000 Coeal preachers und 128,700 Mitglieder (mit
Weibern und Kindern?) in the united Kingdoms. Mit den Brittischen
Besitzungen jenseits des Meers und Nordamerika damals 222,300.
(Zunahmen in den letzten Jahren 6700
7777
1770-29 .406
1780-43,890
1790-71,568
1800-109,961)
Die abgesonderte New itinerancy ist nicht mitgerechnet, hat schon
19 circuits. Die calvinistischen Methodisten ungefähr eben so stark als
die Wesleyaner. Bonaparte betrachteten sie weil er d[en] Pabst abgesetzt
und d(ie] Inquisition zerstört - als ein Werkzeug der Vorsehung - they
446 Zur Geschichte und Politik
consider him as the man upon the white horse, to whom a crow.n has
been given and who goeth forth conguering and to conquer. - (Nicht
alle - aber einige unter [ihnen] gehn offenbar darauf aus, (wenn auch
nicht deudich bewußt -) to lay the foundation to a church, which
should rival and finally supersede the Establishment.) Andre, patrioti-
schere sehen in ihm the beast, who has risen up out of the sea, having
7 heads and 10 horns. - Unsägl[icher] Haß gegen die Katholiken - sie
wiirden verfolgungssüchtig sein wenn sie herrschende Parthey \Vären.
(Sie haben eigne (Kaplan)Schulen - Narrenhäuser, eigne Zeitschrif-
ten pp. auch eigne Wirthshäuser. Separatisten in allen Einrichtungen
des Lebens.)
Sie haben eine eigenthüml[iche] Musik - zu ihren einförmigen Lie-
dern (Die Wiederholung d[er] Worte wird dabey sorgfältig vermieden) -
sie verabscheun (nicht bloß die Theater) die viell.[eicht] etwas kunstrei-
chere Musik die in der angl[ikanischen] Kirche gebräuchlich ist.
Sie beten knieend, aber mit d[em] Kopfe aufgerichtet. Kneeling down
and then leaning the body forward so as the rest on a bed or chair, may
be profitable to meditation, but is often prejudicial to the genuine spirit
of prayer. Besides, he adds, it is a posture in which many are apt to
fall asleep.
(Sie haben eine Prophezeyung that George the son of George shall
put on and to all - and that a young set of men, of virtuous manners,
shall come, ,:vho shall prosper, and make a flourishing church for rwo
hundred years.)
(Die Theater verabscheun sie vor allem.)
181 Wesley empfahl d[en] Predigern d[ie] Ehelosigkeit, wie der Kritiker
glaubt, aus Sparsamkeit, \.veil jeder Prediger aus d[er] Gemeindekasse
16 [Pfund] jährl(ich] erhält; eben so viel für s.[eine] Frau, und eine
Vergütung für jedes Kind.
Alles dieses ist at1s dem Quarterly Revi e\.v. ovemb.[er] 1810.
p. 480-514
Recens.[ion] der Hints to the Public and the Legislature on the Na-
ture and effect of Evangelical Preaching by a Barrister.
191 Die Missionare haben eine vollständige Uebersetzung der Bibel in das
Bengalische gemacht; haben das neue Testament in d[en] meisten and-
ren Sprachen und Dialecten des Ostens drucken lassen. -
poJ Die jetzigen chinesischen Charaktere sollen 2,500 J.[ahre] vor Christo
ihren Ursprung genommen haben. Geschriebne Annalen, carried back
[XXII Notizen zur Kirchenpolitik] 447
Methodisten
1111 Die Prediger erhalten von d[er] Regierung Licenzen - die nach d[em]
angenommnen Grundsatz d[er] Toleranz nicht wohl zu vermeiden
sind. - Davon heißt es The lowest and vilest of human beings may
commence gosple ministers at pleasure - may preach aoy absurdicies
when and where they please - wenn sie an einem Orte keine Zuhörer
finden, gehn sie an einen andern the liceoses do not nearly supply mini-
sters to existing congregations, they tend to create them
Allgemeine Klage über den großen Verfall der anglicanischen Kir-
che. -
1121 Ungefähr 80 Jahre ist es jetzt, daß einige junge Leute in Oxford d[en)
Nahmen Methodisten erhielten; die jetzt überall in England und \Xlales
ihre Tabernacles haben. -
(Of late the public attention has been touched by their numbers,
their zeal and their activity and the alarm has beeo sounded against
them from all quarters.)
They form a distioct people in the empire having their peculiar laws
and manners, a hierarchy, a costume and even a physiognomy of their
own. Their origin and progress will make an important part of the
history of the last century. - Wesley and Whitefield waren ihre Hauptan-
führer. - Die kurze Verfolgung gegen sie hörte bald auf durch d[as]
Gesetz und d[ie] Verfassung der Wesleyaner. -
Aus den wandernden Predigern werden die 100 Mitglieder der ober-
sten Synode, die Conferenz heißt, (formidable body) gewählt. (Die Syn-
ode ergänzt sich selbst durch Wahl neuer Mitglieder.)
(Vier Jahre muß er (als solcher) erst gedient haben, Predigten früh
morgens ehe d[er} Handwerker zur Arbeit geht und spät abends, wenn
448 Zur Geschichte und Politik
(Mission in Indien.)
111 Der Stifter der Sieks war ein lndier von der Kriegskaste; ihr System is
pure philosophical tbeism, sie sind ganz frey von d[em] Aberglauben
des Landes. Vor einem halben Jahrhundert stand a juggler auf, who
pretended that cast is nothing, that the popular deities are nothing and
that the Bramins are nothing. - Sie schimpfen schrecklich auf d[ie]
indischen Bücher, besonders auf die Vedais. - Man sollte nach d[es]
Kritikers Meynung das Christenth.[um] darstellen as a superior and all-
embracing cast itself. Leichtigkeit für d[en] Missionar - durch ähnliche
Mysterien von Dreyeinigkeit und Incarnation (Die zehnte Incarnation
wird noch erwartet - dieß könnte man brauchen.) Trimurti und Avatar-
and the people are prepared to receive the Bible as the Charter of the
next cast. -
Im Jahr 1803 wurden within thirty rniles of that City (Calcutta) 275
Witwen verbrannt. - (Betrügerische Bosheit der Braminen.) Furchtloser
Angriff eines Missionars bey einer solchen Verbrennung. Sehr ausge-
breitete Aussetzung der Kinder durch Gelübde - infanticide.
Colooisation ist verboten - aber it to colonize in India be to pass
the whole of one's life in it, then do oinety oat of the hundred colonize
nor is it sufficient, to increase the number of army chaplans - the first
step towards winning the nations to our religion, is to show that we
have one.
(,,Why should we convert the Hindoos?" - because our duty to God
and man alike re9uires the attempt. -
Ein church establishment in Indien is desirable for out countrymen,
who too often, as Burke has said, are unbaptized by crossing the ocean.)
0 Sir, say the Converts in a letter to England, though we thought
that many nations bad many kind of Shasters yet in the country of the
Englisl1 we thought there were no Shaster at all; for concerning sin and
holiness, those that are here have no judgement at all. - Ein andrer
schrieb: Sir, if you send a person eo us, send us one who has barned
all your ten commandements. Priestley's Lieblingsgedanke war es, die
Mahomedaoer durch Socin. (ianische] Missionen zu bekehren. - alas, bis
cl1emic art, rnighty as it is, could not have extracted spirit of zeal enough
for one out of all his Socinian coadjutors! Der Socinianism habe sich
selbst herabgewürdigt durch die Verei11igung mit d[er] ertödtenden ma-
terialist.[ischen] ua [Philosophie]. Auszug eines Gesprächs des mad-
[XXII Notizen zur Kirchenpolitik) 451
man Thomas mit einem Brahminen, als Beweis wie gut er für seyn
Geschäft gualificirt sey. Der Brahmine behauptete - that God was in
every thing; therefore (said he) every thing is God - You are God -
and I am God. - Ein andresmal fragte ihn ein Brahmine - Who made
good and evil. - Gegen diesen hat er mit Erfolg geredet.
[3J These lo\v-born and low-bred mechanics have translated the whole Bi-
ble into Bengalic and have by this time printed it. Tbey are printing the
new Testament in tbe Sanscrit, Tbe Orissa Mabratta, Hindostan and
Gazuroti, and translated it into Persic, Telinga, Kornata, Chinese, tbe
language of the Sieks and the Burmans and in four of these languages
they go on with the bible. -
( Carey und s. [ein] Sohn sind 14 Jahre in Bengalen; die andern Brüder
erst 9 Jahre.)
141 Der erste Bekehrte ward getauft im December 1800, und in 7 Jahren
von da an bat sich die Zahl bis auf 109 vermehrt, von \Velchen 9 were
afterwards excluded or suspended or bad been lost sight of. -
1s1 (No religions opinions have spread more rapidly in the same time, un-
less there was some remarkable folley or extravagance to recommand
them or somme powerly worldly inducement.)
111 Er ist auch für ein church establishment in Indien - doch hält er es
nicht für zureichend. -
Nur von d[en] Katholiken sagt er nichts.
Zahl d[er] Mal1omedaner, welche die Möglichkeit d[er) Bekehrung
beweist.
Von d[er] Bekehrung d[er] Indicr sagt er - policy requires it, religion
requires it, comrnon bumanity requires it.)
121 Die Mission in Indien ist von d(er] Secte der Particular Baptisten. Diese
sind Calvinisten. The general Baptists are those of any other description
who agree in the practise of baptizing adults by immission (cfr. das
Katholische Werk)
William Carey, war bis in sein z4res Jahr ein Schuster. (Er studirte
nachher und ward Geistlicher s.reiner] Secte
1791 faßte er den Entschluß 1793 segelte er auf einem dänischen
Schiff nach Indien. Der dänische Statthalter zu Serarnpora unter-
stützte die Mission. 1799. Bis dahin bracl1ten s.[ie] mit der Vorbe-
reitung zu. Bis dahin hatten sie keine Bekehrten. - Nun waren sie
d[er] Sprache mächtig, und ihre Predigt fing an viel Glauben zu
machen.)
[XXII Notizen zur Kirchenpolitik] 453
[31 Die neuen Missionarien wurden, nachdem der Aufruhr zu Vellora nach
Calcutta gemeldet war, zu Haus geschickt. A new mission was underta-
ken to the Kingdom of Burmah - Eine Bengalisch geschriebne, dann
ins Persische übersetzte Abhandlung - enthielt große Schmäht1ng gegen
Mohammed. - Die Massacre von Vellora hatte Statt d [en] July 1806.
(Claudius Buchanan hat ein Memoir geschrieben - on the expediency
of an Ecclesiastical Establishment für British Inclia.)
Es waren damals 10 Missionarien in Serempora. Sie hatten etwa 100
Indier getauft; die Schrift in 6 Sprachen gedruckt, und übersetzten sie
in noch 6 andre. - Man stellte diese Mission, die Bemühungen d[er]
bibl[ischen] Gesellschaft, auch selbst Buchanans Werk in Zusammen-
hang mit dem Aufruhr von Vellora (und der Abneigung der indischen
Truppen). - Die indischen Armeen glaubten, man wolle sie gewaltsam
zum Christenthum treiben.
(Die Gegner - insist upon the <langer to which it [unleserlich] the
British govcrnment in India, upon tbe utter impossibility of convcrting
the Hindoos, and the other conflicts of the persons - 1vho are making the at-
te11ipt.)
14] Der eigentl[iche] Grund des Aufruhrs war ein Gesetz, d[ie] Sitten d[er]
Srapags zu ändern, und ein Verbot for preventing them from wearing
on the forehead the distinguished mark of tl1eir cast. Im Jahr 1766
wandte Lord Clive allen s.[einen] Einfluß vergeblich [aufj, einem Men-
schen dfie] verlohrne Kaste wiederzuverschaffen, dem man Rinder-
brühe in d[en] Mund gegossen hatte; er starb aus Gram. - Tippo ließ
die Indier fangen und beschneiden; sie hatten nun die Kaste vcrlohren
und mußten Mul1amedaner bleiben.
454 Zur Geschichte und Politik
.'
KOMMENTAR
•
-
Das Heft besteht aus 47 Blättern, die so in der Mitte gefaltet und zusammengenäht
sind, daß sich 94 Seiten im Format von 25 x 20 cm ergeben. Sie sind meist voll be-
schrieben und weisen auf dem abgekniffenen Rand zahlreiche Randbemerkungen auf,
die sich auf den fortlaufenden Text beziehen. Das Heft gehört zu dem Bestand der
Handschriften Friedrich Schlegels, die bei der Görtes-Gesellschaft aufbewahrt wer-
den. Die Zeit der Niederschrift ist im Titel angegeben, reicht aber auch wohl noch
in das Jahr 1814 hinein. Die römische Ziffer II zeigt an, daß es sich um die direkte
Fortsetzung des Hefts [XI] Zur Geschichte und Politik 1813 (Decernber 1812) handele.
Der historische Zeitraum, in dem dies Heft entstand, schließt die Zeit der Befrei-
ungskriege und der Vorbereitung des Wiener Kongresses ein - Ereignisse, an denen
Schlegel aktiv beteiligt war, wie die folgenden Sektionen XIII Aufrufe und Denk-
schriften aus der Zeit der Erhebung gegen Napoleon. 1813] und XIV Verfassungsentwürfe
und Satiren /ur den Wiener Kongreß 1813-1814 zeigen. Der Schlußartikel des ersten Pa-
riser Friedens vom 30. Mai 1814 bestimmte, daß alle am Krieg gegen Napoleon I.
beteiligten Mächte binnen zwei Monaten zur Ordnung der Verhältnisse Europas Ab-
gesandte nach Wien schicken sollten; doch wurde der Anfang des Kongresses bis zum
1. Oktober 1814 verschoben. - Auf dem Titelblatt finden sich einige Notizen, die
sich folgendermaßen entziffern lassen:
Eichhorns jur. Geschichte der Deutschen Rechte
[Karl Friedrich Eichhorn, ,Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte', Göttingen
1808-1823, 4 Bde.]
Emser Punkte in der Deutschen Staatskanzley. Th. 21t
[Emser Punktation: ein auf dem Emser Kongreß (Sommer 1786 zu Ems) festgesetz-
tes Schriftstück von Abgeordneten der Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln und Salz-
burg, mit dem den Eingriffen der päpstlichen Kurie in die erzbischöflichen Ge-
rechtsame eine Schranke gesetzt werden sollte. Die Hauptveranlassung dazu be-
stand in der Errichtung einer Nuntiatur in München. Die Punktation fußt auf dem
Grundsatz, daß jeder Bischof seine Gewalt ebenso von Gott habe wie der Papst die
seinige, daß der Papst in ihren Sprengeln weder ihre Jurisdiktion durch Exemtio-
nen, noch ihre Dispensationsgewalt durch Reservationen, noch ihre gesetzgebende
Macht durch eigenmächtig erlassene Verordnungen beschränken dürfe.}
Moser/ Häberlin / Majer - auf der Bibliothek nachzusehen.
Qohaon Jakob Moser (1701-1785), deutscher Staatsrechtler, Professor der Rechte
in Tübingen.- Unter seinen 500 Bände umfassenden Schriften ist das bedeu-
tendste Werk sein ,Deutsches Staatsrecht', Nürnberg 1737-1754, 50 Bde.
Franz Dominikus Häberlin (1720-1787) schrieb u.a. eine deutsche Reichsge-
schichte bis zum Schmalkaldischen Krieg und als Fortsetzung dazu ,Neueste deut-
sche Reichshistorie' (bis 1600), 1774-1789, 20 Bde.
Christian Majer: KA XX, S. 333, Professor zu Tübingen, Verfasser einer Schrift' Über
Germaniens Verfassung'.}
458 Kommentar
2 Stolberg.] Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (17 50-1819), Dichter und Schrift-
steller, der „begabteste unter den Göttinger Hainbündlern", ,,Sprößling eines der äl-
testen und edelsten deL1tschen Geschlechter, ein an den Höfen von Kopenhagen, Ber-
lin und Petersburg mit Auszeichnung behandelter Diplomat" CTohannes Janssen,
Friedrich Leopold zu Stolberg, 2 Bde., Freiburg 1877, Bd. 41, S. 2). Stolberg war im
Jahre 1800 zur katholischen Kirche übergetreten und hatte seine Ämter niederge-
legt, um sich von nun an in Westfalen seinen religiösen Studien zu widmen. FS hat-
te 1808 Stolbergs ,Geschichte der Religion Jesu Christi' (1806-1807) in den ,Hei-
delbergischen Jahrbüchern' rezensiert, nachdem er selbst 1808 in Köln zum Katho-
lizismus konvertiert war: KA VIII, S. 86-104.
4
Friedrich II.) Der Preußische König (1712-1786), auch Friedrich der Große ge-
nannt, was FS freilich vermeidet.
6 Hauptdeputatschluß] Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803, auf
dem die Entschädigung der weltlichen Landesherren für die Abtretung der auf dem
linken Rheinufer gelegenen Gebiete festgesetzt wurde, die in französischen Besitz
übergingen. Alle geistlichen Fürstentümer wurden säkularisiert, und die damit ge-
wonnenen Gebiete waren so bedeutend, daß die Entschädigung viel reichlicher aus-
fiel als der Verlust, zumal nur die größeren Fürsten berücksichtigt wurden.
9 Joseph II.] Joseph II. (1741-1790), römisch-deutscher Kaiser, ältester Sohn Ma-
ria Theresias und Franz I. Der von ihm ausgehende aufgeklärte „josephinische Geist"
hatte in FS einen Gegner, der Joseph II. häufig mit dem von ihm ebenso wenig ge-
achteten preußischen König Friedrich II. in Beziehung setzte.
11
Schibboleth] Hebt. .,Ähre": ein Wort, an dessen Aussprache der israelitische Rich-
ter Jephta die feindlichen Ephraimiter erkannte, weil diese den Zischlaut nicht aus-
sprechen konnten und Sibboleth sagten: Riebt. 12, 5 f. und 6. Allgemein als Erken-
nungs- und Unterscheidungszeichen gemeint.
13
Liineviller Frieden] Frieden von Luneville am 9. Februar 1801, in dem der öster-
reichische Kaiser im Namen des Reiches das ganze linke Rheinufer (60.000 qkm mit
3.5 Millionen Einwohnern) an Frankreich abtrat.
17
Bonald] Louis Gabriel Ambroise de Booald (1753-1840), französischer Staats-
mann und Publizist. Seine ,Theorie du pouvoir politique et religieux' entl1ält die ideo-
logischen Grundlagen einer auf der Basis der Theokratie errichteten Monarchie.-
Gentz] Friedrich von Gentz (1764-1832), Publizist und Staatsmann, mit dem FS seit
seinem Aufenthalt in Berlin 1797-1799 persönlich bekannt war. Auf Befürwortung
Graf Stadions wurde Gentz von Kaiser Franz I. als kaiserlicher Rat jo den österreichi-
schen Staatsdienst übernommen w1d zeichnete sich durch eine stark ausgeprägte anti-
revolutionäre Lind antifranzösische Gesinnung aus. Mit Metternich, dem Nachfolger
Stadions als österreichischer Staatskanzler, stand Gentz seit 1812 in Zusammenarbeit,
wodurch et auch mit FS wieder in nähere Beziehung trat. Gentz wird von FS gering-
schätzig als Vertreter einer blo13 „diplomatischen Ansicht" der Staatsphilosophie ge-
würdigt, von der er sich durch seine religiös-ständische oder „föderalistische" Ansicht
tmterscheidet, wogegen Gencz bei FS die kirchliche Einstellung verachtete.
6
' Macchiavelli] Niccolo Machiavelli (1469-1527), Autor von ,11 Principe' (Rom
1535), eine der einflußreichsten Staatsphilosophien. Io ihr schildert Machiavelli ei-
nen Fürsten, der ohne Rücksicht auf Moral und Religion durch Klugheit und kon-
sequentes Handeln seine Alleinherrschaft im Staat begründet.
[XII} ZurGeschichteundPolitik. 1813. II 459
43
Heinrich IY.] König von Frankreich (1553-1610), im protestantischen Glauben
erzogen, Oberhaupt der Hugenotten, der am 23. Juli 1593 in St.-Denis zur katholi-
schen Kirche übertrat und am 27. Februar 1594 in Chartres zum König gekrönt wur-
de. Das Edikt von Nantes (13. April 1598) sicherte den Hugenotten ihre Gleich-
stellung mit den Katholiken und war die erste Bestätigung der Gewissensfreiheit in
Europa. Außenpolitisch bemühte sich Heinrich IV. um die Schwächung der habs-
burgischen Macht. In diesem Zusammenhang wird ihm der Gedanke einer europäi-
schen Republik zugeschrieben, der aber von seinem Finanzminister Sully stammen
soll.
45
Miillers Fürstenbund] Johannes von Müller (1752-1809), ,Darstellung des deut-
schen Fürstenbundes', Leipzig 1787.
46
Buschs neuen Welth,:indeln] Johann Georg Busch (1728-1800), ,Grundriß einer
Geschichte der merkwürdigsten Weltbändel neuerer Zeit'. Fortgeführt für die Jah-
re 1796 bis 1810 von Gabriel Gottfried Bredow, 2 Bde., Hamburg 1810.
47
Heinrich II.] König von Frankreich (1518-1559), der sich durch Kriege und Er-
oberungen der spanisch-österreichischen Macht entgegenzusetzen suchte. - Müllers
Flirstenbund] s. [XII, 45}. Es handelt sich um Auszüge aus dieser Schrift.
5, Lüneviller Friede] s. [XII, 13}.
54
Jede von diesen Epochen] Jede von diesen Perioden «unsre Epoche» z.B. Fried-
rich I.- Karl der Große] König der Franken und römischer Kaiser (742-814).- Frie-
drich I. Römisch-deutscher Kaiser ( 1123-1190), Barbarossa.- Lothar dem Sachsen] Lo-
thar II., der Sachse, erhielt 1106 das dLu:ch Aussterben der Billunger erledigte Her-
zogtum Sachsen.- Barbarossa] s. Friedrich I. [XII, 54].- Maximilian] Maximilian I.,
deutscher Kaiser (1459-1519), Sohn und Nachfolger Kaiser Friedrichs 111.- Karl V]
Deutscher Kaiser und König von Spanien (1500-1558).- Maria Theresia] Römisch-
deutsche Kaiserin (1717-1780), die älteste Tochter Kaiser Karls VI.- Heinrich VII.]
Römischer König (1211 -1242), Sohn Kaiser Friedrichs II., der sich zu seinem Vater
in Unbotmäßigkeit verhielt und sich zum Herren Deutschlands machen wollte.-
Albrecht II.] Deutscher König (1250-1308).- Karl M.] Karl Martell (688-741), all-
mächtiger Majordon1us des ganzen Frankenreichs.- Konrad I.} Deutscher Kaiser
(gest. 918).- Konrad II.] Deutscher Kaiser (990-1039), der Salier.- Heinrich II.]
Deutscher Kaiser (973-1024).- Heinrich III.] Deutscher Kaiser (1017 -1056).- Hein-
rich V] Deutscher Kaiser (1081-1125).- Ferdinand II.] Deutscher Kaiser (1578-
1637).- Ferdinand III.] Deutscher Kaiser (1608-1657).- Joseph 11.] s. [Xll, 9).
55 Lehre von den VIER Monarchien] Das alte babylonische Reich; das persische Reich
von Cyms; das mazedonische von Alexander; das römische; das germanische.- Cy-
rus] Kyros, pers. Kurusch, Koresch, der Gründer des altpersischen Reiches (gest. um
530 v.Chr.).- Alexander] Alexander der Große, König von Makedonien (356-323
v.Chr.).
57 Tacitus Annales] Das zweite geschichtliche Hauptwerk des Tacitus neben den
Historiae. Es schildert Ab excessu divi Augusti in 16 Büchern die Geschichte des ju-
lisch-claudischen Hauses seit dem Tod des Augustus.- Marbod] Matoboduus, König
der Markomannen, ein Günstling des Kaisers Augustus, der sein Volk oacl1 Böhmen
führte.- Görres] Johannes Joseph von Görres, der bekannte romantische Schriftstel-
ler (1776-1848), der mit FS in vielen historisch-politischen Ansichten verbunden
war.- Oehlenschläger] Johann Daniel Olenschlager: s. [XII, 307).- Piitters Haupt-
460 Kom,nentar
1800, 39 Bde.
64 Ferdinand III.] s. [XII, 54).- Joseph II.] s. [XII, 9J.
18 cfr. Philos.] Offenbar eine Referenz auf die parallel geführten Hefte Zur Philoso-
phie und Theologie von FS, unter denen sich tatsäcltlich zwei Hefte aus dern Jahre 1813
finden: KA XI, S. XVII.
80 cfr. Philos.] a. [XII, 78).
österreichischer Historiograph, seit 1803 Direktor des Geheimen Haus-, Hof und
Staatsarchivs. FS bezieht sich wahrscheinlich auf das Werk ,Österreichischer Plut-
arch, oder Leben und Bildnisse aller Regenten des österreichischen Kaiserstaats',
Wien 1807-1820, 20 Bde.
90 Hippolytus] Bogislav Philipp von Chemnitz (1605-1678), Historiograph am
schwedischen Hof. Unter dem Pseudonym Hippolitus a Lapide schrieb er das gegen
die Habsburger gerichtete Pamphlet ,Dissercatio de ratione status in imperio nostro
Romano-Germanico' (1640); s. auch KA XX, S. 68.
100
«wenn man im Laufe der Zeiten» wenn am Ende - «Erscheinungen» Traum-
reden.
105
cfr. die praktischen Papiere] Wahrscheinlich Aufzeichnungen von FS, die keiner
der großen Heftreihen dieser Zeit (,Zur Philosophie und Theologie', ,Zur Poesie und
Literatur' und ,Zur Geschichte und Politik' zugehörten.
111
Ad. Miiller] Adam Müller (1779-1829) romantischer Publizist aus Berlin, der
wie FS llhter Metternich bei der österreichischen Regierung wirkte. FS beziehe sich
auf die folgenden Schriften von ihm: ,Von der Idee des Staates', Dresden 1809; ,Die
Elemente der Staatskunst', Berlin 1809, 3 Bde.; ,Die Theorie der Staatshaushaltung',
Wien 1812, 2 Bde.
11 2
Luden] Heinrich Luden (1780-1847), Geschichtsschreiber, der in Göttingen
wirkte: ,Handbuch der Staatsweisheitslehre oder der Politik', Jena 1811.
in Joseph II.] s. (XII, 9).
115
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist'1 Mt. 22, 21: s. XIX, 55.
121
«Der indirecte Einfluß» Die nahe Affinität.
123
Piitters coirnperiurn der Landstände] s. (XII, 57). Möglicherweise seine ,Institu-
cio11es juris publici Germanici', Göttingen 1770.
123
des «Rechts» Gesetzes.
1 5
~ Johannes Miiller] Johannes von Müller (1752-1809), der große Schweizer Hi-
(640-559 v. Chr.), der bedeutendste unter den sieben Weisen Griechenlands.- Pyr-
rhz,s} Pyrrhos (318-272 v. Chr.), König von Epirus.
1 7
; Dante} Dante Alighieri (1265-1321), der berühmte Dichter der italienischen
Renaissance.- Leo X.} Papst Leo X. (1475-1521), Giovanni von Medici, der zweite
Sohn Lorenzos des Prächtigen von Medici.
u 9 Mahumec/J Mohammed: s. [XII, 136}.
145
Herzberg} Ewald Friedrich Graf von Hertzberg (1725-1795), preußischer Staats-
mann.- ]oh. Miiller} Johannes von Müller: s. [XlI, 135}.- Joseph II.} s. (XII, 9].
146
In der Schrift iiber das POLITISCHE Gleichgewicht (Leipzig)] Wahrscheinlich die in
[XII, 146} genannte Schrift von Hertzberg.
148
«Ganz» alle Staaten.- «Alle diese» Ein solches
150
Erst dann «sind die» werden die
152
«Katholicismus» katholischer Glauben
155
Ludwig XIV.} Louis le Grand (1638-1715).
160
Georg II.] Georg II. August, König von Großbritannien (1638-1760).- die
Auguste von Pohlen] Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen
August II., der „Starke" (1670-1733); Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als
König von Polen August III. (1696-1763).- Friedrich Wilhelm I.] Friedrich Wilhelm
I., König von Preußen (1688-1740).
162
Luther ein umgekehrter Elias} Der Vergleich zwischen Marein Luther (1483-
1546), dem deutschen Reformator, und Elias, dem Propheten im Reiche Israels, be-
ruht auf der Praxis der Reformierung, insofern Elias begeistert und begeisternd mit
„Feuer und Schwert" für den Monotheismus eintrat, als der Dienst des Baals und der
Astarte durch Ahabs phönizische Gattin Isebel eingeführt wurde. Die Berichte der
Bibel (1. Kön. bis 2. Kön. 2) schmücken sein Wirken mit Wundern aus. Aufgrund
biblischer Verheißung (Maleachi 3, 23, 24 u. 4, 5) galt er als Vorläufer des Messias.
163
eine Art von Cortes] Name der Ständeversammlungen in Portugal und Spanien.
167
«verschmelzen» heilen.- Fürstenbund von 1785] Die Verbindung deutscher
Reichsfürsten, die Friedrich II. 1785 stiftete, um den auf Änderung der Reichsver-
fassung abzielenden Plänen Kaiser Josephs II. entgegenzutreten. Der Fürstenbund
sollte die Rechte und Freiheiten der deutschen Fürsten schützen und die Besitzun-
gen eines jeden sichern. Der Bund verlor seine Bedeutung, als die Bestrebungen Jo-
sephs II. scheiterten und Friedrich II. starb.
174
Monzambanos Zweifel] FS bezieht sich auf die Schrift von Samuel von Pufendorf
,De statu imperii germanici' (Haag 1667), die dieser unter dem Namen Severinus
Monzambano veröffentlicht hatte und in der er eine rücksichtslose Kritik an den öf-
fentlichen Zuständen des Deutschen Reiches übte.
175 cfr. supra] s. XII, 154, auch 173 .
18 3 Es handele sich um Werkpläne, die hier nur vage skizziert sind und nie ausge-
führt wurden.
209 dedititit] Von deditio, Übergabe, Unterwerfung. Dedititii also die, welche sich
auf Gnade oder Ungnade ergeben haben.- Wachter] Johann Georg Wachter (1673-
1757).
2 11 Philosophie der Geschichte] s. [XV, 30]. Eine wichtige Stufe in der Heralisbildung
dieses Begriffs, der zwar der Sache nach bei früheren Autoren (Voltaire, Herder) nach-
gewiesen werden kann, aber nicht in dieser präzisen Formulierung, die dann deut-
462 Kommentar
lieh im Ti tel der Vorlesungen von FS, ,Über die Philosophie der Geschichte' von
1827 in Erscheinung tritt: KA, Bd. IX. Siehe auch XV, 182.
214
Von Noah angefangen] Noah wurde nach 1. Mos. 6, 9 ff. nach der allgemeinen
Sintflut der Stammvater eines neuen Menschengeschlechts.- oder von Moses] s. [XII,
136].
2 16 1808 Zusammenkunft in Erfurt die niederste Stufe] Der Erfurter Kongreß von
1808, auf dem sich die deutschen Herrscher, mit Ausnahme von Österreich und
Preußen, auf schamlose Weise vor Napoleon demütigten.- von da ab wieder in die
Hohe.] FS bezieht sich auf den Beginn der Befreiungskriege, den er offenbar im Feld-
zug des Erzherzogs Karl gegen Napoleon erblickte, an dem er selbst teilgenommen
hatte, der freilich einen schlechten Ausgang fand und mit der Niederlage Österreichs
endete. Auf die Schlacht von Aspern (21. und 22. Mai 1809), die siegreich für die
Österreicher ausfiel, folgte die von Wagram (5. und 6. Juli), in der sie eine blutige
Niederlage erlitten. Napoleon schloß mit Österreich am 12. Juli den Waffenstill-
stand von Znaim und am 14. Oktober den Wiener Frieden, in dem Österreich Illy-
rien, Salzburg und Galizien verlor und Tirol dem Sieger preisgab. Dem Frieden folg-
re am 2. April 1810 die Vermählung Napoleons mit der Kaisertochter Maria Luise.
FS macht die Bemerkung „von da an wieder in die Höhe" aber auch aus der Per-
spektive eines zeitgenössischen Beobachters, der die Katastrophe der Großen Armee
im Winter 1812/13 vor Moskau aus Nachrichten erfuhr und die Signale zur Erhe-
bung in den Befreiungskriegen wahrnahm.
226
Niebuhrs Pyrenäen] Wahrscheinlich Karsten Niebuhr (1733-1815), ein aus
Deutschland stammender Ingenieur, der im Auftrag der dänischen Regierung Rei-
sen in den Nahen Osten und in umliegende Gegenden unternahm und diese in Rei-
sebeschreibungen geographischer Natur darstellte, z.B.: ,Reisebeschreibung nach
Arabien und anderen umliegenden Ländern', Kopenhagen 1774-1778, 2 Bde.
230
Germanicus] Ein Ehrenname, den der römische Senat dem Nero Claudius Dru-
sus, Bruder des Kaiser Tiberius, wegen seiner tapferen Taten in Deutschland diesem
und seinen Nachkommen verlieh. Er ging auf seinen Sohn Germanicus Caesar ül;:>er,
der zum Befehlshaber der acht Legionen ernannt wurde, die am Rhein aufgestellt wa-
ren. Während der Jahre 14-16 unternahm er Expeditionen nach Deutscluand, bei de-
nen die römischen Armeen schwere Verluste erlitten und die für die Ausdehnung des
römischen Reiches nicht von Erfolg waren. Hier offenbar als Nan1e für einen fikti -
ven Autor (FS) von projektierten Schriften gemeint.
2 3
~ schon 1803] FS bezieht sicl1 auf den Reichsdeputationshauptscbluß vom 25.
kannt wurde, geläufig geworden, hat aber sicher älteren Ursprung. Er stammt aus
der keltischen Sprache und wird als „Wäldler", Bewohner eines Waldlandes, gedeu-
tet. Grimm und Mommsen deuten den Namen als Bezeichnung für „Schreier". Ins-
gt.samt bezeichnete er die Nation jenseits des Rheins. Die germanischen Völker
empfingen den Namen als eine Bezeichnung durch Fremde, die gallischen Völker,
weshalb er nie volkstümlich bei ihnen wurde. -Teuton] Die Teutonen sind ein durch
ihre Teilnal1me am Zuge der Cimbern berühmt gewordenes germanisches Volk in
Ostjütland und auf den dänischen Inseln, das 102 v. Chr. bei Aquae Sextiae vernich-
tet wurde. Zur Bezeichnung Teuton s. [XII, 303).- Kanne's Erste Urkunden] Johann
Arnold Kanne (177 3-1834), ,Erste Urkunden der Geschichte oder Allgemeine My-
thologie'. Mit einer Vorrede von Jean Paul Fr. Richter, Hof 1808; ,Pantheon über
äl ceste Philosophie und Naturwissenschaft', Tübingen 181 O; ,Pantheum der ältesten
Philosophie, die Religion aller Völker', Tübingen 1811.
287 Tacitus, Ger,nan. cap. J 0.] Der erste Abschnitt handelt von der Erforschung des
Götterwillens durch Los-Orakel. Ob die dabei verwandten mit Zeichen (notae) ver-
464 K()fnmentar
schreiber aus Syrien, der die Geschichte seiner Zeit von Marl< Aurel (180) bis zu Gor-
dianus III. (238) in acht Büchern verfaßte, die sich durch Einfachheit und Klarheit
der Darstellung empfiehlt, aber zu sehr auf das Persönliche des Kaiser und die äuße-
ren Bedingungen beschränkt ist.
289 Friedrich II.} s. [XII, 4}.- Prinz Heinrich] Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von
Preußen (1726-1802), gewöhnlich Prinz Heinrich genannt, ein Sohn Friedrich Wil-
helms I. und Bruder Friedrichs II.
290 Heinr. Stephant] Heinrich Stephani (1761-1850).
29 1
Photius] Photios (820-897), hervorragender byzantinischer Gelehrter und Kir-
chenpolitiker, Patriarch von Konstantinopel. Als Papst Nikolaus I. ihm die Anerken-
nung verweigerte, ließ er ein Rundschreiben an die Patriarchen des Ostens über die
Ketzereien der katholischen Kirche los und sprach 867 den Bann über Papst Nikolaus
aus. Er wurde jedoch von Kaiser Basileios abgesetzt und vom Papst aus der Kirche aus-
geschlossen. 877 wurde er wieder als Patriarch eingesetzt, aber 886 von Papst Leo VI.
von neuem abgesetzt. Die griechische Kirche zählt ihn zu ihren Heiligen.- Cerularius}
Michael Kerrularios (Caerularius), Patriarch von Konstantinopel seit 1043, führte
1054 durch seine Angriffe auf die Kultsitten der römischen Kirche und durch seine
Weigerung, den Titel Allgemeiner Patriarch abzulegen, den Bruch zwischen der
römischen und der griechischen Kirche herbei. Er starb 1059 in der Verbannung.
292
ein zweiter großer Photius] Fotij , Metropolit von Moskau (1408-1431), unter dem
sich das Bündnis zwischen orthodoxer Kirche und den Großfürsten von Moskau ver-
dichtete. - Witold v. Litauen] ca. 1350-1430, von Wladislaus II. Jagiello als
Großfürst (magnus dux) von Litauen eingesetzt; er erweiterte Litauen zu einem ge-
waltigen Reich, das sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckte.- Wasi-
lej Wasilowitsch] Wassilij II. (1415-1462), Sohn von Wassilij I.,Großfü.rst von
Moskau.
293
Kain] Erstgeborener Sohn Adams (1. Mos. 4, 1), der Ackerbau trieb, seinen
Bruder Abel tötete und seitdem mit dem Kainszeichen (1. Mos. 4, 15) versehen un-
stet umherirrte, bis er sich zuletzt im lande Nod niederließ, wo er ein hohes Alter
erreichte und die Nachkommenschaft der Kainiten begründete.- Brahminen]
Brahmanen, die oberste priesterliche Kaste Indiens.
294
Der Na1ne d-er Hellenen] Ursprünglich der Name der Bewohner der Landschaft
Hellas im südlichen Thessalien, seit dem Emporkommen der Dorier und Jon_ier der
alten Griechen überhaupt.
297
Johann Gottlob Krüger; Athanasius Kircher; Johann Albert Fabricius.
298
Japhet] Nach 1. Mos. 9 und 10 der dritte Sohn des Noah, nach der Völkertafel
(1. Mos. 10, 2 ff.) Stammvater der von den Hebräern nördlich und westlich woh-
nenden Völker, die man als Indogermanen bezeichnet. Seine Söhne sollen Stamm-
väter asiatischer Nationen geworden sein.
299
Henoch} Der älteste Sohn Kains, der ein außergewöhnliches Lebensalter er-
reichte (1. Mos. 4, 17).- Larnech] Nach 1. Mos. 4 und 5 der Mann der Ada und Zil-
lah, von denen die erste ihm den Jabal, den Stammvater der Hirten, und Jubal, den
ersten Musiker, Zillah aber den Tubalkain, den Stammvater der Schmiede und Hand-
{XII} Zur Geschichte und Politik. 1813. II 465
werket, und die Naema gebar. Lamech beschließe die Reihe der vorsündflutlichen
Menschheit und gilt nach der Sethitentafel (1. Mos. 5) als Vater Noahs.
300
Pescheriik] Bezeichnung für die indianischen Eingeborenen von Feuerland.
301
Noah} s. [XII, 214).
302
Breyer] Karl Wilhelm Friedrich Breyer, ,Geschichte des 30jährigen Krieges',
München 1811.- Wolfs Geschichte] Peter Philipp Wolf.- Ferdinand II.] s. [XII, 54].-
Maxitn.ilian] s. [XII, 54}.
303
Varro] Marcus Terrentius Varro (116-27 v. Chr.), bedeutender römischer Kul-
turhistoriker und Grammatiker. FS bezieht sich auf dessen Werk ,De lingua latina',
von dem nur Teile erhalten sind.- Theut.] s. [XII, 286).
304
Enaks So'hne] Enakiter (Enakin, Enaks Söhne, zur Zeit von Moses ein großes
Volk im südlichen Kanaan, in der Nähe von Hebron: 5. Mos. 9, 2.)
30
' Martini positiones] Karl Anton von Martini. Der Text erschien auch auf Deutsch:
,Lehrbegriff des Natur-, Staats- und Völkerrechts'; a.d. Lateinischen, Wien 1874.-
Sonnenfels Gr11ndscitze] Joseph von Sonnenfels (1732-1817), ,Grundsätze der Polizei,
Handlung und Finanzwissenschaft', Wien 1765-67, 3 Teile.- Leopold II.} Bruder von
Joseph II., der diesem am 20. Februar 1790, nach dessen Tod, als Kaiser nachfolgte,
aber bereits am 1. März 1792 selbst starb.- Scheidemantels Staatsrecht] Heinrich Gott-
fried Scheidemantel, ,Das allgemeine Staatsrecht überhaupt und nach der Regie-
rungsform', Jena 1775; ,Staatsrecht nach der Vernunft und den Sitten der Völker be-
tracbtet', Jena 1770-1773, 3 Teile.- Bensens Versuch] Karl D.H. Bensen, ,Versuch ei-
nes systematischen Grundrisses der einen und angewandten Staatslehre', 3 Abteilun-
gen, Erlangen 1798; 2. Aufl. Erlangen 1804.- Behr System] Wilhelm Josef Behr,
,System der allgemeinen Staatslehre zum Gebrauch für seine Vorlesungen', Bamberg
1804.
306 Bauers Handbuch] Georg Lorenz Bauer (1755-1806), Professor für orientalische
riker, Staatsmann und politischer Schriftsteller, mit dem FS seit der gemeinsam in
Hannover verbrachten Kindheit bekannt war.- Runde Grundsiitze] Justius Friedrich
Runde, ,Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts', Göttingen 1791 (zahl-
reiche neue Auflagen).
310
Hiiberiins Staatsarchiv] Karl Friedrich Häberlio ( 17 56-1808), ,Deutsches Staats-
archiv', Helmstedt 1796-1808, 16 Bde.
311
Danz Handbuch] Wilhelm August Friedrich Danz, ,Handbuch des heutigen
deutschen Privatrechts, nach Rundes System', Stuttgart 1796-1799, 8 Bde.
312
Kindiingers-Geschichte] Venantius Nikolaus Kindlinger, ,Münscerische Beiträge
zur Geschichte Deutschlands', 2 Tle., Münster 1787.
[XIII. AUFRUFE UND DENKSCHRIFTEN AUS DER ZEIT DER
ERHEBUNG GEGEN NAPOLEON. 1813}
berg (1771-1820) am Krieg Frankreichs gegen Rußland teilnehmen. Der für Na-
poleon katastrophale Ausgang dieses Krieges gab Österreich seine Unabhängigkeit
zurück. Der dann ausbrechende Befreiungskrieg, der für die beiden Verbündeten,
Preußen und Rußland, zunächst ungünstig verlief, verschaffte Österreich eine be-
deutende Rolle, die Metternich mit diplomatischem Geschick zu nutzen wußte.
Nachdem Napoleon verschiedene Anträge Metternichs abgelehnt hatte, erklärte
Österreich am 11. August 1813 Frankreich den Krieg und spielte von nun an, so-
wohl bei der Führung des Krieges, dessen oberste Leitung Schwarzenberg übertra-
gen wurde, wie auch bei den Friedensverhandlungen (Wiener Kongreß), die von
Metternich dominiert wurden, eine führende Rolle in Europa. Österreich wurde
nicht nur in seinen alten Grenzen wiederhergestellt, sondern erhielt noch einen be-
trächtlichen Gebietszuwachs. Es ist wahrscheinlich, daß das vorliegende Gedicht in
der Zeit unmittelbar vor dem 11. August 1813, der Kriegserklärung Österreichs an
Frankreich, verfaßt wurde und den Kaiser zu einem entschiedeneren Einsatz zu ver-
anlassen suchte.
Thetter sey uns jeder Sprossen] Diese Strophen finden sich in der Schrift ,Österreich und
Deutschland', Gotha 1814, die Joseph Freiherr von Hormayr, der österreichische Hi-
storiograph (s. [XII, 88}), während seiner Inhaftierung auf der Festung Spielberg
(Munkacs), wo er 13 Monate in milder Haft gehalten wurde, herausgegeben hatte.
Hormayr war Tiroler und hatte den Tiroler Aufstand aus dem Jahre 1809 in Tirol
mit vorbereitet, wo er im Gefolge des Erzherzog Johann als Hofkommissar weilte.
1810 nach Wien in seine Stelle am Haus-, Hof- und Staatsarchiv zurückgekehrt,
nahm er an den Vorbereitungen zu einem neuen Aufstand in Tirol teil, der nun aber
nicht allein mit den Bedingungen des Wiener Friedens von 1810, sondern vor allem
mit der von Metternich verfolgten Besänftigungspolitik im Konflikt stand. Metter-
nich ließ Hormayr desl1alb am 7. März 1813 in Haft nehmen, aus der dieser den s.ich
entfachenden Befreiungskrieg, den Pariser Frieden und die Vorbereitungen zum
Wiener Kongreß verfolgte. Wie der Titel seiner Broschüre anzeigt, ging es ihm
damals um ein enges Zusammengehen von Österreich und Deutschland, den
Gedanken eines großen deutschen Reiches. Metternich benutzte diese Idee zur Er-
reichung des Sieges über Frankreich, ließ diese aber fallen, sobald das Ziel erreicht
war: s. die Schrift über Hormayr von K. Adel, Wien 1969 (Österreich-Reibe, Nr.
368-70).
Die beiden Strophen finden direkte Entsprechungen in dem Gedicht Huldigung.
l1n Som1ner 1806, Strophen 4-6 (KA V, S. 379-80), die deshalb hier wiedergegeben
sind:
Ob die Kompilation der beiden Strophen von Hormayr oder FS vorgenommen wur-
de, läßt sich nicht sagen.
s. 65
Z. 9 Rudolph] Rudolf von Habsburg: s. [XII, 274].
Z. 11 jener Carlos] Karl V.: s. [XII, 54).
Z. 14 Ferdinandens] Ferdinand I. (1503-1564).
tannien hatte sich durch folgende Umstände ergeben. Kurfürst Georg Ludwig von
Hannover (1698-1727) war Sohn des Kurfürsten Ernst August von Hannover und der
Kurfürstin Sophie, einer Enkelin König Jakobs I. von England. Durch die Sukzessi-
onsakte von 1701 war die Thronfolge in Großbritanien und Irland so vorgesehen, daß,
falls die Königin Anna, eine Tochter König Jakobs II., ohne Erben sterbe, der Thron
der Kurfürstin Sophie von Hannover und ihren protestantischen Nachkommen zufal-
le. Sophie starb am 19. Juni 1714, und als Königin Anna am 12. August 1714 eben-
falls starb, wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover als König Georg I. -von Groß-
britannien ausgerufen und am 31. Oktober in London gekrönt. Großbricanien und
Hannover waren nun in einem Herrscherhause vereinige, und es entstand eine Perso-
nalunion des Kurfürstentums Hannover mit England, die bis 1837 andauerte. Graf
Münster stand während der Napoleonischen Kriege, die auch zur Besetzung von Han-
nover führten, von London aus mit dem Freiherrn vom Stein, dem österreichischen
Außenminister Graf Stadion, dem Herzog von Braunschweig u.a. in lebhaftem Ver-
kehr. 1813 und 1814 weilte er im Hauptquartier der Verbündeten und wohnte dann
dem Wiener Kongreß bei. Die gegen Preußen gerichtete Schaffung des hannoverschen
Königreichs ist im wesentlichen sein Werk. Er wurde 1814 Erblandmarshall von Han-
nover und Eigentümer der Domäne Derendorf, übernahm die Verwaltung des neuen
Staats, blieb aber Kabinettrninister in London. FS' Brief an ihn und das beigefügte
Memoire fand sich im Nachlaß des Grafen Münster, wo sich ebenfalls ein Brief August
Wilhelm Schlegels vom 15. März 1813 mit einem auf Französisch verfaßten Exposee
,Memoire sur l'etat de l'Allemagne et sur les moyens d'y former une insurrection na-
tionale" fand. Die beiden Briefe und die beiden Memoires der Brüder Schlegel wur-
den 1976 von Carl Haase, dem damaligen Leiter der Staatsarchive in Niedersachsen,
im ,Niedersächsischen Jahrbuch für Landesgeschichte' 48 (1976), S. 345-396 mit
wichtigen Angaben in der Einleitung und in den Anmerkungen veröffentlicht. Zu
weiteren Ausführungen über das Zustandekommen dieses Manuskripts und die Be-
ziehung von FS zum Gtafen Münsters. die Einleitung zu diesem Band.
S. 66
Z. 3 apres Le 18e Aout] 18. August 1813. Am 11. August 1813 hatte Österreich
den Krieg gegen Frankreich erkläre. Nach dem Begleitbrief FS' an den Gra-
fen Münster wurde das Manuskript verfaßt „noch ehe die Wiederherstellung
der Hannövrischen Regierung hier bekannt war". FS sagt auch darin, daß er
.,vor einiger Zeit Gelegenheit hatte", dies Manuskript „einem Oesterreicl1i-
schen Staatsmanne vorzulegen" und daß er es nun, ,,aufgemuntert durch die
freundliche Güte des Hrn. Mackenzie", dem Grafen Münster unterbreite: s. KA
XXVIII (noch nicht erschienen). Die „Wiederherstellung der Hannövrischen
Regierung" erfolgte im Herbst 1813. Es ist anzunehmen, daß das ManL1skript
in den Wochen zwischen dem 18. August und dem Monat November ent-
stand, als die Nachricht von der Wiederherstellung der Regierung in Hanno-
ver in Wien bekannt wurde. Unter dem „Oesterreichischen Staatsmanne" )
sehr :"ichtigen Aufträgen und Arbeiten für den politischen Zustand von
Deutschland beschäftigt" (KA, XXVIII). Während diese Äußerungen bislang
nur auf die von FS für Metternich ausgearbeiteten Verfassungsentwürfe bezo-
gen worden sind, muß man sie nun auch auf Texte wie die vorliegende Denk-
schrift ausweiten. Es gehörte zu Metternichs Methode, Schriftsteller wie FS
z11r Propagierung seiner politischen Absichten zu verwenden. FS, der aus
Hannover stammte, sollte hier die Brücke zu Graf Münster bilden.
Z. 9 Lüneviller Frieden] s. [XII, 13].
s. 67
Z. 16 da Oesterreich mit Preußen und Bayern unwiderruflich ausgesöhnt] Am Rande ein Fra-
gezeichen, wohl vom Grafen Münster. - Z. 28 Gleichgewicht] Die Bedeutung
Englands für die Erhaltung des europäischen Gleichgewichts der Mächte hatte
FS in den Fragmenten des voraufgehenden Heftes wiederholt betont und bildet
überhaupt einen Grundgedanken seiner politischen Philosophie. - Z. 28 der
großmiitige Alexander] Alexander I. (1777-1835), Kaiser von Rußland. - Z. 36
England und Oesterreich] Dies ist der Kern der Gleichgewichtsidee für FS. Eng-
land bildet die Seemacht, Österreich die Landmacht Europas.
s. 71
Z. 13 kleinliche Idee eines abgesonderten no1·dischen Bundes] Mit diesen Ausfühn1ngen
S. 72
Z. 29 Gleichgewicht in Deutschland] Diese Idee, die auf dem engen Zusammenwirken
von Österreich, Preußen, Bayern, Hannover und Sachsen beruhe, liege auch
den Verfassungsentwürfen FS' für Metternich zugrunde. Das Wesentliche da-
bei bestehe in der Idee eines „föderativen Staatensystems".
s. 73
Z. 4 Erhaltung auch Oesterreich so wesentlich interessiert ist] Am Ra11de ein Ausru-
fungszeichen, wohl vom Grafen Münster.
s. 74
Z. 1 in einem nachfolgenden Aufsatze] Nicht überliefert.
s. 75
Z. 18 in einem nachfolgenden Aufsatze] Nicht überliefert.
s. 76
z. 13 wegen der Gottorpischen Familienverbindung] Die Herzöge von Gotcorp, Linie des
Hauses Schleswig-Holstein.
s. 78
z. 4-5 wie fest ... eriirtert werden.] Am Rande ein längerer Strich, wohl vom Grafen
Münster. -Z. 7-8 Das Hannover ... gegen Holland zu.] Im Text unterschlängelt,
am Rand ein längerer Strich, wohl vom Grafen Münster.
472 Kommentar
S. 79
Z. 37 Teschne,r Frieden} Der Friede von Teschen (poln. Cieszyn), einer Stadt im da-
maligen Österreichisch-Schlesien, in der am 13. Mai 1779 von Maria Theresia
und Friedrich II. der Friede geschlossen wurde, der den Bayerischen Erbfol-
gekrieg beendete.
•
s.85
Z. 4 ausgingen, und
47 4 Ko1n1nentar
Z. 26 bringen, und
Z. 32 Rücksichten, und
s. 86 .
z. 17 .
«einer» lffimer
aber was
Z. 26 anfangen und activ seyn
Z. 36 Resultat
s. 87
Z. 19 Staaten-Bundes
Z. 20 die Reichssta'nde
Z. 22 solcher, und als selbständig
z. 36 Revolution, und
S. 88
Z. 6 selbst, würde
Z. 10 Meinung
Z. 15 beyder
Z. 20 Maaßregel wenn
S. 89
Z. 5 zählen, und
Z. 10 Bundes-Staaten
z. 12 Größte, nur Eine Stimme
S. 90
Z. 13 geltenden, und
Z. 15 mehrere
Z. 21 Mißverhältnisse, und
Z. 27 mathematischen
Z. 39 mediatisirt
s. 91
Z. 3 die «Zahl» der größten
Z. 33 dje schwäcbern Nebenlinien der bedeutenderen Staaten
Z. 34 Vereinigung zu Einer} Zusammenziehung in Eine
Z. 40 Gesamtstimme
s. 92
Z. 2 führen.] haben.
Z. 7 entwickeln hinreichenden Spielraum darböte,
Z. 8 Zustände, jeder
Z. 9 Wunsch, Angenehmes
Z. 10 ohnehin gewiß
Z. 11 möchte nun deren
[XN. Verfassungsentwürfe und Satiren fiir den Wiener Kongreß (1813-1814)) 47 5
s. 93
z. 1 entgegenstellen, so
Z. 3 um sich greifen} fortschreiten
z. 6 Bundes Versammlung. - Es} Hier neuer Abschnitt.
Z. 6 gemeinsam bestehende} bestehende gemeinsam
z. 7 Versammlung nur
Z. 8 nachher selbst
z. 9 zertheilen, oder
Z. 10 setzen; so
Z. 10-12 so ... hervorgehen.} so könnte diese sonderbare Maaßregel doch nur aus
ihrem eignen Willen und freyen Beschluß hervorgehen.
Z. 12 Bundes Staaten
Z. 13 aufdringen, so
Z. 14-15 eben ... begründet wäre,] rechtlich durch nichts begründet,
Z. 16 äußerste Verwirrung] Verwirrung
Z. 17 selbst, aus
Beschluß ... zu) Beschluß zu
Z. 28 (oder jede Bundes-Deputation)
Z. 29 zwey Mitglieder aus jeder der vier Claßen
Z. 34 selbst, daß
S. 94
Z. 3 Ort, Zeit und Dauer
Z. 4 Bundes Versammlung
Z. 7 sich prorogiren
Z. 10 Directorium
Z. 11 alternirend
Z. 12 Anzahl Jahre
Regienmgszeit eines Oberhauptes
Z. 13 für eine gesammte Dynastie erb.lieh
Kreise und Kreis Directorien
Z. 15 Bundes Gericht
z. 23 daß man sich Alles möglichst offen erhält
z. 24 könnte. Da jedoch] Hier neuer Abschnitt.
476 Kommentar
s. 95
Z. 3 treffen oder
z. 6 Religions Parcheyen
Z. 8-9 usw.... Einen} ohne neuen Abschnitt.
Z. 9-10 Reichsritterschaft ... usw.} Reichs Ritterschaft.
Z. 11 (Siehe den beiligenden Entwurf einer Bundes Acte.)
Mit zwei großen Strichen am Rand angekreuzt.
s. 96
Z. 10 alle insgesamt
Z. 32 Stimme; indem
S. 97
z. 13 Hier am Rand zwei Querstriche.
Z. 19 Baiern mithin} Mithin Baiern
Z. 28 vorzulegen.} vorzutragen.
s. 98
Z. 12 «Behandlung» Bearbeitt1ng
«sogleich dann» an besonders
Z. 27 sind: -
Z. 30 Verbot des Nachdrucks} Nachdrucksverbot
S. 99
Z. 32 sobald sie «sich» nur ihrer Militärpflicht «entledigt» genüge geleistet
haben
Z. 33 Recht, Civil- oder Militär-Dienste
s. 100
Z. 1 Preßfreyheit
Z. 2 Drucker nicht
Z. 16 Verfassung viele
Z. 17 hindurch fest
Z. 20 allen
Z. 21 Religionsübung
Z. 21-22 vollkommne Gleichheit in allen bürgerlichen und politischen Rechten
Z. 3 7 vertreten zu dürfen.
[XIV. Verfassungsentwürfe und Satiren für den Wiener Kongreß (1813-1814)} 477
s. 101
Z. 23 mit iu Rache
s. 102
Z. 19 Königl.} königlichen
Z. 29 insgesamt in corpore
Z. 39 Einkünfte
s. 103
Z. 30 sich bewähre
S. 105 Der Text dieser und der Anfang der folgenden Seite ist in dem von Metter-
nich aufbewahrten Manuskript von fremder Hand geschrieben, was sich auch
darin zeigt, daß im Manuskript Metternichs das Wort „Klasse" mit K buch-
stabiert ist, wogegen FS durchgehend „Classe" schreibt. Auf der folgenden
Seite wird die Niederschrift in der Handschrift Dorothea Schlegels fortge-
führt.
s. 106
Z. 11 Summe) In allem
Z. 12 Anmerkungen zur Tabelle.
Z. 20 daß seine Restitution desselben noch nicht entschieden ist.] daß seine Resti-
tution beschlossen sey: lsenburg ist nicht mit aufgeführt worden, weil die Re-
stitution desselben noch nicht officiell entschieden ist.
S. 107
Z. 2 Rang-Verschiedenheit
Z. 19 Braunschweig
Z. 29 Stimmen-Eintheilung, und
Z. 36 Ost-Preußen
s.108
Z. 1 <sehr> wünschenswerth
Z. 14 Oesterreichs; nämlich
Z. 19 Salzburg
Z. 23 siiddeutschen Staaten
z. 24 Baden, Würcembetg, Hohenzollern,
Z. 26 nordeucschen Staaten
Z. 29 mehr scheinbare«s» als reelle«s»
Z. 32-33 Bloß scheinbar
s. 109
Z. 1 Deutschland] Norddeutschland
Z. 6 durchaus als) als
z. 10 werden, und
Z. 12 dürfe«n»
478 Ko1nmentar
Z. 15 Klassen
mindermiichtigen
Z. 17 sechs miichtigsten
Z. 29-30 Kreisobersten und Kreisuntersten
Z. 3 7 ankomme; sondern
Z. 3 8 Grundsatze
s. 110
Z. 1 Hessen-Homburg
Z. 2 Holstein
Z. 3 Lauenburg
Eine
Z. 19 Bundesglieder) Bundes-Mitglieder
Z. 23-24 Direccorial Stimmen] Directoriats-Scimmeo
Z. 26 katholischen
Z. 28 Ganzen.) Ganzen. Auch verdiene Rücksicht, daß Liechtenstein schon im
lOOjährigen Besitz einer Virilstimme im ehemaligen Reichsfürstenrathe war,
während andre in dem jetzigen Verzeichniß ebenfalls mitzählende Häuser, wie
Reuß, Lippe, Waldeck, Nassau und Weilburg und Usingen nur eine Curiat-
stimme hatten.
Z. 39 Verhältnisse, und
S. 111 Der Text der beiden folgenden Stimmenentwürfe (S. 111-112) ist nur in dem
von Metternich überlieferten Manuskript enthalten. Von hier an verschiede-
ne Handschriften, die weder von FS noch von Dorothea Schlegel stammen,
wahrscheinlich von Staats-Kanzlei-Beamten.
s. 113
Z. 2-3 Österreichs Einfluß ... Plenum.} Österreichs Einfluß beruht vorzüglich auf dem
Plenurn.
S. 114
Z. 29 dürfte.) dürfte. Schlegel.
[XV.} ZUR GESCHICHTE UND POLITIK. 1815. I
Das Heft besteht aus 36 in der Mitte gefalteten und zusammengenähten Blättern,
die 72 Seiten im Format von 25 x 30 cm ergeben, welche fast vollständig beschrie-
ben sind und auf einem breiten, abgekniffenen Raod ebenfalls zahlreiche Randbe-
merkungen aufweisen. Es gehört zu dem Bestand der Handschriften von FS, die bei
der Görres-Gesellschaft at1fbewahrt werden. Aus dem Jahre 1814 liegc kein Heft Zur
Geschichte und Politik vor, was in der aktiven Teilnahme FS's am Wiener Kongreß
seinen Grund zu haben scheint. Die römische Ziffer I scheine anzudeuten, daß es ein
zweites Heft aus dem Jahr 1815 gegeben hat; von diesem lassen sich jedoch keine
Angaben nachweisen. Im Nachlaßverzeichnis von Dorothea Schlegel ist auch nur
dies eine Heft aus dem Jahre 1815 aufgenommen: s. KAI, S. LXV. Im November
1815 begab sich FS als „erster Legations-Sekretär mit dem Charakter als Legations-
rat" an den Bundestag in Frankfurt, so daß die Aufzeichnungen des Heftes io die
Zeit des Abschlusses des Wiener Kongresses im Frühling 1815 und des Beginns
der Bundestagsverhandlungen in Frankfurt im Herbst 1815 fallen. Doch findet
sich von diesen zeitpolitischen Begebenheiten in den Fragmenten keine Spur.- Auf
dem Titelblatt sind einige Notizen vorgemerkt, die sich folgendermaßen entziffern
lassen:
Handbuch des Oesterreichischen KirchenRechts von Georg Rechberger
Frontonis opera inedita Mediolani.
[Marcus Cornelius Franco (100-170), der berühmteste lateinische Rhetor des Zeit-
alters der Antonine, Begründer einer Rednerschule, die sich Frontoniani nannte.-
Mediolanum ist die alte lateinische Bezeichnung für Mailand.}
1
Josephus} Josephus Flavius (3 7-95), jüdischer Geschichtsschreiber, der in Rom
lebte und von den Kaisern Vespasian, Tirus und Domitian begünstigt wurde. FS be-
zieht sich auf dessen Werk ,Die jüdische Archäologie' (,Antiquitates Iudaicae'), eine
Geschichte des jüdischen Volkes in 20 Büchern, die von der Erschaffung der Welt
bis in seine eigene Zeit reicht.
6 das Gallsche System} Franz Joseph Gall (1758-1828), berühmter Anatom und
Phrenologe, der die Anatomie und Physiologie des Gehirns durch mehrere wichtige
Beobachtungen bereicherte. FS bezieht sich wohl auf dessen ,Introduction au cour-
se de physiologie du cerveau' (Paris 1808).- Instinkt der anti-Brotvnischen Ärzte] John
Brown (1735-1788), der in seinen ,Elem.enta medicinae' (1780) ein neues medizini-
sches System entwickelte, nach dem die Reizbarkeit das entscheidende Kriterium für
die lebenden Organismen ist. Die Reizbarkeit hat ihren Sitz im ganzen Nervensy-
stem und ist Ursache aller physiologischen und pathologischen Erscheinungen. Die
pathologischen Erscheinungen entstehen durch zu starke oder zu schwache Reize.
Alle Krankheiten lassen sich in sthenische und asthenische aufteilen. FS nennt die-
ses medizinische System das „bloß dynamische" und stellt ihm eine .,höhere Medi-
zin" gegenüber, die auf dem „Lebensgeist" beruht. Die vom Brownianismus über-
480 Ko1nmentar
wundene „Humoral- oder Zellular-Pathologie" erhielt auf dieser Basis „mit einem-
male eine sehr tiefe Bedet1tung und hohe Würde".
7 aufgeschoben «wetden» worden seyn.- Religionen «festgesetzt» auf «geopfert»
geführt.
8 Kain] s. (XII , 293).- Abel] Der zweite Sohn Adams und Evas, der von seinem
älteren Bruder Kain aus Neid erschlagen wurde: 1. Mos. 4, 16.- Henoch] Der erste
Sohn Kains: 1. Mos. 4, 17.
11 Noah] Der Sohn Lamechs, wurde nach der Sündflut der Stammvater eines neu-
en Menschengeschlechts und der erste, der den Weinstock pflanzte: 1. Mos. 6, 9ff.-
Lamech] Gehört in die Reihe der vorsündflutlichen Menschheit, Vater des Noah: 1.
Mos. 4.- Abraham] Der Stammvater der Israeliten: 1. Mos., 12- 15.- Constantin] s.
(XII, 85].- Karl V.] s. (XII, 54].- Seth}» Nach 1. Mos., 4, 5 Sohn Adams, Stamm-
vater der Sethiten.- Dan} Sohn Jakobs, Stammvater des israelitischen Stamms der
Daner.- Nimrod] Begründer des babylonischen Reichs und Erbauer des Babyloni-
schen Turms, Frevler gegen Gott. Wahrscheinlich mit dem babylonischen Natio-
nalhelden und Sonnenheros Gilgamesch identisch.
11
«In der spätern» Ist Adam - Henoch
11
Kain] s. [XII, 293].- Lamech} s. [XII, 299; XV, 11].
13 Henoch] s. (XII, 299; XV, 8}.- Lamech}» s. [XII 299; XV, 11].- Noah] s. [XV,
11).- Moses] s. [XII, 136).- Salomo] Davids Sohn, regierte 40 Jahre über Israel (von
1018-978 v. Chr.; nach anderer Zeitrechnung von 993-953 v. Chr.) mit Besonnen-
heit und Energie.- Elias] Prophet im Reiche Israel unter Ahab. Trat mit Eifer für
den Monotheismus ein, als durch Ahabs phönizische Gattin der Dienst des Baal und
der Astarte eingeführt wurde.- Constantin] s. [XII, 85].- Kar/V] s. [XII, 85}.- Jo-
hannes] Johannes der Täufer, eine geschichtliche Gestalt, der in der Wüste Juda und
am unteren Jordan als Prophet und Asket auftrat und die Wassertaufe einführte.-
Sokrates] Der griechische Philosoph (469-399 v. Chr.).- Gautamo] Eigenname des
Stifters der buddhistischen Religion.- Zoroaster] Stifter der dualistischen Glaubens-
lehre der alten I ranier.- Cyrus] s. [XII, 55}.- Alexander] s. [XII, 55).- AugustusJ s.
[XII, 136].- Trajan] Römischer Kaisei:, geb. 53 n. Chr.
16
noch auf «einen größern» ganz neue
17
Henoch] s. [XII , 299].- Lamech] s. [XII , 299; XV, 11].- Kain] s. [XII , 293].-
Methusalah] Der Sohn H enochs, Vater Lamechs und Großvater Noahs. H at nach 1.
Mos. 5, 27 ein Alter von 969 Jahren erreicht.
19
Meth.J Methusala: s. [XV, 17).- Henoch} s. [XII, 299].- La1n.] Lamech s. [XII,
299 XV, 11).- Noah] s. (XV, 11).- Kain] s. (XII , 293).- Seth] s. [XV, 11]. Moses]
s. [XII, 136].
20
Abraham} Stammvater der Israeliten: 1. Mos. 12-25.
21
Moses] s. [XII, 136).- Cyrus] s. [XII, 55).- Solon] s. [XII, 136).- Augustus] s.
[XII, 136}.- Constantin] s. [XII, 85).
23
Der Assur der «Alten» Schrift, «isc offenbar» der Niniveh erbaue.- Assttr]
Der „Heilbringende", Name des assyrischen Nationalgottes.- Ninive] Hauptstadt
des assyrischen Reiches, am linken, östlichen Ufer des Tigris.- Ninus] Sohn des Bel,
Gründer des assyrischen Reiches und Erbauer der Stadt Ninive.- Sern] Der älteste
Sohn Noahs, wegen seiner Pietät vom Vater gesegnet: 1. Mos. 9, 23 ff. Stamm-
vater der Völker des südwestlichen Asien, die Semiten heißen.- Belus] Belos, gr.
[XV] Zur Geschichte und Politik. 1815. l 481
der „Herr", _Merodach, eine Halbgottheit der Babylonier, Stadtgott der Hauptstadt
Babylon.
24
Nimrod} s. (XV, 11).- Assur] s. [XV, 23).
25
Daniel] s. Hesek. 14, 14. 20 und 28, 3. Mit Noah und Hiob einer der frommen
Dulder der Vorzeit. Das nach ihm benannte Buch der prophetischen Bücher erzählt
seine legendenhafte Geschichte.- Ninus] s. [XV, 23).
26
Herodot] Griechischer Historiker (484-424 v. Chr.). FS bezieht sich auf sein
großes Geschichtswerk in 9 Büchern.- Volneys Berechnung] Constantin Franc;ois Chas-
seboeuf Graf von Volney (1757-1820), ,Les ruines, ou meditations sur les revolutions
des empires' (Paris 1791).- Ninus] s. (XV, 23].- Abraham] s. (XV, 20].- Moses] s.
(XII, 136).- David] Der zweite König von Israel, eine Idealgestalt der jüdischen Ge-
schichte. Seine Regierung währte 40 Jahre und begann 1055 oder 1033 v. Chr.- Sa-
lomo] s. [XV, 13).- Saul] Erster König von Israel (1080-1058 oder 1055-1033 v.
Chr.).- Samuel] Prophet und Richter Israels, trat um 1100 v. Chr. als Richter seines
Volkes auf.- Cyrus] s. (XII, 55).
27
«Die Eine» Die erste Eintheilung - in «Griechenland» Asien.
Salomo] s. (XV, 13).
29
Josuah] Nacl1 dem Tode des Moses Führer der Israeliten.- Saul] s. [XV, 26].-
David] s. [XV, 26).
30
Philosophie der allgemeinen Weltgeschichte] s. [XII, 213] und XV, 182.
32
Henoch) s. (XII, 299}.- Abraham] s. (XV, 20].- Salomo] s. (XV, 13].
33 Salo1no] s. (XV, 13}.
35
Baco] Francis Bacon, Baco von Verulam (1561-1626), englischer Philosoph .-
Descartes] Rene Descartes, Renatus Cartesius (1596-1650), französischer Philosoph.-
Grotius} Hugo Grotius (1583-1645), holländischer Philosoph.- Spinoza] Benedictus
(Baruch) de Spinoza (1632-1677), holländischer Philosoph.- Leibnitz] Gottfried
Wilhelm Leibniz (1646-1716), deutscher Philosoph.- Jakob Böhme] Jakob Böl1me
(1575-1624), deutscher Mystiker, von den Ron1ancikern hoch geschätzter Denker.
36 Constantin] s. (XII, 85).- Karl der Große] s. [XII, 54).
38 Pelasger] Die Ureinwohner Griechenlands, die von den einwandernden Helle-
4
6 Cyrus] s. [XII, 55).
48 tempus aö1lAOV) verborgene, ungewisse, dunkle Zeit.
49 Adam] Der Stammvater der Menschheit.- Kain] s. (XII, 293).- Seth] s. [XV,
11).- Henoch] s. [XII, 2909).- Noah] s. [XII, 301}.- Lamech] s. [XII, 299}.
56 Cap. [X] Der Apokalypse.- Jakob Biihme] s. [XV, 35}.- Holzhauser] Bartho-
nem König Gag, verbündet mit Persern, Armeniern und Kimmeriern, gegen Palä-
stina heranzog. Gewöhnlich gilt die Formulierung Gag und Magog zur Bezeichnung
aller Feinde des Reiches Gottes: Apok. 20, 8.- Johannes der Tau/er] s. [XV, 13].-
Elias] s. [XV, 13].
59 Stilling] Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling (1740-1817), ein damals
Apokalypse.- Jesabe!] Apok. 2, 20: Das Weib Jezabel, die sich als Prophetin ausgibt,
aber durch ihre Lehre zur Unzucht und zum Genuß auffordere.
60 Gog und Magog] s. [XV, 57).- Jesabe[J s. [XV, 59).
Fragmenten sind Symbole aus der Apokalypse. Die Bezeichnung von FS dafür ist
,,biblische Hieroglyphensprache": XV, 75.
72 a.1tOG't<X't119 Der Abtrünnige.- Kaiser julianus] Flavius Claudius Julianus (331-
363), römischer Kaiser mit dem Beinamen Apostata, wegen seines Abfalles vom
Christentum. Die von den christlichen Kaisern verübten Untaten, die Streitigkei-
ten innerhalb der christlichen Kirche und sein Studium der griechischen Philosophie,
insbesondere des Neuplatonismus, wirkten zusammen und stimmten ihn feindselig
gegen das Christentum.
76
Gog und Magog] s. [XV, 57).
79
Stolberg] s. (XII, 2), wahrscheinlich in dessen ,Geschichte der Religion Jesu
Christi' von 1806-1818.
86
Arius] Der in Antiochia gebildete alexandrinische Presbyter Arius, der seit 318
im Gegensatz zu seinem Bischof lehrte, daß der Sohn Gottes nicht mit Gott wesens-
gleich und ewig von diesem geschaffen sei, sondern eine Art Mittelstellung zwischen
Gottheit und Menschheit einnehme. Dies führte zum Arianischen Streit, dem ersten
großen Lehrstreit in der christlichen Kirche. Auf dem Konzil von Nicäa von 325
wurde die lehre des Arianismus verworfen und in das Glaubensbekenntnis die For-
mel von der Homousie (Wesensgleichheit) aufgenommen. Arius wurde verbannt.-
Mahomet] s. [XII, 136).- Photius] s. [XII, 291).- Das lateinische Schis,na] Schisma
(Trennung) bedeutet im Sprachgebrauch der katholischen Kirche im Unterschied zu
Häresie die Lostrennung vom Gemeinschaftsverband der Kirche mit grttndsätzlicher
Gehorsamsverweigerung gegenüber ihrem Oberhaupt, dem Papst. FS bezieht sich
auf die durch die Wahl mehrerer Päpste (1378-1417), den Streit um die Vorherr-
schaft von Kaiser und Papst sowie das Episkopalsystem auf den Konzilien von Kon-
stanz (1414-1418) und Basel (1431-1443).- Luther] s. (XII, 162), als Begrüt1der der
Reformation.- Descartes] s. (XV, 35), als Begründer der modernen Philosophie.
87
Arius] s. [XV, 86).- Manes] Religionsstifter des Manichäismus, eine seit dem
3. Jahrhundert aufblühende, im 4. und 5. Jahrhundert weit verbreitete Religions-
form, die aus dem babylonischen Gnostizismus erwachsen war und mit christlichen
Vorstellungen verbrämt wurde. Manes wurde 215/216 von persischen Eltern in Ba-
bylonien geboren und trat 242 mit seiner Lehre hervor. Er fiel dem Haß persischer
[XV] Zur Geschichte und Politik. 1815. I 483
Priester zum Opfer, wurde gekreuzigt und sein Leichnam geschunden. Seine An-
hänger sahen in ihm den von Christus im Johannes-Evangelium verheißenen Pa-
rakleten (Fürsprecher), als den er sich selbst bezeichnete. Die Lehre des Manichäis-
n1us ist durch einen ausgeprägten Dualismus bestimmt, die Annahme von zwei von
Ewigkeit nebeneinander bestehendeh Grundprinzipien.- Mah01net] s. (XII, 136].-
Photius] s. (XV, 86].- latein. Schisrna] s. (XV, 86].- Luther und Reformation] s. (XII,
162; XV, 86}.- Neuere Philosophie] s. [XV, 86}.- Revolution] Die französiscl1e Revo-
lution.
149
tridentinische Concilium] Das 19. der allgemeinen Konzilien. Dieses war durch
die Reformation veranlaßt und sollte dazu dienen, die durch die Reformation ent-
standenen Wirren auszugleichen. Kaiser Karl V. hatte Papst Clemens VII. vergeb-
lich zur Ausschreibung eines solchen Konzils zu bewegen versucht. Papst Paul III.
berief das Konzil für den 23. Mai 1537 nach Mantua ein, verschob es aber und be-
stimmte es endlich für den 1. November 1542 nach Trient. Es fand aber wegen
Feindseligkeiten zwischen dem Kaiser und dem König von Frankreich erst drei Jah-
re später statt und wurde am 13. Dezember 1545 in der Kathedrale zu Trient eröff-
net. In acht Sitzungen wurden neben organisatorischen Fragen die Lehren von
Schrift, Tradition und Rechtfertigung gegenüber dem Protestantismus bestimmt.
Bei der Beratung der Lehre von den Sakramenten wurde das Konzil aber vom Papst
am 11. März 1547 nach Bologna verlegt, weil diesem der Einfluß des Kaisers zu stark
erschien. Als Grund wurde eine angeblich in Trient ausgebrochene Seuche angege-
ben. Der Kaiser protestierte gegen diese Verlegung, woraufhin Papst Paul III. das
Konzil am 13. September 1549 vertagte. Nach dessen Tod schrieb sein Nachfolger,
Papst Julius III. auf Betreiben des Kaisers die Fortsetzung des Konzils in Trient aus,
wo es am 1. Mai 15 51 eröffnet wurde. Hier wurden die lehren von der Transsub-
stantiation, der Buße und der letzten Ölung festgesetzt. Zu der vom Kaiser ge-
wünschten Verständigung mit den Protestanten kam es jedoch nicht, obwohl zahl-
reiche Abgeordnete aus den protestantisch gewordenen Ländern erschienen waren.
Der Feldzug des Kaisers gegen den Kurfürsten Moritz von Sachsen machte eine wei-
tere Vertagung notwendig, die zehnJalue währte. Erst am 18. Januar 1562 wurde
das Konzil wieder eröffnet und zog sich bis zum 4. Dezember 1563 hin. Die Be-
schlüsse des Konzils trennten für immer die protestantische und katholische Kirche.-
Jakob Bönme] s. [XV, 35}.
151 Gog und Magog] s. (XV, 57}.- Arius] s. [XV, 86}.- Mahornet] s. [XII, 36].-
t 55 Die «Epochen und Zahlen der Weltgeschichte>> Die Epocl1eo und Zahlen der
Evangelien dadurch, daß es in ihm nicht vornehmlich um die Bewahrung von Er-
eignissen und Aussprüchen, sondern um spekulative Ideen geht. Das hat zu der A n-
nahme geführt, daß Johannes, falls er dies Evangelium geschrieben hat, dies erst ge-
gen Ende seines Lebens tat und dies Evangelium demnach beträchtlich später als die
anderen verfaßt wurde.- Arius} s. [XV, 86].- Mahomet} s. [XII, 36).- Photius} s.
[XII, 291}.- Schisrna] s. [XV, 86).- Luther] s. [XII, 162].- Revolution] s. [XV, 151}.-
St. Martin] Louis Claude Saint-Martin (1743-1803), ein durch die Werke Jakob Böb-
mes angeregter Theosoph, det in Europa zahlreiche Anhänger (Martinisten) hatte.
Von seinen Werken sind zu nennen: ,Des erreurs et de la verite (1775, dt. 1782); ,De
l'esprit des choses' (1880, dt. 1811); ,L'bomme du desir' (1790, dt. 1812). Wie aus
XV, 170 hervorgeht, beziehe sich FS auf ,De l'esprit des choses'.
161
Michael} Einer der sieben Erzengel, Schutzengel des jüdischen Volkes. Die
Apokalypse stellt ihn als Sieger über den Drachen dar. Die Christen nahmen ihn häu-
fig zum Schutzpatron für ihre Kirchen, wobei Züge des alten Wotankultes auf ihn
übergingen.- Mahomet] s. [XII, 136).
162
mit der <<Sternenwelt» Menschen- und selbst mit der Sternenwelt
) Jansenismus] Eine theologische Denkweise, die nach ihrem Begründer Corneli-
16
us Jansen (1585-1638), einem holländischen Theologen, benannt ist und von diesem
in seinem 1640 veröffentlichten Buch ,Augustinus' niedergelegt wurde. Dies Buch
wurde 1642 vom Papst verdammt, aber diese Bulle fand bei Bischöfen und Univer-
sitäten, besonders der Universität Löwen erheblichen Widerspruch. Das Kloster
Port-Royal-des-Champs, unter der jansenistisch gesinnten Äbtissin Angelique
Arnauld, wurde zum Hauptsitz des Jansenismus, der von hervorragenden Gelehrten
wissenschaftlich ausgebildet wurde, zu denen Pascal zählte. Weitere Angriffe des
Papstes richteten sich gegen bestimmte Sätze aus dem Buch von Jansen, wogegen
Antoine Arnaud, ein prominenter Jansenist, geltend machte, daß der Verfasser sie
nicht so gemeint habe, wie sie verurteile wurden. Aus dieser Debatte entstand die
berühmte Unterscheidung zwischen der question du faic (eine rein historische Frage
über eine Tatsache) und der question du droit (Rechtsfrage), die dem Papst allein zu-
stehe. Dieser habe über die Tatsachenfrage keine höhere Autorität als die Wissen-
schaft. Die Kontroverse mit dem Jansenismus betraf also die Machtbefugnisse des
Papstes, die aber nun durch rationale, wissenschaftliche Argumentation eingeengt
wurden. Es wurden weitere Bullen gegen den Jansenismus erlassen, denen sich sei-
ne Anhänger schließlich beugen mußten.
167
Gog und Magog] s. [XV, 57).
1 0
' St. Martin] s. [XV, 155}.- Newton] Isaac Newton (1643-1727), der berühmte
Begründer der mathematischen Physik und physischen Astronomie. Gegen Ende sei-
nes Lebens wandte sich Newton religiösen Betrachtungen und Spekulationen zu. Eine
Schrift dieser Zeit sind die ,Observations upon ehe Prophecies ofDaniel and ehe Apo-
calypse' (1733).- Pastorini] Nicht bekannt. Das Fragezeichen im Text deutet dies be-
reits an.- Swedenborg] Emanuel von Swedenborg (1688-1772), schwedischer Gelehr-
ter und Theosoph. Trat durch mechanische Erfindungen im Schiffsbau und Bergbau
hervor und kam durch diese praktischen Forschungen angeregt auf die Idee eines Na-
tursystems, die von einem notwendigen, mechanischen und organischen Zt1sammen-
hang aller Dinge bestimmt ist. Dies führte Swedenborg immer mehr von wissen-
schaftlich nachprüfbaren Nachforschungen zu theosophischen Spekulationen und zu
[XV} Zur Geschichte und Politik. 1815. I 485
dem Beruf, die Neue Kirche, wie sie in der Apokalypse verheißen ist, vorzubereiten.
Um diese M1ssion zu erfüllen, suchte er das Wort Gottes (die hl. Schriften) nach sei-
ner wahren Bedeutung auszulegen. In diesem Zusammenhang gehört die Schrift
,Apocalypsis explicata' (1761, dt. 1824-1831, 4 Bde.), auf die sich FS bezieht. Wei-
tere Schriften aus diesem Zusammenhang sind ,Arcana coelestia' (1749-1756), ,De co-
elo et inferno' (1758), ,De nova Hierosolyma et ejus doctrina' (1758) und ,Vera chri-
stiana religio' (1771). Ein wichtiger Gedanke dieser Schriften betrifft die Natur des
Geisterreiches und dessen Zusammenhang mit der Menschenwelt. Kant wurde auf
diese Schriften aufmerksam, die ihn zu seinen ,Träumen eines Geistersehers' (1766)
veranlaßten, in denen er Swedenborg als einen Erzphantasten darstellte.- die Guyon]
Jeanne Marie Bouvier de la Motte-Guyon (1648-1717), eine mystische Schwärmerin,
die der Irrlehren bezichtigt und 1703 im Gefangnis von Vincennes und in der Bastil-
le eingekerkert wurde. Ihre Schriften erschienen in Amsterdam (1 713-1 722) und ihre
Autobiographie in Köln (1720). Die hier gemeinte Schrift ist wahrscheinlich ,Les li-
vres de J'Ancien et du Nouveau Testament, traduits en fran~ais, avec des explications
et des reflexions qui regardent la vie interieure' (Köln 1713-1715, 20 Bde.).
71
t EvangelistJohannes] s. (XV, 15 5].
172
Fall Babels] s. Apokalypse Kap. 17 und 18.
176
Episteln] Von den drei Briefen des Apostels Johannes benennt vor allem der er-
ste die Merkmale von „Antichristen": sie rühmen sich der Gotteserkenntnis und der
Gottesgemeinschaft, leugnen aber die Gottessohnschaft Christi. Das „Tier" der Apo-
kalypse (11,7) wird von den meisten Auslegern als der „Gegen-Christus" der Endzeit
gedeutet.
177
Illuminatismus] Bezieht sieb auf Illuminaten (.,Erleuchtete"), Schwärmer, die
sich einer höheren Gotteserkenntnis und eines Verkehrs mit der Geisterwelt rühmen.
Illuminaten waren die Alombrados in Spanien, die Guerients in Frankreich, im en-
geren Sinne aber die Anhänger des Illuminatenordens, der am 1. Mai 1776 von Adam
Weishaupt in Ingolstadt gegründet wurde und sich von dort aus weit in Deutschland
als geheime Gesellschaft verbreitete. FS bezieht sich aber nicht auf einen bestimm-
ten Orden, sondern das Prinzip der Erleuchtung und der geheimen Gesellschaft im
allgemeinen.
178
Luther] FS zitiert Luthers Übersetzung.
179 Deisten] Vertreter einer Denkweise, die an Gott als letzter Ursache der Welt
festhalten, aber keine Beziehung zwischen ihm und der Welt annehmen. Ein be-
liebtes Bild für den Deismus ist die Konzeption Gottes als Uhrmacher, der sein
Werk, nachdem er es hervorgebracht hat, allein weiterlaufen läßt. Der Begriff soll
zuerst von Charles Blount (gesc. 1693) als Selbstbezeichnung verwandt worden sein.
Eng verbunden mit der Bezeichnung Deismus sind die Begriffe der natürlichen Re-
ligion und der Freidenkerei.
181 Lessing] In ,Ernst und Falk, Gespräche für Freimäurer' (Wolfenbüttel 1778-
1780).
182 Zur Verbindung von Geschichte und Philosophie im Sinne der Geschichtsphi-
losophie s. [XII, 213] und XV, 30.- Zur Einleitung der Geschichte. edit. 2) Bezieht
sich wahrscheinlich auf eine geplante zweite Auflage der ,Vorlesungen über die net1e-
re Geschichte' (KA VII, S. 125-407), in der FS diese Gedanken über die Philosophie
der Geschichte unterbringen wollte.
486 Kommentar
185 Hüll1nanns Geschichte des byzantinischen Handels] Karl Dietrich Hüllmann (1765-
1846), bedeutender Historiker der Zeit, der ein großes und vielfältiges historisches
Werk hervorgebracht hat, in dem auch die ,Geschichte des byzantinischen Handels'
(Berlin 1808) verzeichnet ist.
186 Legend.e vorn heiligen Cyrillus und Methodius] Cyrillus (Konstantin) und Metho-
dius sind die Missionare der slawischen Länder und wurden, als der slawischen Spra-
che kundig, 863 oder 864 von Kaiser Michael III. nach Mähren gesandt. Cyrillus
schuf das slawische Alphabet (Cyrillica) und die slawische Bibelübersetzung.
187
l?urik] Rurik (Hrurekr), der Gründer der russischen Monarchie, ein Waräger,
unterwarf 862 das Land von Nowgorod bis Kleinrußland und schlug 864 seinen
Herrschersitz in Nowgorod auf. Seine Nachkommen herrschten jahrhundertelang
über Rußland.- Ewers] Gustavvon Ewers (1779-1840), Historiker und Staatsrecht-
ler in Dorpat.- Vetters} Nicht bekannt.- Oshold und Dir] Gefolgsleute des Warägers
Rurik.- Mirkhondj Persischer Gelehrter und Historiograph (15. Jh.).
191
In dem Kapitel} Offenbar für ein geplantes größeres scaacsphilosophisches
Werk.- Luther] s. [XII, 162}.
192
Consistorien] Die Einsetzung landesherrlicher Konsistorien in der protestanti-
schen Kirche berul1t auf der Theorie, daß die bischöfliche Gewalt auf den Landes-
herren übergegangen ist und dieser als der oberste Landesbischof und als das Ober-
haupt der evangelischen Landeskirche zu betrachten sei. Das Konsistorium ist die
Behörde, durch die der Landesherr das ihm zustehende Kirchenregiment tatsächlich
ausführe (Konsistorialverfassung).
193
Episcopalverfassung] Nach dem katholischen Kirchenrecht diejenige Theorie,
wonach die höchste kirchliche Gewalt der Gesamtheit der Bischöfe zustehe und im
Falle eines Widerspruchs selbst der Papst dieser Regelung unterworfen ist. Das Epi-
skopalsystem ist besonders in Frankreich stark ausgeprägt und in das gallikanische
Kirchenrecht aufgenommen. In Deutschland wurde diese Theorie von Nikolaus von
Hontheim, Weihbischof von Trier, der unter dem Namen Febronjus schrieb, vertre-
ten und träge daher auch die Bezeichnung Febronianismus (,De statu Ecclesiae et
legitima pocestate Romaru Pontificis', 1763). Die römische Kirche hat diese
Grundsätze nie anerkannt und demgegenüber das Papalsystem vertreten. Die
Grundsätze des Episkopalsystems waren auf der Tagesordnung des Emser Kongres-
ses (Emser Punktation: s. [XII, Titelblatt). Das Vatikanische Konzil von 1869/70,
das den unfehlbaren Papst als Uruversalbischof proklamierte, brachte den Sieg des
Papalsystems. FS stand auf Seiten des Papalsystems und hat sich jedem Anzeichen
von Febronianismus und Gallikanismus stets widetsetzt.
194
der falsche Souverlinitiitsbegri/lJ Souverain, frz., vom mictellatein. superanus, zu
oberst befindlich, höchst, worüber es keine Berufung auf ein höheres Recht gibt.
Nach FS ist der Staat oder die Staatsgewalt kein unvermitteltes höchstes Prinzip, son-
dern eine vielfacl1 vermittelte und bedingte Gegebenheit, die selbst der Rechtferti-
gung bedarf. Gewöhnlich bezieht er ruesen „falschen Souveränitätsbegriff' auf die
absolute Monarchie Frankreichs.- Luden] Heinrich Luden (1780-1847) Geschicht-
schreiber stark nationalistischer Ausprägung.- Jahn) Friedrich Ludwig Jahn (1778-
1852), der sogenannte Turnvater, ebenfalls ein patriotischer Schriftsteller, der selbst
seine turnerischen Erziehungsbemühungen im Sinne des nationalen Gedankens ver-
folgte.
[XV} Zur Geschichte und Politik. 18 I 5. I 487
97
t tridentjnisches Conci/J s. (XV, 149).- Jesuiten] Die große Begünstigung dieses
Ordens durch Papst Paul III. mit der Bulle ,Regimini militantis ecclesiae' (27. Sep-
tember 1540) und Julius III.- Jansenisten] s. [XV, 165).- Molinisten} Eine Bewe-
gung, die sich von Luis de Molina (1535-1600), einem spanischen Jesuiten und Mo-
raltheologen, herleitet und in der Konzeption der menschlichen Freiheit und der
Gnadenlehre von Wichtigkeit war. In seinem Werk ,Liberi arbittii cum gratiae do-
nis ... concordia' (1588) hatte Molina die menschliche Freiheit stark betont und die
göttliche Mitwirkung zurücktreten lassen. Die Allwirksamkeit Gottes und die
menschliche Freiheit wurden von ihm auf Grund des göttlichen Vorherwissens für
vereinbar erklärt.- Alexander VII.] Papst von 1655-1667.- Clemens XI.] Papst seit
1700. Verdammte in der Bulle ,Vineam Domini Sabaotl1' 5 Sätze Jansens und in der
Bulle ,Unigenitus' (1713) 101 Sätze des Oratorianers Quesnel.
198
Edward dem Confessor] Der letzte angelsächsische König von England (1002-
1066).
t 99 Plan einer Schrift für das Bürgerrecht der Juden.
200
Raumers Handbuch] Friedrich Ludwig Georg von Raumer (1781-1873), deut-
scher Historiker.- Neander] Johann August Wilhelm Neander (1789-1850), ,Der
heil. Bernhard und sein Zeitalter' (1813).
201
Salvianus] Gelehrter Presbyter (400-480), der gegen die Verweltlichung und
Unsittlichkeit des Klerus auftrat: ,Adversus avaritiam' und ,De gubernatione Dei'.-
Maskov] Johann Jakob Mascov, ,Geschichte der Tet1tschen bis zu Abgang der mero-
vingischen Könige', Leipzig 17 3 7.
202 Schli/zers Weltgeschichte] August Ludwig Schlözer (17 3 5-1809), Publizist und
Das Heft besteht aus 27 in der Mitte gefalteten und zusammengenähten Blättern,
die 54 Seiten im Format von 25 x 20 cm ergeben, welche fast vollständig beschrie-
ben sind und auf einem breiten, abgekniffenen Rand ebenfalls zahlreiche Randbe-
merkungen aufweisen. Es gehört zu den Bestand der Handschriften von PS, die bei
der Görres-Gese11schaft aufbewahrt werden. Die Zeit der Niederschrift ist im Titel
angegeben, und die römische Ziffer zeigt an, daß dies Heft eine Fortsetzung im sel-
ben Jahr hat, die mit Heft XVII auch erhalten ist. Der historische Zeitraum und der
Ort der Niederschrift ist Frankfurt zur Zeit des Deutschen Bundestages, wo Schle-
gel in der österreichischen Gesandtschaft als Legationsrat weilte. FS war dort am 27.
November 1815 eingetroffen und hauptsächlich im Presse- und Publikationswesen
tätig. Doch finden sich von diesen zeitgenössischen Tätigkeiten nur gelegentlich
Spuren in diesem Heft, das im allgemeinen die spekulativ-geschichtsphilosopbischen
Betrachtungen der vorhergehenden Hefte fortsetzt. Zu Angelegenheiten des Bun-
destages siehe Nr. 61 und folgende. Auf dem Titelblatt findet sich als einzige Ein-
tragung der Name Moser, wobei es sich um den deutschen Staatsrechtler Johann Ja-
kob Moser (1701-1785), Professor der Rechte in Tübingen, handelt. Unter seinen
ca. 500 Schriften ist das bedeutendste Werk sein ,Deutsches Staatsrecht', Nürnberg
1737- 1754, 50 Bde.
1
s. XVI, 69.
6
Staatenverfassung «wäre noch» müßten.- In dem Werk über die deutsche Staaten-
verfassung} Offensichtlich ein Werkplan . Siehe den auf dem Titelblatt vermerkten Na-
men von Moser: s. XVI, 81.
11
«Soweit»Sowie
12
Bonald] s. [XII, 17}.
16
Compelle intrare} Oder: coge intrare: .,nötige [sie} hereinzukommen". Bezieht
sich auf Lukas 14, 23 und den von dort hergeleiteten Grundsatz, Ketzer durch Ge-
walt zum Eintritt in den rechten Glauben zu zwingen.
19
Concilium Tridentinum} s. (XV, 149}.
27
Deutschland «doch auch» sie könnte
28
Carbonari} ,,Köhler", Name einer geheimen politischen Gesellschaft in Italien,
die mit dem Freimaurerbund zusammenhing und manche seiner Gebräuche über-
nahm. Die Wirkungszeit der Carbonari war die Zeit der französischen Herrschaft
über Italien, also hauptsächlich die Napoleonische Zeit.
32
Lüneviller Machwerk} Friede von Luneville: s. [XII, 13)
"' Dunkel «im An» des Anfangs - Hauptidee der Geschichte] s. [XII, 213}.
17
Signatur des Zeitalte,·s} Erste Erwähnung der umfassenden Arbeit von FS zu die-
sem Thema: KA VII, 483 -596.
38
schon «bey» an - Pius VII.] Papst von 1800-1823 . Sein Staatsekretär war Con-
salvi, mit dem FS in engem Kontakt stand.
[XVI] Zur Geschichte und Politik. 1816. I 489
45
steht; «die Bil» die Einzelnen er förmlich wäre «wieder zerstören» nicht dulden
46
Ludwig XIV.] s. [XII, 155).- Peter dem Großen] Peter I., der Große (1672-
1725).- Bitonaparte] Napoleon I. (1769-1821). Er hielt am 25. Juli 1798 seinen Ein-
zug in Kairo. Im Oktober kehrte er nach Frankreich zurück.- Fichte] Johann Gott-
lieb Fichte (1762-1814), der von FS in frühen Jahren verehrte Philosoph.
49
Karl V] s. [XII, 54).
50
Beichte.- «Die Krankenhäuser» - Der neue geistliche Orden] Offensichtlich ein
noch zu gründender Orden.
57
Wie «unter Diokletian» die persönliche - Kaiser Julian] s. [XV, 72).- Diokle-
tian] C. Valerius Diocletianus (239-313), römischer Kaiser von 284-305. Ihm ge-
lang es, durch umsichtige Tätigkeiten das in sich zerrüttete römiscl1e Imperium wie-
derherzustellen.
60
jede «auserwählte» christliche Nation - Beruf. «Eine Nation die keine» Die -
Gog und Magog] s. [XV, 57)
61
Non instructus} Die Ausrede der Vertreter am Bundestag, nicht genügend infor-
miert zu sein, um damit auf die Verschiebung eines Verhandlungspunktes einwirken
zu können.
65
Die legislativen «Gesetze» und - der deutschen Kirchenangelegenheiten] Ein Ver-
handlungspunkt, der für FS, bereits auf den Wiener Kongreß, besonders wichtig
war.- In Planks neuer Schrift] Gottlieb Jakob Planck (1751-1833), ev. Theologe. Au-
tor von ,Über die gegenwärtige Lage und Verhältnisse der katholischen und prote-
stantischen Parthey in Deutschland', Hannover 1816.
69 s. XVI, 1.
70
Pitt] William Pitt, der Jüngere (1759-1806) englischer Politiker, der 1783 zum
Premier ernannt wurde und durch drakonische Maßnahmen den Einfluß der franzö-
sischen Revolution bekämpfte.
73 den ifsterreichischen Reden] Am Bund'estag in Frankfurt.
75
Napoleon] s. [XV, 46}.
77
Ottokar von Biihmen] Ottokar I. (1197-1230), König von Böhmen.- Heinrich der
Lmve] Herzog von Bayern und Sachsen (1129-1195).- Friedrich der Zweite] Der Ho-
henstaufen-Kaiser (1194-1250).
78
Sitten und «Gefühl}> und vorzüglich - steigende <<Vulkanität» und vorzüglich
79
die Erfüllung «anders gemeynt seyn» vielleicht
81 In de1n syste,natischen Werke] Ein geplantes Werk: s. [XVI, 6).- Kant] Immaou-
zieht sich auf das in lateinischer Sprache abgefaßte deutsche Reichsgrundgesetz, das von
Kaiser Karl IV. auf den Reichstag zu Nürnberg (10. Januar 13 56) vorbereitet und auf
dem Reichstag zu Metz (25. Dezember 1356) veröffentlicht wurde.
96 «Abhängig» Die Schweiz - «Die Schweiz» Die Nullität - Ferdinand I.] Ferdi-
nand I. (1503-1564), deutscher Kaiser.- Max II.] Maximilian II. (1527-1576), deut-
scher Kaiser, Sohn Kaiser Ferdinands I.
490 K01nmentar
102 Die Tridentinische Glaubensforme[J Das auf dem Konzil von Trient (s. (XV, 149})
festgesetzte Glaubensbekenntnis der katholischen Kirche.- Planks Religionsbegeben-
heiten} s. (XVI, 67].
105 Curtitts] Michael Konrad Curtius (1724-1802), Pl1ilologe, Historiker und Ju-
•
[XVII.] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK. 1816. II
Das Heft besteht aus in der Mitte gefalteten 19 Blättern, die 38 Seiten im Format
von 25 x 20 cm ergeben, die mit Zwirn in der Mitte zusammengenäht wurden. Die-
se Seiten, von denen ein Rand abgekniffen wurde, sind vollständig beschrieben, und
der Rand enthält fortlaufende Eintragungen, die sich auf den Text der einzelnen Sei-
ten beziehen. Das Heft gehört zu dem Bestand der Manuskripte von FS, die bei der
Görres-Gesellschaft aufbewahrt werden. Der Text ist in Fragmenten verfaßt, die
durch Querstriche voneinander abgehoben sind. Die Zeit der Niederschrift ist im
Titel vermerkt. Während dieses Jahres hat FS zwei Hefte zur Geschichte und Poli-
tik verfertigt, die beide erhalten sind. In der Zeit der Niederschrift weilte er als Le-
gationsrat bei der Österreichischen Botschaft am Bundestag in Frankfurt. Gleich das
erste Fragment bezieht sich auf die Tätigkeit am Frankfurter Bundestag.
s. [XII, 85].- Karl der Große] s. [XII, 54].- Konrad] Konrad I. Auf dem Reichstag
zu Forchheim am 8. November 911 von den geistlichen und weltlichen Großen des
ostfränkischen Reiches zum König gewählt.
69 in Westphalen und «Altsächsischen» Altsachsen -A1·iovist] Germanischer Heer-
führer, der Gallien besetzt hatte und von Caesar im Jahre 58 vernichtend geschlagen
wurde.
73 In dem Abschnitt von der Glaubensfreiheit] Ein Werkplan: s. [XVII, 19, 29].
n sehr wenig an. «Der Geist und das wirkliche Leben» Was die Landstände
77 Steffens] Henrich Steffens (1773-1845), romantischer Naturphilosoph und zeit-
genössischer Schriftsteller: ,Die gegenwärtige Zeit und wie sie gewörden', Berlin
1817 .- Karl V] s. [XII, 54].- Kaiser Friedrich der Zweite] s. (XVI, 77).
[XVIII.] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK. 1817. I
Das Heft besteht aus 45 in der Mitte gefalteten Blättern, die 90 Seiten im Format
von 25 x 30 cm ergeben, welche fast vollständig beschrieben sind und ebenfalls zahl-
reiche Randbemerkungen aufweisen. Aus dem Jahr 1817 ist kein weiteres Heft über-
liefert: s. KAI, S. LXV. FS weilte zu dieser Zeit als Legationssekretär mit dem Rang
eines Legationsrates der Österreichischen Botschaft am Bundestag in Frankfurt.
Wiederholt nehmen die Aufzeichnungen in diesem Heft Bezug auf diese Tätigkeit,
setzen aber im allgemeinen die weltgeschichtlichen und apokalyptischen Spekula-
tionen der vorhergehenden Hefte fort.
1
Corporationen] Gewöhnlich nimmt FS zu dieser Zeit vier Korporationen: Fami-
lie, Staat, Schule und Kirche an: s. KA VII, S. 483-596. Auch als „Arten und For-
men der Menschengesellschaft" bezeichnet: s. XVIII, 24.- Landstiinde] Nach dieser
Theorie Gebietsgenossenschaften (Adel) entsprechend zu Gilden (Berufsgenossen-
schaften).
3 «bloß richtende, in keiner» bloß richtende,
5
Rudhardts Geschichte der Landstlinde in Baiern] Ignaz von Rudhart (1790-1838),
bayerischer Staatsmann, Autor der ,Geschichte der Landstände in Bayern' , 2 Bde.
Heidelberg 1816.- Souveränitiit] s. [XV, 194).
6 Maximilian!.] s. (XII, 54).- dern großen Churfiirsten] Kurfürst Friedrich Wilhelm
Haltung gegenüber der anglikanischen Kirche ein. Ihr Prinzip war die Reformati-
on durch die Gemeinde, das sie der Reformation durch die Tudors entgegensetzten.
Sie wurden auch Nonkonformisten und Dissenters genannt.- Episkopalsystem} s. [XV,
193).
11
Benzenberg] Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846), Naturwissenschaftler
und Publizist zu Themen der Verfassungspolicik (B. der „Doktor der Konstitutio-
nen") und der Nationalökonomie (Mitarbeit an Görres' ,Rheinischem Merkur'). FS
beziehe sich hier auf das Werk ,Über Verfassung', Dortmund 1816.
27
Enackssöhne] Enakiter, Enaks Söhne: zur Zeit von Moses ein Riesenvolk im süd-
lichen Kanaan (5. Mos. 9, 2).- Henoch] s. [XII, 299].
31
Nirnrodj s. (XV, 11].
35
«In der alten Zeit» Im Alterthum
44
«In der Zwischenzeit ist dieß nicht in dem Grade der Fall» In der mittlern
Zeit - Portae inferni] bezieht sich auf Mt. 16, 18: .. Auf diesen Felsen will ich meine
Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."
52
Theorie der Gesellschaften oder der Biindnisse (Korporationen)] s. [XVIII, 1}.
60
Wenn man die gegenwärtige Lage von Europa erwägt, «so ist ungefähr folgen-
des als das nächste zu betrachten, was wal1rscheinlich» so bieten sich ungefähr fol-
gende
64
Kaiser Joseph 11.] s. [XII, 9).
65 s. S. l 06.
66
So lag auch der wahre Grund der Revoluzion nicht «in dem Verderben des Adels
allein» in der Finanzverlegenheit des Hofes allein
63
aSta<yopa].,Nichc zu Unterscheidendes" (gr.). Nach der stoischen Ethik han-
delt es sich dabei um Dinge, die weder Güter noch Übel, weder gut noch schlecht
sind, so daß es keinen Grund gibt, sie zu begehren oder zu verabscheuen. Der Be-
griff gewann im Leipziger Interim von 1548 eine religiöse Bedeutung, wobei es um
die sogenannten „Mitteldinge" ging. Melanchthon und seine Anhänger waren be-
reit, die bischöfliche Jurisdiktion und gewisse katholische Gebräuche beizubehalten,
weil es sich ihrer Meinung nach dabei um Mitteldinge, um Adiaphora handelte, wo-
gegen ihre Gegner darin eine Verleugnung des evangelischen Glaubens erblickten.
Hieraus ergab sich die Scheidung der Melanchthonianer und der strengen Luthera-
ner. Ein anderer adiaphoristischer Streit entstand zwischen den Orthodoxen und Pie-
tisten, wobei die Orthodoxen Spiel, Tanz und Theaterbesuch als Mitteldinge be-
trachteten, während die Pietisten den Begriff Adiaphora überhaupt verwarfen und
die in Frage stehenden Tätigkeiten als unwürdig für einen Christen ansahen.
69 Stourdza] Alexander Stourdza (1791-1854), russiscl1er Publizist, Autor der ,Be-
trachtungen über die Lehre und den Geist der orthodoxen Kirche' , de. Leipzig 1817.
FS bezieht sich auf diese Schrift.- Chateaubriand] Fran~ois Rene de Chateaubriand
(1768-1848), französischer Romantiker und Staatsmann, Autor von ,Le Genie du
Christianisme, ou les Beautes poetigues et morales de la Religion chretienne', 1802,
eine im süßlichen Stil verfaßte Darstellung der poetischen und moralischen Schön-
heiten des katholischen Glaubens.- St. Martin] s. [XII, 266) .- Raskolniken] Ab-
trünnige, Ketzer, in der Sprache der Russischen Kirche der Name für alle Sektierer
und Dissidenten.- Philiippone-n] Philippowzy (Philipponen)1 eine fanatische Sekte
Rußlands, seit 17 39 aktiv, auch in Ostpreußen vertreten, welche die Selbstverbren-
494 Kommentar
nung empfahl.- Synode] s. [XVIII, 8).- Pasca[] Blaise Pascal (1623 -1662), der
berühmte französische Mathematiker und Philosoph. Er stand den Jansenisten (s.
[XV, 165)) nahe, und aus dieser Beziehung gingen seine Briefe gegen die Jesuiten her-
vor, die 1656 und 1657 erschienen und auf die FS sich hier bezieht. In diesen pran-
gerte er die laxe Moral dieses Ordens (Probabilismus) an und vollzog dies in einer
kunstvollen, witzigen Prosa.- Kriidener] BarbaraJuliane von Krüdener (1764-1824),
Pietistin und Schriftstellerin aus Riga, die in Paris und Berlin lebte, Autorin des Ro-
mans ,Valerie', Paris 1803. 1804 geriet sie unter dem Einfluß der Herrnhuter,Jung-
Stillings, Swedenborgs u.a. und entwickelte eine mehr und mehr in Mystik und Zau-
berglauben auswuchernde Religiosität: s. [XX 1, 13, 101].
70
der obigen Gefahren <<verknüpft» in Verbindung gebracht
7
' Herodot] s. [XV, 26}.
77
Ad. Müller] s. [Xll, 111).
82 außer dem negativen «Princip der Genossenschaften» Element der Handels-
freyheit
83 Schule] s. [XVIII, 102).
84
zugleich «auch für» auch zur Unterstützung
89 Schuderof/J Jonathan Schuderoff, ,Grundzüge zur evangelisch-protestantischen
91
Moser] J usrus Möser ( 17 20- 1 794), deutscher Publizist, überragender politischer
Schriftsteller seiner Zeit. Begründete 1766 die ,Wöchentlichen Osnabrückischen In-
telligenzblätter', die viele Auflagen erlebten.- Montag] Eugen Montag, ,Geschichte
der deutschen staatsbürgerlichen Freyheit, oder Rechte des gemeinen Freyen, des
Adels und der Kirchen Deutschlands', 1812 und 1814.
92
Die Weltgeschichte ist die Darstellung des zerstiickten oder getheilten Worts] s. (XVIII,
98] und XVIII, 128.
94 Haller] s. [XVII, 44).- Adam Miiller] s. (XII, 111].
98
Die Weltgeschichte ist die Darstellung von dem zerstiickten Worte.] s. [XVIII, 92).
99 Haller] s. [XVII, 44).
10 1
Louis XIV.] s. (XII, 155).
102
Schule] Eine der großen Korporationen (s. [XVIII, 1) der Staatsphilosophie FS',
welche die Gesamtheit des intellektuellen und erzieheriscl1en Lebens einer Nation
oder eines Staatenbundes: Schule im engeren Sinne, Universität, Akademien, aber
at1ch die Publizistik und das Verlagswesen umfaßt.
10
~ Plinius] Plinius der Ältere (23-79), römischer Schriftsteller tmd Politiker,
109
SouvercinitcitsbegrijfJ s. [XV, 194).
114
Hering] Andreas August Hering (1764-1824), Jurist.
120
die «diplomatische Behandlungsweise» diplomatischen Verabredungen
122
gegen Hegel] Gegen die absolutistische Staatstheorie und Vergottung des Staa-
tes durch den Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831). s. (XVIII,
154).
125
Klüber] Johann Ludwig Klüber (1762-1837), deutscher Publizist und Rechts-
wissenschaftler, Staats- und Kabinettsrat zu Karlsruhe, Professor der Rechte zu Hei-
delberg. Autor von ,Staatsrecht des Rheinbundes', Tübingen 1808; ,Akten des Wie-
ner Kongresses in den Jahren 1814 und 1815', Erlangen 1815-1819; ,Schlußakte des
Wiener Kongresses' und der ,Deutschen Bundesakte', Erlangen 1816.
128
Gegensatz, «und Streit» im Kampfe - Nach der Idee von dem in der Entwicklung
des Menschengeistes zerstückt erscheinenden Worte} s. [XVIII, 92, 98).- Noah] s. (XII,
301).- Kain] s. [XII, 293).- Seth] s. [XV, 11).- Henoch] s. [XII, 299).
129
Noah] s. (XII, 214].- Bacchus] Der griechische Gott des Weins und der Le-
benslust (Dionysos).- Ni1nrodJ s. [XV, 11].- Abraham] Der Stammvater der Israeli-
ten (1. Mos. 12-25).
u, Der allein herrschend.en praktischen Vernunft «und Rechtswissenschaft der Röm der
Alten» der Römerwelt
134
Mahomet] s. [XII, 136].
135
das tridentinische Concilium] s. [XV, 149].- der westpha'lische Frieden] Der am
24. Oktober 1648 zu Münster und Osnabrück geschlossene Friede, der den Dreißig-
jährigen Krieg beendete und ein neues politisches System in Europa begründete, das
als Grundgesetz der deutschen Staatsverfassung galt und bis zur Auflösung des Rei-
ches im Rheinbund galt. Dies Prinzip bestand in einer gleichberechtigten Aner-
kennung der Verhandlungspartner. Wegen des darin beschlossenen föderalistischen
Gedankens zollte PS diesem Frieden seine hohe Anerkennung.- Constitution von Eng-
land] Offensichtlich die Bill of Rights (1689), mit der die nach dem Sturz König
Jakobs vereinbarte Declaration of Rights zum Gesetz erhoben wurde. Damit wurde
die parlamentarische Verfassung in England begründet.
137
Antoninus Pius} Römischer Kaiser (86-161).- Mark Aurel] Marcus Aurelius An-
toninus (121-180), römischer Kaiser.- Attila] König der Hunnen seit 434 (gest.
453).- Gregor Vll] Vor seiner Erhebung zum Papst Hildebrand, am 22. April 1073
zum Papst gewählt. Seine Regierung ist von welthistorischer Bedeutung gewesen,
insofern er alle Gebiete des menschlichen Lebens, nicht bloß die geistlichen, unter
die Oberherrschaft des Papstes zu bringen suchte.- Karl IV] Deutscher Kaiser
(1316-1378).- Hussiter] Anhänger von Johann Hus (1369-1415), einem böhmischen
Reformator, die durch dessen Verurteilung und Hinrichtung aufgebracht waren und
zu den Hussitenkriegen führten.
141
Napoleon] s. [XVI, 46).
141
Schule] s. [XVIII, 102).
146 Diese Spekulationen beziehen sich auf die Ausarbeitung des g roßen welrhisto-
rischen und philosophiegeschichtlichen Werks, das FS aber erst 1828 mit den Vor-
lesungen über die ,Philosophie der Geschichte' vorlegte: KA IX.
147 s. [XVIII, 146).
15
° Klüber] s. [XVIII, 125 u. 131).
151 Kliiber] Johann Ludwig Kl über (1762-1837). Autor von ,Öffentliches Recht
153 Chus] Bezeichnung der Vulgata für Kusch, den Sohn Chams oder auch Nim-
rods (1. Mos. 10, 6 ff.), den Stammvater mehrerer arabischer Völker.
154
Schabe Schahan] Schah-in-schab, ein den Schah von Persien auszeichnender Ti-
tel, im Sinne von „König der Könige". Schah bedeutet König.- Hege!] Nach dem
,,negat iven Vernunfcbegriff vom Staat", als einer absoluten, gottgleichen Gegeben-
heit, wie Hegel diese vertritt, ist die Idee des Kaisertums als Königtum über Köni-
ge allerdings ein „Unding", weil sie den Staat vermittele und nicht mehr als absolu-
te, gottgleiche Größe anerkennt. S. [XVII , 122).
i 5s Ritters Geographie] Karl Ritter, berühmter deutsche Geograph (1779-1859).
me", 2 Bde., 1739-44. - Die hier von FS vertretene Ansicht über die Freimaurerei
besteht darin, daß die „auflösende Wirkung" dieser Gesellschaft „der Wiederverei-
nigung der Kirchen", also des Protestantismus und Katholizismus, "viel vorgear-
beitet" habe und diese Gesellschaft deshalb „als eine besondre Fügung der Vorse-
hung" anzusehen sei.
161
Die Wittwe in der Freirnattrerlehre] ,,Sohn der Witwe" ist für die Freimaurer ein
Begriff von besonderer und vielfaltiger Bedeutung. Er weist in den Gründungssa-
gen auf den biblischen König Hiram von Tyrus (s. 1 Könige 5, 15 ff.) hin; auch der
ägyptische Horus, der Sohn der Isis, wird als „Sohn der Witwe" bezeichnet; schließ-
lich gilt der Templerorden als „Witwe" und die Freimaurer als „Söhne der Witwe".-
Sophia] Der biblische Weisheitsbegriff umfaßt sowohl Lebensweisheiten (Sprüche,
Kap. 8) als auch die göttliche Ordnung des Kosmos Oesus Sirach, Kap. 24; Weisheit
Kap. 9).- Adonisirarn] s. [XVIII, 166}.- Salomo] s. [XV, 13)- Der Ursprung des Frei-
maurerbundes wurde mit dem salomonischen Tempelbau, den ägyptischen t1nd grie-
chischen Mysterien, dem Pythagoräerbund, den Ersäervereinen, den römischen Col-
legia, den Ritterorden des Mittelalters, namentlich den Tempelherren, in Verbindung
gebracht, wogegen jetzt angenommen wird, daß die Wurzeln des Bundes kaum über
das 13. Jahrhundert hinausgehen und mit den Steinmetzen und deren Bauhütten, die
mit den Klöstern, namentlich der Benediktiner, verbunden waren, zusammenhängt.
FS vertritt die ältere Auffassung.- Kain] s. [XII, 293).- Larnech] s. [XII, 299).- Eva]
Die Mutter des Menschengeschlechts.- Abel] s. [XV, 8).
168
Teppich] Bei den Logentreffen der Freimaurer wird ein mit Symbolen versehe-
ner Teppich (als Leitfaden sichtbarer Sinnbilder der Maurerei) auf den Boden ausge-
breitet.- Noema] In diesem Zusan1menhang unbekannt.
169
La.mech] s. [XII, 299).- Noah] s. [XII, 214].
111
Jehova] s. [XV, 95}.- Enos] Henoch, der älteste Sohn von Kain (1 . Mos. 4, 17
u. 4,25 f.) - Seth] s. [XV, 11}.- Schemhamphorach] schem hamm phorasch ist der „ab-
getrennte", d.h. der besondere und Gott eigentümliche Name, sein „Eigenname" im
Gegensatz zu umschreibenden Namen; in der späteren rabbinischen Literatur wird
er zum Geheimnamen Gottes.- Kain] s. [XII, 293}.- Moses] s. (XII, 136].- Abra-
ham] Der Stammvater der Israeliten (1. Mos. 12-25).
112
Ad. Müller] s. [XII, 111].
118 Seth] s. [XV, 11).- Noah] s. [XII, 214}.- Kain] s. (XII, 293}.- Genesis cap.
V 11. 29] ,,Als Lamech hundertzweiundachtzig Jahre alt war, bekam er einen Sohn,
dem er den Namen Noe gab. Er sagte: ,Dieser wird uns trösten bei der mühevollen
Arbeit unserer Hände an dem Ackerboden, den der Herr verflucht hat'."
ts 3 Abraharn] s. [XVIII, 171}.- Moses] s. (XII, 136].- Adam] s. [XV, 49].- Noah]
s. [XII, 301].- Kain] s. [XII, 293].- Abel] s. [XV, 8}.- Seth] s. [XV, 11].- Enos] s.
[XVIII, 71].- Gene.ris cap. VI. init.] ,,Als die Menschen sich auf der Erde zu vermeh-
ren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gotteskinder, daß die
Menschentöchter schön waren, und sie nahmen sich aus ihnen, so viele sie wollten,
zu F rauen. "
188 iiga1nen] Band (lat.).- character indelebilis] Nach der Lehre des Konzils von Tri-
ent wird durch das Sakrament der Taufe, der Firmung und der Ordination (nach ei-
nigen Theologen auch der Ehe) dem Empfanger ein „unauslöschliches Merkmal" ein-
geprägt.
498 Kommentar
189
«Die ehe zu heiligen» Um die Ehe zu ehren
197
Noah] s. (XII, 301}.- Abraham] s. [XVIII, 171].
199
Porta inferni] s. [XVIII, 44}.
204
Hüllmanns Urgeschichte] s. [XV, 185].- Nimrod] s. (XV, 11).- <pea-r:eia] Phra-
trie, Sippe.- Kain] s. [XII, 293}.- Abel] s. (XV, 8).- Enos] s. [XVI1I, 7).- Noah] s.
[XII, 301).- Abraham] s. (XVIII, 171}.- Adam] s. [XV, 49).
20e Adam] s. [XV, 49).- Eva] Die Mutter der Menschheit.- Kain] s. [XII, 293).
209 Noah], s. [XII, 301).- Nimrod] s. [XV, 11).- Abraham] s. (XVIII, 171).-
•
[XIX.] ZUR GESCHICHTE UND POLITIK. 1818. I
Das Heft besteht aus 35 Blättern, die so in der Mitte gefaltet und zusammengenäht
sind, daß sich 70 Seiten im Format vo11 25 x 20 cm ergeben. Sie sind meist voll be-
schrieben und weisen auf dem abgekniffenen Rand zahlreiche, sich auf den fortlau-
fenden Text beziehende Randbemerkungen auf. Es gehöre dem Bestand der Hand-
schriften von FS an, die bei der Görres-Gesellschaft aufbewahrt werden. Die einzel-
nen Fragmente sind meist durch Querstriche voneinander abgehoben. Obwohl sich
im Titel der Zusatz „I." findet, ist kein weiteres Heft aus diesem Jahr übermittelt
und auch keins in dem von Dorothea Schlegel hergestellten Nachlaßkatalog ver-
zeichnet: s. KA XI, S. XVI. Aus den beiden folgenden Jahren sind keine Hefte ,Zur
Geschichte und Politik' überliefert und auch wohl nicht niedergeschrieben worden.
Das nächstfolgende Heft ,Entwurf der historischen Betrachtungen' stammt aus dem
Jahre 1820 und l1ängt eng mit dem Aufsatz ,Die Signatur des Zeitalters' zusammen,
den FS in der von ihm begründeten Zeitschrift ,Concordia' (1820-1823) veröffent-
lichte: KA XXII, 1-61. An mehreren Stellen des vorliegenden Heftes XIX ergibt
sich der Eindruck, daß die Aufzeichnungen bis in das Jahr 1820 hineinreichen. Als
Indizien dafür lassen sich die Fragmente XIX, 175 und 182 anführen. Zur Zeit der
N iederschrift dieses Heftes weilte Friedrich Schlegel als Legationssekretär im Range
eines Legationsrates am Bundestag in Frankfurt, von wo er im September 1818 nach
W ien zurückberufen wurde. Auf dem Titelblatt finden sich einige Bemerkungen,
die sich folgendermaßen entziffern lassen:
Neanders Geschichte des Kaiser julian.-
Uohann August Will1elm Neander (1789-1850), ,Über den Kaiser Julianus und
sein Zeitalter', Hamburg 1812.]
Bö"hmers Magnacharta Kaiser Friedrichs.-
[Georg Wilhelm Böhmer (1761-1839), Verfasser von juristischen Schriften und
Herausgeber von ,Kaiser Friedrichs III. Entwurf einer Magna Charta für Deutsch-
land, oder die Reform dieses Kaisers vom Jahre 1441', Göttingen 1818.]
Simvede. tom. II. bis p. 828 gelesen.
[Die Lesung ist unsicher.}
1
Lehre von den Corporationen] s. [XVIII, 1}.
2 Communalverfassung] Eine verfassungstheoretische Konzeption, die FS auf katho-
Hegel: (XVIII, 122] gerichteten Reflexionen aus dem vorhergehenden H eft: s. at1ch
Souveriinitcit: (XV, 194}.
1 des zerstiickten Worts] s. [XVIII, 92, 98}.
20 Zur Signatur des Zeitalters] Dies ist der Titel der großen geschichtsphilosophi-
schen und staatsphilosopbischen Abhandlung, an der FS während seiner letzten Mo-
nate in Frankfurt und vor allem seit seiner Abberufung von Frankfurt arbeitete und
die sein entscheidender Beitrag zur Zeitschrift ,Concordia' (1820-1823) wurde: s. KA
VII, S. 483, 596.
27 Sem] s. [XV, 23).- Japhet] s. [XII, 298).- Cham] Harn, Sohn Noahs (1. Mos.
splitterten Bewußtseins (Verstand, Vernunft, Phantasie und Wille) wird zum zen-
tralen Gedanken der Spätphilosophie von FS und entspricht der Theorie vom zer-
stückten Wort in den historischen Fragmenten.
3i Haupter des Thieres] Aus der Apokalypse.
38
Louis XIV] s. [XII, 155).- Jansenisten] s. [XV, 165].
48 Wiedergeburth des Wortes] Diese Wiedergeburt des Wortes bezieht sich auf die
Wiederherstellung des zersrückten Wortes (s. (XVIII, 92, 98]), ebenso wie die Wie-
dergeburt (Wiederherstellung) des Bewußtseins sich auf das zerrissene Bewußtsein
bezieht. In beiden Modellen ist die Vorstellung einer Wiederherstellung des göttÜ-
chen Ebenbildes im Menschen wirksam, das durch den Sündenfall zerrissen und zer-
stückt wurde.
i
2
Bonald] s. [XII, 17].- Ad. Müller] s. [XII, 111).- cfr. Philos. vom Gesetz] Bezieht
sich wahrscheinlich auf die verschollene Fragmentenreihe Zur Philosophie und Theolo-
gie, aus der für den Jahrgang 1818 zwei Hefte verzeichnet sind: KA XI, s. XVII. Die
Auszüge, die Windischmann daraus veröffentlicht hat, finden sich KA XIX, S. 329-
346. Zur Philosophie des „wahren und rechten Wortes" im jetzigen Weltalters. S.
336.
s3 Meine alte Formel von n [Poesie] und qx; [Philosophie]] Bezieht sich auf das Projekt
einer Vereinigung von Poesie und Philosophie, das in die Zeit des ,Athenäums'
(1798-1800) zurückgeht: s. KA II, S. 182, 216, 255.- Spinoza] s. [XV, 35). Hier
wird Spinoza als Vorbild für die „tiefe Einheit von Vernunft und Fantasie" gewür-
digt, um die es bei der Vereinigung von Poesie und Philosophie geht. Auch diese
Interpretation Spinozas hatte FS bereits im ,Athenäum ', in der ,Rede über die My-
thologie' entwickelt: s. KA II, S. 316-17, 319.
s4 Schule] s. (XVIII, 102).
ii „Gebt Gott, t{)as Gottes ist"] Mt. 22, 21: s. XII, 115.
Brasilien, auch Bugres genannt. Dieser letzte Name stammt von den z.T. beträcht-
lichen Holzpflöcken, die sie in der Unterlippe tragen. Ihre Leidenschaftlichkeit reißt
sie oft z11 unerhörten Grausamkeiten hin.
74
Nephilinen} Nach 1. Mos. 6,4 sind die nephilim ein Geschlecht von Titanen, die
aus der Verbindung von himmlischen (benej ha'elohim = Gottes- bzw. Göttersöhne)
und irdischen Wesen (Menschentöchter) entstanden sind. - Nimrod] s. (XV, 11}.
7
) Beni Elohim} s.[XIX, 7,4], XVIII, 183 und 1. Mos. 6,1-5. Menschentochter} s.
{XVIII, 183}.
76
Jehova} s. (XV, 95}.- Elohim} s. [XV, 95}.- Adam} s. [XV, 49).- Eva] s. [XVI,
167).- Kain] s. [XII, 293).- Henoch] s. [XII, 299].- Noah] s. [XII, 301].- Nimrod]
s. [XV, 11}.
77
Kain] s. [XII, 293).- Nimrod] s. [XV, 11].
82
KaiserJosephs Regierungsantritt] Joseph II. s. [XII, 9]. Regierungsantritt am 27.
März 1764, als er zum römischen König gewählt wurde. Am 29. November 1780
starb seine Mutter Maria Theresia, womit er zum Kaiser aufrückte. Friedrich II. von
Preußen sagte über den Regierungsantritt Josephs II: ,,Voila un nouvel ordre des cho-
ses!"- Bonaparte] s. [XVI, 46}.
87
Henoch] s. [XII, 299].- AbraharnJ s. [XVIII, 129].
96 Episcopalverfassung] s. [XV, 193].- Synodalverfassung] s. [XVIII, 8).
99
Theorie des zerrissenen Bewußtseins: s. (XIX, 29).- Abrahani] s. [XVIII, 129).
100
Wiedergeburth] s. [XIX, 48).
102
Signatur des Zeitalters] s. [XIX, 20).- in vier Abtheilungen] So ist die Abhand-
lung von 1820-23 tatsächlich gegliedert.
~ Abraham] s. [XVIII, 129).- das Wiederau/leben der Philosophie] Die Entdeckung
10
des Aristoteles in der lateinischen Scholastik.- der heilige Franciscus] Franz von Assi-
si (1182-1226), Pater seraphicus, Gründer des Ordens der Franziskaner.- Wiederge-
burth] s. [XIX, 48).
106
Wiedergeburth] s. [XIX, 48).- Theorie des zerspaltenen Bewußtseins: s. [XIX,
29).
108
S. Franciscus] s. [XIX, 103).- de immaculata conceptione] Unbefleckte Empfäng-
nis, die Annahme, daß Maria, die Mutter Jesu, ohne Erbsünde empfangen worden
sei. Diese Ansicht wurde im 12. Jahrhundert von Kanonikern in Lyon verkündigt
und führte im 13. Jahrhundert zu einem heftigen Streit zwischen den Franziskanern
als Befürworter dieser Lehre und den Dominikanern als deren Gegner. In den fol-
geaden Jahrhunderten lebte diese Lehre fort, blieb jedoch kontrovers und unent-
schieden. Pius IX. erhob die Lehre auf Grund von 1. Mos. 3, 15; Hoheslied 4, 7, 12;
Luk. 1, 28 am 8. Dezember 1854, also lange nach dem Tod von FS, zum Dogma.-
vom ewigen Evangeliutn] Die Lehre vom ewigen oder dritten Evangelium nach dem des
Alten (Vater) und Neuen (Sohn) Bundes, als Evangelium des Heiligen Geistes und
einer spiritualis intelligentia, gehörte mit zu den ursprünglichen Anliegen des Fran-
ziskanerordens.
uo Sis1nondi] Jean Cl1arles Leonard Simonde de Sismondi (177 3-1842), Schweizer
Literaturkritiker und Historiker, der durch seine Bekanntschaft mit Frau von Stael
auch mit A.W. Schlegel in Verbindung gestanden hatte. Von seinen Werken kom-
men für die von FS genannten Eigenschaften die folgenden in Frage: ,Histoire des re-
publiques icaliennes du moyen-age', Paris 1807-1818, 16 Bde.- Kaiser Otto der
502 Kom111entar
Große} Otto I. (912-973), am 8. August 936 in Aachen zum deutschen König ge-
krönt. Zog 951 nach Italien und rief sich zum König von Italien aus. Am 2. Februar
962 wurde er in Rom zum römischen Kaiser gekrönt und eröffnete damit den Kampf
des deutschen Königtums um die Weltherrschaft.
114 Corporationen] s. (XVIII, 1).- Schule] s. (XVIII, 102).
heim.- Voitus] S. Chr. Voitus, ,Kirchengeschichte der Zeit vor der Sündfluth', Bran-
denburg 1764.- I.R.C. Historia veteris Testarnenti] ,I.R.C. Historia veteris Testamen-
ti antediluviana, ex recentioribus Gallorum, Anglorum, Icalorum, Germanorum, Bel-
garum etc. scriptis collecta et selectis obscurantionibus illustrata', Leipzig 1722.-
Gürtleri Origines 1nund.t] Nikolaus Gürtler (1654-1711), ,Origines mundi', Amster-
dam 1708.- Jac. Boulduc de Ecclesia ante legem} Jacob Boulduc (geb. 1580 in Paris),
trat in den Kapuzinerorden ein und erlangte als Kanzelredner beträchtlichen Ruhm,
den er durch einige Schriften noch vermehrte. Dazu gehört ,De Ecclesia ante legem ·,
Lugd. 1626, worin er Wesen und Organisation der Kirche vor Moses darstellt und
u.a. von Riesen und Giganten handelt. Gegen ihn schrieb Thomas Bange (,Exerci-
tatio de Nephilinis, Gigantibus vulgo dictis, contra Boldouc', Kopenhagen 165 2),
der die von Boulduc angefochtene Wirklichkeit der Riesen zu erweisen suchte.- Tho-
mas Bangius] s. die gerade vorhergehende Anmerkung.- ]oh. Euseb. Nierenbergius] Jo-
hannes Eusebius Nierenberg (1590-1658), spanischer Historiker und Theologe.-
La.mbecius] Petri Lambecii ,Historiae literariae prodtomus et tabula duplex chrono-
graphica universalis', Leipzig und Frankfurt 1710.- Fabricius} Johann Albert Fabri-
cius, ,Codex pseudepigraphus Veteris Tescamenti', Hamburg 1713 (Theil 1) und
1722 (Theil 11).- Henoch] s. [XII, 299].- Balthas. Bebelius] Balthasar Bebel (1632 -
1686), berühmter Theologe der Zeit.
120
Abraham] s. (XVIII, 129}.- Enos] s. (XVIII, 171).- Henoch] s. [XII, 299].-
Noah] s. [XII, 301}.- jehovah] s. (XV, 95).- Adam] s. [XV, 49}.- Seth} s. [XV, 11].-
Hiob] Job, der Held des nach ihm benannten Lehrgedichts des Alten Testaments, eine
Gestalt der Sagenwelt, die nicht spezifisch hebräisch ist.
121
Wiedergeburth] s. [XIX, 48}.
122
Theorie des Bewußtseins: s. (XIX, 29}.
123
Corporative Einrichtung] s. [XVIII, 1}.
124
Episcopal- oder Synodalverfassung] s. [XV, 193; XVIII, 8].
134 Michael] s. [XV, 161).
135
Michael] s. (XV, 161].
ns Wiedergeburth] s. [XIX, 48).- Abraha1n] s. [XVIII, 129}
139
cfr. supra] s. XIX, 139.- Napoleon] s. [XVI, 46}.
141
justinian} Justinian (483-565). Oströmischer Kaiser, berühmt wegen seiner
Gesetzessammlung, dem sog. Corpus juris civilis.
142
Hier wird die Lehre von den Korporationen, den ursprünglichen, itreduziblen
Gemeinschaftsformen des Menschen auf „n.inf Ur- oder Weltvereine", nämlich Ehe
(Familie), Kirche, Schule, Staat und Gilde (alle Berufsgenossenschaften) festgelegt und
ihnen Zttgleich „etwas Göttliches oder Dämonisches" zugesprochen: s. [XVIII, 1).
155
Evangelium] s. [XIX, 108].
159
Ari1naspen] Ein fabelhaftes Volk im äußersten Nordosten der Erde, bei den
Rhipäischen Bergen (ein aus der Vorstellung der Griechen und Römer stammendes
[XIX.] Zur Geschichte und Politik. 1818. I 503
Gebirge, das sich geographisch nicht lokalisieren läßt), an der Wasserscheide zwi-
schen Ostsee und Schwarzem Meer. Die Arimaspen wurden als einäugig und krie-
gerisch geschildert. Der Name soll sich aus dem Mongolischen herleiten und Berg-
bewohner bedeuten.- Zoroaster] Zarathustra, Zerdusht, der Stifter der dualistischen
Glaubenslehre der alten Iranier. Die Nachrichten über diesen Propheten sind größ-
tenteils sagenhaft.- Ham1ner] Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall (1774-1856),
ein Wiener Orientalist, mit dem FS in persönlichem Kontakt stand.- oµµa:ra ... }
Zur H erkunft und Deurun_g der von FS zitierten Verses. XIX, 166.
160
Ba1nian] Im nördlichen Afghanistan gelegen, nördlich von den zt1sammen-
stoßenden Gebirgsrücken des Hindukusch und Kul1-i-Baba, dtuch welche die von
Bamian ausgehenden Pässe führten. Alexander der Große, Dschingis-Khan und Ti-
mur sollen über diese Pässe gezogen sein. An den fast senkrechten Talwänden fan-
den sich buddhistische Denkmäler über eine Strecke von 11 km lang, zwei in Stein
ausgehauene Buddhascandbilder, 32 -48 m hoch, und das Tal war angefüllt mir Rui-
nen der von Dschingis-Khan 1221 zerstörten Stadt Ghulghuleh.- Kain] s. [XII,
293}.- Henoch] Eine von Kain erbaute und nach seinem Sohn Henoch benannte
Stadt, vgl. 1. Mos. 4, 17 .- Felsenbaukunst (cyklopische)] s. [XIX, 175}.
161
Hiillmann] s. [XV, 185}.- Concordia] Die von FS von 1820-1823 herausgege-
bene Zeitschrift.
164
Abraham] s. (XVIII, 129}.- Moses] s. [XII, 136}.- Constantin] s. [XII, 85).
165
Henoch] s. [XII, 299).- Latnech] s. (XII, 299.- Ada1n] s. (XV, 49}.- Seth] s.
(XV, 11}.- Noah] s. [XII, 301).- Methusala] s. [XV, 17].
166
Ritter] s. (XVIII, 155).- oµµa-ca ... ] s. XIX, 159.- Namen des psychischen Hei-
denthu"ts] s. XIX, 171, 175.- Sankhya-Philosophie] s. (XIX, 181).- purusholtorna] s.
[XIX, 181}.- Maya] Trug, Täuschung. Nach dem Vedanta-System der indischen
Philosophie das Blendwerk, das eine Vielheit der Erscheinungen vorspiegelt,
während in Wahrheit nur das eine Brahma ist. Maja wird als weibliches Prinzip ge-
dacht und als schönes verschleiertes Weib dargestellt, das in den Falten seines Schlei-
ers die Bilder aller erschaffenen Wesen zeigt.
167 Seth] s. (XV, 11) - Nach alten Berichten der Erfinder der Buchstabenschrift
und der Chronologie.- Säulen des Seth] s. [XIX}, 172.
169 Adam] s. (XV, 49).- Stelle aus dem Buch der Weisheit] Weish. 10, 2.- Stolberg]
s. (XII, 2).- Seth] s. (XV, 11}.- Nach dem Moses] d.h. nach der ,Genesis'.- Noah] s.
(XII, 301}.- s. XIX, 173.
170 Kainiten] s. 1. Mos. 4, 17.- jehovah] s. [XV, 9}.- Enos] s. (XVIII, 171].- dern
Batylen] Batylos ist ein Stein, den Kronos statt des neugeborenen Zeus verschlungen
und wieder ausgespien hat. Er wurde zu Delphi aufbewahrt. Batylien (Baetylia)
hießen im Altertum die Meteorsteine, die als Fetische verehrt wurden.- Aerolithen]
gr. Luftsteine, Meteorsteine.
11 , Vergötterung des Ada1n] s. (XIX, 169].- Adam Kadmon] Kadmos im griechischen
Mythos Sohn des phönizischen Königs Agenor, Bruder der von Zeus entführten Eu-
504 Kommentar
ropa, ausgesandt um diese zu suchen. Ihm wird die Einführung des Ackerbaus, der
Bearbeitung der Erze und der Buchstabenschrift zugeschrieben.
174
Narayan und De1niurg] Der Geist Gottes, das Organ bei der Weltschöpfung.-
Kain) s. [XII, 293}, der Unstete, Ruhelose.- Lamech] s. [XII, 299), als „Stammvater
der Magie": s. XIX, 171.- Brahma] Die Potenz der Heiligkeit, der zauberhaften Ge-
weihtheit, der oberste Gott im indischen Pantheon, ein abstraktes Wesen: s. XIX,
180.- neona-ccop} Stammvater.- Geist Gottes, der über den Wassern schwebt] 1. Mos. 1,
2.
dem iiltesten, psychischen Heidenthum] s. [XIX, 166].- cyklopische Battkunst] Zy-
17)
klopen sind in der griechischen Mythologie einäugige Riesen. Eine ihrer zahlreichen
Arten sind die sieben aus Lykien in den Peloponnes eingewanderten Kyklopen, die
Hände auch am Bauch hatten und die gewaltigen, aus unbehauenen Steinen errich-
teten kyklopischen Mauern von Tiryns und Mykene bauten.- Ottfi: Müller] Karl Ot-
fried Müller (1797-1840), Altertumsforscher. Von seinen zahlreichen Schriften
konnte FS zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur ,Aegineticorum liber', Berlin 1817
gekannt haben. Seine ,Geschichten hellenischer Städte und Stämme' in zwei Bänden
erschienen erst von 1820-1824. Möglicherweise beziehe sich FS auf Vorabdrucke dar-
aus, oder aber diese Eintragung zeigt an, daß die Aufzeichnungen dieses Heftes in
das Jahr 1820 hineingingen. Als weiteres Indiz für diese Annahme läßt sich das Frag-
ment XIX, 182 anführen.
178
Ritters Urvölker] s. [XVIII, 155].- Stamme des Kain] s. (XIX, 170].- Sethiten}
s. [XIX, 170].- Kuruvölker] Kuru ein altindischer Volksstamm in der Gegend des
heutigen Delhi.- Kain] s. [XII, 293).- Lamech] s. [XII, 299].- Hescheng] s. XIX,
160.- Henoch] s. [XII, 299).- Situlen des Seth] s. [XIX, 172].
179
Schiff des Noah und die Taube] 1. Mos. 6, 14; 8, 8.- der Apfel und die Schlange der
Eva] 1. Mos. 3, 1 und 6.- Ritters Urvölker] s. XIX, 178.
180
Brahma] s. (XIX, 174].- Shiva] Ein volkstümlicher Gott der Inder, der auf
dem Himalaya thronende Herr der Berge, der zerstörend, aber zugleich reinigend
und befruchtend wirkt.- Vischnu] FS bezieht sich auf die Avataras (Herabsteigungen,
Inkarnationen) dieses Gottes, in denen dieser Gott bald tierische, bald menschliche,
bald übermenschliche Formen annimmt.
81
L Lingam] Das männliche Glied als Symbol der schaffenden Naturkraft. Verehrt
in der Religion der Lingaiten.- Tri1nurti] Im Brahmanismus die Vereinigung der ne-
beneinander stehenden drei Götter Brahma (Schöpfer), Vischnu (Erhalter) und Schi-
wa (Zerstörer).- Creuzer] Georg Friedrich Creuzer (1771 -1858), Altertumsforscher.
FS bezieht sich auf dessen ,Symbolik und Mythologie der alten Völker', 4 Bde., Leip-
zig und Darmstadt 1810-1812.- Sankhya-Philosophie] s. XIX, 166. Eins der sechs
Systeme, in welche die indische Philosophie in Vereinbarkeit mit dem brahmanischen
Glauben gegliedert wurde. Sie beruht auf dem Dualismus, der Lehre von zwei Prin-
zipien.- Purusholtoma] Puruscha, das Prinzip der Seele oder der unendlichen Vielheit
von individuellen Seelen.- Prakrit] Prakriti: das Prinzip der Urmaterie oder Natur.
82
L Melchisedek] Priesterkönig von Salem (Jerusalem), Vereluer Gottes, der dem
vom Sieg über Chodorlahomor zurückkehrenden Abraham Speise und Trank reiche:
1. Mos. 14, 17.- cfr. Philos. 1820 [] Bezieht sich auf die verschollenen Hefte ,Zur
Philosophie und Theologie'. Dies ist ein weiterter Hinweis, daß die Aufzeichnun-
gen des vorliegenden Heftes bis in das Jahr 1820 hineinreichen.
[XIX.] Zur Geschichte und Politik. 1818. I 505
183
Das Zeichen des Kain] 1. Mos. 4, 16.- Creuzer] s. [XIX, 181).- Cham] s. (XIX,
27).
184
Seth] s. [XV, 11).- Adam] s. [XV, 49).- Melchisedech] s. [XIX, 182).
185
Kainiten} s. [XIX, 170}.- Henoch} s. [XII, 299}.
187
Kain] s. [XII, 293}.- Melchisedek] s. [XIX, 182}.
188
Diodorus Siculus] Griechischer Geschichtsschreiber aus Sizilien, der zur Zeit des
Caesar und Augustus in Rom lebte, wo er seine ,Bibliothek', eine Universalgeschichte
in 40 Büchern verfaßte, von denen die ersten sechs die mythische Zeit bis zu Trojas
Zerstörung, die übrigen in streng annalistischer Form die Zeit bis zum ersten Tri-
umvirat (60 v. Chr.) umfaßten. Nur 15 Bücher sind erhalten: 1 - 5, Urgeschichte
und Mythologie der Orientalen und Hellenen; und 11 - 20, vom zweiten Perser-
kriege bis zum Krieg gegen Antigonos (480-302 v. Chr.).- Zathraustes] s. [XIX,
159).- Zamolxis] Zamolxis, ein Weiser des Altertums, von Geburt ein Gete und
Schüler des Pythagoras, der 5 56 v. Chr. zu seinen Landsleuten zurückkehrte und die
Unsterblichkeit der Seele lehrte. Nach seinem Tod als Landesgottheit verehrt.
189
Wilhelms Meynung] August Wilhelm Schlegel.
191
Melchisedek] s. [XIX, 182).
192
Stolberg] s. [XII, 2).- Seth] s. [XV, 11}.- Adam] s. [XV, 49].- Noah} s. [XII,
301).- Josephus Antiqu. JudJ s. [XV, 1}.- Neander} s. [XIX, Titelblatt].- Cham] s.
[XIX, 27).
" Abraham} s. [XVIII, 129].
19
196
Im Buche der Weisheit cap. X init.] ,,Sie [die Weisheit] hat den ersterschaffenen
Vater der Welt [Adam], als er allein erschaffen war, beschirme und ihn aus seinem
Fall errettet. Sie gab ihm Kraft, seine Herrschaft über alles auszuüben."
19
' Melchisedek] s. [XIX, 182].- Adam] s. [XV, 49).- jehovah] s. [XV, 95}.- Enos]
200
beim Johannes] In der ,Apokalypse', der ,Geheimen Offenbarung'.
20 1 Evangeliumjohannis] s. [XV, 155, 176].- Adam] s. [XV, 49).- irnStammeSeth]
s. [XIX, 170}.
202 irn Stamme Kains] s. [XIX, 170}.- Nephilinen] s. (XIX, 74}.- N oah] s. [XII,
Schriften der Iranier des Zendavesta abgefaßt sind.- Zoroaster] s. [XIX, 159}.- Peh-
/evi] Pahlawi, Mittelpersisch, die Sprache Irans in dem zwischen dem altpersischen
Reich der Achämeniden und der Eroberung des Landes durch die Mohammedaner
liegenden Zeitraum, in der Zeit der Sassaniden (3.-7. Jh. v. Chr.).- Ritter} s. [XVIII,
155].- Plin. Hist. nat.] s. [XVIII, 104].
20~ Hascheng - Henoch] s. [XIX, 160]. ..
20 ) Kneph, Phtas und Amttn] Gottheiten der ägyptischen Religion.- Osiris] Agyp-
tische Gottheit, allgemein als Totengott verehrt.- Anubis] Altägyptischer Totengott,
506 Ko,n,nentar
der bei der Bestattung eine große Rolle spielte. Gewöhnlich mit dem Kopf des Scha-
kals dargestellt. Die Griechen identifizierten ihn mit Hermes, Hermanubis.- Creu-
zer] s. [XlX, 181).
206
cap. [[.] Offensichtlich auf das Werk von Ritter bezogen: s. (XVIII, 155].-
Nirnrod] s. [XV, 11).
20 7
Jehova] s. (XV, 95].- Rhode] Johann Gottlieb Rhode (1760-1827), Tbeacerdi-
rektor und Religionskritiker: ,Ueber Alter und Werth einiger morgenländischer Ur-
kunden -in Bezug auf Religion, Geschichte und Alterthumskunde überhaupt', Bres-
lau 1817 .
208
Champollion] Jean-Jacques Champollion (1778-1867), französischer Alter-
tumsforscher, Konservator der Manuskripte der königlichen Bibliothek zu Paris (Bi-
bliothegue Nationale), Professor an der Ecole des Chartes. Seine Studien konzen-
trierten sich auf die ägyptische Altertumskunde. Die von PS zitierte Schrift gehört
in diesen Zusammenhang.
209
Schrö'tter] unbekannt.- Rhode] s. [XIX, 207}.
210
Sem} s. (XV, 23}.- Japhet] s. [XlI, 298}.- Ham] s. (XIX, 27].
213
in dem Kapitel von Kain] 1. Mos. 4.
{XX. BERICHTE
VOM FRANKFURTER BUNDESTAG. 1816-1818]
Die hier in 16 Lieferungen edierten Anzeigen politischer Schriften hat FS als Legati-
onsrat der österreichischen Botschaft am Frankfurter Bundestag für Metternich ver-
faßt und dienten hauptsächlich dazu, dem Fürsten einen guten Überblick über das
damalige politische Schrifttum in Deutschland zu vermitteln. Die Texte sind nicht
in der Handschrift von FS, sondern in der von Kanzleiangestellten überliefert. Jede
dieser 16 Sendungen hat einen Begleitbrief, der entweder von dem Leiter der öster-
reichischen Delegation, Graf Buol Schauenstein, oder dem Hofrat von Handel un-
terzeichnet ist. An der Verfasserschaft von FS kann kein Zweifel bestehen, da diese
Tätigkeit neben den in KA VII erschlossenen journalistischen Aufgaben (KA VII, S.
428-482) zu seinen Obliegenheiten in Frankfurt gehörte und in einigen der über-
sandten Begleitbriefe auf die „vom Herrn Legationstath von Schlegel gesammelten
11euesten politischen Schriften mit einer kurzen Anzeige derselben" verwiesen wird.
Alle diese Dokumente finden sich im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv und
konnten dort ausfindig gemacht werden. Die Manuskriptenlage für diese Hand-
schriften in diesem Archiv stellt sich folgendermaßen dar:
Haus-, Hof und Staatsarchiv: Deutsche Akten. Karton 146 a
Der Titel lautet: ,,Öffentliche Stimmung in Deutschland 1815-1819" (darin be-
finden sich auch viele Berichte von Adam Müller):
Brief Metternichs an Buol vom 16. September 1816 (fol. 64 r, 64 v, 65 r, 65 v).
Buols Übersendung von FS's Schrift ,Über die literarische und politische Wirk-
samkeit' (fol. 80 v - 89 v).
Metternichs Brief an Buol vom 30. November 1816 und 4. Dezember 1816
(fol. 90 r - 91 v).
Brief Metternichs vom 11. Dezember 1816 an Buol (fol. 100 r - 100 v).
Ein Memoire Metternichs 'Stoff zu einigen zweckmäßig zu bearbeitenden Ansichten',
in welchem Metternich Gesichtspunkte zur Publizistik aufstellt (fol. 106 r -112).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften I (fol. 113 r - 118 v).
Brief Buols an Metternich vom 18. Dezember 1816, in welchen1 er sag t , daß er die
Aufgabe der Meinungsbildung FS übertragen habe (fol. 119 r - 120 v).
Kurze Anzeige politischer Schriften II (fol. 123 r - 128 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften III (fol. 131 r - 136 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften IV (fol. 158 r - 162 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften V (fol. 167 r - 1 71 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften VI (fol. 176 r - 180 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften VII (fol. 181 r - 184 v).
Dankesbrief Metternichs an von Handel, in dem er die Nützlichkeit der Berichte
betont: Wien, 26. März 1817(fol. 185 r - 186 v).
508 Ko1n1nentar
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften VIII (fol. 188 r - 194 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften IX (fol. 197 r - 200 v.).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften X (fol. 219 r - 221 v).
Brief von Handels, als Begleitschreiben an Metternich, vom 22. September 1817,
in dem er FS als Verfasser nennt.
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften XI (von Schlegels Hand) (fol. 226 r -
229 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften XII (fol. 230 r - 234 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften XIII (fol. 243 r - 246 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften XIV (fol. 249 r - 252 v).
Kurze Anzeige neuer politischer Schriften XV und XVI.
Mit einem Begleitbrief von Handels, in dem gesagt wird, daß FS der Verfasser ist.
Wenn Buol in seinen Begleitbriefen den Namen von FS nicht nennt, so geschieht
dies in der klaren Absicht, dessen Tätigkeit am Bundestag zu minimalisieren (fol.
253 r - 258 r). Von nun an hört die Berichterstattung durch FS auf. Die Anzei-
gen laufen weiter, folgen aber einem anderen Nu.merierungssystem.
2,10 Graf von Montgelas] Maximilian Joseph Graf von Montgelas (1759-1838),
bayerischer.Minister unter Maximilian I. In seiner Außenpolitik war er Frankreich
.
zugeneigt.
2,11 Ohne Angabe des Verfassers.
2,12 Plank] Gottlieb Jakob Planck (1751-1833), evangelischer Theologe, ab
1805 General-Superintendent des Fürstentums Göttingen.
2,13 Ohne Angabe des Verfassers.
2,14 Perthes} Friedrich Christoph Perthes (1772-1843), namhafter Buchhändler
und Patriot, mit dem FS in persönlichem Kontakt stand. Perthes hatte in seinem
Verlag das ,Vaterländische Museun1' (1810-1811) herausgegeben, aus dem das von
FS edierte ,Deutsche Museum' (1812-1813) hervorging.
3,15 Ohne Autotenangabe.
3,16 Ohne Autorenangabe: s. 13,96.
3,17 Schmalz} Theodor Anton Heinrich Schmalz (1760-1831), Professor der
Rechte in Königsberg, Halle und Berlin.
3,18 Ohne Autorenangabe.- Landstände] s. 13,98.
3,19 S. 1,3.- Herr von Trott] Nicht bekannt.
3,20 Ohne Autorenangabe.
3,21 Der Verfasser ist nicht angegeben.- Anha·nger der Pestatozzischen Lehnnetho-
de] Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), einflußreicher Reformator der Volkser-
ziehung, der hauptsächlich durch seine Schriften wirkte: ,Lienhardt und Gertrud', 4
Bde., Berlin 1781-1789.
3,22 E. L. v. Haller] s. [XVII, 44}.
3,23 Ohne Verfasserangabe.
3,24 Nach FS stammt die Schrift von dem Lübeckschen Abgeordneten Senator
Hach.- daß die Juden in dem Freiheitskriege gleich den anderen Biirgern mitgedient,
und eine Anzahl von ihnen auf dem Felde geblieben sind} Ein häufig von FS zur Verbesse-
rung der bürgerlichen Rechte der Juden verwandtes Argument. Seine beiden Stief-
söhne, Philipp und Johannes Veit, hatten in den Befreiungskriegen als Freiwillige
gedient.
3,25 Der Name des Referenten ist nicht angegeben.
3,26 Ohne Autorenangabe.
4,27 Graf von Moltke] Wahrscheinlich Adam Gottlob Detlev Graf von Moltke
(1765-1843), der sich während der französischen Revolution Citoyen Molcke nann-
te und während der Zeit des Bundestages die Bestrebungen der schleswig-holsteini-
schen Ritterschaft zur Erlangung einer Verfassung unterstützte.
4,28 Anonym gehaltener Verfasser.
4,29 Ohne Verfasserangabe: s. 5,31.
4,30 H. Steffens} s. (XVII, 77}.
5,31 s. 4,29.
5,32 Die Bundeslade] s. 1,3 und 3,19. Eine kurzlebige Zeitschrift, die 1817 von
dem preußischen Legationsrat Konrad Engelbert Oelsner herausgegeben wurde.
5,33 von Wangenheim] Karl August Freiherr von Wangenheim (1773-1850), würt-
tembergischer Staatsmann, der 1817 als Gesandter am Bundestag weilte, wo er die
liberalen, konstitutionellen Prinzipien vertrat und sich dadurch den I-Iaß Metternichs
zuzog, der 1823 seine Abberufung veranlaßte.- Landstcinde] s. 13,98.
510 Kommentar
5,34 Dr. Paulus, Professor der Theologie zu Heidelberg] H einrich Eberhard Gottlob
Paulus (1761-1851), Vertreter eines theologischen Rationalismus, der mehr juristi-
schen als religiösen Charakters war. Er war m it FS sicher aus der in Jena verbrach-
ten Zeit bekannt und nahm 1811 einen Ruf an die Universität Heidelberg an.-
.Landstiinde] s. 13,98.
5 ,3 5 Ohne Autorenangabe.
5,36 Dr. Brendel] Sebald Brendel (1782-1844), Jurist und Literat.- Adam Miil-
lers Staatsanzeigen} Adam Müller s. [XII , 111}, der wie FS in Metternichs Diensten
stand und als norddeutscher Protestant zum Katholizismus konvertiert war, wurde
1815 österreichischer Generalkonsul für Sachsen und Resident der anhaltischen Höfe
in Leipzig, wo er eine heftige Agitation gegen Preußen betrieb und von 1816-1818
seine ,Staacsanzeigen' veröffentlichte.- Landstiinde] s. 13,98.
6,37 Frhr. v. Liebenstein} Johann Ludwig August Friedrich von Liebenstein (gest.
1824), 1815 Organisator der rheinisch-westfälischen Landwehren, 1822 Chef des
Großen Generalstabs in Berlin.
6,38 Ohne Autorenangabe, offenbar die von einem Preußen über die Rheinpro-
vihzen festgestellten einseitigen Urteile. Die Bezeichnung „Li tthauer" ist dafür heu-
te nicht mehr im Rheinland üblich.
6,39 Die gegenteilige Ansicht „Von einem Rheinländer" über die „Stimmung in
den preußischen Rhein-Provinzen".
6,40 Ohne Autorenangabe.
6,41 Rudhardt} Ignaz von Rudharc (1790-1838), bayerischer Staatsmann, wurde
1811 Professor in Würzburg, 1817 Generalfiskalatsrat in München, 1819 Ministe-
rialrat im Departement der Finanzen und Mitglied der Akademie der Wissenschaf-
ten.- Landst;,inde} s. 13,98.
6,42 Schleyermacher] Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher ( 1762-1834), der be-
kannte protesrancische Theologe, Jugendfreund von FS in Berlin.- Synodal-Ver-
faßung] s. [XVIII, 8}.- Episkopal-Systern] s. [XV, 193).- Die politische Richtung der
Schrift scheine ähnlich wie die unter 12,90 angezeigte zu sein.
6,43 Christian Schlosser} Politischer Schriftsteller, mit dem FS in der Frage der
ständischen Verfassung verbunden war und dessen Übersetzung der Schrift von
Fievee, ,Über Staatsverfassung und Staatsverwaltung' von 1816 er viel fach förderte:
s. KA VII, S. 437-438.- Landstande} s. 13,98.
7,44 F.B. von Berlepsch] Friedrich Ludwig Freiherr von Berlepsch (1749- 1818),
Hannoverscher Staatsmann, der sich als politischer Schriftsteller um die Finanzge-
schichte, namentlich Westfalens, verdient gemacht hat: s. 12,82.
7 ,45 Die deutsche Übersetzung der unter 2,8 besprochenen Schrift von Scheffer.
7,46 s.2,10.
8,47 Kosegarten] Nicht bekannt, nicht mit dem bekannten Dichter Ludwig The-
obul Kosegarten (1758-1818) oder dem Orientalisten Johann Gottftied Ludwig Ko-
segarten (1792-1860) identisch.
8,48 Gerning} Nicht bekannt.
8,49 Ge1Jrgii} Eberl1ard Friedrich von Georgii (1757-1830), Staatsmann und Ju-
rist.- Landstiinde] s. 13,98.
8,50 Pr1Jf Krug} Wilhelm Traugott Krug (1770-1842), Philosoph, seit 1809 an
der Universität Leipzig, der als Rittmeister unter den sächsischen reitenden Jägern
[XX. Berichte vo1n Frankfurter Bundestag. 1816-1818} 511
also einer Abspaltung vom päpstlichen Stuhl in Rom.- die Anklagepunkte der Nun-
tiatur zu Lucern] Bezieht sieb auf die Tätigkeit Wessenbergs zugunsten einer deut-
schen Nationalkirche und des Episkopalsystems: s. (XV, 193). Als er durch Dalberg
zum Koadjutor im Bistum Konstanz beförden wurde, erhielt er die Bestätigung von
Rom nicht.- das plibstliche Breve] Als ihn nach Dalbergs Tod die Kapitularen zum
Bistumsverweser ernannten, verwarf der Papst durch ein Breve vom 15. März 1817
diese Wahl. Als das Bistum Konstanz wegen der Gründung der oberrheinischen Kir-
chenprovinz aufgelöst wurde, lebte Wessenberg als Privatmann und Abgeordneter
der badischen ersten Kammer (1819-1833). Zu Wessenberg: 15, 114 und 15, 115.
11,77 ohne Autorenangabe.- ,,Die deutsche Kirche" ( 1815 ).] Eine anonym erschie-
nene Schrift, die von Wessenberg stammt.
11,78 Ohne Autorenangabe.- eines deutschen unabhiingigen Primats oder Patriarchats]
Die von Wessenberg vertretene Idee einer deutschen Nationalkirche.
12,79 Die Bundeslade] s. 5,32.
12,80 Der Wächter] s. 1,3 und 3,19.- Mediatisierten] s. [XX 1., 1,3}.
12,81 Dr. Rühs] Friedrich Rühs (1779-1820), Professor der Geschichte an der Uni-
versität Berlin.
12,82 Frhrn. von Berlepsch] s. (XX 1., 7, 44).
12,83 ReinhardJ Wilhelm Reinhard (1776-1858), Jurist und Regierungsrat.- Me-
diatisirten] s. [XX 1., 1,3).
12 ,84 Ohne Autorenangabe.- Die gegenwiirtige Lage der Dibzese Konstanz} s. [XX 1.,
11, 76).- das bekanntepiibstliche Breve] s, [XX 1., 11,76).
12,85 ohne Autorenangabe.
12,86 Franz Frhrn. von Droste] Aus der Familie Droste zu Vischering aus Vorhelm,
unweit Münster, einer prominenten katholischen Familie Westfalens, von der FS eine
hohe Meinung hatte.
12,87 Ohne Autorenangabe: s. dje folgende Eintragung.
12,88 Ohne Autorenangabe: s. die vorhergehende Eintragung.
12,89 Ohne Autorenangabe: s. 3,25; 8,47; 8,48.
12,90 Schleyermacher] s. [XX 1., 6,42].- Die politische Richtung der Schrift scheint
ähnlich wie die unter 6,42 angezeigte zu sein.- Episkopalsystem] s. [XV, 193].- die
presbyterischen G·rundsiitze] s. [XVIII, 8).
12,91 Dr. Kirchho/J Nichr bekannt.
13,92 Gbrres] Joseph Görres (1776-1848), der berühmte deutsche Publizist aus
Koblenz.- den Fiirsten von Hardenberg] Karl August Fürst von Hardenberg (1750-
1822), der bekannte preußische Staatsmann, zu dieser Zeit Präsident des Preußischen
Staatsrates.
13,93 Wird einern der ersten Naßauischen Staatsbea1nten zugeschrieben] Nicht bekannt.
13,94 Hering] Andreas August Hering (1764-1824),Jurisc.
13,95 Profeßor Luden] Heinrich Luden (1780-1847), seit 1810 Professor der Ge-
schichte in Jena.
13,96 Ohne Autorenbezeichnung: s. 3,16.
13,97 Werk1neister] Leonhard Werkmeister (1745-1823), Hofprediger in Stuttgart,
Oberkirchenrat, engagierter Vertreter einer Annäherung der Konfessionen.
13,98 Hegel] s. [XVIII, 122]. In der Frage der Landstände (3,18; 5,33 [Wan-
genheim]; 5,34 [Wangenheim]; 5,36; 6,41; 6,43; 8,49; 9,65), deren Rechte und
,
[XX. Berichte vom Frankfurter Bundestag. 1816-1818} 513
15,114 Über die Piibstlichen Breven gegen den Freiherrn von Weßenberg] s.[XX 1., 11,
76].
15,115 in derv. Weßenbergischen Angelegenheit] s. [XX l., 11,76].- Geh. Rath Gärt-
ler] Nicht bekannt.
15,116 Eine anonyme Flugschrift gegen das bayerische Konkordat. Gründe für das
Konkordat: s. 15,117; 16,123.
16,117 Huber] Fridolin Huber (1763-1841), mit 1. von Wessenberg befreundeter
Theologe.- Gründe für das abgeschlossene Konkordat: s. 15,116; 16,123.
16,118 Frau v. Krüdener] s. (XVIII, 69] und [XX 1., 13,101 und 102).- Durchreise
durch Frankfurt an der Oder] Nach ihrer Ausweisung aus Deutschland über die russi-
sche Grenze wurde Frau von Krüdener von Alexander I. in Schranken gehalten und
lebte zunächst auf ihrem Gut Kosse in Livland, begab sich aber später (1824) in die
Krim, wo sie in der von der Fürstin Golyzin angelegten pietistischen Kolonie Karu-
sa-Bazar starb.
16, 119-121 Reitemeier] Johann Friedrich Reiterneier (175 5-1839).- der bekannte
Pflaumensche Predigerverein] s. 16,122
16,122 Pfarrer Pflaum] Johann Christoph Ludwig Pflaum (1774-1824), Theologe
und Schriftsteller.
16,123 Auf das kontroverse Konkordat Bayerns von damals bezogen: s. 15,116;
15,117.
2. Erster Bericht iiber die Zeitungen; d.h. 17"• Januar 1816; besonders iiber die neue detttsche
Bundeszeitung
s. 375
Z. 1 die deutsche Ober-Post-A1nts-Zeit11ng] Zu FS's Verbindung mit dieser Zeitung s.
KA VII, S. CXXI.
Z. 16 Freiherrn von Otterstädt] s. [S. 374, Z. 23].
Z. 19 Polizey-Sekretiir Sever11s] Zur Stade Frankfurt gehörig.
Z. 28 neue Bundeszeitung} s. KA VII, S. CXX.
[XX. Berichte vo11z Frankfurter Bundestag. 1816-1818} 515
Z. 31 Cotta] Der bekannte Verleger und Herausgeber der ,Allgemeinen Zeitung' Jo-
hann Heinri'ch Friedrich Freiherr von Cotta.
Z. 31 den deutschen Beobachter in Hamburg] Eine von Cotta herausgegebene Zeitung:
s. KA VII, S. CXXII.
Z. 33 Freyherr von Otterst,iidt] s. [S. 374, Z. 23).
Z. 34 Oeisner] Konrad Engelbert Oelsner, ein Publizist, der 1817 als preußischer Le-
gationsrat in Frankfurt weilte und dort die Zeitschrift ,Die Bundeslade' herausgab:
s. [XXIX, Reg.].
Z. 37 Buchhiindier Wilimans] Der Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans, der FS'
Zeitschrift ,Europa' (1803-1805) verlegt hatte.
Z. 40 Gehei1nrath Vogt] Nicolaus Vögt, Historiker und Staatsmann, Frankfurter Se-
nator und ehemaliger Lehrer Metternichs an der Hochschule zu Mainz.
Z. 13 Hofrath jung] Franz Wilhelm Jung, bekannt als Homburger Revolutions-
schwärmer und Freund Hölderlins.
S. 377
Z. 15 Hamburger Correspondenten] Zur journalistischen Tätigkeit von FS im ,Ham-
burger unpartheiischen Correspondenten' s. KA VII, S. CXXII-CXXIV.
Z. 15 in der aitge1neinen Zeitung] Zur journalistischen Tätigkeit von FS in Cottas ,All-
gemeiner Zeitung' s. KA VII, S. CXXIV-CXXXIV.
Z. 23 die große Wichtigkeit des Österreichischen Beobachters] Zur journaJistiscl1en Tätig-
keit von FS im ,Österreichischen Beobachter' während des Frankfurter Bundestages
s. KA VII, S. CXXXV-CXXXVI.
s.379
Z. 1 Am Anfang der Handschrift: ,,Seiner Excellenz dem Grafen von Buol-
Schauenscein." Buol-Schauenstein, der Leiter der österreichischen Delegation, war in-
zwischen in Frankfurt eingetroffen, und von nun an sollte FS seine Berichte nicht
mehr direkt an Metternich senden, sondern Buol unterbreiten, was FS freilich so häu-
fig wie möglich zu umgehen suchte.
z. 8 Kongreßbeschiüssen in Betreff der Katholiken und Israeliten durchaus keine
Folge zu leisten] Auch in seiner journalistischen Tätigkeit suchte FS diesen Be-
strebungen des Frankfurter Magistrats Widerstand zu leisten: s. KA VII, S. 475-
477.
z. 20 Der Eine jetzt im Rath sitzende katholische Senator] Georg Freiherr von Guai-
ca.
s.385
Z. 17 Syndikus Danz} s. KA VII, S. 476.
516 Kommentar
5. Bernerkungen iiber den Konigl. Preußischer Seits in Vorschlag gebrachten Traktat, die Ein-
richtung des deutschen Bundes betreffend
M: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien: Scaatskanzley Deutsche Akten 104.
P: Bleyer, S. 15 2-154.
H: Von fremder Hand geschrieben.
6. Bernerkungen über die vorn Senat zu Frankfurt ddo. 25.]uli 1816 gegen die Katholiken
und gegen den katholischen Vorstand erlassene Bekanntmachung
M: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien: Deutsche Akten, Stade Frankfurt, Katholi-
sche Gemeinde. F 68.
P: Bleyer, 154-159.
H: Von &emder Hand.
s. 400
Z. 6 der Vll./Xlll.er] In die Kommission der XIII waren sieben aus der eigentli-
chen Bürgerschaft gewählt, drei aus dem Bürgerkolleg genommen un.d drei vom Rate
entsandt (Bleyer, S. 15422 ).
s. 401
Z. 39 eines Ministers] Des Freiherrn vom Stein, der damals Leiter der von den Mäch-
ten eingesetzten Zentralverwaltung war (Bleyer, S. 1562 ) ).
S. 402
Z. 2 Absendung eines Bevollmiichtigten des Vorstandes der katholischen Ge111einde nach
Wien] Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780-1851), Schriftsteller und Vertre-
ter der Stadt Frankfurt. Trat 1814 mit seiner Frau Sophie zur katholischen Kirche
über.
Z. 37 des Herrn Ministers von Wesse1nberg] s. [XX, S. 374, Z. 16).
s. 403
Z. 23 Der einzige bis jetzt vorhandene katholische Senator} Guaica s. [XX, S. 379,
z. 20}.
7. Über die literarisch politische Wirksamkeit und den dadurch auf die ojfentliche Meinung
zu erhaltenden Einfluß
M: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien: Deutsche Akten 146 a.
P: Bleyer, 159-164.
H: Von Dorothea Schlegel geschrieben.
[XX. Berichte vorn Frankfurter Bundestag. 1816-1818} 517
s. 406
29 Hamburger Correspondent] Über die Mitarbeit von FS an dieser Zeitung s. KA
VII, S. CXXII.
29 Al/gemeine Zeitung] Über die Mitarbeit von FS an dieser Zeitung s. KA VII,
S. CXXIV.
S. 407
Z. 20 der Oesterreichische Beobachter] s. S. 377.
S. 408
Z. 19 Historische Betrachtungen zur Beurtheilung der Europiiischen, und zur Entwicklung
der deutschen Nationalangelegenheiten] Vorstufe des Aufsatzes ,Die Signatur des Zeital-
ters': KA VII , S. 483-596.
s. 409
Z. 2 Adam Mu'ller] S. [XII, 111).- Woltmann] s. [XII, 275).
Z. 8 Klüber] s. [XVIII, 125}.
Z. 17 Ad. Müllers. Zeitschrift] ,Staatsanzeigen' von 1816-1818, in denen aber die hier
angekündigte Schrift nicht erschienen ist.
s. 410
Z. 13 Allemannia] ,Allemannia. Für Recht und Wahrheit'. Herausgegeben von Jo-
hann Christoph von Aretin. Sulzbach 1815-16 (H. 1-42), ab 1816 unter dem Titel
,Neue Allemannia" fortgeführt.
Z. 25 Concordia] Anspielung auf die von FS selbst unter diesem Namen herausgege-
bene Zeitschrift, die aber erst 1820 zu erscheinen begann und in Wien herausgege-
ben wurde.
Z. 29 Nikolaus Vogt] s. [XX, S. 375, Z. 40).
s. 412
Z. 14 Herr v. Bucholz] Franz Bernhard Ritter von Bucholtz, in der österreichischen
Botschaft tätig, der die meisten Artikel in der ,Allgemeinen Zeitung' verfaßte, die
von der österreichischen Botschaft dorthin gesandt wurden: s. KA VII, S. CXXIV-
CXXV.
s. 413
z. 7 Es ist unliiugbar] Dieser Anfang entspricht dem Aufsatz ,Die Signatur des Zeit-
alters': s. KA VII, S. 483.
518 Kommentar
s. 414
Z. 35 Wartburger Vor/a'l/e} s. [XX 1., 14,106}.
Z. 37 das Krüdnerische Unwesen] s. [XVIII, 69].
Z, 37 das Sturdzauiische Unternehmen] s. [XVIII, 69}.
s. 417
Z . 31 Synodal Verfaßung] s. [XVIII, 8].
Z. 34 Episkopalsystem] s. [XV, 193).
s. 418
Z. 19 Sturdza] s. [XVIII, 69J.
•
1. Zu dem Gesetz iiber Preßfreyheit, Zeitungen und politische Flugschriften. August 1819
M: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien: Kongreßakten Fasz. 34 fol. 54.
P: Jb. der deutschen Schillergesellschaft 12 (1968), S. 35 -41; KA XXX, S. 189.
H: FS.
2. Programm zur Organisation eines Vereins zur Beförderung der deutschen Kunst. Septernber
1819
M: Schiller-Nationalmuseum, Marbach a. N., Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter
Zeitung).
P: Jb. der deutschen Schillergesellschaft 12 (1968), S. 41-46; KA XXX, S. 207-208.
H: FS.
s. 434
Z. 18 Minister v. Niebuhr} Barthold Georg von Niebuhr (1776-1831), Historiker und
Staatsmann. Stand als Däne zunächst in dänischen Staatsdiensten in Kopenhagen,
begab sich aber 1806 auf Einladung des Freiherrn vom Stein in den preußischen
Staatsdienst, hielt 1810-1812 an der neugegründeten Universität Berlin Vorlesun-
gen über römische Geschichte und weilte ab 1816 als Gesandter in Rom. Seit 1823
war er der Bonner Universität verbunden, wo er Vorlesungen über alte Geschichte
hielt. Niebuhr verfolgte ähnliche Pläne wie FS: KA XXX, S. 196.
Z. 39 der Hofr. Cotta} Johann Friedrich von Cotta, der bekannte Verleger.
S. 436
Z. 4 Schinke[J Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), berühmter Architekt Berlins,
der neben vielen anderen Gebäuden das dortige Alte Museum (1822-1829) errichte-
te.
z. 10 Hr. und Frau v. Humboldt] Wilhel,rn von Humboldt, der seit 1817 Mitglied des
Preußischen Staatsrates war, und seine Frau Caroline.
Z. 10 Graf Solms] Friedrich Ludwig Graf Solms-Laubach, Kurator der Universität
Bonn.
Z. 11 Haxthausen] Freiherr Werner von Haxthausen (1780-1842), Oberregien1ngs-
rat in Köln.
z. 12 die beyden de Groote} Eberhard de Groote (1789-1864), Schriftsteller in Köln,
und seine Frau Maria.
z. 12 S1nidt] J ohann Schmidt (1773-1857), Gesandter der Hansestädte am Frank-
furter Bundestag.
z. 14 der Rath Schlosser] Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780-1851), Stadtge-
richtsrat in Frankfurt.
520 Kommentar
s. 444
Z. 1 Mr. lngram] Nicht bekannt.
Z. 18 Rom. Cap. 3, 28] Es geht um die Rechtfertigung des Menschen nicht durch
Werke, sondern den Glauben. Die Behauptung wird erhoben, daß Luthers Über-
setzung: ,,durch den Glauben allein" verfälsche und zu exklusiv den Glaµben be-
tone.
Z. 30 Earl o/Chatham] William Graf von Chatharn (1708-1778), erhielt 1735 ei-
nen Sitz im Parlament, wo er sich durch ein glänzendes Rednertalent auszeicl1-
nete.
s. 445
Z. 33 Bonaparte] s. [XIV, 46).
s. 446
Z. 21 George the son of George] Georg IV. (1762-1830), König von Großbritannien.
S. 447
z.29 Wesley] John Wesley (1703-1791), der Stifter der Methodisten.- Whitefieldj_
George Whitefield (1714-1770), Mitstifter der Methodisten.
s. 449
Z. 23 Noah] s. [XII, 301}.
Z. 26 Shakespeare] Der große englische Dichter.
522 Kommentar
S.450
Z. 10 Trimurti] Religionssystem des neueren Brahmanismus.- Avatar] Herabkunft,
Inkarnation einer Gottheit.
Z. 25 Burke] Edmund Burke (1729-1797), englischer Schriftsteller.
Z. 31 Priestley] Joseph PriestJey (17 33-1804), Gründer unitarischer Gemeinden,
Vertreter einer Notwendigkeitsdoktrin.
z. 34 Socinianism] Unitarier oder Antitrinitarier, eine religiöse Lehre, die sich von
Laelius und Faustus Socinus (Sozzini) herleitet und die Trinität abweist.
s. 451
Z. 18 Carey] William Carey (1761-1834), Missionar und Orientalist, ging 1793,
von einer Bapcistenmissionsgesellschafc unterstützt, nach Kalkutta: s. S. 452, Nr. 2.
S. 452
Z. 17 Wesley und White/ield] s. [S. 447, Z. 29).- Luther] s. [XII, 162).- Loyola] lg-
natius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens.
Z. 30 William Carey] s. [S. 451, Z. 18).
S. 453
Z. 5 Wesley] s. [S. 447, Z. 29).
Z. 19 Claudius Buchanan] Claudius Buchanan (1766-1813), Beförderer der Mission
in Indien.
Z. 24 Buchanans Werk] s. [S. 453, Z. 19).
Z. 35 Lord Clive] Lord Robert Clive (1725-1774), Gründer der englischen Macht in
Ostindien.
Z. 38 Tippo] Tippu Sahib (1751-1799), Sultan von Maisur.
s. 454
Z. 13 Joao de Castro] Portugiesischer Feldherr und Seefahrer (1500-1548), der sich
1545 als Statthalter nach Ostindien begab.
Z . 15 Bonap] Bonaparte.
Z. 17 Ti1nttr] Tamerlan genannt (1333-1405), ein großer Eroberer, der 1398 Hin-
dostan vom Indus bis zur Gangesmündung unterwarf.
Z. 17 Kelicher] Unsichere Lesung.
•
REGISTER
r
.
•
•
PERSONENREGISTER
Baccbus 256
Bacon,Francis 131,481 Caerulacius ➔ Kerullarios
Bang(ius), Thomas 318, 502 Caesar, Gaius Iulius 463
Barbarossa, Kaiser 11, s. auch Friedrich I. Calvin, Jean 226, 492
Bar Kochba 465 Capo d 'lstria 365 ➔ Kapodistcias
Barth, Johann Ambrosius 247 (Don) Carlos 65
Basileios II., Kaiser von Byzanz 464 Carey, William 451,522
526 Personenregister
Johannes (Evangelist) 136, 143, 156, 161, Konrad 11. (der Salier), deutscher Kaiser 11
162, 212, 337, 481, 483, 484, 485, 505 Konrad 1., Herzog der Franken, deutscher
Johannes der Täufer 125, 135, 137, 153, 156, König 219, 459, 460, 491
480,481,483 Koppe, Karl 361, 511
Joseph I., römisch-deutscher Kaiser 53 Kosegarten, Chr. 360
Joseph II., römisch-deutscher Kaiser 4, 11, Kosegarten, Johann Gorrfried Ludwig 510
12, 14, 24, 28, 53, 59, 240, 309, 458, Kosegarten, Ludwig Theobul 510
459,460,461,463,465,493,501 Krüdener, Barbara Juliane von 241, 370, 371,
Josephus Flavius 121, 168, 335, 479, 481, 373,494,513
487,505 Krüger, Johann Gottlob 57, 464
Josuah (Josue) 130 Krug, Wilhelm Tcaugott 360, 370, 510,
Jubal 465 513
Julianus, Flavius Claudius (gen. Apostara), rö-
mischer Kaiser 19, 139,182,482,489
Julius III., Papst 483, 487 Lambecius, Peter 318, 502
Jung, Franz Wilhelm 376,515 Lambert von Hersfeld 11
Jung-Stilling, Johann H einrich 135, 481, 494 Lamecb, Vater des Noah 57, 124, 125, 126,
Justinian, römischer Kaiser 325, 502 127, 133, 137, 269, 331, 332,464, 480,
Justinus Marcyr 139, 482 481,482,497,503,504
Lamech der Kainice 332, 333
Lamech Magier 332
Kain 55, 56, 58, 123, 124, 125, 126, 127, Lang, Karl Heinrich von 196, 490
133, 255, 256, 266, 269, 270, 271, 272, La Peyrere, Isaac de 168
278, 279, 282, 294, 295, 296, 308, 329, Leibniz, Gottfried Wilhelm 56, 131, 196,
332, 333, 334, 335, 338, 340, 464, 480, 481,490
481,495,497,498,500,501,503,504, Lencner, J.J. (Verleger in München) 196
505,506 Leo VI., Papst 464
Kanne, Johann Arnold 55, 463 Leo X., Papst 27, 461
Kant, Immanuel 5, 8, 190, 489 Leopold 1., deutscher Kaiser 280, 498
Kapodistrias, Johannes Anton Graf von 365, Leopold II., deutscher Kaiser 59,196,465
511 Lessing, Gotcbold Ephra1m 163, 485
Karl I., der Große, römisch-deutscher Kaiser Liebenstein, Johann Ludwig August Friedrich
11, 40,131,219,459,481,491 von 357,510
Karl IV, römisch-deutscher Kaiser 259, 489, Lieber, Moriz 521
495 Lothar II., der Sachse 459
Karl V., römisch-deutscher Kaiser 11, 12, 27, Lothar III., von Sachsen-Supplinburg, rö-
53, 54,81, 124,125,145,180,221,460, misch-deutscher Kaiser 11
463,469,480,483,489,491 luden, Heinrich 24,166,370,460,486,512
Karl Martell 4 59 Ludewig, Johann Peter 59, 465
Kasimir III. , der Große, König von Polen Ludwig IV., der Bayer, römisch-deutscher
147 Kaiser 11
Kaunitz, Wenzel Anton Fürst von K.-Riec- Ludwig XIV., König von Frankreich 31, 46,
berg 10, 20, 460 180,249,296,461,489,494,500
Kelicher 454 Luther, Martin 32, 34, 134, 141, 142, 145,
Kerullarios, Michael 55,464 155, 157, 162, 165 , 196, 444, 452, 461,
Keßler, Heinrich 3 72, 513 481,482,483,484,485,486,522
Keßler v. Sprengseysen, Christian Friedrich
168,487
Khevenhüller, Franz Christoph Graf von 11 Machiavelli, Niccolo 8
Kieser, Dietrich Georg von 3 7 1, 513 Majer, Christian 457
Kindlinger, Venatius Nikolaus 60, 466 Malchus, Karl August 372,513
Kircher, Achanasius 57, 464 Manes, pers. Religionsstifter 482
Kirchhof (De.) 369 Marbod, König der Markomannen 12, 459
Klüber, Johann Ludwig 255, 263, 409, 410, Maria (Mutter Gottes) 14
495,496,517 Maria Luise, Tochter von Franz I. 467
Könne (Dr.) 370 Maria Theresia, römisch-deutsche Kaiserin 11,
Konrad I., deutscher König 11, 27, 219 472,501
Personenregister 529
Maria die Katholische, Königin von England Napoleon Bonaparte 5, 13, 62, 64, 76, 150,
449, 492 · 180,187,206,209,210,25 5,260,298,
Mark Aurel, römischer Kaiser 259, 464, 495 300,309,324,347 ,366,445,454,462,
Marlborough, John Churchill 449 467,469,489,491 ,495, 501,502,521,
Marshman, Joshua 447 522
Martin 350 Neaoder, Johann August Will1elm 167, 336,
Martin, Louis Claude St. ➔ Saint-Martin 487,499,505
Martini, Karl Anton von 59, 465 Newton, Isaac 161, 484
Maskovius, Johann Jakob 168, 487 Niebubr, Barcbold Georg 43, 265, 434, 519
Massenbach, Christian von 364, 366, 511 Niebuhr, Karsten 462, 496
Maximilian I. 53, 58, 145, 226, 348, 459, Nierenberg(ius), Johann Eusebius 318, 502
463,465,492,509 Nikolaus I., Papst 464
Maximilian II. 193, 489 Nimrod 125, 129, 232, 256, 266, 277, 279,
Medici (Fürsten von Florenz) 25 281,282,293,294,307,308,339,480,
Melancbtbon, Philipp 493 481,493,495,498,500,501,506
Melchisedek 334, 335, 336, 337, 504, 505 Ninus 129,130, 282,480,481 , 498
Methodius (Slawenapostel), Heiliger 164, 486 Noah 18, 19, 41, 57, 58,124, 127, 128, 133,
Methusalem 126,127,331,480,503 207,255,256,269,271,272 , 276,278,
Metternich, Clemens Wenzel Fürst von 380, 279,282,306,308,3 18,3 19,331,332,
410,411,412,458,467,470,471,473, 333 , 335,338,449,462,465,480,481,
507,508,509,510,514 495, 497, 498, 500, 501, 502, 503,
Meyer, Johannes 59, 465 521
Meyeon, Friedrich von 473 Novalis (Friedrich von Hardenberg) 3
Michael (Erzengel) 158
Michael III. 486
Mich!, Anton 196, 490 Ockhart, Johann Friedrich von 3 71, 513
Mirkhond (Geschichtsschreiber) 164 Oberlin, Jeremias Jakob 487
Misor/Mizrain 57 Oken, Lorenz (Ockenfuß) 3 71, 513
Mohammed 27, 28, 39, 50, 141, 152, 155, Oelsner, Konrad Engelberc 375, 376, 509,
157, 159, 201, 235, 257, 306,460,461, 515
482,483,484,495,500 Olenschlager, Johann Daniel von 12, 59, 459,
Molanus, Gerard Wolter 196, 490 465
Molina, Luis de 487 Oshold 164
Moltke, Adam Gottlob Detlev Graf von 353, Osiris 339
509 Otterstedt, Friedrich Freihetr von 374, 375,
Montag, Eugen 247, 494 514,515
Montgelas, Maximilian Joseph Graf von 348, Otto 1., der Große, deutscher Kaiser 316, 502
359,509 Octokar I., König von Böhmen 489
Montlosier, Fran<;ois Dominique de 284, 498 Ottokar IT., König von Böhmen 187
Monzambano, Severinus de (d. i. S. Frh. v. Pu-
fendorf) 33, 461
Möser,Jusrus 247,361,494,511 Pascal, Blaise 241, 484, 493
Moser, Johann Jakob 45 7, 488 Pascorini 161
Moses 19, 26, 41, 47, 125, 127, 128, 129, Paul III., Papst 483, 487
143, 144, 156, 230, 266, 270, 272, 280, Paulus (Apostel) 168
282, 301, 306, 318, 331, 332, 333, 335, Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob 356, 510
336,337,339,340,460,462,480,496, Peregrin, Isaac ➔ La Peyrere, Isaac de 168
498,500,503,505 Perthes, Friedrich Christoph 349, 368, 509
Müller, Adam 23, 244, 248, 270, 301, 357, Pertz, Georg Heinrich 473
409,410,460,494,497,500,507,510, Pescalozzi, Johann Heinrich 351, 509
517 Peter 1., der Große, Zar 180, 226, 489
Müller, Johannes von 10, 11, 26, 28, 459, Petrus (Apostel) 235, 289, 322
460,461 Peyrere ➔ La Peyrere
Müller Karl Otfried 333, 504 Pflawn, Johann Christoph Ludwig 373, 514
Münster-Ledenburg, Ernst Friedrich Herbert Pbotius (Patriarch) 55, 141, 142, 155, 157,
Graf von 469,470,471 464,482,483,484
Muratori, Ludovico Antonio 487 Picc, William (der Jüngere) 186, 489
530 Personenregister
Pius VII., Papst 178,372,373,488 Saul, erster König von Israel 129,130,481
Pius IX., Papst 501 Schaffnaburgensis, Lambertus ➔ Lambert von
Plancher 347 Hersfeld
Planck, Gottlieb Jakob 185, 194, 349, 489, Scheffer, Charles Arnold 347, 359, 508
490,509 Scheidemantel, Heinrich Gottfried 59, 465
Platon 302 Scheide (Scheidius), Christian Ludwig 56
Plessen, Leopold Hartwig von 473 Schinkel, Karl Friedrich 436, 519
Plinius Secundus d. Ä. 338, 494 Schlegel, Dorothea 479, 499, 516
Prechcl, Maximilian 490 Schlegel, Friedrich 3, 64, 65, 68, 73, 74, 75,
Priesrley, Joseph 450, 451, 522 76, 115, 201, 263, 345, 374, 378, 386,
Prodromos, Theodoros 318 406,407,408,409,410,411,412,413,
Pufendorf, Samuel Freiherr von 59, 461, 465 434,435,436
Pütter, Johann Stephan 12, 25, 460 Schlegel, August Wilhelm 335, 470, 501,
Pyrrhus, König von Epirus 27, 461 505
Pythagoras 505 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 358,
369,510,512
Schlosser, Johann Friedrich Heinrich 436,
Quesnel, Pasquier 487 516,519
Schlosser, Christian 359,510
Schlözer, August Ludwig von 168, 487
Rabus 373 Schmalz, Theodor Anton Heinrich 350, 509
Raumer, Friedrich Ludwig Georg von 167 , Schmid, Christoph von 197, 490
487 Schmidt, Johann 436, 519
Rechberger, Georg 168, 479, 487 Schmidt, Michael Ignaz 59, 466
Rehberg, August Wilhelm 60, 466 Schmittson, Teurwart 362, 511
Reiche, Samuel Gottfried 511 Schröckb,Johann Matthias 59,466
Reimann, Jacob Friedrich 318, 502 Schrötter 339
Reinhard, Wilhelm 368, 512 Schuderoff, Jonathan 247, 494
Reiterneier, Johann Friedrich 373, 514 Schütz, Christian Gottfried 491
Reuß, Johann August 14, 460 Schütz, Wilhelm von 202
Rhode, Johann Gottlieb 339, 506 Schulmeister, Charles 347
Richter, Jean Paul Fr. ➔ Jean Paul Schwarzenberg, Fürst Kad von 467, 468
Ritter, Heinrich 264, 331, 332, 333, 334, 338 Sem 129,264,266,294,295,296,336,338,
Ritter, Karl 496,501,503,504,505 340,480,496,500,506
Rosenmüller, Johann Georg 168, 487 Semiramis 282, 498
Rous 164 Sech 124, 125, 127 , 133 , 144, 236, 25-5,
Rudhardt, Ignaz von 225, 358, 492, 510 269, 271, 272, 319, 331, 332, 333, 334,
Rudolf I. von Habsburg, deutscher König 335,336,337,480,481,495,497,502,
463,469 503,504,505
Rudolf II. von Habsburg, deutscher Kaiser Severus (Zeitungszensor) 3 75
53,65 Shakespeare, William 449, 521
Rühs, Friedrich 367, 5 12 Shiva 334
Runde, Juscus Friedrich 466 Sismondi, Jean Charles Leonard Simonde de
Rurik (Waräger) 164, 165, 486 316,501
Socinus (Sozzini), Laelius und Faustus 5 22
Sokrates 125,480
Sailer, Johann Michael 196, 490 Solms-Laubach, Friedrich Ludwig Graf 436,
Saint-Marein, Louis Claude Marquis de 51, 519
157,161,241,463,484,493 Solon 27, 128, 306, 460, 480, 500
Saladin (Sultan) 27, 460 Sonnenfels, Joseph von 59, 465
Salomo, König von Israel 124, 125, 128, 129, Sophie, Kurfürstin von Hannover 470
130,269,306,480,481,496,497,500 Spangenberg, Cyriacus 196, 490
Salvianus von Marseille 168, 487 Sperger 20
Sambuga, Joseph Anton Franz Maria 196, Spieker 373
490 Spinoza, Barucb 56,101,481,500
Samuel 130, 481 Stadion, Johann Philipp Karl Joseph Graf von
Sarsena = Ebers, Karl Friedrich 267 467,470
Personenregister 531
Bayern 5, 12, 14, 36, 67, 72, 74, 77, 79, 80, Bundesakten, rheinische 346
97,208,226,292,358,361,373,422 Bundesakten, Wiener 346
bayerischer Erbfolgekrieg 32 Bundesdeputation 93, 98, 390
Beförderer der Ehe 27 3 Bundeseinheit 191
Beichte, katholische 448 Bundeseinrichtung 114
Besitzstände, Luneviller 78 Bundesfestungen 393
Bekehrung der Protestanten 9 Bundesgericht 3 7, 42, 44, 94, 96, 98
Belgien 183 Bundesgeschäfte 388, 421
Benediktiner 28, 27 4, 31 7 Bundesgesetze 114, 427
Beurteilungskreis, deutscher 7 5 Bundeskanzlei 398
Bevölkerung 89, 90, 91, 97 Bundeskontingent 103
-, deucsche 240 Bundeskraft 33
-, friedliche 5 Bundeskrieg 113
- der Katholiken 3 79 Bundesmonarchie
, 255, 292
- von Kursachsen 74 Bundesoligarchie 254
Bewußtsein 500, 501, 502 Bundesprinzip, germanisches 33
Beziehung, religiöse 11 Bundesrepublik 255
Bibel 293, 451 Bundesstaat 80, 85, 96, 97, 98, 99, 100, 184,
-, arabische 445 185, 192, 193, 194, 204, 239, 254, 345,
-, germanische 444 428,429,430,431
-, polnische 444 -, deutscher 91, 93, 99, 100, 101
Bibelübersetzung, katholische 36 Bundesstaaten, königliche 103
Bibliothek, deutsche 59 Bundesstaatsrecht, deutsches 263
Bild des Tieres 151 Bundessystem, deutsches 86, 88
Bischof 28, 3 7, 41, 44, 419 Bundestag 42, 184, 194,355,374,376, 380,
Bischöfe 29, 32, 34, 176, 197, 211, 227, 228, 384,385,386,388,394,395,405,407,
273,292 508
-, katholische 36, 214 Bundesverfassung, deutsche 348
-, protestantische 166 -, monarchische 36
Bistümer 5, 13 Bundesverhandlungen 396
Blut 122 Bundesversammlung, 86, 92, 93, 94, 97, 98,
Böhmen 43, 53 99, 101, 113, 114, 201, 203, 212, 214,
Böses 175 219,346,358,373,388,389,391,393,
-, absolutes 8 394,395,405,416
- Gewalt des Bösen 8 -, deutsche 345, 367
Botocudos 501 Bundeszeitung 375, 376, 377
Braunschweig 75, 177, 346 Bundeszensur 376
Bremen 77 Bündnis 26, 30, 236
Bretonen 15 - zw. Österreich und Frankreich 32
Breve 512,514 Bündnisse, germanische 26
Britannien 10 Bürger 31,213,238
Buchhandel, deutscher 349 -, katholische 404
Bt:lgaren 164 Bürgergeist 179
Bttlle, goldene 489 Bürgermeister 214
Bund 174, 236, 238, 326, 327, 394, 422 Bürgerrecht 101, 179
Bund, Deutscher 34, 35, 85, 89, 97,102,104, -, aktives 381
113, 172, 177, 190, 205, 206, 238, 255, - , passives 381
271,346,347,348,350,363,364,374, Bürgerrecht der Juden (Israeliten) 34, 95, 100,
385,389,397,409,416,423,427 380
-, europäischer 177 Bürgerschaft 218, 383, 384, 386
- gesamter 100 Bürgerstand 4, 16, 39, 53, 196
-, nordischer 4, 32, 71,471 Bürgervertrag 213, 219
-, protestantischer 54 Bürgervorstand 229
-, rheinischer 66, 346
Bundesaristokratie 25 5
Bundesakte 94, 95, 96, 99, 104, 114, 201, Calvinismus 165
368,369,385,388,391,393,397,422 Calvinisten 34, 444, 452
534 Sachregister
Carbonari 176, 488 349, 350, 351, 353, 355, 358, 359, 360,
Chaos 48, 431 362,367,370,373,377,390,393,397,
Charakter 8, 288 399,409,413,414,415,416,417,418,
-, halbnomadischer 202 419,420,423,427,429,430,432,433,
- des Reiches 4 434
Chazaren 164, 165 - katholisches 4
'
- protestantisches 185
Chiliasmus 19
China 17, 51,139,264,280 - Norddeutschland 52, 76,214,417
Chinesen 447 - deutscher Norden 3, 4
Christen 27 - Ostdeutschland 43
Christenheit 15,173 - Süddeutschland 3, 52, 108, 186
Christentum 15, 22, 23, 26, 30, 35, 47, 50, Deutung der Zahlen 15 2
137, 179, 182, 225, 248, 253, 268, 269, Diktatur 45, 87, 90, 91, 93
291,337,451 Diener des Tieres 15 2
-, asiatisches 30 Diktatur 397, 399
-, europäisches 30 Diplomatiker 5
-, nationales 201 Direktorialpläoe 91, 92
chrisrlich 8 Direktorialmächre 90
Christus 14, 128, 133, 135, 153, 156, 182, Direktorialsrimmen 88, 110
196, 209, 268, 289, 302, 319, 331, Direktorium 41, 44, 45, 87, 93,109,194
337 Domänenverkäufe, westfalische 359
Chriscuskopf 122 Dominikaner 28
Comire 93 Drache 149, 150, 161
-, deutsches 94 Dynastien, kaiserliche 11
Common law 167
Compagnie, indische 25
Condirektoriu.m 239, 421 Ehe 3 7, 38, 174, 176, 178, 179, 211, 230,
-, pceußisches 397 231, 235, 236, 238, 263, 270, 273, 291,
Conscirution Germanique 14 292,296,297,302,311,325,326,327,
Contrerevolution 6, 23 328
Cretins 307 -, katholische 274
Eherecht 238
Ehestand 327
Dänemark 70, 75, 76, 77,110, 136,172,177, Eigentum 11
186,221,367 -, absolutes 10
Danzig 76 Eigentumsrecht 238
Dauer 414,419 Einheit 186, 190, 191, 209, 230, 231, 253,
Deklaration 86 273
Deismus 444 - äußere 249
Deisten 162, 485 -, christliche 300
Demarkationslinie 32 - deutsche 172
despotisch 13, 26 -, falsche 278
Despotismus 13, 18, 23, 26, 47, 59, 130, 181, -, ideelle 279
240,313,314,322 -, innere 173,318
Deutsche 22, 25, 27, 29, 31, 45,261,277 -, katholische 249
Deutscher Orden ➔ Orden, Deutscher -, nationale 171
Deutschland 3, 4, 5, 7, 9, 13, 14, 15, 16, 17, - der Kirche 320
24, 28, 29, 31, 32, 33, 34. 36, 44, 45, - der Religion 30
46,48, 50, 53, 54, 55,66,67,68, 71, 72, - des Glaubens 201
73, 74, 75, 76, 78, 79,80,81,87,88,92, - des Volkes 191
95, 96, 100, 101, 109, 136, 150, 163, - und Freiheit 194,276,313, 318, 320
165, 166, 171, 172, 173, 175, 176, 177, Einrichtung, militärische 74
178, 180, 181, 183, 184, 185, 186, 193, Elemenc der Vernunft 235
194, 195, 201, 204, 205, 206, 208, 211, Elemenc des Willens 235
217,221,225,226,227,229,234,239, Emser Punktation 457, 486
249, 250, 251, 254, 263, 275, 288, 291, Enakiter 465
295,304,312,317,320,322,346,347, Engel der Posaunen l 50
Sachregister 535
England 5, 6, 10, 13, 16, 20, 22, 23, 30, 35, Familientraktat 75
37,46, so; 52, 53,67,68,69, 10, 11, 12, Fanatismus 163, 165, 404
74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 152, 163, 171, Feudalbegriff 28
172, 173, 176, 179, 180, 183, 184, 186, Feudalität 10
204,205,210,211 ,215,219,227,236, Feudalrechte 23
239,241,258,288,289,291,295,296, Feudalsystem 15
304,312,347,422,471 Feudalverhälcnisse 238
Engländer 27, 33, 49, 66, 81,240,261 Feuer 309
englisch 13 Feuer und Wasser 5 2
Entrepreneurs 24 Feuerkatastrophe 189
Entscheidungsprinzip 29 Finanzen 175, 184, 274, 294
Entwicklung der Nation 217 Finanzmittel 192
Entwicklung der Wiedergeburt 324 Finanzprinzip 24
Entwürfe, österreichisch-preußische 113 Finanzstelle 20
Episkopale 35 Finanzverwaltung, westfälische 372
Episkopalklerus 42 Fixierung, künstliche 171
Episkopalsystem 227,417, 493, 510 Flickgeschichte, diplomatische 14
Episkopalverfassung 165,486, 501 Flügel 151
Episteln 485 Föderalismus 8
Epoche 9, 11, 12, 19, 23, 27, 29 Föderation, deutsche 5
- der Alteration 122 -, freie 5
- der Reformation 174 -, protestantische 54
- der Völkerwanderung 130 Föderativsysten1 36
- der Weltgeschichte 278 Formalität, leere 90
- des Evangeliums 153 Formen 56
- des Rheinbundes 166 Franken 12, 43, 220, 225
- Revolutionsepoche 144 -, deutsche 15
- Unglücksepoche 66, 67, 141, 151, 153, Frankenscämme 40
157, 159, 160, 162 Frankfurt 98, 111, 252, 375, 384, 385, 391,
Erdbeben 148 400,402,434,436
Erklärung, mosaische 336 -, ander0der514
Erneuerung des Kaiserrums 9 Frankreich 5, 6, 8, 10, 11, 15, 20, 23, 26, 30,
Erziehung 24 35, 45, 46, 50, 68, 70, 71, 80,150,171,
Eucharistie 175 , 323, 327 174, 183, 184, 188, 193, 205, 210, 214,
Euphrat 137 215, 226, 227, 239, 241, 247, 249,
Europa 10, 13, 15, 20, 27, 28, 36, 38, 45, 46, 288,291,295,296,300,304,312 ,347,
48,49, 50, 51,66,67,68,69, 70, 72, 73, 366
87, 138, 139, 144, 164, 173, 177, 204, Franziskaner 28, 317
206,239,241,264,265,275,309,322, Franzosen 5, 7, 10, 15, 27, 33, 43, 46, 49, 69,
340,341,347,441 261,264,277
Europäer 17, 21 Freiheit 5, 14, 15, 23, 32, 52, 54, 90, 186,
evangelisch 11 ( ➔ protestantisch) 190, 191, 209, 226, 231, 232, 253, 273,
Evangelium, e,-viges 134, 144, 145, 154, 160, 358
316,501,502 - absolute210
-, Johannis 505 - äußere 318
-, neues 14 - bürgerliche 151
Exegese 16 - christliche 218
Exklusion 192 - deutsche l0,172,218
Exkommunikation 192 dynamische 171
Exzellenz 31 - , europäische 70
- föderative 66
'
-, halbsouveräne 77
Fabrikation des Geldes 24 -, innere 249
Fall Babels 160, 161,485 -, kirchliche 372
Fall des Tieres 15 5 -, lutherische 227
Familie 174, 235 -, nationale 171
Familienbund 327 - der Frauen 311
536 Sachregister
, theologische 41 Halbsouveränität 25
-, väterliche 58 Hamburg 77, 79,375
- des Tieres 15 2 Handelsfreiheit, absolute 245
Gilde 236,237,238,244,245,246,253,259, Handwerker 24
261, 263, 270, 271, 278, 281, 287, 288, Hannover5,43,66,67,68, 72,73, 74, 75,76,
297,305,310,311,320,322,325 77, 78, 79, 80, 81,177,186,292,346,
Gildenstand 326 370,397,418,471
Glaube, lebendiger 3 71 Hanse 26
-, katholischer 30, 171 , 201,442 Hansestadt, freie 76
-, wahrer 148 Hansestädte 76, 77, 91,434,436
Glaubensformel, tridentinische 490 Haß 195
Glaubensfreiheit 29, 34, 146, 166, 191, 206, Heidentum, psychisches 503, 504
208,220, 491 Helden 9
- , deutsche 30 Hellenen 464
Gleichgewicht 15, 47, 48, 52, 53, 67, 69, 70, Heroen 126, 127
71, 72, 74, 76,202,203,471 Herrschaft der Majorität 404
- , europäisches 3 5, 80 - der Patriarchen 136
- , inneres 202 - der Türken 136
- , politisches 28 - des Geistes 14
- des Ganzen 7 3 Hessen 25, 73, 89,177,252
- in Deutschland Hinsicht, politische 26
Gleichheit 5, 324 Hochmut 8, 149, 150, 167
-, politische 95, 379, 380 Hofkanzlei 20
- wahre 208 Höflichkeit 13
- der Religion 3 Hofmönche 31 7
- der Vernunft 195 Hofpoet 250
- und Glaubensfreiheit 30 Hofpolitiker 250
Gnade 171 , 174 Holland 30, 36, 46, 72, 78, 80, 81 , 110, 177 ,
Gog und Magog 135 , 136, 139, 154, 160,482, 226,471
483 , 484, 489 Holländer 240
Goten 12,202,335 1-iobenzollero 97
Gott 6 , 7, 11 , 20, 25 , 28 , 37, 45, 57, 59, 124, Holstein 75, 76
125, 126, 151 , 15 3, 175, 177 , 183,208, Homburg 89
2 32 ,268 ,329 Humanismus 272
- , lebendiger 24 H umoralpathologie 122
- Surrog atgott 5 H u nnen 27
Got teslästerung 5 Hussiten 180, 495
Gottesrecht 209
Gottesrepublik 208
Götzendienst 138 Ideal, griechisches 122
Grafen 3 , 5 Idealismus 19
Griechen 48, 132, 136, 207, 240, 242, 280, -, reiner 56, 260
305 Idee der G leichheit 195
G riechenland 129, 130, 131 - der Kirche 178
Großbritannien 46, 74, 180, 253 Illuminaten 268
Grundgesetz, deutsches 29 Illuminaten und Tugendbund 176
-, organisches 184 llluminatismus 162, 485
Grundkraft des Menschen 27 6 Iod ien 19, 25, 51, 5 5, 4 5 l , 4 54
Gn1ndsätze, antichristliche 46 lndier 17, 56, 280, 447
-, prebyterische 512 Individuen 7
Grundsteuer 24 Inquisition 40, 41, 17 1, 293
Gutmütigkeit, deutsche 4 Inspektion 40
Gymnastik 9 Instinkt 57, 58
Institut, antichrisdiches 34
-, christliches 34
H abs burg 67 - 1 katholisches 34
Hagenau 11 der Ritterschaft 174
538 Sachregister
-, österreichische 77 Natur 19, 23, 45, 48, 52, 53, 121, 122 , 130,
-, preußische 78 142, 153, 160, 171, 205, 206, 207, 208,
-, ständische 43 248,421
-, wahre 213 Naturen, dämonische 308
- Bundesmonarchie 254, 263 Naturalien 24
Monarchien, Lehre von den vier 459, 500 Naturansicht der Weltgeschichte 267
Mongolen 28 Naturbaukunst 333
Moskau 55 Naturbegriff 262
München 58, 196 Naturbildung 207
Münster 5, 79 Naturgeist 207, 331
Mystik 153, 176, 179 Naturgeschichte 41
Mythologie, ägyptische 339 Naturgesetz, dynamisches 177
-, indische 334 Naturgewalt, magische 57
- der Wahrheit 41 Naturkraft 8, 57, 207, 238
- , magische 306
Naturmonarchie 208
Nachwirkung der Revolucion 415 Naturrecht 39, 209, 230
Nation 3, 4, 5, 8, 22, 25, 26, 27, 29, 37, 45, Naturverbindungen 235
47, 203, 213, 215 , 231, 236, 250, 297 , Neapel 34
299,326,410,442,443 Nebenkaiser, falsche 55
, deutsche 10, 15, 22, 29, 35, 49, 76, 80, 98, Negativität 4
99, 183, 190, 212, 230, 316, 410, 431, Neger 49
432 Nephilim (Nephiline) 126,231,307,338,501
-, französische 10 Neutralität 6, 8
, hebräische 59 Neutralitätsgrundsätze 239
-, italienische 15, 316 Nichtwollen des Bundes 421
, slawische 49 Niederlande 14, 81, 183, 184,186,215,347
Freiheitsstreben einer Nation 4 Niedersachsen 53
Nationen 4, 9, 15, 21, 22, 23, 33, 45, 49, 50, Ninive 129, 480
51, 71, 72, 80, 123, 124, 132, 164, 209, Nomaden 232, 270
217,234,238,244,259,271,278,281, Nordamerika 45, 184, 185, 216, 226, 271, 445
287,290 Norddeutschland 5 2, 76, 214, 41 7
Nationalakademien 206 Norditalien 186, 187
Nationalbegriffe 43 Norden, deutscher 3,
Nationalbewaffung 362 Normannen 183
Nationalbildung 206, 225 Nullität 252
Nationaleinheit 211, 249 Nürnberg 77, 168
Nationalentwicklung 208
Nationalform 187
Nationalfreiheit 98, 227 Oberappellationsgericht 352, 353, 360
Nationalgeist 25, 99, 274 Obereigentum 11
Nationalgeschichte 242 Oberhaus 194
Nationalherzogtümer l L Oberherrschaft des Papstes 28
Nationalität 261 Obersachsen 53
Nationalkredit 21 l Offenbarungsgeschichte 41
Nationalkraft 25,203,214,217 Öffnung des Tempels 160, 161
Nationalleben 288 Oldenburg 75
Nacionalmeinung 92 Oligarchie 17 4
Nationalmonarchie 54 Opferfeuer 123
Nat,onalrechr 26 Orden, Deutscher 4, l 3, 26, 47, 95, 103
Nationalreiche 213 -, geistlicher 294
Nationalstaat 292 Ordnung, formelle 97
Nationalverein 262, 263 Organisation des Bundes 92
Nationalverhältnisse 43 Orientalen 17
Nationalversammlung 31, 203 Ortenau 11
-, europäische 45 Osnabrück 74
-, französische 45 Ostdeutschland 43
542 Sachregister
Österreich 5, 10, 13, 14, 20, 21, 22, 33, 34, -, kantische 8
43,46,49, 50,52, 53, 54, 55,67,68,69, -, katholische 212
70, 71, 72, 73, 74,80,81,90,91,94,97, -, mosaische 15 3
108, 109, 111, 113, 145, 163, 177, 186, -, neuere 156, 483
193,204,206,208,210,215,219,226, -, Sankhya- 503, 504
240,243,245,247,291,292,295,304, - scholastische 259
347,348,355,374,375,376,377,383, - teutonische 153
386,389,390,391,395,398,399,409, - wahre 123, 145, 176
411,416,417,419,42 2,423,430,471 - der Geschichte 41,461,481
Oscpreußen 97 - der Natur 260
Oxford 447 - des Rechts 37, 39, 41
- des Unglaubens 160
Phönizier 48, 242
Pairs, deutsche 362 Pietätsverhälrnis 172
Papiergeld 210, 238 Plenum 113, 114,203,2 12
Papsc 6, 14, 21, 28, 32, 35, 38, 41, 44, 45, Poesie 19, 27, 58,216,250,296,302,331
298,316,349,445,451,453 Polen 20, 31, 136, 146, 147, 172, 183, 239,
Papscrum 35,267,295 241,281
Paradies 123, 139, 143, 189 polnisch 27
Parallelismus 143 Politik 6, 20, 88, 163,164,317,395
Paris 171 -, chriscliche 8
Pariser Konvention 347 -, europäische 67
Parlament 16, 204, 205 -, katholische 8
-, französisches 21 -, österreichische 10
Parteien, politische 31 -, religiöse 9
Patriarchen 127,184,208 Politiker, philosophische 163
Patrimonialherrschaft 13 Polizei 175
Patriot, deutscher 78 Polizeistelle 20
Patriotismus 17, 24, 366 Portugal 3 5, 454
Pacronatsrecht 196 Portugiesen 49
Pelasger 481 Posaune 153, 158,159, 160, 161
Perser 48, 180, 207, 242 Posaunen, sieben 151
Personenrecht 23 7 Prädestination 448
Pescheräk 465 Presbyterianismus 227, 492
Petersburg 14 Pressefreiheit 98, 100, 2) 1, 420, 427, 430
Pfälzer 40 -, deutsche 371
Pfalzgrafen 31 -, englische371
Pfarrer 176 Preußen 5, 13, 14, 24, 49, )0, 53, 67, 72, 73,
Pflichten 6, 31 74, 78, 79,80,90,91, 108, 111,14), 152,
Phantasie 7, 8, 30, 57,138,172,188,256, 163, 177, 180, 184, 186, 214, 215, 220,
257, 258, 259, 260, 265, 266, 271, 276, 226, 239, 254, 291, 292, 29), 296, 304,
279,280,288,290,291,292,301,310, 347, 348, 35), 358, 359, 361, 364, 372,
312,315,318,320,324,327,328,329 375,395,398,399,417,418,419,421
-, dichcerische 5 7 - Ostpreußen 97
Phantasiecharakter, südlicher 30 Priester 7, 23, 32, 44, 126, 246, 279, 302,
Philipponen 493 336,337,448
Philosophie 13, 16, 19, 27, 31, 41, 43, 49, 52, -, rechte 135
56, 58, 130, 139, 163, 164, 173, 174, 175, Priesteradel 47
181, 188, 2 16, 235, 237, 289, 290, 293, Priestergewalc 38
302,501 Priesterstand 162, 278, 280, 327, 338
-, atheistische 150 Priesterstaaten 26), 281
-, böhmische 258 Priestertum 7, 52, 178, 179, 204, 234, 242,
-, christliche 151,212,247,317 289,323,326,328,335
-, deutsche 163, 206 - falsches 278
- , esoterische 18 katholisches 146
-, falsche 136, 140 - der Ehre 174
-, griechische 12 der Kirche 174
Sachregister 543
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