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Grenzen der

Kommunikation
Kommunikation
an den Grenzen
Herausgegeben von Jo Reichertz

Sonderdruck

VELBRÜCK
WISSENSCHAFT
Erste Auflage 2020
© Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2020
www.velbrueck-wissenschaft.de
Printed in Germany
ISBN 978-3-95832-199-1

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Max Gropper & Bernt Schnettler

Reziprozität und Irreziprozität


der Perspektiven
Zur kommunikativen Verschiebung von Grenzen
im intersubjektiven Fremdverstehen

1. Einleitung
Befasst man sich mit grenzüberwindender Kommunikation, so ist es ein-
fach, den Blick zunächst in die Ferne zu richten: Denn in der Begeg-
nung mit andersartigen Kulturen und fremden Sprachgemeinschaften
werden kommunikative Grenzen schlagartig deutlich. In derartigen Be-
gegnungen wird die von Schütz (2010) in phänomenologischer Genauig­
keit beschriebene alltagsweltliche ›Generalthese der Reziprozität der Per­
spektiven‹ offenkundig herausgefordert. Ansonsten gehen wir im Alltag
üblicherweise davon aus, dass die von mir mit dem Ziel gesetzten Zei-
chen dem Anderen meinen subjektiven Sinn nachvollziehbar zu machen,
durch die Ähnlichkeit unserer Wissensvorräte und Relevanzsysteme von
diesem tatsächlich auch nachvollzogen werden können. Treffen wir aber
auf offensichtlich »Fremdes«, so weicht diese Reziprozitätserwartung
der Unsicherheit, ob die gegenseitige Auslegung den gewünschten Zweck
des wechselseitigen Verständnisses überhaupt erreichen kann.
Im Bruch üblicher Alltagserwartungen und im ausdrücklichen Versuch,
sich dem Anderen verständlich zu machen, manifestieren sich kommu-
nikative Grenzen, deren Analyse tiefe Einblicke in die Grundstrukturen
menschlicher Kommunikation und der sozialen Konstruktion der Wirk-
lichkeit ermöglichen. Doch auch der Blick in die Lebenswelt des Alltags
zeigt, dass die sich hier vollziehenden Interaktionen und die wechselsei-
tigen kommunikativen Handlungen maßgeblich durch die Überwindung
kommunikativer Grenzen determiniert sind. Bewusst mit dem Ziel gesetz-
te Zeichen, dem Anderen den eigenen subjektiven Sinn deutlich zu ma-
chen, versuchen intersubjektive Grenzen zu überwinden und eine Syn-
chronisation der Situationsauslegung zu erreichen. Stellen wir uns zur
Verdeutlichung folgende Situation vor: Eine Person wartet am Bahnhofs-
gleis auf ihren Zug. Eine andere Person geht auf sie zu und deutet mit ei-
ner zum Ohr weisenden Geste und einem Kopfschütteln an, dass sie ge-
hörlos ist. Daraufhin zeigt sie der ersten Person ihr Bahnticket, deutet auf
das darauf gedruckte Ziel, dann auf das Gleis und hebt sodann die Au-
genbraue zu einem fragenden Gesichtsausdruck. Die erste Person nickt

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bestätigend und hebt den Daumen. Im wechselseitigen kommunikativen


Handeln wird hier deutlich gemacht, dass die zweite Person auf die be-
schriebene Weise zu erfragen suchte, ob sie für ihren Zug am richtigen
Gleis wartet. Hätte sie der ersten Person beispielsweise nur das Ticket ge-
zeigt, so hätte diese unter Umständen nicht verstanden, was sie von ihr
wollte. Erst durch die gesamte kommunikative Sequenz wird eine Syn-
chronisation in der Auslegung der gemeinsam geteilten Situation erreicht,
indem beide wechselseitig den subjektiven Sinn des Anderen (›Fragen nach
dem richtigen Gleis‹ und ›Bestätigung‹) auslegen. Wechselseitige Kommu-
nikation reagiert also auf wahrgenommene Grenzen in der gemeinsamen
Interaktion (die zweite Person muss erst deutlich machen, dass sie nach
dem richtigen Gleis fragen möchte) und zielt auf eine Verschiebung der
Grenzen im wechselseitigen Fremdverstehen durch die Generierung einer
– anvisierten – Deckungsgleichheit der Interpretation einer Situation ab.
Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, alltägliche kommunikative
Interaktionsprozesse unter dem Aspekt des intersubjektiven Fremdverste-
hens zu rekonstruieren. Das Problem ›grenzüberschreitenden‹ kommuni-
kativen Handelns wird dabei aus der Perspektive einer mundanphänome-
nologisch fundierten Soziologie in Anschluss an Schütz (insbes. 2016a,
Schütz/Luckmann 1994a, 1994b) systematisch in den Blick genommen.1

2. Subjektiver Sinn, Handlung und Auslegung


Kommunikatives Handeln vollzieht sich zwischen zwei oder mehr Akteu-
ren, die in ihren Handlungen in der intersubjektiv geteilten Lebenswelt
wahrnehmbare Zeichen setzen, die vom anderen vor dem Hintergrund
seines je subjektiven Wissensvorrates sinnhaft ausgelegt werden. In der
Auseinandersetzung mit der Weber’schen Definition des sozialen Han-
delns nimmt Schütz (2016a: 42ff.) diesen Prozess genauer in den Blick,
wenn er zwischen dem von Weber beschriebenen ›subjektiven Sinn‹ einer
Handlung und dessen ›objektivem Sinn‹ unterscheidet. Kann subjektiver
Sinn jeweils nur mit dem eigenen Handeln verbunden werden, so stellt
die Handlung für andere einen beobachtbaren Ablauf in der äußeren Welt
dar, der Rückschlüsse auf den Handelnden und den spezifischen, mit der
Handlung verbundenen subjektiven Sinn ermöglicht. Während ein Han-
delnder H seiner Handlung also einen subjektiven Sinn S zuschreibt, wird
dieser von Beobachter B mit einem Sinn S’ und von C mit einem Sinn

1 Die folgenden Überlegungen basieren auf detaillierten theoretischen Aus-


einandersetzungen zur Reziprozität und Irreziprozität der Perspektiven
(Gropper 2019), die im Rahmen einer laufenden Untersuchung von Alltags­
interaktionen gehörloser und hörender Menschen auf der Grundlage des
kommunikativen Konstruktivismus empirisch weiter vertieft werden.

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REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

S’’ verbunden (vgl. ebd.). Dabei bezeichnet der Terminus des objektiven
Sinns die Betrachtung einer sich in der intersubjektiv geteilten Lebenswelt
vollziehenden Handlung in der Außenperspektive (Srubar 1988: 101). Da
der subjektive Sinn S des Handelnden nur aufgrund von Anzeichen in der
Außenwelt wahrnehmbar und interpretierbar ist, stellt der Terminus des
gemeinten Sinns also einen »Limesbegriff« (Schütz 2016a, 42) dar, »wel-
cher selbst bei einem Optimum adäquater Deutung mit S’ und S’’ niemals
zur Deckung gebracht werden kann« (ebd.).2
Bevor wir uns dem intersubjektiven Prozess der Kommunikation im
Fremdverstehen im Zuge der Auslegung des objektiven Sinns zuwenden,
wollen wir zunächst die subjektiven Konstitutionsprozesse im Bewusstsein
sinnhafter Erfahrungen des einsamen Ego in der natürlichen Einstellung
betrachten, die die Grundlage für alltagsweltliches Handeln und darauf
aufbauend die sinnhafte Auslegung Anderer darstellten. In der sinnhaften
Auslegung von Welt bezeichnet ›Sinn‹ das Resultat der Auslegung vergan-
gener Erlebnisse unter reflexiver Bezugnahme auf vorab gemachte Erfah-
rungen und die daraus resultierenden, aktuell gültigen Bezugsschemata.
Jeder neue Moment schafft neue Erfahrungen, die auf der Grundlage vor-
angegangener Erfahrungen sinnhaft ausgelegt werden können und die da-
bei den Vorrat an Erfahrungen stetig erweitern. Der Gesamtzusammen-
hang meines Erfahrungsvorrates, mein subjektiver Wissensvorrat, stellt
das fraglos-gegebene Fundament der alltäglichen Weltauslegung dar, das
jedoch nicht als ein logisch gegliedertes und in sich kohärentes System zu
erfassen ist, sondern vielmehr eine Mischung von nicht hinterfragten und
von Situation zu Situation variierenden Selbstverständlichkeiten darstellt.
Durch den fraglos-gegebenen Charakter des subjektiven Wissensvorrates
stellt dieser einen gewohnheitsmäßigen Vorrat an Problemlösungen und
Handlungsrezepten zur Verfügung, die erst dann fraglich werden, wenn
die aktuelle Situation nicht kongruent durch den vorhandenen Erfahrungs-
vorrat ausgelegt werden kann und dieser somit problematisch wird. Die
so fraglich gewordenen Erlebnisse müssen auf der Grundlage des vorhan-
denen Bezugsschemas neu ausgelegt werden. Um die situationsbedingte
Problematik zufriedenstellend zu lösen, muss durch Erfahrung neues Wis-
sen über die adäquate Auslegung generiert werden, sodass diese wieder in
Fraglosigkeit überführt werden kann (Schütz 2016a: 103ff., Schütz/Luck-
mann 1994a: 30ff.).
Sowohl das eigene Verhalten als auch das Verhalten anderer Mit-
menschen wird demnach erst retrospektiv auf der Grundlage des je

2 Es gilt anzumerken, dass Schütz selbst die terminologische Unterscheidung


zwischen ›objektivem‹ und ›subjektivem‹ Sinn als »unglücklich gewählt [er-
achtet], weil der Ausdruck ›objektiver Sinn‹ offensichtlich eine Fehlbezeich-
nung ist« (Schütz 2011: 312), insofern diese objektiven Auslegungen auf der
Subjektivität der Auslegenden basieren (vgl. ebd.).

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subjektiven Wissensvorrates sinnhaft deutbar (vgl. Schütz/Luckmann


1994a: 38ff.).3 Neue Erfahrungen werden in der Auslegung in ihrer
Typenhaftigkeit wahrgenommen, beispielsweise als Baum, Berg, Be­
grüßungshandlung oder Höflichkeitsfloskel. In der subjektiven Zuord-
nung eines wahrgenommenen Phänomens in eine Kategorie auf der
Grundlage seiner Typenhaftigkeit wird dieses innerhalb eines Vertraut-
heitsgrades interpretiert, der abhängig von der vorher gemachten Er-
fahrung mit genau diesem oder einem Phänomen des gleichen Typus
variiert. Die Kategorisierung von Phänomenen in eine Typologie ermög-
licht es dem handelnden Subjekt, neue Erfahrungen im Alltag, »wenn sie
hinsichtlich ihrer unvergleichbaren Individualität […] unvertraut sind«
(Schütz 2016b: 57), in eine bereits vertraute Gattung zu subsumieren.
Mit der Auslegung anhand bereits sedimentierter Erfahrungen und Ty-
pisierungen gehen jeweils spezifische Interpretations- und Handlungs-
möglichkeiten einher. Die Auslegung eines erfahrenen Phänomens inner-
halb der Lebenswelt des Alltags ist somit an den Grad der Vertrautheit
des Einzelnen mit diesem oder einem ähnlichen Phänomen gebunden
und stellt einen Abgleich der aktuellen Situation mit vorab gemachten
und sedimentierten Erfahrungen dar, auf deren Grundlage das Phäno-
men anhand bereits erfahrener Typen wiedererkannt, identifiziert und
anschließend interpretiert wird (vgl. ebd.). Die als erfolgreich wahrge-
nommene Auslegung einer Situation anhand ihrer Typenhaftigkeit hat
für den Handelnden im Alltag den Status von Gebrauchsanweisungen,
die bei einer spezifischen Interpretation der Situation bereits Handlungs-
weisen indizieren, die in vorherigen ähnlichen Situationen als erfolgreich
erfahren wurden. Dies führt dazu, dass im Alltag nicht immer neue Pro-
blemlösungen gesucht werden müssen, sondern gehandelt werden kann,
wie »schon eh und je in ›solchen Lagen‹ gehandelt« (Schütz/Luckmann
1994a: 37) worden ist. In der beobachtbaren Handlung – sei diese nun in
kommunikativer Absicht auf Andere hin vollzogen oder auch ohne die-
se Absicht – manifestiert sich nun der vom Handelnden mit der Hand-
lung verbundene subjektive Sinn und wird für andere Mitmenschen auf
der Grundlage des jeweiligen Wissensvorrates wahrnehmbar und inter-
pretierbar.

3 Dies mag den Anschein erwecken, dass die eigenen Handlungen erst nach
ihrem Vollzug durch den Handelnden sinnhaft ausgelegt werden können.
Vielmehr werden jedoch die Handlungen in ihrem subjektiven Entwurf kon-
stitutiv in Vor-Erinnerung als bereits abgelaufene Erlebnisse phantasierend
in der Denkform des modo futuri exacti reflexiv in den Blick genommen.
Im Entwurf der Handlung wird auf der Grundlage des subjektiven Wis-
sensvorrates davon ausgegangen, dass die antizipierten Erwartungen durch
die Durchführung spezifischen Handelns erfüllt werden (vgl. Schütz 2016a:
74ff.).

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REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

3. Kommunikation und Alterität


In seiner Theorie des intersubjektiven Fremdverstehens geht Schütz
(2016a) davon aus, dass der Mensch in eine bereits vor seiner Geburt
vorstrukturierte Sozialwelt hineingeboren wird, in der die Existenz der
Mit- und Nebenmenschen als fraglos gegeben hingenommen wird. In
der relativ-natürlichen Einstellung des Alltages präsupponieren wir zu-
dem, dass andere ebenfalls mit einem Bewusstsein ausgestattet sind, das
dem eigenen wesentlich ähnlich ist, und dass die Außenweltdinge der
Umwelt für sie mehr oder weniger die gleiche Bedeutung haben wie für
mich. Zwar ist mir das Bewusstsein der anderen prinzipiell unzugäng-
lich. Üblicherweise wird aber in der alltagsweltlichen Idealisierung von
Ego eine generelle Ähnlichkeit mit Bezug auf Alter Ego unterstellt. Die-
se Zuschreibung der prinzipiellen Ähnlichkeit von Ego auf Alter wird
von Schütz in der Generalthese der Reziprozität der Perspektiven zusam-
mengefasst (Schütz/Luckmann 1994a), was Knoblauch und Schnettler
(2004) als »Alteritätsthese« bezeichnet haben und die Idealisierung der
Vertauschbarkeit der Standorte sowie die Idealisierung der Kongruenz
der Relevanzsysteme (Schütz 2010: 340ff.) umfasst. In der Idealisierung
der Vertauschbarkeit der Standorte nehme ich an, dass Dein aktuelles
Hier, das aktuell mein Dort ist, mich dieselben Aspekte der Welt wahr-
nehmen ließe, wäre es mein aktuelles Hier. Die Idealisierung der Kongru-
enz der Relevanzsysteme betont, dass die auf der biographischen Situa-
tion beruhenden Differenzen für das intersubjektive Fremdverstehen in
alltagsweltlichen Interaktionen als irrelevant erachtet werden. Dies gilt,
solange keine Widersprüche auftreten, ergo, solange die Kongruenz der
Relevanzsysteme als fraglos-gegeben hingenommen werden kann und
nicht problematisch und dadurch auslegungsbedürftig wird. In der na-
türlichen Einstellung des Alltags wird unterstellt, »daß wir beide alle tat-
sächlich oder potentiell gemeinsamen Gegenstände und ihre Eigenheiten
übereinstimmend ausgesucht und interpretiert haben« (ebd.: 341), oder
dass dies zumindest in einer für die alltägliche Verstehenspraxis ausrei-
chenden Art und Weise geschehen ist.
Mit der Idealisierung der Reziprozität der Perspektiven bringen
Schütz/Luckmann zum Ausdruck, dass die von mir fraglos hingenomme-
ne Wirklichkeit auch vom Anderen als fraglos hingenommen wird und
für uns beide selbstverständlich ist. Dieses ›Uns‹ schließt dabei »›jeder-
mann‹ mit ein, der ›einer von uns‹ ist, das heißt, dessen Relevanzsystem
wesentlich und hinreichend mit deinem und meinem übereinstimmt«
(ebd.: 341). Der Idealisierung der Reziprozität der Perspektiven ist da-
mit die Annahme inhärent, dass spezifische Verhaltensregeln und -mus-
ter innerhalb einer sozialen Gruppe geteilt werden, der die Interagieren-
den gemeinsam angehören.

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Betrachtet man intersubjektives Fremdverstehen auf der Grundlage der


Alteritätsthese, wird also der Leib des Anderen als ›Ausdrucksfeld‹ seines
Erlebens wahrgenommen und die prinzipielle Unzugänglichkeit des frem-
den Bewusstseins wird durch diese Ähnlichkeitsübertragung überwun-
den. Wie Eberle betont, ist »[a]ufgrund der unterschiedlichen m­ ilieu- und
biographiespezifischen Wissensvorräte und Relevanzsysteme der Akteure
[…] Fremdverstehen stets nur approximativ möglich« (­Eberle 2007: 250).
Zwar handeln wir im Alltag auf der Grundlage der Idealisierung der Rezi-
prozität der Perspektiven, faktisch werden sich jedoch die Relevanzsyste-
me meist nur teilweise und situativ schwankenddecken. So mögen sich die
üblichen Auslegungsroutinen eines Managers von denen eines Sozialarbei-
ters substanziell voneinander unterscheiden, obwohl beide aus einer Mit-
telschichtsfamilie aus Wanne-Eickel stammen. Die Deutungsressourcen,
die der gemeinsamen regionalen und sozialen Herkunft, ähnlichen histo-
rischen Zeitumständen und Alltagskulturen entstammen, werden von bio-
grafisch aufgefächerten Deutungsungleichheiten in beruflicher und sozial-
habitueller Hinsicht überlagert. Jedoch variiert die Deckungsgleichheit der
Relevanzsysteme auch in der Interaktion mit derselben Person situativ. So
weisen im Gespräch mit einem Freund beispielsweise unsere Bezüge auf
eine gemeinsam erlebte Erfahrung eine höhere Deckungsgleichheit auf, als
wenn er mir von etwas mir völlig Unbekanntem berichtet.

4. Die situative Auslegung des Anderen im Alltag


An dieser Stelle ist es erforderlich, die mundanphänomenologischen Ana-
lysen von Schütz mit weitergehenden Überlegungen zu ergänzen. Denn
wie Srubar (2005) argumentiert, sind unterschiedliche Ausprägungen von
»Intersubjektivitätsarten« anzusetzen, die – jenseits einer universalanth-
ropologischen Grundschicht – historischen und gesellschaftlichen Varia-
tionen unterliegen. Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht, dass die ge-
nerelle Unterstellung, der andere sei mir ähnlich – als Mensch, gar als
»Subjekt« – ebenso wenig zu den historischen Konstanten zählt wie die
Projektion der Alterität an den Grenzen der eigenen Gattung halt macht.4
Alois Hahn (1994) hat dazu treffend festgestellt, dass es sich bei »Fremd-
heit« um eine soziale Konstruktionsleistung handelt – die folglich mit den
Mitteln protosoziologischer Analyse allein nicht ausreichend erfasst wer-
den kann. Mit anderen Worten: In einem Gegenüber einen anderen »Mit-
menschen« zu entdecken oder nicht kann ohne Rekurs auf die je herr-
schenden soziohistorisch verfügbaren Deutungsrahmen nicht hinreichend
4 Vgl. dazu die Argumentation bei Luckmann (1980) sowie die daran an-
schließenden Debatten um die Grenzen der Sozialwelt bei Lindemann
(2002) und Lüdtke (2015).

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REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

nachvollzogen werden. In diesem Sinne ist Intersubjektivität keine anth-


ropologische Konstante und der Einschluss von Anderen in die Kategorie
›Mitmensch‹ immer auch das Ergebnis zivilisatorischer Prozesse.
Srubar differenziert deshalb begrifflich zwischen den anthropologi-
schen und sozialen Schichten von Intersubjektivität: (I) Anthropologi-
sche Intersubjektivität schlägt »sich nieder in den Annahmen, die mit der
Vertauschbarkeit der Standorte verbunden sind und die von einer ver-
gleichbaren humanen Sinnes-, Sprach- und Handlungsausstattung aus-
gehen« (Srubar 2005: 167). Sie liefert die Grundvoraussetzung für das
intersubjektive Fremdverstehen in der Reziprozität der Perspektiven. (II)
Demgegenüber bezeichnet soziale Intersubjektivität »ein typisches Wis-
sen, das mich soziale Beziehungen und Handlungen in ihrer einfachen
Form erkennen/erwarten lässt (Kommunikationsabsicht, materialer Aus-
tausch, die Deixis der Geste, Über- und Unterordnung etc.), die in der
­face-to-face Beziehung manifest werden« (ebd.).
Bezogen auf menschliche Grundbedürfnisse wie Essen und Schlafen
sind die Verständigungsmöglichkeiten in der Interaktion recht weit ge-
spannt. Aber schon beim Ausdruck und Deuten von Gefühlen werden
uns die Andersartigkeiten unseres Gegenübers recht schnell offensicht-
lich. »Je weniger wir die Sprache, Symbole und Normen des Gegenübers
verstehen, desto mehr reduziert sich unser Verstehen auf das Auslegen
äußerlicher Anzeichen« (Eberle 2007: 258). Dabei tritt uns immer deut-
licher ins Bewusstsein, dass diese Auslegung nicht mehr zum subjekti-
ven Sinn des Anderen vordringen kann, der vom Handelnden mit seiner
Handlung verbunden wird, da die kommunikative Überprüfung der Ad-
äquanz der eigenen Auslegung vom subjektiven Sinn des Anderen kaum
noch möglich ist. Man könnte sagen, dass (III) ohne die Möglichkeit des
sprachlichen Austausches und damit einhergehend der kommunikativen
Validierung der eigenen Auslegung der Handlung des Anderen kulturelle
Intersubjektivität unmöglich bleibt, wenn man diese als dritte Verfeine-
rungsstufe begreifen will. In diesem Sinne zeichnet sich kulturelle Inter-
subjektivität aus durch den »Bezug auf die je spezifischen, tiefer liegen-
den Deutungsschemata, die die je unterschiedlich geprägte, pragmatisch
generierte Typik und die Relevanzstruktur von Kulturformen enthalten«
(Srubar 2005: 167) und stellt damit die für das »echte« Fremdverstehen
(vgl. Schütz 2016a: 153) relevante Auslegungsschicht dar.5

5 Bei der Verwendung des Ausdrucks des »echten Fremdverstehens« von


Schütz ist zu betonen, dass dieser nicht auf eine philosophische Klärung des
Intersubjektivitätsproblems abzielt. In der Bezugnahme auf den Anderen im
echten Fremdverstehen wird das Erleben des Anderen in dessen Bewusst-
seinsstrom, seine Einbettung der Handlung in einen größeren Handlungs-
zusammenhang, der Entwurf seiner Handlung im modo futuri exacti und
somit die von ihm verfolgten Um-Zu- und Weil-Motive in den anhand des

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Fassen wir bis hierher zusammen: Auf der Ebene sowohl der anthro­
pologischen als auch der sozialen Intersubjektivität basiert die Ausle-
gung des Anderen auf den eigenen subjektiven Deutungsschemata in
der reinen Selbstauslegung. Erst die kulturelle Intersubjektivität und die
Möglichkeit, sich kommunikativ über die divergierenden Auslegungs-
schemata auszutauschen, ermöglicht es, sich dem subjektiven Sinn des
Handelnden im echten Fremdverstehen zuzuwenden (Eberle 2007:
263ff.). In einem soziologisch vollständigen Sinne geschieht die von
Schütz beschriebene Reziprozität der Perspektiven eigentlich erst hier,
da hier »meine« und »deine« – also »unsere« – Relevanzsysteme als ei-
nander ausreichend ähnlich wahrgenommen werden.
Zusätzlich zu diesen kategorialen Unterschieden ist der Grad des
Fremdverstehens immer von einer Reihe situativer Faktoren mitbe-
stimmt. Die Ausprägung meines Wissens über den Anderen und die
verschiedenen Anonymitätsgrade, mit denen sich Handelnde im Alltag
begegnen, spielen hier eine zentrale Rolle. Fremdverstehen variiert je
nachdem, (I) ob ich dem Anderen als Vertreter einer Kategorie als Funk-
tionstypus (›der Postbote‹) oder in seinem ihm individuell spezifischen
Set an Deutungs- und Handlungsschemata als personaler Typus (›Pe-
ter der Lustige‹) begegne. (II) Die Tiefe meiner Auslegung des Anderen
ist durch die Situation mitbestimmt und variiert je nach Gelegenheit.
Beim gemeinsamen Holzsägen, in akademischen Disputen oder beim
Gespräch unter Liebenden richtet sich mein Interesse, den Anderen zu
verstehen, auf jeweils sehr unterschiedliche Aspekte seiner Äußerungen.
(III) Schließlich hängt der Charakter meines Fremdverstehens von unse-
rer gemeinsamen »Interaktionsgeschichte« ab: Begegne ich dem Ande-
ren ohne vorheriges Wissen über ihn, lege ich die in der aktuellen Situ-
ation von ihm wahrgenommenen Impressionen anhand der in meinem
biographisch geprägten subjektiven Wissensvorrat vorhandenen Katego-
rien aus und betrachte ihn auf der Basis der so konstruierten virtualen
sozialen Identität (vgl. Goffman 2018: 9). Durch die zunächst typenhaf-
te Auslegung des Anderen werden ihm spezifische Deutungs- und Hand-
lungsmuster zugeschrieben. In gemeinsamen Erfahrungen kann jedoch
die Auslegung des Anderen und der ihm so zugeschriebene subjektive
Sinn aufgrund dieser virtualen sozialen Identität als inadäquat, unzurei-
chend und auslegungsbedürftig erfahren werden. Durch die gemeinsame
Erfahrung mit diesem spezifischen Anderen und die gemeinsame Ausle-
gung problematisch werdender Situationen wächst mein Wissen über die
Deutungs- und Handlungsschemata des Anderen, wodurch dieser nicht
mehr als Vertreter bestimmter mehr oder weniger anonymer Kategorien,
sondern als spezifischer Mitmensch in seiner aktualen sozialen Identität

wahrgenommenen vermeintlichen ›objektiven Sinns‹ Fokus der Auslegung


gerückt.

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REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

(vgl. ebd.) mit einem ihm spezifischen Set an Deutungs- und Handlungs­
mustern wahrgenommen wird. Begegne ich einem Anderen in einer so-
zialen Beziehung, so ist meine Auslegung durch den Grad der Vertraut-
heit mit den spezifischen Merkmalen des Anderen und dessen üblicher
Wirklichkeitsauslegung determiniert. Durch die gemeinsame Erfahrung
nimmt wechselseitig das Wissen über den jeweils Anderen an Detail-
schärfe zu und ermöglicht eine höhere Wahrscheinlichkeit der Deckungs-
gleichheit des zugeschriebenen subjektiven Sinns S’ und dem vom An-
deren tatsächlich mit der Auslegung verbundenen subjektiven Sinns S.
Bereits die Unterscheidung des gemeinsamen Holzsägens, des wissen-
schaftlichen Disputs und des Gesprächs unter Liebenden macht deut-
lich, dass der Grad und die Tiefe der Bezugnahme auf den Anderen in
alltagsweltlichen Prozessen des intersubjektiven Fremdverstehens durch
die spezifische Situation und die subjektive Handlungsrelevanz der In-
teragierenden beeinflusst sind. Der Grad und die Tiefe der Bezugnahme
auf den Anderen und somit auch der Anonymitätsgrad, in dem ich mich
dem Anderen zuwende, ist im Alltag somit durch das pragmatische Mo-
tiv determiniert.6 Betrachtet man nun die genannten Beispiele unter dem
Aspekt, dass ich sowohl das Holzsägen, den wissenschaftlichen Disput
als auch das Gespräch zwischen Liebenden nicht nur mit unterschiedli-
chen Akteuren, sondern auch mit nur einem spezifischen Anderen durch-
führen kann, so zeigt sich der situativ schwankende Charakter der Aus-
legungstiefe im intersubjektiven Fremdverstehen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bezugnahme auf den
Anderen in alltagsweltlichen Interaktionen durch mehrere Aspekte be-
einflusst wird. Die Unterscheidung zwischen der Wahrnehmung des An-
deren als Vertreter eines Funktionstypus oder als personaler Typus in
Ergänzung durch Goffmans Begriffe der virtualen und der aktualen so-
zialen Identität zeigt, dass (I) der Andere zunächst als Vertreter spezifi-
scher Kategorien oder hinsichtlich seiner subjektiven sinnhaften Ausle-
gung der Situation betrachtet werden kann. Während die Auslegung des
Anderen in der virtualen sozialen Identität im Zuge des pragmatischen
Motivs oberflächlich vollzogen werden kann, zielt das Rekurrieren auf
den Anderen in seiner aktualen sozialen Identität auf eine tiefergehende
Analyse dessen spezifischen subjektiven Sinns ab. Stellt (II) die kulturel-
le Intersubjektivität die Grundlage des echten Fremdverstehens dar, so
kann mit dem Anderen in seiner aktualen sozialen Identität erst die Re-
ziprozität der Perspektiven greifen, wenn eine gemeinsame kommuni-
kative Basis besteht, man sich also über den jeweiligen subjektiven Sinn

6 In Anlehnung an Scheler betont Schütz mit dem Terminus des pragmati-


schen Motivs, dass das Subjekt die aktuelle Situation nur soweit auslegen
muss, dass ein jeweiliger Zweck aus- oder weitergeführt werden kann (vgl.
Schütz 2016b: 188; Schütz/Luckmann 1994a: 25ff.).

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MAX GROPPER / BERNT SCHNETTLER

und die spezifische Situationsauslegung verständigen kann. Die gemein-


same kommunikative Basis stellt dabei ein objektiviertes Zeichensystem
dar, das aufgrund einer Ähnlichkeit der jeweiligen Relevanzsysteme von
beiden auf eine ähnliche Art und Weise ausgelegt wird – wie beispiels-
weise die einleitend erwähnte hochgezogene Augenbraue –, sodass dieses
dazu genutzt werden kann, dem Anderen den jeweiligen subjektiven Sinn
verständlich zu machen und dadurch problematische und auslegungsbe-
dürftige Situationen in Fraglosigkeit zu überführen. Durch gemeinsame
Erfahrungen im wechselseitigen kommunikativen Handeln findet somit
(III) eine Synchronisierung der Relevanzsysteme und damit einhergehend
eine Annäherung des interpretierten Sinns S’ an den subjektiven Sinn S
statt.7 Somit schafft eine gemeinsame ›Interaktionsgeschichte‹ (IV) und
das damit einhergehende ›Kennen-Lernen‹ des Anderen Wissen über die
Wirklichkeitsauslegung sowohl dieses spezifischen Anderen, als auch die
von ihm vertretenen Kategorien spezifischer Funktionstypen. Anhand
der Beispiele des Holzsägens, des wissenschaftlichen Disputs sowie des
Gesprächs zweier Liebenden wird zudem deutlich, dass (V) der Grad der
Auslegung sowie die Auslegungstiefe durch das pragmatische Motiv im
Alltag determiniert ist. Abschließend (VI) kann zudem festgehalten wer-
den, dass die Vertrautheit mit der Auslegung des Anderen je nach Kon-
text von der gemeinsamen Interaktionsgeschichte abhängig ist. So kann
mir die Auslegung meines Kollegen in Arbeitskontext durchaus vertraut
sein, jedoch bleibt die Auslegung seines subjektiven Sinns, wenn ich ihn
das erste Mal im privaten Kontext treffe, zunächst unsicher.
Da sich alltagsweltliche Interaktionen auf der Grundlage der Ideali-
sierung der Reziprozität der Perspektiven vollziehen, bleibt die spezifi-
sche Bezugnahme auf den Anderen, beispielsweise als Funktionstypus
oder als personaler Typus, meist ebenso unhinterfragt wie auch die Tiefe
und der Grad der Auslegung des subjektiven Sinns des Anderen. Durch
gemeinsames kommunikatives Handeln werden als auslegungsbedürftig
wahrgenommene Situationen gemeinsam ausgelegt, ausgehandelt und
dadurch in Fraglosigkeit überführt. Wechselseitiges kommunikatives
Handeln stellt somit einen fortlaufenden Synchronisierungsprozess der
jeweiligen subjektiven Wissensvorräte über die Auslegung spezifischer
Situationen dar, in dem kontinuierlich die Grenzen des intersubjektiven
Verstehens verschoben weden. Bleiben diese Grenzen oftmals »vorbe-
wusst«, so manifestieren sie sich in Situationen, in denen eine Asynchro-
nität in der Situationsauslegung erfahren wird. So kann einerseits im

7 Es muss betont werden, dass die Erfahrung der Synchronisierung in der


gemeinsamen Situationsauslegung keineswegs einer faktischen Deckungs-
gleichheit von S und S’ entspricht. Vielmehr handelt es sich um die subjek-
tive Zuschreibung der Deckungsgleichheit in der Idealisierung der Rezipro-
zität der Perspektiven.

312
REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

Streitgespräch situativ erfahren werden, dass der subjektive Sinn S kei-


neswegs mit der Interpretation S’ übereinstimmt. Die unterstellte Kon-
gruenz der Relevanzsysteme wird plötzlich als problematisch erfahren.
Wie Reichertz (2019) am Beispiel eines partnerschaftlichen Gesprächs
während einer Autofahrt illustriert, kann sich im Gespräch zeigen, dass
die Interagierenden über stark voneinander abweichende Auffassungen
zu einem Gegenstand verfügen. In der Reziprozität der Perspektiven un-
terstelle ich dem Anderen zunächst in der Interaktion eine hohe Syn-
chronisation in der Wirklichkeitsauslegung. Wird in auslegungsbedürf-
tigen Situationen eine Inkongruenz der Auslegungen erfahren, so bleibt
die generelle Zuschreibung der Reziprozität der Perspektiven davon zu-
nächst unberührt. Nun kann jedoch auch »in reflektiver [sic!] Auslegung
einer sozialen Begegnung, eines Gesprächs [erfahren werden], daß du die
Welt bzw. einen bestimmten Sektor der Welt nicht einmal für die prak-
tischen Zwecke der gegenwärtigen Situation so erfahren hast, wie ich
und wie andere, mit denen ich solche Situationen geteilt habe« (Schütz/
Luckmann 1994a: 89f.). Die vorab als fraglos-gegeben wahrgenomme-
ne Zuschreibung der Reziprozität der Perspektiven weicht einer Unsi-
cherheit und Fragwürdigkeit, in der der Schluss gezogen werden kann,
»daß du meine Relevanzsysteme gar nicht in dem Maß teilst, daß ich
die Generalthese der reziproken Perspektiven bzw. die Idealisierung der
Kongruenz der Relevanzsysteme noch aufrechterhalten könnte« (Schütz/
Luckmann 1994a: 90). Die zuvor als ähnlich zugeschriebene sinnhafte
Auslegung des Alltags wird in solchem Maße als voneinander abwei-
chend erfahren, dass die eigenen und vertrauten Deutungs- und Hand-
lungsschemata sich bezogen auf den Anderen im Versuch des echten
Fremdverstehens als grundlegend inadäquat erweisen. Diese Erfahrung
bezeichnet Eberle (2007: 254ff.) in seiner Beschreibung der ›exotischen
Fremdheitserfahrung‹ bei den Aborigines in Anlehnung an Schütz als Ir-
reziprozität der Perspektiven.

5. Irreziprozität und Reziprozität der Perspektiven


im Alltag
In seiner teilnehmenden Beobachtung bei den australischen Ureinwoh-
nern beschreibt Eberle (2007) eine fundamentale Unsicherheit in der In-
teraktion mit den Aborigines, die er darauf zurückführt, dass aufgrund
der fehlenden Kenntnis über die Lebensweisen und die Kultur der Abori-
gines sowie der sprachlichen Kommunikationsbarriere die Auslegung
des subjektiven Sinns im Fremdverstehen prinzipiell problematisch und
eine adäquate Auslegung der Deutungs- und Handlungsschemata der
Anderen nicht möglich ist (ebd.: 254ff.). Eberle fasst diese Situation

313
MAX GROPPER / BERNT SCHNETTLER

unter dem Terminus der exotischen Fremdheitserfahrung zusammen.


Hier dreht sich die Idealisierung der Kongruenz der Relevanzsysteme
um, welche Synchronisation, dass wir es im Alltag »als gegeben hin-
nehmen, dass Unterschiede der Auffassung und Auslegung, die sich aus
der Verschiedenheit meiner und seiner biographischen Situation erge-
ben, […] für unsere gegenwärtigen praktischen Zwecke irrelevant sind«
(Schütz/Luckmann 1994a: 89). Das führt dazu, dass man laufend mit
der Frage danach konfrontiert ist, »was das Gegenüber wohl meint und
wie seine Ausdrucksweisen und die verwendeten Zeichen wohl zu in-
terpretieren sind« (Eberle 2007: 256), sodass bereits das Winken einer
Aborigine-Frau zu einer Vielzahl unterschiedlicher Auslegungen füh-
ren kann. In der Erfahrung mit den Aborigines beschreibt Eberle, dass
die meisten der Alltagsroutinen zusammenbrechen. »[J]ede Situation
war problematisch und der nicht hinterfragte Horizont von Selbstver-
ständlichkeiten war einem Gefühl von Unsicherheit, Ungewissheit und
weitgehender Orientierungslosigkeit gewichen« (ebd.). Die Interaktion
wird somit nicht mehr unter der Prämisse einer generell zugeschriebe-
nen Reziprozität der Perspektiven vollzogen. Vielmehr ist diese geprägt
von einer »Irreziprozität der Perspektiven« (ebd. [Hervorheb. ebd.]),
in der sich sowohl die Idealisierung der Vertauschbarkeit der Standorte
als auch die Idealisierung der Kongruenz der Relevanzsysteme als nicht
funktional erweisen. Aufbauend auf der phänomenologisch fundierter
Theorie des Fremdverstehens bei Schütz hält Eberle fest: »Wenn man
allerdings die Bewusstseinsakte in ihrem zeitlichen Strom betrachtet,
oszillierten die operativen Annahmen zwischen Reziprozität und Irre-
ziprozität der Perspektiven je nach Situation« (ebd.: 265 [Hervorheb.
ebd.]). Wird der Fokus auf die kulturellen Differenzen, auf den Ande-
ren als Fremder und auf die problematische Auslegung des subjektiven
Sinns gerichtet, so ist die Bezugnahme auf den Anderen primär durch
die Annahme der Irreziprozität der Perspektiven geprägt. Wird dahin-
gegen das Gemeinsame und Verbindende, »beispielsweise die gegensei-
tige Neugier und die momentane Bereitschaft, zusammen zu sein, mit-
einander zu kommunizieren oder etwas gemeinsam zu unternehmen«
(ebd.) in den Mittelpunkt gerückt, so wird der Interaktion eine grund-
sätzliche Reziprozität der Perspektiven unterstellt. Ebenso wie die Ge-
neralthese der Reziprozität der Perspektiven eine Zuschreibung an den
Anderen darstellt, stellt somit auch die Unterstellung der Irreziprozität
der Perspektiven eine Zuschreibung dar, die sich durch die Fokussie-
rung auf die Deckungsungleichheit der kulturell geprägten Handlungs-
und Deutungsschemata konstituiert.

314
REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

6. Die kommunikative Validierung der Reziprozität


der Perspektiven
Die Schütz’sche These der Reziprozität der Perspektiven liefert eine
protosoziologische Rekonstruktion der basalen Heuristik alltagsprag-
matischen Verstehens. Eine soziologische Theorie intersubjektiven
Fremdverstehens gewinnt gleichwohl durch den von Eberle heraus-
gearbeiteten Mechanismus der Irreziprozität der Perspektiven an De-
tailschärfe und kann deshalb zu einem besseren Verständnis alltags-
weltlicher Kommunikation beitragen. Hierfür muss der von Eberle
beschriebene Prozess der Irreziprozität der Perspektiven allerdings von
der ›Extremsituation‹ exotischer Fremdheitserfahrung losgelöst und in
seiner allgemeinen Bedeutung für das alltagsweltliche Handeln insge-
samt betrachtet werden.
Denn bereits im Verlaufe vertrauter Alltagsgespräche stoßen wir
immer wieder an Verstehensgrenzen. Das ist der Fall, wenn ich bei-
spielsweise in der Diskussion mit meinem vertrauten Partner gerade
nicht nachvollziehen kann, was dieser mir mitteilen möchte. Solche
Momente mögen mal belangloser, mal dramatischer sein. Sie verdeut-
lichen mir jedoch in derartigen Augenblicken regelmäßig, dass es sich
bei der Reziprozitätsunterstellung tatsächlich um eine – ansonsten
recht gut, jetzt aber gerade nicht funktionierende – produktive Fik-
tion des Alltagsdenkens handelt. Solche Momente lassen uns gewis-
sermaßen für einen Moment in den existenziellen ›Abgrund radika-
ler Alterität‹ blicken. Intensität und Dauer solcher Momente und der
Verlauf der daran anknüpfenden kommunikativen Anschlusshand-
lungen mögen darüber mitentscheiden, wie stark dieser Eindruck in
uns verhaftet bleibt, einander doch ›nie wirklich‹ verstehen zu kön-
nen. Wie stark dies unsere zukünftigen Interaktionen wird dauerhaft
überschatten können oder hinter der gemeinsamen Erfahrung, uns im
wesentlich doch ganz gut oder zumindest hinreichend gut verständi-
gen zu können, zurücktritt, wird der weitere Verlauf unserer Interak-
tionsgeschichte zu zeigen haben. Systematisch betrachtet bedeutet es
Folgendes:
Sowohl in der von Eberle beschriebenen exotischen Fremdheitserfah-
rung als auch im singulär situativ erfahrenen Nicht-Verstehen des Ande-
ren in alltäglichen Situationen können wir an die Grenzen wechselseitigen
Verstehens gelangen. Die erfahrene Asynchronität des subjektiven Sinns
S Alter Egos mit dem ihm von Ego in Auslegung zugeschriebenen sub-
jektiven Sinn S´ führt zu einer situativen Irreziprozität der Perspektiven.
Aufbauend auf die Bezugnahme auf den Anderen in der kulturellen Inter-
subjektivität können diese Grenzen nun kommunikativ überwunden wer-
den. Lasse ich mir beispielsweise in der Diskussion den Standpunkt des

315
MAX GROPPER / BERNT SCHNETTLER

Anderen ausführlich erklären, so wird die Grenze des Nicht-Verstehens


verschoben und die Irreziprozität der Perspektiven wird kommunikativ
in die Reziprozität der Perspektiven überführt. Dadurch kann das Oszil-
lieren zwischen Reziprozität und Irreziprozität der Perspektiven als ein
situatives und perspektivisches Phänomen im mundanen intersubjekti-
ven Fremdverstehen betrachtet werden. Die Verwendung des Begriffs des
Oszillierens betont dabei den zeitlichen Charakter dieses Prozesses: Im
mundanen intersubjektiven Fremdverstehens bewegen wir uns immer –
mal mehr, mal weniger – zwischen Verstehen und Nicht-Verstehen. Die-
ser Oszillationsprozess kann damit nicht nur als Bestandteil exotischer
Fremdheitserfahrungen betrachtet werden, sondern stellt vielmehr ei-
nen konzeptuellen Grundbestandteil von Interaktion ›mitten im Alltag‹
dar. Die Ausdifferenzierung unterschiedlicher Stufen der Intersubjekti-
vität von Srubar (2005) ermöglicht es nun im letzten Schritt, zwei As-
pekte der Irreziprozität der Perspektiven voneinander zu unterscheiden
: 1) eine generelle Zuschreibung der Irreziprozität der Perspektiven auf
der Stufe der sozialen Intersubjektivität sowie eine 2) situative Zuschrei-
bung der Irreziprozität der Perspektiven auf der Stufe der kulturellen In-
tersubjektivität.
Wie Eberle anhand der exotischen Fremdheitserfahrung zeigt, kann
diese Wahrnehmung bei einer massiven Erfahrung der Diskrepanzen in
den Deutungs- und Handlungsschemata dazu führen, dass sich die Zu-
schreibung der Reziprozität der Perspektiven 1) zur generellen Zuschrei-
bung der Irreziprozität der Perspektiven wandelt, die einen Zusammen-
bruch des fraglos-gegebenen Horizonts der Selbstverständlichkeiten und
daraus resultierend ein konstantes Gefühl der Ungewissheit, Unsicher-
heit und Orientierungslosigkeit zur Folge hat. Erst über die Möglichkeit,
sich kommunikativ wechselseitig den eigenen subjektiven Sinn deutlich
zu machen, kann die Stufe der kulturellen Intersubjektivität erreicht wer-
den. Greift auf dieser Stufe 2) die generelle Zuschreibung der Reziprozi-
tät der Perspektiven, kann nun bei wahrgenommenen Asynchronitäten
in der Auslegung die jeweilige Auslegung kommunikativ validiert, kor-
rigiert oder neu ausgehandelt werden und eine höhere Deutungssicher-
heit in der Auslegung des subjektiven Sinns des Anderen erlangt wer-
den. So könnte Eberle, wenn er die Sprache der Aborigines lernt, diesen
auf der Stufe der kulturellen Intersubjektivität begegnen und durch ge-
meinsame Erfahrungen in der Gruppe könnte er Wissen in der kulturel-
len Wirklichkeitsauslegung dieser spezifischen Gruppe kumulieren, bis
diese in der natürlichen Einstellung als selbstverständlich wahrgenom-
men wird. Steht dabei anfänglich die kommunikative Validierung der
kulturellen Deutungs- und Handlungsmuster im Fokus, durch die erst
eine Bezugnahme auf den Anderen über die soziale Intersubjektivität hi-
naus möglich ist, so kann diese in der kulturellen Intersubjektivität in
der grundlegenden Idealisierung der Reziprozität der Perspektiven als

316
REZIPROZITÄT UND IRREZIPROZITÄT DER PERSPEKTIVEN

fraglos-gegeben angenommen werden8, wodurch der Fokus auf den je


spezifischen Anderen in seiner virtualen sozialen Identität oder seiner
aktualen sozialen Identität gerichtet wird. Beruht also in der exotischen
Fremdheitserfahrung die Irreziprozität der Perspektiven auf einer gene-
rellen Infragestellung der Synchronisation der Wirklichkeitsauslegung
der Anderen als Vertreter einer spezifischen Gruppe, so fokussiert sie in
der Beschreibung alltagsweltlicher Interaktion auf die Kommunikations-
und Verstehensprozesse zwischen einzelnen Handelnden in der je spe-
zifischen und situativ bedingten Bezugnahme aufeinander. Muss in der
exotischen Fremdheitserfahrung zunächst die kulturelle Intersubjektivi-
tät als Basis zum wechselseitigen Verständnis aufgebaut werden, kann
diese im Alltag als fraglos-gegeben hingenommen werden. Die Irrezipro-
zität der Perspektiven manifestiert sich dann im situativ bedingten all-
täglichen Nicht-Verstehen des Anderen.
Abschließend kann festgehalten werden, dass sich intersubjektives
Fremdverstehen immer zwischen Nicht-Verstehen und Verstehen des
Anderen bewegt. Auf der Grundlage gemeinsamer kommunikativer
Ressourcen kann die Grenze des Nicht-Verstehens zum Verstehen hin
verschoben werden, wodurch der Prozess des Oszillierens zwischen Re-
ziprozität und Irreziprozität der Perspektiven im Alltag eine grundlegen-
de Bedingung alltagsweltlicher Interaktion darstellt. Denn: Wenn der
subjektive Sinn S tatsächlich deckungsgleich mit dem vom Anderen ihm
zugeschriebenen Sinn S’ wäre – Ego also eins zu eins wüsste, was Alter
Ego denkt – gäbe es auch keine Notwendigkeit, sich im Alltag kommu-
nikativ mit Anderen auszutauschen.

Literatur
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exotische Fremdheitserfahrung«, in: Dreher, Jochen/Stegmaier, ­Peter
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im Fremdverstehen, Masterarbeit, Universität Bayreuth.
Hahn, Alois (1994): »Die soziale Konstruktion des Fremden«, in: S­ prondel,
Walter M. (Hrsg.): Die Objektivität der Ordnungen und ihre kommuni-
kative Konstruktion, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 140–163.
8 Werden diese in der gemeinsamen Interaktion beidseitig als fraglos-gegeben
angenommen und durch die gemeinsame Interaktion bestätigt, wird die dem
Anderen zugeschriebenen Reziprozität der Perspektiven kontinuierlich vali-
diert und dadurch aufrecht erhalten.

317
MAX GROPPER / BERNT SCHNETTLER

Knoblauch, Hubert/Schnettler, Bernt (2004): »›Postsozialität‹, Alterität


und Alienität«, in: Schetsche, Michael (Hrsg.): Der maximal Fremde:
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Reichertz, Jo (2019): »Identitätskonstruktion«, in: Schnettler, Bernt/
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Schütz, Alfred (2016a [1932]): Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt,
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Ulrich (Hrsg.): Kulturen vergleichen: Sozial- und kulturwissenschaftli-
che Grundlagen und Kontroversen, Wiesbaden: VS, S. 151–171.

318
Inhalt

1. Problemaufriss
Jo Reichertz
Einleitung:
Grenzen der Kommunikation –
Kommunikation an den Grenzen . . . . . . . . . . . . 11

Jonas Eickhoff
Anmerkungen zur Lektüre dieses Sammelbands
sowie Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

2. Grenzen der Kommunikation

2.1 Berührung und Geruch als Kommunikation

Christian Meyer & Jürgen Streeck


Taktile, haptische und interkorporale Interaktion:
Diesseits und jenseits der Grenzen der Kommunikation . . . 35

Monika Kritzmöller
Von »Blue Velvet« bis »White Satin«.
Textile Haptik als un-begreifliches Phänomen . . . . . . . 51

Thomas Eberle
Die kommunikative Relevanz von Gerüchen . . . . . . . . 69

2.2 Schweigen als Kommunikation

Thea D. Boldt
Stille Kommunikation: Die Geste der Meditation . . . . . . 87

Max Weigelin
Vom Schweigen zur Stille. Überlegungen zum Verhältnis
kommunikativer und sinnlicher Wechselwirkung . . . . . . 103
2.3 Kommunikations-Räume

Heiko Hausendorf
»Kommunizierende Räume« an den Grenzen des Sozialen?
Interaktionslinguistische Bemerkungen zur Kommunikation
mit und durch Architektur . . . . . . . . . . . . . . 118

Hubert Knoblauch & Silke Steets


Von der Konstitution zur kommunikativen
Konstruktion von Raum . . . . . . . . . . . . . . . 134

Martina Löw
In welchen Räumen leben wir? Eine raumsoziologisch
und kommunikativ konstruktivistische Bestimmung
der Raumfiguren Territorialraum, Bahnenraum, Netzwerkraum
und Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

2.4 Kommunizierende Körper

Anna-Katharina Hornidge
Konstruierte Ortsungebundenheit und Körperlichkeit
in Orten der Wissenschaft. Feldstationen und Forschungsschiffe . . 165

Axel Schmidt & Arnulf Deppermann


Interaktive Emergenz und Stabilisierung –
zur Entstehung kollektiver Kreativität in Theaterproben . . . 182

Sebastian Till Hartwig


Über die Kommunikation impliziten Wissens –
im Kontext der Vermittlung professionellen Operngesangs . . 202

3. Kommunikation an den Grenzen


Jo Reichertz, Verena Keysers & Anna Nebowsky
Einander ein Gerüst geben. Handlungsabstimmung an
den Grenzen von Kommunikation . . . . . . . . . . . . 219

Wolff-Michael Roth
Kommunikatives Handeln und die Zone der nächsten
Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
Felix Tirschmann
Kommunikation mit Kommunikationslosen . . . . . . . . 255

Gesa Lindemann & Jonas Barth


Gewalt in der stationären Pflege: Zum Akteursstatus
von Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . 271

Michaela Pfadenhauer & Ronald Hitzler


Grenzen der Kommunikation als Grenzen der
Wirklichkeitskonstruktion. Bestimmung von den
Grenzsituationen technischer/tierischer Begleiter her . . . . . 287

4. Theoretisierungen
Max Gropper & Bernt Schnettler
Reziprozität und Irreziprozität der Perspektiven.
Zur kommunikativen Verschiebung von Grenzen im
intersubjektiven Fremdverstehen . . . . . . . . . . . . 303

Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . 319

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