Sie sind auf Seite 1von 5

Das Bauprogramm Augustus' als Propganda

I. Einleitung durch Übersetzung:

Der römische Schriftsteller Sueton äußerte sich in seiner Biographie über Augustus wie folgt
über dessen städtebaulichen Errungenschaften:
,,Urbem neque pro maiestate imperii ornatam et inundationibus incendiisque obnaxiam
excoluit adeo, ut iure sit gloriatus marmoream se relinquere, quam latericiam accepisset.''
→ ,,Er verfeinerte die Stadt, welche nicht der Größe des Reiches angemessen war
beschmückt und Überschwemmungen und Bränden ausgesetzt worden war, so weit, dass
mit Recht geprahlt wurde, dass er die Stadt aus Marmor hinterließt, die er aus Ziegeln
erhalten hatte.''
In der Präsentation soll nachgegangen werde, ob Sueton tatsächlich mit seiner sehr
unkritischen Einschätzung Recht behält und inwiefern, Augustus diese bereits kurz
beschriebene Baupolitik als Propagandamittel benutzt hat., ,

Hintergrund:
Erst nach dem 3. Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurden häufiger bedeutende,
öffentliche Bauten mit privaten Geldern errichtet. Zuvor waren meist nur Triumphatoren
finanziell in der Lage, solche zu bezahlen. Sie besaßen die manubiae, Gelder aus ihrer
Kriegsbeute, die, gemäß einem ungeschriebenen Gesetz, nicht zum privaten Gebrauch
verwendet werden durften. In der Regel hatten sie dann ein Magistratsamt inne und konnten
mit dem Einverständnis des Senates über die öffentlichen Gelder verfügen. 11 Ein so
errichtetes Bauwerk wurde dann von den nachfolgenden Generationen des Errichters
gepflegt und restauriert, um stets an die Leistungen ihres Vorfahren zu erinnern. So war das
Erscheinungsbild unwillkürlich mit den ruhmreichen Familien der nobilitas verwoben, die
auch die Eliten der Republik stellten. Jedoch stand die Zweckmäßigkeit der Bautätigkeit im
Vordergrund, da es Bauten für die Öffentlichkeit waren.
In der Spätzeit der Republik zeichnete sich jedoch ein Wandel ab, der Bauwerke stärker in
das Interesse persönlicher Geltungs- und Machtansprüche einzelner Familien, bzw.
Individuen treten ließ. Baupolitik war mit dynastischen Hoffnungen verknüpft worden und
brachte auch Rivalitäten innerhalb der Herrscherschicht mit sich. 13 Unter Augustus gab es
diesbezüglich keine Neuerungen. Vielmehr setzte er konsequent die neuen Gepflogenheiten
der späten Republik fort. Die Vermischung von öffentlichem und privatem Bereich erreichte
ihren Höhepunkt.
Diese gesamte Entwicklung steht im Zeichen des Verfalls des politischen Systems der
Republik, in der die mächtigen Vertreter der nobilitas sich für ihre Person Rechte
herausnahmen, die vorher von den Institutionen behauptete wurden; man spricht hierbei
auch von der Desintegration einzelner nobiles in der späten römischen Republik.
Nur so konnte er erst das gesamte öffentliche Bauwesen und das damit verbundene
öffentliche Ansehen unter seine Kontrolle, bzw. die Kontrolle seiner Familie bringen, wie es
die Familien der nobilitas in der Republik für sich beansprucht hatten. Allerdings bedeutet
die Baupolitik auch einen starken Bruch mit der Republik, wenn man das Erscheinungsbild
Roms vor Augustus betrachtet. Die Stadt war nämlich vorher nicht sonderlich prunkvoll, es
gab keine klare stadtplanerische Linie und vor allem in den Wohngebieten herrschten
bezüglich der Wohnqualität, der Versorgungslage und der hygienischen Verhältnisse
katastrophale Zustände.
Diese Vorgehensweise kann wohl so verstanden werden, dass Augustus den Schutz des
Reiches ganz für sich beanspruchte und deshalb auch dessen Zentrum, ganz und gar
seinen Bedürfnissen entsprechend, umgestaltete. Hier zeigt sich eine Abgrenzung zur
Republik, da die Gebäude nicht mehr den öffentlichen Ansprüchen angepasst, errichtet
wurden und Augustus so ganz neue Standards im Bauwesen einführen konnte.

Bauphasen:
Man geht heutzutage davon aus, dass das Bauprogramm keine einheitlich geplante Aktion
war, sondern sich prozesshaft entwickelte.
Baupolitik während der Triumviratszeit: Der erste Abschnitt stellt die Zeit vom Tode
Caesars bis zum Sieg über den politischen Rivalen Antonius dar. Hier lieferten sich
Augustus und seine Anhänger einen erbitterten Konkurrenzkampf mit ihrem Gegner.
Selbst in ihrer Bautätigkeit wetteiferten die beiden Rivalen um die Gunst der Öffentlichkeit.
Um sich hervorzutun, ohne großspurig zu wirken, konzentrierte Augustus sich im
Wesentlichen auf drei markante Punkte in Rom. Zum einen war dies der Tempel auf dem
Palatin, den er für Apoll oberhalb des Circus Maximus errichten ließ. Es mag kein Zufall
gewesen sein, dass sich auch das Haus des späteren Prinzeps dort befand und er so gezielt
eine Verbindung zwischen sich und Apoll herstellte. Derartig bedeutungsvolle und
exponierte Wohnlagen waren vorher nur bei den Königen der hellenistischen Zeit zu finden.
Auf dem Marsfeld baute Augustus das monumentalste Bauwerk seiner frühen Jahre. Es
entstand ein Mausoleum mit gewaltigen Ausmaßen, das mit keines seiner späteren
Bauwerke vergleichbar wäre. Dieses Grabmal, das von der Größe her mit dem von
Alexander der Große in Alexandria verglichen werden kann, war schon von weitem sichtbar
und dürfte in der damaligen Zeit auf Reisende und auf die Bürger Roms in etwa so
anziehend gewirkt haben wie heute der Eiffelturm in Paris dies tut. Dieser Bau war an der
Spitze mit einer Statue des Augustus versehen und später kamen Symbole hinzu, die seinen
ehrenvollen Verdiensten und Siegen zugesprochen wurden, eine Dekoration, durch die das
Mausoleum auch wie ein gigantisches Siegesmal gewirkt haben mag.
Diese überhöhte Selbstdarstellung war sehr geeignet für die Zeit, in der Augustus seine
Herrschaft in Rom etablieren musste. Von Anfang an drückte er damit seine erhobene
Stellung in Rom aus, lange Zeit bevor ihm der zutreffende Ehrenname verliehen wurde.
Weiterhin ließ er das Gelände des alten Forum Romanum umgestalten und das
Pompeiustheater renovieren. Außerdem hatte sein Getreuer Agrippa in dieser Zeit das Amt
des Ädils inne und konnte so mit zahlreichen Wasserleitungen, Springbrunnen, Zisternen
und Bädern das Volk mit einer neuen, gut ausgebauten Wasserversorgung beschenken.

Baupolitik nach dem Sieg bei Actium:


Nachdem Oktavian durch den Sieg über Antonius die Macht in Rom 31. V. Chr. Nach 13
Jahren erlangt hatte, ging er daran, diese durch populistische Baumaßnahmen zu festigen
und das ganze in ein totalitätes Programm zu münden. Nach den politisch chaotischen
Bürgerkriegen, die 31 v. Chr. in der Schlacht von Actium gipfelten, musste Augustus seine
Macht festigen. Ein Bauprogramm war erforderlich, da die Mittel wahrscheinlich für die
Kriegsanstrengungen abgezweigt wurden. Das Bauprogramm könnte jedoch auch als
Propaganda dienen. Es war ein Mittel, mit dem Augustus sich mit traditionellen römischen
Werten (Sitten) in Verbindung bringen und sich als fromm und loyal gegenüber Rom
darstellen konnte.
Neben der Fertigstellung und Restauration bestehender Bauprojekte, trieb er auch die
dringend gebotene Erneuerung des maroden römischen Stadtbildes sowie den Straßenbau
voran. Eine wesentliche Steigerung der Wohnqualität der Stadt konnte unter anderem durch
eine Sanierung des Abwassersystems der Cloaca Maxima, den Bau von Quellwasser
leitenden Äquadukten wie der Aqua Iulia und des Aqua Virgo und durch wirkungsvolle
Verbesserungen beim Brandschutz erzielt werden. Einen maßgeblichen Anteil an der
Durchführung dieser Projekte hatte sein Freund Agrippa. Damit demonstrierte Augustus
Fürsorgepflicht als Prinzeps und Patron seiner Untertanen, als Beschützer und Begünstiger
des römischen Volkes. Das Bauprogramm allgemein hatte auch eine große wirtschaftliche
Bedeutung, da es zu mehr Beschäftigung und Einkommen führte.
Größte Wichtigkeit in der Zeit genoss die Restauration der römischen Tempel, getreu dem
neuen Leitmotiv der ‚Rückkehr zu den Göttern’.So rühmte sich Augustus der
Wiederherstellung von 82 Tempeln im Jahre 28 v. Chr. und inszenierte so eine
Selbstdarstellung als Religion, Traditionen und ehrbare Werte wahrender Patron.4
Konzentrierte sich der Eingriff Octavians in das Stadtbild Roms in den ersten Jahren auf
einige wenige markante Punkte Roms, so wird nun ein gewisses Totalitätsstreben deutlich.
Der princeps tritt bei der Ausgestaltung der kultischen Bauten bewusst in den Hintergrund.
So werden goldene Statuen des Octavian eingeschmolzen und programmatisch in Dreifüße
für die Heiligtümer umgegossen. Damit vollzieht sich eine Identifikation des princeps mit den
Göttern. Er lässt sich zwar nicht göttlich verehren, doch ist seine Anwesenheit an den
Kultstätten permanent; er tritt als Bewahrer und mehr noch als Erneuerer der alten
Kultstätten auf.
Auch lassen es Augustus und Agrippa, dessen eigentliche Bautätigkeit in diesen Zeitraum
fällt, nicht an Luxus und Ausschmückung der öffentlichen Bauten fehlen. Erstmals wird in
großem Umfang privater Luxus der Öffentlichkeit Roms zur Verfügung gestellt.
Auch konnte sich Oktavian klarer in anerkannten Grundwerten von Moral und Ethik sowie
zur Stadt Rompositionieren, während sich der von Ägypten aus agierende Antonius mit
seinem Hang zu Luxus und Vergnügen sowie seinem testamentarischen Bekenntnis zu
Kleopatra und Ägypten immer mehr Gegner in Rom machte.
In der römischen Welt und Psyche war die Stadt am Tiber das entscheidende
Identifikationszentrum, und Augustus nutzte diesen Imagevorteil geschickt für seine
politischen Interessen aus.

Im Jahr 13 v. Chr. gelobte der Senat in Erwartung einer dauerhaften Friedenszeit einen Altar
zu Ehren des Augustus auf dem Marsfeld zu bauen, die Ara Pacis Augustae, welcher im
Jahr 9 v. Chr. eingeweiht wurde. Dieser Altar war als dynastisches Monument gestaltet,
dargestellte Bilder verknüpften ‚Weltfrieden’ und ‚Goldenes Zeitalter’ mit der Familie des
Augustus. In unmittelbarer Nähe zur Ara Pacis entstand eine riesige Sonnenuhr mit einem
dreißig Meter hohen ägyptischen Obelisken als Zeiger. Dessen Schatten fiel zum
Geburtstag von Augustus genau in die Mitte des Friedensaltars, somit seine besondere
Rolle als Friedensstifter symbolisierend.
In Verbindung mit dem in der Nähe liegenden Mausoleum des Augustus, entstand so ein
eindrucksvolles architektonisches Ensemble im Sinne augusteischer Herrschaftsideologie.
Vom Tode Agrippas bis zum Tode Augustus:
In diesen Zeitraum betont Augustus stärker als zuvor den Führungsanspruch seiner eigenen
Familie. Benannte er das Marcellus-Theater noch zu Ehren eines verstorbenen
Familienmitgliedes, so werden in der Phase nach 12 v.Chr. die Bauten mehr und mehr mit
den präsumtiven Nachfolgern in Verbindung gebracht, zuerst mit Gaius und Lucius und
später mit Tiberius und Drusus.
So wird beispielsweise die Basilica Iulia neugestaltet und 12 v.Chr. auf die Namen Gaius
und Lucius neu geweiht.
Der bereits in der vorigen Bauphase deutlich gewordene Totalitätsanspruch drückt sich zum
Beispiel aus in der Erneuerung aller Aquädukte von 13-8 v.Chr. und in der Befestigung der
Tiberufer 8 und 7 v.Chr.
Man gewinnt den Eindruck die Stadt soll systematisch an allen Punkten und durch
gesetzgeberische und organisatorische Regelungen für alle Zeit gesichert werden.
Als krönenden Höhepunkt seiner baupolitischen Inszenierung errichtete Augustus im Jahr 2
v. Chr. das Forum Augustum mit dem Tempel des Mars Ultor auf privat erworbenem Grund
unter Verwendung von Mitteln aus der Kriegsbeute. Dieses Bauwerk war als Tempelplatz
konzipiert, diente als Versammlungszentrum und wurde auch als Marktplatz genutzt. Hier
zeigte sich die unumschränkte Machtstellung des Prinzeps in der Zuschaustellung von
Machtattributen, dynastisch-monarchistischen und republikanischen Ahnenreihen sowie
bedeutenden Gottheiten. In der Mitte des Forums stand eine Quadriga, an der weit sichtbar
die göttlichen Namensbestandteile des Augustus, Caesar Augustus Divi filius Pater Patriae,
sichtbar waren. Der Ehrenname Pater Patriae, Vater des Vaterlandes, wurde ihm im Jahr 2
v. Chr. durch den Senat als höchste mögliche Ehrung verliehen. Mit einem gigantischen
Aufwand wurden diese Bauten zum Marsfest eingeweiht, wozu Augustus auch ein riesiges
Wasserbecken, die Naumachia bauen ließ, in dem mit 3.000 Kämpfern auf 30 Schiffen eine
Seeschlacht nachgestellt wurde.60 Das war der letzte bauliche Höhepunkt seiner
großartigen Selbstinszenierung, danach gab es nur noch wenige Bauten, da die finanziellen
Mittel in Folge von kostspieligen Kriegen in Germanien und auf dem Balkan knapp wurden.
Plinius stellt es gar den sieben Weltwundern gleich (nat.36,02), und tatsächlich übertraf es
an der Kostbarkeit der Ausstattung alle Bauten, die Augustus bis dato hatte errichten lassen.
Städte baulich wurde mit dem Forum des Augustus ein überragendes Zentrum geschaffen.
Bedeutung des Forums: Glorifizierung des Kaisers als Erneuerer der alten Traditionen und
als pater patriae, Rechtfertigung des römischen Weltherrschaftsanspruchs, Betonung der
göttlichen Abstammung durch Abbildungen und Statuen von Aeneas und Romulus,
Bemühung des Augustus, sich in die Tradition der Republik zu stellen
Mit einem verspäteten Verwaltungsakt zur Bautätigkeit, fand im Jahr 7 v. Chr. eine
Gebietsreform statt, bei der Rom in 14 Regionen mit 265 Stadtbezirken eingeteilt wurde.
Bezeichnenderweise geht damit einher eine gleichmäßige Aufteilung der Stadt in 14
regiones und 265 vici, so dass die neue Formation der städtischen Gesellschaft rein
äußerlich eine abschließende Gestalt erhält.
Fazit und kurze Zusammenfassung:
Sueton - Marmor als Baumaterial im antiken Rom:
erstes Anzeichen eines Propagandamittels. Die Aussage Suetons, Augustus habe Rom als
Lehmziegelstadt vorgefunden und als marmorne hinterlassen[3], lässt sich dahingegen interpretieren, dass
in der Zeit vor Augustus Marmor als Baumaterial eine untergeordnete Rolle im Städtebild Roms spielte.
Unter Augustus begann die Skepsis gegenüber Marmor kontinuierlich zu schwinden. Sogar Bauherren mit
weniger finanziellen Mitteln als Augustus bedienten sich dem zum Trend werdenden Material. Unter
Augustus wandelte sich die Symbolwirkung des Marmors dahingehend, dass von einer Abkehr von rein
privatem Luxus hin zu einer würdigen Repräsentation des Römischen Reiches, verkörpert durch die
großen öffentlichen Bauten, gesprochen werden kann.[6] Dieses Motiv, nämlich die würdige Ausgestaltung
der Stadt Rom als Repräsentant eines Weltreiches[7], benutzte auch Sueton in seinen Ausführungen. Man
kann daher vermuten, dass einer der Gründe Augustus, Marmor zu verwenden, in der Abkehr von
Althergebrachtem hin zu etwas Neuem zu sehen ist, sprich einer Hinwendung zu einem neuen politischen
System. Die Stadt Rom in ihrer architektonischen Ausgestaltung sollte dem Anspruch des princeps an eine
glanzvolle zukünftige Ära Genüge tun.

Sie war dabei Ausdruck seiner geschickten Steuerung und Beeinflussung des
Baugeschehens im Römischen Reich, zur Vermittlung von bildhaften Darstellungen als auch
für pragmatische Zwecke im Sinne seinerMachtinteressen. Dazu wird in Kapitel zwei
erläutert, wie Augustus diese Baupolitikden jeweiligen Erfordernissen seiner Herrschaftszeit
angepasst hat. Im Mittelpunkt vonKapitel drei stehen die dabei bestimmenden
baupolitischen Inhalte undAusdrucksformen. Mit eindrucksvollen Repräsentationsbauten,
durch dieSuggestionskraft von Architektur und Kunst, aber auch mit einer Vielzahl
vonpopulären Zweckbauten, unterstützte Augustus seine Machterlangung, den
Machterhaltund die Absicherung seiner Nachfolge. Besonders prägnante Beispiele aus
diesemBaugeschehen werden dazu im Weiteren aufgeführt.
Einfluss auf spätere, neuzeitliche Alleinerrschern wie Mussolini.

Das könnte Ihnen auch gefallen