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ifaa-Edition

Weitere Bände in dieser Reihe


http://www.springer.com/series/13343
Die ifaa-Taschenbuchreihe behandelt Themen der Arbeitswissenschaft und Betriebsorgani-
sation mit hoher Aktualität und betrieblicher Relevanz. Sie präsentiert praxisgerechte Hand-
lungshilfen, Tools sowie richtungsweisende Studien, gerade auch für kleine und mittelständi-
sche Unternehmen. Die ifaa-Bücher richten sich an Fach- und Führungskräfte in Unternehmen,
Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie und Wissenschaftler.
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa)
Hrsg.

Handbuch Arbeits- und


Gesundheitsschutz
Praktischer Leitfaden für Klein- und
Mittelunternehmen
Herausgeber
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa)
Düsseldorf
Deutschland

Ergänzendes Material finden Sie auf springer.com/978-3-662-54147-0

ISSN 2364-6896 ISSN 2364-690X (electronic)


ifaa-Edition

ISBN 978-3-662-54147-0     ISBN 978-3-662-54194-4 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-662-54194-4

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Vorwort

Ein gut organisierter Arbeits- und Gesundheitsschutz hilft nicht nur die umfangreichen gesetz-
lichen Vorgaben einzuhalten, sondern hat auch betriebswirtschaftliche Vorteile. Kosten durch
Unfälle, Produktionsausfälle oder berufsbedingte Erkrankungen können verhindert werden.
Aufgeräumte und übersichtliche Arbeitsplätze erhöhen zudem die Produktivität.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen tun sich immer noch – auch nach 20 Jahren Arbeits-
schutzgesetz – schwer, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Dies hat im Wesentlichen zwei
Gründe: Einerseits fehlt den Unternehmen eine praktische Handlungshilfe, mit der sie die doch
umfassenden und weitgefächerten Regelungen und Normen umsetzen können. Arbeitsschutz
„macht man“ auch nicht von heute auf morgen. Und da sich die Unternehmen andererseits
deshalb lieber dem widmen, was sie können und wirtschaftlich müssen – nämlich dem Tages-
geschäft – investieren sie nicht immer genügend Zeit in umfassende Arbeitsschutzmaßnah-
men. Das Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz versteht sich daher als Unterstützung für
Unternehmen, sich dem Thema pragmatisch zu nähern. Unternehmen, die das Handbuch als
Grundlage nutzen und weiter ausbauen, sind so in der Lage, ein für das Unternehmen passendes
Arbeitsschutzsystem aufzubauen.

Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser,


Direktor des Instituts für angewandte
Arbeitswissenschaft e. V.

V
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
1.1 Anspruch und Sinn des betrieblichen Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Rechtliche Einordnung – ordnungspolitischer Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Anforderung und Nutzen für Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.4 Kultur und Strategie des Arbeitsschutzes im Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
2.1 Arbeitgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.1 Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.2 Gefährdungsbeurteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.3 Pflichtenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.4 Bestellung von Beauftragten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.5 Arbeitsschutzausschuss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.2 Beschäftigte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.3 Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.4 Sicherheitsbeauftragte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.5 Betriebsräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.6 Verantwortliche Personen im Sinne § 13 ArbSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock, Reinhard Walleter und David Beitz
3.1 Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
3.2 Gefährdungsbeurteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
3.3 Pflichtenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.4 Bestellung von Beauftragten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.4.1 Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.4.2 Bestellung von Sicherheitsbeauftragten (Sibe). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.4.3 Bestellung von betrieblichen Ersthelfern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.5 Arbeitsschutzausschuss (ASA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen
in der betrieblichen Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.1 Abgrenzung Vorsorge – Eignung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.2 Arbeitsmedizinische Vorsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.3 Vorsorgeanlässe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.4 Vorsorgearten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.5 Nachgehende Vorsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.6 Pflichten des Arbeitgebers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.7 Wegfall der Unbedenklichkeitsbescheinigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.8 Eignungsuntersuchungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.9 Trennung von Vorsorge und Eignungsuntersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.10 Mitwirkung des Arbeitnehmers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

VII
VIIIInhaltsverzeichnis

4 Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems (AGS). . . . . . . . . . . . . . . . . 45


Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
4.1 Allgemeines. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.2 Ermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.3 Untersuchungen von Störungen und Abweichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.4 Interne Audits. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
4.5 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
5 Verbesserung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
5.1 Korrekturmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
5.2 Vorbeugungsmaßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
5.3 Kontinuierliche Verbesserung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
6 Dokumentation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
6.1 Anforderungen an die Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
6.2 Dokumentation mithilfe dieses Handbuches. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
6.3 Dokumentation auf der Grundlage eines Arbeitsschutzmanagementsystems. . . . . 58
7 Anwendungsbeispiele zum Einstieg in den betrieblichen Arbeits- und
Gesundheitsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
7.1 Abläufe und Vorgehensweisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Ansprechpartner vor Ort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Weiterführende Informationen und Links. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Abkürzungsverzeichnis

AfAMed Ausschuss für Arbeitsmedizin


AGS Arbeits- und Gesundheitsschutzsystem
AMR Arbeitsmedizinische Regel
ArbMedVV Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge
ArbSchG Arbeitsschutzgesetz
ASiG Arbeitssicherheitsgesetz
ASA Arbeitsschutzausschuss
ASR Arbeitsstättenregel, technische Regel für Arbeitsstätten
BA Betriebsarzt/Werksarzt
BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BG Berufsgenossenschaft
BGI Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei
der Arbeit
DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
DIN Deutsches Institut für Normung
GDA Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie
ILO International Labour Organization
ISO International Organization for Standardization
KMU kleine und mittlere Unternehmen
M+E-Industrie Metall- und Elektro-Industrie
NAK Nationale Arbeitsschutzkonferenz
PSA persönliche Schutzausrüstung
SGB Sozialgesetzbuch
Sibe Sicherheitsbeauftragter
Sifa Fachkraft für Arbeitssicherheit, Sicherheitsfachkraft
UVEG Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz

IX
Einleitung
1
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

Dieses Handbuch richtet sich vornehmlich an Verantwort- übersichtlicher geworden, da es sich nunmehr auf zentrale
liche in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU); oft Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes kon-
erhält hier der Arbeitsschutz vor lauter Tagesgeschäft nicht zentriert, spezifische Aspekte wie die Berücksichtigung der
die Bedeutung, die der Gesetzgeber vorsieht. Das Hand- Leitmerkmalmethoden allerdings zugunsten des besseren
buch will KMU das notwendige Maß an Arbeits- und Abarbeitens vernachlässigt. Das Handbuch soll damit ein
Gesundheitsschutz vermitteln, ohne die Betriebe mit zu systematisches Vorgehen im Arbeits- und Gesundheits-
hohen Ansprüchen zu überfordern. Das Handbuch ist so schutz ermöglichen, ohne von vornherein durch einen rie-
gestaltet, dass es Unternehmen einen Einstieg und eine sigen Umfang abzuschrecken. Das modulare System gibt
sinnvolle Organisation der Arbeitsschutztätigkeiten im den Unternehmen praktische Arbeitshilfen und Formblät-
Betrieb ermöglicht. Es kann und soll mit weiteren Tools, ter an die Hand. Diese sind auch als ausfüllbare und an
die bei spezifischen betrieblichen Fragestellungen erfor- den Betrieb anpassbare Dateien auf der ifaa-Internetseite
derlich sein können, erweitert werden. Dies sind unter (www.arbeitswissenschaft.net) zum Download bereitge-
anderem die Leitmerkmalmethoden, die von der Bundes- stellt. An dieser Stelle soll allerdings darauf aufmerksam
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) her- gemacht werden, dass das Abarbeiten der hier dargestell-
ausgegeben werden, oder branchenspezifische Handlungs- ten Inhalte im konkreten Einzelfall nicht die Erfüllung
hilfen, die von den Berufsgenossenschaften veröffentlicht aller gesetzlichen Auflagen bedeuten muss. Ein vertieftes
werden. Behandeln eventueller spezifischer Gefährdungen kann
Dieses Handbuch unterstützt gerade KMU aufgrund erforderlich sein.
seines strukturierten und modularen Aufbaus, ein funktio-
nierendes Arbeitsschutzsystem zu installieren. ▶▶ Die Verhütung von Unfällen ist nicht nur eine Frage gesetz-

Die vierte Auflage des Handbuchs (vormals Ordner, licher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verant-
ifaa 2007) wurde von der Struktur und den Inhalten neu wortung und ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
aufbereitet. Neuerungen in Gesetzen und Verordnun- Werner von Siemens, 1880
gen sowie Erfahrungen mit den Vorversionen erforderten
dies. Mit den Änderungen ist das Handbuch schlanker und
1.1 Anspruch und Sinn des betrieblichen
Arbeitsschutzes
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland Der Arbeits- und Gesundheitsschutz hat in Deutschland eine
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de lange Tradition. Das oben genannte Zitat aus dem vorletz-
A. Hofmann
ten Jahrhundert ist nach wie vor aktuell und macht deutlich,
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland worum es in einem umfassenden Arbeits-und Gesundheits-
e-mail: a.hofmann@metall.nrw schutz auch heute noch geht:
M. Pfeifer
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., • die Einhaltung und Erfüllung gesetzlicher und normativer
Saarbrücken, Deutschland Vorgaben
e-mail: pfeifer@mesaar.de
• die Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung in
R. Walleter Bezug auf den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland • den betriebswirtschaftlichen Nutzen des Unternehmens
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 1


Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) (Hrsg.), Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz, ifaa-Edition,
DOI 10.1007/978-3-662-54194-4_1
2 1 Einleitung

Rechtlicher Rahmen effektiven Arbeits- und Gesundheitsschutz und darüber


Im Zentrum des Arbeits- und Gesundheitsschutzes steht das hinaus ggf. die Förderung der Gesundheit im Rahmen einer
1996 in Kraft getretene Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Mit freiwilligen betrieblichen Gesundheitsförderung machen
dem Arbeitsschutzgesetz wurde das wichtigste Dokument die Attraktivität eines Arbeitgebers aus. Arbeitsschutz wird
der europäischen Arbeitsschutzgesetzgebung, die Rahmen- damit zur „Chefsache“, wenn es darum geht, geeignete und
richtlinie 89/391, in nationales Recht umgesetzt. Diese leistungsfähige Mitarbeiter zu gewinnen bzw. an das Unter-
Rahmenrichtlinie beinhaltet „allgemeine Grundsätze für die nehmen zu binden.
Verhütung berufsbedingter Gefahren“ … „sowie allgemeine
Regeln für die Durchführung dieser Grundsätze“ (Art. 1.2). Betriebswirtschaftlicher Nutzen
Diese Richtlinie überträgt dem Arbeitgeber hinsichtlich aller Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten verursachen betriebs-
mit der Arbeit in Verbindung stehenden Aspekte die Verant- und volkswirtschaftliche Kosten.
wortung für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 14,6 Tagen je
Arbeitnehmer. Zentrales Instrument ist dabei die Gefähr- Arbeitnehmer ergaben sich im Jahr 2014 insgesamt 543,4 Millionen
dungsbeurteilung. Diese ist in § 5 ArbSchG verankert. Die Arbeitsunfähigkeitstage. Ausgehend von diesem Arbeitsunfähigkeits-
betriebliche Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung wird in volumen schätzte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-
medizin die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt
zahlreichen weiteren Rechtsgrundlagen zum Arbeitsschutz 57 Milliarden Euro bzw. den Ausfall an Bruttowertschöpfung auf 90
konkretisiert (z. B. Arbeitsstättenverordnung, Betriebssicher- Milliarden Euro.
heitsverordnung, Gefahrstoffverordnung). Die Gefährdungs- Quelle: BAuA (2016)
beurteilung und deren Dokumentation sind rechtsverbindlich
vorgeschrieben. Die Durchführung der Gefährdungsbeurtei- Zusätzlich hat der Personalausfall vor dem Hintergrund eines
lung ermöglicht dem Arbeitgeber, die für den Arbeitsschutz schrumpfenden Angebots an qualifizierten und motivierten
notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und verlässlich zu Fachkräften schwerwiegende organisatorische und wirtschaft-
dokumentieren. Insbesondere die Dokumentation versetzt liche Folgen für das Unternehmen. Dies gilt insbesondere für
den Arbeitgeber in die Lage, die Ergebnisse der festgeleg- kleinere und mittlere Betriebe, denen es besonders schwer
ten Maßnahmen für Überprüfungen durch die zuständigen fällt, Personalausfälle – insbesondere an Schlüsselpositio-
Behörden vorzuweisen. Dies ist u. a. auch im Hinblick auf nen – zu kompensieren. Neben den direkten Personalkosten
mögliche Schadensfälle sinnvoll und notwendig. (z. B. im Rahmen der Lohnfortzahlung) entstehen in der Regel
Neben dem Arbeitgeber profitieren auch die Arbeitneh- weitere Kosten durch beispielsweise Produktionsausfälle,
mer aus rechtlicher Perspektive von der Durchführung der Maschinenausfallzeiten oder verspätet ausgelieferte Aufträge.
Gefährdungsbeurteilung. In Streitfällen kann die Gefähr- Die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen und
dungsbeurteilung als Nachweis über Gefährdungen an ihrem daran anschließende Maßnahmen des Arbeits- und Gesund-
Arbeitsplatz eingesetzt werden. Unter Umständen ist der heitsschutzes werden vielleicht kurzfristig zu keinen spürbaren
Nachweis einer ordnungsgemäß durchgeführten Gefähr- wirtschaftlichen Benefits führen. Richtig eingesetzt können sie
dungsbeurteilung ausschlaggebend für den Anspruch auf Ver- aber dazu beitragen, mittel- und langfristig die Wirtschaftlich-
sicherungsleistungen zur Wiederherstellung der Gesundheit keit der Unternehmung zu stärken. Störungen im Betriebsab-
und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer. Auch der Arbeit- lauf aufgrund von Fehlzeiten durch arbeitsbedingte Erkrankun-
nehmer ist u. a. nach § 15 und § 16 ArbSchG gefordert, sich gen und Arbeitsunfälle können minimiert werden.
aktiv an Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Betriebliche Arbeitsschutzmaßnahmen müssen nicht
im Unternehmen zu beteiligen und die Arbeitsschutzmaß- zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden sein. Vorkehrun-
nahmen einzuhalten. gen wie zum Beispiel das richtige Aufstellen von Maschi-
nen, die Verwendung vorhandener Schutzeinrichtungen oder
Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung – das Tragen von Schutzbekleidung oder Gehörschutz, sind in
Arbeitsschutz hat keine Alibifunktion der Regel – vor allem bei vorausschauender Planung – mit
Bei Aufbau und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschut- einem überschaubaren Kostenaufwand verbunden.
zes geht es allerdings nicht vordringlich darum, gesetzliche
Anforderungen zu erfüllen. Arbeitsschutz hat keine Alibi-
funktion. In Zeiten des demografischen Wandels und des 1.2 Rechtliche Einordnung –
Fachkräftemangels rücken der Erhalt und die Förderung ordnungspolitischer Rahmen
der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zunehmend in den
Fokus unternehmerischen Handelns. Die Attraktivität eines Die rechtliche Einordnung des deutschen Arbeitsschutzes
Unternehmens als Arbeitgeber bemisst sich nicht nur nach in die europäische Rechtsordnung wurde bereits in Abschn.
Verdienst- und Karrieremöglichkeiten. Auch der Erhalt der 1.1 (rechtlicher Rahmen) kurz erläutert. Ausgehend von der
Gesundheit der Beschäftigten durch einen effizienten und europäischen Rahmenrichtlinie 89/391 EWG vom 12. Juni
1.2  Rechtliche Einordnung – ordnungspolitischer Rahmen3

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Abb. 1.1  Aufgaben im dualen Arbeitsschutzsystem

1989 wurde die Übertragung in das deutsche Rechtssystem Durchführungsanweisungen zu erlassen und deren
mit dem Befolgung zu kontrollieren. Sie sind branchenorientiert
gegliedert, unterhalten eine zentrale Dokumentation der
• Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie eigene For-
Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des schungsinstitute und Kliniken. Als Träger der gesetzli-
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit – chen Unfallversicherung nehmen Berufsgenossenschaften
Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG (1996 in Kraft getreten, gegenüber den Unternehmen ebenfalls eine Aufsichts-
zuletzt geändert 2013) und dem funktion wahr, insbesondere bezüglich der Einhaltung der
• Gesetz zur Einordnung des Rechts der gesetzlichen von ihnen erlassenen Unfallverhütungsvorschriften.
Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch (SGB VII) –
Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz – UVEG (1996 Zur Konkretisierung der Gesetze und Verordnungen, die in
in Kraft getreten) vorgenommen. der Regel allgemeine Schutzziele beinhalten, werden regel-
mäßig von öffentlichen und privaten Trägern Schriften
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist in der Bundesrepu­ (technische Regeln, DIN-Normen, Informationen der BG,
blik Deutschland als duales System angelegt. Er wird einer- etc.) veröffentlicht, siehe Abb. 1.2, die Unternehmen bei der
seits durch den Staat und andererseits durch die hoheitliche konkreten Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
Tätigkeit der Träger der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- helfen sollen.
sicherung (DGUV) gestaltet, siehe Abb. 1.1: Um die Aufwände der Kontrollbehörden und Unterneh-
men im Rahmen zu halten, wirken die zuständigen Landes-
• Die Gesetzgebung im Bereich des Arbeitsschutzes und behörden und die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung
die Überwachung ihrer Einhaltung sind eine Aufgabe des bei der Überwachung eng zusammen. Sie sind aufgefordert,
Staates (§ 21 ArbSchG). Gesetze regeln die grundlegen- sich gegenseitig über die durchgeführten Betriebsbesichti-
den Anforderungen allgemein. Die konkrete Untersetzung gungen und deren wesentliche Ergebnisse zu unterrichten.
erfolgt durch Verordnungen, Durchführungsverordnun-
gen, Verwaltungsvorschriften und Erlasse der Ministe- Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA)
rien. Die Kontrolle ist in den einzelnen Bundesländern Eine zusätzliche Einrichtung, die zu einer Bündelung
unterschiedlich geregelt und wird durch die Gewerbe- der staatlichen Aktivitäten zum Arbeits- und Gesund-
aufsicht, das Amt für Arbeitsschutz oder das Staatliche heitsschutz beitragen soll, ist die Gemeinsame Deutsche
Umweltamt wahrgenommen. Arbeits­schutzstrategie (GDA). Die GDA ist seit 2008 im
• Die Berufsgenossenschaften, insbesondere die DGUV, Arbeitsschutzgesetz und im Sozialgesetzbuch VII gesetz-
sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung im lich verankert. Eine Kernaufgabe der GDA ist die Verbes-
Geltungsbereich der Gewerbeordnung. Sie sind ermäch- serung des Zusammenwirkens der staatlichen Arbeitsschutz-
tigt, Unfallverhütungsvorschriften als autonome Rechts- behörden und der Unfallversicherungsträger, siehe Abb.
vorschriften sowie erforderlichenfalls konkretisierende 1.3, u. a. im Hinblick auf eine abgestimmte, arbeitsteilige
4 1 Einleitung

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Abb. 1.2  Hierarchie des Regelsystems in Deutschland

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Abb. 1.3  GDA und NAK

Überwachungs- und Beratungstätigkeit und einer Verbesse- sowie je aus drei in beratender Funktion von den Spitzen-
rung der Anwenderfreundlichkeit und Transparenz im Regel- organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer ent-
werk des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. sandten Vertretern zusammen. Die Aufgabe der NAK besteht
Eine wesentliche Plattform zur Erreichung dieser Ziele ist darin, die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie
die Nationale Arbeitsschutzkonferenz (NAK), die 2008 ein- (GDA) zu entwickeln, zu steuern und fortzuschreiben.
gerichtet worden ist. Die NAK setzt sich aus je drei Vertretern Für den betrieblichen Arbeitsschutz sind insbesondere
des Bundes, der Länder und der Unfallversicherungsträger folgende Veröffentlichungen der GDA relevant:
1.4  Kultur und Strategie des Arbeitsschutzes im Unternehmen5

• GDA-Leitlinie: Gefährdungsbeurteilung und Dokumen- sei hier ausgenommen, Informationen dazu finden sich im
tation (Stand: 5. Mai 2015) Abschn. 3.1.4 sowie zum Beispiel unter www.gefaehrdungs-
• GDA-Leitlinie: Beratung und Überwachung bei psychischer beurteilung.de.
Belastung am Arbeitsplatz (Stand: 24. September 2012) Um – insbesondere in kleinen und mittelständischen Unter-
• GDA-Broschüre: Arbeitsschutz in der Praxis – Empfeh- nehmen – zu überprüfen, ob die betriebliche Organisation des
lungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psy- Arbeits- und Gesundheitsschutzes den Anforderungen genügt,
chischer Belastung (Stand: 4. Januar 2016) kann der GDA-ORGAcheck kostenfrei genutzt werden.

Die Dokumente sind unter folgendem Link abrufbar: Der GDA-ORGAcheck ist ein von Bund, Ländern, Unfallversiche-
rungsträgern und Sozialpartnern im Rahmen der Gemeinsamen Deut-
http://www.gda-portal.de/de/Betreuung/Leitlinie-PsychBe- schen Arbeitsschutzstrategie – GDA – gemeinsam erarbeitetes Instru-
lastung_content.html;jsessionid=56DE4B408B8C732C409 ment zur Selbstbewertung der Arbeitsschutzorganisation.
84C7A9BF9CAA4.2_cid353 Der GDA-ORGAcheck ermöglicht es kleinen und mittelständischen
Unternehmen, ihre Arbeitsschutzorganisation zu überprüfen und zu
verbessern. Damit trägt der GDA-ORGAcheck sowohl dazu bei, die
Potenziale eines gut organisierten Arbeitsschutzes für die störungsfreie
1.3 Anforderung und Nutzen für Arbeitsorganisation zu nutzen als auch die Wettbewerbsfähigkeit des
Unternehmen Unternehmens zu unterstützen. Hierzu muss die betriebliche Arbeits-
schutzorganisation so gestaltet sein, dass die Sicherheit der Beschäf-
tigten gewährleistet ist und ihre Gesundheit erhalten wird. Am besten
Vor oben beschriebenem Hintergrund stellt sich für das gelingt dies, wenn der Arbeitsschutz bei allen Entscheidungen im
Unternehmen die Aufgabe, den betrieblichen Arbeitsschutz Unternehmen Berücksichtigung findet und damit also selbstverständ-
entsprechend zu organisieren. Die Grundpflichten des lich in alle betrieblichen Prozesse integriert ist.
Arbeitgebers werden in § 3 Arbeitsschutzgesetz beschrie- Der GDA-ORGAcheck ist als Papierversion und als Selbstbewer-
tungsinstrument im Internet verfügbar, das auch einen Benchmark mit
ben. Kurz zusammengefasst ist der Arbeitgeber verpflichtet, anderen Unternehmen erlaubt. Zusätzlich kann der GDA-ORGAcheck
die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter auch kostenfrei als App (iOS und Android) genutzt werden.
Berücksichtigung der betrieblichen Umstände zu treffen. Quelle: http://www.gda-orgacheck.de/daten/gda/check_01.htm
Dabei hat er für eine entsprechende Organisation zu sorgen,
die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen und Der GDA-ORGAcheck enthält zusätzlich viele nützliche
diese zu überwachen. Formulare, um eine rechtssichere Übertragung von Aufga-
ben im Arbeitsschutz und eine konkrete Abgrenzung von
§ 3 ArbSchG Grundpflichten des Arbeitgebers Verantwortlichkeiten vorzunehmen.
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maß- Nach dem Aufbau einer entsprechenden Arbeitsschutz-
nahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der organisation Abschn. 3.1.1 kann die Gefährdungsbeurtei-
Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der lung Abschn. 3.1.2 als zentrales Instrument des Arbeits- und
Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Gesundheitsschutzes zielgerichtet eingesetzt werden.
Dazu hat er „für eine geeignete Organisation zu sorgen
und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.“
1.4 Kultur und Strategie des
Zur Organisation gehören beispielsweise: Arbeitsschutzes im Unternehmen

• Benennung von Fachkraft für Arbeitssicherheit/Betriebs- Ein effektiver Arbeits- und Gesundheitsschutz setzt voraus,
arzt, Abschn. 3.1.4.1 dass jeder im Unternehmen einen Beitrag zum Arbeitsschutz
• Einrichtung des Arbeitsschutzausschusses Abschn. 3.1.5 leistet. Arbeitsschutz kann nicht nur verordnet werden. Er
• Notfallmanagement Abschn. 3.1.1 muss organisiert und gelebt werden. Wesentlich ist es, die
Verantwortlichkeiten im gesamten Unternehmen, beginnend
Eine effiziente Organisation des betrieblichen Arbeitsschut- bei der Geschäftsleitung, klar zu benennen und die Füh-
zes bietet dem Unternehmer die Möglichkeit, mit vertretba- rungskräfte in die Umsetzung einzubinden: Arbeitsschutz ist
rem Aufwand die an ihn gerichteten Forderungen zu erfüllen. Führungsaufgabe!
In erster Linie geht es darum, zunächst entsprechende Struk- Die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheits-
turen und Verantwortlichkeiten festzulegen, wobei die Ver- schutz liegt grundsätzlich beim Unternehmer oder dessen
antwortung grundsätzlich beim Unternehmer verbleibt. Er Beauftragten. Um dieses gegenüber den Beschäftigten, den
wird jedoch in der Regel vor Ort nicht so intensiv tätig sein Arbeitsschutzbehörden und eventuell auch gegenüber den
und verschiedene Aufgaben entsprechend delegieren. Das Vertragspartnern nachzuweisen, sollte das Vorgehen ent-
Unternehmermodell in Kleinbetrieben bis 50 Beschäftigte sprechend dokumentiert werden. Insbesondere müssen
6 1 Einleitung

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Abb. 1.4  Erklärung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz


1.4  Kultur und Strategie des Arbeitsschutzes im Unternehmen7

daraus Ziel, Zweck und Stellenwert des Arbeitsschutzes im Betrieb wahr. Aufgrund dieser arbeitsvertraglich ein-
hervorgehen. geräumten Funktion haben sie eigenständige Führungs-
Die Geschäftsleitung muss ihre Verpflichtung bezüglich pflichten in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Diese
der Maßnahmen des Arbeitsschutzes nachweisen, indem sie sind vom Unternehmer übertragen und umfassen zweck-
mäßigerweise Aufgaben, Kompetenzen und Verantwor-
• den Mitarbeitern die Bedeutung des Arbeits- und Gesund- tung. Führungskräfte gelten damit als rechtliche „Garan-
heitsschutzes vermittelt, ten“, einer separaten Pflichtenübertragung bedarf es dabei
• die Arbeitsschutzstrategie festlegt, in der Regel nicht. Die Rechte und Pflichten ergeben sich
• die Arbeitsschutzziele beschreibt, regelmäßig aus dem Arbeitsvertrag und/oder der jeweiligen
• die Maßnahmen des Arbeitsschutzes bewertet und die Stellenbeschreibung.
notwendigen Ressourcen sicherstellt. Zusätzlich zu den eigenständigen Pflichten können Füh-
rungskräften spezielle Pflichten im Arbeitsschutz übertra-
Die Geschäftsleitung sollte weiter ihre Arbeitsschutzstrate- gen werden, die dem Unternehmer aufgrund gesetzlicher
gie beschreiben, die sicherstellt, Vorschriften obliegen. Um die Verantwortungsbereiche und
Kompetenzen zu verdeutlichen und abzugrenzen, ist im
• dass die Maßnahmen des Arbeitsschutzes für die mit der Bereich des autonomen und staatlichen Arbeitsschutzrech-
Arbeit verbundenen Gefährdungen angemessen sind, tes eine Übertragung in schriftlicher Form erforderlich (§ 13
• dass die Verpflichtung zur Erfüllung dieser Maßnahmen ArbSchG, § 13 DGUV Vorschrift 1).
sowie zur Verbesserung der Maßnahmen besteht, Neben diesen gesetzlichen Pflichten nehmen Führungs-
• dass Arbeitsschutzziele festgelegt sind, kräfte im Arbeitsschutz eine zentrale Orientierungs- und
• dass die Arbeitsschutzziele vermittelt und verstanden Vorbildfunktion wahr. Die Berücksichtigung sicherheits-
werden und gerechter und gesundheitserhaltender Aspekte im täglichen
• dass die fortdauernde Angemessenheit der Arbeitsschutz- Führungsalltag macht den Beschäftigten den Stellenwert des
maßnahmen bewertet wird. Arbeitsschutzes deutlich und hat für den Mitarbeiter hand-
lungsleitenden Charakter.
Zum Erreichen dieser Ziele kann es sinnvoll sein, den
Arbeitsschutz in die betriebliche Zielhierarchie einzuordnen ▶▶ Die Führungskraft ist Vorbild im Arbeits- und Gesundheits-

und bei der Formulierung von Vision, Mission und Umset- schutz.
zungsstrategien entsprechend zu berücksichtigen. Dabei
können u. a. folgende Kernpunkte beschrieben werden: Die Arbeit des Arbeitsschutzausschusses
In Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten hat der Arbeitge-
• Stellenwert des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der ber gemäß § 11 ASiG einen Arbeitsschutzausschuss (ASA)
Firmenphilosophie und im Betrieb zu bilden. Der ASA hat primär die Aufgabe, Anliegen des
• die Integration des Arbeitsschutzes in die gesamten Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beraten. Durch
Abläufe des Betriebes die Arbeit des ASA soll das Ziel erreicht werden, die Zusam-
• aktuelle Schutzziele aufgrund konkreter betrieblicher menarbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und Gesund-
Gegebenheiten und Anforderungen heitsschutz befassten Stellen und Personen zu organisieren.
• Verpflichtung für alle Mitarbeiter, Kooperationspartner Dabei tritt der ASA gemäß § 11 ASiG mindestens einmal
und Leiharbeitnehmer, die gegebenen Ziele, Vorschrif- im Quartal zusammen. Damit sollen die betrieblichen Akti-
ten und Gesetze zum Arbeits- und Gesundheitsschutz vitäten im Arbeitsschutz gebündelt und institutionalisiert
einzuhalten werden. Auf Organisation und Inhalte des ASA wird im
• die kontinuierliche Verbesserung des Arbeitsschutzes Abschn. 3.1.5 eingegangen.

Bezüglich der Kommunikation im Unternehmen kommen


der Führungskraft und dem Arbeitsschutzausschuss eine
besondere Rolle zu. Eine Erklärung der Unternehmenslei-
tung zum Arbeitsschutz zeigt den Beschäftigten, dass das
Thema ernst genommen wird, siehe Abb. 1.4.

Die Rolle der Führungskräfte


Aus rechtlicher Perspektive nehmen die Führungskräfte
im Arbeitsschutz Arbeitgeber- bzw. Unternehmeraufgaben
Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes
2
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

Dieses Kapitel beschreibt, welche Personen mit welchen Mitteln, Instrumenten und Verfahren mit Fragen und
Maßnahmen des Arbeitsschutzes befasst sind.

2.1 Arbeitgeber Der Arbeitgeber kann die betriebliche Organisation in


Richtung eines Managementsystems entwickeln und den
In den folgenden Abschnitten werden die Aufgaben des Arbeitsschutz in die betriebliche Zielhierarchie einord-
Arbeitgebers genannt. nen. Dies beinhaltet Erklärungen der Geschäftsleitung zur
Arbeitsschutzpolitik und definiert betriebliche Arbeits-
schutzziele. Arbeitgeber sind gesetzlich nicht verpflichtet,
2.1.1 Organisation ein Arbeitsschutzmanagementsystem im Betrieb einzufüh-
ren. Allerdings unterstützt ein solches System die gesetzlich
Der Arbeitgeber hat nach Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) die geforderte Arbeitsschutzorganisation.
Aufgabe, eine geeignete Organisation aufzubauen, um die
erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes zu planen
und durchzuführen. 2.1.2 Gefährdungsbeurteilung
Zu den Grundpflichten des Arbeitgebers gehören alle erfor-
derlichen Maßnahmen zur Wahrung der Sicherheit und des Ein wichtiger Aspekt des betrieblichen Arbeitsschutzes, der
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit sowie im Rahmen der Arbeitsschutzorganisation zu gestalten ist,
die Bereitstellung der dafür erforderlichen Mittel. Darüber ist die Durchführung der Beurteilung der Arbeitsbedingun-
hinaus ist der Arbeitgeber aufgefordert, zur Planung und gen (§ 5 ArbSchG), der sogenannten Gefährdungsbeurtei-
Durchführung dieser Maßnahmen für eine geeignete Orga- lung. Indem der Arbeitgeber die für die Beschäftigten mit
nisation zu sorgen, welche die Sicherheit und den Gesund- ihrer Arbeit verbundenen Gefährdungen und Belastungen
heitsschutz in die Strukturen und Abläufe im Unternehmen systematisch beurteilt, verschafft er sich Klarheit über die
einbindet. Er muss sich vergewissern, dass die Maßnahmen vorhandenen Gefährdungen in seinem Unternehmen. Die
bei allen Tätigkeiten und in allen Führungsstrukturen beach- Gefährdungsbeurteilung bildet damit die wesentliche Grund-
tet werden. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass der lage für zielgerichtete Arbeitsschutzmaßnahmen.
aktuelle Stand der Arbeitssicherheit (z. B. aus Verordnungen)
bekannt ist und im Unternehmen umgesetzt wird.
2.1.3 Pflichtenübertragung

Der Arbeitgeber kann Pflichten des Arbeitsschutzes an geeig-


S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland nete, zuverlässige und fachkundige Personen übertragen.
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de
A. Hofmann
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland 2.1.4 Bestellung von Beauftragten
e-mail: a.hofmann@metall.nrw
M. Pfeifer Eine weitere Aufgabe des Arbeitgebers ist nach Arbeitssi-
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., cherheitsgesetz (ASiG) die Bestellung einer Fachkraft für
Saarbrücken, Deutschland Arbeitssicherheit und eines Betriebsarztes.
e-mail: pfeifer@mesaar.de
Nach SGB VII hat der Arbeitgeber in Unternehmen mit
R. Walleter regelmäßig mehr als 20 Beschäftigten Sicherheitsbeauf-
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland tragte zu bestellen. Dabei hat er die für die Beschäftigten
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 9


Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) (Hrsg.), Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz, ifaa-Edition,
DOI 10.1007/978-3-662-54194-4_2
10 2  Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes

bestehenden Unfall- und Gesundheitsgefahren und die Zahl Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen
der Beschäftigten zu berücksichtigen. des Gesundheitsschutzes zu unterstützen.
Je nach betrieblicher Situation bzw. entsprechenden Dazu gehört die Beratung des Arbeitgebers in Fragen des
Rechtsverordnungen kann das Bestellen zusätzlicher Verant- Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung sowie der men-
wortlicher erforderlich sein. schengerechten Gestaltung der Arbeit.

2.1.5 Arbeitsschutzausschuss 2.4 Sicherheitsbeauftragte

Nach Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) hat der Arbeitgeber in Sicherheitsbeauftragte haben nach DGUV Vorschrift 1 den
Betrieben mit mehr als zwanzig Beschäftigten einen Arbeits- Unternehmer bei der Durchführung der Maßnahmen zur Ver-
schutzausschuss zu bilden. hütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu unter-
stützen. Dazu gehört, dass sie sich von dem Vorhandensein
▶▶ Merke: Zu einer geeigneten Arbeitsschutzorganisation und der ordnungsgemäßen Benutzung der vorgeschriebenen
gehören mindestens folgende Faktoren: Schutzeinrichtungen und persönlichen Schutzausrüstungen
überzeugen und auf Unfall- und Gesundheitsgefahren für die
•• Wahrnehmung der Verantwortung durch den Arbeitge- Versicherten aufmerksam machen.
ber verbunden mit einer formalen Pflichtenübertragung,
•• Regelung der Kompetenzen seiner Beschäftigten,
•• Einrichtung einer betrieblichen Arbeitssicherheitsorga- 2.5 Betriebsräte
nisation, bestehend aus Betriebsarzt und Fachkraft für
Arbeitssicherheit und Sicherheitsbeauftragten, Nach Betriebsverfassungsgesetz hat der Betriebsrat das
•• Durchführung der Gefährdungsbeurteilung, Recht, in Angelegenheiten des Arbeitsschutzes mitzuwirken.
•• Unterweisung der Beschäftigten. Wenn der Arbeitgeber im Rahmen des Arbeitsschutzes einen
Handlungsspielraum besitzt, hat der Betriebsrat darüber
▶▶ Der GDA-ORGAcheck bietet jedem Arbeitgeber die Möglich- hinaus auch Mitbestimmungsrechte. Darum bietet sich im
keit, die eigene Arbeitsschutzorganisation zu überprüfen. Arbeits- und Gesundheitsschutz von Anfang an eine vertrau-
www.gda-orgacheck.de ensvolle Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat an.

2.2 Beschäftigte 2.6 Verantwortliche Personen im Sinne


§ 13 ArbSchG
Die Beschäftigten haben sich nach Arbeitsschutzgesetz an
Anweisungen des Arbeitgebers zu halten und an Unterwei- Mitarbeiter, denen Unternehmerpflichten übertragen werden,
sungen teilzunehmen. Dabei haben die Beschäftigten ins- sind in der Regel Führungskräfte, da diese Weisungen geben
besondere Maschinen, Geräte, Werkzeuge, Arbeitsstoffe, und durchsetzen sollen. Sinnvollerweise werden Aufgaben
Transportmittel und sonstige Arbeitsmittel sowie Schutzvor- übertragen, die sich im unmittelbaren Aufgabenbereich der
richtungen und die ihnen zur Verfügung gestellte persönliche Führungskraft ergeben. Die beauftragten Personen müssen
Schutzausrüstung bestimmungsgemäß zu verwenden. die ihnen übertragenen Pflichten wahrnehmen. Gegebe-
Die Beschäftigten haben dem Arbeitgeber oder dem nenfalls weitere zu benennende verantwortliche Personen
zuständigen Vorgesetzten jede von ihnen festgestellte Gefahr ergeben sich aus der Gefährdungsbeurteilung.
für die Sicherheit und Gesundheit sowie jeden an den Schutz-
systemen festgestellten Defekt unverzüglich zu melden.
Die Beschäftigten haben gemeinsam mit dem Betriebs-
arzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit den Arbeitgeber
in Belangen des Arbeitsschutzes zu unterstützen.

2.3 Betriebsärzte und Fachkräfte für


Arbeitssicherheit

Nach Arbeitssicherheitsgesetz haben Betriebsärzte und


Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Sifa) den Arbeitgeber beim
Planung und Umsetzung des betrieblichen
Arbeitsschutzes 3
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock, Reinhard Walleter und
David Beitz

Dieses Kapitel beschreibt die in Kap. 2 genannten Aspekte konkret und gibt Hilfestellungen und Anleitung für
die Planung und Umsetzung der Anforderungen des Arbeitsschutzes.

Die folgenden Abschnitte skizzieren im Einzelnen die Auf- Die Ablauforganisation beschreibt, welche Menschen mit
gaben des Arbeitgebers. welchen Befugnissen, mit welchen Arbeits- und Sachmitteln,
zu welcher Zeit, an welchem Ort bestimmte Tätigkeiten in einer
Organisation ausführen. Weiterhin können für die Bestimmung
3.1 Organisation der Organisation ein Werksplan und ein Inventar hilfreich sein.
Die Darstellung der Aufbau- und Ablauforganisation dient:
Um den betrieblichen Arbeitsschutz organisieren zu können,
ist es erforderlich und sinnvoll, sich einen Überblick über die • zur Identifikation von Tätigkeiten, für die eine Gefähr-
Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens zu ver- dungsbeurteilung zu erstellen ist;
schaffen. Dazu gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. • zur Identifikation von Stellen/Instanzen, denen Unterneh-
Die Aufbauorganisation, siehe Abb. 3.1 bildet die Struk- merpflichten übertragen werden können;
tur eines Unternehmens ab. Sie legt die Rahmenbedingun- • zur Bestimmung der Anzahl der benötigten Sicherheits-
gen fest, d. h., welche Aufgaben von welchen Menschen und beauftragten und Ersthelfern;
mit welchen Arbeits- und Sachmitteln zu bewältigen sind. • zur Bestimmung der Einsatzzeiten der Grundbetreuung
In der Regel lässt sich die Aufbauorganisation in einem durch die Sifa und den Betriebsarzt;
Organigramm darstellen. Beispielsweise sind dort Bereiche • zur Identifikation von Tätigkeiten, bei denen arbeitsmedi-
oder Abteilungen und Funktionsgruppen beschrieben. Auf zinische Vorsorge angezeigt ist;
Basis der Aufbauorganisation (Verantwortung und Befug- • zur Bestimmung der Notwendigkeit sonstiger Beauftragter.
nisse) ist die Struktur des betrieblichen Arbeitsschutzes zu
planen. Nachfolgende Formblätter können um betriebsspezi- Ein möglicher Ablauf wird im Folgenden skizziert.
fische Aspekte ergänzt werden und bei der Darstellung der
Betriebs- sowie der Aufbauorganisation helfen, siehe Abb. 3.2 Beispiel
und 3.3. Anhand des Werkplans werden die Kontakte mit der
Außenwelt dargestellt:
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de • Wo liegen Zugänge, Eingänge, Ausgänge?
• Grenzen Zäune das Gelände ein?
A. Hofmann
• Sind Straßen und Bahnlinien in der Nähe?
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland
e-mail: a.hofmann@metall.nrw • Wo sind die Parkplätze für die Beschäftigten?
• Welche Betriebsfremden betreten das Werkgelände (Zulie-
M. Pfeifer
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., ferer, Entsorger, Spediteure, Kunden, Praktikanten …)?
Saarbrücken, Deutschland
e-mail: pfeifer@mesaar.de Danach werden die einzelnen Flächen und Gebäude auf
R. Walleter dem Werk betrachtet:
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland
e-mail: walleter@suedwestmetall.de • Wo liegen Zugänge, Eingänge, Ausgänge?
D. Beitz • Wo werden welche Werkzeuge, Geräte, Maschinen
Arbeitgeberverband Gesamtmetall, Berlin, Deutschland und Anlagen verwendet und gelagert? (Dabei ist eine
e-mail: beitz@gesamtmetall.de

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 11


Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) (Hrsg.), Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz, ifaa-Edition,
DOI 10.1007/978-3-662-54194-4_3
12 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

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Abb. 3.1  Beispielhaftes Organigramm zur Darstellung der Aufbauorganisation eines Unternehmens

Inventarliste „Aufstellung von Arbeitsplätzen und In der Regel sind bei Notfällen zusätzlich zu internen
Tätigkeiten“ hilfreich) Hilfskräften auch außerbetriebliche Einrichtungen wie
• Für manche Maschinen und Anlagen gelten zudem Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste etc. einzuschalten. Der
spezielle Rechtsvorschriften, z. B. für Laser- und Rönt- Arbeitgeber muss die entsprechenden Informationen (z.  B.
gengeräte, für Krane, Hebebühnen und Gabelstapler, Rufnummern, Ansprechpartner) ausarbeiten und zusammen-
Aufzüge, Druckanlagen. stellen. Er muss durch die betriebliche Organisation sicher-
• Wo werden welche Gefahrstoffe verwendet und stellen, dass gemäß der Notfallpläne vorgegangen wird.
gelagert? Gemeinsam mit Sicherheitsfachkraft/Betriebsarzt/
• Wo sind Flucht- und Rettungswege gelegen? Betriebsrat und ggf. weiteren Stellen (z. B. Rettungsdienst,
• Wo sind Erste-Hilfe-Mittel (Erste-Hilfe-Kasten, Lösch- Feuerwehr) sind daher bspw. zu planen und zu organisieren:
decke, Ruheraum …)? die Zahl und Verteilung der Ersthelfer und ggf. Sanitäter
sowie deren Aus- und Fortbildung (nach gesetzlichen und
Den Arbeitsplätzen und Tätigkeiten werden Beschäftigte betrieblichen Anforderungen).
bzw. Beschäftigtengruppen und Arbeitszeiten (Schicht- Im Rahmen der Notfallplanung ist ferner zu klären:
arbeit, Nachtarbeit, Wochenendarbeit …) zugeordnet.
• Wer ist für Brandbekämpfung, Gefahrenabwehr, Evakuie-
Notfallplanung rung etc. zuständig?
Im Rahmen der Planung und Umsetzung des gesetzlichen • Wie viele und welche notwendigen Hilfsmittel sind bereit-
Arbeitsschutzes ist es sinnvoll, sich Gedanken über verschie- zustellen (z. B. Erste-Hilfe-Material, Feuerlöscher, Melde-
dene Arten von Notfällen zu machen, die möglicherweise im einrichtungen)? Hierzu sind immer die betriebsspezifischen
Betrieb auftreten können; als Beispiele seien Unfälle, sicher- Besonderheiten zu berücksichtigen (z. B. verwendete Mate-
heitsrelevante Störungen, Austritt von Chemikalien, Brand, rialien und Gefahrstoffe, Technologien, Schichtbetrieb).
Explosion, Hochwasser, Sabotage genannt. • Liegen erforderliche Rettungswege und Notausgänge vor?
Mit Notfällen ist in jedem Unternehmen jederzeit zu • Läuft der Notruf, bzw. die Alarmierung ohne Zeitverlust
rechnen; sie treten häufig plötzlich und unverhofft ein. ab? Dabei sind ggf. Alleinarbeitsplätze zu berücksichtigen.
Um Schäden und negative Auswirkungen solcher Not- • Wer wird in welchen Fällen benachrichtigt oder zuge-
fälle möglichst klein zu halten oder zu minimieren, ist zogen? (z.  B. Meldeschema mit internen und externen
eine geordnete und planvolle Vorgehensweise nötig. Dafür Stellen) Dabei sind Meldepflichten zu berücksichtigen.
sollten mögliche Notsituationen im Voraus durchdacht • Sind Notfallmaßnahmen und Abläufe geklärt? (z. B. für
werden. Ferner sind die Ergebnisse von Gefährdungs- eine lückenlose Rettungskette).
beurteilungen oder anderen Sicherheitsbetrachtungen zu
berücksichtigen. Die „Checkliste zur Überprüfung der Notfallorganisation“
Als Ergebnis sind so genannte Notfallpläne zu erstel- (Abb. 3.4), das GDA-Formblatt „Notfall-Rufnummern“
len, in denen geregelt wird, wie in der jeweiligen Notsitu- (Abb. 3.5) und das Muster „Flucht- und Rettungsplan“
ation vorzugehen ist. Anhand dieser Notfallpläne sind die (Abb. 3.6) unterstützen Sie, auf wichtige Dinge bei der Not-
Beschäftigten, vor allem auch Führungskräfte, zu schulen. fallorganisation zu achten.
3.1 Organisation13

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Abb. 3.2  Formblatt Betriebsorganisation


14 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

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Abb. 3.3  Formblatt Aufbauorganisation


3.1 Organisation15

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&+(&./,67(=85h%(535h)81*'(5
127)$//25*$1,6$7,21

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Abb. 3.4  Checkliste zur Überprüfung der Notfallorganisation


16 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

Abb. 3.5  Formblatt Notfallnummern


3.2 Gefährdungsbeurteilung17

Abb. 3.6  Muster Flucht- und Rettungsplan

3.2 Gefährdungsbeurteilung • Eine Gefährdungsbeurteilung ist für jede ausgeübte


Tätigkeit bzw. jeden Arbeitsplatz erforderlich. Bei gleich-
Die Gefährdungsbeurteilung ist nach § 5 ArbSchG nach Art artigen Betriebsstätten, gleichen Arbeitsverfahren und
der Tätigkeit durchzuführen. Daher müssen alle im Betrieb gleichen Arbeitsplätzen ist die Beurteilung eines Arbeits-
vorkommenden Tätigkeiten identifiziert und beschrieben platzes oder einer Tätigkeit ausreichend.
sein. • Alle voraussehbaren Arbeitsabläufe sind zu berücksichtigen,
also auch z. B. Instandhaltung, Reparatur und Reinigung.
Was ist eine Gefährdungsbeurteilung? • Alle erkennbaren Gefährdungen sind zu betrachten (vgl.
Mit dem Begriff „Gefährdungsbeurteilung“ wird die Vor- Abb. 3.8). Diese könnten sich z. B. aus den Gefahrenquel-
gehensweise beschrieben, mit der die Arbeitsführung sicher len Arbeitsverfahren, Arbeitsabläufe, Arbeitszeiten, unzu-
geplant und gestaltet werden kann. Dabei ist zu bedenken, reichender Qualifikation und Unterweisung der Beschäf-
welche Gefährdungen drohen könnten und welche Maß- tigten ergeben.
nahmen deshalb sinnvollerweise zu treffen sind. Danach • Spezielle Gefahren für besonders schutzbedürftige
werden die Maßnahmen umgesetzt und kontrolliert, ob sie Beschäftigtengruppen (z. B. Jugendliche, werdende und
ihren Zweck erfüllen. Sollten die Maßnahmen nicht greifen, stillende Mütter sowie behinderte Mitarbeiter) sind zu
werden sie angepasst. berücksichtigen.
Dieses Vorgehen ist uns allen geläufig, wir wenden es
immer wieder – auch im privaten Bereich – an. Ein Beispiel Gefährdungsfaktoren sind Gruppen von Gefährdungen, die
soll dies verdeutlichen: durch gleichartige Gefahrenquellen oder Wirkungsqualitäten
gekennzeichnet sind. Dazu gehören beispielsweise:
Beispiel
Wir nähern uns während einer Autofahrt einer Ampel, die • mechanische Gefährdungen
„grün“ zeigt. • elektrische Gefährdungen
• Gefahrstoffe
• Wir schätzen ab, ob sie noch „grün“ zeigen wird, wenn • Biologische Arbeitsstoffe
wir in Höhe der Ampel sind. • Brand- und Explosionsgefährdungen
• Wir entscheiden, ob wir unsere Geschwindigkeit ver- • thermische Gefährdungen
langsamen, gleich behalten oder erhöhen. • Gefährdungen durch spezielle physikalische Einwirkungen
• Gefährdung durch Arbeitsumgebungsbedingungen
Wie ist eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen? • Physische Belastung
Es ist nicht vorgeschrieben, wie eine Gefährdungsbeurtei- • Psychische Belastung
lung konkret durchgeführt wird. Wichtig ist, dass sie durch- • sonstige Gefährdungen (Aspekte, die den anderen Gefähr-
geführt wird. Gleichwohl gibt es anerkannte Regeln: dungen nicht zugeordnet werden können)
18 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

Die verschiedenen Gefährdungen sind durch unterschied- • in regelmäßigen Abständen, z. B.


liche Rechtsverordnungen angesprochen, die das Arbeits- –– um Änderungen in Rechtsvorschriften umzusetzen oder,
schutzgesetz untersetzen. Tabelle 3.1 stellt beispielhaft –– um neue arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu
unterschiedliche Anforderungen sowie die dazu gehörenden berücksichtigen,
Grundlagen dar. –– um Prüffristen für Arbeitsmittel festzulegen,
• Sobald Gefährdungen erkannt werden, wird bewertet, • wenn es sich aufgrund der arbeitsmedizinischen Vorsorge
ob und ggf. welche Schutzmaßnahmen getroffen werden als notwendig erweist,
müssen. In einem späteren Kapitel wird dargestellt, wie • nach Arbeitsunfällen, Beinaheunfällen, Havarien, Auf-
die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie eine treten von Berufskrankheiten oder Fehlzeiten infolge
sinnvolle Vorgehensweise beschreibt. arbeitsbedingter Gesundheitsbeeinträchtigungen.

Wie sind die Beschäftigten zu beteiligen? Wer berät und unterstützt?


Sinnvoll ist es, die Beschäftigten in das Verfahren einzubezie- Die Gefährdungsbeurteilung durchzuführen ist vor allem
hen und daran mitwirken zu lassen. Sie führen die Arbeitstä- eine Aufgabe der jeweiligen Führungskraft. Sie kennt die
tigkeiten aus und haben deshalb einen guten Einblick in ihre betrieblichen Arbeitsabläufe, die Gefährdungsfaktoren und
Arbeitsbedingungen. Bereits bei der Erhebung der tatsäch- die bisher getroffenen Schutzmaßnahmen.
lichen Gegebenheiten können sie einen wichtigen Beitrag Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt haben wei-
leisten. tergehendes Wissen, z. B. über Regelwerke, Ergonomie und
Gefahrstoffe. Sicherheitsbeauftragte und Mitarbeiter kennen
Wann ist eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen? konkrete Arbeitsabläufe und besondere Arbeitssituationen.
Die Gefährdungsbeurteilung muss aktuell sein, d. h., sie Beauftragte für das Qualitäts-/Umweltmanagement und
muss die gegenwärtige Arbeitsausführung berücksichtigen. bei Bedarf weitere Spezialisten, wie zum Beispiel der Strah-
Deshalb ist sie keine einmalige Angelegenheit, sondern muss lenschutzbeauftragte, Beauftragte für die biologische Sicher-
regelmäßig hinterfragt werden. Sie sollte daher Bestandteil heit oder Elektrofachkraft können ebenfalls hinzugezogen
der täglichen Führungsarbeit sein. werden.
Interne Fachkräfte für Arbeitssicherheit und interne
Gleichwohl ist sie durchzuführen: Betriebsärzte haben den Vorteil, dass sie stärker in die
betrieblichen Abläufe eingebunden sind als externe.
• bereits wenn geplant wird, z. B. bevor eine neue Maschine
gekauft, ein neuer Gefahrstoff eingeführt oder ein Arbeits- Durchführung der Gefährdungsbeurteilung
verfahren erstmalig eingeführt werden sollen, Der Ablauf der Gefährdungsbeurteilung lässt sich in sieben
• bevor eine Tätigkeit aufgenommen wird, Schritten darstellen, die im Folgenden beschrieben werden,
• wenn maßgebliche Änderungen auftreten, z. B. siehe Abb. 3.7.
–– wenn Arbeitsverfahren geändert werden,
–– wenn Arbeitsmittel geändert werden, 1. Festlegen von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten
• wenn wesentliche Instandsetzungsmaßnahmen durchge- Eine Gefährdungsbeurteilung ist für jeden Arbeitsplatz und
führt werden, für jede Tätigkeit notwendig. In diesem Schritt wird ein
Überblick darüber erstellt, welche Arbeitsplätze und welche
Tab. 3.1  Anforderung an Rechtsgrundlage
Tätigkeiten im Betrieb vorhanden sind. Dazu kann das For-
mular Organigramm aus Abschn. 3.1.1 verwendet werden.
Arbeitsstätte z. B. Nach § 5 ArbSchG ist bei gleichartigen Arbeitsbedingun-
Arbeitsstättenverordnung gen die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätig-
Lärm- und Vibrationsarbeitsschutzverordnung keit ausreichend. Sinnvoll kann es daher sein zu prüfen,
Arbeitsmittel z. B. welche Anlagen und Arbeitsmittel sich im Bereich der
Betriebssicherheitsverordnung Zerspanung befinden. Finden sich dort Zerspanungsauto-
Biostoffverordnung maten mit vergleichbarer Steuerung und Arbeitsvorgän-
Gefahrstoffverordnung gen, kann überlegt werden, Tätigkeiten an diesen Anlagen
Arbeitsplatz z. B. zusammenzufassen.
Lastenhandhabungsverordnung
2. Ermitteln der Gefährdungen
Personen z. B.
Es wird ermittelt, welche Gefährdungen und Belastungen
Jugendarbeitsschutzgesetz
unter realistischen Annahmen möglich sind. Die Unfallversi-
Mutterschutzgesetz
cherungsträger haben beispielhaft zusammengestellt, welche
PSA-Benutzungsverordnung
Gefährdungsfaktoren denkbar sind, siehe Abb. 3.8.
3.2 Gefährdungsbeurteilung19

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Abb. 3.7  Schematischer Ablauf einer Gefährdungsbeurteilung

3. Beurteilen der Gefährdungen • Leitmerkmalmethode „Manuelle Arbeitsprozesse“


Grundsätzlich ist zu beurteilen, ob die in Schritt 2 ermittelten • einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe
Gefährdungen Maßnahmen erforderlich machen.
Es ist zu beurteilen, ob und unter welchen Bedingungen D: Risikoeinschätzung
die erkannten Gefährdungen zu einem Unfall oder zu sons- Sollten in den Schritten 1 bis 3 keine Lösungen gefunden
tigen Gesundheitsschäden führen können. Dabei empfiehlt werden, kann das Risiko anhand der Kriterien Ausmaß des
sich folgende Vorgehensweise (A bis D): möglichen Schadens, der durch die betrachtete Gefährdung ver-
ursacht werden kann, und der Wahrscheinlichkeit des Eintritts
A: Vergleich mit normierten Schutzzielen („rechtlich dieses Schadens abgeschätzt werden. Eine Möglichkeit besteht
vorgegebenen Mindestanforderungen“) in der Nutzung einer sogenannten Risikomatrix (z.  B. nach
In manchen Fällen bestehen gesetzliche Grenzwerte oder Nohl, vgl. BAuA 2012, siehe Abb. 3.9). Dabei sollten Qualifi-
Vorgaben der Unfallversicherungsträger, Beispiele sind: kation des Beschäftigten, Expositionsdauer der Gefährdung und
bereits verwirklichte Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden.
• Grenz- bzw. Auslösewerte für Lärm und Vibrationen
• Rauchverbot in Umgebung mit Explosionsschutz 4. Festlegen konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen
• Arbeitsplatzgrenzwerte bei Gefahrstoffen Wenn gesetzliche Vorgaben es erfordern oder wenn die
• Verbot von Essen, Trinken und Rauchen bei Arbeiten mit Gefährdung als zu groß beurteilt wird, müssen Schutzmaß-
Gefahrstoffen nahmen geplant und eingeführt werden.
• Verbot von Alkohol, Drogen oder Medikamenten bei Dabei ist die Reihenfolge des STOPV-Prinzips zu wählen,
Arbeiten mit Kranen, Gabelstaplern u. Ä. die nach der Wirksamkeit geordnet ist:

In solchen Fällen ist die Risikobewertung relativ einfach. • „S“ wie Substitution (Ersatz, Auswechslung)
• „T“ wie technische Maßnahmen
B: Prüfen, ob es Schutzstufenkonzepte gibt • „O“ wie organisatorische Maßnahmen
Der Gesetzgeber hat Schutzstufen in einigen Verordnungen, • „P“ wie personenbezogene Schutzmaßnahmen
z.  B. in der Biostoffverordnung, eingeführt. Darin werden • „V“ wie verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen
jeweils Maßnahmen und Kriterien beschrieben.
Die wirksamste Schutzmaßnahme besteht natürlich darin,
C: Sich informieren, ob Bewertungshilfen bestehen die Gefährdung völlig zu beseitigen. Ist dies nicht möglich,
Bei manchen Gefährdungen können Bewertungshilfen ein- sind Maßnahmen in der dargestellten Reihenfolge zu wählen.
gesetzt werden, z. B.: Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit (geeignet, erforderlich,
angemessen) ist dabei zu beachten, wenn z.  B. ein Ersatz
• Leitmerkmalmethode „Heben, Halten, Tragen“ (eine neue Maschine) gar nicht möglich oder aber viel zu
• Leitmerkmalmethode „Ziehen, Schieben“ teuer wäre.
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GXUFK GXUFK
 VRQVWLJH XQGSIODQ]OLFKH
*HIlKUGXQJHQ 0HQVFKHQ 7LHUH
3URGXNWH

Abb. 3.8  Aufstellung möglicher Gefährdungen


3.2 Gefährdungsbeurteilung21

erhalten haben. Vielleicht ist es auch notwendig, dass Per-


KRFK PLWWOHUHV5LVLNR KRKHV5LVLNR KRKHV5LVLNR sonen, die nicht im Arbeitsbereich arbeiten, sich aber dort
zeitweilig aufhalten müssen, ebenfalls Sicherheitsschuhe
6FKDGHQVK|KH

tragen müssen. Das können abteilungsfremde Beschäf-


PLWWHO JHULQJHV5LVLNR PLWWOHUHV5LVLNR KRKHV5LVLNR tigte, aber auch Besucher, Kunden, Lieferanten, Prakti-
kanten etc. sein. Deshalb muss sichergestellt werden, dass
auch diese Personen Sicherheitsschuhe tragen.
JHULQJ JHULQJHV5LVLNR JHULQJHV5LVLNR PLWWOHUHV5LVLNR

Wirksamkeitskontrolle:
QLHGULJ PLWWHO KRFK
Im nächsten Schritt wird geprüft, ob trotz des Tragens von
(LQWULWWVZDKUVFKHLQOLFKNHLW
Sicherheitsschuhen noch Fußverletzungen auftreten.
Abb. 3.9  Risikoeinschätzung in Anlehnung an Nohl
Erhaltungskontrolle:
Anschließend muss (laufend oder in Stichproben) geprüft
Zuletzt sollten verhaltensbezogene Maßnahmen wie z.  B. werden, ob die Beschäftigten und ggf. die sonstigen Per-
„erhöhte Achtsamkeit walten lassen“ gewählt werden. Bei sonen die Sicherheitsschuhe tragen.
manchen Gefährdungen wie z.  B. Lärm sind sie auch nicht
möglich. Gleichwohl sollte den Beschäftigten verdeutlicht 7. Fortschreiben der Gefährdungsbeurteilung
werden: Auch durch ausgefeilte Technik kann eine Gefährdung Da die Gefährdungsbeurteilung stets aktuell sein soll, ist sie
selten völlig ausgeschaltet werden. Deshalb ist es geboten, gegebenenfalls anzupassen, siehe Abschnitt: Wann ist eine
immer eigene Vorsicht walten zu lassen. Ein Beispiel dafür ist die Gefährdungsbeurteilung durchzuführen?
Inaugenscheinnahme eines Arbeitsmittels vor der Verwendung. Hinweis: Einige Verordnungen regeln bereits, dass die
Prinzipiell genügt es, wenn eine Schutzmaßnahme das Gefährdungsbeurteilung spätestens nach zwei Jahren auf
Risiko soweit verringert, dass die Gefährdung annehmbar Aktualität überprüft werden muss.
erscheint. Jedoch sollte auch in solchen Fällen immer wieder
überprüft werden, ob doch noch besser geeignete Maßnah- Dokumentation
men verfügbar wären. Die Gefährdungsbeurteilung ist schriftlich zu dokumentie-
ren. Auch hier ist nicht vorgeschrieben, welches Format ver-
5. Durchführen der Maßnahmen wendet wird.
Bisher besteht die Maßnahme lediglich auf dem Papier, jetzt Aus der Dokumentation müssen hervorgehen:
muss sie verwirklicht werden. Beispiele dafür sind:
• das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung
• Ein Gefahrstoff (z.  B. ein Kleber) wird durch einen • die festgelegten Maßnahmen
weniger gefährlichen Kleber ersetzt. • das Ergebnis ihrer Überprüfung
• Eine Schutzvorrichtung wird konstruiert, gebaut und
angebracht. Das Formular Gefährdungsbeurteilung (Abb. 3.10), kann
• Die Sicherheitsschuhe werden eingekauft und ausgegeben. dabei unterstützen. Sinnvollerweise wird dieses an die
• Die Beschäftigten werden unterwiesen. betrieblichen Besonderheiten angepasst.

6. Überprüfen der Wirksamkeit der Maßnahmen Betriebsanweisungen und Unterweisungen in zeitlicher


Es genügt nicht, dass Maßnahmen verwirklicht sind. Die Folge der Gefährdungsbeurteilung
Maßnahmen müssen auch wirken, d. h., die Gefährdungen In Schritt 4 der Gefährdungsbeurteilung werden notwendige
sind soweit zu verringern, dass sie akzeptabel erscheinen. Maßnahmen festgelegt. In Betriebsanweisungen werden
Dies soll das Beispiel „Tragen von Sicherheitsschuhen“ diese Maßnahmen für die Beschäftigten in geeigneter Art
verdeutlichen. und Weise beschrieben. Entsprechende Formate sind nicht
vorgeschrieben. Gute Lösungen stellen Unfallversicherungs-
Beispiel träger zur Verfügung, z.  B. die „GDA-Praxishilfen“ inner-
Die Sicherheitsschuhe sind beschafft und an die Beschäf- halb des GDA-ORGAcheck. Die Beschäftigten müssen
tigten ausgegeben (siehe Schritt „Durchführen der wissen, welche Gefährdungen an ihrem Arbeitsplatz vor-
Maßnahmen“). handen sind und wie sie sich wirksam vor ihnen schützen
können. In Unterweisungen wird ihnen deshalb erläutert,
Durchführungskontrolle: wie und warum sie sich sicherheitsgerecht und gesundheits-
Jetzt muss geprüft werden, ob alle Beschäftigten im bewusst verhalten müssen. In der Regel ist dies eine Aufgabe
entsprechenden Arbeitsbereich die Sicherheitsschuhe der Führungskräfte. Diese müssen ihre Beschäftigten gemäß
22

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YHUKDOWHQVEH]RJHQ ZDQQ DP EHUSUIWGXUFKDP

Abb. 3.10  Formular Gefährdungsbeurteilung


3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
3.2 Gefährdungsbeurteilung23

§ 12 ArbSchG während deren Arbeitszeit ausreichend und über die bezüglich der Benutzung des Arbeitsmittels vorlie-
angemessen über Gefährdungen am Arbeitsplatz und über genden Erfahrungen enthalten.“ Auch hier kann es notwen-
die notwendigen Schutzmaßnahmen unterweisen. Ziel ist dig sein, die Betriebsanweisung in eine andere Landesspra-
es, ein sicherheits- und gesundheitsgerechtes Verhalten der che zu übersetzen.
Beschäftigten zu erreichen und zu erhalten. Ebenso sollten die tatsächliche Arbeitsausführung beschrie-
ben und dabei relevante Sicherheitshinweise gegeben werden.
Betriebsanweisungen Manche Verordnungen schreiben Aufbau und Inhalt der
Nicht immer kann die Sicherheit von Beschäftigten allein Betriebsanweisungen vor. Die entsprechenden technischen
durch technische Schutzmaßnahmen gewährleistet werden. Regeln, z. B. TRGS für Gefahrstoffe, erläutern dieses. Unter
Dann müssen ergänzend organisatorische Maßnahmen www.gda-orgacheck.de kann auf eine Reihe von Formularen
und Festlegungen zum sicherheitsgerechten Verhalten der zurückgegriffen werden.
Beschäftigten getroffen werden. Diese Maßnahmen und Betriebsanweisungen sollte der jeweils Fachkundige –
Ergänzungen sind für den konkreten Einzelfall in Betriebs- in Absprache mit der zuständigen Führungskraft – erstel-
anweisungen zusammenzufassen. Ebenso können Hinweise len. Deshalb kann es allgemeingültige und fachspezifische
des Herstellers einbezogen werden. Betriebsanweisungen geben.
Betriebsanweisungen sind deshalb „Anweisungen und
Angaben des Betreibers bzw. Verwenders von Einrichtungen, Beispiele für allgemeingültige Betriebsanweisungen sind:
technischen Erzeugnissen, Arbeitsverfahren, Stoffen oder
Zubereitungen an seine Mitarbeiter mit dem Ziel, Unfälle • Maßnahmen der Ersten Hilfe
und Gesundheitsrisiken zu vermeiden“ (BGHM 2012). • Verhalten im Alarmfall
Die Betriebsanweisungen können erst erstellt werden, • Verkehrsregeln im Betrieb
wenn die Gefährdungsbeurteilung vorliegt, und sie dienen
zur Unterweisung der Beschäftigten. Die Beschäftigten sind Beispiele für fachspezifische Betriebsanweisungen sind:
gemäß § 15 (1) ArbSchG verpflichtet, die Betriebsanweisun-
gen einzuhalten. • Arbeiten an der Maschine X
Betriebsanweisungen sind für vielerlei Objekte zu erstel- • Arbeiten mit dem Gefahrstoff Y
len. Um dies gut zu erkennen, werden unterschiedliche • Gestalten des Bildschirmarbeitsplatzes
Farben Tab. 3.2 verwendet:
Gemäß § 14 Biostoffverordnung ist eine schriftliche Die Betriebsanweisungen sind an geeigneter Stelle bereitzu-
Betriebsanweisung arbeitsbereichs- und biostoffbezogen zu halten. Fachspezifische Betriebsanweisungen sollten daher
erstellen. Dies gilt für jeden Biostoff, der mindestens eine nahe der jeweiligen Tätigkeit und bei der zuständigen Füh-
Krankheit beim Menschen auslösen kann. rungskraft (z. B. im Meisterbüro) vorhanden sein. Wenn ein
Gemäß § 14 Gefahrstoffverordnung ist eine schriftliche betriebliches Qualitätsmanagementsystem besteht, könnten
Betriebsanweisung in einer für die Beschäftigten verständ- die Betriebsanweisungen in der Dokumentenlenkung gere-
lichen Form und Sprache zu erstellen. Deshalb kann es not- gelt sein. Ein Muster, das den betrieblichen Gegebenheiten
wendig sein, die Betriebsanweisung in eine andere Landes- angepasst werden kann, ist unter Abb. 3.11. zu finden
sprache zu übersetzen.
Gemäß § 9 Betriebssicherheitsverordnung müssen den Unterweisung
Beschäftigten, soweit erforderlich, Betriebsanweisungen Aus vielen Regelungen des Gesetzgebers und der Unfallver-
für die bei der Arbeit benutzten Arbeitsmittel in für sie ver- sicherungsträger ergibt sich die Pflicht zur Unterweisung.
ständlicher Form und Sprache zur Verfügung stehen. „Die Unterweisungen sind erstmalig vor Aufnahme der Tätigkeit
Betriebsanweisungen müssen mindestens Angaben über die durchzuführen. In diesem Fall wird von einer Erstunter-
Einsatzbedingungen, über absehbare Betriebsstörungen und weisung gesprochen. Damit soll erreicht werden, dass ein
Beschäftigter von Anfang an weiß, wie er sich sicherheitsge-
recht zu verhalten hat. Wiederholungsunterweisungen sind
Tab. 3.2 Verschiedene Farben für unterschiedliche Arten der immer dann durchzuführen, wenn es nötig ist.
Betriebsanweisung
Beispiele dafür sind:
Objekt oft gewählte Farbe
Biostoffe grüne oder pinke Ausführung • beobachtetes sicherheitswidriges Fehlverhalten
Gefahrstoffe orange Ausführung • aufgetretene Arbeitsunfälle, Beinaheunfälle oder Berufs-
Arbeitsmittel, z. B. Maschinen blaue Ausführung
krankheiten
• ungewöhnliche oder selten vorkommende Arbeiten
Tätigkeiten und Arbeitsabläufe blaue Ausführung
• hohe Gefährdung liegt vor
24 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

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:HOFKH 3UIXQJHQ VLQG LQ ZHOFKHQ )ULVWHQ HUIRUGHUOLFK"
:LH ZLUG VLFKHUJHVWHOOW GDVV DOOH %HWHLOLJWHQ ]ZHFNPl‰LJ LQIRUPLHUW ZHUGHQ"
:LH E]Z ZR LVW GLH 0DVFKLQH E]Z 7HLOH GDYRQ ]X HQWVRUJHQ"

1DPH 1DPH GHV 9HUDQWZRUWOLFKHQ 8QWHUVFKULIW 8QWHUVFKULIW GHV 9HUDQWZRUWOLFKHQ

Abb. 3.11  Betriebsanweisung


3.2 Gefährdungsbeurteilung25

Wiederholungsunterweisungen sind ferner in regelmäßigen 1. Zuerst muss die Gefährdungsbeurteilung erstellt sein,
Abständen durchzuführen. Die Unfallversicherungsträger dann können Unterweisungen (meist in Bezug auf die
sprechen von einmal im Jahr. Die Unterweisungen müssen Betriebsanweisungen) erfolgen.
gemäß § 4 DGUV Vorschrift 1 dokumentiert werden. 2. Dann ist der Unterweisungsbedarf zu ermitteln: Alle Perso-
Die Pflicht zur Unterweisung liegt beim Unternehmer. nen sind zu unterweisen, welche von der Gefährdung betrof-
In der Regel beauftragt er die jeweiligen Führungskräfte fen sind.
damit, die Unterweisungen durchzuführen. Diese sollten das 3. Unterweisungen mit Grobthemen erstellen: z. B. zu
Wissen der Beschäftigten nutzen und können auf das Wissen –– Rechten und Pflichten der Mitarbeiter
von Experten, wie z. B. der Fachkraft für Arbeitssicherheit –– Verhalten bei Unfällen
und den Betriebsarzt, zurückgreifen. So ist es oftmals sinn- –– vorbeugende Brandschutzmaßnahmen und Verhalten
voll, während der Unterweisung eine Arbeitsausführung von im Brandfall
einem betrieblich versierten Mitarbeiter zeigen und erklären –– Erste Hilfe (Einrichtungen und Organisation)
zu lassen. Unterweisungen können in verschiedenen Formen –– Verkehrssicherheit
durchgeführt werden. Dies können Einzelunterweisun- –– Ladungssicherung
gen am Arbeitsplatz, Kleingruppenunterweisungen bis hin –– persönliche Schutzausrüstungen
zu Unterweisungen größerer Gruppen in einem größeren –– Suchtmittel am Arbeitsplatz (Medikamente, Drogen,
Raum, z. B. in der Kantine, sein. Auch die Zeitdauer für eine Alkohol)
Unterweisung kann unterschiedlich sein. Allgemein sollten –– arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch psychi-
30 Minuten nicht überschritten werden. Das kann bedeuten, sche Belastung
dass wichtige Themen geteilt werden müssen. Kürzere, dafür –– Hautschutz, Hautreinigung, Hautpflege
häufigere Unterweisungen – möglichst direkt am Arbeits- –– Lärm
platz – sind meist effektiver als längere Unterweisungen, die –– Heben und Tragen
einmal jährlich stattfinden und viele Themen umfassen. –– Transportarbeiten
–– elektrische Betriebsmittel
–– Anschlagen von Lasten
Beispiel: –– Umgang mit Maschinen
In einem Unternehmen mittlerer Größe mit Zwei- –– Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
Schicht-Betrieb nutzt der Vorarbeiter den Schichtwech- –– hoch gelegene Arbeitsplätze
sel. Er bespricht mit seinen Mitarbeitern täglich in einem 4. Unterweisungsthemen festlegen und eigene Vorbereitung:
„5-Minuten-Gespräch“ ein wichtiges Thema. Innerhalb Je nachdem, wie lange die Unterweisung dauern soll,
eines Jahres werden sich wichtige Themen öfter wieder- können die genannten Themen einzeln oder verbunden,
holen und sich deshalb stärker einprägen. sogar geteilt behandelt werden.
5. Informationen/Stoff sammeln:
Tabelle 3.3 zeigt die zehn Schritte zur erfolgreichen Quellen für die Informationsbeschaffung können u. a. sein:
Unterweisung. –– Arbeitsunfälle und Beinaheunfälle, arbeitsbedingte
Erkrankungen
Tab. 3.3  10 Schritte zu einer erfolgreichen Unterweisung –– Herstellerinformationen, Produktbeschreibungen
–– BG-DVD, Vorschriften, Regeln und Informationen
Gefährdungsermittlung im
–– Betriebsanweisungen
Verantwortungsbereich
Planungsphase –– Fachkräfte für Arbeitssicherheit, interne oder externe
Unterweisungsbedarf ermitteln
Fachleute, Sicherheitsbeauftragte, Kollegen …
Unterweisungen mit Grobthemen erstellen 6. Lernziele aufstellen: Jeder Unterweiser verfolgt mit einer
Unterweisungsthemen festlegen und eigene Unterweisung bestimmte Ziele. Diese beschreibt er in
Vorbereitung Lernzielen. Diese Lernziele beschreiben:
Informationen/Stoff sammeln –– die vorweggenommene Formulierung einer angestreb-
Vorbereitungsphase
Lernziele aufstellen ten Verhaltensänderung
Stoffmenge reduzieren/anpassen –– das erwartete Endverhalten nach einer Unterweisung
Unterweisungskonzept erstellen –– die Eigenschaften (Wissen, Fähigkeiten, Einstellun-
gen), welche die Mitarbeiter nach der Unterweisung
Unterweisung durchführen Durchführungs- und
erworben haben
Erfolgskontrollen durchführen Kontrollphase
–– eine konkrete Arbeitssituation
26 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

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Abb. 3.12  Beispielhafter Unterweisungsablauf

Beispiel in der Verantwortung. Dem Arbeitgeber kommen immer


Ein Beispiel für ein konkretes Lernziel ist: „Die Elekt- Auswahl-, Organisations- und Kontrollpflichten zu. Mittels
ro-Azubis benennen die fünf Sicherheitsregeln der Elek- einer schriftlichen Übertragung von Unternehmerpflichten
trotechnik auswendig und fehlerfrei in der richtigen kann der Arbeitgeber sich zumindest von einem Großteil
Reihenfolge.“ seiner Durchführungspflichten – z.  B. Gefährdungsbeurtei-
lung durchführen, Beschäftigte unterweisen – befreien und
7. Stoffmenge reduzieren: Die Informationen werden so diese Aufgaben an seine nächste Führungsebene übertragen.
reduziert, dass die Teilnehmer sie erfassen und umsetzen Zusammen mit den Aufgaben muss er notwendige Befug-
können. Die Stoffmenge orientiert sich damit z.  B. am nisse übertragen, z. B. Budget für Maßnahmen einsetzen und
Wissensstand der Teilnehmer und an der Zeit, die für die die Einhaltung von Schutzmaßnahmen auch arbeitsrechtlich
Unterweisung zur Verfügung steht. durchsetzen. Daneben muss der Arbeitgeber die notwendi-
8. Unterweisungskonzept erstellen: Ein Konzept dient dazu, gen Mittel bereitstellen (Personen, Sachmittel, Zeit), siehe
den Verlauf der Unterweisung zu planen. Es berücksichtigt Abb. 3.14 Formular Pflichtenübertragung.
z. B. Inhalte und Medieneinsatz. Wichtige Grundsätze sind: Die Führungskräfte, denen er diese Aufgaben übertragen
–– vom Einfachen zum Schwierigen, hat, müssen über genügend Fachkunde verfügen und ihnen
–– vom Bekannten zum Unbekanntem, muss genügend Zeit zur Verfügung stehen, um diese Aufga-
–– die Teilnehmer einbeziehen, z. B. sie vormachen lassen ben durchführen zu können.
oder Fragen beantworten lassen,
–– die zeitliche Dauer eher kurz halten als strecken: viele ▶▶ Die Fachkunde wird z.  B. in entsprechenden Schulungen
kurze Unterweisungen sind sinnvoller als wenige lange. der Berufsgenossenschaften und der Verbände vermittelt.
  9. Unterweisung durchführen: Unterweisungen können auf ▶▶ Die genügende Zeit richtet sich in erster Linie nach den

verschiedenen Vermittlungswegen durchgeführt werden. übertragenen Aufgaben und muss betrieblich abgeschätzt
Sie können auf Vortrag, Lehrgespräch, Gruppenarbeit werden. Jedoch ist Arbeitsschutz eine Aufgabe, der stetig
basieren. nachgegangen werden muss und die sich nicht in Form
von Projekten bearbeiten lässt.
10. Erfolgskontrollen durchführen: Mittels Nachahmens oder
Frage-und-Antwort-Spielen kann der Unterweisende eine In vielen Fällen bietet es sich an, finanzielle Mittel bereits in
Erfolgskontrolle durchführen. DV-gestützte Programme den jährlichen Budgetplanungen zu berücksichtigen.
bieten in der Regel auch Lernzielkontrollen an. Die Unfallversicherungsträger sprechen im Zusammen-
hang mit den Organisationspflichten oft vom Prinzip der
Abbildung 3.12 zeigt einen sinnvollen Unterweisungsablauf: A-O-K: Auswahl, Organisation, Kontrolle.
Die Unterweisung wird von Teilnehmern bestätigt (Abb. 3.13). Der Arbeitgeber kann also geeignete und zuverlässige
Personen auswählen und die Rahmenbedingungen schaffen,
damit diese ihre übertragenen Arbeiten organisieren können.
3.3 Pflichtenübertragung Er muss kontrollieren, ob die übertragenen Aufgaben sach-
und fachgerecht erledigt werden und ggf. Konsequenzen
Der Arbeitgeber braucht nicht alle Aufgaben des Arbeits- ziehen. Ungeachtet der hier beschriebenen Pflichtenübertra-
schutzes selbst durchzuführen, allerdings bleibt er immer gung haben Personen mit leitender Funktion bereits durch
3.3 Pflichtenübertragung27

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Abb. 3.13  Formular Unterweisungsbestätigung


28 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

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Abb. 3.14  Formular Pflichtenübertragung


3.3 Pflichtenübertragung29

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Abb. 3.14  (Fortsetzung)


30 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

diese eine umfassende Verantwortlichkeit im Arbeitsschutz Branchen anhand des jeweiligen Gefährdungspotenzials ein-
im Betrieb. deutig in eine von drei Betreuungsgruppen eingeordnet.
Dabei wird zwischen hoher (Gruppe I), mittlerer (Gruppe II)
und niedriger Gefährdung (Gruppe III) unterschieden.
3.4 Bestellung von Beauftragten Für jede Betreuungsgruppe gibt es eine Grundeinsatzzeit.
Diese ist als Summe der Einsatzzeit von Betriebsarzt und
3.4.1 Fachkraft für Arbeitssicherheit und Fachkraft für Arbeitssicherheit pro Beschäftigtem/r und Jahr
Betriebsarzt zu erbringen (Tab. 3.5). Somit sind die Grundeinsatzzeiten
gleich, unabhängig davon, bei welchem Unfallversiche-
Eine weitere Aufgabe des Arbeitgebers ist nach Arbeitssi- rungsträger ein Betrieb der jeweiligen Branche versichert ist.
cherheitsgesetz (ASiG) die Bestellung einer Fachkraft für Mit der Grundbetreuung soll sichergestellt werden, dass
Arbeitssicherheit und eines Betriebsarztes. Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit den über-
Für Arbeitgeber in Deutschland ist es verpflichtend, sich greifenden und in jedem Betrieb vorkommenden Aufgaben
von Experten zum Arbeitsschutz beraten zu lassen. Diese nachkommen können. Die Aufteilung der Grundeinsatzzeit
Experten sind vor allem Fachkräfte für Arbeitssicherheit zwischen Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit
(auch: Sicherheitsfachkräfte, oder kurz Sifa) und Betriebs- hat der Unternehmer eigenverantwortlich – unter Mitwir-
ärzte. Sie können sowohl intern als auch extern beauftragt kung des Betriebsrates – vorzunehmen. Beachten muss er
werden. Sicherheitsfachkräfte und Betriebsärzte beraten den dabei, dass die Einsatzzeit einer Fachdisziplin 20 Prozent der
Unternehmer und unterstützen ihn dabei, seiner Verantwor- Grundeinsatzzeit bzw. 0,2 Stunden pro Beschäftigtem/r und
tung adäquat nachzukommen. Dabei sind aber weder Sicher- Jahr nicht unterschreiten darf.
heitsfachkräfte noch Betriebsärzte weisungsbefugt! Mit der zusätzlichen betriebsspezifischen Betreuung wird
Jeder Arbeitgeber muss eine Fachkraft für Arbeitssicher- die Passung zwischen Betreuungsumfang und betrieblichen
heit und einen Betriebsarzt bestellen oder verpflichten. Die Erfordernissen gewährleistet.
Betriebsgröße spielt dabei keine Rolle, es muss lediglich Die Aufgaben für die betriebsärztliche und sicherheits-
mindestens ein Arbeitnehmer beschäftigt sein. Die DGUV technische Betreuung lassen sich anhand detaillierter Leis-
Vorschrift 2 konkretisiert die Vorgaben des ASiG. Im Fokus tungskataloge ableiten. Daraus ergeben sich der notwendige
steht der Betreuungsbedarf der Unternehmen durch Betriebs- Aufwand und die personellen Ressourcen des Betriebes.
ärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, der sich nach den In Anhang 4 der Vorschrift werden die Leistungskataloge
betrieblichen Gefährdungen und Bedürfnissen richtet. konkretisiert. Sie bestehen aus vier übergeordneten Themen-
Zwei Elemente bilden die betriebsärztliche und sicher- feldern mit insgesamt 16 Aufgabenfeldern:
heitstechnische Gesamtbetreuung (vgl. Tab 3.4):
• regelmäßig vorliegende betriebsspezifische Unfall- und
• die Grundbetreuung, für die in der Unfallverhütungs- Gesundheitsgefahren, Erfordernisse zur menschen-
vorschrift Einsatzzeiten vorgegeben werden, gerechten Arbeitsgestaltung (i. d. R. dauerhaft) mit 8
• die betriebsspezifische Betreuung, die zusätzlich Aufgabenfeldern
erbracht werden und durch jeden Betrieb selbst anhand der • betriebliche Veränderungen in den Arbeitsbedingun-
jeweiligen Gefährdungen und Bedürfnisse zu ermitteln ist. gen und in der Organisation (i. d. R. temporär) mit 5
Aufgabenfeldern
Bei der Festlegung der Grundbetreuung wurde darauf • externe Entwicklung mit spezifischem Einfluss auf
geachtet, dass vergleichbare Betriebe bei der Ermittlung der die betriebliche Situation (i. d. R. temporär) mit 2
Einsatzzeiten auch gleich behandelt werden. Alle Unfall- Aufgabenfeldern
versicherungsträger haben dazu in einer Liste mit Wirt- • betrieblicheAktionen, Programme und Maßnahmen (i. d. R.
schaftszweigen (WZ-Schlüssel) die bei ihnen versicherten temporär) – mit einem Aufgabenfeld

Tab. 3.4  Übersicht über die Gesamtbetreuung nach DGUV Vorschrift 2

Gesamtbetreuung
Grundbetreuung feste Einsatzzeiten pro Beschäftigtem
Höhe orientiert sich am Gefährdungspotenzial der Branche (Wirtschaftszweig-Schlüssel oder WZ-Schlüssel)
definiert als Summe Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit
Betriebsspezifische Betreuung Leistungskataloge
verbindlich zu ermitteln und mit Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit zu vereinbaren
Aufwand orientiert sich an den individuellen betrieblichen Gefährdungen
3.4  Bestellung von Beauftragten31

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Abb. 3.15  Abstimmung Aufgaben der betrieblichen Akteure

Tab. 3.5  Betreuungsgruppen


Unternehmermodell
Gruppe I II III Kleinere Unternehmen können das sogenannte Unterneh-
Einsatzzeit pro Beschäftigtem/r 2,5 1,5 0,5 mermodell anwenden. Das Unternehmermodell kann bei
(Stunde/Jahr), Summe BA Betrieben mit mindestens einem und bis zu 50 Beschäftigten
und Sifa angewendet werden. Teilzeitbeschäftigte werden dabei wie
Vollzeitbeschäftigte gewertet. Beschäftigt ein Betrieb keine
Arbeitnehmer, so besteht kein Handlungsbedarf.
Alle Aufgabenfelder müssen in Bezug auf ihre Relevanz Zum Unternehmermodell gehören:
für das Unternehmen geprüft werden. Inhalt und Dauer der
betriebsspezifischen Leistungen sind zu ermitteln und werden • einmalige Teilnahme des Unternehmers an bestimmten
mit dem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit Seminaren oder einem Fernlehrgang
schriftlich vereinbart. Eine vertiefende Ermittlung und Auf- • Gefährdungsbeurteilung durch den Unternehmer im
teilung der Leistungen zu den Aufgabenfeldern sind aber nur eigenen Betrieb (im Bedarfsfall kann externe Unterstüt-
dann nötig, wenn in einem Aufgabenfeld mindestens ein Aus- zung eingeholt werden)
lösekriterium mit „ja“ beantwortet wurde. • regelmäßige Teilnahme des Unternehmers an Fortbildun-
Grundlage für die Ermittlung des betriebsspezifischen gen (z. B. alle 5 Jahre in Gruppe II)
Betreuungsbedarfs sind die Gefährdungsbeurteilung sowie • bedarfsgerechte Betreuung des Betriebs durch Betriebs-
die Planung für die nahe Zukunft (neue Anlagen, Verfahren, arzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit bei bestimmten
Stoffe). Anlässen
Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung müssen alle
Aufgabenfelder im Hinblick auf ihre betriebliche Relevanz Damit das Unternehmermodell zum Tragen kommen
betrachtet werden. Dabei ist für jedes Aufgabenfeld indi- kann, ist die persönliche Teilnahme des Unternehmers an den
viduell zu prüfen, ob gewisse Auslösekriterien existieren, von der Berufsgenossenschaft festgelegten Seminaren bzw.
die Intervention(en) von Betriebsarzt und Fachkraft für Fernlehrgängen zum Arbeitsschutz erforderlich. Mit diesem
Arbeitssicherheit erfordern. Dadurch werden die konkreten Vorgehen soll der Unternehmer in die Lage versetzt werden,
Aufgaben ermittelt und der erforderliche Personalaufwand seinen Bedarf für die betriebsärztliche und sicherheitstechni-
sichtbar. Dieses Vorgehen orientiert sich an den tatsächlich sche Beratung selbst zu erkennen und eine bedarfsgerechte
vorliegenden betrieblichen Gefährdungen und Bedürfnissen. Beratung in Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesund-
Zu beachten ist, dass der Betriebsrat seine Mitbestimmungs- heitsschutzes in Anspruch zu nehmen.
rechte geltend machen kann. Deshalb empfiehlt es sich, ihn
rechtzeitig einzubeziehen. Ebenso sollten Aufgaben und ▶▶ Tipps zur Grundbetreuung: Wie sollten Sie vorgehen?

Einsatzzeiten mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und 1. Ermitteln Sie Ihre Betriebsart (WZ-Schlüssel).
dem Betriebsarzt abgesprochen werden. Abbildung 3.15 2. Stellen Sie die Summe der Einsatzzeiten entsprechend
zeigt einen bewährten Ablauf. der Betriebsart für die Grundbetreuung fest.
32 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

3. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Aufgaben Ermittlung der Anzahl der Sicherheitsbeauftragten
der Grundbetreuung (Aufgabenfelder der Grundbe- Die erforderliche Anzahl von Sicherheitsbeauftragten ergibt
treuung). sich aus § 20 DGUV Vorschrift 1. Anhand von fünf verbind-
4. Bewerten Sie die Aufgaben hinsichtlich der betrieb- lichen Kriterien bestimmt der Unternehmer die Anzahl der
lichen Betreuungserfordernisse und ermitteln Sie die Sicherheitsbeauftragten für seinen Betrieb. Gemäß DGUV
konkreten Leistungen pro Aufgabenfeld. Regel 100-001 „Grundsätze der Prävention“ sind folgende 5
5. Teilen Sie die Einsatzzeiten nach Fachdisziplin auf Kriterien zur Bestimmung der Anzahl der Sicherheitsbeauf-
(Betriebsarzt und Sicherheitsfachkraft). tragten verbindlich heranzuziehen.

Unter Abb. 3.16 finden Sie eine Vorlage für die Bestellung einer 1. Unfall- und Gesundheitsgefahr
Fachkraft für Arbeitssicherheit, unter Abb. 3.17 eine Vorlage Das erste Kriterium der Unfallverhütungsvorschrift
für die Bestellung einer Betriebsärztin/eines Betriebsarztes. bezieht sich auf die bestehende Unfall- und Gesund-
heitsgefahr im Unternehmen und zielt auf die Gefähr-
dungsbeurteilung ab, die der Unternehmer nach § 5
3.4.2 Bestellung von Sicherheitsbeauftragten Arbeitsschutzgesetz zu erstellen hat.
(Sibe) 2. Räumliche Nähe
Das zweite Kriterium ist die räumliche Nähe der
Gemäß Sozialgesetzbuch VII hat der Arbeitgeber in Betrie- Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten. Räumli-
ben mit mehr als 20 Beschäftigten die Aufgabe, Sicherheits- che Nähe ist gegeben, wenn die Sicherheitsbeauftragten
beauftragte zu bestellen. Die Aufgabe der Sicherheitsbeauf- im gleichen Arbeitsbereich wie die Kollegen tätig sind,
tragten ist es, zum Beispiel im Lager, im Büro oder in der Schule.
Sind die Beschäftigten an unterschiedlichen Arbeits-
• den Unternehmer bei der Durchführung der Maßnahmen plätzen oder in verschiedenen Gebäuden tätig, muss
zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankhei- geprüft werden, ob die Sicherheitsbeauftragten auch
ten zu unterstützen, dort agieren können.
• sich vor allem von dem Vorhandensein und der ordnungs- 3. Zeitliche Nähe
gemäßen Benutzung der vorgeschriebenen Schutzeinrich- Kriterium 3 zielt auf die zeitliche Nähe der zuständi-
tungen und persönlichen Schutzausrüstungen zu überzeu- gen Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten ab.
gen und Liegt zum Beispiel Schichtarbeit vor, ist es angemessen,
• auf Unfall- und Gesundheitsgefahren für die Versicherten dass der Unternehmer einen Sicherheitsbeauftragten pro
aufmerksam zu machen. Schicht bestellt.
4. Fachliche Nähe
Der Unternehmer hat Das vierte Kriterium betrifft die fachliche Nähe der
Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten. Es sollen
• den Sicherheitsbeauftragten Gelegenheit zu geben, ihre nur Sicherheitsbeauftragte bestellt werden, die im
Aufgaben zu erfüllen, insbesondere in ihrem Bereich an Arbeitsbereich dauerhaft gleichen oder vergleichbaren
den Betriebsbesichtigungen sowie den Untersuchungen Tätigkeiten wie die anderen Beschäftigten nachgehen.
von Unfällen und Berufskrankheiten durch die Aufsichts- Zudem müssen sie die Kolleginnen oder Kollegen kennen
personen der Unfallversicherungsträger teilzunehmen; sowie ihre Qualifikation, Kenntnisse und Erfahrungen
den Sicherheitsbeauftragten sind die hierbei erzielten einschätzen können.
Ergebnisse zur Kenntnis zu geben, 5. Anzahl der Beschäftigten – Vorgabe des Gesetzgebers
• dafür zu sorgen, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit Das letzte Kriterium betrifft die Anzahl der Beschäftig-
und Betriebsärzte mit den Sicherheitsbeauftragten eng ten. Die notwendige Zahl von Sicherheitsbeauftragten
zusammenarbeiten, richtet sich nach der Ausdehnung des Arbeitsbereiches
• den Sicherheitsbeauftragten zu ermöglichen, an Aus- und sowie nach der Anzahl der Beschäftigten. In Unterneh-
Fortbildungsmaßnahmen des Unfallversicherungsträgers men mit mehr als 20 Beschäftigten muss der Unter-
teilzunehmen, soweit dies im Hinblick auf die Betriebsart nehmer Sicherheitsbeauftragte in erforderlicher Anzahl
und die damit für die Versicherten verbundenen Unfall- bestellen.
und Gesundheitsgefahren sowie unter Berücksichtigung
betrieblicher Belange erforderlich ist. Abbildung 3.18 stellt ein Beispiel für die Ermittlung der
Anzahl der Sicherheitsbeauftragten dar.
Die Sicherheitsbeauftragten dürfen wegen der Erfüllung der Unter Abb 3.19 Seite 1 und Seite 2 finden Sie eine Vorlage
ihnen übertragenen Aufgaben nicht benachteiligt werden. zur Bestellung von Sicherheitsbeauftragten.
3.4  Bestellung von Beauftragten33

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Abb. 3.16  Vorlage: Bestellung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit


34 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

)LUPHQORJR

%(67(//81* =85 %(75,(%6b5=7,1


=80 %(75,(%6$5=7

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8QIDOOYHUKWXQJVYRUVFKULIW ª%HWULHEVlU]WH XQG )DFKNUlIWHIU $UEHLWVVLFKHUKHLW©
'*89 9RUVFKULIW

]XU %HWULHEVlU]WLQ]XP %HWULHEVDU]W

IUGHQ %HUHLFK

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0LWGLHVHP %HVWHOOVFKUHLEHQ ZHUGHQ,KQHQ GLH $XIJDEHQ QDFK †  $6L*LQ 9HUELQGXQJ PLW


GHQ $XIJDEHQIHOGHUQ QDFK $QODJH  GHU 8QIDOOYHUKWXQJVYRUVFKULIW ª%HWULHEVlU]WH XQG
)DFKNUlIWH IU$UEHLWVVLFKHUKHLW© '*89 9RUVFKULIW EHUWUDJHQ
6LH VLQG DOV %HWULHEVlU]WLQ%HWULHEVDU]W GLUHNWGHU %HWULHEVOHLWXQJ XQWHUVWHOOW,Q GHU
$QZHQGXQJ ,KUHU DUEHLWVPHGL]LQLVFKHQ )DFKNXQGH VLQG 6LH LP 5DKPHQ GHV $6L*
ZHLVXQJVIUHL

2UW'DWXP

8QWHUVFKULIWGHV 8QWHUVFKULIW 8QWHUVFKULIW GHV


$UEHLWJHEHUV %HWULHEVlU]WLQ%HWULHEVDU]W %HWULHEVUDWHV

1LFKW]XWUHIIHQGHV VWUHLFKHQ

Abb. 3.17  Vorlage: Bestellung zur Betriebsärztin/zum Betriebsarzt


3.5  Arbeitsschutzausschuss (ASA)35

.ULWHULHQIUGLH$Q]DKOGHU6LEH

$Q]DKOGHU 8QIDOOXQG 5lXPOLFKH =HLWOLFKH )DFKOLFKH


%HWULHEVVWlWWH %HVFKlI *HVXQGKHLWV 1lKHGHU 1lKHGHU 1lKHGHU
2UJDQLVDWLRQVHLQKHLW WLJWHQ JHIDKUHQ 6LEH 6LEH 6LEH $Q]DKO6LEH

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6FKLFKWHQ
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.ULWHULXPZXUGHJHSUIW 6XPPH$Q]DKO6LEH


$XIJUXQGGHU7lWLJNHLWHQXQGGHU$Q]DKOGHU%HVFKlIWLJWHQHUIROJWHLQH0LWEHWUHXXQJGXUFKGLHGHQ6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH Q GHV%HUHLFKV3HUVRQDO


Abb. 3.18  Kriterien für die Anzahl der Sicherheitsbeauftragten

Je nach betrieblicher Situation bzw. entsprechenden Ausbildung zur Ersten Hilfe ermächtigten Stelle ausgebil-
Rechtsverordnungen kann das Bestellen zusätzlicher Verant- det worden sind oder über eine sanitätsdienstliche/rettungs-
wortlicher erforderlich sein. dienstliche Ausbildung oder eine abgeschlossene Ausbil-
dung in einem Beruf des Gesundheitswesens verfügen.
Ersthelfer werden in einem Erste-Hilfe-Lehrgang aus-
3.4.3 Bestellung von betrieblichen Ersthelfern gebildet. Wichtig ist auch, dass Ersthelfer über aktuelles
Wissen verfügen. Dazu hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen,
Der Einsatz betrieblicher Ersthelfer ist in der DGUV Vor- dass die Ersthelfer in der Regel in Zeitabständen von zwei
schrift 1 geregelt. Danach hat der Unternehmer dafür zu Jahren fortgebildet werden. Der Arbeitgeber hat sich Nach-
sorgen, dass für die Erste-Hilfe-Leistung Ersthelfer mindes- weise über die Fortbildung vorlegen zu lassen.
tens in folgender Zahl zur Verfügung stehen: bei Sollten im Betrieb besondere Gefährdungen (z. B. aufgrund
a) 2 bis zu 20 anwesenden Versicherten (Beschäftigten) ein von Gefahrstoffen) vorliegen, die im Notfall besondere Maß-
Ersthelfer, nahmen erforderlich machen, die nicht Gegenstand der allge-
b) mehr als 20 anwesenden Versicherten (Beschäftigten) 10 % meinen Ausbildung der Ersthelfer sind, muss der Arbeitgeber
(in Verwaltungs- und Handelsbetrieben 5 %). für die erforderliche zusätzliche Aus- und Fortbildung sorgen.

Unter Berücksichtigung der Organisation des betrieb-


lichen Rettungswesens und der vorhandenen Gefährdung 3.5 Arbeitsschutzausschuss (ASA)
kann bei b) in Abstimmung mit dem jeweiligen Unfallver-
sicherungsträger von der Zahl der Ersthelfer abgewichen Nach Arbeitssicherheitsgesetz hat der Arbeitgeber in Betrie-
werden. Dies verdeutlicht wiederum die Wichtigkeit der ben mit mehr als zwanzig Beschäftigten einen Arbeits-
Gefährdungsbeurteilung. schutzausschuss (ASA) zu bilden. Bei der Feststellung der
Als Ersthelfer dürfen nur Personen eingesetzt werden, Zahl der Beschäftigten sind Teilzeitbeschäftigte mit einer
die bei einer von dem Unfallversicherungsträger für die regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit von nicht mehr als
36 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

)LUPHQORJR

%(67(//81* =80 6,&+(5+(,76%($8)75$*7(1


†  6*% 9,,†  GHU 8QIDOOYHUKWXQJVYRUVFKULIW ª*UXQGVlW]H GHU 3UlYHQWLRQ© '*89 9RUVFKULIW

)UDX+HUU

ZLUGIU GHQ %HUHLFKGLH $EWHLOXQJ

1DPH XQG $QVFKULIWGHU)LUPD

]XU]XP 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ HUQDQQW

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GHQ 8QWHUQHKPHU RGHU GHVVHQ 9HUWUHWHU EHLGHU 'XUFKIKUXQJ GHU 0D‰QDKPHQ ]XU
9HUKWXQJ YRQ $UEHLWVXQIlOOHQ%HUXIVNUDQNKHLWHQ XQG DUEHLWVEHGLQJWHQ
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VLFK YRP 9RUKDQGHQVHLQ XQG GHU RUGQXQJVJHPl‰HQ %HQXW]XQJ GHU YRUJHVFKULHEHQHQ
6FKXW]HLQULFKWXQJHQ XQG SHUV|QOLFKHQ 6FKXW]DXVUVWXQJHQ ]X EHU]HXJHQ
DXI8QIDOO XQG *HVXQGKHLWVJHIDKUHQIU GLH 9HUVLFKHUWHQ DXIPHUNVDP ]X PDFKHQ

'HU 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH GDUIZHJHQ GHU (UIOOXQJ GHULKP EHUWUDJHQHQ $XIJDEHQ QLFKW


EHQDFKWHLOLJWZHUGHQ

:HLWHUH +LQZHLVH XQG GHU *HVHW]HVWH[WILQGHQ VLFK ZHLWHU XQWHQ

2UW'DWXP

8QWHUVFKULIWGHV 8QWHUVFKULIWGHUGHV 8QWHUVFKULIWGHV


8QWHUQHKPHUV 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ %HWULHEVUDWHV3HUVRQDOUDWHV

6HLWH  EHDFKWHQ

1LFKW]XWUHIIHQGHV VWUHLFKHQ

Abb. 3.19  Vorlage: Bestellung Sicherheitsbeauftragte, Seite 1 und 2


3.5  Arbeitsschutzausschuss (ASA) 37

9RU 8QWHU]HLFKQXQJ EHDFKWHQ

†  GHV 6LHEWHQ %XFKHV 6R]LDOJHVHW]EXFK 6*% 9,, 


ª  ,Q 8QWHUQHKPHQ PLW UHJHOPl‰LJ PHKU DOV  %HVFKlIWLJWHQ KDW GHU 8QWHUQHKPHU XQWHU %HWHLOLJXQJ GHV
%HWULHEVUDWHV RGHU 3HUVRQDOUDWHV 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH ]X EHVWHOOHQ
 'LH 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ KDEHQ GHQ 8QWHUQHKPHU EHL GHU 'XUFKIKUXQJ GHU 0D‰QDKPHQ ]XU
9HUKWXQJ YRQ $UEHLWVXQIlOOHQ XQG %HUXIVNUDQNKHLWHQ ]X XQWHUVWW]HQ LQVEHVRQGHUH VLFK YRQ GHP
9RUKDQGHQVHLQ XQG GHU RUGQXQJVJHPl‰HQ %HQXW]XQJ GHU YRUJHVFKULHEHQHQ 6FKXW]HLQULFKWXQJHQ XQG
SHUV|QOLFKHQ 6FKXW]DXVUVWXQJHQ ]X EHU]HXJHQ XQG DXI 8QIDOO XQG *HVXQGKHLWVJHIDKUHQ IU GLH
9HUVLFKHUWHQ DXIPHUNVDP ]X PDFKHQ
 'LH 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ GUIHQ ZHJHQ GHU (UIOOXQJ GHU LKQHQ EHUWUDJHQHQ $XIJDEHQ QLFKW
EHQDFKWHLOLJW ZHUGHQ©

†  GHU 8QIDOOYHUKWXQJVYRUVFKULIW ª*UXQGVlW]H GHU 3UlYHQWLRQ© %*9 $ 


ª  « %HVWHOOSIOLFKW GHV 8QWHUQHKPHUV
  $XIJDEHQ GHV 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ QDFK †  6*% 9,,
 'HU 8QWHUQHKPHU KDW GHQ 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ *HOHJHQKHLW ]X JHEHQ LKUH $XIJDEHQ ]X HUIOOHQ
LQVEHVRQGHUH LQ LKUHP %HUHLFK DQ %HWULHEVEHVLFKWLJXQJHQ VRZLH 8QWHUVXFKXQJHQ YRQ 8QIlOOHQ XQG
%HUXIVNUDQNKHLWHQ GXUFK GLH $XIVLFKWVSHUVRQHQ GHU %HUXIVJHQRVVHQVFKDIW WHLO]XQHKPHQ GHQ
6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ VLQG GLH KLHUEHL HU]LHOWHQ (UJHEQLVVH ]XU .HQQWQLV ]X JHEHQ
 'HU 8QWHUQHKPHU KDW VLFKHU]XVWHOOHQ GDVV GLH )DFKNUlIWH IU $UEHLWVVLFKHUKHLW XQG %HWULHEVlU]WH PLW
GHP 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ HQJ ]XVDPPHQZLUNHQ
 'LH 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ GUIHQ ZHJHQ GHU (UIOOXQJ GHU LKQHQ EHUWUDJHQHQ $XIJDEHQ QLFKW
EHQDFKWHLOLJW ZHUGHQ
 'HU 8QWHUQHKPHU KDW GHQ 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWHQ *HOHJHQKHLW ]X JHEHQ DQ $XV XQG
)RUWELOGXQJVPD‰QDKPHQ GHU %HUXIVJHQRVVHQVFKDIW WHLO]XQHKPHQ VRZHLW GLHV LP +LQEOLFN DXI GLH
%HWULHEVDUW XQG GLH GDPLW YHUEXQGHQHQ 8QIDOO XQG *HVXQGKHLWVJHIDKUHQ VRZLH XQWHU %HUFNVLFKWLJXQJ
EHWULHEOLFKHU %HODQJH HUIRUGHUOLFK LVW©

:HLWHUH +LQZHLVH
'HU 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH KDW GLH $XIJDEH LQ VHLQHP $UEHLWVEHUHLFK 8QWHUQHKPHU XQG )KUXQJVNUlIWH
VRZLH VHLQH .ROOHJHQ
EHL GHU 'XUFKIKUXQJ GHV $UEHLWVVFKXW]HV ]X XQWHUVWW]HQ
$QVW|‰H IU HLQH 9HUEHVVHUXQJ GHU 6LFKHUKHLW XQG GHU *HVXQGKHLW ]X JHEHQ
EHU 6LFKHUKHLWVSUREOHPH ]X LQIRUPLHUHQ

'HU 6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH
EHVLW]W NHLQH :HLVXQJVEHIXJQLV JHJHQEHU VHLQHQ .ROOHJHQ
VROO EHUDWHQ XQG KHOIHQ
EHJHJQHW GHQ %HVFKlIWLJWHQ YRQ .ROOHJH ]X .ROOHJH
HUNHQQW VLFKHUKHLWVWHFKQLVFKH 3UREOHPH XQG 0lQJHO DP $UEHLWVSODW]
NDQQ DXI GHUHQ %HVHLWLJXQJ KLQZLUNHQ
LVW YRU 2UW GHU $QVSUHFKSDUWQHU GHU .ROOHJHQ LQ )UDJHQ GHV $UEHLWVVFKXW]HV
HUNOlUW XQG ]HLJW %HVFKlIWLJWHQ GHQ VLFKHUHQ 8PJDQJ PLW 0DVFKLQHQ XQG $UEHLWVVWRIIHQ
NPPHUW VLFK GDEHL EHVRQGHUV XP QHXH %HVFKlIWLJWH
QLPPW DQ %HWULHEVEHJHKXQJHQ XQG 8QWHUVXFKXQJHQ YRQ 8QIDOO XQG %HUXIVNUDQNKHLWHQ WHLO

Abb. 3.19  (Fortsetzung)


38 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

20 Stunden mit 0,5 und solche mit nicht mehr als 30 Stunden • Teilnahme aller oder mehrerer Sicherheitsbeauftragten
mit 0,75 zu berücksichtigen. Unter Berücksichtigung der Unternehmensgröße und der
Durch die Arbeit des ASA soll das Ziel erreicht werden, Betriebsorganisation werden alle oder mehrere Sicher-
die Zusammenarbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und heitsbeauftragte aus verschiedenen Produktionsbereichen
Gesundheitsschutz befassten Stellen und Personen zu als Ausschussmitglieder berufen.
organisieren. Dabei tritt der ASA gemäß § 11 ASiG min-
destens einmal im Quartal zusammen. Damit sollen die Zu den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses können
betrieblichen Aktivitäten im Arbeitsschutz gebündelt und je nach Erforderlichkeit weitere Personen hinzugezogen
institutionalisiert werden. Im ASA versammeln sich die werden. Dies können sowohl innerbetriebliche (z. B. Brand-
Arbeitsschutzfachleute des Betriebes zum Informations- schutzbeauftragte, Strahlenschutzbeauftragte, Immissions-
austausch und zur Abstimmung entsprechender Arbeits- schutzbeauftragte, Gewässerschutzbeauftragte, Laserschutz-
schutzaktivitäten. Damit wird der ASA zu einem wichti- beauftragte, Schwerbehindertenbeauftragte etc.) als auch
gen Gremium, um die Führungskräfte und den Arbeitgeber außerbetriebliche Fachleute sein (z.  B. Aufsichtspersonen
in allen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu der Berufsgenossenschaften etc.).
unterstützen. Hier werden Planungen und Umsetzungen,
z.  B. der konkrete Ablauf der Gefährdungsbeurteilung, Aufgaben des ASA
vorangetrieben und Maßnahmen und Umsetzungsschritte Der ASA hat die Aufgabe, Anliegen des betrieblichen Arbeits-
koordiniert. schutzes und der Unfallverhütung zu beraten. Durch die Ein-
richtung eines ASA soll erreicht werden, dass die Zusammen-
Zusammensetzung des ASA arbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz
Beim ASA handelt es sich um ein Gremium, das in festge- befassten Stellen organisiert und institutionalisiert wird.
legter Zusammensetzung in einer gewissen Regelmäßigkeit Im ASA versammeln sich die Arbeitsschutzfachleute des
und bei aktuellen Anlässen zusammentritt. Die Zusammen- Betriebs zum Informationsaustausch und zur Zusammen-
setzung, wie sie im Gesetz vorgesehen ist, leitet sich aus arbeit. Die Verantwortlichen im Betrieb werden damit in
seiner Funktion als betriebliche Gesprächsplattform für allen Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschut-
Arbeits- und Gesundheitsschutzfragen ab. Der ASA setzt zes unterstützt. Hier wird bewertet, beraten und es werden
sich zusammen aus: Entscheidungen vorbereitet bzw. getroffen. Planungen, Maß-
nahmen und Schritte im Einzelnen können hier koordiniert
• dem Arbeitgeber oder einem von ihm Beauftragten, werden. Üblicherweise gewährleistet der ASA eine planvolle
• zwei vom Betriebsrat bestimmten Betriebsratsmitgliedern, Herangehensweise im Arbeitsschutz. Daher gehören z. B. fol-
• Betriebsärzten, gende (regelmäßige) Aufgaben zum Repertoire des ASA:
• Fachkräften für Arbeitssicherheit und
• Sicherheitsbeauftragten nach § 22 des Siebten Buches • Analyse des Unfallgeschehens einschließlich der arbeits-
Sozialgesetzbuch. bedingten Erkrankungen im Betrieb
• Beobachtung von Fehlzeiten und ggf. Fluktuation in den
Mit Ausnahme des Betriebsrates gibt es im Gesetz keine Betriebsbereichen
näheren Bestimmungen über die Zahl der Mitglieder. Sind • Auswertung der Gefährdungsbeurteilungen
im Unternehmen mehrere Fachkräfte für Arbeitssicherheit • Koordinierung von Maßnahmen
und Betriebsärzte tätig, so ist aus Erfahrung die jeweilige • Behandlung von Verbesserungsvorschlägen und Einga-
leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit bzw. der leitende ben der Mitarbeiter
Betriebsarzt Mitglied im Arbeitsschutzausschuss. Für Sicher- • Arbeitsschutz bei neuen bzw. neuartigen Arbeitsverfahren
heitsbeauftragte gibt es diese Funktion in der Regel nicht. In oder neuer Arbeits- und Gefahrstoffe
der Praxis gibt es daher in Abhängigkeit von der Gesamtzahl • neuartige persönliche Schutzausrüstungen
der Sicherheitsbeauftragten häufig folgende Varianten: • Beratung über Vorschläge für die Durchführung betriebli-
cher Arbeitsschutz-Schwerpunktprogramme, z. B.: inner-
• Rotation betrieblicher Transport, Ordnung und Sauberkeit, Haut-
Jeder Sicherheitsbeauftragte erhält nach einem festzule- schutz, Erste Hilfe
genden Verfahren die Möglichkeit zur Teilnahme an den • Beteiligung an der Durchführung und Auswertung der
Arbeitsschutzausschusssitzungen. regelmäßigen Betriebsrundgänge
• Sprecher der Sicherheitsbeauftragten • Beratung über Vorschläge für die Beteiligung an überbe-
Die Sicherheitsbeauftragten wählen aus ihrer Mitte einen trieblichen Arbeitsschutzkampagnen
Sprecher. Dieser ist u. a. Mitglied im Arbeitsschutzaus- • Beratung über Maßnahmen für besondere Personengrup-
schuss. Die Berufung erfolgt für einen zeitlich befristeten pen, z. B. geringfügig Beschäftigte, Auszubildende, neue
Zeitraum. Mitarbeiter, Schwerbehinderte, ausländische Arbeitnehmer
3.6  Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen in der betrieblichen Praxis39

Der Arbeitgeber (oder eine von ihm beauftragte Person) lädt oder arbeitsvertraglichen oder kollektivrechtlichen Verein-
zu den ASA-Sitzungen ein. Die Ergebnisse der Sitzungen barungen (§ 2 Abs. 1 Nr. 5 ArbMedVV). Dies ist alleini-
sollten dokumentiert werden. ger Gegenstand einer Eignungsuntersuchung. Hier wird
In zahlreichen Unternehmen beschäftigt sich der ASA geprüft, ob der Beschäftigte die gesundheitlichen Anforde-
neben seinen gesetzlichen Aufgaben auch mit Themen rungen für seine Tätigkeit erfüllt und keine Bedenken gegen
aus dem Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung deren Ausübung bestehen. Sie erfolgt vorrangig im Interesse
und des betrieblichen Gesundheitsmanagements, auch des Arbeitgebers. Die Zulässigkeit der Eignungsuntersu-
wenn diese eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers chung richtet sich nach den Grundsätzen des allgemeinen
darstellen. Arbeitsrechts.
Damit ist der ASA die zentrale Kommunikations-
plattform für Themen des Arbeits- und Gesundheits-
schutzes, auf der sich unterschiedliche Funktionsträger 3.6.2 Arbeitsmedizinische Vorsorge
zu betrieblichen Herausforderungen austauschen. Dabei
steigt die Effektivität der Arbeit mit der Offenheit der Die arbeitsmedizinische Vorsorge dient der Beurteilung der
Auseinandersetzung. individuellen Wechselwirkungen von Arbeit und physischer
An dieser Stelle schließt sich auch der Kreis zu den Füh- und psychischer Gesundheit und der Früherkennung arbeits-
rungskräften. Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, die bedingter Gesundheitsstörungen (§ 2 Abs. 1 ArbMedVV).
betroffenen Führungskräfte fallweise in die Arbeit des ASA Die Vorsorge beinhaltet ein ärztliches Beratungsgespräch
einzubinden. Denn je intensiver dieser Personenkreis in Pla- mit sog. Anamnese, einschließlich der Arbeitsanamnese.
nungs- und Umsetzungsprozesse zum Arbeits- und Gesund- Körperliche oder klinische Untersuchungen sind möglich,
heitsschutz eingebunden wird, desto intensiver wird in der soweit diese für die individuelle Aufklärung und Beratung
Regel die Umsetzung vor Ort vorangetrieben. erforderlich sind. Voraussetzung ist allerdings, dass der oder
die Beschäftigte die Untersuchungen nicht ablehnt. Der
Betriebsarzt kann eine Untersuchung daher nur empfehlen.
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge Die Ablehnung ist für den Beschäftigten im Rahmen der
und Eignungsuntersuchungen in der ArbMedVV rechtlich folgenlos.
betrieblichen Praxis
▶▶ Hinweis: Die ArbMedVV wird durch die sog. Arbeitsmedi-
Nach § 11 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) muss der zinischen Regeln (AMR) weiter konkretisiert. AMR geben
Arbeitgeber seinen Beschäftigten ermöglichen, sich abhän- den Stand der Arbeitsmedizin und sonstige gesicherte
gig von der Gefährdungslage ihrer Tätigkeit regelmäßig arbeitsmedizinische Erkenntnisse wieder. Sie stehen unter
arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen. Diese allge- der folgenden Adresse zum kostenfreien Download zur
meine arbeitsschutzrechtliche Pflicht wird durch die Ver- Verfügung:
ordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Ausschuesse/
AfAMed/AMR/AMR-5-1.html
konkretisiert. Durch die Änderungen der ArbMedVV Ende
Bei Einhaltung der jeweiligen AMR kann der Arbeitgeber
2013 ist auch das bisher nur am Rande erörterte Thema der
davon ausgehen, dass die entsprechenden Anforderun-
betrieblichen Eignungsuntersuchung stärker in den Fokus
gen der Verordnung erfüllt sind (sog. Vermutungswirkung,
gerückt.
§ 3 Abs. 1 Satz 3 ArbMedVV). Wählt der Arbeitgeber eine
andere Lösung, muss er damit mindestens die gleiche
Sicherheit und den gleichen Gesundheitsschutz für die
3.6.1 Abgrenzung Vorsorge – Eignung Beschäftigten erreichen.

Grundsätzlich gilt:
Die arbeitsmedizinische Vorsorge ist primär auf das
Erkennen und Verhüten arbeitsbedingter Erkrankungen 3.6.3 Vorsorgeanlässe
gerichtet. Sie erfolgt vorrangig im Interesse des Beschäf-
tigten. Ziel ist die Aufklärung und Beratung des Beschäf- Die einzelnen Vorsorgeanlässe sind im Anhang der Arb-
tigten über die konkreten Gefahren seiner Tätigkeit und MedVV abschließend aufgezählt und werden unterteilt in:
deren mögliche Folgen für die Gesundheit. Eine Unter-
suchung kann, muss aber nicht Gegenstand der Vorsorge • Teil 1 – Tätigkeiten mit Gefahrstoffen (z. B. Umgang mit
sein. Asbest, Benzol);
Die arbeitsmedizinische Vorsorge umfasst ausdrücklich • Teil 2 – Tätigkeiten mit biologischen Stoffen einschließ-
nicht den Nachweis der gesundheitlichen Eignung für beruf- lich gentechnischen Arbeiten mit humanpathogenen Orga-
liche Anforderungen nach sonstigen Rechtsvorschriften nismen (z. B. Viren);
40 3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes

• Teil 3 – Tätigkeiten mit physikalischen Einwirkungen Schreiben an die betroffenen Beschäftigten dringend zu
(z. B. Hitze, Lärm, Lastenhandhabung, Zwangshaltungen, empfehlen. Hinweise zur Form der Angebote finden sich in
Fließbandarbeit); der AMR 5.1.
• Teil 4 – Sonstige Tätigkeiten (Atemschutzgeräte, Bild-
schirmarbeit). Wunschvorsorge
Die Wunschvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge,
Der Arbeitgeber muss anhand der Auflistung zunächst die nur auf Wunsch des oder der Beschäftigten ermöglicht
prüfen, ob die entsprechenden Tätigkeiten im Betrieb durch- werden muss (§ 5a ArbMedVV). Ein Verlangen des Beschäf-
geführt werden. Ist dies der Fall, muss er in einem zweiten tigten nach einer Wunschvorsorge ist ausgeschlossen, wenn
Schritt prüfen, welche Vorsorgeart für die jeweilige Tätigkeit aufgrund der Beurteilung der Arbeitsbedingungen und der
angezeigt ist. getroffenen Schutzmaßnahmen nicht mit einem Gesund-
heitsschaden zu rechnen ist.

3.6.4 Vorsorgearten
3.6.5 Nachgehende Vorsorge
Die ArbMedVV unterscheidet zwischen drei Vorsorgearten:
Pflichtvorsorge und Angebotsvorsorge sind in regelmäßigen
Pflichtvorsorge Abständen durchzuführen bzw. anzubieten. Die einzelnen
Die Pflichtvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge, die Zeitintervalle ergeben sich aus der AMR Nr. 2.1 „Fristen
bei bestimmten besonders gefährdenden Tätigkeiten vom für die Veranlassung/das Angebot von arbeitsmedizinischen
Arbeitgeber veranlasst werden muss (§ 4 ArbMedVV). Für Vorsorgeuntersuchungen“.
welche Tätigkeit eine Pflichtvorsorge zwingend durchgeführt
werden muss, ergibt sich abschließend aus dem Anhang zur
ArbMedVV (z. B. Tätigkeiten mit extremer Kältebelastung 3.6.6 Pflichten des Arbeitgebers
von −25 °C und kälter).
Der Arbeitgeber darf eine Tätigkeit nur ausüben lassen, Beauftragung eines geeigneten Arztes
wenn der oder die Beschäftigte an der Pflichtvorsorge teil- Der Arbeitgeber hat zur Durchführung der arbeitsmedizini-
genommen hat. Die Pflichtvorsorge muss vor Aufnahme der schen Vorsorge einen Arzt (mit Zusatzbezeichnung Arbeits-
Tätigkeit und anschließend in regelmäßigen Abständen ver- medizin oder Betriebsmedizin) zu beauftragen. Sinnvoller-
anlasst werden. weise wird der bereits bestellte Betriebsarzt beauftragt.
Die Pflichtvorsorge muss aktiv vom Arbeitgeber organi-
siert werden. Zu empfehlen sind persönliche Schreiben an Auskünfte an den Arzt
die betroffenen Beschäftigten, mit denen sie zur Teilnahme Der Arbeitgeber muss dem mit der Vorsorge beauftragten
an der Pflichtvorsorge aufgefordert werden. Bei der Formu- Arzt alle erforderlichen Auskünfte über die Arbeitsplatz-
lierung kann aber grundsätzlich auf die Hinweise zum Mus- verhältnisse erteilen, insbesondere zum Anlass der jeweili-
teranschreiben für die Angebotsuntersuchung zurückgegrif- gen Vorsorge und zu den Ergebnissen der Gefährdungsbe-
fen werden. urteilung. Er muss zudem die Begehung des Arbeitsplatzes
ermöglichen. Entsprechend ist auch der Arzt verpflichtet,
Angebotsvorsorge sich vor der Durchführung der arbeitsmedizinischen Vor-
Die Angebotsvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge, sorge die notwendigen Kenntnisse über die Arbeitsplatzver-
die bei bestimmten gefährdenden Tätigkeiten angeboten hältnisse zu verschaffen.
werden muss (§ 5 ArbMedVV). Auch hier sind die Tätig-
keiten, bei denen der Arbeitgeber den Beschäftigten eine Vorsorgekartei
Vorsorge anbieten muss, abschließend im Anhang zur Arb- Der Arbeitgeber muss eine sog. Vorsorgekartei führen. Die
MedVV aufgelistet (z. B. Tätigkeiten an Bildschirmgeräten). Kartei kann auch automatisiert geführt werden. Sie muss
Die Angebotsvorsorge muss vor Aufnahme der Tätig- Angaben enthalten, dass, wann und aus welchen Anlässen
keit und anschließend in regelmäßigen Abständen angebo- eine arbeitsmedizinische Vorsorge stattgefunden hat. Die
ten werden. Wie bereits der Begriff der Angebotsvorsorge Angaben sind bis zur Beendigung des Beschäftigungsver-
verdeutlicht, entscheidet der Arbeitnehmer selbst, ob er das hältnisses aufzubewahren und anschließend zu löschen.
Angebot wahrnimmt. Auch wenn Beschäftigte das Angebot
nicht annehmen, muss der Arbeitgeber regelmäßig Ange- Kosten der Vorsorge
botsvorsorge anbieten. Die arbeitsmedizinische Vorsorge soll während der Arbeitszeit
Die Angebotsvorsorge muss ebenfalls durch den Arbeit- stattfinden. Die erforderlichen Kosten der Vorsorge trägt nach
geber aktiv organisiert werden. Auch hier sind persönliche allgemeinen Grundsätzen des Arbeitsschutzes der Arbeitgeber.
3.6  Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen in der betrieblichen Praxis41

3.6.7 Wegfall der Liegt einer der beiden Anlässe vor, kann der Arbeitgeber
Unbedenklichkeitsbescheinigung kraft seines Direktionsrechts eine Eignungsuntersuchung
anordnen. Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, in die Untersu-
chung einzuwilligen und den beauftragten Arzt in Bezug auf
Der Arbeitgeber erhält bei Vorsorgemaßnahmen eine Mit- das Ergebnis der Untersuchung von seiner Schweigepflicht
teilung darüber, dass der Vorsorgetermin stattgefunden hat. freizustellen.
Er erhält keine Bescheinigung, ob gesundheitliche Beden-
ken gegen die weitere Ausübung der Tätigkeit bestehen. Der Turnusmäßige Eignungsuntersuchungen
Wegfall dieser sog. Unbedenklichkeitsbescheinigung gilt Der Arbeitgeber möchte durch turnusmäßige („anlasslose“)
auch für die Pflichtvorsorge (früher: Pflichtuntersuchung). Eignungsuntersuchungen sicherstellen, dass die Arbeits-
Der Arzt darf die Ergebnisse einer Untersuchung nicht an plätze mit gesundheitlich geeigneten Mitarbeitern besetzt
den Arbeitgeber weitergeben. werden, um Arbeitsunfälle und damit die Gefährdung von
Der Arzt hat die Erkenntnisse der arbeitsmedizinischen Kollegen, außenstehenden Dritten oder dem Eigentum des
Vorsorge auszuwerten. Ergeben sich Anhaltspunkte dafür, Arbeitgebers zu vermeiden. Anknüpfungspunkt für derartige
dass vorhandene Maßnahmen des Arbeitsschutzes nicht aus- Untersuchungen der gesundheitlichen Eignung sind daher
reichen, so hat der Arzt dies dem Arbeitgeber mitzuteilen nicht konkrete Verdachtsfälle oder der Wechsel einer Tätig-
und Maßnahmen des Arbeitsschutzes vorzuschlagen (§ 6 keit, sondern vielmehr das besondere Anforderungsprofil der
Abs. 4 Satz 2 ArbMedVV). Hält der Arzt aus medizinischen Tätigkeit.
Gründen, die ausschließlich in der Person des Beschäftigten Die Anordnung regelmäßiger Eignungsuntersuchungen
liegen, einen Tätigkeitswechsel für erforderlich, so bedarf bedarf ebenfalls einer gesonderten Rechtsgrundlage. Spe-
diese Mitteilung an den Arbeitgeber der Einwilligung des zialgesetzliche Grundlagen sind selten und nur für besonders
oder der Beschäftigten (§ 6 Abs. 4 Satz 3 ArbMedVV). Die exponierte Berufsgruppen vorhanden, etwa Piloten, Busfah-
Inhalte und das Verfahren für die Mitteilungen an den Arbeit- rer, Mitarbeiter im Röntgenbereich oder in Atomanlagen.
geber werden in der AMR Nr. 6.4 näher geregelt. Der Arbeitnehmer wird dadurch ausreichend geschützt,
dass der Arbeitgeber nur erforderliche und bestimmte Unter-
suchungen fordern darf. Der Umfang der Untersuchung
3.6.8 Eignungsuntersuchungen muss mit dem besonderen Anforderungsprofil der Tätig-
keit übereinstimmen und auch im Übrigen verhältnismä-
Eignungsuntersuchungen, die darauf abzielen, ob der Arbeit- ßig sein, d.  h. geeignet, erforderlich und angemessen. Ein
nehmer für eine bestimmte Tätigkeit gesundheitlich geeignet berechtigtes Interesse des Arbeitgebers an einer regelmäßi-
ist, sind für die betriebliche Praxis von großer Bedeutung. gen Eignungsuntersuchung wird insbesondere bei besonders
gefährlichen Arbeiten gegeben sein, bei deren Ausübung
Rechtsgrundlage für Eignungsuntersuchungen besondere Gefährdungen von Kollegen oder der Allgemein-
Die verbindliche Anordnung von Eignungsuntersuchun- heit bestehen, z. B. Höhen- und Kletterarbeiten, Arbeiten mit
gen bedarf stets einer gesonderten Rechtsgrundlage. Ohne Atemschutz, Kälte- und Hitzearbeiten, Tätigkeit als Kran-
eine Rechtsgrundlage ist der Beschäftigte nicht verpflichtet, führer, relevante Fahr- und Steuerungstätigkeiten, Arbeiten
an einer Eignungsuntersuchung teilzunehmen. Der Arbeit- unter Hochspannung, Tätigkeit in der Werksfeuerwehr. Bei
geber ist in diesem Fall von der konkreten Einwilligung der Bewertung der Tätigkeit sollten stets die Ergebnisse
des Arbeitnehmers abhängig. Er hat keine Möglichkeit, die der Gefährdungsbeurteilung Abschn. 3.1.2 herangezogen
Teilnahme an der Eignungsuntersuchung personalrechtlich werden.
durchzusetzen.
Grundsätzlich gilt: Der Arbeitnehmer muss bei Vorliegen
eines berechtigten Interesses des Arbeitgebers eine ärztliche 3.6.9 Trennung von Vorsorge
Untersuchung seines Gesundheitszustandes dulden. und Eignungsuntersuchung

Anlasslose Untersuchung Vorsorgemaßnahmen und Eignungsuntersuchungen sind


Anerkannte Anlässe für eine Eignungsuntersuchung sind grundsätzlich getrennt voneinander durchzuführen, es sei
insbesondere konkrete Zweifel des Arbeitgebers an der fort- denn, „betriebliche Gründe“ stehen dem entgegen (sog.
dauernden Eignung des Beschäftigten für seine Tätigkeit, Trennungsgebot, § 3 Abs. 3 Satz 2 ArbMedVV). Grund-
z.  B. konkrete Ausfallerscheinung oder Hinweise von Kol- sätzlich gilt, dass betriebliche Gründe etwa dann vorlie-
legen und Vorgesetzten zu körperlichen Einschränkungen gen können, wenn eine getrennte Durchführung die Orga-
des Mitarbeiters. Auch ein Wechsel der Tätigkeit oder des nisation oder den Ablauf des Betriebes wesentlich stört
Arbeitsplatzes kann einen konkreten Anlass für die Durch- oder aber unverhältnismäßige Kosten für den Arbeitgeber
führung einer Eignungsuntersuchung begründen. entstehen.
42

)LUPHQORJR

$5%(,760(',=,1,6&+(5 925625*(3/$1

9HUDQWZRUWOLFK

1U $UWGHU9RUVRUJH 3IOLFKW 0LWDUEHLWHU %HJUQGXQJ 9RUKHULJH V  1lFKVWH V  ,QWHUYDOOGHU =XVWlQGLJHU$U]W


YRU 0LWDUEHLWHU1U 9RUVRUJH 9RUVRUJH 9RUVRUJH
3IOLFKW$QJHERWV VRUJH $UEHLWVSODW] $QJHERW $QJHERW
:XQVFKYRUVRUJH 7lWLJNHLW
6RQVWLJHV

Abb. 3.20  Vorlage: Arbeitsmedizinischer Vorsorgeplan


3  Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
3.6  Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen in der betrieblichen Praxis43

3.6.10 Mitwirkung des Arbeitnehmers

Hat der Arbeitgeber den Arbeitnehmer wirksam zur Teil-


nahme verpflichtet, muss der Arbeitnehmer an der Unter-
suchung mitwirken. Der Arbeitnehmer muss zunächst zum
vereinbarten Termin beim Arzt erscheinen und an der erfor-
derlichen Anamnese teilnehmen. Zugleich ist der Arbeit-
nehmer verpflichtet, den Arzt in Bezug auf das Ergebnis der
Untersuchung von der Schweigepflicht zu entbinden. Der
Arbeitgeber hat nur einen Anspruch auf das Ergebnis der
Untersuchung (z. B. „geeignet/nicht geeignet/unter den fol-
genden Voraussetzungen geeignet: … “), nicht aber die dem
Ergebnis zugrunde liegende Diagnose.
Aus Dokumentationsgründen ist zu empfehlen, dass der
Arbeitnehmer vor der Untersuchung auf einem entsprechen-
den Vordruck schriftlich die Einwilligung erklärt und den
Arzt von der Schweigepflicht entbindet.

▶▶ Hinweis: Weiterführende Informationen bietet die DGUV-


Information 250-010 „Eignungsuntersuchungen in der
betrieblichen Praxis“. http://publikationen.dguv.de/dguv/
pdf/10002/250-010.pdf

Unter der Abb. 3.20 finden Sie eine Vorlage für einen arbeits-
medizinischen Vorsorgeplan.
Bewertung des Arbeits- und
Gesundheitsschutzsystems (AGS) 4
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

Im folgenden Kapitel wird beschrieben, mit welchen Methoden bewertet werden kann, ob und wie erfolgreich
der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen eingerichtet worden ist. Vorgehensweisen für
Überprüfungen werden benannt. Entsprechende Hilfsmittel unterstützen bei der Durchführung.

4.1 Allgemeines Indikatoren zeigen, wie gut der betriebliche Arbeits- und
Gesundheitsschutz umgesetzt ist:
Die Forderung, die Maßnahmen zum Arbeits- und Gesund-
heitsschutz auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen, resul- • Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung, Übersicht noch
tiert aus § 3 ArbSchG. Sie ist eine konkret formulierte Anfor- nicht durchgeführter Maßnahmen
derung an den Arbeitgeber. Durch das Arbeitsschutzgesetz • Protokolle von Begehungen und Überprüfungen
ist nicht festgelegt, wie die Bewertung der Maßnahmen zum • Berichte und Protokolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit
Arbeits- und Gesundheitsschutz zu erfolgen hat. Das bedeu- • die vorgeschriebenen Jahresberichte von Fachkraft für
tet, dass es dem Arbeitgeber überlassen bleibt, in welcher Arbeitssicherheit und Betriebsarzt
Form er dies tut. In den nachfolgenden Punkten dieses • Protokolle des Arbeitsschutzausschusses
Kapitels ist dargelegt, wie eine Bewertung des betrieblichen • Ergebnisse der arbeitsmedizinischen Vorsorge
Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems organisiert werden • Hinweise der Führungskräfte und Mitarbeiter
kann. Die beschriebene Struktur kann und soll in den einzel- • Berichte externer Institutionen (z.  B. Unfallversiche-
nen Punkten den betrieblichen Belangen angepasst werden. rungsträger)

Die Leistungsindikatoren sollen das Bewertungsverfahren


4.2 Ermittlung durch die Unternehmensleitung unterstützen.

Die Leistungsermittlung des Arbeits- und Gesundheitsschut-


zes dient dazu festzustellen, inwieweit der Arbeitsschutz 4.3 Untersuchungen von Störungen und
und die formulierten Arbeitsschutzziele umgesetzt sind. Zur Abweichungen
Ermittlung der Leistung des Arbeits- und Gesundheitsschut-
zes kann zum Beispiel auf die folgenden Leistungsindika- Störungen und Abweichungen zeigen Schwachstellen in der
toren zurückgegriffen werden. Berücksichtigt sind sowohl Organisation an. Ursachen und Gründe von Arbeitsunfällen,
qualitative als auch quantitative Indikatoren. Die genannten arbeitsbedingten Verletzungen, Beinaheunfällen, Ereignissen
und Vorfällen müssen identifiziert, untersucht und beschrie-
ben werden. Bei der Untersuchung der Ursachen und Gründe
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland soll jedes unzureichende Funktionieren der Arbeitsschutz-
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de organisation identifiziert und dokumentiert werden. Berichte
A. Hofmann
von externen Institutionen sollten in die Untersuchungen ein-
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland bezogen werden. Die Ergebnisse sind dann mit allen zustän-
e-mail: a.hofmann@metall.nrw digen Personen – ggf. auch im Arbeitsschutzausschuss und
M. Pfeifer in Arbeitskreisen – zu erörtern und Maßnahmen abzuleiten.
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., Die Umsetzung der abgeleiteten Maßnahmen muss verfolgt
Saarbrücken, Deutschland werden. Die Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse
e-mail: pfeifer@mesaar.de
sollen ebenfalls in die Bewertung durch die Unternehmens-
R. Walleter leitung einfließen und bei den Maßnahmen zur kontinuier-
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland lichen Verbesserung berücksichtigt werden.
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 45


Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) (Hrsg.), Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz, ifaa-Edition,
DOI 10.1007/978-3-662-54194-4_4
46 4  Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems (AGS)

4.4 Interne Audits auch im Arbeitsschutzausschuss). Die folgenden Dokumente


sollten für ein internes Audit erstellt werden:

Ein Audit stellt ein wichtiges und wirksames „Werkzeug“ • Auditplan


dar, um die Funktionalität und Wirksamkeit des betriebli- • Auditcheckliste
chen Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems regelmäßig zu • Auditbericht
beurteilen. Als Audit werden allgemein Untersuchungsver-
fahren bezeichnet, die dazu dienen, Prozesse bezüglich der Anpassbare Muster für die Anwendung im Unternehmen
Erfüllung von Anforderungen und Richtlinien zu bewerten. sind auf den folgenden Seiten dargestellt als
Mit diesem Werkzeug lassen sich daher Tätigkeiten und
Abläufe untersuchen. Audits liefern den objektiven Nachweis • Abbildung 4.1 Vorlage: Auditplan – Arbeits- und Gesund-
über vorhandene systematische Schwachstellen und legen heitsschutz Systemaudit
Abhilfemaßnahmen fest, überwachen deren Verwirklichung • Abbildung 4.2 Vorlage Auditcheckliste Seite 1–5
und optimieren somit den Arbeits- und Gesundheitsschutz. • Abbildung 4.3 Vorlage Bericht über das Systemaudit des
Ihre Befunde und die Ableitung und Anwendung der daraus Arbeits- und Gesundheitsschutzes
entstandenen Korrekturmaßnahmen sind Gegenstand der
Bewertung der gesamten Arbeits- und Gesundheitsschutz- Aus dem Auditbericht sollten die Ergebnisse zu den oben
aktivitäten durch die Unternehmensleitung. Richtig ange- genannten Schwerpunkten hervorgehen. Weiterhin sollte er
wendet können sie wertvolle Informationen liefern, die eine beschreiben, wo und wie sich die Beschäftigten aktiv am
solide Basis für Entscheidungen und Maßnahmen bilden. Arbeits- und Gesundheitsschutz beteiligen. Ergebnisse aus
Zur Durchführung eines internen Audits wird ein Verant- früheren Audits sollten – soweit noch relevant – einbezogen
wortlicher (Auditleiter) benannt. Dies sollte in jedem Fall werden. Die Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse
jemand sein, der nicht selbst direkt mit der Umsetzung der aus den internen Audits sollen ebenfalls in die Bewertung
Arbeitsschutzmaßnahmen befasst war, z.  B. ein Fachvor- durch die Unternehmensleitung einfließen und bei den Maß-
gesetzter eines anderen Bereiches. Der Verantwortliche legt nahmen zur kontinuierlichen Verbesserung berücksichtigt
fest, wer an dem Audit teilnehmen soll – zum Beispiel: Füh- werden.
rungskräfte, Projektverantwortliche, Betriebsrat, Fachkraft Der Auditplan soll von der Unternehmensleitung bestätigt
für Arbeitssicherheit, Betriebsarzt, Sicherheitsbeauftragte, werden. Der Plan sollte allen Bereichen des Unternehmens
Beschäftigte. rechtzeitig mitgeteilt werden. Durch den leitenden Auditor
Die Frequenz des Audits hängt von den betrieblichen ist ggf. eine Feinplanung des Ablaufs unter Berücksichti-
Rahmenbedingungen ab. Erfolgt das Audit zum Beispiel gung der betrieblichen Erfordernisse vorzunehmen. Der
im Rahmen eines Managementsystems, empfiehlt sich eine Auditplan wird dennoch flexibel gehalten, um Schwerpunkt-
Periode von einem Jahr, in der das Audit wiederholt wird. verschiebungen aufgrund von Informationen – die während
Das Audit sollte folgende Schwerpunkte bei der Bewer- der Auditdurchführung gewonnen werden – zu ermöglichen.
tung der Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen berück- Falls zu irgendwelchen Festlegungen im Auditplan Ände-
sichtigen: rungen gewünscht werden, sollten diese Einwände dem lei-
tenden Auditor umgehend mitgeteilt werden. Die Einwände
• Gesamtsystem des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sollten vor Durchführung des Audits zwischen dem leiten-
• Dokumente des „Arbeits- und Gesundheitsschutzes“ zu den Auditor und den jeweiligen Bereichen geklärt werden.
den einzelnen Anforderungen Der Auditplan beinhaltet
• Bewertung der einzelnen Anforderungen und Maßnah-
men in den Arbeitsbereichen • wesentliche Auditinhalte und die zu auditierenden
• Bewertung der Beteiligten – zum Beispiel Führungs- Bereiche
kräfte/Projektverantwortliche, Beschäftigte, Einkäufer – • diejenigen Personen, die eine wesentliche direkte Verant-
zur Umsetzung der einzelnen Anforderungen wortung dazu haben
• Eignung der abgeleiteten Ziele • Datum und Ort der Auditdurchführung
• praxisgerechte Umsetzung des Arbeits- und Gesundheits- • voraussichtliche Zeitpunkte und Dauer jeder wichtigen
schutzes Audittätigkeit
• Einhaltung rechtlicher und weiterer Verpflichtungen • die Zeitpunkte für die Besprechungen mit den jeweiligen
Bereichen
Das Audit ist auszuwerten und mit der Unternehmenslei-
tung und den Führungskräften bzw. den Verantwortlichen zu Diese Referenzdokumente bzw. Unterlagen sind für die
besprechen (in Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten Auditinterviews bereitzuhalten.
4.4  Interne Audits47

)LUPHQORJR

$8',73/$1
6\VWHPDXGLW GHV $UEHLWV XQG *HVXQGKHLWVVFKXW]HV

8QWHUQHKPHQ

6WUD‰H

3/= 2UW

$QVSUHFKSDUWQHU

$XGLWGDWXP

5HIHUHQ]GRNXPHQWH

/HLWHQGHU $XGLWRU

$XGLWRU([SHUWHQ

$XGLWJUXQGODJH

'DWXP =HLW $XGLWLQKDOW 2UJDQLVDWLRQVHLQKHLW %HPHUNXQJHQ


6WDQGRUW *HVSUlFKVSDUWQHU

2UW 'DWXP

8QWHUVFKULIW

Abb. 4.1  Vorlage: Auditplan – Arbeits- und Gesundheitsschutz Systemaudit


48

)LUPHQORJR

$8',7,(581* '(6 $5%(,76 81' *(681'+(,766&+87=6<67(06 $*6

8QWHUQHKPHQ /HLWHQGHU $XGLWRU

6WUD‰H $XGLWRU

3/= 2UW $XGLWRU

EHIUDJWH 0LWDUEHLWHU

)DFKNUDIW IU $UEHLWVVLFKHUKHLW

$XGLWGDWXP

$*66FKZHUSXQNWH GRNXPHQWLHUW LQ EHNDQQW XQG XPJHVHW]W


YRP 8QWHUQHKPHQ ]X UHJHOQ XQG ]X GRNXPHQWLHUHQ YRP $XGLWRU ]X SUIHQ YRP $XGLWRU IHVW]XVWHOOHQ

 *HOWXQJVEHUHLFK GHV $*6 XQG GHU $*6'RNXPHQWDWLRQ


JHQDXH 6WDQGRUWEH]HLFKQXQJ
$QJDEH GHU %HUHLFKH
 'DV $UEHLWV XQG *HVXQGKHLWVVFKXW]V\VWHP
LVW IUHLJHJHEHQ XQG YHU|IIHQWOLFKW GXUFK GLH 8QWHUQHKPHQVOHLWXQJ
LVW RULHQWLHUW DXI 3UlYHQWLRQ XQG NRQWLQXLHUOLFKH 9HUEHVVHUXQJ
PRWLYLHUW ]XU %HWHLOLJXQJ GHU %HVFKlIWLJWHQ
]LHOW DXI 9HUEHVVHUXQJ YRQ 6LFKHUKHLW XQG *HVXQGKHLWVVFKXW] DOOHU
0LWDUEHLWHU XQG 3HUVRQHQ GLH VLFK DXI GHP *HOlQGH GHV 8QWHUQHKPHQV
DXIKDOWHQ GXUFK 9HUKWXQJ YRQ 8QIlOOHQ GXUFK
9HUPHLGXQJ0LQLPLHUXQJ YRQ *HIlKUGXQJHQ
YHUSIOLFKWHW ]XU (LQKDOWXQJ UHOHYDQWHU $UEHLWVVFKXW] $6 9RUVFKULIWHQ
%HWULHEVYHUHLQEDUXQJHQ IUHLZLOOLJHU 3URJUDPPH VRZLH GHV 6WDQGHV GHU
7HFKQLN $UEHLWVPHGL]LQ +\JLHQH XQG JHVLFKHUWHQ
DUEHLWVZLVVHQVFKDIWOLFKHQ (UNHQQWQLVVHQ
LVW DOOHQ $QJHK|ULJHQ GHV %HWULHEHV PLWJHWHLOW XQG YRQ GLHVHQ
YHUVWDQGHQ
VLFKHUW GLH %HUHLWVWHOOXQJ GHU 0LWWHO ]X

Abb. 4.2  Auditcheckliste, Seite1–4


4  Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems (AGS)
$*66FKZHUSXQNWH GRNXPHQWLHUW LQ EHNDQQW XQG XPJHVHW]W
YRP 8QWHUQHKPHQ ]X UHJHOQ XQG ]X GRNXPHQWLHUHQ YRP $XGLWRU ]X SUIHQ YRP $XGLWRU IHVW]XVWHOOHQ

 'LH $UEHLWV XQG *HVXQGKHLWVVFKXW]]LHOH IHVWJHOHJW GXUFK GLH


8QWHUQHKPHQVOHLWXQJ
ZHUGHQ MlKUOLFK DNWXDOLVLHUW
VLQG PHVVEDU
VLQG JHIlKUGXQJV XQG ULVLNRVSH]LILVFK
VLQG DQJHPHVVHQ
VLQG UHDOLVWLVFK
ZHUGHQ JHSODQW GXUFKJHIKUW ZHU ZDQQ ZLH XQG GRNXPHQWLHUW
N|QQHQ ] % DXV *HIlKUGXQJVEHXUWHLOXQJ DEJHOHLWHW ZHUGHQ
%HLVSLHO $Q]DKO GHU 8QIlOOH $XVIDOO]HLWHQ 8QIlOOH SUR $UEHLWVVWXQGHQ
5HDOLVLHUXQJVJUDG YRUJHJHEHQHU $60D‰QDKPHQ 
 %HZHUWXQJ GXUFK GLH 8QWHUQHKPHQVOHLWXQJ ± 'LH %HZHUWXQJ
GDV 5HYLHZ GHV $*6 HUIROJW ] % DXI GHU *UXQGODJH YRQ
$XGLWEHULFKWHQ LQWHUQH[WHUQ 
-DKUHVEHULFKWHQ GHU 6LIDGHV %HWULHEVDU]WHV %HJHKXQJVEHULFKWHQ
8QIDOO XQG (UNUDQNXQJVVWDWLVWLNHQ
LQWHUQHQ XQG H[WHUQHQ (LQIOVVHQ GLH VLFK DXI GDV $*6 DXVZLUNHQ
N|QQHQ
GHU )HVWOHJXQJ%HVWlWLJXQJ YRQ .RUUHNWXU XQG 9RUEHXJHPD‰QDKPHQ
GHU :LUNVDPNHLWVEHXUWHLOXQJ YRQ 0D‰QDKPHQ DXIJUXQG IUKHUHU
%HZHUWXQJHQ
(UJHEQLVVHQ YRQ LQWHUQHQ $XGLWV XQG GHU %HZHUWXQJ GHU (LQKDOWXQJ GHU
UHFKWOLFKHQ 9HUSIOLFKWXQJHQ
+LQZHLVHQ GHU %HVFKlIWLJWHQ XQGRGHU LKUHU 9HUWUHWXQJ
%HJHKXQJVEHULFKWHQ LQWHUQH[WHUQ XQG XQWHU 8PVWlQGHQ YRQ
%HVFKZHUGHQ
 2UJDQLVDWLRQ GHU =XVWlQGLJNHLWHQ XQG 9HUDQWZRUWXQJHQ VRZLH
%HUHLWVWHOOXQJ DXVUHLFKHQGHU ILQDQ]LHOOHU SHUVRQHOOHU VDFKOLFKHU XQG
]HLWOLFKHU 5HVVRXUFHQ
(V JLEW VFKULIWOLFKH =XRUGQXQJHQ GHU 9HUDQWZRUWOLFKHQ ]X GHQ %HUHLFKHQ
2UJDQLJUDPP  GLHVH VLQG GHQ 0LWDUEHLWHUQ GHU EHWURIIHQHQ %HUHLFKH
PLWJHWHLOW

Abb. 4.2  (Fortsetzung)


4.4  Interne Audits49
50

$*66FKZHUSXQNWH GRNXPHQWLHUWLQ EHNDQQWXQGXPJHVHW]W


YRP8QWHUQHKPHQ]XUHJHOQXQG]XGRNXPHQWLHUHQ YRP$XGLWRU]XSUIHQ YRP$XGLWRUIHVW]XVWHOOHQ

(VJLEWHLQHVFKULIWOLFKH3IOLFKWHQEHUWUDJXQJDXIGLH9RUJHVHW]WHQPLW
'HILQLWLRQYRQ%HIXJQLVVHQXQGGHU )HVWOHJXQJHLQHUPLQGHVWHQV
MlKUOLFKHQ%HULFKWVSIOLFKW
'HU8QWHUQHKPHUEHKlOW$XVZDKO.RQWUROO XQG$QSDVVXQJVSIOLFKW
5HFKWHXQG3IOLFKWHQGHU9RUJHVHW]WHQXQG0LWDUEHLWHUEHLP$UEHLWV XQG
*HVXQGKHLWVVFKXW]VLQGGHILQLHUW
(UIRUGHUOLFKH$XVVFKVVH $6$ XQG$UEHLWVNUHLVHVLQGLQVWDOOLHUW
 0LWDUEHLWHUEHWHLOLJXQJDQGHU9HUEHVVHUXQJGHV$UEHLWV XQG
*HVXQGKHLWVVFKXW]HV]%
0LWZLUNXQJEHLGHU(QWZLFNOXQJXQG:HLWHUHQWZLFNOXQJGHV$*6
HLQUlXPHQ ]%EHU$6$$UEHLWVNUHLVH%HWULHEVUDW ]%
6LFKHUKHLWV XQG*HVXQGKHLWV]LUNHO$QUHL]HIUDUEHLWVVFKXW]JHUHFKWHV
9HUKDOWHQ
9RUVFKODJVZHVHQIU$UEHLWVVFKXW]UHJHOQ
0HOGHZHVHQIU*HIlKUGXQJHQXQG%HLQDKHXQIlOOH
 4XDOLILNDWLRQXQG6FKXOXQJGHU0LWDUEHLWHUXQG9RUJHVHW]WHQ
DUEHLWVVFKXW]UHOHYDQWHQ4XDOLILNDWLRQV XQG6FKXOXQJVEHGDUIIHVWVWHOOHQ
XQGSODQHQ
7HLOQDKPHQGRNXPHQWLHUHQ
:LUNVDPNHLW(UIROJGXUFK0LWDUEHLWHUXQG9RUJHVHW]WHEHZHUWHQ
 8QWHUZHLVXQJHQDOOHU0LWDUEHLWHUXQG9RUJHVHW]WHQXQGDQGHUHQ
*lVWH'LHQVWOHLVWHU/LHIHUDQWHQHWF 
8QWHUZHLVXQJVWKHPHQ,QKDOWH7HLOQHKPHUXQG8QWHUZHLVHQGH
GRNXPHQWLHUHQ
:LUNVDPNHLW(UIROJGXUFK0LWDUEHLWHUXQG9RUJHVHW]WHEHZHUWHQ
 'RNXPHQWDWLRQXQG/HQNXQJGHU$UEHLWVVFKXW]GRNXPHQWHXQG
$XI]HLFKQXQJHQ
UHOHYDQWH'RNXPHQWHXQG$XI]HLFKQXQJHQDXIOLVWHQ
]%'RNXPHQWHQPDWUL[ 
9HUWHLOHUIHVWOHJHQ
$XIEHZDKUXQJVIULVWHQUHJHOQ
GLH9HUZHQGXQJDXVVFKOLH‰OLFKDNWXHOOHU'RNXPHQWHVLFKHUVWHOOHQ

Abb. 4.2  (Fortsetzung)


4  Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems (AGS)
$*66FKZHUSXQNWH GRNXPHQWLHUWLQ EHNDQQW XQG XPJHVHW]W
YRP 8QWHUQHKPHQ ]X UHJHOQ XQG ]X GRNXPHQWLHUHQ YRP $XGLWRU ]X SUIHQ YRP $XGLWRUIHVW]XVWHOOHQ

 %HWULHEVEHJHKXQJHQ
8QWHUQHKPHQVOHLWXQJ)KUXQJVNUlIWH6LFKHUKHLWVEHDXIWUDJWH
%HWULHEVDU]W6LID XQG JJI0LWDUEHLWHUYHUWUHWXQJ
=LHO)HVWVWHOOXQJ GHU (LQKDOWXQJ UHFKWOLFKHU XQG EHWULHEOLFKHU $6
9RUJDEHQ
 (UIDVVXQJ0HOGXQJ XQG $XVZHUWXQJ YRQ 8QIlOOHQ
%HUXIVNUDQNKHLWHQ VRZLH JJIYRQ %HLQDKHXQIlOOHQ XQG NULWLVFKHQ
6LWXDWLRQHQ
9HUIDKUHQ PLW9HUDQWZRUWOLFKHQ XQG,QIRUPDWLRQVIOXVVIHVWOHJHQ
8QWHUVXFKHQ%HZHUWHQ)HVWOHJHQ YRQ .RUUHNWXUPD‰QDKPHQ
(UJHEQLVVH GRNXPHQWLHUHQ XQG NRPPXQL]LHUHQJJI
9HUEHVVHUXQJVPD‰QDKPHQ YRUVFKODJHQ
GLH PHOGHSIOLFKWLJHQ 8QIDOO]DKOHQ XQG ]XJHK|ULJHQ 0LWDUEHLWHU]DKOHQ
GRNXPHQWLHUHQ
 %HWULHEVVW|UXQJHQ1RWIlOOH%UDQGVFKXW]
%UDQGVFKXW] RUJDQLVLHUW
1RWIDOOSOlQH
0HOGHNHWWHQ
5HWWXQJVNHWWHQ
EHU H[WHUQH +LOIV XQG 5HWWXQJVGLHQVWH LQIRUPLHUW 1RWIDOOSOlQH VLQG
PLWGLHVHQ DEJHVWLPPW 
)OXFKWSOlQH HUVWHOOWXQG DXVJHKlQJW
)OXFKWZHJH JHNHQQ]HLFKQHWXQG )UHLKDOWXQJIHVWJHOHJW
%UDQGVFKXW]EXQJHQ GXUFKJHIKUW
0D‰QDKPHQ DXI(LJQXQJ EHUSUIW

2UW'DWXP

8QWHUVFKULIWGHV $XGLWOHLWHUV

Abb. 4.2  (Fortsetzung)


4.4  Interne Audits51
52 4  Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems (AGS)

)LUPHQORJR

%(5,&+7h%(5'$66<67(0$8',7'(6
$5%(,76 81'*(681'+(,766&+87=(6

$XGLWLHUWH%HUHLFKH

$QJDEHQ]XP$UEHLWV XQG
*HVXQGKHLWVVFKXW]LP8QWHUQHKPHQ

$XGLW]LHO

$XGLWXPIDQJ

$XGLWGRNXPHQWH

6WlQGLJH7HLOQHKPHUDP$XGLW

$XGLWHUJHEQLV

$QPHUNXQJHQ

(LQKDOWXQJJHVHW]OLFKHU)RUGHUXQJHQ

6WHOOXQJQDKPH

$QODJH

2UW'DWXP

/HLWHQGHU$XGLWRU

Abb. 4.3  Bericht über das Systemaudit des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
4.5 Bewertung53

4.5 Bewertung

Auf der Grundlage der Ergebnisse aus den Punkten Ermitt-


lung, Untersuchung und interne Audits muss die Unter-
nehmensleitung bewerten, ob das Arbeitsschutzsystem die
Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen erfüllt
und die geplanten Arbeitsschutzziele erreicht wurden. Dazu
muss festgestellt werden, ob und wo Änderungen notwendig
bzw. Optimierungspotenziale vorhanden sind oder Abwei-
chungen festgestellt wurden, beispielsweise bei betrieb-
lichen Prozessen, Arbeitsbedingungen und beim sicheren
und gesundheitsgerechten Handeln der Führungskräfte und
Mitarbeiter.
Das Niveau im Arbeitsschutz lässt sich durch den Unter-
nehmer darüber hinaus persönlich bewerten, indem er z. B.
im Rahmen eines Soll-Ist-Vergleichs:

• überprüft, ob der Arbeitsschutz wirkungsvoll organisiert


ist (z.  B. Anweisungen, Vorschriften Verhaltensregeln
beachtet werden),
• Führungskräfte über die Erfüllung ihrer Aufgaben und
Ziele im Arbeitsschutz berichten lässt,
• zur Bewertung Unterlagen heranzieht bzw. sich vorlegen
lässt, in denen wichtige Aspekte und Ergebnisse zum
Arbeitsschutz dargestellt sind,
• hinterfragt, inwieweit Ziele erreicht wurden und wo Ver-
besserungen möglich sind,
• Ursachen identifiziert und analysiert, die dazu geführt
haben, dass die Sicherheits- und Gesundheitsschutzanfor-
derungen nicht in vollem Umfang erfüllt und die geplan-
ten Arbeitsschutzziele nicht in vollem Umfang erreicht
wurden.
Verbesserung
5
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

Es ist als Erfolg zu betrachten, wenn der Arbeitsschutz auf einem gleichbleibend hohen Niveau gehalten
werden kann. Dennoch ist nach § 3 ArbSchG eine Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes
der Beschäftigten anzustreben.

Durch das Arbeitsschutzgesetz ist nicht festgelegt, wie 5.2 Vorbeugungsmaßnahmen


die Verbesserung zu erfolgen hat. Das heißt, es bleibt dem
Arbeitgeber überlassen, in welcher Form er dies tut. Verbes- Werden im Rahmen von Audits, Überprüfungen, Untersu-
serungen können zum Beispiel in kleinen Schritten erfolgen chungen oder Begehungen Ursachen für mögliche Gefähr-
oder auch im Rahmen von strategischen Projekten umgesetzt dungen erkannt, müssen von der Unternehmensleitung
werden. In den nachfolgenden Punkten dieses Kapitels ist Maßnahmen abgeleitet werden, um ein mögliches Risiko
dargelegt, wie die Verbesserung der betrieblichen Arbeits- für gesundheitliche Beeinträchtigungen möglichst gering
und Gesundheitsschutzorganisation erreicht werden kann. zu halten. Maßnahmen müssen in Bezug auf die erkannte
Die beschriebene Struktur kann und soll in den einzelnen Ursache angemessen sein.
Punkten den betrieblichen Belangen angepasst werden.

5.3 Kontinuierliche Verbesserung


5.1 Korrekturmaßnahmen
Neben den immer vorhandenen Verbesserungspotenzialen
Korrekturmaßnahmen sind ein Hilfsmittel zur Umsetzung sind ebenso eine veränderte Gesetzes- und Vorschriftenlage,
von Verbesserungen, die aufgrund von erkannten Abwei- die Fortschreibung der Ziele, freiwillige Programme oder
chungen erforderlich sind. Die Planung von Korrektur- auch Verbesserungsvorschläge denkbar, die Anlass einer
maßnahmen muss die Bedeutung von Verbesserungen der erneut erforderlich werdenden Überprüfung sein können.
Arbeitsschutzorganisation berücksichtigen. Führungskräfte Denkbare Maßnahmen zur Verbesserung sind zum Beispiel
und Mitarbeiter der entsprechenden Fachbereiche sollten an folgende:
der Planung und der Umsetzung von Korrekturmaßnahmen
beteiligt sein. Die Korrekturmaßnahme muss in Bezug auf • Mitarbeiter über die Arbeitsschutzziele des Unternehmens
die erkannte Abweichung angemessen sein. und über die des jeweiligen Arbeitsbereichs informieren
• Sicherheit und Gesundheitsschutz zu einem festen Tages-
• Planung und Umsetzung der notwendigen Korrekturmaß- ordnungspunkt bei Sitzungen machen
nahmen • wiederholt Kurzgespräche/Kurzunterweisungen von Vor-
• Zeitrahmen und Prioritäten festlegen gesetzten durchführen lassen
• Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen • am Arbeitsplatz mit aktuellen Themen für Sicherheit und
Gesundheitsschutz werben, dabei Themen öfter wech-
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland seln (z. B. Plakate, Aushänge, am Bildschirm, Infoblatt,
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de Firmenzeitung)
A. Hofmann
• über geplante Schutzmaßnahmen und Veränderungen
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland rechtzeitig informieren
e-mail: a.hofmann@metall.nrw • Mitarbeiter und Sicherheitsbeauftragte bei der Lösung
M. Pfeifer von betrieblichen Problemen einbeziehen
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., • Regelmäßig bekannt geben, mit welchem Erfolg Ziele
Saarbrücken, Deutschland erreicht und Aktionen durchgeführt wurden (z. B. Zahl
e-mail: pfeifer@mesaar.de
unfallfreier Tage nennen, Stand bei Zielen/Aktionen
R. Walleter grafisch darstellen)
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

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Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) (Hrsg.), Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz, ifaa-Edition,
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56 5 Verbesserung

• Unfälle und Ereignisse intern veröffentlichen, damit Mit-


arbeiter aus ihnen lernen können
• Verwendung eines KVP-Boards

Freiwillige Programme für Arbeits- und Gesundheitsschutz


sind zum Beispiel:

• Themen für Aktionen/Aktionsprogramme festlegen


• (Beispiele: Gefahrstellen vermeiden, Heben und Tragen,
Gefahrstoffe, Sicherheit im Straßenverkehr, gesund
ernähren, Alkohol und Drogen, sichere Freizeit)
• Teilnahme an Kampagnen der Berufsgenossenschaften
• ausgewählte Mitarbeiter einbeziehen
• Aktionen durch die Unternehmensleitung in Kraft setzen
• Aktionen über die normale Informationsflut hinaus
bekannt machen
• den Erfolg der Aktionen auswerten (z. B. Rücklaufquoten
von Fragebögen, Teilnehmerzahl, erreichte Verhaltensän-
derungen, vermehrte Zahl von Vorschlägen)

Um im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung Vor-


schläge zu erhalten, können zum Beispiel folgende Maß-
nahmen sinnvoll sein, dabei ist der Prozess in die Führungs-
strukturen einzubinden:

• Mitarbeiter durch Anerkennung o. Ä. ermutigen, Verbes-


serungsvorschläge zu machen
• dafür sorgen, dass jeder Vorschlag ernst genommen wird
• dafür sorgen, dass der Mitarbeiter zeitnah eine Rückmel-
dung/Antwort erhält
• gute Vorschläge und Ideen besonders anerkennen oder
belohnen (z. B. mit Namensnennung veröffentlichen)
• Anregungen/Beobachtungen der Mitarbeiter unbürokra-
tisch festhalten
• ein Verfahren festlegen, über das Mitarbeiter Ideen und
Vorschläge einbringen können und das bei Beteiligung
persönlich Vorteile bietet (z. B. Anerkennung)
• dieses Verfahren möglichst einfach und praxisnah gestalten
• auch anonyme Vorschläge und Meldungen zulassen
• geeignete Ideen und Vorschläge auswählen und besprechen
Dokumentation
6
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

Im Folgenden wird dargestellt, welche Anforderungen an die Dokumentation im Arbeits- und


Gesundheitsschutz bestehen und welche Dokumente dabei unterstützen, diese zu erfüllen.

6.1 Anforderungen an die Dokumentation • Protokolle des Arbeitsschutzausschusses


• Untersuchungen von Arbeitsunfällen
Die Forderung nach der Dokumentation resultiert aus dem • Durchführung der arbeitsmedizinischen Vorsorge
ArbSchG und weiteren Verordnungen. Sie ist eine konkret • ggf. Gefahrstoffkataster
formulierte Anforderung an den Arbeitgeber. Der Arbeitge- • ggf. Lärmkataster
ber hat die Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung, die fest- • Verbandbuch
gelegten Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz
und das Ergebnis ihrer Überprüfung zu dokumentieren. Der b)  Zusätzlich sinnvolle Dokumentation:
Arbeitgeber muss somit über geeignete Dokumentationen
und Unterlagen verfügen. Dies können unter anderem sein: • formulierte Arbeitsschutzziele
• Hinweise der Führungskräfte und Mitarbeiter
a)  Notwendige Dokumentation: • Berichte externer Institutionen (Unfallversicherungsträger)
• interne Auditberichte
• Darlegung der betrieblichen Organisation des Arbeits- • Bewertung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes durch
und Gesundheitsschutzes die Unternehmensleitung
• Anweisungen (Arbeitssicherheit)
• Beauftragungen (Arbeitssicherheit) Durch das Arbeitsschutzgesetz ist nicht festgelegt, wie die
• Bestellungen (Arbeitssicherheit) Dokumentation zu erfolgen hat. Das heißt, es bleibt dem
• Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung, Übersicht noch Arbeitgeber überlassen, in welcher Form er dies tut. In den
nicht durchgeführter Maßnahmen beiden nachfolgenden Abschnitten dieses Kapitels sind
• Unterweisungsprotokolle zwei Möglichkeiten zum Aufbau und zur Bereitstellung der
• Protokolle von Begehungen und Überprüfungen Dokumentation dargestellt.
• Berichte und Protokolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit
• vorgeschriebene Jahresberichte von Sicherheitsfachkraft
und Betriebsarzt 6.2 Dokumentation mithilfe dieses
Handbuches

Dieses Buch bietet mit seinen Vordrucken und Checklisten


S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland eine Plattform, um den betrieblichen Arbeits- und Gesund-
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de heitsschutz systematisch und ausführlich zu dokumentieren.
A. Hofmann
Das hilft den Unternehmen bei der zielgerechten Organi-
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland sation des Arbeitsschutzes, signalisiert den Arbeitsschutz-
e-mail: a.hofmann@metall.nrw behörden, den Unfallversicherungsträgern und Vertrags-
M. Pfeifer partnern, dass der Arbeitsschutz ernst genommen wird und
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., schafft darüber hinaus für den Arbeitgeber eine gewisse
Saarbrücken, Deutschland Rechtssicherheit bei Unfällen und Notfallsituationen und
e-mail: pfeifer@mesaar.de
deren Überprüfung.
R. Walleter Wenn die für den Arbeitsschutz Verantwortlichen die
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland in diesem Handbuch beschriebenen Inhalte betrieblich mit
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

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58 6 Dokumentation

Leben gefüllt haben, verfügt das Unternehmen über eine


Dokumentation, die sich im Entwicklungsverlauf beliebig
ergänzen und aktualisieren lässt.

6.3 Dokumentation auf der Grundlage eines


Arbeitsschutzmanagementsystems

In besonderer Weise können Betriebe der Verpflichtung


zur Dokumentation der Arbeitsschutzorganisation auf der
Grundlage eines Managementsystems nachkommen.
Die Dokumentation kann sowohl im Rahmen vorhan-
dener und beschriebener Managementsysteme erfolgen als
auch in einem speziellen Arbeitsschutzmanagementsystem.
Als Beispiel sei hier der Leitfaden der internationa-
len Arbeitsorganisation International Labour Organisation
(ILO) genannt, der auf international vereinbarten Grund-
sätzen der drei in der ILO vertretenen Parteien (Regie-
rungen, Arbeitgeber, Beschäftigte) beruht. Der Leitfa-
den, der von deutscher Seite im Konsens aller beteiligten
Kreise maßgeblich mitgestaltet worden ist, entspricht den
nationalen, gemeinsam vereinbarten Grundsätzen zu
Arbeitsschutzmanagementsystemen.
Die Anwendung des nationalen Leitfadens ist freiwillig.
Durch den Leitfaden werden bestehende Rechtsvorschriften
oder anerkannte Standards weder ersetzt noch erläutert. Die
Rechtsvorschriften bleiben unberührt. Der Leitfaden sieht
keine Zertifizierung durch Dritte vor.
Weitere Beispiele für Arbeitsschutzmanagementsysteme
sind das von den Berufsgenossenschaften verliehene Güte-
siegel „Sicher mit System“ sowie der britische Standard BSI
18000, der auch von vielen deutschen Unternehmen verwen-
det wird. Derzeit wird international an einem weiteren Stan-
dard gearbeitet (ISO 45001).
Anwendungsbeispiele zum Einstieg in den
betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz 7
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter

In folgendem Abschnitt sind verschiedene Möglichkeiten dargestellt, sich dem betrieblichen Arbeitsschutz
pragmatisch zu nähern. Mit diesen wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, sie zeichnen aber
realitätsnahe Situationen auf, wie sie z. B. Führungskräften begegnen können.

7.1 Abläufe und Vorgehensweisen • Sind schnelle oder hektische Bewegungen erkennbar?
Laufen Menschen, fahren Gabelstapler … ?
Anhand von kleinen Fallbeispielen wird dargestellt, wie mit • Sind Fremdfirmen erkennbar?
dem Arbeitsschutz angefangen werden kann und wie der Stand
des betrieblichen Arbeitsschutzes überprüft werden kann. Dann sieht sie sich um und stellt sich Fragen:

Ausgangsbeschreibung • Kann ich stolpern oder rutschen? (Stichworte: Sauberkeit


Ein Betrieb der M+E-Industrie fertigt in einer etwa 600 m2 auf dem Boden, Kabel, Lachen, Dreck, Staub …)
großen Fertigungshalle mit spanabhebenden Maschinen. In • Kann ich überfahren werden oder mit einem Menschen
der Halle zusammenstoßen? Wird es irgendwo eng für mich, bin
ich in meinen Bewegungen eingeschränkt? (Stichwort:
• arbeiten etwa 50 Beschäftigte in einem 3-Schicht-Betrieb, Verkehrsweg)
• fahren 3 Gabelstapler mit Elektroantrieb, • Kann ich (ab)stürzen? (Stichworte: Treppe, Stufe, Gelän-
• benutzen die Beschäftigten Hallenkrane an der Decke und der, Absatz …)
ziehen Gabelhubwagen, um Gitterboxen und Europalet- • Kann ich mich stoßen? (Stichworte: Hängegurt an den
ten zu bewegen. Wänden, hervorstehende Haken, Nägel …)
• Kann etwas auf mich herabfallen? (Stichwort: Kran, Lager,
Fallbeispiel 1 Überbau …)
Eine Vorgehensweise für die Führungskraft, sich dem
Arbeitsschutz zu nähern, könnte sein: Die Führungskraft hat sich damit einen ersten Überblick
Die Führungskraft betritt die Fertigungshalle und stellt über den (momentanen) Zustand in der Fertigungshalle ver-
sich neben die Tür. Zuerst setzt sie ihre Sinne ein: schafft. Sie tritt zur ersten Maschine (an den ersten Arbeits-
platz …) und stellt sich noch weitere Fragen:
• Sind laute oder plötzlich auftretende Geräusche
vernehmbar? • Arbeiten Beschäftigte an der Maschine (am Arbeitsplatz)
• Sind Gerüche wahrnehmbar? und in deren Umfeld?
• Sind Gegenstände mit einem Gefahrstoffsymbol
erkennbar?
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland • Sind Kennzeichnungen (Gefahren, Warnungen, Sicher-
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de heitshinweise …) erkennbar?
A. Hofmann
• Sind Arbeitsmittel vorhanden? (augenscheinlicher Zustand,
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland Ablage, Standfestigkeit …)
e-mail: a.hofmann@metall.nrw • Sind Arbeitsanweisungen und sonstige Hinweise erkenn-
M. Pfeifer bar? (augenscheinlicher Zustand, Aktualität anhand des
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., Datums, Zugriffsmöglichkeit)
Saarbrücken, Deutschland • Sind elektrische, pneumatische, hydraulische Leitungen
e-mail: pfeifer@mesaar.de
erkennbar?
R. Walleter • Sind Arbeitsmittel mit Hinweisen (Lärm, Röntgen, Laser,
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland Zutrittsverbot …) erkennbar?
e-mail: walleter@suedwestmetall.de

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60 7  Anwendungsbeispiele zum Einstieg in den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz

Anhand dieser Beobachtungen und Feststellungen verschafft –– Zuverlässigkeit gegeben?


sich die Führungskraft einen ersten Überblick über die Situ- –– Unterweisung erfolgreich durchgeführt?
ation und kann damit gezielter in eine Gefährdungsbeurtei- • Tätigkeiten:
lung einsteigen. –– Gefährdungsbeurteilungen vorhanden?
–– Arbeitsanweisungen vorhanden?
Fallbeispiel 2 • Arbeitsmittel:
Eine andere Vorgehensweise für die Führungskraft, sich dem –– Zustandsprüfungen durchgeführt?
Arbeitsschutz zu nähern, könnte sein: –– Betriebsanweisungen und Betriebsanleitungen
Die Führungskraft beginnt mit den Fragen nach der vorhanden?
Notfallorganisation: –– Wartungspläne durchgeführt?
• Gefahrstoffe:
• Wie viele Ersthelfer sind (je Schicht) notwendig? –– Sicherheitsdatenblätter vorhanden?
• Wie viele Verbandkästen sind notwendig? –– Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt?
• Wie viele Feuerlöscher, Branddecken … sind notwendig? –– Arbeitsanweisungen vorhanden?
• Ist ein Notfallplan notwendig für den Fall, dass Strom –– Notwendige Schutzausrüstungen vorhanden?
(Druckluft, Absaugung, Beleuchtung, Heizung, Kühlung –– Sichere Lagerungen geklärt?
…) ausfällt, ein Fensterglas bricht … ? Die Führungskraft kann sich damit einen Überblick ver-
• Sind Fluchtwege und Rettungswege notwendig? schaffen und erkannte Schwachstellen angehen.

Die Führungskraft wird sich wohl die Fragen beantworten


lassen und überprüft deren Umsetzung, z. B.:

• Wie viele Ersthelfer sind ausgebildet? Sind die Ersthelfer


bekannt? Wie viele Ersthelfer sind jetzt anwesend?
• Wo sind die Verbandkästen? In welchem Zustand sind
sie? Wo ist der Zuständige für den jeweiligen Verband-
kasten? Ist ein Verbandbuch vorhanden? Sind Einträge
vorhanden? Unter welchem Umstand sind Einträge
vorzunehmen?

Die Führungskraft kann sich damit schnell einen Überblick


verschaffen und erkannte Schwachstellen angehen.

Fallbeispiel 3
Die Führungskraft beginnt mit einer Bestandsaufnahme:

• Für welche räumliche Flächen (Gebäude, Wege, Büros


…) bin ich verantwortlich?
• Für welche Mitarbeiter bin ich verantwortlich?
• Welche Tätigkeiten führen diese Mitarbeiter aus?
• Welche Arbeitsmittel (von den großen Maschinen über
die elektrischen und handgeführten Arbeitsmittel bis zu
Einrichtungsgegenständen) benutzen meine Mitarbeiter?
• Welche Gefahrstoffe verwenden meine Mitarbeiter?

Dann stellt sich die Führungskraft weitergehende Fragen:

• räumliche Flächen:
–– Sicherheitsbegehungen durchgeführt?
–– Wartungspläne und Reinigungspläne durchgeführt?
• Mitarbeiter:
–– Qualifikation ausreichend?
–– Eignung (Sehen, Hören, Lesen, Schreiben, Beweglich-
keit, Merkfähigkeit, Sprache …) vorhanden?
Ansprechpartner vor Ort

Verbände SACHSENMETALL
AGV Nord Unternehmensverband der Metall- und Elektroindustrie
Allgemeiner Verband der Wirtschaft Norddeutschlands e. V. Sachsen e. V.
Internet: www.agvnord.de Internet: www.vsme.de

AGVT Südwestmetall
Allgemeiner Arbeitgeberverband Thüringen e. V. Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württem-
Internet: www.agvt.de berg e. V.
Internet: www.suedwestmetall.de
bayme
Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. Unternehmensverband Saarland e. V. (UV Saar)
Internet: www.baymevbm.de Internet: www.uvsaar.de

Gesamtmetall vbm
Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V.
e. V. Internet: www.baymevbm.de
Internet: www.gesamtmetall.de
vem.die arbeitgeber
HESSENMETALL M+E, Industrie und Dienstleistungsverband Rheinland-
Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e. V. Rheinhessen e. V.
Internet: www.hessenmetall.de Internet: www.vem.diearbeitgeber.de

METALL NRW Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlan-


Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-West- des e. V. (ME Saar)
falen e. V. Internet: www.mesaar.de
Internet: metall.nrw
Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und
NIEDERSACHSENMETALL Brandenburg e. V. (VME)
Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e. V. Internet: www.vme-net.de
Internet: www.niedersachsenmetall.de
Verband der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-­
NORDMETALL Anhalt e. V.
Verband der Metall- und Elektro-Industrie e. V. Internet: www.vme.org
Internet: www.nordmetall.de
Verband der Metall- und Elektro-Industrie in Thüringen
PfalzMetall e. V.
Verband der Pfälzischen Metall- und Elektroindustrie e. V. Internet: www.vmet.de
Internet: www.pfalzmetall.de

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­September 2016

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