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Ein gut organisierter Arbeits- und Gesundheitsschutz hilft nicht nur die umfangreichen gesetz-
lichen Vorgaben einzuhalten, sondern hat auch betriebswirtschaftliche Vorteile. Kosten durch
Unfälle, Produktionsausfälle oder berufsbedingte Erkrankungen können verhindert werden.
Aufgeräumte und übersichtliche Arbeitsplätze erhöhen zudem die Produktivität.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen tun sich immer noch – auch nach 20 Jahren Arbeits-
schutzgesetz – schwer, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Dies hat im Wesentlichen zwei
Gründe: Einerseits fehlt den Unternehmen eine praktische Handlungshilfe, mit der sie die doch
umfassenden und weitgefächerten Regelungen und Normen umsetzen können. Arbeitsschutz
„macht man“ auch nicht von heute auf morgen. Und da sich die Unternehmen andererseits
deshalb lieber dem widmen, was sie können und wirtschaftlich müssen – nämlich dem Tages-
geschäft – investieren sie nicht immer genügend Zeit in umfassende Arbeitsschutzmaßnah-
men. Das Handbuch Arbeits- und Gesundheitsschutz versteht sich daher als Unterstützung für
Unternehmen, sich dem Thema pragmatisch zu nähern. Unternehmen, die das Handbuch als
Grundlage nutzen und weiter ausbauen, sind so in der Lage, ein für das Unternehmen passendes
Arbeitsschutzsystem aufzubauen.
V
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
1.1 Anspruch und Sinn des betrieblichen Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Rechtliche Einordnung – ordnungspolitischer Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Anforderung und Nutzen für Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.4 Kultur und Strategie des Arbeitsschutzes im Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
2.1 Arbeitgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.1 Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.2 Gefährdungsbeurteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.3 Pflichtenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.4 Bestellung von Beauftragten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.1.5 Arbeitsschutzausschuss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.2 Beschäftigte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.3 Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.4 Sicherheitsbeauftragte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.5 Betriebsräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.6 Verantwortliche Personen im Sinne § 13 ArbSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock, Reinhard Walleter und David Beitz
3.1 Organisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
3.2 Gefährdungsbeurteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
3.3 Pflichtenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.4 Bestellung von Beauftragten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.4.1 Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
3.4.2 Bestellung von Sicherheitsbeauftragten (Sibe). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
3.4.3 Bestellung von betrieblichen Ersthelfern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.5 Arbeitsschutzausschuss (ASA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen
in der betrieblichen Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.1 Abgrenzung Vorsorge – Eignung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.2 Arbeitsmedizinische Vorsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.3 Vorsorgeanlässe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3.6.4 Vorsorgearten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.5 Nachgehende Vorsorge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.6 Pflichten des Arbeitgebers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.6.7 Wegfall der Unbedenklichkeitsbescheinigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.8 Eignungsuntersuchungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.9 Trennung von Vorsorge und Eignungsuntersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.6.10 Mitwirkung des Arbeitnehmers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
VII
VIIIInhaltsverzeichnis
IX
Einleitung
1
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
Dieses Handbuch richtet sich vornehmlich an Verantwort- übersichtlicher geworden, da es sich nunmehr auf zentrale
liche in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU); oft Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes kon-
erhält hier der Arbeitsschutz vor lauter Tagesgeschäft nicht zentriert, spezifische Aspekte wie die Berücksichtigung der
die Bedeutung, die der Gesetzgeber vorsieht. Das Hand- Leitmerkmalmethoden allerdings zugunsten des besseren
buch will KMU das notwendige Maß an Arbeits- und Abarbeitens vernachlässigt. Das Handbuch soll damit ein
Gesundheitsschutz vermitteln, ohne die Betriebe mit zu systematisches Vorgehen im Arbeits- und Gesundheits-
hohen Ansprüchen zu überfordern. Das Handbuch ist so schutz ermöglichen, ohne von vornherein durch einen rie-
gestaltet, dass es Unternehmen einen Einstieg und eine sigen Umfang abzuschrecken. Das modulare System gibt
sinnvolle Organisation der Arbeitsschutztätigkeiten im den Unternehmen praktische Arbeitshilfen und Formblät-
Betrieb ermöglicht. Es kann und soll mit weiteren Tools, ter an die Hand. Diese sind auch als ausfüllbare und an
die bei spezifischen betrieblichen Fragestellungen erfor- den Betrieb anpassbare Dateien auf der ifaa-Internetseite
derlich sein können, erweitert werden. Dies sind unter (www.arbeitswissenschaft.net) zum Download bereitge-
anderem die Leitmerkmalmethoden, die von der Bundes- stellt. An dieser Stelle soll allerdings darauf aufmerksam
anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) her- gemacht werden, dass das Abarbeiten der hier dargestell-
ausgegeben werden, oder branchenspezifische Handlungs- ten Inhalte im konkreten Einzelfall nicht die Erfüllung
hilfen, die von den Berufsgenossenschaften veröffentlicht aller gesetzlichen Auflagen bedeuten muss. Ein vertieftes
werden. Behandeln eventueller spezifischer Gefährdungen kann
Dieses Handbuch unterstützt gerade KMU aufgrund erforderlich sein.
seines strukturierten und modularen Aufbaus, ein funktio-
nierendes Arbeitsschutzsystem zu installieren. ▶▶ Die Verhütung von Unfällen ist nicht nur eine Frage gesetz-
Die vierte Auflage des Handbuchs (vormals Ordner, licher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verant-
ifaa 2007) wurde von der Struktur und den Inhalten neu wortung und ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
aufbereitet. Neuerungen in Gesetzen und Verordnun- Werner von Siemens, 1880
gen sowie Erfahrungen mit den Vorversionen erforderten
dies. Mit den Änderungen ist das Handbuch schlanker und
1.1 Anspruch und Sinn des betrieblichen
Arbeitsschutzes
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland Der Arbeits- und Gesundheitsschutz hat in Deutschland eine
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de lange Tradition. Das oben genannte Zitat aus dem vorletz-
A. Hofmann
ten Jahrhundert ist nach wie vor aktuell und macht deutlich,
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland worum es in einem umfassenden Arbeits-und Gesundheits-
e-mail: a.hofmann@metall.nrw schutz auch heute noch geht:
M. Pfeifer
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., • die Einhaltung und Erfüllung gesetzlicher und normativer
Saarbrücken, Deutschland Vorgaben
e-mail: pfeifer@mesaar.de
• die Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung in
R. Walleter Bezug auf den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland • den betriebswirtschaftlichen Nutzen des Unternehmens
e-mail: walleter@suedwestmetall.de
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Abb. 1.1 Aufgaben im dualen Arbeitsschutzsystem
1989 wurde die Übertragung in das deutsche Rechtssystem Durchführungsanweisungen zu erlassen und deren
mit dem Befolgung zu kontrollieren. Sie sind branchenorientiert
gegliedert, unterhalten eine zentrale Dokumentation der
• Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie eigene For-
Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des schungsinstitute und Kliniken. Als Träger der gesetzli-
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit – chen Unfallversicherung nehmen Berufsgenossenschaften
Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG (1996 in Kraft getreten, gegenüber den Unternehmen ebenfalls eine Aufsichts-
zuletzt geändert 2013) und dem funktion wahr, insbesondere bezüglich der Einhaltung der
• Gesetz zur Einordnung des Rechts der gesetzlichen von ihnen erlassenen Unfallverhütungsvorschriften.
Unfallversicherung in das Sozialgesetzbuch (SGB VII) –
Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz – UVEG (1996 Zur Konkretisierung der Gesetze und Verordnungen, die in
in Kraft getreten) vorgenommen. der Regel allgemeine Schutzziele beinhalten, werden regel-
mäßig von öffentlichen und privaten Trägern Schriften
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist in der Bundesrepu (technische Regeln, DIN-Normen, Informationen der BG,
blik Deutschland als duales System angelegt. Er wird einer- etc.) veröffentlicht, siehe Abb. 1.2, die Unternehmen bei der
seits durch den Staat und andererseits durch die hoheitliche konkreten Umsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
Tätigkeit der Träger der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- helfen sollen.
sicherung (DGUV) gestaltet, siehe Abb. 1.1: Um die Aufwände der Kontrollbehörden und Unterneh-
men im Rahmen zu halten, wirken die zuständigen Landes-
• Die Gesetzgebung im Bereich des Arbeitsschutzes und behörden und die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung
die Überwachung ihrer Einhaltung sind eine Aufgabe des bei der Überwachung eng zusammen. Sie sind aufgefordert,
Staates (§ 21 ArbSchG). Gesetze regeln die grundlegen- sich gegenseitig über die durchgeführten Betriebsbesichti-
den Anforderungen allgemein. Die konkrete Untersetzung gungen und deren wesentliche Ergebnisse zu unterrichten.
erfolgt durch Verordnungen, Durchführungsverordnun-
gen, Verwaltungsvorschriften und Erlasse der Ministe- Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA)
rien. Die Kontrolle ist in den einzelnen Bundesländern Eine zusätzliche Einrichtung, die zu einer Bündelung
unterschiedlich geregelt und wird durch die Gewerbe- der staatlichen Aktivitäten zum Arbeits- und Gesund-
aufsicht, das Amt für Arbeitsschutz oder das Staatliche heitsschutz beitragen soll, ist die Gemeinsame Deutsche
Umweltamt wahrgenommen. Arbeitsschutzstrategie (GDA). Die GDA ist seit 2008 im
• Die Berufsgenossenschaften, insbesondere die DGUV, Arbeitsschutzgesetz und im Sozialgesetzbuch VII gesetz-
sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung im lich verankert. Eine Kernaufgabe der GDA ist die Verbes-
Geltungsbereich der Gewerbeordnung. Sie sind ermäch- serung des Zusammenwirkens der staatlichen Arbeitsschutz-
tigt, Unfallverhütungsvorschriften als autonome Rechts- behörden und der Unfallversicherungsträger, siehe Abb.
vorschriften sowie erforderlichenfalls konkretisierende 1.3, u. a. im Hinblick auf eine abgestimmte, arbeitsteilige
4 1 Einleitung
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Überwachungs- und Beratungstätigkeit und einer Verbesse- sowie je aus drei in beratender Funktion von den Spitzen-
rung der Anwenderfreundlichkeit und Transparenz im Regel- organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer ent-
werk des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. sandten Vertretern zusammen. Die Aufgabe der NAK besteht
Eine wesentliche Plattform zur Erreichung dieser Ziele ist darin, die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie
die Nationale Arbeitsschutzkonferenz (NAK), die 2008 ein- (GDA) zu entwickeln, zu steuern und fortzuschreiben.
gerichtet worden ist. Die NAK setzt sich aus je drei Vertretern Für den betrieblichen Arbeitsschutz sind insbesondere
des Bundes, der Länder und der Unfallversicherungsträger folgende Veröffentlichungen der GDA relevant:
1.4 Kultur und Strategie des Arbeitsschutzes im Unternehmen5
• GDA-Leitlinie: Gefährdungsbeurteilung und Dokumen- sei hier ausgenommen, Informationen dazu finden sich im
tation (Stand: 5. Mai 2015) Abschn. 3.1.4 sowie zum Beispiel unter www.gefaehrdungs-
• GDA-Leitlinie: Beratung und Überwachung bei psychischer beurteilung.de.
Belastung am Arbeitsplatz (Stand: 24. September 2012) Um – insbesondere in kleinen und mittelständischen Unter-
• GDA-Broschüre: Arbeitsschutz in der Praxis – Empfeh- nehmen – zu überprüfen, ob die betriebliche Organisation des
lungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psy- Arbeits- und Gesundheitsschutzes den Anforderungen genügt,
chischer Belastung (Stand: 4. Januar 2016) kann der GDA-ORGAcheck kostenfrei genutzt werden.
Die Dokumente sind unter folgendem Link abrufbar: Der GDA-ORGAcheck ist ein von Bund, Ländern, Unfallversiche-
rungsträgern und Sozialpartnern im Rahmen der Gemeinsamen Deut-
http://www.gda-portal.de/de/Betreuung/Leitlinie-PsychBe- schen Arbeitsschutzstrategie – GDA – gemeinsam erarbeitetes Instru-
lastung_content.html;jsessionid=56DE4B408B8C732C409 ment zur Selbstbewertung der Arbeitsschutzorganisation.
84C7A9BF9CAA4.2_cid353 Der GDA-ORGAcheck ermöglicht es kleinen und mittelständischen
Unternehmen, ihre Arbeitsschutzorganisation zu überprüfen und zu
verbessern. Damit trägt der GDA-ORGAcheck sowohl dazu bei, die
Potenziale eines gut organisierten Arbeitsschutzes für die störungsfreie
1.3 Anforderung und Nutzen für Arbeitsorganisation zu nutzen als auch die Wettbewerbsfähigkeit des
Unternehmen Unternehmens zu unterstützen. Hierzu muss die betriebliche Arbeits-
schutzorganisation so gestaltet sein, dass die Sicherheit der Beschäf-
tigten gewährleistet ist und ihre Gesundheit erhalten wird. Am besten
Vor oben beschriebenem Hintergrund stellt sich für das gelingt dies, wenn der Arbeitsschutz bei allen Entscheidungen im
Unternehmen die Aufgabe, den betrieblichen Arbeitsschutz Unternehmen Berücksichtigung findet und damit also selbstverständ-
entsprechend zu organisieren. Die Grundpflichten des lich in alle betrieblichen Prozesse integriert ist.
Arbeitgebers werden in § 3 Arbeitsschutzgesetz beschrie- Der GDA-ORGAcheck ist als Papierversion und als Selbstbewer-
tungsinstrument im Internet verfügbar, das auch einen Benchmark mit
ben. Kurz zusammengefasst ist der Arbeitgeber verpflichtet, anderen Unternehmen erlaubt. Zusätzlich kann der GDA-ORGAcheck
die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter auch kostenfrei als App (iOS und Android) genutzt werden.
Berücksichtigung der betrieblichen Umstände zu treffen. Quelle: http://www.gda-orgacheck.de/daten/gda/check_01.htm
Dabei hat er für eine entsprechende Organisation zu sorgen,
die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen und Der GDA-ORGAcheck enthält zusätzlich viele nützliche
diese zu überwachen. Formulare, um eine rechtssichere Übertragung von Aufga-
ben im Arbeitsschutz und eine konkrete Abgrenzung von
§ 3 ArbSchG Grundpflichten des Arbeitgebers Verantwortlichkeiten vorzunehmen.
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maß- Nach dem Aufbau einer entsprechenden Arbeitsschutz-
nahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der organisation Abschn. 3.1.1 kann die Gefährdungsbeurtei-
Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der lung Abschn. 3.1.2 als zentrales Instrument des Arbeits- und
Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Gesundheitsschutzes zielgerichtet eingesetzt werden.
Dazu hat er „für eine geeignete Organisation zu sorgen
und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.“
1.4 Kultur und Strategie des
Zur Organisation gehören beispielsweise: Arbeitsschutzes im Unternehmen
• Benennung von Fachkraft für Arbeitssicherheit/Betriebs- Ein effektiver Arbeits- und Gesundheitsschutz setzt voraus,
arzt, Abschn. 3.1.4.1 dass jeder im Unternehmen einen Beitrag zum Arbeitsschutz
• Einrichtung des Arbeitsschutzausschusses Abschn. 3.1.5 leistet. Arbeitsschutz kann nicht nur verordnet werden. Er
• Notfallmanagement Abschn. 3.1.1 muss organisiert und gelebt werden. Wesentlich ist es, die
Verantwortlichkeiten im gesamten Unternehmen, beginnend
Eine effiziente Organisation des betrieblichen Arbeitsschut- bei der Geschäftsleitung, klar zu benennen und die Füh-
zes bietet dem Unternehmer die Möglichkeit, mit vertretba- rungskräfte in die Umsetzung einzubinden: Arbeitsschutz ist
rem Aufwand die an ihn gerichteten Forderungen zu erfüllen. Führungsaufgabe!
In erster Linie geht es darum, zunächst entsprechende Struk- Die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheits-
turen und Verantwortlichkeiten festzulegen, wobei die Ver- schutz liegt grundsätzlich beim Unternehmer oder dessen
antwortung grundsätzlich beim Unternehmer verbleibt. Er Beauftragten. Um dieses gegenüber den Beschäftigten, den
wird jedoch in der Regel vor Ort nicht so intensiv tätig sein Arbeitsschutzbehörden und eventuell auch gegenüber den
und verschiedene Aufgaben entsprechend delegieren. Das Vertragspartnern nachzuweisen, sollte das Vorgehen ent-
Unternehmermodell in Kleinbetrieben bis 50 Beschäftigte sprechend dokumentiert werden. Insbesondere müssen
6 1 Einleitung
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daraus Ziel, Zweck und Stellenwert des Arbeitsschutzes im Betrieb wahr. Aufgrund dieser arbeitsvertraglich ein-
hervorgehen. geräumten Funktion haben sie eigenständige Führungs-
Die Geschäftsleitung muss ihre Verpflichtung bezüglich pflichten in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Diese
der Maßnahmen des Arbeitsschutzes nachweisen, indem sie sind vom Unternehmer übertragen und umfassen zweck-
mäßigerweise Aufgaben, Kompetenzen und Verantwor-
• den Mitarbeitern die Bedeutung des Arbeits- und Gesund- tung. Führungskräfte gelten damit als rechtliche „Garan-
heitsschutzes vermittelt, ten“, einer separaten Pflichtenübertragung bedarf es dabei
• die Arbeitsschutzstrategie festlegt, in der Regel nicht. Die Rechte und Pflichten ergeben sich
• die Arbeitsschutzziele beschreibt, regelmäßig aus dem Arbeitsvertrag und/oder der jeweiligen
• die Maßnahmen des Arbeitsschutzes bewertet und die Stellenbeschreibung.
notwendigen Ressourcen sicherstellt. Zusätzlich zu den eigenständigen Pflichten können Füh-
rungskräften spezielle Pflichten im Arbeitsschutz übertra-
Die Geschäftsleitung sollte weiter ihre Arbeitsschutzstrate- gen werden, die dem Unternehmer aufgrund gesetzlicher
gie beschreiben, die sicherstellt, Vorschriften obliegen. Um die Verantwortungsbereiche und
Kompetenzen zu verdeutlichen und abzugrenzen, ist im
• dass die Maßnahmen des Arbeitsschutzes für die mit der Bereich des autonomen und staatlichen Arbeitsschutzrech-
Arbeit verbundenen Gefährdungen angemessen sind, tes eine Übertragung in schriftlicher Form erforderlich (§ 13
• dass die Verpflichtung zur Erfüllung dieser Maßnahmen ArbSchG, § 13 DGUV Vorschrift 1).
sowie zur Verbesserung der Maßnahmen besteht, Neben diesen gesetzlichen Pflichten nehmen Führungs-
• dass Arbeitsschutzziele festgelegt sind, kräfte im Arbeitsschutz eine zentrale Orientierungs- und
• dass die Arbeitsschutzziele vermittelt und verstanden Vorbildfunktion wahr. Die Berücksichtigung sicherheits-
werden und gerechter und gesundheitserhaltender Aspekte im täglichen
• dass die fortdauernde Angemessenheit der Arbeitsschutz- Führungsalltag macht den Beschäftigten den Stellenwert des
maßnahmen bewertet wird. Arbeitsschutzes deutlich und hat für den Mitarbeiter hand-
lungsleitenden Charakter.
Zum Erreichen dieser Ziele kann es sinnvoll sein, den
Arbeitsschutz in die betriebliche Zielhierarchie einzuordnen ▶▶ Die Führungskraft ist Vorbild im Arbeits- und Gesundheits-
und bei der Formulierung von Vision, Mission und Umset- schutz.
zungsstrategien entsprechend zu berücksichtigen. Dabei
können u. a. folgende Kernpunkte beschrieben werden: Die Arbeit des Arbeitsschutzausschusses
In Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten hat der Arbeitge-
• Stellenwert des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der ber gemäß § 11 ASiG einen Arbeitsschutzausschuss (ASA)
Firmenphilosophie und im Betrieb zu bilden. Der ASA hat primär die Aufgabe, Anliegen des
• die Integration des Arbeitsschutzes in die gesamten Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beraten. Durch
Abläufe des Betriebes die Arbeit des ASA soll das Ziel erreicht werden, die Zusam-
• aktuelle Schutzziele aufgrund konkreter betrieblicher menarbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und Gesund-
Gegebenheiten und Anforderungen heitsschutz befassten Stellen und Personen zu organisieren.
• Verpflichtung für alle Mitarbeiter, Kooperationspartner Dabei tritt der ASA gemäß § 11 ASiG mindestens einmal
und Leiharbeitnehmer, die gegebenen Ziele, Vorschrif- im Quartal zusammen. Damit sollen die betrieblichen Akti-
ten und Gesetze zum Arbeits- und Gesundheitsschutz vitäten im Arbeitsschutz gebündelt und institutionalisiert
einzuhalten werden. Auf Organisation und Inhalte des ASA wird im
• die kontinuierliche Verbesserung des Arbeitsschutzes Abschn. 3.1.5 eingegangen.
Dieses Kapitel beschreibt, welche Personen mit welchen Mitteln, Instrumenten und Verfahren mit Fragen und
Maßnahmen des Arbeitsschutzes befasst sind.
bestehenden Unfall- und Gesundheitsgefahren und die Zahl Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen
der Beschäftigten zu berücksichtigen. des Gesundheitsschutzes zu unterstützen.
Je nach betrieblicher Situation bzw. entsprechenden Dazu gehört die Beratung des Arbeitgebers in Fragen des
Rechtsverordnungen kann das Bestellen zusätzlicher Verant- Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung sowie der men-
wortlicher erforderlich sein. schengerechten Gestaltung der Arbeit.
Nach Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) hat der Arbeitgeber in Sicherheitsbeauftragte haben nach DGUV Vorschrift 1 den
Betrieben mit mehr als zwanzig Beschäftigten einen Arbeits- Unternehmer bei der Durchführung der Maßnahmen zur Ver-
schutzausschuss zu bilden. hütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu unter-
stützen. Dazu gehört, dass sie sich von dem Vorhandensein
▶▶ Merke: Zu einer geeigneten Arbeitsschutzorganisation und der ordnungsgemäßen Benutzung der vorgeschriebenen
gehören mindestens folgende Faktoren: Schutzeinrichtungen und persönlichen Schutzausrüstungen
überzeugen und auf Unfall- und Gesundheitsgefahren für die
•• Wahrnehmung der Verantwortung durch den Arbeitge- Versicherten aufmerksam machen.
ber verbunden mit einer formalen Pflichtenübertragung,
•• Regelung der Kompetenzen seiner Beschäftigten,
•• Einrichtung einer betrieblichen Arbeitssicherheitsorga- 2.5 Betriebsräte
nisation, bestehend aus Betriebsarzt und Fachkraft für
Arbeitssicherheit und Sicherheitsbeauftragten, Nach Betriebsverfassungsgesetz hat der Betriebsrat das
•• Durchführung der Gefährdungsbeurteilung, Recht, in Angelegenheiten des Arbeitsschutzes mitzuwirken.
•• Unterweisung der Beschäftigten. Wenn der Arbeitgeber im Rahmen des Arbeitsschutzes einen
Handlungsspielraum besitzt, hat der Betriebsrat darüber
▶▶ Der GDA-ORGAcheck bietet jedem Arbeitgeber die Möglich- hinaus auch Mitbestimmungsrechte. Darum bietet sich im
keit, die eigene Arbeitsschutzorganisation zu überprüfen. Arbeits- und Gesundheitsschutz von Anfang an eine vertrau-
www.gda-orgacheck.de ensvolle Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat an.
Dieses Kapitel beschreibt die in Kap. 2 genannten Aspekte konkret und gibt Hilfestellungen und Anleitung für
die Planung und Umsetzung der Anforderungen des Arbeitsschutzes.
Die folgenden Abschnitte skizzieren im Einzelnen die Auf- Die Ablauforganisation beschreibt, welche Menschen mit
gaben des Arbeitgebers. welchen Befugnissen, mit welchen Arbeits- und Sachmitteln,
zu welcher Zeit, an welchem Ort bestimmte Tätigkeiten in einer
Organisation ausführen. Weiterhin können für die Bestimmung
3.1 Organisation der Organisation ein Werksplan und ein Inventar hilfreich sein.
Die Darstellung der Aufbau- und Ablauforganisation dient:
Um den betrieblichen Arbeitsschutz organisieren zu können,
ist es erforderlich und sinnvoll, sich einen Überblick über die • zur Identifikation von Tätigkeiten, für die eine Gefähr-
Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens zu ver- dungsbeurteilung zu erstellen ist;
schaffen. Dazu gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. • zur Identifikation von Stellen/Instanzen, denen Unterneh-
Die Aufbauorganisation, siehe Abb. 3.1 bildet die Struk- merpflichten übertragen werden können;
tur eines Unternehmens ab. Sie legt die Rahmenbedingun- • zur Bestimmung der Anzahl der benötigten Sicherheits-
gen fest, d. h., welche Aufgaben von welchen Menschen und beauftragten und Ersthelfern;
mit welchen Arbeits- und Sachmitteln zu bewältigen sind. • zur Bestimmung der Einsatzzeiten der Grundbetreuung
In der Regel lässt sich die Aufbauorganisation in einem durch die Sifa und den Betriebsarzt;
Organigramm darstellen. Beispielsweise sind dort Bereiche • zur Identifikation von Tätigkeiten, bei denen arbeitsmedi-
oder Abteilungen und Funktionsgruppen beschrieben. Auf zinische Vorsorge angezeigt ist;
Basis der Aufbauorganisation (Verantwortung und Befug- • zur Bestimmung der Notwendigkeit sonstiger Beauftragter.
nisse) ist die Struktur des betrieblichen Arbeitsschutzes zu
planen. Nachfolgende Formblätter können um betriebsspezi- Ein möglicher Ablauf wird im Folgenden skizziert.
fische Aspekte ergänzt werden und bei der Darstellung der
Betriebs- sowie der Aufbauorganisation helfen, siehe Abb. 3.2 Beispiel
und 3.3. Anhand des Werkplans werden die Kontakte mit der
Außenwelt dargestellt:
S. Sandrock (*)
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf, Deutschland
e-mail: s.sandrock@ifaa-mail.de • Wo liegen Zugänge, Eingänge, Ausgänge?
• Grenzen Zäune das Gelände ein?
A. Hofmann
• Sind Straßen und Bahnlinien in der Nähe?
Metall NRW, Düsseldorf, Deutschland
e-mail: a.hofmann@metall.nrw • Wo sind die Parkplätze für die Beschäftigten?
• Welche Betriebsfremden betreten das Werkgelände (Zulie-
M. Pfeifer
Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes e.V., ferer, Entsorger, Spediteure, Kunden, Praktikanten …)?
Saarbrücken, Deutschland
e-mail: pfeifer@mesaar.de Danach werden die einzelnen Flächen und Gebäude auf
R. Walleter dem Werk betrachtet:
Südwestmetall e.V., Stuttgart, Deutschland
e-mail: walleter@suedwestmetall.de • Wo liegen Zugänge, Eingänge, Ausgänge?
D. Beitz • Wo werden welche Werkzeuge, Geräte, Maschinen
Arbeitgeberverband Gesamtmetall, Berlin, Deutschland und Anlagen verwendet und gelagert? (Dabei ist eine
e-mail: beitz@gesamtmetall.de
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Abb. 3.1 Beispielhaftes Organigramm zur Darstellung der Aufbauorganisation eines Unternehmens
Inventarliste „Aufstellung von Arbeitsplätzen und In der Regel sind bei Notfällen zusätzlich zu internen
Tätigkeiten“ hilfreich) Hilfskräften auch außerbetriebliche Einrichtungen wie
• Für manche Maschinen und Anlagen gelten zudem Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste etc. einzuschalten. Der
spezielle Rechtsvorschriften, z. B. für Laser- und Rönt- Arbeitgeber muss die entsprechenden Informationen (z. B.
gengeräte, für Krane, Hebebühnen und Gabelstapler, Rufnummern, Ansprechpartner) ausarbeiten und zusammen-
Aufzüge, Druckanlagen. stellen. Er muss durch die betriebliche Organisation sicher-
• Wo werden welche Gefahrstoffe verwendet und stellen, dass gemäß der Notfallpläne vorgegangen wird.
gelagert? Gemeinsam mit Sicherheitsfachkraft/Betriebsarzt/
• Wo sind Flucht- und Rettungswege gelegen? Betriebsrat und ggf. weiteren Stellen (z. B. Rettungsdienst,
• Wo sind Erste-Hilfe-Mittel (Erste-Hilfe-Kasten, Lösch- Feuerwehr) sind daher bspw. zu planen und zu organisieren:
decke, Ruheraum …)? die Zahl und Verteilung der Ersthelfer und ggf. Sanitäter
sowie deren Aus- und Fortbildung (nach gesetzlichen und
Den Arbeitsplätzen und Tätigkeiten werden Beschäftigte betrieblichen Anforderungen).
bzw. Beschäftigtengruppen und Arbeitszeiten (Schicht- Im Rahmen der Notfallplanung ist ferner zu klären:
arbeit, Nachtarbeit, Wochenendarbeit …) zugeordnet.
• Wer ist für Brandbekämpfung, Gefahrenabwehr, Evakuie-
Notfallplanung rung etc. zuständig?
Im Rahmen der Planung und Umsetzung des gesetzlichen • Wie viele und welche notwendigen Hilfsmittel sind bereit-
Arbeitsschutzes ist es sinnvoll, sich Gedanken über verschie- zustellen (z. B. Erste-Hilfe-Material, Feuerlöscher, Melde-
dene Arten von Notfällen zu machen, die möglicherweise im einrichtungen)? Hierzu sind immer die betriebsspezifischen
Betrieb auftreten können; als Beispiele seien Unfälle, sicher- Besonderheiten zu berücksichtigen (z. B. verwendete Mate-
heitsrelevante Störungen, Austritt von Chemikalien, Brand, rialien und Gefahrstoffe, Technologien, Schichtbetrieb).
Explosion, Hochwasser, Sabotage genannt. • Liegen erforderliche Rettungswege und Notausgänge vor?
Mit Notfällen ist in jedem Unternehmen jederzeit zu • Läuft der Notruf, bzw. die Alarmierung ohne Zeitverlust
rechnen; sie treten häufig plötzlich und unverhofft ein. ab? Dabei sind ggf. Alleinarbeitsplätze zu berücksichtigen.
Um Schäden und negative Auswirkungen solcher Not- • Wer wird in welchen Fällen benachrichtigt oder zuge-
fälle möglichst klein zu halten oder zu minimieren, ist zogen? (z. B. Meldeschema mit internen und externen
eine geordnete und planvolle Vorgehensweise nötig. Dafür Stellen) Dabei sind Meldepflichten zu berücksichtigen.
sollten mögliche Notsituationen im Voraus durchdacht • Sind Notfallmaßnahmen und Abläufe geklärt? (z. B. für
werden. Ferner sind die Ergebnisse von Gefährdungs- eine lückenlose Rettungskette).
beurteilungen oder anderen Sicherheitsbetrachtungen zu
berücksichtigen. Die „Checkliste zur Überprüfung der Notfallorganisation“
Als Ergebnis sind so genannte Notfallpläne zu erstel- (Abb. 3.4), das GDA-Formblatt „Notfall-Rufnummern“
len, in denen geregelt wird, wie in der jeweiligen Notsitu- (Abb. 3.5) und das Muster „Flucht- und Rettungsplan“
ation vorzugehen ist. Anhand dieser Notfallpläne sind die (Abb. 3.6) unterstützen Sie, auf wichtige Dinge bei der Not-
Beschäftigten, vor allem auch Führungskräfte, zu schulen. fallorganisation zu achten.
3.1 Organisation13
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In solchen Fällen ist die Risikobewertung relativ einfach. • „S“ wie Substitution (Ersatz, Auswechslung)
• „T“ wie technische Maßnahmen
B: Prüfen, ob es Schutzstufenkonzepte gibt • „O“ wie organisatorische Maßnahmen
Der Gesetzgeber hat Schutzstufen in einigen Verordnungen, • „P“ wie personenbezogene Schutzmaßnahmen
z. B. in der Biostoffverordnung, eingeführt. Darin werden • „V“ wie verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen
jeweils Maßnahmen und Kriterien beschrieben.
Die wirksamste Schutzmaßnahme besteht natürlich darin,
C: Sich informieren, ob Bewertungshilfen bestehen die Gefährdung völlig zu beseitigen. Ist dies nicht möglich,
Bei manchen Gefährdungen können Bewertungshilfen ein- sind Maßnahmen in der dargestellten Reihenfolge zu wählen.
gesetzt werden, z. B.: Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit (geeignet, erforderlich,
angemessen) ist dabei zu beachten, wenn z. B. ein Ersatz
• Leitmerkmalmethode „Heben, Halten, Tragen“ (eine neue Maschine) gar nicht möglich oder aber viel zu
• Leitmerkmalmethode „Ziehen, Schieben“ teuer wäre.
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Wirksamkeitskontrolle:
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Im nächsten Schritt wird geprüft, ob trotz des Tragens von
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Sicherheitsschuhen noch Fußverletzungen auftreten.
Abb. 3.9 Risikoeinschätzung in Anlehnung an Nohl
Erhaltungskontrolle:
Anschließend muss (laufend oder in Stichproben) geprüft
Zuletzt sollten verhaltensbezogene Maßnahmen wie z. B. werden, ob die Beschäftigten und ggf. die sonstigen Per-
„erhöhte Achtsamkeit walten lassen“ gewählt werden. Bei sonen die Sicherheitsschuhe tragen.
manchen Gefährdungen wie z. B. Lärm sind sie auch nicht
möglich. Gleichwohl sollte den Beschäftigten verdeutlicht 7. Fortschreiben der Gefährdungsbeurteilung
werden: Auch durch ausgefeilte Technik kann eine Gefährdung Da die Gefährdungsbeurteilung stets aktuell sein soll, ist sie
selten völlig ausgeschaltet werden. Deshalb ist es geboten, gegebenenfalls anzupassen, siehe Abschnitt: Wann ist eine
immer eigene Vorsicht walten zu lassen. Ein Beispiel dafür ist die Gefährdungsbeurteilung durchzuführen?
Inaugenscheinnahme eines Arbeitsmittels vor der Verwendung. Hinweis: Einige Verordnungen regeln bereits, dass die
Prinzipiell genügt es, wenn eine Schutzmaßnahme das Gefährdungsbeurteilung spätestens nach zwei Jahren auf
Risiko soweit verringert, dass die Gefährdung annehmbar Aktualität überprüft werden muss.
erscheint. Jedoch sollte auch in solchen Fällen immer wieder
überprüft werden, ob doch noch besser geeignete Maßnah- Dokumentation
men verfügbar wären. Die Gefährdungsbeurteilung ist schriftlich zu dokumentie-
ren. Auch hier ist nicht vorgeschrieben, welches Format ver-
5. Durchführen der Maßnahmen wendet wird.
Bisher besteht die Maßnahme lediglich auf dem Papier, jetzt Aus der Dokumentation müssen hervorgehen:
muss sie verwirklicht werden. Beispiele dafür sind:
• das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung
• Ein Gefahrstoff (z. B. ein Kleber) wird durch einen • die festgelegten Maßnahmen
weniger gefährlichen Kleber ersetzt. • das Ergebnis ihrer Überprüfung
• Eine Schutzvorrichtung wird konstruiert, gebaut und
angebracht. Das Formular Gefährdungsbeurteilung (Abb. 3.10), kann
• Die Sicherheitsschuhe werden eingekauft und ausgegeben. dabei unterstützen. Sinnvollerweise wird dieses an die
• Die Beschäftigten werden unterwiesen. betrieblichen Besonderheiten angepasst.
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§ 12 ArbSchG während deren Arbeitszeit ausreichend und über die bezüglich der Benutzung des Arbeitsmittels vorlie-
angemessen über Gefährdungen am Arbeitsplatz und über genden Erfahrungen enthalten.“ Auch hier kann es notwen-
die notwendigen Schutzmaßnahmen unterweisen. Ziel ist dig sein, die Betriebsanweisung in eine andere Landesspra-
es, ein sicherheits- und gesundheitsgerechtes Verhalten der che zu übersetzen.
Beschäftigten zu erreichen und zu erhalten. Ebenso sollten die tatsächliche Arbeitsausführung beschrie-
ben und dabei relevante Sicherheitshinweise gegeben werden.
Betriebsanweisungen Manche Verordnungen schreiben Aufbau und Inhalt der
Nicht immer kann die Sicherheit von Beschäftigten allein Betriebsanweisungen vor. Die entsprechenden technischen
durch technische Schutzmaßnahmen gewährleistet werden. Regeln, z. B. TRGS für Gefahrstoffe, erläutern dieses. Unter
Dann müssen ergänzend organisatorische Maßnahmen www.gda-orgacheck.de kann auf eine Reihe von Formularen
und Festlegungen zum sicherheitsgerechten Verhalten der zurückgegriffen werden.
Beschäftigten getroffen werden. Diese Maßnahmen und Betriebsanweisungen sollte der jeweils Fachkundige –
Ergänzungen sind für den konkreten Einzelfall in Betriebs- in Absprache mit der zuständigen Führungskraft – erstel-
anweisungen zusammenzufassen. Ebenso können Hinweise len. Deshalb kann es allgemeingültige und fachspezifische
des Herstellers einbezogen werden. Betriebsanweisungen geben.
Betriebsanweisungen sind deshalb „Anweisungen und
Angaben des Betreibers bzw. Verwenders von Einrichtungen, Beispiele für allgemeingültige Betriebsanweisungen sind:
technischen Erzeugnissen, Arbeitsverfahren, Stoffen oder
Zubereitungen an seine Mitarbeiter mit dem Ziel, Unfälle • Maßnahmen der Ersten Hilfe
und Gesundheitsrisiken zu vermeiden“ (BGHM 2012). • Verhalten im Alarmfall
Die Betriebsanweisungen können erst erstellt werden, • Verkehrsregeln im Betrieb
wenn die Gefährdungsbeurteilung vorliegt, und sie dienen
zur Unterweisung der Beschäftigten. Die Beschäftigten sind Beispiele für fachspezifische Betriebsanweisungen sind:
gemäß § 15 (1) ArbSchG verpflichtet, die Betriebsanweisun-
gen einzuhalten. • Arbeiten an der Maschine X
Betriebsanweisungen sind für vielerlei Objekte zu erstel- • Arbeiten mit dem Gefahrstoff Y
len. Um dies gut zu erkennen, werden unterschiedliche • Gestalten des Bildschirmarbeitsplatzes
Farben Tab. 3.2 verwendet:
Gemäß § 14 Biostoffverordnung ist eine schriftliche Die Betriebsanweisungen sind an geeigneter Stelle bereitzu-
Betriebsanweisung arbeitsbereichs- und biostoffbezogen zu halten. Fachspezifische Betriebsanweisungen sollten daher
erstellen. Dies gilt für jeden Biostoff, der mindestens eine nahe der jeweiligen Tätigkeit und bei der zuständigen Füh-
Krankheit beim Menschen auslösen kann. rungskraft (z. B. im Meisterbüro) vorhanden sein. Wenn ein
Gemäß § 14 Gefahrstoffverordnung ist eine schriftliche betriebliches Qualitätsmanagementsystem besteht, könnten
Betriebsanweisung in einer für die Beschäftigten verständ- die Betriebsanweisungen in der Dokumentenlenkung gere-
lichen Form und Sprache zu erstellen. Deshalb kann es not- gelt sein. Ein Muster, das den betrieblichen Gegebenheiten
wendig sein, die Betriebsanweisung in eine andere Landes- angepasst werden kann, ist unter Abb. 3.11. zu finden
sprache zu übersetzen.
Gemäß § 9 Betriebssicherheitsverordnung müssen den Unterweisung
Beschäftigten, soweit erforderlich, Betriebsanweisungen Aus vielen Regelungen des Gesetzgebers und der Unfallver-
für die bei der Arbeit benutzten Arbeitsmittel in für sie ver- sicherungsträger ergibt sich die Pflicht zur Unterweisung.
ständlicher Form und Sprache zur Verfügung stehen. „Die Unterweisungen sind erstmalig vor Aufnahme der Tätigkeit
Betriebsanweisungen müssen mindestens Angaben über die durchzuführen. In diesem Fall wird von einer Erstunter-
Einsatzbedingungen, über absehbare Betriebsstörungen und weisung gesprochen. Damit soll erreicht werden, dass ein
Beschäftigter von Anfang an weiß, wie er sich sicherheitsge-
recht zu verhalten hat. Wiederholungsunterweisungen sind
Tab. 3.2 Verschiedene Farben für unterschiedliche Arten der immer dann durchzuführen, wenn es nötig ist.
Betriebsanweisung
Beispiele dafür sind:
Objekt oft gewählte Farbe
Biostoffe grüne oder pinke Ausführung • beobachtetes sicherheitswidriges Fehlverhalten
Gefahrstoffe orange Ausführung • aufgetretene Arbeitsunfälle, Beinaheunfälle oder Berufs-
Arbeitsmittel, z. B. Maschinen blaue Ausführung
krankheiten
• ungewöhnliche oder selten vorkommende Arbeiten
Tätigkeiten und Arbeitsabläufe blaue Ausführung
• hohe Gefährdung liegt vor
24 3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
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Wiederholungsunterweisungen sind ferner in regelmäßigen 1. Zuerst muss die Gefährdungsbeurteilung erstellt sein,
Abständen durchzuführen. Die Unfallversicherungsträger dann können Unterweisungen (meist in Bezug auf die
sprechen von einmal im Jahr. Die Unterweisungen müssen Betriebsanweisungen) erfolgen.
gemäß § 4 DGUV Vorschrift 1 dokumentiert werden. 2. Dann ist der Unterweisungsbedarf zu ermitteln: Alle Perso-
Die Pflicht zur Unterweisung liegt beim Unternehmer. nen sind zu unterweisen, welche von der Gefährdung betrof-
In der Regel beauftragt er die jeweiligen Führungskräfte fen sind.
damit, die Unterweisungen durchzuführen. Diese sollten das 3. Unterweisungen mit Grobthemen erstellen: z. B. zu
Wissen der Beschäftigten nutzen und können auf das Wissen –– Rechten und Pflichten der Mitarbeiter
von Experten, wie z. B. der Fachkraft für Arbeitssicherheit –– Verhalten bei Unfällen
und den Betriebsarzt, zurückgreifen. So ist es oftmals sinn- –– vorbeugende Brandschutzmaßnahmen und Verhalten
voll, während der Unterweisung eine Arbeitsausführung von im Brandfall
einem betrieblich versierten Mitarbeiter zeigen und erklären –– Erste Hilfe (Einrichtungen und Organisation)
zu lassen. Unterweisungen können in verschiedenen Formen –– Verkehrssicherheit
durchgeführt werden. Dies können Einzelunterweisun- –– Ladungssicherung
gen am Arbeitsplatz, Kleingruppenunterweisungen bis hin –– persönliche Schutzausrüstungen
zu Unterweisungen größerer Gruppen in einem größeren –– Suchtmittel am Arbeitsplatz (Medikamente, Drogen,
Raum, z. B. in der Kantine, sein. Auch die Zeitdauer für eine Alkohol)
Unterweisung kann unterschiedlich sein. Allgemein sollten –– arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch psychi-
30 Minuten nicht überschritten werden. Das kann bedeuten, sche Belastung
dass wichtige Themen geteilt werden müssen. Kürzere, dafür –– Hautschutz, Hautreinigung, Hautpflege
häufigere Unterweisungen – möglichst direkt am Arbeits- –– Lärm
platz – sind meist effektiver als längere Unterweisungen, die –– Heben und Tragen
einmal jährlich stattfinden und viele Themen umfassen. –– Transportarbeiten
–– elektrische Betriebsmittel
–– Anschlagen von Lasten
Beispiel: –– Umgang mit Maschinen
In einem Unternehmen mittlerer Größe mit Zwei- –– Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
Schicht-Betrieb nutzt der Vorarbeiter den Schichtwech- –– hoch gelegene Arbeitsplätze
sel. Er bespricht mit seinen Mitarbeitern täglich in einem 4. Unterweisungsthemen festlegen und eigene Vorbereitung:
„5-Minuten-Gespräch“ ein wichtiges Thema. Innerhalb Je nachdem, wie lange die Unterweisung dauern soll,
eines Jahres werden sich wichtige Themen öfter wieder- können die genannten Themen einzeln oder verbunden,
holen und sich deshalb stärker einprägen. sogar geteilt behandelt werden.
5. Informationen/Stoff sammeln:
Tabelle 3.3 zeigt die zehn Schritte zur erfolgreichen Quellen für die Informationsbeschaffung können u. a. sein:
Unterweisung. –– Arbeitsunfälle und Beinaheunfälle, arbeitsbedingte
Erkrankungen
Tab. 3.3 10 Schritte zu einer erfolgreichen Unterweisung –– Herstellerinformationen, Produktbeschreibungen
–– BG-DVD, Vorschriften, Regeln und Informationen
Gefährdungsermittlung im
–– Betriebsanweisungen
Verantwortungsbereich
Planungsphase –– Fachkräfte für Arbeitssicherheit, interne oder externe
Unterweisungsbedarf ermitteln
Fachleute, Sicherheitsbeauftragte, Kollegen …
Unterweisungen mit Grobthemen erstellen 6. Lernziele aufstellen: Jeder Unterweiser verfolgt mit einer
Unterweisungsthemen festlegen und eigene Unterweisung bestimmte Ziele. Diese beschreibt er in
Vorbereitung Lernzielen. Diese Lernziele beschreiben:
Informationen/Stoff sammeln –– die vorweggenommene Formulierung einer angestreb-
Vorbereitungsphase
Lernziele aufstellen ten Verhaltensänderung
Stoffmenge reduzieren/anpassen –– das erwartete Endverhalten nach einer Unterweisung
Unterweisungskonzept erstellen –– die Eigenschaften (Wissen, Fähigkeiten, Einstellun-
gen), welche die Mitarbeiter nach der Unterweisung
Unterweisung durchführen Durchführungs- und
erworben haben
Erfolgskontrollen durchführen Kontrollphase
–– eine konkrete Arbeitssituation
26 3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
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verschiedenen Vermittlungswegen durchgeführt werden. übertragenen Aufgaben und muss betrieblich abgeschätzt
Sie können auf Vortrag, Lehrgespräch, Gruppenarbeit werden. Jedoch ist Arbeitsschutz eine Aufgabe, der stetig
basieren. nachgegangen werden muss und die sich nicht in Form
von Projekten bearbeiten lässt.
10. Erfolgskontrollen durchführen: Mittels Nachahmens oder
Frage-und-Antwort-Spielen kann der Unterweisende eine In vielen Fällen bietet es sich an, finanzielle Mittel bereits in
Erfolgskontrolle durchführen. DV-gestützte Programme den jährlichen Budgetplanungen zu berücksichtigen.
bieten in der Regel auch Lernzielkontrollen an. Die Unfallversicherungsträger sprechen im Zusammen-
hang mit den Organisationspflichten oft vom Prinzip der
Abbildung 3.12 zeigt einen sinnvollen Unterweisungsablauf: A-O-K: Auswahl, Organisation, Kontrolle.
Die Unterweisung wird von Teilnehmern bestätigt (Abb. 3.13). Der Arbeitgeber kann also geeignete und zuverlässige
Personen auswählen und die Rahmenbedingungen schaffen,
damit diese ihre übertragenen Arbeiten organisieren können.
3.3 Pflichtenübertragung Er muss kontrollieren, ob die übertragenen Aufgaben sach-
und fachgerecht erledigt werden und ggf. Konsequenzen
Der Arbeitgeber braucht nicht alle Aufgaben des Arbeits- ziehen. Ungeachtet der hier beschriebenen Pflichtenübertra-
schutzes selbst durchzuführen, allerdings bleibt er immer gung haben Personen mit leitender Funktion bereits durch
3.3 Pflichtenübertragung27
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8QWHUQHKPHQ
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diese eine umfassende Verantwortlichkeit im Arbeitsschutz Branchen anhand des jeweiligen Gefährdungspotenzials ein-
im Betrieb. deutig in eine von drei Betreuungsgruppen eingeordnet.
Dabei wird zwischen hoher (Gruppe I), mittlerer (Gruppe II)
und niedriger Gefährdung (Gruppe III) unterschieden.
3.4 Bestellung von Beauftragten Für jede Betreuungsgruppe gibt es eine Grundeinsatzzeit.
Diese ist als Summe der Einsatzzeit von Betriebsarzt und
3.4.1 Fachkraft für Arbeitssicherheit und Fachkraft für Arbeitssicherheit pro Beschäftigtem/r und Jahr
Betriebsarzt zu erbringen (Tab. 3.5). Somit sind die Grundeinsatzzeiten
gleich, unabhängig davon, bei welchem Unfallversiche-
Eine weitere Aufgabe des Arbeitgebers ist nach Arbeitssi- rungsträger ein Betrieb der jeweiligen Branche versichert ist.
cherheitsgesetz (ASiG) die Bestellung einer Fachkraft für Mit der Grundbetreuung soll sichergestellt werden, dass
Arbeitssicherheit und eines Betriebsarztes. Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit den über-
Für Arbeitgeber in Deutschland ist es verpflichtend, sich greifenden und in jedem Betrieb vorkommenden Aufgaben
von Experten zum Arbeitsschutz beraten zu lassen. Diese nachkommen können. Die Aufteilung der Grundeinsatzzeit
Experten sind vor allem Fachkräfte für Arbeitssicherheit zwischen Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit
(auch: Sicherheitsfachkräfte, oder kurz Sifa) und Betriebs- hat der Unternehmer eigenverantwortlich – unter Mitwir-
ärzte. Sie können sowohl intern als auch extern beauftragt kung des Betriebsrates – vorzunehmen. Beachten muss er
werden. Sicherheitsfachkräfte und Betriebsärzte beraten den dabei, dass die Einsatzzeit einer Fachdisziplin 20 Prozent der
Unternehmer und unterstützen ihn dabei, seiner Verantwor- Grundeinsatzzeit bzw. 0,2 Stunden pro Beschäftigtem/r und
tung adäquat nachzukommen. Dabei sind aber weder Sicher- Jahr nicht unterschreiten darf.
heitsfachkräfte noch Betriebsärzte weisungsbefugt! Mit der zusätzlichen betriebsspezifischen Betreuung wird
Jeder Arbeitgeber muss eine Fachkraft für Arbeitssicher- die Passung zwischen Betreuungsumfang und betrieblichen
heit und einen Betriebsarzt bestellen oder verpflichten. Die Erfordernissen gewährleistet.
Betriebsgröße spielt dabei keine Rolle, es muss lediglich Die Aufgaben für die betriebsärztliche und sicherheits-
mindestens ein Arbeitnehmer beschäftigt sein. Die DGUV technische Betreuung lassen sich anhand detaillierter Leis-
Vorschrift 2 konkretisiert die Vorgaben des ASiG. Im Fokus tungskataloge ableiten. Daraus ergeben sich der notwendige
steht der Betreuungsbedarf der Unternehmen durch Betriebs- Aufwand und die personellen Ressourcen des Betriebes.
ärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit, der sich nach den In Anhang 4 der Vorschrift werden die Leistungskataloge
betrieblichen Gefährdungen und Bedürfnissen richtet. konkretisiert. Sie bestehen aus vier übergeordneten Themen-
Zwei Elemente bilden die betriebsärztliche und sicher- feldern mit insgesamt 16 Aufgabenfeldern:
heitstechnische Gesamtbetreuung (vgl. Tab 3.4):
• regelmäßig vorliegende betriebsspezifische Unfall- und
• die Grundbetreuung, für die in der Unfallverhütungs- Gesundheitsgefahren, Erfordernisse zur menschen-
vorschrift Einsatzzeiten vorgegeben werden, gerechten Arbeitsgestaltung (i. d. R. dauerhaft) mit 8
• die betriebsspezifische Betreuung, die zusätzlich Aufgabenfeldern
erbracht werden und durch jeden Betrieb selbst anhand der • betriebliche Veränderungen in den Arbeitsbedingun-
jeweiligen Gefährdungen und Bedürfnisse zu ermitteln ist. gen und in der Organisation (i. d. R. temporär) mit 5
Aufgabenfeldern
Bei der Festlegung der Grundbetreuung wurde darauf • externe Entwicklung mit spezifischem Einfluss auf
geachtet, dass vergleichbare Betriebe bei der Ermittlung der die betriebliche Situation (i. d. R. temporär) mit 2
Einsatzzeiten auch gleich behandelt werden. Alle Unfall- Aufgabenfeldern
versicherungsträger haben dazu in einer Liste mit Wirt- • betrieblicheAktionen, Programme und Maßnahmen (i. d. R.
schaftszweigen (WZ-Schlüssel) die bei ihnen versicherten temporär) – mit einem Aufgabenfeld
Gesamtbetreuung
Grundbetreuung feste Einsatzzeiten pro Beschäftigtem
Höhe orientiert sich am Gefährdungspotenzial der Branche (Wirtschaftszweig-Schlüssel oder WZ-Schlüssel)
definiert als Summe Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit
Betriebsspezifische Betreuung Leistungskataloge
verbindlich zu ermitteln und mit Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit zu vereinbaren
Aufwand orientiert sich an den individuellen betrieblichen Gefährdungen
3.4 Bestellung von Beauftragten31
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Einsatzzeiten mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und 1. Ermitteln Sie Ihre Betriebsart (WZ-Schlüssel).
dem Betriebsarzt abgesprochen werden. Abbildung 3.15 2. Stellen Sie die Summe der Einsatzzeiten entsprechend
zeigt einen bewährten Ablauf. der Betriebsart für die Grundbetreuung fest.
32 3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
3. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Aufgaben Ermittlung der Anzahl der Sicherheitsbeauftragten
der Grundbetreuung (Aufgabenfelder der Grundbe- Die erforderliche Anzahl von Sicherheitsbeauftragten ergibt
treuung). sich aus § 20 DGUV Vorschrift 1. Anhand von fünf verbind-
4. Bewerten Sie die Aufgaben hinsichtlich der betrieb- lichen Kriterien bestimmt der Unternehmer die Anzahl der
lichen Betreuungserfordernisse und ermitteln Sie die Sicherheitsbeauftragten für seinen Betrieb. Gemäß DGUV
konkreten Leistungen pro Aufgabenfeld. Regel 100-001 „Grundsätze der Prävention“ sind folgende 5
5. Teilen Sie die Einsatzzeiten nach Fachdisziplin auf Kriterien zur Bestimmung der Anzahl der Sicherheitsbeauf-
(Betriebsarzt und Sicherheitsfachkraft). tragten verbindlich heranzuziehen.
Unter Abb. 3.16 finden Sie eine Vorlage für die Bestellung einer 1. Unfall- und Gesundheitsgefahr
Fachkraft für Arbeitssicherheit, unter Abb. 3.17 eine Vorlage Das erste Kriterium der Unfallverhütungsvorschrift
für die Bestellung einer Betriebsärztin/eines Betriebsarztes. bezieht sich auf die bestehende Unfall- und Gesund-
heitsgefahr im Unternehmen und zielt auf die Gefähr-
dungsbeurteilung ab, die der Unternehmer nach § 5
3.4.2 Bestellung von Sicherheitsbeauftragten Arbeitsschutzgesetz zu erstellen hat.
(Sibe) 2. Räumliche Nähe
Das zweite Kriterium ist die räumliche Nähe der
Gemäß Sozialgesetzbuch VII hat der Arbeitgeber in Betrie- Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten. Räumli-
ben mit mehr als 20 Beschäftigten die Aufgabe, Sicherheits- che Nähe ist gegeben, wenn die Sicherheitsbeauftragten
beauftragte zu bestellen. Die Aufgabe der Sicherheitsbeauf- im gleichen Arbeitsbereich wie die Kollegen tätig sind,
tragten ist es, zum Beispiel im Lager, im Büro oder in der Schule.
Sind die Beschäftigten an unterschiedlichen Arbeits-
• den Unternehmer bei der Durchführung der Maßnahmen plätzen oder in verschiedenen Gebäuden tätig, muss
zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankhei- geprüft werden, ob die Sicherheitsbeauftragten auch
ten zu unterstützen, dort agieren können.
• sich vor allem von dem Vorhandensein und der ordnungs- 3. Zeitliche Nähe
gemäßen Benutzung der vorgeschriebenen Schutzeinrich- Kriterium 3 zielt auf die zeitliche Nähe der zuständi-
tungen und persönlichen Schutzausrüstungen zu überzeu- gen Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten ab.
gen und Liegt zum Beispiel Schichtarbeit vor, ist es angemessen,
• auf Unfall- und Gesundheitsgefahren für die Versicherten dass der Unternehmer einen Sicherheitsbeauftragten pro
aufmerksam zu machen. Schicht bestellt.
4. Fachliche Nähe
Der Unternehmer hat Das vierte Kriterium betrifft die fachliche Nähe der
Sicherheitsbeauftragten zu den Beschäftigten. Es sollen
• den Sicherheitsbeauftragten Gelegenheit zu geben, ihre nur Sicherheitsbeauftragte bestellt werden, die im
Aufgaben zu erfüllen, insbesondere in ihrem Bereich an Arbeitsbereich dauerhaft gleichen oder vergleichbaren
den Betriebsbesichtigungen sowie den Untersuchungen Tätigkeiten wie die anderen Beschäftigten nachgehen.
von Unfällen und Berufskrankheiten durch die Aufsichts- Zudem müssen sie die Kolleginnen oder Kollegen kennen
personen der Unfallversicherungsträger teilzunehmen; sowie ihre Qualifikation, Kenntnisse und Erfahrungen
den Sicherheitsbeauftragten sind die hierbei erzielten einschätzen können.
Ergebnisse zur Kenntnis zu geben, 5. Anzahl der Beschäftigten – Vorgabe des Gesetzgebers
• dafür zu sorgen, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit Das letzte Kriterium betrifft die Anzahl der Beschäftig-
und Betriebsärzte mit den Sicherheitsbeauftragten eng ten. Die notwendige Zahl von Sicherheitsbeauftragten
zusammenarbeiten, richtet sich nach der Ausdehnung des Arbeitsbereiches
• den Sicherheitsbeauftragten zu ermöglichen, an Aus- und sowie nach der Anzahl der Beschäftigten. In Unterneh-
Fortbildungsmaßnahmen des Unfallversicherungsträgers men mit mehr als 20 Beschäftigten muss der Unter-
teilzunehmen, soweit dies im Hinblick auf die Betriebsart nehmer Sicherheitsbeauftragte in erforderlicher Anzahl
und die damit für die Versicherten verbundenen Unfall- bestellen.
und Gesundheitsgefahren sowie unter Berücksichtigung
betrieblicher Belange erforderlich ist. Abbildung 3.18 stellt ein Beispiel für die Ermittlung der
Anzahl der Sicherheitsbeauftragten dar.
Die Sicherheitsbeauftragten dürfen wegen der Erfüllung der Unter Abb 3.19 Seite 1 und Seite 2 finden Sie eine Vorlage
ihnen übertragenen Aufgaben nicht benachteiligt werden. zur Bestellung von Sicherheitsbeauftragten.
3.4 Bestellung von Beauftragten33
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Je nach betrieblicher Situation bzw. entsprechenden Ausbildung zur Ersten Hilfe ermächtigten Stelle ausgebil-
Rechtsverordnungen kann das Bestellen zusätzlicher Verant- det worden sind oder über eine sanitätsdienstliche/rettungs-
wortlicher erforderlich sein. dienstliche Ausbildung oder eine abgeschlossene Ausbil-
dung in einem Beruf des Gesundheitswesens verfügen.
Ersthelfer werden in einem Erste-Hilfe-Lehrgang aus-
3.4.3 Bestellung von betrieblichen Ersthelfern gebildet. Wichtig ist auch, dass Ersthelfer über aktuelles
Wissen verfügen. Dazu hat der Arbeitgeber dafür zu sorgen,
Der Einsatz betrieblicher Ersthelfer ist in der DGUV Vor- dass die Ersthelfer in der Regel in Zeitabständen von zwei
schrift 1 geregelt. Danach hat der Unternehmer dafür zu Jahren fortgebildet werden. Der Arbeitgeber hat sich Nach-
sorgen, dass für die Erste-Hilfe-Leistung Ersthelfer mindes- weise über die Fortbildung vorlegen zu lassen.
tens in folgender Zahl zur Verfügung stehen: bei Sollten im Betrieb besondere Gefährdungen (z. B. aufgrund
a) 2 bis zu 20 anwesenden Versicherten (Beschäftigten) ein von Gefahrstoffen) vorliegen, die im Notfall besondere Maß-
Ersthelfer, nahmen erforderlich machen, die nicht Gegenstand der allge-
b) mehr als 20 anwesenden Versicherten (Beschäftigten) 10 % meinen Ausbildung der Ersthelfer sind, muss der Arbeitgeber
(in Verwaltungs- und Handelsbetrieben 5 %). für die erforderliche zusätzliche Aus- und Fortbildung sorgen.
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20 Stunden mit 0,5 und solche mit nicht mehr als 30 Stunden • Teilnahme aller oder mehrerer Sicherheitsbeauftragten
mit 0,75 zu berücksichtigen. Unter Berücksichtigung der Unternehmensgröße und der
Durch die Arbeit des ASA soll das Ziel erreicht werden, Betriebsorganisation werden alle oder mehrere Sicher-
die Zusammenarbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und heitsbeauftragte aus verschiedenen Produktionsbereichen
Gesundheitsschutz befassten Stellen und Personen zu als Ausschussmitglieder berufen.
organisieren. Dabei tritt der ASA gemäß § 11 ASiG min-
destens einmal im Quartal zusammen. Damit sollen die Zu den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses können
betrieblichen Aktivitäten im Arbeitsschutz gebündelt und je nach Erforderlichkeit weitere Personen hinzugezogen
institutionalisiert werden. Im ASA versammeln sich die werden. Dies können sowohl innerbetriebliche (z. B. Brand-
Arbeitsschutzfachleute des Betriebes zum Informations- schutzbeauftragte, Strahlenschutzbeauftragte, Immissions-
austausch und zur Abstimmung entsprechender Arbeits- schutzbeauftragte, Gewässerschutzbeauftragte, Laserschutz-
schutzaktivitäten. Damit wird der ASA zu einem wichti- beauftragte, Schwerbehindertenbeauftragte etc.) als auch
gen Gremium, um die Führungskräfte und den Arbeitgeber außerbetriebliche Fachleute sein (z. B. Aufsichtspersonen
in allen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu der Berufsgenossenschaften etc.).
unterstützen. Hier werden Planungen und Umsetzungen,
z. B. der konkrete Ablauf der Gefährdungsbeurteilung, Aufgaben des ASA
vorangetrieben und Maßnahmen und Umsetzungsschritte Der ASA hat die Aufgabe, Anliegen des betrieblichen Arbeits-
koordiniert. schutzes und der Unfallverhütung zu beraten. Durch die Ein-
richtung eines ASA soll erreicht werden, dass die Zusammen-
Zusammensetzung des ASA arbeit der im Betrieb mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz
Beim ASA handelt es sich um ein Gremium, das in festge- befassten Stellen organisiert und institutionalisiert wird.
legter Zusammensetzung in einer gewissen Regelmäßigkeit Im ASA versammeln sich die Arbeitsschutzfachleute des
und bei aktuellen Anlässen zusammentritt. Die Zusammen- Betriebs zum Informationsaustausch und zur Zusammen-
setzung, wie sie im Gesetz vorgesehen ist, leitet sich aus arbeit. Die Verantwortlichen im Betrieb werden damit in
seiner Funktion als betriebliche Gesprächsplattform für allen Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschut-
Arbeits- und Gesundheitsschutzfragen ab. Der ASA setzt zes unterstützt. Hier wird bewertet, beraten und es werden
sich zusammen aus: Entscheidungen vorbereitet bzw. getroffen. Planungen, Maß-
nahmen und Schritte im Einzelnen können hier koordiniert
• dem Arbeitgeber oder einem von ihm Beauftragten, werden. Üblicherweise gewährleistet der ASA eine planvolle
• zwei vom Betriebsrat bestimmten Betriebsratsmitgliedern, Herangehensweise im Arbeitsschutz. Daher gehören z. B. fol-
• Betriebsärzten, gende (regelmäßige) Aufgaben zum Repertoire des ASA:
• Fachkräften für Arbeitssicherheit und
• Sicherheitsbeauftragten nach § 22 des Siebten Buches • Analyse des Unfallgeschehens einschließlich der arbeits-
Sozialgesetzbuch. bedingten Erkrankungen im Betrieb
• Beobachtung von Fehlzeiten und ggf. Fluktuation in den
Mit Ausnahme des Betriebsrates gibt es im Gesetz keine Betriebsbereichen
näheren Bestimmungen über die Zahl der Mitglieder. Sind • Auswertung der Gefährdungsbeurteilungen
im Unternehmen mehrere Fachkräfte für Arbeitssicherheit • Koordinierung von Maßnahmen
und Betriebsärzte tätig, so ist aus Erfahrung die jeweilige • Behandlung von Verbesserungsvorschlägen und Einga-
leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit bzw. der leitende ben der Mitarbeiter
Betriebsarzt Mitglied im Arbeitsschutzausschuss. Für Sicher- • Arbeitsschutz bei neuen bzw. neuartigen Arbeitsverfahren
heitsbeauftragte gibt es diese Funktion in der Regel nicht. In oder neuer Arbeits- und Gefahrstoffe
der Praxis gibt es daher in Abhängigkeit von der Gesamtzahl • neuartige persönliche Schutzausrüstungen
der Sicherheitsbeauftragten häufig folgende Varianten: • Beratung über Vorschläge für die Durchführung betriebli-
cher Arbeitsschutz-Schwerpunktprogramme, z. B.: inner-
• Rotation betrieblicher Transport, Ordnung und Sauberkeit, Haut-
Jeder Sicherheitsbeauftragte erhält nach einem festzule- schutz, Erste Hilfe
genden Verfahren die Möglichkeit zur Teilnahme an den • Beteiligung an der Durchführung und Auswertung der
Arbeitsschutzausschusssitzungen. regelmäßigen Betriebsrundgänge
• Sprecher der Sicherheitsbeauftragten • Beratung über Vorschläge für die Beteiligung an überbe-
Die Sicherheitsbeauftragten wählen aus ihrer Mitte einen trieblichen Arbeitsschutzkampagnen
Sprecher. Dieser ist u. a. Mitglied im Arbeitsschutzaus- • Beratung über Maßnahmen für besondere Personengrup-
schuss. Die Berufung erfolgt für einen zeitlich befristeten pen, z. B. geringfügig Beschäftigte, Auszubildende, neue
Zeitraum. Mitarbeiter, Schwerbehinderte, ausländische Arbeitnehmer
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen in der betrieblichen Praxis39
Der Arbeitgeber (oder eine von ihm beauftragte Person) lädt oder arbeitsvertraglichen oder kollektivrechtlichen Verein-
zu den ASA-Sitzungen ein. Die Ergebnisse der Sitzungen barungen (§ 2 Abs. 1 Nr. 5 ArbMedVV). Dies ist alleini-
sollten dokumentiert werden. ger Gegenstand einer Eignungsuntersuchung. Hier wird
In zahlreichen Unternehmen beschäftigt sich der ASA geprüft, ob der Beschäftigte die gesundheitlichen Anforde-
neben seinen gesetzlichen Aufgaben auch mit Themen rungen für seine Tätigkeit erfüllt und keine Bedenken gegen
aus dem Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung deren Ausübung bestehen. Sie erfolgt vorrangig im Interesse
und des betrieblichen Gesundheitsmanagements, auch des Arbeitgebers. Die Zulässigkeit der Eignungsuntersu-
wenn diese eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers chung richtet sich nach den Grundsätzen des allgemeinen
darstellen. Arbeitsrechts.
Damit ist der ASA die zentrale Kommunikations-
plattform für Themen des Arbeits- und Gesundheits-
schutzes, auf der sich unterschiedliche Funktionsträger 3.6.2 Arbeitsmedizinische Vorsorge
zu betrieblichen Herausforderungen austauschen. Dabei
steigt die Effektivität der Arbeit mit der Offenheit der Die arbeitsmedizinische Vorsorge dient der Beurteilung der
Auseinandersetzung. individuellen Wechselwirkungen von Arbeit und physischer
An dieser Stelle schließt sich auch der Kreis zu den Füh- und psychischer Gesundheit und der Früherkennung arbeits-
rungskräften. Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, die bedingter Gesundheitsstörungen (§ 2 Abs. 1 ArbMedVV).
betroffenen Führungskräfte fallweise in die Arbeit des ASA Die Vorsorge beinhaltet ein ärztliches Beratungsgespräch
einzubinden. Denn je intensiver dieser Personenkreis in Pla- mit sog. Anamnese, einschließlich der Arbeitsanamnese.
nungs- und Umsetzungsprozesse zum Arbeits- und Gesund- Körperliche oder klinische Untersuchungen sind möglich,
heitsschutz eingebunden wird, desto intensiver wird in der soweit diese für die individuelle Aufklärung und Beratung
Regel die Umsetzung vor Ort vorangetrieben. erforderlich sind. Voraussetzung ist allerdings, dass der oder
die Beschäftigte die Untersuchungen nicht ablehnt. Der
Betriebsarzt kann eine Untersuchung daher nur empfehlen.
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge Die Ablehnung ist für den Beschäftigten im Rahmen der
und Eignungsuntersuchungen in der ArbMedVV rechtlich folgenlos.
betrieblichen Praxis
▶▶ Hinweis: Die ArbMedVV wird durch die sog. Arbeitsmedi-
Nach § 11 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) muss der zinischen Regeln (AMR) weiter konkretisiert. AMR geben
Arbeitgeber seinen Beschäftigten ermöglichen, sich abhän- den Stand der Arbeitsmedizin und sonstige gesicherte
gig von der Gefährdungslage ihrer Tätigkeit regelmäßig arbeitsmedizinische Erkenntnisse wieder. Sie stehen unter
arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen. Diese allge- der folgenden Adresse zum kostenfreien Download zur
meine arbeitsschutzrechtliche Pflicht wird durch die Ver- Verfügung:
ordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Ausschuesse/
AfAMed/AMR/AMR-5-1.html
konkretisiert. Durch die Änderungen der ArbMedVV Ende
Bei Einhaltung der jeweiligen AMR kann der Arbeitgeber
2013 ist auch das bisher nur am Rande erörterte Thema der
davon ausgehen, dass die entsprechenden Anforderun-
betrieblichen Eignungsuntersuchung stärker in den Fokus
gen der Verordnung erfüllt sind (sog. Vermutungswirkung,
gerückt.
§ 3 Abs. 1 Satz 3 ArbMedVV). Wählt der Arbeitgeber eine
andere Lösung, muss er damit mindestens die gleiche
Sicherheit und den gleichen Gesundheitsschutz für die
3.6.1 Abgrenzung Vorsorge – Eignung Beschäftigten erreichen.
Grundsätzlich gilt:
Die arbeitsmedizinische Vorsorge ist primär auf das
Erkennen und Verhüten arbeitsbedingter Erkrankungen 3.6.3 Vorsorgeanlässe
gerichtet. Sie erfolgt vorrangig im Interesse des Beschäf-
tigten. Ziel ist die Aufklärung und Beratung des Beschäf- Die einzelnen Vorsorgeanlässe sind im Anhang der Arb-
tigten über die konkreten Gefahren seiner Tätigkeit und MedVV abschließend aufgezählt und werden unterteilt in:
deren mögliche Folgen für die Gesundheit. Eine Unter-
suchung kann, muss aber nicht Gegenstand der Vorsorge • Teil 1 – Tätigkeiten mit Gefahrstoffen (z. B. Umgang mit
sein. Asbest, Benzol);
Die arbeitsmedizinische Vorsorge umfasst ausdrücklich • Teil 2 – Tätigkeiten mit biologischen Stoffen einschließ-
nicht den Nachweis der gesundheitlichen Eignung für beruf- lich gentechnischen Arbeiten mit humanpathogenen Orga-
liche Anforderungen nach sonstigen Rechtsvorschriften nismen (z. B. Viren);
40 3 Planung und Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes
• Teil 3 – Tätigkeiten mit physikalischen Einwirkungen Schreiben an die betroffenen Beschäftigten dringend zu
(z. B. Hitze, Lärm, Lastenhandhabung, Zwangshaltungen, empfehlen. Hinweise zur Form der Angebote finden sich in
Fließbandarbeit); der AMR 5.1.
• Teil 4 – Sonstige Tätigkeiten (Atemschutzgeräte, Bild-
schirmarbeit). Wunschvorsorge
Die Wunschvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge,
Der Arbeitgeber muss anhand der Auflistung zunächst die nur auf Wunsch des oder der Beschäftigten ermöglicht
prüfen, ob die entsprechenden Tätigkeiten im Betrieb durch- werden muss (§ 5a ArbMedVV). Ein Verlangen des Beschäf-
geführt werden. Ist dies der Fall, muss er in einem zweiten tigten nach einer Wunschvorsorge ist ausgeschlossen, wenn
Schritt prüfen, welche Vorsorgeart für die jeweilige Tätigkeit aufgrund der Beurteilung der Arbeitsbedingungen und der
angezeigt ist. getroffenen Schutzmaßnahmen nicht mit einem Gesund-
heitsschaden zu rechnen ist.
3.6.4 Vorsorgearten
3.6.5 Nachgehende Vorsorge
Die ArbMedVV unterscheidet zwischen drei Vorsorgearten:
Pflichtvorsorge und Angebotsvorsorge sind in regelmäßigen
Pflichtvorsorge Abständen durchzuführen bzw. anzubieten. Die einzelnen
Die Pflichtvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge, die Zeitintervalle ergeben sich aus der AMR Nr. 2.1 „Fristen
bei bestimmten besonders gefährdenden Tätigkeiten vom für die Veranlassung/das Angebot von arbeitsmedizinischen
Arbeitgeber veranlasst werden muss (§ 4 ArbMedVV). Für Vorsorgeuntersuchungen“.
welche Tätigkeit eine Pflichtvorsorge zwingend durchgeführt
werden muss, ergibt sich abschließend aus dem Anhang zur
ArbMedVV (z. B. Tätigkeiten mit extremer Kältebelastung 3.6.6 Pflichten des Arbeitgebers
von −25 °C und kälter).
Der Arbeitgeber darf eine Tätigkeit nur ausüben lassen, Beauftragung eines geeigneten Arztes
wenn der oder die Beschäftigte an der Pflichtvorsorge teil- Der Arbeitgeber hat zur Durchführung der arbeitsmedizini-
genommen hat. Die Pflichtvorsorge muss vor Aufnahme der schen Vorsorge einen Arzt (mit Zusatzbezeichnung Arbeits-
Tätigkeit und anschließend in regelmäßigen Abständen ver- medizin oder Betriebsmedizin) zu beauftragen. Sinnvoller-
anlasst werden. weise wird der bereits bestellte Betriebsarzt beauftragt.
Die Pflichtvorsorge muss aktiv vom Arbeitgeber organi-
siert werden. Zu empfehlen sind persönliche Schreiben an Auskünfte an den Arzt
die betroffenen Beschäftigten, mit denen sie zur Teilnahme Der Arbeitgeber muss dem mit der Vorsorge beauftragten
an der Pflichtvorsorge aufgefordert werden. Bei der Formu- Arzt alle erforderlichen Auskünfte über die Arbeitsplatz-
lierung kann aber grundsätzlich auf die Hinweise zum Mus- verhältnisse erteilen, insbesondere zum Anlass der jeweili-
teranschreiben für die Angebotsuntersuchung zurückgegrif- gen Vorsorge und zu den Ergebnissen der Gefährdungsbe-
fen werden. urteilung. Er muss zudem die Begehung des Arbeitsplatzes
ermöglichen. Entsprechend ist auch der Arzt verpflichtet,
Angebotsvorsorge sich vor der Durchführung der arbeitsmedizinischen Vor-
Die Angebotsvorsorge ist die arbeitsmedizinische Vorsorge, sorge die notwendigen Kenntnisse über die Arbeitsplatzver-
die bei bestimmten gefährdenden Tätigkeiten angeboten hältnisse zu verschaffen.
werden muss (§ 5 ArbMedVV). Auch hier sind die Tätig-
keiten, bei denen der Arbeitgeber den Beschäftigten eine Vorsorgekartei
Vorsorge anbieten muss, abschließend im Anhang zur Arb- Der Arbeitgeber muss eine sog. Vorsorgekartei führen. Die
MedVV aufgelistet (z. B. Tätigkeiten an Bildschirmgeräten). Kartei kann auch automatisiert geführt werden. Sie muss
Die Angebotsvorsorge muss vor Aufnahme der Tätig- Angaben enthalten, dass, wann und aus welchen Anlässen
keit und anschließend in regelmäßigen Abständen angebo- eine arbeitsmedizinische Vorsorge stattgefunden hat. Die
ten werden. Wie bereits der Begriff der Angebotsvorsorge Angaben sind bis zur Beendigung des Beschäftigungsver-
verdeutlicht, entscheidet der Arbeitnehmer selbst, ob er das hältnisses aufzubewahren und anschließend zu löschen.
Angebot wahrnimmt. Auch wenn Beschäftigte das Angebot
nicht annehmen, muss der Arbeitgeber regelmäßig Ange- Kosten der Vorsorge
botsvorsorge anbieten. Die arbeitsmedizinische Vorsorge soll während der Arbeitszeit
Die Angebotsvorsorge muss ebenfalls durch den Arbeit- stattfinden. Die erforderlichen Kosten der Vorsorge trägt nach
geber aktiv organisiert werden. Auch hier sind persönliche allgemeinen Grundsätzen des Arbeitsschutzes der Arbeitgeber.
3.6 Exkurs: Arbeitsmedizinische Vorsorge und Eignungsuntersuchungen in der betrieblichen Praxis41
3.6.7 Wegfall der Liegt einer der beiden Anlässe vor, kann der Arbeitgeber
Unbedenklichkeitsbescheinigung kraft seines Direktionsrechts eine Eignungsuntersuchung
anordnen. Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, in die Untersu-
chung einzuwilligen und den beauftragten Arzt in Bezug auf
Der Arbeitgeber erhält bei Vorsorgemaßnahmen eine Mit- das Ergebnis der Untersuchung von seiner Schweigepflicht
teilung darüber, dass der Vorsorgetermin stattgefunden hat. freizustellen.
Er erhält keine Bescheinigung, ob gesundheitliche Beden-
ken gegen die weitere Ausübung der Tätigkeit bestehen. Der Turnusmäßige Eignungsuntersuchungen
Wegfall dieser sog. Unbedenklichkeitsbescheinigung gilt Der Arbeitgeber möchte durch turnusmäßige („anlasslose“)
auch für die Pflichtvorsorge (früher: Pflichtuntersuchung). Eignungsuntersuchungen sicherstellen, dass die Arbeits-
Der Arzt darf die Ergebnisse einer Untersuchung nicht an plätze mit gesundheitlich geeigneten Mitarbeitern besetzt
den Arbeitgeber weitergeben. werden, um Arbeitsunfälle und damit die Gefährdung von
Der Arzt hat die Erkenntnisse der arbeitsmedizinischen Kollegen, außenstehenden Dritten oder dem Eigentum des
Vorsorge auszuwerten. Ergeben sich Anhaltspunkte dafür, Arbeitgebers zu vermeiden. Anknüpfungspunkt für derartige
dass vorhandene Maßnahmen des Arbeitsschutzes nicht aus- Untersuchungen der gesundheitlichen Eignung sind daher
reichen, so hat der Arzt dies dem Arbeitgeber mitzuteilen nicht konkrete Verdachtsfälle oder der Wechsel einer Tätig-
und Maßnahmen des Arbeitsschutzes vorzuschlagen (§ 6 keit, sondern vielmehr das besondere Anforderungsprofil der
Abs. 4 Satz 2 ArbMedVV). Hält der Arzt aus medizinischen Tätigkeit.
Gründen, die ausschließlich in der Person des Beschäftigten Die Anordnung regelmäßiger Eignungsuntersuchungen
liegen, einen Tätigkeitswechsel für erforderlich, so bedarf bedarf ebenfalls einer gesonderten Rechtsgrundlage. Spe-
diese Mitteilung an den Arbeitgeber der Einwilligung des zialgesetzliche Grundlagen sind selten und nur für besonders
oder der Beschäftigten (§ 6 Abs. 4 Satz 3 ArbMedVV). Die exponierte Berufsgruppen vorhanden, etwa Piloten, Busfah-
Inhalte und das Verfahren für die Mitteilungen an den Arbeit- rer, Mitarbeiter im Röntgenbereich oder in Atomanlagen.
geber werden in der AMR Nr. 6.4 näher geregelt. Der Arbeitnehmer wird dadurch ausreichend geschützt,
dass der Arbeitgeber nur erforderliche und bestimmte Unter-
suchungen fordern darf. Der Umfang der Untersuchung
3.6.8 Eignungsuntersuchungen muss mit dem besonderen Anforderungsprofil der Tätig-
keit übereinstimmen und auch im Übrigen verhältnismä-
Eignungsuntersuchungen, die darauf abzielen, ob der Arbeit- ßig sein, d. h. geeignet, erforderlich und angemessen. Ein
nehmer für eine bestimmte Tätigkeit gesundheitlich geeignet berechtigtes Interesse des Arbeitgebers an einer regelmäßi-
ist, sind für die betriebliche Praxis von großer Bedeutung. gen Eignungsuntersuchung wird insbesondere bei besonders
gefährlichen Arbeiten gegeben sein, bei deren Ausübung
Rechtsgrundlage für Eignungsuntersuchungen besondere Gefährdungen von Kollegen oder der Allgemein-
Die verbindliche Anordnung von Eignungsuntersuchun- heit bestehen, z. B. Höhen- und Kletterarbeiten, Arbeiten mit
gen bedarf stets einer gesonderten Rechtsgrundlage. Ohne Atemschutz, Kälte- und Hitzearbeiten, Tätigkeit als Kran-
eine Rechtsgrundlage ist der Beschäftigte nicht verpflichtet, führer, relevante Fahr- und Steuerungstätigkeiten, Arbeiten
an einer Eignungsuntersuchung teilzunehmen. Der Arbeit- unter Hochspannung, Tätigkeit in der Werksfeuerwehr. Bei
geber ist in diesem Fall von der konkreten Einwilligung der Bewertung der Tätigkeit sollten stets die Ergebnisse
des Arbeitnehmers abhängig. Er hat keine Möglichkeit, die der Gefährdungsbeurteilung Abschn. 3.1.2 herangezogen
Teilnahme an der Eignungsuntersuchung personalrechtlich werden.
durchzusetzen.
Grundsätzlich gilt: Der Arbeitnehmer muss bei Vorliegen
eines berechtigten Interesses des Arbeitgebers eine ärztliche 3.6.9 Trennung von Vorsorge
Untersuchung seines Gesundheitszustandes dulden. und Eignungsuntersuchung
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Unter der Abb. 3.20 finden Sie eine Vorlage für einen arbeits-
medizinischen Vorsorgeplan.
Bewertung des Arbeits- und
Gesundheitsschutzsystems (AGS) 4
Axel Hofmann, Michael Pfeifer, Stephan Sandrock und Reinhard Walleter
Im folgenden Kapitel wird beschrieben, mit welchen Methoden bewertet werden kann, ob und wie erfolgreich
der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen eingerichtet worden ist. Vorgehensweisen für
Überprüfungen werden benannt. Entsprechende Hilfsmittel unterstützen bei der Durchführung.
4.1 Allgemeines Indikatoren zeigen, wie gut der betriebliche Arbeits- und
Gesundheitsschutz umgesetzt ist:
Die Forderung, die Maßnahmen zum Arbeits- und Gesund-
heitsschutz auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen, resul- • Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung, Übersicht noch
tiert aus § 3 ArbSchG. Sie ist eine konkret formulierte Anfor- nicht durchgeführter Maßnahmen
derung an den Arbeitgeber. Durch das Arbeitsschutzgesetz • Protokolle von Begehungen und Überprüfungen
ist nicht festgelegt, wie die Bewertung der Maßnahmen zum • Berichte und Protokolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit
Arbeits- und Gesundheitsschutz zu erfolgen hat. Das bedeu- • die vorgeschriebenen Jahresberichte von Fachkraft für
tet, dass es dem Arbeitgeber überlassen bleibt, in welcher Arbeitssicherheit und Betriebsarzt
Form er dies tut. In den nachfolgenden Punkten dieses • Protokolle des Arbeitsschutzausschusses
Kapitels ist dargelegt, wie eine Bewertung des betrieblichen • Ergebnisse der arbeitsmedizinischen Vorsorge
Arbeits- und Gesundheitsschutzsystems organisiert werden • Hinweise der Führungskräfte und Mitarbeiter
kann. Die beschriebene Struktur kann und soll in den einzel- • Berichte externer Institutionen (z. B. Unfallversiche-
nen Punkten den betrieblichen Belangen angepasst werden. rungsträger)
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Abb. 4.3 Bericht über das Systemaudit des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
4.5 Bewertung53
4.5 Bewertung
Es ist als Erfolg zu betrachten, wenn der Arbeitsschutz auf einem gleichbleibend hohen Niveau gehalten
werden kann. Dennoch ist nach § 3 ArbSchG eine Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes
der Beschäftigten anzustreben.
In folgendem Abschnitt sind verschiedene Möglichkeiten dargestellt, sich dem betrieblichen Arbeitsschutz
pragmatisch zu nähern. Mit diesen wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, sie zeichnen aber
realitätsnahe Situationen auf, wie sie z. B. Führungskräften begegnen können.
7.1 Abläufe und Vorgehensweisen • Sind schnelle oder hektische Bewegungen erkennbar?
Laufen Menschen, fahren Gabelstapler … ?
Anhand von kleinen Fallbeispielen wird dargestellt, wie mit • Sind Fremdfirmen erkennbar?
dem Arbeitsschutz angefangen werden kann und wie der Stand
des betrieblichen Arbeitsschutzes überprüft werden kann. Dann sieht sie sich um und stellt sich Fragen:
Fallbeispiel 3
Die Führungskraft beginnt mit einer Bestandsaufnahme:
• räumliche Flächen:
–– Sicherheitsbegehungen durchgeführt?
–– Wartungspläne und Reinigungspläne durchgeführt?
• Mitarbeiter:
–– Qualifikation ausreichend?
–– Eignung (Sehen, Hören, Lesen, Schreiben, Beweglich-
keit, Merkfähigkeit, Sprache …) vorhanden?
Ansprechpartner vor Ort
Verbände SACHSENMETALL
AGV Nord Unternehmensverband der Metall- und Elektroindustrie
Allgemeiner Verband der Wirtschaft Norddeutschlands e. V. Sachsen e. V.
Internet: www.agvnord.de Internet: www.vsme.de
AGVT Südwestmetall
Allgemeiner Arbeitgeberverband Thüringen e. V. Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württem-
Internet: www.agvt.de berg e. V.
Internet: www.suedwestmetall.de
bayme
Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. Unternehmensverband Saarland e. V. (UV Saar)
Internet: www.baymevbm.de Internet: www.uvsaar.de
Gesamtmetall vbm
Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V.
e. V. Internet: www.baymevbm.de
Internet: www.gesamtmetall.de
vem.die arbeitgeber
HESSENMETALL M+E, Industrie und Dienstleistungsverband Rheinland-
Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e. V. Rheinhessen e. V.
Internet: www.hessenmetall.de Internet: www.vem.diearbeitgeber.de