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Strafrecht I

Wintersemester 2017/18

Prof. Dr. Cornelius Prittwitz


19. Oktober 2016
„Fälle“ (im Jurastudium)

• Beispiels- und Übungsfälle


(in Vorlesungen, Tutorium, Studienbüchern) - Phantasie

• Von Ihnen zu begutachtende Fälle (=Sachverhalte)


 Klausur, Hausarbeit – Phantasie oder wirkliches Leben

• „Fälle“ im „wirklichen“ Leben


Rechtsprechung, Instanzgerichte (idR Amts- und
Landgericht), höchstrichterliche Rechtsprechung (OLG,
BGH), Entscheidungen des Bundesverfassungsgericht;
und: Zeitung und andere Medien, Theater, Romane etc.
„Schuldig“ – „Nicht-schuldig“?

• So die Laienfrage!

• Strafrechtlich …
o Welcher Tatbestand kommt in Betracht?
 StGB und „sog. Nebenstrafrecht“
 StGB „AT“ (Allg. Teil) und „BT“ (Besonderer Teil)
 Tatbestand, Rechtswidrigkeit, Schuld
 War er‘s? wollt er‘s?
 Durft er‘s?
 Ist er dafür verantwortlich?
Strafrecht i.w.S und i.e.S.

• Strafrecht (materielles StrafR)


(StGB [AT und BT] und „Nebenstrafrecht)
• Strafprozessrecht (formelles StrafR)
StPO (und GVG)
• Strafzumessungsrecht
(StGB,  §§ 46 – 60)
• Strafvollstreckungsrecht
(StPO,  §§ 449-463dd)
• Strafvollzugsrecht
(StrafvollzugsG u.a. )
Weitere „Einordnungen“

• Strafrecht  Kriminologie
• Strafrecht  Kriminalistik
• Strafrecht  Kriminalpolitik

• Strafrecht  Öffentliches Recht

• Strafrecht  Zivilrecht
Strafrecht und Kriminalwissenschaften

Grundlagen-
Kriminalwissenschaften
wissenschaften

Rechtswissenschaft / Empirische
Normwissenschaft Wissenschaft

(Rechts-) Philosophie
Strafrecht
Rechts-) Soziologie
Krimi-
Strafprozeßrecht nologie
(Rechts-) Geschichte
Strafvollzugsrecht
(Rechts-) Politik
Strafrecht, öffentliches Recht, Zivilrecht (formal)

• Privatrecht regelt die Rechtsbeziehungen der Bürger zueinander;

• das öffentliche Recht regelt


– die Rechtsbeziehungen der Bürger zum Staat
(Vorsicht! Das heißt nicht, dass es nicht sehr oft um Konflikte der
Bürger untereinander geht!)
– und verschiedener staatlicher Rechtssubjekte zueinander.

• Strafrecht ist insoweit ein Teilgebiet des öffentlichen Rechts, das


wegen seines besonderen Gegenstandes und der Besonderheit
seiner Regelungen (und wohl auch wegen seiner einschneidenden
Rechtsfolgen) als eigenständiges Gebiet anerkannt ist.
Strafrecht, öffentliches Recht, Zivilrecht
(sachlich/inhaltlich/materiell)
• Privatpersonen stehen sich bei der Rechtsdurchsetzung
gleichgeordnet gegenüber und müssen sich deshalb des staatlichen
Zwanges zur Rechtsdurchsetzung bedienen (können es aber auch!);

• dagegen ist der Staat dem Bürger insofern übergeordnet, dass


der Staat seine Rechte gegenüber dem Bürger hoheitlich
durchsetzen kann.

• Vorsicht! Das heißt nicht, dass der Staat bei seiner Durchsetzung
nicht auch an das Recht gebunden ist!

• Das gilt auch für das Strafrecht; hier ist das Gebundensein des
Rechts wegen der Freiheit der Bürger und der potentiell extrem
freiheitsbeschneidenden Rechtsfolgen von besonderer
Bedeutung
Was bewirkt (Straf-) Recht,
was soll es bewirken ?

• (Straf-) Recht kann genutzt werden (und wird genutzt)


als Instrument der Macht.

• (Straf-) Recht soll regeln, ordnen, schützen


Wen schützt es?

• Wen schützt das Strafrecht

– Die Bürger vor Straftätern?


(Verbrechensbekämpfungsrecht)

– Die Straftäter vor dem strafenden Staat?


(Verbrechensbekämpfungsbegrenzungsrecht)

–  Wolfgang Naucke, Strafrecht, Eine (Anm. CP: echte


und trotzdem anspruchsvolle) Einführung, 10. Aufl., 2002
Wen schützt es ?

• Rechtsstaatliches Strafrecht = Strafrecht, das

– seine Bürger vor Verbrechen schützt, in dem es auf


Prävention durch Strafrechts setzt und hofft;

– seine Bürger vor dem strafenden Staat und der dahinter


stehenden straffreudigen Gesellschaft schützt, in dem es
genau (gesetzlich) festlegt, unter welchen Bedingungen
gestraft werden darf
( Gesetzlichkeitsprinzip)
Planung, Organisation, etc.

1. Ganz praktisch (auch OLAT)


2. Studium, Zwischenprüfung, Examen …
3. Semesterziel („Lernziel“)
4. Semesterplan
5. Vorlesung  Tutorium (AG)
6. Personen
7. Studieren, Lesen
(1) Praktisch

• Vorlesungszeit: Di.: 11.15-12.00, Do. 10.15-11.45 Uhr

• Kein Skript

• Folien (als Lernhilfe, nicht Buchersatz) und Material,


auf das verwiesen wird, i.d.R. am Montag online

• Sprechstunde Dienstag nach Anmeldung (oder mit


Risiko)
Noch (1): OLAT Lernplattform
1. In Google „olat server frankfurt“ eingeben und den
obersten Treffer anklicken (https://olat.server.uni-
frankfurt.de)

2. Dort mit dem HRZ-Account anmelden


(Sie sollten schon einen Account zusammen mit ihrer
Goethe-Karte erhalten haben; dieser ist auch notwendig
für die Anmeldung der Leistungsnachweise und andere
elektronische Dienste der Universität wie den Zugang zu
Bibliotheksdatenbanken. Wenn nicht: Der erste Treffer bei
Google zu „olat frankfurt“ hilft weiter beim HRZ-Account.)
Noch (1): OLAT Lernplattform

3. In OLAT in dem Suchfeld rechts oben


nach „Strafrecht I“ suchen.
Unter Strafrecht I sieht man dann die Ankündigungen und
das Angebot für Materialien und Foren, die im Laufe des
Semesters eingestellt werden.

4. Im Kurs „Strafrecht I“ in der linken Menüleiste unter


„Einschreibung“ einschreiben.
(2) Studium Zwischenprüfung Examen

• 1.-4. Semester: Strafrecht I-IV mit „kleinen und


großen“ Scheinen
• Zwischenprüfung

• Staatsexamen mit 1 Strafrechtsklausur

• Schwerpunktstudium
• Universitätsexamen

• Referendariat und zweites Staatsexamen


(3) Semesterziel

• Einfach gelagerte Strafrechtsfälle begutachten können


• Legitimationsproblematik des Strafrechts erkennen,
• Kriminalpolitisch sensibel sein
• Gemeinsamkeiten u. Unterscheide zu Ö-Recht und ZR
kennen
• Verhältnis zwischen Strafrecht und Strafprozeßrecht, und
beider zu Kriminologie u. Kriminalpolitik kennen
• Wichtige AT-Probleme kennen und diskutieren können
• Übersicht über BT haben und einige Vorschriften kennen
• Vertraut sein mit wissenschaftlicher und speziell
juristischer Methode
• Insbesondere mit der Technik strafrechtlicher
Begutachtung mit Hilfe des Subsumtionsmodells
(4) Semesterplan ( Homepage, OLAT)

• Oktober: Übersicht

• November:
§§ 212, 211 und 223 ff. aus dem BT
Objektiver Tatbestand (Kausalität, obj. Zurechnung)

• Nov./Dezember
Subjektiver Tatbestand (Vorsatz / Irrtum)

• Dezember:
Rechtswidrigkeit

• Januar: Schuld
(5) Vorlesung  Tutorium AG

• Verhältnis V/AG

• Vorlesung:
• System, Inhalt, Hintergrund, Aktuelles, Verknüpfungen
• Dozent spricht („Frontalveranstaltung“) mit interaktiven
Einschüben

• Arbeitsgemeinschaft:
• Anwendung, Übung, Rückfragen, Nachbereitung und
„Nachhilfe“
• Teilnehmer sprechen („Lernwerkstatt“ mit
„Frontaleinschüben“
(6) Personen

• Sie …

• Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


- Frau Langner im Sekretariat
- Meine wiss. Mitarbeiterin Frau Zink, Herr Gbellu
• meine „Hilfskräfte“: Herr Blechschmidt, Herr Giel und
Herr Seel

• Ihr „Prof.“
(7) Lektüre, Studieren, Lesen

• Gesetze
• Kommentare
• Studien- und Lehrbücher
• Entscheidungssammlungen

• Fachzeitschriften
• Ausbildungszeitschriften

• Blogs
Beliebte Studienbücher
Empfehlungen für „Anspruchsvolle“
Ganz anderer Ansatz (Grundlegend, gleichzeitig
leichter und anspruchsvoller)
Was tun? Lesen, lesen, lesen …

• Belletristik, schöne Literatur, Prosa


• z.B. spannend, nicht schlecht
geschrieben und mit Bezug
zum Strafrecht:
Ferdinand von Schirach
Verbrechen, Schuld
(beide als TB erhältlich)

• Klassiker!

• Tages- und Wochenzeitungen,


Straftheorien

• “Strafe muss sein!”


• Muss Strafe sein?
• Darf Strafe sein?
• Was bewirkt das Strafrecht?
• Was bewirken die Straftatbestände im Gesetz (StGB und
Nebenstrafrecht) und was sollen sie bewirken?
• Was bewirken Strafverfahren und was sollen sie bewirken?
• Was bewirken Strafen und was sollen sie bewirken?

• Das sind Grundfragen, die im Semester (und im Studium) immer


wieder auftauchen. Verstehen Sie jetzt, dass es einen wichtigen
Unterschied zwischen dem konkreten Strafverfahren/ der konkreten
Strafe und dem Strafrecht allgemein gibt, und was der Unterschied
zwischen Straftheorien und Strafrechtsprinzipien ist.
Zweck und Rechtfertigung
des Strafrechts und des Strafens

• Wichtige Unterscheidung:

• Rechtfertigung u. Legitimation der einzelnen


Bestrafung (Antworten v.a. im GESETZ)

vs.

• Rechtfertigung und Legitimation des Strafrechts


generell (Antworten bei den Straftheorien)
Zweck und Rechtfertigung
des Strafrechts und des Strafens

Grundproblem :

Zweck (Aufgabe) des Strafrechts

Rechtfertigung des Strafrechts

Dazu äußern sich die STRAFTHEORIEN


Straftheorien

Es stehen sich gegenüber:

Absolute Straftheorie

Relative Straftheorien
(Präventionstheorien)
Straftheorien – „Geschichte“

• SENECA (gestorben im Jahr 65):

• „Nemo prudens punit


quia peccatum est
sed ne peccetur !“

• IMMANUEL KANT: „Richterliche


Strafe (…) kann niemals bloß als
Mittel, ein anderes Gute zu befördern,
für den Verbrecher selbst oder für die
(…) Gesellschaft, sondern muss (…)
verhängt werden, weil er verbrochen
hat.“
Straftheorien
• Zwei Theorieblöcke:
(eine) absolute Straftheorie … und (viele) relative
Straftheorien.

– Die absolute Straftheorie behauptet,


– dass Strafe losgelöst von allen erhofften oder
erreichten Wirkungen (= absoluta) gerechtfertigt ist,
wenn und soweit die Schuld des Täters damit vergolten,
gesühnt wird. (punitur quia peccatum est!)

– Bei genauerem Hinsehen doch nicht so losgelöst!


Behauptet wird, dass das (durch den Täter) Recht
wieder hergestellt wird, dass die Schuld ausgeglichen
wird.


Straftheorien

• Dagegen werden – seit 2500 Jahren – als Gegenthese


„relative Straftheorien“ vertreten: Nur wenn mit Strafe ein
legitimer Zweck verbunden werde (= in Verbindung mit,
relativ zu einem Zweck), sei Strafe legitimierbar.
(punitur ne peccetur!)

• Diese Theorien müssen sich fragen lassen, ob der Zweck


die Mittel heiligt, ob man den unverbesserlichen Dieb
lebenslang „hinter Gitter“ bringt, und den aus einer
einmaligen Situation heraus tötenden Menschen
unbestraft lassen muss.
Straftheorien - Argumente

• Für die absolute u. gegen die relative Straftheorie(n)?

• Nützlichkeitserwägungen können Strafrecht nicht


begrenzen
• Gerechtigkeit braucht keine Nützlichkeit
(Fiat iustitia pereat mundus, Kant im Inselbeispiel)
• Mensch darf nicht wie ein Hunde behandelt, darf nicht
als Mittel zum Zweck genutzt werden.
• Präventive Effekte nicht (oder schwierig) nachweisbar;
radikal: „Nothing works!“ (Martinson, 1970er Jahre)
Straftheorien - Argumente

• Gegen die absolute u. für die relativen Straftheorie(n)

• Entspricht nicht unseren Vorstellungen von Rationalität


• Wie soll denn das recht wiederhergestellt, Schuld
ausgeglichen werden?
• Staat darf nur strafen, wenn er etwas bewirken
(Prävention) will
• Übersieht kriminogene Effekte des Strafens (v.a. der
Freiheitsstrafe)
Straftheorien und Strafgesetz

• Sind die Straftheorien auch für die Bestrafung im Einzelfall


nützlich und ausagekräftig?

• Formal: Nein. Hier „herrscht“ das Gesetz, das für eine


(weitgehende) Einheitlichkeit sorgt; im Rahmen des
gesetzlich Vorgeschriebenen aber können präventive
Aspekte durchaus eine Rolle spielen.
Gesetz und die Straftheorien

• Das Gesetz (z.B. das StGB)


• setzt in den Tatbeständen des BT Strafrahmen fest,
(z.B. § 212: „nicht unter 5 Jahren“, oder § 223: „bis zu fünf
Jahren oder mit Geldstrafe“)
• sieht allgemeine Regeln für Milderungen vor
(z.B.  § 23 II [Versuch]; § 17 Satz 2 [vermeidbarer
Verbotsirrtum]; § 21 [verminderte Schuldfähigkeit]: § 27 II
Satz 2 [Beihilfe], …
• … und setzt Maßstäbe für die konkrete Strafe
(innerhalb des gesetzlich vorgesehenen Rahmens)
in § 46 I und II
§ 46 I StGB

• Satz 1:
„Die Schuld des Täters ist Grundlage für die
Zumessung der Strafe.“

(Das wird zum Teil verstanden als Plädoyer des Gesetzes für die
absolute Straftheorie. Man kann es aber auch lesen als („nur“
Begrenzung präventiv begründeter Strafen.)

• Satz 2:
Die Wirkungen, die von der Strafe für das künftige
Leben des Täters in der Gesellschaft zu erwarten sind,
sind zu berücksichtigen.“
Straftheorien (so kann man sich‘s merken!)

Straftheorien

Absolute Relative Straftheorien


Straftheorie

Generalprävention Spezialprävention

negative GP  positive GF negative SP  positive SP


Absolute Straftheorie   Relative Straftheorien

Generalprävention   Spezialprävention

Negative Negative
Generalprävention Spezialprävention

Positive Positive
Generalprävention Spezialprävention
Literaturempfehlung

• Klaus Günther

• Kritik der Strafe I+II



• In: WestEnd – Neue
Zeitschrift für Sozialforschung, Heft 1 (2004),
S. 117 und Heft 2 (2005),S. 131 ff.

•  auf OLAT
Straftheorien  Strafrechtsprinzipien

• Straftheorien erklären das Strafrecht und sollen es


legitimieren,

• Strafrechtsprinzipien regeln die Anwendung des


Strafrechts, setzen ihm und der Kriminalpolitik Grenzen

• Die (tatsächliche*) Beachtung universell anerkannter Prinzipien ist ein


Maßstab für die Rechtsstaatlichkeit des Strafrechts

• ( Unterscheide “law in the books” und “law in action”


so der Roscoe Pound (1910) (US-amerikanischer Jurist udn
rechtssoziologe (1870-1964)
Strafrechtsprinzipien

• Das Strafrecht im Rechtsstaat ist an Prinzipien und Regeln


gebunden.

 Prägnante (wenn auch idealistische) Formel, die den


Rechtsstaat beschreibt: „Nicht die Mächtigen haben das
Recht, sondern das Recht hat die Macht!“

• Zentrale Prinzipien
• Schuldstrafrecht
• Tatstrafrecht
• Geltung des Gesetzlichkeitsprinzips
• Strafprozessuale Prinzipien wie: Unschuldsvermutung,
Gesetzlicher Richter, Unabhängige Justiz, Schweigerecht,
42
Effektive Verteidigung
Strafrechtsprinzipien

• Gesetzlichkeitsprinzip
(Garantiefunktion des Strafrechts)
NULLUM CRIMEN, NULLA POENA SINE LEGE …

• Verbot von belastendem) Gewohnheitsrecht (… scripta)


• Rückwirkungsverbot (… praevia)
• Bestimmtheitsgebot (… certa)
• Analogieverbot (… stricta)
Strafrechtsprinzipien

• Andere Prinzipien
• Schuldprinzip (Strafrecht = Schuldstrafrecht)
„Bestraft werden darf nur, wer für ein Verhalten (und
seine Folgen) verantwortlich ist!“
• Tatstrafrecht (nicht Täterstrafrecht)
Bestraft werden zwar Täter, aber die Strafe folgt auf die
Tat, nicht auf Gefährlichkeit, Bosheit etc. des Täters
• Ne bis in idem (Verbot der Doppelbestrafung)

Unschuldsvermutung
Strafrechtsprinzipien

• Warum so viel Schutz?


• Ist Strafrecht doch
„Verbrechensbekämpfungsbegrenzungsrecht?

• Vernünftiger Staat (und sein Strafrecht) misstrauen


sich selbst – aus (Nicht nur historisch) guten
Gründen!
• Übermacht der Strafverfolgung und der punitiven
Gesellschaft!
• Ohnmacht des Individuums
45
Straftatsystem, Straftatlehre,
Verbrechensaufbau
• Man liest (z.B. bei Rengier, AT, § 2, Rn 4),
„Einzelheiten (zur Straftatlehre) gehören in das Kapitel
zur Fallbearbeitung“.

• Das stimmt zwar insofern, als man Fälle nicht


methodisch korrekt bearbeiten kann, wenn man den
Aufbau der Straftat nicht kennt, lässt aber Zentrales
unausgesprochen.

• Zentral: Die Straftatlehre stellt klar, dass das Strafrecht


Tatstrafrecht ist, und: sie stellt klar, in welcher
Reihenfolge und unter welchen Voraussetzungen der
strafverfolgende Staat an den Bürger Frage stellen darf.
Straftatlehre und Tatstrafrecht

Die Straftat besteht aus


• Tatbestand (objektive und subjektive Elemente)
• Rechtswidrigkeit (ob. Und subj. Elemente)
• Schuld.
Das „Korsett“, in das die Straftatlehre den Rechts-
anwender in Theorie und Praxis zwingt, stellt klar,
dass es nicht um einen Verbrecher geht, sondern um
die Strafbarkeit eines Verhaltens, das
1. objektiv und subjektiv tatbestandsmäßig,
2. objektiv und subjektiv rechtswidrig ist,
3. und schuldhaft (verantwortlich) begangen47wurde.
Straftatlehre und Fallbearbeitung
Aus diesen (keineswegs nur pragmatischen) Gründen ist
in der Fallbearbeitung stets zu fragen,
• durch welches konkrete Verhalten eines Menschen
• die objektiven und subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen
eines konkretes Straftatbestandes verwirklicht wurden;
• ob das (also verbotene Verhalten) ausnahmsweise erlaubt
(also nicht rechtswidrig) war, was sich in der Regel nach
wiederum objektiven und subjektiven Voraussetzungen richtet,
• Und ob dieses rechtswidrige Verhalten dem Menschen als von
ihm verantwortetes (schuldhaftes) Verhalten vorgeworfen
werden kann
Leseempfehlung: Frister, AT, 7. Kapitel, Rn 1-13
48
Kategorien (Fremdsprache Strafrecht)
• Verbrechen und Vergehen  § 12
• Begehungs- und Unterlassungsdelikte (§ 13, § 323a)
• Vorsatz- und Fahrlässigkeitsdelikte  § 15,
• Vollendung, Versuch und Vorbereitung,  §§ 22 ff. 30
• Täterschaft und Teilnahme  §§ 25 ff.
 Erfolgs- und Tätigkeitsdelikte (§§ 212153/316)
 Verletzungs- und Gefährdungsdelikte (§§ 223 315c
 Grunddelikte und Qualifikationen (§§ 223224
 Dauerdelikte (§ 239)
 Allgemein- und Sonderdelikte (§§ 212,223331)
 Eigenhändige Delikte (§§ 153, 173) 49
§ 212 StGB (Totschlag)

(1) Wer einen Menschen •Verbrechen u Vergehen, § 12


tötet, ohne Mörder zu •Begehungs- u. Unterlassungsdelikte,
sein, wird als § 13
•Vorsatz- u. Fahrlässigkeitsdelikte. §
Totschläger mit 15
Freiheitsstrafe nicht •Vollendung, Versuch. Vorbereitung,
unter fünf Jahren  §§ 22 ff. 30
bestraft. •Täterschaft und Teilnahme §§ 25 ff.
(2) In besonders Erfolgs- und Tätigkeitsdelikte
schweren Fällen ist Verletzungs- und Gefährdungsdelikte
auf lebenslange Dauer- und Zustandsdelikte
Freiheitsstrafe zu Allgemeindelikte
Sonderdelikte
erkennen.
Eigenhändige Delikte
§ 223 StGB (Körperverletzung)

(1) Wer eine andere •Verbrechen und Vergehen  § 12


Person körper- •Begehungs- und Unterlassungsdelikte
lich misshandelt (§ 13)
•Vorsatz- und Fahrlässigkeitsdelikte 
oder an der § 15
Gesundheit •Vollendung, Versuch und
schädigt, wird mit Vorbereitung,  §§ 22 ff. 30
Freiheitsstrafe bis •Täterschaft und Teilnahme  §§ 25 ff.
zu fünf Jahren
Erfolgs- und Tätigkeitsdelikte
oder mit Geld- Verletzungs- und Gefährdungsdelikte
strafe bestraft. Dauer- und Zustandsdelikte
(2) Der Versuch ist Allgemeindelikte
Sonderdelikte
strafbar. 51
Eigenhändige Delikte
Begeisterung ist Doping für Geist und Hirn
http://www.gerald-huether.de/populaer/veroeffentlichungen-von-gerald-
huether/texte/begeisterung-gerald-huether/index.php

„Leider ist vielen Erwachsenen genau das, weitgehend


verloren gegangen was einem Kind die pure Lebensfreude
vermittelt: die Begeisterung. Zwanzig bis fünfzig mal am
Tag erlebt ein Kleinkind einen Zustand größter Begeiste-
rung: Und jedes Mal kommt es dabei im Gehirn zur
Aktivierung der emotionalen Zentren. … (Es) wird ein
Cocktail von neuroplastischen Botenstoffen
ausgeschüttet. … Das ist der Grund, warum wir bei all
dem, was wir mit Begeisterung machen, auch so schnell
immer besser werden.
Das Gehirn entwickelt sich so, wie und wofür es mit
Begeisterung benutzt wird.

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